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Hörspiel mit Torsten Lieberknecht 66
Ich bin zwar schon im Rock- oder Blues-Rock-Bereich zu Hause. Aber auch Funk und Retro-Soul wie das hier hör' ich gern. Sie kommen aus Austin und haben einen Grammy gewonnen für diesen Song [nicht ganz, er war nur nominiert – aber immerhin!]. Ich bin gern auf musikalischer Entdeckerreise. Interessant ist für mich, dass etwas viele nicht kennen und dann hellhörig werden. Dann weiß ich, dass ich was Gutes gefunden hab'. Auch bei meinen Jungs hier in der Kabine: Die Black Pumas sind da gut angekommen.
Aber sie sind nicht in der Spieltags-Playlist der Spieler gelandet, oder?
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Nein, das nicht. Da misch' ich mich auch nicht ein. Aber das eine oder andere haben sie dabei, was ich auch gut finde.
Pokey Lafarge „Fine To Me“ Ist das Country, Blues, Bluegrass, Waschbrett-Jazz oder Ragtime, was der Sänger und Gitarrist aus dem Mittleren Westen der USA da seit gut zehn Jahren fabriziert? Auf jeden Fall hat „Fine To Me“ aus dem Jahr 2021 absoluten Hit-Charakter ...!
Hm ... Hillbilly Country ...
Ich dachte mir, das könnte was was für Dich sein ...
Ja, das kannte ich jetzt noch nicht, das muss ich mir merken. Bluegrass ist 'ne neue Liebe von mir ... Jason Isbell & The 400 Unit ist da mein Favorit. Ich bin breit gefächert. Zu der Musikrichtung kam ich über Chris Stapleton, der ist lange Jahre als Songwriter bekannt für viele extrem große Hits, zum Beispiel von Adele. Der hat sich jetzt selbstständig gemacht und eine sehr gute Country-Platte gemacht - überragende Stimme! Außerdem kann ich Nathaniel Rateliff & The Night Sweats empfehlen. Die habe ich in der Großen Freiheit in Hamburg gesehen. Hamburg war ja von Braunschweig nicht weit, da bin ich mit meinem Käfer hingefahren. Und in Braunschweig selbst gab es einen geilen Bluesladen: „Barnaby's Blues Bar“ ...
Hast Du noch weitere Live-Tipps?
Ja! Wen man man sich unbedingt angucken muss, ist – jetzt kommt's – Rick Astley [der in den 80ern und neuerdings auch in Insta-Memes mega-erfolgreiche Mann, der einen never-gonna-up-given oder gar down-letten lässt]! Ein so was von auf dem Boden gebliebener Musiker, der auch Bass und Gitarre spielt. Und er singt sogar am Schlagzeug, was mit das Schwierigste überhaupt ist. Ich war bei dem Konzert extrem zufällig. Er hat in den letzten fünf Jahren zwei hörenswerte Platten gemacht, da dachte ich, da gehe ich mal hin. Und dann war es eines meiner Top-5-Konzerte! Sich auch mal auf die Schippe nehmend mit seinen alten Hits. Und auch bei den Foo Fighters hat er mal zwei Songs gesungen – der ist 'ne Sensation! Aber auch, wenn ich diese Riesen-Arenen nicht mag: Ein Springsteen-Konzert ist immer noch das Größte für mich!
The Teskey Brothers with Orchestra Victoria „So Caught Up“ Die australischen Soul-BluesRocker haben sich etwas Besonderes ausgedacht und sich in ihrer australischen Heimat 2021 mit einem großen Orchester zusammengetan, um ein Live-Album aufzunehmen.
Die Teskey Brothers! Die werden immer so 'ne Nische für sich besetzen. Das ist eine Live-Aufnahme, mit Orchester. Die Stimme ist wahnsinnig gut, ein weißer, australischer Soul-Sänger. Der hat ja fast schon Marvin-Gaye-Anleihen, die Platte ist ein absoluter Kauftipp!
Mir ist aufgefallen, dass das Album sehr langsam und getragen ist.
Ja. Sehr getragene Soul-Songs, aber auch geil. Es gab und gibt zwar viele Bands, die versuchen, mit einem Orchester aufzunehmen – Metallica, Deep Purple –, aber im Soul wird das selten gemacht. Abgesehen von den Teskeys, die ja auch Country-Anleihen haben, höre ich viel Blues Rock, Hard Rock, Soul ... auch Rock-Bands aus England wie The Computers oder Foals ... das sind so von den neuen Sachen die Bands, die mich echt catchen. Bei dem ganzen Grunge gab es am Ende viele Sachen, die konnte ich irgendwann nicht mehr unterscheiden. Ich mag auch Van Morrison. Nur ein Fan von Coverversionen bin ich nicht unbedingt.
In welchem Format kaufst Du eigentlich Deine Musik?
Ich kaufe auch nur noch Vinyl. Ich hab mittlerweile Platten in fünfstelliger Anzahl.
Das ist aber sehr hinderlich, wenn man mal umzieht, oder?
Ja, vieles davon steht derzeit noch in Kisten in der Garage. Aber jetzt lass' mich mal an die Boom-Box, jetzt spiel' ich Dir mal was vor. Kennst Du Cold Chisel? Die Tahuna Breaks? Die neuen Sachen von Paul Weller? Die Monophonics? Ian Moss? King King? ...
Ah ... ich seh' schon, der offizielle Teil des Hörspiels neigt sich dem Ende entgegen. Dann noch schnell meine Standard-Frage zum Abschluss: Hast Du eine abschließende Botschaft für die P-Leserinnen und -Leser?
[Torsten überlegt lange]: Unterstützt die lokale Kultur und Musikszene und haltet die Fahne hoch! Ich finde, das haben die Leute, die so viel Lokalkolorit reinbringen und ihre Stadt repräsentieren, auch verdient – schenkt ihnen die Aufmerksamkeit! Und besucht die Konzerte! ... Und jetzt her mit der Boom-Box! ❉
Reinhören!
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Unter Pappeln
-Kolumne, Folge 96: Herausragend
TEXT: MATTHIAS KNEIFL | PORTRÄT-ILLU: LISA ZEIßLER | FOTO: STEFAN HOLTZEM, HOLTZEM.COM
Jetzt ist sie fast schon wieder rum, die ZweitligaSaison 2021/22. Unabhängig, ob am Ende Aufstieg oder Klassenerhalt stehen: Die Lilien wussten zu gefallen. Als Mannschaft verdiente sich die Truppe von Torsten Lieberknecht ein riesiges Fleißkärtchen. Seit dem Ende der Hinrunde war die Spitzengruppe das Revier der 98er. Mitentscheidend für ihren Höhenflug war die mannschaftliche Geschlossenheit. Dennoch ragten einige Kicker heraus – und einer ganz besonders.
Der SVD, er überzeugte in den vergangenen Monaten im Kollektiv. Nach coronabedingt schwerem Start fand das Team rasch in die Spur. Die zahlreichen Ausfälle zu Saisonbeginn, sie beschleunigten gar den Teambuilding-Prozess. Zudem zeichnete den Kader eine enorme Breite aus. Das zeigte sich nicht zuletzt daran, dass mancher Spieler erst einmal außen vor schien, im Saisonverlauf aber plötzlich eine tragende Rolle spielte. Etwa Thomas Isherwood und Aaron Seydel. Nicht unerwähnt bleiben soll natürlich Clemens Riedel. Der Youngster, der noch in der U19 auflaufen darf, funktionierte von jetzt auf gleich, wie Co-Trainer Ovid Hajou zuletzt im Lilienkurier sagte. Auch im Saisonverlauf kam er noch auf seine Einsatzzeiten und dürfte in der kommenden Saison eine reale Chance auf einen Platz im Spieltagskader haben.
Abgänge fielen nicht ins Gewicht
Wie stark die Mannschaft in dieser Spielzeit auftrumpfte, zeigt sich auch daran, wie schnell das Team die Abgänge vom letzten Sommer vergessen ließ. Immanuel Höhn, Nicolai Rapp, Victor Pálsson und natürlich Serdar Dursun galten vor Saisonbeginn als schwer zu ersetzen. Doch ihr Fehlen fiel letztlich gar nicht ins Gewicht. Dass Dursun nicht eins zu eins zu ersetzen sein würde, das war klar. Dass ihn aber mit Luca Pfeiffer und Phillip Tietz zwei Neuzugänge im Doppelpack kompensierten, damit war nicht zu rechnen. Okay, sie knipsten in der Rückrunde kaum noch, dafür sprang dann Aaron Seydel in die Bresche. Pálssons Lücke schloss Klaus Gjasula im Nu. Und war der mal nicht verfügbar, stopfte Tobi Kempe Löcher und drückte parallel dem Offensivspiel des SVD seinen Stempel auf. Auch der