oora 40 • Mission

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12. Jahrgang • 2/2011 • Nr. 40 (Juni) 5,50 EUR/7,50 SFr (Einzelpreis)

www.oora.de

THE R ACE he ißt jetzt und erscheint v iermal pro Jahr

oora

Die christliche Zeitschrift zum Weiterdenken

Mission

Dich kriegen wir auch noch

Verachtet Kein Platz für Homosexuelle  Seite 32

Von einem der auszog, den Osten zu bekehren Missionarisch, missional oder doch ganz normal  Seite 6

Der Pastor der Zukunft Ein Berufsstand in der Krise  Seite 44


StraĂ&#x;enprediger in Manchester (England) im Sommer 2010. Foto: Nicholas Smale.


Editorial Das Team von links nach rechts: Matthias, Anne, Jörg, Anneke, Michael, Johanna

Höllenfeuer // Rob Bell bringt mit seinem neuen Buch Das letzte Wort hat die Liebe manch scheinbar feste Größe meines Glaubens ins Wanken. Das Buch handelt von Himmel und Hölle und davon, dass wohlmöglich am Ende doch jeder Mensch gerettet wird – Bekehrung hin oder her. Weil Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden (1. Timotheus 2,4) und weil er als Gott in der Lage sei, diesen seinen Willen auch in die Tat umzusetzen. Und weil ein liebender Gott unmöglich Milliarden Menschenseelen für immer und ewig in der Hölle schmoren lassen kann. Wenn allerdings jeder Mensch am Ende aufgrund der Güte Gottes in den Himmel käme – dann wäre Mission und Evangelisation, so wie sie heute von Vielen betrieben wird, kaum sinnvoll und müsste neu überdacht werden. Also eine Art heiliger Gral, den der liebe Rob da antastet. Mission – das bedeutet doch, andere von der Notwendigkeit zu überzeugen, »ihr Leben Jesus zu geben« und um die Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Es geht darum, zu glauben und zu bekennen, dass Jesus am Kreuz stellvertretend für die eigene Sünde gestorben ist. Nur: Was ist mit dem Verbrecher, der mit Jesus zusammen gekreuzigt wurde? Er bittet Jesus im kommenden Reich an ihn zu denken. Und Jesus versichert ihm daraufhin, dass er noch an demselben Tag mit ihm im Paradies sein würde (Lukas 23,42.43). Hatte dieser Mann seine Sünden bekannt? Hatte er Jesus in sein Herz eingeladen? Jesus sagt selber, dass viele, die meinten, nicht zu ihm zu kommen, dann später doch bei ihm landen würden. Allerdings sagt er auch, dass viele, die dachten, sie hätten ihren Platz im Himmel sicher, von Gott zu hören bekommen, dass er sie gar nicht kenne (Lukas 13,22-30). Kompliziert. Ich bin Kind eines freikirchlichen Pastors. Meine Eltern haben mir schon früh von Jesus erzählt. Den Glauben habe ich mit der Muttermilch aufgesogen. Wäre ich auch zum Glauben gekommen, wenn ich als Sohn eines Medizinmannes in einem afrikanischen Buschdorf aufgewachsen wäre? Wie hoch wären meine Chancen gewesen, zu denjenigen zu gehören, die das Glück haben, an Jesus glauben zu können und somit nach ihrem Tod gerettet zu sein? Rob Bell geht sogar noch weiter: Er bemerkt, dass Kinder erst ab einem bestimmten Alter als religionsmündig gesehen werden und erst dann für ihre Taten verantwortlich seien. Davor – darüber sind sich die meisten Christen einig – kommen sie auf jeden Fall in den Himmel, wenn sie sterben. Wäre es dann nicht

besser, in diesen frühen Lebensjahren zu sterben und den Himmel sicher zu haben, als weiterzuleben und dem nicht unerheblichen Risiko ausgesetzt zu sein, nicht das Richtige zu glauben und nach dem Tod dann ewig in der Hölle zu schmoren? Ich weiß, dass ist alles sehr theoretisch und vermutlich geht es an der Wirklichkeit vorbei. Außerdem habe ich den leisen Verdacht, dass das logische Denken nicht dafür geeignet ist, diese großen Fragen zu beantworten. Dennoch sind es diese großen Fragen, die darüber entscheiden, wie wir leben. Darüber, für welches Leben wir als Nachfolger Jesu uns entscheiden und in welche Richtung wir steuern. Vermutlich deshalb wurde das Thema »Mission« auf unserer Facebook-Seite als Heftthema mehrfach gewünscht. Wir jedenfalls portraitieren zwei Missionarsfamilien: Die eine lebt in einer Favela in São Paulo und leistet Präventiv-Arbeit unter Straßenkindern (S. 16), die andere lebt im afrikanischen Nordmosambik und implementiert natürliche Medizin in unzugänglichen Buschdörfern (S. 24). Zwei eher klassische Missionars-Karrieren – ein Traum für viele? Dann erzählt Gofi Müller uns davon, wie er vom vielgefragten Jugendevangelisten zum Hausmann wurde und was das mit ihm macht (S. 10). Außerdem hören wir von einem, der auszog, den Osten zu bekehren und dabei an seine Grenzen stieß (S. 6). Herr K. besucht einen Gottesdienst und wundert sich über die Salbe, von der die ganze Zeit die Rede ist (S. 23) und ein junger Atheist erwähnt, dass Gott ihm nicht geantwortet habe, als er das Beten ausprobiert hat (S. 19). Außerdem: wie sich ein homosexueller Struggler in einer christlichen Gemeinde fühlt (S. 32) und wie ein Pastor sein muss, damit er in Zukunft nicht vor die Hunde geht (S. 44). Eine Menge Stoff zum Brüten. Aber anders geht es auch nicht. Entweder wir schmeißen unsere Denkmaschine an und kämpfen uns durch die vielen Fragen hindurch oder das unreflektierte Einerlei macht uns zu Mitläufern, die nicht wissen, warum sie glauben und tun, was sie glauben und tun. Wenig attraktive Alternative. Für die oora Redaktion Michael Zimmermann oora.de

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Inhalt

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Artikel, die mit dem Lautsprecher gekennzeichnet sind, gibt es als Audioversion in iTunes und auf www.oora.de/audio.

Schwerpunkt: Mission 6

Von einem der auszog, den Osten zu bekehren

Missionarisch, missional oder doch ganz normal

Andreas Wolf

10

Perspektivwechsel

Vom Evangelisten zum Hausmann

Gofi Müller

12

Gehet hin in alle Welt

Wie sich Mission in 2000 Jahren entwickelt hat

Anneke Reinecker

16

Leben in der Favela

Eine Missionarsfamilie in São Paulo

Interview: Anneke Reinecker

19

Ich bin Atheist

Dennis GroSSe

20

Der Missionsbefehl

Martin Preisendanz

23

Und so seh’ ich Christen Auslegung einer zentralen Bibelstelle

Segen, Salbe, Sammeleimer

Herr K. besucht einen Gottesdienst

Günter J. Matthia

24

Natürliche Medizin

Hilfe zur Selbsthilfe in Nordmosambik Martin Schumann

Quergedacht 28

Who’s job is it?

Kolumne: Axel Brandhorst

32

Verachtet

Neues aus dem Hinterhof der Geistlichkeit Kein Platz für Homosexuelle

David Lechner

36

Die Mesh-Idee

Kerstin Hack

39

Mit Worten anpacken

Debora Dürksen

Die Kunst, sich zu vernetzen, um Dinge mehrfach zu nutzen

Leserportrait Daniel Höly

40   Seligkeitsdinge

Unter der Oberfläche

Kolumne: Linda Zimmermann

42

Bruch

Lyrik: Franziska Arnold

44

Der Pastor der Zukunft

Harald Sommerfeld

Ein Berufsstand in der Krise

48   Wie Gott mich ent-täuscht hat

Mein Freund Gott und ich

Kolumne: Mickey Wiese

Details 5 Gedankensturm 31 oora braucht dich – Warum wir deine Hilfe erbitten 43 Buchrezensionen 50 Impressum | Leserbriefe

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Gedankensturm | Mission

Gedankensturm

Sachen zu M is si on

aus der Redaktion

Gedankensturm ist, wenn jede Redakteurin und jeder Redakteur einen Begriff zugespielt bekommt und dann losschreibt, was ihr oder ihm dazu in den Kopf kommt.

Container Text: Michael Zimmermann

Als die Ami-Missionare, die wir in Mosambik kennengelernt haben, dorthin ausgewandert sind, haben sie einen Container mit allen möglichen und unmöglichen Dingen nach Afrika schippern lassen. Dieser riesige Stahl-Großraumbehälter steht jetzt neben ihrem Häuschen und ist eine wahre Fundgrube von Sachen, die man immer mal gebrauchen kann: Darin sind alle Arten von Werkzeugen, Möbel und sogar ein Motorrad. Vergangenes Wochenende erst haben wir bei unserem Hamburg-Besuch auf den großen Container-Hafen geblickt und an die vielen Dinge gedacht, die darin ISO-genormt um die Welt transportiert werden. Reinhard Bonnke lässt seine sogenannten »Nacharbeitsbüchlein« wohl seit Jahren in China drucken und containerweise nach Afrika verschiffen. Warum auch nicht? Ein gebrauchter 20-Fuß-Container kostet wohl gerade mal 1000 Euro, hat mir jemand gesagt, der sich damit auskennt. Was man daraus alles machen könnte?!

Ruf Text: Johanna Weiß

Manche wollen ihn nicht hören. Wollen rennen, spielen, jauchzen, toben, in Bäumen klettern und den Wind fangen, die letzten Sonnenstrahlen des Tages auskosten. Sie sind in ihrem Element und werden durch ihn jäh herausgerissen. »Komm rein, morgen ist auch noch ein Tag.« Ruf – Mancher sucht ihn. Kann an dem, was er hat, nichts finden, will weiter, will Neues. Er denkt, da muss mehr sein, Sehnsucht treibt ihn, auf der Suche nach einem Ruf jagt er Eindrücke, und sie spielen mit ihm. Ruf – Manch einen erfasst er. Er hat nicht nach ihm gefragt, hat nicht auf ihn gewartet. Hat ihn erahnt, doch nie versucht ihn zu ergründen. Er hat ihn nicht gesucht, sich auch nicht vor ihm versteckt. Doch er stößt auf ihn, der klein, doch nicht zu übersehen, leise, doch unüberhörbar ist.

Rundbrief Text: Anneke Reinecker

Manche sind richtig toll. Ermutigende Berichte, aber nicht so, dass man sich klein fühlt, voller Glauben und Vision, aber nicht abgehoben, ehrlich, aber nicht bitter. Und Bilder sind natürlich ganz wichtig. Nichts schlimmer als ein Rundbrief, bei dem ich mich durch vier Seiten reinen Text arbeiten muss. Andere Rundbriefe sind derart abgehoben, dass man sie kaum lesen kann. Ich fürchte, die, die ich zu Bibelschulzeiten geschrieben habe, gehörten zu letzterer Kategorie ... Ist mir heute etwas peinlich, aber, nun gut. Das gehört auch zu meiner Geschichte. Die meisten Missionars-Rundbriefe lese ich eigentlich gern – und ich sollte mir endlich mal angewöhnen, darauf zu antworten, auch wenn ich nur eine von vielen Empfängern bin.

Kulturschock Text: Anne Coronel

Er kam kurz nachdem ich mit dem Flugzeug gelandet war. Alles war so anders, so fremd, so ungewohnt. Ich verstand die Menschen nicht, war erschrocken über ihre Art zu leben, zu denken und zu feiern. Ich konnte mich schwer an die leeren Busse, die sauberen Straßen und die konstruierte Stadt voller junger Menschen gewöhnen. Dieses Land war seltsam! Dieses Land war meine Heimat. Dieses Land war Deutschland! Nach nur sechs Monaten Auslandsaufenthalt war Deutschland fremd für mich geworden. Ein Kulturschock im eigenen Land, das hätte ich nie gedacht. Der Schock im Ausland war weggeblieben, in Deutschland kam er dafür umso stärker. Ich fand komisch, dass die Klospülung funktionierte, komisch, dass ich alleine ohne Angst auf die Straße gehen konnte, komisch, dass keine Kinder nach Mitternacht auf den Straßen bettelten. Was ist geblieben? Heute, fünf Jahre später, ist es ein: Komisch, dass ich den Lebensstandard in Deutschland schon wieder für selbstverständlich halte! Zeit für ein Déjà-vu.

Online-Missionar Text: Matthias Lehmann

Missionar ... online ... Leine – da fällt mir die Geschichte von den Leuten ein, die ihre Teebeutel nach der Benutzung ganz engagiert zum Trocknen an die Wäscheleine gehängt haben, um sie dann ihren Missionaren als Unterstützung zu schicken. Super Einstellung: Der zweite Aufguss für die Mission. Finde ich natürlich total unmöglich. Aber wenn so ein »Vollzeitler« im großen Auto oder feinen Faden ankommt, verspüre ich doch dieses argwöhnische Gefühl von »Ach, das passiert also mit meinen Spendengeldern« und »der als Missionar sollte mal lieber das Wesentliche im Blick behalten«. Diese Gefühle haben mit getrockneten Teebeuteln natürlich nichts zu tun. Ich denk’ halt nur, wer Reich-Gottes-Arbeiter ist, möge doch bitteschön bescheiden – also auf jeden Fall unterhalb meines Standards – leben. In diesem Sinne ist ein »Online-Missionar«: an der Leine, Missionar nach dem Maßstab meiner Wäscheleine ...

Sprache Text: Jörg Schellenberger

Als Schornsteinfeger half es mir sehr, dass ich als Einheimischer der fränkischen Sprache mächtig war. Der Kehrbezirk, in dem ich unterwegs war, war tiefste fränkische Provinz. Zum nächsten Kino musste man ca. 30 Kilometer zurücklegen, und die wenigsten Orte hatten mehr als 500 Einwohner. Wenn man da »einer von ihnen« sein wollte, war es wichtig, den Dialekt zu beherrschen. Ein Kennzeichen der fränkischen Sprache in dieser Region ist, mit seinem Gegenüber in der dritten Person zu sprechen. Dies äußert sich zum Beispiel so: Ich will den Bauernhof nach getaner Kehrarbeit verlassen, und der Landwirt ruft mir hinterher »Will er no wos zum drinken?«. Das »er« wird also als Kompromiss zwischen du und Sie gesehen. Die Antwort fällt dann übrigens in einer klaren Ich-Botschaft aus: »Danke, I will nix«. Hier wird dann auf die dritte Person verzichtet. Der Franke weiß ja was er will.

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Mission | Von einem der auszog, den Osten zu bekehren

Ich bin anscheinend auch nicht in der Lage, auch nur eine klitzekleine Gruppe bekehrungswilliger Noch-Nicht-Christen in den Bann einer wie auch immer gearteten frommen RegelmäĂ&#x;igkeit zu ziehen.

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Von einem der auszog, den Osten zu bekehren | Mission

Von einem der auszog, den Osten zu bekehren Missionarisch, missional oder doch ganz normal Text: Andreas Wolf

Audioversion unter www.oora.de/audio

Mission bedeutet Menschen zu bekehren. Dafür hat unser Autor alles aufgegeben und ist in den Osten gezogen. Doch schließlich findet er sich in einem Leben wieder, das ganz anders ist, als er es plante. Ist alles schief gelaufen? // Das Mittagstief hat mich. Ich bin müde. Zu müde zum Arbeiten am großen Schreibtisch meines Home-Offices. Was tust du, wenn du eigentlich etwas Produktives schaffen willst, sich aber im Gehirn kein freies Elektron zu regen scheint? Ich sortiere in solchen Momenten gerne meine Bücher. Heute ist das große Buchregal dran, mit seiner ganzen Geschichte voll Missionsliteratur. Ja, auch ich habe sie, die alten Zeugen einer vergangenen Missionsära, all die großen Namen, all die Geschichten von den Helden des Missionsfeldes. Aber wo genau stehen sie? Oder sind sie womöglich noch in den Kisten? Ich weiß es nicht. Ich benutze diese Bücher nicht. Und ich schaue sie auch nicht an. Ich glaube sie entmutigen mich, die alten Helden. Ich fange dort an mit Sortieren, wo ich mich bestens auskenne. Wo ich selber angefangen habe: Bei Christian Schwarz’ »Natürliche Gemeindeentwicklung«. Die ganze Reihe steht dort: Vom »Gabentest« über den »Liebe-Lern-Prozess« bis zum »Grundkurs Evangelisation« – alles leicht gemacht für Jedermann. Schade, denke ich, dass es nicht geholfen hat. Wo das Material doch so gut war. Es geht weiter zu »Gemeindegründung« von C. Peter Wagner, dem Mantra der 90er Jahre. Es folgen zehn weitere Bücher zu Gemeindegründung, 16 zu Strategien der Weltevangelisation, zehn zu City Reaching, zehn (und zwei Videos) zur Transformation ganzer Länder, zwölf zum Thema Hauskirche und mindestens 27 zu Emerging Church, Organic Church und Liquid Church. Man sollte meinen, ich müsste wissen,

wie das jetzt funktioniert mit dem Missionsauftrag und seiner zeitgemäßen, strategisch korrekten Umsetzung. Doch leider: Fehlanzeige. Ich bin mehr denn je überzeugt davon, dass ich es nicht weiß. Kein Wunder, sagst du, bei so vielen Büchern? Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber schlimmer noch: Ich bin anscheinend auch nicht in der Lage, auch nur eine klitzekleine Gruppe bekehrungswilliger Noch-Nicht-Christen in den Bann einer wie auch immer gearteten frommen Regelmäßigkeit zu ziehen. Was läuft denn hier falsch? Immerhin bin ich, sind wir, doch ausgezogen, um Gemeinde zu gründen. Missionare wollten wir sein. Gequältes Schmunzeln, Schulterzucken – »schade drum«. Ich weiß es nicht. Geklappt hat es jedenfalls nicht. Oder vielleicht doch – nur ganz anders? Missional

Da war doch was! Und das hatte gut geklungen, Sinn gemacht, irgendwie. Was war das doch gleich nochmal? Ach ja, genau! Die beiden Australier, Hirsch und Frost, die seit fünf Jahren in Missionskreisen herumgereicht werden: »Missional« war das Schlagwort. Es hatte irgendwie nach ganz großem Durchbruch geklungen. Am Ende stand dann aber doch wieder die Frage, ob wir das nicht alle sowieso schon immer gewesen sind. Irgendwie fragt man sich das ja bei jeder neuen Welle in der christlichen Welt. Aber jedenfalls sind wir heute alle eher missional als missionarisch, so viel ist klar. Oder? Ich gehe zurück zu meinem Schreibtisch, wieder wach genug, um mich meinen Projekten und Mails zu widmen., Ich bin Freiberufler, eine Art postmoderner Überlebenskünstler innerhalb eines komplett unüberschaubaren Arbeitsmarktes der Wissensgesellschaft. Heute nenne ich mich Berater, morgen Trainer und übermorgen Projektmanager. Ach ja, und Dozent bin ich auch oora.de

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Mission | Von einem der auszog, den Osten zu bekehren

manchmal. Ich schaue aus dem Fenster. Wie sind wir bloß hierher geraten? Wo wir doch eigentlich einfach nur »in die Mission« wollten? Da unsere Geschichte zum einen zu lang und zum anderen zu langweilig ist – denn was ist schon spannend im Vergleich zu Hudson Taylor, Mutter Theresa oder Jim Elliot? – werde ich lieber das Märchen von den beiden Königskindern erzählen. Vielleicht finden sich ja Parallelen. Die zwei Königskinder

Es waren einmal zwei Königskinder, ein Junge und ein Mädchen. Die wuchsen in einer wohlbehüteten Welt auf, die den sonderbaren Namen »evangelikal« trug. Sie hatten beide keinen sehnlicheren Wunsch, als ihrem König, der diese kleine Welt beherrschte, zu dienen. Man hatte ihnen gesagt, der König freue sich am meisten über Kinder, die in ferne Welten reisen, um Menschen aus den entlegensten Kontexten zurück in die evangelikale Welt zu bringen und sie dort anzusiedeln. Das sei das Allerallerwichtigste auf der ganzen Welt.

Das machte die Kinder traurig. Irgendwie schienen sie alles falsch zu machen. Sie fühlten sich soweit weg von den schönen alten Geschichten der mutigen Missionare in fernen Ländern. Schließlich empfahl man ihnen, wieder nach Hause zu kommen und in einer dieser kleinen evangelikalen Welten königliche Beamte zu werden. Das klang so vertraut und so einfach. Und gleichzeitig so falsch. Nein, sagten sie sich. Auch wenn sie nicht wie die großen Helden in den alten Geschichten waren, wollten sie einfach in dieser großen traurigen Stadt bleiben und für sie beten. Einfach da sein, Versager zwar am eigenen Auftrag, aber doch wenigstens da, wo sie jetzt waren. Da, wo sie sich hingestellt fühlten. Da, wo sich der trinkende Nachbar im Rausch für den gespürten Respekt bedankte. Da, wo die alleinerziehende Mutter im Burnout Trost und Freundschaft suchte. Da, wo sich die alte Dame, die zuhause ihren schwerkranken Mann pflegte, fürs Gebet bedankte. Da, wo das Nachbarsmädel von ihrer ersten Gebetserhörung überrascht wurde. Da, wo die altgläubige Oma anfing, ihrer Familie und ihren Enkeln die alten Königsgeschichten zu erzählen – und zwar in einer den Königskindern unbekannten Einfachheit. Aber die Kinder blieben traurig. Weil es nicht sehr viele solcher bedeutungsvollen Begegnungen gab und scheinbar keiner ihrer Einladung folgen oder ihre Geschichten hören wollte. Und dabei waren doch so viele verwahrloste und gelangweilte Kinder auf der Straße. Und sie selbst waren so unfähig, zusammen mit ihnen zu spielen und sie zum König einzuladen. Ihre Welten blieben einander einfach viel zu fremd. Nach fünf Jahren wurde sie abgerissen, die kleine Plattenwelt. Und kurz nachdem sie weggezogen waren, hörten sie es: Zwei andere Königskinder waren in dieselbe Stadt gekommen und hatten angefangen, mit den Kindern auf der Straße zu spielen. Ganz einfache Spiele. Sie hatten ihre Plattenwohnung aufgemacht und ihre Herzen auch. Eine Gruppe bildete sich und ehemals traurige Kinder wurden froh in einer neuen kleinen evangelikalen Welt.2 Auch unsere zwei ausgezogenen Königskinder wurden froh. Nun waren zumindest ihre Gebete erhört. Andere waren gekommen, fähig zu tun, was sie selbst nicht gekonnt hatten. Das war schön. Selber wurden sie einen anderen Weg geführt. Sie verloren ein Baby und beerdigten es auf einem der traurigen Plätze in der traurigen Stadt. Sie nahmen einen kleinen schwierigen Jungen aus der traurigen Stadt als ihren eigenen an und bemühen sich seitdem, in ihrem Alltag, ihrer Familie und ihrer Nachbarschaft ein fröhliches Leben zu führen. Und irgendwie zu verstehen, dass die Einladung gar nicht den Menschen galt, sondern dem König. Und dass es gar nicht um die Einladung der Menschen in eine evangelikale Welt ging, sondern um die Einladung des Königs in einen erfüllten und bedeutungsvollen Alltag. Dass es nicht die großen Geschichten sein müssen, die schöne alte Bücher füllen, sondern dass es die ganz unscheinbaren Kleinigkeiten der allzu grauen Alltage sind, in denen der fröhliche

Es geht gar nicht um die Einladung der Menschen in eine evangelikale Welt, sondern um die Einladung des Königs in einen erfüllten und bedeutungsvollen Alltag.

So zogen die beiden aus, zuerst alleine, dann zusammen. Sie lernten einen praktischen Beruf, den man rund um die Welt ausüben und mit dem man den Menschen überall dienen kann. Denn Dienen sei wichtig, sagte man ihnen, um die Menschen zum Mitkommen zu bewegen. Dann lernten sie, uralte Erzählungen über den König in unbekannten Schriftzeichen zu lesen und darüber seelsorgerliche Gespräche zu führen. Das sei wichtig, um den Menschen in ihren traurigen Welten etwas Frohmachendes zu erzählen und sie zu trösten, wenn sie dennoch traurig blieben, sagte man ihnen. Dann gingen die beiden Kinder los in die große Welt. Und weil sie aber nur um das »Weg« wussten und nicht um das »Wohin«, blieben sie bald im Osten in einer der vielen traurigen Städte der Menschen hängen. Gut genug, dachten sich die Kinder. Wo man traurig ist, da wird man sich wohl freuen über die alten Geschichten von einem freundlichen König und die Einladung ins evangelikale Land. Sie suchten sich die traurigste Platte1 im traurigsten Teil der traurigen Stadt. Zaghaft begannen sie, ihre mitgebrachten Geschichten, ihr seelsorgerliches Ohr und ihre frohmachende Einladung den Menschen um sie herum anzubieten. Sehr bald aber merkten die Kinder, dass die Menschen sie nicht verstanden. Und auch gar kein Interesse an ihren Geschichte hatten. Und schon gar nicht an ihrer ungewöhnlichen Einladung. 8

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König ganz neue Geschichten schreiben möchte. Interessante Geschichten im turbulenten Berufsleben des Königssohnes. Und schöne Geschichten im herausfordernden Mutterdasein der Königstocher. Augen offen halten

Vielleicht war es ja das, was »missional« damals meinte: Mitgehen mit dem aktiven Erlösungshandeln Gottes in unserem Alltag. Mit Gottes ganz eigener Mission, seiner ureigensten Reise, bei der er sich auf den Weg macht, um in einer ihm fremd gewordenen Welt ganz neu anzukommen. Ein Gott, der uns nicht herausruft aus unserem normalen Leben, sondern der zu uns hereinkommt, Fleisch wird, sich inkarniert, eben weil er diese traurige Welt so liebt, wie sie ist. »Missional« sind wir also dann, wenn wir schlicht und demütig unser ganz normales Leben leben, es aber mit Berufung und Bestimmung und dem Bewusstsein der Mitarbeit an Gottes schöpferischem Werk tun. Und dabei natürlich Herzen und Augen offenhalten für die kleinen, überraschenden Gelegenheiten, diese brandaktuelle Geschichte des sich-selbst-einladenden Gottes wie einen Virus an andere Gottgeliebte weiterzugeben. Anderen, die noch gar nichts ahnen von ihrer glücklichen Berufung, wiederum ganz normale, alltägliche, arbeitende, schwitzende und kämpfende, aber dankund hoffnungsvoll gott-erfüllte Menschen zu werden. Normal sein

Warum haben wir nicht den Mut, einfach »ganz normal« zu sein? Es ist doch gerade unsere Normalität, die uns mit den Menschen um uns herum verbindet. Und sie ist doch auch der Ort, an dem Christus in uns immer wieder sichtbar werden will: indem wir losgehen und dort bleiben, wohin wir uns gerufen wissen. Indem wir unser Alltagsleben als Ausdruck von Gottes Schöpfungs- und Erlösungshandeln gestalten. Indem wir Teil werden und verantwortlich Teil haben an den dramatischen Sorgen dieser von Gott geliebten Menschengesellschaft. Und indem wir dem anderen immer wieder unser Herz öffnen – und dabei frei heraus soziale Barrieren überwinden. Ganz normal eben – für Leute eines unnormal guten Gottes. Oder nicht? ///

Fußnoten: 1 Erklärung für Wessis: Ein trostloses Konglomerat verschiedengrauer Betonplatten zu einer ehemals viel-, seit der Nachwendezeit geringbevölkerten Wohnsiedlung. Auch: »Plattenbau« genannt. 2 Gemeint und fürs Gebet empfohlen ist der Kids Klub, Neu-Olvenstedt, Magdeburg. Kontakt über den Autor.

Andreas Wolf (39) gebürtig in Frankfurt am Main, wohnt mit seiner Frau Christine und seinem Sohn Stefan in Magdeburg. Er hat Krankenpflege gelernt, Theologie und Soziologe studiert und arbeitet heute unter anderem als Entwickler und Koordinator internationaler Projekte. Nebenberuflich schreibt er an seiner Masterarbeit in »Cultural Engineering«. Er bloggt auf www.andisperspective.typepad.com und twittert als @andiwolf.

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Von einem der auszog, den Osten zu bekehren | Mission

Die Georg-Müller-Schule ist eine staatlich anerkannte evang. Bekenntnisschule in Villingen-Schwenningen, Stadtteil Schwenningen. Weitere Informationen erhalten Sie unter: www.gms-vs.de

Georg-Müller-Schulen Wir suchen zum Schuljahr 2011/12

Lehrer/-innen für die Realschule vorzugsweise für das Fach Französisch Sie arbeiten in einem motivierten Kollegium und entfalten im Unterricht eigenständig Ihre Kreativität. Sie haben einen persönlichen Bezug zum christlichen Glauben evangelischer Prägung. Neben der Vermittlung der Lehrinhalte gemäß dem Lehrplan des Landes Baden-Württemberg ist es Ihnen ein Anliegen, den Ihnen anvertrauten Schülern grundlegende christliche Werte mit auf den Weg zu geben. Wenn Sie diese Anliegen teilen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung.

Ihre Bewerbungsunterlagen schicken Sie bitte an: Georg-Müller-Schulen · Z. Hd. Robin Pankonin Salinenstr. 43 · 78054 Villingen-Schwenningen E-Mail: r.pankonin@gms-vs.de · Tel. (07720) 99 47 47


Mission | Der Missionsbefehl

Der Missionsbefehl Auslegung einer zentralen Bibelstelle Text: Martin Preisendanz

Der Auftrag lautet »Macht alle Nationen zu Jüngern«. Jesus bleibt nicht wirklich bescheiden, als er diese Worte an seine elf Zuhörer richtet. Er hat Großes vor. Was genau? Dafür nimmt der Autor den sogenannten Missionsbefehl einmal ganz genau unter die Lupe: Eine Bibelauslegung. Der Kontext

Jesus hatte seine Jünger nach Galiläa auf einen Berg bestellt (Matthäus 20,16). Die Ereignisse der letzten Wochen hatten sie ganz schön mitgenommen. Erst der tragische Tod und dann die unerwartete Auferstehung Jesu. Mehrere Male schon war er den Jüngern begegnet. Was das alles bedeutete, konnten sie noch nicht begreifen. Zudem waren sie wohl nicht alle gleicher Meinung. Daher die unterschiedlichen Reaktionen als Jesus erschien. Sie warfen sich nieder, einige zweifelten (Matthäus 20,17). Das zeigt, dass sich die Jünger von übernatürlichen Erscheinungen nicht nur beeindrucken ließen, sondern ihre Einwände und Befürchtungen zeigten. Der Grund

Jesus ließ seine Jünger zu sich kommen, um ihnen eine wichtige Botschaft zu geben. Drei zentrale Punkte führte er auf: zwei Verheißungen und einen Auftrag. Der Auftrag steht dabei im Zentrum und ist von den beiden Verheißungen eingebettet. Der Auftrag lautet: »Macht alle Nationen zu Jüngern«. Die Betonung liegt auf »Jüngern«, also müssen wir eher von einem Jüngerschaftsauftrag als von einem Missionsbefehl reden. Wie werden Jünger gemacht?

Der Jüngerschaftsauftrag wird durch drei Elemente umgesetzt: hingehen, taufen, lehren. Im griechischen »Original« werden dafür drei Partizipien verwendet. 20

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Daher könnte auch übersetzt werden: »Macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr hingeht, lehrt und tauft« oder »macht hingehend, taufend und lehrend alle Nationen zu Jüngern«. Diese drei Elemente bestimmten damit das Wie. Was Jüngerschaft ist hat Jesus selbst vorgelebt. Er ist hingegangen, indem er erstmal auf diese Erde gekommen und Mensch geworden ist. Seine Jünger hat er ausgesucht, indem er sie aufgesucht und gerufen hat. Er hat sie gelehrt durch Worte und Erzählungen (Bergpredigt, Gleichnisse), durch seine Taten (Wunder, Gebetsleben, Auseinandersetzungen) und indem er sie selbst machen ließ nach dem Prinzip Learning by doing (Aussendungen). Er hat sich von Johannes dem Täufer taufen lassen. Die Bedeutung der Taufe war seinen Jüngern bekannt – zumal sie kein neues Element der damaligen Zeit war. Sie war ein öffentliches Bekenntnis der Umkehr/Buße und ein symbolisches Eintreten in die Gemeinschaft mit Gott. Dass Jesus selbst getauft hat, wird nicht berichtet. Der Prozess der Jüngerschaft ging bei Jesus drei Jahre lang. Das zeigt, dass zu Jüngern machen viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt. Am Ende der Zeit mit Jesus waren die Jünger in der Lage das Werk ihres Meisters und Jüngermachers fortzuführen. Ziel des Jüngerns ist es im Idealfall, voll zugerüstet zu sein, um das Werk Gottes zu tun und selbst wieder andere zu jüngern. Jünger sollen zu Jüngermachern werden. Die Empfänger

Erstmal gibt Jesus diesen Auftrag seinen elf Jüngern. Gilt er nun auch für uns Christen heute? Ja, denn aus Jüngern sollen Jüngermacher werden. Diese Multiplikation soll sich ständig wiederholen. Zudem hat der Auftrag das Ziel alle Nationen zu Jüngern zu machen, und das ist

noch nicht erfüllt. Fazit: Der Auftrag ist an alle Jünger gerichtet. Indirekt ergibt sich aus dem Auftrag auch ein weiterer Auftrag und zwar an die Noch-nichtJünger: Lasse dich zum Jünger ausbilden. Alle Nationen

Mit Nationen (griech. ethnos) sind Ethnien gemeint. Das Wort Ethnos ist ein unbestimmtes Wort und bedeutet generell Volk. Volk wird nicht näher bestimmt etwa als nationale Einheit, Stamm oder politische Einheit (gleiche Geschichte und Verfassung) oder sprachliche Einheit, sondern bezeichnet eine natürliche Zusammengehörigkeit eines Volkes. Im Text spricht Jesus von allen Völker (Ethnien). Allen steht für Gesamtheit. Keine Ethnie soll ausgelassen werden. Kein Stamm, kein Volksgruppe soll nicht zu Jüngern gemacht werden. Die Verheißungen

Verheißungen werden in der Bibel meist in einem konkreten Kontext gemacht und sind darin auch zu sehen. So auch in diesem Fall. Die Verheißung seiner Macht und seiner Gegenwart hängt untrennbar mit der Beauftragung zusammen. Die Verheißungen sind Voraussetzung und Fundament zugleich. Weil Gott alle Macht gegeben ist und er immer bei uns ist, sollen und können wir den Auftrag ausführen. Mit »mir ist gegeben« meint Jesus, dass Gott ihm die Macht gegeben hat. Diese Macht wird konkretisiert durch das kleine Wörtchen »alle«. Jesus ist alle Macht gegeben und zwar unumschränkt. Was für eine Macht meint Jesus? Es ist die Macht, mit der er lehrte (Matthäus 7,26), mit der er Sünden vergab (Matthäus 9,6) und mit der er Kranke heilte und Dämonen austrieb (Matthäus 10,1). Es ist die Macht von Herrschenden (Matthäus 8,9) und Regierenden (Römer 13,1). In Je-


Der Missionsbefehl | Mission

Der Auftrag lautet: »Macht alle Nationen zu Jüngern«.

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Mission | Der Missionsbefehl

sus wurde diese Macht in allen Facetten seines Handelns und Seins deutlich. Diese Macht ist auch territorial uneingeschränkt. Im »Himmel und auf Erden« ist eine Bezeichnung für die gesamte Schöpfung. Überall herrscht Jesus. Er hat von seinem Vater alle Vollmacht und Gewalt bis in die letzten Winkel der Schöpfung erhalten. In der zweiten Verheißung sagt Jesus seinen Jüngern zu, bei ihnen zu sein und zwar alle Tage. Jesus wird immer bei ihnen sein. In den guten Tagen, in den schwierigen Situationen, in durchwachsenen Zeiten wie im Erfolg, immer wird er mit ihnen sein. Im Grunde ist diese Zusage schon immer Gottes Wille für die Menschen gewesen: nämlich bei ihnen zu sein. »Bis zur Vollendung des Zeitalters« deutet auf das Ende einer bestimmten Zeit ihn. Welche Zeit ist gemeint? Die Zeit des Übergangs bis zur Neuschöpfung, d. h. bis das Reich Gottes ganz sichtbar wird, bis Himmel und Erde zusammen kommen und eins werden. Und damit bis

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zu dem Zeitpunkt bis der Auftrag ausgefüllt werden muss. Die Verheißung gilt also bis zur Erfüllung des Auftrags.

send Größe und Liebe für seine Schöpfung deutlich zum Ausdruck. Fazit

Alle

»Alles« ist wahrscheinlich das auffallendste Wort des Textes. Viermal gebraucht Jesus es: alle Macht, alle Nationen, alles lehren zu halten und alle Tage. Diese vier »Alles« sind zu beachten. Sie stehen für Totalität und Ganzheit. Jesu Macht ist umfassend und unbegrenzt. Seine Präsenz ist weder von der Zeit noch vom Ort eingeschränkt. Er ist immer bei uns und daran wird sich nichts ändern. Er will nicht, dass wir seine Gedanken, Ideen und Handlungsanweisen verkürzen oder ausweiten und somit für uns passend machen. In allem ist er das Vorbild. Dies soll allen verkündigt werden und nicht besonders Auserwählten. Alle Kulturen, alle Altersklassen, alle Geschlechter, alle Bildungsschichten müssen seine Botschaft hören. Im Wörtchen »alles« kommt letztlich Gottes umfas-

Im Zentrum des Missionsbefehls steht Jüngerschaft. Sie ist unser Auftrag und unsere Aufgabe. Dafür hat Gott uns ausgerüstet und sagt seine Hilfe zu. Zusammenfassend heißt das, dass wir an allen Tagen alle Macht haben, wenn wir alle Völker in allen Absichten Gottes trainieren. ///

Martin Preisendanz (31) ist verheiratet mit Rebekka. Geboren in der Nähe der Spielstätte seines geliebten VFBs und aufgewachsen im Schwarzwald, hat er Teile der Welt auf diversen sozialen Einsätzen kennengerlernt und lebt noch in der Theaterstadt Meiningen. Er ist Theologe, Studienleiter der Pionierakademie und kann als Prediger eingeladen werden. Sein großer Traum: ein eigenes Kabarett-Programm. Mehr Infos auf seinem Blog: www.martinpreisendanz.de


Ich bin Atheist | Mission

Ich bin Atheist Und so seh’ ich Christen Text: Dennis Große

Der Autor berichtet von seinen Begegnungen mit Christen und welchen Eindruck sie bei ihm hinterlassen haben. // Religion und Glaube waren in meinem Elternhaus kein Thema. Der christlichen Religion begegnete ich zum ersten Mal in der Grundschule. Ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen und betete gelegentlich, in der Hoffnung Gott würde sich mir mitteilen. Er tat es nicht. Was ist ein Christ? Für mich ist ein Christ jemand, für den der christliche Glaube ein aktiver Bestandteil seines Lebens ist. Menschen, die sich das Kruzifix aus Gewohnheit um den Hals hängen und nur zu Ostern und Weihnachten an Jesus, nicht aber unbedingt an seine Lehre denken, zähle ich nicht zu der Art von Christen, die ich hier beschreiben möchte. Für mich zeichnet Christen aus, dass sie sich die Worte des Neuen Testaments zu Herzen nehmen und diese auch ausstrahlen. Dazu gehört eine überdurchschnittliche Freundlichkeit, die kein Alleinstellungsmerkmal ist, jedoch gerade bei ihnen häufig anzutreffen ist. Ein außergewöhnliches Erlebnis hatte ich in Bolivien mit einem älteren Ehepaar. Nach einem viertelstündigen Gespräch, in dem auch die Glaubensstandpunkte geklärt wurden, luden mich die beiden zum Frühstück bei sich zu Hause ein. Diese Weltoffenheit und Herzlichkeit ist mir bei Christen oft begegnet. Mit den kleinen extremistischen Gruppierungen habe ich persönlich keine Erfahrungen gemacht, weshalb ich im Allgemeinen ein positives Bild von den Christen habe. Was ich von der Kirche, insbesondere der katholischen (unter anderem wegen der patriarchalischen Strukturen, die Sexismus und die Diskriminierung Homosexueller fördern), leider nicht behaupten kann. Aber Glaube und Kirche betrachte ich getrennt. Einmal fragte mich ein Christ, wie ich mir ohne Gott die Moral erkläre. Mich überraschte es, diese Frage, die ich dem Reper-

toire evangelikaler Bibel-wörtlich-Versteher zugeordnet hätte, aus dem Mund eines aufgeklärten Mathematikers zu hören. Diese Frage ergibt für Nichtgläubige keinen Sinn. Ein Anhänger des Zen-Buddhismus könnte auf »Kann es Moral nur mit Gott geben?« mit »Mu« antworten. Meine Moral stimmt in vielen Punkten mit der christlichen überein. Jedoch denke ich, dass der dem Christentum zugrunde liegende Anthropozentrismus (auch für den Menschen) nicht gut ist. Was ist beispielsweise die Rechtfertigung des einzigen vernunftbegabten Wesens, andere fühlende Lebewesen mitunter qualvoll zu töten? Dies für moralisch verwerflich zu halten, kann ich auch ohne Gott entscheiden. ///

Ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen und betete gelegentlich, in der Hoffnung Gott würde sich mir mitteilen. Er tat es nicht.

Dennis Große (30), Physiker, Atheist, Veganer, Sportler, Schauspieler, Ausgetretenepfadeverlasser und vieles mehr, lebt in Heidelberg mit seiner ihm nicht angetrauten Frau Johanna, deren Prinz er schon in einer Grundschultheateraufführung war. Die Neugier auf die Welt und seine langjährige Beziehung sind ihm ein unerschöpflicher Quell der Energie und Inspiration.

oora.de

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Quergedacht | Verachtet

Verachtet Kein Platz f端r Homosexuelle Text: David Lechner

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Verachtet | Quergedacht

Christliche Gemeinden sind mit dem Thema Homosexualität meist überfordert. Der Autor hat dies selbst schmerzlich erlebt. // »Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet« (Jesaja 53,3). Wenn wir homosexuell empfindenden Christen etwas mit Jesus gemeinsam haben, ist es vielleicht dieses Verachtet werden. Verachtung auch in seiner anderen Bedeutung von Nicht-Beachtung. Dabei denke ich nicht global und allgemein, sondern bezogen auf Gemeinde in Deutschland und meine persönliche Erfahrung. Homosexuelle und die Gemeinde

Die Gemeinde in Deutschland tut für den größten Teil so, als wäre diese Gruppe von homosexuell Empfindenden nicht vorhanden – als gäbe es sie gar nicht. So als würde die allgemeine Statistik über die Häufigkeit von Homosexualität (etwa fünf Prozent der Bevölkerung) in der Gemeinde Jesu irgendwie nicht greifen. Wenn laut Jesus gerade die Kranken einen Arzt brauchen, müssten unzufriedene oder suchende Homosexuelle eigentlich prädestiniert sein für die Gemeinde Gottes. Die Gemeinde will mit den Homosexuellen draußen nichts zu tun haben. Man will sie nicht im Gottesdienst haben und schon gar nicht in der Seelsorge. Jedenfalls habe ich bisher außer Gebetsinitiativen dagegen, wie zum Beispiel vor der Verabschiedung des Lebenspartnerschaftsgesetzes, wenig Engagement, Liebe oder auch nur Sichtweise für diese Bevölkerungsgruppe gespürt. Vielmehr besteht ein gegenseitiges Feindbild: Die meisten Homosexuellen hassen die Kirche für ihren Umgang mit diesem Thema, und die Kirche hasst die Homosexuellen. Sie macht sich insgeheim oder auch mal etwas deutlicher über sie lustig, denn unterm Strich gilt: Was haben wir mit deren unmoralischer, familienfeindlicher, geschlechterzersetzender Weltsicht zu tun? Wir müssen uns abgrenzen! Ganz allgemein herrscht in der Gemeinde vor allem Ignoranz gegenüber dieser Gruppe. Unkenntnis, Vorurteile oder größtenteils einfach Gleichgültigkeit. Suche nach Veränderung

Als Autor dieses Artikels habe ich mich ja bereits als Teil der christlichen Gemeinde und homosexueller Struggler geoutet. Angezogen von der bedingungslosen Liebe Gottes hoffte ich, im Leib Jesu einen Ort zu finden, an dem Veränderung und Heilwerden natürlicherweise von statten gehen würden. Dabei gab es in meiner Biografie unterschiedliche Stationen: Mit 15 Jahren, kurz nach meiner Bekehrung, wurde ich erstmals mit einer Wahrheit aus Römer 1,27 konfrontiert: Sexuelle Beziehungen zwischen Männern oder Frauen sind Sünde. Ich fühlte mich sehr sündig, auch wenn ich weit davon entfernt gewesen war, mit irgendjemandem Sex haben zu wollen. Diffuse Verliebtheitsgefühle meinem Bibelkreisleiter gegenüber schienen der Beleg dafür zu sein, dass ich nicht okay bin. Also übte ich mich in der Vogel-Strauß-Taktik: Was nicht sein darf, ist nicht. Das wird schon wieder weggehen, du bist ja noch so jung. In einem Brief wandte ich mich an einen Seelsorge-Experten, der diese Sichtweise mehr oder weniger bestätigte.

Asexuelle Christen

Zur verinnerlichten Schuld und der Nichtbeachtung des Themas Homosexualität kam in meinem Fall die Verdrängung von Sexualität überhaupt hinzu. In der heutigen Welt, in der die Mehrheit der 12-Jährigen schon Pornos im Internet gesehen haben, ist das vielleicht gar nicht möglich – damals ging das jedenfalls. Und wo ist man mit dieser Verdrängungstaktik besser aufgehoben als in der Gemeinde Jesu? Dort sitzen schließlich Menschen jeder Altersstufe, die keine Sexualität zu besitzen scheinen. Die Liebe Gottes schien mir jedenfalls immer asexuell. Deshalb konnte ich lange Zeit recht gut damit leben, einfach gute Beziehungen zu Brüdern und Schwestern aufzubauen und dabei jede sexuelle Regung schlichtweg zu unterdrücken und zu negieren – alles völlig unbewusst.

Was nicht sein darf, ist nicht. Das wird schon wieder weggehen, du bist ja noch so jung.

Erinnerung an sexuellen Missbrauch

Mit 17 kamen Erinnerungen an eine sexuelle Missbrauchssituation in meiner frühen Kindheit zurück in mein Bewusstsein. In meiner frühen Pubertät hatte dieses Missbrauchserlebnis zu Depression und Suizidalität geführt. Dass ich mich erst jetzt wieder daran erinnern konnte, ist typisch für die Art, wie unsere Psyche mit einem Trauma umgeht. Ernst genommen habe ich dieses Thema damals nicht. Was hat nun Missbrauch mit Homosexualität zu tun? Statis­ tisch gesehen ist etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann von sexuellem Missbrauch im Kindesalter betroffen. Das Thema »Ursachen für homosexuelle Gefühle« ist ein heißes Eisen, aber Fakt ist: Ein sehr hoher Prozentsatz von homosexuell empfindenden Männern und Frauen hatten in ihrer Kindheit oder Jugend ein oder mehrere Missbrauchserlebnisse. Das heißt nicht, dass man bei Homosexualität immer auch sexuellen Missbrauch vermuten sollte. Genauso wenig sollte man bei sexuellem Missbrauch davon ausgehen, dass dieser immer homosexuelle Tendenzen zur Folge hat. Jeder Mensch ist anders und reagiert individuell. Sexualität und christliche Seelsorge

Für die Entstehung von Homosexualität spielt eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle. Es ist ärgerlich und verletzend, wenn in der christlichen Seelsorge wie nach einem Kochrezept vorgegangen wird, um ein bestimmtes Resultat zu erreichen. Sexualität ist ein sensibles Thema. Es hat mit Intimität, Scham und vor allem mit Identität zu tun. Wenn ein Mensch darüber etwas erzählt, sollte man immer sensibel und vorsichtig damit umgehen. Die Angst vor Ablehnung und Abwertung ist nachvollziehbarerweise der Hauptgrund, warum sich Menschen wie ich in den Gemeinden oora.de

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Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel wohnest. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frau, so sehen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig werde. Sei uns gnädig, Herr, sei uns gnädig; denn allzu sehr litten wir Verachtung. Allzu sehr litt unsere Seele den Spott der Stolzen und die Verachtung der Hoffärtigen. Psalm 123

nicht oder lange nicht anderen mit ihrem Problem anvertrauen. Meistens – so ist meine Erfahrung – kommt dabei nicht viel heraus, erfährt man keine oder unzureichende Hilfe oder wird sogar durch merkwürdige Ratschläge in die Irre geführt. Vergeistlichung – Sehnsucht – Zerbruch

Neben der oben beschriebenen Möglichkeit der Verdrängung habe ich in der Gemeinde zudem »Vergeistlichung« als vermeintliche Heilmethode kennengelernt. Dies passte gut zu meinem eigenen Wunsch, mich der vielschichtigen emotionalen Not hinter der Homosexualität nicht zu stellen, sondern auf den Quick-Fix zu hoffen. »Der Herr wird’s schon richten.« – dieser Satz musste doch stimmen. Also pries und anbetete ich den Herrn, denn in der Herrlichkeit Gottes verschwinden ja alle Probleme. In dieser Zeit ging es mir besonders elend, da die Spaltung zwischen geistlichem Leben und innerer Realität besonders groß war. Zu der Zeit fing auch das sexuelle Ausagieren an, was eine 34

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unglückliche Reaktion auf den inneren Widerspruch zwischen der proklamierten Liebe und Annahme Gottes und dem eigenen Empfinden tief im Inneren war. Was hat Sexualität mit dem geistlichen Leben gemeinsam? Bei beidem geht es um unser Herz, um unsere Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, nach Angenommensein, nach Berührung und dem Wunsch nach Nähe. Wenn die Gemeinde Jesu das nicht bringt und die Beziehung zu Gott dies nicht hergibt, ist die Gefahr groß, an anderen Stellen zu suchen. Meine negativen Erfahrungen und Enttäuschungen in der Gemeinde führten dazu, dass die Qualität der Beziehungen flacher wurde. Ich konnte mich nicht mehr wirklich auf sie einlassen, hatte Vertrauen und Idealismus verloren. Dazu kam altersentsprechend in den 20ern verstärkt der Wunsch nach Beziehung und Sexualität. Mein sexueller Missbrauch war bis dahin weder gewürdigt noch aufgearbeitet worden. Ich befand mich in einer denkbar ungünstigen Ausgangssituation für eine Ehe, die von

Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luther in der revidierten Fassung von 1984. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Quergedacht | Verachtet


Verachtet | Quergedacht

Anfang an zum Scheitern verurteilt war und für zwei Menschen ein dreijähriges Martyrium bedeutete. Dennoch war mir in der Gemeinde durchaus dazu geraten worden zu heiraten, und an mehrfacher prophetischer Bestätigung fehlte es ebenfalls nicht. Als ich mich schließlich trennte, war der Kommentar meines damaligen Pastors, er spüre, dass Gott jetzt sehr wütend sei. Der Pastor wusste, womit ich kämpfte und auch, dass Untreue trotz aller erdenkbarer Anstrengungen wie Beten, Fasten und Befreiungsdienst in der Ehe ein Thema war. Außer dem Rat, ich solle Gott dienen und die Herrlichkeit Gottes suchen, kannte er aber keinen Ausweg. Die Folge war, dass ich mich »mit der Bibel unterm Arm« und Gott, der uns nie verlässt, von der Gemeinde und allen Christen abwandte, um das auszuprobieren, wonach ich mich so sehr zu sehnen schien: Ein Leben mit einem Mann. Diese Beziehung scheiterte äußerst schnell und ich lernte die Dunkelheit der homosexuellen Subkultur kennen. In wirklicher geistlicher Finsternis erlebte ich mehrfach Hinweise von Gottes Gegenwart, und ein Bibelwort wurde ganz real: »Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht« (Psam 139,11-12). Sex kann auch unabhängig von Beziehung, Liebe und Partnerschaft in den unterschiedlichsten Varianten Spaß machen, wenn wir Mann- und Frau-Sein von jeglicher transzendenter Bedeutung losgelöst betrachten. Jedem das Seine, wäre dann die Devise. Im christlichen Weltbild – und nach der Sicht Gottes, so wie

»Der Herr wird’s schon richten.« – dieser Satz musste doch stimmen. ich sie verstehe – lässt sich Sex aber eben nicht, wie in der Gesellschaft propagiert, vom Rest des Lebens abkoppeln. Dementsprechend konnte ich als Christ weder in einer festen Beziehung zu einem Mann noch in der schwulen Subkultur glücklich werden. Psychisch und körperlich am Ende suchte ich Unterschlupf bei christlichen Freunden und die Gemeinschaft von Gläubigen. Ich hatte die Lektion gelernt, dass – trotz aller Unvollkommenheit in der Gemeinde – Gottes Segen in besonderer Weise darauf liegt, wenn sich mehrere Menschen in seinem Namen treffen. Es geht niemals nur allein. Schrittweise Veränderung

Inzwischen machte ich auch eine Therapie, durch die ich lernte ehrlich zu werden, was mir in der Gemeinde nicht möglich war und dort auch nicht begegnet ist. Die Therapie erbrachte substantielle Erkenntnisse über mich selbst, die ich jetzt mit meinem Glauben und dem, was ich in der Gemeinde gelehrt bekam, in Einklang zu bringen versuche. Etwas Gutes hatte angefangen. »You need to own your faith«, war dabei ein Leitsatz. Ich machte mich frei von den patriar-

chalischen Machtansprüchen der Gemeinden und Pastoren, den »Schafen« – notfalls mit Gewalt – sagen zu wollen, wo es langgeht und fing an, meinen persönlichen Weg mit Gott zu suchen. Dieser ist holprig und krumm, so wie ich eben auch.

Dementsprechend konnte ich als Christ weder in einer festen Beziehung zu einem Mann noch in der schwulen Subkultur glücklich werden.

Eine Aufgabe für die Gemeinde?

Seelsorgerliche Erfahrungen in der Gemeinde sind für mich bis heute nur sehr bedingt hilfreich gewesen. Aber es gibt spezielle internationale Dienste. Diese sind auch wirklich der einzige Lichtblick für homosexuell empfindende Christen. In Deutschland gibt es »Wüstenstrom«. Und das war es dann auch. Darüber hinaus kann man im amerikanischen Raum verschiedene Veröffentlichungen finden. Die Spezialdienste zum Thema betonen alle das gleiche: Wer Veränderung von Homosexualität erleben will, sollte sich in aller Regel auf einen langen Prozess einrichten. Dies steht allerdings im Widerspruch zu vielen freien Gemeinden, die Veränderung als etwas Wundersames und Punktuelles begreifen. Für den Veränderungsprozess ist die Mitgliedschaft in einer guten Gemeinde wichtig. Wo aber sind die Gemeinden, die vollmächtig sind und dennoch adäquat mit diesem Thema umgehen können? Da hinter der Homosexualität verschiedene Verletzungen und vor allem Bedürfnisse stehen, die mit Beziehungen in der Vergangenheit zu tun haben, sind enge, ehrliche Beziehungen wichtig. Wo gibt es Männer, die stabil und vorurteilsfrei genug sind und sich als Freund und ehrlicher Beziehungspartner für homosexuell Empfindende sehen können? Für viele homosexuell empfinde Christen entsteht also ein Dilemma. Auf der einen Seite gibt es die Erfahrung, dass ein Quick-Fix oder die übergeistliche Verdrängung nicht funktioniert. Auf der anderen Seite ist das, was nach Meinung derer, die von dem Thema Ahnung haben, in den Gemeinden nötig wäre, dort nicht zu finden. Die Folge ist, dass viele mit ihrer Not alleine bleiben oder aber sich irgendwie mit den Gegebenheiten arrangieren. Dabei bleiben sie – wie anfangs bemerkt – eine nicht wahrgenommene Minderheit, die es eigentlich gar nicht geben sollte. Sie versuchen, irgendwie heil zu werden und kämpfen oft genug mit einem Doppelleben. Manche geben resigniert auf oder hören auf die Stimmen in der Gesellschaft, die laut die Akzeptanz der homosexuellen Orientierung fordern. Ich für meinen Teil werde weiterkämpfen. Gott bleibt an unserer Seite. /// oora.de

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Quergedacht | Bruch

Bruch

Text: Franziska Arnold

Du musst weg, du gehörst hier nicht her. Ich bin Teil des Ganzen. Du bist viel zu sperrig, zu ausgefranst, zu konkret. Ich lasse mich nicht wegreden. Du bist ja nur ein Teil dessen, was hier sowieso schon läuft. Ich bin nicht zu relativieren. Es war aber viel schöner ohne dich. Ich gehöre dazu. Seit du da bist, sehe ich nichts mehr. Ich bin im Weg und auf dem Weg. Du müsstest hier und da noch ein bisschen gefeilt werden. Ich bin unveränderlich. Wenigstens so, dass man dich einigermaßen plausibel erklären kann. Ich bin einfach und bin einfach jetzt hier. Könntest du dich bitte nicht so unverschämt ausbreiten? Ich brauche Raum und Zeit, verbrauche sie. Du machst die Luft so stickig – sie flimmert schon. Ich bin nicht zu überwinden. Wenn ich dich nur in die Finger kriege! Ich würde dir ohnehin entrinnen. Du bist unfassbar unverschämt. Ich muss akzeptiert sein. Du nervst. Ich bin einfach nur da. Du bist mir zu viel. Mehr kann ich leider nicht anbieten – unveränderlich, wie gesagt. Du legst es wirklich drauf an. Ich kann nicht zurück. Nun gut, reden wir? Worüber? Über dich.

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Buchrezensionen | Quergedacht

ücher, die wir gelesen haben

Eric-Emmanuel Schmitt: Oskar und die Dame in Rosa

Elisabeth Mittelstädt: Größer als meine Träume

Eli Bar-Chen, Heike Specht: Warum Schabbat schon am Freitag beginnt

Der himmlische Vater bekommt jeden Tag eine Vielzahl von Gebeten zu hören, doch es sind schon ganz besondere Gebete, die Oskar ihm schickt – er schreibt ihm Briefe. Oskar weiß, dass er Krebs hat, dass es keinen Ausweg mehr gibt und dass er sterben wird. Seine Eltern kommen einmal in der Woche, und ihre Besuche haben oft etwas Seltsames. Doch da gibt es noch »die Dame in Rosa«, die jeden Tag nach den Kindern auf der Krebsstation schaut. Sie erzählt dem todkranken Jungen von Gott und zeigt ihm, wie er bis zu seinem unvermeidlichen Tod noch alles mitnehmen kann, was in ein ganzes Leben gehört. So stirbt Oskar nach wenigen Wochen »als alter Mann«. Oskar und die Dame in Rosa ist ein Briefroman, in dem es um Tod und Leben gleichermaßen geht. Mich als Christin hat die Lektüre dazu ermutigt, Menschen von Jesus zu erzählen, dass er mir Zuversicht und Hoffnung schenkt und kein Gebet von uns zu einfach ist. /// Marina Lauffenburger

Größer als meine Träume ist die Autobiographie Elisabeth Mittelstädts. Sie ist die Gründerin der ersten christlichen Frauenzeitschrift Lydia. Ihr Leben selbst ist so spannend, dass man denken könnte, es sei eine Romanvorlage. Es ist die Geschichte einer Frau, die ihre Berufung sucht und findet. Und das Ergebnis ist – um es mit ihren Worten zu sagen – »größer als ihre Träume«. Es ist ermutigend zu sehen, wie Gott sie in allen Höhen und Tiefen begleitet und mit ihr ist. Und von den Tiefen gibt es mehr als genug. Leider wird in der Beschreibung ihrer Krisen die Betonung mehr auf ihre gewonnenen Erkenntnisse gelegt, als auf die Krise selbst. Ich hätte mir mehr gewünscht, dass ihre Kämpfe offen gelassen und nicht gleich mit einer christlichen Antwort zugedeckt werden. Diese Antworten haben sich vermutlich über Monate entwickelt. Aber da ihre Geschichte in dem Buch verkürzt dargestellt wird, erhält der Leser den Eindruck, auf ein Problem folge sofort die Antwort. Als Leser hätte ich lieber mit ihr die Spannung nach dem »Warum?« des Leides ausgehalten. Insgesamt ist das Buch jedoch sehr empfehlenswert. Eine Biographie, die über die Treue Gottes erzählt. /// Judith Schellenberger

Dass man mit Büchern in fremde Länder und vergangene Zeiten reisen kann, wird hier wörtlich genommen. In diesem Buch treffen zwei Kinder bei einem Besuch im jüdischen Museum einen alten Museumswärter, der sie auf Reisen in andere Welten mitnimmt und ihnen dabei das Judentum nahebringt. Der Herr klopft mit seinem Stock auf den Boden und springt mit ihnen in ein Buch. So kommen die Kinder in den Genuss der Gastfreundschaft von Abraham und Sarah, feiern mit einer Familie in New York Schabbat, diskutieren mit Mendelssohn und Herzl, besuchen Anne Frank in ihrem Versteck und essen Falafel in Tel Aviv. In acht Kapiteln wird ein Teil jüdischer Geschichte bereist. Dazwischen stehen einige Infokästen mit Erläuterungen zu wichtigen Personen, Traditionen und Orten. Sachinformationen, Schicksale und Weltgeschichte werden hier geschickt miteinander verknüpft. Das Buch wurde eigentlich für Kinder geschrieben, ist aber ebenso für Erwachsene ein guter Einstieg in Geschichte, Religion sowie die historische und aktuelle Lebenswelt des Judentums. /// Johanna Weiß

Gebundene Ausgabe, 112 Seiten, Fischer 2005 ISBN 978-3596161317, € 7,00

Gebundene Ausgabe, 318 Seiten, Gerth Medien 2011 ISBN 978-3865915832, € 16,99

Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, DVA Sachbuch 2007 ISBN 978-3421059482, € 19,95

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Quergedacht | Wie Gott mich ent-täuscht hat

Wie Gott mich ent-täuscht hat Mein Freund Gott und ich Text: Mickey Wiese // Kolumne

Audioversion unter www.oora.de/audio

Mickey besucht einen »Healing Room« und erlebt da was mit seinem Freund Gott. // Als mein Freund Gott und ich Heilung erlebten, wurden meine Erwartungen ent-täuscht. Und das kam so. 2004 hatte ich einen Bandscheibenvorfall. Nachdem ich wochenlang lahm gelegt war und mich nur noch unter Schmerzen und an Krücken fortbewegen konnte, stand der Arzttermin ins Haus, bei dem die OP festgelegt werden sollte. Da ließ ich mich nach Neu-Anspach im Taunus fahren. Denn dort gibt es hinter einem kleinen Einkaufszentrum gelegen einen »Healing Room«. Das ist sozusagen eine göttliche Arztpraxis, in der Laien sich aus den unterschiedlichsten Gemeinden zusammentun, um für körperliche und seelische Gesundung zu beten. Die Idee ist nicht neu, aber bestechend: Menschen beten füreinander ohne Zeitoder Erfolgsdruck in einem Rahmen, der den Hilfesuchenden nicht an exponierter Stelle bloßstellt. Das Konzept geht auf eine Erweckungsbewegung im amerikanischen Spokane Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Innerhalb von fünf Jahren sollen damals über 100.000 Heilungen dokumentiert worden sein. Darauf hoffte ich jedenfalls, als ich mit meinen Krücken am Eingang als Nr. 5 in die Patientenliste eingetragen wurde. Den Prominentenbonus konnte ich nicht ausspielen, denn in 48

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den Healing Rooms kommt jeder in der Reihenfolge seines Eintreffens dran. So saß ich bei leiser Lobpreismusik im Wartezimmer und füllte einen Anamnesebogen aus. Hier wurde ich unter anderem auch gefragt, ob ich in ärztlicher Behandlung bin und ich wurde darauf hingewiesen, Medikamente erst nach ärztlicher Bestätigung einer erfolgten Heilung abzusetzen. Ich musste außerdem unterschreiben, dass ich die Healing Rooms nicht verklagen würde, sollte es hernach schlechter mit mir werden, denn es wird ausdrücklich festgestellt, dass die Mitarbeiter keine heilenden Kräfte besitzen, sondern sich nur im Gebet an meinen Freund Gott wenden würden, der alleine heilen kann. Dann kreuzte ich an, ob ich Christ bin oder nicht, ob ich das Sprachengebet gewohnt bin oder nicht und dergleichen mehr. Die Antworten werden bei der praktischen Ausübung des Gebets von den Teams in besonderer Weise berücksichtigt und man versucht im Gebet nur das zu tun, was der Hilfesuchende gewohnt ist und verstehen kann. Dann habe ich natürlich alles angegeben was ich gerne geheilt haben wollte, angefangen vom eingewachsenen Fußnagel, über Diabetes bis hin zu dem aktuellen Bandscheibenvorfall. Die ausgefüllten Bögen wurden an die Teams verteilt, die sich schon einmal betend mit dem Fall vertraut machten. Dann wurde ich abgeholt und in ein »Behandlungszimmer« geführt.


Wie Gott mich ent-täuscht hat | Quergedacht

Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellungsrunde fing das Team in großer Ruhe und Gelassenheit an zu beten und setzte alles ein, was ich jemals über Heilung gesehen, gehört und gelesen habe. Dabei spürte ich die ganze Zeit über nichts, außer dass mir in der entspannten Atmosphäre mein Zeitgefühl nicht

den Geheilten und alle, die mit ihm in Kontakt kommen (Matthäus 15,31). Paulus schreibt in 1. Korinther 12 darüber, dass Menschen, die sich von Jesus haben »retten«, beziehungsweise »heilen« lassen, in ein leibliches Beziehungsnetz integriert werden. Der Zusammenhang der einzelnen Glieder sei so stark,

Ein Geheilter, dem keine Gemeinschaft angeboten wird oder der keine Gemeinschaft in Anspruch nimmt, wird wieder krank werden, wenn auch vielleicht an anderer Stelle. mehr im Nacken saß. Nach ungefähr einer halben Stunde allerdings (oder so) spürte ich dann ein leichtes Kribbeln, wie wenn einem ein eingeschlafenes Bein aufwacht. Und dann dämmerte es mir langsam, dass ich keinen Schmerz mehr spürte. Ich probierte vorsichtig ein paar Drehungen und Bewegungen, die mir vorher nicht möglich gewesen waren und stellte überaus überrascht fest, dass ich geheilt war. Mir wurde bewusst, dass ich gar nicht so recht damit gerechnet hatte. Ich konnte eher glauben, dass andere durch mein Gebet geheilt werden, als dass sich mein Freund Gott auch meiner eigenen Krankheit annimmt. Ich war echt froh, dass mein Freund Gott mich diesmal ent-täuscht hatte. Wir freuten uns daraufhin kurz miteinander, sagten unserem Freund Gott »Danke« und verabschiedeten uns. Und ich ging vor die Tür, wo meine Familie auf mich wartete, kostete kurz ihre erwartungsvollen Blicke aus, reckte dann in Hollywoodmanier die Krücken in den Himmel und lief ihnen geheilt entgegen. Die anderen Dinge auf meinem Bogen wurden zwar nicht geheilt, aber ich kann ja jederzeit wieder in einen Healing Room gehen. Außerdem erklärte mir mein Freund Gott, dass Heilung grundsätzlich ein Zeichen seiner kommenden endgültigen Herrschaft sei (Offenbarung 21,4), ein Vorschuss auf die Ewigkeit für

dass sie es sogar spüren, wenn ein anderes Glied erneut verletzt wird. Wichtig ist dabei auf alle Fälle immer wieder der Aspekt der wiederhergestellten Gemeinschaft mit meinem Freund Gott. Heilen heißt ja auch retten und das scheint mir der tiefere Sinn der ganzen Sache zu sein: Menschen werden gerettet, also in die Gemeinschaft mit meinem Freund Gott zurückgeholt, in der Verletzung in keiner Form mehr einen Platz hat. Manchmal kann da eine körperliche Heilung ein Vorschuss sein, damit jemand sich Gott zuwendet, beziehungsweise sich retten lässt, ohne dass sie damit allerdings an eine Leistung seitens des Patienten gekoppelt wäre. Ich habe einmal für einen jungen Drogenabhängigen, den ich zwei Jahre lang begleitet habe, gebetet und er wurde tatsächlich nachweislich von AIDS geheilt. Aber er nahm danach immer noch Drogen und hat erst sehr viel später von seinem selbstverletzenden Verhalten abgelassen, als er in eine Gemeinschaft kam, die sein Herz tiefer berühren konnte als ich. Bei Heilung geht es nicht nur um einzelne Personen und Krankheiten, sondern sie sind in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Aber jeder Kranke möchte natürlich geheilt werden im Sinne einer Auflösung des Schmerzes. Als ich im Februar 2004 vom Bandscheibenvorfall geheilt wurde, war ich froh, den Schmerz zurücklassen zu können.

Ich möchte aber die Zeit davor auch nicht missen, in der ich erfahren habe, dass mein Freund Gott meine Schmerzen kennt und sie auch ertragen hat. Jesaja 53 verheißt uns, dass wir im Schmerz nicht allein sind, sondern in einer Beziehung mit unserem Freund Gott. Es ist jedenfalls zu wenig, Menschen auf Bühnen zu berühren und zu heilen. Allerdings können dafür wohl weniger die Heiler etwas, als die beziehungsscheuen Christen vor Ort, die sich am liebsten diesen Teil der Arbeit auch noch stellvertretend von den großen Männern und Frauen Gottes abnehmen lassen würden. Mein Freund Gott hat Kranke auch in ein Beziehungsnetzwerk hineingeheilt, so den einst besessenen Gerasener zu seinen Leuten (Markus 5,19) oder Lazarus in einen therapeutischen Hauskreis (Johannes 11,44). Denn selbst wenn Heilung geschehen ist, müssen wir der Tatsache ins Auge schauen, dass der Geheilte auch weiterhin dem zellulären Verfall anheim fällt und eines Tages sterben muss. Ein Geheilter, dem keine Gemeinschaft angeboten wird oder der keine Gemeinschaft in Anspruch nimmt, wird wieder krank werden, wenn auch vielleicht an anderer Stelle. Heilende Gemeinschaften, wie etwa die von Paulus angedeutete oder heute die von Jean Vanier (www.arche-­ deutschland.de) oder anderen, weisen zumindest schon einmal in die richtige Richtung. Wenn mein Freund Gott Menschen gebrauchen will und mit ihnen zusammen hier auf Erden wirken will, wie wir es ja im Bereich der Evangelisation gerne betonen, warum sollte er es dann im Bereich Heilung nicht tun wollen, wo doch beide aus derselben Quelle kommen: dem Kreuz Christi. ///

Mickey Wiese (51), länger als er lebt mit Jesus befreundet, ist als Event-Pastor, systemischer Berater für störende Schüler und in einigen anderen Rollen unterwegs. Er hat Sehnsüchte nach Glauben im Alltag, wird gerne gegooglet und findet Beerdigungen fast besser als Hochzeiten, feiert letztere aber ausgiebiger.

oora.de

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Impressum

Leserbriefe

oora

Die christliche Zeitschrift zum Weiterdenken

Lennart Gruppe, Student, Göttingen

Nummer 40 • 2/2011

Ich bin in einer Studenten-WG vor einem halben Jahr zum ersten Mal auf oora gestoßen und war ziemlich schnell ziemlich begeistert von eurer konstruktiv-konservativen, aber aufrichtigen Art über Jesus und den christlichen Glauben in unserer Zeit zu schreiben. Das Lesen von oora ist für mich und mein persönliches Glaubensleben ein Gewinn, und wenn christliche und nichtchristliche Freunde in meiner Wohnung mal ein paar freie Minuten haben, möchte ich gerne, dass auch sie in den Genuss kommen, einen guten Artikel zu lesen. Daher bestelle ich jetzt alles, was von euch noch in gedruckter Version zu haben ist. Danke für eure Arbeit und weiter so.

ISSN 2191-7892 Herausgeber: oora verlag GbR, Jörg Schellenberger und Michael Zimmermann, Pfarrstr. 12, 91522 Ansbach Redaktionsleitung: Jörg Schellenberger, Michael Zimmermann (info@oora.de) Redaktionsteam: Anne Coronel, Matthias Lehmann, Anneke Reinecker, Jörg Schellenberger, Michael Zimmermann Anzeigen: Johanna Weiß (johanna@oora.de) Redaktionsbeirat: Klaus-Peter Foßhag, Gernot Rettig Gestaltung: Johannes Schermuly, www.ideenundmedien.de Druck: Müller Fotosatz & Druck GmbH, www.druckerei-gmbh.de Abonnement: oora erscheint viermal im Jahr (März, Juni, September, Dezember) und kostet 16,50 EUR in Deutschland bzw. 22,50 EUR in anderen europäischen Ländern. Darin sind Mehrwertsteuer und Versandkosten bereits enthalten! Das Abo kann immer bis sechs Wochen vor Bezugsjahresende gekündigt werden. Eine E-Mail an service@oora.de genügt. Das gilt nicht für Geschenk-Abos, die automatisch nach einem Bezugsjahr enden. Einzelpreis: 5,50 EUR/7,50 SFr. Bei allen Preisangaben innerhalb dieser Ausgabe von oora gilt: Änderung und Irrtum vorbehalten. Mengenrabatt: Ab 10 Hefte: 5,00 EUR pro Heft, ab 20 Hefte: 4,50 EUR pro Heft (inkl. Versand) Bankverbindung: oora verlag GbR, Konto-Nr. 836 89 38, BLZ 765 500 00, Sparkasse Ansbach • IBAN: DE18 76550000 0008 3689 38, BIC: BYL ADEM1ANS Leserservice: oora Leserservice, Postfach 1363, 82034 Deisenhofen, Telefon: 089/858 53 - 552, Fax: 089/858 53 - 62 552, service@oora.de © 2011 oora verlag GbR • www.oora.de Bildnachweis: Titelbild: clafouti - photocase.com Fotos (Wenn nicht anders vermerkt: photocase.com) S.2: Nicholas Smale (flickr.com); S.6: TimToppik; S.19: knallgrün; S.20: lego; S.28: LP12inch; S.32: sör alex; S.34: due_friday; S.40:mi.la; Alle weiteren von oora oder von privat.

Leserbriefe bitte einsenden an

anne@oora.de

Allgemeiner Leserbrief

Reaktion zu einem Leserbrief in Ausgabe 3/2010

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Michael Käser schreibt, »die Bundeswehr ist eine aggressive Armee« (oora-Ausgabe Nr. 38, Seite 50). Diese Aussage deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Mehrfach habe ich mit Maschinen der Bundeswehr zahlreiche afrikanische Länder besucht. Was unsere Soldaten da an Aufbauarbeit leisten, ist ohne Beispiel. In Afghanistan sind unsere Soldaten, um der Bevölkerung beim Aufbau zu helfen. Die enormen Fortschritte in vielerlei Hinsicht – mein Enkel war da als Offizier der Bundeswehr – sind beispielhaft. Wenn sie bei diesen Diensten von Talibankämpfern angegriffen werden, haben sie die Pflicht, sich zu wehren. Mehr nicht. Meine eigenen Erfahrungen habe ich ergänzt durch Interviews mit etwa zwölf Verteidigungsministern und Viersternegeneralen: Sie alle bedauern die einseitig tendenziösen Informationen unserer Medien.

Unser Beitrag zum Klimaschutz Informationen zum unterstützten Klimaschutzprojekt

Abwasseraufbereitung und Biogasnutzung Thailand Projektstandort: Trang Provinz, Thailand Projektstandard: Gold Standard VER Emissionsreduktion: 12.500 t CO2äq pro Jahr Projektstart: November 2008 Situation ohne Projekt: Freiluft-Abwasserbassins, fossile Energieträger Das aufgefangene Methan aus den Abwässern der Palmölmühlen wird als Biogas zur nachhaltigen ­Stromerzeugung verwendet. Das Projekt liegt etwa 800 km südlich von Bangkok in der Provinz Trang, am westlichen Ufer der malaiischen Halbinsel.

Zertifikat: Hiermit bestätigt natureOffice, dass oora verlag GbR einen nachhaltigen Beitrag zum freiwilligen Klimaschutz geleistet hat, indem dieses Druckerzeugnis durch die Kompensation der entstandenen Emissionen durch anerkannte Klimaschutzprojekte klimaneutral gestellt wurde. Menge CO2e: 889 kg ID-Nummer: DE-245-260938 (Über die ID-Nummer können Sie unter www.natureOffice.com die Echtheit des Zertifikates überprüfen.) Klimaschutzprojekt: Abwasseraufbereitung und ­Biogasnutzung Thailand (GS, VER)

Heinz Matthias, Arbeitskreis christlicher Publizisten, Niedenstein

Hintergrund Das Projekt umfasst die Installation eines Anaeroben Sequence Batch Reactor (ASBR) und eines Upflow Anaerobic Sludge Blanket-(UASB) Biogasreaktor für die Behandlung von Abwasser zur Stromerzeugung bei einer bestehenden Palmölmühle im Süden Thailands. Die wichtigsten Bestandteile dieses Projekts sind die Gewinnung von Methan (Biogas) aus dem Abwasserstrom durch Biogas-Reaktoren und die Verwendung von Biogas als Treibstoff zur Stromerzeugung mit einem 1-MW-Gas-Motor. Die Energie aus diesem Projekt wird in das Stromnetz eingespeist.

Situation vor dem Projekt Vor dem Projekt wurde das Abwasser in offenen Lagunen abgelassen und unter Abwasser-Standards der Umweltbehörden geregelt. Durch die Installation der Biogasreaktoren hat das Projekt im Wesentlichen die Wasseraufbereitungseffizienz und die Prozesskontrolle, im Vergleich zum vorherigen offenen System, verbessert. Das Projekt ermöglicht die Gewinnung von Methan zur Stromerzeugung, was zur Verdrängung der fossilen Brennstoffe führt. Darüber hinaus verwendet die Palmölmühle das aufbereitete Abwasser im Produktionsprozess, was ein zusätzlicher Beitrag zur Wassereinsparung ist. Die Luftverschmutzung, die normalerweise bei einem offenen System erfolgt, kann vermieden werden. Dies trägt wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner rund um den Projektstandort bei.


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