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Unter Pappeln, Folge 96 70
Eine geile Sau
Daneben hob Keeper Marcel Schuhen sein Torwartspiel in den vergangenen Monaten auf ein höheres Level. Er entschärfte Elfmeter, verbesserte sein Spiel mit dem Fuß und wurde nach dem Weggang von Pálsson noch mehr zum Emotional Leader der Blau-Weißen. Mit Fabelleistungen wie in Bremen begeisterte er die Fans, die ihn als „geile Sau“ – nun ja – adelten. Weitere Dauerbrenner waren die Außenverteidiger Fabian Holland und Matthias Bader, die sogar das Toreschießen für sich entdeckten und für die ein oder andere Vorlage verantwortlich zeichneten.
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Von 221 Minuten zum Leistungsträger
Wenn es allerdings darum geht, den Spieler der Saison zu küren, dann führt kein Weg an Patric Pfeiffer vorbei. Der Innenverteidiger war die Konstante im Deckungsverbund der 98er. Neben ihm verteidigten wechselweise Riedel, Isherwood, Jannik Müller oder Lasse Sobiech. Pfeiffer selbst wurde aber stets aufgeboten – sofern er fit oder nicht gesperrt war. Als Patric Pfeiffer vor drei Jahren in Darmstadt aufschlug, hießen die Stammverteidiger noch Immanuel Höhn und Dario Dumic. An den beiden war für ihn kein Vorbeikommen – und so blieb dem damals 19-Jährigen nur, sich hinten anzustellen und in den 221 Minuten, in denen er eingesetzt wurde, zu lernen. Der Jungspund, der von der Zweiten des Hamburger SV gekommen war, er war mithin ein Transfer für die Zukunft. Nur ein Jahr später kam mit Adrian Stanilewicz ein Spieler mit einem ähnlichen Background aus Leverkusen. Doch während Stanilewicz bis heute keine Rolle spielt, startete Patric Pfeiffer allmählich durch.
Ligaweit spitze
In dieser Saison hat er sich zu einem kompletten Zweitligaspieler entwickelt. Er ist trotz seiner fast zwei Meter ein schneller Verteidiger, der die Leichtsinnsfehler aus den vergangenen Jahren weitgehend abgestellt hat. Ihn zeichnet ein sicheres Passspiel aus und seine langen Bälle sind immer wieder ein wichtiges Mittel im Spielaufbau des SVD. Zudem macht ihm im Kopfballspiel so schnell keiner etwas vor – und auch sein Stellungsspiel kann sich sehen lassen. Zweikämpfe gewinnt der Ruhepol in aller Regel auch noch. Kein Wunder, dass ihn der „kicker“ schon achtmal in die „Elf des Tages“ nominierte, das gelang neben ihm nur St. Paulis Guido Burgstaller. In der Notengebung zählt er zu den Top3-Defensivakteuren der Liga. Auch das Fußballstatistik-Portal whoscored.com sieht ihn im Unterhaus als einen der Spitzenverteidiger. Es ist toll zu sehen, wenn sich ein Spieler bei den 98ern derart herausragend entwickeln kann.
Mit seinen Leistungen hat er sich längst in die Notizblöcke anderer Vereine gespielt. Es würde deshalb nicht verwundern, wenn er den Lilien in diesem Sommer verloren ginge. Sein Vertrag am Bölle läuft noch eine Saison. Das gilt gemeinhin als Zeichen, dass der Abgang eines so jungen Spielers mit ordentlich Potenzial wahrscheinlicher ist als ein Verbleib. Die Lilien würden dann immerhin eine hübsche Ablösesumme generieren. Es sei denn, sie würden für eine Vertragsverlängerung ordentlich in die Tasche greifen. Und wer weiß? Vielleicht zieht sich Pfeiffer im Sommer nicht nur ein neues Vereinstrikot über, sondern im Winter auch noch ein neues Auswahltrikot. Bislang spielte er in vier Partien für Juniorennationalteams des DFB. Da er ghanaische Wurzeln hat, halte ich es nicht für allzu weit hergeholt, wenn die Nationalelf Ghanas in der zweiten Jahreshälfte einmal auslotet, ob Patric Pfeiffer nicht Lust hätte, bei der WM für sie aufzulaufen. ❉
Aufstieg? Relegation gegen Bielefeld? Goldene Ananas?
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Fr, 06.05., 18.30 Uhr:
Fortuna Düsseldorf – SV Darmstadt 98
So, 15.05., 15.30 Uhr:
SV Darmstadt 98 – SC Paderborn Potenzielle Relegationsspiele: Do, 19.05., 20.30 Uhr + Mo, 23.05., 20.30 Uhr
sv98.de
Matthias und der Kickschuh
— Seit Ende 2011 schreibt Kickschuh-Blogger Matthias Kneifl über den Fußball im Allgemeinen und die Lilien im Besonderen. Der Historiker und Redakteur steckt auch hinter dem Taschenbuch „111 Gründe, den SV Darmstadt 98“ zu lieben, das im Frühjahr 2019 in einer erweiterten Neuauflage erschienen ist. Zudem babbelt er noch beim LilienPodcast „Hoch & weit“ mit. Genau der richtige Mann also für unsere Rubrik „Unter Pappeln“!