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Orte, Personen und Worte aus Silur

Bote von Karcanon 78 – Jahr der Katzen 442 n.P. - Seite 9

Kleine Kulturtexte aus den Notizen von Vosswange Osa, Pal da Echorsa der Kulturkammer Silurs im Widdermond 442 n.P.

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„Den Wallener Weg wählen“

Die Redensart „Den Wallener Weg wählen“ nimmt Bezug auf ein Ereignis in der Landschaft Wallen im Jahre 375 n.P.. Baronin Senja von Memmering hatte, der Fehden mit dem König von Silur müde, die Adelsopposition verlassen, sich König Brandur dem Weisen angeschlossen und ihr Heer mit dem seinen vereinigt. Die gemeinsame Streitmacht zog vor das Silurische Haus der Landgrafen von Wallen, einem weiteren Mitglied der Adelsopposition. Diese sahen sich nun von ihrer Verbündeten verlassen und einem überlegenen Heer gegenüber. Derart bedrängt wählten sie den Wallener Weg, kapitulierten, akzeptierten eine Geldstrafe, erkannten König Brandur an und durften ihren Besitz behalten. Der Wallener Weg ist also, je nach Standpunkt, der Verrat einer unterlegenen eigenen Position, also Mangel an Standhaftigkeit oder auch die Anerkennung des Faktischen, verbunden mit geringen Verlusten, im Wesentlichen unter Bewahrung des Besitzstandes, also politische Klugheit.

„Es regnet Parder“

„Es regnet Parder“ ist eine vor allem im Bergland Cryon und im Sumpfland Callen auf Silur verbreitete Redewendung. Sie nimmt darauf Bezug, dass Regenparder in diesen Ländern nur bei dichtem Landregen gesehen werden und der Volksglaube meint, es regnet sie bei diesem Wetter vom Himmel. So beschreibt die Redensart einen dichten Landregen.

„Komme Wetter oder Wergols“

Wetter, hier sind Unwetter gemeint und Wergols, die gefürchteten Eroberer Silurs im Jahr des Feuers 407 n.P. werden beispielhaft als Umstände genannt, die an der Gültigkeit einer Zusage nichts ändern. „Komme Wetter oder Wergols“ heißt „auf alle Fälle, „ganz bestimmt“.

„Wollen wir einander Gastgeber sein?“

Die Frage „Wollen wir einander Gastgeber sein?“ ist eine in Silur verbreitete freundliche Aufforderung an eine Zufallsbegegnung auf der Reise Speisen und Getränke miteinander zu teilen. Sie ist vor allem in abgelegenen Regionen Silurs verbreitet, in denen Menschen selten sind und gegenseitige Unterstützung bei einem primitiven Nachtlager wichtig. Zugleich ist der Gruß und dessen Erwiderung ein formaler Rechtsakt, der die Grüßenden zu einer temporären Hausgemeinschaft mit gegenseitigem Gastrecht und Gastpflicht vereint.

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„Wir wollen einander Zuhause sein“

Die in Silur übliche Formel „Wir wollen einander Zuhause sein“ vereint die Sprecher auch formaljuristisch zu einer beständigen Hausgemeinschaft. Sie ist vor allem im Kreis der Freien Familien Silurs verbreitet und garantiert dauernde Aufnahme in die Gemeinschaft eines Silurischen Hofes. Sie verpflichtet zur Gütergemeinschaft, die aber entsprechend des lokalen Brauchtums individuellen Besitz in unterschiedlichem Umfang zulässt, zur Verteidigungsgemeinschaft, zur gemeinsamen Arbeit, zur Bereitstellung von Unterkunft und Kleidung und zur Mahlsgemeinschaft. Alleine den Beitrittsschwüren einzelner Kheitara, der Ehe und der Eltern- und Kindschaft wird ein höherer Rang eingeräumt. Außerhalb der Freien Familien, etwa im Jungen Belfalas werden mit dieser Formel gelegentlich Lebens- und Hausgemeinschaften gegründet.

Freiort

Als Freiort bezeichnet man in Silur eine Siedlung, das kann ein Haus, ein Heiligtum, die Siedlung einer schamanischen oder druidischen Gemeinschaft sein, welche nicht Teil eines Adelslandes und nicht Teil eines Gebietes ist, welches von Freien Familien beansprucht wird. Zumeist sind sie winzig, aber auch die Metropole Belfalas die Magierakademie ALMAKAN und der Große Tempel Krangos sind Freiorte. Sie sind territorial gewöhnlich einer Landschaft zugeordnet, waren aber niemals, auch nicht formal, der Adelsfamilie dieser Landschaft unterstellt. Ein Freiort kann, vor allem, wenn er von einer druidischen Gemeinschaft bewohnt wird, im Wildland liegen, ist aber gewöhnlich dem Nutzland zugeordnet. Wegen ihrer meist geringen Größe entsenden sie in der Regel keine Haupt- und Vizehauptleute in den Amon- Gawaith sondern werden von den Vertretern benachbarter Hauptmannschaften betreut. Ausnahmen sind wiederum die Großstadt Belfalas, welche mehrere Hauptleute entsendet und die Akademie ALMAKAN und der Tempel Krangos, welche mit Thoransolunda verbunden und so im Amon- Gawaith vertreten sind.

Gemma Menderisque

Gemma Menderisque arbeitet als Bäckerin im Geschäft von Sjelle Femundsee und ist wie diese in der Kheitara der Dachse in Küche und Keller organisiert. Ihr Sohn heißt Marcor Menderisque.

Hauszauberer

Ein Magier, welcher bei einer Familie des Silurischen Adels angestellt ist und in ihrem Silurischen Haus, daher der Name, wohnt. Bis zum Frieden von Targrund, 375 n.P., der die Fehden des Adels beendete ein wesentlicher Faktor bei den Kämpfen des Adels untereinander und gegen die Freien Familien. Zugleich häufig Hauslehrer der Adelskinder, Buchhalter der Adelsländer, gelehrter Partner in Konversation und bei Gesellschaftsspielen. Vor der Gründung der Magierakademie ALMAKAN war eine Anstellung als Hauszauberer die übliche Arbeit eines silurischen Magiers.

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Junges Belfalas

Als Junges Belfalas bezeichnen ihre Bewunderer eine Gruppe junger Männer und Frauen aus wohlhabenden Elternhäusern der silurischen Hauptstadt Belfalas. Zur großen Verärgerung der Älteren kommen sie morgens spät ins Kontor, tun dort wenig und gehen früh um Nachmittags auf den Plätzen der Stadt Khavia zu trinken, dem anderen Geschlecht hinterher zu blicken und in tiefschürfenden Gesprächen Träume zu wälzen. Abends und nachts lassen sie in Lokalen, deren Existenz die Älteren kaum ahnen Ströme von Arram fließen um anderntags wieder spät ins Kontor zu kommen. Meistens nehmen sie es mit Recht und Gesetz nicht sonderlich genau, ohne dabei kriminell zu sein.

Kheitara der Dachse in Küche und Keller

In diese Kheitara sind die Köche und Kellermeister, ja alle Personen, welche an der Magierakademie ALMAKAN für das leibliche Wohl zuständig sind organisiert. Gemeinsam vertreten sie ihre Interessen gegen den Magistrat der Akademie, regeln die Ausbildung der Lehrlinge, kaufen die Zutaten ein und legen die Preise fest. Zu den Mitgliedern zählen Sjelle Femundsee, die eine Bächerei betreibt, ihre Angestellte Gemma Menderisque und der Bartender Van Hagen, der die Kellerbar Destille betreibt.

Marcor Menderisque

Marcor Menderisque ist ein kleiner, schlank gebauter Heranwachsender in der Magierakademie ALMAKAN auf Silur. Seine Haare sind kurz und glatt und schwarz, mit einer auffälligen, weißen Strähne in der Stirn. Seine Bewegungen sind flink und geschickt und er weiß mit seinen Wurfmessern zu kämpfen. Seine Mutter Gemma Menderisque arbeitet in der Bäckerei von Sjelle Femundsee und wünscht sich für ihren Sohn eine Karriere als Bäcker oder Brauer. Doch er gräbt lieber unter den Kellern der Akademie nach Schätzen, Relikten, Artefakten und Merkwürdigkeiten, die er an Magister Legatus Ludvik Gund verkauft. Marcor betet zur Katzengöttin Grewia als Hüterin nächtlicher Geheimnisse und ehrt sie, in dem er sein Gesicht mit je drei dunklen schmalen Dreiecken oben auf seinen Wagen schminkt, die auf seine Nasenwurzel weisen und seinem Gesicht etwas katzenartiges verleihen.

Rhiad Ronningen

Rhiad Ronningen ist ein Abenteurer aus Silur in Chalkis und Umgebung. Silurer würden ihn als Schamane bezeichnen, andernorts ist die Bezeichnung Hexenmeister üblich. Jedenfalls ist er Diener einer höheren Entität, welche kein Gott und kein Dämon ist und deren Natur noch unbekannt ist. Rhiad ist von Antlitz und Gestalt außergewöhnlich schön. Seine Haare sind weißblond, schulterlang und wellig, das Gesicht dreieckig, die Augen groß und strahlend blau, das Kinn spitz und mit Grübchen, so wie die Wangen, wenn er lacht. Er sieht jugendlich aus, aber das mag daran liegen,

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dass er knapp unterdurchschnittlich groß ist und sehr schlank. Rhiads Heimat ist der Freie Ort Evenes in der Landschaft Wallen im Waldland Calvastar. Zur Zeit lebt er als Laufbursche und Helfer im Hause des Alchemisten Vitus Kraalkehler im Silurischen Viertel der Stadt Chalkis.

Sjelle Femundsee

Sjelle Femundsee betreibt eine Bäckerei in der Magierakademie ALMAKAN. Sie ist Mitglied der Kheitara der Dachse in Küche und Keller der Köche und Kellermeister der Akademie und Gattin von Magister Exponentia Corrant Femundsee. Sie ist klein und rundlich wie ihr Gatte, hat dichte, kurze lockige Haare und Mutter zahlreicher Kinder. Ihr Geschäft liegt in einer Nebenstraße, welche vom Zentralplatz der Akademie abgeht und beliebt bei den Kindern, die dort immer etwas leckeres abstauben können.

Wallen

Wallen ist eine Landschaft und eine Hauptmannschaft im silurischen Waldland Calvastar. Sie wurde bis zur Anerkennung des Friedens von Targrund 375 n.P. von den Landgrafen von Wallen aus der Familie der Freien von Nordun beansprucht, ohne dass dieser Anspruch gegen die hier zahlreich in ihren Silurischen Höfen siedelnden Freien Familien oder gegen die anderen Adeligen der Landschaft hätte durchgesetzt werden können. Dennoch wurde die Familie zu den bedeutenderen Adelsfamilien Calvastars gezählt. Entsprechend ihres Selbstbildes als souveräne Adelige versagte sie nach der Revolte von Belfalas 365 n.P. den Königen Mercoras dem Gewählten und Brandur dem Weisen die Gefolgschaft. Erst als letzterer nach dem Frieden von Targrund mit einem starken Heer vor dem Silurischen Haus der Familie auftauchte, in dem die Verteidiger zu ihrer Bestürzung auch Kämpfer der ihnen als befreundet geltenden Barone von Memmering erblickten erkannten sie im letzten Moment die Herrschaft der Könige Silurs an. Aus dieser, je nach Standpunkt, klugen oder feigen Entscheidung entstand die Redensart „Den Wallener Weg wählen“. Die Landgrafen wurden zwar mit einer Geldstrafe belegt, konnten aber ihr Land Nordun und alle Titel behalten. In der Landschaft Wallen sind die Adelsländer Horingen, Nordun und Shird eingeschlossen, welche heute (441 n.P.) Vizehauptmannschaften bilden. Eingeschlossen ist auch der Freie Ort Evenes, aus dem die Schamanenfamilie Ronningen kommt. Im Wallen wird der Wallener, ein milder Obstler destilliert. Bekannte Personen aus Wallen sind der Abenteurer und Schamane Rhiad Ronningen, der gegenwärtig in Chalkis weilt sowie Corinne, Landgräfin von Wallen und Freiin von Nordun als Dame der Bücher an der Magierakademie ALMAKAN und ihr Mann Hery, der daselbst als Magister Incantatio wirkt.

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