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Uff de Gass Streetwalk 14
Allerdings oft geringer als die Extra-Honorare für den Steuerberater. On top nun auch noch massiv steigende Kosten für Lebensmittel und Energie plus die anstehende Erhöhung des Mindestlohns (ab Juli). Die Sache ist klar: Das Gastgewerbe/ die Abendkultur braucht unseren Support – jetzt! Höchste Zeit, Solidarität zu zeigen – und Umsatz zu bringen. Mach' mit beim ersten Darmstädter Streetwalk zu zehn Darmstädter Bars, Kneipen, Restaurants und Kulturlocations! Am Freitag, 13. Mai, von 15 bis 23 Uhr sind wir „uff de Gass“!
„Wir treffen uns um 15 Uhr vor der Centralstation und heben gemeinsam die Gläser. Dann geht's gut gelaunt mit Support-Weg-Bier und Street-Beatz auf die Tour und wir klappern nach und nach unsere zehn Stationen ab“, erklärt Initiator Elmar Compes (Uppercut Club) die Gemeinschaftsaktion. Eine „Ehrenrunde“ zu exemplarischen Lieblingsläden soll „Uff de Gass“ sein. Ein rund zehn Kilometer langer Weck-Lauf fürs Gaststätten- und Hotelgewerbe, für die Abendkultur in Darmstadt – oder: „ETF: Essen – Trinken – Feiern.“ Weil wir bewahren möchten, was uns lieb und teuer ist. Save what you love!
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Wer mitlaufen möchte, muss sich bis 10. Mai bei einer der teilnehmenden zehn Locations anmelden. Jeweils zehn Leute können dabei sein. Schnell sein, lohnt sich also, denn es gilt: „First come, first serve.“ „Macht Euch auf einige nice Überraschungen gefasst. Am Ende landen wir im Weststadtcafé und lassen dort den Abend auf der ,Soulaboration' ausklingen. Nice & easy“, lockt Organisator Elmar.
Auch wir sagen: „Seid spendabel und haut' ordentlich einen raus auf dieser Ehrenrunde!“ Denn Bars, Kneipen, Restaurants und Clubs sind soziale Orte. Etwas pathetisch ausgedrückt: Sie sind Orte der Seelenreinigung. Hier trifft man sich, isst und trinkt etwas, kommuniziert, lädt den Akku auf, tanzt, knutscht. Bars, Kneipen, Restaurants und Clubs sind systemrelevant, weil sie lebensrelevant sind. Dass sie nicht selbstverständlich für uns da sind und nur weiter existieren, wenn wir sie besuchen, war uns vielleicht gar nicht mehr so bewusst – bis Corona kam. Also: Bobbes hoch, runter von der Coach – und ab nach draußen!
Auch im Sommer 2022: großzügige Außenbereiche
Ein Zeichen der Solidarität kam kürzlich übrigens auch von der Stadt Darmstadt. Sie erhebt auch 2022 keine Sondernutzungsgebühr für den gastronomischen Außenbereich (üblich waren vor Corona: 5 bis 25 Euro je Quadratmeter im Monat). Wobei es explizit heißt: „bis auf Weiteres“. Warum eigentlich nicht: „für immer“? Der Hotel- und Gastronomieverband Dehoga Hessen ist schwer dafür und argumentiert: Das Gastgewerbe profitiere zwar „ohne Zweifel von der Nutzung des öffentlichen Raums“. Gleichzeitig partizipierten die Kommunen aber bereits über Gewerbe- und Einkommenssteuer am wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe. „Gerade in der Sommerzeit prägt das Gastgewerbe das positive Erscheinungsbild der Stadt und leistet einen wesentlichen Beitrag für ein attraktives Angebot und Lebensqualität“, so der Verband. Die Sondernutzungsgebühr sei folglich eine „Doppelbelastung“. Restaurants würde zudem helfen, für Speisen nur den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent aufzurufen.
Stadt hin, Bundespolitik her: Den schnellsten und direktesten Hebel halten wir Konsument:innen in der Hand. Also: Füllen wir die Kassen der Gastronom:innen dieser Stadt wieder! Stocken wir ihre Liquidität auf! Beenden wir ihre Schieflage! Retten wir die Bar- und Kneipen- und Restaurantkultur Darmstadts! Raus aus der Bude, rein in die Gastro! Zurück in die Zukunft – mit wieder möglichst viel Ausgehkultur! ❉
Uff die Gass, Ihr Leut’! —
Mach’ mit bei der Gemeinschaftsaktion für die Darmstädter Gastro-Szene und Abendkultur
Freitag, 13. Mai, 15 bis 23 Uhr
Geh’ als gutes Beispiel von A nach Bar – und supporte Deine Lieblingsläden!
Die Stationen (Zeitangaben sind Richtwerte):
15.00 Uhr: Centralstation, im Carree 15.40 Uhr: Woodrich, Elisabethenstraße 17 16.20 Uhr: La Lucha, Schleiermacherstraße 10-12 17.00 Uhr: 806qm, Alexanderstraße 2 17.40 Uhr: Chez, Kirchstraße 8 18.20 Uhr: apéro, Schulstraße 6 19.30 Uhr: Biergarten, Dieburger Straße 97 20.30 Uhr: Los Santos, Fuhrmannstraße 2 21.30 Uhr: Uppercut Club, Wilhelm-LeuschnerStraße 48 22.30 Uhr: Weststadtcafé, Mainzer Straße 106 23.00 Uhr: Ende der Veranstaltung (im Weststadtcafé läuft: „Soulaboration“)
»Musik ist für uns nicht zeitlich linear greifbar«
Blackbox mit Meloi
INTERVIEW: PIT STEINERT | FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI.CO
Meloi aus Darmstadt spielen super groovigen Hard Rock. Live wird dieser 80er-Jahre-Sound mit einer energievollen Show untermalt, die vor Power nur so strotzt. Diesen Monat erscheint ihr erstes Album „Future Raiders“. Philip Meloi (Gitarre), Lara Fischer (Bass) und Malte Schmidt (Schlagzeug) erzählen im Blackbox-Interview, wie das Recording während der Pandemie ablief und wieso man auch 2022 noch Musik aus einem länger zurückliegenden Jahrzehnt spielen kann.
Man kennt Dich, Philip, von der bekannten Psychedelic-Rock-Band Okta Logue. Nun hast Du seit einiger Zeit eine neue Band, die Deinen Nachnamen trägt. Wie ist es dazu gekommen? Und kennt man die anderen Gesichter vielleicht schon aus der Darmstädter Musikszene?
Philip: Genau, ich bin mit Okta Logue schon sehr viele Jahre lang musikalisch unterwegs. Gegen Ende 2019 hatte ich dann die Idee gefasst, eine neue Band zu gründen, die musikalisch ein bisschen mehr in Richtung 80s und AOR [Adult Oriented Rock, Bands wie Toto, Styx, Journey] gehen sollte. Ich hatte Lust auf quietschende Gitarren und auch ein bisschen mehr Energie. Das war aber damals alles noch nicht so ausgereift und durchdacht. Über die Zeit haben wir fünf uns dann zusammengefunden – wir waren vorher noch gar nicht so die Buddys, die sich gegenseitig vom miteinander Musizieren kannten. Es sind dann Leute aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet geworden, nicht nur aus Darmstadt. Malte: Ich komme aus Offenbach und sehe die ganze Rhein-Main-Szene auch eher als ein gemeinsames Kollektiv-Ding. Da gibt es viele Überschneidungen. Ich finde, dass in Darmstadt halt kulturell am meisten geht. Da trifft man die Leute bei den ganzen Veranstaltungen und den coolen Venues und kommt ins Gespräch miteinander. Ich habe immer das Gefühl, die Leute proben in Frankfurt in den ganzen Proberaum-Komplexen dort, studieren in Mainz an der Uni und spielen dann ihre Konzerte in Darmstadt. Das ist eine ganz coole Symbiose, finde ich.
Philip, im Dezember 2020 warst Du schon zu Gast im P-Stadtkultur-Podcast „Parole P“ und hast erzählt, wie es war, während der Pandemie eine neue Band zu gründen. Was ist seitdem bei Meloi passiert?
Philip: Wir haben unser Debüt-Album fertiggestellt, das Ende Mai erscheinen wird, und sind jetzt natürlich sehr heiß darauf, damit auf die Bühne zu gehen! Wir haben einfach viel Musik gemacht, waren ein bisschen live unterwegs, aber natürlich sind uns, genauso wie anderen Kulturschaffenden, auch Shows wieder um die Ohren geflogen wegen Corona. Neulich hatten wir außerdem die Veröffentlichung unserer Single „Rush Hour“ mit dazugehörigem Video, das wir zusammen mit Sebastian Spohr gedreht hatten. Lara: Neben dem Musikmachen haben wir uns natürlich auch um diesen ganzen „Business-Kram“ rund um das Album und den Release gekümmert, der zu so was immer dazugehört.
Wie lief der ganze Prozess mit der Aufnahme und der Produktion Eures Albums während der Pandemie denn ab? Habt Ihr das Gefühl, Ihr wurdet durch Corona ausgebremst?
Philip: Es war auf jeden Fall anders. Natürlich war wegen diverser Lockdowns das Zusammenspielen und Proben nicht so möglich, wie man sich das vorstellt – also klassisch zu fünft im Studio sein, dort zusammen proben und aufnehmen und dann ist der Song im Kasten. Wir mussten uns natürlich immer an die Gegebenheiten anpassen und kreativ sein. Manche Sachen konnten wir dann eben nur zu zweit erarbeiten. Teilweise waren auch die Recordings ein bisschen in die Länge gezogen und es gab generell auch viele Verzögerungen – eigentlich hätten wir mit dem ganzen Recording auch schon früher begonnen. Und in den kompletten Lockdowns war das dann überhaupt nicht möglich. Es ist also ein ganz anderer Prozess gewesen. Gleichzeitig hatten aber alle Leute, die da irgendwie involviert waren, in den Lockdown-Phasen plötzlich wahnsinnig viel Zeit. Dadurch hatte man dann auf einmal auch die Möglichkeit, noch mal ein paar Tage im Studio
zu sitzen und an den Gitarren zu arbeiten oder so. Klassische Studioproduktionen laufen sonst in einem viel enger gesteckten Rahmen ab. Malte: Es war auch viel mehr gestaffelt. Als wir die ersten Songs aufgenommen hatten, waren für manche anderen Lieder gerade mal die Grundideen da. In dieser Zeit konnten Sachen noch mal weiter wachsen und man lernt sich gegenseitig auf einer musikalischen Ebene noch besser kennen.
Ihr hattet letztes Jahr unter anderem auch auf der Mainzer Sommerbühne gespielt. Natürlich gab es da mehr als die paar Songs zu hören, die man bisher von Euch im Netz finden kann. Wie fühlt sich das an, Songs vom Album schon live zu spielen, die noch gar nicht veröffentlicht sind?
Malte: Ich finde, man kann etwas befreiter spielen. Ich habe immer das Gefühl, wenn Musik schon draußen ist, dann versuche ich diese Songs geradliniger zu spielen als die, bei denen noch niemand weiß, wie sie eigentlich klingen. Philip: Ja, es ist spannender dadurch. Die Leute reagieren vielleicht auch kritischer, man muss also mehr „Überzeugungsarbeit“ leisten. Deswegen ist man vielleicht ein bisschen mehr „on fire“. Wenn die Leute dann später aber auch die Songs und die Texte kennen, hat man noch mal eine ganz andere Art von Interaktion. Und ich denke, wir spielen jetzt ja auch eher knackige Power-Sets, da ist es gerade bei längeren Konzerten wichtig, dass man während der Show mit dem Publikum gemeinsam auf diese Reise gehen kann.
Findet Ihr, der Begriff „Hard Rock“ beschreibt Eure Musik gut?
Malte: Ich würde es nicht Hard Rock nennen, das stelle ich mir prolliger vor, auch wenn ich das jetzt nicht negativ meine. Ich finde, unsere Musik ist eleganter und fresher. Ich würde es einfach Rock-Musik nennen. [lacht] Philip: Bei diesen ganzen Begrifflichkeiten kommt man schnell in so ein nerdiges Schubladen-Denken. Bestimmt könnte man sich da was aus dem Hut zaubern, was sprachlich noch besser greifen würde. Malte: Vielleicht kann man sagen, dass wir näher an Elton John dran sind als an AC/DC. Letztere ist eine klassische Hard-Rock-Band, würde ich sagen, und Elton John halt nicht. Wir
machen Rockmusik; Gitarren-Rock.
Ist Elton John denn jemand, der Euch musikalisch geprägt hat, oder wen würdet Ihr da noch so nennen?
Philip: Auf jeden Fall. Aber ja, das ist schwierig zu sagen, weil es natürlich ganz, ganz viele Sachen gibt, die da einflussgebend sind. Mein Songwriting ist sicherlich von meiner großen Liebe zu Bruce Springsteen beeinflusst, auch wenn sich das jetzt in den Songs nicht so direkt widerspiegelt. Ansonsten steh' ich total auf diese ganzen 80er-Hard-Rock-Bands wie die Scorpions, Gary Moore und so weiter, aber wer uns aus anderen Projekten kennt, weiß ja, dass wir musikalisch auch andere Handschriften haben können. Lara: Bei mir ist es ebenfalls unterschiedlich. Ich stehe sehr auf den ganzen Hard Rock, komme »Ich hatte Lust aber gleichzeitig aus der Psychedelic-Richtung. Ich höre aber auch gerauf quietschende ne einfach mal HipHop.
Gitarren« Wenn wir hier jetzt schon mit so großen Namen han-
tieren: Wie schafft man es denn, Musik zu machen, die nicht genauso wie früher klingt? Also dass die Hörer:innen nicht denken, es klingt ja eh gleich, da können sie zum Beispiel auch einfach einen Originalsong von Elton John hören. Das steht bei so einer Musik ja auch immer irgendwie über einem.
Malte: Ich glaube, einen Großteil nimmt Dir auch einfach die Technik im Studio ab ... [Philip lacht herzhaft]. Also im Positiven wie auch im Negativen. Damals gab es halt andere Mixing-Techniken. Heute klingt das moderner und auch durch das Equipment anders. Und natürlich kann man an gewissen Stellen einfacher hingehen und Dinge noch mal gerade schieben; was wir jetzt aber eigentlich gar nicht so gemacht haben. Philip: Ja, aber wir sind halt auch einfach keine 80s-Kids. Klar kennen wir auch Lana Del Rey oder finden Bands wie die Arctic Monkeys gut. Und natürlich wirft man uns dann vielleicht vor: „Okay, wo ist denn jetzt die Innovation? Das klingt ja wie Journey.“ Aber wenn du das jetzt so begreifst, dass du immer etwas verändern musst, dass es immer weiter nach vorne gehen muss, dass es immer etwas Anderes sein muss, damit es interessant bleibt, dann hättest du viel früher schon den roten Stift ansetzen und auch immer die zeitgenössischen Vertreter aus dem Boot rauswerfen müssen. Ich glaube, Musik