FIVE #179

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ISSUE 179 ISSN 1614-9297

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F I V E - A C A D E M Y // D O N O VA N M I T C H E L L D E N N I S S C H R Ö D E R V S . J R U E H O L I D AY R O B E R T H O R R Y // S C O U T I N G C H R I S T K O U M A DJ E // N O R R I S A G B A K O K O

///////////// PLAYOFF PLAYOFF-TIME -TIME!!

06/2021

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S N U


SPRI NGSS U M MR


editorial

IMPRESSUM

FIVE 179

Xxxxx xxxxx xxxx xxxx

Fotos: Adam Glanzman/Jed Jacobsohn/NBAE via Getty Images

wahrscheinlich fiel es mir noch nie so schwer, diese Zeilen an euch zu richten, wie in diesem Monat. Es war im August 2003, als Jan, Sven, Marc, Thomas und ich uns das erste Mal in einer alten Autowerkstatt in der Kölner Südstadt trafen, um ein neues Basketballmagazin zu machen. Jetzt zu schreiben, dass wir jung waren und das Geld brauchten, würde den Kern der Sache schon treffen, vor allem aber hatten wir damals eine Vision. Eine Idee, wie über Basketball in Deutschland geschrieben werden müsste, wie die Geschichten dazu aussehen sollten. Also gossen wir eine gehörige Portion Herzblut in die 100 Seiten und hofften, dass wir nicht die Einzigen waren, die das, was wir da schrieben, gut fanden … 18 Jahre später ist klar: Wir waren es nicht. In diesen 18 Jahren ist eine Menge passiert. Nicht nur uns, nicht nur FIVE, sondern auch euch, der Welt da draußen. So ist der Lauf der Dinge. Einige von euch, die jetzt diese Zeilen lesen, werden mit FIVE ein Stück weit aufgewachsen sein … oder ihr haltet gerade das erste Mal diese Zeitschrift in der Hand. Warum ich all das schreibe? Als wir 2003 anfingen, war lange ein Gedanke präsent: Was, wenn es nach dieser Ausgabe vorbei ist? „Die halten sich keine zwei Monate“, hatte uns ein Konkurrent einst attestiert.

Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images

Die Angst war lange real, auch wenn sie sich über die Jahre langsam verflüchtigte. Gleichzeitig war die Entwicklung im Bereich Print deutlich: Immer weniger Menschen lesen bedrucktes Papier … und das seit Jahren. Befreundete Zeitschriften in den USA, aber auch Europa verschwanden über die Jahre vom Markt, lieb gewonnene Kollegen waren plötzlich nicht mehr beim NBAAll-Star-Weekend. Es wurde immer klarer, dass auch FIVE irgendwann nicht mehr nur auf den Schultern von Johannes Gutenberg würde stehen können. Und dann kam die Corona-Pandemie … Im vergangenen Jahr blieben wir alle – so gut es ging – zu Hause. Das war richtig und wichtig. Viele von euch bekamen die FIVE als Abo in die eigenen vier Wände geschickt und konnten sich so ein wenig ablenken. Vielen anderen aber lief die FIVE schlicht nicht mehr über den Weg. Viele von euch hatten in Zeiten des Lockdowns ganz andere, fundamentalere Sorgen als Basketball. All das bringt uns zum eigentlichen Thema dieser Zeilen: Es wird im kommenden Monat keine FIVE geben. Es soll kein Ende sein, sondern eine Pause – sogar eine kreative. FIVE ist mehr als eine Zeitschrift, FIVE steht für Basketball, eine bestimmte Art der Berichterstattung, eine gewisse Qualität, eine Kultur.

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré dunkt allen, die auf dieser verrückten Reise in einem etwas anderen Basketballmagazin seit 2003 dabei sind.

Die FIVE #180 erscheint nicht am 09. Juli 2021. Sobald wir wissen, wie und wann es weitergeht, geben wir allen Abonnenten per E-Mail Bescheid. Abonniert uns in den sozialen Medien, um zu erfahren, wie und wann es mit FIVE weitergeht.

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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Verlag: KICKZ.COM GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.)

2003 TILL … LIEBE FIVE-GEMEINDE,

Redaktion: redaktion@fivemag.de

schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.

All das wollen wir auch künftig transportieren, allerdings nicht mehr „nur“ auf bunt bedrucktem Papier. Während ich diese Zeilen schreibe, besprechen wir bereits seit einigen Wochen, wie FIVE im digitalen Raum künftig funktionieren soll. Aus einer Zeitschrift mit freien Autoren soll ein Dach werden, unter dem sich Basketball-Kreative jeglicher Couleur zusammenfinden können. Print, Audio, Video, Social – all das soll zusammenwachsen und zu einer neuen FIVE werden, wenn ihr so wollt. Dafür kämpfen wir jetzt. Ob es uns gelingt, aus unserer Zeitschrift heraus etwas Neues zu schaffen, das dabei hilft, das Alte zu bewahren, ist die spannendste Frage in Sachen FIVE seit dem August 2003. Zunächst braucht es aber die Pause, um den finanziellen Druck zu lindern. Einige werden sich vielleicht jetzt fragen, was sie tun können, um zu helfen. Für den Moment wäre es schön, wenn ihr FIVE in den sozialen Medien abonniert, folgt etc. Im Netz werden wir euch informieren, sobald es etwas Neues gibt. Die nächsten Wochen werden hart … 18 Jahre sind eine lange Zeit.

Lektorat: Thomas Brill Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Sebastian Finis Julius Schubert Jonathan Walker Torben Adelhardt Marius Flachenecker Manuel Baraniak Peter Bieg Ole Frerks Ivan Beslic Jens Leutenecker Robbin Barberan Aboservice: KICKZ.COM GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #179! FIVE_MAG

André Voigt WWW.FACEBOOK.COM/ FIVEMAG TWITTER.COM/ FIVEMAG

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inhalt

FIVE 179

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Prospect, Einwurf, Mixtape, DAZN x FIVE, Jeden Tag NBA, LegendenLiebling etc.

Geschafft! Wenn der Titel da ist.

24 SECONDS

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ONE-ON-ONE

Dennis Schröder vs. Jrue Holiday.

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FIVE-ACADEMY

SCOUTING

Wie geht das eigentlich, dieses Scouting? Wir haben Scouts gefragt.

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CHRIST KOUMADJE

Wer ist der neue lange Mann von Alba Berlin?

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Auf geht’s in die beste Zeit des Jahres! So funktioniert unsere Vorschau.

Die NBA-Awards 2021.

28 DALLAS MAVERICKS 30 DENVER NUGGETS 32 GOLDEN STATE WARRIORS 34 L.A. CLIPPERS 36 L.A. LAKERS 38 MEMPHIS GRIZZLIES 40 NEW ORLEANS PELICANS 42 PHOENIX SUNS 44 PORTLAND TRAIL BLAZERS 46 SAN ANTONIO SPURS 48 UTAH JAZZ 50 MATCHUPFÜHRER

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Was ist das Spain-Pick-and-Roll?

NBA-PLAYOFF-PREVIEW 2020/21

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FOTOSTRECKE

52 ATLANTA HAWKS 54 BOSTON CELTICS 56 BROOKLYN NETS 58 CHARLOTTE HORNETS 60 CHICAGO BULLS 62 INDIANA PACERS 64 MIAMI HEAT 66 MILWAUKEE BUCKS 68 NEW YORK KNICKS 70 PHILADELPHIA 76ERS 72 TORONTO RAPTORS 74 WASHINGTON WIZARDS

IN-DRÉ-SSANT

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WARENKORB

KICKZ hat die Styles, die ihr wollt! Holt sie euch!

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IVAN BESLIC

Kennt ihr noch Jamal Mashburn? Nein? Gleich kennt ihr ihn …

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DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS! „Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es an dieser Stelle in loser Reihenfolge das FIVE-Mixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von The Police warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

Scannt den Code, um direkt zum FIVE-Profil auf Spotify zu gelangen, und folgt uns, damit ihr keins der fetten Mixtapes verpasst! https://bit.ly/FIVE179

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mixtape FIVE Shogo

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on & P imf – Court side Underg round DMX – – Hum Ruff pty Da Ryders nce Diddy, ' Anth Black e m R ob – B DMX – ad Boy What's for Lif My Na e Black m e Rob – W o a h DMX – ! Party Up Digital

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FIVE

#179

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einwurf

EINWURF

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Fotos: Ned Dishman/NBAE via Getty Images

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In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

itte Mai ist die WNBA in ihre nunmehr 25. Spielzeit gestartet. In den USA ist sie die mit Abstand am längsten bestehende Profiliga für Frauen. Dabei ist die „W“ seit dem Amtsantritt von Commissioner Cathy Engelbert im Juli 2019 merklich im Aufwind. Wenn etwa auf landesweit übertragene Partien, Einschaltquoten, League-Pass-Abos, Merchandising-Umsätze (Topseller: „Orange Hoodie“) und die Aufmerksamkeit in den sozialen Medien geschaut wird, ist ein durchweg ermutigender Anstieg zu erkennen. Nicht zufällig haben die Franchises der Las Vegas Aces und Atlanta Dream zuletzt neue finanzstarke und zugleich passionierte Investor:innen gefunden, die das Potenzial der aufstrebenden Liga erkannt haben. Zu ihnen gehört im Übrigen auch Renee Montgomery. Als erste ehemalige Spielerin ist die 34-Jährige zur Miteigentümerin und -entscheiderin einer WNBA-Franchise avanciert. Die Liga hat in ihrer Jubiläumssaison also durchaus Grund zu feiern. Entsprechend werden im Rahmen der selbstbewussten „Count It“-Kampagne die fortlaufenden Erfolge und übersportlichen Verdienste der Akteurinnen der „W“ herausgestellt und gewürdigt. So werden etwa die 25 besten Spielerinnen und 25 größten Momente der Liga-Historie gekürt. Zumal ein dezidierter Fokus weiterhin auf sozialer Gerechtigkeit und dem beispielhaften gesellschaftspolitischen Engagement der Profis liegen wird. Allein dieser Aspekt verweist darauf, warum die WNBA in der Sportlandschaft der USA so wichtig ist. Zudem kann die Liga zu ihrer Silberhochzeit mit einem neuen offiziellen Spielball von Wilson sowie innovativen „H.E.R. (Heroine, Explorer, Rebel)“-Jersey-Sets von Nike aufwarten – wobei vor allem letztere für Spielerinnen und Fans ein signifikantes und sehenswertes Upgrade darstellen. Apropos sehenswert: In sportlicher Hinsicht sind das hohe spielerische Niveau und die hohe Talentdichte in einer extrem kompetitiven und ausbalancierten „W“

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COUNT IT

hervorzuheben. So dürfen sich in dieser 25. Saison sechs oder sieben Teams mit gutem Recht „Contender“ nennen – derweil unter den im „Rebuild“ begriffenen wohl einzig die Indiana Fever mit den Playoffs nicht viel zu tun haben werden. Dass eine Erweiterung der zwölf Franchises und maximal 144 Kaderplätze umfassenden Liga heuer mehr als ein Zukunftsthema ist, scheint nur folgerichtig. Alle derzeit bestehenden Teams werden in dieser hochinteressanten Jubiläumssaison unterdessen definitiv Spaß machen. Welche Spielerinnen auf dem Hartholz zuvorderst zu begeistern wissen, soll im Folgenden kursorisch aufgeworfen werden. Die Atlanta Dream bieten ein beachtliches Backcourt-Quintett auf, das wie kaum eine zweite Besetzung für „Buckets“ steht. Besonders Chennedy Carter und Tiffany Hayes gehören mit ihrer Dynamik und Explosivität zu den elektrisierendsten Scoring-Guards der „W“. Bei den Chicago Sky richten sich alle Augen auf „Heimkehrerin“ Candace Parker. An der Seite der beständigen „VanderQuigs“ soll sie das Team zum ersehnten Titel führen. Flügel Diamond DeShields darf als eine der herausragenden Athletinnen der Liga gelten. Mit Jasmine Thomas und Briann January schicken die Connecticut Sun einen großartigen Defensiv-Backcourt ins Rennen. Auf der Fünf dominiert Jonquel Jones an beiden Enden des Feldes. Nicht umsonst wird die MVPKandidatin „The Bahamian Beast“ genannt. Die jungen Dallas Wings verfügen über reichlich Talent im Kader. Scoring-Champ Arike Ogunbowale und Skilled Big Satou Sabally bilden hierbei ein vielversprechendes Duo. Auch gilt es, die beiden Top-Rookies – Charli Collier und Awak Kuier – im Auge zu behalten. Die Indiana Fever werden von der wurfstarken Korbjägerin Kelsey Mitchell angeführt. Sonach zählt die „Splash Sister“ zu den erfolgreichsten Dreierschützinnen der WNBA. Zu beobachten bleibt die Entwicklung von Centerin Teaira McCowan.

A’ja Wilson ist die amtierende MVP und gegenwärtig das Gesicht der Liga. Gemeinsam mit Zonen-Dominatorin Liz Cambage, Abo-Sixth-Woman Dearica Hamby und Altstar Angel McCoughtry formt sie einen famosen Frontcourt. Zugleich steht „Point Gawd“ Chelsea Gray nun in Diensten der Vorjahresfinalistinnen der Las Vegas Aces. „All in“ ist angesagt. Die Los Angeles Sparks können an beiden Enden auf die hocheffizienten OgwumikeSchwestern vertrauen. Ansonsten wird ComboGuard Kristi Toliver ihr Pick-and-Roll-Spiel und Shotmaking gewinnend einbringen. Aufbau Erica Wheeler und Flügel Brittney Sykes brillieren vor allem im Schnellangriff. Aus dem ausbalancierten Team der Minnesota Lynx muss Napheesa Collier herausgehoben werden. Schließlich darf die vielseitige Flügelspielerin bereits als eine TopFünf-Akteurin der „W“ gelten. Centerin Sylvia Fowles ist indes schlicht eine Liga-Legende. Die New York Liberty sind das Team von Aufbaudynamo Sabrina Ionescu, die zusammen mit Defensivanker Natasha Howard ein erstklassiges Pick-and-Roll-Duo bilden dürfte. Two-Way-Wing Betnijah Laney sollte sich zudem exzellent einfügen. Diana Taurasi und Skylar DigginsSmith – kaum ein Backcourt-Duo strahlt mehr offensive Gefahr und Selbstgewissheit aus. Am anderen Ende können die Phoenix Mercury auf Defensivass Brianna Turner bauen. Ein erwiesenes Erfolgstrio trägt die amtierenden Champs der Seattle Storm. Wer Sue Bird, Jewell Loyd und Breanna Stewart nicht gern beim Basketballspielen zuschaut, ist definitiv selbst schuld. Mit Point Guard Natasha Cloud und Three-and-D-Wing Ariel Atkins bieten die Washington Mystics ein formidables Two-WayGespann auf. Hinzu gesellen sich im Frontcourt zwei vormalige MVPs: Elena Delle Donne und Tina Charles, die von Aufsteigerin Myisha HinesAllen gehörig unterstützt werden.


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DER NBA-CHAMPION 2021 Es wächst zusammen, was zusammengehört! Ab sofort findet ihr an dieser Stelle DAZN x FIVE. Hier kommen die Kommentatoren und Experten eures LieblingsSport-Streamingdienstes zu Wort, um Themen rund um die NBA zu diskutieren. In diesem Monat geht es um die Frage: Wer wird NBAChampion 2021?

IMMER WEITER ROLLT DER BALL! Was es auf DAZN in Sachen NBA-Playoffs zu sehen gibt? Eine ganze Menge! Jeden Tag gibt es mindestens ein Spiel live, ab den Conference-Finals laufen alle Partien auf der Plattform. Und seit Anfang März läuft auch NBA.TV auf DAZN mit täglichen Analysen, Shows etc.

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ALEX VOGEL

FREDDY HARDER

NBA-Champ 2021 werden die Brooklyn Nets. Vor der Saison waren die Lakers für mich der klare Favorit. Doch in den letzten Saisonmonaten hat sich einiges verändert. Die Nets haben sich Harden geschnappt. Bei den Lakers gab es lange Verletzungspausen von Anthony Davis und LeBron James. Gerade der „King“ steht wohl erst im Mai wieder auf dem Parkett. Bei den Lakers stellen sich mir zwei Fragen: 1. Wie fit sind die beiden Superstars? 2. Sind die Lakers schnell wieder auf Contender-Niveau? Die Western Conference wird schon in der ersten Runde kein Zuckerschlecken. Gut möglich, dass L.A. – je nach Matchup – schon ganz früh in den Playoffs richtig beißen muss. Klar ist: Auch die Nets hatten Probleme mit Verletzungen. James Harden und Kevin Durant mussten zahlreiche Spiele pausieren. Doch Brooklyn ist tiefer besetzt, gerade offensiv nicht zu stoppen. Dies liegt nicht nur an den drei Superstars. Ihre Tiefe sucht ihresgleichen in der NBA. Jeder Spieler kennt die eigene Rolle exakt. Sie haben eine Vielzahl an ausgezeichneten Shootern, andererseits aber auch Akteure wie Bruce Brown, die viel Energie bringen, immer wieder clever zum Korb cutten. Das große Problem der Brooklyn Nets liegt klar in der Defensive. Die Zahlen belegen dies. Ende April hatten lediglich fünf Teams ein schlechteres Defensivrating. Und dennoch gibt es in diesem Bereich viel Upside. Nicolas Claxton spielt im Schnitt knapp 20 Minuten und ist für das vermehrte Switching der Nets der ideale Spieler auf der Fünf. Mit Claxton haben die Nets eine elitäre Verteidigung. Auch der lange verletzte Kevin Durant gibt den Nets defensiv einen ordentlichen Boost. „KD“ und Claxton lösen hinten bestimmt nicht alle Probleme, gerade bei Matchups mit Teams wie Philadelphia (Joel Embiid) oder in möglichen Finals mit den Lakers (Anthony Davis) gibt es durchaus Fragezeichen. Allerdings hat die Defensive das Potenzial, zumindest überdurchschnittlich zu sein. Eine herausragende Offensive mit Spielern, die bereits gewonnen haben und zu jeder Zeit ihren eigenen Wurf kreieren können. Auf der anderen Seite die Möglichkeit, gerade in den Playoffs defensiv noch mal zuzulegen. Die Brooklyn Nets sind für mich der Favorit auf den Titel.

Ich gehe mit Dennis Schröder, der siegessicher sagt: „Wenn alle über sieben Spiele dabei sind, setze ich mein Geld auf uns.“ Klar, was soll er auch anderes sagen. Aber für mich werden die Los Angeles Lakers den Titel verteidigen. Doch in Schröders Aussage steckt auch schon das eine Problem, das ich mit seinem Team habe: Sind alle fit? Vor allem zielt dies natürlich auf die beiden Topstars James und Davis ab. Letzterer konnte bereits wieder etwas Fuß fassen. Doch wie viel Zeit wird James überhaupt vor den Playoffs noch haben, um sich wieder etwas einzuspielen? Wird er direkt so dominieren können, wie wir das von ihm gewohnt sind? Muss er das in der ersten Runde, auch bei dem Verletzungspech des möglichen Konkurrenten Denver? Wichtig wird sein, das Play-In-Tournament zu umgehen. Die fast komplette freie Woche wird dem Team guttun. Außerdem können sich die Lakers – zumindest in der Regel – auf ihre starke Defense verlassen. Selbst seit dem Ausfall von LeBron haben die Lakers eine Top-5-Defensive. Und das lange Zeit auch ohne „AD“. Alle kennen den ausgelutschten Spruch, dass Defensive dir Titel holt – aber gerade über eine längere Serie wird dem Team diese Fähigkeit helfen. Problematisch wird es eher schon am offensiven Ende des Feldes. Ohne James fehlt der beste Kreateur. Schröder hat das sehr gut aufgefangen – aber komplett ersetzen kann diese Offensivpower niemand. Selbst mit James sind die Lakers diese Saison ein mittelmäßiges Offensivteam gewesen, die Dreierquote ist die eines Nicht-Playoff-Teams. Das klingt vielleicht alles sehr negativ, aber es beschreibt eben den aktuellen Stand. Trotzdem fanden sich die Lakers bei Redaktionsschluss auf Rang 5 der Western Conference wieder. Und mit der Wiedereingliederung von Davis und der baldigen Rückkehr von James wird dieses Team sich mit Blick auf die Playoffs wieder finden. Letzte Saison konnte man die volle Leistungsfähigkeit auch erst in der Postseason abrufen. Am Ende stand der Titel. Dementsprechend glaube ich auch diese Saison wieder an die Lakers.

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Fotos: Melissa Majchrzak/NBAE via Getty Images/Ulf Duda

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five-prospects P rospects

Norris Agbakoko

asid Mahalbasic, der Kult- und StarCenter der EWE Baskets Oldenburg, ist ein Mann klarer Worte. Das gilt auch für Aussagen zu seinem 21-jährigen BackupCenter Norris Agbakoko. Streng genommen ist dieser sogar nur der Backup vom Backup, denn es gibt ja auch noch Martin Breunig in Oldenburg … Rasid Mahalbasic hat dennoch gesagt, dass ihn Agbakoko an Tibor Pleiß erinnere, dank Größe, Technik und Mobilität. Mit 21 Jahren startete Pleiß für Brose Bamberg und wechselte einige Jahre später in die NBA. Norris Agbakoko hat gerade einmal sechs BBL-Partien für Oldenburg gemacht, mit bescheidener Einsatzzeit und entsprechend bescheidenen Zahlen. Ist Mahalbasic’ Vergleich deshalb ein schlechter Scherz? Das bleibt abzuwarten. Denn Norris Agbakoko spielt trotz seiner 2,15 Meter erst seit vier Jahren organisierten Basketball. Der Oldenburger Sportdirektor Srjdan Klaric entdeckte den Hünen eher zufällig. Was er sah, dürfte ihm auf Anhieb gefallen haben. Denn für einen 2,15 Meter großen Spieler bewegt sich Agbakoko ebenso schnell wie flüssig über das Parkett. Er ist keiner dieser steifen Riesen, die bestenfalls zum Ringbeschützer im Setplay taugen. Trotzdem stand er noch in keiner BBL-Partie mehr als sieben Minuten für die Oldenburger auf dem

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Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

Parkett. Das liegt natürlich an Mahalbasic und Breunig, einem der besten Center-Duos der BBL, und an den Ambitionen der Oldenburger, die in den Playoffs eine Rolle spielen wollen – aber auch daran, dass Agbakoko noch roh ist. Es fehlt an Erfahrung, Stabilität, einem verlässlichen Arsenal an offensiven Bewegungen. Dass Agbakoko dennoch bereits einen langfristigen Fördervertrag in Oldenburg unterschrieben hat, wo er auch in der Regionalliga zum Einsatz kommt, überrascht nicht. Zu offensichtlich ist, dass die Zeit und die körperlichen Voraussetzungen eindeutig auf seiner Seite sind. Defensiv kann der Deutsche auch in der BBL rein mit seiner körperlichen Präsenz bereits Spiele beeinflussen. Seine Möglichkeiten als Ringbeschützer und Rebounder sind groß, wenngleich er an seinem Stellungsspiel und den defensiven Rotationen noch arbeiten muss. Offensiv lebt er auf BBLNiveau bisher ausschließlich von Putbacks sowie Durchsteckern. Ob sich die Prophezeiung von Rasid Mahalbasic erfüllt und Agbakoko in Zukunft mit einem europäischen Spitzen-Center wie Tibor Pleiß verglichen werden kann, ist aktuell kaum vorherzusagen. Wenn er und die Baskets etwas Geduld haben, sollte er mit diesen Anlagen und entsprechender Arbeit aber zu einem sehr fähigen BBL-Center heranreifen können. redaktion@fivemag.de

Norris Agbakoko Geburtstag: 16. Januar 2000 Größe: 2,15 Meter Gewicht: 100 Kilogramm Position: Center Verein: EWE Baskets Oldenburg

Stats: 1,7 PPG, 1,3 RPG, 0,2 BPG, 3:21 MPG, 62,5 FG% (BBL 2020/21)

QR-code: Aufnahmen von Agbakoko sind noch rar. Hier seht ihr den 2,15-Meter-Mann (#17) zumindest in der Verteidigung … http://bit.ly/Agbakoko


Donovan Mitchell

Donovan Mitchell

skills-check

Donovan „Spider“ Mitchell spielt die beste Saison seiner Karriere. Als Topscorer ist er neben Defensivspezialist Rudy Gobert hauptverantwortlich für die erfolgreichste Name: Donovan Mitchell Spielzeit der Utah Jazz seit „Stockalone“. Position: Shooting Guard Position: Höchste Zeit also für einen Skills-Check von Geburtstag: 07.09.1996 Größe: 1,85 Meter Coach Jens. Text: Jens Leutenecker Gewicht: 97 Kilo

Verein: Utah Jazz Erfahrung: 3 Saisons

Stats 2020/21: 28,5 PPG || 4,8 RPG 5,6 APG || 3,0 TPG 38,6 3P% || 115,0 ORTG 52,0 eFG% || 21,4 PER (PER 36 MIN.)

A

t Guard, from Marquette University …“ Drei NBA-Titel mit den Miami Heat, ein Finals-MVP-Award 2005/06 und 13 All-Star-Nominierungen in 17 NBAJahren – Dwyane Wade war ein exzellenter Shooting Guard! 30,2 Punkte erzielte der NBA-Scoring-Champ in der Saison 2008/09 … 2020/21 wandelt niemand anderes als Donovan Mitchell auf Wades Spuren. Beide Spieler zeichnen sich durch eine ähnliche Spielanlage aus: Sie sind klassische Scoring Guards. Das ist nicht egoistisch, sondern die effizienteste Methode, um ihr individuelles Skillset am besten zu nutzen. In zehn Pick-and-Rolls schließen sie sechsmal selbst per Drive, Floater oder Wurf ab und üben dadurch maximalen Druck auf die Verteidigung aus. Es ist schon erstaunlich, wie sich die beiden Spieler unterschiedlicher Generationen ähneln. Wade, Jahrgang 1982, erzielte als ballführender Hauptakteur der Heat 21 Punkte pro Spiel mit den klassischen Scoring-Kategorien Pick-andRoll, Isolation und Fastbreak. Mitchell, Jahrgang 1996, markiert in denselben Disziplinen fast 20 Punkte bei fast identischer Effizienz. Bevor wir uns anschauen, was der „junge“ Mitchell noch vom „alten“ Wade lernen kann, müssen wir einen Schritt zurückgehen und die Entwicklung der Utah Jazz in den vergangenen Jahren beleuchten. Top-Team Die Jazz gewinnen 2020/21 fast drei Viertel ihrer Spiele – warum? Die kurze Antwort: Halbfeld-Dominanz. Utah lässt nur unglaubliche 91 Punkte pro 100 Pick-and-Rolls zu, und das liegt nicht nur an Rudy Gobert. Keine Frage, er ist der Defensivanker der Jazz, aber Gobert spielt „nur“ 31 Minuten pro Partie. Noch in der vergangenen Saison gab es zwei Versionen der Utah Jazz:

Die Version mit Gobert auf der Platte erzielte sechs Punkte mehr pro 100 Angriffe, die Version ohne Gobert bekam fünf Punkte mehr eingeschenkt. Die Jazz konnten erstens die Effizienz mit Gobert weiter steigern und zweitens die heftigen Qualitätseinbrüche ohne ihn mit der Verpflichtung von Bankspieler Jordan Clarkson sinnvoll ausgleichen. Utah verfügt mit Clarkson, Mike Conley, Joe Ingles und natürlich Donovan Mitchell über vier Kreativspieler, die sich optimal ergänzen. Mitchell und Clarkson machen die „Buckets“, Conley und Ingles spielen die Assists – dies ist das Erfolgsrezept von Headcoach Quin Snyder. Die Jazz spielen am meisten, am besten und am schönsten das Pick-and-Roll. Im Halbfeld erzielen die Utah Jazz pro 100 Angriffe ganze zehn Punkte mehr als der Gegner und verfügen damit über beste Voraussetzungen für einen langen Playoff-Run. Punktesammler Den wahren Wert eines Spielers sieht man manchmal erst, wenn er nicht spielt. Wie zum Beispiel bei der Begegnung der Jazz gegen die Minnesota Timberwolves, als Utah verletzungsbedingt auf Mitchell verzichten muss. Minnesota ist bilanztechnisch eines der miesesten Teams der Liga, und genau diese Timberwolves switchen in der zweiten Hälfte sämtliche Pick-and-Rolls. Die Jazz können ohne Mitchell weder das GuardMismatch noch die Größenvorteile unterm Korb effizient ausspielen und verlieren kläglich. Und zwar gleich zweimal … Die Tendenz ist klar: Wenn Utah Punkte benötigt, ist Donovan Mitchell der richtige Ansprechpartner. Bei mehr als 75 Prozent aller Mitchell-Abschlüsse hat er selbst den Ball zwei oder mehr Sekunden in der Hand. Diese Aktionen heißen im NBA-

Fachjargon „Self-Creation“, wenn sich der Spieler seinen Wurf also selbst kreiert. 850 Würfe dieser Natur hat sich Mitchell in dieser Saison bereits gegönnt, Jordan Clarkson kommt als zweitplatzierter Kreativspieler auf 500 Abschlüsse – Mitchell ist der Go-to-Guy in Utahs Offensive. Die Paradedisziplinen von Mitchell sind frühe und späte Pick-andRolls, die Kombination mit Mike Conley als klassischem Playmaker könnte sich als wahrer Coup erweisen. Exzellente 123 Punkte pro 100 Angriffe erzielt „Spider Mitchell“, wenn er im Fastbreak oder in frühen Pick-and-Rolls sein Glück versucht. Am Ende der Shotclock, mit sieben oder weniger Sekunden, sind es ebenfalls sehr gute 113 Punkte pro 100 Angriffe – Mike Conley ist hier deutlich schwächer. Conley als Playmaker und Mitchell als Scorer bereinigt auch endgültig die Streitigkeiten zwischen Gobert und Mitchell. Die Alley-Oop-Maschine Gobert weiß, dass er bei Conley und Ingles schnell abrollen und blind abspringen kann – er wird bedient, haut die Dinger hochprozentig rein und ist zufrieden. Bei Mitchell muss er dafür sorgen, dass der Block sitzt, damit sich Utahs Topscorer mit „Mamba Mentality“ seine Brötchen verdienen kann. Eine Antwort fehlt noch: Was kann der „junge“ Mitchell noch vom „alten“ Dwyane Wade lernen? Off-Ball Movement. Spätestens im kongenialen Duo mit LeBron James war Wade unglaublich schwer zu stoppen. Er hat die Punkte zum einen auf klassische Weise gesammelt und war zum anderen zusätzlich immer in Bewegung auf der Suche nach Verteidigungsfehlern. Indirekte Blöcke, Cuts im Rücken des Verteidigers, Putback-Dunks – wenn Donovan Mitchell das noch in sein Spiel integriert bekommt, gehört er zu den Besten seiner Zunft! redaktion@fivemag.de

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- kollisionskurs Die ultimative NBA-Pet-Peeves-Liste

Bei der geburt L getrennt Offset

aut Google Translate ist die deutsche Übersetzung von „Pet Peeves“ ungelogen „Haustier ärgert sich“. Das trifft es eher weniger. Pet Peeves nennt man im Englischen kleine Ärgernisse. Dinge, die einem persönlich so sehr auf die Nerven gehen, dass sie einfach mal gesagt werden müssen … 10. Wechselnde Kamerawinkel Kennt ihr das? Ohne Grund mitten in der Possession wird auf einmal der Kamerawinkel geändert. Die Kamera fährt seitlich mit oder steht schräg hinter dem Korb. Hey, ihr in der Regie, könnt ihr euch bitte beim Bodenturnen künstlerisch austoben? Beim Basketball würde ich gerne den COURT sehen. 9. Home Announcers Wenn ihr wie ich die NBA nur mit dem Originalkommentar anschaut, ist euch bestimmt schon aufgefallen, dass Heimkommentatoren bis auf ein paar wenige Ausnahmen parteiisch und blind sind. Als Torontos OG Anunoby Dennis Schröders Bein nahm, um einen WWE-Wurf auszuprobieren, hieß es: „Er hat ihn bloß gehalten, damit er nicht fällt.“ Wow. 8. Random und komplett unnütze Stats, Teil 1 Per 36 Minutes. Diese Statistik wird oft verwendet, um Spieler zu evaluieren, die wenig Spielzeit bekommen. „Skylar Mays macht 26 Punkte und gibt 18 Assists, auf 36 Minuten hochgerechnet!“ Dude, es gibt einen Grund, warum er keine 36 Minuten spielt ... 7. Buzzerbeater Für mich gibt es zwei Kategorien an WinningBuzzerbeatern. Die bei Gleichstand, wo man keinen Druck hat, denn wenn du nicht triffst, gibt es eh Overtime. Und die, wo dein Team buchstäblich noch zurückliegt, wenn der Ball deine Hand verlässt, und das Ding reingehen MUSS. Ratet mal, was ich schwieriger finde.

Kevin Durant 12

kollisionskurs

5. Random und komplett unnütze Stats, Teil 2 Man kann alles zu einer Statistik machen. Muss man aber nicht. „Chris Paul ist der Point Guard mit den meisten Assists im dritten Viertel bei allen Sonntags-Heimspielen im Januar der letzten vier Jahre, wenn er blaue Schuhe trägt.“ Just stop! 4. Hände abwischen nach dem Airball Der Ball ist nicht abgerutscht, hör doch auf! Manchmal wirft man halt einen Airball. Steh dazu! Schieb es nicht auf verschwitzte Hände. Als ob jemals einer der Zuschauer am Fernseher oder in der Halle gesagt hätte: „Ah okay, siehst du, er hatte feuchte Hände, aber er hat sie sich jetzt abgewischt. Den nächsten Wurf trifft er!“ 3. Draymond Greene als Center Weil … 2. „Nothing but net“ Basketball-Kommentatoren verwenden diesen Ausdruck super gerne. Leider aber auch, wenn es gar nicht „nothing but net“ war. Leute, wenn der Ball offensichtlich den Ring berührt, ist es NICHT „nothing but net“! Dasselbe gilt für „Swish“ und „Splash“. Das muss aufhören! 1. Steph und sein Mouthguard Wenn der Ball ruht, fängt Steph Currys Mund erst an zu arbeiten. Wie kein Zweiter kaut er auf seinem Mundschutz rum. Eklig, unhygienisch und schlecht für die Zähne. Es ist wie Kaugummikauen, aber VOR dem Mund, für alle sichtbar. Das Schlimmste ist: Ich sehe kleine Kinder, die Basketball spielen und das auch noch nachmachen ... Wenn wir genug Leute zusammenbekommen, die das auch alles stört, machen wir aus den Pet Peeves eine Petition. Denn ich bin noch lange nicht fertig.

6. „NBA World Champions“

Danke, weitermachen ...

USA + Kanada = World. Erde + Mond = Weltall. Reifen + Lenkrad = Auto. Okay. Got it.

Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)

Fotos: Nathaniel S. Butler/Allen Berezovsky/Ned Dishman/Jordan Johnson/NBAE via Getty Images

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Bei der geburt getrennt


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Denver Nuggets

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Facundo Campazzo (1) dribbelt auf die „Horns“-Blöcke von Aaron Gordon (4) und Nikola Jokic (5) zu und passt den Ball auf Jokic. In den Ecken postieren sich die beiden Schützen Will Barton (2) und Michael Porter Jr. (3).

1 5

B

4

2

3

Gordon schneidet im Idealfall im Rücken seines Verteidigers für den leichten Korbleger zum Ring. Jokic bedroht den Korb.

1

C

5

Laufweg

Denver Nuggets

Pass Dribbling Block HO Handoff

4

3

Entsteht aus der vorherigen Aktion nichts, verschiebt Gordon zurück an die Dreierlinie. Jokic dribbelt auf Campazzo zu.

1

5

Nikola Jokic ist Favorit auf den MVP-Award. Wie setzen die Denver Nuggets ihn eigentlich im Angriff ein? Text: André Voigt

N

ikola Jokic … gibt es einen unwahrscheinlicheren MVPKandidaten unter den aktuellen NBA-Superstars? Als Kind übergewichtig, als Profibasketballer bis zur vergangenen Saison eigentlich auch – und dennoch aktuell wohl der Most Valuable Player der besten Basketballliga der Welt. Warum? Vor allem liegt es daran, dass der 26-Jährige ein Jahrhunderttalent ist: 2,11 Meter Körperlänge, exzellentes Ballgefühl, bereitwilliger, extrem körperbetonter Einsatz rund um die Zone und ein elitäres Spielverständnis. Wann gab es so einen Spieler schon mal? Jokic’ vielfältige Fähigkeiten erlauben es seinem Coach Mike Malone, den Big Man an so ziemlich jeder Stelle des Halbfeldes effektiv einzusetzen.

2

25,5 Prozent seiner Offensive entsteht aus dem Postup, 18,1 als Blocksteller am Ball. Doch Jokic rennt auch wie ein kleiner Schütze abseits des Balles um Blöcke (6,1 Prozent) oder wartet an der Dreierlinie auf den Pass (10,1), um dann zu attackieren. Vor allem aber arbeitet der Serbe am Zonenrand, wo er nicht nur selbst aufgrund seines unfassbaren Ballgefühls auf jede Art abschließen kann, sondern jeden freien Pass sieht. Dabei zeigt Jokic eine Kreativität, die in der NBA-Geschichte bisher nur sehr selten zu bewundern war. Seit er nun auch den Dreier sehr gut trifft (40,9 Prozent!), hat der All Star offensiv keine Schwächen mehr. Mike Malone muss ihn einfach nur in den Lowpost bringen – Jokic macht dann schon sein Ding.

D

HO 4

3

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Es kommt zum Handoff zwischen Center und Point Guard, den der argentinische Aufbau nutzt, um zu penetrieren, da Jokic’ Verteidiger den Big Man an der Dreierlinie nicht aus den Augen lassen darf.

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E 4

1

3

2

Campazzo hat nun die Chance, gegebenenfalls selbst zu punkten oder draußen einen der Schützen zu bedienen, sollte Hilfe kommen. Vor allem Jokic, der hinter Campazzo verschiebt, ist oft frei.

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24 twenty four seconds

Legenden-Liebling des Monats

LEGENDEN-LIEBLING DES MONATS

MJ, Magic, Larry, Kobe … sie sind die unsterblichen Legenden, die jeder kennt. An dieser Stelle wird aber ab sofort der Baller gedacht, die keine Überstars waren, aber auf die eine oder andere Art einfach Kult – die LegendenLieblinge des Monats!

Q

uizfrage: Wer ist der größte Gewinner der NBA-Neuzeit? Wer gewann seit 1980 die meisten Championships? Wer verlor keines der sieben Finals in der Association, an denen er teilnahm? Richtig: Robert Keith Horry aka „Big Shot Rob“ aka „Big Shot Bob“. Mit den Houston Rockets (1994, 1995), L.A. Lakers (2000, 2001, 2002) und San Antonio Spurs (2005, 2007) gewann der Forward den Titel, immer stand er dabei in den Finals-Partien mindestens 22 Minuten pro Spiel auf dem Feld. Horry spielte seinen besten Basketball, wenn es darauf ankam. 9,7 Punkte, 5,9 Rebounds, 2,9 Assists 1,3 Steals und 1,2 Blocks legte er in seinen 37 FinalsPartien auf. 1995 gewannen die Houston Rockets mit 4-0 gegen die Orlando Magic um Shaquille O’Neal. Horry sorgte in den vier Partien für 17,8 Punkte, 10,0 Rebounds und 3,8 Assists. „In dem Sommer ließ ich mir seine Nummer geben, nur um ihn anzurufen und ‚Fuck you, Rob‘ in den Hörer zu brüllen“, erzählt O’Neal. Seine Vielseitigkeit erlaubte es Horry, als erster NBA-Profi aller Zeiten in einer Saison mindestens 100 Steals, 100 Rebounds und 100 Dreier aufzulegen – 1995/96 bei den Rockets. Trotz seiner 2,08 Meter war der frühe „Big Shot Rob“ ein Athlet, der aufgrund seiner Agilität und Defense mit Scottie Pippen verglichen wurde. Dessen statistischen Output erreiche Horry jedoch nie. 12,0 Punkte, 5,8 Rebounds, 4,0 Assists, 1,6 Steals plus 1,5 Blocks legte er

14

1995/96 für die Rockets auf und weckte damit Begehrlichkeiten. Für den alternden Charles Barkley ging es vor der Spielzeit 1996/97 per Trade nach Phoenix. Ein Missverständnis, welches nur ein „Highlight“ produzieren sollte: Horry warf während einer Partie ein Handtuch ins Gesicht des damaligen Suns-Coaches Danny Ainge … Kurzzeitig galt „Big Shot Rob“ als Querulant, als „Coach-Killer“. Dabei hatte sich im Handtuchwurf eine Melange aus Frust, Wut und vor allem Angst entladen. Ric Bucher beschrieb 2002 im „ESPN Magazine“, wie gebrochene Spielzeitversprechen und vor allem aber die Sorge um seine Tochter Ashlyn für Horrys Kurzschlussreaktion sorgten. Drei Jahre vor dem Zwischenfall wurde Ashlyn mit dem „1p36 MikrodeletionsSyndrom“ geboren. Seit dem Trade konnte Horry nicht mehr bei seiner Familie in Houston sein und so auch nicht bei seiner schwerkranken Tochter, die damals immer wieder epileptische Anfälle erlitt. Die Ärzte erklärten den Horrys damals, dass Ashlyn jederzeit versterben könne. Vier Tage nach dem Vorfall tradeten die Suns Horry unter anderem für Cedric Ceballos zu den L.A. Lakers. „Allen geht es nur noch um die Zahlen. Ich wette, wenn du nur erheben würdest, was Robert am Ende von Vierteln oder Spielen bringt … diese Zahlen wären unglaublich“, adelte Spurs-Coach Gregg Popovich den L.A. Laker Horry 2002. „Er gewinnt dir die Spiele, die du brauchst.“

Popovich sagte das nicht ohne Grund. Immer wieder ist es Horry, der für seine Teams in den Playoffs die ganz wichtigen Würfe trifft – auch gegen San Antonio. Und keiner dieser „Clutch-Shots“ ist wichtiger als sein Dreier im vierten Spiel der Western-Conference-Finals 2002. Die Lakers liegen mit 1-2 gegen die Sacramento Kings zurück. Es steht 97:99 aus Sicht von Los Angeles, erst Kobe Bryant und dann Shaq verfehlen direkt am Ring. Dann tippt Kings-Center Vlade Divac den Ball raus an die Dreierlinie … Horry steht goldrichtig, drückt 0,8 Sekunden vor dem Buzzer ab … 100:99. Der Schlussakt seiner Karriere steigt dann in Texas bei den Spurs. Auch dort bleibt sich Horry treu – er ist da, wenn sein Team ihn braucht. Er wird Meister und spielt erneut mit einem dominanten Big Man zusammen: Nach Hakeem Olajuwon und Shaquille O’Neal ist es von 2003 bis 2008 Tim Duncan. „Die beste Art und Weise, dieses Spiel zu spielen, ist die, einen dominanten Center zu haben. Und ich habe immer das Glück gehabt, in solchen Teams zu landen“, erklärte Horry nach seiner Karriere. Als einer der ersten NBA-Profis verkörperte er den heute allgegenwärtigen Power Forward mit Dreier, einen vielseitigen Dreier-und-Defense-Akteur, dem es hauptsächlich ums Gewinnen geht. Eine Qualität, die immer gefragt ist: Wer hätte einen Horry 2021 nicht gern im Team?

Von 1993/94 bis 2002/03 gewann kein Team den NBA-Titel, für das nicht

Kobe Bryant nannte Horry „den

Danny Ainge nahm Horry dessen Ausraster übrigens

entweder Robert Horry oder Steve Kerr auf dem Feld standen. Von 1994 bis

smartesten Mitspieler, den ich

nicht krumm. Der heutige Celtics-Manager ließ sich das

2007 gewannen nur die Pistons 2003 und Heat 2006 ohne Horry oder Kerr

jemals hatte“. Beide spielten von

Handtuch einrahmen. „Ich bin nicht nachtragend“, sagte

im Kader die Meisterschaft.

1996 bis 2003 bei den L.A. Lakers.

Ainge später. „Robert hatte damals viele Sorgen.“

Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images

ROBERT HORRY


Jeden Tag NBA x FIVE

Offense wins championships? Ihr kennt Jonathan Walker als Host seines Podcasts „Jeden Tag NBA“. Ab sofort schreibt er an dieser Stelle für unsere neue Rubrik „Jeden Tag NBA x FIVE“. Thema diesen Monat: Die Brooklyn Nets sind einer der Titelfavoriten 2021. Doch es gibt da einen Haken, denn Teams wie die Nets werden in dieser Liga normalerweise nie Meister … Text: Jonathan Walker

A

ls ich diese Zeilen Ende April tippe, gelten die Brooklyn Nets um Kevin Durant, James Harden und Kyrie Irving als relativ klarer Favorit auf den Titel. Nicht nur unter Fans und Beobachtern scheint die Antwort auf die Frage nach dem Champion 2021 immer öfter entsprechend auszufallen, auch die Buchmacher bieten wenige Wochen vor Start der Playoffs die niedrigste Quote für die Nets an. Doch die Geschichte spricht gegen Brooklyn. Um Argumente für diesen Favoritenstatus zu finden, muss man nicht lange suchen. Die Nets stehen auf dem ersten Platz der Eastern Conference und werden im schlimmsten Fall auf den zweiten oder dritten Platz (hinter die Philadelphia 76ers und Milwaukee Bucks) abfallen. Ihre Offense gehört zu den besten der Liga. Nur die L.A. Clippers können eine ähnliche Effizienz im Angriff vorweisen. Gegen die zehn besten Teams dieser Regular Season schneiden lediglich die Utah Jazz besser ab. Und all das, obwohl ihre drei Superstars bislang nur 383 Ballbesitze gemeinsam auf dem Parkett standen. Zur Erinnerung: Während eines NBASpiels gibt es etwa 200 „Possessions“. Da James Harden erst Mitte Januar via Trade zum Team stieß (und durch die mehr oder weniger langwierigen Ausfälle von Kevin Durant, Kyrie Irving und zuletzt auch Harden selbst), konnte das Trio noch kaum zeigen, was in ihm steckt. Die Schlussfolgerung für viele Fans: Wenn es trotzdem schon so gut läuft, wer will die Offensivmaschinerie dann in den Playoffs aufhalten? Was wir den Nets durchaus als Potenzial auslegen könnten, befeuert jedoch zugleich die Brandherde am anderen Ende des Feldes. Während die Offensive wenig zu wünschen übrig lässt, gehört ihre Verteidigung weiterhin zu den löchrigsten der Liga. Seit dem Harden-Trade rangieren sie beim Defensivrating nur auf dem 23.

Platz, da sie den Gegnern relativ gute Wurfquoten, wenige Ballverluste und viele Offensivrebounds erlauben. Geht es gegen die zehn besten Offensiven der Liga, hatten sogar nur drei Teams schlechtere Werte als Brooklyn! Kurz: Die Nets verteidigen ziemlich mies. Coach Steve Nash verfügt in seinem Kader nur begrenzt über kompetente Verteidiger. Ein Lichtblick: Sophomore Nicolas Claxton. Steht der 22-Jährige auf dem Feld, funktioniert die Defense vergleichsweise gut, da der mobile Big Man gleichermaßen effektiv den Ring beschützen und auf kleinere Angreifer switchen kann. Dummerweise stand er diese Saison erst gut 400 Minuten auf dem Spielfeld, was auch damit zusammenhängt, dass sich auf den großen Positionen mit DeAndre Jordan, Blake Griffin, Jeff Green und auch Kevin Durant allerlei prominente Namen tummeln. Abseits von Bruce Brown bleibt im Kader auch die Suche nach einem defensiven Kettenhund auf dem Flügel vergebens. Können Durant, Irving und Harden am defensiven Ende einen Gang hochschalten, wenn es drauf ankommt? Können sie auch mal selbst gegnerische Stars übernehmen, wenn dringend Stopps gegen Teams wie die Sixers, Bucks, Lakers oder Clippers benötigt werden? Theoretisch ist das möglich. Doch ideal ist das keineswegs. Die entscheidendere Frage lautet: Kann der viel zitierte „Schalter“ auf bessere Verteidigungsarbeit überhaupt umgelegt werden, wenn Brooklyn bisher jeder Chance beraubt wurde, sich defensiv einzuspielen? Automatismen, die noch nie da waren, können in entscheidenden Momenten schwerlich greifen. Auch wenn NBA-Champs im Schnitt offensiv dominanter sind als defensiv und das alte Mantra „Defense wins championships“ viel zu kurz greift, so erweist es sich im Kern doch als wahr. In

Checkt Jonathans Podcast „Jeden Tag NBA“ überall dort, wo es Podcasts gibt! Link: http://bit.ly/ JT_NBA_POD

den vergangenen 20 Saisons konnte kein Team die Meisterschaft gewinnen, das defensiv in der Regular Season so stark unterdurchschnittlich performt hat, wie es die Nets aktuell zu tun pflegen. Jeder Meister hatte zumindest eine Top-10-Defense – im Schnitt sogar eine der besten fünf. Die einzige Ausnahme: Die Lakers 2000/01 um Shaq und Kobe, die auf dem 21. Rang landeten. Jedoch ist das zum einen immer noch besser, als die Nets aktuell dastehen, und – viel wichtiger – zum anderen waren die Lakers damals amtierender Champion. Allgemein lässt sich beobachten, dass die schlechteren Platzierungen der vergangenen zwei Dekaden hauptsächlich Teams unterlaufen sind, die amtierender Meister waren und in der Vorsaison je eine der besten Verteidigungen der Liga gestellt hatten, wie etwa den Heat 2012/13 und den Warriors 2017/18, die jeweils die neuntbeste Defense stellten. Hier, wie auch bei den Lakers vor 20 Jahren, lässt sich durchaus von einem Schalter sprechen, der noch umgelegt wurde. Die Nets? Hatten weder in der vergangenen Saison eine Top-Defense, noch wurden sie Champion … und das nicht mal ansatzweise. Irving erinnert sich wohl noch an die Saison 2015/16, als die Cavaliers mit der zweitschlechtesten defensiven Platzierung der vergangenen 20 regulären Spielzeiten Meister wurden. Dass hierzu ein unwahrscheinliches Comeback und monströse Spielerleistungen nötig waren, wird ihm auch bewusst sein. Und: Clevelands Defense rangierte damals auf dem zehnten Platz. Könnte in einer offensiv immer effizienter werdenden Liga, am Ende einer ohnehin sehr ungewöhnlichen Saison, alles anders kommen, als wir es in der Vergangenheit erlebt haben? Sicherlich. Doch wir sollten im Hinterkopf behalten, wie historisch einzigartig es wäre, falls die Brooklyn Nets mit dieser Defense 16 Playoff-Partien gewinnen.

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one-on-one

Dennis Schröder vs. Jrue Holiday

DENNIS SCHRÖDER Geburtstag: 15. September 1993 Größe: 1,90 Meter Gewicht: 78 Kilo Erfahrung: 7 Saisons

Stats 2020/21*: 17,6 PPG || 3,9 RPG 6,5 APG || 1,3 SPG 3,1 TPG || 44,1 FG% 34,4 3P% || 84,3 FT%

Advanced Stats: 14,1 PER || 23,2 USG 54,6 TS% || 6,0 RBR 26,9 AST**

1

5,7 Punkte, 5,8 Assists, 44,1 Prozent Feldquote – Dennis Schröder spielt eine ordentliche erste Saison für die Los Angeles Lakers. Dabei hatte das Team noch gar nicht richtig Zeit, sich aufeinander einzustellen: Lediglich 23 Spiele absolvierten LeBron James, Anthony Davis und Dennis Schröder zusammen, das Verletzungspech der beiden NBA-Superstars lässt also ein finales Urteil über ihr Zusammenspiel noch nicht zu. Aber: Genau 448 Minuten standen die drei Topscorer zusammen auf dem Feld und erzielten dabei 14 Punkte mehr pro 100 Angriffe als der Gegner – dieses Lineup könnte auf höchstem Playoff-Level funktionieren. Dennis Schröder hat sich in den vergangenen Jahren vom Point Guard zum Combo Guard entwickelt, und wenn LeBron James etwas gut gebrauchen kann, dann sind es Werfer um ihn herum. Schröder trifft in den vergangenen drei Spielzeiten fast 39 Prozent seiner Catchand-Shoot-Dreier und gehört damit zum obersten NBA-Drittel in dieser Kategorie. Shooter und Pick-andRoll-Nebendarsteller könnte die Rollenbeschreibung von Schröder in dieser Saison sein, gerade als Spielmacher hat „Dennis, the Menace“ einen großen Schritt nach vorne gemacht. Acht Punkte kreiert er pro Spiel mit Pick-and-Roll-Assists, das ist ein persönlicher Bestwert in seiner achten NBA-Saison. Schröders „Sweetspot“ sind die Pick-and-Rolls auf der rechten Seite, wenn er das Spiel mit seiner starken rechten Hand lenken kann – BaselineDrive, Mitteldistanzwurf nach dem Snake-Dribbling oder Bodenpass mit rechts zum abrollenden Center, damit verdient „DS17“ sein Geld. Pick-and-Rolls in der Mitte und auf der linken Seite des Feldes haben noch Entwicklungspotenzial, gerade bei passiver Pick-and-Roll-Verteidigung ist Schröder noch zu limitiert – in den Playoffs muss er hier taktische Antworten liefern.

ONE-ON-ONE Dennis Schröder und Jrue Holiday könnten als drittbeste Spieler ihres Teams die Meisterschaft entscheiden. Wer von beiden ist der bessere Mann auf der Eins? Text: Jens Leutenecker 16


Fotos: Adam Pantozzi/Gary Dineen/NBAE via Getty Images

1

7,1 Punkte, 5,7 Assists, 50,4 Prozent Feldquote – Jrue Holiday ist genau das, was die Milwaukee Bucks benötigen. Khris Middleton und Holiday spielen die zweite Geige hinter dem zweifachen MVP Giannis Antetokounmpo und tragen maßgeblich zur sechstbesten Pickand-Roll-Offensive bei. Neun Pick-and-Rolls laufen durch Holidays Hände, der mit seinem sehr guten Wurf aus dem Dribbling Druck auf die Verteidigung ausüben kann. Während Schröder mit Speed den Ring attackiert, lebt Holiday von seinen Wurffähigkeiten aus der Bewegung. 50 Prozent seiner Mitteldistanzwürfe finden ihr Ziel, das ist ein exzellenter Wert und limitiert die gegnerischen Pick-and-Roll-Optionen. Dennoch gibt es auch bei Holiday spieltaktische Grenzen: Würfe aus dem Pick-and-Roll oder „off catch“, also ohne vorheriges Dribbling, verwandelt er zielsicher. Aber wenn die Verteidigung gegen ihn switcht, kommt Holiday an seine Grenzen und kreiert in Isolationsangriffen nur 92 Punkte pro 100 Angriffe – Dennis Schröder ist da deutlich effizienter. „Screen, Screen, Switch, Switch!“ – die Milwaukee Bucks haben nach knapp 60 Spielen bereits dreimal so viele defensive Switches gespielt wie in der kompletten Vorsaison. Coach Budenholzer setzt vermehrt auf das moderne Switchen und hat mit Holiday dafür den optimalen Verteidiger rekrutiert. Der Aufbau hat den Körper, die Einstellung und die Tricks, um gegen größere Centerspieler in den Infight zu gehen. Diese taktische Umstellung benötigt ihre Zeit, erst recht in einer verkürzten Saison. Bis zum All-Star-Break rangierten die Bucks auf dem 12. Platz der Defensivtabelle, seitdem sind sie auf Rang fünf vorgerückt. Kurzum: Jrue Holiday ist als Schütze und Verteidiger ein wichtiger Baustein für Milwaukees Titelambitionen.

FAZIT *Auf 36 Minuten Spielzeit hochgerechnet **PER – Player Efficiency Rating, USG – Usage Rate, TS% – True Shooting Percentage, AST – Assistrate, RBR – Reboundrate

Milwaukee bei den Lakers, Jrue Holiday gegen Dennis Schröder, und wir ermitteln anhand dieses Spiels den Gewinner unseres Spielervergleichs. Direkt in der ersten Szene schüttelt der stärkere Holiday den schnelleren Schröder mit legalem Ellbogeneinsatz ab – einfache Punkte. Eine Minute später setzt Holiday mit elegantem Spinmove aus dem Postup noch einen drauf. Aber Dennis Schröder lässt sich nicht beirren und antwortet mit einem direkten Dreier und einem Dreier vom Parkplatz! Die erste Hälfte geht in diesem Tempo weiter. Beide Jungs haben Bock, dem anderen zu zeigen, wer der Bessere ist. Die Lakers

JRUE HOLIDAY Geburtstag: 12. Juni 1990 Größe: 1,90 Meter Gewicht: 92 Kilo Erfahrung: 11 Saisons

Stats 2020/21*: 19,2 PPG || 5,2 RPG 6,4 APG || 2,0 SPG 2,4 TPG || 56,1 FG% 39,4 3P% || 81,0 FT%

Advanced Stats: 19,6 PER || 21,7 USG 59,3 TS% || 7,6 RBR 25,1 AST**

spielen ohne LeBron James und Anthony Davis, Milwaukee tritt dagegen mit voller Kapelle an, und die Bucks gehen mit einer knappen Führung in die Halbzeit. Keine Frage, in diesem Spiel geht es um etwas, es ist eine mögliche Vorschau auf die NBA-Finals – Milwaukee dreht nach der Halbzeit auf und setzt sich mit 14 Punkten ab. Dennoch lässt Schröder im Privatduell nicht abreißen und versucht, die Lakers im Spiel zu halten – Dreier aus der Ecke, Mitteldistanz-Swishes und ein feiner Bodenpass zu Montrezl Harrell. Am Ende gewinnen die Bucks deutlich, und unser Spielervergleich

gibt eine zweideutige Antwort: Dennis Schröder ist der bessere Scorer, insbesondere als Spotup-Werfer ist er erneut eine Bank. Holiday ist der physischere und vielseitigere Verteidiger, Switches mit ihm sind deutlich vielversprechender als mit Schröder. Im Kreativspiel einigen sie sich auf ein Unentschieden, und deshalb steht am Ende folgendes Fazit: Schröder liefert vielseitiges Scoring in der Offensive und Holiday Verteidigung am und abseits des Balles – entscheidend ist, was das jeweilige Team am dringendsten benötigt.

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FIVE-Academy F I V E

ACADEMY

Das SpainPick-and-Roll

Basketball ist voller Fachbegriffe, die nicht jeder kennt. Damit ihr lernt, das Spiel besser zu verstehen, ist sie jetzt zurück: die FIVE-Academy! Julius Schubert, auf YouTube bekannt als „Just A Kid From Germany“, erklärt an dieser Stelle ab sofort die Feinheiten des Spiels. In diesem Monat auf der Tafel: das Spain-Pick-and-Roll. Text: Julius Schubert

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asketball lässt sich in vielerlei Hinsicht mit Schach vergleichen. Eine Seite macht einen Zug, die andere reagiert. Die Offensive versucht, sich einen Vorteil zu kreieren, die Defensive möchte das natürlich verhindern. Nehmen wir als Beispiel das Pick-and-Roll (PnR), welches sich in den letzten Jahren zur beliebtesten Angriffsmethode der NBA entwickelt hat. Verteidigungen mussten sich etwas einfallen lassen, es wurden verschiedene Taktiken gegen den Spielzug entwickelt. Der Erfolg des klassischen Pick-andRolls wurde immer geringer, und wie beim Schach galt es nun, eine Antwort auf den Gegenzug zu finden. In der Folge mussten Offensiven immer kreativer werden und sich verschiedene Variationen des PnRs

einfallen lassen, um Defensiven vor immer wieder neue Herausforderungen zu stellen. Eine dieser Variationen ist das sogenannte Spain-Pick-and-Roll. Wobei der Name etwas irreführend ist. Die ersten Bewegtbilder der Aktion, die heute den Namen Spaniens trägt, stammen aus dem Jahr 2002. Panathinaikos Athen lief im Euroleague-Final-Four gegen Bologna unter Anleitung der lebenden Trainerlegende Zeljko Obradovic genau diese Aktion, die später auf der Iberischen Halbinsel von den Jugendmannschaften bis zur A-Nationalmannschaft Teil des Lehrplans wurde.

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1 X2

Laufweg

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Pass Dribbling Block HO Handoff

Three-Man-Game

Wie funktioniert das Spain-PnR, und wie versuchen gegnerische Teams es zu verteidigen? Im Allgemeinen beinhaltet das Julius Schubert, auch bekannt als Spain-PnR einen Dribbler (Ballhandler), „Just A Kid From Germany“, ist ein zwei Blocksteller (Screener) und zwei deutschsprachiger NBA-YouTuber, Spieler in den beiden Ecken an der der auf seinem Kanal regelmäßig aktuelle Grundlinie (welche aber nicht direkt am Analysen zur NBA veröffentlicht. Wenn ihr Spielzug beteiligt sind). mehr zu allerlei Taktik-Themen erfahren Das Play besteht aus einem wollt, dann schaut auf jeden Fall mal bei direkten Block am Ball (Ballscreen) ihm vorbei! und einem Block in den Rücken LINK: eines Verteidigers (Backscreen). Der HTTP://BIT.LY/ Ballhandler dribbelt für gewöhnlich in JUSTAKIDG Richtung Korb, der Ballscreener rollt ab, und der Backscreener geht anschließend hinter die Dreierlinie. In diesem folgenden Schaubild wird die einfachste Form des Spain-Pickand-Rolls dargestellt:

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Welche Optionen hat der Ballhandler?

Fotos: Mitchell Leff/Steve Dykes/Getty Images

Natürlich kann der Spielzug auf viele verschiedene Arten enden, aber einfach betrachtet hat der Spieler mit dem Ball vier verschiedene Möglichkeiten: – selbst zum Korb dribbeln und den Abschluss suchen – den abrollenden Ballscreener anspielen – den zur Dreierlinie laufenden Backscreener anspielen – einen der beiden Spieler in den Ecken an den Grundlinien anspielen

Warum ist der Spielzug so schwer zu verteidigen?

Der große Unterschied zum klassischen Pick-and-Roll liegt darin, dass ein weiterer Spieler direkt an der Aktion beteiligt ist. Es wird ein Block mehr gestellt, auf den die Defense reagieren muss.

Die Verteidiger werden beispielsweise bestraft, wenn sie in der Folge ihre komplette Aufmerksamkeit auf den Block am Ball richten und dabei den Backscreen vergessen. Zwei solcher Aktionen gleichzeitig zu verteidigen, ist natürlich deutlich schwerer als nur jeweils eine von zweien, die aufeinanderfolgen. Defensive Kommunikation und eine gewisse Abstimmung müssen vorhanden sein, ansonsten kann es recht schnell passieren, dass einer der drei Spieler zu einem vollkommen freien Abschluss kommt. In vielen Fällen ist der Verteidiger des Blockstellers am Dribbler dadurch in der schwierigsten Situation, weil er derjenige ist, der sowohl in diese direkte Aktion verwickelt ist, gleichzeitig aber auch selbst einen Backscreen gegen sich gestellt bekommt.

Wie kann man den Spielzug verteidigen?

Natürlich gibt es unzählige taktische Möglichkeiten, ein Pick-and-Roll zu verteidigen – dasselbe gilt für das SpainPick-and-Roll. Die oberste Priorität sollte allerdings darin liegen, vorher genau festzulegen, welcher der drei Verteidiger für welchen der drei Angreifer zuständig ist bzw. wird. Um Chaos zu verhindern, sollte vorher unbedingt klar sein, welcher Verteidiger zum Dribbler geht, welcher zum Blocksteller am Ball und welcher zum Backscreener. Aus mathematischer Sicht gibt es sechs Möglichkeiten, wie sich die Matchups zuordnen. Davon werden im Folgenden die vier gängigsten Methoden auf der nächsten Doppelseite vorgestellt.

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FIVE-Academy A

Jeder bleibt bei seinem ursprünglichen Gegenspieler

Ballhandler Defender Ballscreener Defender Ballscreener Defender

Ballhandler Ballscreener Ballscreener

B

Nur der Verteidiger des Ballhandlers bleibt bei seinem Mann

Ballhandler Defender Ballscreener Defender Ballscreener Defender

Ballhandler Ballscreener Ballscreener

1. Die Raptors laufen ein Spain-PnR. Fred VanVleet hat den Ball, Alex Len stellt den Ballscreen, Norman Powell den Backscreen. 2. Die Taktik der Sixers sieht vor, dass jeder der drei Verteidiger bei seinem ursprünglichen Gegenspieler bleibt.

1. LeBron James hat den Ball, er wird dabei von Marcus Morris verteidigt. 2. Larry Nance Jr. stellt einen Ballscreen und Kyle Korver einen Backscreen.

1. Shake Milton verfolgt den ballführenden VanVleet, Matisse Thybulle bleibt im Weg zum Korb, um einen Drive zu verhindern. 2. Joel Embiid navigiert um den Backscreen herum und ist nun wieder bei Len.

1. Die Taktik der Celtics sieht vor, dass Morris sich über den Block kämpft und bei James bleibt, während Al Horford und Marcus Smart ihren jeweiligen Gegenspieler tauschen.

Vorteile dieser Taktik: – sowohl der Ballscreener als auch der Backscreener bleiben eng verteidigt

Nachteile dieser Taktik: – schafft es der Verteidiger des Ballhandlers nicht schnell genug über den Ballscreen, droht möglicherweise ein unbedrängter Drive zum Korb 1. VanVleet passt den Ball zu Powell, der mittlerweile hinter die Dreierlinie gelaufen ist. 2. Thybulle läuft den Closeout und ist nun erneut an seinem ursprünglichen Gegenspieler dran.

Vorteile dieser Taktik: – dem Dribbler wird der Drive zum Korb genommen – der Roll-Man wird als Anspielmöglichkeit eliminiert

Nachteile dieser Taktik: – der Backscreener, also Powell, ist für einen kurzen Augenblick frei hinter der Dreierlinie und kann einen Wurf nehmen

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Fazit: Das Spain-Pick-and-Roll erfreut sich auch in der NBA immer größerer Beliebtheit, mittlerweile läuft so gut wie jedes Team der Liga diesen Spielzug. Verteidigungen mussten sich etwas einfallen lassen – und das haben sie. Es gibt keine perfekte Taktik, jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile. Ähnlich wie beim Schach ist nun die andere Seite wieder am Zug. Wir sehen mittlerweile schon häufiger, dass Teams das Spain-PnR mit anderen Spielzügen kombinieren oder mit dem einen oder anderen Trick versuchen, Defensiven vor neue Herausforderungen zu stellen. Die Schachpartie geht immer weiter … redaktion@fivemag.de


C

Jeder tauscht sein Matchup

Ballhandler Defender Ballscreener Defender Ballscreener Defender

Ballhandler Ballscreener Ballscreener

1. Ricky Rubio hat den Ball, Rudy Gobert stellt einen Ballscreen, Joe Ingles einen Backscreen. 2. Die Taktik der Celtics sieht vor, den Ballscreen zu switchen, Daniel Theis soll zu Rubio wechseln.

1. Theis ist bei Rubio. 2. Ingles geht hinter die Dreierlinie raus, Gobert rollt in Richtung Korb ab.

1. Auch die anderen beiden Celtics-Verteidiger tauschen ihren Gegenspieler. 2. Semi Ojeleye wechselt zu Ingles, Guerschon Yabusele wird für Gobert zuständig.

Vorteile dieser Taktik: – keiner der drei Angreifer kommt durch das ursprüngliche Spain-PnR zu einem offenen Wurf oder Versuch am Korb

Nachteile dieser Taktik: – auch wenn es im ersten Moment so aussieht, als ob kein echter Vorteil generiert wurde, deckt trotzdem der Big Man den gegnerischen Dribbler, wodurch ein Mismatch entstanden ist – auch sonst kann es passieren, dass Mismatches entstehen, beispielsweise wenn ein Flügelspieler den gegnerischen Center in Korbnähe verteidigen muss

D

Nur der Verteidiger des Blockstellers am Ball switcht nicht

Ballhandler Defender Ballscreener Defender Ballscreener Defender

Ballhandler Ballscreener Ballscreener

1. Russell Westbrook hat den Ball, Steven Adams stellt den direkten Block, Paul George stellt den Backscreen. 2. Die Taktik der Jazz sieht vor, dass Ingles, also der Verteidiger des Backscreeners, raus zu Westbrook geht.

1. Ingles wechselt zu Westbrook. 2. Gobert bleibt abgesunken und wartet auf seinen ursprünglichen Gegenspieler Steven Adams. 3. Rubio bleibt zwar kurz an Westbrook dran, soll dann aber den hochrotierenden George übernehmen.

1. Die Taktik funktioniert: Ingles verteidigt Westbrook, Rubio ist bei George und Gobert bei Adams.

Vorteile dieser Taktik: – ähnlich wie bei Möglichkeit C kommt weder der Roll-Man zu einem guten Versuch am Korb noch der rauslaufende Backscreener zu einem freien Dreier – im Gegensatz zu C entsteht aber auch kein großes Mismatch

Nachteile dieser Taktik: – wenn der Ballhandler ein guter Werfer ist, könnte er diese Taktik mit einem Wurf aus dem Dribbling bestrafen – wie man in Bild zwei sehen kann, braucht Ingles eine Weile, bis er bei Westbrook ist, dieser hat eine Menge Platz

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NBA-Playoff-Preview 2021

Fotos: Douglas P. DeFelice/Getty Images

NBA-PlayoffPreview 2021

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In dieser Saison war vieles immer noch anders. Und das wird sich auch in den Playoffs nicht ändern. Egal. Hauptsache, es wird spannend – und das wird es! Willkommen zur besten Zeit des Jahres! Text: André Voigt

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NBA-Playoff-Preview 2021

Covid & Co.

Ergo gingen die 30 Teams unter zum Teil höchst unterschiedlichen Vorzeichen in die Spielzeit 2020/21. Gemein war allen, dass zunächst keine Fans in den Arenen

Redatipps Es ist Zeit für die NBA-Awards 2020/21! Wie jedes Jahr stimmen hier alle Autoren dieser NBAPlayoff-Vorschau und Grafiker Pat als jeweilige Ein-Mann-Jury ab.

Power Ranking 26

MEISTER VIZE MVP ROOKIE VERTEIDIGER SIXTH MAN MOST IMPROVED COACH MANAGER ÜBERRASCHUNG ENTTÄUSCHUNG FINALS-MVP

zugelassen wurden, was sich allerdings über die Saison langsam änderte, auch wenn nirgends volle Hallen die Akteure auf dem Court begrüßten. Alle 30 Franchises mussten sich zudem strengen Verhaltensregeln unterwerfen, die von Liga und Spielergewerkschaft verhandelt worden waren, um den Ligabetrieb bestmöglich zu gewährleisten. Covid-Ausbrüche gab es trotzdem. Insgesamt verpassten 122 Profis 566 Spiele, weil sie sich in Quarantäne befanden. 31 Partien mussten verlegt werden, weil sich Akteure infiziert hatten und ihre Teams nicht spielfähig waren. Die Begegnungen wurden zwar nachgeholt, die Verlegungen verstärkten jedoch ein eh in der zweiten Saisonhälfte nicht zu übersehendes Problem: den hektischen Spielplan.

Auf dem Zahnfleisch

Die Liga presste die 72 Partien in ein so enges Zeitfenster, dass die Gesundheit des spielenden Personals deutlich darunter litt. 396 NBA-Profis verletzten sich bis Redaktionsschluss. Zusammen verpassten sie 5.162 Partien. Kein Wunder, dass viele Franchises erneut das ungeliebte „Load Management“ bemühten, um ihren Spielern in kritischen Phasen Pausen zu verschaffen … wie immer auf Kosten der Fans. Aber wer wollte es den Verantwortlichen verdenken? Denn auch die Stars verletzten sich reihenweise. LeBron James, Anthony Davis, Giannis Antetokounmpo, Joel Embiid, James Harden, Kevin Durant, Kawhi Leonard, Jimmy Butler, Jamal Murray oder Kristaps Porzingis verpassten alle

DRÉ 76ERS JAZZ N. JOKIC L. BALL R. GOBERT J. INGLES J. RANDLE T. THIBODEAU J. JONES KNICKS PELICANS J. EMBIID

mindestens 15 Partien. Gefühlt krochen die Franchises in die Postseason – und die, die nicht eh schon qualifiziert waren, beteten inständig, dass sie dem Play-InTournament aus dem Weg gehen konnten. Nach ihrer Premiere in der zentralfloridianischen Bubble 2020 (in abgewandelter Form) kehrte die Qualifikationsrunde zur Postseason zurück. Wer an diesen Do-or-DieSpielen teilnehmen würde, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest – sehr wohl aber, dass jedes Team liebend gern eine Woche Pause vor dem Beginn der eigenen Auftaktserie haben wollte. Wer auch immer in die Play-In-Spiele musste, dürfte in der Folge einen klaren Wettbewerbsnachteil gehabt haben …

Spannung wie selten

Doch es war nicht alles schlecht in dieser NBA-Saison 2020/21. Mindestens sieben Teams durften sich vor Beginn der Playoffs berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen – Geheimfavoriten à la Miami Heat 2019/20 nicht eingerechnet. So offen war die National Basketball Association in diesem Jahrtausend noch nie! „Schuld“ daran sind unter anderem auch die vielen Verletzungen der Stars, die es stellenweise extrem schwer machen, die Leistungen der Top-Teams in diesen Playoffs vorherzusagen. Aber natürlich haben wir es in dieser Ausgabe trotzdem versucht. Wie immer findet ihr zwei Seiten Analyse zu jedem Team, das bei Redaktionsschluss noch mindestens Chancen auf das PlayIn-Tournament hatte. Viel Spaß mit der FIVE-PlayoffPreview 2020/21!

OLE TORBEN MANUEL PAT NETS CLIPPERS NETS JAZZ CLIPPERS BUCKS CLIPPERS NETS N. JOKIC N. JOKIC N. JOKIC N. JOKIC L. BALL L. BALL L. BALL L. BALL R. GOBERT R. GOBERT R. GOBERT R. GOBERT J. INGLES J. INGLES J. CLARKSON J. CLARKSON J. RANDLE MILES BRIDGES J. RANDLE J. RANDLE T. THIBODEAU T. THIBODEAU M. WILLIAMS Q. SNYDER J. JONES S. MARKS D. MOREY S. MARKS KNICKS KNICKS-DEFENSE KNICKS KEIN COVID-GAU TYLER HERRO PELICANS-DEFENSE PACERS HATE GG. GOBERT K. DURANT K. LEONARD K. DURANT D. MITCHELL

#01 #02 #03 #04 #05 #06

#07 #08

Fotos: Tim Nwachukwu/Elsa/Bart Young/NBAE via Getty Images

W

ie heißt es so schön? Es ist ein Marathon und kein Sprint. Auf eine normale NBASaison lässt sich dieser Spruch ohne Probleme übertragen. Das Bild passt ja auch. 82 Partien von Oktober bis April. Dann der Beginn einer komplett neuen Saison: der Playoffs. Die Monate vor der Postseason ziehen sich spätestens ab Februar. So langsam beginnt der Körper, die Belastungen der Spielzeit stärker zu spüren, trotzdem sind die Playoffs noch lange nicht in Sicht. Coaches feilen an ihren Rotationen, kleinere Blessuren werden auskuriert. Die wenigen Trainingseinheiten werden genutzt, um die eine oder andere Variante im Mannschaftsspiel zu etablieren. Individuell arbeiten vor allem die jüngeren Spieler mit dem „Player Development Staff“ vor den Partien auf eine größere Rolle in der Zukunft hin. So sollte es dieses Jahr eigentlich auch sein … war es aber nicht. Es gab 72 Partien in Jahr eins nach der Bubble von Orlando und der kürzesten Pause, die die NBA je zwischen zwei Saisons gesehen hatte – also zumindest für die Teams, die in der Bubble dabei waren. Franchises, die nicht nach Orlando eingeladen waren, hatten von Anfang März bis Ende Dezember 2020 keinen kompetitiven Basketball gespielt.


So geht die NBA-Playoff-Vorschau 2021

#30

Es war eine schwierige Saison, und ähnlich wie vor der Bubble in Orlando 2020 geht die NBA in eine ungewöhnliche Postseason. Viele Stars retteten sich angeschlagen in die Playoffs, einige Leistungsträger fehlen komplett – und wer weiß, was im Play-In-Tournament passiert. Fest steht wohl nur: Es wird wild. Selten war das Rennen so offen wie 2021 … Depth Chart

Lauftext

Power Ranking

Das Depth Chart gibt an, wer in

Was passierte in dieser Saison

Wo sehen wir die jeweilige Mannschaft im großen NBA-Gesamtbild

der Ersten Fünf steht und wer die

beim jeweiligen Team? Wie

vor Beginn der Playoffs? Und wie jedes Jahr: Die 16 Playoff-Teams

Ersatzspieler auf den jeweiligen

spielt es, was müsst ihr über die

sind nicht unbedingt die besten Mannschaften, solange wir zwei

Positionen sind. Aber Achtung: Die

jeweilige Truppe vor dem Einzug

Conferences haben. Außerdem gilt: Nur weil ein Team vor einem

Grenzen zwischen den Positionen

in die Postseason wissen? All

anderen im Power Ranking steht, würde es nicht automatisch eine

sind mittlerweile fließend.

das bringt euch der Lauftext.

Playoff-Serie gegen diesen Gegner gewinnen.

#29 #28 #27 #26 #25 #24 #23 #22 #21

Lineups

Stats

Hier haben wir zwei Aufstellungen für

In einem Kasten gibt

jedes Team identifiziert, die besonders

es an dieser Stelle die

interessant sind … oder interessant werden

Stats der regulären

könnten. Als Statistiken werden das

Saison 2020/21. Zum

Offensiv- und Defensivrating (erzielte und

Nachschlagen, zum

zugelassene Punkte auf 100 Ballbesitze

Informieren, eventuell

hochgerechnet) der jeweiligen Fünf gezeigt

zum Klugscheißen im

sowie die Minuten, die diese Formationen

Zoom-Playoff-Call mit

Mittelmaß. Rot bedeutet:

in der regulären Saison 2020/21 zusammen

den Kumpels.

Von dort fällt relativ wenig

absolviert haben.

#09 #10

Stärken, Schwächen, Fazit Hier nochmal zum Schnellcheck in langen Playoff-Nächten: Was kann die Mannschaft, wo liegen die Probleme?

Shot Chart

#20

Das Shot Chart der Mannschaft. Grün sind die Stellen eingefärbt, von denen das Team im

#19

Vergleich zum Ligamittel überdurchschnittlich gut trifft. Gelb bedeutet

#18

bis gar nichts …

#11

#12 #13 #14 #15 #16 #17

27


Dallas Mavericks

Luka and the Mavs Text: André Voigt

Depth Chart Josh Richardson sollte die große Dreierund-Defense-Verpflichtung sein, enttäuscht jedoch bisher.

POS Name PG L. Doncic J. Brunson T. Burke SG J. Richardson J.J. Redick J. Green SF D. Finney-Smith T. Hardaway Jr. PF M. Kleber N. Melli T. Bey C K. Porzingis W. Cauley-Stein D. Powell B. Marjanovic

Alter 22 24 28 28 36 20 28 29 29 30 23 25 27 29 32

Coach

Rick Carlisle

Lineups

I

n Luka we trust! Wenn die Dallas Mavericks demnächst über ein Rebranding der eigenen Marke nachdenken, sollte die Addition dieses Satzes im Logo diskutiert werden. Denn die Dallas Mavericks sind Luka Doncic. Auch wenn sich im Kader in der Offseason 2020 (und zur Trade-Deadline) einiges änderte, so traten die Mavs trotzdem gefühlt die gesamte Spielzeit über auf der Stelle. Das lag zu Beginn der Saison auch und vor allem am Meniskusriss von Kristaps Porzingis. Der Lette schleppte seine Verletzung aus der Bubble in Orlando bis ins neue Jahr, hatte nach seinem Comeback einige Probleme. Selbst sein

28

Dreier – die stärkste Waffe des Big Man – fiel zunächst überhaupt nicht. Entsprechend holperte es im Angriff der Texaner. Dann kam es früh im Januar zu einem Covid-Ausbruch im Kader, wodurch sich unter anderem Maximilian Kleber infizierte. Während der Würzburger nach einem Auswärtsspiel in Denver noch mit nach Dallas reisen durfte und erst später positiv testete, mussten Jalen Brunson, Dorian Finney-Smith und Josh Richardson in einem Hotel der „Mile High City“ in Quarantäne. Der Rest des Januars wurde zur Tortur. Vier Siegen standen neun Niederlagen gegenüber … Kristaps Porzingis wurde in so ziemlich jedem Trade-Gerücht

Starting Lineup

Ohne Luka

PG L. Doncic SG J. Richardson SF D. Finney-Smith PF M. Kleber C K. Porzingis

PG J. Brunson SG J. Richardson SF T. Hardaway PF D. Finney-Smith C K. Porzingis

ORtg: 123,7 DRtg: 111,1 Min: 281,0

ORtg: 127,6 DRtg: 107,9 Min: 112,0

verschachert, sodass sich selbst Mark Cuban genötigt sah, sich öffentlich zu den Spekulationen zu äußern. Und dann … kam der Winter. Ein Blizzard legte den Bundesstaat Texas komplett lahm, was den Mavericks eine acht Tage lange Pause aufzwang. Partien der Mavs mussten in dieser Phase verlegt werden, zeitweise war kein Training möglich. Vielleicht war es genau das, was das Team gebraucht hatte. Bis zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs am 22. Februar standen die Mavs bei einer Bilanz von 13-15. Die Offensive rangierte zwar auf einem guten 9., die Defensive jedoch auf einem miserablen 27. Platz.

Fotos: Glenn James/NBAE via Getty Images

In der regulären Saison 2020/21 gab es nur ein Lineup, das ohne Doncic viele Minuten ging … das aber sogar recht erfolgreich.


Power Ranking: 09 Danach erkannten viele Anhänger ihre Mavs wohl nicht so wirklich wieder … 63 Prozent Siegquote, weiterhin Rang neun im Angriff, jetzt aber auch der achte in der Defensive! Was war passiert? Vor allem war der Kader wieder gesund. Covid hatte Kleber etwas stärker zugesetzt. Selbst nach seiner Rückkehr war er erst nicht der verlässliche Threeand-D-Big-Man, der er für dieses Team sein muss. Wieder im Vollbesitz seiner Kräfte absolvierte er allein im März 30,8 Minuten pro Partie, erzielte 9,1 Punkte plus 5,9 Rebounds und traf 41,1 Prozent seiner 5,6 Dreier im Schnitt. Porzingis lieferte im selben Monat 20,3 Punkte, 10,3 Rebounds und netzte 39,7 Prozent von Downtown. Diese Potenz von draußen öffnete im Halbfeld viele Räume für die Flügelspieler und Guards. Kein Wunder, dass vor allem Doncic davon profitierte. Hilfeverteidiger, die zu sehr in seine Richtung absanken, bestrafte er mit punktgenauen Pässen zu plötzlich extrem sicheren Schützen. Blieben die Defender dann bei den Schützen, spazierte er nonchalant bis zum Ring durch oder legte auf seinen abrollenden Blocksteller nach dem Pick-and-Roll ab. Sein März in Zahlen ausgedrückt liest sich so: 29,4 Punkte, 62,6 Prozent aus dem Feld sowie 43,3 Prozent von der Dreierlinie. Vor allem aber verteidigten die Mavericks besser … also öfter als zuvor. Wirkliche Konstanz war bis Redaktionsschluss nicht zu erkennen – sehr wohl allerdings, woran die Ausschläge nach oben bzw. nach unten festzumachen waren. Ein Hauptgrund: Doncic und Porzingis sind kein potentes Defensivduo. Waren beide gleichzeitig auf dem Feld, erzielte der Gegner 117,1 Punkte in 100 Angriffen – kein anderes Mavs-Duo, das mindestens 500 Minuten absolvierte, war schlechter. Unter allen Playoffteams findet sich nur eine Paarung, die ein schlechteres Defensivrating auflegt:

Portlands Damian Lillard und Enes Kanter (117,2). Die Aufgabe von Coach Rick Carlisle wird es in Richtung Playoffs sein, seinen beiden Stars alternative Ansätze mit auf den Weg zu geben. Gerade die in der Regel praktizierte „Drop Defense“ des Letten sollte überdacht werden. Auch und vor allem, weil die Mavs zwischenzeitlich großen Erfolg mit aggressiveren Varianten der Pick-andRoll-Verteidigung hatten. Kleber oder Finney-Smith sind zum Beispiel viel besser in der Lage, Dribbler nach einem direkten Block auch am Flügel zu stellen. Offensiv ist es den Coaches bereits gelungen, ihrem Team mehr Varianten mit auf den Weg zu geben. Ein Konzept, das in dieser Saison im Angriff auf der Tagesordnung stand, ist die weitgehende Abkehr von festgelegten Plays. Die Mavs agieren mehr nach dem Prinzip „Read and React“. Hier wird als Team nach bestimmten Prinzipien auf die Reaktionen der Verteidigung auf die eigene Angriffsaktion reagiert. Der Dribbler wird früh in Blockaktionen geschickt, während alle fünf Mavericks sich um die Dreierlinie verteilen. Da Doncic ein Meister darin ist, aus dem Pick-and-Roll zu penetrieren, kreativ in der Zone zu finishen, den Pass an die Dreierlinie oder den Lob zu spielen und den Stepback-Dreier zu treffen … tja … wie soll das verteidigt werden? Es wird für jede Defensive schwer, Hilfe zu geben, ohne dass irgendwo ein leichter Dreier zugelassen wird. Doch hier kommen wir wieder zum Anfang zurück. Die Dallas Mavericks vertrauen in dieser Hinsicht zu Recht einem der begnadetsten Spieler aller Zeiten … Luka Doncic liefert derzeit auch den besten Basketball seines Lebens, trifft erstmals gut den Dreier. Es gibt neben ihm jedoch niemanden in diesem Kader, der auf All-Star-Niveau im Pick-and-Roll agieren und scoren kann. Jalen Brunson ist zwar gut in dieser Hinsicht, aber wohl nicht gut genug.

Stats 2020/21 NAME Luka Doncic Kristaps Porziņgis Tim Hardaway Jalen Brunson Josh Richardson Dorian Finney-Smith Maxi Kleber Trey Burke Dwight Powell Willie Cauley-Stein J.J. Redick Nicolo Melli

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 58 35,2 35,3 57,4 55,6 72,8 8,0 8,9 1,0 0,6 4,3 2,4 28,6 40 31,1 36,2 54,2 54,2 85,0 9,1 1,6 0,5 1,4 1,3 2,7 20,2 62 28,3 38,2 51,0 54,6 80,7 3,3 1,7 0,4 0,1 0,9 1,6 16,0 60 25,2 38,5 58,1 58,0 79,0 3,5 3,4 0,5 0,0 1,2 1,6 12,5 51 31,5 31,7 50,7 49,3 91,0 3,5 2,7 0,9 0,4 1,4 2,4 12,1 52 32,5 39,5 59,3 59,2 80,0 5,6 1,6 0,9 0,4 0,7 2,3 9,8 48 27,3 41,5 45,9 58,5 91,9 5,2 1,3 0,5 0,7 0,6 2,2 7,2 54 14,9 37,5 50,3 53,1 87,8 0,9 1,4 0,6 0,1 0,6 1,0 6,9 50 15,3 23,8 63,8 60,2 76,4 3,6 0,7 0,6 0,4 0,6 2,2 5,5 45 17,2 10,0 66,2 63,0 62,5 4,4 0,6 0,4 0,8 0,5 2,4 5,4 10 12,6 43,3 28,6 53,4 66,7 1,1 1,0 0,2 0,1 0,9 1,0 4,9 16 13,9 35,7 47,8 51,0 58,3 2,6 0,6 0,3 0,1 0,2 1,5 3,7

Shot Chart

+ Stärken Doncic und diese mittlerweile an der Dreierlinie so sichere Offensive sind nur ganz schwer zu stoppen. Die Mavericks verlieren den Ball kaum, sind exzellent gecoacht und eingespielt. Defensiv kann das Team je nach eingesetztem Personal in einen höheren Gang schalten.

- Schwächen Das Starduo funktioniert defensiv bisher nicht. Wie kommen die Mavs mit Playoff-Verteidigungen zurecht, die sich auf Doncic einschießen können und Porzingis defensiv attackieren? Niemand kann dann auf All-Star-Niveau Würfe für sich selbst oder andere kreieren.

= Fazit Die Dallas Mavericks sind dank Luka Doncic sehr gefährlich. Niemand dürfte sie gern in der ersten Runde sehen. Es fehlt jedoch der zweite elitäre Playmaker, den es für die hohen Ansprüche braucht.

29


Denver Nuggets

Und jetzt? Text: André Voigt

Depth Chart Denver ist im Frontcourt so tief wie vielseitig besetzt. Millsap, McGee und Green sind Gold wert.

POS Name PG F. Campazzo M. Morris J. Murray SG PJ Dozier W. Barton A. Rivers SF M. Porter Jr. S. Harrison PF A. Gordon P. Millsap J. Green Z. Nnaji C N. Jokic J. McGee B. Bol

Alter 30 25 24 24 30 28 22 27 25 36 30 20 26 33 21

Coach

Mike Malone

Lineups

D

ie aktuelle Saison der Denver Nuggets endete am 12. April 2021. Jamal Murray zog 52,8 Sekunden vor dem Ende der Partie gegen die Golden State Warriors an Andrew Wiggins vorbei zum Korb. Denver lag bereits mit 104:111 hinten und verlor zwei Schritte später so viel mehr als nur ein Spiel. Mit seinem linken Bein wollte sich Murray den nötigen Schwung für seinen letzten Stemmschritt holen … da knickte das Knie nach innen weg. Kreuzbandriss. Saisonende. Frust. Das bittere Ende der Spielzeit für den kanadischen Point Guard kam ausgerechnet in der Partie, in der er nach vier Spielen Pause aufs Parkett

30

zurückkehrte. Zuvor hatte ihm sein rechtes Knie Probleme gemacht. Die Nuggets schonten ihn, damit nichts Schlimmeres passierte. Ausgerechnet Murray, der in den Playoffs 2020 den nächsten Schritt gemacht zu haben schien. 31,6 Punkte in der Auftaktserie gegen die Utah Jazz – inklusive zweier 50-PunkteExplosionen. 40 Zähler in Game Seven der nächsten Runde gegen die Clippers … dass die Nuggets damals gleich zwei 1-3-Serienrückstände ausglichen, war zu großen Teilen sein Verdienst. Geheimfavorit Nuggets? 2021? Pah! Keine Chance ohne „Blue Arrow“! Und dann? Dann gewann das Team von Coach Mike Malone acht der

Starting Lineup

Ohne Jokic

PG F. Campazzo SG PJ Dozier SF M. Porter Jr. PF A. Gordon C N. Jokic

PG F. Campazzo SG PJ Dozier SF M. Porter Jr. PF P. Millsap C J. Green

ORtg: 120,0 DRtg: 117,2 Min: 82,0

ORtg: 118,9 DRtg: 83,0 Min: 25,0

folgenden neun Partien. Allerdings gegen keinen Gegner, der um den Heimvorteil in den Playoffs konkurrierte. Dass es diesen Run der Goldstückchen gab, ist dennoch erstaunlich. Gesellten sich doch auch Will Barton und Monte Morris mit Muskelverletzungen zu Murray an der Seitenlinie. In beiden Fällen galt zu Redaktionsschluss: Zeitpunkt der Rückkehr aufs Parkett unbekannt. Dass es trotz dieser Misere in der „Mile High City“ einigermaßen gut lief, ist natürlich vor allem der Verdienst eines Mannes: Nikola Jokic. Der wohl heißeste MVP-Kandidat dieser Saison liefert und liefert und liefert. Ob er bei

Fotos: Matthew Stockman/Fernando Medina/Bart Young/NBAE via Getty Images

Eine große Frage besteht vor den Playoffs: Geht es auch ohne Jokic und Murray? Das aufgeführte Lineup ging nur wenige Minuten.


Power Ranking: 06 den Punkten (10. in der NBA) eine Karrierebestleistung ablieferte? Ja. Rebounds (9.)? Ebenso. Assists (6.)? Na sicherlich! Dreierquote (30.)? Logisch. Effektive Feldwurfquote (14.)? Was denkst du denn? Win Shares? BoxPlus-Minus? VORP? ALTER, JOKIC FÜHRTE SOGAR DIE LIGA IN DIESEN STATISTIKEN AN! (durchatmen …) Nebenbei absolvierte er beim Schreiben dieser Zeilen auch jedes einzelne Spiel seiner Mannschaft. „Big Honey“ ist der Drehund Angelpunkt seines Teams. Seine Fähigkeit, gegnerische Verteidigungen sowohl aus dem Lowpost als auch von der Dreierlinie gleichermaßen zu attackieren, ist einzigartig. Vor allem, weil er seinen exzellenten Moves, dem weichen Handgelenk und der Physis ein Spielverständnis beimischt, das in der Geschichte der NBA bisher nur ganz wenigen Protagonisten vergönnt war. Jokic macht seine Mitspieler besser. Davon profitieren Akteure jeglicher Couleur. Murray und andere Pick-and-Roll-Dribbler schätzen die Gefahr, die er nach einem Pop hinter die Dreierlinie oder durch das intelligente Abrollen zum Korb ausstrahlt. Dreierschützen, Freunde des Catch-and-Drive bzw. von Cuts oder Alley-Oops sabbern, wenn der Serbe zum Pass ansetzt. Unfassbare 63 Prozent seiner potenziellen Assists verwandeln die Kollegen – das ist NBA-Bestwert unter allen Spielern, die mindestens zehn potenzielle Vorlagen pro Partie spielen. Vor allem der per Trade gekommene Aaron Gordon (er ersetzt quasi den abgewanderten Jerami Grant als athletischen großen Flügel) konnte sich so fast nahtlos in seine neue Mannschaft einfügen. „Er ist ein Basketballgenie, das ist es im Endeffekt. Er schaut immer schon drei Züge voraus“, staunt der Forward über Jokic. „Er findet dich. Selbst wenn du nicht mal denkst, dass du frei bist … du bist frei. Er passt dich frei, was krass ist.“

Und trotzdem werden die Nuggets mehr brauchen, um in den Playoffs den Einzug in die ConferenceFinals zu wiederholen … oder sogar noch mehr zu erreichen. Wer kann ihnen die Buckets besorgen, wenn es darauf ankommt? Eventuell Michael Porter Jr.? Der 22-Jährige legte im April 23,9 Punkte auf, traf 42,5 Prozent seiner Dreier. Doch der Forward schließt bisher nur wenig aus dem Pick-and-Roll als Dribbler oder aus Isolationen ab. Bei Barton und Morris sieht das anders aus, doch bei beiden war eben Ende April nicht klar, wann sie wieder ins Mannschaftstraining einsteigen würden. Facundo Campazzo ist ein Meister des Blocken-und-AbrollenTanzes … solange er nicht selbst werfen soll. Der Argentinier kreiert meisterhaft für andere, nur nicht für sich selbst. Ähnlich sieht es bei PJ Dozier aus. Mike Malone wird also hoffen, dass Morris und Barton vor den Playoffs halbwegs in Tritt kommen. Ansonsten wird der Coach vor allem auf die Defensive schauen. Dort agieren die Nuggets ungefähr auf demselben Niveau wie 2019/20, haben aber zwei Problemzonen. Direkt am Ring ließ in der regulären Saison kein Team eine höhere Trefferquote zu als Denver. Nur drei Teams erlaubten mehr Eckendreier. Ebenfalls ein Problem: die Transition-Defense. Kein Team kassiert mehr Punkte pro gegnerischem Schnellangriff. Selbst nach normalen Defensivrebounds des Gegners kommt es vor, dass die Nuggets überrannt werden – das darf nicht sein! Die Postseason könnte also in Denver zu einem einzigen „Was wäre, wenn …?“ werden. Murrays Fehlen sowie die Verletzungen von Morris und Barton werfen große Fragezeichen auf. Doch der Point Guard dieses Teams ist eben der Center. Nikola Jokic ist nicht umsonst Favorit auf den MVPAward. Vielleicht endet die Saison der Nuggets viel später als gedacht …

Stats 2020/21 NAME Nikola Jokic Jamal Murray Michael Porter Will Barton Aaron Gordon Monte Morris Paul Millsap JaMychal Green PJ Dozier Austin Rivers Facundo Campazzo

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 64 35,0 41,2 60,4 60,6 86,0 10,9 8,5 1,4 0,7 3,1 2,6 26,2 48 35,5 40,8 52,3 55,9 86,9 4,0 4,8 1,3 0,3 2,3 2,0 21,2 54 31,5 44,3 62,6 64,4 78,0 7,6 1,1 0,6 1,0 1,2 2,1 18,9 56 31,0 38,1 45,9 50,7 78,5 4,0 3,2 0,9 0,4 1,7 1,7 12,7 19 26,3 28,8 63,5 56,7 71,8 4,7 2,4 0,7 0,5 1,3 1,7 10,8 44 26,2 37,7 53,2 54,4 78,9 2,2 3,2 0,7 0,3 0,7 1,0 10,3 51 20,8 34,9 56,1 54,8 71,6 4,8 1,7 0,8 0,7 0,9 2,0 8,9 50 18,8 41,7 54,3 58,6 83,3 4,9 0,8 0,5 0,4 0,9 2,5 8,3 49 21,8 31,3 50,0 48,7 63,6 3,7 1,9 0,6 0,4 0,9 1,7 7,8 7 24,7 21,4 52,9 40,0 80,0 1,9 2,3 1,1 0,3 0,4 1,9 5,7 58 20,8 37,2 43,6 52,1 86,3 1,8 3,3 1,1 0,2 1,1 2,1 5,7

Shot Chart

+ Stärken Jokic ist ein einzigartiges Talent und in der Lage, jede Verteidigung effektiv zu attackieren. Die Nuggets sind zudem tief besetzt, stark am offensiven Brett, treffen ihre Dreier und haben den Höhenvorteil zu Hause.

- Schwächen Ohne Murray fehlt ein Scorer, der mit dem Ball in der Hand aus dem Pick-and-Roll attackiert. Wer nimmt die Dreier aus dem Dribbling? Ist die Defensive gut genug?

= Fazit Gegen die Nuggets möchte niemand gern spielen. Jokic ist wie Doncic – er kann unglaubliche Leistungen abrufen, und sein Supporting Cast passt zu ihm. Für den Titel braucht es aber zwei All Stars. Wer ist die Nummer zwei in Denver?

31


Golden State Warriors

Curry Magic Text: André Voigt

Depth Chart Die Warriors sind eines der positionslosesten Teams der NBA. Green ist quasi der BackupAufbau, Looney der einzige Center.

POS Name PG S. Curry M. Mulder N. Mannion SG K. Bazemore D. Lee J. Poole SF A. Wiggins K. Oubre Jr. J. Toscano-Anderson G. Payton II PF D. Green E. Paschall C K. Looney A. Smailagic J. Wiseman

Alter 33 26 20 31 28 21 26 25 28 28 31 24 25 20 20

Coach Steve Kerr

Lineups

F

ür elf Partien war sie wieder da. Diese Magie, die sie in Nordkalifornien so schmerzlich vermisst hatten. Sicher, es ging nicht um die Meisterschaft, es waren noch nicht mal Playoffs, aber was Stephen Wardell Curry vom 29. März bis 19. April spielte … war mehr „NBA Jam“ als „NBA Regular Season“. In Zahlen ausgedrückt las sich das Unfassbare so: 40,0 Punkte, 6,1 Rebounds, 4,5 Assists, 49,7 Prozent von Downtown bei 14,3 Versuchen. Viermal traf der dreimalige NBA-Champion mindestens zehn seiner Dreier. Zu Redaktionsschluss stand der 33-Jährige bei 21 Partien in seiner

32

Karriere, in denen er mindestens zehn Dreier getroffen hatte. An zweiter Stelle in dieser Liste? Mit-Warrior Klay Thompson mit fünf, gefolgt von James Harden, Damian Lillard und J.R. Smith, die drei solcher Spiele hingelegt hatten. Fun Fact: Curry legte allein 2020/21 sechs dieser DowntownMeisterwerke auf. Wem würde der gemeine NBA-Fan derzeit eher einen Wurf um das eigene Schicksal anvertrauen als Curry? Seine elf Partien in Folge mit mindestens 30 Zählern waren zugleich ein neuer Rekord für einen Spieler jenseits des 33. Geburtstags – Curry löste in dieser Kategorie Kobe Bryant ab.

Starting Lineup

Mit Wiseman

PG S. Curry SG K. Bazemore SF A. Wiggins PF D. Green C K. Looney

PG S. Curry SG K. Oubre SF A. Wiggins PF D. Green C J. Wiseman

ORtg: 117,0 DRtg: 110,1 Min: 141,0

ORtg: 96,9 DRtg: 109,7 Min: 247,0

Doch so wahnwitzig Currys Taten in jenen Tagen waren, keiner seiner Hochschwierigkeitsdreier konnte aus diesen Warriors ein klares Playoffteam machen – egal wie viele Flammen am Spalding loderten, wenn er wieder und wieder zum langen Ball hochstieg. Wie sollten die Warriors auch diesen Status erreichen? Alle Hoffnungen auf eine Rückkehr auf NBA-Topniveau endeten, als im November 2020 Klay Thompsons rechte Achillessehne riss … bei einem „Jumper nach zwei Dribblings, wie ich ihn täglich 100-mal mache“, wie Thompson erklärte. Das Saisonaus des anderen „Splash Brothers“ nahm Coach Steve Kerr dessen Angriffszentrale.

Fotos: Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Die Erste Fünf mit Wiseman hatte offensiv große Probleme …


Power Ranking: 16 Der Plan, die Anziehungskraft zu nutzen, die das beste WerferGuard-Duo aller Zeiten auf gegnerische Verteidigungen ausübte, um die anderen Warriors freizuspielen … in Rauch aufgegangen während eines Sprungwurfs im Training. Und so quälten sich die Warriors im Angriff durch die Saison. Der 22. Rang beim Offensivrating drückte aus, was jeder sehen konnte: Zu viel hängt in San Francisco von Curry ab. Zusammen mit Point-BigMan Draymond Green führt er den Halbfeldangriff. Neben dem Duo geht nur Andrew Wiggins halbwegs als Kreativspieler durch. Allerdings kreiert der Kanadier in der Regel für sich selbst – sei es durch Isolationen oder als Dribbler im Pick-and-Roll. Dies tut er so effizient, dass er – wenn Stephen Curry sitzt – sogar die erste Option der Warriors im Angriff darstellt. Kelly Oubre hingegen durchlebte eine unstete Spielzeit. Vor allem an der Dreierlinie wechselten sich heiße und eiskalte Phasen ab. 43,0 Prozent von Downtown im Februar! 27,5 und 23,3 im Januar sowie im März … immerhin fielen die Eckendreier mit 38,1 Prozent so gut wie noch nie in seiner Karriere. Der Swingman kreierte jedoch nicht für andere und lebte vor allem von seinem starken Drive über rechts. Und sonst? Kent Bazemore sicherte sich spät einen Platz in der Ersten Fünf. Kerr lernte während Oubres Verletzungspause Mitte April den defensiven Enthusiasmus von Bazemore schätzen sowie die Tatsache, dass „Baze“ den Ball „bereitwillig bewegt“ … Neben dem Swingman drängten sich Kerr zuletzt wenig erfahrene Spielzeitkandidaten auf. Eric Paschall (Stretch-Big) verletzte sich im April an der Hüfte, Damion Lee (Dreier) am Zeh. Juan ToscanoAnderson bringt Hustle, Kevon Looney als Pivot defensive Präsenz.

Ansonsten standen dem Trainerstab weitgehend junge Profis zur Verfügung, die noch in Ausbildung sind. Die Rookies James Wiseman und Nico Mannion bildeten mit den Zweitjahresprofis Alen Smailagic (alle 20 Jahre) sowie Jordan Poole (21) die Abteilung „Jugend forscht“. Vor allem Wiseman sorgte früh für Schlagzeilen. Der zweite Pick der Draft 2020 startete statistisch gut in die Saison, traf sogar den Dreier … bis ihn die nicht ganz unwichtige Tatsache einholte, dass er nur drei NCAA-Partien für die Memphis Tigers absolviert hatte. Er wirkte bei den Profis an beiden Enden des Feldes oft vollkommen verloren. Ohne Summer League oder ein normales Trainingslager musste Wiseman „on the job“ lernen. Eine Verletzung am Handgelenk warf den Center außerdem zurück, als er elf Partien verpasste. Seine Debütsaison endete am 10. April, als er sein letztes Spiel vor der niederschmetternden Diagnose „Meniskusriss“ absolvierte. Sein Potenzial deutete der mobile Big Man mit Wurf indes an. Die Frage wird allerdings sein: Was ist Wisemans „Best-Case-Szenario“? Kann er ein Starter mit Shotblockingund Dreierqualitäten werden? Sogar mehr oder nur weniger? Wann? Curry ist 33 Jahre alt, Thompson und Green sind 31. Kann das Herzstück der Warriors auf den Youngster warten? Es dürfte wohl DAS Thema der Offseason in San Francisco werden. Davor sind Playoffs … aller Wahrscheinlichkeit nach in Form der Play-In-Spiele. Dort wird Coach Kerr auf Curry und die Top-10-Defensive von Verteidigungsminister Ron Adams setzen. Ob das jedoch für die „richtigen“ Playoffs reichen wird? Das von der NBA neu an den Start gebrachte Play-In-Tournament bietet sich natürlich für ein bisschen Curry-Magie an. Do or die! Alles oder nichts! In den gesamten USA live übertragen! Must-see-Curry-TV!

Stats 2020/21 NAME Stephen Curry Andrew Wiggins Kelly Oubre James Wiseman Jordan Poole Kent Bazemore Draymond Green Damion Lee J. Toscano-Anderson Mychal Mulder Kevon Looney

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 56 34,0 42,6 56,8 60,9 91,6 5,5 5,8 1,2 0,1 3,4 1,8 31,3 64 33,1 38,0 52,3 53,9 70,9 4,8 2,4 1,0 1,0 1,8 2,2 18,1 55 30,7 31,6 51,9 50,1 69,5 6,0 1,3 1,0 0,8 1,3 2,2 15,4 39 21,4 31,6 54,2 53,5 62,8 5,8 0,7 0,3 0,9 1,5 3,1 11,5 43 18,6 34,6 50,9 51,4 88,4 1,7 2,0 0,6 0,2 1,0 1,6 10,9 59 18,5 42,1 45,9 54,0 68,1 3,3 1,6 1,0 0,5 1,2 2,3 6,7 56 31,0 24,8 52,5 47,3 77,8 6,9 8,6 1,6 0,8 3,0 3,2 6,6 57 18,9 39,7 63,8 60,8 90,9 3,2 1,3 0,7 0,1 0,5 1,6 6,5 45 19,2 41,5 69,8 66,8 69,0 4,0 2,4 0,7 0,5 1,1 2,0 5,2 52 11,3 38,9 71,1 60,8 57,9 0,9 0,4 0,2 0,2 0,2 0,8 4,8 53 17,9 23,5 57,6 55,4 65,8 4,8 2,0 0,4 0,4 0,6 2,1 4,0

Shot Chart

+ Stärken Stephen Curry beschäftigt selbst elitäre Verteidigungen ganz allein. Draymond Green ist Ausdruck des positionslosen, schnellen Spiels der Warriors, die auf hohem Niveau verteidigen und viele Ballverluste forcieren.

- Schwächen Wo anfangen? Bei den Rebounds vielleicht. An beiden Enden sind die „Dubs“ unterirdisch. Wo findet Kerr genügend Offensive, wenn sich der Gegner auf Curry einschießen kann? Dieses Team ist unerfahren.

= Fazit Die Warriors haben im Play-In-Tournament natürlich dank Curry eine Chance. Aber danach … sobald sich der Gegner eine Strategie gegen Curry überlegen kann, treten die offensiven Defizite zu klar hervor. Spätestens in Runde eins ist die Magie vorbei.

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Los Angeles Clippers

Neue Chemie Text: André Voigt

Depth Chart Für Rondo gibt es keinen Ersatz als Playmaker. Er muss in den Playoffs fit sein. Ansonsten ist der Kader extrem vielseitig und tief.

POS Name PG R. Jackson R. Rondo P. Beverley SG K. Leonard T. Mann L. Kennard A. Coffey SF P. George N. Batum PF M. Morris P. Patterson C I. Zubac S. Ibaka D. Cousins D. Oturu

Alter 31 35 32 29 24 24 23 31 32 31 32 24 31 30 21

Coach Tyronn Lue

Lineups

D

as Geheimnis des Basketballs ist, dass es nicht um Basketball geht …“ Dieser auf den ersten Blick komische Satz ist … SPOILER ALERT … die Quintessenz des „Book of Basketball“ von Bill Simmons. Es ist Isiah Thomas, der Simmons in dieses Geheimnis einweiht, als beide sich 2007 zufällig in Las Vegas treffen, während die NBA Summer League in der Stadt der Sünde stattfindet. Was diese Weisheit mit den L.A. Clippers anno 2021 zu tun hat? Oh, sehr viel … Am 21. April dieses Jahres gewannen die Clippers mit 117:105 zu Hause gegen die Memphis Grizzlies. Am Tag zuvor hatte L.A. extrem knapp

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(113:112) gegen die Portland Trail Blazers gewonnen. So weit, so nicht wirklich bemerkenswert. Gegen die Grizzlies jedoch hatte nicht nur der an einer Fußverletzung leidende Kawhi Leonard gefehlt, auch Paul George und Reggie Jackson (beide Load Management) setzten aus. Rajon Rondo laborierte an einem entzündeten Handgelenk, Serge Ibaka hatte Rücken. „Unser Trainerstab ist immer bereit. Unser Team steht zusammen und zerfällt nicht in seine Einzelteile. Niemand spielt im Huddle verrückt. Wir bleiben eine Einheit, versuchen die Aufgaben zu meistern und weiter gute

Starting Lineup

Closing Lineup

PG R. Jackson SG K. Leonard SF P. George PF M. Morris C I. Zubac

PG R. Rondo SG K. Leonard SF P. George PF N. Batum C M. Morris

ORtg: 121,3 DRtg: 106,8 Min: 134,0

ORtg: 222,2 DRtg: 111,1 Min: 6,0

Gewohnheiten zu bilden“, erklärte Coach Tyronn Lue. Was ungesagt blieb? Dass das Beschriebene bei den Clippers von 2019/20 nicht selbstverständlich gewesen wäre … Damals zerfiel das andere Team aus Los Angeles gern und oft in seine Einzelteile. Es gab Extrawürste für die Stars, kaum Training und eine latente Unzufriedenheit, die dafür sorgte, dass das „Team“ in den Playoffs schnell zusammenbrach, anstatt sich gegen Widerstände aufzulehnen. Das ist 2020/21 anders, Isiah Thomas wäre stolz. Sein Geheimnis dreht sich genau darum. Du musst als Team eine Chemie haben, die dich

Fotos: Juan Ocampo/Adam Pantozzi/Meg Oliphant/Getty Images

Das kleine Closing Lineup hatte zu Redaktionsschluss noch keine echten Minuten bekommen …


Power Ranking: 07 befähigt, zusammen Widerstände zu durchbrechen. Genau auf dem Weg dorthin befinden sich die Clippers … Damit geht wohl der Masterplan von Manager Lawrence Frank auf. Er hatte aus nächster Nähe die Probleme der Vorsaison gesehen und sich in der Offseason trotzdem dafür entschieden, Lue vom Assistenten zum Headcoach zu befördern. Dieser Schritt war keine Aufforderung zum „Genau so weiter“, sondern vielmehr das Vertrauen, dass Lue genau wusste, wo die Probleme dieser Mannschaft lagen. Das zahlt sich bisher aus … Als Erstes impfte der ehemalige Point Guard seinem Team eine neue Liebe zum Pass ein. 271 Anspiele verzeichneten die Clippers im Vorjahr – nur die Rockets und Blazers passten weniger. 283,4 sind es heuer, was ligaweit den 19. Rang bedeutet. Unter anderem die Bereitschaft für den Extrapass führte dazu, dass die Dreierquote von 37,1 Prozent im Vorjahr auf (die Liga anführende) 41,9 Prozent stieg! Bis Redaktionsschluss legten die Clippers nach dem All-Star-Break das beste Offensivrating der NBA auf, defensiv reichte es für den 6. Rang. Das hat jedoch relativ wenig mit dem Trade von Lou Williams für Rajon Rondo zu tun, der aus Atlanta kam – Rondo verletzte sich direkt nach seiner Ankunft in Südkalifornien und musste sich in der Folge erst akklimatisieren. Der Point Guard kam, um die eigentlich exzellente Offensive in den Phasen zu ordnen, in denen ein echter Floor General gefragt ist … etwa in den Playoffs, wenn der Gegner defensiv umstellt oder generell eine ordnende Hand gefragt ist. Den Hauptteil der Offensivlast tragen natürlich Kawhi Leonard und Paul George. Beide machten als Dribbler im Pick-andRoll enorme Fortschritte. Unter allen Spielern, die mindestens viermal pro Partie aus dem Pick-and-Roll als

Ballführender abschließen, erzielen nur James Harden und Steph Curry mehr Punkte pro Abschluss als Leonard. George rangiert auf dem 13. Platz. Wenn sie nach einem direkten Block die Zone attackieren, muss der Gegner in der Regel Hilfe schicken, die beiden All Stars geben dann den Ball bereitwillig ab, die Kollegen lassen den Spalding laufen, bis ein guter Wurf herausspringt. Ähnlich verhält es sich nach Postups (nur Leonard) oder Isolationen (beide Stars). Fähige Abnehmer für ihre Pässe finden sie dabei genug. Sieben Clippers treffen über 40 Prozent ihrer Dreier! Kein Wunder, dass nur die Brooklyn Nets im Halbfeld mehr Punkte pro Abschluss erzielen als L.A. Und trotzdem bleiben Fragen. Da wäre die Tatsache, dass es viele angeschlagene Akteure in der Rotation gab. George wird noch bis zur Offseason an einem schmerzhaften Knochenödem in einem Zeh leiden. Gut möglich, dass von diesem Zeh, Rondos Handgelenk, Leonards Fuß, Pat Beverleys gebrochener Hand und Serge Ibakas Rücken die Zukunft dieser Clippers abhängt. Denn so bravourös die zweite Reihe zum Teil ins relativ schummrige Licht der regulären Saison trat, die heiß brennenden Scheinwerfer der Playoffs sind ein anderes Kaliber. Auch in der Defensive gibt es einige Wackelkandidaten. Jackson und Nicolas Batum werden gern und recht erfolgreich vom Gegner eins-gegeneins attackiert. Ibaka und Ivica Zubac haben so ihre Probleme, wenn sie im Pick-and-Roll auf den Ballführenden switchen müssen. Die Clippers sind also eine sehr starke, aber keine perfekte Mannschaft. Ähnlich verhielt es sich auch in der Bubble von Orlando 2020. Damals waren die Clippers aber keine wirkliche Einheit. Sie kennen jetzt das Geheimnis und werden dadurch zum gar nicht mal so geheimen Geheimtipp auf den Titel.

Stats 2020/21 NAME Kawhi Leonard Paul George Marcus Morris Serge Ibaka Reggie Jackson Ivica Zubac Luke Kennard DeMarcus Cousins Nicolas Batum Patrick Beverley Rajon Rondo Terance Mann

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 47 34,3 39,7 56,2 57,1 87,8 6,6 5,1 1,6 0,4 2,0 1,6 25,5 49 33,6 42,1 50,6 56,0 87,2 6,6 5,2 1,2 0,4 3,3 2,4 23,7 51 26,5 46,7 46,5 58,7 81,3 4,2 1,1 0,6 0,3 0,9 2,1 13,5 39 23,6 35,2 57,7 56,2 82,2 6,7 1,7 0,2 1,2 1,1 1,9 10,9 61 23,0 43,8 45,8 54,9 81,0 2,9 3,2 0,6 0,1 1,1 2,0 10,6 65 22,5 0,0 64,9 64,4 78,4 7,3 1,2 0,4 0,9 1,2 2,6 9,1 58 19,6 46,0 50,0 60,3 82,8 2,7 1,7 0,3 0,2 0,8 1,5 8,2 10 13,1 42,9 52,0 54,7 63,2 5,0 1,2 0,4 0,4 1,9 2,0 8,2 61 28,0 40,8 55,0 59,1 85,2 4,8 2,3 1,0 0,5 0,8 1,6 8,1 31 23,4 41,6 46,2 56,8 80,5 3,6 2,1 0,8 0,8 0,9 3,1 8,0 12 20,3 36,7 56,8 56,1 100,0 2,8 5,3 1,0 0,2 1,8 2,1 7,7 62 19,4 41,4 51,5 54,3 81,9 3,7 1,6 0,5 0,2 0,6 2,0 6,8

Shot Chart

+ Stärken Leonard und George sind absolute Superstars, die übernehmen können. Der Dreier fällt exzellent. Lue kann zudem ultraklein spielen (mit Morris auf der Fünf) und alles switchen. Dieses Team ist hungrig und kann jeden Stil spielen.

- Schwächen Defensiv gibt es Akteure, die klar attackiert werden können. Kann Rondo wirklich den Angriff dirigieren, wenn es darauf ankommt, obwohl er erst spät zum Team stieß? Können die Clippers dominante Big Men in einer Serie stoppen?

= Fazit Die Clippers sind ein Mitfavorit auf den Titel. Die Chemie stimmt, die offensive Mischung auch. Größere Fragezeichen gibt es in der Defensive. Matchups mit Anthony Davis und Nikola Jokic könnten zum Problem werden. Trotzdem: Niemand sollte diese Clippers unterschätzen.

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Los Angeles Lakers

Das Herz des Champions Text: André Voigt

Depth Chart Der Kader ist auf allen Positionen doppelt besetzt und kann klein oder groß spielen.

POS Name PG D. Schröder A. Caruso SG K. Caldwell-Pope W. Matthews B. McLemore SF L. James T. Horton-Tucker A. McKinnie PF A. Davis K. Kuzma M. Morris K. Antetokounmpo C A. Drummond M. Gasol M. Harrell

Alter 27 27 28 34 28 36 20 28 28 25 31 23 27 36 27

Coach

Frank Vogel

Lineups

E

s war eine reguläre Saison zum Vergessen für die L.A. Lakers … also auf der einen Seite. War die kürzeste NBA-Offseason aller Zeiten daran schuld, dass die beiden Superstars des Champions von 2020 so viele Spiele verpassten wie noch nie zuvor in ihrer Karriere? Gut möglich … In einem Jahr, in dem jedes Team mit Verletzungen zu kämpfen hatte, erwischte es die Lakers besonders hart. Erst Anthony Davis (Achillessehne) und dann LeBron James (Knöchel) fielen über Wochen aus. Defensiv steckte der Kader das bemerkenswert gut weg, offensiv jedoch stürzte die „Lake Show“ bitter ab.

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Vom 21. März bis zum 29. April – als James und Davis fehlten – belegte die Mannschaft von Coach Frank Vogel nur den 28. Rang beim Offensivrating (vorher 15. Platz) … vor den Thunder und Magic. Defensiv jedoch arbeitete „Purple & Gold“ auf hohem Niveau (4. Rang). Die Folge: Der Meister musste bis Redaktionsschluss fürchten, eventuell doch ins ungeliebte Play-In-Tournament zu müssen. Dabei hätte wohl kein Team die zusätzliche Woche Pause vor der eigentlichen Postseason besser gebrauchen können als die Lakers. Da wäre zum einen die willkommene Zeit zum Trainieren. Während

Starting Lineup

Davis als Center

PG D. Schröder SG K. Caldwell-Pope SF L. James PF A. Davis C M. Gasol

PG D. Schröder SG A. Caruso SF K. Caldwell-Pope PF L. James C A. Davis

ORtg: 116,9 DRtg: 103,7 Min: 281,0

ORtg: 142,2 DRtg: 91,2 Min: 32,0

die Stars ausfielen, kamen mit Andre Drummond und Ben McLemore zwei neue Akteure in die Rotation. Drummonds Start holperte jedoch. Defensiv lieferte der Center beileibe nicht das, was sich die Fans versprochen hatten. Im Angriff stellte er an der Seite von Davis in den ersten gemeinsamen Partien die Wege zum Korb für den Drive von Schröder und Co. zu. Hier bräuchte es Feintuning. Gleichzeitig wäre jede Atempause wichtig, um körperlich vor der wichtigsten Saisonphase auf das höchstmögliche Level zu kommen. Ein oder zwei K.o.-Partien braucht da niemand. Trotz aller Probleme sind die Lakers natürlich einer der Favoriten

Fotos: Jeff Swinger/Jonathan Daniel/Adam Pantozzi/NBAE via Getty Images

2019/20 und 2020/21 verbrachte Davis 11,0 Prozent seiner Minuten auf Center. In den Playoffs 2020 waren es 60 Prozent.


Power Ranking: 08 auf den Titel. Nicht nur, weil Rudy Tomjanovich einst sagte, dass niemand das Herz eines Champions unterschätzen sollte, sondern weil diese Los Angeles Lakers für die Playoffs gemacht sind und nicht in erster Linie für die reguläre Saison. Mit James und Davis wird das Team von zwei absoluten Superstars angeführt, die in normalen Jahren zu den MVP-Kandidaten gezählt werden müssen. James ist das Hirn der Mannschaft und gleichzeitig der Quadrizeps … das ist der Muskel, mit dem ein Arschtritt ausgeführt wird. „LBJ“ wird in den Playoffs den Angriff als Ballführender orchestrieren. Über seine illustre Karriere hat der 36-Jährige gelernt, Verteidigungen auf subtilste Arten zu manipulieren. Ein Blick hier, eine Passtäuschung da, ein geschicktes Warten mit dem Drive, bis der abgesunkene Big Man nach 2,9 Sekunden wieder aus der Zone muss – James kennt alle Tricks. Gleichzeitig ist er in der Lage, als Power Forward zu agieren, was den Lakers die Chance gibt, mit Davis als Center zu spielen – eine Option, die es in der regulären Saison nur selten zu sehen gab. James kann Switches attackieren, einen zweiten Verteidiger ziehen und dann auf seine freie Schützen ablegen. Er weiß, wann er Davis füttern muss und wie er in der Defensive als hilfegebender Spieler einen positiven Beitrag leistet. Davis auf der anderen Seite absolvierte alles in allem keine gute Saison. Auf 36 Minuten gerechnet griff er noch nie weniger Rebounds, blockte nie weniger Würfe. „The Unibrow“ erzielte so wenige Punkte wie zuletzt 2014/15, er traf (seit er ihn nimmt) so schlecht den Dreier wie noch nie. So bemerkenswert dies sein mag, ein Grund zur Sorge ist all das nicht. Viel wichtiger war die lange Pause, welche quasi von Anfang Februar bis Ende April dauerte. Wie gut wird er bis zu den Playoffs in den Rhythmus kommen?

Während die Stars fehlten, schmiss der Supporting Cast den Laden. Dennis Schröder war der Topscorer und der wichtigste Spieler des Teams. 17,2 Punkte, 8,0 Assists plus 40,0 Prozent Dreierquote erzielte er in 33,6 Minuten, als James verletzt ausfiel. Allerdings wurde in diesen 20 Partien auch deutlich, dass die Lakers ohne ihre Stars kein klares Playoff-Team sind. Von den 20 Partien ohne James gewannen sie nur acht. Der Mangel an verlässlichen Dreierschützen tat weh, genau wie die Tatsache, dass neben Schröder nur Talen Horton-Tucker das Pick-and-Roll als Dribbler effizient lief – auch wenn Alex Caruso hier in kleinerem Volumen Fortschritte machte. Erschwerend kam hinzu, dass mit Drummond ein Center eingebaut werden musste, der der Defensive nicht guttat. Marc Gasol wurde für ihn aus der Ersten Fünf genommen – ein Schritt, der der Verteidigung schadete, genau wie dem Spacing. Gut möglich, dass Vogel diese Entscheidung in den Playoffs revidiert. Ansonsten stimmt der Mix. Mit James und Schröder findet der Coach zwei erfahrene Playmaker im Team. „LBJ“ und „AD“ sind die Superstars, die für andere freie Würfe kreieren. Kentavious Caldwell-Pope, Caruso und McLemore liefern Dreier plus Defense auf hohem Niveau. Kyle Kuzma mutierte zu einer Allzwecklösung, die ohne Druck verschiedenste Aufgaben erledigen kann. Horton-Tucker ist der junge Wilde, dessen Athletik und Feuer das Team teilweise tragen kann. Auf Center kann Vogel dann komplett aus dem Vollen schöpfen! Defense, Erfahrung, Spielwitz und Dreier? Gasol. Physis, Athletik, Rebounds? Drummond. Speed, Faceup und Pick-and-Roll? Montrezl Harrell. Na ja, und wenn es die Situation erfordert, steht halt auch noch Davis als Smallball-Center bereit, der dann mit Markieff Morris (muss den Dreier wieder finden) die mobilere Variante liefert.

Stats 2020/21 NAME LeBron James Anthony Davis Dennis Schröder Montrezl Harrell Kyle Kuzma Andre Drummond K. Caldwell-Pope Ben McLemore Talen Horton-Tucker Markieff Morris Alex Caruso Marc Gasol

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 43 33,7 36,6 59,4 57,8 70,1 7,9 7,8 1,0 0,6 3,8 1,6 25,0 29 32,1 25,9 55,4 52,6 71,4 8,0 3,1 1,3 1,8 2,0 1,8 21,3 59 32,2 33,5 47,6 48,3 84,4 3,5 5,8 1,2 0,2 2,7 2,6 15,5 63 23,6 0,0 63,9 62,7 70,9 6,4 1,1 0,7 0,7 1,1 1,9 13,8 61 28,6 36,3 51,5 53,0 68,7 6,3 1,8 0,5 0,6 1,7 1,8 12,8 13 25,2 0,0 53,5 53,5 66,0 10,2 1,5 1,4 0,9 2,2 3,8 12,8 59 27,8 41,3 44,7 54,6 86,5 2,6 1,7 0,9 0,3 1,0 1,6 9,5 13 16,9 38,4 55,6 57,1 76,2 1,7 0,5 0,2 0,2 0,8 2,2 9,2 59 19,5 25,8 52,7 48,9 78,2 2,7 2,6 0,9 0,3 1,5 1,9 8,7 56 20,1 31,2 55,0 50,3 75,0 4,4 1,1 0,4 0,3 0,9 1,8 6,9 52 20,5 40,0 45,5 52,4 66,2 2,9 2,6 1,1 0,3 1,2 1,8 5,9 46 19,3 39,3 54,3 57,1 73,9 4,1 2,0 0,5 1,2 1,1 2,2 5,3

Shot Chart

+ Stärken Defense wins championships, wenn die Offense nicht allzu blind ist … und die Verteidigung der Lakers ist brillant! James hat schon alles gesehen, das Team ist auf ihn zugeschnitten. Davis sollte in den Playoffs wieder sein dominantes Ich sein. Mit Schröder steht dieses Jahr auch ein zweiter Pick-and-Roll-Dribbler mit Speed im Kader.

- Schwächen Wie fit sind „LBJ“ und „AD“ wirklich? Findet Vogel in entscheidenden Phasen genug Offensive? Der Dreier war die gesamte Saison ein Problem.

= Fazit Diese Lakers sind extrem gefährlich und ein Titelfavorit, egal auf welchem Platz sie in die Postseason gehen. Es bestehen aber Restzweifel – vor allem, wenn sie wirklich ins Play-InTournament müssen.

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Memphis Grizzlies

Welpenschutz abgelegt Text: Torben Adelhardt

Depth Chart Die Grizzlies haben den jüngsten Kader der Liga. Sie streben intrinsisches Wachstum durch zusätzliche Postseason-Erfahrung an.

POS Name PG J. Morant T. Jones SG G. Allen D. Bane D. Melton J. Konchar SF D. Brooks K. Anderson J. Winslow PF J. Jackson Jr. B. Clarke C J. Valanciunas X. Tillman K. Tillie

Alter 21 24 25 22 22 24 24 27 24 21 24 28 21 22

Coach

Taylor Jenkins

Lineups

V

or einigen Jahren galt Memphis für einen Großteil der NBA-Fans noch als Hochburg der Langeweile. Der „Vorwurf“: Bei den „Grit-andGrind“-Grizzlies kamen nur DefensivRomantiker und Enthusiasten einer langsamen, methodischen Spielweise auf ihre Kosten. Wer athletisches Spektakel und Offensivfeuerwerke suchte, war im FedExForum an der falschen Adresse. Doch der Zeitgeist hat sich gewandelt. Mittlerweile sind die Grizzlies unter der Regentschaft von Headcoach Taylor Jenkins und General Manager Zachary Kleiman zum Inbegriff des modernen und attraktiven Offensivstils herangereift. Angeführt von den Youngstern

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Ja Morant, Jaren Jackson Jr. und Brandon Clarke stieß die Mannschaft von der Beale Street in der vergangenen Saison bis zu den Playoff-Rängen vor und sicherte sich einen Platz in der NBA-Bubble. Auch wenn es schließlich im PlayIn-Spiel eine Niederlage gegen Portland gab, verließen sie Disney World mit viel Rückenwind. „Für uns gibt es kein Limit. Solange wir konzentriert und hart arbeiten, steht uns eine ausgezeichnete Zukunft bevor“, blickte Morant nach vorn. Der Hype um die Truppe aus der Bluff City nahm auch außerhalb des eigenen Franchise-Umfelds ungekannte Ausmaße an. ESPN-Journalist Zach Lowe nannte Memphis als eines seiner Lieblings-

Starting Lineup

Defense Lineup

PG J. Morant SG G. Allen SF D. Brooks PF K. Anderson C J. Valanciunas

PG J. Morant SG D. Bane SF D. Brooks PF B. Clarke C J. Valanciunas

ORtg: 116,8 DRtg: 108,1 Min: 432,0

ORtg: 117,3 DRtg: 95,3 Min: 57,0

League-Pass-Teams und charakterisierte Morant als „einen der besten jungen Guards der vergangenen zwei Dekaden – furchtlos, uneigennützig und vielseitig begabt“. Während die Augen der gemeinen NBA-Anhängerschaft mit Spannung die nächsten Entwicklungsschritte der Grizzlies-Jungspunde beobachteten, musste Coach Jenkins zu Saisonbeginn bei seinen Lineups Flexibilität und Kreativität beweisen. Neben den beiden Langzeitverletzten Justise Winslow und Jackson Jr. standen auch Rookie-BigMan Xavier Tillman sowie De’Anthony Melton, Morant und Jonas Valanciunas dem Trainer jeweils für mehrere Wochen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung.

Fotos: Jeff Swinger/Thearon W. Henderson/Getty Images

Wie integriert Jenkins „JJJ“ in die Rotation? Wenn Clarke und Valanciunas das BigTandem formen, steht die Defense.


Power Ranking: 14 Ohne Morant, der sich im dritten Saisonspiel gegen die Brooklyn Nets bei einem Blockversuch seinen Knöchel verstauchte, kam das Offensivspiel der Grizzlies frühzeitig zum Erliegen. Nach den ersten zwei Saisonwochen belegten sie den 28. Rang beim Offensivrating und erzielten pro Angriff im Halbfeld so wenige Punkte wie kein anderes Team. Die Playmaking-Qualitäten von Morant wurden schmerzlich vermisst, die Grizzlies steuerten auf einen Fehlstart zu. Doch mit dem 115:110-Heimerfolg über die dezimierten Brooklyn Nets wendete sich ab dem 08. Januar das Blatt. Memphis gewann sieben Spiele am Stück und stand Mitte Februar bei einer positiven Gesamtbilanz (9-6). Das Erfolgsgeheimnis: erstickende Defensivarbeit, einfache Punkte in Transition und ein Lowpost-zentriertes Halbfeldspiel, das auf den Scoring- und Passqualitäten der Big Men Valanciunas, Clarke und Tillman fußte. Die Grizzlies standen nach dem ersten Saisondrittel beim Defensivrating auf einem starken vierten Platz. Sie beschützten den eigenen Korb auf hohem Niveau (57,3 FG% am Ring, 2. Platz in der NBA) und forcierten in der Defensive reihenweise Ballverluste. Trotz der Rückkehr von Morant im Februar war der weitere Saisonverlauf von einer konstanten Inkonstanz geprägt. Beeindruckende Erfolge über die Ost-Granden Philadelphia und Milwaukee wechselten sich ab mit herben Blowout-Niederlagen gegen die West-Konkurrenz wie Phoenix, Denver und New Orleans. Dass das jüngste NBA-Team Schwächephasen durchleben würde, war abzusehen. Zudem kehrten Jackson Jr. sowie Winslow erst im zweiten Saisonabschnitt auf das Spielfeld zurück und mussten die benötigte Spielpraxis im Kontext eines schwierigen Restspielplans einsammeln. „Training on the job“ quasi. Was ist also von Memphis zu erwarten? Eine große Problemzone: die Aversion der Grizzlies-Ballhandler

– exklusive Morant –, mit Vehemenz den Korb zu attackieren und im Herzen der Verteidigung Plays zu initiieren. Tyus Jones, Winslow und Dillon Brooks vertrauen in ihren Ballaktionen lieber auf den Floater bzw. auf Sprungwürfe aus der langen Mitteldistanz. Die Grizzlies nehmen als Team rund 30 Prozent (!) aller Abschlüsse aus der Floater-Distanz. Mit einer Quote von 44,0 Prozent treffen sie hier zwar überdurchschnittlich gut, jedoch gibt es zwei negative Begleiterscheinungen: Einerseits hängen sie ihren Gegnern kaum Fouls an und ergattern sich keine „Freebies“ (25. Platz bei der Freiwurfrate). Zum anderen punkten die Grizzlies dadurch im Halbfeld ineffizient. Ihre effektive Feldwurfquote liegt bei 52,9 Prozent (22. Platz). Obwohl Headcoach Jenkins ein Verfechter des analytisch-geprägten „Pace-and-Space“-Stils ist, setzt er seine Schützlinge gemäß deren Stärken ein und vertraut auf deren Spielintelligenz. Dazu gehört, dass der Übungsleiter auch die als „Non-Shooter“ gebrandmarkten Flügelspieler Kyle Anderson und Melton dazu ermutigte, ihre offenen Distanzwürfe mit Selbstvertrauen zu nehmen. Das Offensivspiel der Grizzlies krankte im vergangenen Jahr an einem Mangel an verlässlichen Distanzschützen. Die gegnerischen Verteidigungen konnten sich vollends darauf konzentrieren, Morant den Weg zum Korb zu versperren. Dass hier erste leichte Verbesserungen zu erkennen sind, liegt auch an Liganeuling Desmond Bane. Der 22-Jährige macht genau das, wofür das Grizzlies-Management ihn draftete: Dreier sicher verwandeln und den Ball klug bewegen. Eine Schlüsselrolle wird auch der rekonvaleszente Jackson Jr. einnehmen, der auf den großen Positionen Wurfgefahr ausstrahlt. Sein Zusammenspiel mit Morant in Pick-andRoll- und -Pop-Aktionen gehört zu den effektivsten Offensivwaffen der Grizzlies.

Stats 2020/21 NAME Ja Morant Jonas Valanciunas Dillon Brooks Jaren Jackson Kyle Anderson Grayson Allen Brandon Clarke De’Anthony Melton Desmond Bane Xavier Tillman Tyus Jones Justise Winslow

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 55 32,1 30,3 50,2 49,1 73,8 3,9 7,3 0,9 0,2 3,1 1,4 19,3 55 27,9 38,2 59,8 59,6 76,1 12,3 1,8 0,6 0,8 1,7 2,9 16,9 59 29,4 34,5 46,2 48,2 84,0 2,9 2,3 1,2 0,4 1,9 3,5 16,8 5 21,8 17,4 60,6 46,4 76,2 6,0 1,0 0,2 1,8 1,0 4,6 13,6 61 27,2 34,9 53,7 53,2 78,1 5,9 3,5 1,3 0,8 1,2 1,7 12,2 48 25,6 39,6 47,5 55,4 86,2 3,2 2,1 0,9 0,2 1,0 1,5 11,0 52 24,7 27,9 56,1 53,9 68,4 5,5 1,7 1,0 0,8 0,6 1,4 10,6 43 20,6 42,9 47,3 56,1 78,3 3,3 2,7 1,2 0,6 1,2 1,7 9,8 59 22,1 44,4 49,0 58,2 83,7 3,1 1,6 0,6 0,2 0,9 2,0 9,0 52 18,8 33,3 61,6 59,0 66,7 4,4 1,3 0,8 0,6 0,7 2,1 6,8 61 18,2 31,3 49,6 48,7 92,1 2,1 3,9 1,0 0,1 0,7 0,5 6,7 24 19,3 12,5 41,3 35,6 58,6 4,3 1,8 0,6 0,5 1,4 1,8 6,4

Shot Chart

+ Stärken Coach Jenkins kann auf eine Top-10-Defense vertrauen. Die Grizzlies sind tief besetzt, verteidigen im Teamverbund diszipliniert und sind brandgefährlich im Fastbreak. Morants Drives sind für jede NBA-Defensive schwer zu unterbinden. Bane, Allen und Melton treffen sicher von außen.

- Schwächen Die offensive Achillesferse bleibt dennoch das Shooting. Besser gesagt: das Wurfprofil. Die Grizzlies erspielen sich kaum Trips an die Freiwurflinie, nur zwei Teams nehmen weniger Distanzwürfe. Winslow und Brooks sollen Morant in der Halbfeldoffensive als Spielgestalter entlasten, waren aber in prominenten Playmaking-Rollen überfordert.

= Fazit Der offensive Katalysator des Teams ist Morant, der zuletzt aufdrehte und mit Jackson Jr. seinen Pick-and-Pop-Partner zurückbekam. Die Grizzlies überzeugen durch gute Defensivarbeit. Wenn es im Angriff klickt, sind Achtungserfolge möglich.

39


New Orleans Pelicans

Endstation für den Hypetrain Text: Torben Adelhardt

Depth Chart „Point Zion“ und Ingram sind die Fixpunkte im Angriff. Marshall empfahl sich zum Saisonende als defensive Allzweckwaffe.

POS Name PG E. Bledsoe K. Lewis SG L. Ball N. Alexander-Walker SF B. Ingram J. Hart N. Marshall W. Iwundu PF Z. Williamson W. Gabriel J. Johnson C S. Adams J. Hayes W. Hernangomez

Alter 30 19 23 22 23 25 22 25 20 23 21 27 20 26

Coach

Stan Van Gundy

Lineups

D

on’t believe the hype“ – der Titel des Rap-Klassikers von Public Enemy erfreut sich seit jeher unter Sportjournalisten größter Beliebtheit. Ein stilistischer Kniff, der auch an dieser Stelle erlaubt sei. Denn die New Orleans Pelicans ernteten im Vorfeld der Regular Saison eine Menge Vorschusslorbeeren. Eine Hype-Generierung, die sich heute nur noch schwer aufrechterhalten lässt. Dass sich das Team aus Louisiana nichtsdestotrotz bis zum Saisonende noch im Dunstkreis des Play-In-Turniers befand, mutet sehr schmeichelhaft an. Und das, obwohl mit Zion Williamson ein Spieler in den eigenen Reihen steht, der wiederum jeglichen Hype

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um seine Person mit den entsprechenden Leistungen rechtfertigte. 26,8 Punkte, 7,1 Rebounds, 3,6 Assists und eine True-Shooting-Quote von 65,2 Prozent: Die durchschnittliche Boxscore-Ausbeute von Williamson spiegelt nur im Ansatz wider, wie dominant der Zweitjahresprofi in dieser Saison tatsächlich zu Werke geht. Knapp 20 Punkte erzielt „Zanos“ pro Partie in der Zone und führt mit diesem Wert die Liga an. Auf Platz zwei folgt Giannis Antetokounmpo, der jedoch „nur“ auf 16,8 Zähler kommt. Wie außergewöhnlich diese Punkteausbeute von Williamson ist? Der letzte NBA-Spieler, der mindestens 20 Zähler pro Partie in Korbnähe auflegte, war

Starting Lineup

Run & D Lineup

PG E. Bledsoe SG L. Ball SF B. Ingram PF Z. Williamson C S. Adams

PG K. Lewis SG N. Alexander-Walker SF J. Hart PF Z. Williamson C J. Hayes

ORtg: 116,7 DRtg: 114,1 Min: 589,0

ORtg: 113,2 DRtg: 86,6 Min: 60,0

Shaquille O’Neal in der Saison 2001/02. Im Gegensatz zum „Diesel“ erarbeitet sich Williamson jedoch seine Korbabschlüsse häufiger in Eigenregie. Während bei den erfolgreichen Feldwürfen von O’Neal in 65 Prozent der Fälle ein direktes Anspiel vorausging, sind bei Williamson 56 Prozent der Körbe assistiert. Sein Shot Chart besteht de facto nur aus einem einzigen grünen Farbklecks, der sich um den Korb herum abzeichnet. „Er ist auf dem Spielfeld eine Naturgewalt im Stile eines Shaquille O’Neal. Nur dass er auch Point-Guard-Skills mitbringt“, erklärte Mavericks-Headcoach Rick Carlisle. Der NBA-Meistertrainer von 2011 sprach damit einen Fakt an, der

Fotos: Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Das Starting Lineup der New Orleans Pelicans spulte die zweitmeisten Minuten aller NBA-Rotationen ab.


Power Ranking: 21 Analysten und Fans gleichermaßen begeistert: Williamson ist kein tumber Kraftprotz, der den Ball nur mit Gewalt durch die Reuse jagen kann. Der bullige Forward verfügt auch über ein sicheres Ballhandling sowie gute Passfähigkeiten, weshalb ihn Headcoach Stan Van Gundy in den vergangenen Monaten immer häufiger als Playmaker in Pick-and-RollSituationen einsetzte. Für die Offensive der Pelicans eröffneten sich dadurch neue Möglichkeiten, da Williamson beim Zug zum Korb stets die HelpDefense erzwingt und Lücken in die Verteidigung reißt. Der frühere Dukie bestraft die gegnerischen Double-Teams mit gezielten Kickout-Pässen zu den freien Schützen oder bedient cuttende Mitspieler per Bodenpass. „Er ist so viel mehr als ein Dunker. Für seine Größe ist er auch ein starker Playmaker“, lobte Sixers-Coach Doc Rivers die spielerische Entwicklung von Williamson und hob dessen einzigartiges Skillset hervor. Zion hin, Zion her: Dass die Pelicans die Saison mit einer negativen Bilanz beendeten, ist angesichts der regelmäßigen Leistungsexplosionen von Williamson erstaunlich. Zur Veranschaulichung: Der All Star legte in elf Partien mindestens 33 Zähler auf … die Pelicans verließen jedoch nur dreimal das Feld als Sieger. Mangelt es also an offensiver Unterstützung für Williamson? Tatsächlich ist das Problem nicht die Abwesenheit eines potenziellen CoStars – Brandon Ingram ist genau das –, sondern die Komplementärspieler. Es mangelt an weiteren Scorern in der Halbfeldoffensive. Lonzo Ball, Eric Bledsoe und Josh Hart können sich nur in begrenztem Maße ihren eigenen Wurf kreieren und sind daher abhängig von dem, was die Stars mit dem Ball in der Hand anstellen. Neben der individuellen Klasse der beiden Jung-All-Stars gehört das Fastbreak-Spiel zu den größten Offensivqualitäten des Teams. Viele Spieler können nach einem

Defensivrebound oder Ballgewinn das Tempo und den Fastbreak ankurbeln. Modellathlet Jaxson Hayes läuft die Transition im gazellenartigen Sprint ebenfalls sehr zuverlässig und bietet sich für Alley-Oop-Anspiele an. Seine 1,6 Punkte pro Abschluss sind ein elitärer Wert. Insgesamt legen die „Pels“ 1,15 Punkte pro Fastbreak-Angriff auf und stehen bei der Scoring-Effizienz ligaweit auf dem vierten Platz. Dass sich New Orleans bei den gelaufenen Fastbreaks hingegen nur im unteren Tabellendrittel befindet, ist eine Konsequenz der miserablen Defense: Wer dem Gegner hohe Trefferquoten erlaubt, startet den Angriff eben häufig mit einem Einwurf unter dem Korb … Durch die Addition von Center Steven Adams wollte das Pelicans-Management die eigene PostVerteidigung stärken und den Ringschutz verbessern – am Ende landete New Orleans bei der erlaubten Trefferquote am Ring (66,2 Prozent) auf dem drittletzten Platz. 28. beim Defensivrating, 28. bei der gegnerischen Dreierquote und 26. bei den forcierten Turnovers: Diese Metriken gleichen aus Fan-Perspektive einem Gruselkabinett. Nicht nur, dass die Spieler oftmals den defensiven Einsatz vermissen lassen, es mangelt auch an fähigen Teamverteidigern. Ingram und Williamson „glänzen“ in der Help-Defense durch Inaktivität, und auch die Guard-Riege um Ball, Bledsoe und Kira Lewis hat ihre Stärken eher in der On-Ball-Verteidigung. Zu diesen defensiven Unzulänglichkeiten gesellt sich noch ein Mangel an Konzentration in den entscheidenden Spielmomenten. Die Regelmäßigkeit, mit der New Orleans einen Fünf-PunkteVorsprung im letzten Viertel noch aus der Hand gab, nahm zum Saisonende groteske Züge an. Am Ende des Tages bleibt es deshalb dann doch bei den Worten von Chuck D und Flavor Flav: „Don’t believe the hype!“

Stats 2020/21 NAME Zion Williamson Brandon Ingram Lonzo Ball Eric Bledsoe N. Alexander-Walker Josh Hart James Johnson Steven Adams Willy Hernangomez Jaxson Hayes Kira Lewis Naji Marshall

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 59 33,1 31,3 62,7 62,1 69,4 7,1 3,7 0,9 0,6 2,7 2,3 27,0 59 34,4 38,0 51,3 53,3 87,5 5,0 4,9 0,7 0,6 2,6 2,1 24,0 50 31,5 37,8 50,2 54,5 78,6 4,6 5,8 1,5 0,6 2,2 1,9 14,4 63 29,8 34,6 48,9 50,4 70,6 3,4 3,7 0,8 0,3 1,6 1,6 11,9 41 20,8 34,8 48,7 50,4 75,0 3,1 2,0 1,0 0,5 1,4 1,9 10,2 47 28,7 32,6 58,3 53,1 77,5 8,0 2,3 0,8 0,3 1,0 2,4 9,2 14 24,9 27,9 50,0 47,0 66,7 3,7 2,3 0,9 1,1 1,4 3,0 9,0 57 27,7 0,0 62,6 62,0 44,4 8,9 1,9 0,9 0,6 1,4 2,0 7,7 40 16,8 10,0 58,7 56,6 67,6 6,6 0,9 0,4 0,5 0,6 1,4 7,0 52 15,1 42,9 66,0 65,9 79,3 3,9 0,5 0,4 0,5 0,6 1,8 6,5 46 16,5 34,3 42,2 45,6 80,0 1,2 2,3 0,7 0,2 0,6 1,6 6,3 24 19,3 37,7 34,3 44,2 67,2 3,9 2,7 0,8 0,3 0,9 1,8 6,0

Shot Chart

+ Stärken Zion! Das Ein-Mann-Abrissunternehmen dominiert in der Zone nach Belieben und produziert dort mit seiner Kombination aus Kraft, Athletik und Wurfgefühl etliche Punkte. Die „Pels“ greifen sich die meisten Offensivrebounds ab und ziehen Freiwürfe en masse. Ingram ist ein effizienter Flügel-Playmaker.

- Schwächen Die Defensive – trotz eines Stan Van Gundy am Taktikbrett. Der verteidigungsaffine Coach schaffte es nicht, ein funktionierendes Defensivsystem aufzuziehen. Ball und Bledsoe sind inkonstante Werfer, die Williamson-Adams-Paarung ist offensiv schwierig.

= Fazit Das Ziel: Playoffs. Das Ergebnis: mehr Pleiten als Siege. Sofern die Pelicans von Adam Silver keine spontane Einladung via Wildcard erhalten, verfolgen sie den Kampf um die Larry O’Brien Trophy vom Sofa aus. Angesichts des individuellen Talentlevels war die Saison eine Enttäuschung.

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Phoenix Suns

Sonnenaufgang Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Die Suns sind tief: Zwölf Spieler standen mindestens 14,5, 14 Akteure mindestens 10,9 Minuten im Schnitt auf dem Parkett.

POS Name PG C. Paul C. Payne J. Carter SG D. Booker E. Moore L. Galloway SF M. Bridges T. Craig A. Nader PF J. Crowder C. Johnson J. Smith C D. Ayton D. Saric F. Kaminsky

Alter 36 26 25 24 32 29 24 30 27 30 25 21 22 27 28

Coach

Monty Williams

Lineups

V

ielleicht ist es an der Zeit, das „Gewinner-Gen“ anders zu definieren. Und bei Spielern nicht nur auf die Anzahl der Ringe an ihren Fingern oder Finals-Teilnahmen, sondern unter anderem darauf zu blicken, wie sich die Teams durch die Ankunft eines Akteurs verbessert haben. Als Chris Paul 2005 seine Rookie-Saison bei den damaligen New Orleans Hornets absolviert hatte, verbesserte die Franchise mit ihm an der Playmaker-Spitze ihre Siegquote um 24,3 Prozentpunkte. Auch bei den Los Angeles Clippers 2011 (Verbesserung um 21,6 Prozentpunkte), Houston Rockets 2017 (12,2), Oklahoma City Thunder 2019

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(1,3) und nun bei den Phoenix Suns war eine Steigerung auszumachen. Die Suns haben sich mit Paul in den eigenen Reihen um grandiose 26,6 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorsaison gesteigert! Womit Paul die Suns zum ersten Mal seit der Saison 2010/11 in die Playoffs führte. Über das Spiel des „Point Gods“ ist eigentlich schon alles geschrieben worden (falls noch Bedarf ist, checkt FIVE #177). Selbst mit 35 Jahren weiß Paul noch eine effiziente „16-5-9“-Saison aufs Parkett zu legen, die Offensive zu orchestrieren, die Mitteldistanz als Go-to-Area umzuschreiben und in der Crunchtime zu bestechen. Spielintelligenz verfällt im

Starting Lineup

Bigball Offense

PG C. Paul SG D. Booker SF M. Bridges PF J. Crowder C D. Ayton

PG C. Paul SG D. Booker SF M. Bridges PF D. Ayton C F. Kaminsky

ORtg: 115,6 DRtg: 110,8 Min: 676,0

ORtg: 117,4 DRtg: 110,1 Min: 164,0

Alter eben nicht … färbt aber bei einem Franchise-Wechsel auf jüngere Spieler ab. Bei den Suns mag Devin Booker zweifellos der Franchise-Spieler sein, doch vielleicht hat der 24-Jährige einen – auch im Offensivmittelpunkt stehenden – Backcourt-Partner wie Paul gebraucht. „Ich habe mich in den Grind verliebt“, erklärte Booker zu seiner Saisonvorbereitung – woran auch Paul seinen Anteil gehabt haben wird. Booker sollte es in seinem sechsten NBA-Jahr endlich geschafft haben, das „Good Stats On A Bad Team“Etikett vom Trikot zu schnipsen. Das Scorer-Gen, das Booker auch in der Bubble zeigte, hat er beibehalten, doch

Fotos: Barry Gossage/Michael Gonzales NBAE via Getty Images

Kein Lineup der NBA steht länger auf dem Feld als die Starting Five der Suns. Bigball liefert Offense.


Power Ranking: 05 mit Paul tritt der Shooting Guard noch mehr ballabseits in Erscheinung und stellt dank mehr Abschlüssen aus dem Catch-and-Shoot und nach ballfernen Blöcken ein noch ausgeglicheneres Offensivspiel zur Schau. Was das noch bedeutet? Booker agiert mit weniger Ballverlusten effizienter und kann mehr Energie in die Verteidigung investieren. Die Kombination aus Pauls erfahrungsbasierter und Bookers punktestarker Unerschrockenheit macht den Suns-Backcourt so gefährlich – für jeden Playoff-Gegner. Zumal beide Guards zwischen der Rolle ballabseits und am Spalding wechseln können sowie „clutch“ agieren. Mit Paul und Booker sowie Backup-Point-Guard Cameron Payne sind die Suns ein starkes Team im Pick-and-Roll – was auch immer am involvierten Blocksteller liegt. Dort kommt Deandre Ayton ins Spiel. Der (streitbare) Nummereins-Pick von 2018 mag statistisch in seinem dritten Jahr nicht auffälliger agieren, hat für die Franchise aber wichtige Entwicklungsschritte unternommen: Defensivanker und Rebounder, Blocksteller und Abnehmer am Ring – diese Aufgaben kommen auf Ayton zu, und diese erfüllt der Center ungemein gut. Sicherlich wird Ayton für ewig mit Luka Doncic in Verbindung gebracht werden. Aber bei der Bewertung sollte doch bitte auch Aytons Entwicklung in der Defensive beachtet werden. Das Trio Paul-BookerAyton zieht – zu Recht – die größte Aufmerksamkeit auf sich. Doch für den Suns-Erfolg muss auch Mikal Bridges hervorgehoben werden: Als starker Flügelverteidiger, vielseitiger Forward und Catch-and-Shoot- sowie Catchand-Drive-Option nimmt der 24-Jährige eine wichtige Rolle ein. Apropos Defense: Bei einem Paul-Booker-Backcourt mag zuerst die Offense ins Auge stechen, doch vor allem durch ihre stark verbesserte

Verteidigung haben sich die Suns an die Spitze des Westens gespielt. Keine Mannschaft verteidigt gegnerische Ballhandler besser. Mit seiner individuellen Qualität und Erfahrung ist hier Jae Crowder enorm wichtig. Die Stretch-Vierer-Rolle, die er bereits beim Vizemeister Miami eingenommen hat, kommt auch in Phoenix zum Tragen. Crowder ist einer von mehreren etablierten Profis, die bei den Suns Fuß gefasst haben. Combo Guards wie Langston Galloway oder E’Twaun Moore, ein offensivorientierter Center wie Frank Kaminsky oder ein flexibler Big wie Dario Saric deuten die Tiefe und das etablierte Rollenverständnis an. Diese Flexibilität zeigt sich auch, wenn Coach Monty Williams mit verschiedenen Stilen zu agieren weiß. Große Formationen wie zwei Big Men in Ayton und Kaminsky? Lineups mit Paul und sonst nur FrontcourtSpielern? Kleine Formationen mit Saric auf der Fünf? Funktionieren bei den Phoenix Suns gleichermaßen. Schließlich haben außer Rim-Runner Ayton alle Rotationsspieler den Dreier im Repertoire. Neben den Utah Jazz ist Phoenix das einzige Team, das beim Offensiv- und Defensivrating in den Top Ten steht. Sind die Suns damit ein Conference-Finals-Kandidat? Abwarten. Der Kader ist Playoffunerfahren, ein Frontcourt-Scorer fehlt, und hinter Chris Pauls Gesundheit stehen im Mai immer Fragezeichen. Womit der „Point God“ aber auch etwas zu beweisen hat. Genau wie Booker, siehe „Empty Stats“-Diskurs. Genau wie Ayton, siehe Doncic-Vergleiche. Und Vorsicht: Keine Mannschaft wies bei Redaktionsschluss gegen Teams mit positiver Bilanz eine bessere Erfolgsquote auf als die Suns! Die Sonne im Wüstenstaat ist schneller aufgegangen, als man das vor zwei Jahren erwartet hätte. Jetzt fragt sich nur, wie lange sie scheint …

Stats 2020/21 NAME Devin Booker Chris Paul Deandre Ayton Mikal Bridges Jae Crowder Cameron Johnson Dario Saric Cameron Payne Torrey Craig Frank Kaminsky Langston Galloway Jevon Carter

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 60 33,8 34,4 54,6 53,7 85,8 4,1 4,4 0,9 0,3 3,2 2,8 25,6 63 31,5 38,4 54,2 55,2 93,3 4,5 8,8 1,4 0,2 2,3 2,3 16,2 64 30,6 20,0 63,2 62,2 76,2 10,7 1,4 0,6 1,1 1,5 2,9 14,6 64 32,7 40,7 64,5 62,9 81,9 4,3 2,2 1,0 0,9 0,8 1,6 13,2 55 27,4 38,1 46,7 54,7 76,1 4,8 2,1 0,8 0,4 0,9 2,0 9,8 58 23,9 35,9 59,2 55,5 84,2 3,3 1,4 0,6 0,3 0,7 1,4 9,7 43 17,6 35,2 52,5 52,7 86,6 3,9 1,4 0,6 0,1 1,2 1,9 9,0 52 17,4 40,7 50,3 54,8 87,0 2,4 3,5 0,6 0,3 1,0 1,7 7,6 24 18,1 38,6 64,3 61,4 75,0 4,8 1,0 0,6 0,7 0,6 1,6 7,0 39 14,5 38,4 53,1 54,7 57,4 3,7 1,5 0,3 0,4 0,4 1,3 6,4 36 10,7 45,1 50,0 60,2 100,0 1,1 0,7 0,2 0,0 0,4 0,6 4,6 52 11,5 36,2 53,7 54,1 50,0 1,5 1,2 0,5 0,2 0,3 1,0 3,9

Shot Chart

+ Stärken Paul und Booker. Eier und Scoring – nur wenige Teams haben im Backcourt mehr davon. Monty Williams hat einen eingespielten sowie tiefen Kader und damit auch ein flexibles Team zur Verfügung. In engen Partien trumpfen die Suns auf, viele Spieler haben etwas zu beweisen.

- Schwächen Playoff-Unerfahrenheit – nicht immer können gute Hauptrundenteams ihre Leistung auf die Playoffs übertragen. In der Offense sind es manchmal zu viele Sprungwürfe und zu wenige Freiwürfe. Zudem schwach beim Rebound, anfällig für Ballverluste.

= Fazit Flexibilität und Tiefe. Offensiv und defensiv sehr stark. Elitäre Guards mit einigen Werfern. Ein Center mit klar definierter Rolle. Eigentlich haben die Suns alles für einen tiefen Playoff-Ritt. Bei den richtigen Matchups sind die Conference-Finals drin.

43


Depth Chart

Portland Trail Blazers

Irgendwo ist immer „Dame Time“ Text: Ole Frerks

Der Backcourt ist tiefer, als er aussieht. Von der Bank wechselt Portland fast nur Offense ein – „Melo“ und Kanter verteidigen „wenig“.

POS Name PG D. Lillard A. Simons SG C.J. McCollum SF N. Powell D. Jones N. Little C. Elleby PF R. Covington C. Anthony T. Leaf R. Hollis-Jefferson C J. Nurkic E. Kanter Z. Collins H. Giles

Alter 30 21 29 27 24 21 20 30 36 23 26 26 28 23 22

Coach

Terry Stotts

Lineups

E

igentlich sollte in dieser Spielzeit mal alles anders sein bei den Blazers. Das Team sollte etwas tiefer und ausbalancierter, weniger abhängig von seinem Superstar werden, idealerweise auch defensivstärker. Dafür besserte das Front Office auf dem Flügel nach und holte mit Robert Covington sowie Derrick Jones Jr. Rollenspieler, die ihren Wert vor allem am defensiven Ende einbringen – zudem begrüßten die Blazers ja sowohl Jusuf Nurkic als auch Rodney Hood und Zach Collins nach einem Seuchenjahr voller Verletzungen zurück. Der Plan sah solide aus, auf dem Papier waren die Blazers tiefer als

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im Vorjahr und ambitioniert, nach dem chancenlosen Erstrundenaus gegen die Lakers (nach Qualifikation via PlayIn) diesmal wieder eher an den tiefen Postseason-Lauf von 2019 anzuknüpfen. Dann begann die Saison, und schnell wurden doch wieder die gleichen Probleme sichtbar. C.J. McCollum spielte den besten Basketball seiner Karriere, verletzte sich dann aber nach 13 Spielen und fiel zwei Monate aus. Nurkic fehlte sogar noch etwas länger und war in seinen limitierten Einsätzen nicht der Center, der er vor den etlichen Verletzungen gewesen war, vor allem defensiv. Collins erlitt eine Stressfraktur und spielte gar nicht. Nach 13

Starting Lineup

Smallball Lineup

PG D. Lillard SG C.J. McCollum SF N. Powell PF R. Covington C J. Nurkic

PG D. Lillard SG C.J. McCollum SF N. Powell PF C. Anthony C R. Covington

ORtg: 119,4 DRtg: 100,9 Min: 217,0

ORtg: 114,7 DRtg: 97,1 Min: 34,0

Partien hatten die Blazers eine gute Bilanz (8-5), aber mit der schönen Tiefe war es dahin, nachdem sich mit McCollum und Nurkic der zweit- und drittbeste Spieler des Teams binnen einer Woche abmeldeten. Es wurde also nicht alles anders – aber das ließ sich auch positiv ausdrücken. Denn Damian Lillard war schließlich auch noch da und spielte angesichts dieser prekären Situation über Monate den wohl besten Basketball seiner Karriere. Mit teilweise notdürftig zusammengeschusterten Lineups hielt „Dame“ Portland nicht nur über Wasser, sondern zunächst bei der exakt gleichen Siegquote wie vor den Ausfällen (acht Siege aus 13 Spielen).

Fotos: Abbie Parr/Cameron Browne/NBAE via Getty Images

Powell hat sich schnell akklimatisiert und macht das Team runder. Die Starting Five ist über jeden Zweifel erhaben.


Power Ranking: 10 Den Heimvorteil im Westen konnten die Blazers zwar nicht angreifen, die Play-In-Plätze hielten sie dafür aber die ganze Zeit auf Distanz, was so nicht zu erwarten gewesen wäre. Portland ist dabei ein sehr eigenartiges Team. Über nahezu die gesamte Spielzeit hatten die Blazers ein klar negatives Net-Rating, bevor es sich in den letzten Saisonwochen dann langsam drehte, aber ihre Bilanz war stets positiv. Es war auch nicht schwer, die Ursachen dafür auszumachen: Negativ war, dass Portland defensiv eine fürchterliche Saison spielte und sich bei den Kings dafür bedanken konnte, nicht das schlechteste Verteidigungsrating der NBA-Historie für sich reklamieren zu müssen. Positiv war: die „Dame Time“. Lillard stieg mit nun 30 Jahren endgültig zum unangefochtenen ClutchKönig der Liga auf. Er erzielte nicht nur die mit Abstand meisten Punkte bei Spielen mit einer 5-Punkte-Differenz in den letzten fünf Minuten, er tat dies auch mit einer fast unmenschlichen Effizienz: Sein True-Shooting-Wert von 75,4 (!) Prozent bei diesem Volumen deutet zumindest ansatzweise an, wie wertvoll er in diesen Minuten war. Von 28 „Clutch“-Spielen mit Lillard gewann Portland stolze 20, was dann auch verdeutlicht, wie ein Team mit einem negativen Net-Rating so gut dastehen kann – Blowout-Niederlagen gab es einige, aber in knappen Spielen gab es eben diese eine Waffe, mit der nicht allzu viele Kontrahenten mithalten konnten. Lediglich die Kellerkinder OKC und Cleveland übertrafen ihre erwartbare Saisonbilanz in der Realität noch stärker als die Blazers. Sind diese deswegen nun … richtig gut? An dieser Frage scheiden sich gewissermaßen die Geister, offenbar auch bei den Blazers. Zur Trade-Deadline ruhte sich Manager Neil Olshey nicht aus und holte mit Norman Powell für Gary Trent Jr. und Hood sogar noch mehr Firepower nach Oregon. Es war ein Move, der nicht ohne Kritik blieb, zumal Powells

größte Stärken sich auf einen Bereich beschränken, in dem Portland ohnehin kein Defizit hat (und zumal Powell im Sommer teuer werden dürfte, sofern er auf seine Spieleroption verzichtet). Offensiv hielt insbesondere Lillard, garniert mit der Kreativität von Terry Stotts, das Team ohnehin permanent auf Kurs: Selbst in den finsteren Zeiten stellten die Blazers stets eine Top-10-Offense, dafür sorgte allein schon das Pick-and-Roll, das nur von den Jazz und Mavericks häufiger und erfolgreicher eingesetzt wurde. Portland verfügt über jede Menge Schützen (die zweithöchste Dreierrate), leistet sich die wenigsten Turnovers und profitiert von seiner Kontinuität, da vor allem Lillard und McCollum sich blind verstehen. Mit Powell kam ein weiterer Shooter, der zudem mehr Dynamik auf dem Weg zum Korb mitbringt und so mehr Freiwürfe zieht als etwa McCollum. Auch von der Bank kam vor allem Offensive. Carmelo Anthony spielte gut und gewann sogar eine Handvoll Spiele, in denen er die Uhr zurückdrehte. Enes Kanter blieb in limitierter Spielzeit eine der dominantesten LowpostOptionen der NBA. Das Problem: Gerade diese beiden machten fast jeden Ansatz einer vernünftigen Pick-and-Roll-Defense zunichte. Generell brachten die Blazers nur sehr wenige Lineups auf den Court, die in dieser Hinsicht regelmäßig zumindest durchschnittliche Resultate lieferten. Daran hatten natürlich auch die kleinen Guards sowie die Fitness von Nurkic ihre Anteile. Was zurück zur Frage führt, wie gut die Blazers wirklich sind. Einerseits muss eine Offensive mit „Dame“ in MVP-Form von jedem Gegner respektiert werden, andererseits reißen Teams mit so eklatanten Defensivproblemen in den Playoffs wenig. Aber: Mit Nurkic im Lineup ist die Defense solide … vielleicht gehen die Blazers ja mit vollem Kader in die Playoffs. Dann wäre zumindest das in dieser Spielzeit wirklich mal anders.

Stats 2020/21 NAME Damian Lillard C.J. McCollum Norman Powell Carmelo Anthony Enes Kanter Jusuf Nurkic Robert Covington Anfernee Simons Derrick Jones Nassir Little R. Hollis-Jefferson Harry Giles

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 59 35,9 37,8 50,1 53,6 92,7 4,3 7,6 0,9 0,3 3,1 1,6 28,3 39 33,8 39,7 51,5 55,4 82,2 4,1 4,7 1,0 0,5 1,4 1,9 23,2 20 34,0 33,3 52,9 51,7 86,7 3,0 2,0 1,5 0,4 1,7 2,3 17,1 63 24,7 40,3 43,3 50,3 88,3 3,2 1,5 0,7 0,6 0,9 2,1 13,6 64 25,2 0,0 60,6 60,5 78,0 11,3 1,3 0,5 0,7 1,2 2,4 11,5 29 23,3 38,5 52,0 52,6 65,1 8,6 3,2 1,0 0,9 2,0 2,9 11,0 62 32,1 38,2 46,2 53,8 82,5 6,7 1,7 1,4 1,2 1,0 2,7 8,7 56 16,7 44,1 39,0 58,2 78,4 2,1 1,5 0,3 0,1 0,7 1,4 8,2 54 23,4 32,3 60,6 55,1 64,0 3,7 0,8 0,7 1,0 0,5 2,2 7,0 43 13,9 34,6 54,5 53,2 79,5 2,8 0,5 0,1 0,3 0,4 1,2 4,7 7 11,6 0,0 46,2 42,9 64,3 2,7 1,4 0,3 0,6 0,3 1,7 3,0 33 9,8 44,4 41,5 47,0 68,2 3,7 0,8 0,2 0,3 0,6 1,6 2,8

Shot Chart

+ Stärken Lillard ist ein Clutch-Gott und einer der besten Pick-and-Roll-Spieler der NBA, es gibt Kontinuität und auch Qualität auf allen Positionen. Mit Powell ist die ohnehin exzellente Offensive noch schwerer auszurechnen, Blitzes können besser bestraft werden.

- Schwächen Defense, Defense, Defense! Portland ist in jeder defensiven Kategorie im unteren Drittel der Liga zu finden, das schafft sonst nur Sacramento. Die Blazers erlauben die falschen Würfe, am Ring und bei Eckendreiern offerieren sie ein „All-You-Can-Shoot“-Buffet. Manches davon ist systembedingt – aber das Personal ist auch nicht gut.

= Fazit Viel deutet darauf hin, dass es über „ungemütlich in der ersten Runde“ nicht hinausgeht. Nurkic ist der X-Faktor: Ist der Bosnier fit und ein Defensivanker, geht vielleicht mehr, die Resultate stimmten zuletzt. Abgeschrieben werden sollte ein „Dame“-Team logischerweise nicht.

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San Antonio Spurs

DeRozan und die Driver Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Die gute Draft-Arbeit zeigt sich bei den jungen Außenspielern. Auf groß sinkt hingegen die Qualität auf der Bank.

POS Name PG D. Murray P. Mills T. Jones SG D. White L. Walker SF D. DeRozan D. Vassell PF K. Johnson R. Gay L. Samanic C J. Pöltl T. Lyles D. Ebanks G. Dieng

Alter 24 32 21 26 22 31 20 21 34 21 25 25 24 31

Coach

Gregg Popovich

Lineups

R

etrospektiv sieht der Trade von Kawhi Leonard für die San Antonio Spurs vielleicht gar nicht so schlecht aus. Klar: Auf der Habenseite der Toronto Raptors steht eine Meisterschaft, und ein solcher Meisterring am Finger strahlt im gemeinen NBA-Kosmos über allem. Aber Leonard verließ die Raptors nach nur einer Saison wieder, und Danny Green hat seitdem in jeder Offseason die Farben gewechselt. Und die Spurs? Die erhielten damals DeMar DeRozan, Jakob Pöltl sowie einen Erstrundenpick 2019, mit dem die Franchise Keldon Johnson in den Kader holte. Ein Trio, das einen

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gewichtigen Anteil daran hat, dass die Spurs beim soften Rebuild zumindest in Playoff-Schlagdistanz bleiben. DeMar DeRozan hat in San Antonio Schritt für Schritt eine – mitunter kafkaeske – Verwandlung vollzogen (checkt FIVE #178). Bei den Spurs gibt er nicht mehr den am LeBronto-Syndrom leidenden, eindimensionalen Shooting Guard, sondern einen effizienten FlügelPlaymaker, der immer wieder auf die Vier rutscht und sein Offensivspiel neu austariert hat. Neunmal hat DeRozan in dieser Saison zweistellige Assistwerte verbucht, in seinen neun Jahren in Toronto ist ihm dies zusammen nur dreimal gelungen!

Starting Lineup

Smallball Lineup

PG D. Murray SG D. White SF D. DeRozan PF K. Johnson C J. Pöltl

PG D. Murray SG P. Mills SF D. White PF D. DeRozan C R. Gay

ORtg: 118,0 DRtg: 110,6 Min: 302,0

ORtg: 150,0 DRtg: 114,9 Min: 20,0

„Endlich“, werden viele denken, nimmt Jakob Pöltl die Starterrolle mit ordentlich Minuten ein. Nach der Vertragsverlängerung im Sommer und der Entlassung von LaMarcus Aldridge dürfte der Österreicher in größerer Rolle einer der meistunterschätzten Big-MenVerteidiger sein. Von den 29 Spielern der NBA, die pro Partie mindestens fünf Würfe am Ring verteidigen, hält Pöltl seine Gegner bei der niedrigsten Quote – ja, noch vor Defensivkrake Rudy Gobert! Auch nach Switches steht der Center am Flügel seinen Mann. Je größer Pöltls Rolle wird, desto größer ist wohl die Gefahr des „Hack-a-Jakob“ in den Playoffs (44,3 FT%).

Fotos: Mark Sobhani/Bart Young/Glenn James/NBAE via Getty Images

Sehr klein geht „Pop“ eher selten. Das sollte er vielleicht: DeRozan/Gay als Bigs sind offensiv gefährlich.


Power Ranking: 19 Mit Keldon Johnson haben die Spurs – mal wieder – einen guten Fang in der späten ersten Draftrunde gemacht. Der 29. Pick von 2019 sorgte schon in der Bubble für Aufsehen und ist in dieser Spielzeit zum Vollzeit-Starter aufgestiegen. Mit seiner Defensivanlage als „MonsterWettkämpfer“, so Gregg Popovich, passt der 21-Jährige gut zu DeRozan, der mit Johnson auf dem Parkett weniger häufig auf die Vier wechselt – wenn auch ein solcher Frontcourt nicht sehr distanzgefährlich ist. Was sich mit Johnson schon 2019/20 angedeutet hat, setzt sich in dieser Spielzeit so richtig mit Devin Vassell fort: „Coach Pop“ lässt seinen Rookie richtig lange von der Leine. Mehr Minuten als Johnson (2019/20) und Vassell (2020/21) absolvierte ein Spurs-Rookie zuletzt in der Saison 2011/12 – ja, es handelte sich dabei um einen gewissen Kawhi Leonard. Unter Liganeulingen weist kein Spieler einen besseren „Box Plus-Minus“-Wert auf als Vassell. Der Rookie reiht sich neben Dejounte Murray ein – zwei Guards mit 2,08 Meter langer Armspannweite, die das defensive Backcourt-Gerüst der Zukunft bilden könnten. Murray hat derweil die weiteren – nötigen – Schritte als Spielmacher getätigt, wenn auch nicht so konstant und weiterhin mit Schwächen im Halbfeld-Playmaking. Mit Murray als etatmäßigem Einser scheint sich für Derrick White mehr eine Rolle als Option abseits des Balles zu eröffnen. Auf der Suche nach mehr Shooting hat sich White gesteigert, im April zeigte er gute Ansätze als Schütze mit hohem Volumen (37,2 3P% bei 7,8 3PA). Nach Johnson, Murray und White ist Lonnie Walker der vierte Erstrundenpick außerhalb der Lottery, den die Spurs in jüngster Vergangenheit verpflichtet haben. Mit jenen groß gewachsenen Außenspielern zeigt sich die

Neuausrichtung in San Antonio – und ebenso die Anpassungsmöglichkeiten eines Gregg Popovich. Mit der Guard-Riege und einem DeRozan als punktuellem Smallball-Vierer hat „Coach Pop“ eine Drive-and-Kick-Offense installiert, kein Team der NBA punktet nach Drives mehr als die Spurs! Dennoch agiert der Angriff nur durchschnittlich. Mit dem 19. Rang beim Offensivrating weisen die Texaner sogar die schlechteste Platzierung seit Popovichs Debütsaison 1996/97 auf. Die Gründe: Keine Mannschaft nutzt prozentual seltener den Dreier, die Pace mag für dieses junge, athletische Team zu langsam sein, und nach den Drives folgen zu häufig Abschlüsse aus der Mitteldistanz. Zudem wackelt die Offensive, wenn DeRozan auf der Bank Platz nimmt. Um 7,9 Punkte pro 100 Ballbesitze sinkt dann das Offensivrating. Verlassen kann sich Popovich hingegen auf die Verteidigung. Wie erwähnt bilden ein Murray-Vassell-Duo mit seiner Armspannweite sowie Johnson mit seiner Physis und Pöltl als Ringbeschützer ein starkes Gerüst. DeRozan ist nicht der einzige Veteran in der Riege der Youngsters. Patty Mills als Bank-Mikrowelle und Rudy Gay – nun komplett zum StretchBig-Man umfunktioniert – geben den Spurs wichtige Minuten. Auf groß kann es dennoch schon mal dünn werden. So sehr LaMarcus Aldridge mit seinem Spiel (neben DeRozan) und seiner Defensivschwäche nicht mehr in das Team gepasst hat – ohne ihn sind die Optionen weniger geworden. Die Saison 2020/21 war für die Spurs von vorneherein eine im Übergang. Einen soften Rebuild hat die Franchise seit dem Leonard-Trade angestoßen, durch die gute Draft-Arbeit ein durchaus erfolgversprechender Weg. So ist der Playoff-Einzug in dieser Saison auch kein Muss.

Stats 2020/21 NAME DeMar DeRozan Dejounte Murray Derrick White Keldon Johnson Rudy Gay Patty Mills Lonnie Walker Jakob Pöltl Drew Eubanks Devin Vassell Trey Lyles Gorgui Dieng

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 53 34,3 24,7 51,4 50,1 88,5 4,4 7,4 0,9 0,2 2,0 2,1 21,7 59 32,1 33,7 48,4 48,9 80,8 7,2 5,4 1,6 0,1 1,7 2,1 15,9 36 29,6 34,6 48,6 50,3 85,1 3,0 3,5 0,7 1,0 1,3 2,5 15,4 60 29,1 34,2 53,3 52,8 72,5 6,4 1,8 0,6 0,4 1,1 2,2 13,0 55 21,9 38,7 44,6 50,4 79,1 4,9 1,5 0,7 0,6 1,1 1,9 11,4 60 25,4 37,6 50,9 54,7 90,1 1,8 2,5 0,7 0,1 1,0 1,2 11,3 51 25,2 36,8 47,3 50,9 80,9 2,5 1,6 0,5 0,3 1,1 1,8 11,3 61 26,6 0,0 63,0 63,0 50,4 8,0 1,9 0,7 1,8 1,3 2,5 8,6 45 13,9 100,0 57,6 58,1 69,0 4,2 0,8 0,4 1,0 0,9 1,6 5,6 53 16,1 37,5 41,2 48,9 85,0 2,6 0,9 0,7 0,3 0,3 1,4 5,0 23 15,6 35,0 58,0 55,6 65,2 3,7 0,6 0,3 0,0 0,3 0,6 5,0 9 10,8 45,5 75,0 71,1 80,0 2,4 0,8 0,4 0,1 0,6 1,3 4,3

Shot Chart

+ Stärken Solange Popovich an der Seitenlinie steht: Popovich. Das Spiel ist mehr auf die athletischen Außenspieler und deren Drives ausgerichtet. DeRozan ist ein guter Leader dieses Teams, eine Defensividentität zeichnet sich ab. Ballsicher und auswärtsstark.

- Schwächen Die athletischen Guards stellen keine konstante Dreiergefahr dar. Modern kommt die Offense nicht daher und agiert recht ineffizient. Das Playmaking ist ausbaufähig, die Reboundarbeit ebenso. Es fehlt neben DeRozan an „Clutchness“, das Team ist heimschwach.

= Fazit Die „Sporensuche“ gestaltet sich erfolgreich, durch gute Draft-Arbeit könnten sich die Spurs ein defensivgeprägtes Gerüst aufbauen. Durch Inkonstanz und eine ineffiziente Offense wären sie bei einer Playoff-Teilnahme aber (noch) kein ernst zu nehmender Gegner.

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Utah Jazz

Der GobertEffekt Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Die Jazz spielen meist mit einer Neun-MannRotation. Clarkson geht eher auf die Zwei, Mitchell dann auf die Eins.

POS Name PG M. Conley J. Clarkson T. Forest SG D. Mitchell M. Oni M. Thomas SF R. O’Neale J. Ingles J. Brantley PF B. Bogdanovic G. Niang J. Morgan C R. Gobert D. Favors E. Ilyasova

Alter 33 28 22 24 23 26 27 33 24 32 27 24 28 29 34

Coach

Quin Snyder

Lineups

B

estes Net-Rating der Liga. Auf Kurs zur besten Bilanz der FranchiseGeschichte seit 1998/99. Eines von nur zwei Teams in den Top Ten beim Offensiv- wie Defensivrating: Vieles spricht dafür, die Utah Jazz als Finals-Kandidaten zu handeln. Und dennoch bleiben Zweifel, inwieweit die Jazz – als immer stärker werdendes Team der regulären Saison – ihre Leistungen auch in die Playoffs übertragen können. Woran das liegt? Die Antwort könnte mit dem „Gobert-Effekt“ umschrieben werden. Rudy Gobert hat gute Chancen auf die Auszeichnung als bester Verteidiger der Liga und würde den Award damit zum dritten Mal einstreichen.

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Der 2,16-Meter-Krake beeinflusst Würfe in der Zone mit seiner schieren Präsenz und hat im Defensivsystem der Jazz die Blaupause davon gezeichnet, wie eine effiziente „Drop Coverage“ im Pickand-Roll auszusehen hat. Das dritte Jahr in Folge werden die Jazz mit Gobert als Defensivanker ihre Bilanz verbessert haben. Doch die reguläre Saison ist das eine, die Playoffs sind das andere: dort, wo Matchups eine zentrale Rolle einnehmen und wo immer wieder Flexibilität gefragt ist. Und eine solche weisen die Utah Jazz mit Gobert in der Verteidigung nicht wirklich auf. Ja, das ist Meckern auf hohem Niveau. Aber die Playoffs sind eben ein …

Starting Lineup

Point Mitchell

PG M. Conley SG D. Mitchell SF R. O’Neale PF B. Bogdanovic C R. Gobert

PG D. Mitchell SG R. O’Neale SF J. Ingles PF B. Bogdanovic C R. Gobert

ORtg: 114,2 DRtg: 103,4 Min: 593,0

ORtg: 123,9 DRtg: 104,3 Min: 219,0

hohes Niveau. Im Westen gibt es etliche schießwütige Guards, die Dreier aus dem Dribbling vom Parkplatz feuern – wogegen auch Switches oder aggressiv heraustretende Big Men helfen. „Er ist großartig in der Zone, aber er verteidigt nicht jeden. Er hat mich verteidigt – und ich habe 42 Punkte aufgelegt. Offensichtlich bin ich kein Scorer. Ich denke nicht, dass er die Positionen von der Eins bis zur Fünf verteidigt“, erklärte Ben Simmons. Mit diesen Worten wollte der 76er illustrieren, warum er statt Gobert den „DPOY“-Award verdient hätte, und traf damit durchaus einen wahren Kern. Wie erwähnt ist dies Kritik auf hohem Niveau. Schließlich hilft Goberts

Fotos: Nathaniel S. Butler/Jeff Swinger/NBAE via Getty Images

Mitchell auf der Eins mit Ingles als FlügelPlaymaker? Eins der offensivstärksten Lineups der Jazz.


Power Ranking: 01 Präsenz den Jazz auch in anderen Aspekten: Mit dem Wissen um die Zonenpatrouille des „Stifle Tower“ können die anderen Verteidiger an ihrem Mann bleiben, z.B. an den Schützen. Die Jazz lassen die wenigsten Eckendreier sowie insgesamt die drittwenigsten Dreier zu und zwingen ihre Gegner zur zweitniedrigsten Downtownquote der Liga. Im Gegenzug müssen Utahs Kontrahenten die drittmeisten Würfe aus der Mitteldistanz nehmen. Ein AufbauCenter-Gespann mit Mike Conley und Gobert verteidigt gegnerische Pick-andRolls sehr intelligent. Gegen starke Guards hatten die Jazz in ihrer Playoff-Historie jedoch Probleme. Mit Royce O’Neale ist der beste Flügelverteidiger Utahs zwar vielseitig genug, um auf die Vier zu rutschen – doch O’Neale besteht eher gegen größere als gegen kleinere Spieler. Vielleicht ist es somit an Donovan Mitchell gelegen, in der Verteidigung den nächsten Schritt zu machen – auf dem Weg zum Superstar. Offensiv hat der 24-Jährige noch mal zugelegt. Seine Basisstatistiken von 28,5 Punkten, 4,8 Rebounds und 5,6 Assists pro 36 Minuten sind Karrierebestwerte. Mitchell startet neben Conley im Backcourt, ist im Grunde aber auch dessen Backup auf der Eins. Mitchell übernimmt mehr Playmaking-Verantwortung – und macht dies mit der besten Assist- und gleichzeitig niedrigsten Turnoverrate seiner Laufbahn schon sehr gut. Trotz hoher Nutzungsrate traf Mitchell nie effizienter (56,9 TS%). Mitchell, Conley, dazu Bankmikrowelle Jordan Clarkson und Flügel-Playmaker Joe Ingles: Die Jazz sind dank dieses Quartetts samt Rudy Gobert (und dessen wertvollen ScreenAssists) sowie Backup Derrick Favors eines der stärksten Pick-and-RollTeams der Liga. Mitchell, Clarkson und Ingles weisen die effizientesten Werte als Ballhandler in ihrer Karriere auf. Dort

wissen die Guards selbst heiß zu laufen – nur Portland erzielt mehr Punkte pro Spiel bei Pullup-Dreiern – oder die Schützen zu finden. Auch im Spotup – unter anderem dank Stretch-Vierer Bojan Bogdanovic – gehören die Jazz mit sieben überdurchschnittlichen Dreierschützen zur Crème de la Crème der Liga, keine Mannschaft nutzt prozentual den Dreier häufiger. Doch auch offensiv lässt sich der „Gobert-Effekt“ finden – hinsichtlich Fragezeichen bei der Flexibilität. Im „Four Out, One In“-System von Coach Quin Snyder rollen die Center hart ab – denn Pick-and-Pop-Optionen sind sie nicht. So stark die Jazz im Pickand-Roll agieren, in den Playoffs wird vermehrt geswitcht – womit man den Gegner auch vermehrt im Einsgegen-eins schlagen muss. Welche Optionen haben die Jazz hier? Mitchell mag sich verbessert haben, ansonsten fehlen Alternativen – trotz Clarksons Karrierejahr. Conley und Ingles fehlt hierfür die Athletik. Von den 42 Spielern mit mindestens zwei Abschlüssen aus der Isolation rangiert Mitchell bei den Punkten pro Possession auf dem 16., Clarkson nur auf dem 39. Platz. Dennoch: Über die Hauptrunde war die Offensivleistung der Jazz beeindruckend. Sie befanden sich auf Kurs, ihr bestes Offensivrating der Franchise-Geschichte aufzulegen. So gut funktioniert Snyders System mit klaren Rollen, so sehr haben sich Spieler auf individuellem Niveau noch etwas gesteigert. Doch nachdem die Jazz in den vergangenen Jahren oft als Geheimfavorit gehandelt wurden, drängt auch die Zeit, in den Playoffs für Aufsehen zu sorgen. In den vergangenen beiden Jahren setzte es ein Erstrundenaus – was auch an den Matchups gegen Guards wie Jamal Murray und James Harden lag. Und solche Matchups werden gerade bei einem Team wie den Jazz entscheiden, wie weit es kommen wird.

Stats 2020/21 NAME Donovan Mitchell Jordan Clarkson Mike Conley Bojan Bogdanovic Rudy Gobert Joe Ingles Royce O’Neale Georges Niang Derrick Favors Matt Thomas Ersan Ilyasova Miye Oni

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 53 33,4 38,6 47,6 52,0 84,5 4,4 5,2 1,0 0,3 2,8 2,2 26,4 60 26,2 34,4 50,9 51,3 92,2 4,0 2,3 0,9 0,2 1,7 1,5 17,4 49 29,8 40,7 49,0 55,4 85,3 3,4 6,0 1,4 0,2 2,0 1,9 16,4 64 30,6 38,4 47,0 52,5 87,7 3,8 1,9 0,6 0,1 1,6 1,6 16,1 63 30,9 0,0 68,2 67,8 62,1 13,4 1,3 0,5 2,8 1,6 2,3 14,3 59 27,5 47,3 58,6 67,6 83,8 3,6 4,5 0,6 0,2 1,7 1,8 12,3 63 31,8 38,6 58,6 58,1 85,7 7,0 2,6 0,8 0,5 1,1 2,7 6,9 64 15,2 41,2 46,7 57,8 100,0 2,5 0,8 0,3 0,1 0,7 1,6 6,3 60 15,4 0,0 63,9 63,3 74,3 5,5 0,7 0,5 1,0 0,6 2,2 5,5 12 7,8 30,8 65,0 54,3 100,0 1,1 0,5 0,1 0,0 0,6 0,4 4,4 14 9,2 47,2 37,5 64,8 100,0 1,9 0,2 0,7 0,2 0,4 1,6 4,3 46 9,1 33,8 50,0 50,6 83,3 1,6 0,5 0,2 0,2 0,3 1,2 2,0

Shot Chart

+ Stärken Defense mit Gobert als Anker in der Zone. Mittlerweile auch Offense dank effizientem Pickand-Roll-Spiel und vielen Dreierschützen. Snyder hat ein klares System mit einem klaren Rollenverständnis installiert. Sehr gutes Reboundteam an beiden Brettern.

- Schwächen Flexibilität: Können die Jazz auch einen anderen Stil? Utah forciert trotz starker Defensive wenig Ballverluste, begeht selbst etwas zu viele. Offensiv zudem unterdurchschnittlich im Eins-gegeneins, was in den Playoffs zum Nachteil werden könnte.

= Fazit NBA-Finals oder Zweitrundenaus – für die Jazz mag je nach Matchup beides realistisch sein. Fällt ein Rotationsspieler aus, wackelt aber das gesamte System. Die Steigerung in der Offense kann den Jazz dennoch Mut machen, zumal sie eingespielt sein dürften.

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Matchupführer

Matchupführer 2021 Da wir bei Redaktionsschluss nie wissen, wie die Matchups in der ersten Runde der Playoffs aussehen, ­sagen wir hier alle möglichen Serien voraus. Und das ist dieses Jahr aufgrund der vielen Verletzungen so schwer wie noch nie! Text: André Voigt

NBA-Finals 2021

Fotos: Brian Babineau/Melissa Majchrzak/NBAE via Getty Images

Jazz: 2 76ers: 4

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hrlich gesagt: Wir haben keine Ahnung. Wie soll der Ausgang dieser Playoffs auch nur annähernd prognostiziert werden? Die gesamte Saison über fehlten Stars verletzt – oder sie setzten Partien aus, um die eigene Belastung möglichst nicht in den roten Bereich abrutschen zu lassen. Wo wir früher auf die Spiele der Favoriten gegeneinander schauen konnten, um Schlüsse zu ziehen … war dieses Jahr Kaffeesatzlesen angesagt.

Dennoch wagen wir eine steile Prognose: Die Philadelphia 76ers werden NBA-Champion 2021! Joel Embiid, Ben Simmons, Tobias Harris und Co. werden sich durch die – an der Spitze – extrem eng besetzte Eastern Conference kämpfen, weil sie mit Embiid den dominanten Akteur an beiden Enden des Feldes stellen werden, der Giannis Antetokounmpo eins-gegeneins verteidigen und die Brooklyn Nets beherrschen kann.

In den Finals warten dann die Utah Jazz, deren Teambasketball eine durch Verletzungen geschwächte Western Conference dominieren wird, weil diese Mannschaft eingespielt und von allen Positionen aus gefährlich ist. Und dann … gewinnt Philly. Embiid hat keine Angst vor Gobert, Ben Simmons gibt die defensive Allzweckwaffe, Tobias Harris den effizienten Scorer – und die Schützen treffen von Downtown.

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Atlanta Hawks

Vorne hui, hinten … Text: André Voigt

Depth Chart Auch wenn der Kader recht tief ist: Es fehlt an Erfahrung – vor allem auf Point Guard.

POS Name PG T. Young B. Goodwin K. Dunn SG B. Bogdanovic L. Williams SF K. Huerter D. Hunter T. Snell C. Reddish PF J. Collins D. Gallinari S. Hill C C. Capela O. Okongwu B. Fernando

Alter 22 25 27 28 34 22 23 29 21 23 32 30 27 20 22

Coach

Nate McMillan

Lineups

D

ie Atlanta Hawks gingen in der Offseason 2020 in die … nun … Offensive. Bogdan Bogdanovic, Danilo Gallinari, Rajon Rondo, Tony Snell sowie Kris Dunn kamen als Free Agents und gesellten sich zum bereits 2019/20 per Trade verpflichteten Clint Capela. Das Ziel: Playoffs. Die Veteranen sollten dem jungen Kern bestehend aus All Star Trae Young, Kevin Huerter, Cam Reddish, De’Andre Hunter und John Collins die nötige Stabilität für den Angriff auf die NBA-Ostspitze verleihen. Das gelang, obwohl Stabilität im Allgemeinen aus vielerlei Gründen zur absoluten Mangelware wurde.

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Coach Lloyd Pierce wurde nach 34 Spielen (14-20-Bilanz) durch seinen Assistenten Nate McMillan ersetzt. Ersterer hatte zu einigen seiner Schützlinge unüberwindbare Differenzen aufgebaut, die McMillan sehr elegant umschiffte, weshalb er direkt seine ersten acht Partien gewann. Unter der Anleitung des ehemaligen Trainers der Indiana Pacers legten die Hawks von März bis April das fünftbeste Offensivrating (vorher 12.) der NBA auf und rangierten auf dem 15. Platz in der Defensive (23.). McMillan musste aber genau wie sein Vorgänger immer wieder mit Ausfällen klarkommen. Während etwa

Starting Lineup

Fünf Shooter

PG T. Young SG B. Bogdanovic SF K. Huerter PF J. Collins C C. Capela

PG T. Young SG K. Huerter SF T. Snell PF D. Gallinari C J. Collins

ORtg: 126,7 DRtg: 85,7 Min: 21,0

ORtg: 127,0 DRtg: 104,3 Min: 92,0

Bogdan Bogdanovic nach langer Pause erst im März wirklich fit wurde, fehlte Big Man John Collins den halben April. Die Youngsters Cam Reddish und De’Andre Hunter fielen gar über Monate aus. Dass die Hawks dennoch bis Redaktionsschluss um den Heimvorteil im Osten spielten, hatte viel mit Trae Young zu tun. Auch wenn er defensiv gerade so rudimentärsten Ansprüchen genügt – offensiv gibt er seinem Team eine Lightversion von Steph Curry, die viel Platz für andere schafft. Sicher, Youngs Dreierquote mag nur durchschnittlich sein, das hat aber vor allem mit der Wurfauswahl zu tun. 5,0 seiner 6,5 Versuche von Downtown

Fotos: Adam Pantozzi/Thearon W. Henderson/Getty Images

Viele Verletzungen führten dazu, dass zu Redaktionsschluss kein Lineup mehr als 200 Minuten auf dem Feld stand.


Power Ranking: 13 kommen aus dem Dribbling, bei einer Quote von nur 35,5 Prozent. Zum Vergleich: Curry trifft 42,8 Prozent seiner „Pullup-Dreier“. Es würde Young guttun, wenn er öfter aus dem Stand abdrücken könnte – genug Playmaker finden sich im Kader. Young ist trotzdem der Motor der Hawks-Offensive: Mehr als jeder fünfte Abschluss des Teams geht durch seine Hände. 55,3 Prozent der Pick-and-Roll-Offensive initiiert er mit dem Ball in der Hand, und das auf hohem Niveau als Scorer sowie Vorbereiter für die Kollegen. Letzteres wird ihm natürlich durch die vielen Dreierschützen im Team erleichtert. Tony Snell trifft aktuell absurde 57,1 Prozent von Downtown, wenn auch bei „nur“ 2,5 Versuchen. Der für Rondo gekommene Lou Williams legt 45,8 Prozent auf, Bodganovic (41,7) und Gallinari (40,7) verwerten ebenfalls exzellent. Hinzu kommen Huerter (37,7) und Collins (37,2), die ebenfalls besser von weit draußen treffen als ihr Star-Mitspieler. Die Offensivtaktik ist also recht schnell erklärt: Young läuft mit Capela das Pick-and-Roll bzw. mit Collins oder Gallinari das Pickand-Pop. Gleichzeitig warten in der Regel drei Schützen an der Dreierlinie, sodass sich ihr Verteidiger berufen fühlt, am Ball auszuhelfen. Ebenfalls Teil des Konzepts: die Offensivrebounds von Capela und Collins. Beide nutzen die öfter auftretende Tatsache, dass sie nach einem Block für Young von dessen Verteidiger gedeckt werden, um diesen beim Rebound zu überpowern. Wie sehr sich der Angriff der Hawks über Young definiert? Nur Damian Lillard (6,23 Sekunden) hält den Ball im Schnitt länger in seinen Händen als Young (6,10). 10,8 Punkte erzielen die Falken auf 100 Ballbesitze gerechnet mehr, wenn „Ice Trae“ auf dem Feld steht. Etwas mehr Abwechslung könnte Atlanta in dieser Hinsicht

aber guttun. Vor allem Bogdan Bogdanovic zeigte sich im Pickand-Roll als Passgeber sowie Scorer sehr effizient. Zusammen mit Lou Williams übernimmt er das Scoring im Backcourt, wenn Young sitzt. Übrigens: Das Zusammenspiel von „Sweet Lou“ und „Ice Trae“ … suboptimal. Defensiv extrem angreifbar, legten sie in ihren gemeinsamen Minuten 20,8 Punkte weniger auf als der jeweilige Gegner. Stichwort Verteidigung: 22 Teams erzielen ein besseres Defensivrating als die Hawks– die nach einem Zwischenhoch unter McMillan wieder abstürzten. Mit Young und Williams spielen gleich zwei große Sicherheitsrisiken sehr große Rollen in der Rotation. Beide sind Leichtbau-Guards, die im Pick-andRoll Hilfe brauchen. Da diese von den Verteidigern des Blockstellers kommen muss, entsteht eine Kettenreaktion, die längst nicht immer von „Defensive Player of the Year“-Kandidat Clint Capela aufgefangen werden kann. Dabei verteidigen die Hawks sogar gut an der Dreierlinie, wo sie nur die zweitniedrigste Quote erlauben. Der Defensivrebound ist jedoch ein Problem – sowie die Tatsache, dass nur zwei Mannschaften weniger Ballverluste des Gegners forcieren. Von 31 Partien gegen Teams, die mehr als die Hälfte ihrer Spiele gewannen, konnte Atlanta nur zwölf gewinnen. Dass es einfach zu viele Sollbruchstellen in der Verteidigung gibt, darauf deuten auch die „Clutch“Stats der Hawks hin. In den letzten fünf Minuten von Partien, in denen ein Team mit fünf Punkten oder weniger führt, legte Atlanta miese Verteidigungswerte auf: mit 49,5 Prozent die höchste erlaubte Feldwurfquote, mit 38,6 Prozent die vierthöchste erlaubte Dreierquote, mit 1,8 die ligaweit zweitmeisten gegnerischen Assists. Ergo: Wenn es darauf ankommt, fehlt hinten der Zugriff. In den Playoffs ist das ein echtes Problem.

Stats 2020/21 NAME Trae Young John Collins De’Andre Hunter Clint Capela Bogdan Bogdanovic Danilo Gallinari Kevin Huerter Cam Reddish Lou Williams Tony Snell Brandon Goodwin Solomon Hill

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 56 34,2 35,9 47,6 49,9 87,8 3,9 9,4 0,9 0,2 4,2 1,8 25,5 56 29,9 38,0 61,0 60,0 83,5 7,6 1,3 0,6 1,0 1,3 3,1 17,7 20 31,3 35,6 59,6 57,2 86,7 5,1 2,1 0,9 0,5 1,4 2,7 16,0 57 30,2 0,0 59,1 59,1 56,7 14,5 0,8 0,7 2,1 1,1 2,3 15,4 38 29,2 41,6 50,7 57,5 89,2 3,8 3,3 1,0 0,3 1,3 2,2 15,2 45 23,8 40,4 44,4 53,2 93,8 4,0 1,4 0,5 0,2 0,9 2,1 13,2 63 31,2 36,7 51,6 53,4 79,0 3,3 3,5 1,2 0,3 1,2 2,4 12,2 26 28,8 26,2 46,0 42,8 81,7 4,0 1,3 1,3 0,3 1,3 2,6 11,2 17 23,3 44,2 36,5 44,1 85,1 2,1 3,4 0,5 0,1 1,8 0,9 11,1 42 21,0 56,7 40,0 70,5 100,0 2,3 1,3 0,3 0,3 0,5 1,5 5,4 45 13,5 30,4 42,7 44,1 65,9 1,5 2,0 0,3 0,0 0,8 0,9 4,9 64 21,8 32,0 44,6 47,0 76,2 3,0 1,0 0,7 0,2 0,6 1,7 4,7

Shot Chart

+ Stärken Offensiv können die Hawks auch in den Playoffs für Furore sorgen. Young wird im Pick-and-Roll seine Big Men oder die Schützen freispielen. Atlanta hat viele Optionen im Angriff und erfahrene Akteure, die gerne den wichtigen Wurf nehmen.

- Schwächen Defensiv dürften Young und Williams gejagt werden. Gerade Matchups mit physisch starken Dribblern könnten zum Albtraum werden. Die Stärke bei den Offensivrebounds wird durch die Schwäche am eigenen Brett und die wenigen forcierten Ballverluste zunichtegemacht.

= Fazit Die Hawks können offensiv auch gegen die Top-Teams im Osten mithalten. Defensiv bieten sie jedoch zu viel Angriffsfläche, um weit zu kommen. Für die Youngsters im Team sind es zudem die ersten NBA-Playoffs, eine gewisse Unerfahrenheit wird sich ebenfalls bemerkbar machen.

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Boston Celtics

Nicht so tragisch Text: Ole Frerks

Depth Chart Die Flügelrotation sieht nicht mehr ganz so schlimm aus. Die „Jugend“ ist dennoch gefragt – und Fournier soll die Bank beleben.

POS Name PG K. Walker P. Pritchard SG M. Smart E. Fournier R. Langford SF J. Brown A. Nesmith PF J. Tatum S. Ojeleye G. Williams J. Parker C R. Williams T. Thompson L. Kornet T. Fall

Alter 30 23 27 28 21 24 21 23 26 22 26 23 30 25 25

Coach

Brad Stevens

Lineups Williams sollte nach dem Theis-Trade übernehmen, fiel dann aber aus. Thompson ist eine gute Alternative. Starting Lineup

Bill Murray Lineup*

D

ie richtig guten Teams entstehen oft über einen mehr oder weniger linearen Prozess – Talente werden gedraftet, der Kader entwickelt sich, erstmals werden die Playoffs erreicht, dann vielleicht die erste Serie gewonnen. Schritt für Schritt arbeiten sich diese Teams nach oben, wenn sie die Zeit bekommen und nicht etwa durch Trades, die Free Agency oder dergleichen auseinanderfallen. Oder es läuft wie bei den Celtics … Boston hat in drei der vergangenen vier Jahre die ConferenceFinals erreicht, dabei befindet sich der beste Spieler des Teams gerade erst in seiner vierten Saison. Gefühlt war die Mannschaft schon ziemlich nah an den

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Finals dran, es lässt sich locker dafür argumentieren, dass es mit einem weiteren fitten Spieler (Gordon Hayward) schon 2020 für diesen Schritt gereicht hätte. Es wurde jedoch nichts damit, und auf der Oberfläche haben die Celtics diese Trajektorie in der Folge verlassen. Hayward wanderte für viel Geld nach Charlotte ab und setzte damit einen gewissen Aderlass der jüngsten Vergangenheit fort, nachdem auch Kyrie Irving und Al Horford ihr jeweiliges Heil anderswo suchten. Im Gegensatz zur Vorsaison konnte Boston diesen Abgang vorerst aber nicht kompensieren, zumal mit Kemba Walker einer der wenigen verbliebenen Veteranen den Saisonstart

PG K. Walker SG M. Smart SF J. Brown PF J. Tatum C R. Williams

PG K. Walker SG M. Smart SF J. Brown PF J. Tatum C T. Thompson

ORtg: 118,9 DRtg: 116,6 Min: 111,0

ORtg: 130,5 DRtg: 131,7 Min: 58,0

verpasste und verletzungsbedingt lange nach seiner Form suchte. Boston wurde dadurch nicht zu einem schlechten Team – aber zu einem, das sich weitaus weniger Fehler erlauben konnte als vorher. Zum Saisonstart war insbesondere die Flügelrotation so dünn besetzt, dass Brad Stevens oft kaum bessere Alternativen sah, als mit Daniel Theis (mittlerweile in Chicago) und Tristan Thompson zwei Center starten zu lassen. Fiel einer der etablierten Wings – Marcus Smart, Jaylen Brown oder Jayson Tatum – aus, war der Qualitätsverlust stets massiv. Und diese Ausfälle gab es zuhauf: Allein Smart verpasste 20 Spiele,

Fotos: Brian Babineau/NBAE via Getty Images

*Wohoho … I don’t play defense!


Power Ranking: 15 und auch die beiden All Stars mussten phasenweise zusehen. Tatum infizierte sich sogar mit dem Coronavirus und gab im Anschluss offen zu, dass er mit Langzeitfolgen zu kämpfen hatte und noch über zwei Monate nach der Infektion vor Spielen inhalieren musste. Aufgrund der vielen Ausfälle und des in der Breite sehr unerfahrenen Kaders verloren die Celtics eine der Stärken, die sie unter Coach Stevens eigentlich fast immer gehabt hatten: Bis zum All-Star-Break belegten sie defensiv nur den 16. Platz, und auch offensiv waren ihre Leistungen eher graues Mittelmaß. Zeitweise kam das Potenzial zwar durch, aber bis Anfang April hatte das vermeintliche Top-Team nur zweimal mehr als drei Spiele am Stück gewonnen. Es fehlte an Konstanz, weshalb das Umfeld teilweise sehr ungeduldig wurde und sogar in Frage stellte, ob nicht vielleicht sogar Brown und Tatum schuld an der misslichen Lage waren … was jedoch Unsinn war. Auch wenn die Ergebnisse nicht stimmten, konnte Boston mit Brown und Tatum individuell eigentlich nur zufrieden sein. Brown steigerte sich im Vergleich zur Vorsaison massiv als Offensivspieler, wurde besser darin, sich selbst Würfe zu erarbeiten, und legte Career-Highs in allen relevanten Scoring-Kategorien auf. Der ein Jahr jüngere Tatum wuchs vor allem als Playmaker in den Phasen ohne Walker – wenn der Covid-geprägte Februar ausgeklammert wird, war seine Saison unterm Strich überragend. Zumal sich der zweifache All Star, wie schon im Jahr zuvor, mit zunehmendem Saisonverlauf noch weiter steigerte. Brown und Tatum sind als junge All Stars auf den aktuell wohl gefragtesten Positionen langfristig nicht das Problem, sondern die Lösung für Boston und ein Tandem, um das die Celtics mehr als die Hälfte der Liga beneiden dürfte.

Was die Celtics sich vielmehr vorwerfen mussten, war der um sie herum nicht gut zusammengestellte Kader. Das Management um Danny Ainge erkannte dies zumindest an und versuchte, rund um die Trade-Deadline ein paar Baustellen anzugehen. Mit Evan Fournier kam aus Orlando ein dynamischer Flügel-Scorer, der zusätzliches Shooting, Playmaking und etwas Punch von der Bank bringen sollte. Theis fiel finanziellen Bedenken zum Opfer und dem Wunsch, dem jungen Robert Williams mehr Spielzeit zu verschaffen. Etwas später kam dann auch noch Free Agent Jabari Parker als zusätzlicher Scorer und potenzielle Smallball-Fünf. Alle Probleme waren damit nicht gelöst – zumal Fournier und Williams ganz im Trend der Saison ebenfalls umgehend wieder Spiele verpassten. Dennoch schafften es die Celtics, im April (nachdem sie auf 23-25 gefallen waren und eins ihrer fast schon berühmten Team-Meetings abhielten) endlich häufiger ihr Potenzial abzurufen. Deutliche Siege gegen Top-Teams wie Denver oder Phoenix entfachten wieder etwas Hoffnung, im April meldete sich auch die Defense (Top 3) wieder zurück … und Walker erinnerte zunehmend an den All Star früherer Tage. Vor den Playoffs haben die Celtics somit etwas von einer Wundertüte. Die potenziellen Go-toLineups standen über die Spielzeit nicht wahnsinnig oft gemeinsam auf dem Court, Fournier konnte kaum integriert werden, und beim Supporting Cast überwogen die Fragezeichen (abgesehen vielleicht von … ausgerechnet … Rookie Payton Pritchard). Dominanz wie von den „richtigen“ Top-Teams im Osten war von ihnen selten zu sehen. Andererseits spielten die Celtics kurz vor Saisonende ihren besten Basketball – und wir haben ja schon gelernt, dass nicht jede Entwicklung linear ablaufen kann.

Stats 2020/21 NAME Jayson Tatum Jaylen Brown Kemba Walker Marcus Smart Evan Fournier Robert Williams Tristan Thompson Payton Pritchard Jabari Parker Semi Ojeleye Grant Williams Aaron Nesmith

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 58 35,9 39,3 49,7 53,1 87,3 7,4 4,4 1,1 0,4 2,7 1,9 26,5 58 34,5 39,7 53,6 55,8 76,4 6,0 3,4 1,2 0,6 2,7 2,9 24,7 39 31,5 34,8 47,7 50,1 91,8 3,9 5,0 1,1 0,3 2,1 1,4 18,2 44 33,0 33,6 48,1 49,4 79,9 3,5 5,7 1,5 0,5 1,9 2,6 13,5 10 27,8 39,2 35,3 49,4 75,0 3,0 1,9 1,4 0,5 1,3 2,5 9,0 50 19,1 0,0 72,3 71,7 63,4 7,0 1,8 0,8 1,8 1,0 2,1 8,1 50 23,4 0,0 52,3 51,8 60,5 8,1 1,3 0,4 0,6 1,1 2,2 7,7 59 19,4 41,7 50,0 57,3 90,7 2,3 1,8 0,5 0,2 0,9 1,6 7,7 6 12,7 0,0 63,6 53,8 75,0 3,2 1,0 0,2 0,5 0,7 0,7 5,2 51 17,3 38,1 43,9 53,4 75,0 2,6 0,7 0,3 0,0 0,4 1,1 4,7 56 18,1 37,4 50,0 53,3 55,0 2,8 1,0 0,5 0,4 0,9 2,5 4,4 39 13,7 38,2 54,2 56,2 70,0 2,5 0,4 0,3 0,2 0,5 1,7 4,3

Shot Chart

+ Stärken Tatum hat sein Finishing verbessert und ist nun kaum noch zu halten. Brown ist eine elitäre zweite Option. Mittlerweile ist die Defense wieder auf gutem Niveau angekommen. Die Starting Five muss sich in Sachen Vielseitigkeit vor niemandem verstecken.

- Schwächen Noch immer fehlt es an Tiefe. Wenn der Dreier nicht fällt, stagniert die Offense. Wenige Spieler im Team sind natürliche Playmaker, außerdem ist die Freiwurfrate immer noch niedrig. In der jetzigen Version sind nur vier Akteure wirklich eingespielt.

= Fazit Zur Top 3 im Osten fehlt ein ganzes Stück – jedes andere Team könnten die Celtics jedoch schlagen, wenn es ideal läuft. Walker ist ein X-Faktor, denn seine Dynamik (wenn gesund) ist vom Rest des Teams nicht zu ersetzen. Ein tiefer Run ist diesmal unwahrscheinlich.

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Brooklyn Nets

Das SuperDuper-Team? Text: André Voigt

Depth Chart Klar, eigentlich sind Irving und Harden beide Point Guards. Durant wird in den Playoffs auch mal Center spielen.

POS Name PG K. Irving M. James SG J. Harden B. Brown L. Shamet T. Johnson SF J. Harris T. Luwawu-Cabarrot PF K. Durant A. Johnson R. Perry C J. Green B. Griffin N. Claxton D. Jordan

Alter 29 30 31 24 24 29 29 26 32 25 21 34 32 22 32

Coach

Steve Nash

Lineups

P

ublic Enemies #1“, so lautet der Titel dieser Ausgabe. Denn genau das waren die Brooklyn Nets zwischenzeitlich in dieser Spielzeit. Dass mit James Harden ein MVP-Kandidat nach schäbigen Aktionen gegenüber seinem Ex-Team in Houston per Trade zu Kevin Durant und Kyrie Irving kam … geschenkt. Dass aber ohne Gegenleistung als Buyouts Blake Griffin und LaMarcus Aldridge in „the Borough“ anheuerten, das schlug für viele Fans außerhalb von BK dem kompetitiven Fass den Boden aus. Superteam? Hier entstand ja wohl ein absolutes Super-Duper-Team, die ultimative Perversion der Player-

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Empowerment-Ära der NBA, in der sich perfide planende Stars ihre eigenen Fantasyteams zusammenstellen und jegliche Art der Wettbewerbsgleichheit in den Wind schießen. Es war eine Überreaktion, die zum Zeitgeist passte. Und wie es nun mal so ist mit Überreaktionen: Sie sind in der Regel drüber. Aldridge entschied für das plötzliche Karriereende, nachdem er fünf Partien als Net absolviert hatte und bei ihm Herzrhythmusstörungen auftraten. Griffin kam nach seinem Wechsel aus Detroit als „Stretch“-BigMan (im April mit nur 31,8 Prozent Dreierquote), der den einen oder anderen

Starting Lineup

Die meisten Minuten

PG K. Irving SG J. Harden SF J. Harris PF K. Durant C J. Green

PG K. Irving SG J. Harden SF B. Brown PF J. Harris C D. Jordan

ORtg: 125,6 DRtg: 108,2 Min: 141,0

ORtg: 116,8 DRtg: 112,2 Min: 192,0

Assist verteilte, sich aber defensiv keineswegs für höhere Aufgaben in den Playoffs empfahl. Genau um die Meisterung jener geht es aber in dieser Saison für das Team von Trainerneuling Steve Nash. 2019/20 wartete die Franchise auf den noch von seinem Achillessehnenriss genesenden Durant, dieses Jahr soll mit ihm, Irving und Harden der Titel her – alles andere wäre eine Enttäuschung. Nash und sein Team finden sich aber in einer bemerkenswerten Position wieder. Auf der einen Seite sind sie ein absoluter Top-Favorit auf den Titel. Die Nets legten in der regulären Saison das beste Offensivrating auf … ALLER

Fotos: Nathaniel S. Butler/Al Bello/Getty Images

Nein, diese Nets sind nicht eingespielt. Irving, Harden und Durant absolvierten bis Redaktionsschluss zusammen 186 Minuten.


Power Ranking: 03 ZEITEN. Gleichzeitig hatten die drei Hauptprotagonisten des Teams – Harden, Irving und Durant – in gerade mal sieben Spielen das Parkett geteilt. In diesen sieben Partien legten sie in 184 Minuten ein Offensivrating von 122,4 auf. Das ist ein guter Wert, aber – wenn es um Trios und ihre gemeinsame Zeit auf dem Feld geht – beileibe kein komplett außergewöhnlicher. Der Grund: Irving, Harden und Durant sind schlicht noch nicht eingespielt. Wie auch? Verletzungen warfen die beiden Letzteren immer wieder zurück. Bei Harden stand zu Redaktionsschluss noch nicht mal fest, wann er in den Kader zurückkehren würde. Irving verpasste immer mal wieder Spiele aus persönlichen Gründen oder aufgrund kleinerer Schonungsmaßnahmen. Und so geht Nash eventuell mit drei absoluten Superstars in die Playoffs, sogar zwei Ex-MVPs, aber quasi ohne gemeinsame Erfahrung und etablierte Automatismen in der Verteidigung. Selbst wenn nur der März und April betrachtet werden, rangieren die Nets auf dem 23. Platz beim Defensivrating. Nash schickte 34 verschiedene Startformationen zum Sprungball. Insgesamt trugen 27 Akteure 2020/21 das Nets-Jesey. Dass Brooklyn trotz allem überhaupt in den letzten Tagen der regulären Saison um die Ostspitze mitkämpfte, war ein mittleres Wunder. Aber dieser Kader birgt eben eine wahnwitzig hohe Qualität. Irving legte trotz zum Teil schwierigster Abschlüsse eine Karrierebestleistung bei der effektiven Feldwurfquote auf. Der Guard war offensiv unwiderstehlich und trug sein Team im Angriff, wenn die anderen beiden Superstars fehlten. Harden kam nach seinem Trade als anderer Mensch und Basketballer in New York an. Vorbei waren die Isolations-Arien, die „No

Pass and Fire“-Offensive aus RocketsTagen. „El Chapo“ verstand sich plötzlich als „Pass first“-Aufbau, den wohl nur seine lange Verletzungspause den Assist-Titel kostete. Nicht falsch verstehen: Harden scorte natürlich noch immer auf hohem Niveau, und natürlich attackierte er auch oft aus Isolationen heraus. Das Ganze ergab sich aber organisch und nicht so pervers oft wie noch in Houston. Es war allerdings Durant, der die Saison als Topscorer der Nets beendete. Der Kurzarbeiter absolvierte zwar nicht mal die Hälfte aller Partien – wenn er aber dabei war … wow … noch nie hat jemand einen Achillessehnenriss so gut weggesteckt wie „KD“. Hätte er nur ein bisschen besser seine Freiwürfe getroffen, der 32-Jährige wäre in den 55-45-90-Klub aufgenommen worden. So reichte es nur für die 55-45-87-Bruderschaft … Mitglieder in der Saison 2020/21: eins. Dieses Trio schmeißt die Ballaktionen im Angriff quasi im Alleingang. 70 Prozent aller Abschlüsse eines Pick-and-RollDribblers gehen auf sie, genau wie 82 Prozent der Isolationen. Irving, Harden und Durant sind von einem Verteidiger in der Regel nicht zu stoppen. Wird Hilfe in ihre Richtung geschickt, sind alle drei willige Passgeber, die die Schützen oder abrollenden Big Men nur allzu gern in Szene setzen. Joe Harris freut sich, er führte die Liga bei der Dreierquote an. Jeff Green, DeAndre Jordan oder Nic Claxton nehmen gern den einen oder anderen Lobpass mit. Sind die Nets also der TopFavorit #1 – das Team, welches alle unbedingt schlagen wollen? Das mag sein. Trotz aller Qualität überwiegen aber die Fragen in Sachen Defensive und Eingespieltheit. Doch wenn ein Kader all diese ehernen Gesetze des Basketballs außer Kraft setzen kann, dann diese Nets …

Stats 2020/21 NAME Kevin Durant Kyrie Irving James Harden Joe Harris Jeff Green Blake Griffin Landry Shamet Bruce Brown DeAndre Jordan Nicolas Claxton Mike James Alize Johnson

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 28 32,9 47,8 58,1 62,4 87,6 6,8 5,2 0,7 1,2 3,6 2,0 28,1 48 35,2 38,1 56,0 56,4 92,5 5,0 6,3 1,3 0,6 2,5 2,5 26,8 34 37,3 36,1 54,8 54,5 86,7 8,7 11,0 1,3 0,7 4,1 2,4 25,4 65 30,9 48,0 56,3 66,1 77,0 3,5 1,9 0,7 0,2 0,8 2,0 14,3 61 27,4 38,6 55,5 56,6 79,0 3,9 1,7 0,6 0,4 0,8 1,8 10,7 19 20,6 36,8 55,8 55,6 77,8 5,0 2,3 0,7 0,6 1,3 2,7 9,7 54 22,6 39,3 47,7 55,9 86,1 1,9 1,6 0,5 0,1 0,9 1,5 9,6 58 22,0 29,1 59,0 56,7 73,6 5,1 1,6 0,9 0,4 0,9 2,3 8,6 55 22,3 0,0 76,9 76,6 51,2 7,5 1,7 0,3 1,2 1,5 2,0 7,7 25 18,5 20,0 60,0 58,8 50,0 5,0 1,1 0,8 1,2 0,6 2,1 6,6 6 17,2 27,3 38,5 39,2 66,7 1,7 3,7 0,2 0,0 1,5 0,5 6,2 15 12,1 16,7 64,4 60,8 100,0 5,9 0,9 0,3 0,3 0,6 1,0 6,1

Shot Chart

+ Stärken Offensiv kann diesem Kader (in voller Besetzung) niemand das Wasser reichen. Die Stars sind absolute Oberklasse, die Ergänzungsspieler bestrafen jedes Doppeln.

- Schwächen Defensiv sind die Nets ein Lottery-Team, und die Mängelliste ist lang. Was passiert, wenn sie in einer Serie in Rückstand geraten? Es gibt quasi keine Automatismen.

= Fazit Die Nets sind natürlich ein Favorit auf den Titel, aber defensiv bestehen so viele Fragezeichen, dass die Meisterschaft auf 2022 vertagt werden sollte. Wie gut kommen sie mit physischen Ballhandlern klar?

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Charlotte Hornets

Der Buzz ist da Text: Torben Adelhardt

Depth Chart Ist Hayward fit? Wie schlägt sich JungPlaymaker Ball in seinen ersten Playoffs?

POS Name PG L. Ball D. Graham G. Riller SG T. Rozier M. Monk B. Wanamaker SF G. Hayward Co. Martin Ca. Martin PF P.J. Washington M. Bridges J. McDaniels C C. Zeller B. Biyombo

Alter 19 25 24 27 22 31 30 25 25 22 22 22 28 28

Coach

James Borrego

Lineups

C

harlotte, die „Buzz City“: Bei keiner anderen NBA-Franchise gab es zuletzt eine größere Diskrepanz zwischen dem Spitznamen und dem spielerischen Produkt auf dem Basketballfeld als bei den Hornissen aus North Carolina. Von einem „Buzz“ war wenig zu spüren: Der letzte Playoff-Auftritt datiert vom 01. Mai 2016. Seither sehnt sich die Franchise nach einem Heilsbringer, der sie mittelfristig wieder zur NBA-Relevanz und in die Playoffs führen kann. Ein Jungprofi, der spielerisches Talent mit spektakulärem Flair vereint. Auftritt LaMelo Ball … Das Hornets-Management zog den jüngsten Zögling des Ball-

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Familienclans in der Draft 2020 an dritter Stelle. Daraufhin entfachte sich in Windeseile ein mediales Interesse, das die hauseigene PR-Abteilung aus der langjährigen Kurzarbeit geholt haben dürfte. Wie sich der extrovertierte Spielgestalter in seiner Rookie-Saison präsentieren würde, gehörte zu den spannendsten Storylines der NBA-Saison 2020/21. Nach 72 Spielen lässt sich festhalten: Der „Buzz“ ist gekommen, um zu bleiben. „Wir haben mit LaMelo und Gordon Hayward zwei elitäre Playmaker dazubekommen, die für sich selbst und andere kreieren können“, schwärmte Headcoach James Borrego vor Saisonbeginn von seinen populären

Starting Lineup

Smallball Lineup

PG L. Ball SG T. Rozier SF G. Hayward PF P.J. Washington C C. Zeller

PG D. Graham SG T. Rozier SF C. Martin PF M. Bridges C C. Zeller

ORtg: 122,0 DRtg: 115,0 Min: 122,0

ORtg: 135,2 DRtg: 113,8 Min: 82,0

Neuzugängen. „Große Ballhandler – das war eine Planstelle in unserem Kader, die wir adressieren mussten. Mit ihnen haben wir nun zusätzliche Länge, PlaymakingTalent und Basketball-IQ erhalten.“ Dass das Gespann um Ball und Hayward die Hornets-Offensive unberechenbarer macht, war auf Anhieb zu erkennen. Nach einer kurzen Akklimatisierungsphase brachte Ball in seinem zehnten NBA-Spiel mit 22 Punkten, 12 Rebounds und 11 Assists sein erstes Triple-Double zu Papier. Insgesamt kam er bis zu seiner Verletzungspause auf 15,9 Punkte und 6,1 Assists bei einer ordentlichen True-Shooting-Quote von 56,1 Prozent. Wie der 1,98-Meter-Aufbauspieler

Fotos: Brock Williams-Smith/Adam Glanzman/Jacob Kupferman/Getty Images

Verletzungen zwangen Borrego dazu, ein Smallball-Lineup zu installieren. Washington und Bridges harmonieren offensiv wie defensiv.


Power Ranking: 17 mit dem Ball in seinen Händen durch gegnerische Verteidigungen gleitet und dabei stets den Kopf oben hält, um seine Mitspieler in Szene zu setzen, ist außergewöhnlich. Sein Spielwitz und die Passqualitäten machten seinen Teamkollegen auf Anhieb das Leben um einiges einfacher. Zu den Profiteuren gehört auch Terry Rozier, der seit dieser Saison in erster Linie abseits des Balles agiert. Dort bekommt er eine Vielzahl von Blöcken gestellt und bewegt sich in die freien Räume. „Scary Terry“ nimmt den Großteil seiner Abschlüsse aus dem Catch-and-Shoot (1,35 Punkte pro Abschluss). Insgesamt drückt der 27-Jährige so oft von Downtown ab wie noch nie in seiner Karriere. Wenn sich der Guard nicht gerade um Blöcke schlängelt, läuft er das Pick-and-Roll als Dribbler. Dass Rozier auch in diesen Aktionen mit 0,9 Punkten pro Abschluss eine ScoringGefahr ausstrahlt, macht ihn zum idealen Backcourt-Partner von Ball und Devonte’ Graham. Vor allem Letztgenannter weiß ebenfalls, wie er sich abseits des Balles bewegen muss, um sich als Schütze anzubieten. 28,6 Prozent seiner Würfe kommen aus diesen Spotup-Situationen. Seine durchschnittliche Punkteausbeute von 1,31 ist ein elitärer Wert und wird in diesem Volumen (mindestens vier Würfe pro Spiel) nur von Marcus Morris und Joe Harris übertroffen. Wie gefährlich das wurfgewaltige Guard-Duo in einem kleinen Stichprobenumfang sein kann, zeigt ein Blick auf die besten OffensivAufstellungen der Hornets: Es gibt vier Fünf-Mann-Lineups, die mindestens 125 Punkte pro 100 Angriffe erzielen – in drei von ihnen bilden Graham und Rozier das Backcourt-Duo. Gesellt sich noch Ball als Dribbler und Vorlagengeber zu diesem Shooting-Tandem, wird es hochexplosiv: Das Trio stand für 213 Angriffe zusammen auf dem Feld und kommt in diesen Minuten auf ein Offensivrating von 131 – teaminterner Bestwert.

Alle drei können das Pickand-Roll laufen, den Ball bewegen und sowohl aus dem Dribbling als auch im Stehen den Distanzwurf treffen. Auf die Defensiven rollt in diesen Momenten eine Armada an Drive-and-Kick-Spezialisten zu, die Trainer Borrego durch sehr vielschichtige Setplays gewinnbringend einzusetzen weiß. Dass die Hornets trotz der langwierigen Verletzungen von wichtigen Rotationsspielern wie Malik Monk, Cody Zeller, Hayward und Ball in diesem Jahr beeindruckende Duftmarken setzen konnten, hängt auch mit den spielerischen Fortschritten der anderen Youngsters zusammen. Der athletische Flügelspieler Miles Bridges sieht seine Minuten mittlerweile exklusiv als Smallball-Vierer. Mit seinem sicheren Distanzwurf sorgt er dort für zusätzliches Spacing und ist zudem als sprunggewaltiger Vollstrecker eine stetige Alley-Oop-Gefahr. Zweitjahresprofi P.J. Washington spielte 2019/20 noch vornehmlich neben einem traditionellen Big Man wie Bismack Biyombo oder Zeller. Borrego machte in den vergangenen Monaten aus der Not – sprich: Verletzungen – eine Tugend und stellte Washington als nominellen Fünfer auf. Das Ergebnis: Die Hornets erzielen mit Washington auf Center sieben Punkte mehr, als sie kassieren. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Washington trifft ebenfalls 40 Prozent von Downtown und zwingt seine Big-Man-Defender, ihn auf dem Flügel zu verteidigen. So entstehen Lücken im defensiven Mannschaftsgefüge, die Spieler wie Bridges, die Martin-Zwillinge oder Jalen McDaniels für Cuts zum Korb des Gegners ausnutzen. Bis hierhin ist der 120-Millionen-Mann Gordon Hayward nur in Nebensätzen aufgetaucht. Aufgrund seiner anhaltenden Verletzungssorgen ist aktuell unklar, ob der 30-jährige Flügelspieler seinem Team in der Postseason effektive Unterstützung leisten kann.

Stats 2020/21 NAME Terry Rozier Gordon Hayward LaMelo Ball Devonte’ Graham Malik Monk P.J. Washington Miles Bridges Cody Zeller Brad Wanamaker Jalen McDaniels Bismack Biyombo Cody Martin

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 61 34,0 39,7 51,8 55,8 82,9 4,2 4,1 1,2 0,4 1,9 1,7 20,3 44 34,0 41,5 49,9 53,7 84,3 5,9 4,1 1,2 0,3 2,1 1,7 19,6 43 28,7 36,8 50,5 52,4 77,7 5,9 6,1 1,6 0,4 2,9 2,8 15,7 51 30,0 37,3 37,6 50,6 82,1 2,7 5,4 0,9 0,1 1,6 1,4 14,5 34 21,9 43,1 49,1 57,1 81,8 2,6 2,0 0,5 0,1 1,4 1,3 13,0 57 30,0 39,7 48,4 53,0 75,2 6,2 2,5 1,0 1,3 2,1 2,7 12,8 64 29,0 40,5 59,2 59,9 86,2 6,1 2,2 0,7 0,8 1,6 2,1 12,4 40 20,5 15,4 58,6 55,1 73,1 6,7 1,9 0,6 0,4 1,0 2,3 9,0 18 18,5 13,0 49,4 43,1 87,1 1,6 3,3 0,7 0,3 1,7 1,8 6,7 39 17,0 34,6 54,1 53,3 70,8 3,1 1,0 0,6 0,3 0,9 1,9 6,6 58 20,7 0,0 58,6 58,3 44,6 5,3 1,3 0,3 1,1 1,0 2,1 5,1 52 16,3 27,6 51,5 48,4 58,1 3,1 1,7 0,7 0,2 0,8 1,0 4,0

Shot Chart

+ Stärken Dynamische Guard-Scorer, groß gewachsene Spielgestalter auf dem Flügel und Shooting auf allen Positionen: Ist die gesamte Kapelle fit, bieten die Charlotte Hornets offensiv ein explosives Gesamtpaket. Die Five-Out-Aufstellungen mit Washington auf Center sind schwer zu verteidigen. Borrego ist ein kreativer Taktiker.

- Schwächen Die Hornets leben von ihrem Fastbreak nach Ballgewinnen sowie einem heißen Händchen von außen – eine gefährliche Abhängigkeit. Als Team treffen sie unterirdisch am Korb, zudem sind die Ballhandler bei Drives anfällig für Ballverluste. Verletzungssorgen und fehlende Playoff-Erfahrung bei den Schlüsselspielern machen skeptisch.

= Fazit Die Hornets sind schwer einzuschätzen. Verletzungen wirbelten die Rotationen durcheinander. Auf welche Aufstellungen vertraut Borrego? Bridges ist als Smallball-Vierer der X-Faktor. Ball überzeugte mit seiner Kreativität und Unbekümmertheit – ist er schon fit und reif genug für die Playoffs?

59


Chicago Bulls

Neuer Oberbulle? Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Die Trade-Deadline brachte mehr Quantität in den Kader, eine Zwölf-Mann-Rotation steht für Donovan parat.

POS Name PG T. Satoransky C. White R. Arcidiacono SG Z. LaVine G. Temple J. Green SF P. Williams D. Valentine T. Brown PF D. Theis T. Young A. Aminu C N. Vucevic L. Markkanen C. Felicio

Alter 29 21 27 26 35 27 19 27 21 29 32 30 30 23 28

Coach

Billy Donovan

Lineups

I

n den „Win now“-Modus schalten … bei einer Bilanz von 19-24 und dem zehnten Platz in der Eastern Conference. Und dabei zwei zukünftige Erstrundenpicks sowie in Wendell Carter Jr. einen Lottery-Pick opfern … Das Management der Chicago Bulls entschied sich zur Wechselfrist genau zu diesem folgenschweren Schritt und wird gehofft haben, mit AllStar-Center Nikola Vucevic vor allem kurzfristig einen Schub zu bekommen. Bei Redaktionsschluss war stattdessen eher ein Pull-Faktor auszumachen: Denn die Bulls wurden von den Playoff-Rängen weggezogen. Auf dem elften Platz stehend hatten die Bulls

60

mit Vucevic als Starting Center elf von 18 Spielen verloren, die Franchise kämpfte eher um eine Teilnahme am Play-InTournament des Ostens. Die Qualitäten von Vucevic sind unbestritten: In Orlando hat sich der 30-Jährige Jahr für Jahr zu einem konstanten 20/10-Center entwickelt, der offensiv lange Zeit einer der meistunterschätzten Akteure der Liga war. Vucevic’ Spiel kam lange Zeit „oldschool“ daher, doch in dieser Saison hat er es noch weiter nach außen verlagert. Dabei hat „Vooch“ seine Stärken am Korb beibehalten: Er sucht ligaweit die drittmeisten Abschlüsse am Zonenrand und sogar die zweitmeisten als Abroller.

Starting Lineup

Playmaking Five

PG T. Satoransky SG Z. LaVine SF P. Williams PF D. Theis C N. Vucevic

PG T. Satoransky SG Z. LaVine SF P. Williams PF T. Young C N. Vucevic

ORtg: 86,5 DRtg: 129,8 Min: 21,0

ORtg: 110,2 DRtg: 108,9 Min: 116,0

Während er zu den effizientesten Lowpost-Scorern der Liga gehört, agiert er als Blocksteller im Pick-and-Roll nicht so effizient. Was nicht nur an Vucevic liegt, sondern auch an der Risikobereitschaft der Chicago Bulls. Denn mit Vucevic hat sich die Franchise zwar einen Spieler von All-Star-Kaliber geholt – welcher aber auch erst in die Offensive integriert werden musste. In dieser Saison hat das Team aus der „City of Broad Shoulders“ große Playmaker-Verantwortung in die Hände von Zach LaVine gelegt. Und der hat diese Rolle durchaus gemeistert: mit den effizientesten Werten als Ballhandler und

Fotos: Jonathan Daniel/Jordan Johnson/NBAE via Getty Images

Ein effizientes Lineup mit LaVine und Vucevic? Schwierig. Vielleicht das mit vier Spielern, die jeweils mehr als 3,6 Assists pro Spiel liefern.


Power Ranking: 23 der höchsten Assistrate seiner Karriere, wenn auch anfällig für Ballverluste. Bei den Bulls lernte LaVine in gewisser Hinsicht erst diese große Playmaker-Rolle, genoss auch (Scoring-)Freiheiten – muss sich nun aber mit Vucevic an einen Spieler mit anderen Facetten gewöhnen und lernen, diesen effizient einzusetzen. Kein potenzielles PlayoffTeam hat zur Trading-Deadline wohl so stark seine Rotation durcheinandergewirbelt: Unter anderem Daniel Theis und Troy Brown Jr. kamen ebenfalls in die „Windy City“, Otto Porter Jr. verließ die Franchise. Doch in den letzten Wochen der regulären Saison war noch nicht abzusehen, mit welcher Startformation bzw. Rotation Coach Billy Donovan überhaupt operieren will bzw. kann. Nach nur zehn gemeinsamen Partien und 245 Minuten des Duos LaVine-Vucevic (bei einem schlechten Net-Rating von -12,3) verabschiedete sich LaVine ins „Health & Safety Protocol“ der Liga. Die potenzielle Startformation aus Coby White, LaVine, Patrick Williams, Theis und Vucevic hatte zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht das Parkett zusammen geteilt. Wen möchte Donovan überhaupt neben Vucevic sehen? Theis ist ein defensiv veranlagter Big Man, der Vucevic’ Schwächen in der Verteidigung kaschieren kann, aber seinen Dreier verloren hat. Lauri Markkanen ist eine Stretch-Big-Option, dessen Entwicklung aber ins Stocken geraten ist. Thaddeus Young ist ein erfahrener Akteur und guter Passgeber, der aber nicht mehr von außen wirft. Mit Porter Jr. gaben die Bulls einen guten Dreierschützen von den Flügelpositionen ab. Dabei sind die Bulls nur ein durchschnittliches Dreierteam, das den Distanzwurf unterdurchschnittlich oft nimmt. Wie soll dies kompensiert werden? Von den großen Positionen?

Patrick Williams, der Starter auf Small Forward, wäre hierfür sicherlich ein Kandidat. Der diesjährige Nummer-vier-Pick bevorzugt es jedoch, (zu häufig) aus der Mitteldistanz abzudrücken. Trotz ausbaufähigem Dribbling dürfen die Bulls aber zufrieden mit ihrem Rookie sein – bei seinen Anlagen und seinem Körper kann man erahnen, warum er Kawhi Leonard als Vorbild nimmt. Im Backcourt findet sich neben LaVine etwas viel Inkonstanz. Das trifft vor allem auf Coby White zu, der zwar offensiv seine Momente hat, aber defensiv sehr anfällig ist. Versierter in der Verteidigung ist Tomas Satoransky, der offensiv aber nicht sehr nachdrücklich agiert. Dennoch wäre er eigentlich ein guter Komplementärspieler zu LaVine – wenn auch nicht der wichtige VolumeShooter. Mit Garrett Temple steht noch ein solider Veteran parat. Vor allem defensiv haben die Bulls ihre Schwächen, das wird sich mit Vucevic noch mehr offenbaren – somit dürfte es an Theis als Ringbeschützer liegen, dem Team hier zu helfen. Zwar verteidigt Chicago den Dreier solide, forciert aber zu wenige Ballverluste des Gegners und schickt die Konkurrenz zu häufig an die Freiwurflinie. Auf der Gegenseite kommen die Bulls genau dort zu selten hin und präsentierten sich selbst zu anfällig für Turnovers. Alles Aspekte, die einem nicht eingespielten Team bei einem vollen Spielplan ohne richtige Trainingsmöglichkeiten nicht gerade helfen. Mit Vucevic haben sich die Bulls einen All-Star-Center geholt, der ein Eckpfeiler einer Offensive sein kann. Doch so richtig profitieren könnte die Franchise davon womöglich erst nach der Saison – mit einem neuen Oberbullen. Wirklich Angst machen werden die Bulls in den Playoffs wohl nur wenigen Teams.

Stats 2020/21 NAME Zach LaVine Nikola Vucevic Coby White Lauri Markkanen Thaddeus Young Daniel Theis Patrick Williams Tomas Satoransky Garrett Temple Denzel Valentine Ryan Arcidiacono Al-Farouq Aminu

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 53 35,2 41,6 57,2 59,4 84,8 5,1 5,1 0,8 0,5 3,6 2,3 27,5 20 32,5 42,3 52,5 55,9 85,7 10,9 3,6 1,0 0,8 1,7 2,2 22,3 61 31,0 34,5 47,7 49,6 91,0 4,0 4,7 0,6 0,2 2,2 2,6 14,8 43 26,6 39,1 58,3 58,4 84,0 5,4 0,9 0,5 0,3 1,0 1,5 14,1 60 24,2 27,0 59,8 58,5 63,0 6,2 4,3 1,1 0,6 2,0 2,4 12,2 19 24,1 22,9 67,7 56,8 60,0 5,6 1,8 0,6 0,6 1,1 1,8 9,9 63 28,2 38,7 51,1 53,0 73,8 4,6 1,4 0,9 0,6 1,4 1,8 9,2 52 23,1 37,0 59,6 58,1 86,5 2,5 4,8 0,8 0,2 1,7 1,6 8,0 48 27,2 33,7 51,9 51,2 81,4 2,8 2,3 0,8 0,5 1,1 2,3 7,8 57 17,2 32,5 45,1 47,2 93,3 3,3 1,7 0,5 0,1 0,7 1,2 6,7 39 10,6 32,8 48,9 49,0 65,0 1,5 1,3 0,2 0,0 0,2 1,1 2,9 5 10,2 20,0 25,0 27,8 100,0 2,8 0,4 0,2 0,0 0,6 1,0 1,4

Shot Chart

+ Stärken LaVine als Flügel-, Vucevic als Postscorer – potenziell ein gutes Offensivgerüst. Wenn Donovan seine Rotation findet, haben die Bulls ein tiefes Team, das auch flexibel agieren kann. Sehr gute Rebound-Mannschaft, vor allem am eigenen Brett.

- Schwächen Nicht eingespielt, Donovan suchte am Ende der Hauptrunde noch seine Rotation. Defensiv sind die Bulls zu attackieren, es gibt keinen Stopper am Flügel. Die Bulls müssen sich viel erarbeiten, da sie selten an die Linie kommen und kaum von Dreiern profitieren.

= Fazit Durch die Trades und LaVines Pause ist es schwer, die Bulls zu evaluieren. Womöglich birgt das einen Überraschungsfaktor, da die individuelle Qualität gegeben ist – doch letztlich werden es die Bulls sehr schwer haben, das Playoff-Ticket zu lösen.

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Indiana Pacers

Zu viele Kolbenfresser Text: André Voigt

Depth Chart Auf den großen Positionen fehlen den Indiana Pacers hinter Sabonis und Turner die Alternativen.

POS Name PG M. Brogdon T.J. McConnell A. Holiday SG J. Holiday E. Sumner C. Stanley SF C. LeVert J. Lamb K. Martin PF D. Sabonis D. McDermott O. Brissett J. Sampson C M. Turner G. Bitadze

Alter 28 29 24 32 25 21 26 29 25 25 29 22 28 25 21

Coach

Nate Bjorkgren

Lineups

E

s gab Zeiten, da waren die Indiana Pacers ein Geheimtipp. Das war vor der Saison 2020/21. Mit Nate Bjorkgren kam ein neuer Coach nach Indianapolis, der als Nachfolger von Nate McMillan nicht nur die gewohnt gute Defensive weiter kultivieren, sondern auch im (bis dahin eher biederen) Angriff Inspiration liefern sollte. Das gelang auch … in der ersten Saisonhälfte. Dabei wurde schon im Januar All Star Victor Oladipo nach Houston getradet. An den Verbleib des werdenden Free Agents im „Heartland“ glaubte die Franchise nicht wirklich und sicherte sich so die Dienste von Caris LeVert. Fatalerweise wurde beim Guard im Zuge

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der sportärztlichen Untersuchung vor dem Vollzug des Deals ein Nierentumor diagnostiziert, sodass er erst am 13. März sein erstes Spiel für die Pacers absolvieren konnte. Für Bubble-Superstar T.J. Warren (31,0 Punkte pro Partie in den regulären Saisonspielen 2019/20 während der Covid-Blase in Orlando) war sogar bereits nach vier Partien Saisonende – Ermüdungsbruch im linken Fuß. Auch Jeremy Lamb (12,5 Punkte 2019/20) fehlte Ende Januar verletzt. Trotzdem agierte Indiana im Angriff bis Anfang Februar auf Top-10Niveau. Da es defensiv ähnlich gut lief, schien es realistisch, dass Indy am Ende

Starting Lineup

NotStarter

PG M. Brogdon SG J. Holiday SF C. LeVert PF D. Sabonis C M. Turner

PG M. Brogdon SG J. Holiday SF C. LeVert PF E. Sumner C D. Sabonis

ORtg: 97,8 DRtg: 104,2 Min: 188,0

ORtg: 120,0 DRtg: 110,6 Min: 92,0

der regulären Saison mit voller offensiver Power selbst in den Playoffs gefährlich werden könnte … schien. Denn von den letzten sechs Spielen vor dem All-Star-Sunday wurde nur die Partie gegen Cleveland gewonnen. Vor dem 18. Februar belegte Indiana den 15. Rang beim Offensiv- sowie den 11. beim Defensivrating. Seit diesem Tag? 20. im Angriff, 23. in der Verteidigung, abgeschlagen Letzter bei der defensiven Reboundrate. Verletzungen sind die Hauptursache für den Absturz. Fehlte einer der beiden Big Men Domantas Sabonis und Myles Turner, brach die Defensive am Korb komplett zusammen.

Fotos: Ron Hoskins/Gary Dineen/Stephen Gosling/NBAE via Getty Images

Die mit Caris LeVert geplante Erste Fünf fand in der kurzen gemeinsamen Zeit offensiv nie zusammen.


Power Ranking: 18 Nate Bjorkgren konnte dem geneigten Fan wirklich leidtun – wusste er doch von Partie zu Partie nicht, wen er eigentlich würde aufstellen können. Die fortwährenden Gesundheitsprobleme kulminierten dann im wahrscheinlichen Saisonaus von Turner, der sich einen Plantarplattenriss am großen Zeh seines rechten Fußes zuzog. Ohne den führenden Shotblocker der Liga ließ Coach Bjorkgren sein Team noch schneller spielen. Aus der fünftschnellsten Pace der NBA wurde die schnellste der Liga. Das Problem dabei: Die Gegner kamen zu vielen, vielen, vielen Offensivrebounds und generell leichten Körben in Ringnähe. Und so taumelte die Mannschaft aus dem Hoosier State Richtung Postseason … auf der verzweifelten Suche nach Stabilität. Selbige dürften die Pacers nur finden, wenn sie ohne Turner im Angriff neben Sabonis vier Schützen aufbieten. Der Litauer selbst war bis Ende Februar auf einem guten Weg, selbst in die Kategorie „Stretch-Big“ aufzusteigen. Bis dahin traf der Center 2020/21 gute 36,4 Prozent von der Dreierlinie. In den folgenden 21 Partien rutschte seine Quote jedoch auf 19,6 Prozent ab. Seine Feldwurfquote bei Sprungwürfen aus dem Pick-and-Pop? Eiskalte 24,5 Prozent. Der 25-Jährige ist kein alles überpowernder Center, sondern einer, der mit Cleverness zu Werke geht. Bjorkgren setzt Sabonis immer wieder am Zonenrand ein, um durch dessen Pässe die Offensive aufzuziehen. Neben den Abschlüssen aus dem Einsgegen-eins in Zonennähe punktet der Litauer vor allem durch gut getimte Cuts und im Fastbreak. Seine Spielintelligenz, sein Rebounding und seine Defense machen ihn unverzichtbar. Sein Mangel an Wurffähigkeit limitiert ihn aber auch ein Stück weit, und ein Shotblocker ist er auch nicht. Bjorkgren wird jeden Abend ein Stoßgebet gen

Himmel schicken, dass sich Sabonis’ Rückenbeschwerden aus dem April vor den Playoffs nicht verschlimmern … Ersatz gibt es keinen. Malcolm Brogdon ist Sabonis’ Gegenstück im Backcourt. „Humble Moses“ führt den Angriff und übernahm die Rolle des Topscorers angesichts der vielen prominenten Ausfälle. Darunter litt zwar die Anzahl seiner Assists, aber das Career-High bei den Punkten war für die Pacers wichtiger. Brogdon kreiert sich auf hohem Niveau eigene Abschlüsse an der Dreierlinie sowie am Ring … und das kann in diesem Kader längst nicht jeder. Außerdem lieferte er trotz gestiegener Anzahl der Würfe pro Partie immer noch freie Abschlüsse für die Kollegen. Die Kollegen sind vor allem Caris LeVert, Justin Holiday, Edmund Sumner sowie die angeschlagenen Doug McDermott (Knöchel) und Jeremy Lamb (Knie). Sie müssen Gefahr von der Dreierlinie und Flügeldefensive liefern, damit „Brogbonis“ genug Platz für ihre offensive Arbeit haben. LeVert kommt hierbei natürlich eine besondere Bedeutung zu. Er ist künftig als eine der ersten Optionen im Angriff eingeplant, dürfte aber in dieser Saison noch nicht vollends im System ankommen. Immerhin funktioniert er bereits im Pick-and-Roll als Scorer und Vorbereiter, was vor allem Brogdon entlastet. Zwar fiel der Dreier noch nicht (ein absolut sicherer Schütze war er allerdings noch nie), doch LeVerts Fähigkeit, seinen Verteidiger zu schlagen und dann je nach Defensivtaktik richtig zu reagieren, hilft den Pacers auch schon jetzt. T.J. McConnell spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Indianapolis. Auch wenn er kein Dreierschütze ist (nur 0,6 Versuche pro Partie), agiert er effektiv im Pickand-Roll als Dribbler, steckt mit seiner Energie die Mitspieler an und sichert sich immer wieder wichtige Steals.

Stats 2020/21 NAME Malcolm Brogdon Domantas Sabonis Caris LeVert Doug McDermott Myles Turner Justin Holiday Oshae Brissett Jeremy Lamb T.J. McConnell Edmond Sumner Aaron Holiday Goga Bitadze

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 56 34,5 38,8 49,3 52,7 86,4 5,3 5,9 0,9 0,3 2,1 2,0 21,2 54 35,6 31,0 57,2 55,2 72,9 11,7 6,2 1,1 0,5 3,4 3,4 20,0 27 32,0 30,5 52,2 50,0 80,0 4,4 4,1 1,5 0,6 1,8 2,3 19,6 57 24,2 38,5 64,6 61,6 81,4 3,5 1,3 0,3 0,1 0,8 1,7 13,4 47 31,0 33,5 60,6 55,7 78,2 6,5 1,0 0,9 3,4 1,4 3,5 12,6 63 30,4 37,3 48,6 54,0 78,9 3,6 1,7 1,2 0,5 0,8 1,9 10,3 12 23,0 45,2 56,8 62,7 73,5 5,9 0,8 0,7 1,4 0,4 1,5 10,3 36 21,3 40,6 45,9 52,9 94,7 3,6 1,5 0,9 0,6 0,6 2,0 10,1 60 25,4 33,3 57,8 57,0 65,8 3,5 6,5 1,8 0,3 1,9 1,6 8,0 50 16,0 38,8 59,6 59,1 80,8 1,8 0,9 0,6 0,2 0,9 1,6 7,5 61 17,3 37,1 39,9 46,6 82,7 1,3 1,7 0,7 0,2 0,9 1,5 7,1 37 11,3 26,8 56,7 50,7 75,6 3,2 0,7 0,2 1,2 0,4 1,9 5,1

Shot Chart

+ Stärken Die Pacers spielen im Idealfall eine innovative Offense, die von der teamweiten Cleverness lebt und mit hoher Pace für einfache Körbe sorgt. Brogdon, LeVert und Sabonis sind auf dem Papier ein perfekt zusammenpassendes Angriffstrio.

- Schwächen Fehlt Turner in der Postseason, schmiert die Defensive böse ab. Goga Bitadze ist kein adäquater Ersatz und Sabonis auf der Fünf keine defensive Idealbesetzung. Die Verletzungen haben Bjorkgren jegliche Alternativen geraubt.

= Fazit Ohne die vielen (Achtung!) Kolbenfresser im Pacers-Motor wäre mehr drin als nur ein Erstrundenaus bzw. das Play-In-Turnier. Ohne Turner und Warren und mit vielen angeschlagenen Rotationsspielern geht es nicht weit.

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Miami Heat

Wenn die Blase platzt Text: Ole Frerks

Depth Chart Das egalitäre System kommt oft komplett ohne Point Guard aus. Auf dem Flügel hat Spoelstra dafür jede Menge Optionen.

POS Name PG K. Nunn G. Dragic G. Vincent SG J. Butler V. Oladipo T. Herro SF D. Robinson A. Iguodala M. Strus PF T. Ariza P. Achiuwa N. Bjelica KZ Okpala C B. Adebayo D. Dedmon

Alter 25 34 24 31 28 21 27 37 25 35 21 32 21 23 31

Coach

Erik Spoelstra

Lineups

I

n gewisser Hinsicht dürften sich die Miami Heat fühlen, als hätten sie all das schon einmal erlebt. Es ist schließlich kein ganzes Jahr her, dass am Südstrand eine eher mittelmäßige Saison gespielt wurde und recht wenige Beobachter ernsthaft über die Titelchancen der stolzen Heat sprachen. Und was dann passierte, ist bekannt. Von der „normalen“ Saison bis zur Bubble steigerte sich kein Team mehr als die Heat, die schockierend deutlich das überdominante Team der Regular Season (Milwaukee) eliminierten und dann bis in die Finals vorpreschten, wo ihnen wie am Ende von „Terminator 2: Judgement Day“ nacheinander Körperteile

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(alias Leistungsträger) abgeschossen wurden und es trotzdem für immerhin zwei Siege reichte. Geht das noch mal? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir zunächst darauf blicken, was in dieser Spielzeit zu den Problemen führte und inwieweit sich die Situation mit der vom Vorjahr vergleichen lässt. Am Faktor „Corona und Verletzungen“ kommen wir auch hier nicht vorbei: Mit Ausnahme von Duncan Robinson stand kein Spieler immer zur Verfügung, 24 verschiedene Starting Fives bot Erik Spoelstra in den ersten 60 Spielen auf. Spieler wie Max Strus, Gabe Vincent oder KZ Okpala waren deutlich

Starting Lineup

Dragon Lineup

PG J. Butler SG V. Oladipo SF D. Robinson PF T. Ariza C B. Adebayo

PG G. Dragic SG J. Butler SF D. Robinson PF T. Ariza C B. Adebayo

ORtg: 109,2 DRtg: 94,5 Min: 50,0

ORtg: 108,3 DRtg: 81,4 Min: 30,0

länger Teile der Rotation, als sich das irgendjemand ausgemalt hatte. Es wäre allerdings falsch, dies als Entschuldigung für alles gelten zu lassen. Die Probleme gingen darüber hinaus: Der abgewanderte Jae Crowder wurde nicht adäquat ersetzt, was das Management durch die Verpflichtungen von Nemanja Bjelica und Trevor Ariza zu reparieren versuchte. Noch schwerer wog aber, dass mehrere der Spieler, die noch da waren, im Vergleich zur Vorsaison vor allem offensiv einen Rückschritt machten. Robinson erreichte nicht mehr ganz das überragende Niveau von 2019/20, blieb aber mit großem

Fotos: Sam Forencich/Eric Espada/Oscar Baldizon/NBAE via Getty Images

Ist Ariza der neue Crowder? Schaltet Dragic noch mal in den Bubble-Modus? Es gibt Optionen, aber wenige waren konstant gut.


Power Ranking: 12 Abstand der gefährlichste Schütze, weil beispielsweise Tyler Herro oder Goran Dragic enorm schwächelten und unter Ligadurchschnitt in Sachen True Shooting Percentage rangierten. Tatsächlich waren Robinson und Kendrick Nunn die einzigen Rotationsspieler mit über 36-prozentiger Dreierquote, nachdem die Heat in dieser Kategorie noch im Vorjahr die Liga angeführt hatten. Insbesondere der Rückschritt von Herro schmerzte, da der junge Guard eigentlich für eine größere Rolle mit mehr Playmaking-Pflichten vorgesehen war. Er wirkte dafür noch nicht bereit, weshalb am Ende doch wieder deutlich mehr Verantwortung auf den All Stars Jimmy Butler und Bam Adebayo lastete. Wobei es da Schlimmeres gibt: Die beiden besten Spieler des Teams ließen sich individuell nichts zuschulden kommen, gerade Adebayo legte erneut eine Most-ImprovedPlayer-Award-würdige Kampagne hin und wuchs massiv als Offensivspieler. Selbst in den gemeinsamen Minuten der beiden blieb der Angriff jedoch eine Baustelle. Lediglich 109 Punkte pro 100 Ballbesitze fabrizierte Miami mit seinen beiden Stars auf dem Feld, das wäre ebenso im unteren Ligadrittel zu verorten wie der Gesamtwert des Teams. Es half auch nicht, dass Spoelstra sich die Trumpfkarte „Bam auf der Fünf“ diesmal nicht aufhob, sondern ihn schon während der normalen Saison überwiegend als Center einsetzte. Dafür waren die Vorstellungen vom Supporting Cast zu wacklig. Zur Deadline versuchten die Heat, dies anzugehen, indem sie mit Victor Oladipo einen weiteren namhaften Spieler für den Backcourt holten. Oladipo verletzte sich allerdings bereits in seinem vierten Einsatz wieder am Knie und hatte zuvor nicht wirklich gut ausgesehen – die Möglichkeit, mit seinem

neuen Team irgendeine Kontinuität aufzubauen, gab es für ihn also nicht. Sein Potenzial im Heat-System blieb vorerst theoretischer Natur. Damit fügte er sich beim dreimaligen Champion recht gut ein. Die Heat genossen während der Spielzeit deutlich mehr Respekt, als die Leistungen selbst es rechtfertigten – das Potenzial war schließlich erst Anfang Oktober noch in voller Pracht zu sehen, die „Heat Culture“ in aller Munde. Diese Kultur erlebte jedoch 2020/21 nicht ihre beste Zeit. Von Mitte Februar bis Mitte März gab es eine richtig gute Phase mit elf Siegen aus zwölf Spielen, ansonsten war es ein konstantes Auf und Ab mit einigen richtig satten Packungen, wobei die 47-Punkte-Pleite gegen Milwaukee zu Saisonbeginn herausstach. Es gibt natürlich dennoch Gründe, warum über die Heat oft mit dem Zusatz „Wenn die erst den Schalter umlegen …“ gesprochen wurde. Die Defense ist an erster Stelle zu nennen: Miami hat auf dem Flügel in der Theorie (wie gesagt!) sehr viele Optionen, um eine noch effektivere Zone als im Vorjahr zu spielen. Adebayo ist endgültig zu einem der besten und vielseitigsten Verteidiger unter den Bigs geworden und zeigte unter anderem gegen Brooklyn seinen Fortschritt, als er in der Crunchtime nach Switches mehrfach Kyrie Irving stoppte und dann selbst den entscheidenden Jumper aus dem Dribbling traf. Das ist real – genau wie die Tatsache, dass Butler und auch Spoelstra Gewinnertypen sind, die jeder unter Druck lieber auf seiner als auf der Gegenseite haben will. Die Heat haben irgendwo immer noch ziemlich viele Komponenten eines Top-Teams. Sie konnten diese während der Saison allerdings nicht zusammenfügen – und eine weitere Bubble wird es nun nicht geben.

Stats 2020/21 NAME Jimmy Butler Bam Adebayo Tyler Herro Kendrick Nunn Duncan Robinson Goran Dragic Victor Oladipo Trevor Ariza Avery Bradley Dewayne Dedmon Precious Achiuwa Andre Iguodala

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 48 33,8 20,4 53,9 50,7 86,5 7,0 7,2 2,1 0,4 2,1 1,4 21,5 58 33,5 25,0 57,3 57,0 80,2 9,1 5,3 1,1 1,1 2,7 2,2 19,1 48 30,7 34,4 48,8 49,9 80,9 4,9 3,4 0,7 0,4 1,9 1,3 14,9 50 29,5 38,8 56,7 57,4 92,3 3,2 2,7 1,0 0,2 1,5 2,0 14,3 65 31,7 40,5 63,4 61,1 81,3 3,5 1,7 0,5 0,2 1,1 2,5 13,0 44 26,7 35,1 49,4 50,8 82,6 3,5 4,5 0,7 0,2 2,4 2,2 13,0 4 27,8 23,5 46,2 41,9 66,7 3,5 3,5 1,8 0,5 3,5 3,3 12,0 24 27,3 34,5 50,0 51,1 73,7 4,6 1,9 0,9 0,7 0,7 1,7 8,9 10 21,1 42,1 53,6 59,1 77,8 1,8 1,4 0,7 0,1 0,9 2,6 8,5 10 13,3 0,0 78,0 72,7 86,4 5,9 0,4 0,6 0,5 0,9 1,9 8,3 57 12,0 0,0 53,8 53,8 51,5 3,5 0,5 0,3 0,5 0,7 1,5 4,9 57 21,4 33,7 50,8 50,6 66,7 3,6 2,2 1,0 0,6 1,0 1,4 4,6

Shot Chart

+ Stärken Die Defense ist noch immer elitär und variabel, mit „Coach Spo“ hat man in fast jeder Serie einen Coaching-Vorteil. Butler weiß, wie er sich und anderen unter Druck Würfe erarbeitet. Das kollektive Selbstvertrauen ist nach wie vor groß.

- Schwächen Die Offense ist eine Baustelle, solange nur Robinson Dreier trifft. Turnovers und kaum Offensivrebounds führen dazu, dass kein Team weniger Würfe nimmt als Miami. Potenziell wichtige Spieler sind noch nicht ins System eingebunden.

= Fazit Die Heat sind besser als ihre Bilanz – aber sie sind nicht so gut, dass ein Run wie 2020 zu erwarten ist. Die Kultur kann ein Team nur bis zu einem gewissen Punkt tragen, wenn nicht alle Protagonisten integriert sind.

65


Milwaukee Bucks

Das lange Warten Text: André Voigt

Depth Chart Fehlt ein Backup-Aufbau? Nein. Middleton, DiVincenzo und Giannis bringen gern den Ball und laufen das Pick-and-Roll.

POS Name PG J. Holiday B. Forbes J. Teague SG D. DiVincenzo S. Merrill SF K. Middleton P. Connaughton PF G. Antetokounmpo P.J. Tucker T. Antetokounmpo J. Nwora R. Kurucs C B. Lopez B. Portis M. Diakite

Alter 30 27 32 24 25 29 28 26 36 29 22 23 33 26 24

Coach

Mike Budenholzer

Lineups

W

arten. Im Sport passiert das eher selten. Worauf denn auch? Auf den Saisonbeginn? Nein, irgendwas ist auch in der Offseason immer. Free Agency, Trades, Summer League etc. Während der Saison geht das schon gar nicht – vor allem nicht in einer so vollgepackten Spielzeit 2020/21. Und doch warten sie in Milwaukee … und zwar darauf, sich dort zeigen zu können, wo sie zuletzt einfach zu wenig gezeigt haben: in den Playoffs. Rückblende: Die Saison 2019/20 endet für die Bucks am 08. September 2020 in der Bubble von Orlando. Das 94:103 gegen die Miami Heat besiegelt das Aus in der zweiten Playoffrunde. Also

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bereits eine Runde früher als im Vorjahr, wo gegen die Raptors in den ConferenceFinals Schluss war. Dabei hatten die Bucks in diesen beiden Jahren jeweils die meisten NBASpiele der regulären Saison gewonnen. Giannis Antetokounmpo wurde zum Backto-Back-MVP gewählt, Mike Budenholzer 2018/19 zum „Coach of the Year“. Milwaukee stellte in beiden Saisons die beste Defense der Liga und jeweils eine Top-10-Offensive. Es braucht diesen Ausflug in die jüngste Vergangenheit, um zu verstehen, was in Milwaukee 2020/21 auf dem Spiel steht. Das Team blieb hinter den Erwartungen zurück, und das warf Fragen

Starting Lineup

Clutch Lineup

PG J. Holiday SG D. DiVincenzo SF K. Middleton PF G. Antetokounmpo C B. Lopez

PG J. Holiday SG D. DiVincenzo SF P. Connaughton PF K. Middleton C G. Antetokounmpo

ORtg: 116,0 DRtg: 107,1 Min: 401,0

ORtg: 130,4 DRtg: 82,5 Min: 34,0

auf. Etwa an Antetokounmpo. Würde er je einen adäquaten Wurf von der Dreierlinie oder zumindest aus dem Dribbling entwickeln? Würde er endlich die in der Liga weit verbreitete Taktik der Konkurrenz – einfach eine Mauer aus drei Verteidigern vor ihm an der Freiwurflinie zu postieren – kontern können? Würde Budenholzer sich endlich ändern? Würde er seine Stars länger spielen lassen, anstatt sie für Partien zu schonen, die gar nicht mehr gespielt werden müssen? Würde er seine Verteidigung ändern, die vorsieht, dass Brook Lopez bei jedem Pick-and-Roll in die Zone absinkt – egal wie exzellent diese in der regulären Saison auch funktionierte?

Fotos: Abbie Parr/Gary Dineen/NBAE via Getty Images

Lopez sollte nicht in der Crunchtime spielen. Defensiv ist er nicht flexibel genug gegen kleine Lineups.


Power Ranking: 04 Bevor all diese Fragen beantwortet werden konnten, bekam der Coach allerdings von Manager Jon Horst einiges an neuem Spielermaterial: Jrue Holiday als dritter Star, Bobby Portis als Stretch-Big, Bryn Forbes als Dreierschütze sowie später in der Saison die Veteranen P.J. Tucker plus Jeff Teague. Dann begann die Saison, und Budenholzer zeigte sich experimentierfreudig. Giannis Antetokounmpo spielte 3,2 Minuten mehr als 2019/20, Khris Middletons Einsatzzeit stieg um 3,3 Minuten. Die Bucks probierten defensiv immer wieder neue Konzepte aus, switchten mehr, ließen den eher hüftsteifen Sevenfooter Lopez gegen gefährliche Schützen auch mal an der Dreierlinie verteidigen. Gerade defensiv lief jedoch nicht immer alles nach Plan. In einer Saison ohne richtiges Trainingslager betrieben die Bucks „Learning by Doing“, was teilweise zu eklatanten Fehlern führte, die Siege kosteten. Budenholzer konnte es verschmerzen, denn an der regulären Saison werden er und sein Team eben nicht gemessen. Zumal sich die Bucks trotz aller Fehler zu Redaktionsschluss noch in Schlagdistanz zum ersten Platz im NBA-Osten befanden. Offensiv versuchte der Coach auch Neues. Die Addition von Holiday brachte einen längeren Point Guard in den Kader im Vergleich zu Vorgänger Eric Bledsoe. Der 1,90-Meter-Aufbau trifft 40,1 Prozent seiner Dreier, braucht nicht unbedingt den Ball in seinen Händen, um effektiv zu sein, gibt aber auch bereitwillig den Vorbereiter für andere. Im Pick-and-Roll gehört er zu den besten Scorern der NBA. Überhaupt attackieren bei den Bucks mit Holiday, Middleton, Donte DiVincenzo und Antetokounmpo gleich vier Akteure regelmäßig nach einem Block am Ball. DiVincenzo ist zwar in diesen Situationen eher Vorbereiter

als effizienter Scorer, aber diese Vielseitigkeit zeichnet Budenholzers Offensive aus. Auch die Pace bleibt weiterhin hoch. „Coach Bud“ will früh freie Dreier fliegen sehen, was auch in der regulären Saison erneut gelang. Die siebtmeisten Versuche von Downtown mit der zweitbesten Quote ligaweit sprechen eine klare Sprache. Doch hier versteckt sich auch ein großes Fragezeichen: Zu oft halten die Bucks an ihrer Marschroute des „Shoot early and often“ fest, auch wenn augenscheinlich gerade niemand heiß ist. Hier braucht es ein besseres Gespür für den einen oder anderen Drive mehr, der für Abschlüsse am Ring, Freiwürfe oder einfach einen noch freieren Dreier sorgt. Wie clever die Spieler an der Dreierlinie auf sie zustürmende Verteidiger mit dem Drive attackieren, wird einer der wichtigsten Aspekte der Bucks-Postseason sein. Das Warten auf all diese Antworten hat auf jeden Fall bald ein Ende – und fest steht, dass die Bucks in der Antetokounmpo-Ära noch nie so gut aufgestellt in die Playoffs einzogen. Auf dem Papier hat das Team von Mike Budenholzer alle Bausteine zusammen, um Meister zu werden. Giannis ist erneut in der engeren MVPDiskussion und von einem Verteidiger allein zu keinem Zeitpunkt zu stoppen. Mit Middleton und Holiday stehen Two-Way-All-Stars an seiner Seite, die Dreier und Defense bringen, aber auch selbst offensiv übernehmen können. Die Gruppe der Ergänzungsspieler bietet verschiedenste Skills und mit Lopez, Teague sowie Tucker Veteranen, die unter Druck klarkommen sollten. Budenholzer hat also alles beisammen, und trotzdem bleiben die Fragen. Und das Warten. Viele spätere NBA-Champions sind jeweils in den Vorjahren gescheitert, auch sie brauchten Geduld … ist jetzt die Zeit der Bucks?

Stats 2020/21 NAME G. Antetokounmpo Khris Middleton Jrue Holiday Brook Lopez Bobby Portis Donte DiVincenzo Bryn Forbes Pat Connaughton Jeff Teague Jordan Nwora T. Antetokounmpo P.J. Tucker

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 54 33,1 31,3 63,2 59,9 68,2 11,1 5,9 1,2 1,3 3,5 2,7 28,4 62 33,4 42,6 49,9 54,6 89,2 6,0 5,5 1,1 0,1 2,7 2,4 20,4 52 32,2 38,7 56,4 56,9 77,7 4,5 5,8 1,7 0,6 2,2 1,7 17,3 63 27,3 34,2 62,3 57,1 85,3 4,9 0,8 0,6 1,5 0,9 2,1 11,9 59 21,2 47,9 54,6 59,2 75,0 7,1 1,1 0,8 0,4 0,9 1,8 11,4 59 27,4 37,2 45,6 51,3 73,7 5,6 3,0 1,1 0,2 1,4 1,6 10,0 63 19,3 44,3 50,6 60,8 78,2 1,6 0,6 0,3 0,0 0,6 1,0 9,9 61 22,9 38,4 57,7 57,6 74,3 4,7 1,2 0,7 0,3 0,5 1,5 6,9 15 16,3 22,2 54,3 48,4 89,7 1,6 3,0 0,1 0,2 1,0 0,7 5,9 26 8,8 45,3 42,9 55,0 81,0 1,7 0,3 0,5 0,2 0,8 0,7 5,3 51 10,0 25,9 58,3 54,2 46,3 2,4 0,8 0,4 0,2 0,8 1,4 3,1 13 19,6 47,6 40,0 61,3 0,0 3,2 0,5 0,5 0,2 0,3 1,7 2,9

Shot Chart

+ Stärken Die Bucks sind ein eingespieltes Ensemble, welches defensiv die eigene Zone dichtmacht und den Dreier sehr gut verteidigt. Vorne hat „Coach Bud“ drei All Stars mit Dreier und Drive plus massig Schützen. Milwaukee kann groß oder klein gehen.

- Schwächen Haben sie wirklich einen Plan B, wenn sich die Wand vor Antetokounmpo aufbaut? Wie lange wird Lopez spielbar sein, wenn ihn gegnerische Point Guards attackieren? Kann Budenholzer in den Playoffs über seinen Schatten springen?

= Fazit Die Milwaukee Bucks sind der unterschätzte Außenseiter unter den drei Top-Favoriten im Osten. Dabei haben sie alles, was es für einen Lauf zum Titel braucht. Fragen bleiben, aber die Meisterschaft ist realistisch.

67


New York Knicks

Ab- statt eingestaubt Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Vor allem auf den Außenpositionen sind die Knicks gut besetzt. Ob Mitchell Robinson in dieser Saison noch zurückkehrt, ist fraglich.

POS Name PG E. Payton D. Rose F. Ntilikina SG RJ Barrett I. Quickley T. Pinson SF R. Bullock A. Burks K. Knox PF J. Randle O. Toppin C N. Noel T. Gibson N. Pelle M. Robinson

Alter 27 32 22 20 21 25 30 29 21 26 21 27 35 28 23

Coach

Tom Thibodeau

Lineups

W

ie viel Magie steckt noch hinter Headcoach Tom Thibodeau? Viele NBA-Beobachter und KnicksFans hatten sich diese Frage vor Saisonbeginn gestellt. Thibodeaus Arbeit als Assistant Coach bei den Boston Celtics mit innovativen Defensivideen und der Ansatz einer Ära bei den Chicago Bulls sind unbestritten. Doch seine drei Jahre bei den Minnesota Timberwolves sind nicht positiv im Gedächtnis geblieben. Eine defensive Identität konnte er bei der Wölfe-Franchise damals nicht implementieren, die jungen Spieler machten im Kollektiv nicht den nächsten Schritt zu einem Playoff-Team. Das gelang zwar mit Jimmy Butler – doch

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dessen unrühmliches Ende in Minny ist wohldokumentiert. Deswegen die Fragezeichen hinter „Thibs“ vor Saisonbeginn 2020/21 … … die einem Ausrufezeichen gewichen sind. Die New York Knicks 2020/21 sind DIE positive Überraschung der Saison. Genau die Fragen, die sich hinsichtlich Thibodeaus Zeit bei den Wolves gestellt hatten, sind positiv beantwortet worden. Dass die Knicks bis zum Hauptrunden-Ende um den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde kämpften und auf Kurs zur besten Bilanz seit acht Jahren waren (als zuletzt die Playoffs erreicht wurden), ist der Verteidigung zu verdanken.

Starting Lineup

Bench Mob

PG E. Payton SG RJ Barrett SF R. Bullock PF J. Randle C N. Noel

PG D. Rose SG I. Quickley SF A. Burks PF O. Toppin C T. Gibson

ORtg: 113,1 DRtg: 114,0 Min: 429,0

ORtg: 115,6 DRtg: 94,9 Min: 115,0

Bei Redaktionsschluss rangierten die Knicks beim Defensivrating auf dem vierten Platz. Besser standen die Knickerbockers zuletzt 2000/01 da. Viele FIVE-Leser (und die FIVE selbst) werden da noch gar nicht geboren gewesen sein, deswegen zur Einordnung: Damals trugen Spieler wie Latrell Sprewell, Allan Houston, Marcus Camby, Larry Johnson und Mark Jackson das Knicks-Trikot, die Franchise war alles andere als eine Lachnummer. Die Knicks haben Thibodeaus Defensivprinzipien verinnerlicht, auch wenn die Gegner dennoch direkt am Ring und von außen zu vielen Wurfversuchen kommen. Diese verteidigen die Knicks aber stark: Sie halten ihre Gegner ligaweit bei

Fotos: Rich Schultz/Nic Antaya/Jordan Johnson/NBAE via Getty Images

Wie stark die Bank agiert? Das ReserveLineup ist das effizienteste der 21 meistgenutzten bei den Knicks.


Power Ranking: 11 der niedrigsten Dreierquote, am Ring wartet ein erstklassiger Ringbeschützer in Nerlens Noel. Wie vergangene KnicksTeams ist auch diese Version physisch und bissig, in der Einsgegen-eins-Verteidigung stellen sie die dritteffizienteste Mannschaft. Thibodeaus Kollege bei den Pelicans, Stan Van Gundy, weiß: „Tom hat wie üblich eine spektakuläre Arbeit darin geleistet, das kompetitive Level seines Teams zu erhöhen.“ Und er hat es geschafft, dass sich Akteure auch individuell stark verbessert haben – allen voran Julius Randle: Mit Werten von 23,9 Punkten, 10,4 Rebounds und 6,0 Assists bei über 41-prozentiger Dreierquote befand sich der Big Man auf Kurs, Statistiken aufzulegen, die bislang nur Larry Bird und Nikola Jokic erreicht haben. Besonders bemerkenswert ist die Dreierausbeute – hatte Randle in seinen sechs Jahren zuvor nur 29,5 Prozent von außen verwandelt. Kein Spieler in der NBA-Historie hat sich in der Mitte seiner Karriere so stark von Downtown verbessert. Es ist aber vor allem die Vielseitigkeit, die Trumpf ist: Randle schließt aus dem Faceup und dem Postup gleichermaßen ab, kann nicht nur abrollen, sondern das Pick-and-Roll mitunter als Ballhandler laufen. Dort, wo er lange Zeit den Kopf nach unten nahm und mit Physis agierte, hat er nun viel mehr das Halbfeld im Blick – KickoutPässe aus dem Doppeln bringt er locker an. Vor allem aufgrund dieser höheren Spielintelligenz wird Randle beim „MIP“Award vorne mit dabei sein. Neben All Star Randle hat sich RJ Barrett stark verbessert – was nach seiner eher enttäuschenden ersten Saison nicht verwundert. Doch in seinem zweiten Ligajahr ist mehr denn je zu erkennen, warum die Knicks den Flügelspieler 2019 an dritter Stelle zogen. Vor allem beim Sprungwurf tritt Barrett besser auf, er ist aggressiver

beim Drive, effizienter am Ball – und vor allem immer wieder „clutch“ (dort trifft er 52,1 FG% und 58,3 3P%!). Neben Barrett nimmt mit dem 21-jährigen Immanuel Quickley ein weiterer Youngster eine wichtige Rolle ein. Der Rookie schafft es sogar, seinen Coach zum Lächeln zu bringen, wenn dieser auf der Pressekonferenz Wortspiele raushaut wie: „He gets his rhythm really quickly.“ Thibs, du alter Spaßvogel! Aber im Ernst: Quickley brauchte nicht viel Anlaufzeit und ist sogar zum effizientesten Pick-and-RollSpieler New Yorks avanciert, weswegen ihn viele Beobachter als Starter sehen. Doch dort ist Elfrid Payton gesetzt. Nach inkonstanten Jahren in Orlando, Phoenix und New Orleans scheint der 27-Jährige in New York seine Rolle gefunden zu haben – als Speerspitze der Defense. Gerade wegen seiner Länge und Physis in der Verteidigung hat sich Payton gegen die teaminterne Konkurrenz durchgesetzt. Offensiv sieht es bei Payton sicherlich anders aus. Allen voran Randle und mit Abstrichen Barrett können ihr Team offensiv anführen. Doch wer kommt danach? Derrick Rose liefert unter seinem neuen alten Trainer sicherlich Überraschungsmomente, ist aber schon 32 Jahre alt und hat eine gewisse Verletzungshistorie. Reggie Bullock und Alec Burks sorgen für Spacing am Flügel. Doch zu viel geschieht aus dem Halbfeld, die Knicks weisen die langsamste Pace der Liga auf – noch so eine Parallele zu den Knicks-Teams früherer Jahre. Der Coach selbst sagt über die Mentalität seiner Mannschaft: „Wenn du zu Boden geworfen wirst, schüttelst du den Staub ab, stehst auf und kommst mit noch mehr Kampf und Stehvermögen zurück.“ Egal wann die Playoffs für die New York Knicks 2021 enden: Tom Thibodeau scheint schon jetzt etwas erreicht zu haben.

Stats 2020/21 NAME Julius Randle RJ Barrett Derrick Rose Alec Burks Immanuel Quickley Elfrid Payton Reggie Bullock Mitchell Robinson Taj Gibson Nerlens Noel Kevin Knox Obi Toppin

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 63 37,4 42,2 48,2 52,6 80,9 10,3 5,9 1,0 0,3 3,4 3,1 24,2 64 34,8 39,1 47,1 50,3 74,3 5,8 3,0 0,8 0,3 2,0 2,7 17,7 28 26,3 38,6 48,7 50,6 86,2 2,7 4,1 0,9 0,5 1,3 1,1 14,0 44 25,8 40,8 42,0 51,5 86,5 4,5 2,2 0,7 0,3 1,0 2,1 12,6 59 19,5 39,1 40,3 49,8 89,5 2,2 2,1 0,5 0,2 0,9 1,8 11,7 55 24,8 29,8 47,0 46,6 68,6 3,5 3,4 0,8 0,2 1,7 1,8 11,1 57 28,9 41,4 52,1 59,1 88,1 3,4 1,5 0,8 0,2 0,7 2,2 10,5 31 27,5 0,0 65,3 65,3 49,1 8,1 0,5 1,1 1,5 0,8 2,8 8,3 37 20,5 21,4 67,9 63,9 68,9 5,5 0,7 0,8 0,9 0,5 2,1 5,2 57 23,7 0,0 61,8 60,9 70,5 6,4 0,8 1,1 2,2 1,1 2,7 5,1 40 11,4 38,6 39,6 51,1 80,0 1,5 0,5 0,3 0,2 0,4 0,9 4,0 54 11,1 28,4 61,8 54,1 73,1 2,3 0,5 0,3 0,2 0,4 0,9 4,0

Shot Chart

+ Stärken Die Knicks haben dank ihrer Verteidigung wieder eine Identität. Vom Aufbau über den Flügel bis hin zum Big Man – Stopper auf allen Positionen. Thibodeau hat eine starke Bank zur Verfügung, vor allem auf den Außenpositionen gibt es viele Optionen.

- Schwächen Welche Optionen haben die Knicks hinter Randle und Barrett? Offensiv ist das Team unterdurchschnittlich – auch wegen schwacher Quoten, weniger Offensivrebounds und geringem Assist-Anteil. Die Knicks kennen nur eine – langsame – Pace.

= Fazit Die Knicks werden in den Playoffs unangenehm zu spielen sein. Beim passenden Matchup winkt sogar die zweite Runde. Zu mehr dürfte es aber nicht reichen, zu inkonstant und zu wenig variabel sind die Knicks offensiv. Dennoch ist die Saison ein Erfolg.

69


Depth Chart

Philadelphia 76ers

Von neuen und alten Stellschrauben Text: Ole Frerks

Vor Tiefe strotzt der Sixers-Kader nicht, insbesondere auf der Eins. Hill ist hier der große X-Faktor.

POS Name PG B. Simmons G. Hill T. Maxey SG S. Curry S. Milton F. Korkmaz SF D. Green M. Thybulle R. Tucker PF T. Harris M. Scott A. Tolliver P. Reed C J. Embiid D. Howard

Alter 24 34 20 30 24 23 33 24 23 28 32 35 21 27 35

Coach Doc Rivers

Lineups

V

on Zeit zu Zeit werden ja Fragen laut, wie groß der Einfluss von Headcoaches bzw. General Managern in der NBA wirklich ist. Die Sixers dieser Saison bieten da ein interessantes Diskussions-Objekt: Auf dem Papier hat der neue Teampräsident Daryl Morey gar nicht so viel Personal ausgetauscht, auf dem Papier hat Doc Rivers die Spielweise gegenüber der Vorsaison gar nicht so massiv verändert. Und dennoch war das Team im Vergleich zu seiner letzten Iteration unter Rivers-Vorgänger Brett Brown unterm Strich kaum wiederzuerkennen. Die Sixers marschierten mit einer ungekannten Konstanz und Professionalität

70

durch die Spielzeit. Nur zweimal wurden drei Niederlagen am Stück kassiert, Philly schwang sich gleich zu Anfang der Saison auf den ersten Platz in der Eastern Conference und lieferte sich anschließend nur mit den Brooklyn Nets einen Zweikampf um den Spitzenplatz. Im Gegensatz zu 2019/20 gab es keine öffentlich ausgetragenen Streitereien, und auch die fast schon groteske Auswärtsschwäche wurde abgelegt. Morey hatte dabei mit einigen Transaktionen insbesondere vor der Saison seine Finger im Spiel. Al Horford wurde für unter anderem Danny Green abgegeben, Seth Curry kam im Tausch für Josh Richardson aus Dallas, Dwight

Starting Lineup

Lineup of Shake

PG B. Simmons SG S. Curry SF D. Green PF T. Harris C J. Embiid

PG B. Simmons SG S. Milton SF S. Curry PF T. Harris C J. Embiid

ORtg: 121,6 DRtg: 105,4 Min: 481,0

ORtg: 142,2 DRtg: 88,6 Min: 100,0

Howard wurde zum Minimaltarif der neue Backup-Center. Dadurch kam streng genommen nicht zwingend mehr Talent nach Philadelphia, aber Spieler, die besser zu dem passten, was schon da war. Rivers’ Aufgabe war es dann, diese Masse zu einem Top-Team zu kneten. Das ist ihm gelungen, aber anders als erwartet: Philly nimmt 2020/21 anteilig sogar noch weniger Dreier als unter Brown, auch wenn das Spacing insbesondere durch Curry dennoch besser geworden ist. Philly läuft zwar häufiger Pick-and-Rolls, rangiert hier aber im unteren Mittelmaß. Diese Spielweise ist weder Morey- noch Riverstypisch. Wobei genau das vielleicht die wichtigste Leistung des Coaches ist.

Fotos: Tim Nwachukwu/Jesse D. Garrabrant/David Dow/NBAE via Getty Images

Die Starter schultern eine große Last. Auf dem Flügel hat Rivers Optionen, das Lineup mit Milton ist eins der besten der NBA.


Power Ranking: 02 Der erfahrene Trainer hat seinem neuen Team keine Ideen aufgezwängt, sondern versucht, die doch speziellen Stärken seiner besten Spieler zu akzentuieren. Das ist ihm vor allem bei zwei Spielern bestens gelungen: Tobias Harris ist positionell aufgerückt und spielt auf der Vier die beste und effizienteste Saison seiner Karriere. Nachdem sein Vertrag (bis 2024 bekommt er 113 Millionen Dollar) noch im Vorjahr wie ein echtes Problem aussah, spielte er sich als klare zweite Option eines Top-Teams in dieser Spielzeit immerhin in die All-StarKonversation. Rivers, der Harris schon bei den Clippers betreut und „entfesselt“ hatte, darf sich mittlerweile mit Fug und Recht als Harris-Flüsterer bezeichnen. Natürlich war das aber nicht die wichtigste Entwicklung in Philly. Joel Embiid hat erstmals in seiner Karriere all seine Energie in die richtigen Bahnen gelenkt und im Lauf der Spielzeit in den Minuten, die er zur Verfügung stand, den wohl besten und dominantesten Basketball der NBA gespielt. Der Center ist der Grund dafür, warum die Sixers die NBA bei der Freiwurfrate anführen. Das ist auch deshalb der Fall, weil er seinen Aktionsradius mehr von der Dreierlinie in den Zweierbereich verlegt hat und dadurch viel effizienter geworden ist. Embiid konzentriert sich mehr denn je auf seine Sweetspots. An erster Stelle steht dabei der lange Zweier: Der nominell verpönte Wurf wird auch Morey nicht stören, solange Embiid diesen auf Kevin-Durant-Niveau (55,0 Prozent!) trifft. Der Kameruner ist noch immer etwas turnoveranfällig und nicht der beste Passgeber aus dem Double-Team heraus, aber auch hier hat er Fortschritte gemacht und ist so endgültig zu einem der besten Offensivspieler der Liga geworden – und einer der fünf einflussreichsten Defender geblieben. Das bleibt eine der kuriosen Geschichten bei den Sixers: Das gesamte Team betreibt nach außen hin recht beständig Wahlkampf für Ben Simmons

und dessen Kandidatur als DPOY, wobei stets betont wird, dass seine Vielseitigkeit den großen Unterschied gegenüber anderen Kandidaten darstellt. Den Zahlen zufolge ist Embiid aber ohne jeden Zweifel der wichtigste Verteidiger bei den Sixers, und das Matchup, das für ihn wirklich problematisch wird, hat sich bisher zumindest noch nicht gezeigt. Sei’s drum: Philly nimmt den Luxus von zwei legitimen Kandidaten sowie diversen weiteren starken Verteidigern sicherlich gerne – ebenso wie das zweitbeste Defensivrating der NBA. Vielleicht ist die Wahlwerbung auch ein Werkzeug, um Simmons das Vertrauen auszusprechen. Im Gegensatz zu Harris oder Embiid ist dessen Saison individuell nämlich kein Triumphzug: Simmons’ Scoring ist das dritte Jahr in Folge zurückgegangen, beim True Shooting produziert er den niedrigsten Wert seit seinem Rookie-Jahr. Bei aller defensiven Klasse und Gefahr, die Simmons im Fastbreak ausstrahlt, bringt er noch immer die altbekannten Probleme mit, die ihn in den Playoffs potenziell zum Minusspieler machen könnten. Und die dazu geführt haben, dass auch während der Saison trotz der guten Resultate die Gerüchte um seine Zukunft nie verstummten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Philly Simmons für James Harden anbot (richtigerweise), was die Rockets aufgrund persönlicher Abneigung gegen Morey (dummerweise) aber nicht annahmen. Mit dieser großen Lösung und auch mit einem Trade für Kyle Lowry wurde es nichts, stattdessen kam eine „kleine“ mit George Hill, der bei Redaktionsschluss erst eine Handvoll Partien für die Sixers absolviert hatte. Es wird also in erster Linie auch in den Playoffs an den Spielern hängen, die sie in Philly schon seit einigen Jahren kennen – aufgrund der punktuellen Veränderungen ist das in diesem Jahr allerdings eine durchaus rosige Aussicht.

Stats 2020/21 NAME Joel Embiid Tobias Harris Ben Simmons Shake Milton Seth Curry Danny Green Furkan Korkmaz Tyrese Maxey Dwight Howard George Hill Mike Scott Matisse Thybulle

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 45 31,6 37,6 54,1 54,5 85,4 10,8 3,0 1,0 1,4 3,1 2,4 29,3 55 32,7 40,1 55,0 56,2 89,1 7,0 3,7 0,9 0,9 1,8 2,0 19,7 52 32,6 30,0 55,8 55,6 60,6 7,4 6,9 1,6 0,7 3,1 3,0 14,5 56 23,5 35,0 48,8 49,9 83,9 2,3 3,0 0,6 0,3 1,7 2,1 13,2 51 28,7 43,7 47,4 56,4 90,1 2,2 2,7 0,8 0,2 1,2 1,6 12,3 62 28,2 40,5 44,7 57,4 77,1 3,7 1,7 1,3 0,9 1,0 1,9 9,5 51 19,5 38,5 44,9 53,0 72,8 2,1 1,4 0,9 0,2 0,8 1,2 9,5 54 14,5 27,6 51,6 49,2 86,0 1,5 1,7 0,4 0,2 0,6 1,2 7,4 62 17,3 22,2 61,2 59,3 57,8 8,4 0,9 0,4 0,9 1,7 2,9 7,0 8 19,3 33,3 41,4 43,4 71,4 2,8 1,8 0,4 0,4 1,1 0,8 5,4 43 17,1 34,6 45,2 50,3 66,7 2,5 0,7 0,5 0,2 0,4 1,5 4,3 61 20,0 30,1 58,9 50,9 44,4 2,0 1,0 1,6 1,0 0,5 2,0 3,9

Shot Chart

+ Stärken Embiid ist der personifizierte Matchup-Albtraum für die gesamte NBA, die Starting Five ist eingespielt und auf beiden Seiten dominant. Philly hat defensiv auf alles eine Antwort und mit Simmons eine Allzweckwaffe gegen die besten Stars auf dem Flügel.

- Schwächen Selbst mit dem potenziellen MVP sind die Sixers offensiv noch immer Durchschnitt, vor allem im Halfcourt. Pick-and-Roll-Kreativität ist weiter suboptimal vertreten, Simmons neigt nach wie vor zur Passivität. Kaum ein Team wirft weniger Dreier.

= Fazit Embiid kann selbst gegen die Bucks und Nets ein massives Problem sein. Die wichtigste Frage: Können die restlichen Sixers es bestrafen, wenn der Center Double- und Triple-Teams sieht? Lautet die Antwort „ja“, kann es mit dieser Defense in die Finals gehen.

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Toronto Raptors

Das Jahr der Seuche Text: Ole Frerks

Depth Chart Es gibt Qualität im Kader, gerade auf dem Flügel. Dass alle Spieler zur Verfügung stehen, ist aber eher Ausnahme als Regel.

POS Name PG K. Lowry M. Flynn SG F. VanVleet G. Trent P. Watson SF OG Anunoby D. Bembry R. Hood Y. Watanabe PF P. Siakam S. Johnson F. Gillespie C K. Birch C. Boucher A. Baynes

Alter 35 22 27 22 26 23 26 28 26 27 24 23 28 28 34

Coach Nick Nurse

Lineups

W

er eines Tages das definitive Think-Piece über die NBA-Saison 2020/21 schreiben und darin dafür argumentieren möchte, dass ein bestimmter Plan vielleicht nicht ideal durchdacht war, der fängt vermutlich mit den Raptors an. Der Champion von 2019 kann zumindest ohne Probleme für sich reklamieren, dass kein anderes Team so sehr von den Corona-Umständen beeinträchtigt wurde. Der Grundstein dafür wurde schon vor der Spielzeit gelegt: Aufgrund von Reisebeschränkungen verlegten die Raptors ihre Heimat temporär nach Tampa Bay, was den Alltag der Spieler einerseits vereinfachen sollte, sie andererseits aber

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auch in vielen Fällen von der eigenen Familie entfernte. In der Stadt des amtierenden NFL-Champions wurden sie zudem, wenn denn überhaupt Fans in der Arena zugelassen waren, nicht gerade bedingungslos angefeuert, wobei sich dieser Aspekt noch vernachlässigen lässt – einen richtig signifikanten Heimvorteil hatte in dieser Spielzeit schließlich ohnehin niemand. Ernster wog, dass Corona auch vor dem Team selbst nicht haltmachte. Sei es durch Verletzungen oder das Gesundheitsprotokoll: Fast nie hatte Nick Nurse seinen kompletten Kader zur Verfügung, eine Notlösung folgte

Starting Lineup

Smallball Lineup

PG K. Lowry SG F. VanVleet SF OG Anunoby PF P. Siakam C K. Birch

PG K. Lowry SG F. VanVleet SF G. Trent PF OG Anunoby C P. Siakam

ORtg: 128,6 DRtg: 95,9 Min: 22,0

ORtg: 104,6 DRtg: 118,5 Min: 30,0

auf die nächste. Über die ersten 59 Spiele der Saison ließ der Headcoach 28 verschiedene Starting Fives auflaufen, ein einziger Spieler lief in all diesen Partien auf – und verletzte sich beim 59. Einsatz (Chris Boucher). Es passte zu einer Saison, in der insgesamt enorm wenig zusammenlief. Die Raptors hatten insbesondere in der Vorsaison von ihrer Eingespieltheit, einem gewissen Selbstvertrauen sowie der unheimlich variablen Defense profitiert. Sie verfügten über eine Kontinuität, die nicht selten gewisse Talentdefizite kaschieren konnte und sie bis in ein siebtes Spiel der Conference-Semifinals trug. Diese Stärke ging ihnen in der Folge verloren, nicht nur

Fotos: Scott Audette/Fernando Medina/Julio Aguilar/Getty Images

Nurse reizt alle Möglichkeiten aus, die er hat. Die designierte Starting Five hatte bisher ein (!) Spiel.


Power Ranking: 22 aufgrund der Abschiede der FrontcourtGranden Serge Ibaka und Marc Gasol. Die Probleme offenbarten sich schon früh vor der Ausfallwelle: Aron Baynes schlug als Gasol-Ersatz keineswegs ein, eher im Gegenteil. Der Australier konnte an seine gute Vorsaison in Phoenix überhaupt nicht anknüpfen und brachte Nurse dazu, zeitweise mit OG Anunoby oder Pascal Siakam auf der Fünf zu starten, weil Sixth Man Chris Boucher nicht verheizt werden sollte. Erst im April trieb Masai Ujiri mit Khem Birch noch eine weitere praktikable Option für die Fünf auf. Toronto startete mit einer 2-8-Bilanz in die Saison, da zunächst vor allem die Defense gar nicht funktionieren wollte und auf der Gegenseite Pascal Siakam seinen Playoff-Slump noch immer nicht überwunden hatte – der Kameruner machte über die Saison gesehen erstmals in seiner Karriere sogar einen Schritt zurück und wurde für sein teils divenhaftes Auftreten mehrere Male vom Team diszipliniert. Mit der Zeit fingen sich die Raptors jedoch, Ende Februar glichen sie mit einem Sieg über Houston die Saisonbilanz aus. Dann fiel zeitweise alles auseinander. Eine 24-Punkte-Pleite gegen die alles andere als furchteinflößenden Pistons machte den Anfang – Toronto vermisste zu diesem Zeitpunkt unter anderem Fred VanVleet, Anunoby und Siakam –, und es verging fast ein Monat, bis die Raptors wieder ein Spiel gewinnen sollten. Am 24. März, einen Tag vor der Trade-Deadline, holte Toronto gegen Denver erstmals nach neun Niederlagen am Stück wieder einen Sieg. Dies galt als potenzielles Abschiedsspiel von Franchise-Ikone Kyle Lowry, um den es zu diesem Zeitpunkt in der Gerüchteküche überzukochen drohte. Die Saison schien sowieso verhext, die Situation festgefahren, also hätte das Management es dem Altstar wohl ermöglicht, anderswo um einen Titel mitzuspielen. Es kam anders.

Lowry blieb – getradet wurde dafür Norman Powell, der neben Boucher noch eindeutig zu den positiven Überraschungen der Spielzeit gehört hatte. Für ihn kam mit dem deutlich jüngeren Gary Trent Jr. sowie Rodney Hood jedoch guter Gegenwert und mehr Tiefe zurück, abgeschenkt wurde also nicht – im Gegenteil. Den Faktoren „Play-In-Turnier“ und „Eastern Conference“ sei Dank hatten die Raptors mit zwölf Spielen unter .500 noch immer die Chance auf eine Playoff-Teilnahme und somit einen versöhnlichen Abschluss dieser verkorksten Spielzeit. Und vielleicht sogar noch mehr. Die miese Saisonbilanz verklärt schließlich ein wenig, dass dieses Team, wenn es ansatzweise vollzählig ist, nach wie vor Qualität hat. Der Backcourt ist explosiv und hat durch Trent noch mehr Shooting hinzugewonnen, gerade defensiv hat Nurse mit seinem Kader noch immer auf fast alles eine Antwort. Gerade Birch ist hier nicht zu unterschätzen: Mit dem gebürtigen Kanadier, der nach einem Buyout bei den Orlando Magic zu den Raptors stieß, wiesen diese ein elitäres Defensivrating von 103,8 auf. Nach der Trade-Deadline stellten die Raptors trotz aller Ausfälle überhaupt wieder eine Top-10-Defense. Und es geht noch weiter: Laut der Statistik-Website „Cleaning the Glass“ hat keine andere Mannschaft in dieser Spielzeit das eigene Point Differential stärker „unterperformt“, was die Bilanz angeht: Über fünf Siege mehr müssten die Raptors demnach auf dem Konto haben. Dem Net-Rating zufolge waren sie das siebtbeste Team im Osten, was ebenfalls für die folgende These spricht: Die Raptors sind vermutlich etwas gefährlicher, als sie aussehen. Und irgendwie würde es zu dieser kuriosen Saison passen, wenn ihnen das zum entscheidenden Zeitpunkt auch selbst wieder einfällt.

Stats 2020/21 NAME Pascal Siakam Fred VanVleet Kyle Lowry OG Anunoby Gary Trent Chris Boucher Khem Birch Malachi Flynn Freddie Gillespie DeAndre’ Bembry Yuta Watanabe Rodney Hood

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 53 35,7 30,3 50,5 49,2 83,7 7,2 4,5 1,1 0,7 2,3 3,2 20,9 50 36,3 36,7 42,0 49,1 88,6 4,2 6,2 1,7 0,7 1,8 2,3 19,4 46 34,8 39,6 48,7 54,6 87,5 5,4 7,3 1,0 0,3 2,7 3,1 17,2 43 33,3 39,8 56,2 58,0 78,4 5,5 2,2 1,5 0,7 1,7 2,7 15,9 14 31,2 36,4 46,4 50,2 81,3 3,4 1,4 1,2 0,2 0,7 1,5 15,9 59 24,0 38,9 61,1 60,0 78,7 6,7 1,1 0,6 1,9 0,8 2,8 13,6 12 28,9 37,5 63,2 62,0 55,6 7,7 1,8 0,9 1,2 0,9 2,2 10,8 40 18,0 31,4 42,1 44,5 82,5 2,2 2,7 0,8 0,1 0,9 1,4 6,3 13 15,8 0,0 56,9 56,9 77,8 3,8 0,4 0,5 0,9 0,5 2,1 5,5 44 17,6 26,5 59,7 55,7 68,5 2,7 1,9 0,8 0,3 1,3 1,5 5,1 46 13,8 40,8 50,0 55,5 81,5 3,1 0,8 0,5 0,4 0,4 1,2 4,2 14 13,4 34,6 34,6 43,3 93,3 1,7 0,4 0,2 0,2 0,4 1,0 4,2

Shot Chart

+ Stärken Variable Defense mit Anunoby als designiertem Stopper, aber auch sonst mit jeder Menge Herz und Hustle (Watson, Watanabe). Viel Shooting, die (meisten) Leistungsträger kennen sich schon lange und haben Playoff-Erfahrung. Nurse ist einer der kreativsten Coaches der NBA.

- Schwächen Kein echter Go-to-Guy im Kader: Lowry ist langsam etwas alt, Siakam als Option zwei oder drei besser aufgehoben. Die Defensivstärke bezieht sich nicht auf den Defensivrebound (28. Platz) oder die gegnerische Freiwurfrate (30. Platz). Die Einspielzeit von Birch und Trent ist limitiert.

= Fazit T(ampa)oronto könnte einen Favoriten durchaus beschäftigen, sollte die erste Runde erreicht werden – das gibt die Defense her. Um eine Serie zu gewinnen, fehlt aber die offensive Klasse, zumal es ja gegen eins der drei besten Ost-Teams gehen würde.

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Washington Wizards

Rauf und runter Text: André Voigt

Depth Chart Mit Avdija und Bryant fallen zwei Starter bis Saisonende aus. Tiefe findet sich hier keine.

POS Name PG R. Westbrook I. Smith SG R. Neto G. Mathews SF B. Beal I. Bonga C. Hutchison D. Avdija PF R. Hachimura D. Bertans A. Gill C A. Len D. Gafford R. Lopez T. Bryant

Alter 32 32 29 24 27 21 25 18 23 28 28 27 22 33 23

Coach

Scott Brooks

Lineups

A

ufgabe: Definiere die Unberechenbarkeit der NBA-Spielzeit 2020/21 in einem Teamnamen. Lösung: Washington Wizards. Bis zum 12. Februar 2021 waren die Zauberer alles andere als magisch unterwegs. Bilanz: 6-17, zehn dieser Niederlagen mit mehr als zehn Punkten Unterschied. Zusammen mit den Timberwolves legten die Hauptstädter die schlechteste Bilanz der Liga auf. Es folgten acht Siege in den nächsten elf Partien bis zum All-StarBreak. Hoffnung keimte auf in D.C., dass die katastrophalen Leistungen der frühen Spielzeit vor allem auf den damaligen Covid-Ausbruch im Team und die

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mangelnde Einspielzeit mit dem spät via Trade gekommenen Russell Westbrook zurückzuführen waren. Prompt gingen in der Folge zwölf der nächsten 15 Partien verloren … Die Wizards belegten in der Eastern Conference den 14. Platz. Es schien an der Zeit, sich trotz Westbrook und trotz Bradley Beal ausführlicher mit den besten Talenten des nächsten Draft-Jahrgangs zu beschäftigen. Schien … Denn plötzlich waren die Wizards nicht zu stoppen. Zehn Siege in zwölf Partien. Vom 07. bis 27. April NBAweit in den Top 10 beim Offensiv- und Defensivrating. Westbrook lieferte in dieser Phase 21,7 Punkte, 13,1 Rebounds und 12,6

Starting Lineup

Crunchtime Five

PG R. Westbrook SG R. Neto SF B. Beal PF R. Hachimura C A. Len

PG R. Westbrook SG R. Neto SF R. Hachimura PF D. Bertans C R. Lopez

ORtg: 155,6 DRtg: 129,4 Min: 9,0

ORtg: 117,4 DRtg: 126,7 Min: 22,0

Assists im Schnitt. Beal lieferte 31,6 Zähler, 4,0 Bretter plus 3,7 Vorlagen. Zusammen peitschten sie ihr Team in einer Situation nach vorn, wo viele andere schon im Urlaubsprospekt geschmökert hätten. Aber neben den beiden Stars war der drittbeste Mann in dieser Phase wohl … der Spielplan. Orlando, Sacramento, Detroit, zwei Mal OKC und Cleveland waren angesetzt – die Kellerkinder wurden allesamt geschlagen. Aber eben auch die Warriors (zwei Mal), Jazz (noch mit Donovan Mitchell) und New Orleans. Und so fanden sich die längst abgeschriebenen Wizards wie durch … sorry … Zauberhand zurück im Rennen um den 10. Platz im NBA-Osten.

Fotos: Rob Carr/Ned Dishman/NBAE via Getty Images

Von allen Wizards-Formationen absolvierte bis Redaktionsschluss keine mehr als 80 Minuten zusammen.


Power Ranking: 20 All das wirft natürlich Fragen auf. Wo endet die Achterbahnfahrt? Wie gut ist das Team wirklich? Westbrook und Beal sind der Motor der Mannschaft. Logisch. Niemand anders kann sich in diesem Kader auf höherem Niveau einen eigenen Wurf kreieren. Mehr noch: Abseits der All Stars finden sich nur drei Akteure, die auf mindestens gutem Niveau auf dem Flügel attackieren können: Raul Neto, Garrison Mathews und Davis Bertans. Aber natürlich gibt es da Beal. Der Shooting Guard ist aus jeder Aktion gefährlich. Der 27-Jährige attackiert als Dribbler aus dem Pick-and-Roll, findet aber auch bereitwillig die freien Kollegen, wenn er zu viel Widerstand der Verteidigung vorfindet. Egal ob nach einem indirekten Block, einem Handoff, auf dem Flügel aus dem Catch-and-Shoot, isoliert, als Cutter oder im Fastbreak … Bradley Emmanuel Beal liefert so effizient wie effektiv ab. Mit Effizienz wurde Westbrooks Name schon länger nicht in Verbindung gebracht, aber der Turbo-Point-Guard steigerte seine Dreierquote aus dem Catch-and-Shoot von 29,1 Prozent in Houston 2019/20 auf annehmbare 35,5 Prozent in dieser Saison bei zwei Versuchen pro Partie in D.C. Ansonsten war „Brodie“ halt „Brodie“. Mit voller Energie ins Herz der Verteidigung setzte er 2020/21 ligaweit die achtmeisten Drives pro Partie. Problem dabei: Unter den Top 15 in dieser Kategorie legte er mit 44,4 Prozent die schlechteste Feld- sowie die mieseste Freiwurfquote nach Fouls beim Drive hin (56,6 FT%). Unter allen Spielern mit mindestens zehn Drives pro Partie unterliefen nur Zach LaVine mehr Ballverluste als Westbrook. Egal, diese Wizards brauchten die Fulminanz des MVPs von 2017. Er führte die Liga in der regulären Saison bei den Assists an, obwohl in seinem Team nur drei Rotationsspieler überdurchschnittlich ihre Dreier trafen.

Der Supporting Cast der beiden Stars lässt sich grob in zwei Klassen einteilen: Youngsters und Journeymen. Die Jungen sind Rui Hachimura, Daniel Gafford, Isaac Bonga sowie die Langzeitverletzten Thomas Bryant und Deni Avdija. Ersterer durchlebte eine Saison, in der auf 36 Minuten gerechnet die wichtigsten Statistiken rückläufig waren. An der Dreierlinie trügt der erste Schein. Zwar stieg seine Quote im Vergleich zu seiner Rookie-Saison, alles in allem traf er aber nur im Monat März (40,0 3P%) mehr als 29,0 Prozent von Downtown. Defensiv machte er hingegen Fortschritte, auch wenn eine große Baustelle bleibt: Muss er einen Dribbler über einen direkten Block verfolgen, wird es mehr als fragwürdig. Avdijas Rookie-Saison endete am 21. April mit einem Haarriss im rechten Schienbein. Bis dahin startete der Israeli 32 Partien, hatte aber die zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten. Auch weil er nicht mit dem Ball kreieren durfte. Genau das war eine der Stärken, wegen denen die Wizards ihn an 9. Stelle gedraftet hatten. Neben Westbrook und Beal fand der 20-Jährige aber nur wenige Chancen, diesen Teil seines Spiels zu zeigen. Vielleicht 2021/22 … Der Rest des Kaders besteht aus Rollenspielern, die die eine oder andere Stärke, aber eben auch klar ersichtliche Schwächen haben, sowie Dreiergott Bertans. Isaac Bonga ist zum Beispiel einer der besten Flügelverteidiger der Mannschaft und gleichzeitig offensiv extrem harmlos. War er auf dem Parkett, erzielte der Gegner auf 100 Ballbesitze gerechnet 10,8 und Washington selbst 8,3 Punkte weniger. Ohne wirklich starke Alternativen auf der Bank stückelte Coach Brooks also immer wieder neue Lineups zusammen, die er zuletzt regelmäßig von drei Guards anleiten ließ. So sollte der Sprung ins Play-In-Turnier gelingen. Und dann? Dank Beal und „Brodie“ sind die Wizards unberechenbar.

Stats 2020/21 NAME Bradley Beal Russell Westbrook Rui Hachimura Davis Bertans Daniel Gafford Robin Lopez Raul Neto Alex Len Deni Avdija Ish Smith Garrison Mathews Chandler Hutchison

SP MPG 3P% 2P% eFG% FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG 55 35,5 34,7 53,6 53,1 90,1 4,7 4,5 1,2 0,3 3,2 2,4 31,0 57 35,8 31,4 47,4 47,3 63,7 11,2 11,0 1,3 0,3 4,9 2,8 21,9 51 31,5 32,8 51,3 50,8 76,9 5,5 1,5 0,8 0,1 1,2 2,2 13,5 49 24,9 39,9 43,6 58,3 88,4 3,0 0,8 0,6 0,3 0,6 2,4 11,2 15 18,5 0,0 68,0 68,0 60,9 6,1 0,4 0,7 1,9 0,9 1,9 10,7 63 19,2 27,8 65,3 64,1 71,1 3,8 0,8 0,2 0,6 1,0 1,5 8,6 58 21,2 38,5 51,6 53,9 85,5 2,5 2,2 1,1 0,1 0,8 1,6 8,4 49 16,0 26,3 66,1 63,9 60,6 4,3 0,9 0,3 1,0 0,9 2,1 7,4 54 23,3 31,5 53,5 50,2 64,4 4,9 1,2 0,6 0,3 0,6 2,6 6,3 36 20,5 36,8 43,5 45,4 55,2 3,2 4,1 0,7 0,3 1,0 1,4 6,2 57 16,8 38,5 55,3 57,4 90,2 1,4 0,4 0,5 0,1 0,2 1,7 5,7 10 16,6 25,0 43,9 42,5 81,8 3,8 0,8 0,4 0,1 1,1 1,4 5,4

Shot Chart

+ Stärken Die beiden Superstars sind in der Lage, jede Verteidigung in Bedrängnis zu bringen. Brooks wird weiterhin die schnellste Pace der Liga spielen und viele, viele Freiwürfe ziehen. Die Wizards könnten im Play-In-Tournament überraschen, weil sie nichts zu verlieren haben.

- Schwächen Freiwürfe sind schön und gut, aber die Wizards treffen davon viel zu wenig! Gleichzeitig ist die Defensive eine Katastrophe. Es gibt zu viele Nonshooter in der Rotation. Der Raum für Drives wird eng werden. Der Gegner wird vor Westbrook eine Wand aufbauen und außer Beal bzw. Bertans jeden werfen lassen.

= Fazit Das Play-In-Tournament wäre ein versöhnlicher Abschluss, und dort ist dank K.o.-System und „Bealbrook“ alles möglich. In einer Serie treten die Defizite dieser Truppe aber zu stark zu Tage. Die kommende Offseason wird sehr interessant … Neuaufbau?

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F o t o s t r e c k e

Geschafft!

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Auch wenn nach dem Spiel vor dem Spiel ist – wenn die letzte Partie der NBA-Finals gewonnen wurde, ist es Zeit für große Gefühle. Für pure Freude, Erleichterung, Stolz. FIVE präsentiert: NBA-Champions.

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Scouting

S c o u t i n g

MEHR KUNST ALS WISSENSCHAFT In der Welt des Basketballsports sind sie die Experten mit dem ganz feinen Auge: Scouts. Doch worauf kommt es in dieser Profession an? Wie läuft der Prozess der Evaluation von Talenten ab? FIVE sprach mit drei Scouts und begab sich auf die Suche nach Antworten. Text: Marius Flachenecker 84


Im darauffolgenden Jahr berichtete Bones McKinney, damals Trainer von Wake Forest, Auerbach von Sam Jones, seiner Meinung nach der beste Schütze, den er im CollegeBasketball gesehen hatte. Auch ihn wählte Auerbach, ohne ihn jemals spielen gesehen zu haben. Russell und Jones beendeten ihre Spielerkarrieren mit insgesamt 21 NBA-Titeln. Talentsichtung wurde seitdem modernisiert und stellt im digitalen Zeitalter für NBA-Scouts keine Hürde mehr dar. Die potenziellen NBA-Spieler sind heutzutage schon längstens bekannt, bevor sie für NBA-Scouts überhaupt interessant werden. Schließlich sind Informationen und Videomaterial zu talentierten Spielern oftmals nur einen Klick im World Wide Web entfernt. Dennoch ist der Aspekt des Netzwerkens für NBA-Scouts nicht weniger wichtig als vor 60 Jahren für

Unterschrift seines Vertrages Geschichte: Mit 21 Jahren wurde er zum damals jüngsten NBA-Scout in der Ligahistorie. Juc, der schon in seinem ersten Jahr bei den Nuggets sowohl Nikola Jokic als auch Jusuf Nurkic an sein neues Team empfahl, vergleicht seinen Job mit dem eines Undercover-Agenten: Ständig halten Scouts und Schnüffler Augen und Ohren offen auf der Suche nach nützlichen Auskünften. Zum Zeitpunkt der Draft haben Scouts mit jedem gesprochen, außer mit dem Spieler selbst. „Als wir Juancho Hernangomez gedraftet hatten, stellte ich mich ihm vor, und er erwiderte: ‚Du musst dich nicht wirklich vorstellen, weil du alle meine Freunde, meine Lehrer und meine Coaches kennst‘“, erklärt Juc in einem Interview mit der „Denver Post“. Des Weiteren gibt es auch viele Talentspäher, zum Beispiel für europäische Teams, die sich bemühen, Spieler schon in jungen Jahren aus dem Ausland in die eigene Akademie zu holen. Keinem Klub gelingt dies besser als Real

Im Jahr 1956 erhielt er einen Anruf seines alten College-Trainers Bill Reinhart, der ihm versicherte, dass ein Center namens Bill Russell die Celtics in einen Titelfavoriten verwandeln könnte. Auerbach hatte Russell zwar nie selbst spielen gesehen, aber er vertraute Reinharts Einschätzung und setzte alle Hebel in Bewegung, um Russell in der Draft für seine Kelten zu akquirieren.

Auerbach. Auch Scouts unterliegen den strengen „Tampering“-Regeln der NBA und dürfen sich bis kurz vor der Draft nicht mit Talenten unterhalten. Darum müssen sie stets mit Trainern, Agenten und anderen Scouts Kontakte pflegen, um Informationen über Spieler zu sammeln. Rafal Juc arbeitet seit 2014 als internationaler Scout für die Denver Nuggets und schrieb schon mit der

Madrid. Das Paradebeispiel: Luka Doncic. Der Superstar der Dallas Mavericks wechselte schon im Alter von 13 Jahren nach Spanien. Doch auch ratiopharm Ulm hat sich in den vergangenen Jahren als Adresse für Jungtalente etabliert. Dies zeigt sich zum einen durch den Bau der Orange Academy und zum anderen auch durch die Verpflichtung von Killian Hayes

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Fotos: Garrett Ellwood/David Calvert/Ned Dishman/Dick Raphael/NBAE via Getty Images

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er größte Champion der NBA-Geschichte wurde gedraftet, ohne dass ihn sein neuer Klub jemals hatte spielen sehen. Aus heutiger Sicht undenkbar, kam 1956 unter genau diesen Umständen niemand anderes als Bill Russell zu den Boston Celtics. Die Aufgabe eines Scouts besteht darin, für seinen Auftraggeber die talentiertesten Spieler zu finden. Dies war über lange Zeit kein einfaches Unterfangen. Red Auerbach, legendärer Coach und General Manager der Boston Celtics, hatte 1956 keine Scouts zur Hand. In John Feinsteins Buch „Let Me Tell You a Story“ erzählt Auerbach, dass er so viele College-Spiele wie möglich besuchte und die wenigen, die im Fernsehen liefen, ansah. Nichtsdestotrotz hatte er nur einen beschränkten Überblick über die besten Talente des Landes. Auerbach verließ sich deshalb oftmals auf die Aussagen von Freunden und Vertrauten.


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sowie Igor Milicic (18 Jahre) und Jeremy Sochan (17), die im Februar 2021 beide ihr Länderspieldebüt für Polen gaben. Bronek Wawrzynczuk arbeitet in Ulm als Scout. Im Gespräch mit FIVE nennt er drei Methoden, mit denen er Talente schon früh entdecken kann: eigene Online-Recherche, Live-Scouting in der Arena und das Netzwerk, welches er über die Jahre aufgebaut hat. „Du versuchst Talente als Erster zu identifizieren, und es ist unmöglich, dies alleine zu tun“, erklärt er. Darum sei es so wichtig, Kontakte mit Trainern und Scouts aufzubauen, die einem Spieler empfehlen können, bevor diese auf der großen Bühne bei Juniorenkontinentalmeisterschaften oder beim „Adidas Next Generation Tournament“ auflaufen. Für internationale NBA-Scouts beginnt der Scouting-Prozess erst bei diesen Turnieren, meistens wenn die Spieler 15 oder 16 Jahre alt sind. CollegeScouts hingegen können ihre Evaluation oftmals nur auf eine College-Saison und einige wenige bedeutungsvolle Highschool-Spiele stützen.

Fotos: Dick Raphael/Ales Fevzer/Euroleague Basketball/Glenn James/NBAE/Getty Images

Live vs. Video

Vor allem für internationale Scouts handelt es sich also um einen langen, aufwändigen Prozess aus Videoanalyse und Live-Scouting. In einem normalen Jahr verbringt Wawrzynczuk nach eigener Aussage zwischen 140 und 180 Tage auf Reisen, und wenn er nicht unterwegs ist, versucht er dennoch, ungefähr drei Spiele pro Tag anzuschauen. Für einen NBA-Scout wie Juc ist das nicht anders. Beide stimmen überein, dass die eigene Meinung über einen Spieler nicht finalisiert werden sollte, bevor dieser nicht in persona gesehen wurde. In dem schon zitierten Artikel der „Denver Post“ erwähnt Juc, er habe Point Guard Facundo Campazzo rund 100-mal live spielen gesehen, bevor die Nuggets den argentinischen Magier im Oktober von Real Madrid verpflichteten. Digitale Spieleranalyse hat zwar Vorteile – zum Beispiel kann man jederzeit zurückspulen und sich Szenen mehrmals angucken –, aber einige Aspekte lassen sich dennoch nicht so gut sehen wie in der Arena. Sowohl Wawrzynczuk als auch Juc nennen dabei vor allem athletische Attribute wie Körperbau, Schnelligkeit und Kraft. Zudem achten sie auch darauf, wie ein Spieler mit seinen Teamkollegen und Coaches interagiert, wie er auf Schiedsrichterentscheidungen reagiert und wie er mit Widrigkeiten umgeht. NBA-Scouts sehen sich zudem nicht nur das Spiel an. Oftmals reisen sie für mehrere Tage, um einen Spieler im Training, beim Shootaround und beim Aufwärmen vor einer Partie zu beobachten. Juc betont, wie wichtig es ist, dass er Spieler beim Aufwärmen sieht, wie sie Dutzende Würfe nehmen – deutlich

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mehr, als sie dann in der eigentlichen Partie erhalten. Dabei versucht er nicht die Wurfquoten des Spielers zu errechnen, sondern fokussiert sich auf die Technik und inwiefern ein Akteur in einer druckfreien Situation anders wirft als im Ernstfall auf dem Parkett. Er bemüht sich außerdem, schon früh in die Halle zu kommen, um mit Assistenztrainern, Journalisten und Familienmitgliedern zu sprechen, bevor er während des Spiels seine Beobachtungen in einer teaminternen App auf seinem Handy notiert.

Der Prozess

Der erste Aspekt eines Spielers, der Wawrzynczuk auffällt, ist die Athletik. Er verweist auf den Scoutingleitfaden „How to Evaluate Talent“ des legendären Rob Meurs, der als internationaler Scout der San Antonio Spurs um die Jahrtausendwende die Draft von Manu Ginobili und Tony Parker befürwortete. Meurs unterteilt Spielerbewertung in vier Teile – „Physical talent, mental talent, feel for the game and skill level“ – und beschreibt, dass er auf die physischen Aspekte zuerst schaut, weil sie nur schwer trainierbar sind. Dabei nennt er unter anderem die altbekannte Phrase „You can’t teach height“. Auch Juc achtet zuerst auf Charakteristika, die sich nur schwer ändern lassen, und erwähnt dabei zudem, dass er den Spielstil von jungen Basketballern in Betracht zieht – zum Beispiel ihren Einsatz und auch, ob sie ihre Mitspieler besser machen. Wawrzynczuk erklärt außerdem, dass er, nachdem er sich einen ersten Eindruck eines Spielers verschafft hat, immer mal wieder eine Partie ansieht, um bei der Entwicklung des Beobachteten auf dem Laufenden zu bleiben. Teenager sind in der Lage, solch rapide Fortschritte zu machen, dass eine Evaluation sich schon in wenigen Monaten deutlich verändern kann. „Scouting ist eher eine Kunst als eine Wissenschaft, weil viele Aspekte schwer messbar sind“, sagt Juc. „Niemand ist perfekt“, fügt Wawrzynczuk hinzu, „und wer am wenigsten Fehler macht, ist der Beste in seinem Beruf.“ Deshalb sei es wichtig, über seine eigenen Fehler nachzudenken und aus ihnen zu lernen, auch wenn es meistens Jahre dauert, bis man sieht, ob die eigene Einschätzung richtig war. Die Selbstevaluation wird zudem dadurch erschwert, dass viele unvorhersehbare Faktoren – wie Verletzungen, Trades oder familiäre Probleme – den Karriereverlauf eines jungen Spielers beeinflussen können. Spencer Pearlman, der die Phoenix Suns während des 2019er Draftprozesses als Berater unterstützte, versucht immer seine alten Notizen

„SCOUTING IST EHER EINE KUNST ALS EINE WISSENSCHAFT, WEIL VIELE ASPEKTE SCHWER MESSBAR SIND.“ RAFAL JUC ___

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auszuwerten und daraus zu lernen: „Es ist wichtig zu überprüfen, ob es eine kognitive Verzerrung, Fehleinschätzung der Übertragbarkeit gewisser Skills auf das NBA-Level oder das Über- bzw. Unterbewerten von gewissen Dingen war.“ Über eine Schwierigkeit scheinen sich alle Scouts einig zu sein: Die Bewertung mentaler Aspekte wie Arbeitseinstellung, emotionale Intelligenz und Zähigkeit ist knifflig. Diese sind nicht messbar und von außen auch nur bedingt bestimmbar. Wawrzynczuk fällt es zudem nach eigener Aussage schwer vorherzusagen, ob ein Spieler mit herausragenden physischen Voraussetzungen, der spät mit Basketball angefangen hat, noch die nötigen Fähigkeiten erlernen kann, um erfolgreich zu sein. Und andersherum, ob ein Spieler mit herausragenden Skills athletische Limitationen kompensieren kann. Für Juc ist vor allem die Entwicklung des „feel for the game“, des Spielverständnisses, schwer einzuschätzen. Pearlman findet es wiederum schwierig zu beurteilen, ob aus einem guten Ballhandler ein herausragender werden kann: ein kleines Detail mit umso größerer Wichtigkeit.

Stats und Freude

Natürlich müssen sich Scouts nicht nur auf ihr eigenes Auge verlassen. Auch Statistiken spielen eine Rolle, vor allem im Draftprozess. Jedes NBA-Team sammelt Daten über potenzielle Rookies und hat

ein eigenes statistisches Modell, um die Entwicklung von Talenten vorherzusagen. Wie genau so etwas aussieht? Das dürfen Außenstehende nicht erfahren. Spekulationen gibt es allerdings trotzdem. So ist Mike Gribanov, Autor bei der NBA-Draft-Website „The Stepien“, in der College-Datenbank battorvik.com möglicherweise auf etwas gestoßen, das dem statistischen Modell der Phoenix Suns ähneln könnte. Gribanov filterte für die NCAASpielzeiten 2018/19 und 2019/20 alle College-Spieler heraus, die in einer HighMajor-Conference spielten, mindestens drei Dreierversuche pro 100 Ballbesitze und einen Box-Plus-Minus-Wert von 10,0 oder mehr aufwiesen. Diese Kriterien trafen auf zehn Spieler zu. Acht davon meldeten sich für die Draft an, sieben waren mit den Picks der Suns noch verfügbar, und drei wurden im Endeffekt von Phoenix gezogen. Darunter befinden sich mit Jalen Smith und Cameron Johnson zwei Spieler, die höher selektiert wurden als erwartet. Wird die Suche auf die vorherigen Jahre ausgeweitet, finden sich zudem ältere Suns-Picks wie Mikal Bridges und Jevon Carter sowie die Free-AgencyVerpflichtung Frank Kaminsky. Es sollte klar geworden sein, dass es nicht einfach ist, die Entwicklung von Spielern zu projizieren. Doch so nervenaufreibend der Beruf sein kann, hat er doch viele Vorteile. Juc fühlt sich

„gesegnet, dass Basketball mich an so viele tolle Orte gebracht und so vielen tollen Menschen vorgestellt hat“. Er habe auf der ganzen Welt viele wahre Freunde gefunden, die ihm helfen, seine Perspektive und sein Verständnis der Welt zu verbessern. Auch Wawrzynczuk schwärmt von den Menschen und Kulturen, die er über die Jahre kennengelernt hat, und zeigt sich überzeugt, dass viele Beziehungen auch andauern werden, wenn er nicht mehr im Basketball arbeitet. Zusätzlich findet er Freude daran, Spieler aufblühen zu sehen, die er entdeckt oder nach Ulm gebracht hat, fügt aber auch bescheiden hinzu: „Natürlich handelt es sich dabei um eine Zusammenarbeit, und den Großteil der Anerkennung verdienen die Trainer.“ Die Globalisierung des Basketballs hat sich demnach auch auf den Beruf des Scouts übertragen. Während Auerbach nur wenige CollegeSpiele vor der Draft besuchen konnte und sich manchmal auf die Empfehlungen von Freunden verließ, handelt es sich bei modernen Scouts um Weltreisende mit Zugriff auf unendlich viele Informationen. NBA-Scouts verdienen kein Geld, indem sie Talente entdecken, sondern dadurch, dass sie das Potenzial von Spielern einschätzen können. Und dabei handelt sich auch heute noch eher um „eine Kunst als eine Wissenschaft“. redaktion@fivemag.de

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interview C h r i s t

Christ Koumadje

K o u m a d j e

„AN JEDEM TRAININGSTAG HABE ICH MICH GESCHÄMT“

Fotos: Jan-Philipp Burmann/City-Press via Getty Images

2,21 Meter groß, Schuhgröße 54, 2,30 Meter Armspannweite – Jean Marc Christ Koumadje verändert Flugkurven, blockt, reboundet, beschützt den Ring, macht die Zone dicht. Offensiv legt und hämmert er Bälle in den Korb. Koumadje ist ein Unikat, ein Spielveränderer, ein Walter Tavares der Zukunft und seit Februar bei Alba Berlin. Interview: Sebastian Finis

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ÜNF: Bei deinem Euroleague-Debüt gegen den FC Barcelona, was erst dein drittes Spiel überhaupt für Alba war, hast du dein Riesenpotenzial aufblitzen lassen. Coach Aito hat dich Ende der ersten Halbzeit ins Spiel gebracht, und du bist zum Hauptprotagonisten von Albas 7:0-Run geworden. Als „Magic Moment“ lief später dein Block gegen Nikola Mirotic mit unmittelbar anschließendem AlleyOop-Dunk ins Gesicht von Mirotic auf der Gegenseite in den Highlight-Reels. Wie hast du dein erstes Spiel in Europas Beletage erlebt? Christ Koumadje: Ich versuche, immer bereit zu sein, wann auch immer meine Nummer aufgerufen wird. Wenn ich

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eingesetzt werde, möchte ich vor allem Energie liefern. Als neuer Spieler musst du dich auf deine gewohnten Fähigkeiten verlassen und die aufs Parkett bringen. In meinem Fall: Rebounding, Würfe blocken, übers Feld sprinten – mit Feuer und Herzblut. Es war toll, meine Skills in dem Spiel zu zeigen. Generell ist die Euroleague solch ein großartiger Wettbewerb. Alle Typen sind extrem talentiert. Für mich als Newcomer ist es großartig, die Chance zu bekommen, gegen diese Jungs zu spielen. Hast du als Kind von solch spektakulären Aktionen geträumt? Am Anfang habe ich kein Basketball gespielt. Ich habe hauptsächlich auf der Straße Fußball gekickt. Als Kind hatte ich viele Träume: Ich wollte Pilot werden oder

Fußballspieler. Sobald ich in die Höhe schoss, begannen alle Leute zu sagen, ich sollte doch mit dem Basketballspielen beginnen. Das war, als ich 16 war. Zu Hause im Tschad begann ich auf die NBASpieler zu schauen, wie LeBron James. Es ist irgendwie surreal. Ich sitze in meinem Zimmer im Tschad, und auf dem Desktop meines Laptops sind Bilder von Paul Pierce & Co. Die NBA schien unerreichbar zu sein. Gleichzeitig haben mich die NBAStars inspiriert. Ganz im Ernst, ich habe damals nie geglaubt, dass ich es einmal schaffen kann, in dieser Situation zu sein, in der ich mich jetzt befinde, nämlich ein professioneller Basketballspieler zu werden. Es ist toll, was Basketball ermöglichen kann: Er führt dich um die ganze Welt, und du übst die Sportart aus, die du liebst.


Unter welchen Voraussetzungen bist du damals aufgewachsen? Ich bin im Zentrum Afrikas geboren, in einer kleinen Stadt im Tschad. Meine Mutter hat mich bekommen, als sie noch ziemlich jung war, mit Anfang zwanzig. Mein Vater war nie wirklich da. Es war hart für meine Mutter als Alleinerziehende. Sie hat sich aber immer gut um mich gekümmert und alles dafür getan, dass es mir gut ging. Nach zwei Jahren bin ich mit ihr in die Hauptstadt N’Djamena gezogen. Meine Mutter hatte zwei Jobs, um uns über Wasser zu halten. Sie hat sowohl als Kassiererin in einem Lebensmittelgeschäft gearbeitet als auch in einer Boutique für Kleidung. In N’Djamena haben wir als afrikanische Großfamilie zusammengelebt, meine

Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen. 17 bis 20 Leute, alle in einem Haus. Um ein eigenes Apartment zu mieten, hat das Geld nicht gereicht. Familienangehörige kamen aus umliegenden Dörfern zu uns. Wir hatten genug Platz für alle, aber als Kinder haben wir natürlich die Zimmer geteilt. Ich war zu dritt mit zwei Cousins in einem Raum. Ein paar wenige Erwachsene hatten ihre eigenen Zimmer. Das Haus hatten wir meinem Großvater zu verdanken, der es gebaut hat. Alle haben es genutzt. Aufgrund des Bürgerkriegs und wegen längerer Dürreperioden gehört der Tschad zu den ärmsten Ländern der Welt. 80 Prozent der Bevölkerung leben in absoluter Armut. War deine Familie davon betroffen?

Nicht die ganze Familie. Aber nachdem mein Großvater starb, er war ein großartiger Mann, hat sich alles verändert. Die Familie ist durch eine harte Zeit gegangen. Meine Onkel gingen noch zur Schule und haben gleichzeitig auf die Familie aufgepasst. An manchen Tagen war es schwer, für alle genug zu essen zu haben. Wir Kinder waren daran gewöhnt. Wir kannten nichts anderes, also haben wir nichts vermisst. Deshalb haben wir es nie als Belastung angesehen. Den meisten Menschen in unserem Umfeld ging es genauso wie uns. Woran erinnerst du dich aus deiner Schulzeit als Erstes? Die Schule in Afrika ist ganz anders als in den Vereinigten Staaten, wo der Bezug

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interview

Christ Koumadje

zum Sport ein viel größerer ist. Bei uns war die Schule hauptsächlich akademisch geprägt. Nach der Schule war sportlich nichts organisiert. Die Kinder haben ihren eigenen Ball mitgebracht und einfach auf dem Schotter gezockt. Es gab kein System, keine Schulmannschaft oder dergleichen. Die Klassen waren überfüllt mit Schülern. Du wirst es nicht glauben, aber der Unterricht war anspruchsvoller und strenger als in Amerika. Das Ziel jedes Schulkindes war es, das Jahr zu bestehen. Am Ende des Jahres gab es fast immer um die 50 Kinder, die sitzen geblieben sind und das Jahr wiederholen mussten. Der Unterricht war wirklich hart in meiner Heimat. Warst du ein guter Schüler? Ja, ich musste das Schuljahr meistens nicht wiederholen. Als Heranwachsender bin ich fokussiert geblieben und habe einen klaren Kopf behalten. Ich hatte ganz gute Noten. Mein Lieblingsfach war Geografie. Welche Sportarten hast du ausgeübt? Ich habe auf der Straße Fußball gespielt. Meistens stand ich im Tor oder war letzter Mann. Abgesehen davon habe ich ein bisschen Leichtathletik gemacht und Handball gespielt. Ich habe auch Karate ausprobiert. Aber das war eine schlechte Entscheidung, sodass ich damit schnell wieder aufgehört habe (lacht).

Fotos: Lauren Rakes/Fernando MedinaElsa/Ned Dishman/NBAE via Getty Images

Warst du schon immer größer als deine Mitschüler in der Klasse? Ja, aber nicht übermäßig. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich einmal so groß werden würde. Mit 14, 15 Jahren hatte ich dann einen immensen Wachstumsschub. Alle in meiner Familie sind ziemlich groß. Einer meiner Onkel ist so groß wie ich, und meine Mutter ist 1,98 Meter … so groß wie Michael Jordan. Wie war die politische Situation damals im Tschad? Was war auf den Straßen der Hauptstadt los? Im Grunde ist der Tschad ein stabiles Land in Bezug auf die Politik und die allgemeine Sicherheit. 2012 gab es jedoch politische Unruhen, ein Aufbegehren gegen das Regime bis hin zum Bürgerkrieg. Wir haben das Land verlassen und sind zunächst für ein paar Wochen nach Kamerun geflüchtet. Als sich die Lage beruhigte, sind wir im Sommer zurück in den Tschad. Allerdings waren die Schulen aufgrund der Instabilität im Land noch geschlossen. Ich konnte einen Monat lang nicht zur Schule gehen, und es war nicht klar, wie es weitergehen, wie die Situationen sich entwickeln würde. Ich wollte mein letztes Schuljahr aber unbedingt zu Ende bringen. Ich hatte nur noch ein Semester bis zu meinem Abschluss, deshalb bin ich im selben Sommer als 16-Jähriger alleine in den Senegal gegangen. Meine Mutter hatte Freunde in Dakar, bei denen ich acht Monate leben konnte.

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War es eine große Umstellung für dich, vom Zentrum Afrikas an die 3.000 Kilometer entfernte Westküste umzusiedeln, was das Land, die Kultur und die Mentalität der Menschen betrifft? Ich habe mich schnell angepasst. Das Tolle an Afrika ist, dass Afrika halt Afrika ist. Ich glaube, wir sind alle gleich. Als ich dort hingekommen bin, waren alle freundlich zu mir. Die Integrität und Gastfreundschaft der Senegalesen ist bekannt. Es gibt viele Menschen aus dem Tschad, die im Senegal leben. Es war also keine große Umstellung für mich. Wann und wie bist du das erste Mal mit Basketball in Berührung gekommen? Es war im Tschad. Ich habe damals auf einer kleinen Farm bei meinem Onkel gelebt. Er sagte mir, ich sei für Fußball viel zu groß und solle doch mal Basketball probieren. Er hat immer wieder davon gesprochen, aber ich habe das nie wirklich ernst genommen. Mit 15 hatte ich das erste Mal Kontakt zu einem Coach, zu dem mich mein Onkel geschleppt hat. Ich konnte damals nicht mal einen Ball richtig fangen. Der Coach wollte, dass ich einen Sternschritt mache, einfache Dinge für einen Center. Ich habe das nicht wirklich gemocht. Ich wollte und konnte damals noch nicht regelmäßig trainieren, weil die Schule zu der Zeit sehr fordernd war. Lediglich am Wochenende bin ich zum Basketballtraining gegangen – und das auch nur für drei Wochen. Dann habe ich wieder aufgehört. Denn es war schwer, Zeit dafür aufzubringen. Als ich dann in den Senegal gezogen bin, war es einfacher, Basketball in meinen Alltag zu integrieren. Meistens musste ich abends nichts mehr für die Schule machen, sodass ich zum Training gehen konnte. Ich habe gelesen, dass dich ein Mann namens Ibrahima N’Diaye auf der Straße entdeckt hat, der Gründer der Flyingstar Academy in Dakar. Ein Freund, der heute in Frankreich ist, und ich sind gerade von der Schule gekommen. Der Typ sah uns über den berühmten Markt „Colobane“ in Dakar laufen. Er kam aus dem Nichts. Er sah uns, parkte sein Auto, rannte über den Markt und sprach mich an: „Spielst du Basketball?“ „Nein, ich gehe nur zur Schule“, antwortete ich. Er meinte: „Ich habe eine Akademie im Herzen Dakars. Du kannst dort hinkommen, für ein paar Monate trainieren und definitiv ein Stipendium bekommen, um in die USA zu gehen.“ Es hörte sich damals verrückt an. Ich sagte, ich hätte nichts zu verlieren. Sogar mein Freund redete mir ins Gewissen, es wenigstens auszuprobieren. Dann kam ich nach Hause. Meine Gastmutter wollte mir nicht glauben und meinte, ich solle vorsichtig sein, man wisse ja nie. Aber ich blieb stur, ging zur Akademie und trainierte drei Mal pro Woche. Der Coach mochte mich als Spieler, ich rannte und blockte Würfe. Er

war wirklich davon beeindruckt. Ich habe dort für vier Monate trainiert und nicht mal meine Schule beendet, was ja eigentlich der Grund gewesen war, warum ich überhaupt in den Senegal gegangen bin. Ich bin direkt in die Staaten rüber. Der Coach hat sein Wort gehalten und mir ein Stipendium an einer privaten Highschool besorgt. Was wolltest du werden, bevor dieser glückliche Umstand geschah? Ich wollte Anwalt werden. Das war damals mein mentaler Fokus. Im Senegal gibt es einige der besten Anwaltsschulen. Sie haben viele gute, große Universitäten, wie zum Beispiel die „Université Cheik Anta Diop de Dakar“ (UCAD). Da wollte ich hin. Du hast wahrscheinlich noch nie von Cheik Anta Diop gehört. Er war ein Gelehrter,

, „IN N DJAMENA HABEN WIR ALS AFRIKANISCHE GROSSFAMILIE ZUSAMMENGELEBT, MEINE TANTEN, ONKEL, COUSINS UND COUSINEN. 17 BIS 20 LEUTE, ALLE IN EINEM HAUS.“ ___

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ein berühmter senegalesischer Historiker, Anthropologe und Politiker. Nach ihm wurde die Uni benannt. Jeder will gerne auf diese Hochschule gehen. Ich wollte das auch unbedingt und Jura studieren. Zwei Wochen vor Ende des Schulsemesters habe ich aufgehört. Zu der Zeit hatte ich schon täglich trainiert, um mich auf die Vereinigten Staaten vorzubereiten. Du bist dann zu einem der renommiertesten Basketballprogramme der USA gekommen: die Montverde Academy in Florida, eine private CollegeVorbereitungsschule. Spieler wie die NBA-Stars Joel Embiid (Philadelphia 76ers), RJ Barrett (New York Knicks) oder Ex-Albatros Landry N’noko haben diese Schule besucht. Du selbst warst in einem Team mit Ben Simmons (heute Philadelphia 76ers) und D’Angelo Russell (Minnesota Timberwolves). Beide zählten damals zu den vielversprechendsten Talenten des Highschool-Basketballs,

während du zu dem Zeitpunkt noch kein einziges organisiertes Basketballspiel bestritten hattest. Nicht nur das Team, auch die Sportart war neu für dich! Als ich dort hinkam, war es kompliziert für mich, denn ich hatte nicht die Schnelligkeit wie die anderen. Sie waren körperlich und spielerisch sehr viel weiter als ich. Ich habe mich verloren gefühlt. Ich bin ziellos übers Feld gerannt. Das war schrecklich. An jedem Trainingstag habe ich mich geschämt. Die anderen waren einfach auf einem anderen Level, als ich dort hinkam. Die meisten sind mit Basketball groß geworden, während ich erst ein paar Monate trainiert hatte. Langfristig hat mich die Competition aber besser gemacht. Das gesamte Umfeld dort war auf Sport ausgerichtet – vom Kraftraum bis zur Halle. Alles, was du als junger Athlet brauchst, um besser zu werden, bekommst du dort. Ist dir die Umstellung, das Leben in einem anderen Land damals schwergefallen? Ich habe mich extrem darauf gefreut, war aufgeregt. Ich kannte die Staaten nur aus Filmen und von Videos. Es war verrückt, auf einmal da zu sein. Die Sprache war anfangs eine große Hürde für mich. Auch das Essen und die Mentalität der Menschen sind ganz anders. Ich hatte einen Kulturschock. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich habe mich aber angepasst und daran gewöhnt. Alle waren nett zu mir. Hast du alleine gelebt oder mit jemandem zusammen in einer WG? Im ersten Jahr war ich in einem Wohnheim. Im Sommer müssen jedoch alle Spieler das Heim verlassen. Ich hatte einen Mitspieler, der bei einer Gastfamilie wohnte, bei der ich ein paar Tage unterkommen konnte, bis ich eine eigene Gastfamilie für den Sommer gefunden hatte: ein Paar mit zwei Kindern, die ich „meine kleinen Brüder“ nenne. In den folgenden Jahren habe ich sie immer wieder in den Ferien besucht. Das war meine Familie in Florida. Wie bist du auf dem Basketballfeld in Montverde zurechtgekommen? Im ersten Jahr habe ich nur trainiert. Wenn’s hochkommt, war ich bei zwei Spielen dabei. Ich war dort zwei Jahre, als Junior und Senior. Der Sommer vor meinem Abschlussjahr war entscheidend für mich. Ich spielte AAU, das Sommerturnier. Dort war ich ganz gut und machte zum ersten Mal Colleges auf mich aufmerksam. Eigentlich wollte ich die Schule wechseln, um mehr bzw. überhaupt Spielanteile zu bekommen, bin dann aber doch geblieben. Im zweiten Jahr als Senior war ich auch bei fast allen Spielen dabei. Wie viele Angebote von Colleges hattest du im Briefkasten? Am Anfang waren es wenige, vielleicht zwei, drei kleine Schulen. Später hatte ich eine Einladung von Louisville. Das erste

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Christ Koumadje

große Angebot hatte ich von der Florida State University. Nachdem ich mit Coach Leonard Hamilton gesprochen hatte, wusste ich, dass ich dort hinwollte. Auch vier Jahre später, am Ende meiner CollegeZeit, hatte ich das Gefühl, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, auf die Florida State zu gehen. Wie hast du die Zeit dort erlebt? Basketballtechnisch war es ein Prozess. Coach Ham ist bekannt dafür, seine Spieler zu entwickeln. Er lässt nicht immer mit seiner Top 5 spielen, den fünf Stars. Er ist bekannt dafür, unbekannte Talente zu rekrutieren, die später durch die Decke gehen. Wir hatten mehrere Draftpicks von Spielern, die vorher keine großen CollegeAngebote hatten. Unter Coach Ham haben sie sich großartig entwickelt und sind als Profis in Europa oder in der NBA gelandet. Er ist auch bekannt dafür, mit vielen großen Spielern zu arbeiten. Das ist eine seiner Spezialitäten. Es war gut für mich, unter seinen Fittichen zu sein.

Fotos: Regina Hoffmann/Euroleague Basketball via Getty Images

Wie lief es akademisch für dich? Es war smooth. Ich habe meinen Bachelor in „International Affairs“ gemacht. Wie ich bereits gesagt habe, die Schule in Afrika war für mich viel härter als in den USA. Die meisten, die ich von zu Hause kenne, können das bestätigen.

in der G-League mündet. Das ist kein Vertrag für einen Kaderplatz. Ich wusste also, was mich erwartet. Erzähl uns von deinen Erfahrungen in der G-League … Spielerisch war es großartig. Ich habe dort bislang meinen besten Basketball gespielt. Der Coach hat Wert auf die Spielerentwicklung gelegt. Das Athletiktraining war gut. Ich habe versucht, dort einen guten Eindruck zu hinterlassen, um auf mich aufmerksam zu machen. Du hattest ein Monsterspiel mit einem Triple-Double … mit 12 Blocks, 16 Rebounds und 12 Punkten! Das war am 04. Januar 2020 gegen die Long Island Nets, das Farmteam der Brooklyn Nets in der G-League. Ich hatte sogar zwei Triple-Doubles! Das erste gegen Long Island und das andere gegen die Bayhawks, das G-LeagueTeam der Pelicans. Bei den meisten Spielen, in denen ich viele Blocks und

„ICH VERSUCHE, NICHT ZU WEIT IN DIE ZUKUNFT ZU SCHAUEN … WIE MANCH ANDERE, DIE STÄNDIG VON DER NBA REDEN.“

Als College-Senior haben sich deine Spielanteile und Stats nicht wesentlich zum Vorjahr als Junior verändert. Woran lag das? In meinem Junior-Jahr haben sich meine Spielanteile vergrößert, und ich habe solide performt. In meinem Senior-Jahr hatten wir eine große Rotation. Coach Ham hat fast alle 15 Spieler eingesetzt. Jeder wurde involviert. Das war die Stärke des Teams. Die Jungs haben 15 bis 20 anstatt 30 bis 40 Minuten gespielt, wie es an anderen Schulen der Fall ist. Wir hatten nur zwei Spieler, die 28 bis 30 Minuten bekommen haben. Wir haben die Minuten aufgeteilt. Wir waren drei Center. Alle konnten spielen. Der andere Fünfer, Mfiondu Kabengele, kam von der Bank und spielte großartig. Ich musste mir die Minuten von der Bank mit ihm teilen. Wir hatten eine tolle Saison in meinem Senior-Jahr mit einer 29-8-Bilanz und standen im Sweet Sixteen.

Rebounds geholt habe, wusste ich bis zum Ende nicht, wie viele ich habe. Ich habe das erst vom Coach im Lockerroom erfahren, und alle waren erstaunt. Auch ich konnte es nicht glauben. Im Spiel war ich komplett im Flow – hin und zurück, hin und zurück. Ich hatte keinen Schimmer, wie viele Punkte, Rebounds oder Blocks ich hatte. Nach fünf hörst du auf zu zählen (lacht).

Du wurdest bei der Draft 2019 von keinem Team ausgewählt. Die Philadelphia 76ers haben dich dennoch unter Vertrag genommen. Im Trainingscamp wurdest du gecuttet und zu den Delaware Blue Coats geschickt, dem Farmteam der Sixers in der G-League. Warst du sehr traurig, dass es nicht für einen Platz bei den Sixers gereicht hat? Ich war traurig, nicht gedraftet zu werden. Vor der Draft war ich aufgeregt und dann am Boden zerstört. Die Sixers gaben mir einen „Exhibit 10 Contract“, also einen Training-Camp-Deal, der

In der durch Corona auf 33 Spiele verkürzten Saison wurdest du am Ende zum „Verteidiger des Jahres“ gekürt. Hat der Titel das Interesse vieler Vereine geweckt, die dich verpflichten wollten? Einige Klubs aus Europa hatten Interesse an mir. Mit Covid und meiner VisaSituation war es jedoch schwer. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Vereinigten Staaten verlassen sollte, denn ich hatte die Befürchtung, vielleicht nicht mehr zurückkehren zu können. Deshalb hat es lange gedauert, bis ich die Entscheidung für Europa gewagt habe.

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Was wäre die Alternative zu Europa gewesen? Ein weiteres Jahr in der G-League? Nein, ein zweites Jahr wollte ich nicht in der G-League spielen. Ich habe gehofft, zumindest einen „Two-Way Contract“ in der NBA zu ergattern. Das ist nicht passiert. Das war auch enttäuschend. Es ist Teil der Reise, denke ich. Ich sagte meinem Agenten: „Ich kann nicht das ganze Jahr hier bleiben und nicht spielen.“ Es war schwer, in Corona-Zeiten einen Klub zu finden. Er sollte mir wenigstens einen Kurzzeitvertrag für drei Monate suchen. Bei Estudiantes Madrid in der ACB hast du einen Dreimonatsvertrag bekommen, für sechs Spiele mit durchschnittlich fünf Minuten Einsatzzeit. Ich bin dort als Überbrückung für einen verletzten Spieler hingekommen, um den Platz auszufüllen. Es hätte eine Chance für eine Vertragsverlängerung gegeben, aber als ich dort ankam, war der Typ schon wieder gesund. Aber es war dennoch gut, dort meine ersten Schritte auf europäischem Boden zu erleben. Der Cheftrainer und das Management waren nett und zuvorkommend. War es dein erster Trip nach Europa in deinem Leben? Ja, aber ich hatte nicht diesen Kulturschock, den ich in Amerika erlebt habe. Spanien, insbesondere Gran Canaria, ist nah an Afrika. Es gibt dort viele afrikanische Menschen. Die Spanier sind sehr offen, verständnisvoll und heißen dich als Ausländer willkommen. Es war ein einfacher Prozess. Deine Zeit in Spanien weilte nicht lange, bevor du in Russland gelandet bist. Nach Estudiantes hat mein Agent mir das Engagement bei Saratov ermöglicht. Ich war dort allerdings nur anderthalb Monate, habe fünf Spiele gemacht und wenig auf dem Feld gestanden. Es hat dort einfach nicht gepasst, obwohl ein langfristiges Engagement geplant war. Nach Afrika, Florida und Spanien hast du das erste Mal richtige Kälte erlebt. Oh Mann, ja … es war verdammt kalt! Ich war dort in der kältesten Jahreszeit im Dezember und Januar. In Berlin habe ich dich ebenfalls mit Wollmütze gesehen – wohlgemerkt in der Halle am Spielfeldrand der MercedesBenz Arena. Was ist abgesehen vom Wetter für dich die größte Umstellung hier in Berlin? Berlin ist nicht so kalt wie Russland. Als ich Ende Februar hergekommen bin, war ich zufrieden mit dem Wetter. Wegen Covid ist es natürlich schwer, die Stadt zu erkunden. Ich bin nach dem Training ein bisschen rumgelaufen. Berlin ist eine beeindruckende Stadt, sehr historisch, groß und schön.


Armen die Zone dicht. Hängt das auch damit zusammen, dass du mit einer Mann-Mann-Verteidigung noch nicht zurechtkommst? Aito kennt die Stärken seiner Spieler. Er setzt dich dahin, wo du den meisten Einfluss haben und dem Team helfen kannst. Gleichzeitig weiß er, dass ein neuer Spieler Anpassungszeit braucht. Aber ich glaube nicht, dass wir in Zukunft immer Box-and-One spielen werden, wenn ich drin bin. Es ist ein Prozess. Ich denke, wir werden bald auch normale Defense spielen, wenn ich im Spiel bin. Wie kommst du bislang mit dem Tempo im Spiel zurecht? Es ist kein Problem mehr für mich. Welchen Koumadje werden wir in Zukunft auf dem Parkett sehen? Kraftvoller, präsenter, einflussreicher, um das Spiel zu verändern. Ich werde noch mehr ein „Game Changer“ sein. Du hast bei Alba einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2022/23. Blickst du schon über den Tellerrand hinaus? Was sind deine Wünsche, Träume und Ziele? Ich versuche, das Beste aus dieser Situation zu machen, in der ich mich gerade befinde. Ich möchte vom Wissen

Bei Alba Berlin bist du ein ähnliches „Projekt“ wie Landry N’noko, der im Dezember 2018 als reiner Defensivstopper mit rohem Offensivtalent zu Alba gekommen ist und sich unter Aito zu einer echten Offensivwaffe und zu einem TopEuroleague-Spieler entwickelt hat. Hattest du Kontakt zu N’noko vor deinem Engagement bei Alba? Ja! Ich habe gegen ihn in meinem Freshman-Jahr am College gespielt, als er ein Senior in Clemson war. Wir haben in derselben Conference gespielt. Ich bin mit ihm via Instagram in Kontakt geblieben und habe ihm manchmal ein paar Fragen gestellt. An welchen Aspekten des Spiels arbeitest du am meisten? Insbesondere an meinem Angriffsspiel, Abschlüsse am Korb, verschiedene Moves, Postup mit dem Rücken zum Korb, Facing. Ich möchte eine größere Präsenz in der Zone sein. Aber auch der Wurf aus der Mitteldistanz gehört dazu. Übst du auch Würfe von noch weiter draußen, den Dreier … wie deine CenterKollegen Thiemann und Lammers?

Nein. Der Coaching Staff ist wirklich gut und weiß, was ich leisten kann und worauf wir im Training unseren Schwerpunkt legen sollten, um das Beste aus mir herauszuholen. Ich bin sehr glücklich über die Leute, die mit mir gerade arbeiten. Wir machen alles, was gemacht werden muss. Deine große Schwäche sind auch die Freiwürfe. Daran kann man arbeiten … Freiwürfe sind ein mentales Ding. Letztes Jahr waren meine Freiwürfe anständig. Ich denke, sobald ich im Rhythmus bin, werden sie besser. Wenn du bei Alba eingesetzt wirst, lässt Aito eine Box-and-One spielen, eine Zonenverteidigung, bei der nur der ballführende Spieler eng verteidigt wird. Du machst dabei mit deinen langen

und Erfahrungsschatz von Aito und seinen Assistenten profitieren. Aito ist ein großartiger Coach. Sein Lebenslauf spricht für sich selbst. Ich halte es nicht für selbstverständlich, von ihm zu lernen. Es ist etwas ganz Besonderes in meiner Karriere. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder in so einer tollen Situation sein werde. Deshalb versuche ich, alles aufzusaugen. Ich versuche, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen … wie manch andere, die ständig von der NBA reden. Hier gibt es solch eine gute Competition, die viele nicht kennen, die die Staaten nie verlassen haben. Es ist ein großartiges Level hier. In der Euroleague wird richtig guter Basketball gespielt, und es macht Spaß. Ich habe kein Problem damit, hier zu bleiben. redaktion@fivemag.de

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NBA-Awards

2020/21

In-Dré-ssant Die NBA-Awards 2020/21

Es ist so weit! Die Oscars der gerade zu Ende gegangenen regulären Saison der NBA wollen vergeben werden. Niemand weiß bis zur großen Awards-Show der Association, für wen sich die ausgewählten Journalisten dieses Jahr entscheiden … diese Ein-Mann-Jury jedoch macht es nicht so spannend. Text: André Voigt Most Improved

Coach of the Year

Jahr für Jahr gibt es in dieser Kategorie gefühlt die meisten verdienten Kandidaten. 2020/21 macht da keine Ausnahme. Steve Nash schickte für die Nets in einer extrem schwierigen, immer wieder von Verletzungen gebeutelten Saison 34 verschiedene Startformationen auf das Parkett. Trotzdem spielte Brooklyn bis zum Ende um den ersten Platz im NBA-Osten mit. Eine Meisterleistung, egal wie viele Stars bei ihm im Kader stehen. Monty Williams hingegen führte das Überraschungsteam der Western Conference an. Seine Suns hatten zwar bereits in der Bubble von Orlando 2020 keines ihrer acht Spiele verloren, der Sprung an die Spitze des ultrakompetitiven NBA-Westens hatte dennoch niemand auf dem Zettel. James Borregos Hornets übertrafen ebenfalls die Erwartungen. Der Coach schraubte immer wieder an

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seinen Aufstellungen, steckte den Ausfall von Gordon Hayward und LaMelo Ball weg und erreichte trotzdem das Play-InTournament. Respekt. Der „Coach of the Year 2021“ ist dennoch ein Wiederholungstäter. Tom Thibodeau hat das Unmögliche möglich gemacht: Er hat mit den Knicks die Playoffs erreicht. Ganz ohne Qualifikationsspiele. „Thibs“ kitzelte aus einem Kader voller anderswo wenig begehrter Veteranen die viertbeste Defensive der NBA heraus. Er machte Julius Randle zu einem modernen Big Man mit Dreier und (wahrscheinlich sein größter Verdienst) hauchte einer der größten ChaosFranchises der Liga Stabilität ein. Thibodeau etablierte eine Kultur, die jetzt Manager Leon Rose als Fundament dafür dienen soll, die nächsten Schritte zu gehen … und das bei den Knicks von James Dolan.

Chris Boucher war noch zur Saisonhalbzeit der Favorit auf diese Auszeichnung. Dann passierten ein paar Dinge. Erstens schossen sich gegnerische Defensiven ein Stück weit mehr auf den StretchBig-Man der Raptors ein. Dass er eine echte Gefahr an der Dreierlinie darstellt, sprach sich rum, die Konkurrenz reagierte entsprechend. Seine Dreierquote fiel, und eine Innenbandverletzung beendete seine Saison frühzeitig. Vor allem aber passierte Julius Randle. Der Star der New York Knicks vollzog eine Transformation, die so unerwartet wie erfreulich war. Weg vom reinen ZonenrandPhysiker, hin zum modernen Stretch-Vierer, der nach dem All-Star-Break krasse 25,6 Punkte, 9,1 Rebounds, 6,4 Assists und eine Dreierquote von 44,4 Prozent (6,6 Versuche im Schnitt) lieferte. Randle kommt nicht unbedingt über eine Steigerung seiner absoluten Zahlen, sondern über die Addition einer Fähigkeit, die vorher einfach überhaupt nicht da war. Er ist die Definition von „verbessert“ in dieser Saison.


Fotos: Bart Young/Barry Gossage/Rocky Widner/Jacob Kupferman/Joe Murphy/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Sixth Man

Der Sixth-Man-Award ist in dieser Saison ein rein teaminterner Wettbewerb bei den Utah Jazz. Zur Saisonhalbzeit war an dieser Stelle noch Jordan Clarkson vorn. Er ist der Topscorer aller Bankspieler 2020/21 mit 17,3 Zählern pro Partie, ein Schütze ohne Kurzzeitgedächtnis, der sich an keinen Fehlwurf erinnern kann … jedenfalls nicht so, als dass er beim nächsten Dreier auch nur den Hauch eines Zweifels haben würde, dass dieser reingeht. Wann immer Utah einen Korb braucht, fühlt sich Clarkson berufen. Aber es gibt da halt auch noch Joe Ingles. Er scort weniger (12,3 PPG), ist kein explosiver Scorer (Ingles erzielte 2020/21 in zehn Partien mindestens 20 Punkte, in doppelt so vielen blieb er einstellig) … und sein Spitzname ist „Slow Mo Joe“. Doch so langsam der Australier manchmal durch die Halbfelddefensive des Gegners manövriert, so effizient ist er dabei. Ingles’ Wurfquoten von 50,3 Prozent aus dem Feld und 46,9 Prozent von der Dreierlinie sind exzellent. Er führt sein Team bei der Assist-Turnover-Rate an, bei den Advanced Stats namens Win Shares (2. Platz bei den Jazz), Box Plus/Minus (3.) und Value Over Replacement Player (2.) rangiert er teamintern zum Teil weit vor Clarkson. Was all das bedeutet? Clarkson ist der explosivere Scorer, der dir Buckets holen kann. Ingles ist ein Effizienzmonster, das für seine Kollegen freie Würfe kreiert, ein Glue Guy auf ultrahohem Niveau. Deshalb geht der Zuschlag an Ingles. Er mag nicht die herausragende Scoring-Fähigkeit von Clarkson haben, aber in allen anderen Bereichen ist er überlegen. Und er macht seine Mannschaft besser, als Clarkson das kann. Wie gut, dass sie beide im selben Team spielen …

Rookie

Defensive Player of the Year

Okay, machen wir uns nicht lächerlich … es ist (mal wieder) Rudy Gobert. Ja, es mag Kritiker geben, die behaupten, dass er seinen dritten „Defensive Player of the Year“-Award nicht verdient hat, weil er nicht verhindern konnte, dass Ben Simmons 42 Punkte gegen die Jazz gemacht hat. Aber eine solche Argumentation geht an der Wirklichkeit vorbei. Defense mag nicht allumfassend in Zahlen auszudrücken sein, versuchen wir es an dieser Stelle ein Stück weit trotzdem. Die Website bball-index.com ist eines der führenden NBA-Daten-Unternehmen derzeit. Ihre Statistiken werden von Medien wie Entscheidern in der Liga selbst genutzt. Die Macher haben vor einiger Zeit die LEBRON-Metrik eingeführt. LEBRON steht für „Luck-adjusted player Estimate using a Box prior Regularized ON-off“. Was das bedeutet? Bball-Index rechnet auf Basis des normalen Boxscores einen Wert aus, der den Einfluss eines Spielers auf 100 Ballbesitze genormt errechnet. Dabei kommen allerlei Formeln zum Einsatz, die Störfaktoren aus den Daten filtern sollen … es ist kompliziert. Aber: LEBRON lässt sich auch nur auf die Defensive anwenden und so errechnen, wie viele gegnerische Punkte ein Spieler seinem Team „erspart“ hat. In den vergangenen drei Jahren gewann der Führende in dieser Kategorie auch immer den „Defensive Player of the Year“-Award. Dieses Jahr die Nummer eins? Rudy Gobert. Mit 198,0 Points saved … an zweiter Stelle folgt Robert Covington mit 97,9. Der Abstand zwischen den beiden ist fast der gleiche wie zwischen „RoCo“ und dem viertplatzierten Jakob Pöltl. Die Zahlen passen zum Augentest. Niemand flößt gegnerischen Offensiven derart viel Respekt ein wie der „Stifle Tower“.

Es wurde doch noch einmal spannend … LaMelo Balls Handgelenksbruch kostete den Favoriten auf den Award nicht nur 20 Spiele, in seiner Abwesenheit spielten sich Anthony Edwards in Minnesota sowie Tyrese Haliburton in Sacramento immer weiter in den Vordergrund. Edwards lieferte 23,1 Punkte, 5,4 Rebounds plus 3,1 Assists nach dem AllStar-Break. Haliburton blieb über die ganze Spielzeit sehr effizient mit Wurfquoten von 52,9 Prozent aus dem Zweier- und 40,9 Prozent aus dem Dreierbereich (bei 13,0 Punkten pro Partie). Am Ende aber geht der Award nach Charlotte. Natürlich fehlte Ball 20 Partien, aber er ist der Einzige aus diesem Trio, der „Winning Basketball“ spielte. Die Hornets erreichten auch dank ihm die Playoffs. Seine 15,7 Punkte, 5,9 Rebounds, 6,1 Assists sowie 50,5 Prozent Zweier- und 36,8 Prozent Dreierquote halfen einem Veteranenteam, auf das nächste Level zu kommen.

MVP

Was zur Saisonhälfte noch wie ein extrem enges Rennen aussah … wurde am Ende dann doch eine ziemlich klare Sache. Nikola Jokic war der wertvollste Spieler der NBA-Saison 2020/21. Advanced Stats? Der Serbe führte die Liga so ziemlich in allen an: Win Shares, Box Plus/Minus, Player Efficiency Rating, Value Over Replacement Player, LEBRON. Hinzu kommt, dass der Center der Denver Nuggets als einziger Kandidat bis Redaktionsschluss keine Partie seines Teams verpasste. Mehr noch: Joel Embiid (19 Spiele), LeBron James (22) und Kawhi Leonard (18) fehlten stellenweise über mehrere Wochen. Einzig Giannis Antetokounmpo schien am Ende ein ebenbürtiger Rivale zu sein … oder eventuell Chris Paul. Beide spielen bei Teams, die sich berechtigte Hoffnungen auf einen Einzug in die Conference-Finals machen. Paul legt jedoch nicht die nötigen Statistiken auf. Und Antetokounmpo (verpasste zehn Spiele) mag mehr punkten und rebounden, liegt aber in allen fortgeschrittenen Metriken hinter dem „Joker“. Mit Jokic gewinnt vielleicht auch der Spieler, bei dem es derzeit am allermeisten Spaß macht, ihm beim Basketballspielen zuzuschauen. dre@fivemag.de

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ivan beslic

ivan beslic Jamal Mashburn

F

reunde, kennt ihr noch Jamal Mashburn? Ein Baller, dessen Talente weit über die Seitenlinien des Courts hinausreichen. Dies ist seine Story … Jamal wurde 1972 in der Bronx geboren und wuchs auf den roughen Straßen New Yorks auf. Der Rucker Park war nur einen Block von seinem Kinderzimmer entfernt, wo er von den OG-Streetball-Legenden inspiriert wurde. Seine Skills konnte er erstmalig bei der heimischen Cardinal Hayes Highschool zur Schau stellen. Der „Mr. New York Basketball“ von 1990 spielte groß auf und schaffte es, sich durch starke Leistungen einen Kaderplatz an der renommierten University of Kentucky zu sichern. Bei den Wildcats entwickelte er sich schnell zum Star des Teams, brach etliche Scoring-Rekorde und wurde 1992 als einer der Top-Picks des Landes gehandelt. Die Dallas Mavericks überließen nichts dem Zufall und holten den 2,03 Meter großen Small Forward an vierter Stelle nach Texas. Ohne viel Anlaufzeit knüpfte Mashburn nahtlos an das an, was er am College schon gezeigt hatte. Zweitjahresprofi Jim Jackson und er legten jeweils 19,3 Punkte auf, doch reichte es für die Mavs leider nur für läppische 13 Siege. Pech im Spiel, Glück bei der Draft! Im Folgejahr stieß Rookie-Point-Guard Jason Kidd dazu, der dem Team die fehlende Struktur gab. So entstand ein junges dynamisches Bollwerk à la „Run TMC“, das in Dallas eine neue Ära einleiten sollte. Das Trio bestehend aus Jamal, Jim und Jason wurde medienwirksam als die „Three J’s“ ins Rampenlicht gesetzt, und Mashburn feierte mit 24,1 Zählern pro Spiel seinen Durchbruch, inklusive 50-PunktePerformance gegen die Bulls. Besonders sein facettenreiches Postup-Game bereitete den Gegnern Probleme. Er zockte gerne mit dem Rücken zum Korb und spielte sich durch flinke Spinmoves und gute Fußarbeit regelmäßig seine Jumper und Drives frei. #Fundamentals In Anbetracht des talentierten jungen Kerns standen rosige Zeiten in Dallas bevor. Doch eine Knieverletzung setzte „Mash“ 1995 für 64 Spiele außer Gefecht, und auch zwischenmenschlich herrschte in „Big D“

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dickere Luft als in Hongkong. Unter den drei aufstrebenden Youngstern machten sich Allüren breit, und es wurde öffentlich dreckige Wäsche gewaschen. Die angespannte Teamchemie und ständige Verletzungen sorgten dafür, dass die drei Jungstars in zweieinhalb Jahren nie die Erwartungen erfüllten und nur 80 Spiele gemeinsam bestritten. Dallas hatte keine Lust mehr auf den Kindergarten und beschloss daraufhin, sich vom Trio zu trennen. Für Jamal ging es 1996 per Trade ins sonnige Miami. Die Heat waren eins der Top-Teams im Osten und hatten mit Alonzo Mourning und Tim Hardaway bereits zwei starke All Stars im Kader. Mashburn musste sich an die neuen Verhältnisse anpassen und war mit 13,4 PPG nur noch die dritte Scoring-Option. Aber immerhin dauerte dafür die Saison am South Beach länger als nur bis April. Bei seinem ersten Playoff-Auftritt ging es für die Heat weit bis in die Conference-Finals, wo sie erst gegen Jordans „Unbeatabulls“ den Hut ziehen mussten. #HappyHolidays In den Folgejahren hatte Mashburn seinen Starterplatz sicher, wobei er sich die Games immer öfter verletzungsbedingt von der Seitenlinie anschauen musste. Auch die Titelträume zerplatzten. Nach einer turbulenten Lockout-Saison und einem weiteren enttäuschenden Playoff-Aus wurde Mashburn trotz guter Leistungen zur Jahrtausendwende zu den Charlotte Hornets getradet. Neues Team, neues Glück! Der Tapetenwechsel wirkte Wunder und bescherte Mashburns Karriere einen zweiten Frühling. Als Topscorer und mit einem besseren AllroundGame führte er die Hornets direkt in die Playoffs und sweepte als Underdog amtlich sein altes Team aus Miami in der ersten Runde. Nach dem Umzug der Franchise 2002 nach New Orleans spielte „Monster Mash“ zum ersten Mal überhaupt eine Saison verletzungsfrei durch und wurde dank 21,6 Punkten pro Partie im Alter von 30 Jahren erstmals ins All-StarTeam berufen. #Endlich!

Doch die Freude währte nur kurz. Nachdem er sich 2004 wiederholt schwer am Knie verletzte und die ganze Saison aussetzen musste, ging er offiziell in Frührente. In zwölf Jahren kam er nur auf 611 Games und gefühlt genauso viele Arztbesuche. #HauptsachePrivatversichert Sein Abschied blieb aber nicht unbeachtet. Er ist neben Legenden wie Jordan, Bird oder Petrovic nur einer von sechs Spielern, die ihre Karriere mit einer 20+-Punkte-Saison beendeten. Zudem wurde in Kentucky sein Jersey mit der Nummer 24 unter die Hallendecke gezogen, und seine 90er-Fila-SignatureSneakers feierten vor einigen Jahren erfolgreich ein Comeback. #Classics Und da ging noch mehr! Nach der Karriere tauschte er den Trainingsanzug gegen einen maßgeschneiderten und schmiedete große Pläne. Während so manch ein Spieler den Großteil des eigenen Vermögens für sinnlosen Bullshit beidhändig aus dem Fenster schmiss, investierte er clever in seine Zukunft. Mashburn stellte sich ein Team aus versierten Fachleuten zusammen und baute sich ein regelrechtes Business-Imperium auf. Heute ist er stolzer Besitzer von 38 OutbackSteakrestaurants, 32 Papa-John’s-Pizzabuden, Autohäusern, Immobilien und mehreren Dunkin’Donuts-Filialen. Insgesamt gehen über 90 Objekte auf seinen Nacken. #BigFlex Ein Mann mit Visionen! Er sah sich schon immer zu Höherem berufen, als „nur“ ein Basketballspieler zu sein. So setzt er sich regelmäßig für gute Zwecke ein und ist Vorsitzender mehrerer gemeinnütziger Organisationen. Noch bevor er überhaupt ein NBA-Spiel bestritt, spendete er als 21-Jähriger 500.000 Dollar, um den „Mashburn Scholarship Fund“ in Kentucky zu gründen, der Schülern Stipendien ermöglicht. An alle MöchtegernInfluencer da draußen: So sieht ein Entrepreneur aus! #Bossmoves Peace, Ivan


ZION 1


NIKE KD 14


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