Editorial
Neue Namen Verehrtes Publikum,
MAG 54 / November 2017 Unser Titelbild zeigt Svetlana Aksenova, die Cio-Cio-San in unserer «Butterfly»-Premiere. Lesen Sie das Portrait auf Seite 21. (Foto Florian Kalotay)
was macht ein junger Mensch, der als Kinderdarsteller gemeinsam mit Luciano Pava rotti auf der Bühne gestanden hat? Richtig – er wird Opernregisseur. Und was nimmt er sich vor? Auf jeden Fall eine andere Theaterästhetik auf die Bühne zu bringen als den Ausstattungsplunder, mit dem sich Pavarotti gerne zu umgeben pflegte. Ted Huffman war dieser New Yorker Kinderdarsteller, aus dem ein Opernregisseur wurde. Am Opernhaus Zürich inszeniert er unsere Neuproduktion von Giacomo Puccinis Oper Madama Butterfly, die am 10. Dezember Premiere hat. Der Amerikaner gehört zu den jungen, aufstrebenden Regisseuren, hat aber schon sehr viel Theatererfahrung in seinem Gepäck. Seinen Inszenierungsstil hat er in der freien Theaterszene in New York entwickelt. In der europäischen Opernszene ist Ted Huffman gerade dabei, sich einen Namen zu machen. Nun arbeitet er zum ersten Mal an unserem Haus und kann sich in seiner Madama Butterfly-Produktion auf hochkompetente Künstler an seiner Seite verlassen – von Daniele Rustioni am Dirigentenpult über den Tenor Saimir Pirgu in der Rolle des Pinkerton bis zu Svetlana Aksenova, die die Cio-Cio-San singen wird, und die mancher Opernhabitué noch von ihren Basler Erfolgen her kennen wird, die sie unter ihrem früheren Namen Ignatovich gefeiert hat. Ein Opernhaus bleibt durch neue Namen lebendig. Sie geben frische Impulse, bereichern das künstlerische Profil. In dieser Hinsicht erwarten wir auch die Ankunft der kanadischen Choreografin Crystal Pite mit grosser Spannung. Zum ersten Mal wird sie mit dem Ballett Zürich arbeiten und eines ihrer Hauptwerke Emergence auf die Bühne bringen. Den zweiten Teil des neuen Doppelabends, der am 13. Januar Premiere hat, gehört dem am Nederlands Dance Theater beheimateten Choreografen- Duo Sol León und Paul Lightfoot, das sein Stück Speak for Yourself präsentiert. Crystal Pite ist eine ebenso intelligente wie extreme Künstlerin, die in ihren Choreogra fien ganz eigene Wege zwischen Tanz, Performance und kollektivem Theaterspirit beschreitet. Ihr Hausdebüt ist ein weiterer Baustein in der künstlerischen Ausrichtung unseres Ballettdirektors Christian Spuck, der sein Publikum und seine Compagnie mit möglichst vielfältigen ästhetischen Positionen im Tanz vertraut machen möchte. Der Auftritt neuer Namen hat damit aber noch kein Ende: Den gebürtigen Genfer und in Bern lehrenden Komponisten Xavier Dayer hat das Opernhaus Zürich beauftragt, eine neue Kammeroper zu schreiben, die am 2. Dezember in der Inszenie rung von Nina Russi auf unserer Studiobühne uraufgeführt wird. Das Werk heisst Der Traum von Dir und basiert auf der berühmten Novelle Brief einer Unbekannten von Stefan Zweig. Das vor- und nachweihnachtliche Programm des Opernhauses ist also vollgepackt mit Angeboten, die vom Glanz einer Uraufführung über spannende Ballettentdeckun gen bis zu den Auftritten von Cecilia Bartoli in Rossinis Le Comte Ory rund um Sil vester für jede Leidenschaft etwas zu bieten hat. Ein Highlight der philharmonischen Konzertreihe ist gewiss der zweimalige Auftritt der französischen Starpianistin Hélène Grimaud im Januar, einmal mit Fabio Luisi am Dirigentenpult und einmal mit Teodor Currentzis. Das MAG-Team hat, wie immer, auch in diesem Heft alle interessanten Informa tionen zu den Projekten für Sie zusammengetragen und wünscht Ihnen viel Vergnügen und einen ertragreichen Kunstgenuss in den Vorstellungen. Claus Spahn
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