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Objektiv: Mighty Oaks, Endlich Open Air 2021 Aufgeschnappt: Stadtkultur-Neuigkeiten 26 –28

Objektiv

Subjektive Eindrücke aus dem Darmstädter Musikkosmos

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FOTO + TEXT: JAN BEMA

Objekt: Mighty Oaks (Berlin) Datum: 30. Juli 2021 Ort: Messplatz Darmstadt, Endlich Open Air 2021 Fotograf: Jan Bema

Hintergrund: „Die Sonne geht langsam hinter der Bühne unter, ein lauer Sommerabend stellt sich ein, in der Hand halte ich ein kaltes Getränk. Euphorie macht sich breit in den kleinen, rechteckig abgesteckten Parzellen auf dem Darmstädter Messplatz und am Ende wird sogar ein bisschen getanzt. Noch kein Vergleich zu echtem Festivalfeeling, aber mit dem Endlich Open Air kehrte für mich letztes Jahr ein Hauch Normalität zurück ins städtische Leben – und ich freue mich jetzt schon auf die zweite Edition diesen Sommer.“

Aufgeschnappt! Aufgeschnappt!

Stadtkultur-Neuigkeiten

TEXT: MATIN NAWABI + ANNA GROOS | FOTOS: BECULTED + NOUKI EHLERS, NOUKI.CO (WIGHT) + DELTA KOMPLEX

Wir leben in einer von Widersprüchen gezeichneten Wirklichkeit. Ein Versuch, diesen mitunter auch schmerzenden und überwältigenden Verhältnissen zu begegnen, ist das Debüt von Beculted. Leitmotiv für das Album „Arcane Manifestations“ ist eine Konfrontation mit dem Prozess und Gefühl von Entfremdung. Trotz Titeln wie „Geborgenheit“ sei ihr Werk nicht als „zugängliche Musik“ gedacht, so die vierköpfige Doom-Metal-Band, die nur drei Stücke braucht, um die Spielzeit eines Langspiel-Albums zu füllen. Beculted mäandern sich durch kolossale Klangwelten, in denen nicht nur Gitarre, Schlagzeug und Bass zu hören sind, sondern auch für ihr Genre untypische Instrumente wie Cabalongas, Klangschalen und Tambourin. Aufgenommen wurde das Ganze in den Katakomben des Schlosskellers und in der Oetinger Villa. Seit Ende April digital sowie als Schallplatte direkt bei der Band erhältlich (violettes Vinyl, schickes Artwork)! instagram.com/beculted und beculted.bandcamp.com

22. April erschien das Debüt-Album des HipHopMusikers. Die zusammen mit Beat-Produzent Die Weide komponierte Platte trägt den kryptischen Titel „IWDSDFK“ und ist bei allen StreamingDiensten zu finden. Vorab gab's zur Single „Asche 2“ auch ein Musikvideo (Regie: Abdallah Abdelwahab). Der persönlich-selbstreflektierende Track wird darin sehr szenisch an diversen Darmstädter Ecken bebildert. instagram.com/usicrackypharo

47 Million Dollars sind zurück in Originalbesetzung! Die Hardcore-Band ist seit 1999 fortwährend aktiv, durchlebte an Gitarre und Bass über die Jahre aber verschiedene Besetzungswechsel. Seit Jahresbeginn wird nun wieder mit allen Gründungsmitgliedern geprobt, live hat sich die „Reunion“ auch schon bewährt – beim Benefiz-Konzert für die Ukraine Anfang April in der Bessunger Knabenschule, bei dem knapp 6.000 Euro an Spenden gesammelt wurden. facebook.com/47milliondollars

geilste Stau der Welt“ – freut sich auf den Sommer und will offenbar nicht nur Punk-, Hardcore- und Metal-Fans nach Dieburg locken. Bisher angekündigt sind für das Wochenende vom 15. und 16. Juli nämlich nicht nur die kanadischen Polit-Punk-Helden Anti Flag und die Metalcore-Lieblinge Annisokay, sondern auch Ex-Deichkind-Mitglied und DeutschRap-Hausnummer Ferris. Tickets und Updates des Line-ups findet Ihr online: trafficjam.de

Mit ihrem Projekt „Herzmaschine“ komponierten die Messer Brüder bereits vor zwei Jahren für eine Theaterbühne. Jetzt geht's für Julia Rothfuchs und Thomas Buchenauer wieder in die Welt des Schauspiels. Für die Uraufführung des Stücks „Serverland“ im Frankfurter Theater Landungsbrücken spielt das Electronic-Duo den Soundtrack am 12. Mai live. Kurz zuvor erscheint am 05. Mai mit „Connect“ zudem die erste Single der neuen Platte „Nicht mit uns“, die das Kölner Label Reptile Records für September angekündigt hat. messerbrueder.jimdofree.com

An Tosh Taylor kommt man in Darmstadts HipHop-Kosmos seit Jahren nicht vorbei. Der super umtriebige DJ, Veranstalter und Labelmacher (IDC Records, Rugged Audio, Herrngarten Jam, Vibin' ...) geht jetzt allerdings neue Wege. „Ignazio“ ist die erste House-Nummer des Produzenten, der ab sofort auch als Most Haunted wirkt. Der sechsminütige Track ist digital als Stream erschienen. Check it out! instagram.com/the_real_tosh_taylor

Nostalgische News aus dem Hause Wight. Die Funk-Kraut-Truppe legt ihr allererstes Album neu auf. „Wight Weedy Wight“ erblickte ursprünglich im Januar 2011 das Licht der Welt. Der Sound der Band fußte damals noch deutlich in wuchtigem Doom-Stoner-Rock. Für das Re-Release hat sich die Band ins Zeug gelegt. Alles wurde neu gemischt und gemastert, kommt mit neuem Cover von Ingo Lohse und geschmückt mit „historischen“ Fotos von Leander Lenz, der die Zeit im Studio vor elf Jahren dokumentierte. Plus: Als Bonus-LP gibt's ein Live-Album mit Mitschnitt vom Konzert, das die Band am 15. November 2011 im 603qm gespielt hat. Gibt’s alles nur auf Platte, nicht digital und ab 20. Mai direkt im Vertrieb über die Band selbst. DIY or die! wightism.com

Nic Demasow sind Geschichte. Aus dem 2008 gegründeten Fusion-Prog-Jazz-Trio ist jetzt jedoch das Duo ND hervorgegangen. In dieser Formation machen Nico Petry (Schlagzeug) und Denise Frey (Saxophon) weiter gemeinsam Musik. Kreativ als Phönix aus der Asche beflügelt, gingen die versierten Musiker bereits in die Vollen. Das Debüt-Album „eINS“ ist jüngst erschienen und versammelt elf Stücke. Zu hören sind Kompositionen, aber auch Improvisationen, bei denen die akustischen Instrumente um Effektgeräte und Synthesizer ergänzt werden. Spannend: Aufgenommen wurde an unterschiedlichsten Orten. Darunter: im Hessischen Landesmuseum, in der Neuen Synagoge Mainz und den Räumen des Ensemble Modern in Frankfurt. Wow! ndduo.bandcamp.com

Ye Si Ba verarbeiten auf „Once Upon A Time“ die Spuren von Pandemie, Lockdown und Covid-Infektion. Das Duo, bestehend aus Jesper Størnagel und Produzent Hector The Farmer, ist wieder mal stark vom Sound der 80er, EBM und Wave inspiriert. Analoge Electronica-Klänge, Moogs, Synthesizer, Vocoder, aber auch Gitarren prägen die Songs. 2005 trat die Kombo mit Faible für chinesische Agitprop-Ästhetik erstmals mit einem Release in Erscheinung, „Once Upon A Time“ ist jetzt die erste Veröffentlichung auf Album-Länge. instagram.com/yesiba.music und yesiba.bandcamp.com

Ebenfalls in den 80ern sind die Referenzen für Delta Komplex zu verorten. Das im Dezember 2019 gegründete Dark-Wave-Trio um bekannte Gesichter aus Darmstädter Punk- und Metal-Bands hat nach einem ersten Demo-Song im Winter 2020 jetzt ein Debüt-Album angekündigt. „Veils“ erscheint am 24. Juni beim Leipziger Szene-Label Unterschall. Wer neugierig ist und reinhören will, findet jetzt schon die Single „Darkside“ im Stream. Mega! facebook.com/Deltakomplex und deltakomplex.bandcamp.com

Elz ˙bieta Kalinowska und Andreas Volk werden am 22. Mai mit dem Karl-Dedecius-Preis geehrt. Mit seiner renommierten Auszeichnung will das Deutsche Polen-Institut die „herausragende übersetzerische Leistung“ sowie das „Engagement für den deutsch-polnischen Kulturdialog“ beider würdigen. Während Kalinowska deutschsprachige Literatur für polnische Verlage bearbeitet, liegt Volks Schwerpunkt auf zeitgenössischen Theatertexten. karl-dedecius-preis.de

Darmstadt ist mittendrin, sein „Mittendrin” zu revolutionieren. Den letzten Schubs der Corona-Pandemie folgend, geht die Stadt jetzt in die Offensive und sucht ein neues Konzept für eine Innenstadt, die Menschen auch morgen und übermorgen noch gern besuchen. Unsere neue Serie „Darmstadt, wie wär’s?” (Folge 1 im P-Magazin vom April 2022) präsentierte bereits erste Ideen. Die könnt Ihr jetzt auch an offizieller Stelle loswerden. Online-Beteiligung ist bei „Darmstadt mittendrin“ bis zum 10. Mai ausdrücklich erwünscht! darmstadt.de/ standort/stadtentwicklung-und-stadtplanung/entwicklung-innenstadtkonzept

Multiversum, Feuer-Mädel und Wutz mit Ferkeln

Unsere Kino-Tipps im Mai

AUSWAHL + TEXTE: DIRK HENNINGER FOTO: GROPPERFILM PRODUKTIONS GMBH („AUF DAS LEBEN! JUNGES JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND“)

1 Normal im Hier und Jetzt

Juden tragen eine Kippa, besuchen Synagogen, lesen aus der Tora, verhalten sich koscher und befolgen die Schabbat-Regeln. Ja, schon. Aber wenn es um junge Jüdinnen und Juden in Deutschland geht, ist das ein Klischee. Wie fünf von ihnen aus Berlin ihren Alltag (er)leben und sich dabei ganz normal im Hier und Jetzt verorten, ist Thema des dokumentarischen Antisemitismus-Projekts „Auf das Leben!“ der Darmstädter Filmemacher:innen Christian Gropper und Barbara Struif („Brandmale“). Der Film ist gleichzeitig auch ein Fenster zur jüdischen Kultur. —

„Auf das Leben! Junges jüdisches Leben in Deutschland“

So, 01.05., 20.15 Uhr + Di, 17.05., 20.15 Uhr + Mo, 23.05., 17.30 Uhr + Do, 26.05., 17.30 Uhr Programmkino Rex

2

Dimensionsprobleme

Einen Vorgeschmack auf den zweiten Marvel-Film mit Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) gab es schon in „Spider-Man: No Way Home“. Nun bekommt es der oberste mystische Wächter des Planeten erneut mit komplexen Dimensionsproblemen zu tun und trifft dabei unter anderem wieder auf die MCU-Heldin Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen). Eine kleine Sensation ist, dass Horror-Meister Sam Raimi („Tanz der Teufel“) Regie führt, der auch schon die „Spider-Man“-Filme mit Tobey Maguire inszenierte. Das Ganze dürfte ziemlich irre werden. —

„Doctor Strange in the Multiverse of Madness“

ab Mi, 04.05. Kinopolis Darmstadt + Helia Darmstadt (Originalversion)

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