FIVE #174

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Alle Wechsel. Alle Teams. Alle Analysen.

FROHE WEIHNACHTEN! WEIHNACHTEN !

01/2021

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NB A

BASKETBALL FOR LIFE

3,90 €

Österreich 5,00 € Schweiz 7,80 SFR BeNeLUX 4,60 € Italien 5,25 € Spanien 5,25 €

ISSUE 174 ISSN 1614-9297

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editorial

FIVE

IMPRESSUM

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Leere Hallen werden in der NBA 2020/21 dazugehören … leider.

Redaktion: redaktion@fivemag.de Verlag: KICKZ.COM GmbH Landwehrstr. 60 80336 München Tel.: +49-89-324 781 70 Fax: +49-89-324 781 99 Chefredakteur: André Voigt (verantw.) Grafik: Patrick „Mochokla“ Ortega Fotos: Getty Images Lektorat: Thomas Brill

SAISON VOLLER UNSICHERHEITEN

Fotos: Michael Reaves/Barry Gossage NBAE via Getty Images

LIEBE FIVE-GEMEINDE, die NBA ist wieder da! Früher als erwartet und mit einer Menge Änderungen in einer Welt, die noch nicht normal ist und wohl auch für lange Zeit erst mal nicht normal sein wird. Aber, und das ist für alle Fans das Wichtigste: Die beste Basketballliga der Welt ist zurück. Nicht erst am 18. Januar zum Martin Luther King Day, sondern bereits am 22. Dezember startet die Spielzeit 2020/21. Es ist ein Turnaround in Rekordzeit. Die sechste und letzte Partie der NBA-Finals fand am 11. Oktober statt. Das sind 72 Tage. Zum Vergleich: Zwischen den Endspielen 2019 und dem folgenden Saisonbeginn lagen 131 Tage. Doch das ist nicht der einzige Umstand, der diese Saison besonders macht. Acht Teams reisten im Sommer gar nicht in die Blase von Orlando, um die Spielzeit zu Ende zu bringen. Diese Franchises hatten um die 280 Tage Pause – nur ein mehr oder minder ernst genommenes Minicamp unterbrach die ewige Offseason der Teams ohne Bubble. Diese Saison gilt: „Offseason ist nicht gleich Offseason.“ Während einige Teams also noch nicht die letzten

Blessuren auskuriert haben, wissen andere gar nicht mehr, wie das eigentlich ist, Pflichtspiele zu absolvieren. Auch wenn es dann wieder losgeht, wird vieles anders sein, von Tag zu Tag. Die US-Bundesstaaten sind ein Flickenteppich an Verordnungen. Es wird Teams geben, die ihre Arenen für Fans öffnen, während anderswo Geisterspiele drohen. Apropos Spiele: Wer wann gegen wen antritt, steht leider noch nicht fest. Nach Redaktionsschluss hatte die Liga die erste Hälfte des Spielplans (vom 22. Dezember 2020 bis zum 05. März 2021) veröffentlicht. Den zweiten Teil gibt es im Frühjahr 2021. Der Grund dafür: Die Liga kann so flexibel auf die Entwicklung der Pandemie reagieren, eventuell ausgefallene Spiele nachholen etc. Einen All-Star-Break wird es geben, aber kein AllStar-Weekend. Vom 05. bis zum 10. März 2021 ist Pause. Ausgerechnet jetzt wird das Showevent abgesagt, nachdem das „Elam Ending“ 2020 ein echter Gewinn war. Danke, Covid! Aber wenn wir ehrlich sind, ist das angesichts der anderen Gefahren, die diese Saison lauern, überhaupt gar nicht der Rede wert.

BESTEN DUNK

nächste aUSGABE

Dré wünscht allen Lesern und vor allem unseren Abonnenten ein ruhiges sowie sicheres Weihnachtsfest! Danke für alles, stay safe! Guten Rutsch!

Die FIVE #175 erscheint am 22. Januar 2021 oder liegt schon bis zu vier Tage vorher bei allen Abonnenten im Briefkasten.

Peter dunkt Jasper Ruppert. #sixthmanoftheyear

Dann im Heft: Devin Booker, Devin Vassell, Daryl Morey und vieles, vieles mehr …

Ausgabe verpasst? Kein Thema. Scannt den nebenstehenden Code mit eurem Smartphone ein oder

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schaut auf www.kickz.com/de/five vorbei und ordert einfach nach.

In den USA war die Pandemie zu Redaktionsschluss außer Kontrolle geraten. Wie sehr? Die kanadischen Behörden erlaubten es den Raptors nicht, in Toronto zu spielen und immer wieder aus den USA einzureisen. Sie ziehen nach Tampa Bay um. Mit weiterhin extrem hohen Infektionszahlen in den USA wird das Virus ohne eine Bubble nicht von den Teams fernzuhalten sein. Gleichzeitig ist solch ein Konzept über eine Saison einfach nicht zu stemmen. Wie sehr wird Covid den Wettbewerb verzerren? Wird die Liga zu den Playoffs doch wieder in eine Bubble ziehen müssen? Das wird die Zukunft zeigen. Auf jeden Fall wird es wieder Play-In-Games geben. Die siebt- und achtplatzierten Teams jeder Conference spielen gegeneinander, der Sieger geht auf dem siebten Setzrang in die Playoffs. Der Verlierer spielt gegen den Gewinner aus neun gegen zehn um den achten Platz. Freuen wir uns darauf – und drücken wir die Daumen!

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Christian Orban Marcel Nadim Aburakia Manuel Baraniak Moritz Wagner Peter Bieg Torben Adelhardt Ole Frerks Ivan Beslic Torben Rosenbohm Sebastian Finis Robbin Barberan Aboservice: KICKZ.COM GmbH E-Mail: abo@fivemag.de Tel.: +49-89-324 781 70 Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel Vertrieb: MZV GmbH & Co. KG Ohmstr. 1 85716 Unterschleißheim Für unverlangt eingesandtes und nicht mit einem Urhebervermerk gekennzeichnetes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung sowie Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlages. Gerichtsstand ist München.

ISSN 1614-9297

Viel Spaß mit FIVE #174!

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André Voigt

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ATLANTA HAWKS

WASHINGTON WIZARDS

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DALLAS MAVERICKS

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BOSTON CELTICS

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Prospect, Einwurf, NBA-Gossip, Moritz Wagner, Mixtape, Kollisionskurs etc.

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NBA-PREVIEW 2020/21 Das Original! Alle 30 Teams in der tiefen Analyse vor der neuen Spielzeit! Besser geht es nicht!

ORLANDO MAGIC

PHILADELPHIA 76ERS

TORONTO RAPTORS

BROOKLYN NETS

DENVER NUGGETS

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CHARLOTTE HORNETS

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inhalt

GOLDEN STATE WARRIORS

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CHICAGO BULLS

HOUSTON ROCKETS

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CLEVELAND CAVALIERS

LOS ANGELES CLIPPERS

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DETROIT PISTONS

LOS ANGELES LAKERS

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INDIANA PACERS

MEMPHIS GRIZZLIES

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MIAMI HEAT

MINNESOTA TIMBERWOLVES

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MILWAUKEE BUCKS

NEW ORLEANS PELICANS

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NEW YORK KNICKS

OKLAHOMA CITY THUNDER

PHOENIX SUNS

PORTLAND TRAIL BLAZERS

SACRAMENTO KINGS

SAN ANTONIO SPURS

UTAH JAZZ

BBL-TAKTIK-CHECK Wie lässt Andrea Trinchieri spielen?

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INTERVIEW: MAODO LO

Er hatte Covid und will jetzt wieder angreifen.

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INTERVIEW: MALTE ZIEGENHAGEN

Talk mit einem Baller, der viel mehr ist.

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ALEXANDER HOPP

Über einen Traum, der dann keiner mehr war.

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IN-DRÉ-SSANT

Der MVP 2021? ROY, DPOY etc.? Schön, dass ihr fragt!

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WARENKORB

KICKZ hat die Styles, die ihr wollt! Holt sie euch!

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IVAN BESLIC

Gilbert Arenas … Hibachi … enuff said!

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MOE DIARY

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Moe-diary

Moritz Wagner absolviert demnächst

seine dritte NBA-Saison in Washington, D.C. In FIVE nimmt er euch mit auf seine Reise, die ihn von ALBA Berlin über die University of Michigan bis zu den Wizards geführt hat. Text: Moritz Wagner

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Fotos: Steve DiPaola/NBAE via Getty Images

n meinem Sommer – oder besser: generell – versuche ich die sozialen Medien so weit wie möglich zu meiden. Ganz besonders, wenn ich zu Hause in Berlin bin, Zeit mit Familie und Freunden verbringe. An einem Freitag lief ich abends mit einer Freundin durch die Berliner Straßen. Natürlich mit Maske auf! Ich war so entspannt wie selten in meinem Leben. Ich war sehr zufrieden mit meiner momentanen Trainingssituation, und die NBA-Saison schien noch Monate entfernt zu sein. Schließlich wurde uns gesagt, dass vor Ende Januar mit keiner Saison zu rechnen wäre. Niemand wusste etwas, und so bekamen wir auch keine Wasserstandsmeldungen. Nun, an diesem einen Freitagabend, als die Welt so sorgenfrei schien und ich in Berlin-Mitte an der Spree entlangspazierte, schickte einer meiner engsten Kumpels einen TwitterScreenshot in unsere Jungsgruppe, welcher meine Laune und meinen emotionalen Zustand sofort veränderte. Shams Charania … oder wie der heißt … hatte getwittert, dass die NBA doch tatsächlich versuchen würde, vor Weihnachten die Saison 2020/21 zu starten. Aus meinem entspannten Spaziergang wurde ein wildes Hin und Her, ein rasantes Kopfkino. Was muss ich noch wo und wann machen, bevor die Saison startet? Bitte nicht falsch verstehen: Ich war nicht traurig, dass endlich mal was rauskam, und für mich persönlich war es sogar schön, dass die Saison bald wieder anfangen würde, denn ich hatte seit Juli nicht mehr gespielt und die Saison nicht so abgeschlossen, wie ich wollte. Aber eins stand fest: Diese Welt, in der nichts klar war und ich „open end“ zu Hause im

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Umfeld meiner engsten Vertrauten in Ruhe trainieren konnte, war vorbei. Nach drei Monaten in Berlin war es wieder Zeit für mich, meine Siebensachen zu packen und in die Staaten zu fliegen. Das Einzige, was ich in Deutschland basketballerisch nicht hatte, war die Möglichkeit, wirklich mit und vor allem gegen andere Jungs zu spielen. Teams in Deutschland waren schon längst in ihrem teilweise chaotischen Corona-Saison-Rhythmus, wenn man das überhaupt Rhythmus nennen kann. Lasst mich an dieser Stelle nochmal schnell sagen, dass ich hoffe, dass jeder bei ALBA nun genesen ist und es der letzte unglückliche Vorfall dieser Art war. So ein Ausbruch im Team ist nichts Schönes! Ich packte also meine Sachen und buchte einen Flug nach Los Angeles. Die Stadt ist grundsätzlich ja schon einmal sehr populär, vor allem im Sommer aber dient sie Basketballern oft als Treffpunkt, um gegeneinander zu zocken. Und dieses Zocken war genau das, was ich brauchte. Ich fühlte mich gut, hatte den ganzen Herbst hart gearbeitet, und es war an der Zeit, auch mal wieder gegen andere zu spielen und vor allem auf und ab zu laufen. Deswegen flog ich zwei Wochen nach dem Spaziergang an der Spree nach Los Angeles. Ich schlief acht von den zwölf Stunden Flugzeit und schaute die „Social Dilemma“-Dokumentation auf Netflix. Danach fühlte ich mich nur noch motivierter, Instagram und Twitter in Zukunft nicht mehr auf dem Handy zu haben. Den Rest des Fluges habe ich aus dem Fenster geschaut. New York City und Los Angeles sind meine Lieblingsstädte, um beim Anflug

aus dem Fenster zu schauen. Bei New York City muss ich nicht erklären, wieso dieses Lichtermeer und diese Stadt aus der Luft so faszinierend aussehen. Los Angeles finde ich mindestens genauso beeindruckend, wegen der Natur. Man fliegt durch die Berge übers Wasser und landet mitten in der Stadt. Und natürlich habe ich in L.A. immer gewisse Emotionen, die hochkommen – von meinem ersten Jahr in der NBA, in dem ich viel erlebt und viel über mich als Mensch gelernt habe. Nach der Landung sah ich, dass Joe Biden endlich als Sieger der US-Präsidentschaftswahl gekürt wurde, und das war erst einmal ziemlich cool … bis ich dann auf dem Highway in einer Trump-Rally in Beverly Hills stecken blieb. Ich musste mir für eine gute Stunde wildes Gehupe gemixt mit komischer Volksmusik, hässlichsten roten Mützen und übermäßig großen Flaggen reinziehen. Ich habe oft genug meine Meinung über dieses Thema geäußert, deswegen fasse ich mich heute mal kurz: Schön, dass es endlich vorbei ist. Der erste Schritt zur Heilung einer Nation, die in den letzten Jahren in eine gefährliche, fast schon peinliche Richtung abgedriftet ist. Nun ja, bevor die Saison beginnt, besuche ich nach zwei erfolgreichen Wochen des fröhlichen Spielens in L.A. meinen Bruder Franz in Ann Arbor zu Thanksgiving, obwohl dieser Feiertag für uns so gut wie nichts bedeutet (und auch übrigens generell ein absolut absurder Anlass zum „Feiern“ ist). Aber es ist trotzdem eine gute Ausrede, nochmal einen Abstecher dorthin zu machen, um ihm viel Glück für seine Saison zu wünschen! Macht’s gut, Nachbarn!


mixtape

DAS FIVEMIXTAPE DES MONATS!

FIVE #174 A People Und er The Sta irs – Anoth Loyle Car a BBQ ner – Yeste rday Larry Gold – Travellin ’ Pete Rock – Back On The Block King Britt – Transcen d Ms. Laury n Hill – Ev erything I Erykah Bad s Everythin u – Love g Of My Lif e

„Bball is Jazz“, sagt Holger Geschwindner, und da hat der Mann recht! Trotzdem gibt es an dieser Stelle in loser Reihenfolge das FIVE-Mixtape des Monats, damit ihr euch beim nächsten Heimspiel nicht zu den Greatest Hits von The Police warmmachen müsst, nur weil „der Anschreiber die so gerne hört“. Einfach den QR-Code einscannen, und schon landet ihr bei den FIVE-Playlists auf Spotify.

4 A FIVE #17

B #174 lden FIVE – Go y Hair cott ot M S N l 2 Live m il J Life – I A e n ie O r .A p – India y Pim Skinn in p g l Kin I Bal d – Can s Dea I Mac p o H self Hip Your Nas – ress p x E Care A. – Don’t N.W. I – oots The R

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einwurf

EINWURF

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Fotos: Rocky Widner/NBAE via Getty Images

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TRAIL BLAZER

In seiner Kolumne „Einwurf“ schaut Christian Orban über den Spielfeldrand hinaus und schreibt über die weniger beachteten Aspekte der Basketballkultur. Text: Christian Orban

liff Robinson war als hoch gewachsener „Skillballer“ und ikonischer Stirnbandträger ein wichtiger Wegbereiter. Während seiner langen Profikarriere brachte der Mann aus Buffalo vor allem seinen Distanzwurf gewinnend ein. Schließlich war er der erste Big Man, der in der Association mehr als 1.000 Dreier eingenetzt hat (insgesamt 1.253 bei 35,6 Prozent). Nur die überragenden Schützen unter den Langen – Dirk Nowitzki, Rashard Lewis und Kevin Durant – haben in der Ligageschichte mehr Würfe von Downtown getroffen als der 2,08 Meter große Forward-Center. Bereits Mitte der Neunzigerjahre versenkte Robinson zur Zeit der verkürzten Dreierlinie (von 1994 bis 1997) zwei Distanzwürfe pro Partie und trug damit in der NBA dazu bei, das Rollenverständnis der Big Men aufzubrechen. „Es gab immer Druck, in Korbnähe zu agieren. Zugleich habe ich stets an meinem Dreier gearbeitet und hatte das Selbstvertrauen, ihn auch im Spiel zu nehmen, wenn ich offen war“, erklärte „Uncle Cliffy“ rückblickend seine damals ligaweit noch seltene Versiertheit. „Als ich aufwuchs, war ich ein Fan des Guard-Spiels – daher habe ich mich eher nach außen hingezogen gefühlt. Dann habe ich einfach versucht, Innen- und Außenspiel zu kombinieren.“ Sonach betonte der befähigte Big Man: „Es geht darum, eine Gesamtpräsenz auf dem Feld zu haben. Je mehr man das tut, desto besser sind die Chancen zu spielen.“ Eine Einsicht, die besonders in den tief besetzten Teams der Portland Trail Blazers aufging, mit denen er 1990 und 1992 als Sechster Mann die NBA-Finals erreichte. Robinson war demnach mehr als ein Vorreiter der Stretch-Bigs. Nämlich ein Allrounder, der alle Frontcourt-Positionen effektiv bekleiden und verteidigen konnte. „Offensiv ist sein Potenzial immens“, gab Teamkollege Clyde Drexler seinerzeit

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begeistert zu Protokoll. „Zudem ist Cliff Robinson defensiv am Ball und ballfern unser bester Big Man.“ „Außerdem habe ich in meiner Karriere fast 20.000 Punkte erzielt, und das nicht nur durch das Dreierschießen“, pointierte der vielseitige Korbjäger. Denn mit seiner Wurfstärke, Länge, Agilität und Athletik strahlte der langjährige Blazer als „Skillballer“ überall auf dem Feld Gefahr aus. Zu einer verlässlichen ersten Option oder gar dem erhofften Franchise-Player entwickelte sich Robinson indes nicht. Zu häufig lieferte der gelegentliche 20-Punkte-Scorer – ohnehin ein mäßiger Freiwerfer und kaum mehr als ein solider Passer – in den Playoffs nicht ab. Besser aufgehoben war „Uncle Cliffy“ in der Rolle als vielbegabter und variabel einsetzbarer Komplementärspieler. Nicht zuletzt wie angesprochen in der Verteidigung, wo sich der geschätzte Teamplayer und -kollege stets ehrlich seine Spielzeit verdiente. Robinson war dabei schnell und beweglich genug, um Flügel einzuschränken, sowie lang und robust genug, um Big Men zu decken. Mit seiner Einsatzfreude und Hartnäckigkeit blockte er Würfe und forcierte Ballgewinne. Immerhin zwei Mal wurde der 36. Pick der 1989er Draft, der einst kundtat, er würde die Topscorer verteidigen, ins AllDefensive-Team gewählt. Robinsons Einfluss an beiden Enden mag auch die kurze Liste der Spieler illustrieren, die außer ihm in der Liga mehr als 15.000 Punkte, 1.000 Dreier, 1.000 Steals und 1.000 Blocks erzielt haben: Rasheed Wallace und Dirk Nowitzki. In seiner vielleicht besten Saison legte der „Sixth Man of the Year“ 1992/93 als Power Forward 19,1 Zähler, 6,6 Abpraller, 2,2 Assists und 3,2 „Stocks“ (Steals und Blocks) auf. Im Folgejahr wurde Robinson mit 27 Jahren als Center zum Vollzeitstarter und in die All-Star-Auswahl berufen. Sodann agierte

er als Small Forward weitere Spielzeiten auf All-Star-Niveau. Noch mit 38 Jahren startete der „positionslose Eisenmann“ in der NBA. Über seine 18-jährige Profikarriere hinweg absolvierte „Uncle Cliffy“ 1.380 Saisonspiele (13. Platz) und rund 96 Prozent aller Partien. Zwischen 1989 und 1995 bestritt er für die Blazers 461 Spiele in Folge – ein Franchise-Rekord, der bis heute Bestand hat. Diese eindrucksvolle Konstanz manifestiert sich überdies auch darin, dass Robinson mit vier verschiedenen Teams sowie in diversen Rollen 17 Mal die Playoffs erreichte – als Rookie, Edelreservist, Topscorer, Ergänzungsund Rollenspieler. Erst im Alter von 40 Jahren trat der Trail Blazer 2007 nach Folgestationen in Phoenix, Detroit, Golden State und New Jersey zurück. Was Robinson auf seiner erfolgreichen Profireise (14,2 Punkte, 4,6 Rebounds, 2,2 Assists, 2,0 Stocks) ab 1991 begleitete, war kultürlich das ikonische Stirnband. Dabei kommt ihm das Verdienst zu, das Headband in der Liga wieder parkettfähig gemacht zu haben. „Wenn ich daran zurückdenke, ist es ziemlich cool, die Person zu sein, die es dahin zurückgebracht hat, wo es nicht als lächerlich angesehen wird“, sagte der anfangs dafür kritisch beäugte und belächelte Pionier. So trug zur Mitte der 90er mit Chris Gatling sonst nur ein weiterer NBA-Profi Stoff am Kopf. „Ich habe versucht, wie Cliff zu sein“, betonte der All Star von 1997. Als „Uncle Cliffy“ seine Karriere zehn Jahre später bei den Nets ausklingen ließ, war derweil nahezu die Hälfte seiner Mitspieler mit einem Headband ausgestattet. Auch hatte Robinson etwa „Big Ben“ Wallace, mit dem er für die Pistons auflief, zum Stirnbandtragen inspiriert: „Cliff sagte mir, ich solle es ausprobieren – und dass es eine Erinnerung daran sei, sich nicht zu sehr aufzublasen und in dieser Liga nicht abzuheben.“ Ein weiser Ratschlag eines erinnernswerten Wegbereiters.


DAZN DAZN X FIVE:

DIE OFFSEASON 2020 FLO PERTSCH Es wächst zusammen, was zusammengehört! Ab sofort findet ihr an dieser Stelle DAZN x FIVE. Hier kommen die Kommentatoren und Experten eures LieblingsSport-Streamingdienstes zu Wort, um Themen rund um die NBA zu diskutieren. In diesem Monat geht es um die Frage: Welche war die wichtigste Verpflichtung der Offseason?

IMMER WEITER ROLLT DER BALL!

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Auch in der NBA-Offseason gibt es natürlich Basketball auf DAZN. Drei NCAA-Spiele pro Woche (checkt dazn.com für die gezeigten Partien), Basketball Champions League, Basketbol Süper Ligi sowie die ACB laufen live und in Farbe! 08.12. || 20:00 Uhr Bamberg vs. Karsiyaka (BCL) 12.12. || 15:30 Uhr Anadolu Efes vs. Bursaspor (BSL) 13.12. || 18:30 Uhr Real Madrid vs. Malaga (ACB)

In der Kommunikationswissenschaft hat Paul Watzlawick das erste seiner fünf Axiome wie folgt formuliert: Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation ist auch Verhalten. Was hat dies mit der NBA zu tun? Nun, hätten sich die Milwaukee Bucks, die Sacramento Kings oder vielleicht auch Bogdan Bogdanovic um den 16. November herum clever verhalten, einfach nur wissend gegrinst und brav auf den folgenden Freitag gewartet, dann wäre der serbische Shooting Guard mit hoher Wahrscheinlichkeit die zweite dicke Verpflichtung nach Jrue Holiday für die Bucks in der stark verkürzten Offseason 2020 geworden. Eine der drei Parteien konnte offensichtlich aber nicht so lange warten, posaunte den angedachten Sign-and-Trade-Deal heraus und torpedierte die ganze Aktion durch den Verstoß gegen die herrschenden NBARegeln. Denn eine solche Transaktion hätte eine Vertragsunterzeichnung von Bogdanovic bei den Bucks vorausgesetzt, welche erst in der Woche danach möglich gewesen wäre. Geschenkt, dass viele Einigungen zwischen Teams und Free Agents nur wenige Minuten nach dem offiziellen Start der SigningPhase zustande kommen. Alle Klubs sprechen (verbotenerweise) vorher mit potenziellen Neuverpflichtungen, nur lassen sich die meisten Teams halt einfach nicht erwischen. Das Ergebnis des kollektiven Dilettantismus: Bogdanovic macht einen Rückzieher, unterschreibt bei den Atlanta Hawks, und so wird ein Nicht-Trade zur wichtigsten Personalie der aktuellen Offseason. Denn auch wenn die Bucks sich mit Holiday von den New Orleans Pelicans einen Borderline-All-Star angeln – und damit der Verbleib von Giannis Antetokounmpo gesichert sein sollte –, zum Titel wird es mit den drei lieben Schwiegersöhnen Holitokounmpton (also Holiday, Antetokounmpo und Khris Middleton) nicht reichen. Dafür hätten sie den „Leader of the Horde“ der Sacramento Kings gebraucht. Bogdanovic als Killer, spielerisches Überraschungsmoment und letztes fehlendes Mosaiksteinchen hätte das Tor zum Titel weit aufgestoßen. So bleibt das Tor aufgrund der Geschwätzigkeit zweier Small-MarketTeams aber zu und das Larry-O’Brien-Gold höchstwahrscheinlich beim amtierenden Meister Los Angeles Lakers.

MARTIN GRÄFE

FFOESAOSN. So, bringen wir mal Ordnung rein: OFFSEASON. Wild. Während die Thunder die Meisterschaft 2031 im Visier haben und Trevor Ariza drei Mal in einer Woche getradet wird, warten eigentlich alle auf die wirklich große „Woj Bomb“. Und die könnte lauten: „The Brooklyn Nets are finalizing a trade to acquire Rockets Guard James Harden for the entire Brooklyn Nets team (except Kevin Durant and Kyrie Irving) and five protected first-round picks, sources tell ESPN.“ Aber blicken wir lieber auf das, was schon wirklich geschehen ist. Die Bucks geben Eric Bledsoe, George Hill sowie drei zukünftige Erstrundenpicks (und das Recht, zwei Mal die Picks zu tauschen) ab und bekommen NewOrleans-Guard Jrue Holiday (plus den künftigen Rookie Sam Merrill). Ist der 30-jährige Holiday jetzt die beste Verpflichtung der Liga? Nein! Aber er ist bis dato die wichtigste. Holiday, zuletzt 2013 ein All Star, ist für die Bucks ein Upgrade auf der Position im Spielaufbau. Der für Kevin Durant „beste Guard-Verteidiger der Liga“ spielt zum ersten Mal in seiner Karriere in einem Team, das Titelansprüche hat. Genau darum geht es auch Giannis Antetokounmpo. Der „Greek Freak“ will mindestens einen Ring. Wenn es nicht in Milwaukee klappt, dann vielleicht in Miami, Toronto oder Dallas. Das sind mögliche neue Arbeitgeber, falls Giannis sich entschließt, Milwaukee zu verlassen. 2021 wird der MVP Free Agent. Bis Redaktionsschluss hatte er noch keinen Supermax-Deal unterschrieben (bis zum 21. Dezember kann er das noch) – der würde ihm fünf Jahre Vertrag und um die 220 Millionen US-Dollar Gehalt bringen. Unterschreiben wird der Grieche aber eben nur, wenn die Bucks ihm das Gefühl geben, seine Titelambitionen auch wirklich ernst zu nehmen. Damit sind wir wieder bei Holiday. Seine Verpflichtung ist ein erstes Zeichen, kein Ausrufezeichen – aber man stelle sich vor, die Bucks wären ohne Kaderveränderung in die neue Saison gegangen. Dann würde es spätestens im Sommer einen ganz großen Umbruch in Milwaukee geben. Und alle warten auf die nächste „Woj Bomb“: „Free agent Giannis Antetokounmpo has agreed to …“

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Fotos: Rodolfo Molina/Euroleague Basketball via Getty Images

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five-prospects P rospects

LEANDRO BOLMARO

er 20-jährige Argentinier Leandro Bolmaro steht seit dem Jahr 2018 beim FC Barcelona unter Vertrag und reifte bei den Katalanen zum NBA-Spieler. Bolmaro, der auch die italienische Staatsbürgerschaft besitzt, hat alle Juniorenauswahlen Argentiniens durchlaufen und gilt als eines der größten Talente im 2000er Jahrgang. Denn für einen 2,01 Meter großen Flügelspieler bringt er starke Ansätze im Playmaking mit: Bolmaro kann das Pick-andRoll als ballführender Spieler bereits sehr gut lesen und Mitspieler in Szene setzen. Mit Vorliebe nutzt er dabei einhändig ausgeführte Bodenpässe, die für die Ahs und Ohs in seinem Spiel sorgen – wenn sie denn gelingen. So spektakulär seine erfolgreichen Zuspiele auch sind, ab und an übertreibt es der 20-Jährige mit der Show. Der Argentinier kann aber nicht nur den Ball bringen und zeigt vielversprechende Ansätze als Dreierschütze sowie ein entstehendes Spiel aus der Mitteldistanz. Auch in der Verteidigung ist Bolmaro eine Bereicherung für viele Teams. Er arbeitet hart und kontinuierlich, insbesondere als Verteidiger am Ball, zeigt hier gute Fußarbeit und Antizipation. Wenig Spaß hat Leandro Bolmaro momentan gegen körperlich überlegene Gegenspieler. Diese sind jedoch zahlreich, sodass er dringend Muskeln draufpacken

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Jeden Monat stellt euch Peter Bieg an dieser Stelle die größten Talente Europas und Deutschlands vor. Text: Peter Bieg

muss, auch um bei Abschlüssen in der Zone mehr Stabilität zu haben. Erfolgreiche Abschlüsse mit Physis sind seine Sache (noch) nicht, bisher bevorzugt Bolmaro hier den soften Floater. Auch seine Entscheidungsfindung muss er weiter optimieren. Nicht nur, dass seine Zauberpässe noch viel zu oft im Aus landen. In der Verteidigung spekuliert Bolmaro zu oft auf den spektakulären Steal, verschläft Rotationen und gibt so gegnerischen Spielern einfache Wurfgelegenheiten. Sein Wurf ist technisch gesehen eigentlich sehr gut, insbesondere aus dem Stand, jedoch noch deutlich zu instabil. Denn auf dem nächsten Level – in diesem Fall bei den Minnesota Timberwolves, die ihn sich in der Draft-Nacht per Trade sicherten – erscheint es aktuell schwer vorstellbar, dass Bolmaro als primärer Ballhandler eingesetzt wird. Ein sehr kreativer Spezialist für Dreier und Defense – so könnte seine Arbeitsbeschreibung in der besten Liga der Welt einmal lauten, sofern er Wurf und Körper stabilisiert und vergleichsweise kurze Arme (2,04 Meter Spannweite bei 2,01 Meter Körpergröße) weiterhin mit Biss und Technik kompensieren kann. Leandro Bolmaro wird vorerst in Europa zaubern, die Timberwolves können noch warten. redaktion@fivemag.de

LEANDRO BOLMARO Geburtstag: 11.09.2000 Größe: 2,01 Meter Gewicht: 85 Kilogramm Position: Wing Verein: FC Barcelona Lassa

Stats: 4,4 PPG, 1,1 RPG, 0,9 SPG, 45,5 FG% (ACB 2019/20)

QR-code: Scouting-Video zu Leandro Bolmaro. https://bit.ly/LeaBolm


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Bei der geburt getrennt

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getrennt Jimmy Neutron

Duncan Robinson 12

- kollisionskurs Nichts gelernt

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m eins gleich vorwegzunehmen: Ich mag die NBA und freue mich, dass es bald wieder losgeht. Nach meinem – zugegebenermaßen begrenzten – Ermessen waren sowohl die Integration der „Black Lives Matter“-Bewegung als auch die Covid-19-Maßnahmen in der NBA-Bubble vorbildlich für eine der größten Sportligen der Welt. Vollkommen von der Außenwelt isoliert, hat die „Blase“ alle Spieler, Trainer und Physiotherapeuten der 22 eingeladenen Teams vor dem Corona-Virus geschützt. Ausnahmslos. Null Infektionen von den Exhibition Scrimmages (22. Juli) bis zum letzten Spiel der Finals (11. Oktober). Das sind 82 Tage ohne positiven Test! Dagegen stehen die über 150.000 neuen Fälle in den USA pro Tag im November. Impfstoff hin oder her, die Pandemie wütet in den Vereinigten Staaten so schlimm wie nie zuvor, und die NBA hat sich trotzdem einfach dazu entschlossen, die Bubble über den Haufen zu schmeißen. Die einzige zu hundert Prozent erfolgreiche Maßnahme auf der ganzen Welt gegen das Virus wird einfach ignoriert! Stattdessen werden alle NBA-Teams in ihren eigenen Hallen spielen, was wiederum Auswärtsspiele und Reisen bedeutet. Es bedeutet Flüge, wechselnde Hotels und zusätzliche Risikofaktoren in jeder fremden Stadt, wo die Leute je nach Bundesstaat mal mehr oder mal weniger eine Maske tragen und Social Distancing praktizieren. Die Entscheidung, ob vor Fans gespielt wird, liegt schlauerweise bei jedem Team selbst. Die Lakers haben sich bereits dagegen entschieden, Fans in die Arena zu lassen. Die Golden State Warriors aktivierten dagegen „Operation DubNation“. Ihr Plan sieht vor, die Halle „nur“ zu 50 Prozent zu füllen und einfach jeden Besitzer eines Tickets vor Ort zu testen. Bei der Chase-Center-Kapazität von 18.000 sind das 9.000 Fans, denen Stäbchen in den Hals gesteckt werden müssen. 9.000 Schnelltests, bei denen natürlich auch Fehler bei den Abstrichen passieren werden. Fehler, die dazu führen können, dass ein infektiöser Fan ohne Symptome mit anderen Fans in einer Halle interagiert …

Ein paar Prozent Fehlerquote reichen schon, und von knapp 9.000 Menschen hat man dann schnell 100 Leute, die positiv sind. In einem geschlossenen Raum. Drei- bis viermal die Woche. Stundenlang. Die Bestätigung von Amy Coney Barrett als Verfassungsrichterin im Weißen Haus, die zum „Superspreader-Event“ wurde, hatte sehr viel weniger Teilnehmer und wurde unter freiem Himmel durchgeführt. Wir wissen, wie das ausgegangen ist. Tausende teils undisziplinierte Fans in die Hallen zu lassen – im am schlimmsten betroffenen Land der Erde –, ist einfach keine gute Idee. Angesichts des riesigen Erfolgs der Bubble dachte ich eigentlich, die NBA wäre schlauer. Und der Zeitpunkt: Der Saisonbeginn am 22. Dezember bedeutet 71 Tage Offseason. Die kürzeste Offseason in der Geschichte der NBA, NFL, NHL und MLB. Für Teams, die weit in die Playoffs vorgedrungen sind, ist dies eigentlich ein vollkommen unzumutbarer Spielplan. Besonders für die beiden Finalisten Lakers und Heat, die statt der üblichen 140 Tage nach den Finals jetzt nur knapp die Hälfte der Zeit haben, um sich von den Strapazen der vergangenen Saison zu erholen. Natürlich können LeBron James, Anthony Davis und Jimmy Butler gerade zu Saisonbeginn immer wieder ein paar Partien aussetzen, aber Tatsache ist, dass die nächste Spielzeit mit 72 Games einen ganzen Monat kürzer ist als sonst. Die Spiele zählen mehr. Egal wer es unter diesen Umständen ins Endspiel schafft ... die letzte Partie der NBA-Finals wird für den 22. Juli kalkuliert. Einen Tag später beginnen die Olympischen Sommerspiele, wo Basketball ab dem 25. Juli gespielt wird. Keine Ahnung, wer da im Team-USATrikot auflaufen wird – aber mit Sicherheit niemand, der ein paar Tage zuvor noch in den NBA-Finals stand. Wahrscheinlich werden die Termine aber eh noch einmal neu angesetzt. Denn wenn das vergangene Jahr eins klargemacht hat, dann die Tatsache, dass nichts wirklich sicher ist. Mal abgesehen von der Bubble. Robbin Barberan (Editor-in-Chief, KICKZ.com)

Fotos: Douglas P. DeFelice/Harry How/Michael Reaves/Kevin C. Cox/Jennifer Pottheiser/Ashley Landis-Pool/Getty Images

Bei der geburt

kollisionskurs


NBA-Gossip DEUTSCHRAPPER ALS NBA-SUPERSTARS Text: Marcel Nadim Aburakia

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ap & Basketball funktionieren nicht ohne einander. Spieler sitzen als VIPs bei Konzerten, rappen jede Zeile mit. Und jeder, der mal einen US-amerikanischen Raptrack gepumpt hat, kennt die eine oder andere Basketballreferenz. „Ya’ll think I’m spelling Iverson when the beef’s all done, cause you’ll be on an IV in the ER, son“ (40 Cal.) oder „Uh! Ask my n**** LeBron! / We so big we ain’t gotta respond“ (Jay-Z – „Blow the Whistle“). Schon in den 90ern, als es so gerade mit HipHop losging, legte Shaquille O’Neal vor und holte mit seinem Album „Shaq Diesel“ 1994 Platin. Doch niemand verkörpert die Connection zwischen HipHop und Basketball so sehr wie Allen Iverson. Cornrows, Baggies,

Cappies und Goldketten. Natürlich mit dem passenden Swagger und Game. Wo man früher noch Stars in Anzügen sah, hingen jetzt die Hosen in den Kniekehlen, und die Shirts bedeckten den Rest, weshalb die NBA schlussendlich einen Anti-HipHop-Dresscode einführte. Den empfanden viele Spieler als rassistisch, da ihnen verboten wurde, ihre (Black/ HipHop-)Kultur zu repräsentieren. Nicht nur das Beispiel Allen Iverson zeigt: Rapper und Spieler teilen oft eine Herkunft. Armut, Kriminalität, Diskriminierung und die Hoffnung, aus all dem rauszukommen. Bei den einen ist es die Musik, bei den anderen der Sport. Damian Lillard lässt die Grenze sogar komplett verschwinden. All-Star-Baller

bei Tag und als „Dame D.O.L.L.A.“ einer der talentiertesten Rapper bei Nacht. Passend also, dass Complex zu den krassesten NBA-Spielern die passenden rappenden Gegenüber gefunden hat. Für LeBron war das Drake, für Stephen Curry war es J. Cole und für Chris Paul Lil Wayne. Auch deutsche Rapper wie Ufo361 („Scottie Pippen“) oder Ahzumjot („Mein Bruh“) bauen Referenzen in ihre Songs ein oder performen mal kurz wie Shindy auf einem brennenden Basketballcourt. Deutschland ist zwar ein richtiges Fußballland, aber versuchen wir uns doch mal an einem Vergleich, wenn wir deutsche anstatt USamerikanische Rapper nehmen würden.

TYLER HERRO FLER LEBRON JAMES BUSHIDO Das ist der einfachste Vergleich, weil die Parallelen zu offensichtlich sind. Sowohl LeBron als auch Bushido wachsen ohne leiblichen Vater in schwierigen Verhältnissen auf. Sie widmen sich dem Sport bzw. der Musik, um nicht in die kriminelle Umgebung eingesogen zu werden. Akron und Berlin sind sich da anscheinend ähnlicher, als man vermuten würde. LeBron beweist jedes Jahr, dass er der beste Spieler in der NBA ist, und Bushido ist schon so weit, dass er jetzt die nächste Generation an Rappern heranzüchtet. Beide sind längst Legenden ihrer Zunft, haben aber auch einige Hater, die sie niemals wirklich akzeptieren werden. Die Statistiken sind nicht das absolute Maximum, immerhin hat Bill Russell elf Ringe und LeBron nur vier. Gleichzeitig ist Bushido nicht der Streaming-King und hat nicht die meisten Platten verkauft. Ist LeBron besser als Michael Jordan? Wir wissen es nicht. Reichen Bushidos Alben für den Titel? We don’t know. Tatsache ist, dass beide ihre jeweilige Branche verändert haben und dank bald 15-jähriger Dominanz das Nonplusultra des Deutschraps und der NBA sind.

GIANNIS ANTETOKOUNMPO - LUKA DONCIC RAF CAMORA APACHE 207 Er ist der erste NBA-Spieler, der jemals eine Saison in den Top 20 aller wichtigen statistischen Kategorien beendet hat. Zudem Back-to-back-MVP und mittlerweile jüngstes Mitglied im historischen Klub der Spieler, die den „Defensive Player of the Year“- und den MVP-Award in ihrer Laufbahn geholt haben. Noch ein bisschen historischer: Einzig Jordan und Olajuwon konnten neben Antetokounmpo beide Awards in einer Saison abräumen. Kurzum: Giannis ist der Mann der Superlative. Sucht man diesen Begriff im Deutschrap, führt kein Weg an RAF Camora vorbei. Gut, leicht geschummelt jetzt … immerhin ist der Mann Österreicher. Aber bei über 40 Gold-, Platin- und Diamant-Platten sowie 6,3 Millionen (!) verkauften Singles zwischen 2010 und 2020 muss man ihn einfach nennen. Egal ob alleine oder im Gespann mit Bonez MC, RAF brach Rekord nach Rekord. Allein mit „Palmen aus Plastik“ befand sich der Rapper 111 Wochen in den deutschen Albumcharts.

Plötzlich auftauchen und direkt den Unterschied machen. Niemand hat in den letzten zwei Jahren eine steilere Karriere hingelegt als Apache 207. Vom absoluten Nobody zum Superstar in nur wenigen Wochen, getrieben von seinem Hit „Roller“. Großer Hype dank eines ganz eigenen Flows aus R&B und Soul. Ganz ähnlich ist die Situation bei Luka Doncic. Obwohl in Spanien längst ein Star, wollten ihm manche „Experten“ NBA-Untauglichkeit zusprechen, weil es an Athletik fehlen würde. Siehe da, wenige Jahre später ist er der aufregendste junge Spieler in der NBA und ernsthafter Kandidat für kommende MVP-Awards. Alles mit fehlender Athletik, absolutem Gefühl für das Spiel und einem Triple-Double-Skillset, das ihn noch ganz weit bringen wird. Beiden Youngstern stehen richtig lange Karrieren bevor, und dennoch haben sie einen ganz eigenen Stil, den man so in ihrem Handwerk nicht noch mal wiederfindet.

Wer die deutsche Rapszene um Bushido und Co. verfolgt hat, der kennt den Namen Fler aka Frank White, bürgerlich Patrick Losensky. Groß, breitschultrig und so weiß wie die Farbe an der Wand. Was ihn vom Rest Aggro Berlins unterscheidet: seine Herkunft. Er wächst zwar mit vielen Söhnen von Migranten auf, doch Patrick Losensky ist deutsch-deutsch. Seine Herkunft spielt insofern keine Rolle, als er offenbar immer vollwertiges Mitglied in einer Welt ist, in der die Skills im Studio wichtiger scheinen als die Herkunft der Eltern. Tyler Herro hätte man klassisch im Basketball-Handbuch unter „White Man who can shoot“ gesucht und gefunden, aber der Junge aus Milwaukee ist mehr als das. Seine Attitude, seine Skills und sein grundlegend nicht klassisch NBA-weißes Auftreten wirken real, ganz ohne Cultural Appropriation, Culture Vulture oder Ähnliches. Herro ist zwar weiß, aber für seine schwarzen Mitspieler ist er einer von ihnen. Wäre es anders, würde er in der Miami-Umkleidekabine ganz andere Sprüche gedrückt bekommen, und Spieler wie Jimmy Butler und Udonis Haslem wären nicht so große Fans des Kentucky-Alumnus. So oder so: Herro und Fler sind weiß, ihre Skills und ihr Auftreten durchbrechen klassische Herkunftsgrenzen ihrer Genres.

13


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Cover // NBA-Preview 2020/21 //////////////////////////////////////////////////////////

DIE GROSSE NBAPREVIEW 2020/21 Fotos: Jeffrey D. Allred/NBAE via Getty Images

Und am Ende ging alles ganz schnell. Lange stand im Raum, dass die NBA-Saison 2020/21 erst im neuen Jahr beginnen würde … am 18. Januar, eventuell noch später. Doch dann verschlimmerte sich die Covid-19-Pandemie in den USA, die Besitzer wollten nicht auf das Weihnachtsgeschäft verzichten. Deshalb wählte man als Starttermin den 22. Dezember. Gut so! Denn die neue Saison dürfte einiges an Spannung bringen: bekannte Stars in neuen Trikots und eine Reihe von Teams, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Let’s get it on! Text: André Voigt 16


17


Cover // NBA-Preview 2020/21 //////////////////////////////////////////////////////////

Erklärung der Preview-Seiten Team-Infos

Depth Chart

Ihr wollt mit etwas Detailwissen zu

Wer steht in der Startformation? Wer wird erst mit der

den jeweiligen Franchises prahlen?

­Reserve eingewechselt? Und wer ist nur dabei, weil

Bitte. Diese grundlegenden Facts zu

eben ­irgendjemand auf der Bank sitzen muss? All das

jedem Klub hat nicht jeder parat …

sowie ­Alter und Größe der Protagonisten bringt das

ihr jetzt schon!

Depth Chart.

Stärken, Schwächen, Fazit In aller Kürze wird an dieser Stelle zusammen­gefasst, was das Team gut kann, wo gern noch etwas nachgebessert werden darf und was das alles schlussendlich dann für die kommende Spielzeit bedeutet.

Wird am ehesten ...

Der Lauftext

Was sieht der jeweilige Autor

Was passierte beim

in Bezug auf die Spieler der

jeweiligen Team in dieser

jeweiligen Franchise voraus?

so ­hastig einberufenen

Hier steht es …

Offseason? Was ist von den Klubs zu erwarten? Der Lauftext ist das Herzstück

Good Red vs Bad Red

der Preview und gibt Auskunft.

Der Klassiker unter den Preview-Rubriken! Was wäre der absolute Super-GAU, was

Stats 2019/20

das Traumszenario jeder

Heimlicher Liebling

Die Statistiken der Spieler aus 2019/20. Aufgepasst: Bei Spielern, die im Vorjahr zu ihrem jetzigen Team getradet

Franchise in der kommenden Spielzeit? Wissen wir auch nicht, aber wir haben wie

Hier geben wir den Akteuren Liebe, die nicht im

wurden, seht ihr nur die Werte, die der Akteur bei seinem

jedes Jahr ein paar nicht ganz

Vordergrund stehen, aber trotzdem wichtige Bei-

dann neuen Klub aufgelegt hat.

ernst gemeinte Ideen …

träge leisten!

Redatipps Jedes Jahr gibt die Redaktion an dieser Stelle ihre Tipps für die Awards der kommenden NBA-Saison ab. Oft geht es dabei kontrovers zu … nicht so 2020/21. Also zumindest, wenn es um den MVP und den Champion 2021 geht: Die Lakers werden Meister, Luka Doncic wird MVP, da herrscht hier Einigkeit. Ansonsten spiegelt sich in den Tipps auch wider, wie ausgeglichen die Spitze der Eastern Conference wohl sein wird – gleich fünf verschiedene Ost-Gewinner werden genannt. Das dürfte Rekord sein, seit die FIVE 2003 ihre erste Saisonvorschau an den Start brachte!

DRÉ

CHRISTIAN

OLE

PETER

TORBEN

MANUEL

PATRICK

Meister

Lakers

Lakers

Lakers

Lakers

Lakers

Lakers

Lakers

Vize

Bucks

Nets

Sixers

Heat

Celtics

Nets

Celtics

MVP

L. Doncic

L. Doncic

L. Doncic

L. Doncic

L. Doncic

L. Doncic

L. Doncic

A. Edwards

A. Edwards

T. Haliburton

O. Toppin

K. Hayes

L. Ball

L. Ball

A. Davis

A. Davis

A. Davis

B. Adebayo

A. Davis

R. Gobert

R. Gobert

Rookie Verteidiger Sixth Man

S. Dinwiddie

S. Dinwiddie

G. Dragic

D. Schröder

S. Dinwiddie

C. LeVert

S. Dinwiddie

Most Improved

L. Markkanen

C. Wood

M. Porter Jr.

M. Porter Jr.

S. Gilgeous-A.

S. Gilgeous-A.

S. Gilgeous-A.

Coach

L. James

L. Pierce

M. Williams

E. Spoelstra

L. Pierce

R. Carlisle

D. Rivers

Manager

T. Schlenk

R. Pelinka

R. Pelinka

T. Schlenk

D. Nelson

R. Pelinka

L. James

Überraschung

Grizzlies

Suns

Mavericks

Hawks

Kings

Suns

Timberwolves

Enttäuschung

Raptors

Pelicans

Bucks

Sixers

Rockets

Rockets

Sixers

J. Collins

B. Beal

B. Simmons

D. DeRozan

B. Griffin

B. Simmons

Kommender Star-Trade B. Griffin

18


Power Ranking Auch dieses Jahr schauen wir vor Saisonbeginn auf die 30 Teams der Liga und sortieren sie im Power Ranking. Dabei gehen wir davon aus, dass alle Teams komplett sind (bis auf etwaige Langzeitverletzte). Das Power Ranking soll eine Übersicht geben, welche Teams in der regulären Saison wahrscheinlich am besten abschneiden, und nicht voraussagen, wie mögliche Playoff-Paarungen zwischen einzelnen Teams ausgehen würden. Die Zahlen rechts neben den Logos zeigen die Veränderung im Vergleich zur NBA-Preview 2019/20.

1.

+2

2.

-1

+1

-2

+10

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-1

+1

13.

+12

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-6

22.

+6

23.

-5

24.

+6

-11

-2

-8

15.

-10

25.

+11

16.

+10

17.

-5

-2

8.

26.

18.

9.

+7

10.

19.

+3

0

20.

28.

-8

+4

27.

Fotos: Melissa Majchrzak/NBAE via Getty Images

+1

7.

21.

6.

-2

5.

4.

3.

11.

29.

-3

-7

30.

-1

19


Eastern Conference // Atlanta Hawks // Bilanz 19/20: 20-47

ABTEILUNG ATTACKE

Team-Info Gegründet: 1968 Meisterschaften: 0 Arena: State Farm Arena Zuschauer: 16.600 Gehälter 20/21: 114,0 Mio. $ Topverdiener: D. Gallinari (19,5 Mio. $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Young, Huerter, Bogdanovic, Gallinari, Collins – könnte so die Crunchtime-Five aussehen? POS Name Größe Alter

F

Stats 2019/20

angen wir sentimental an: Jeder Basketballfan auf dem Planeten hätte Vince Carter einen schöneren Abschied aus der NBA gewünscht. Aber die Pandemie sorgte für ein stilles Ende einer grandiosen Karriere. Immerhin konnte der mehrfach in den Jungbrunnen gefallene 42-Jährige mit einem getroffenen Wurf Goodbye sagen. Aber Konfetti, mehr Emotionen, Highlight-Videos und ein paar Tränchen hätten den Abgang des besten Dunkers aller Zeiten würdevoller gemacht. Von der Vergangenheit in die Gegenwart: Die Hawks waren nicht nur eines der aktivsten Teams, sie sind vielleicht sogar der Gewinner der Offseason: Bogdan Bogdanovic, Danilo Gallinari, Rajon Rondo,

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Trae Young

60

35,3 50,1

36,1

51,9

86,0

4,3

9,3

1,1

0,1

4,8

1,7 29,6

John Collins

41

33,2 64,2

40,1

63,2

80,0

10,1 1,5

0,8

1,6

1,8

3,4 21,6

Danilo Gallinari

62

29,6 47,6

40,5

54,7

89,3

5,2

1,9

0,7

0,1

1,2

1,2 18,7

Bogdan Bogdanovic 61

29,0 53,2

37,2

54,7

74,1

3,4

3,4

1,0

0,2

1,7

2,2 15,1

Clint Capela

39

32,8 62,9

0,0

62,9

52,9

13,8 1,2

0,8

1,8

1,6

2,6 13,9

De’Andre Hunter

63

32,0 45,4

35,5

48,9

76,4

4,5

1,8

0,7

0,3

1,6

2,9 12,3

Kevin Huerter

56

31,4 45,3

38,0

51,7

82,8

4,1

3,8

0,9

0,5

1,6

2,5 12,2

Cam Reddish

58

26,7 42,8

33,2

45,9

80,2

3,7

1,5

1,1

0,5

1,7

2,3 10,5

Tony Snell

59

27,8 53,1

40,2

57,9

100,0 1,9

2,2

0,5

0,3

0,5

1,7 8,0

Kris Dunn

51

24,9 53,5

25,9

48,7

74,1

3,6

3,4

2,0

0,3

1,3

3,1 7,3

Rajon Rondo

48

20,5 47,3

32,8

48,0

65,9

3,0

5,0

0,8

0,0

1,9

1,2 7,1

Onyeka Okongwu*

28

30,6 62,1

25,0

-

72,0

8,6

1,1

1,2

2,7

2,0

2,7 16,2

*USC

20

Kris Dunn und Tony Snell kommen nach Atlanta – und sollen das Team in eine bessere Zukunft führen. In der Bubble waren die Hawks aufgrund der schlechten Bilanz nicht dabei. Seit dem Playoff-Aus 2016/17, als man in Runde eins an den Wizards scheiterte, gab es keine Postseason mehr für das Team aus Georgia. In den vergangenen drei Spielzeiten schaffte Atlanta kein einziges Mal 30 Siege – die Falken landeten im Osten auf dem 15., 12. und 14. Platz. Der eigene Kader hatte in diesen Jahren vor allem zwei Eigenschaften: Er war jung und defensiv richtig mies. Um Letzteres zu beheben, war man schon während der letzten Saison Teil eines Vier-Team-Trades,

PG T. Young

1,85

22

R. Rondo

1,85

34

K. Dunn

1,91

26

SG B. Bogdanovic 1,98

28

K. Huerter

2,01

22

T. Snell

1,98

29

SF D. Gallinari

2,08

32

D. Hunter

2,01

23

S. Hill

1,98

29

PF J. Collins

2,06

23

C. Reddish

2,03

21

O. Okongwu

2,06

20

C C. Capela

2,08

26

B. Fernando

2,06

22

Heimlicher Liebling: John Collins

John Collins ist offensiv eine Attraktion: Athletik, Geschwindigkeit, spektakuläre Finishes am Ring und stark von Downtown. Doch ausgerechnet er könnte wegen seines auslaufenden Vertrages ein Tradekandidat sein. Ist er ein Franchise-Eckpfeiler?


Letzterem wird es für Young auch noch Führungsseminare geben. Und auch der schlampige Umgang mit dem Spalding (16,2 Turnovers pro Spiel, Rang 28) wird sich wohl verbessern. Für bessere Quoten von draußen sollen andere sorgen. Zum einen Gallinari, der für drei Jahre und 61,5 Millionen aus Oklahoma kam. 2019/20 versenkte er starke 40,5 Prozent von Downtown. Für den Flügel holten die Hawks zudem Bogdan Bogdanovic (vier Jahre, 72 Millionen). Der hochtalentierte Serbe hätte eigentlich per Sign-and-Trade in Milwaukee landen sollen, doch der Deal platzte (Stichwort: Tampering). Atlanta legte dem Restricted Free Agent letztlich ein Angebot vor, Sacramento verzichtete darauf, damit gleichzuziehen. Bogdanovic ist ein solider Dreierschütze, vor allem wird er aber als zweiter Ballhandler offensiv etwas Last von Youngs Schultern nehmen – und dafür sorgen, dass das Angriffsspiel nicht komplett eingestellt wird, wenn Young auf der Bank sitzt. Snell, der per Trade aus Detroit kam, sorgt zusätzlich für Gefahr von draußen und bringt Defense. Was für Dunn und Rondo im Problembereich Shooting gilt, gilt allerdings auch für Gallinari und Bogdanovic in der Defense. Die beiden sind an guten Tagen durchschnittliche Verteidiger. Allerdings hatten 2019/20 die beiden Rookies auf dem Flügel – De’Andre Hunter und Cam Reddish – derartige Probleme auf NBA-Niveau, dass die beiden Euros auch hier eine Verbesserung darstellen werden. In der Draft wurde an sechster Stelle Onyeka Okongwu verpflichtet – ein athletischer Big Man, den manche schon mit Bam Adebayo vergleichen. Okongwu hat alle Anlagen, um dem Team gute Minuten zu geben – viel Eingewöhnungszeit dürfte er nicht brauchen. Noch unklar ist, welche Bigs in der Starting Five stehen werden. Gallinari ist auf der Vier besser aufgehoben, weil ihm seine fehlende Schnelligkeit gegen kleinere Gegenspieler zum Verhängnis wird. Allerdings ist das eigentlich der Platz von John Collins, der in der vergangenen Saison einen ordentlichen Sprung nach vorne gemacht hat. In der Defense ist „The Baptist“ zwar immer noch mau, als athletischer Big mit starkem Wurf stellte er aber gegnerische Mannschaften immer wieder vor Probleme. In der Theorie könnte er auf Center ausweichen, aber da müsste eigentlich Capela seinen Platz haben. Braucht es den Schweizer bei dem Angebot Gallinari-Collins-Okongwu überhaupt noch? Coach Lloyd Pierce muss sich da etwas einfallen lassen. Und wo er schon dabei ist: Wie versteckt er Young defensiv, sollte Atlanta tatsächlich die Playoffs erreichen?

19

Power Ranking + Stärken

Geballte Offensivpower: Young bekommt mit Gallinari und Bogdanovic zwei starke Scorer an die Seite. Das Pick-and-Roll der Hawks wird Gegner in den Wahnsinn treiben. Dunn und Rondo verbessern die Defense. Einer der großen Gewinner der Offseason.

- Schwächen Das Spacing wird mit Rondo und Dunn leiden, auf den Wing-Positionen mangelt es an guten Verteidigern. Und Youngs Probleme in der Defense werden die Gegner weiter ausnutzen – in einer möglichen Postseason erst recht.

= Fazit Atlanta hat aufgerüstet und den Rebuild damit für beendet erklärt. Ihre Schwächen sind die Hawks angegangen – aber nicht alle konnten beseitigt werden. Für einen Playoff-Platz im Osten sollte es dennoch reichen.

Wird am ehesten ... … getradet: J. Collins … All Star: J. Collins … versauern: C. Reddish … überraschen: O. Okongwu … enttäuschen: R. Rondo … Klischees widerlegen: K. Huerter … weniger Dreier als Rondo treffen: K. Dunn

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Young fällt versehentlich in einen Topf voller Fruchtzwerge, wächst über Nacht 15 Zentimeter, und der Coaching Staff verrät ihm endlich, wo der Kraftraum ist. Rondo hat tatsächlich ab Tag eins Lust auf Basketball, und so kommen die Hawks bis in Runde zwei der Playoffs.

Young sieht ein, dass er nicht verteidigen kann, und versucht es fortan nicht einmal mehr. Rondo beschwert sich, dass das zweite Waschbecken in seinem Hotelzimmer keinen vergoldeten Wasserhahn hat, und fordert einen Trade. Die Hawks dürfen einmal mehr in der Lottery ran.

21

Fotos: Natalie Hendricks /Todd Kirkland/Getty Images

der mit Clint Capela eine Präsenz unter dem Korb bringen sollte. Aber der Schweizer stand verletzungsbedingt bis heute noch nie für Atlanta auf dem Parkett. Mit einem Defensivrating von 114,8 lagen die Hawks zuletzt auf dem 27. Platz in der Liga. Niemand steht so sehr für die Probleme in der Verteidigung wie Point Guard Trae Young. Offensiv ist Young einer der spektakulärsten und stärksten Scorer der Liga. Defensiv ist er nicht mehr als ein als Basketballer getarntes Drehkreuz. Saß der 22-Jährige auf der Bank, kamen die Hawks auf ein Defensivrating von 111,3. Mit ihm auf dem Court waren es katastrophale 118,1. Noch extremer ist Youngs Einfluss in der Offensive: Auch in Sachen Scoring war Atlanta mies. Mit einem Offensivrating von 107,2 reichte es gerade mal zum 26. Rang. Mit Young auf dem Court stand man allerdings bei 112,6, ohne ihn bei bescheidenen 98,5. Ohne Young fehlten Ballhandling und Kreativität. Dazu kommt: Mit einer Quote von 33,3 Prozent von Downtown war kein Team in der Liga so schlecht wie die Hawks. Insbesondere die Themen Shooting und Defense wollte Manager Travis Schlenk in der verkürzten Offseason angehen. Und tatsächlich können die Neuen etwas ändern – wenn auch nicht alle. Kris Dunn etwa, neuer Backup auf der Eins, ist ein hervorragender Verteidiger. Aber Würfe von Downtown zu nehmen, war in seiner bisherigen Karriere nicht die beste Idee. Gleiches gilt für Rajon Rondo, auch wenn er in der Bubble für die Lakers den einen oder anderen Dreier versenkte. Bei Rondo muss eh abgewartet werden: In der Regular Season legte der Ballhandler letztes Jahr eine üble Performance hin. Das Net-Rating von L.A. ging in den Keller, wenn er auf dem Feld stand. Motiviert wirkte er (mal wieder) erst in der Postseason. Doch in die Playoffs müssen die Hawks erst mal kommen – und dafür wäre ein Young-Ersatz, der auch tatsächlich Bock hat, eine ziemlich hilfreiche Sache … Das war wohl auch den Hawks bewusst, weswegen sie eine Klausel in den Vertrag einbauten, die Rondo einen 750.000-Dollar-Bonus garantiert, wenn die Postseason erreicht wird. Vielleicht holt das den „Playoff-Rondo“ früher aus dem Winterschlaf. Mit 15 Millionen für zwei Jahre ist der Ex-Laker ordentlich überbezahlt, aber eventuell weckt die Kohle auch mehr Tatendrang beim 34-Jährigen. Beide Teams aus L.A. hätten ihn wohl gerne geholt bzw. gehalten – allerdings nur zum Minimum. Den eventuell letzten großen Payday wollte sich der zweifache Champion aber wohl nicht entgehen lassen. Um die Defense auf ein höheres Niveau zu bringen, sind Dunn und Rondo logische Ergänzungen. Von


Eastern Conference // Boston Celtics // Bilanz 19/20: 48-24

IST WENIGER WIRKLICH MEHR? Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1946 Meisterschaften: 17 Arena: TD Garden Zuschauer: 18.624 Gehälter 20/21: 115,9 Mio. $ Topverdiener: K. Walker (34,4 Mio. $)

Depth Chart Wer von den Youngstern aus der zweiten Reihe macht den nächsten Schritt? Von ihrer Entwicklung hängt viel ab. POS Name Größe Alter

E

Stats 2019/20

s ist eine Tradition wie keine andere: Jahr für Jahr verfügen die Celtics über etliche Draftpicks, Jahr für Jahr gibt es jede Menge Gerüchte, Jahr für Jahr passiert dann wenig – und Jahr für Jahr sickert in den Tagen danach durch, wie knapp es bei manch einer Verhandlung war. In den vergangenen Offseasons beginnt sich dazu noch eine neue Tradition zu etablieren: Die namhaften Veteranen des Teams verzichten auf ihre Spieleroptionen im Vertrag und wechseln das Team, weil sie entweder anderswo mehr Geld und mehr Jahre bekommen (Al Horford, Gordon Hayward) oder Kyrie Irving sind (Kyrie Irving). Kritiker werfen Teampräsident Danny Ainge danach vor, nicht aktiv genug zu sein. Einige bezeichnen die Celtics gern auch pauschal als einen der Verlierer der jeweiligen Transferphase.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Jayson Tatum

66

34,3 48,0

40,3

52,7

81,2

7,0

3,0

1,4

0,9

2,3

2,1 23,4

Kemba Walker

56

31,1 47,6

38,1

52,6

86,4

3,9

4,8

0,9

0,5

2,1

1,6 20,4

Jaylen Brown

57

33,9 54,3

38,2

55,4

72,4

6,4

2,1

1,1

0,4

2,2

2,9 20,3

Marcus Smart

60

32,0 41,5

34,7

47,6

83,6

3,8

4,9

1,7

0,5

1,7

2,7 12,9

Tristan Thompson

57

30,2 51,8

39,1

52,0

61,5

10,1 2,1

0,6

0,9

1,8

2,2 12,0

Daniel Theis

65

24,1 63,3

33,3

60,3

76,3

6,6

1,7

0,6

1,3

0,8

3,4 9,2

Jeff Teague

25

20,8 43,0

33,3

44,2

88,7

2,2

4,0

0,8

0,2

1,6

1,4 7,7

Robert Williams

29

13,4 72,7

0,0

72,7

64,7

4,4

0,9

0,8

1,2

0,7

1,8 5,2

Grant Williams

69

15,1 54,8

25,0

46,9

72,2

2,6

1,0

0,4

0,5

0,7

2,4 3,4

Semi Ojeleye

69

14,7 46,4

37,8

53,1

87,5

2,1

0,5

0,3

0,1

0,3

1,2 3,4

Aaron Nesmith*

14

35,7 50,0

52,2

-

82,5

4,9

0,9

1,4

0,9

1,7

2,8 23,0

Payton Pritchard** 31

36,6 51,2

41,5

-

82,1

4,3

5,5

1,5

0,0

2,7

2,0 20,5

*Vanderbilt **Oregon

22

Sportlich lässt sich dafür indes in den vergangenen Jahren schwer ein Beleg finden: In drei der letzten vier Jahre erreichte das Team die Conference-Finals, teils mit ganz unterschiedlichen Kadern. Auch 2020 war dies der Fall, und ähnlich wie bei der verlorenen Serie gegen die Cavaliers im Jahr 2018 ließ sich im Anschluss monieren, dass mehr drin war. Zu lange brauchten die Celtics, um die Zone der Heat zu entschlüsseln, zu dünn war letztendlich der Kader, zumal mit Gordon Hayward und Kemba Walker zwei Leistungsträger verletzungsbedingt nicht voll auf der Höhe waren. Objektiv dürften sich dennoch alle einig gewesen sein: Weit waren die Celtics nicht weg von den Finals. So richtig positiv wurde ihre Situation in den vergangenen Monaten trotzdem eher selten bewertet. Abgesehen von den noch immer anhaltenden

PG K. Walker

1,83

30

J. Teague

1,90

32

P. Pritchard

1,88

22

T. Waters

1,78

22

SG M. Smart

1,90

26

R. Langford

1,93

21

C. Edwards

1,80

22

SF J. Brown

1,98

24

A. Nesmith

1,98

21

PF J. Tatum

2,03

22

S. Ojeleye

1,98

26

G. Williams

1,98

21

C T. Thompson

2,06

29

D. Theis

2,03

28

R. Williams

2,03

23

Heimlicher Liebling: Marcus Smart

Marcus Smart floppt gnadenlos, ja. Ja, seine Wurfauswahl ist teils haarsträubend. Trotzdem hätte ihn jeder gern im eigenen Team. Wer sonst verteidigt mit 1,90 Meter glaubwürdig die Positionen eins bis vier und sogar manchen Center? Smart personifiziert Hustle und ist das Herz seiner Mannschaft.


Celtics-Kader eine etwas logischere Rollenverteilung aufweist: Walker, Brown und Tatum als designierte Scorer, Marcus Smart als „Stretch-Six“ und Thompson als Verteidiger, der vorne vor allem am Korb agiert und der beste Rebounder des Teams seit Jahren ist. Nicht falsch verstehen: Boston setzt seit Jahren auf multitalentierte Flügel und hat nun einen davon verloren, der vielleicht sogar der beste Passgeber im Team war – das schmerzt in der Theorie natürlich. In der Praxis hat Hayward in seinen drei Celtics-Jahren allerdings auch nur die Hälfte seiner Spiele absolvieren können und stand in den Momenten, in denen er am dringendsten gebraucht wurde, selten zur Verfügung. Das theoretische „Was wäre, wenn Gordon fit wäre?“ gibt es nun nicht mehr – vielleicht ist das eine Chance für Tatum, Brown und Smart oder auch eine für die jungen Wings. Von ihrer Grundidee werden die Celtics ja nicht abrücken. Brad Stevens muss also Tiefe im Kader finden und dafür andere, weniger bewiesene Optionen ausprobieren. Romeo Langford erlebte ein verletzungsgeplagtes Rookie-Jahr und wird nun auch den Start des Training Camps verpassen, dürfte aber mehr Einsätze verzeichnen als in der Vorsaison. Mit Pritchard und Nesmith drafteten die Celtics vor allem dringend benötigtes Shooting, beide dürften aber ihre Zeit der Eingewöhnung brauchen. Wenn Stevens Brown, Smart und Tatum nicht 40 Minuten pro Spiel lassen will, dürften sie die Möglichkeiten dazu allerdings auch bekommen, denn viele andere Optionen gibt es nicht. Kurzfristig kann das der 2019/20 so starken Defense (4. Platz) ein wenig schaden, langfristig sorgt es bestenfalls für mehr Entlastung. Die Center-Rotation hat mit Thompson ein Upgrade erfahren, wenn dieser nach zwei Jahren der kompletten Irrelevanz wieder an frühere Cavs-Jahre anknüpfen kann. Es ist noch unklar, ob „TT“ oder Daniel Theis starten wird, beide passen aber sehr gut in das switchlastige Schema von Stevens. Robert Williams zeigte in den Playoffs einige gute Ansätze, auch er könnte in seinem dritten NBA-Jahr mehr Spielanteile bekommen und ist neben Brown der Topathlet im Kader. Jeff Teague ist ein etwas willigerer Shooter als Wanamaker, ansonsten nimmt sich die Situation auf der Eins nicht viel im Vergleich zum Vorjahr – zumindest dann, wenn Walkers Gesundheit mitspielt. Das trifft letzten Endes auch auf die allgemeine Situation der Celtics zu: Der Kader ist potenziell etwas breiter, in der Spitze wurde ein wichtiger Spieler verloren, was bei dem Preis aber verständlich war. Es wird sich noch zeigen müssen, ob dies den Celtics in der Realität schadet oder sogar hilft.

10

Power Ranking + Stärken

Boston hat mehrere gute Scoring-Optionen, ist vielseitig und im Kern des Teams noch jung. Top5-Werte bei Defense und Offense. Ohne Hayward hat der Kader eine sinnvollere Hierarchie. Tatum steht an der Superstar-Schwelle.

- Schwächen Wenn Walkers Knie sich nicht erholen, ist die PGPosition ein Problem. Mangels Tiefe muss Stevens auf die Jungen setzen, das wird der Defense schaden. Im Kern ist die Offense immer noch zu abhängig von (schwierigen) Jumpshots.

= Fazit Die Conference-Finals könnte Boston mit etwas Glück auch im kommenden Jahr erreichen, Hayward war dafür nicht essenziell. Deutlich besser geworden ist man aber wohl nicht, hinter den Top 5 gibt es noch zu viele Fragezeichen.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Top-3-Scorer: … DPOY-Kandidat:

K. Walker J. Tatum G. Williams R. Williams J. Teague J. Tatum M. Smart

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Tatum bekommt von Thompson ein paar LeBron-Lektionen verpasst und hebt sein Playmaking auf ein neues Level. Hayward wird nicht vermisst, Nesmith schießt die Lampen aus, Langford etabliert sich. Auf dem Weg in die Finals werden Charlotte und Brooklyn eliminiert!

Thompson schleppt den Kardashian-Clan mit nach Boston, das jüngste Exemplar verdreht Tatum den Kopf. „Keeping Up With Taco Jay“ wird zum Netzhit, auf sein Spiel konzentriert er sich nicht mehr. Smart nimmt die meisten Würfe im Team, in Runde eins ist Schluss.

23

Fotos: Kevin C. Cox/Kevin C. Cox/Getty Images

Knieproblemen von Walker stellte sich vor allem die Frage, ob Boston die Weichen gestellt hat, um in der kommenden Saison den entscheidenden Schritt nach vorne zu machen. Die Geschichte ist bekannt: Hayward wurde an die Hornets verloren, da diese ihn überbezahlten, Boston bekam dafür nur eine Trade-Exception zurück – eine Art Blankoscheck, mit dem ein Spieler per Trade kommen kann, der maximal 27,9 Millionen Dollar verdient. Es war keine Überraschung, dass die vom Start weg unglückliche Ära des Forwards in Boston zum Ende kam, zumal diesem seine Rolle als dritte, vierte oder gar fünfte Option wohl nicht so gut schmeckte. Die ganz großen Moves blieben ansonsten aus. Boston nutzte zwei seiner drei Picks (der dritte ging an Memphis) für den Shooter Aaron Nesmith (14. Stelle) sowie BackupGuard Payton Pritchard (26.), in der Free Agency ersetzte Jeff Teague den nach Golden State abgewanderten Brad Wanamaker, und statt Enes Kanter (nach Portland) wütet nun Ex-Cav Tristan Thompson unter den Körben. Der Big Man war Ainge sogar die volle MidlevelException wert, in den kommenden beiden Jahren wird ihm Boston knapp 19 Millionen Dollar überweisen. Außerdem verlängerten die Celtics mit Jayson Tatum – über fünf Jahre wird der 22-Jährige 195 Millionen Dollar verdienen, wenn er es 2020/21 erneut ins All-NBA-Team schafft und damit die „Rose Rule“ auslöst. Ainge vertraut darauf, dass Tatum sich zu einem der fünf besten NBA-Spieler entwickelt und Boston gemeinsam mit Jaylen Brown in den kommenden Jahren zum 18. Banner führen kann. Die beiden sind das Fundament und langfristig gebunden – um sie herum wird noch gebastelt und mangels Alternativen auf inneres Wachstum gehofft. Selbst wenn diese Ansicht nicht universell gilt: Eine schlechte Wette ist das nicht. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass an beiden Enden des Feldes beschlagene Flügel derzeit das Nonplusultra in der NBA sind. Boston hat zwei der schon jetzt besten davon, die noch jung sind und massiv Luft nach oben haben. Tatum und Brown machten 2019/20 jeweils riesige Schritte und wirken dennoch längst nicht am Ziel. Die Tatsache, dass Brown schon in drei Conference-Finals gespielt hat, überstrahlt ein wenig, dass auch er jetzt gerade erst mit seinem Rookie-Deal durch ist. Der Verlust von Hayward muss insofern nicht das große Drama sein – vor allem, wenn seine Trade-Exception einen Leistungsträger sichert. Es gibt ein gewisses Playmaking-Vakuum, das Tatum jedoch füllen könnte – das wäre bei ihm der nächste naheliegende Bereich der Verbesserung. Generell besteht die Chance, dass der neue


Eastern Conference // Brooklyn Nets // Bilanz 19/20: 35-37

ALLES AUF ANGRIFF?

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 2 (ABA) Arena: Barclays Center Zuschauer: 17.732 Gehälter 20/21: 160,0 Mio. $ Topverdiener: K. Durant (40,1 Mio. $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Alle reden über die Stars, aber die Nets sind tief besetzt. Steve Nash kann aus dem Vollen schöpfen. POS Name Größe Alter PG K. Irving

1,91

28

S. Dinwiddie

1,98

27

C. Chiozza

1,80

25

T. Johnson

1,90

28

SG C. LeVert

2,01

26

L. Shamet

1,96

23

B. Brown

1,93

24

SF J. Harris

1,98

29

D

Stats 2019/20

ie diesjährige Offseason war in Brooklyn geradezu totenstill, im Vergleich zum Wirbel im vergangenen Jahr: Da gelang es der Franchise, mit Kevin Durant und Kyrie Irving gleich zwei All Stars zu holen. Dass die folgende Saison aufgrund von Durants Reha nach seinem Achillessehnenriss ein Übergangsjahr werden würde, war von vorneherein klar. Dass auch Irving 2019/20 mehr Zeit mit den Physios als auf dem Court verbringen würde, war allerdings nicht vorgesehen. Diese Konstellation hatte zur Folge – verbunden mit den Ausfällen von DeAndre Jordan, Spence Dinwiddie, Taurean Prince und Wilson Chandler –, dass die Nets mit einem besseren G-League-Team in der

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Kyrie Irving

20

32,9 52,2

39,4

54,6

92,2

5,2

6,4

1,4

0,5

2,6

2,7 27,4

Spencer Dinwiddie 64

31,2 48,5

30,8

47,6

77,8

3,5

6,8

0,6

0,3

2,7

2,8 20,6

Caris LeVert

45

29,6 45,1

36,4

48,0

71,1

4,2

4,4

1,2

0,2

2,6

1,8 18,7

Joe Harris

69

30,8 55,3

42,4

59,6

71,9

4,3

2,1

0,6

0,2

1,5

2,3 14,5

Taurean Prince

64

29,0 42,9

33,9

47,5

79,8

6,0

1,8

0,9

0,4

2,0

2,5 12,1

Tyler Johnson

8

24,3 41,9

38,9

49,4

100,0 3,0

3,0

0,5

0,1

0,6

1,9 12,0

Jarrett Allen

70

26,5 65,8

0,0

64,9

63,3

9,6

1,6

0,6

1,3

1,1

2,3 11,1

Jeff Green

48

20,0 60,2

33,9

55,2

80,2

2,8

1,0

0,5

0,4

0,9

1,9 9,4

Landry Shamet

53

27,4 49,5

37,5

54,6

85,5

1,9

1,9

0,4

0,2

0,8

2,7 9,3

Bruce Brown

58

28,2 47,0

34,4

48,0

73,9

4,7

4,0

1,1

0,5

1,7

2,8 8,9

DeAndre Jordan

56

22,0 66,6

0,0

66,6

68,0

10,0 1,9

0,3

0,9

1,3

2,0 8,3

Kevin Durant*

78

34,6 58,7

35,3

57,1

88,5

6,4

0,7

1,1

2,9

2,0 26,0

*2018/19

24

Florida-Bubble spielten, ergänzt um Leute wie Jamal Crawford oder Tyler Johnson. In der Blase schlug sich das Team von Übergangscoach Jacque Vaughn dennoch wacker. Gegen Toronto war man aber in der ersten Runde wenig überraschend chancenlos. Die kurze Offseason könnte für die Nets nun einen großen Nachteil haben: Was das Team am meisten braucht, ist die Möglichkeit, sich einzuspielen. Die Offense muss um die Stars, von denen einer gar nicht und einer nur wenig gespielt hat, aufgebaut werden. Wie fit sind sie? Und was passiert, wenn Verletzungen sie zurückwerfen? Und das unter einem Rookie-Coach mit Steve Nash? Auch dieses Jahr sollte deswegen noch unter der Überschrift „Übergang“ stehen.

5,9

2,01

25

PF K. Durant

T. Luwawu-Cabarrot

2,06

32

J. Green

2,06

34

T. Prince

2,03

26

R. Kurucs

2,06

22

C J. Allen

2,11

22

D. Jordan

2,11

32

N. Claxton

2,11

21

Heimlicher Liebling: Jeff Green

Die elfte Station seiner NBAKarriere, das achte Team in den vergangenen fünf Jahren. Lohnt sich für Green überhaupt das Auspacken der Umzugskisten? Sehr flexibel, auch im höheren Basketballer-Alter absolut solide – egal in welcher Stadt.


Ob für einen dritten Star genügend Ballbesitze da sind, bleibt eine andere Frage. Besonders wenn sich die Gerüchte bewahrheiten und die Nets mit den Rockets über einen Trade von James Harden sprechen. „The Beard“ ist nicht dafür bekannt, viel abseits des Balles zu spielen. Ein guter Move war auf jeden Fall der Trade mit den L.A. Clippers: Für den 19. Pick der diesjährigen Draft sicherte sich Brooklyn die Dienste von Guard Landry Shamet. Der ist oft auch ohne Ball glücklich, aber ein exzellenter Werfer und damit eine perfekte Ergänzung des Nets-Kaders. Gleiches gilt für Joe Harris: Der Dreiergott wurde für vier Jahre und 75 Millionen gehalten. Shamet und Harris werden wichtig sein, gerade beim Dreier gibt es in Brooklyn Luft nach oben: Mit einer Quote von nur 34,3 Prozent lag man im LigaVergleich auf dem 25. Rang – bei den fünftmeisten Versuchen von Downtown (42,3 pro Spiel). Eine große Unbekannte ist Trainer-Rookie Steve Nash. Im Coaching Staff wurde neben dem Neuling Erfahrung eingestellt: Mike D’Antoni verzichtete nach seinem Ende bei den Rockets darauf, in der Liga wieder als Headcoach einzusteigen, und wechselte an die Seite seines ehemaligen Schützlings. Die beiden arbeiten nun zum dritten Mal (davor in Phoenix und bei den Lakers) zusammen, dieses Mal in neuen Rollen. Aber spätestens seit den „Seven Seconds or less“-Suns weiß jeder, dass aus der Kombi gute Dinge entstehen können. Nash wird als Players‘ Coach agieren. Und das muss er wohl auch, wenn man bedenkt, dass Irving und Durant an der Entlassung von Atkinson nicht unbeteiligt gewesen sein sollen. Dass auch Nash es mit Irving nicht einfach haben wird, offenbarte der Point Guard in einem Interview. Da erklärte Kyrie: „Wir brauchen niemanden, der mit seiner Coaching-Philosophie um die Ecke kommt, alles ändert, was wir machen, die Abläufe ändert und uns vom ersten Trainingstag an laufen lässt.“ Irving weiter: „Ich sehe uns nicht mit einem Headcoach. KD könnte Headcoach sein, ich könnte Headcoach sein.“ Ein kurzes, klärendes Gespräch, wer Trainer ist und wer nicht, könnte helfen. Mit seiner Art dürfte der Kanadier in jedem Fall gut ankommen. Und dem Vernehmen nach hat er ein sehr gutes Verhältnis zu Durant aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Golden State. Von den Nets wird in der Saison 2020/21 viel erwartet. Damit ist aber auch das Potenzial da, zu einer der großen Enttäuschungen der Liga zu werden. Falls die Stars fit bleiben, der Lockerroom funktioniert und Nash als Coach nur annähernd so gut ist, wie er als Spieler war, steht Brooklyn eine starke Saison bevor. Aber nur dann.

05

Power Ranking + Stärken

Starpower, ein Coach mit bombastischem Basketball-IQ, wichtige Free Agents gehalten, Kader sinnvoll verstärkt. „The sky is the limit“ für das Team aus Brooklyn. Wenn Durant und Irving fit bleiben, könnten die Finals drin sein.

- Schwächen Lange Verletzungspausen der Stars. Keine Chance, sich einzuspielen. Durant muss den Rost ablegen und Irving mal einige Spiele am Stück abliefern. Dazu immer Potenzial für Drama oder dicke Luft bei Pressekonferenzen.

= Fazit In Brooklyn muss sich erst mal einiges finden. Der neue Coach und lange Ausfälle werden den Start schwierig machen. Am Ende dürfte ein gutes, aber kein krönendes Jahr stehen. Der Angriff auf den Titel ist jedoch für 2022 vorgemerkt.

Wird am ehesten ... … getradet: C. LeVert … All Star: K. Durant … versauern: S. Dinwiddie … überraschen: L. Shamet … enttäuschen: K. Irving … bei „Querdenken“ mitlaufen: K. Irving … Nowitzki um Rat fragen: S. Nash

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Nash macht aus Irving per Hypnose den perfekten Point Guard, der sich fortan wieder von nichts mehr aus der Ruhe bringen lässt. Mit engelsgleicher Geduld und voller Freude am Abspielen führt er die Nets zum Titel. Im Sommer folgt eine Erdumrundung in Birkenstocks.

Irving stellt fest, dass hinter seinen Verletzungen die Illuminaten stecken, und gibt am Media Day Brian Windhorst aus Frust eine Kopfnuss. Durant verwechselt wieder Burner- und echten Twitter-­Account und applaudiert Irving dafür. Sperre für beide, die Playoffs sind futsch!

25

Fotos: Garrett Ellwood/Steven Ryan/Getty Images

Klar, die Playoffs müsste Brooklyn erreichen und dort eher nicht noch mal in der ersten Runde gesweept werden. Aber es wird dauern, bis sich Durant und Co. mit Nash eingespielt haben. Der große Angriff auf den Titel dürfte erst in der Saison 2021/22 anstehen. Dass es mit zwei nicht eingespielten Alphatieren im Lockerroom und vielen Verletzungen nicht leicht ist, sofort einen Championship-Run zu starten, bewiesen gerade erst die Kollegen der L.A. Clippers. Die Qualität im Kader ist jedoch eindeutig vorhanden: An Talent mangelt es nicht, eher an der Verteilung. Beispiel Center: Jarrett Allen ist zu diesem Zeitpunkt eindeutig der bessere Spieler als DeAndre Jordan. Der ist in Brooklyn gelandet, weil er gut mit Durant und Irving kann. Wie viel Spielzeit wird er Allen wegnehmen? Hinzu kommt: Mit Allen und Jordan haben die Nets zwei Bigs, die den Distanzwurf nur vom Zusehen kennen. In Zeiten von Smallball, Stretch-Fives und Spacing fragt sich: Ergibt das Sinn? Allen ist immer wieder Teil von Tradegerüchten. Die Zukunft gehört aber eher ihm als Jordan, dessen Fähigkeiten immer weniger benötigt werden und dessen Athletik weiter abbauen wird. Durant und Irving wollen es jedenfalls allen beweisen: Zwar haben beide bereits einen Ring am Finger. Doch der eine will zeigen, dass er es ohne LeBron schafft, und der andere, dass er nicht eines der besten Teams aller Zeiten dafür braucht. Beiden eilt jedoch der Ruf voraus, in der Kabine nicht immer für Harmonie zu sorgen. Und dann gibt es ja noch die bösen, bösen Medien, mit denen sich Durant immer herumärgern muss. Auch dass gerade Irving kein Problem damit hat, seine Mitspieler auch öffentlich anzuzählen, ist bekannt. Talent ist vorhanden, Konfliktpotenzial definitiv auch. Irving ist aber nicht nur offcourt ein Harmonie-Risiko: In seinem ersten Spiel als Net zeigte er, was für ein grandioser Scorer er ist, haute den Timberwolves gleich 50 Punkte rein und verpasste den Gamewinner nur ganz knapp. Aber es wurde auch gleich deutlich, dass Irving nach wie vor gern Löcher in den Boden dribbelt. Dass es unzählige Angriffe gibt, bei denen außer ihm niemand den Spalding berührt. Das nervt, auch die Kollegen. Im Fall der Nets raubt es einigen sehr guten Spielern die Möglichkeit, sich zu entfalten. Spencer Dinwiddie und Caris LaVert sind gehobenes NBA-Niveau, brauchen aber auch hin und wieder den Ball – nicht nur, wenn Irving eine Pause bekommt. Welchen dieser BorderlineAll-Stars braucht Brooklyn vielleicht gar nicht mehr? Gleichzeitig gibt es die Idee, einen dritten Star zu holen. Bausteine für einen Trade hat Brooklyn genug.


Eastern Conference // Charlotte Hornets // Bilanz 19/20: 23-42

ZURÜCK AUF DER LANDKARTE Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1988 Meisterschaften: 0 Arena: Spectrum Center Zuschauer: 19.077 Gehälter 20/21: 93,1 Mio. $ Topverdiener: G. Hayward (28,5 Mio. $)

Depth Chart Schafft Malik Monk endlich den Durchbruch, oder wird er der J.R. Smith seiner Generation? POS Name Größe Alter

W

Stats 2019/20

ie hektisch die Offseason im Jahr 2020 ablief, ließ sich bei keinem Team besser feststellen als bei den Hornets. Am Draft-Mittwoch wurde das Team noch vielerorts als einer der frühen Gewinner der Offseason betrachtet, hatte Charlotte doch an dritter Stelle in LaMelo Ball das vielleicht größte Talent des gesamten Jahrgangs gezogen, ohne dafür – wie vorher mal gemunkelt wurde – hochtraden zu müssen. Ball sollte den darbenden Hornets endlich wieder so etwas wie Flair verschaffen, eine mediale Aufmerksamkeit, die Charlotte auch in den besten Jahren von Kemba Walker nie wirklich zuteilwurde. Alle Beobachter stimmten zudem darin überein, dass die Hornets mitten im Rebuild steckten, weshalb sie es sich leisten konnten, einem spannenden und gleichzeitig lernbedürftigen Projekt wie Ball die Zügel in die Hand zu geben. Es sollte

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Devonte’ Graham

63

35,1 39,7

37,3

49,5

82,0

3,4

7,5

1,0

0,2

2,9

1,8 18,2

Gordon Hayward

52

33,5 55,4

38,3

56,1

85,5

6,7

4,1

0,7

0,4

1,8

1,8 17,5

Terry Rozier

63

34,3 43,6

40,7

51,4

87,4

4,4

4,1

1,0

0,2

2,2

2,0 18,0

Miles Bridges

65

30,7 48,6

33,0

48,9

80,9

5,6

1,8

0,6

0,7

1,5

2,0 13,0

P.J. Washington

58

30,3 50,7

37,4

52,8

64,7

5,4

2,1

0,9

0,8

1,6

2,7 12,2

Cody Zeller

58

23,1 57,7

24,0

54,3

68,2

7,1

1,5

0,7

0,4

1,3

2,4 11,1

Malik Monk

55

21,3 54,2

28,4

49,4

82,0

2,9

2,1

0,5

0,3

1,4

1,3 10,3

Bismack Biyombo

53

19,4 54,3

0,0

54,3

60,3

5,8

0,9

0,2

0,9

0,9

2,2 7,4

Caleb Martin

18

17,6 36,2

54,1

56,0

81,0

2,1

1,3

0,7

0,4

0,8

1,8 6,2

Jalen McDaniels

16

18,3 52,2

37,5

53,6

82,4

4,1

0,8

0,5

0,2

0,7

2,3 5,6

Cody Martin

48

18,8 54,6

23,4

47,3

64,6

3,3

2,0

0,8

0,2

0,9

1,6 5,0

LaMelo Ball*

12

31,3 45,8

25,0

-

72,3

7,6

6,8

1,6

0,1

2,5

2,6 17,0

*Illawarra

26

erst mal um die Entwicklung gehen, weniger um die Anzahl der Siege. Und dann … … zeigte sich ein paar Tage später, dass in diesem Punkt vielleicht außerhalb von North Carolina Konsens herrschte, die Hornets jedoch andere Ansichten vertraten. Nur wenige Tage nach dem positiv bewerteten Ball-Pick machten sie sich selbst zum Gespött, als sie nahezu aus dem Nichts Gordon Hayward 120 Millionen Dollar über vier Jahre vorlegten – ein Move, der wohlwollend als „Win now“-Aktion bezeichnet werden könnte, aus neutraler Sicht aber vor allem für Kopfschütteln sorgte. Zur Einordnung: Um den Deal möglich zu machen, musste Charlotte seine letzte große Altlast Nicolas Batum und dessen letztes Vertragsjahr entlassen und „stretchen“, was vereinfacht bedeutet, dass dieser über die kommenden drei Jahre neun Millionen Dollar per annum erhält, um nicht für die Hornets

PG L. Ball

2,01

19

T. Rozier

1,85

26

G. Riller

1,91

23

SG D. Graham

1,85

25

M. Monk

1,91

22

SF G. Hayward

2,01

30

M. Bridges

1,98

22

Co. Martin

1,96

25

Ca. Martin

1,96

25

PF P.J. Washington 2,01

22

J. McDaniels

2,08

22

C C. Zeller

2,13

28

B. Biyombo

2,06

28

N. Richards

2,11

22

Heimlicher Liebling: P.J. Washington

P.J. Washington hat ein butterweiches Händchen von draußen und bringt dazu kompetente Vorstellungen in der Verteidigung. Washington war schon als Rookie ein überaus brauchbarer „kleiner“ Big Man. Reift er weiter zum idealen Rollenspieler, oder packt er noch mehr Eigenkreation drauf?


wahre Qualität des Teams wohl etwas korrekter widerspiegelte. Gerade offensiv hatten die Hornets enorme Probleme (28. Platz), und hier dürfte Hayward besonders weiterhelfen. Shooting-Star Devonte‘ Graham etwa startete brandheiß in die Saison, wurde mit der Zeit aber immer höher auf dem Scouting Report anderer Teams notiert und aggressiver verteidigt, sodass die zunächst tollen Quoten bis zum Saisonende auf 38,2 Prozent aus dem Feld sanken – es gab eben nicht viele Spieler, die die Gegner wirklich verteidigen mussten. Graham war als erste Option unterqualifiziert, neben Hayward (und perspektivisch Ball) dürfte er offensiv auf eine Position in der Hackordnung rücken, die ihm besser liegt, zumal er mehr abseits des Balles agieren kann. Hayward bringt als Scorer und auch als Vorbereiter Qualitäten in den Kader, die bisher schlichtweg fehlten, generell sollte Charlotte mit ihm, Ball, Graham und auch Center Cody Zeller eine flüssige, spielintelligente Offensive kreieren können (unabhängig von den unvermeidlichen Ball-Ballverlusten, mit denen Charlotte leben kann und muss). Schon vergangene Saison spielte Charlotte pro Partie die viertmeisten Pässe, nun sollte die Chance steigen, dass diese zu erfolgreichen Abschlüssen führen. Zumindest von außerhalb der Dreierlinie – im Zweipunkteland war letzte Saison kein Team ineffizienter als Charlotte, auch weil Graham ligaweit zu den schlechtesten Finishern am Korb zählte. Auch Freiwürfe waren eine Achillesferse, die 3,7 Freebies pro Partie von Graham führten das Team schon an. In Utah nahm Hayward sechs Mal pro Partie von der Linie Maß – so jemand würde den Hornets sehr helfen. Generell kehren die Hornets mit ihm und auch Ball ein wenig von ihrem „Hobbit-Lineup“ ab – Graham und Terry Rozier formten zuletzt den kleinsten Backcourt der NBA, auch P.J. Washington ist für seine Position eher klein geraten. Nun dürfte ein Guard (vermutlich Rozier) auf die Bank rücken und Platz für längere Spieler machen. Idealerweise hilft das der löchrigen Defense (25. Platz), auch wenn die Installation eines Rookies, der defensiv bisher oft durch Desinteresse auffiel, das natürlich ein Stück weit erschwert. Womit wir wieder beim Kernproblem wären: Hayward macht die Hornets durchaus besser, er bewegt sich jedoch eigentlich auf einer völlig anderen Timeline als der Rest des Teams. Die Hornets hatten gerade damit angefangen, sich auf die Entwicklung junger Talente zu konzentrieren – das scheint nun aber nicht mehr zu reichen, wo sie tatsächlich einen potenziellen Hochtalentierten gedraftet haben. Vielleicht zahlt sich das aus, wenn Charlotte um die Playoffs mitspielt.

24

Power Ranking + Stärken

In der Theorie hat Charlotte Spielintelligenz, Shooting und etwas Playmaking auf fast jeder Position. Der Kader ist jung und entwicklungsfähig, Borrego ist ein kreativer Coach. Hayward kann viel mehr, als er in Boston zeigen konnte.

- Schwächen Junge Playmaker sind fehleranfällig. Es fehlt an Dynamik Richtung Korb, die Offense ist zu sehr vom Jumper abhängig. Defensiv fehlt es immer noch an Länge. Der Frontcourt ist sehr dünn und limitiert besetzt. Wer zieht Freiwürfe?

= Fazit Platz acht ist nicht unmöglich … im Osten. Eigentlich steht dieses Team noch am Anfang und benötigt Top-Level-Talent, die meisten Jungen haben eher ein Rollenspieler- als ein Star-Ceiling. Für hohe Draftpicks wird Charlotte nun wohl zu gut sein.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Rookie of the Year: … Respekt verdienen:

T. Rozier G. Hayward M. Monk M. Bridges D. Graham L. Ball J. Borrego

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Ball entfacht in Charlotte endlich wieder Euphorie, und selbst Hayward ist das Pech aus Boston-Jahren los. Jedes Team-Dinner geht auf ihn, danach wird fleißig „CoD“ gezockt. Mit bestem Team-Spirit geht es übers Play-In-Turnier in die erste Runde.

Nachdem MJ LaVar im Eins-gegen-eins plattmacht, liebäugelt der „G.O.A.T.“ mit seinem Comeback und fordert auch LaMelo zum Duell. Dieser gewinnt deutlich, MJ schäumt vor Wut und holt sein iPad. Ball wird für Kwame Brown in die BIG3 getradet.

27

Fotos: Michael Reaves/Kent Smith/NBAE via Getty Images

zu spielen. Für diese kommenden drei Jahre kostet Hayward de facto also 39 Mio. per annum, eine stabile Summe für einen 30-jährigen einmaligen All Star, der in den letzten drei Jahren genauso viele komplett verpasste Saisons wie Starts in den Playoffs – jeweils eine(n) – verzeichnete. Was haben sich die Hornets dabei nur gedacht? Die Argumentation für diesen Vertrag ist im Prinzip sogar nachzuvollziehen, wenn auch ein Stück weit deprimierend. In Kürze: Ein Team wie Charlotte muss überbezahlen, um Free Agents zu bekommen. Hayward mag drei Jahre lang kein All Star gewesen sein, allerdings ist er in Charlotte sofort der beste Spieler des Teams und wird seine Produktion wieder steigern können, vielleicht sogar auf All-Star-Niveau. Die Hornets haben vier Jahre in Folge die Playoffs verpasst, das nimmt Besitzer Michael Jordan offensichtlich – wie sollte es anders sein – persönlich. Ein gesunder Hayward könnte daran im in der Breite schwachen Osten fraglos etwas ändern. Vorweg: Es ist verständlich, dass ein Aktionismus dieser Art kritisch beäugt wird – Charlotte setzt mit dem Hayward-Deal weniger auf einen nachhaltigen Rebuild, sondern mehr auf die Hoffnung, in den nächsten Jahren wieder mal um den achten Playoff-Platz beziehungsweise um das Play-InTurnier mitzuspielen. Bis der 19-jährige Ball seine Prime erreicht hat, wird Hayward sich auf dem absteigenden Ast befinden, in seinem letzten Vertragsjahr wird er als 34-Jähriger 32 Millionen Dollar verdienen. Einen guten Value-Deal haben die Hornets hier also nicht getätigt, zumal Hayward im Idealfall (also bei guter Gesundheit) verhindern kann, dass Charlotte in der kommenden, hochkarätiger besetzten Draft ein weiteres Top-Talent heranzieht. Das scheint aber auch nicht die Priorität von Mitch Kupchak und Co. zu sein: Charlotte wollte sofort zurück auf die Landkarte, wortwörtlich um jeden Preis. Auch um Montrezl Harrell hatten die Hornets zuvor vergeblich gebuhlt, der lieber auf Geld verzichtete, um stattdessen zu den Lakers zu gehen. Was wieder mal das Dilemma der kleinen Märkte aufzeigt. Unabhängig von dieser BigPicture-Problematik gibt es jedoch auch noch die sportliche Situation, und diese ist – unabhängig von Finanzen, dem Alter der Spieler und so weiter – durchaus interessanter geworden. Coach James Borrego konnte in der vergangenen Saison bereits viel von seiner Kreativität unter Beweis stellen, hatte jedoch an den meisten Tagen schlichtweg ein zu großes Talentdefizit auf seiner Seite. Charlottes relativ ordentliche Bilanz in engen Spielen täuschte noch über das grausame Net-Rating (27. Platz) hinweg, das die


Eastern Conference // Chicago Bulls // Bilanz 19/20: 22-43

DAS ENDE DER SUICIDES

Team-Info Gegründet: 1966 Meisterschaften: 6 Arena: United Center Zuschauer: 21.711 Gehälter 20/21: 125,6 Mio. $ Topverdiener: O. Porter (28,5 Mio. $)

Text: Ole Frerks

Depth Chart So gut wie alle Veteranen finden sich in Tradegerüchten wieder. Wie umtriebig ist Karnisovas? POS Name Größe Alter PG C. White

J

Stats 2019/20

erry Reinsdorf ist bekannt als loyaler, teilweise vielleicht sogar etwas betriebsblinder Teambesitzer. Wenn die Kohle stimmt, stimmt auch der Rest. Dieses Credo wurde ihm jahrelang nachgesagt und führte wohl auch dazu, dass das berühmtberüchtigte Führungsduo aus John Paxson und Gar Forman (aka GarPax) seit ziemlich langer Zeit fast schon Narrenfreiheit genoss. Sportlich stolperten die Bulls dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste – und nun hat es tatsächlich auch Reinsdorf gereicht. Arturas Karnisovas ist der neue starke Mann in Chicago, seines Zeichens kampferprobt als Executive der Denver Nuggets. Der Litauer hat sich bei den Bulls prompt ein neues Front Office

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Zach LaVine

60

34,8 49,7

38,0

52,6

80,2

4,8

4,2

1,5

0,5

3,4

2,2 25,5

Lauri Markkanen

50

29,8 51,8

34,4

51,7

82,4

6,3

1,5

0,8

0,5

1,6

1,9 14,7

Coby White

65

25,8 43,0

35,4

47,8

79,1

3,5

2,7

0,8

0,1

1,7

1,8 13,2

Otto Porter

14

23,6 48,7

38,7

52,9

70,4

3,4

1,8

1,1

0,4

0,8

2,2 11,9

Garrett Temple

62

27,9 47,3

32,9

48,6

80,5

3,5

2,5

0,8

0,5

1,0

1,7 10,3

Wendell Carter

43

29,2 56,4

20,7

54,2

73,7

9,4

1,2

0,8

0,8

1,7

3,8 11,3

Thaddeus Young

64

24,9 50,1

35,6

51,3

58,3

4,9

1,8

1,4

0,4

1,6

2,1 10,3

Tomas Satoransky

65

28,9 49,1

32,2

48,8

87,6

3,9

5,4

1,2

0,1

2,0

2,1 9,9

Chandler Hutchison 28

18,8 49,6

31,6

49,1

59,0

3,9

0,9

1,0

0,3

1,0

1,7 7,8

Denzel Valentine

36

13,6 51,0

33,6

50,6

75,0

2,1

1,2

0,7

0,2

0,7

1,4 6,8

Luke Kornet

36

15,5 64,6

28,7

52,1

71,4

2,3

0,9

0,3

0,7

0,4

1,5 6,0

Patrick Williams*

29

22,5 50,3

32,0

-

83,8

4,0

1,0

1,0

1,0

1,7

1,6 9,2

*Florida State

28

zusammengebastelt und nach Monaten des Überlegens die Entscheidung getroffen, auch Headcoach Jim Boylen zu entlassen, die von nahezu der gesamten Fanbasis und wohl auch einem signifikanten Teil der Mannschaft herbeigesehnt wurde. Die Suicides, die Stechuhr, die Auszeiten in den Schlussminuten bereits verlorener Spiele – all das ist weg, Billy Donovan wird nun stattdessen versuchen, in Chicago an seine starke letzte Saison mit den OKC Thunder anzuknüpfen. Es ist offiziell: In der „Windy City“ hat eine neue Ära begonnen, es weht ein frischer Wind am Lake Michigan. Am Kader lässt sich dies bisher allerdings nur bedingt ablesen. Chicago wurde im Rahmen der Draft zwar mit der einen oder

1,93

20

R. Arcidiacono 1,90

26

SG Z. LaVine

1,98

25

T. Satoransky

2,01

29

G. Temple

1,96

34

SF O. Porter

2,03

27

P. Williams

2,03

19

D. Valentine

1,93

27

C. Hutchison

2,01

24

PF L. Markkanen 2,13

23

T. Young

2,03

32

N. Vonleh

2,08

25

C W. Carter Jr.

2,06

21

L. Kornet

2,18

25

D. Gafford

2,08

22

Heimlicher Liebling: Tomas Satoransky

Tomas Satoransky erlebte kein gutes erstes Jahr in Chi-Town, ist eigentlich aber ein idealer Combo Guard: explosiv, mit guten Handles und der richtigen Portion Toughness. Außerdem ist er einer der wenigen Erwachsenen im Team. Aber wie lange noch?


Satoransky sind bekanntlich nicht die klassischen „Tablesetter“. Das durchaus vorhandene individuelle Talent schlug sich so nicht in einer vernünftigen Offensive nieder, weil die ordnende Hand fehlte: Die Bulls verzeichneten das viertschlechteste Offensivrating der NBA, wodurch das starke Defensivrating (Platz 12) negiert wurde. Donovan dürfte versuchen, bei seinem neuen Arbeitgeber mehr BallMovement und generelle Bewegung zu installieren, allerdings wird auch er feststellen, dass seine Guards nicht das Format von Chris Paul haben. Chicago hat dieses Problem bisher nicht adressiert, deswegen bleibt es vorerst dabei, dass die balldominanten Spieler vor allem den eigenen Abschluss bevorzugen. Auf Dauer wird es eine Lösung für das Problem brauchen, dass White und LaVine bisher nicht kompatibel zu sein scheinen, was neben dem Playmaking auch für die Defense gilt. Eine Chance will Karnisovas dem bisherigen Kader offensichtlich aber noch geben. Die restlichen Transaktionen der Offseason fanden eher an der Peripherie statt. Mit Garrett Temple kam ein Veteran aus Brooklyn, Denzel Valentine wurde gehalten, Noah Vonleh erhielt per Minimum eine Chance bei seinem siebten Team in sechs Jahren (technisch gesehen das sechste: 2017/18 absolvierte er schon einmal 21 Spiele für die Bulls), auch HometownKid Zach Norvell Jr. wurde günstig unter Vertrag genommen. Von keinem dieser Spieler wird erwartet, dass er die Zukunft der Bulls prägt, sie alle wirken eher wie Überbrückungslösungen. Es ist insofern relativ schwer zu beurteilen, wie Chicago in der kommenden Saison auflaufen wird. Talent ist zweifellos vorhanden, das war auch in der Vorsaison schon der Fall. Diesmal versucht sich dabei ein Coach, der zumindest einen moderneren Ansatz als Vorgänger Boylen verfolgt, gewisse Defizite im Kader könnte allerdings auch ein Ziehsohn von Gregg Popovich und Phil Jackson nicht kaschieren. Die Teile passen schlichtweg noch nicht ideal zusammen. Die Guards sind eher Scorer, die Bigs überschneiden sich teilweise vom Skillset und bringen alle ihre eigene Version von Verletzungsproblemen mit sich. Es fehlt an Balance, weshalb insbesondere der Name LaVine wieder und wieder in Tradegerüchten genannt wird. Chicago tut jedoch gut daran, sich die Situation unvoreingenommen noch mal genauer anzusehen. Sie sind nicht einen oder zwei Moves vom Favoritenstatus entfernt, sondern ziemlich am Anfang. Folglich kann sich Karnisovas Zeit lassen, bevor er alles auf den Kopf stellt. Reinsdorf ist bekanntlich niemand, der ein solches Projekt schnell wieder einstampft.

26

Power Ranking + Stärken

Viele Spieler können sich Würfe erarbeiten, die Defense war schon unter Boylen stark, die Stimmung sollte nun besser sein. LaVine hat sich zu einem effizienten Volume-Scorer entwickelt. White, Carter und Markkanen haben alle noch Potenzial.

- Schwächen Es fehlt an der ordnenden Hand, die offensiv aus den Individuen ein Gefüge machen kann. Die Talente der wichtigen Spieler überschneiden sich teilweise zu sehr, gerade auf dem Flügel ist Chicago dünn besetzt. Der White/LaVine-Backcourt ist defensiv unbrauchbar.

= Fazit Mit besserer Gesundheit könnten die Bulls im Osten um die hinteren Plätze mitspielen, wenn Donovan die Offense etwas flüssiger gestalten kann. Um richtig gut zu werden, müsste Chicago aber noch am Ungleichgewicht des Kaders feilen.

Wird am ehesten ... … getradet: O. Porter … All Star: Z. LaVine … versauern: L. Markkanen … überraschen: P. Williams … enttäuschen: T. Satoransky … einen Buyout erhalten: T. Young … durchstarten: W. Carter

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Markkanen hat sein nächstes Spiel mit nur vier Würfen hinter sich, als ihm im Traum Dirk erscheint. „Den Ball fordern, dich durchbeißen du musst!“, sagt der Würzburger Yoda. „Lauri Legend“ lässt sich überzeugen und wird zum Alphatier der Bulls.

LaVine und White spielen ein Spiel miteinander: Wie oft kann ich werfen, ohne den Ball abzugeben? Dem Rest des Teams fällt kein Unterschied auf, nur Donovan ist perplex und sucht Rat bei Jim Boylen. Am nächsten Tag ist die Stechuhr zurück im United Center …

29

Fotos: Elsa/Chris Ramierz/NBAE via Getty Images

anderen Transaktion in Verbindung gebracht, etwaige Trades zum Beispiel von Zach LaVine und Otto Porter Jr. stehen immer mal wieder zur Debatte, passiert ist bisher allerdings nichts. Auch das Gerücht, dass Chicago seinen vierten Pick und Wendell Carter Jr. für den zweiten der Warriors hätte abgeben können, entpuppte sich (wohl zum Glück für die Bulls) als unwahr. Stattdessen überraschte Chicago mit der Selektion von Patrick Williams an Position vier, der auch direkt als wichtigster Neuzugang der Offseason herhalten durfte. Williams ist ein Combo Forward, den eher wenige Beobachter so weit oben eingeschätzt hatten. Allerdings hat sich Karnisovas in Denver einen so guten Ruf als Drafter erarbeitet, dass sich die Reaktion auf diese Überraschung in Grenzen hielt. Williams gilt als exzellenter Athlet, der vor allem defensiv riesiges Potenzial besitzt. Offensiv scheint sein Spiel zwar noch recht roh zu sein, mit (seit August) 19 Jahren ist der Florida-StateAlumnus allerdings auch der jüngste Spieler in seinem Jahrgang. „Defensive Vielseitigkeit. Lange Arme, große Hände. So viel Upside. So sieht die NBA heute aus“, erklärte Karnisovas den Pick. Williams dürfte sich im Depth Chart vorerst hinter Otto Porter Jr. einordnen, der seine lukrative Spieleroption (28,5 Mio. Dollar) natürlich gezogen hat. Ob er die komplette Saison in Chicago absolvieren wird, ist allerdings unklar. Die Bulls haben generell nach wie vor einen sehr vollen Frontcourt: Mit Williams, Lauri Markkanen und Carter wurden allein in den letzten vier Jahren drei Forwards/ Bigs in der Lottery gezogen, es ist unklar, ob alle drei nebeneinander koexistieren und Teil der Zukunft des Teams sein können. Die Bulls werden sich allerdings wohl die Zeit nehmen, dies zu evaluieren. Markkanen hat nach seiner enttäuschenden Spielzeit keine vorzeitige Verlängerung bekommen, gerade der Finne muss in dieser Saison zwingend mehr liefern. Auch bei Carter ist noch kein Urteil zu fällen: Gerade als Rookie zeigte der Center viel Potenzial in der Defense, in Jahr zwei häuften sich dagegen Verletzungen und eine gewisse Inkonstanz. Wie bei allen Spielern der Bulls sind die Werte der Vorsaison aber mit einer guten Portion Vorsicht zu genießen. Denn: Chicago hatte 2019/20 nicht nur einen Coach, gegen den teils sehr offen rebelliert wurde. Die Bulls hatten auch ein massives Defizit an Playmaking, unter dem natürlich vor allem die großen Spieler wie Markkanen und Carter leiden mussten. Der letztjährige Top-Pick Coby White entpuppte sich zwar als explosiver Scorer, lehnte das Passen allerdings nahezu vollständig ab, und auch Zach LaVine oder Tomas


Eastern Conference // Cleveland Cavaliers // Bilanz 19/20: 19-46

AUFBRUCHSTIMMUNG = FEHLANZEIGE Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1970 Meisterschaften: 1 Arena: Rocket Mortgage FieldHouse Zuschauer: 19.432 Gehälter 20/21: 125,7 Mio. $ Topverdiener: K. Love (31,3 Mio. $)

Depth Chart Tucker und Dellavedova kamen kurz vor Redaktionsschluss zum Kader. Beide vertiefen die Guard-Positionen. POS Name Größe Alter

S

Stats 2019/20

eit 1998/99 erreichten die Cleveland Cavaliers neun Mal die Playoffs. Fünf Mal spielte das Team vom Cuyahoga River in den NBA-Finals, gewann einen Titel. Was alle diese Postseason-Auftritte gemein haben? LeBron Raymone James war der beste Spieler der jeweiligen Ausgabe der Cavs. Nur zwei Mal endete eine Spielzeit des „Chosen One“ im heimischen Ohio direkt nach der regulären Saison. In fünf der sechs Jahre, in denen James seit 2010 nicht als Cavalier auflief, rangierte die Franchise auf dem letzten Platz der Central Division. Warum das ein Problem ist? Nun, LeBron James spielt seit zwei Jahren nicht mehr in seiner Heimat. Seit 2018/19 gewannen die Cavs 38 Partien … insgesamt. Die Zeichen stehen seit James’ Abgang zu den Lakers auf Neuanfang. Nur … genau der hat bisher noch nicht so richtig

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Collin Sexton

65

33,0 50,1

38,0

51,7

84,6

3,1

3,0

1,0

0,1

2,4

2,2 20,8

Kevin Love

56

31,8 53,7

37,4

55,0

85,4

9,8

3,2

0,6

0,3

2,5

1,6 17,6

Andre Drummond

8

28,1 59,3

28,6

57,1

51,3

11,1 1,8

1,5

1,4

3,6

3,1 17,5

Darius Garland

59

30,9 43,4

35,5

47,6

87,5

1,9

3,9

0,7

0,1

2,6

1,6 12,3

Cedi Osman

65

29,4 49,7

38,3

53,8

67,0

3,6

2,4

0,8

0,2

1,4

2,5 11,0

Larry Nance Jr.

56

26,3 63,6

35,2

59,6

67,6

7,3

2,2

1,0

0,4

1,1

1,6 10,1

Kevin Porter

50

23,2 50,6

33,5

50,5

72,3

3,2

2,2

0,9

0,3

1,9

2,7 10,0

JaVale McGee

68

16,6 64,0

50,0

64,2

64,6

5,7

0,5

0,5

1,4

0,8

2,3 6,6

Dante Exum

24

16,8 55,9

35,1

54,7

73,2

2,3

1,4

0,5

0,3

0,9

1,3 5,6

M. Dellavedova

57

14,4 48,8

23,1

41,4

86,5

1,3

3,2

0,4

0,0

1,0

1,4 3,1

Dean Wade

12

5,9

77,8

50,0

76,9

0,0

1,6

0,2

0,2

0,3

0,3

0,7 1,7

Isaac Okoro*

28

31,5 60,7

28,6

-

67,2

4,4

2,0

0,9

0,9

2,0

2,7 12,9

*Auburn

30

gezündet. Sicher: Mit Collin Sexton und Darius Garland wurden zwei vielversprechende Guards früh gedraftet. Aufbruchstimmung machte sich dennoch keine unter General Manager Koby Altman breit, schleppte die Franchise – unter anderem – doch noch die Altlasten der LeBron-Ära mit sich herum. Zumindest Letztgenanntes ist 2020 anders. Mit Kevin Love steht nur noch ein Leistungsträger im Kader, der 2016 den Titel gewann. Der Power Forward ist der nominell beste Spieler des Teams, allerdings auch schon 32 Jahre alt und lässt defensive Wünsche meist offen. Mit seiner Fähigkeit, den Dreier hochprozentig zu treffen und am Brett zu ackern, ist er als Stretch-Vierer ein passender Sidekick für Starting Center Andre Drummond. Der ist der beste Rebounder der Liga und zog nach seiner Ankunft aus Detroit seine

PG C. Sexton

1,85

21

D. Garland

1,81

20

M. Dellavedova 1,90

30

SG K. Porter Jr.

1,93

20

D. Exum

1,96

25

R. Tucker

1,96

23

SF C. Osman

2,04

25

D. Windler

2,04

24

PF K. Love

2,08

31

L. Nance Jr.

2,01

27

D. Wade

2,06

23

C A. Drummond 2,08

27

J. McGee

2,13

32

J. Bell

2,03

25

Heimlicher Liebling: Kevin Porter Jr.

Kevin Porter Jr. hat dieses gewisse Etwas, das einen als Fan einnimmt. Er gibt Vollgas, spielt intelligent und agiert noch so, als müsste er sich seinen Platz verdienen – was ja auch stimmt. Guter Mann!


Akteur, dessen Dreier auch bei hohem Volumen sicher fällt. Der türkische Nationalspieler cuttet clever und zeigt eine gute Grundlagenausbildung. Der 25-Jährige ist aber „nur“ ein Rollenspieler, andere müssen Räume schaffen, damit er seine volle Leistung abrufen kann – ein Starter in der NBA sollte er nicht sein. Porter war die Überraschung der Vorsaison in Ohio. An 30. Stelle gedraftet, zeigte der Rookie mehr als nur das Potenzial, ein guter Dreier-undDefense-Mann zu sein. Der 20-Jährige mag zwar noch ein bisschen an seinem Distanzwurf feilen müssen, bis dieser sicher fällt – defensiv, als Passgeber und sogar als athletischer Scorer, der für sich selbst kreieren kann, übertraf er indes die Erwartungen. Gut möglich, dass Coach J.B. Bickerstaff ihn Osman in der Ersten Fünf vorzieht oder sogar erwägt, beide starten zu lassen – Porter würde mit seinen 1,93 Meter als Shooting Guard agieren. Auf der Bank findet Bickerstaff mit Dante Exum eventuell die Antwort auf seine Defensivprobleme im Backcourt. Der Australier hat die Länge (1,96 Meter) und die Athletik, um neben Garland oder Sexton aufzulaufen und die Scorer in der Verteidigung zu entlasten. Der 25-Jährige war aber in seiner bisherigen Karriere sehr oft zum Teil schwer verletzt – auch sein Start in Cleveland war von Gesundheitsproblemen geprägt. Larry Nance Jr. indes war fit und lieferte mehr ab als erwartet. Zwar nur 2,01 Meter groß, aber mit einer exzellenten Athletik gesegnet (danke, Papa!), erfand er sich neu als Ich-machalles-Power-Forward. Dunks? Klar. Dreier? Kann er jetzt mittelmäßig gut. Assists? Inklusive. Rebounds? Logisch. Nance zeigte sogar die Fähigkeit, an der Dreierlinie kleinere Spieler zu verfolgen. Er sollte der erste Big Man von der Bank sein. Bleiben JaVale McGee, Jordan Bell (athletische Shotblocker), Matthew Dellavedova (Fighter, Veteran), Rayjon Tucker (sekundärer Ballhandler, Projekt), und Dylan Windler (Dreierschütze). Sie sollen die Rotationen auf ihren jeweiligen Positionen komplettieren. Die Cavs wollen 2020/21 mit einer einfachen Formel Erfolg finden. Sexton und Garland sollen mit ihren Drives attackieren. Andre Drummond steht als athletischer Pick-andRoll-Partner bereit – der Rest der Rotation soll mit dem Distanzwurf für Platz sorgen. Am eigenen Korb sollen Drummond und McGee den Ringbeschützer geben. Porter, Exum und Osman sollen außen verteidigen. Das zumindest ist die Theorie … doch wirklich überzeugend liest sich das alles nicht. Der Neuaufbau bei den Cleveland Cavaliers geht in die nächste Runde, eine Besserung ist erst mal kaum in Sicht.

30

Power Ranking + Stärken

Coach Bickerstaff kann athletische Lineups aufs Parkett schicken. Love und Drummond ergänzen sich auf den großen Positionen gut, Sexton ist ein 20-Punkte-Scorer. Die Verträge von Drummond und Exum laufen nach der Saison aus – beide sollten topmotiviert sein.

- Schwächen Defensiv sind die Cavs eine Katastrophe. Weder Sexton noch Garland kreieren für andere – beide sollten nicht zusammen starten. Drummond ist ein offensiv arg beschränkter Big Man, es fehlt an Potenz von Downtown.

= Fazit Die Cavs werden erneut mit den Playoffs nichts zu tun haben. Mehr noch: Love würde das Team liebend gerne abgeben, Drummond ist sogar ein Buyout-Kandidat, sollten sich Playoff-Teams für ihn interessieren.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … einen Trade fordern: … verwechselt werden:

K. Love C. Sexton D. Exum K. Porter Jr. D. Garland A. Drummond D. Wade

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Die Suns sind auf der Suche nach einem Veteranen für den Playoff-Push. „Hm, D-Wade? Der spielt noch? Super“, denkt sich James Jones, GM der Suns. Er tradet Cam Johnson für den vermeintlichen NBAChampion.

Dylan Windler startet furios mit 45,4 3P%! Da trifft er vor dem Spiel in Miami bei Starbucks die schöne Laura. Es ist um ihn geschehen. Windler steigt als NBA-Profi aus und gründet eine Telegram-Gruppe.

Fotos: Jason Miller/Getty Images

Spieleroption auf eine weitere Saison (für 28,8 Millionen Dollar) … vor allem aufgrund der Tatsache, dass es inmitten der Covid-19-Pandemie nirgends einen besseren Vertrag für ihn gegeben hätte. Der 27-Jährige soll rebounden, defensiv das ausbügeln, was der junge Unter-1,90-Meter-Backcourt verbricht, und … tja … was eigentlich? Denn es gab ja einen Grund, warum ihn die Pistons im Februar für John Henson, Brandon Knight und einen Zweitrundenpick abgaben … Andre Drummonds Offensivspiel genügt den aktuellen Ansprüchen im Weltbasketball nur bedingt. Den Dreier nimmt er zwar seit zwei Jahren, traf aber nur zehn seiner 73 Versuche, das sind schauderhafte 13,7 Prozent. Aus dem Pick-and-Roll agiert er mal mehr, mal weniger effizient, dasselbe gilt für das Spiel am Zonenrand. Immerhin ging es in Sachen Postup 2019/20 bergauf. Nur zwölf Profis, die mindestens drei Mal aus dem Aufposten abschlossen, erzielten mehr Punkte pro Abschluss als Drummond. Defensiv ist er zwar ein Positivfaktor, aber unter allen Centern belegte Drummond im defensiven Real-PlusMinus 2019/20 nur den 37. Rang. Sei’s drum … die Zukunft der Cavs liegt sowieso auf den kleinen Positionen, also zumindest ist so der Plan. Collin Sexton (8. Pick 2018) und Darius Garland (5., 2019) sollen ein dynamisches Backcourt-Duo bilden, das eine moderne NBA-Offensive läuft. Bisher gelang das nicht … Sexton machte seit seiner einzigen Collegesaison in Alabama bemerkenswerte Fortschritte als Dreierschütze und Scorer. Gleichzeitig zeigt er kaum Verbesserungen in Sachen Defense, Würfe für andere kreiert er trotz seines überragenden Speeds zu selten. Garland hingegen war als Rookie in vielen Belangen überfordert. Allerdings hatte er am College gerade mal fünf Partien absolviert – er kam also quasi als Highschooler in die NBA. Hinzu kamen die Probleme zwischen ExCoach John Beilein und den Veteranen, die die für Garland nötige Stabilität gar nicht erst aufkommen ließen. Garland dürfte sich nach einer extrem langen Offseason verbessern, aber sollte er auch neben Sexton spielen? Beide sind nur 1,85 Meter „groß“, zusammen defensiv komplett überfordert und haben sich bisher beide noch nicht als Playmaker hervorgetan. Liest sich eigentlich nicht wie der Backcourt der Zukunft … Auf Small Forward finden sich zwei weitere vermeintliche Hoffnungsträger der Cavs: Cedi Osman und Kevin Porter Jr. Ersterer war in seinem dritten Jahr klar für einen Leistungssprung eingeplant … doch der blieb statistisch aus. Osman ist allerdings ein fähiger

31


Eastern Conference // Detroit Pistons // Bilanz 19/20: 44-28

ALLES NEU IN MOTOWN

Team-Info Gegründet: 1957 Meisterschaften: 3 Arena: Little Caesars Arena Zuschauer: 21.000 Gehälter 20/21: 111,6 Mio. $ Topverdiener: B. Griffin (36,8 Mio. $)

Text: André Voigt

Depth Chart Wie löst Coach Dwane Casey den Stau auf den ForwardPositionen auf? POS Name Größe Alter

A

Stats 2019/20

nd the Oscar for the busiest offseason goes to … Troy Weaver, Detroit Pistons.“ Troy wer? Troy Weaver, seit Juni General Manager der „Bad Boys“ in Detroit. Von 2004 bis 2007 arbeitete der ehemalige College-Assistenztrainer als Chefscout der Utah Jazz. 2008 stieg er als Assistant General Manager neben Sam Presti bei den Oklahoma City Thunder ein, wo er 2019 zum Vice President of Basketball Operations befördert wurde. Warum der 52-Jährige bei den Thunder Karriere machte? Sein Blick für Talente. Als er Trainerlegende Jim Boeheim an der University of Syracuse zuarbeitete, hatte er großen Anteil an der Rekrutierung von Carmelo Anthony, den er zuvor eher nebenbei bei einem Highschool-Training gesehen hatte.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Derrick Rose

50

26,0 53,5

30,6

52,0

87,1

2,4

5,6

0,8

0,3

2,5

1,0 18,1

Blake Griffin

18

28,4 43,9

24,3

40,6

77,6

4,7

3,3

0,4

0,4

2,2

1,5 15,5

Jerami Grant

71

26,6 53,7

38,9

55,5

75,0

3,5

1,2

0,7

0,8

0,9

2,2 12,0

Josh Jackson

22

17,3 54,0

31,9

51,3

70,0

3,0

1,6

0,8

0,4

1,3

1,8 9,0

S. Mykhailiuk

56

22,6 42,5

40,4

55,2

81,4

1,9

1,9

0,7

0,1

1,1

1,6 9,0

Jahlil Okafor

30

15,6 62,9

33,3

62,7

64,5

4,2

1,2

0,2

0,7

1,3

2,2 8,1

Mason Plumlee

61

17,3 62,5

0,0

61,5

53,5

5,2

2,5

0,5

0,6

1,3

2,3 7,2

Delon Wright

73

21,5 50,4

37,0

51,9

77,0

3,8

3,3

1,2

0,3

1,0

1,3 6,9

Sekou Doumbouya

38

19,8 46,4

28,6

44,9

67,4

3,1

0,5

0,5

0,2

0,9

2,1 6,4

Wayne Ellington

36

15,5 35,5

35,0

49,4

84,6

1,8

1,2

0,4

0,1

0,5

1,1 5,1

Dzanan Musa

40

12,2 47,9

24,4

42,7

75,0

2,2

1,1

0,4

0,0

0,9

0,8 4,8

Killian Hayes*

20

25,1 63,2

21,8

-

85,3

3,2

5,3

1,4

0,2

3,5

3,0 11,6

*ratiopharm Ulm

32

Bei den (damals noch) Sonics machte er sich für die Draft von Russell Westbrook und Steven Adams stark. Jetzt verantwortet Weaver erstmals eine komplette Franchise … und wie. Außerhalb von Atlanta wurden wohl nirgendwo die Telefonleitungen mehr strapaziert als in der „Motor City“. Nicht weniger als sechs Trades fädelte der Macher vom 18. bis 25. November ein. Nur vier Akteure aus dem Vorjahr verblieben im Kader, Dewayne Dedmon und Zhaire Smith kamen zwar nach Michigan, wurden aber sofort wieder entlassen. Fast schon nebenbei draftete Weaver unter anderem an siebter Stelle Killian Hayes von ratiopharm Ulm und schlug auf dem FreeAgent-Markt zu, aber dazu später mehr …

PG K. Hayes

1,96

19

D. Rose

1,91

32

SG D. Wright

1,96

28

W. Ellington

1,93

32

S. Mykhailiuk

2,03

23

R. McGruder

1,93

29

SF J. Grant

2,03

26

D. Musa

2,06

21

J. Jackson

2,03

23

S. Bey

2,03

21

PF B. Griffin

2,08

31

S. Doumbouya 2,05

20

C M. Plumlee

2,11

30

J. Okafor

2,08

24

I. Stewart

2,06

19

Heimlicher Liebling: Derrick Rose

Derrick Rose hat eine Leidenszeit hinter sich, die ihn zum Grant Hill seiner Generation gemacht hat. Ihn auf hohem Niveau zu sehen, lässt jedem Basketballromantiker das Herz aufgehen.


der Wunschspieler des Managements. Auch hatte er durch seine Freundschaft mit Forward Sekou Doumbouya und gemeinsame Workouts mit ExPistons-Guard Will Bynum schon eine Verbindung zur Franchise. Der 19-Jährige hat für sein Alter ein überragendes Verständnis vom Pick-and-Roll, sein Dreier sowie die schwache rechte Hand brauchen aber noch eine Menge Arbeit. Mit seinen 1,96 Meter wird er körperlich bereits halbwegs mithalten können, doch Hayes dürfte mit seiner linksdominanten Art zunächst Probleme bekommen. Startet er bereits als Rookie für die Pistons? Das wird davon abhängen, wie er ohne Summer League in der NBA ankommt. Seine Minuten wird er aber auf jeden Fall bekommen – wahrscheinlich sogar auf beiden Guard-Positionen. Auch Delon Wright ist ein Combo Guard. Er kam aus Dallas, wo der 28-Jährige vergangenes Jahr eigentlich solide ablieferte, aber wohl so ein bisschen das Opfer der rasanten Entwicklung von Luka Doncic wurde. Wrights Dreier fiel zwar mit 37,0 Prozent ansprechend, andere machten es in dieser Hinsicht aber eben besser im Kader der Mavericks. Den Pistons wird er Stabilität auf beiden GuardPositionen geben sowie Rose und Hayes defensiv entlasten. Auf Small Forward kommt Jerami Grant neu ins Team. Er verließ die Denver Nuggets auf der Suche nach einer größeren offensiven Rolle. Bisher kam er eher auf Power Forward denn auf Small Forward zum Einsatz, doch dort ist Griffin gesetzt. Grant dürfte aber auch auf der Drei funktionieren. Sein Wurf fällt auch von Downtown, und seine Athletik erlaubt es ihm, auch mit kleineren Kontrahenten gut fertig zu werden. Seine wichtigste Fähigkeit ist aber wohl in diesem Fall das Pick-andPop. Er kann mit Hayes das Blockenund-Abrollen laufen, sich hinter die Dreierlinie abrollen und so Platz für die Drives des Franzosen schaffen. Ähnlich verhält es sich mit Mason Plumlee. Auch er kam von den Nuggets, auch er wird mit Hayes viel im Two-Man-Game agieren, nur in seinem Fall als Abroller zum Ring. Beide Neuzugänge sind Shotblocker. Ansonsten besteht der Kader zum einen aus Veteranen, die Dreier (Wayne Ellington), „Three-and-D“ (Rodney McGruder) oder Punkte am Zonenrand (Jahlil Okafor) liefern sollen. Zum anderen sollen die Youngsters Sekou Doumbouya (Athlet, Slasher), Svi Mykhailiuk, Dzanan Musa (beide Schützen), Saddiq Bey (Dreier und Defense) und Isaiah Stewart (Arbeiter am Brett) ihre Fortschritte machen dürfen. Vor allem von Bey darf hier einiges erwartet werden. Genau wie von Weaver … er wird weiter umtriebig bleiben.

27

Power Ranking + Stärken

Die Pistons sind ein athletisches Team, das zwar auf die Jugend setzt, aber charakterlich gefestigte Veteranen als Achse im Kader hat. Dieses Team kann unter der potenten Anleitung von Coach Dwane Casey Spaß machen. Es gilt: Defense first!

- Schwächen Hayes wird viele Fehler machen, wie die anderen Youngsters auch. Der Kader dürfte sich während der Saison erneut ändern, die Kids haben keine Summer League zum Herantasten an die NBA.

= Fazit Die Pistons haben den Neuaufbau eingeleitet. Die erste Phase scheint geglückt zu sein, jetzt muss auf dem Parkett eine Identität entwickelt werden. Die Playoffs werden kein Thema sein, aber das sollen sie auch nicht.

Wird am ehesten ... … getradet: D. Wright … All Star: B. Griffin … versauern: J. Jackson … überraschen: S. Bey … enttäuschen: D. Musa … einen Trade fordern: B. Griffin … defensiv schlafen: M. Plumlee

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Wieso kommt Hayes nicht in Tritt? „Mir fehlt mein Mentor, der Per!“ Weaver verpflichtet Günther nach. Der spielt zwar nicht mal Garbage Time, aber seine krassen Storys über Omar Samhan lassen alle vergessen, dass Detroit nur zwölf Spiele gewinnt.

Doumbouya ätzt: „Was spielt ihr Opas noch, Griffin?“ Blake schlägt einen DunkContest vor und lässt Rose sein Auto in die Halle fahren. „Spring über die Haube, und du bekommst unsere Minuten.“ „Doum“ springt ab, da fährt Rose los und trifft ihn am Knie: ACL durch.

Fotos: Rocky Widner/Chris Schwegler/NBAE via Getty Images

Neubau ohne Absturz, so lässt sich die Komplettrenovierung in Detroit wohl am besten beschreiben. Aus dem Vorjahr retteten sich nur Blake Griffin, Derrick Rose, Sekou Doumbouya sowie Sviatoslav Mykhailiuk in die neue Saison hinüber. Allerdings … so wirklich sicher, dass sie die kommende Spielzeit im Dress der „Bad Boys“ beenden, sollten sich vor allem die beiden Veteranen und Ex-All-Stars nicht sein. Rose beendete 2019/20 als Topscorer des Teams, dabei startete er nur 15 seiner 50 Partien. Nach einem absoluten Ausreißer 2018/19 (37,0 3P%) stürzte sein Dreier zurück auf gewohnt niedriges Niveau. Also scorte der MVP von 2011 vor allem als (immer noch) athletischer Dribbler im Pick-and-Roll. Vom langen Zweier bis zum Abschluss direkt am Ring legte er dabei durchweg gute bis sehr gute Quoten auf. Sein Augenmerk war dabei darauf gerichtet, so nah wie möglich an den Ring zu kommen, um dort zum Teil mit akrobatischen Layups zu punkten. Defensiv kommt er am Ball einigermaßen klar, hat aber in vielen anderen Bereichen erhebliche Probleme. Griffin hat eine verletzungsgeplagte Spielzeit zum Vergessen hinter sich. Sein linkes Knie machte immer wieder Probleme, sodass sich der fünffache All-NBASpieler einem Débridement am Gelenk unterzog. Bei dieser Operation werden aufgeraute Flächen des Knorpels und Wucherungen der Innenhaut, die das Gelenkgleiten beeinträchtigen, geglättet oder entfernt. Liest sich nicht gut – auch das Synonym, unter dem die Prozedur bekannt ist, trägt kaum zur Beruhigung bei: Wundtoilette. Griffin gab aber zu Protokoll, dass er sich komplett gesund fühle, und Boss Weaver erklärt, sein Star sei bei „100 Prozent Gesundheit“. Doch wie lange ist Blake Griffin noch der Star der Detroit Pistons? Nach dieser Saison kann der 31-Jährige aus seinem Vertrag aussteigen. Er kann aber auch noch ein Jahr für 39,0 Millionen Dollar dranhängen. Weaver würde ihn – so der ehemalige Edeldunker denn überzeugt – sicherlich ungern im kommenden Sommer ohne Gegenleistung als Free Agent ziehen lassen. Natürlich bestünde auch die Chance auf einen Sign-andTrade-Transfer, sollte Griffin aussteigen, aber bei voller Gesundheit könnten sich schon in dieser Spielzeit einige Teams nach ihm erkundigen. Komplett fit sollte der Mann ohne Spitznamen an seine gewohnten Werte von mindestens 20 Punkten, acht Rebounds und fünf Assists anknüpfen. 2018/19 war selbst sein Dreier (36,2 3P% bei 7,0 Versuchen pro Partie) zu einer echten Option geworden. Bis es zu einem Deal kommt, wird Griffin mit Rose für offensive Impulse sorgen. Für die ist auch Killian Hayes vorgesehen. Der ehemalige Ulmer war

33


Eastern Conference // Indiana Pacers // Bilanz 19/20: 45-28

DAS MIT DEN SCHIRMCHEN

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 3 (ABA) Arena: Bankers Life Fieldhouse Zuschauer: 17.923 Gehälter 20/21: 134,0 Mio. $ Topverdiener: V. Oladipo (21,0 Mio. $)

Text: Ole Frerks

Depth Chart Seien wir ehrlich: Warren muss auf Power Forward auflaufen! POS Name Größe Alter

W

Stats 2019/20

ie ist ein Team zu bewerten, das fünf Jahre in Folge die Playoffs erreicht hat, dabei aber vier Mal gesweept wurde? Das in der Vorsaison (wieder einmal) zu den sympathischen Overachievern gehört hat, zumeist ohne seinen vermeintlich besten Spieler über 60 Prozent seiner Spiele gewonnen hat – um dann vom späteren OstFinalisten Miami hochkant aus der ersten Runde geschmissen zu werden? Irgendwie positiv, aber nicht so richtig, das trifft es. Und das spiegelt auch die Offseason der Indiana Pacers wider, die damit anfing, dass der langjährige und sehr respektierte Coach Nate McMillan in die Wüste geschickt und durch das verhältnismäßig unbeschriebene Blatt Nate Bjorkgren ersetzt wurde. Die Pacers wollten offensichtlich nicht weiter immer das Gleiche probieren – weg also mit dem ziemlich altbackenen Spielstil

34

McMillans, der die Mitteldistanz stärker nutzte als jedes Team abseits von San Antonio, her mit einem Coach, der zuvor unter Nick Nurse in Toronto arbeitete und einen moderneren Ansatz mitbringen sollte. Nun sind für einen Spielstil zu einem gewissen Anteil natürlich auch immer die Spieler mitverantwortlich – und hier haben die Pacers fast nichts verändert. Der Kern der vergangenen Saison blieb komplett intakt, indem mit Justin Holiday verlängert wurde (drei Jahre, 18,0 Millionen Dollar), dazu kamen mit Jalen Lecque (via Trade für T.J. Leaf) und Cassius Stanley (54. Pick der Draft) lediglich zwei neue Spieler nach Indiana, die vermutlich keine riesigen Rollen spielen werden. Macht Indiana also, wie die Standardbank in der Sparkassen-Werbung, einfach das mit den Schirmchen, nur eben mit einem neuen Übungsleiter? Ganz so leicht ist

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

T.J. Warren

67

32,9 57,5

40,3

58,1

81,9

4,2

1,5

1,2

0,5

1,3

2,8 19,8

Domantas Sabonis 62

34,8 56,5

25,4

55,0

72,3

12,4 5,0

0,8

0,5

2,7

3,1 18,5

Malcolm Brogdon

54

30,9 48,8

32,6

48,9

89,2

4,9

7,1

0,6

0,2

2,4

1,8 16,5

Victor Oladipo

19

27,8 45,1

31,7

46,1

81,4

3,9

2,9

0,9

0,2

2,5

1,9 14,5

Jeremy Lamb

46

28,1 50,8

33,5

50,6

83,6

4,3

2,1

1,2

0,5

1,1

2,3 12,5

Myles Turner

62

29,5 54,0

34,4

53,0

75,1

6,6

1,2

0,7

2,1

1,4

2,7 12,1

Doug McDermott

69

19,9 54,9

43,5

60,5

82,8

2,5

1,1

0,2

0,1

0,6

1,7 10,3

Aaron Holiday

66

24,5 42,7

39,4

49,1

85,1

2,4

3,4

0,8

0,2

1,3

1,8 9,5

Justin Holiday

73

25,0 47,7

40,5

56,6

79,1

3,3

1,3

1,2

0,6

0,6

1,9 8,3

T.J. McConnell

71

18,7 52,5

29,4

52,2

83,3

2,7

5,0

0,8

0,2

1,4

1,0 6,5

Edmond Sumner

31

14,4 52,8

26,4

47,9

55,2

1,5

1,8

0,5

0,3

0,7

1,4 4,9

JaKarr Sampson

34

13,9 64,7

15,4

60,0

66,7

2,6

0,6

0,5

0,4

0,4

1,9 4,6

PG M. Brogdon

1,96

28

A. Holiday

1,83

24

T. McConnell

1,85

28

E. Sumner

1,93

24

SG V. Oladipo

1,93

28

J. Lamb

1,96

28

J. Lecque

1,90

20

C. Stanley

1,98

21

SF T. Warren

2,03

27

J. Holiday

1,98

31

D. McDermott 2,01

28

PF D. Sabonis

2,11

24

J. Sampson

2,01

27

C M. Turner

2,11

24

G. Bitadze

2,11

21

Heimlicher Liebling: Malcolm Brogdon

Malcolm Brogdon bewegt sich so klug und geschmeidig wie nur wenige Spieler in der NBA. Der „President“ ist kein Überathlet, findet trotzdem immer wieder die Lücken in der Defense. Er sollte kommende Saison wieder seine natürlichere Rolle als zweite oder dritte Option einnehmen.


gehörten die Pacers erneut zu den Konstanten im Osten. In den Playoffs fiel dann mit Sabonis auch noch der einzige All Star des Teams komplett aus. Zur Veranschaulichung: Die besten fünf Spieler des Teams – Brogdon, Oladipo, Warren, Turner und Sabonis – standen in der vergangenen Saison insgesamt nur 85 Minuten gemeinsam auf dem Court! Bei allen erlaubten Zweifeln an einer Aufstellung mit zwei Langen lag dies natürlich vor allem an den Verletzungen. Es ist daher nicht vermessen zu hoffen, dass die Pacers mit besserer Gesundheit ein gewisses intrinsisches Wachstum zeigen werden. Zumal Bjorkgren auch mit dem „alten“ Spielermaterial durchaus Ansatzpunkte finden kann. Bei der Wurfauswahl etwa: Die Pacers führten die NBA vergangene Saison sowohl bei der Freiwurfrate als auch bei der Dreierrate von hinten an, waren sozusagen die Anti-Rockets. Warren hat mit seinen teilweise atemberaubenden Vorstellungen in der Bubble (vor den Playoffs: 31 Punkte, 57,8 FG% und 52,4 3P%) bereits gezeigt, dass er sein Wurfprofil modernisieren kann, die Range hat er allemal. Mit Brogdon, Oladipo und auch Turner hat Indiana dann in der Theorie vier ordentliche bis gute Shooter, um Sabonis zu flankieren. Auch von der Bank kommen mit den Holiday-Brüdern Aaron und Justin sowie McDermott überaus fähige Shooter. Es gibt für dieses Team also eigentlich keine Entschuldigung, so wenige Dreier zu nehmen. Mit einem etwas höheren Volumen könnte das sehr mäßige Offensivrating (nur 19. Platz) in jedem Fall steigen, auch wenn schon erkennbar ist, warum Indiana gerne Hayward gehabt hätte. Gerade als Playmaker, aber auch mit seinem Drive hätte er das Team runder machen können. Defensiv verzeichneten die Pacers schon in der Vorsaison einen exzellenten Wert von 108 (6. Platz ligaweit), auch wenn klein spielende Gegner sie bisweilen vor Probleme stellen konnten. Das Sabonis-TurnerDuo kann etwas hüftsteif sein, Turner ist dafür ein sehr guter Shotblocker, und auf dem Flügel haben die Pacers toughe, langarmige Optionen (Warren war dabei die positive Überraschung). Vielleicht wird Bjorkgren noch etwas mehr mit den Lineups herumexperimentieren als sein Vorgänger und Turner und Sabonis (sowie Backup Goga Bitadze) noch etwas strikter voneinander trennen. Vielleicht ist das letzte Wort beim Kader auch noch nicht gesprochen. Wie sich die Situation auch immer löst: Indiana wird in gewisser Weise sehr ähnlich wie 2019/20 aussehen, früher oder später wird jedoch eine Handschrift Bjorkgrens zu erkennen sein. Und vielleicht gibt es ja doch noch einen Trade.

12

Power Ranking + Stärken

Sabonis ist einer der besten Lowpost-Spieler der Liga, alle anderen Akteure können okay bis sehr gut werfen. Die Defense ist sattelfest, die Offense wird durch Bjorkgren modernisiert. Jeder Spieler im Kader strahlt eine gewisse Gefahr aus.

- Schwächen Oladipo ist zwei Jahre von seiner Bestform entfernt – kommt er da wieder hin? Die besten fünf Spieler passen nicht ideal zusammen, gerade Turner neben Sabonis ist nicht mehr zeitgemäß. Die Situation von Oladipo bleibt ein Pulverfass.

= Fazit Indiana hat viele gute, aber keinen überragenden Spieler. Sollte Oladipo nicht wieder dieser Top-Akteur werden, ist das Schicksal der Pacers absehbar: sehr gutes Regular-Season-Team, das in den Playoffs eine Glasdecke über sich hat. Bis etwas verändert wird.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Comeback-Player: … posterisiert:

V. Oladipo D. Sabonis M. Turner J. Lecque T.J. Warren V. Oladipo G. Bitadze

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

McConnell will sich einschleimen und bringt eine CD von Björk mit zum ersten Training. Der Coach schmunzelt, Oladipo dagegen ist begeistert von der Isländerin. „Violently Happy“? Das ist „Dipo“! Mit bester Teamchemie erreichen die Pacers Runde zwei.

McConnell will sich einschleimen und bringt eine CD von Björk mit zum ersten Training. Der Coach schmunzelt, Oladipo dagegen ist begeistert von der Isländerin. „There’s More to Life Than This“? Das ist „Dipo“ … der streikt und am Ende für einen Zweitrundenpick bei den Lakers landet.

35

Fotos: David Sherman/Stacy Revere/Getty Images

es dann doch nicht. Denn Indiana hat durchaus versucht, den Kader ziemlich gravierend zu verändern – es hat nur nicht geklappt. Das kann sich allerdings jederzeit ändern – nicht zuletzt deshalb, weil Indiana gleich mehrere potenziell wechselwillige beziehungsweise grantelnde Spieler im Kader stehen hat. Bei Victor Oladipo gilt das schon länger, die Launen des Swingman scheinen sich nahezu täglich zu unterscheiden. Relativ direkt soll er einen Trade gefordert haben, um dann wenig später wieder zurückzurudern und sich „komplett“ zu den Pacers zu bekennen. Die Realität dabei ist wohl auch, dass es schlichtweg keinen großen Markt für ihn gab, nach seinen Verletzungsproblemen und einem sehr wechselhaften Comeback gilt Oladipo als eine Art Wundertüte. Für den Spieler, der 2017/18 das All-NBA Third Team erreichte, würden viele Teams gerne traden. Für den Oladipo aus der Bubble, der in der kommenden Offseason Free Agent wird und bezahlt werden möchte, offensichtlich noch nicht. Das Thema kann im Lauf der Saison allerdings wieder hochkochen. Auch Myles Turner hat erfahren, dass die Pacers ihn als entbehrlich betrachten. Indiana wollte unbedingt Gordon Hayward aus Boston loseisen, Teambesitzer Herb Simon soll dafür sogar bereit gewesen sein, zum ersten Mal seit rund 15 Jahren Luxussteuern zu zahlen. Turner wurde dafür im Paket mit Doug McDermott angeboten, Boston wollte aber lieber Oladipo oder T.J. Warren statt Letzterem zurück – und inmitten der Verhandlungen machten dann die Hornets Hayward ihr Angebot. Dass die Pacers mit nahezu dem gleichen Team wie in der Vorsaison antreten, ist also als Plan B zu interpretieren. Dieser Kader entspricht noch nicht den Vorstellungen Bjorkgrens – ein Hayward-für-Turner-Tausch hätte wohl bedeutet, dass sich auch die Pacers endgültig vom Lineup mit zwei echten Big Men verabschieden und stattdessen auf Domantas Sabonis als einzigen legitimen Brecher in der Mitte setzen wollten. Früher oder später dürfte es dazu kommen, auch Turners Tradewert ist nach einer individuell durchwachsenen Saison nicht auf seinem Höhepunkt. Genau wie bei Oladipo könnte sich dies allerdings auch jederzeit wieder ändern. Fürs Erste bringen die Pacers nun aber ihr altes Team zurück – und wenn dies auch als Plan B zu sehen ist, muss dieser Plan noch kein schlechter sein. Indiana hat ja beim besten Willen kein schlechtes Team versammelt, im Gegenteil. Obwohl Oladipo 2019/20 in nur 19 Spielen zur Verfügung stand und sein Backup Jeremy Lamb sich dann ebenfalls schwer verletzte (eine Rückkehr im Januar wird anvisiert),


Eastern Conference // Miami Heat // Bilanz 19/20: 44-29

ZWISCHEN FINALS UND WARTESCHLEIFE Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1987 Meisterschaften: 3 Arena: American Airlines Arena Zuschauer: 19.600 Gehälter 20/21: 122,0 Mio. $ Topverdiener: J. Butler (34,4 Mio. $)

Depth Chart Sind Dragic, Herro, Robinson, Butler und Adebayo das beste Lineup der Heat? POS Name Größe Alter

D

Stats 2019/20

as Spiel mit den Timelines gehört für jedes gute Front Office seit Jahren zu einer der Hauptaufgaben. Es geht nicht lediglich darum, wie ein Peak erreicht werden kann, sondern auch wann – dazu müssen Gehälter abgestimmt werden, das Alter der jeweiligen Spieler wird berücksichtigt, außerdem ist da auch die Hoffnung auf ein gewisses Glück, ohne das es nicht geht. Und dann kommt es trotzdem oft völlig anders, als es geplant war. Natürlich geben die Heat es nicht unbedingt zu, dass auch sie von ihrem Finals-Run in der Bubble überrascht wurden – das gehört nicht zu ihrer gefeierten Kultur, die Siege erwartet. Auch gibt sich in Miami niemand damit zufrieden, das letzte Spiel

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Jimmy Butler

58

33,8 49,5

24,4

47,4

83,4

6,7

6,0

1,8

0,6

2,2

1,4 19,9

Goran Dragic

59

28,2 50,5

36,7

52,6

77,6

3,2

5,1

0,7

0,2

2,4

2,1 16,2

Bam Adebayo

72

33,6 56,4

14,3

55,8

69,1

10,2 5,1

1,1

1,3

2,8

2,5 15,9

Kendrick Nunn

67

29,3 50,5

35,0

51,4

85,0

2,7

3,3

0,8

0,2

1,7

2,3 15,3

Duncan Robinson

73

29,7 65,4

44,6

66,7

93,1

3,2

1,4

0,5

0,3

1,0

2,6 13,5

Tyler Herro

55

27,4 46,2

38,9

52,0

87,0

4,1

2,2

0,6

0,2

1,6

1,4 13,5

Avery Bradley

49

24,2 51,0

36,4

52,6

83,3

2,3

1,3

0,9

0,1

1,0

2,2 8,6

Kelly Olynyk

67

19,4 54,3

40,6

58,2

86,0

4,6

1,7

0,7

0,3

1,1

2,6 8,2

Meyers Leonard

51

20,3 62,3

41,4

62,2

64,3

5,1

1,1

0,3

0,3

0,8

2,1 6,1

Maurice Harkless

62

23,0 58,4

34,7

56,2

59,1

3,9

1,1

0,9

0,5

0,9

2,4 5,8

Andre Iguodala

21

19,9 58,5

29,8

51,1

40,0

3,7

2,4

0,7

1,0

1,2

1,7 4,6

Precious Achiuwa* 31

30,4 51,4

32,5

-

59,9

10,8 1,0

1,1

1,9

2,8

2,4 15,8

*Memphis

36

der Saison gewannen schließlich die Lakers. Nüchtern betrachtet war das Ganze dennoch ein durchaus magischer Lauf, der so nicht zu erwarten gewesen war. Die Heat erreichten genau zum richtigen Zeitpunkt ihren Höhepunkt und verbesserten sich im Vergleich zur „normalen“ Saison stärker als jedes andere BubbleTeam. Sie waren viel näher am Titel, als es noch zur Trade-Deadline absehbar war – und das hat ihre Offseason wiederum ein wenig verkompliziert. Miami hat schließlich – wie eigentlich immer – auch noch ganz andere Pläne im Visier. Zu Beginn der Transferperiode gehörten die Heat ganz klar zu der Handvoll Teams, die hinsichtlich der möglichen Free

PG K. Nunn

1,88

25

G. Dragic

1,90

34

B. Tyree

1,88

22

SG J. Butler

2,01

31

T. Herro

1,96

20

A. Bradley

1,90

30

SF D. Robinson

2,01

26

A. Iguodala

1,98

36

K. Okpala

2,03

21

PF B. Adebayo

2,06

23

M. Harkless

2,01

27

P. Achiuwa

2,06

21

U. Haslem

2,03

40

C M. Leonard

2,13

28

K. Olynyk

2,11

29

Heimlicher Liebling: Duncan Robinson

Duncan Robinson hat in seiner ersten richtigen NBA-Spielzeit eine der besten Shooting-Seasons aller Zeiten hingelegt. Es ist eine Wonne, seine perfekt getimten Bewegungsabläufe und sein ständiges Rennen zu beobachten. Er ist ein Selfmade-Profi, der zeigt, was harte Arbeit ausmacht.


offene Dreier stets zu nehmen. Das unterscheidet ihn gravierend von seinem Nachfolger, dem immer zögerlichen Moe Harkless. Crowder war zudem Miamis beste Smallball-Option auf der Vier und deutlich kräftiger. Die Heat dürften in der Regular Season wieder oft mit zwei Bigs agieren und Adebayo auf der Vier starten lassen. Für ihre besten Lineups gerade in den Playoffs rückt Bam jedoch auf die Fünf – und hier muss sich erst zeigen, ob Harkless daneben ähnlich gut funktioniert wie Crowder. Alternativ steht natürlich auch weiter Iguodala bereit, der aber auch nicht die Kombination aus Wurf(-bereitschaft) und Defense mitbringt. Neu dabei ist außerdem Precious Achiuwa, der an 20. Stelle gedraftet wurde. Es ist damit zu rechnen, dass Spoelstra dem Überathleten schnell Minuten geben wird, auch wenn mit Adebayo, Leonard und Kelly Olynyk die drei wichtigsten Big Men der Vorsaison alle noch da sind. Bei Leonard würde ein Trade wiederum nicht wirklich überraschen, der Center bekam wohl auch deshalb die volle Mid-Level-Exception, weil bei Transfers eben zumeist auch signifikante Gehaltsposten abgegeben werden müssen. Alles in allem bringen die Heat also ein intaktes Team zurück, das vor allem aus sich selbst wachsen soll. Darauf bauen lässt sich insbesondere bei Tyler Herro (20 Jahre), dem in der kommenden Spielzeit noch mehr (Playmaking-)Verantwortung übertragen werden dürfte, und auch beim nach wie vor sehr jungen Adebayo (23), der nicht zu der Sorte Spieler gehört, die sich auf einem teuren Vertrag ausruht. Bam zeigte gerade in der Serie gegen die Celtics, dass er auch offensiv noch viel mehr Last schultern kann. Die Arbeit an seinem Wurf geht beständig weiter, ein sicherer Jumper wird der nächste Schritt für ihn sein – und dieser scheint in Reichweite. Letzteren eignet sich Jimmy Butler wohl nicht mehr an – aber die Playoffs haben endgültig unter Beweis gestellt, dass der 31-Jährige als Alphatier eines (dieses!) Teams trotz allem funktioniert. Die Heat treten bisweilen wie ein Abbild des Stars auf: variabel, an beiden Enden des Courts engagiert, unermüdlich. Butler und die Heat-Organisation haben sich als perfekte Kombination entpuppt. Es ist dennoch nicht in Stein gemeißelt, dass Miami wieder so weit kommen wird, wieder solch ein Niveau erreicht wie in 2020. Auf dem Papier gibt es immer noch einige Teams mit mehr Talent, die Bedingungen sind in der kommenden Saison wieder andere als in der Bubble. Der Topfavorit im Osten wird Miami nicht sein. Allerdings haben die Heat ja bereits gezeigt, dass ihnen das durchaus gelegen kommt.

09

Power Ranking + Stärken

Hoher kollektiver IQ und Eingespieltheit, tolles Spacing (zweitbeste Dreierquote 2019/20!) und die beste Freiwurfrate. Spoelstra ist ein Genie, auch mit unterdurchschnittlichen Verteidigern funktioniert die Defense. Zwei echte Stars in Adebayo und Butler.

- Schwächen Dragic wird nicht jünger, wer bringt sonst Playmaking? Es fehlen Point Guards. Robinson, Herro und Nunn sind bisher One-Way-Player. Es fehlt eine Ideallösung für die Lineups mit Adebayo auf der Centerposition.

= Fazit Die Heat spielen erneut um den Heimvorteil in der ersten Runde mit. Um wieder die Finals zu erreichen oder gar Meister zu werden, müsste wohl noch etwas passieren. Wirklich besser geworden sind die Heat bisher noch nicht.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … DPOY: … vermisst:

M. Leonard J. Butler K. Nunn P. Achiuwa M. Harkless B. Adebayo J. Crowder

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Wieder werden die Finals erreicht, wieder reicht es nicht zum Erfolg. Giannis ist via Super-Max vom Tisch, aber Riley hat noch ein Ass im Ärmel. Der Don ruft bei Kawhi Leonard durch … der antwortet zwar nicht, setzt sich aber direkt in den Flieger.

Zum Start des Training Camps macht „Spo“ eine Entdeckung: Butler ist nach der Bubble „locked in“ geblieben, hat seit Monaten nicht geschlafen und durchtrainiert. Völlig dehydriert verpasst er die ersten Saisonwochen, Big Face Coffee geht pleite.

37

Fotos: Chris Elise/Andrew D. Bernstein/David Dow/NBAE via Getty Images

Agency von Giannis Antetokounmpo in der 2021er Offseason keinen Fehler machen wollten. Das bedeutete: keine Langzeitverträge! Mit Jae Crowder konnte deshalb ein Leistungsträger der Bubble-Mannschaft nicht gehalten werden, auch Derrick Jones Jr. wechselte in die Western Conference. Gehalten wurden von den Heat zunächst nur Goran Dragic und Meyers Leonard, die beide im kommenden Jahr sehr viel Geld verdienen, im Sommer 2021 dafür aber via Team-Option aus ihren Verträgen entlassen werden könnten. Das haben sie mit Neuzugang Avery Bradley und auch Andre Iguodala gemein, Miami hätte sich also bei Bedarf in einem Jahr fast komplett runderneuern können. Hätte wohlgemerkt – denn nach einigen Tagen erhielt dann auch Bam Adebayo seine vorzeitige Vertragsverlängerung über fünf Jahre und 163 Mio. Dollar, die via Rose-Rule sogar noch lukrativer werden kann. Jetzt kann theoretisch in 2021 trotzdem noch Platz für einen Maximalvertrag geschaffen werden, es wird jedoch deutlich komplizierter. In der Zwischenzeit steht aber erst einmal die Saison 2020/21 an – und bei den Heat stellen sich einige Fragen. Wie etwa: Sind die Heat besser geworden? Und wie gut waren sie zuvor eigentlich wirklich? Der Sprung von der Regular Season bis hin zu den Playoffs war so massiv, dass Letzteres schwer festzustellen ist – wie Zach Lowe von ESPN berichtete, bewerten einige rivalisierende NBA-Teams den Run der Heat tatsächlich sogar als „Glücksfall“. Das zunächst eher vorsichtige Auftreten in der Offseason deutete zumindest an, dass auch die Heat sich noch nicht zwingend auf einer Stufe mit etwa den Lakers sehen. Kommen wir vielleicht also lieber wieder zur ersten Frage. Die höchste Priorität genoss Dragic, der bis zu seiner Verletzung in den Finals so starke Playoff-Leistungen gezeigt hatte. Der Slowene blieb, und Miami wird hoffen, dass er die Magie aus der Bubble noch einmal abrufen kann – gut möglich, dass er dafür in der Regular Season wieder etwas limitierter eingesetzt wird, schließlich hat die Übergangslösung mit Kendrick Nunn als Starter schon einmal gut funktioniert. Dass Jones verloren wurde, kann der geliebten Zonenverteidigung von Erik Spoelstra ein wenig schaden, schließlich war der Swingman hier ein wahrer Experte, der für ihn geholte Bradley bringt dafür eine andere Komponente und wird in den Playoffs wohl häufiger gebraucht werden können – er trifft auch den Dreier. Ein größerer Verlust ist Crowder, sein überragendes Shooting nach dem Trade aus Memphis war zwar nicht repräsentativ für seine Karriere, sehr wohl war es aber seine Bereitschaft, nicht zu zweifeln und


Eastern Conference // Milwaukee Bucks // Bilanz 19/20: 56-17

ALLES AUF SIEG! Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1968 Meisterschaften: 1 Arena: Fiserv Forum Zuschauer: 17.500 Gehälter 20/21: 133,8 Mio. $ Topverdiener: K. Middleton (33,1 Mio. $)

Depth Chart Die Bucks sind vor allem auf dem Flügel jünger und athletischer geworden. POS Name Größe Alter

E

nttäuschend. Es braucht nur ein Wort, um die vergangene Saison der Bucks treffend zusammenzufassen. Sicher: Giannis Antetokounmpo verletzte sich beim Zweitrundenaus gegen die Miami Heat, doch das 1-4 legte schonungslos die Probleme Milwaukees offen. Das Team des arg in die Kritik geratenen Mike Budenholzer agierte ausrechenbar, ohne offensiven Plan B. Der Coach betrieb selbst in der Postseason „Load Management“ und weigerte sich, seine Stars in den ersten drei Partien gegen die Heat länger als 36 Minuten auf dem Feld zu lassen. Der Kader zerfiel offensiv in seine Einzelteile, Budenholzer stellte defensiv das System nicht um, Antetokounmpos fehlender Distanzwurf schränkte seine Effektivität ein. Die Offseason 2020 stand folgerichtig unter dem Motto: Alles neu

Stats 2019/20

NAME

38

für die Zukunft. Denn es galt nicht nur, auf das Versagen in der Bubble zu reagieren, sondern auch die Zukunft zu sichern. Giannis Antetokounmpos aktueller Vertrag endet im kommenden Sommer. Mehrere Teams planen schon seit längerer Zeit für den Fall, dass er nicht vorzeitig in Wisconsin verlängert, um ihn als Free Agent zu verpflichten. Um diesen GAU abzuwenden, ging General Manager Jon Horst so aggressiv in die Offeseason wie kaum ein anderer NBAPersonalchef. Er musste dem zweifachen MVP zeigen, dass die Franchise alles tut, um einen Titel zu holen. Mit Jrue Holiday, D.J. Augustin, Bryan Forbes, Torrey Craig und Bobby Portis kamen gleich fünf Rotationsspieler … mit Holiday sogar ein Akteur von All-Star-Kaliber. Auch Bogdan Bogdanovic sollte das Team verstärken, der Sign-and-Trade-Deal für den

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

G. Antetokounmpo 63

30,4 63,1

30,4

58,9

63,3

13,6 5,6

1,0

1,0

3,7

3,1 29,5

Khris Middleton

62

29,9 54,6

41,5

57,5

91,6

6,2

4,3

0,9

0,1

2,2

2,3 20,9

Jrue Holiday

61

34,7 50,9

35,3

51,6

70,9

4,8

6,7

1,6

0,8

3,0

2,4 19,1

Brook Lopez

68

26,7 54,9

31,4

51,1

83,6

4,6

1,5

0,7

2,4

1,0

2,4 12,0

Bryn Forbes

63

25,1 47,0

38,8

54,4

83,3

2,0

1,7

0,5

0,0

0,9

1,8 11,2

D.J. Augustin

57

24,9 43,8

34,8

47,5

89,0

2,1

4,6

0,6

0,0

1,5

1,3 10,5

Bobby Portis

66

21,1 49,3

35,8

50,7

76,3

5,1

1,5

0,5

0,3

1,1

1,7 10,1

Donte DiVincenzo

66

23,0 56,7

33,6

53,6

73,3

4,8

2,3

1,3

0,3

1,4

1,7 9,2

Torrey Craig

58

18,5 60,3

32,6

54,5

61,1

3,3

0,8

0,4

0,6

0,4

2,3 5,4

Pat Connaughton

67

18,6 60,7

33,1

54,7

77,5

4,2

1,6

0,4

0,5

0,8

1,0 5,4

D.J. Wilson

37

9,8

57,6

24,7

46,2

61,1

2,5

0,7

0,1

0,1

0,5

0,9 3,6

T. Antetokounmpo

20

6,5

63,2

0,0

50,0

41,2

1,2

0,8

0,4

0,1

0,6

0,9 2,8

PG J. Holiday

1,90

30

D.J. Augustin

1,80

33

J. Adams

1,88

24

SG D. DiVincenzo 1,93

23

P. Connaughton 1,93

27

B. Forbes

1,88

27

SF K. Middleton

2,04

28

T. Craig

2,01

30

T. Antetokounmpo 2,01

28

J. Nwora

2,01

22

PF G. Antetokounmpo 2,11

26

D.J. Wilson

2,08

24

C B. Lopez

2,13

32

B. Portis

2,08

25

Heimlicher Liebling: Donte DiVincenzo

Donte DiVincenzo ist ein Zocker. In seinem dritten Jahr kann er zu diesem Spieler von der Bank werden, der Feuer fängt und Dinge macht, die er eigentlich nicht kann.


hinten!“ Der 32-jährige 2,13-MeterMann lässt sich bei Pick-and-Rolls in die eigene Zone zurückfallen, um Abschlüsse am Ring zu verhindern. Der in die Aktion verwickelte Guard soll seinen freigeblockten Gegner verfolgen und ihm nur einen schweren Wurf aus der Mitteldistanz oder einen Dreier unter Druck erlauben. Diese Herangehensweise bescherte den Bucks 2019/20 (und wie schon im Jahr davor) die beste Verteidigung der Liga. Das hat auch viel mit Antetokounmpos Präsenz am eigenen Ring zu tun. Mit seiner Athletik, dem Gespür für den richtigen Moment zum Aushelfen sowie der Fähigkeit, so ziemlich alle Positionen zu decken, sicherte er sich 2020 neben dem MVPauch den „Defensive Player of the Year“-Award. 2019/20 lieferten er und Lopez das beste Defensivrating unter allen Big-Men-Combos der Liga. Aber da wäre diese Sache … Antetokounmpos Wurf. Sein Dreier fällt noch immer weit unter Durchschnitt. Das mag in der regulären Saison kein Problem sein, in den Playoffs zeigten die Heat indes erneut, wie die Offensive der Bucks zusammenbricht, wenn sich eine Mauer aus Verteidigern vor dem Griechen aufbaut. Weder Antetokounmpo noch seine Außenschützen waren in der Lage, diese Taktik zu bestrafen, das soll 2020/21 endlich besser werden. Wie schon angesprochen sollten die Neuzugänge in dieser Hinsicht helfen. Aber auch der MVP selbst muss besser werden. Sein Wurf war als Rookie viel flüssiger als heute. Schafft er eine Rückkehr zu alter Technik? Es würde schon sehr helfen, wenn er aus dem Dribbling zum Wurf hochsteigen oder am Zonenrand mit dem Gesicht zum Korb agieren könnte. Ansonsten bringt er alles mit, um einer der besten Spieler aller Zeiten zu sein. Ist Mike Budenholzer einer der besten Trainer aller Zeiten? Nein. Aber das muss er auch nicht. Das System von „Coach Bud“ funktioniert: Die Bucks rangierten zuletzt offensiv auf Platz acht, defensiv waren sie die Nummer eins. Seine Leistungen in den Playoffs sorgen jedoch schon seit Längerem für Kritik. Offensiv fehlte erneut der Konter für die Mauertaktik, hier muss er kreativere Wege finden, um Giannis in gute Abschlusspositionen zu bringen. Budenholzer muss hier über seinen Schatten springen. Ein „Weiter so!“ wird nicht zum Ziel – dem Titel – führen. Er hat mit Holiday einen weiteren Akteur auf All-Star-Niveau dazubekommen, der es ihm erlaubt, noch kreativer aufzustellen. Die anderen Neuzugänge sind zwar defensiv problematisch, helfen aber im Angriff. Spätestens dieses Jahr sind die Finals das absolute Minimalziel – und die Verlängerung von Giannis.

04

Power Ranking + Stärken

Richtig starke und sich gut ergänzende „Big Three“ um den amtierenden MVP. Die Neuzugänge Craig (Defense) und Portis (Stretch-Big) sind fähig. Die Bucks sollten erneut defensiv dominieren und elitär rebounden. Milwaukee wird erneut sehr schnell spielen.

- Schwächen Defensiv haben die Bucks vom Personal her einen Rückschritt gemacht – Lopez und Antetokounmpo müssen das ausgleichen. Es gibt keinen echten Backup-Center im Kader. Hat Budenholzer für die Playoffs taktisch einen neuen Weg gefunden?

= Fazit Die Bucks sind einer der Gewinner der Offseason und erneut einer der Favoriten auf den Titel. Der Kader ist an der Spitze besser besetzt als im Vorjahr, Coach Budenholzer muss aber die Rollenspieler-Neuzugänge gerade defensiv verstecken.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … crazy gucken: … bester Neuzugang:

D.J. Wilson G. Antetokounmpo D.J. Wilson D. DiVincenzo P. Connaughton B. Portis G. Supermax

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

NBA-Finals vor Spiel 7. „Wes, ohne dich wären wir nicht hier“, dankt LeBron. Weiter kommt er nicht. Mit den Worten „Heel turn, bitch!“ setzt Matthews zum „Stone Cold Stunner“ an. Den bewusstlosen „King“ schließt er im Bierkeller des Staples Center ein.

Weihnachtsfeier. Statt Wichteln gibt es jetzt einen Buchstabierwettbewerb. Holiday zieht „Antetokounmpo“ und macht daraus: Adrenochroumpo. „Ise Malakas! Was unterstellst du meinem Bruder, du Skatofatsa?“ Thanasis geht auf Jrue los.

20 20 39

Fotos: Ashley Landis - Pool/Getty Images

Serben zerfiel aber auf bis dahin noch nie dagewesene Weise und zog eine Untersuchung der Liga nach sich. Sei’s drum. Die Bucks waren am Ende der Offseason besser als 2019/20. Denn die Neuzugänge waren nicht nur Aktionismus, sie ergeben extrem viel Sinn. Augustin (41,6 3P% aus dem Catch-and-Shoot) und Forbes (39,5) sind dankbare Abnehmer für die Pässe Antetokounmpos (zum Vergleich: Bledsoe traf 2018/19 nur 26,4 Prozent). Die Zahlen von Holiday (36,4), Portis (35,6) und Craig (32,1) dürften in dieser Hinsicht dank der Präsenz des Superstars sowie Budenholzers System steigen – sie werden eine Menge freier Abschlüsse bekommen. Holiday ist aber natürlich mehr als nur ein Schütze. Defensiv wiegt er den Verlust von Eric Bledsoe mehr als nur auf – Holiday kann im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch Small Forwards ärgern und auf beiden Guard-Positionen eingesetzt werden. Gleichzeitig ist er ein fähiger Dribbler im Pick-and-Roll und kann für sich sowie andere Würfe kreieren. Im Real-Plus-Minus belegte er 2019/20 unter allen Shooting Guards den vierten Rang. Holiday gibt den Bucks mit Antetokounmpo und Khris Middleton eine veritable „Big Three“. Letzterer dürfte sich ebenfalls sehr über die Ankunft Holidays freuen. Middleton war vor allem in den Playoffs offensiv oft auf sich allein gestellt, wenn Antetokounmpo auf die Bank ging. Mit Holiday an seiner Seite sieht das anders aus. Middleton ist ein Plusverteidiger, der auf eigene Faust scoren kann, aber besser an der Seite eines Ballhandlers funktioniert. Wer auf den Außenpositionen neben Middleton und Holiday starten wird? Augustin, Forbes, Donte DiVincenzo oder auch Pat Connaughton dürften alle Ansprüche anmelden. Die beiden Erstgenannten könnten als defensiv angreifbare, aber sichere Schützen neben Holiday als nominelle Aufbauspieler starten. DiVincenzo und Connaughton wären als Shooting Guards eingeplant. Budenholzer kann hier einen gesunden Wettbewerb erwarten und dürfte im Laufe der Saison mit Sicherheit verschiedene Varianten seiner Rotation ausprobieren. Auf den beiden großen Positionen hingegen sind Antetokounmpo als Power-PointForward und Brook Lopez als StretchFünfer gesetzt. Deshalb wird sich auch an der Offensivstrategie wenig ändern. Lopez an der Dreierlinie (gern wieder mit einer zumindest durchschnittlichen Dreierquote um die 35,0 Prozent …) öffnet den Weg zum Korb für den Griechen an seiner Seite, da er den gegnerischen Big Man nach außen zieht. Am eigenen Korb hingegen lautet die Order an Lopez: „Bleib


Eastern Conference // New York Knicks // Bilanz 19/20: 21-45

NEUER VERSUCH MIT IMPULSKONTROLLE Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1946 Meisterschaften: 2 Arena: Madison Square Garden Zuschauer: 19.812 Gehälter 20/21: 83,4 Mio. $ Topverdiener: J. Randle (18,9 Mio. $)

Depth Chart Muss von den vielen Point Guards im Laufe der Saison noch einer gehen? POS Name Größe Alter

E

Stats 2019/20

s sagt recht viel über die Geschichte einer Franchise aus, wenn sie sofort genannt wird, sobald ein Transfer im Raum steht, der nicht erstrebenswert ist. So geschehen mit den Knicks und einem potenziellen Trade für Russell Westbrook: „Klar, mieser Vertrag, kein passender Fit, aber sind halt die Knicks! Die machen so was!“ Das war das Credo, und diese „Überzeugung“ haben sich die New Yorker über die letzten zwei Jahrzehnte hart erarbeitet. Es kam jedoch anders. Statt der vom neuen Headcoach Tom Thibodeau angeblich geforderten „Win now“-Moves verlebten die Knicks eine äußerst konservative, weitestgehend unspektakuläre Offseason. Das neue Führungsduo Leon Rose und Scott Perry hat dem Impuls widerstanden, die Zukunft der Knicks für ihre Gegenwart zu opfern, auch wenn New York angeblich ziemlich viel Geld

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Julius Randle

64

32,5 51,5

27,7

49,2

73,3

9,7

3,1

0,8

0,3

3,0

2,8 19,5

Alec Burks

66

26,6 43,9

38,5

49,3

88,7

4,3

2,9

0,9

0,3

1,4

1,9 15,0

R.J. Barrett

56

30,4 43,2

32,0

44,5

61,4

5,0

2,6

1,0

0,3

2,2

2,2 14,3

Elfrid Payton

45

27,7 48,2

20,3

45,5

57,0

4,7

7,2

1,6

0,4

2,1

2,0 10,0

Mitchell Robinson

61

23,1 74,2

0,0

74,2

56,8

7,0

0,6

0,9

2,0

0,6

3,2 9,7

Reggie Bullock

29

23,6 46,9

33,3

48,4

81,0

2,3

1,4

0,9

0,1

0,7

1,9 8,1

Austin Rivers

68

23,4 49,8

35,6

51,7

70,3

2,6

1,7

0,7

0,1

0,7

1,9 8,8

Nerlens Noel

61

18,5 68,8

33,3

68,6

75,5

4,9

0,9

1,0

1,5

1,1

2,7 7,4

Omari Spellman

49

18,1 45,4

39,1

50,3

79,3

4,5

1,0

0,7

0,5

1,1

1,3 7,6

Kevin Knox

65

17,9 39,1

32,7

44,0

65,3

2,8

0,9

0,4

0,4

0,7

1,6 6,4

Frank Ntilikina

57

20,8 44,4

32,1

45,9

86,4

2,1

3,0

0,9

0,3

1,2

2,5 6,3

Obi Toppin*

31

31,6 69,8

39,0

-

70,2

7,5

2,2

1,0

1,2

2,2

1,6 20,0

*Dayton

40

für Gordon Hayward ausgeben wollte. Also zumindest bis Redaktionsschluss … Über die Sinnhaftigkeit der Moves, die tatsächlich getätigt wurden, lässt sich zwar streiten, unstrittig ist aber, dass die Marschroute eindeutig war: Es geht derzeit um den Neuaufbau mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern. Zwar wurden einige solide Veteranen geholt, die Spielzeit bekommen werden, keiner von ihnen wird jedoch mit dem Anspruch antreten, dem Kern des Teams seine Plätze streitig zu machen. Schon bei der Draft bewiesen die Knicks eine gewisse Impulskontrolle: Lange war klar, dass sie den College-Spieler des Jahres Obi Toppin haben wollten, trotz einiger anderslautender Gerüchte tradeten sie dafür aber nicht hoch, sondern zogen ihn mit dem eigenen Pick an achter Stelle. Kritiker merkten zwar (zu Recht) an, dass New York eher einen

PG E. Payton

1,90

26

F. Ntilikina

1,93

22

I. Quickley

1,90

21

D. Smith Jr.

1,88

23

SG R.J. Barrett

1,98

20

A. Rivers

1,90

28

A. Burks

1,98

29

SF R. Bullock

1,98

29

K. Knox

2,01

21

I. Brazdeikis

1,98

21

PF J. Randle

2,03

25

O. Toppin

2,06

22

O. Spellman

2,03

23

C M. Robinson

2,13

22

N. Noel

2,08

26

Heimlicher Liebling: Mitchell Robinson

Mitchell Robinson gehörte vergangene Saison bereits zu den effizientesten NBA-Spielern (Platz 1 bei der TS%!) und ist eine veritable Highlight-Maschine. Er foult allerdings auch wie ein Besessener. Kriegt er dies in den Griff, kann er New Yorks Center der Zukunft sein.


zumindest respektiert werden. Ideal wird das Spacing dennoch weiterhin nicht sein, zumal mit Nerlens Noel noch ein weiterer Non-Shooter für die Fünf verpflichtet wurde. Grundsätzlich fühlen sich die großen Positionen noch etwas zu voll an. Findet New York einen Abnehmer für Randle, wäre dieser der wohl logischste Trade-Kandidat, zumal in seinem letzten Vertragsjahr bloß noch vier Millionen Dollar garantiert sind. Toppin sollte lang- und wohl auch schon kurzfristig zum Starter auf der Vier werden, um ihn an Barrett zu koppeln. Auf dem Flügel haben die Knicks den Dreier stärker priorisiert. Mit Alec Burks und Rivers kamen zwei scorende Guards, die werfen können, aber auch dem Drive nicht völlig abgeneigt sind. Reggie Bullock wurde gehalten, auch er kann werfen. Wenn Thibodeau bereit ist, seinen offensiven Ansatz ein wenig zu modernisieren (in seiner letzten vollen TimberwolvesSaison hatten diese die niedrigste Dreierrate der Liga), sollten die Knicks zumindest ein etwas respektableres Shooting-Team als in der Vorsaison sein und Barrett damit stärker akzentuieren. Das Problem auf der Eins dagegen wurde nicht behoben. Es wurde sogar kaum angefasst – es sei denn, hier wird Quickley primär eingesetzt. Ansonsten ist hier nach wie vor das Trio aus der Vorsaison zu finden: Elfrid Payton wurde gehalten und dürfte starten, da er der mit Abstand beste Passgeber im Kader ist – auch wenn er ums Verrecken nicht werfen kann. Dennis Smith Jr. ist wieder gesund und hofft, sein Seuchenjahr 2019/20 vergessen zu machen. Der frühere Maverick geht genau wie Frank Ntilikina (immer noch ein guter Verteidiger und sehr roher Offensivspieler) in sein viertes Vertragsjahr, nach dem dann die Restricted Free Agency ansteht. Es ist fraglich, ob einer aus diesem Trio sich die Rolle dauerhaft verdienen kann, zu unsauber scheint ihr jeweiliger Fit neben Barrett. Grundsätzlich sind die Knicks an einem Punkt, an dem viele Kaderteile nicht gut zusammenpassen. Zu viele Spieler brauchen den Ball in der Hand, zu viele überschneiden sich in Sachen Fertigkeiten und Aktionsradius. Kevin Knox etwa hat in diesem Kader keinen natürlichen Platz mehr, wobei sein grauenhaftes Sophomore-Jahr auch nicht viel Vertrauen in ihn generiert haben dürfte. Ein starker Point Guard hätte etwas Ordnung hineinbringen können, aber diesen gibt es eben nicht. Die Knicks der Saison 2020/21 bleiben daher ein Team im Wartemodus – zumindest oberflächlich. Jedem wird klar sein, dass dies noch nicht das fertige Team der Zukunft ist, trotzdem ist die Entwicklung wichtig. Und es existiert zumindest die Chance, dass diese ein bisschen sehenswerter wird als im Jahr zuvor.

29

Power Ranking + Stärken

„Thibs“ bringt den Jungen Defense bei, mit Robinson und Noel hat er dafür zwei gute Anker. Es existiert mehr Shooting und Platz für Barrett als vorher, Toppin kann die Offense modernisieren. An Potenzial mangelt es nicht im Kader.

- Schwächen Wer bringt Ordnung ins Spiel? Keine PG-Rotation der Liga ist schwächer. Auf den großen Positionen sind sich die Spieler teils viel zu ähnlich. Im Halbfeld wird New York wieder zu den schlechtesten Offensivteams zählen.

= Fazit Riesige Sprünge sind nicht zu erwarten, das muss aber kein Drama sein. New York hat die Zeit, um genau zu evaluieren, wer zum Kern der Zukunft gehören soll. Wichtig wird sein, dass Thibodeau dabei nicht die Geduld verliert …

Wird am ehesten ... … getradet: J. Randle … All Star: R.J. Barrett … versauern: K. Knox … überraschen: F. Ntilikina … enttäuschen: D. Smith Jr. … Blockleader: M. Robinson … in den Highlights landen: O. Toppin

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Thibodeau ist im Exil milde geworden. Statt ständig „ICE“ zu brüllen, fährt er nun im Eiswagen zum Training und fördert die Kids. Toppin lernt Defense, „Frankie Smokes“ lernt Offense, die jungen Knicks bringen Spektakel – und der Sommer einen Point Guard.

Bei 0-3 reißt „Thibs“ der Geduldsfaden – er will Resultate! Folglich rücken die Jungen ins zweite Glied, der Coach vertraut eben doch nur Veteranen. Als er realisiert, dass diese in New York auch nicht besonders gut sind, ist das Verhältnis zu Barrett und Co. schon zerstört …

41

Fotos: Mitchell Leff/Jesse D. Garrabrant/NBAE via Getty Images

Point Guard der Zukunft gebraucht hätte (etwa Tyrese Haliburton) und dass jemand wie Deni Avdija womöglich mehr Potenzial mitgebracht hätte als der schon 22-jährige Toppin, der sich positionell mit New Yorks Topverdiener Julius Randle überschneidet. Doch Toppin war der offensichtliche Wunschspieler. Seine lange CollegeKarriere prädestiniert ihn zumindest dafür, dass er in der NBA nicht ewig viel Anlaufzeit brauchen wird. Später in der ersten Runde holten die Knicks noch Immanuel Quickley, einen starken Shooter, der im Backcourt auf beiden Positionen Minuten sehen könnte. Rose und Perry tauschten dazu Ed Davis für mehrere zukünftige Zweitrundenpicks ein und füllten die Draftpick-Schatulle für potenzielle weitere Trades. Die Deals, die dann in der Free Agency ausgehändigt wurden, schrien fast alle nach „Übergangslösungen“ – abgesehen von Austin Rivers (drei Jahre, 10,0 Millionen Dollar) erhielten alle Neuzugänge nur Einjahresverträge, New York wird in der 2021er Offseason jede Menge Cap Space haben. In der Zwischenzeit geht es darum, sich so attraktiv zu präsentieren, dass dieses Geld früher oder später einen signifikanten Abnehmer finden kann. Wie die Knicks dies anstellen wollen, ist nun allerdings eine spannende Frage. Tom Thibodeaus Ruf als Skeptiker gegenüber jungen Spielern ist bestens bekannt, auch trat er bisher nie als Cheftrainer auf, der Lust auf Langzeitentwicklung versprühte. Andererseits werden die Knicks ihm kaum vorgegaukelt haben, dass es in der kommenden Saison nur um Siege geht. Toppin, R.J. Barrett, Kevin Knox, Mitchell Robinson – das sind die Spieler, die für „Thibs“ Priorität haben sollten. Ihre Entwicklung ist der Schlüssel zur Knicks-Zukunft ... wenigstens so lange, bis wieder ein potenzieller Heilsbringer in der Free Agency oder via Trade geholt werden soll. Das interessanteste Talent im Team ist dabei nach wie vor Barrett. Der Kanadier erlebte ein Rookie-Jahr mit viel Licht und noch mehr Schatten, trat insbesondere als Scorer sehr ineffizient auf. Die Knicks boten ihm allerdings auch kein ideales Umfeld: Kein Team traf weniger Dreier, dazu wurden viele Spiele ohne echten Point Guard bestritten, der Barrett hätte einsetzen können. Dieser braucht jedoch Entlastung beim Playmaking und vor allem Platz für seine Drives, den die Knicks und ihre Big-Man-lastigen Aufstellungen ihm überhaupt nicht bieten konnten. Das sollte sich nun etwas bessern: Toppin traf in zwei Jahren bei Dayton über 40 Prozent seiner Dreier. Zwar bei kleinem Volumen, aber sein Wurf muss im Gegensatz zu dem von Randle oder Robinson


Eastern Conference // Orlando Magic // Bilanz 19/20: 33-40

MAGISCHES MITTELMASS

Team-Info Gegründet: 1989 Meisterschaften: 0 Arena: Amway Center Zuschauer: 18.846 Gehälter 20/21: 132,5 Mio. $ Topverdiener: N. Vucevic (26,0 Mio $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Es ist schon bitter, dass mit Isaac der einzige potenzielle Abo-AllStar lange fehlt … POS Name Größe Alter PG M. Fultz

H

Stats 2019/20

ätte man den Magic vor der letzten Saison gesagt, dass der NBAChampion die Trophäe in Orlando in die Höhe stemmen würde, hätten sie zwar ungläubig reagiert, aber dankend angenommen. So kam es zwar – nur hatte die Franchise aus Florida damit nichts zu tun. Die Magic durften in Disneyworld mitspielen, bloß war in den Playoffs schon nach fünf Spielen in Runde eins gegen die Bucks Schluss. Nach einem überraschenden Auftaktsieg folgten vier Pleiten in der Bubble. Grund genug also, dem Kader ein paar Upgrades zu verpassen. Oder etwa nicht? Verabschiedet hat sich D.J. Augustin. Der Backup-Point-Guard, der eine starke Saison spielte, ging für drei Jahre und die Ringjagd nach Milwaukee. Wes Iwundu hat sich den Mavericks angeschlossen, nachdem

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Nikola Vucevic

62

32,2 53,1

33,9

52,5

78,4

10,9 3,6

0,9

0,8

1,4

2,2 19,6

Evan Fournier

66

31,5 52,7

39,9

56,0

81,8

2,6

3,2

1,1

0,2

1,9

2,4 18,5

Terrence Ross

69

27,4 48,0

35,1

50,8

85,3

3,2

1,2

1,1

0,3

1,0

1,6 14,7

Aaron Gordon

62

32,5 49,4

30,8

48,4

67,4

7,7

3,7

0,8

0,6

1,6

2,0 14,4

Markelle Fultz

72

27,7 50,7

26,7

48,8

73,0

3,3

5,1

1,3

0,2

2,0

2,0 12,1

James Ennis

20

24,5 60,0

28,6

51,9

83,8

4,8

1,1

0,6

0,4

1,4

2,6 8,5

M. Carter-Williams 45

18,5 48,1

29,3

46,9

83,2

3,3

2,4

1,1

0,5

1,2

1,9 7,2

James Ennis

69

18,3 55,3

32,5

52,2

80,6

3,6

0,9

0,5

0,3

0,8

2,0 6,6

Dwayne Bacon

39

17,6 37,3

28,4

38,7

66,0

2,6

1,3

0,6

0,1

0,9

1,3 5,7

Mohamed Bamba

62

14,2 53,1

34,6

52,6

67,4

4,9

0,7

0,4

1,4

0,7

1,9 5,4

Khem Birch

48

19,2 51,4

0,0

51,0

65,3

4,6

1,0

0,4

0,5

0,6

1,9 4,4

Cole Anthony*

22

34,9 40,2

34,8

-

75,0

5,7

4,0

1,3

0,3

3,5

2,9 18,5

*North Carolina

42

die Magic ihm als Restricted Free Agent keine Qualifying Offer vorgelegt hatten. Die Signings der Magic-Offseason? James Ennis hat für ein Jahr und 3,3 Millionen Dollar verlängert. Michael Carter-Williams bekommt dasselbe pro Jahr, bleibt aber bis 2022. Gary Clark hat auch Gefallen an Florida gefunden und unterschrieb für zwei Jahre und 4,1 Millionen, etwas mehr als das Minimum. Das wiederum bekommt Dwayne Bacon, der ebenfalls für zwei Jahre bleiben soll. Die beiden Two-Way-Contracts gingen an Sophomore-Point-Guard Jordan Bone sowie an Karim Mané, ebenfalls Ballhandler. Sie ersetzen damit B.J. Johnson und Vic Law, denen keine neuen Deals angeboten wurden. Zudem wurde Power Forward Chuma Okeke gesignt, der letztjährige Draftpick der Magic, der wegen einer Kreuzbandverletzung

1,91

22

M. Carter-Williams 1,96

29

C. Anthony

1,91

20

SG E. Fournier

2,01

28

T. Ross

1,98

29

SF A. Aminu

2,03

30

D. Bacon

1,98

25

J. Ennis

1,98

30

PF A. Gordon

2,03

25

G. Clark

1,98

26

C. Okeke

2,03

22

J. Isaac

2,11

23

C N. Vucevic

2,11

30

K. Birch

2,06

28

M Bamba

2,13

22

Heimlicher Liebling: Al-Farouq Aminu

Der 30-Jährige hatte eine Seuchensaison. Ist er fit, bringt er jedes Team weiter. Hustle-Plays, bockstarke Defense, dazu so lange am Wurf gearbeitet, bis man ihm tatsächlich hinter der Dreierlinie mal den Ball geben konnte.


Neben starken Phasen im Angriff stellten die Magic eine grundsolide Verteidigung und erzielten das neuntbeste Defensivrating. Zudem passte kaum ein Team besser auf den Ball auf. Allerdings könnte der Abgang von Augustin hier negative Auswirkungen haben. Das klingt alles ordentlich. Aber selbst mit zwischenzeitlichen Höhen bleibt die Frage, ob das Team weitere Sprünge machen kann. Hoffnung macht Al-Farouq Aminu, der zuletzt verletzungsbedingt nur 18 Spiele auf dem Parkett stand. Defensiv ist er stark, dazu hat er es über seine Karriere geschafft, sich einen soliden Dreier anzueignen. Auch Fultz ließ gegen Ende der Saison erahnen, warum er einst ein Nummer-eins-Pick war. Kriegt er seinen Jumper in den Griff, steht dem 22-Jährigen eine rosige Zukunft bevor. Ein Dämpfer hingegen ist die erneute schwere Verletzung von Jonathan Isaac, der mit einem Kreuzbandriss die ganze Saison ausfallen wird. Der Big Man war eine defensive Offenbarung und ein legitimer Kandidat auf den DPOY-Award. Nikola Vucevic hat indes mit 19,6 Punkten und 10,9 Rebounds pro Spiel erneut gezeigt, dass er zur Riege der besseren NBA-Spieler gehört. Aber was kann ein Team reißen, in dem „Voooooch“ der beste Mann ist? Solange nicht andere Spieler den nächsten Entwicklungssprung machen, bleibt es schwierig. Dazu gehört Gordon, der vor der Saisonunterbrechung stark war, aber immer noch nicht sein Potenzial ausschöpft. Warum ein so krasser Athlet wie er sich so sehr auf seinen bescheidenen Wurf verlässt, ist ein Rätsel. Um ihm wird es auch weiter Tradegerüchte geben – vielleicht würde ihm ein Tapetenwechsel guttun. Ein großes Fragezeichen steht auch hinter Mo Bamba. Der Center hatte vor der Draft 2018 eine Menge Hype ausgelöst, weil er in einer leeren Turnhalle Dreier um Dreier versenkt hatte. Aber in seinen ersten beiden Spielzeiten hat der sechste Pick seines Jahrgangs weiterhin seine konstante NBA-Tauglichkeit vermissen lassen. Das war natürlich auch Verletzungen geschuldet, aber der nächste Schritt muss trotzdem kommen – oder die Franchise könnte sich überlegen, im Frontcourt etwas zu ändern. Aber das Front Office blieb bisher passiv: kein Trade von Fournier, dessen Vertrag ausläuft, und kein Trade von Gordon, der ein Arbeitspapier bis 2022 hat. Draftpicks, junge Spieler, besser passende Veteranen – all das konnten die Magic (bisher) nicht an Land ziehen. In Teilen der Fanbase werden die Rufe nach einem Rebuild immer lauter. Denn schon jetzt kann man festhalten: Der nächste Champion wird nicht noch mal in Orlando gekrönt.

23

Power Ranking + Stärken

Fultz entwickelt sich in Orlando langsam zu dem Spieler, den sich die 76ers erhofft hatten. Ross erlebt seinen zweiten Frühling, und Vucevic ist ein Borderline-All-Star. Zwischenzeitliche Runs sind immer möglich, dazu kommt eine solide Defense.

- Schwächen Die Chance, den Kader aufzumöbeln, wurde verpasst: zu wenig Shooting auf den Ballhandlerund Wing-Spots, dazu zweifelhafte Fits im Frontcourt. Mit Isaacs Verletzung ein schwerwiegender Ausfall. Es fehlt an Starpower in Florida.

= Fazit Im Osten haben einige Teams wie Atlanta aufgerüstet. Für die Magic wird es wieder nur um einen der letzten Playoff-Plätze gehen. In Runde eins könnte es wieder auf die Mütze geben. „Same same, but different“ in Orlando.

Wird am ehesten ... … getradet: E. Fournier … All Star: N. Vucevic … versauern: M. Bamba … überraschen: M. Fultz … enttäuschen: A. Gordon … wegwollen: M. Bamba … zu viele Dreier nehmen: A. Gordon

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Alles läuft so gut wie bisher. Hier und da bessere Phasen, in denen man einige Spiele am Stück gewinnt. Es reicht für Platz 8 im Osten. In Runde eins demütigt Giannis die Magic mit einer Statline von 38-19-5. Das Front Office hält am Kader fest.

Alles läuft so schlecht wie bisher. Hier und da maue Phasen, in denen man einige Spiele am Stück verliert. Es reicht nur für Platz 8 im Osten. In Runde eins demütigt Giannis die Magic mit einer Statline von 3621-7. Das Front Office hält am Kader fest.

43

Fotos: ean Gardner/Michael Hickey/Getty Images

bisher aussetzen musste. Wenig überraschend nahm Evan Fournier seine Spieleroption über 17 Millionen wahr. In der Draft zogen die Verantwortlichen Cole Anthony an 15. Stelle. Der Point Guard wird die Lücke füllen, die Augustin hinterlassen hat. In seiner einzigen College-Saison in North Carolina legte er 18,5 Punkte, 5,7 Rebounds und 4,0 Assists auf. Als Scoring-Punch wird er helfen – wie gut er neben Markelle Fultz passt, bleibt abzuwarten. Das sind einige und zumeist sehr günstige Deals. Aber löst auch nur einer davon Euphorie aus? Zumindest ein bisschen? Sorgen die beiden TwoWay-Player für einen Qualitätssprung? Es handelt sich fast ausschließlich um Verlängerungen. Die Möglichkeit, den Kader zu verbessern und Schwächen zu beseitigen, haben Manager Jeff Weltman und Co. nicht nutzen können. Besonders in Sachen Shooting hätte es Verstärkung gebraucht. Das Aufregendste waren Gerüchte rund um Orlando. Gemunkelt wurde, dass Weltman in der Draft nach oben traden wollte. Das ist nicht passiert. Zudem wurde Russell Westbrook – neben den Knicks, den Wizards, den Nets und den Hornets – auch mit den Magic in Verbindung gebracht. Aber auch da ist – zum Glück für Orlando – nichts passiert. Aaron Gordon ist ebenfalls Dauergast, wenn von den Fans an den digitalen Stammtischen neue TradeSzenarien diskutiert werden. Auch da: No news so far. Das Management will mit derselben Gruppe noch mal angreifen. Wie schon nach der Offseason 2019. Das ist legitim – vor allem, wenn man ein frühes Ausscheiden in den Playoffs als Erfolg wertet. Falls man das nicht tut, wirft das Vorgehen der Magic durchaus Fragen auf. 2019/20 war Orlando weit davon entfernt, schlecht zu sein. Die größte Baustelle des Teams ist das Shooting. Bei der Quote von Downtown lagen die Magischen nur auf dem 26. Platz ligaweit, beim Offensivrating war es der 23. Rang. Allerdings gab es dabei eine erstaunliche Entwicklung: Aus den bis dahin offensiv bescheidenen Magic wurde nach dem All-StarBreak das Team mit dem heißesten Händchen. In den letzten zwölf Spielen vor der coronabedingten Zwangspause zauberte Orlando ein Offensivrating von 118,2 aufs Parkett. Acht dieser zwölf Spiele gewannen die Mannen von Steve Clifford, hämmerten den Gegnern dabei 120,8 Punkte rein. Besonders Terrence Ross und Gordon waren in Sachen Scoring in bestechender Form. Ennis, der zuvor per Trade aus Philadelphia gekommen war, sorgte für eine gute Balance in der Magic-Rotation. In der Bubble konnte dieses Feuer allerdings nicht wieder entfacht werden.


Eastern Conference // Philadelphia 76ers // Bilanz 19/20: 43-30

THE PROCESS 2.0 Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1946 Meisterschaften: 3 Arena: Wells Fargo Center Zuschauer: 20.478 Gehälter 20/21: 144,2 Mio. $ Topverdiener: T. Harris (34,4 Mio. $)

Depth Chart So tief wie 2020/21 waren die Simmons-Embiid-Sixers auf den Außenpositionen noch nie besetzt. POS Name Größe Alter

W

Stats 2019/20

ie hieß es so schön damals in Philadelphia? „Trust the Process!“ Vier Jahre ist es her, seit General Manager Sam Hinkie seinen Posten bei den Sixers aufgab und damit auch der „Process“ beendet war. Process? Damit war das Anhäufen von Draftpicks gemeint – durch clevere Trades und systematisches Verlieren –, die dann in selbst gedraftete Superstars umgemünzt werden sollten. 2016 wollte Hinkie diese Transformation nicht mehr weiter fortführen, die neue Klubführung hatte ihm die nötige Rückendeckung verweigert. In dieser Offseason kam nun mit Daryl Morey der ehemalige Chef von Hinkie bei den Houston Rockets in die Stadt der brüderlichen Liebe. Er übernahm mit der klaren Ansage, aus dem 2020 erneut enttäuschenden Team endlich einen FinalsTeilnehmer zu machen … mindestens.

44

Also tat Morey das, was er am besten kann: Er fädelte clevere Trades ein. Dabei wollte er nach 13 Jahren auf der Kommandobrücke der Rockets eigentlich erst mal eine Auszeit nehmen, bis die 76ers ihn aggressiv rekrutierten. „Die Chance, wieder mit Doc Rivers, Elton Brand und einem talentierten Kader zu arbeiten, der sofort gewinnen kann … die konnte ich nicht ablehnen“, erklärte Morey und ging sofort an die Arbeit. Ein Trade von Ben Simmons oder Joel Embiid, weil beide bisher nicht wirklich offensiv komplett zusammen funktionierten? „Ich denke absolut, dass sie das können“, schlussfolgerte er und baute den Kader um, damit genau das passieren würde. Ein Deal für James Harden war damit vom Tisch. Vorerst … Morey identifizierte die fast schon traditionelle große Schwäche der 76ers:

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Joel Embiid

51

29,5 51,7

33,1

51,2

80,7

11,6 3,0

0,9

1,3

3,1

3,4 23,0

Tobias Harris

72

34,3 51,7

36,7

52,7

80,6

6,9

3,2

0,7

0,6

1,4

2,3 19,6

Ben Simmons

57

35,4 58,3

28,6

58,1

62,1

7,8

8,0

2,1

0,6

3,5

3,3 16,4

Seth Curry

64

24,6 54,9

45,2

62,1

82,5

2,3

1,9

0,6

0,1

1,0

1,8 12,4

Furkan Korkmaz

72

21,7 47,8

40,2

55,7

75,5

2,3

1,1

0,6

0,2

0,8

1,4 9,8

Shake Milton

40

20,1 53,5

43,0

58,8

78,5

2,2

2,6

0,5

0,2

1,2

2,3 9,4

Danny Green

68

24,8 52,4

36,7

54,2

68,8

3,3

1,3

1,3

0,5

0,9

2,0 8,0

Dwight Howard

69

18,9 73,2

60,0

73,5

51,4

7,3

0,7

0,4

1,1

1,2

3,2 7,5

Mike Scott

68

17,8 51,9

36,9

54,0

81,1

3,6

0,8

0,3

0,1

0,4

1,4 6,0

Tony Bradley

58

11,4 66,1

100,0 67,5

65,2

4,6

0,4

0,2

0,6

0,5

2,0 4,9

Matisse Thybulle

65

19,8 51,9

35,7

52,8

61,0

1,6

1,2

1,4

0,7

0,8

2,2 4,7

Ryan Broekhoff

17

10,6 25,0

39,2

54,2

87,5

2,5

0,6

0,3

0,2

0,4

0,9 4,2

PG S. Milton

1,98

22

S. Curry

1,88

30

T. Maxey

1,90

20

SG D. Green

1,98

33

M. Thybulle

1,95

22

D. Mathias

1,93

25

SF T. Harris

2,06

27

F. Korkmaz

2,01

22

T. Ferguson

1,98

22

PF B. Simmons

2,08

24

M. Scott

2,04

31

C J. Embiid

2,13

26

D. Howard

2,08

35

T. Bradley

2,08

22

Heimlicher Liebling: Matisse Thybulle

Matisse Thybulle ist der Liebling eines jeden Fans. Immer intensitätsmäßig am Anschlag – und er wird permanent besser. Jedes Team braucht einen Matisse Thybulle!


Point Guard. Diese Rolle dürfte sich aber unter Rivers ändern – und das muss sie auch. Ohne einen Distanzwurf bleibt die Effektivität des Australiers weiterhin eingeschränkt. Der neue Trainerstab wird aber mit Sicherheit Wege finden, um Simmons abseits des Balles in Szene zu setzen. Wann immer der All Star mit seiner Athletik attackieren kann, passieren gute Dinge: im Fastbreak, nach einem Cut oder wenn er vom Flügel attackiert. Das Pick-and-Roll läuft er exzellent, wenn er als Passgeber fungiert, und nur mittelmäßig, wenn er selbst finisht. Embiid komplettiert die Erste Fünf, gleichzeitig ist er der wichtigste Spieler des Teams. Während Coach Rivers für Simmons ein besser angepasstes taktisches Korsett schneidern muss, geht es beim AllStar-Center vor allem darum, was zwischen seinen Ohren los ist. Embiid bleibt – so ehrlich sollten alle sein, auch er selbst – seit seinem Ligaeintritt 2016 nach zwei aufgrund von Verletzungen verpassten Saisons hinter den Erwartungen zurück. Wie das sein kann, wo er doch über seine vier NBA-Jahre 23,9 Punkte, 11,5 Rebounds, 3,1 Assists, 1,8 Blocks sowie 48,0 Prozent aus dem Feld auflegt? Joel Hans Embiid ist eben ein verdammt hoch veranlagter Basketballer. Einer, der die Liga dominieren sollte – an beiden Enden des Feldes. Der letzte Big Man vom Schlage der legendären Pivoten der 90er Jahre. Doch genau an diesem Anspruch scheitert der 26-Jährige bisher. Die Hauptgründe dafür sind schnell gefunden: Verletzungen, ein nicht immer hochtourig laufender Motor und der Hunger in der Offseason. Es gibt Tage, an denen Embiid zerstört, an denen seine Physis nicht zu halten ist und auch der Wurf fällt. Dann aber nimmt er unmotivierte Dreier und Fadeaways, macht hinten Dienst nach Vorschrift. Warum? Das weiß nur er selbst. Wenn er mit 100 Prozent Fitness in die Saison gehen würde, wäre er ein legitimer MVP-Kandidat. Doch wird das jemals so sein? Den Rest des Kaders komplettieren der immer besser werdende Defensivterror Matisse Thybulle auf Shooting Guard (37,4 3P% aus dem Catch-and-Shoot), Small Forward Furkan Korkmaz (43,6), Stretch-Vierer Mike Scott (37,4) sowie die Backup-Center Dwight Howard und Tony Bradley. Letzterer gibt den Sixers einen fähigen Abroller aus dem Pick-and-Roll, der solide verteidigt. Howard kommt, nachdem er via Twitter eigentlich schon seinen Verbleib bei den Lakers verkündet hatte … typisch Dwight. Er kommt mittlerweile vorwiegend über den Hustle: Cuts und Offensivrebounds sind die Quelle, aus der seine Punkte entspringen.

08

Power Ranking + Stärken

Die Sixers haben endlich genug Schützen im Kader, um Simmons und Embiid den Platz zu schaffen, den sie brauchen. Das Starduo gehört zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Mit Doc Rivers steht ein Coach an der Seitenlinie, der für seinen guten Draht zu den Leistungsträgern bekannt ist.

- Schwächen Kann Embiid eine Saison ohne Verletzungen absolvieren? Wird Simmons wenigstens mal bereitwillig Dreier nehmen? Das Team braucht noch einen Aufbau von der Bank, Green könnte sich im Spätherbst seiner Karriere befinden. Kommt Unruhe rein? Stichwort: James Harden.

= Fazit Diese Sixers könnten durch Rivers aus dem Dornröschenschlaf gerissen werden und erstmals seit 2001 in die Conference-Finals einziehen. Das Talent dafür ist vorhanden.

Wird am ehesten ... … getradet: T. Harris … All Star: J. Embiid … versauern: T. Ferguson … überraschen: M. Thybulle … enttäuschen: T. Harris … 50,0 3P% werfen: S. Curry … eine Schelle kriegen: D. Howard

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Tilman Fertitta erschrickt. Sein Rechner. Alle Daten. Weg! Auf dem Desktop nur eine Nummer. Er ruft an. „Wir haben deine Daten, du tust jetzt genau, was wir sagen.“ Es gibt keinen anderen Ausweg. Harden geht für Harris nach Philly.

Embiid liebt Howards Vibe, die Dreadlocks, die gute Laune. „Lass mal was erleben!“, sagt Howard. „Ja, Bro“, sagt Embiid. „Bungee, Dude!“, schlägt „D12“ vor. „Aber das ist so hoch.“ „Easy, rauch das hier …“ 25 Spiele Sperre.

45

Fotos: Mitchell Leff/Ashley Landis-Pool/Getty Images

mangelnde Gefahr von der Dreierlinie. 2019/20 rangierte das Team auf dem 22. Platz bei der Quote von Downtown, mangelhaftes Spacing und somit wenig Raum für Simmons‘ Drives oder Embiids Postups waren die Folge. Lineups mit Embiid auf Center und Al Horford auf Power Forward? Die waren im Vorjahr offensiv ein absolutes Debakel. Also suchte Morey einen Abnehmer für den alternden Ex-All-Star und fand ihn in Oklahoma City. Horford (garniert mit u.a. einem Erstrundenpick 2025, weil Horford bis 2023 im Schnitt 27,0 Millionen Dollar verdient) für Danny Green und Terrance Ferguson illustriert gut, was Moreys Strategie war. Green kommt als Dreier-und-Defense-Mann mit Meisterschaftsringen und einer Karrieredreierquote von 40,0 Prozent in der regulären Saison sowie 38,7 Prozent in den Playoffs. Ferguson? Besitzt das Potenzial eines „Three-and-D“-Akteurs, aber noch nicht den nötigen Wurf. Im zweiten großen Deal seiner Sixers-Ägide schickte Morey den zweiten großen Neuzugang des Teams in der Offseason 2019 nach Dallas: Josh Richardson ging im Tausch für Seth Curry nach Texas. Auch hier zeigte der Macher klar, dass es ihm in allererster Linie darum ging, Schützen zu verpflichten und hoch dotierte Verträge abzugeben – weshalb er an Richardson mit Tyler Bey den 36. Pick der Draft anheftete. Warum den anderen CurryBruder holen? Weil seine Karrierequote von 44,3 Prozent von Downtown die zweithöchste aller Zeiten ist (Steve Kerr ist die Nummer eins mit 45,4 3P%). Shooting holen, Geld sparen … so lassen sich diese Deals gut zusammenfassen. Der Kader fühlt sich entsprechend „passender“ an. Shake Milton und Green als Starter auf Guard bringen Shooting. Beide sind außerdem lang für ihre Position, Milton kann sogar das Pick-and-Roll gewinnbringend laufen, sollte aber kein Vollzeitaufbau sein. Während Green defensiv beiträgt, hat Milton hier noch eine Menge Nachholbedarf. Auf den Flügelpositionen sind Tobias Harris und Ben Simmons gesetzt. Harris hatte so seine Probleme im Vorjahr, als er sich in ungewohnter Rolle und ohne viel Platz wiederfand. Er ist mit 34,4 Millionen Dollar Jahresgehalt natürlich überbezahlt, kann aber potenziell (auch er hat mehr Platz …) 20 Punkte plus acht Rebounds abliefern. Von Vorteil wird hier sein, dass er wieder von Doc Rivers angeleitet wird – der coachte seinen Schützling 2018/19 bei den Clippers zu 20,9 Zählern, 7,9 Rebounds sowie einer Dreierquote von 43,4 Prozent. Letzteres wird Rivers bei Simmons sicherlich nicht gelingen, aber das muss es auch nicht. Der 24-Jährige stand im All-NBA Third Team sowie im All-Defensive First Team 2019/20. Er firmiert offiziell als


Eastern Conference // Toronto Raptors // Bilanz 19/20: 53-19

WE … GO SOUTH! Text: Manuel Baraniak

Team-Info Gegründet: 1995 Meisterschaften: 1 Arenen: Amalie Arena/ Scotiabank Arena Zuschauer: 20.500/19.800 Gehälter 20/21: 133,8 Mio. $ Topverdiener: P. Siakam (30,5 Mio. $)

Depth Chart Auf dem Flügel sehr tief besetzt, bereiten die großen Positionen die meisten Sorgen. Dabei können die Raptors Smallball. POS Name Größe Alter

W

Stats 2019/20

e the North.“ Die Toronto Raptors trugen lange Zeit mit Stolz diesen Slogan. Der „Norden“ weckt bei vielen ja Assoziationen mit der Kultserie „Game of Thrones“, eine gewisse Außenseiterrolle haben auch die Dinos dank des einzigen kanadischen Außenpostens der NBA inne. Durch den Meistertitel 2019 wurde die „North“ tragende Brust, so die Aufschrift auf den Playoff-Jerseys, nur noch stolzgeschwellter. Doch mindestens zum Saisonbeginn ist es nichts mehr mit dem Norden, den Slogan müsste man umschreiben in: „We go South.“ Denn aufgrund der Corona-Pandemie hat es die kanadische Regierung den Raptors untersagt, ihre Heimspiele in Toronto auszutragen. Reisen in und von den USA seien angesichts der hohen Fallzahlen beim südlichen Nachbarn nicht zu verantworten.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Pascal Siakam

60

35,2 49,9

35,9

51,2

79,2

7,3

3,5

1,0

0,9

2,5

2,8 22,9

Kyle Lowry

58

36,2 50,4

35,2

51,8

85,7

5,0

7,5

1,4

0,4

3,1

3,3 19,4

Fred VanVleet

54

35,7 43,4

39,0

50,7

84,8

3,8

6,6

1,9

0,3

2,2

2,4 17,6

Norman Powell

52

28,4 57,5

39,9

58,6

84,3

3,7

1,8

1,2

0,4

1,5

2,1 16,0

Aron Baynes

42

22,2 58,2

35,1

55,8

74,7

5,6

1,6

0,2

0,5

1,2

3,4 11,5

OG Anunoby

69

29,9 58,3

39,0

58,4

70,6

5,3

1,6

1,4

0,7

1,1

2,4 10,6

Alex Len

40

18,6 62,7

25,0

57,3

63,0

5,8

1,1

0,5

0,8

1,0

2,3 8,7

Terence Davis

72

16,8 54,1

38,8

56,4

86,4

3,3

1,6

0,5

0,2

1,1

1,7 7,5

Chris Boucher

62

13,2 56,9

32,2

53,5

78,4

4,5

0,4

0,4

1,0

0,5

1,8 6,6

DeAndre’ Bembry

43

21,3 54,6

23,1

48,9

54,2

3,5

1,9

1,3

0,4

1,4

2,0 5,8

Matt Thomas

41

10,7 51,0

47,5

64,3

75,0

1,5

0,5

0,2

0,0

0,4

0,9 4,9

Malachi Flynn*

32

33,4 50,7

37,3

-

5,7

4,5

5,1

1,8

0,1

1,8

1,8 17,6

*San Diego State

46

So haben die Raptors ihre Zelte in Tampa, Florida aufgeschlagen. Inmitten der verkürzten Saisonvorbereitung sicherlich eine logistische Mammutaufgabe für die Franchise. Mammutaufgaben hat Masai Ujiri in der Vergangenheit zuhauf bewältigt. Torontos obersten Entscheidungsträger als einen der besten Manager der Jetztzeit einzustufen, ist weniger ein „Hot Take“ als vielmehr Konsens. Und dennoch haben die Raptors wie kaum ein anderes Team in der jüngeren Vergangenheit Leistungsträger ziehen lassen müssen: Aus der Acht-Mann-Rotation, die in den Finals 2019 die Golden State Warriors bezwungen hat, steht eineinhalb Jahre später nur noch die Hälfte der Spieler im Kader! Nach Finals-MVP und „Leasing Superstar“ Kawhi Leonard sowie Danny Green verabschiedeten sich in dieser Offseason mit Marc Gasol und Serge Ibaka zwei erfahrene

PG K. Lowry

1,83

34

M. Flynn

1,85

22

M. Thomas

1,96

26

SG F. VanVleet

1,83

26

N. Powell

1,93

27

D. Bembry

1,96

26

J. Harris

1,96

22

SF OG Anunoby

2,04

23

P. McCaw

2,01

25

T. Davis

1,94

23

PF P. Siakam

2,06

26

C. Boucher

2,08

27

S. Johnson

1,98

24

C A. Baynes

2,08

34

Heimlicher Liebling: Fred VanVleet

Fred VanVleet tweetete „Bet on yourself“ am Tag, nachdem er nicht gedraftet worden war. Vier Jahre später hat er einen Vertrag über 85 Millionen Dollar unterschrieben. VanVleet hat dies nicht als Highflyer, sondern mit Hartnäckigkeit geschafft.


Wer könnte nun der nächste Raptor mit internen Fortschritten sein? Nach den Abgängen von Gasol und Ibaka vielleicht Chris Boucher? Der energiegeladene Big Man setzte bereits Akzente, agierte mitunter aber etwas wild. Dennoch könnte er dem Team als Rim Runner eine neue Dimension geben, defensiv gestattete Boucher in der vergangenen Saison teamintern die niedrigste Quote am Ring. Da er aber bereits 27 Jahre alt ist, sollte man nicht erwarten, dass er noch sehr große Sprünge macht. So besserten die Raptors in der Free Agency mit zwei Centern nach: Aron Baynes vollzog in Phoenix die Transformation vom Zonenbüffel zum Stretch-Big, der 11,5 Punkte und eine Dreierquote von 35 Prozent auflegte – beides Karrierebestwerte. Hinzu kommt mit Alex Len ein Spieler, der gar nicht in das sonstige Beuteschema Torontos passt: Der Big Man wurde 2013 an fünfter Stelle gedraftet, in der RaptorsRotation finden sich sonst gar keine Lottery-Picks. Der Sevenfooter hat nie so recht den Durchbruch geschafft, vielleicht klappt dies ja unter Nurse. Mehr denn je wird Kyle Lowry das Team anführen. Der 34-Jährige ist nunmehr der deutlich erfahrenste Spieler, der defensiv mit den vielen gezogenen Offensivfouls und offensiv als Denker und Lenker vorangeht. Mit „Three-and-D“-Akteur Norman Powell, Terrence Davis, Patrick McCaw und Neuzugang DeAndre’ Bembry sind die Raptors auf dem Flügel tief besetzt. Diese Tiefe und damit Variabilität ist unter Headcoach Nick Nurse immer Trumpf gewesen. Smallball, Bigball? Können die Raptors beides. Zudem ist Nurse ein Meister darin, seine vielschichtigen Defensivkonzepte je nach Gegner zu ändern und die Kontrahenten damit auch zu überraschen. Offensiv kommt auf Nurse wohl die meiste Arbeit zu. Wie bereits angeschnitten, agierten die Raptors im Halbfeld nicht sehr effizient. Hier muss Nurse erneut auf die Entwicklung seines bisherigen Personals hoffen. Unter anderem auf die von Siakam: Kann „Spicy P“ den nächsten Schritt zum kreierenden, groß gewachsenen Flügel machen? Zur neuen Saison ist der 26-Jährige zum Topverdiener avanciert. Die Raptors könnten sich (erneut) in einem Übergangsjahr befinden, da sie mehr auf den Sommer 2021 schielen, als dass sie in der diesjährigen Offseason aktiv waren. Trotz eines erneuten Aderlasses dürfen die Raptors-Fans auf Entscheidungsträger Ujiri und Coach Nurse vertrauen – schon beim Abflug von Leonard hielt man das Team auf Kurs. Das dürfte auch in der kommenden Saison so sein – egal ob die Franchise im Norden oder punktuell im Süden beheimatet ist.

17

Power Ranking + Stärken

Starkes Team im Fastbreak, Shooting von allen Positionen. Die Defense besticht mit Länge, die Raptors gestatten keine hohen Dreierquoten. Small- und Bigball sind möglich, Nurse ist vor allem in der Defense taktisch hervorragend.

- Schwächen Schwache Offense im Halbfeld, kein starkes Driving-Team, Toronto zieht deswegen auch wenige Freiwürfe. Durchschnittliches Rebound-Team. Die Abgänge von Ibaka und Gasol schmerzen hierbei. Nicht sehr athletisch auf den kleinen Positionen.

= Fazit Mit Defensividentität bleiben die Raptors konkurrenzfähig, offensiv bestechen sie im Kollektiv. Dennoch muss hier mehr kommen – sei es im Halbfeld oder von Siakam. Entwickelt sich das Team nicht in die gewünschte Richtung, wird Ujiri proaktiv handeln.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Most Improved: … Schal tragen:

N. Powell P. Siakam J. Harris C. Boucher S. Johnson OG Anunoby OG Anunoby

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Tampa Bay? Die Raptors trainieren mit dem NFL-Team der Buccaneers. Siakam packt Muckis drauf, aus Boucher wird „The Butcher“. Gegen eine Defensive Line aus Lowry, VanVleet, Anunoby, Siakam und Butcher traut sich kein Team mehr zu passen. Die Raptors stellen die beste Defense.

Nach Einheiten bei den Buccaneers läuft Siakam fortan mit dem Ball an der Brust immer über die gegnerische Grundlinie – und führt die Liga bei den Turnovern an. VanVleet zieht sich einen Helm über und rammt Gegner im Fastbreak – Sperre für die ganze Saison.

47

Fotos: Mike Ehrmann/Ashley Landis-Pool/Getty Images

Big Men, die nach Los Angeles umsiedelten. Zum einen verpflichteten die Raptors natürlich nach, zum anderen wird die Franchise aber wieder auf die interne Entwicklung setzen, wie es in den vergangenen beiden Jahren schon zu beobachten war. So ließ Pascal Siakam sein Potenzial als neuer Franchise-Spieler durchschimmern. Mit seiner Flexibilität und Länge in der Verteidigung – und damit als starker Closeout-Verteidiger – sowie seinem Fastbreak-Naturell passt Siakam hervorragend in die Philosophie Torontos. Mit gestiegener Nutzungsrate sank aber auch seine Effizienz in der Offensive. Diese Gratwanderung gelingt den Superstars, kann sie auch Siakam meistern? Die Playoffs 2020, vor allem die Serie gegen Boston, offenbarten doch Schwächen in seinem Spiel als erste Option und Playmaker, mitunter war Siakam zu berechenbar. Seine Entwicklung wird Einfluss auf die der gesamten Mannschaft haben, agierten die Raptors im Halbfeld doch recht schwach. Die Entwicklung, die Siakam vor zwei Jahren durchlaufen hatte, war bei OG Anunoby in der abgelaufenen Saison zu beobachten. Defensiv war der 23-jährige Flügelspieler eine verlässliche Option: Anunoby deutete sein Potenzial an, alle fünf Positionen verteidigen zu können. In der CelticsSerie rutschte er sogar mal auf die Fünf. Offensiv war Anunobys Rolle immer noch etwas klein, dennoch agierte er sehr effizient. Zudem war Anunoby einer der treffsichersten Werfer mit ablaufender Wurfuhr – die Boston Celtics werden sich erinnern. Natürlich ist seine Entwicklung noch nicht abgeschlossen, vor allem seine Fortschritte in der Offensive werden mit Spannung erwartet. Der Dritte im Bunde mit Karrierejahr war Fred VanVleet: Die rasante Entwicklung vom ungedrafteten Spieler zum Finals-X-Faktor hat sich der Guard in dieser Offseason mit einem neuen Vier-Jahres-Vertrag über 85 Millionen Dollar belohnen lassen. VanVleet startete auf der Zwei, gab aber gleichzeitig Kyle Lowrys Backup als Aufbau. In der Regel nahm er sich immer des stärksten Backcourt-Spielers des Gegners an. Man erinnere sich: In Nick Nurses „Box and One“-Defense war VanVleet der eine Spieler, der in der Mann-Mann-Verteidigung blieb. Trotz 17,6 Punkten pro Partie hat VanVleet auch Raum zur Verbesserung: Seine Effizienz im Pick-and-Roll und seine Abschlüsse am Ring könnten besser werden. Im Catch-and-Shoot agiert er derweil stark. Wäre eine Off-Guard-Rolle für ihn also besser geeignet? Nachvollziehbar war demnach, mit dem späten Erstrundenpick Point Guard Malachi Flynn zu ziehen.


Eastern Conference // Washington Wizards // Bilanz 19/20: 25-47

NICHTS NEUES IM OSTEN

Team-Info Gegründet: 1961 Meisterschaften: 1 Arena: Capital One Arena Zuschauer: 20.282 Gehälter 20/21: 132,7 Mio. $ Topverdiener: R. Westbrook (41,4 Mio. $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Bekommt Moritz Wagner genug Spielzeit bei dieser Konkurrenz auf Center? POS Name Größe Alter

H

Stats 2019/20

ätte Bradley Beal jedes Mal 1.000 Dollar bekommen, wenn er Mittelpunkt eines Tradegerüchts war, er hätte allein damit schon ausgesorgt. Wie oft der Shooting Guard in den vergangenen Monaten zu anderen Teams geschrieben wurde, ist grotesk. Und vom Front Office heißt es wie von einer stets springenden Schallplatte: Nein, wir werden Beal nicht traden. Obwohl der Vertrag des 27-Jährigen vor der Spielzeit 2019/20 bis mindestens 2022 verlängert wurde, war (und ist) Beal Stammgast in den Trade-Gossip-Spalten. Neu war hingegen in der Hauptstadt, dass es auch zahlreiche Wechselgerüchte um den anderen Backcourt-Star gab: John Wall.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Bradley Beal

57

36,0 51,5

35,3

52,0

84,2

4,2

6,1

1,2

0,4

3,4

2,2 30,5

Russell Westbrook

57

35,9 51,4

25,8

49,3

76,3

7,9

7,0

1,6

0,4

4,5

3,5 27,2

Davis Bertans

54

29,3 47,1

42,4

59,8

85,2

4,5

1,7

0,7

0,6

1,1

2,6 15,4

Rui Hachimura

48

30,1 50,0

28,7

48,9

82,9

6,1

1,8

0,8

0,2

1,1

2,2 13,5

Thomas Bryant

46

24,9 63,0

40,7

62,6

74,1

7,2

1,8

0,5

1,1

1,2

2,2 13,2

Ish Smith

68

26,3 47,3

36,7

49,2

72,1

3,2

4,9

0,9

0,4

1,4

1,6 10,9

Troy Brown Jr.

69

25,8 47,9

34,1

48,8

78,4

5,6

2,6

1,2

0,1

1,1

1,9 10,4

Jerome Robinson

21

24,0 44,3

34,9

48,3

76,3

3,3

2,0

0,7

0,4

1,1

2,7 9,4

Moritz Wagner

45

18,6 64,5

31,3

59,2

82,1

4,9

1,2

0,6

0,4

1,5

3,4 8,7

Robin Lopez

66

14,5 57,7

33,3

55,0

52,8

2,4

0,7

0,2

0,7

1,0

1,5 5,4

Isaac Bonga

66

18,9 57,1

35,2

55,8

81,2

3,4

1,2

0,7

0,3

0,9

2,4 5,0

Deni Avdija*

26

14,3 59,6

27,7

-

55,6

2,6

1,2

0,4

0,2

0,7

2,0 4,0

*Maccabi Tel Aviv (Euroleague)

48

Und bei ihm wurde aus den Gerüchten am Ende Realität. Der Trade für Houstons Russell Westbrook ging zum Start des Training Camps durch. Wall wollte eh den Klub verlassen. So war zu lesen, dass er beleidigt sei, weil die Wizards inzwischen Beal als Franchise-Player auserkoren hatten. Beal auf der anderen Seite soll sich für den Deal für Westbrook starkgemacht haben. Was davon am Ende den Tatsachen entsprach, ist egal. General Manager Tommy Sheppard schaffte Fakten. Mit Westbrook entschied er sich für den besseren Wall. Soll heißen: Beide sind sich in ihrer Spielanlage sehr ähnlich, da sie vor allem von ihrer Athletik leben.

PG R. Westbrook

1,91

32

I. Smith

1,83

32

R. Neto

1,85

28

C. Winston

1,85

22

SG B. Beal

1,91

27

J. Robinson

1,93

23

SF T. Brown Jr.

1,98

21

D. Avdija

2,06

19

I. Bonga

2,03

21

PF D. Bertans

2,08

28

R. Hachimura 2,03

22

A. Gill

2,03

28

C T. Bryant

2,08

23

R. Lopez

2,13

32

M. Wagner

2,11

23

Heimlicher Liebling: Troy Brown Jr.

Troy Brown Jr. geht in sein drittes NBA-Jahr und entwickelt sich trotz der Unruhe bei den Wizards beständig. Brown ist sehr talentiert und vielseitig, fliegt aber mangels Erfolg und Verantwortung nahezu völlig unter dem Radar.


3,4 Rebounds und 1,2 Assists pro Spiel. Er traf 35,2 Prozent seiner Dreier, auch wenn er nur im äußersten Notfall von Downtown abdrückte (1,1 Versuche pro Spiel). Diese Werte drücken nur sehr bedingt aus, wie wichtig der vielseitige lange Deutsche in der Wizards-Defense war. Dort dürfte er auch in der nächsten Saison eine wichtige Rolle spielen. Denn viel defensives Potenzial haben die Wizards nicht dazugewonnen. An neunter Stelle der Draft wurde Deni Avdija geholt. Der Israeli wurde von manchen als Top-5-Pick gesehen, daher könnte die Wahl ein Steal sein. Er war in jedem Fall der beste verfügbare Spieler zu diesem Zeitpunkt, nur der Fit in Washington ist nicht klar. Avdija gehört zur Kategorie Point Forward: ein begabter Ballhandler mit starker Court Vision. Das heißt aber auch, dass er den Ball braucht. Das ist neben Westbrook und Beal jedoch schwierig. Vielleicht wird der 19-Jährige im System von Coach Scott Brooks deswegen die Rolle des Sixth Man einnehmen. Problematisch ist allerdings sein wackeliger Wurf. Von der Freiwurfund der Dreierlinie muss er sich deutlich steigern. Ob er viel Zeit mit Hachimura auf dem Court sehen wird, der ebenfalls keine Gefahr von Downtown ist, ist zweifelhaft. In Sachen Verteidigung ist Avdija bestenfalls solide. Er hat einen hohen Basketball-IQ, allerdings mangelt es ihm an lateraler Geschwindigkeit und Athletik. Der Israeli ist aber ein entwicklungsfähiger Spieler mit hoher Arbeitsmoral. Seine Schwächen wird er mildern können – auch wenn das etwas Zeit in Anspruch nehmen dürfte. In der zweiten Runde schnappte Washington sich nach einem Trade mit OKC Cassius Winston an 53. Stelle. Der Point Guard ist ein grundsolider Ballhandler und Scorer. Er dürfte schon früh Minuten sehen, wenn Westbrook seine Pausen braucht. In seinem letzten Jahr an der Michigan State University kam der 22-Jährige auf 18,6 Punkte und 5,9 Assists. Die Hoffnungen ruhen aber vor allem auf Westbrook und Bryant. Bryant legte 13,2 Punkte und 7,2 Rebounds auf, bevor ihn sein rechter Fuß außer Gefecht setzte. Mit ihm wäre wieder jemand da, der den Ring beschützen kann. Als Backup wurde Robin Lopez von den Bucks losgeeist. Die Entscheider im Front Office haben klargemacht, dass Beal und Westbrook die wichtigsten Spieler für die mittelfristige Zukunft sind. Die Verlängerung mit Bertans ist ebenso ein klares Bekenntnis. Doch defensiv ist eine (personelle) Verbesserung in der Offseason weitgehend ausgeblieben. Daher dürfte es auch mit den prominenten Rückkehrern sehr schwierig mit den Playoffs werden.

22

Power Ranking + Stärken

In Bradley Beal haben die Wizards einen der besten Scorer der ganzen Liga. Zudem machen Russell Westbrook und Thomas Bryant Hoffnung auf bessere Zeiten. Davis Bertans wird auch 2021 die Dreier versenken.

- Schwächen Das Problem der miserablen Defensive wurde nicht angegangen. Auf fast allen Positionen mangelt es an Tiefe. Wie lange braucht Westbrook, um anzukommen? Schafft er es überhaupt?

= Fazit Gerade in Sachen Verteidigung kann es eigentlich nur besser werden. Aber hinter dem Kader stehen zu viele Fragezeichen. Das Erreichen der Postseason wird schwierig. Hoffentlich sehen wir zumindest viel Wagner und Bonga.

Wird am ehesten ... … getradet: T. Bryant … All Star: B. Beal … versauern: R. Hachimura … überraschen: D. Avdija … enttäuschen: R. Hachimura … auf der Bank einschlafen: R. Neto … seinen Bruder vermissen: R. Lopez

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Westbrook spielt wie einst in Oklahoma City. Das ganze Team nutzt den All-Star-Break für ein Wochenseminar in der „Kevin Garnett School of Defense“. Fortan klappt es auch mit der Verteidigung.

John Wall steht plötzlich in der Trainingshalle. „Aber wir haben dich getradet?“, sagt Sheppard. Wall: „Ich bin an dem Abend ins Bett gegangen und war ein Wizard, morgens dann war ich auf einmal bei den Rockets. Das geht nicht mit rechten Dingen zu! Stop the trade! Stop the trade!“

49

Fotos: Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images

Westbrook hat jedoch nicht anderthalb Saisons verpasst und nicht an der denkbar schwersten Verletzung im Basketball laboriert – einem Achillessehnenriss. Walls Leistung ist eine viel größere Unbekannte. Und: Coach Scott Brooks kennt „Brodie“ aus der gemeinsamen Zeit in Oklahoma City. Die sichere Bank ist natürlich Beal. Der Shooting Guard spielte eine überragende Saison und dürfte als einer der größten All-Star-Snubs in die Geschichte eingehen: 30,5 Punkte, 6,1 Assists und 4,2 Rebounds legte der 27-Jährige auf. Er war der zweitbeste Scorer der Liga – hinter James Harden und noch vor Damian Lillard. Hält Beal auch nur annähernd seine Form, dürfte Washington zumindest offensiv wieder Spaß machen. Die wichtigste Entscheidung der Offseason war die Verlängerung mit Davis Bertans. Es gibt kaum einen sichereren Shooter von Downtown als den Letten. Der 28-Jährige drückte pro Partie 8,7 Würfe von jenseits der Dreierlinie ab und traf dabei überragende 42,4 Prozent. Als Belohnung gab es einen Fünf-JahresVertrag über 80 Millionen Dollar. Der Deal ist für einen eindimensionalen Spieler vielleicht etwas teuer und auch recht lang. Mit Beal, Bertans und Westbrook dürfte offensiv einiges möglich sein. Die größere Baustelle ist eindeutig die Verteidigung. Mit einem Defensivrating von 115,5 belegte man den letzten Platz der Association. Hier spielte auch die Verletzung von Center Thomas Bryant eine Rolle. Als alleiniger Grund für die miserable Defensivleistung kann der Ausfall aber nicht herhalten. Rui Hachimura hat es zwar ins AllRookie-Second-Team geschafft und zeigt insgesamt vielversprechende Ansätze, seine Verteidigung ist aber noch nicht auf NBA-Niveau. Wie geht es außerdem mit Moritz Wagner und Isaac Bonga weiter? Nach ihrem gemeinsamen Rookie-Jahr bei den Lakers gingen die Entwicklungen der beiden in unterschiedliche Richtungen. Während Wagner in L.A. gute Ansätze zeigte und das eine oder andere starke Spiel aufs Parkett legte, kam er als Sophomore in Washington vor allem wegen Verletzungen nur auf 45 Spiele. Seine Werte waren überschaubar: Er kam im Schnitt auf 8,7 Punkte und 4,9 Rebounds, traf 38 Prozent aus dem Feld und 31 Prozent seiner Dreierversuche. Der Berliner hat jedoch – gut dokumentiert in der FIVE – in den vergangenen Monaten alles dafür getan, seinen Körper zu stählen und bereit zu sein. Bonga dagegen kam im ersten Jahr bei den Lakers nur sporadisch zum Einsatz. In der Hauptstadt wurde er dann rasch zum Starter befördert. In 49 von 66 Partien stand er 2019/20 in der Ersten Fünf. Seine Zahlen? 5,0 Punkte,


Western Conference // Dallas Mavericks // Bilanz 19/20: 43-32

OPERATION WARPSPEED

Team-Info Gegründet: 1980 Meisterschaften: 1 Arena: American Airlines Center Zuschauer: 21.146 Gehälter 20/21: 130,7 Mio. $ Topverdiener: K. Porzingis (29,5 Mio. $)

Text: André Voigt

Depth Chart Kein Team kann so groß und trotzdem treffsicher mit fünf Spielern an der Dreierlinie agieren wie Dallas. POS Name Größe Alter

E

Stats 2019/20

s war ein Wurf für die Ewigkeit. Luka Doncic. Die Clippers. Porzingis verletzt. Overtime. 43 Punkte. Die letzten drei als Buzzerbeater. „Bang, bang!“ War es ein Erfolg für die Ewigkeit, dieses 133:132 gegen den Titelfavoriten aus L.A. in Spiel vier der ersten Playoff-Runde 2020? Nein. Es war viel mehr. In dieser 53. Minute war der Neuaufbau der Dallas Mavericks in der PostNowitzki-Ära offiziell vollendet und Luka Doncic ab sofort ein Star. Ab sofort waren die Ziele andere. Auch die Offseason 2020 zeigte das. Klar, die Träumereien um eine Verpflichtung von Giannis Antetokounmpo beherrschten die Schlagzeilen – dabei ist und war ein derartiger Coup unwahrscheinlich. Das wissen auch Manager Donnie Nelson und sein Boss Mark Cuban. Natürlich

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Luka Doncic

61

33,6 57,4

31,6

53,1

75,8

9,4

8,8

1,0

0,2

4,3

2,5 28,8

Kristaps Porzingis

57

31,8 48,4

35,2

50,3

79,9

9,5

1,8

0,7

2,0

1,6

3,2 20,4

Tim Hardaway

71

29,5 48,5

39,8

55,0

81,9

3,3

1,9

0,6

0,1

1,0

1,8 15,8

Josh Richardson

55

30,8 48,6

34,1

49,6

80,9

3,2

2,9

0,9

0,7

1,9

2,5 13,7

Trey Burke

8

23,9 42,2

43,2

52,4

90,9

1,9

3,8

1,1

0,1

1,1

1,5 12,0

D. Finney-Smith

71

29,9 58,9

37,6

57,5

72,2

5,7

1,6

0,6

0,5

1,0

2,5 9,5

Dwight Powell

40

26,5 71,6

25,6

65,9

66,7

5,7

1,5

0,9

0,6

0,9

2,6 9,4

Maxi Kleber

74

25,5 60,5

37,3

57,7

84,9

5,2

1,2

0,3

1,1

0,8

2,4 9,1

James Johnson

32

19,3 56,5

36,3

55,6

64,6

3,7

2,3

0,8

1,0

1,5

2,5 8,4

Jalen Brunson

57

17,9 51,5

35,8

52,2

81,3

2,4

3,3

0,4

0,1

1,2

1,3 8,2

J.J. Barea

29

15,5 43,4

37,6

48,8

90,9

1,8

3,9

0,2

0,1

1,3

0,9 7,7

Josh Green*

30

30,9 44,9

36,1

-

78,0

4,6

2,6

1,5

0,4

1,6

2,4 12,0

*Arizona

50

stand die Transferphase unter der Prämisse, sich nicht die eigene Zukunft finanziell zu verbauen. Gleichzeitig sollte aber der Kader so verbessert werden, dass der nächste Schritt Richtung … schluck … Meisterschaft getan wird. Schon in der vergangenen Spielzeit hatten sie in Texas die Flügelpositionen als Schwachstellen ausgemacht. Es fehlte an physischen Verteidigern gegen die Superstars vom Schlage eines LeBron James, Kawhi Leonard, Jimmy Butler etc. Selbst Dorian Finney-Smith war in einigen Matchups überfordert, sodass etwa Maximilian Kleber in den Playoffs zum primären Verteidiger für Leonard wurde. Auch wenn der Würzburger seine Sache gut machte, wurde das Flügelproblem zur obersten Priorität erkoren – und sehr wahrscheinlich gelöst. Und wie …

PG L. Doncic

2,03

21

J. Brunson

1,90

24

T. Burke

1,83

28

J.J. Barea

1,78

36

SG J. Richardson

1,95

27

W. Iwundu

1,98

25

J. Green

1,98

20

SF T. Hardaway Jr. 1,98

28

D. Finney-Smith 2,03

28

J. Johnson

2,01

33

PF K. Porzingis

2,21

25

M. Kleber

2,08

28

C D. Powell

2,11

29

W. Cauley-Stein 2,13

27

B. Marjanovic 2,21

32

Heimlicher Liebling: Maximilian Kleber

Maximilian Kleber macht auf dem Basketballfeld nicht nur all die kleinen Dinge, er sorgt auch für Highlights. Dunks, Blocks, klebrige Defense gegen die Stars … Kleber gibt den Mavs mehr, als die meisten Fans realisieren.


Doncic zurechtzufinden. Porzingis nahm so viele Dreier wie noch nie. Erst als Dwight Powell sich die Achillessehne riss und der 2,21-Meter-Mann als Center startete, schien er richtig in der Offensive anzukommen. Porzingis muss nicht am Zonenrand Postups dominieren, das ist nicht sein Spiel. Ein bisschen mehr Abwechslung in seinen Abschlüssen würde ihm aber sicher guttun. Vielleicht fällt dann auch der Dreier wieder besser. Ansonsten dürften Stimmen laut werden, die eventuell nach einer anderen Zweitstar-Lösung rufen … Wer neben dem „Einhorn“ startet, hängt viel mit der Gesundheit von Powell zusammen. Nach eigener Aussage ist er bereit, zum Saisonbeginn voll einzusteigen und seinen Offensivmix aus Abrollen, Cuts sowie Offensivrebounds einzubringen (lies: Powell hat keinen Wurf oder Postmoves). Auch wenn er defensiv und bei den Rebounds Schwächen hat, sein Pick-and-Roll mit Doncic ist ein Genuss. Unter allen Zwei-Spieler-Combos legten sie 2019/20 das dritthöchste Offensivrating auf. Das dürfte so weitergehen, denn die Verteidigung steht vor einem Dilemma: Sollen sie von den Schützen weggehen, um bei Doncic oder Powell zu helfen? Defensiv würde Maximilian Kleber am besten an die Seite von Porzingis passen. Er kann beide großen Positionen verteidigen, beschützt den Ring, bleibt im Pick-and-Roll zuverlässig selbst vor schnelleren Dribblern. Im Gegensatz zu Powell trifft er den Dreier, und sein Pick-and-Pop ist eine Waffe, auch weil der Überathlet ebenfalls über Ringniveau finishen kann. Je nach Matchup wird Coach Carlisle entweder Powell oder Kleber starten lassen. Von der Bank bringt der Trainerstab eine Vielzahl an fähigen Rollenspielern. Jalen Brunson ist ein cleverer Point Guard, der über das Pickand-Roll kommt, er beerbt J.J. Barea. Trey Burke – eine Offenbarung in der Bubble – heuerte erneut als Scorer an, der keine lange Anlaufzeit braucht, aber auch gern mal überdreht. Auf Shooting Guard sollen Iwundu und Green Dreier plus Defense bringen, beide dürften aber wenig Spielzeit sehen, da auch Hardaway als Zweier auflaufen kann. Die Small Forwards Finney-Smith und Johnson sind Männer fürs Grobe und den Dreier. Vor allem „Bloodsport“ Johnson. Boban Marjanovic ist ein situationsbedingt wertvoller Center, aber auch aufgrund seiner 2,21 Meter und etwas lahmer Beine oft nicht einsetzbar. Willie Cauley-Stein komplettiert die Big-Men-Riege. Er hatte nach seiner Ankunft nicht überzeugt. Aber CauleyStein unterschrieb für nur vier Millionen Dollar, aufgrund der Verletzungen von Powell bzw. Porzingis wollen die Mavs hier auf Nummer sicher gehen.

07

Power Ranking + Stärken

Die Dallas Mavericks haben einen absoluten MVPKandidaten, der eine durchdachte, effiziente und vielseitige Offensive anführt. Das Team ist tief besetzt und kann extrem groß oder klein spielen. Endlich sind auch die Flügelpositionen adäquat besetzt.

- Schwächen Ist Porzingis wirklich der Zweitstar eines Conference-Finalisten, wenn er nur Dreier wirft? Die Defensive wird sich verbessern, rangierte aber 2019/20 auf dem 18. Platz, auch bei den Rebounds griffen die Mavs nur halbherzig zu. Hängt zu viel an Doncic?

= Fazit Die Mavs sind wieder da! Erstmals seit 2011 stellt die Franchise ein Team, dem die ConferenceFinals zugetraut werden müssen. Doncic dürfte effizienter werden, die Schwäche am Flügel ist ausgebessert. Der Neuaufbau ist beendet.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … MVP: … von allen geliebt:

W. Cauley-Stein L. Doncic J. Johnson J. Richardson J. Johnson L. Doncic B. Marjanovic

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

„Antetokounmpo, pah!“, lacht Nelson. „Warum habe ich den Balkan-Jungs in der Bubble Cevapcici bezahlt?“ Porzingis geht für Jokic weg. Dragic kommt für Hardaway. „Jebem tebe i tvoj voz pun kukuruza, zrno po zrno“, lacht Nelson.

Carlisle lässt Doncic, Iwundu, Kleber, Porzingis und Powell starten. Tags darauf steht ein Mob mit MAGA-Fahnen am AAC und brüllt: „America first!“ Die coronageschwängerte Luft dringt ins AAC – alle haben Covid.

51

Fotos: Garrett Ellwood/Glenn James/NBAE via Getty Images

Dass in der Draft mit Josh Green und Tyler Bey zwei potenzielle Dreier-und-Defense-Akteure verpflichtet wurden, ist schon sehr erfreulich. Als dann aber Shooter Seth Curry für den defensiv viel stärkeren Josh Richardson getradet wurde und auch noch Wesley Iwundu aus Orlando bzw. James Johnson aus Minnesota kamen … da hatten die Mavs plötzlich zu viele Akteure mit der Jobbeschreibung „Three-and-D“. Deshalb dürfte vor allem bei den Rookies der eine oder andere in der G-League entwickelt werden. Die Erste Fünf von Coach Rick Carlisle dürfte künftig wie folgt aussehen: Doncic startet als Point Guard. Nur Giannis Antetokounmpo beendete mehr Ballbesitze für sein Team als der Slowene. Doch „Luka Magic“ hielt nicht nur das Spielgerät oft in seinen Händen … mit dem (da noch) Spalding führte er den in Sachen Offensivrating besten Angriff aller NBA-Zeiten. Vor allem, weil er das Pick-and-Roll zelebriert wie kaum ein anderer Spieler auf der Welt. Nur Damian Lillard und Trae Young liefen diese Aktion 2019/20 mehr als Doncic. Der erst 21-Jährige paart eine überragende Spielintelligenz mit einem bulligen Körper, einem vollgestopften Arsenal an Abschlüssen und einem Ballhandling, das Verteidiger regelmäßig ins Ungleichgewicht stürzt. Die einzige Schwachstelle von „Luka Legend“ ist bisher noch der Dreier. Aus dem Catch-and-Shoot traf er zuletzt nur 28,0 Prozent, aus dem Dribbling 31,6 Prozent bei 7,2 Versuchen. Hier dürfte sich mit zunehmender Erfahrung eine verbesserte Wurfauswahl positiv auswirken, aber auch der Schuss selbst braucht Arbeit. Es darf darauf gewettet werden, dass genau dort das Hauptaugenmerk in der Offseason lag. Neben dem MVP-Kandidaten werden Neuzugang Richardson und Tim Hardaway Jr. zu Beginn auf dem Parkett stehen. Erstgenannter muss seinen Dreier nach einem eher unsicheren Jahr 2019/20 wieder auf Niveau bringen. Letzterer ist mit seinen 42,1 Prozent bei Dreiern aus dem Stand sowie diesem Hang zur offensiven Selbstüberschätzung ein essenzieller Bestandteil des Angriffs – solange er defensiv ans Limit geht. Auf den großen Positionen ist Kristaps Porzingis gesetzt, wenn er Anfang Januar von seinem Meniskusriss zurückkehrt. In diesem Satz versteckt sich dann auch das dreckige Geheimnis dieser Mavs … irgendwas ist immer mit dem Letten. Seit 2016/17, seiner zweiten Saison, absolvierte er nie mehr als 66 Partien in einer Spielzeit. 2018/19 verpasste er nach seinem Kreuzbandriss komplett. Der 25-Jährige soll der zweite Star neben Doncic sein, lieferte auch 20 Punkte, knapp zehn Rebounds und zwei Blocks, aber er brauchte lange, um sich mit der Rolle an der Seite von


Western Conference // Denver Nuggets // Bilanz 19/20: 46-27

DER LANGE NÄCHSTE SCHRITT Text: Peter Bieg

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 0 Arena: Ball Arena Zuschauer: 19.520 Gehälter 20/21: 122,6 Mio. $ Topverdiener: N. Jokic (28,5 Mio. $)

Depth Chart Die Nuggets sind wieder tief besetzt ... eigentlich sogar zu tief, denn es gibt viele Scorer. POS Name Größe Alter

N

Stats 2019/20

och mehr als der Titel der Lakers wird vielen die Bubble-Performance der Nuggets in Erinnerung bleiben. Sie waren eigentlich schon tot. Mit 1-3 hinten. Zwei Mal. Gegen Utah gab es eine grandiose Aufholjagd und einen für die Jazz herzzerbrechenden Wurf von Mike Conley, der wieder aus dem Korb rausrollte … sodass Denver in Runde zwei kam. Erneut zeigte Denver unfassbare Kämpferqualitäten. Nach dem epischen Downfall der Clippers in Game 7 ging es für die Mannen aus der Mile High City in die Conference-Finals. Dort schlug man sich ebenfalls wacker, war einen Gamewinner von Anthony Davis davon entfernt, die Serie so

richtig spannend zu machen. Am Ende waren LeBron James und Co. die buchstäbliche Nummer zu groß. Die Nuggets erarbeiteten sich in der Bubble weltweit Respekt, lieferten Geschichten ohne Ende: über die Moral, zwei Mal von einem 1-3 zurückzukommen. Von Nikola Jokic, der sein Spiel perfektioniert und dabei ist, die Center-Position zu revolutionieren. Von Jamal Murray, der alles gegeben und unmögliche Würfe getroffen hat – und der am Ring jordanesque Finishes auspackte. Murray kam nach einer durchwachsenen Regular Season in den Playoffs auf 26,5 Punkte und 6,6 Assists bei Shooting-Splits von 51-45-90.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Nikola Jokic

73

32,0 59,4

31,4

56,5

81,7

9,7

7,0

1,2

0,6

3,1

3,0 19,9

Jamal Murray

59

32,3 51,9

34,6

51,9

88,1

4,0

4,8

1,1

0,3

2,2

1,7 18,5

Will Barton

58

33,0 49,8

37,5

52,3

76,7

6,3

3,7

1,1

0,5

1,5

2,1 15,1

Paul Millsap

51

24,3 50,0

43,5

54,3

81,6

5,7

1,6

0,9

0,6

1,4

2,9 11,6

Gary Harris

56

31,8 47,9

33,3

48,7

81,5

2,9

2,1

1,4

0,3

1,1

2,1 10,4

Michael Porter Jr.

55

16,4 56,4

42,2

59,0

83,3

4,7

0,8

0,5

0,5

0,9

1,8 9,3

Monte Morris

73

22,4 49,5

37,8

51,7

84,3

1,9

3,5

0,8

0,2

0,7

1,0 9,0

JaMychal Green

63

20,7 51,8

38,7

56,0

75,0

6,2

0,8

0,5

0,4

0,9

2,8 6,8

PJ Dozier

29

14,2 44,4

34,7

46,8

72,4

1,9

2,2

0,5

0,2

0,9

1,6 5,8

Bol Bol

7

12,4 52,6

44,4

57,1

80,0

2,7

0,9

0,3

0,9

1,4

1,6 5,7

Facundo Campazzo* 10

25,8 57,1

27,5

-

82,6

2,5

6,7

2,0

0,0

2,8

2,5 9,3

R.J. Hampton**

20,6 46,8

29,5

-

67,9

3,9

2,4

1,1

0,3

1,5

1,9 8,8

15

*Real Madrid (Euroleague 2020/21) **New Zealand Breakers

52

PG J. Murray

1,93

23

F. Campazzo

1,80

29

R.J. Hampton

1,96

19

SG G. Harris

1,93

26

M. Morris

1,91

25

T. Daniels

1,93

29

SF M. Porter Jr.

2,08

22

W. Barton

1,98

29

T. Cook

2,06

23

PF J. Green

2,03

30

P. Millsap

2,03

35

B. Bol

2,20

21

C N. Jokic

2,11

25

I. Hartenstein

2,13

22

Z. Nnaji

2,11

19

Heimlicher Liebling: Isaiah Hartenstein

Wie lange musste der Deutsche auf eine echte Chance warten? In der G-League hat er dominiert, in Houston fiel er dem MicroballWahnsinn zum Opfer. Jetzt hat er also endlich die Chance zu zeigen, dass er in die NBA gehört.


Man, der mittelfristig Minuten auf der Fünf sehen wird. Seine Defense ist aber noch nicht NBA-ready. Zwei Positionen später zog Denver R.J. Hampton. Ein typischer Nuggets-Pick: könnte komplett in die Hose gehen, könnte genauso in naher Zukunft als DER Steal gelten. Combo Guard Hampton verbrachte das vergangene Jahr in Neuseeland und überzeugt mit seiner Explosivität. Aufgrund seiner Athletik könnte er auch ein guter Verteidiger werden, die größte Baustelle ist noch der Wurf. Neben Murray, Gary Harris und Monte Morris wird Hampton aber erst mal nicht viel Spielzeit sehen und muss nicht produzieren. Als kreative Unterstützung auf der Eins holten die Nuggets Facundo Campazzo von Real Madrid. Der Argentinier war zuletzt bester Spielmacher der Euroleague und sollte hinter und neben Murray wertvolle Minuten liefern – von Anfang an. Sollten Campazzo und Hampton mehr Zeit auf dem Court sehen, wird sich auch die Pace des Nuggets-Spiels erhöhen. In der abgelaufenen Saison war Denver das zweitlangsamste Team der Association. Gleichzeitig hatte man das fünftbeste Offensivrating mit 113,1 Punkten pro 100 Ballbesitze. Ein Zeugnis insbesondere der immensen Spielintelligenz von Jokic, der im Positionsspiel jeden Gegner filetieren kann. Verbunden mit der geringen Zahl an Dreiern, die das Team nimmt (27. Platz), ist die Malone-Truppe eine absolute Ausnahme in der Liga. Der wertvollste Nugget ist und bleibt Nikola Jokic. 20 Punkte, 10 Rebounds und sieben Assists pro Spiel lieferte der serbische „Joker“ ab. Sein Game stellt viele Teams vor unlösbare Probleme. Er als Center und der dynamische Murray sind nach den Auftritten in der Bubble mehr denn je die Achse der Goldstücke. Ein Baustein für die Zukunft ist Bol Bol. Der 21-Jährige hat eine Beförderung bekommen – aus dem Two-Way-Deal wurde ein normaler Vertrag. In überschaubarer Spielzeit deutete der Stretch-Big sein Potenzial an, hatte die beste Dreierquote des Teams mit 44,4 Prozent, wenn auch nur bei 1,3 Versuchen pro Partie. Vor allem die Passfähigkeiten des 2,20-Meter-Hünen ließen einige Fans staunen. Macht der fragil gebaute Bol den nächsten Schritt und wird defensiv stabiler, könnte er die Rotation auf Dauer knacken. Um wieder in Richtung Finals zu stürmen, müssen Jokic und Co. abermals Fabelleistungen aufs Parkett zaubern. Wenn nicht, wird die Saison 2020/21 ein Übergangsjahr, bis man nächstes Jahr geeignete Teile für den großen Angriff holt. Ein Topteam bleibt Denver in jedem Fall.

03

Power Ranking + Stärken

Ein überdominanter Point Center in Jokic, Murray ist auf dem Weg in die Riege der Topstars. Dazu ein kompetenter Coach und Geschlossenheit in der Kabine. Und in der ganzen Liga die Gewissheit: Die Nuggets können immer zurückkommen.

- Schwächen Millsap wird nicht jünger, Grants Abgang tut weh. Die Free Agency war bescheiden. In der zweiten Reihe fehlen Erfahrung und Defense. Murray muss die Bubble erst noch bestätigen. Der nächste Schritt ist lang, die Erwartungen sind hoch.

= Fazit Die Denver Nuggets werden auch 2020/21 wieder richtig Spaß machen und mit Heimvorteil in die Playoffs einziehen. Für den ganz großen Wurf wird es aber nicht reichen. Es sei denn, Porter, Bol und Hampton explodieren zeitgleich – oder die Youngsters bringen per Trade einen Superstar.

Wird am ehesten ... … getradet: G. Harris … All Star: J. Murray … versauern: R.J. Hampton … überraschen: I. Hartenstein … enttäuschen: R.J. Hampton … Ahs und Ohs auslösen: F. Campazzo … wieder Big Macs inhalieren: N. Jokic

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Dank Hartensteins Freundin in Reihe eins ist die Halle immer voll. Jokic bleibt schlank und legt mehr Assists auf als Doncic, James und Paul zusammen. In den Finals versenkt Murray in Spiel 7 gegen Milwaukee den Gamewinner von der Mittellinie.

Jokic nimmt doch wieder die große Pommes zum Burger-Menü, Murray landet mal wieder auf Pornhub. Hartensteins Freundin macht Schluss und unterschreibt bei Mattel. Die Team­moral stimmt gar nicht mehr. Man teilt sich Platz 8 mit Phoenix – verliert aber den Tiebreaker.

53

Fotos: Chris Elise/Bill Baptist/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

Auch Michael Porter Jr. deutete offensiv an, wieso er vor seiner Rückenverletzung als sicherer Top-3-Pick galt. Veteran Paul Millsap präsentierte sich als unangefochtener Leader und sicher aus der Distanz. Sogar Bol Bol war plötzlich mehr als nur Highschool-Hype. Das alles unter Coach Mike Malone, der es geschafft hat, aus dem Team mehr als die Summe der einzelnen Teile zu machen. Es herrschte Einigkeit: Die Nuggets sind in einer großartigen Situation. Es fehlen nur kleine Teile, um den finalen Schritt zu machen. Dann kam die Free Agency und mit ihr die Ernüchterung: Jerami Grant, während der Saison zum Starter befördert, lieferte nicht nur grandiose Defense, sondern auch gutes Shooting (38,9 3P%). Es war allgemein erwartet worden, dass der Big verlängert. Doch Grant unterschrieb für vier Jahre und 80 Millionen bei den Detroit Pistons, um dort eine größere Rolle einzunehmen. Sein Abgang ist ein herber Rückschlag für das Team von Malone. Zwar holte die Franchise schnell Ersatz in Person von JaMychal Green. Aber im Vergleich zu Grant ist er ein Downgrade. Daher überraschte es, dass Denver die Qualifying Offer für Torrey Craig zurückzog, der daraufhin in Milwaukee unterschrieb. Mit Grants Abschied wäre seine Defense am Flügel bitter nötig gewesen. Doch nicht nur wegen des Grant-Abgangs muss die Free Agency als Enttäuschung gewertet werden. Auch das Ziel, einen dritten Star nach Colorado zu holen, wurde nicht erreicht. Porter Jr. könnte das mittelfristig werden, ist aber defensiv bisher lausig. Tradegerüchte um den Forward, der in der Bubble negativ durch Verschwörungstheorien auffiel, würgten die Verantwortlichen aber ab. Man wolle auf jeden Fall mit ihm in die neue Saison gehen. Immer wieder geisterte der Name Jrue Holiday durch Denver, doch der Point Guard landete in Milwaukee. Umso wichtiger war es für Denver, zumindest Millsap zu halten. Die halbe Liga soll hinter dem Veteranen her gewesen sein, besonders die Celtics sollen alles versucht haben. Am Ende verlängerte der 35-Jährige für ein Jahr und zehn Millionen. Wie Grant ging auch Mason Plumlee nach Detroit. In den Playoffs wurde deutlich, dass er in manchen Matchups nur bedingt spielbar ist. Seine Nicht-Verteidigung gegen Davis’ Gamewinner in Spiel zwei wird in Colorado noch einige Zeit in schlechter Erinnerung bleiben. Die entstandene Lücke hinter Jokic wird aus deutscher Sicht erfreulicherweise Isaiah Hartenstein füllen, der einen ZweiJahres-Vertrag unterschrieb. Etwas Abhilfe könnte auch bereits Zeke Nnaji schaffen. Der 22. Pick der diesjährigen Draft ist ein entwicklungsfähiger Big


Western Conference // Golden State Warriors // Bilanz 19/20: 15-50

LEBEN MIT DER KATASTROPHE Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1946 Meisterschaften: 6 Arena: Chase Center Zuschauer: 18.064 Gehälter 20/21: 177,1 Mio. $ Topverdiener: S. Curry (43,0 Mio. $)

Depth Chart Auf den großen Positionen gibt es viele fähige Anwärter auf Spielzeit … zu viele. POS Name Größe Alter PG S. Curry

E

Stats 2019/20

igentlich hatte die ganze Welt sich geeinigt: 2019/20 würde für die Warriors ein Sabbatjahr werden, eine Pause von den kräftezehrenden 100-SpieleSaisons, von denen sie fünf in Folge bestreiten durften – oder mussten. Die Zwangspausen für Klay Thompson und Stephen Curry, der Schongang für Draymond Green, die schlechteste Bilanz der NBA – all dies schien verkraftbar und dauerhaft vielleicht sogar positiv zu sein. Es kam schließlich der zweite Pick der Draft dabei raus, und Golden State schien prädestiniert dafür, nach einem Jahr im Niemandsland mit einem etwas neuen Gewand wieder voll anzugreifen. Dann kam der 18. November. Kurz bevor die Warriors an die Reihe kamen und mit James Wiseman ihren

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Stephen Curry

5

27,8 63,6

24,5

47,6

100,0 5,2

6,6

1,0

0,4

3,2

2,2 20,8

Andrew Wiggins

12

33,6 51,2

33,9

51,1

67,2

4,6

3,6

1,3

1,4

2,1

2,2 19,4

Kelly Oubre Jr.

56

34,5 51,1

35,2

51,7

78,0

6,4

1,5

1,3

0,7

1,5

3,4 18,7

Eric Paschall

60

27,6 55,0

28,7

52,6

77,4

4,6

2,1

0,5

0,2

1,6

2,1 14,0

Damion Lee

49

29,0 47,1

35,6

50,0

87,3

4,9

2,7

1,0

0,1

1,4

2,4 12,7

Mychal Mulder

7

29,1 66,7

30,8

50,7

75,0

3,3

1,1

0,3

0,1

0,7

2,9 11,0

Marquese Chriss

59

20,3 58,4

20,5

55,6

76,9

6,2

1,9

0,7

1,1

1,3

2,1 9,3

Kent Bazemore

68

24,8 37,5

34,4

45,3

76,9

4,3

1,4

1,1

0,6

1,3

2,9 8,8

Jordan Poole

57

22,4 39,2

27,9

40,6

79,8

2,1

2,4

0,6

0,2

1,3

1,6 8,8

Draymond Green

43

28,4 46,5

27,9

44,6

75,9

6,2

6,2

1,4

0,8

2,3

2,6 8,0

Brad Wanamaker

71

19,3 48,1

36,3

49,9

92,6

2,0

2,5

0,9

0,2

1,1

1,9 6,9

James Wiseman*

3

23,0 80,0

0,0

-

70,4

10,7 0,3

0,3

3,0

1,0

1,7 19,7

*Memphis

54

neuen Big Man ziehen konnten, machte eine Schocknachricht die Runde: Thompson hatte sich bei einem Trainingsspiel verletzt, es könne ernst sein und mit der Achillessehne zusammenhängen. Alles Betteln und Flehen half dann nichts, wenige Tage später wurde der Riss bestätigt. Der Shooting Guard verpasst somit auch die kommende Saison komplett, die „Splash Brothers“ werden wohl erst dann wieder gemeinsam auflaufen, wenn einer von ihnen 33 Jahre alt ist und der andere die noch immer schwerste Verletzung für Basketballer sowie einen Kreuzbandriss am anderen Bein hinter sich hat. Bitter ist da noch untertrieben. Kurz zuvor wurde noch darüber spekuliert, inwieweit die „unterbrochene“ Dynastie den Lakers gefährlich werden könnte, nun war das Thema stattdessen

1,91

32

B. Wanamaker 1,90

31

N. Mannion

1,90

19

SG A. Wiggins

2,01

25

D. Lee

1,96

28

J. Poole

1,93

21

M. Mulder

1,93

26

SF K. Oubre

2,01

25

K. Bazemore

1,93

31

PF D. Green

2,01

30

E. Paschall

1,98

23

A. Smailagic

2,08

20

C J. Wiseman

2,16

19

K. Looney

2,06

24

M. Chriss

2,06

23

Heimlicher Liebling: Draymond Green

Ein motivierter Draymond Green in der Defensive gehört zu den spektakulärsten Spielern der Liga. Niemand antizipiert besser, niemand reißt emotional so mit. Seine neuen Mitspieler können davon eigentlich nur profitieren – oder Probleme bekommen.


Umschaltsituationen große Stärken haben. Beide sind explosive Athleten, denen Curry und Green viele leichte Abschlüsse verschaffen sollten. Defensiv wird sich Oubre gut einfügen, bei Wiggins bleibt wie immer die Frage nach der Einstellung, die körperlichen Tools sind jedoch ebenfalls dafür vorhanden. Fragezeichen bestehen bei dieser Kombination sonst zudem in der Halbfeld-Offense – in einer Starting Five mit Green, Wiseman und den beiden Flügeln wäre Curry der einzige richtig gute Shooter, die restlichen vier Spieler rangieren von „okay“ bis „gar nicht“, was den Wurf angeht. Curry hat es allerdings bisher nahezu immer geschafft, dass Teams mit ihm auf dem Court ein überragendes Offensivrating auflegen konnten. Seine „Shooting Gravity“ wird auch Oubre und Wiggins bessere Abschlüsse verschaffen, als diese bisher jemals bekommen haben. Dennoch wird das Thema Spacing zu beobachten sein. Kerr dürfte seine Offense generell ein wenig umstellen müssen. Golden State lebte jahrelang von Currys Agilität, aber auch vom kollektiven Basketball-IQ und der Ballbewegung, die insbesondere Veteranen wie Andre Iguodala mit vorantrieben. Vom jetzigen Team bieten diese Komponenten nur Green und Curry – auch Brad Wanamaker, der als solider Backup aus Boston verpflichtet wurde, ist kein klassischer Tablesetter. Wiggins hat als Playmaker zwar Fortschritte gezeigt und in den vergangenen beiden Jahren 3,7 bzw. 3,6 Assists pro Partie aufgelegt, sein Verständnis für das Wann ist bisher allerdings nicht positiv aufgefallen. Die Bank ist immerhin wieder tiefer. Neben Wanamaker wurde auch Ex-Warrior Kent Bazemore zurückgeholt, die Zweitrundenpicks Nico Mannion und Justinian Jessup haben wohl ebenfalls Chancen auf Spielzeit. Looney ist nach seinem eigenen Verletzungsdrama zurück und könnte in vielen Crunchtimes auf der Fünf spielen, wenn er sein altes Niveau wieder erreicht. Eric Paschall will an sein überraschend gutes Rookie-Jahr anknüpfen und Jordan Poole das seinige nicht sehr starke vergessen machen. Das ist natürlich noch kein „Strength in Numbers“-Niveau, aber der Kader ist tiefer als 2019/20. Das alles macht die Thompson-Verletzung nur noch bitterer, denn mit etwas Glück hätte dieses Warriors-Team tatsächlich wieder weit oben angreifen können. Das wirkt nun unwahrscheinlich, ist allerdings auch nicht ausgeschlossen – allein Curry, Green und Kerr haben sich einen großen Vertrauensvorschuss verdient. Sie haben aber jede Menge Arbeit vor sich, um aus ihren weniger erprobten neuen Kollegen ebenfalls Gewinner zu machen. Vor allem Wiggins und Wiseman bringen riesiges „Boom or Bust“-Potenzial mit.

14

Power Ranking + Stärken

Die beiden wichtigsten Spieler verstehen sich blind, Curry ist ausgeruht und geht mit viel Motivation in die Saison. Oubre, Wiggins und Wiseman bringen ein großes Plus an Athletik, die Bank ist wieder tiefer. Die Kultur spricht für sich.

- Schwächen Wiseman hat überhaupt keine Spielpraxis, soll aber sofort helfen. Oubre und Wiggins können jeweils zu schwarzen Löchern werden, die Einstellung ist nicht immer gegeben. Wer außer Curry kann wirklich konstant Dreier treffen?

= Fazit Die Warriors sind spannend und werden in der Regular Season ihre Siege holen, die Playoffs sollten bei einer starken Curry-Saison drin sein. Für mehr fehlt es aber an bewiesener Two-Way-Qualität, sollte keine Verstärkung mehr kommen.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … stänkern: … Closing Center:

A. Wiggins S. Curry M. Chriss K. Oubre J. Wiseman D. Green K. Looney

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Wiggins und Oubre schwören einen Eid: „Wir verteidigen, wir geben alles!“ Symbolisch verpasst sich „Wave Papi“ einen Crewcut, Wiggins kommt schon in Verteidigungshaltung zur Arbeit. Curry ist begeistert, wird Liga-Topscorer und führt die „Dubs“ in die zweite Runde.

Nach vier Trainingseinheiten mit Wiggins hat Draymond genug und beißt einem vorbeilaufenden Huhn den Kopf ab. Das triggert eine Klausel in seinem Vertrag, die Warriors können ihn fristlos entlassen und Geld sparen. Green geht fürs Minimum zu seinem Agenten … äh … zu den Lakers.

55

Fotos: Ezra Shaw/Ashley Batz/NBAE via Getty Images

ein möglicher Komplettabriss oder eine weitere Saison, die de facto mit Tanking verbracht werden könnte. Die Warriors entschieden sich allerdings sofort dagegen. Ihre Transaktionen der Offseason zeigten auf, dass sie die kommende Saison keineswegs abschenken wollen. Im Gegenteil: Die Warriors werden sich 2020/21 eines der teuersten Teams der NBA-Geschichte leisten, allein für die Neuverpflichtung von Kelly Oubre Jr. gehen 68 Millionen Dollar an Luxussteuer drauf. Insgesamt werden sich die zu zahlenden Steuern laut ESPN-Insider Bobby Marks auf über 130 Millionen Dollar belaufen! Die Warriors haben sich nach der Thompson-Verletzung zudem erfolgreich um eine Disabled Player Exception (sie können für 9,2 Millionen Dollar einen weiteren Spieler verpflichten) beworben, die ihre Gehaltsliste noch mehr anschwellen lassen könnte. Sie wollen es offensichtlich wissen. In der jetzigen Form ist Golden State dabei nun die vielleicht größte Wundertüte der Western Conference. Auch Curry, Green und Kevon Looney wurden zuletzt ja vor anderthalb Jahren in Bestform gesehen, und das sind noch die einzigen Konstanten im Kader. Oubre ist neu, Wiseman hat am College eine Stichprobe von sage und schreibe drei Spielen produziert, und auch Andrew Wiggins ist bisher nur in zwölf Spielen für die „Dubs“ aufgelaufen. Fragezeichen sind fast überall zu finden – weitaus mehr, als es mit einer intakten Achse Curry-ThompsonGreen der Fall gewesen wäre. Was nicht bedeuten soll, dass die Warriors kein gutes Team sein können. Im Gegenteil. Mit Curry kehrt einer der nach wie vor besten NBASpieler zurück, der diesmal von einem kompletteren Team flankiert wird, als es im vergangenen Jahr der Fall gewesen wäre. Wiggins und Oubre bringen Speed, Länge und Athletik auf dem Flügel. Mit Green versteht sich Curry ohnehin blind, und auf der Fünf steht nun mit Wiseman ein legitimer Riese mit Star-Potenzial. Auf dem Papier ist das eine Kombination, die funktionieren kann. Abgesehen von Curry und Green bringen zwar alle drei projizierten Starter gewisse Fragen bezüglich ihrer Professionalität und Einstellung mit, Golden State baut aber darauf, dass die eigene etablierte Kultur und die Leadership des etablierten Star-Duos (sowie von Coach Steve Kerr) sie auf den Pfad der Tugend bringen können. Die jüngeren Spieler bringen dabei gewisse Qualitäten ein, die bei Golden State schon länger vermisst wurden – allen voran ihre jungen Beine. Kerr legte stets großen Wert auf die Transition-Offense, und mit Oubre und Wiggins verfügen die „Dubs“ nun wieder über Spieler, die genau in diesen


Western Conference // Houston Rockets // Bilanz 19/20: 44-28

ZEHN, NEUN, ACHT, SIEBEN … Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 2 Arena: Toyota Center Zuschauer: 18.500 Gehälter 20/21: 142,4 Mio. $ Topverdiener: J. Harden (41,3 Mio. $)

Depth Chart Wie viele Minuten wird Wall auf Point Guard nehmen können? POS Name Größe Alter

S

Stats 2019/20

echs, fünf, vier … der Countdown läuft. Das ist in Houston an sich nichts Bemerkenswertes. Immerhin koordiniert die National Aeronautics and Space Administration (kurz: NASA) seit 1961 im Lyndon B. Johnson Space Center die bemannte Raumfahrt der USA. Dass seit Beginn der NBA-Offseason 2020 aber auch 40 Kilometer nordwestlich – einmal die Interstate 41 hoch – heruntergezählt wird, ist indes neu. Die Houston Rockets durchleben gerade das Ende einer Ära. Daryl Morey, der seit 2007 die Geschicke der Franchise als General Manager lenkte, trat am 18. Oktober von seinen Aufgaben zurück. Er sprach davon, dass sein ältester Sohn jetzt die Highschool beendet habe und es Zeit sei zu überlegen, wo es seine Familie hinziehen würde. Am 02. November wurde er als neuer Teamarchitekt der Philadelphia 76ers vorgestellt.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

James Harden

68

36,5 55,6

35,5

54,3

86,5

6,6

7,5

1,8

0,9

4,5

3,3 34,3

Eric Gordon

36

28,2 46,9

31,7

47,3

76,6

2,0

1,5

0,6

0,4

1,2

1,9 14,4

Christian Wood

62

21,4 63,6

38,6

62,0

74,4

6,3

1,0

0,5

0,9

1,4

1,6 13,1

Danuel House

63

30,4 54,9

36,3

54,6

81,1

4,2

1,3

1,1

0,5

0,9

2,1 10,5

Ben McLemore

71

22,8 65,6

40,0

61,0

74,6

2,2

0,8

0,6

0,2

0,7

2,2 10,1

P.J. Tucker

72

34,3 55,1

35,8

54,1

81,3

6,6

1,6

1,1

0,5

1,0

3,2 6,9

David Nwaba

20

13,4 58,1

42,9

60,6

66,7

2,3

0,4

0,6

0,6

0,4

1,6 5,2

Sterling Brown

52

14,8 42,5

32,4

45,7

80,0

3,5

1,0

0,6

0,1

0,8

1,0 5,1

Chris Clemons

33

8,8

57,1

34,6

53,2

90,9

0,9

0,8

0,3

0,2

0,6

0,8 4,9

Jerian Grant

6

13,3 42,1

25,0

40,7

71,4

1,0

1,5

0,2

0,2

0,5

1,8 4,5

John Wall*

32

34,5 50,7

30,2

49,0

69,7

3,6

8,7

1,5

0,9

3,8

2,2 20,7

DeMarcus Cousins* 30

25,7 55,1

27,4

51,5

73,6

8,2

3,6

1,3

1,5

2,4

3,6 16,3

*2018/19

56

Auch Mike D’Antoni verließ Texas. Der Coach war 2016 zu den Raketen gekommen und hatte kein Interesse daran, nach dem Zweitrundenaus gegen die L.A. Lakers einen neuen Vertrag mit Teambesitzer Tilman Fertitta auszuhandeln. Am 30. Oktober schloss er sich den Brooklyn Nets an, wo er seinem ehemaligen Point Guard aus „Seven Seconds or Less“-Tagen assistieren wird. Der Abschied der beiden markiert eine absolute Zäsur in Houston. Morey stand für innovatives Management und „Moreyball“. Unter seiner Führung schworen die Rockets dem Mitteldistanzwurf ab. Dreier, Korbleger und Freiwürfe waren die präferierten Abschlussarten. D’Antoni sorgte an der Seitenlinie dafür, dass genau dies umgesetzt wurde und die Rockets mehr Dreier pro Partie nahmen als jedes andere Team in der NBA-Geschichte.

PG J. Wall

1,93

30

C. Clemons

1,75

23

SG J. Harden

1,95

31

B. McLemore

1,95

27

D. Nwaba

1,96

27

S. Brown

1,96

25

M. Jones

1,96

22

SF D. House Jr.

2,01

27

E. Gordon

1,93

31

J. Tate

1,93

25

PF P.J. Tucker

1,98

35

B. Caboclo

2,06

25

K. Wooten

2,06

22

C C. Wood

2,08

25

D. Cousins

2,08

30

Heimlicher Liebling: P.J. Tucker

P.J. Tucker hat sich jede Minute seiner Karriere hart erarbeitet und steckt eine Menge der verdienten Dollars in seine legendäre Sneaker-Sammlung. Wie kann er kein Liebling sein?


mit Harden und den Rockets? Wenn sich die Situation mit ihm nicht bessert und die Rockets spielerisch nicht überzeugen … dann könnte Stone komplett den Reset-Knopf drücken. Dann stellt sich die Frage: Welche Art Angebote kommen rein? Die vom Schlage Spencer Dinwiddie, Caris LeVert, Jarrett Allen plus X oder wirkliche Star-für-Star-Deals? Damit es nicht so weit kommt, wurde Christian Wood verpflichtet. Der vielseitige Big Man ist wohl der „Most Improved Player“ der vergangenen vier Saisons. 2015/16 legte er in Philly 3,6 Punkte in 8,5 Minuten auf. 2019/20 waren es als Piston 13,1 Zähler, 6,3 Rebounds und 0,9 Blocks bei einer Dreierquote von 38,6 Prozent (2,3 Versuche). Der 25-Jährige ist seit Kevin Durant der vielseitigste Big Man, mit dem Harden zusammenspielt. Er gibt Harden und Wall als Pick-andPop-Partner ganz neue Möglichkeiten – auch weil er dem Finish in der Zone gegenüber nicht abgeneigt ist. Wood wird zwischen Power Forward und Center wechseln. Genauso wird es auch P.J. Tucker machen. Hinten wird der kleine Big Man ackern und dem Gegner wehtun, vorne den Dreier aus der Ecke treffen. Seit er 2017 nach Houston kam, hat er 719 „Corner Threes“ genommen und in 39,2 Prozent der Fälle getroffen. Er ist das Herz des Teams. DeMarcus Cousins, Bruno Caboclo und Kenny Wooten komplettieren die Big-Men-Riege, alle drei sind Projekte. Cousins, weil er nach seinem Achillessehnenriss 2018 in der vergangenen Saison auch noch einen Kreuzbandriss erlitt. Fun Fact: Cousins und Wall spielten 2009/10 zusammen an der University of Kentucky. Letzterer hatte im Sommer mal erklärt, er wolle Ersteren nach Washington locken. An seine All-Star-Tage wird Cousins wohl nicht mehr anknüpfen können, aber wenn er nur halbwegs fit ist, könnte er als Backup den Dreier und Lowpost-Scoring auf Center bringen. Caboclo (Athlet) und Wooten (Shotblocker) dürften sich um die Restminuten streiten. Ansonsten finden sich im Kader (natürlich) eine Menge Akteure, die den Dreier treffen und im Idealfall auch noch einigermaßen verteidigen. Eric Gordon ist der Beste unter ihnen, weil er zudem auch noch in der Lage ist, im Eins-gegen-eins zu punkten – falls er gesund ist, denn seine Verletzungshistorie ist lang. Läuft der Countdown der Ära Harden also noch in dieser Saison ab? Die Chancen stehen 50:50. Rafael Stone wird den Markt genau sondieren – wie auch die Combo Harden-Wall. Ins neue Jahr dürfte Harden aber noch im Trikot der Rockets gehen. Danach ist alles möglich …

15

Power Ranking + Stärken

Coach Silas wird ein System installieren, das die weiterhin überragenden Stärken von Harden und Wall akzentuiert. Wood ist ein nötiges offensives Gegengewicht, die Dreier-und-Defense-Fraktion funktioniert.

- Schwächen Sind die Rockets ein „Dead Team Walking“? Wie motiviert sind die Stars? Wenn die Chemie in der Kabine toxisch wird und niemand mehr an den Erfolg glaubt, muss Stone die Reißleine ziehen.

= Fazit Die Rockets laufen Gefahr, aus den Playoff-­ Rängen zu fallen. Das Talent für die Postseason ist da, aber auch der Wille? Silas wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Gelingt ihm das, sind die Playoffs drin.

Wird am ehesten ... … getradet: J. Harden … All Star: J. Harden … versauern: D. Cousins … überraschen: C. Wood … enttäuschen: D. Cousins … den Dougie tanzen: J. Wall … für Pornhub werben: D. House

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Januar. Stone ruft Sean Marks an. LeVert, Dinwiddie, Harris, Allen, Jordan und Prince für Harden und Wall. Bei den neuen Nets hassen sich alle nach drei Wochen. Stone bekommt eine SMS: „Genau, wie wir es geplant hatten. Gruß, Daryl.“ Philly gewinnt den Osten.

„Mit der 35 … Christian Wood!“ House beömmelt sich: „He said wood … hö, hö!“ „Gebt den Ball zu Harden“, fordert Silas. „Harden … hö, hö“, kichert House und fragt: „Wer soll passen? P.J. Fucke…“ Weiter kommt er nicht, P.J.s Faust schlägt ein!

57

Fotos: Cato Cataldo/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Er kreierte ein System, das so sehr auf Isolationen setzte wie kein anderes im Weltbasketball – zuletzt sogar ohne Big Man in der Rotation. Auch Russell Westbrook ist weg. Eingetauscht in einem klassischen „Hier ist mein Problem, gib mir doch deins“-Trade für John Wall von den Washington Wizards. Der Deal kam zum Start der Training Camps und damit einigermaßen überraschend. Wall absolvierte 2018/19 nur 32 Partien, bis ein Achillessehnenriss ihn die gesamte Spielzeit 2019/20 kostete. Dass Morey-Nachfolger Rafael Stone dennoch Abo-All-Star Westbrook für jemanden fortschickte (plus einen Erstrundenpick), den er nicht hat Basketball spielen sehen … tja … das zeigt, wie sehr das Tischtuch wohl durch war in Texas. Was Wall zu leisten imstande ist, weiß niemand, kam er doch immer über seine Athletik. Und es läuft sogar noch ein Countdown … James Harden äußerte in der Offseason den „Wunsch“ eines Trades zu seinem Kumpel Kevin Durant bei den Brooklyn Nets. Dem kam Stone aber bisher nicht nach – wohl in der Hoffnung, dass sich mit Wall so etwas wie Aufbruchstimmung breit macht. Er verpflichtete mit Stephen Silas auch einen neuen Cheftrainer, der von den Mavericks kommt und sich in der Liga eine gehörige Portion Respekt verdient hat. Stones Denke dürfte sein, dass ein neuer Coach mit neuem System eventuell das kompetitive Feuer in Harden erneut entfacht. „The Beard“ wird natürlich wieder der Mittelpunkt von Houstons Offensive sein. Silas war in Dallas mitverantwortlich für die Entwicklung von Luka Doncic (mitsamt der für den Slowenen passenden Offensive). Für Harden und Wall dürfte er ebenfalls innovative Ideen parat haben. Harden wird natürlich weiter viel isolieren, gleichzeitig dürfte sein Spiel variantenreicher werden … vielleicht agiert er ja auch mal abseits des Balles? Er bleibt einer der besten Scorer aller Zeiten, dem Verteidigungen an manchen Abenden einfach hilflos ausgeliefert sind. Er kann den Dreier aus dem Dribbling, er ergaunert sich Freiwürfe und ist kräftiger als die meisten seiner Gegenspieler. Walls Athletik ist (also wenn sie halbwegs die alte ist) noch immer überragend. Ihn muss Silas in ein taktisches Korsett zwängen, das die Schwächen beim Dreier kaschiert. Wall kann in der Theorie aber noch immer Löcher für andere reißen und per Drive abschließen. Ob das für 41,3 Millionen Dollar Jahressalär nicht ein bisschen wenig ist? Ja … und das zeigt gleichzeitig, dass es wohl mit „Brodie“ einfach nicht mehr weiterging. Und das bringt uns zurück zum Countdown. Geht es denn weiter


Western Conference // Los Angeles Clippers // Bilanz 19/20: 49-23

NEUER ANLAUF Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1970 Meisterschaften: 0 Arena: Staples Center Zuschauer: 19.060 Gehälter 20/21: 141,1 Mio. $ Topverdiener: P. George (35,5 Mio. $)

Depth Chart Daniel Oturu ist ein guter Dreierund-Blocks-Big-Man, hoffentlich bekommt er seine Chance. POS Name Größe Alter

U

Stats 2019/20

nd nun? Diese Frage dürfte sich die Führungsetage der L.A. Clippers nach dem kläglichen Ausscheiden gegen die Denver Nuggets in der Bubble zu Orlando mehr als einmal gestellt haben. 3-1 geführt, trotzdem verloren. Die reguläre Saison als zweitbestes Offensiv- und fünftbestes Defensivteam abgeschlossen, dabei hatte nur Ivica Zubac mehr als 65 der 72 Partien absolviert. In den Playoffs offenbarten sich – nicht zum ersten Mal – Risse im Teamverbund, gleichzeitig schien der beste Basketball, den die Clippers spielen konnten, der beste der Liga zu sein. Ja, und nun? Bei Besitzer Steve Ballmer, Manager Lawrence Frank und wohl auch Berater Jerry West reifte die Erkenntnis, dass das Team eine neue Stimme brauchte. Assistent und Meistercoach Tyronn Lue übernahm für Doc Rivers. Lue führte die Cleveland Cavaliers

58

2016 zum Titel, als er während der Saison für Vorgänger David Blatt übernahm. Er kennt also die Situation, hat dieses Mal aber ein Trainingslager, um sein Team auf Linie zu bringen. Das Ziel indes ist dasselbe: der Titel. Die Clippers werden erneut vom Starduo Kawhi Leonard und Paul George angeführt. Und hoffentlich dieses Mal über mehr als 37 Partien. Denn das war die Anzahl der Spiele, in denen die beiden All Stars 2019/20 zusammen für L.A. auf dem Parkett standen. 1.828 Ballbesitze, bei denen die Clippers auf 100 Ballbesitze gerechnet laut cleaningtheglass.com 12,1 Punkte mehr erzielten als die Gegner – das ist extrem gut. Leonard ist dabei das klare Alphatier der Clippers. Es gibt keine Facette im Angriff, die er nicht beherrscht. Egal, ob „The Klaw“ ins Pick-and-Roll dribbelt, auf dem Flügel gegen seinen Verteidiger isoliert oder am Zonenrand

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Kawhi Leonard

57

32,4 50,6

37,8

52,4

88,6

7,1

4,9

1,8

0,6

2,6

2,0 27,1

Paul George

48

29,6 46,4

41,2

53,9

87,6

5,7

3,9

1,4

0,4

2,6

2,4 21,5

Lou Williams

65

28,7 45,1

35,2

47,7

86,1

3,1

5,6

0,7

0,2

2,8

1,2 18,2

Luke Kennard

28

32,9 49,1

39,9

54,8

89,3

3,5

4,1

0,4

0,2

1,5

2,3 15,8

Serge Ibaka

55

27,0 55,9

38,5

56,4

71,8

8,2

1,4

0,5

0,8

2,0

2,8 15,4

Marcus Morris

19

28,9 53,3

31,0

50,0

81,8

4,1

1,4

0,7

0,7

1,3

2,7 10,1

Ivica Zubac

72

18,4 61,6

0,0

61,3

74,7

7,5

1,1

0,2

0,9

0,8

2,3 8,3

Patrick Beverley

51

26,3 49,6

38,8

54,8

66,0

5,2

3,6

1,1

0,5

1,3

3,1 7,9

Patrick Patterson

59

13,2 45,9

39,0

55,2

81,4

2,6

0,7

0,1

0,1

0,4

0,9 4,9

Mfiondu Kabengele 12

5,3

45,0

57,8

100,0 0,9

0,2

0,2

0,2

0,2

0,8 3,5

Joakim Noah

5

10,0 50,0

0,0

50,0

75,0

3,2

1,4

0,2

0,2

1,2

1,8 2,8

Terance Mann

41

8,8

35,0

51,3

66,7

1,3

1,3

0,3

0,1

0,4

1,1 2,4

41,7 50,8

PG P. Beverley

1,85

32

K. Bowman

1,85

23

T. Mann

1,98

23

SG L. Kennard

1,96

24

L. Williams

1,85

33

J. Robinson

1,95

23

SF P. George

2,06

30

J. Scrubb

1,98

20

PF K. Leonard

2,01

29

M. Morris

2,03

31

P. Patterson

2,06

31

D. Oturu

2,08

21

C I. Zubac

2,16

23

S. Ibaka

2,13

31

J. Noah

2,11

35

2,08

23

M. Kabengele

Heimlicher Liebling: Serge Ibaka

Serge Ibaka mag ein paar Jahre älter sein, als es in seinem Pass steht … egal. Der Mann ist ein Winner, und auf die Duelle mit Anthony Davis darf sich jeder Fan freuen.


auf Dauerattacke aus dem Pick-andRoll sowie aus dem Catch-and-Shoot schalten und defensiv bis auf Center der Marke „fleischig“ alles verteidigen kann. Patrick Beverley ist der Point Guard des Teams, ohne ein Playmaker zu sein. Letzteres nicht falsch verstehen: Beverley bewegt den Ball und setzt die Kollegen ein, er ist nur kein klassischer Floor General. „Mr. 94 Feet“ ist der Aggressionsleader des Teams, eine basketballspielende, ätzende Kommentarspalte. Und darin liegt auch sein größter Wert. Die kleinere Version von Marcus Smart nervt den Gegner und trifft vorne den Dreier. An seiner Seite wird wohl Luke Kennard starten. Der Ex-Piston ersetzt Landry Shamet, den die Clippers als defensiv zu schwachbrüstig identifizierten. Kennard ist drei Zentimeter länger sowie sieben Kilo schwerer als sein Vorgänger und in der Lage, aus dem Pick-and-Roll für sich oder andere zu kreieren. Er laborierte 2019/20 lange an Knieproblemen, trainierte mit seinem Ex-Team in dessen Minibubble im Herbst und lief dort als Point Guard auf. Seine Rolle bei den Clippers ist klar: den Dreier treffen, das Pick-and-Roll laufen und defensiv kein Zielspieler des Gegners sein. Genau das war nämlich Shamets Problem … Auf Center wird Lue sich im Camp genau anschauen, was sein zweiter prominenter Neuzugang noch im Tank hat und ob er ihn Ivica Zubac vorziehen will. Serge Ibaka kam aus Toronto, wo er exzellente Quoten (51,2 FG% und 38,5 3P%) auflegte und als Ringschützer trotz fallender Blockzahlen Einfluss nahm. Zubac dürfte dennoch starten, hat er sich doch zu einem sehr guten Zonenverteidiger und Rebounder entwickelt. Einzig der Wurf ist bisher nur ein zarter Ansatz aus der Mitteldistanz. Der 31-jährige Ibaka ersetzt natürlich Montrezl Harrell, der als Free Agent in die andere Heimkabine des Staples Center abwanderte. „Trez“ war entbehrlich. Seine Stärken brachten das Team im Endeffekt nicht weiter, während er in einigen defensiven Matchups wie zum Beispiel gegen Nikola Jokic eine Schwachstelle darstellte. Aus ähnlichen Gründen könnte auch die Zeit von Lou Williams bei den Clippers vorbei sein. Defensiv in den Playoffs nur schwer zu verstecken, fand er sich zu Redaktionsschluss in allerlei Tradegerüchten wieder. Bleibt er, gibt er sein starkes Scoring von der Bank. Von dort soll auch Marcus Morris für Punkte sorgen. In den Playoffs lieferte er mit 11,8 Zählern und Quoten von 50,5 Prozent aus dem Feld sowie 47,5 Prozent von der Dreierlinie ordentlich ab. Von ihm dürfen die Clippers eine starke Saison erwarten, entlastet er doch seine beiden StarMitspieler offensiv … ab und an sogar, wenn sie das gar nicht wollen.

02

Power Ranking + Stärken

Die Clippers sind ein sehr variables Team, das defensiv alles switchen kann und von zwei Ringbeschützern verankert wird. Zum Saisonstart sind dieses Mal alle gesund, die Schande von Orlando wird die Truppe zusätzlich motivieren.

- Schwächen Ein elitärer Playmaker fehlt nach wie vor, und wenn sich die Personalie Lou Williams nicht rechtzeitig löst, kann ein Schatten auf der Mannschaft liegen. Kann Lue die nötige Seriosität einfordern, die 2019/20 fehlte?

= Fazit Bei den Clippers hat sich personell nur wenig geändert. Schafft Lue die Wende hinter den Kulissen? Kann Leonard auf sein „Load Management“ verzichten? Es dürfte sich früh zeigen, ob die Chemie stimmt. Vom Personal her sind die Clippers weiterhin ein Topteam.

Wird am ehesten ... … getradet: L. Williams … All Star: K. Leonard … versauern: M. Kabengele … überraschen: L. Kennard … enttäuschen: P. Beverley … gegen Philly aussetzen: P. George … komisch lachen: K. Leonard

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Lue staunt, als ihn Kawhi zur Seite nimmt. „Assist man gets paid, coach“, murmelt er. „Okay, cool“, erwidert der Coach. Leonard legt 8,4 Assists pro Partie auf. Weil er weniger zum Korb geht, spielt er alle Partien. Alle sind happy.

Spiel in Atlanta. „Sweet Lou“ braucht seine Wings. „Ich würde ja eine Maske … ah … fuck it, die traden mich eh“, denkt er sich. Er steckt noch ein paar Dollars ein, gibt jedem die Hand. Die Clippers müssen komplett in Quarantäne.

59

Fotos: Andrew D. Bernstein/Michael Reaves/Getty Images

zum Tanz bittet – immer punktet er hocheffizient. Gleichzeitig wird sich schon so mancher Angreifer gedacht haben: „Ach, dieses Mal passe ich lieber mal zum Kollegen“, wenn er Leonard vor sich auftauchen sieht. Auch am eigenen Korb ist und bleibt er ein Superstar. Was jedoch ernsthaft beleuchtet werden muss, sind Leonards Führungsqualitäten. Als er San Antonio verließ, attestierte ihm sein Ziehvater Gregg Popovich, kein Leader zu sein. „Kawhi war hier ein großartiger Spieler, aber kein Anführer“, erklärte „Pop“ im November 2018. „Kawhis Talent wird hier immer vermisst werden, aber damals war das Anführen nicht sein Ding. Das wird eventuell mit der Zeit kommen.“ Warum diese Aussage auch noch zwei Jahre später wichtig ist? Leonards Ankunft in L.A. und der Topf voller Extrawürste, der für ihn auf den Herd gestellt wurde, schmeckten nicht jedem im Team. Theathletic.com berichtete, dass Pat Beverley, Lou Williams und Montrezl Harrell nicht unbedingt erfreut darüber waren, dass Leonard bestimmen konnte, wann er Partien aussetzte. Dasselbe galt für die Tatsache, dass der Teamflieger ein ums andere Mal warten musste, weil der in San Diego (knapp zwei Stunden von L.A. entfernt) lebende Superstar nicht rechtzeitig am Flughafen ankam. Die Sahne auf der Kirsche? Leonard konnte Ex-Coach Rivers wohl diktieren, wann der ihn auswechselte und wann nicht. Ein Team, das nicht zusammensteht, fällt gerne mal auseinander, wenn der Gegenwind stärker wird … so wie die Clippers gegen die Nuggets. Die Clippers werden hoffen, dass Leonard seine Lektion gelernt hat. Auf jeden Fall hat Tyronn Lue all das 2019/20 aus nächster Nähe miterlebt – auch dieser Standortvorteil dürfte ausschlaggebend für seine Beförderung gewesen sein … und die Tatsache, dass er schon in Cleveland mit eigenwilligen Stars klarkommen musste. Paul George ist trotz aller Häme auch einer. Sicher, „Pandemic P“ blieb in sieben seiner 13 Playoffspiele 2020 unter 20 Zählern und traf (wie schon 2019 für OKC) unterdurchschnittlich von der Dreierlinie, aber der Mann kann Basketball spielen und zeigte das auch in der Postseason eindrucksvoll. Trotzdem ist bei ihm das Glas bei genauerer Betrachtung halb leer. Auch er fehlte lange verletzt, tat sich nicht als Leader hervor und schien in entscheidenden Momenten abzutauchen (wie im siebten Spiel gegen Denver …). In Normalform ist „PG13“ einer der besten Flügel der Liga, defensiv ließ er es aber 2019/20 zu oft schleifen. Gleichzeitig traf er nie besser den Dreier oder agierte mehr als Playmaker. Zusammen mit Leonard bildet er eines der besten Duos der NBA, das im Angriff


Western Conference // Los Angeles Lakers // Bilanz 19/20: 52-19

TITELFAVORIT #1 Text: André Voigt

Team-Info Gegründet: 1947 Meisterschaften: 17 Arena: Staples Center Zuschauer: 18.997 Gehälter 20/21: 130,0 Mio. $ Topverdiener: L. James (39,2 Mio. $)

Depth Chart Horton-Tucker und McKinnie müssen verteidigen und ihre Dreier treffen, wenn sie Minuten bekommen wollen. POS Name Größe Alter PG D. Schröder

1,85

A. Caruso

1,95

25

SG K. Caldwell-Pope 1,95

27

W. Matthews

E

Stats 2019/20

s gab Zeiten, da galt Rob Pelinka als Clown. Als Personifizierung von allem, was bei den L.A. Lakers in der Post-Kobe-Ära schieflief. Magic Johnson trat übel gegen ihn nach, als er die Franchise verließ, nannte ihn eine Schlange. Das war im Mai 2019. „Lakers-GM Rob Pelinka hat Montrezl Harrell plus Wes Matthews unter Vertrag genommen UND für Dennis Schröder getradet … können wir ihn Manager des Jahres nennen?“, das tweetete der „Magic Man“ am 21. November 2020. Zu diesem Zeitpunkt wusste Johnson allerdings noch nicht, was Pelinka in dieser Offseason noch leisten würde: Kentavious Caldwell-Pope und Markieff Morris gehalten. Marc Gasol als Free Agent verpflichtet. Als der Spanier dem Team, das ihn einst gedraftet hatte, seine Zusage gab, jubilierte Magic erneut auf Twitter.

60

Denn die „Lake Show“ ist besser als im Vorjahr. Nicht ein bisschen, sondern um einiges. Den Anfang machte die Akquisition von Schröder aus Oklahoma City, er ist der neue Starter auf Point Guard. Danny Green ging für den deutschen Nationalspieler – ein Abgang, der sicher wehtat, doch der hochdekorierte Dreier-und-Defense-Mann befindet sich im Sinkflug seiner Karriere, während „DS17“ ins letzte Vertragsjahr geht. Schröder gibt den Lakers ein definitives Upgrade auf der Eins. Natürlich wird LeBron James oft den Angriff leiten, mit dem 27-jährigen Braunschweiger findet Coach Frank Vogel nun jedoch endlich den zweiten Playmaker im Kader. 2019/20 war James der einzige Laker, der das Pick-andRoll als Dribbler in höherem Volumen mehr als durchschnittlich lief. Schröder wird ihn hier mehr als nur entlasten. Angesichts

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Anthony Davis

62

34,4 54,6

33,0

53,6

84,6

9,3

3,2

1,5

2,3

2,5

2,5 26,1

LeBron James

67

34,6 56,4

34,8

55,0

69,3

7,8

10,2 1,2

0,5

3,9

1,8 25,3

Dennis Schröder

65

30,8 51,3

38,5

53,4

83,9

3,6

4,0

0,7

0,2

2,6

2,2 18,9

Montrezl Harrell

63

27,8 59,3

0,0

58,0

65,8

7,1

1,7

0,6

1,1

1,7

2,3 18,6

Kyle Kuzma

61

25,0 51,8

31,6

50,0

73,5

4,5

1,3

0,5

0,4

1,5

2,1 12,8

K. Caldwell-Pope

69

25,5 54,1

38,5

55,8

77,5

2,1

1,6

0,8

0,2

0,9

1,9 9,3

Marc Gasol

44

26,4 47,3

38,5

52,9

73,5

6,3

3,3

0,8

0,9

1,3

2,8 7,5

Wesley Matthews

67

24,4 47,2

36,4

52,4

76,5

2,5

1,4

0,6

0,1

0,6

1,5 7,4

Alex Caruso

64

18,4 46,8

33,3

48,1

73,4

1,9

1,9

1,1

0,3

0,8

1,5 5,5

Markieff Morris

14

14,2 50,0

33,3

50,0

83,3

3,2

0,6

0,4

0,4

0,4

2,1 5,3

Alfonzo McKinnie

40

14,8 55,7

21,5

46,8

71,0

2,8

0,4

0,6

0,2

0,7

1,8 4,6

Jared Dudley

45

8,1

42,9

55,0

100,0 1,2

0,6

0,3

0,1

0,2

0,9 1,5

33,3

27

1,93

34

T. Horton-Tucker 1,93

19

SF L. James

2,04

35

K. Kuzma

2,06

25

A. McKinnie

2,01

28

PF A. Davis

2,08

27

M. Morris

2,03

31

J. Dudley

1,98

35

C M. Gasol

2,11

35

M. Harrell

2,01

26

Heimlicher Liebling: Alex Caruso

Alex Caruso natürlich, wer sonst? Er mag aussehen wie Elmer Fudd, aber der Mann versteht das Spiel und seine Rolle. Und er bringt immer mal diesen „WTF“-Dunk. Absoluter Kultspieler!


Selbst erwartet werden … wie immer. Erneut wird er mit seiner einzigartigen Kombination aus Physis und Basketballverstand den Rest der Liga vor sich hertreiben. Allerdings dürfte Anthony Davis als Power Forward der wichtigste Spieler der Lakers sein. Davis ist nicht nur „Defensive Player of the Year“-, sondern auch MVP-Kandidat. Seine Fähigkeiten sind für einen Big Man unfassbar. Der Dreier dürfte noch ein paar Prozent sicherer fallen, ansonsten ist „AD“ auf einem Niveau, das nur ganz wenige in der Geschichte erreicht haben. Als Center – Davis möchte da in der regulären Saison so wenig wie möglich agieren – dürfte Gasol starten. Also der andere. Marc. Natürlich hat der 35-Jährige an Leistungsfähigkeit eingebüßt, sein Mix aus Passfähigkeiten, Dreier und cleverer Defensive offeriert Coach Vogel jedoch vollkommen neue Perspektiven. Zu Redaktionsschluss war das Team noch auf der Suche nach einem Backup für den Spanier, der für knapp zehn Minuten sowie ein paar Rebounds und Blocks gut ist. Moment … sollte das nicht Montrezl Harrell sein? Jein. Mit seinen nur 2,01 Meter sind gewisse Matchups sehr schwer für Harrell. Gut möglich, dass ihn Vogel und Pelinka defensiv eher als Power Forward verstehen, während er vorne wie ein Center im Pick-and-Roll sowie im Postup (mit dem Gesicht zum Korb) eingesetzt wird, wo er seine Physis ausspielen kann. Kyle Kuzma und Markieff Morris sind die beiden ersten Optionen von der Bank auf den ForwardPositionen. Kuzma sollte zur dritten Option im Angriff heranwachsen, schaffte das aber nur punktuell. Die Ankunft Schröders degradiert ihn in dieser Hinsicht. Auch stellt sich weiterhin die Frage, ob er gut genug an die Seite von James und Davis passt. Er ist kein sicherer Distanzwerfer, lässt defensiv Wünsche offen und wird Free Agent. Die Tradegerüchte um seine Person dürften nicht verstummen. Morris hingegen passt perfekt in seine Rolle. In den Playoffs lieferte er starke 42,0 Prozent von Downtown, brachte ein gesundes Maß an defensiver Härte und war mit seiner Rolle als Stretch-Vierer zufrieden. Alex Caruso sowie Wesley Matthews heißen die Alternativen auf den Guard-Positionen. Caruso ist einer dieser Basketballer, deren Wert sich schwer in Zahlen erfassen lässt. Der Guard hat das Spiel einfach verstanden, kann auf beiden Positionen eingesetzt werden, steht richtig, überrascht mit seiner Athletik, hatte aber an der Dreierlinie ungeahnte Probleme. Seine Defense im Pick-andRoll ist eine Stärke, auf die die Lakers nur ungern verzichten. Wes Matthews ist nach wie vor ein Verteidiger, der die besten Spieler der Liga ärgert und den Dreier trifft.

01

Power Ranking + Stärken

Dieses Team hat keine Schwächen. Die Lakers können extrem groß spielen, haben aber auch die beiden besten Smallball-Big-Men der Welt in James und Davis. Schröder bringt Speed und Playmaking, die Defense besitzt auch Titelniveau.

- Schwächen Es braucht noch etwas Tiefe hinter Gasol, und auch der eine oder andere „Three-and-D“-Akteur kann gerne noch zum Team stoßen. Wie steckt James die kurze Pause weg? Bringt Kuzmas Status eventuell Unruhe?

= Fazit Die L.A. Lakers sind der Topfavorit auf den NBATitel 2021. Die Neuverpflichtungen heben den Kader auf ein neues Level. Anthony Davis weiß nun, worauf es in den Playoffs ankommt, und Coach Vogel hat den Respekt seines Teams.

Wird am ehesten ... … getradet: K. Kuzma … All Star: L. James … versauern: K. Kuzma … überraschen: D. Schröder … enttäuschen: K. Kuzma … eine Woche aussetzen: L. James … MVP: A. Davis

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

„Ich brauche eine Pause!“ „LBJ“ setzt im Januar zwei Wochen aus. „DS17“ legt 28,1 PPG plus 12,1 APG auf. Die Knicks holen Schröder per Trade, verpassen die Playoffs. Der DBB sichert sich mit Schröder die Olympia-Teilnahme.

Horton-Tucker erstarrt. „Woher kommt dieses Rufen?“ Von Vogels Taktikbrett! Dort findet er eine kleine Stadt mit vielen kleinen Menschen. „Coach darf hier nichts draufmalen!“ Er holt „LBJ“ dazu. Der besorgt eine Zwangsjacke.

61

Fotos: David Dow/Andrew D. Bernstein/NBAE via Getty Images

der ultrakurzen Pause zwischen den Finals und dem Saisonstart 2020/21 dürfte James mit Sicherheit öfter aus Partien rausgehalten werden – dann ist Schröder der primäre Ballhandler der Lakers. Ach, und es gibt weiterhin nur ganz wenige NBA-Profis, die schneller sind als Schröder. Seine Drives zählen zu seinen größten Stärken. Abseits des Spaldings dürften sich die Lakers ebenfalls auf ihn verlassen können. Bei den Thunder traf Schröder exzellente 41,4 Prozent seiner Dreier aus dem Catch-andShoot. Auch in der Defensive – lange ein Bereich der Sorge – zeigte sich der Playmaker im Vorjahr stark verbessert. Für Schröder ist L.A. eine perfekte Situation: Er kann sich bei einem Titelfavoriten beweisen, von LeBron James lernen, Meister werden und dann als Free Agent frei entscheiden, wo er seinen nächsten Vertrag unterschreibt. Einziger Wermutstropfen: Sollten die Lakers die Finals erreichen, kollidiert der NBA-Spielplan mit der Austragung der Olympiaqualifikation der deutschen Nationalmannschaft. Selbst bei einem Aus in den Conference-Finals dürfte der DBB-Star nicht teilnehmen … Neben ihm ist Kentavious Caldwell-Pope auf Shooting Guard gesetzt. Er verlängerte für drei Jahre und 40 Millionen Dollar, weil die Lakers seinen Dreier und die Defense schätzen. Allerdings ist er defensiv recht inselbegabt. „KCP“ ist gut darin, auf dem Flügel durch Blöcke zu rennen, Closeouts zu laufen etc. Im direkten Duell mit einem Dribbler – lies: beim Pick-and-Roll oder in Isolationen – sieht es hingegen nicht so gut aus. Aber er muss auch kein Stopper sein, vor allem sein Dreier macht ihn wertvoll. „KCP“ bewegt sich gut um Blöcke abseits des Balles und trifft von Downtown. Seine zuvor etwas wackeligen Leistungen stabilisierten sich gerade rechtzeitig, um den neuen Vertrag zu bekommen. Auf der Drei thront LeBron James. Natürlich passt diese Positionsbezeichnung nicht, verbrachte er 2019/20 laut bkref.com 57 Prozent seiner Minuten damit, den Angriff der „Lake Show“ zu organisieren. Auch mit demnächst 36 Jahren darf erwartet werden, dass der vierfache MVP verlässlich seine 25 Punkte, acht Rebounds und um die zehn Assists auflegt, dass er die offensiven Geschicke der Lakers auf extrem hohem Niveau bestimmt und sie abseits des Feldes genauso anführt. Zu seinen Leistungen ist alles gesagt. Ja, er wird älter, Verletzungen sind immer eine Gefahr. Niemand passt jedoch seit Kobe Bryant so gut auf seinen Körper auf. James investiert jährlich Millionen von Dollar, um spielfähig zu sein. Sicherlich wird er – wie schon erwähnt – „kreativ“ mit den Folgen der kurzen Offseason umgehen, zu den Playoffs darf aber sein dominantes


Western Conference // Memphis Grizzlies // Bilanz 19/20: 34-39

NEUAUFBAU IM EILTEMPO Text: Torben Adelhardt

Team-Info Gegründet: 1995 Meisterschaften: 0 Arena: FedExForum Zuschauer: 15.857 Gehälter 20/21: 118,6 Mio. $ Topverdiener: G. Dieng (17,3 Mio. $)

Depth Chart Der Nukleus für die Zukunft steht. Volles Vertrauen in die Youngsters. Erfahrene PlayoffVeteranen? Fehlanzeige. POS Name Größe Alter

Z

Stats 2019/20

eit ist relativ: Das Motiv der subjektiven Zeitwahrnehmung steht seit Jahren gerne im Zentrum der Handlungen von Science-Fiction-Blockbustern. Dass nicht zwangsläufig ein Ausflug in cineastische Gefilde unternommen werden muss, um festzustellen, dass Menschen die Zeit auf unterschiedliche Weise wahrnehmen, verdeutlicht auch die NBA-Vergangenheit. Für viele Fans der Philadelphia 76ers glich der „Trust the Process“-Rebuild ihres Teams einer langjährigen, nervenaufreibenden Tortur inklusive historischer Niederlagenserien und basketballerischer Magerkost. Zwischen 2013 und 2017 gewannen die Sixers lediglich 75 Partien – ein fortwährendes Tal der Tränen, durch das die Anhängerschaft schritt, ehe es wieder kompetitiven Basketball zu sehen gab. Gänzlich anders stellt sich hingegen die Situation in Memphis dar: Nach den

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Ja Morant

67

31,0 51,1

33,5

50,9

77,6

3,9

7,3

0,9

0,3

3,3

1,6 17,8

Jaren Jackson

57

28,5 54,0

39,4

56,5

74,7

4,6

1,4

0,7

1,6

1,7

4,1 17,4

Dillon Brooks

73

28,9 43,8

35,8

47,6

80,8

3,3

2,1

0,9

0,4

1,7

3,8 16,2

Jonas Valanciunas

70

26,4 61,7

35,2

60,6

74,0

11,3 1,9

0,4

1,1

1,8

2,6 14,9

Brandon Clarke

58

22,4 65,8

35,9

64,2

75,9

5,9

1,4

0,6

0,8

0,9

1,7 12,1

Justise Winslow

11

32,0 43,1

22,2

41,1

66,7

6,6

4,0

0,6

0,5

2,2

3,5 11,3

Grayson Allen

38

18,9 54,5

40,4

58,0

86,7

2,2

1,4

0,3

0,1

0,9

1,4 8,7

De’Anthony Melton 60

19,5 46,4

28,6

45,1

76,9

3,7

2,9

1,3

0,3

1,4

1,8 7,6

Tyus Jones

65

19,0 49,2

37,9

51,4

74,1

1,6

4,4

0,9

0,1

0,8

0,7 7,4

Gorgui Dieng

17

18,7 61,8

25,0

52,9

73,8

5,8

0,9

0,8

1,0

0,9

2,1 7,2

Kyle Anderson

67

19,9 54,1

28,2

51,1

66,7

4,3

2,4

0,8

0,6

1,0

1,7 5,8

Desmond Bane*

32

36,0 46,1

44,2

-

78,9

6,3

3,9

1,5

0,5

2,3

2,2 16,6

*TCU

62

Abschieden von Zach Randolph und Tony Allen (2017) sowie Marc Gasol und Mike Conley (2019) deutete in Tennessee alles auf einen langwierigen Kaderneuaufbau hin. Den Anhängern stand eine harte Zeit bevor … die jedoch von kurzer Dauer war. Wer dachte, dass sich die Grizzlies nun für einige Jahre in die absolute Bedeutungslosigkeit verabschieden würden, wurde in der vergangenen Saison eines Besseren belehrt. Statt Pleiten und allabendliche Blowouts zu kassieren, erwies sich die junge Truppe von der Beale Street im Laufe der Saison als ein wettbewerbsfähiges NBA-Team. Angeführt von ihrem RookieAufbauspieler Ja Morant kletterten die Grizzlies ab dem dritten Saisonmonat kontinuierlich die Tabellenränge in der Western Conference nach oben. Zum Zeitpunkt des coronabedingten Saisonabbruchs stand

PG J. Morant

1,91

21

T. Jones

1,83

24

J. Konchar

1,96

24

SG D. Melton

1,88

22

D. Bane

1,98

22

G. Allen

1,93

25

SF D. Brooks

2,01

24

K. Anderson

2,04

27

J. Winslow

1,98

24

PF J. Jackson

2,11

21

B. Clarke

2,03

24

X. Tillman Sr.

2,03

21

C J. Valanciunas 2,11

28

G. Dieng

2,08

30

J. Porter

2,11

21

Heimlicher Liebling: Xavier Tillman Sr.

Rookie Xavier Tillman Sr. ist kein explosiver Springer und bringt bei einer Körpergröße von 2,03 Meter auch nicht klassisches NBA-Center-Gardemaß mit. Durch kluges Positionsspiel und starke Antizipation fungiert der 21-Jährige trotzdem als Defensivanker und kann zudem im Angriff als Spielgestalter vom Highpost fungieren.


in verschiedenen Situationen anbringen. In seinem Senior-Jahr agierte Bane auch öfters als Playmaker und überzeugte mit guten Passfähigkeiten sowie hohem Spielverständnis. Der Rookie ist niemand, der eine NBA-Defensive als VollzeitBallhandler zu beschäftigen weiß. Doch seine Fähigkeiten, ein Clouseout zu attackieren oder den Ball uneigennützig zu bewegen, machen ihn zu einem optimalen Backcourt-Partner für Morant. Seine Shooting-Qualitäten werden auch dringend benötigt, um Morant mehr Platz beim Drive zu verschaffen. Mit 19,4 Drives pro Partie war der Aufbauspieler in seiner Premierensaison im kompletten Attackemodus. Nur Luka Doncic, Russell Westbrook, DeMar DeRozan und Trae Young zogen noch öfter zum Korb als der Grizzlies-Jungspund. Durch seine Penetrations kreiert Morant gute Abschlussmöglichkeiten für seine Teamkollegen, da er die gegnerische Defensive regelmäßig zum Aushelfen zwingt. In diesem Zusammenhang traten 2019/20 erste problematische Tendenzen zutage: Wann immer Morant auf der Bank saß oder verletzungsbedingt Spiele komplett verpasste, geriet der Motor der Grizzlies im Halbfeld mächtig ins Stottern. Backup-Aufbau Tyus Jones ist ein guter Spielgestalter im Pick-andRoll, strahlt aber zu wenig ScoringGefahr aus. Bei Dillon Brooks steht der eigene Abschluss wiederum an erster Stelle … sowie an zweiter, dritter und vierter. Um Morant beim Kreieren zu entlasten, tradeten die Grizzlies im vergangenen Februar für Justise Winslow. Der 24-Jährige erlebte die besten Phasen seiner NBA-Karriere, als er für die Heat in die Rolle des „Point Justise“ schlüpfte. Die Entscheider in Memphis hoffen, dass sie mit Winslow einen weiteren Schlüsselspieler für ihr Team gefunden haben und dass er bei seinem Distanzwurf an die guten Quoten aus der Vergangenheit anknüpft (2018/19: 37,5 3P% bei 3,9 Versuchen). Mit einem Defensivrating von 109,7 belegten die Grizzlies in der vergangenen Regular Season den 14. Platz – jedoch verbesserten sie ihre Verteidigung von Monat zu Monat. Die Automatismen griffen immer besser, es wurde im Teamverbund effektiver verteidigt, und Spieler wie De’Anthony Melton, der im späteren Verlauf der Saison mehr Einsatzminuten bekam, machten ihren Einfluss vor allem am defensiven Ende des Courts spürbar. Mit Winslow sowie den Rookies Bane und Xavier Tillman Sr. ergeben sich für Coach Jenkins weitere Optionen. Mit Jonas Valanciunas steht ein physischer Lowpost-Center im Kader, die agileren Jackson Jr., Clarke und Tillman ermöglichen aber auch eine switch-intensivere Verteidigungsart.

16

Power Ranking + Stärken

Morant gehört bereits jetzt zu den dynamischsten und kreativsten NBA-Spielgestaltern, Jackson ist der ideale Stretch-Big-Man. Der temporeiche Offensivstil akzentuiert die athletischen Vorteile der Grizzlies, die Flügelrotation wurde verstärkt. Vielseitige Verteidiger auf allen Positionen.

- Schwächen Es existiert ein Defizit an Schützen. Die BubbleSpiele zeigten, dass nur Morant als Dribbler seinen eigenen Wurf kreieren kann. Winslow und „JJJ“ kommen von Verletzungen zurück, noch immer gilt das Mantra „Jugend forscht“.

= Fazit Die Grizzlies eilen dem Zeitplan voraus. Bleiben die Schlüsselspieler fit, sind sie im Rennen um die hinteren Playoff-Plätze wieder dabei. Wichtiger als einzelne Siege ist jedoch die kontinuierliche Entwicklung auf spielerischer Ebene.

Wird am ehesten ... … getradet: M. Guduric … All Star: J. Morant … versauern: K. Tillie … überraschen: D. Bane … enttäuschen: J. Winslow … endlich gesund bleiben: J. Porter … einen FIVE-Artikel bekommen: X. Tillman Sr.

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

„Was dieser Kleiman da in Memphis leistet … Hollywood pur!“, denkt sich DrehbuchGenie Aaron Sorkin. Der Oscar-Preisträger verfasst das Buch „Moneyball II“ – eine Geschichte über DraftNight-Trades und Undrafted Free Agents. Kleiman wird „Manager des Jahres“.

Die Grizzlies begeistern mit „Pace-andSpace“: Es hagelt Dunks und Dreier. Doch an der Beale Street kommt es zu heftigen Ausschreitungen. Die Querdenker fordern wieder dreckige Defensivarbeit. Tony Allen macht den Thomas Berthold. Das FedExForum brennt.

63

Fotos: G Fiume/Maryland Terrapins/Joe Murphy/NBAE via Getty Images

Memphis auf Platz acht im Westen und wies eine Bilanz von 32 Siegen bei 33 Niederlagen auf. Auch wenn das Team in den Bubble-Partien seinen Vorsprung auf Platz neun nicht bewahren konnte und schlussendlich den Portland Trail Blazers den Playoff-Vortritt lassen musste, war die Spielzeit 2019/20 in Gänze ein unerwarteter Erfolg. Nicht nur die Youngsters um Morant, Jaren Jackson Jr. und Brandon Clarke sorgten für einen frischen Wind im FedExForum, an der Seitenlinie stand mit Taylor Jenkins zudem ein Trainernovize. „Grit-and-Grind“ war gestern, jetzt gilt „Grizz Next Gen“: Der neue Marketingslogan symbolisiert den basketballerischen Epochenwechsel in Tennessee. Bis dato wurde das Team von der Beale Street von der NBA-Gemeinde mit langsamem, methodischem Teambasketball assoziiert, bei dem der Fokus – und wesentliche Erfolgsfaktor – auf einer erstickenden Defensivarbeit lag. Tatsächlich hatten die Grizzlies aus der vergangenen Saison nur noch wenig mit ihrer Vorgängerversion gemein. Bei der durchschnittlichen Pace stiegen sie vom 30. (2018/19) auf den fünften Platz. Knapp zwei Drittel ihrer erfolgreichen Abschlüsse ging ein direkter Assist voraus. Dass der eingeschlagene Weg in der kommenden Saison fortgeführt werden soll, beweist ein Blick auf den Kader: Hier ist Kontinuität Trumpf. Natürliches Wachstum von innen heraus ist angesagt. Jenkins wird an einer offensiven Spielphilosophie festhalten und den „Pace-and-Space“Stil weiter forcieren. Während die taktischen Vorgaben in den Bereichen Fastbreak und Early Offense gut zum Tragen kamen, haperte es noch am „Space“: Die Grizzlies nahmen „nur“ 36,6 Prozent ihrer Abschlüsse aus der Distanz (26. Rang in der NBA) und trafen als Team 34,7 Prozent dieser Würfe (24.). Nur Anthony Tolliver (41,5 3P%), Grayson Allen (40,4), Jackson Jr. (39,4) und Solomon Hill (38,1) nahmen mehr als drei Dreier pro Partie und trafen dabei überdurchschnittlich gut. Insgesamt traf kein anderes NBA-Team schlechter seine PullupDreier (29,0 3P%). Es ist eine Baustelle, die vom Grizzlies-Management um Zachary Kleiman am Abend der Draft durch einen Trade mit den Boston Celtics adressiert wurde: Mit dem 30. Pick sicherten sich die Grizzlies die Rechte an Desmond Bane. Der bullige Off-Guard schnürte seine Sneakers vier Jahre lang für die TCU Horned Frogs in der Big-12-Conference und machte sich einen Namen als hervorragender Werfer. Ob aus dem Spotup (1,15 Punkte pro Abschluss), nach einem PinDown-Screen oder aus dem Dribbling (1,07) – Bane verfügt über ein breites Abschlussarsenal und kann seinen Wurf


Western Conference // Minnesota T’wolves // Bilanz 19/20: 19-45

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT?

Team-Info Gegründet: 1989 Meisterschaften: 0 Arena: Target Center Zuschauer: 18.798 Gehälter 20/21: 132,2 Mio. $ Topverdiener: K.-A. Towns (29,5 Mio. $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Starten Russell, Rubio und Edwards? Oder steht doch Beasley in der Ersten Fünf? POS Name Größe Alter PG D. Russell

D

ie Lotto-Kugeln haben es mal wieder gut gemeint mit den Wölfen: Minnesota durfte einmal mehr an erster Stelle der Draft picken. Am Ende holten sie an Nummer eins Anthony Edwards – einen athletischer Flügel-Scorer, der am College im Schnitt 20 Punkte pro Spiel machte und die Center-Aufbau-Achse um Karl-Anthony Towns und D’Angelo Russell gut ergänzen könnte. An 23. Position pickte „Minny“ den argentinischen Wing Leandro Bolmaro und an 28. Stelle Jaden McDaniels. Gerade McDaniels ist ein klassischer Boom-or-Bust-Kandidat – Minnesota könnte ein Steal gelungen sein. Bolmaro wird wohl zunächst in Europa (FC Barcelona) bleiben. Außerdem kam Ricky Rubio per Trade zurück. Steht den Wolves mit den Neuzugängen eine bessere Zukunft bevor?

Stats 2019/20

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Karl-Anthony Towns 35

33,9 58,6

41,2

60,0

79,6

10,8 4,4

0,9

1,2

3,1

3,3 26,5

D’Angelo Russell

12

32,7 48,5

34,5

50,2

87,3

4,6

6,6

1,4

0,3

3,8

1,8 21,7

Malik Beasley

14

33,1 51,7

42,6

57,7

75,0

5,1

1,9

0,6

0,1

1,5

1,9 20,7

Ricky Rubio

65

31,0 43,9

36,1

47,1

86,3

4,7

8,8

1,4

0,2

2,7

2,6 13,0

Juan Hernangomez 14

29,4 48,5

42,0

55,8

60,9

7,3

1,3

1,0

0,3

1,0

2,5 12,9

Jarrett Culver

63

23,9 47,1

29,9

46,2

46,2

3,4

1,7

0,9

0,6

1,3

2,0 9,2

Jake Layman

23

22,0 53,3

33,3

52,0

75,0

2,5

0,7

0,7

0,4

1,0

2,0 9,1

Naz Reid

30

16,5 46,6

33,0

47,7

69,8

4,1

1,2

0,6

0,7

0,7

2,8 9,0

Josh Okogie

62

25,0 52,9

26,6

47,9

79,6

4,3

1,6

1,1

0,4

1,4

2,2 8,6

R. Hollis-Jefferson

60

18,7 49,7

13,0

47,6

73,4

4,7

1,8

0,8

0,4

1,0

1,9 7,0

Ed Davis

28

10,8 47,8

0,0

47,8

50,0

3,8

0,4

0,4

0,3

0,5

2,2 1,8

Anthony Edwards* 32

33,0 50,4

29,4

-

77,2

5,2

2,8

1,3

0,6

2,7

2,2 19,1

*Georgia

64

In 31 Jahren seit Bestehen der Franchise hat Minnesota nur neun Mal die Postseason erreicht und ganze zwei Serien gewonnen – angeführt von Kevin Garnett 2003/04. Neu kam zu Beginn des Jahres unter anderem Towns-Buddy D’Angelo Russell in die Stadt. Dazu in einem monströsen Vier-Team-Trade auch noch Malik Beasley, Juancho Hernangomez, Evan Turner und Jared Vanderbilt – allesamt mit auslaufenden Verträgen. Es reichte am Ende trotzdem nur zum 14. Platz in der Western Conference, die Bubble fand ohne die Wolves statt. Allzu sehr gestört haben dürfte das die Verantwortlichen nicht. So hatte Towns Zeit, sich von einer Handgelenksverletzung zu erholen. Auf der anderen Seite bleibt abzuwarten, wie er den Corona-Tod seiner Mutter verarbeitet.

1,96

23

J. McLaughlin 1,85

25

SG R. Rubio

1,93

30

M. Beasley

1,96

23

J. Okogie

1,96

22

SF A. Edwards

1,96

19

J. Evans

1,98

23

J. Culver

1,98

21

PF J. Hernangomez 2,06

25

K. Martin

2,01

25

J. McDaniels

2,06

20

R. Hollis-Jeffer. 1,98

25

C K. Towns

2,13

25

N. Reid

2,08

20

E. Davis

2,08

31

Heimlicher Liebling: Josh Okogie

Im Sumpf der Defensiv-Allergiker ist der 22-Jährige der Einzige, der auch in der Verteidigung alles reinwirft. Kriegt er seinen Wurf noch auf die Kette, stehen ihm gute Jahre bevor. Mit Anthony Edwards kam aber prominente Konkurrenz um Spielzeit.


Liga. Bloß macht er diesen Einfluss mit seiner Performance am eigenen Korb zunichte: In ESPNs Defensive-RealPlus-Minus-Rating liegt er auf dem 69. Platz von 70 Centern. Ist Towns auf der Bank, liegt das Defensivrating von Minnesota bei 107,9 – mit ihm bei miserablen 115,4. Sein Ringschutz ist schlecht. Niemand in der Liga hat Angst, gegen den 25-Jährigen den Korb zu attackieren. Daran müssen Saunders und er arbeiten, sonst kommen auch in den nächsten Jahren einige hohe Draftpicks nach Minneapolis. Zweite große Baustelle: der Dreier. Saunders hat in der abgelaufenen Spielzeit „Feuer frei“ als Marschroute ausgegeben. Die Mannen aus Minnesota nahmen die drittmeisten Distanzwürfe der Liga (43,3 pro Partie), allerdings mit einer Erfolgsquote von 33,6 Prozent (28. Platz). Insbesondere Russell, Edwards und Rubio sind nicht die Kandidaten, die daran etwas zum Positiven verändern könnten. Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer, was die Versuche von Downtown angeht: Malik Beasley und Juancho Hernangomez. Hernangomez traf starke 42,0 Prozent von draußen, bei Beasley waren es sogar 42,6 – und das bei 8,2 Versuchen pro Partie. Können beide dieses Niveau auch nur annähernd über eine ganze Spielzeit halten, machen die Wolves einen Sprung nach oben. Beasley wurde für vier Jahre und 60 Millionen gehalten. Allerdings machte er zuletzt auch privat Schlagzeilen: Er soll seine Familie mit einer Waffe bedroht und Drogen besessen haben. Auch Hernangomez verlängerte seinen Vertrag in Minnesota kurz vor Redaktionsschluss. Spannend wird auch die Frage sein, welche Rolle Rückkehrer Rubio übernehmen wird: Startet er neben Russell, oder führt er die Zweite Fünf an? Seine Führungsqualitäten werden bei dem jungen Team auf jeden Fall gefragt sein. Und in Phoenix hat Rubio bewiesen, dass er sich auch in höherem Alter noch in Sachen Defense und Distanzwurf steigern konnte. Ob er ein guter Fit neben Towns und Russell ist, muss sich aber erst noch zeigen. Man kann den Wolves nur wünschen, dass sie – Post-Covid – mit der Achse Towns-Russell-Edwards auch wieder mehr Menschen ins Target Center locken. Mit durchschnittlich rund 15.000 Zuschauern war Minnesota in dieser Kategorie zuletzt abgeschlagen Letzter. Euphorie ist also bitter nötig. Aber selbst mit viel Begeisterung wird es bei dieser Konkurrenz im Westen und den vielen Defensivproblemen wahrscheinlich nichts mit einem Playoff-Platz. Und dann ist da auch noch die Besitzerfrage: Glen Taylor will verkaufen. Lässt der neue Owner das Team in Minnesota?

21

Power Ranking + Stärken

Ein junges, talentiertes Team mit viel OffensivPotenzial. Mit einem fitten Towns und einem Beasley über die ganze Saison geht auch die bisher miese Dreierquote nach oben. Edwards will es – hoffentlich – allen Zweiflern zeigen.

- Schwächen Defense, Defense, Defense. Die Neuverpflichtungen beheben das größte Problem der Wolves nicht. Ein klarer Plan des Trainers ist immer noch nicht erkennbar. Die Achse Towns-Russell-Edwards muss sich erst einspielen. Was macht Rubio?

= Fazit Ganz viel Talent, das aber noch Zeit braucht, um sich zu finden. Minnesota wird einen Schritt nach vorne machen, aber im Rennen um die Playoffs im starken Westen noch nicht mitreden können. Es sei denn, die Wölfe zünden sehr früh.

Wird am ehesten ... … getradet: M. Beasley … All Star: K. Towns … versauern: R. Rubio … überraschen: J. Okogie … enttäuschen: D. Russell … entlassen: R. Saunders … einen Trade fordern: K. Towns

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Klopf, klopf, klopf. „KG … hallo!“ „Aus dem Weg, ich wohne jetzt hier, KAT!“ „Aber das ist meine Wohnung.“ „Und meine … bis du Defense lernst! Und die PS5 fliegt erst mal raus. Genau wie der TV.“ „KG, ich glaube …“ „WAS GLAUBST DU?!?!?“ „Schon gut …“

Die Wolves lassen im Schnitt 150 Punkte zu. Rubio twittert: „Hätten sie mich bloß in Phoenix gelassen.“ Beasley landet im Knast. Towns ruft heulend bei Jimmy Butler an: „Du hattest so recht.“ Besitzer Taylor verkauft die Franchise, neuer Standort ist Goat City in Tennessee.

65

Fotos: Bart Young/David Sherman/NBAE via Getty Images

Towns, Russell und Rookie Edwards – das klingt nach einer guten Basis für die nächsten Jahre. Doch Pessimisten sehen in Edwards einen Andrew Wiggins 2.0: einen hoch veranlagten Spieler, der latent inkonstant ist und offenbar Probleme mit der Einstellung hat. Edwards ist in der Verteidigung ein klares Minus, und damit passt er leider zu den Wolves. Selbst DefensivFanatiker Tom Thibodeau hatte es als Coach nicht geschafft, die MinnyDefense signifikant zu verbessern. Immerhin ist Minnesota im ligaweiten Defensivranking in der abgelaufenen Saison auf dem 20. Platz gelandet – im Vergleich zum 24. im Jahr davor. Mühsam ernährt sich der Timberwolf … gerade beim Verteidigen des Dreiers gibt es weiter ordentlich Luft nach oben. Superstar Towns könnte solide Defense spielen, tut es aber zu selten. Russell könnte es wahrscheinlich nicht mal, wenn er wollte. Und auch mit der Auswahl der drei Rookies lässt sich dieses Problem nicht beheben: Überdurchschnittliche Defense gibt es im Wolves-Kader aktuell nur von Josh Okogie. Auch Jarrett Culver hätte die Tools, der sechste Pick der letztjährigen Draft spielt aber bisher wie ein Fehlgriff. Zumindest die Hälfte seiner Freiwürfe zu treffen, wäre für einen Flügelspieler nicht verkehrt. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem Trainer: Ryan Saunders konnte das in ihn gesetzte Vertrauen noch nicht zurückzahlen. Saunders hat es in fast zwei Jahren als Headcoach nicht geschafft, das Potenzial des Teams in Siege umzuwandeln. Diese Saison, mit dem dann eingespielten Duo Towns-Russell sowie Rookie Edwards, könnte bereits die letzte Chance für ihn sein. Besonders Saunders’ Offensivplan ist nicht klar: Die Wolves haben in Towns einen der Top-5-Big-Men der Liga. Und doch ist das Angriffsspiel immer noch nicht auf „KAT“ zugeschnitten. Über ihn müsste die Offensive laufen – bisher tut sie das nicht bzw. nicht gut genug. Auf der anderen Seite produziert Towns üble 3,1 Turnovers pro Spiel. Er muss weiter an seiner Entscheidungsfindung arbeiten und hier und da schlicht an der Konzentration. Dass er aber offensiv der talentierteste Mann im Kader ist und Franchise-Player bleibt, steht außer Frage. In seinem fünften Jahr in der Association kam „KAT“ im Schnitt auf 26,5 Punkte, 10,8 Rebounds und 4,4 Assists – und das bei über 40 Prozent von hinter der Dreierlinie bei 7,9 Versuchen. Nie zuvor hat ein Sevenfooter bei dieser Anzahl von Würfen eine dermaßen gute Quote von Downtown gehabt. Die Anzahl der Assists ist für einen Center elitär. Verbunden mit seinen Fähigkeiten im Pick-and-Roll ist Towns vielleicht der beste offensive Big der


Western Conference // New Orleans Pelicans // Bilanz 19/20: 30-42

MAUERBAU

Team-Info Gegründet: 2002 Meisterschaften: 0 Arena: Smoothie King Center Zuschauer: 16.867 Gehälter 20/21: 138,8 Mio. $ Topverdiener: S. Adams (29,6 Mio. $)

Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Der Kader der „Pels“ ist auf allen Positionen doppelt besetzt, da Ball auch Point Guard spielt. POS Name Größe Alter

W

Stats 2019/20

e just form a f*cking wall.“ Diese sechs Wörter dürften vielen in den Kopf schießen, wenn sie an Stan Van Gundy denken. Der Headcoach stimmte während seiner Zeit bei den Detroit Pistons einmal seine Spieler in einer Auszeit darauf ein, auf diese besondere Art zu verteidigen. In seiner neuen Aufgabe als Cheftrainer der New Orleans Pelicans täte Van Gundy vielleicht ganz gut daran, dieses Mantra in das Training zu übertragen und defensiv eine Mauer errichten zu lassen. Denn die Pelikane dümpelten 2019/20 in der Verteidigung umher und rangierten beim Defensivrating im unteren Drittel der Liga. In der Bubble in Orlando wurde es nicht besser, im Gegenteil. Neben einer Grundstruktur ist es eine gewisse Foulanfälligkeit und eine schwache Defensivrebound-Arbeit, an der Van Gundy mit

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Brandon Ingram

62

33,9 50,1

39,1

53,1

85,1

6,1

4,2

1,0

0,6

3,0

2,9 23,8

Zion Williamson

24

27,8 59,0

42,9

59,2

64,0

6,3

2,1

0,7

0,4

2,5

1,8 22,5

J.J. Redick

60

26,4 45,3

45,3

59,6

89,2

2,5

2,0

0,3

0,2

1,3

1,6 15,3

Eric Bledsoe

61

27,0 53,3

34,4

52,8

79,0

4,6

5,4

0,9

0,4

2,4

2,1 14,9

Lonzo Ball

63

32,1 44,2

37,5

51,1

56,6

6,1

7,0

1,4

0,6

3,1

2,0 11,8

Steven Adams

63

26,7 59,4

33,3

59,3

58,2

9,3

2,3

0,8

1,1

1,5

1,9 10,9

Josh Hart

65

27,0 58,4

34,2

53,7

73,9

6,5

1,7

1,0

0,4

1,2

2,5 10,1

Jaxson Hayes

64

16,9 67,8

25,0

67,4

64,7

4,0

0,9

0,4

0,9

0,8

2,5 7,4

Nicolo Melli

60

17,4 57,3

33,5

52,8

74,0

3,0

1,4

0,6

0,4

0,8

2,1 6,6

Willy Hernangomez 31

12,1 59,0

22,7

55,0

62,7

4,3

0,9

0,3

0,2

1,0

1,0 6,1

N. Alexander-Walker 47

12,6 39,1

34,6

45,5

67,6

1,8

1,9

0,4

0,2

1,1

1,2 5,7

Kira Lewis Jr.*

37,6 50,7

36,6

-

80,2

4,8

5,2

1,8

0,6

3,6

2,6 18,5

*Alabama

66

seinem Team arbeiten muss. Dabei hat sich der 61-Jährige in einem guten Jahrzehnt als NBA-Headcoach doch gerade in der Defensive einen Namen gemacht – vor allem in seiner Zeit bei den Orlando Magic. „Die Spieler müssen ein Dringlichkeitsgefühl in der Verteidigung entwickeln“, machte Van Gundy im LowePost-Podcast klar – noch bevor er sein Amt angetreten hatte. Das dürften also ehrliche Worte sein. Die Franchise habe Van Gundy derweil für „seine Vision bezüglich des bestehenden Kaders“ verpflichtet. In der Offseason gab es jedoch Veränderungen. Mit Jrue Holiday schickten die Pelicans per Trade einen dieser oft zitierten „All-Star-Snubs“ nach Milwaukee. Trotz 17,6 Punkten und 6,8 Assists pro Spiel in seinen sieben Jahren in N’Awlins schaffte es Holiday in dieser Zeit nie zum All-Star-

31

PG E. Bledsoe

1,85

31

K. Lewis Jr.

1,91

19

SG L. Ball

1,98

23

J.J. Redick

1,91

36

1,96

22

SF B. Ingram

2,01

23

J. Hart

1,96

25

N. Marshall

2,01

22

PF Z. Williamson

1,98

20

N. Melli

2,06

29

C S. Adams

2,11

27

J. Hayes

2,11

20

W. Hernangomez 2,11

26

N. Alexander-Walker

Heimlicher Liebling: J.J. Redick

Er hat die Blaupause des SpielerPodcasts abgeliefert und nimmt demnach kein Blatt vor den Mund. Durch Social-MediaEntschleunigung muss der 36-Jährige aber auch nicht im Rampenlicht stehen. Spielerisch schließt sich mit seinem Ex-Coach Van Gundy der Kreis.


dem Feld von den Zahlen her an einen gewissen Shaquille O’Neal an. Beides Naturgewalten, doch welche Art von Spieler Williamson sein wird, bleibt dennoch abzuwarten – bestehen doch unter anderem Fragezeichen bei seinem Sprungwurf sowie dem Ballhandling. Das Potenzial eines durchaus vielseitigen Offensivakteurs besitzt Zion allemal: Sechs Play-Types nahmen einen Anteil von zehn bis 20 Prozent seiner Abschlüsse ein. Fast schon auf MVP-Niveau bewegte sich Brandon Ingram zu Beginn der Saison 2019/20, als Williamson fehlte. 25,6 Punkte pro Partie legte Ingram damals auf, trotz hoher Verantwortung und Nutzungsrate präsentierte sich der schlaksige Flügelspieler mit einer True-ShootingQuote von 60 Prozent enorm effizient. Ingram nahm den Dreier konstant in sein Repertoire auf und dosierte seine Abschlüsse aus der Mitteldistanz. Dabei kreierte er auch für andere. Folgerichtig wurde der 23-Jährige am Ende All Star und „Most Improved Player“. Ohne die beiden Spieler individuell zu vergleichen: In Orlando machte Van Gundy schon mit Hedo Türkoglu einen groß gewachsenen Flügel zum sekundären Playmaker. Wie Ingram und Williamson als die beiden besten Spieler im Pels-Kader zusammen harmonieren werden, ist eine spannende Frage. Mit einem Net-Rating von 8,2 stellten die beiden Forwards 2019/20 immerhin das viertbeste Duo aus 32 Pelicans-Paaren mit mindestens 400 gemeinsamen Minuten. Wie Ingram präsentierte sich auch Lonzo Ball in der vergangenen Saison als überdurchschnittlicher Dreierschütze, was so nicht zu erwarten war. Dennoch stehen ein paar Fragezeichen hinter der Offensivrolle des Guards – vor allem in einem neu formierten Team und neben einem fitten Williamson. Balls enttäuschender Auftritt in der Bubble sollte nicht überbewertet werden. Denn in der Zeit nach Weihnachten 2019 bis zur Saisonpause im März 2020 avancierte Ball zum einzigen Spieler der Liga mit mehr als 14 Punkten, sieben Rebounds und acht Assists im Schnitt sowie 40-prozentiger Dreierquote! Die Zweite Fünf wird vom Veteranen-Schützen J.J. Redick angeführt, mit Nicolo Melli und Josh Hart hat Van Gundy weitere solide Rollenspieler zur Verfügung: Das macht mindestens eine Acht-Mann-Rotation mit flexiblen Aufstellungen. Innovativ präsentierte sich Van Gundy zu seiner Magic-Zeit: mit einer „Four Out, One In“-Offensive, welche aber längst Standard ist. Doch wie viel Spacing können die Pelicans (zuvorderst die Starter) generieren? So könnte es auch sein, dass New Orleans’ Gegner eine Mauer formen – und der Enthusiasmus bei den Pelicans verpufft.

18

Power Ranking + Stärken

Junger Kern mit doppeltem Franchise-SpielerPotenzial. Guter Mix mit Veteranen. Mit Van Gundy ein Coach, der das Team defensiv auf Vordermann bringen kann. Starke Offensivrebounder.

- Schwächen Hat diese Mannschaft einen guten primären Ballhandler? Die Pelicans müssen ihre Turnover-Anfälligkeit reduzieren. Und ist die solide Dreierquote zu konservieren? Alles in allem ist aber nicht die Offensive, sondern die Defensive die größere Baustelle.

= Fazit Junger Kern, viele Draftpicks: Der Umbau in New Orleans ist noch nicht abgeschlossen. Van Gundys Verpflichtung spricht aber auch für „Win now“. Die Pelicans könnten (erneut) ein „Dark Horse“ im Playoff-Kampf sein, doch andere West-Teams haben noch mehr aufgerüstet.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Shooter sein: … Most Improved:

S. Adams B. Ingram N. Marshall K. Lewis Jr. J. Hayes J.J. Redick L. Ball

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Adams erzählt Williamson von seinem Farmleben in Neuseeland. Völlig begeistert startet Zion als Ausgleich eine Pelikanzucht. Und auf dem Feld erwacht „Mount Zion“ noch mehr: Von Adams beeinflusst, präsentiert Zion vor jedem Spiel den Haka. Gegen eingeschüchterte Gegner legt er 25/20 auf.

Zwei Jahre als TV-Experte bleiben hängen: Van Gundy analysiert bei Auszeiten schonungslos sein eigenes Team, während des Spiels setzt er sich immer wieder in die Journalistenreihe. „Besser als mein Bruder Jeff kann ich das eh.“ Mit Zion will der nächste Pelicans-Star einen Trade.

67

Fotos: Bill Baptist/Ashley Landis-Pool/Getty Images

Game. Dabei gehört er zu den stärksten Flügelverteidigern ligaweit. Warum die „Pels“ Holiday abgaben? Zum einen sicherlich aus Kostengründen (Holiday streicht in den kommenden beiden Jahren über 53 Millionen Dollar ein oder kann im kommenden Sommer Free Agent werden), zum anderen festigten die Pelicans durch den Trade den Status als größter Draftpick-Hort außerhalb von Oklahoma City: Unter anderem zwei Erstrundenpicks aus Milwaukee gesellen sich zu den drei Erstrundenpicks, die die Pelicans noch aus dem Anthony-DavisTrade von den Lakers erhalten. Spielerisch erhielten die Pelicans mit Eric Bledsoe den zwar individuell schwächeren Spieler zu Holiday, doch auch der bullige Ex-Buck weiß in der Verteidigung zu gefallen. Bledsoes Distanzwurf kommt etwas wackelig daher, dafür dürfte er als überdurchschnittlicher Ballhandler (mit 0,98 PPP im Pick-and-Roll im 83. Perzentil) einem in dieser Kategorie schwachen Team helfen. In der Draft sicherten sich die Pelicans einen weiteren Point Guard: Kira Lewis Jr. gilt als einer der schnellsten Spieler seines Jahrgangs und dürfte mit seinen Drives auch gut zu Lonzo Ball passen. Flogen die Wasservögel in der vergangenen Saison bereits mit der viertschnellsten Pace über das Hartholz, dürfte es mit den Neuen im Backcourt durchaus noch schneller zur Sache gehen. Auch wenn mit Steven Adams ein Center eher alter Schule nach Louisiana gekommen ist. Für den in der Free Agency abgewanderten Derrick Favors holte sich die Franchise einen starken Ringbeschützer und Rebounder ins Boot, der offensiv mit seinen Screens zu überzeugen weiß. Einer wie Adams könnte gut in das System von Van Gundy passen, zudem dürfte der 27-Jährige dieser jungen Truppe sicherlich ein paar (nicht ganz saubere) Tricks vermitteln. Hinter Adams stehen mit Zweitjahresprofi Jaxson Hayes sowie Free-Agent-Verpflichtung Willy Hernangomez zwei Backups mit Potenzial bereit. Mit oder auch trotz dieser Veränderungen sind die Blicke auf ein Trio gerichtet, in dem kein Spieler älter als 23 Jahre ist und auf das die Pelicans ihre Hoffnungen setzen: Lonzo Ball, Brandon Ingram und Zion Williamson. Im Fokus steht natürlich der 2019er Top-Pick Williamson. Doch so richtig lässt sich dessen RookieSaison nicht einordnen. Aufgrund einer Meniskus-OP verpasste Williamson die ersten 43 Spiele, in der Bubble war er mit einer Minutenbeschränkung limitiert. Bei ihm zeigten sich Unzulänglichkeiten in der Verteidigung – bei einem Rookie mit noch so wenigen Profiminuten nachvollziehbar. Offensiv knüpfte er mit 22,5 Punkten und 58,3 Prozent aus


Western Conference // Oklahoma City Thunder // Bilanz 19/20: 44-28

VERZÖGERTER REBUILD

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 1 Arena: Chesapeake Energy Arena Zuschauer: 18.203 Gehälter 20/21: 95,1 Mio. $ Topverdiener: A. Horford (23,0 Mio. $)

Text: Manuel Baraniak

Depth Chart Nach Redaktionsschluss könnte der Kader dank Presti schon wieder ganz anders aussehen. POS Name Größe Alter PG

A

dvanced Stats oder Analytics sind aus dem modernen NBA-Diskurs nicht mehr wegzudenken. Spieler wie Teams werden gleichermaßen mit Zahlen evaluiert. Vielleicht wäre es an der Zeit, dies auch hinsichtlich der Draftpicks zu tun: Welche Sicherungen werden Picks zugeschrieben? Wann fallen sie dem Trade-Partner letztlich zu? Und welche Auswirkungen hat das auf die Qualität, die ein Team erhält? Solche Fragen würden sich anbieten, und die nötige Datengrundlage könnten hierfür die Oklahoma City Thunder liefern. Denn auch in der diesjährigen Offseaon war die Franchise um General Manager Sam Presti enorm umtriebig: Bei Redaktionsschluss hatte Presti zehn Trades getätigt, um vier weitere Erstrundenpicks einzusammeln. Bis zum Jahr 2027 hat die Franchise damit 18 (!) Erstrundenpicks zur

Stats 2019/20

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

S. Gilgeous-Alexander 70

34,7 51,2

34,7

51,4

80,7

5,9

3,3

1,1

0,7

1,9

1,7 19,0

Al Horford

67

30,2 51,6

35,0

52,0

76,3

6,8

4,0

0,8

0,9

1,2

2,1 11,9

George Hill

59

21,5 56,5

46,0

62,4

84,2

3,0

3,1

0,8

0,1

1,0

1,4 9,4

Trevor Ariza

53

28,2 55,6

37,2

55,7

83,8

4,6

1,7

1,3

0,3

1,1

2,1 8,0

Hamidou Diallo

46

19,5 48,5

28,1

47,3

60,3

3,6

0,8

0,8

0,2

1,1

2,2 6,9

Luguentz Dort

36

22,8 47,9

29,7

46,3

79,2

2,3

0,8

0,9

0,1

0,6

2,7 6,8

Frank Jackson

59

13,5 46,5

32,6

47,6

74,7

1,4

1,0

0,3

0,1

0,8

1,3 6,3

Darius Bazley

61

18,5 43,2

34,8

47,2

69,4

4,0

0,7

0,4

0,7

0,7

0,9 5,6

Justin Jackson

65

16,1 48,9

29,4

46,6

84,0

2,4

0,8

0,2

0,2

0,2

1,1 5,5

Mike Muscala

47

12,2 50,0

37,8

55,0

81,8

2,3

0,9

0,2

0,3

0,4

1,2 4,8

T.J. Leaf

28

7,9

45,6

27,8

44,8

43,8

2,5

0,3

0,4

0,1

0,3

0,8 3,0

23,1 49,0

32,1

-

78,3

7,9

3,1

1,3

1,8

1,8

1,5 10,8

Aleksej Pokusevski* 11 *Olympiakos Piräus

68

Verfügung. „Stop the Count!“, mögen da andere Franchises entgegnen. Dass ein Umbruch über die Thunder hereinbrechen würde, schien sich eigentlich schon mit dem Trade für Chris Paul abzuzeichnen, der im Sommer 2019 im Tausch für Russell Westbrook zu den Thunder gekommen war. Doch weder in derselben Offseason noch zur vergangenen TradeDeadline schickten die Thunder Paul weiter. Stattdessen schlüpfte der Crunchtime-starke Veteran (wieder) in die „Point God“-Rolle, führte mit Shai Gilgeous-Alexander und Dennis Schröder ein hocheffizientes DreiGuard-Lineup an und die Thunder immerhin auf den fünften Platz und bis in ein siebtes Spiel in der Playoff-Auftaktrunde gegen die Rockets. Von jener starken Formation, in der auch Danilo Gallinari und Steven Adams standen, ist nach dieser Offseason aber

1,98

22

G. Hill

S. Gilgeous-Alexander

1,91

34

F. Jackson

1,91

22

SG L. Dort

1,91

21

T. Jerome

1,95

23

SF H. Diallo

1,95

22

T. Ariza

2,04

35

J. Jackson

2,03

25

PF D. Bazley

2,06

20

T.J. Leaf

2,08

23

K. Williams

2,01

26

I. Roby

2,03

22

A. Pokusevski

2,14

18

C A. Horford

2,08

34

M. Muscala

2,11

29

Heimlicher Liebling: Darius Bazley

Michele Roberts nannte Darius Bazley einen „Vorreiter“. Der hatte auf sein College-Jahr verzichtet und stattdessen ein Praktikum bei New Balance gemacht. Was das NCAA-System aufrüttelt, ist erst mal interessant. Und Bazleys erstes NBA-Jahr gab ihm recht.


limitierte Flügelspieler, die wegen ihres wackeligen Wurfs vernachlässigt werden können. So nahm Dort in der Serie gegen die Rockets mit 8,3 Dreiern in 29,2 Minuten die meisten Distanzwürfe des Teams – versenkte jedoch nur 26 Prozent seiner Versuche. Als Cutter trat Dort dagegen schon besser in Erscheinung. Hamidou Diallo ist ein ähnlicher Spielertyp, er enttäuschte jedoch in der Rockets-Serie. Dahingehend war Darius Bazley eine positive Überraschung. Im Verlauf seiner Rookie-Saison gewöhnte sich der 20-Jährige an das Tempo in der NBA, zeigte eine gute Kombination aus Länge und Wendigkeit sowie vielversprechende Ansätze beim Wurf aus dem Dribbling. Körperlich muss der 2,06-Meter-Schlaks sicherlich zulegen. Mit Frank Jackson, Ty Jerome und T.J. Leaf kamen in den vielen Trades junge Spieler nach Oklahoma, die die Thunder zumindest erst einmal auf den Prüfstand stellen dürften. In der Draft zogen Presti und Co. nur Akteure aus Europa, die aus Langzeitperspektive interessant sein dürften. Ins Auge sticht dabei Erstrundenpick Aleksej Pokusevski: Im zweiten Team von Olympiakos Piräus zeigte er ein seltenes Passspiel für einen Sevenfooter, doch „NBA-ready“ ist der 18-Jährige noch lange nicht. Erfahrung einbringen werden die Neuzugänge George Hill und Al Horford. Ob Trevor Ariza beim Saisonstart noch im Kader steht, ist fraglich, zumal der Flügel bei OKC mit Youngstern am tiefsten besetzt ist. Als umsichtiger Playmaker dürfte Hill dem Team Ruhe und „SGA“ einen erfahrenen Sidekick geben. Wichtig wird auch Hills Distanzwurf sein, mit einer Dreierquote von 46,0 Prozent führte er die Liga 2019/20 an. Horfords Engagement in Philadelphia war ein Missverständnis, die Combo mit Joel Embiid – womit Horford häufig auf der Vier ranmusste – kein Erfolg. Als Stretch-Fünfer, Passgeber vom Highpost und Abroller dürfte Horford den Thunder eine größere Hilfe sein. Horford wird 2022/23 als dann 36-Jähriger noch 26,5 Millionen Dollar einstreichen – womit sich die Thunder nach Paul doch wieder einen Spieler mit nicht ganz so attraktivem Vertrag aufgebürdet haben. Hills Vertrag für die Saison 2021/22 ist derweil nicht garantiert, weshalb der Guard nicht lange in Oklahoma bleiben wird – und in Zukunft für Draftpicks abgegeben werden könnte. „Draft and Stash“? Für die Thunder ist aktuell vor allem angesagt: „Stash the draftpicks.“ Irgendwann wird Sam Presti daraus wieder ein Paket schnüren und zuschlagen. Und die Rebuild-Zeit wird kürzer ausfallen, als man es in der Offseason 2020 noch erwartet hatte.

28

Power Ranking + Stärken

Tiefe am Flügel und mit Gilgeous-Alexander einer der vielversprechendsten Youngsters der Liga. Horford und Hill geben als Veteranen dem Team Impulse, wo es nötig ist. Kein Druck für Coach Daigneault im Rebuild.

- Schwächen Wer soll neben „SGA“ kreieren? Offensiv fehlen konstante Dreierschützen. Mehr Quantität statt Qualität, einigen Spielern ist ein großer Sprung nicht zuzutrauen. Potenziell gute Individual­ verteidiger, aber wie steht es um die Teamdefense?

= Fazit Die Thunder werden den größten Sturz aller Teams hinlegen und aus den Playoffs fallen. Im Rebuild geht es um die Evaluierung zukünftiger Franchise-Eckpfeiler. Experimente dürften mit dem langjährigen G-League-Coach angesagt sein.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Gegner nerven: … Freak genannt:

T. Ariza S. Gilgeous-Alexander I. Roby D. Bazley J. Jackson L. Dort A. Pokusevski

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Sam Presti hat es geschafft: Alle Erstrundenpicks der Draft 2024 gehören den Thunder. Presti tradet daraufhin mit sich selbst – für Pick-Swaps und zukünftige Draftpicks, andere Teams bleiben außen vor. Das System ist kaputt, die Draft muss sofort reformiert werden.

Für zwölf zukünftige Erstrundenpicks holt Presti Durant und Harden zurück. Doch manche Picks kommen von NFL- und NHL-Teams, denen Presti Ariza, Hill und Horford aufgeschwatzt hat. Strafe der NBA: Die Thunder dürfen in den nächsten fünf Jahren nicht in der ersten Runde ziehen.

69

Fotos: Mike Ehrmann/Getty Images

nur ein Spieler übrig geblieben: der 22-jährige Shai Gilgeous-Alexander, dessen Team die Thunder nun sind. Paul, Schröder und Adams wurden via Trades verschifft, Gallinari verließ die Franchise als Free Agent. Wie sehr die Thunder in den Rebuild-Modus geschaltet haben? Als letzte Franchise verpflichteten sie nach der Trennung von Billy Donovan einen neuen Headcoach – den langjährigen Cheftrainer ihres G-League-Teams! Mark Daigneault ist damit der erste Trainer, der vom Headcoach des Farmteams einer NBA-Franchise zum Chef ebenjenes NBA-Teams aufgestiegen ist. Der 35-Jährige (und damit zweitjüngste Coach der Association) soll den „Ansatz unserer Organisation weiter modernisieren“, erklärte Sam Presti bei der Anstellung Daigneaults. Nachdem die Thunder in der vergangenen Saison bei der Pace nur auf dem 21. Platz rangierten, dürften sie unter dem neuen Coach vor allem schnell spielen. Gut möglich, dass dabei mit Gilgeous-Alexander ein 1,98 Meter großer Combo Guard den etatmäßigen Spielmacher gibt und so einen Hauch von positionslosem Basketball zu den Thunder bringt. „SGA“ agierte in der Saison 2019/20 neben Paul und Schröder mehr ballabseits, als er das in seinem ersten NBA-Jahr bei den Los Angeles Clippers getan hatte, ganz fremd dürfte ihm diese Rolle also nicht sein. Als Ballhandler, wenn auch nicht so oft eingesetzt, steigerte er bereits seine Effizienz. Der 22-Jährige machte vor allem den erhofften Sprung als Scorer und verdoppelte fast seinen Punkteschnitt. Gilgeous-Alexander versteht es dabei, sich durch tiefe Dribblings samt Verzögerungen bis zum Ring zu manövrieren, obwohl er nicht so explosiv ist. Von 57 Außenspielern mit einer Nutzungsrate von mindestens 23,5 verloren nur sieben Spieler prozentual seltener den Ball. An seinem Dreier darf „SGA“ sicherlich noch arbeiten. Sein Release kommt zwar zügig daher, mechanisch sauber sieht sein Wurf aber nicht aus. Auch der Pullup-Jumper könnte besser fallen. Doch nach den Abgängen von Schröder und Paul müsste sich Gilgeous-Alexander vor allem in der Spielmacherrolle steigern. Zeit und Vertrauen dürfte er genießen. Neben „SGA“ dürfte Luguentz Dort im Backcourt starten. Der 21-Jährige feierte in der Playoff-Serie gegen Houston seine Coming-outParty, indem er James Harden am Trikot klebte. Dort vereint Physis und Explosivität, über die gesamte Saison hielt er seine Gegner bei 40 Prozent aus dem Feld – Bestwert unter allen Rotationsspielern. In der vergangenen Saison hatten die Thunder Spieler dieses Typus zuhauf in ihren Reihen: defensiv beschlagene, aber offensiv


Western Conference // Phoenix Suns // Bilanz 19/20: 34-39

POSTSEASON, WIR KOMMEN!

Team-Info Gegründet: 1968 Meisterschaften: 0 Arena: PHX Arena Zuschauer: 18.055 Gehälter 20/21: 125,5 Mio. $ Topverdiener: C. Paul (41,4 Mio. $)

Text: Peter Bieg

Depth Chart Auf dem Flügel herrscht fast schon ein Überangebot an fähigen Spielern. POS Name Größe Alter

V

Stats 2019/20

or lauter Buzz um den Lakers-Titel, das Bubble-Experiment und viel Politik ging fast unter, was für eine unglaubliche Performance die Suns in Orlando hingelegt hatten. 8-0 lautete ihre Bilanz in den Seeding Games – und doch reichte es nicht für das Play-In-Turnier. Schon nach der 2018er Saison hatte Devin Booker erklärt, dass er genug davon habe, die Playoffs zu verpassen. Es folgten zwei weitere Spielzeiten ohne Postseason. Seit zehn Jahren warten sie in der Wüste auf Playoff-Basketball. Doch mit dem Auftritt in der Bubble hoffen die Fans, die Kurve in Richtung bessere Zukunft gekratzt zu haben. Trotz dieser Performance gab es anschließend wieder eine Menge Unruhe: Ryen Russillo sagte in Bill Simmons’ Podcast, es sei eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse, dass Booker das Team

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Devin Booker

70

35,9 54,9

35,4

54,4

91,9

4,2

6,5

0,7

0,3

3,8

3,0 26,6

Deandre Ayton

38

32,5 55,3

23,1

54,8

75,3

11,5 1,9

0,7

1,5

2,1

3,1 18,2

Chris Paul

70

31,5 55,4

36,5

55,2

90,7

5,0

6,7

1,6

0,2

2,3

2,3 17,6

Cameron Payne

8

22,9 46,2

51,7

59,6

85,7

3,9

3,0

1,0

0,3

1,4

2,5 10,9

Dario Saric

66

24,7 56,8

35,7

55,4

84,4

6,2

1,9

0,6

0,2

1,3

2,4 10,7

Jae Crowder

65

28,8 53,8

34,3

52,1

77,6

5,9

2,5

1,1

0,4

1,1

2,2 10,5

Langston Galloway 66

25,8 49,3

39,9

55,7

85,9

2,3

1,5

0,7

0,2

0,6

1,5 10,3

Mikal Bridges

73

28,0 61,0

36,1

58,3

84,4

4,0

1,8

1,4

0,6

1,0

2,2 9,1

Cameron Johnson

57

22,0 52,6

39,0

56,5

80,7

3,3

1,2

0,6

0,4

0,6

1,5 8,8

E’ Twaun Moore

56

18,2 45,6

37,7

49,8

68,9

2,3

1,4

0,6

0,2

0,7

1,4 8,3

Abdel Nader

55

15,8 55,6

37,5

55,9

77,3

1,8

0,7

0,4

0,4

0,8

1,4 6,3

Jalen Smith*

31

31,3 60,4

36,8

-

75,0

10,5 0,8

0,7

2,4

1,7

2,4 15,5

*Maryland

70

verlassen wolle. Doch der 24-Jährige steht noch bis 2024 unter Vertrag. Warum sollten die Suns ihn ziehen lassen? Die Verantwortlichen versuchen stattdessen, ihren Franchise-Player bei Laune zu halten und ein gutes Team um ihn herum zu bauen. Und da war die Offseason ein Schritt in die richtige Richtung. Mit Chris Paul wurde dem jungen Suns-Team ein Floor General und Veteran vorangestellt. Einer, der 2019/20 mehr als nur beweisen konnte, dass er noch einiges im Tank hat. Neben Paul kam auch Abdel Nader nach Phoenix. Gehen mussten dafür Kelly Oubre, Ricky Rubio und der 2022er Erstrundenpick. Der Trade ist ein klares Zeichen: Phoenix hat genug von Aufbau und Entwicklung – es sollen endlich wieder die Playoffs sein. Vom Favoritenstatus spricht natürlich auch mit Paul niemand, doch die

PG C. Paul

1,85

35

C. Payne

1,91

26

J. Carter

1,88

25

SG D. Booker

1,98

24

L. Galloway

1,88

28

T. Alexander

1,93

22

SF M. Bridges

2,01

24

E. Moore

1,93

31

A. Nader

1,98

27

PF J. Crowder

1,98

30

D. Saric

2,08

26

C. Johnson

2,06

24

C D. Ayton

2,11

22

J. Smith

2,08

20

D. Jones

2,13

25

Heimlicher Liebling: Jae Crowder

Der Forward ist einige Male herumgereicht worden, zeigte in Miami aber, warum jedes Team so einen Spieler braucht. In Sachen Wille, Energie und Einsatz macht keiner dem 30-Jährigen etwas vor – Elfrid Payton kann davon ein Lied singen.


von Downtown eine ernst zu nehmende Gefahr. Der 24-Jährige soll ab sofort bei den Warriors versuchen, den langen Ausfall von Klay Thompson etwas zu kompensieren. Ebenfalls ein Verlust, wenn auch nicht ganz so bedeutend, ist der Abschied von Aron Baynes. Der Australier startete erst als Ayton-Vertretung, kam anschließend von der Bank und lieferte dem Team solide Minuten. Da er hier und da auch einen Dreier einstreuen konnte, wird das Spacing der Suns ein wenig leiden. Auch Frank Kaminsky und Cheick Diallo haben das Team verlassen. Die Dienste der beiden Bigs sind in Arizona aber entbehrlich geworden. Baynes’ Ersatz wird Damian Jones sein, der auch fürs Minimum kommt. Der athletische 25-Jährige hat in seinen vier NBA-Jahren noch nicht für Furore gesorgt, bringt aber trotzdem eine Menge Upside mit nach Arizona. Auf der Fünf könnte es jedoch etwas an Tiefe mangeln, was uns zu Deandre Ayton bringt. Der ehemalige erste Pick seiner Draft hat sich in seinem Sophomore-Jahr deutlich gesteigert. Mit einem durchschnittlichen Plus-Minus von 3,4 legte er den besten Wert aller Starter auf. Was er verbessern muss: die Eier in der Hose finden, um auch öfter von draußen draufzudrücken. Und in der Defense muss er – trotz Steigerung in Jahr zwei – zu einer Macht unter dem eigenen Korb werden. Der Athlet verfügt über die Anlagen, um einer der dominantesten Bigs der Liga zu sein. Macht er den nächsten Schritt, wird die Achse PaulBooker-Ayton so einigen Teams im Westen in den Hintern treten. Unterstützung wird es von Rookie Jalen Smith geben. Der 10. Pick der Draft dürfte einige Minuten sehen, denn er bringt Energie, Athletik und einen soliden Wurf mit in die NBA – auch wenn er überraschend früh seinen Namen hörte. Die Offseason war in der Summe ein absoluter Erfolg für die Suns. Von der Frage, ob die BubblePerformance eine Eintagsfliege war, ist man nun relativ schnell bei der Frage gelandet, wie weit oben Phoenix mitspielen kann. Mit dem Kader sollte es für einen Playoff-Platz reichen. Das Front Office hat mit den Verpflichtungen seinem Franchise-Player gezeigt, dass man genug vom Mittelmaß hat. Hat Booker damit seine Trade-Wünsche begraben? Als All Star und Gesicht des Klubs hat er eine bärenstarke Spielzeit hinter sich, legte 26,6 Punkte, 4,2 Rebounds und 6,6 Assists auf. In der Bubble schaltete er noch mal einen Gang hoch und sorgte mit dem Gamewinner gegen die L.A. Clippers für einen der Würfe der NBA-Saison 2019/20. Und schon bald wird er in den Playoffs nicht mehr nur zugucken müssen.

13

Power Ranking + Stärken

Booker ist auf dem Weg zum Superstar, Ayton ist ihm dabei dicht auf den Fersen, und Paul bringt Leadership und Struktur nach Arizona. Dazu wichtige Vertragsverlängerungen und sinnvolle Ergänzungen. Die Suns können einiges reißen.

- Schwächen Paul spielte zwar in OKC sehr viel, ist aber für seine Verletzungsanfälligkeit bekannt. Auf Center mangelt es etwas an Erfahrung und auf dem Flügel an Qualität. Ayton muss noch zeigen, dass er konstant dominieren kann und will.

= Fazit Die Suns werden die Postseason nach langer Durststrecke wieder erreichen. Der Geist von Orlando und sinnvolle Verstärkungen könnten Phoenix vielleicht sogar im Rennen um den Heimvorteil mitmischen lassen. Paul bringt sehr viel Hunger mit.

Wird am ehesten ... … getradet: D. Saric … All Star: D. Ayton … versauern: D. Jones … überraschen: J. Smith … enttäuschen: D. Jones … TMZ-Dauergast: D. Booker … die Rockets dumm aussehen lassen: C. Paul

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Paul erlebt seinen siebten Frühling, und Booker schaut sich sogar in Sachen Defense was vom „Point God“ ab. Der Ligabetrieb wird spontan noch mal nach Orlando verlegt, wo Phoenix seinen Unbesiegbarkeitslauf fortführt und die Season mit einer 72-0-Bilanz beendet. Champions!

Der Kardashian-Fluch erreicht Booker, Pauls Verletzungen übersteigen die Anzahl der Siege, Ayton wirft wieder was ein, was er nicht einwerfen sollte. Booker wird für „Pandemic P“ und Cash Considerations nach Los Angeles verschifft. In der Draft wartet der nächste Big-Man-Bust.

71

Fotos: Andrew D. Bernstein/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Postseason ist mit dem „Point God“ auf jeden Fall drin. Der 35-Jährige wird nicht nur Mentor für die Jungen im Team sein, sondern auch ein ordentliches Upgrade auf der Eins. Vorgänger Ricky Rubio war ordentlich, aber in Sachen Defense und vor allem hinsichtlich der Gefahr aus der Distanz ist Paul stärker. Auch als Passgeber hat „CP3“ die Nase vorn. Schon in der vergangenen Saison waren die Suns hier elitär, spielten mit 27,2 Assists pro Partie die meisten Vorlagen der Liga. Das ohnehin schon gute Shooting der Suns könnte mit ihrem neuen Aufbau ebenfalls einen weiteren Aufschwung erleben. Dazu kann Paul in der Crunchtime Spiele an sich reißen und wird offensiv einiges an Druck von Bookers Schultern nehmen. Und mit Deandre Ayton könnte Paul eines der effektivsten Pick-and-Roll-Duos der Liga bilden. Seine Verpflichtung ist ein klares Zeichen an Booker: Wir meinen es ernst. Und die beiden Star-Guards wurden bereits wenige Tage nach dem Deal beim gemeinsamen Training in Phoenix gesichtet. In Sachen Geldausgeben gelten die Suns als die Schotten unter den NBA-Franchises. Dass ausgerechnet sie jetzt Paul geholt haben – der in zwei Vertragsjahren noch über 80 Millionen Dollar bekommt –, zeigt ihre Entschlossenheit. Dass „CP3“ mit Monty Williams – der als Players’ Coach gilt –, zurechtkommt, gilt als sehr wahrscheinlich. Williams war vergangene Saison der fünfte Trainer in fünf Spielzeiten. Über mehr Konstanz an der Seitenlinie werden sich Booker und Co. höchstwahrscheinlich freuen. Mit der Verpflichtung von Paul waren die Suns jedoch bei Weitem noch nicht fertig, sie verstärkten den Kader weiter mit Qualität: Jae Crowder, einer der meistgefragten Flügel der Free Agency, kommt für drei Jahre und 30 Millionen nach Arizona. Mit E’Twaun Moore ist zudem ein Veteran fürs Minimum dabei, der über seine vier Jahre in New Orleans im Schnitt über 40 Prozent seiner Dreier traf. Halten konnten die Suns Dario Saric, der für drei Jahre und 27 Millionen unterschrieb. Der Kroate lieferte als Stretch-Vierer von der Bank effektives Scoring. Ebenfalls an Bord bleibt Jevon Carter. Da Paul bekanntlich nicht mehr der Jüngste ist, kommt dem BackupBallhandler eine besondere Bedeutung zu. In Sachen Assists sollte er noch zulegen, aber seine 42,5 Prozent aus dem Dreierland kann das Team auch 2020/21 hervorragend gebrauchen. Auch Cameron Payne als Playmaker wurde gehalten. Ein Wermutstropfen ist allerdings der Abgang von Kelly Oubre. Der Wing hatte zwar oftmals Probleme mit der Konstanz, steigerte sich aber vergangene Saison in fast allen Kategorien und ist inzwischen auch


Western Conference // Portland Trail Blazers // Bilanz 19/20: 35-39

JÄHRLICH GRÜSST DAS MURMELTIER Text: Peter Bieg

Team-Info Gegründet: 1970 Meisterschaften: 0 Arena: Moda Center Zuschauer: 19.393 Gehälter 20/21: 127,2 Mio. $ Topverdiener: D. Lillard (31,6 Mio. $)

Depth Chart Ein Himmelreich für einen Defensivstopper … auf dem Flügel und hinter Nurkic auch auf der Fünf. POS Name Größe Alter

D

Stats 2019/20

ie wichtigsten Mitarbeiter der Trail Blazers waren vergangene Saison im medizinischen Bereich tätig. Zu den Langzeitverletzungen von Rodney Hood (Achillessehnenriss), Zach Collins (Schulterverletzung) und Jusuf Nurkic (Beinbruch) kamen zahlreiche weitere Blessuren im gesamten Kader. In den Playoffs in Orlando erwischte es fatalerweise auch Damian Lillard: Ohne seinen Starspieler war Portland chancenlos gegen die Lakers in der ersten Runde. Das Problem der Regular Saison setzte sich in den Playoffs fort: Jede Pfütze ist tiefer als die Bank der Blazers. Das Erreichen der Postseason war bereits ein Kraftakt. Nachdem Portland im Jahr zuvor erst in den Conference-Finals die Segel streichen musste, ging man

72

mit großen Erwartungen in die Spielzeit. Doch die vielen Ausfälle machten daraus eine Dauerstrapaze. Schon kurz nach dem Saisonstart verpflichteten die Blazers sogar den vereinslosen Carmelo Anthony. Was als Verzweiflungstat begann, ging in der Folge auf, denn „Melo“ erlebte in Oregon einen zweiten Frühling. Dass er die bescheidene Verteidigung auch nicht verbessern würde, war allerdings allen klar. Und so landete Portland am Ende bei einem Defensivrating von 114,8 – der drittschlechteste Wert der Liga und ein Armutszeugnis für ein Team mit Ambitionen. Die Aufgabe für die Offseason war also klar: Es braucht kompetente Verteidiger, es braucht besonders auf den Flügeln mehr Athletik, es braucht mehr Tiefe im Kader.

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Damian Lillard

66

37,5 52,4

40,1

56,3

88,8

4,3

8,0

1,1

0,3

2,9

1,7 30,0

C.J. McCollum

70

36,5 49,4

37,9

52,2

75,7

4,2

4,4

0,8

0,6

1,8

2,6 22,2

Jusuf Nurkic

8

31,6 52,5

20,0

50,5

88,6

10,3 4,0

1,4

2,0

2,4

4,9 17,6

Carmelo Anthony

58

32,8 44,8

38,5

48,5

84,5

6,3

1,5

0,8

0,5

1,7

2,9 15,4

Robert Covington

70

30,5 59,3

33,5

53,3

79,8

6,6

1,3

1,6

1,3

1,5

3,1 12,4

Rodney Hood

21

29,5 51,5

49,3

60,8

77,8

3,4

1,5

0,8

0,2

0,9

2,2 11,0

Gary Trent Jr.

61

21,8 48,6

41,8

57,1

82,2

1,6

1,0

0,8

0,3

0,3

1,5 8,9

Derrick Jones

59

23,3 67,7

28,0

58,0

77,2

3,9

1,1

1,0

0,6

0,5

2,2 8,5

Anfernee Simons

70

20,7 44,8

33,2

46,9

82,6

2,2

1,4

0,4

0,1

0,9

1,9 8,3

Enes Kanter

58

16,9 58,1

14,3

57,3

70,7

7,4

1,0

0,4

0,7

1,0

1,7 8,1

Zach Collins

11

26,4 51,0

36,8

52,2

75,0

6,3

1,5

0,5

0,5

1,3

3,3 7,0

Harry Giles

46

14,5 55,8

0,0

55,4

77,6

4,1

1,3

0,5

0,4

1,0

2,6 6,9

PG D. Lillard

1,91

30

A. Simons

1,93

21

SG C.J. McCollum 1,91

29

G. Trent Jr.

1,98

21

CJ Elleby

1,98

20

SF R. Covington

2,01

30

D. Jones Jr.

1,98

23

R. Hood

2,03

28

PF C. Anthony

2,03

36

Z. Collins

2,13

23

N. Little

1,98

20

C J. Nurkic

2,13

26

E. Kanter

2,08

28

H. Giles

2,11

22

Heimlicher Liebling: Robert Covington

Der unspektakulärste Spieler der Starting Five wird darüber entscheiden, wie gut die Saison für Portland laufen wird. Bei den Blazers könnte der multidimensionale Wing endlich eine dauerhafte Heimat finden. „RoCo“ wird noch immer arg unterschätzt.


sind da, in Sachen Athletik hat das Management ebenfalls draufgesattelt. Eine Starting Five mit Lillard, C.J. McCollum, Covington, Jones Jr. und Nurkic kann sich sehen lassen. Nur die Kadertiefe bleibt fraglich: Zach Collins ist nach seiner Knöchel-OP noch bis mindestens Januar draußen, Hood ist Rekonvaleszent. Elleby ist ein Rookie, Giles noch zu unbewiesen. Auf dem Papier ist Lillards Ersatzmann auf der Eins Anfernee Simons. Der Sophomore muss sich in Sachen Shooting und vor allem aber auch in der Defense deutlich steigern. Es wird daher wohl weiter so laufen: Sitzt Lillard, übernimmt McCollum das Playmaking. Diese Konstellation hatte in der Vergangenheit zur Folge, dass Lillard in Sachen Spielzeit mit 37,5 Minuten im Schnitt die Association anführte. Auf Platz zwei folgte … McCollum (36,5). Eine heftige Belastung für den Backcourt. Die Trail Blazers müssen ein paar Gebete Richtung Basketballgötter schicken, dass sie von weiteren üblen Verletzungen verschont werden. Und bei der Gelegenheit können sie gleich darum bitten, dass Lillard noch mal so eine Saison wie die vergangene spielt: Career-Highs bei den Punkten und Assists sowie bei den Quoten aus dem Zweierbereich und von Downtown. Der 30-Jährige versenkte nicht nur Dreier am laufenden Band – „Dame“ lieferte insgesamt eine überragende Saison. Vor allem dank ihm hatte das Team von Terry Stotts ein Offensivrating von 113,7, der drittbeste Wert in der Liga. Verbunden mit der miesen Defense kann man sich zumindest sicher sein, dass es in jedem Spiel der Trail Blazers ordentlich Punkte gibt. Individuelle MonsterPerformances von Lillard, gleichzeitig keine Finalteilnahmen – Jahr für Jahr gibt es deswegen dieselbe Frage: Kann das Tandem Lillard/McCollum um einen Titel mitspielen? Müsste Lillard nicht woanders sein Glück suchen, um einen Ring zu ergattern? Sollte Portland McCollum traden, um einen zweiten Topstar neben Lillard zu stellen? Die Trail Blazers starten zumindest in dieser Konstellation den nächsten Angriff. Bleibt also alles anders in Portland? Zumindest die Frage, ob Lillard einen Trade fordert, kann man weiterhin verneinen. Schon vor einiger Zeit sagte er in Anspielung auf einen gewissen deutschen Basketballer: „Er ist einfach dabeigeblieben. Ich respektiere, was Dirk gemacht hat. Ich sehe das und denke mir, dass es sich für ihn gelohnt hat. Er wird für immer und ewig in Dallas und in der ganzen Liga respektiert werden. Das sehe ich auch für mich selbst.“ Ob diese Meinung in Stein gemeißelt bleibt, während sich das Championship-Fenster immer mehr schließt, muss man abwarten.

11

Power Ranking + Stärken

Immer noch einer der besten Starting Backcourts, Nurkic spielt auf extrem hohem Niveau, das Team ist ein verschworener Haufen. Dazu gute Ergänzungen für den Flügel. Bleiben die Blazers fit, werden sie eine sehr gute Rolle spielen.

- Schwächen Kaum Tiefe auf den Guard-Positionen, viele Spieler kommen von langen Zwangspausen oder sind seit jeher verletzungsanfällig. Die DefenseProblematik wurde zumindest auf tief nur bedingt angegangen (sorry, Enes).

= Fazit Die Blazers werden in die Playoffs kommen und dort mehr erreichen als eine 1-4-Klatsche in Runde eins. Für die Conference-Finals (oder mehr) müsste schon alles arg perfekt laufen, was unwahrscheinlich ist.

Wird am ehesten ... … getradet: C.J. McCollum … All Star: J. Nurkic … versauern: H. Giles … überraschen: Z. Collins … enttäuschen: D. Jones Jr. … NBA-Style-Award-Sieger: J. Nurkic … grinsend winken: D. Lillard

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Anthony liebt seine neue Rolle als Sixth Man und spielt fortan den besten Basketball seiner Karriere, Vorlagen sowie Defense inklusive. Lillard wirft nur noch Dreier von der Mittellinie und trifft sie zu 53 Prozent. Gesund stürmen die Blazers in die Finals.

Lillard verletzt sich im ersten Spiel, Nurkic im zweiten … und in Partie drei muss Covington dran glauben. Mit einer Rotation von sechs Spielern schleppt sich Portland durch die Saison. Nach Rang zehn im Westen heißt es dann: „Nächstes Jahr. Diesmal wirklich.“

Fotos: Bill Baptist/Garrett Ellwood/NBAE via Getty Images

Dafür wurden zwei Trades eingefädelt, insgesamt fünf Free Agents entweder geholt oder gehalten und in Runde zwei der Draft gezogen. Die wichtigste Verpflichtung ist dabei Robert Covington. Der „Threeand-D“-Spezialist kam aus Houston und kann sich dank seiner Zeit bei den Rockets nun auch „Smallball-Center“ in den Lebenslauf schreiben. Der 30-Jährige wird Portland sofort helfen und ist eine perfekte Addition zum Trio Lillard-McCollum-Nurkic: Er wird der beste Verteidiger sein, braucht den Ball nicht in den Händen und trifft solide aus der Distanz. Für Covington gingen zwei Firstrounder und Trevor Ariza nach Texas. Ein akzeptabler Preis. Dann holte Portland Enes Kanter aus Boston zurück. Für den Türken landete Mario Hezonja via Drei-Team-Deal in Memphis. Kanter wird Backup von Nurkic und übernimmt damit die Rolle von Hassan Whiteside, dem die Trail Blazers kein neues Angebot machten. Kanter wird die latenten Defensivprobleme allerdings definitiv nicht lösen. Bei Nurkic hofft Portland, dass er seine Form hält und gesund bleibt. Nach seiner HorrorVerletzung legte er eine bärenstarke Bubble-Performance hin. Das „Bosnian Beast“ wird Freude bereiten. Ebenfalls für den Frountcourt holten die Trail Blazers Harry Giles. Der Center konnte in Sacramento sein Potenzial nur andeuten, ist aber ein entwicklungsfähiger Spieler und bringt für das Minimum deswegen eine Menge Upside mit nach Oregon. Als Forward konnte das Front Office zudem Überathlet Derrick Jones Jr. aus Miami loseisen. In Sachen Blocks, Steals und spektakuläre Dunks wird der 23-Jährige die Anhänger verzücken, und auch bei ihm ist noch Luft nach oben. Gehalten wurden zudem Hood und Anthony. Hood spielte richtig stark, bevor er sich übel verletzte. Bei ihm bleibt abzuwarten, ob und wann er wieder das alte Niveau erreichen kann. Bei Anthony zeigten die Knicks angeblich Interesse an einer Rückholaktion. Doch aus Loyalität und Dankbarkeit dafür, dass die Trail Blazers ihm im Gegensatz zu allen anderen Teams noch eine Chance gegeben hatten, verlängerte er in Portland. Er kassiert das Minimum und soll sich dem Vernehmen nach sogar damit abgefunden haben, künftig von der Bank zu kommen. An 46. Stelle der Draft wählte Portland CJ Elleby. Der Flügel hat die Anlagen, um in Sachen Shooting und Defense beizutragen. Mit der Entwicklung von Zweitrundenpicks kennen sie sich in Portland bestens aus, wie die Beispiele Will Barton, Allen Crabbe oder aktuell Gary Trent zeigen. Die Offseason war insgesamt also ein Erfolg: Bessere Verteidiger

73


Western Conference // Sacramento Kings // Bilanz 19/20: 31-41

NACH DEM KRABBELN WIRD … GEKROCHEN Text: Ole Frerks

Team-Info Gegründet: 1923 Meisterschaften: 1 Arena: Golden 1 Center Zuschauer: 17.608 Gehälter 20/21: 111,7 Mio. $ Topverdiener: B. Hield (24,4 Mio. $)

Depth Chart Wenn Whiteside wirklich von der Bank kommen soll … akzeptiert er das? Oder gibt es Stunk? POS Name Größe Alter

F

Stats 2019/20

ür gewöhnlich lässt sich so eine Offseason für eine NBA-Franchise ja darüber definieren, was sie gemacht hat. Manchmal gibt es allerdings auch den Fall, dass es mehr darum geht, was eine Franchise NICHT gemacht hat – und damit wären wir bei den Kings. Diese entschieden sich nämlich dafür, das Vertragsangebot aus Atlanta für ihren Restricted Free Agent Bogdan Bogdanovic (vier Jahre, 72 Millionen Dollar) nicht zu matchen … und verloren so ein Asset, ohne dafür etwas zurückzubekommen. Eingeordnet in den Gesamtkontext dieser Transferperiode ergab sich jedoch der Eindruck, dass der neue General Manager Monte McNair damit durchaus leben konnte. Seine Handlungen deuteten an, dass er nicht einfach die Arbeit seines Vorgängers Vlade Divac fortführen, sondern das Team nach den

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

De’Aaron Fox

51

32,0 53,5

29,2

51,3

70,5

3,8

6,8

1,5

0,5

3,1

2,8 21,1

Buddy Hield

72

30,8 47,9

39,4

54,5

84,6

4,6

3,0

0,9

0,2

2,3

2,3 19,2

Hassan Whiteside

67

30,0 62,2

57,1

62,4

68,6

13,5 1,2

0,4

2,9

1,8

2,9 15,5

Harrison Barnes

72

34,5 50,1

38,1

52,5

80,1

4,9

2,2

0,6

0,2

1,2

1,3 14,5

Marvin Bagley

13

25,7 51,0

18,2

47,9

80,6

7,5

0,8

0,5

0,9

1,4

3,3 14,2

Richaun Holmes

44

28,2 64,8

0,0

64,8

78,8

8,1

1,0

0,9

1,3

1,2

3,8 12,3

Glenn Robinson III 62

28,8 53,4

39,1

55,2

86,0

4,4

1,5

0,9

0,3

0,9

1,6 11,7

Nemanja Bjelica

72

27,9 54,1

41,9

58,3

82,1

6,4

2,8

0,9

0,6

1,4

3,0 11,5

Frank Kaminsky

39

19,9 53,0

33,1

51,6

67,8

4,5

1,9

0,4

0,3

0,9

1,9 9,7

Jabari Parker

6

13,3 62,5

25,0

59,7

88,9

3,8

1,7

0,5

0,2

0,7

1,0 8,5

Cory Joseph

72

24,4 45,5

35,2

48,3

85,7

2,6

3,5

0,7

0,3

1,1

1,8 6,4

Tyrese Haliburton* 22

36,7 59,2

41,9

-

82,2

5,9

6,5

2,5

0,7

2,8

1,3 15,2

*Iowa State

74

eigenen Vorstellungen umbauen möchte. Der existente Kern aus der Vorsaison wurde für nicht gut genug befunden, deswegen bringen sich die Kings eher in Position, um auf die Jugend zu setzen. Dem designierten Franchise-Player De’Aaron Fox wurde zwar das ultimative Vertrauen in Form eines Maximalvertrags ausgehändigt, alle anderen Handlungen dienten aber eher nicht dem sofortigen Angriff in der Western Conference. In der Free Agency beschränkte sich Sacramento auf sehr übersichtliche Moves (Hassan Whiteside, Frank Kaminsky und DaQuan Jeffries kamen per Minimalvertrag), die wichtigsten Neuzugänge wurden via Draft verpflichtet. Tyrese Haliburton, der den Kings an 12. Position überraschend in den Schoß fiel, machte Bogdanovic ein Stück weit entbehrlich, da er zusätzliches Playmaking auf beiden

PG D. Fox

1,90

23

C. Joseph

1,90

29

SG B. Hield

1,93

28

T. Haliburton

1,96

20

J. Ramsey

1,93

19

SF H. Barnes

2,03

28

J. James

2,01

23

R. Woodard

2,01

21

D. Jeffries

1,96

23

PF M. Bagley

2,11

21

N. Bjelica

2,08

32

J. Parker

2,03

25

C R. Holmes

2,08

27

H. Whiteside

2,13

31

F. Kaminsky

2,16

27

Heimlicher Liebling: Nemanja Bjelica

Nemanja Bjelica ist früherer Euroleague-MVP und in Sacramento fast schon ein wenig verschenkt. Drei Jahre in Folge hat er über 40 Prozent von außen getroffen, ist dazu unheimlich gewitzt und ein exzellenter Passer für seine Größe. Vielleicht kann er Bagley noch etwas beibringen?


absolvieren, die nötigen spielerischen Entwicklungsschritte sind dabei logischerweise auf der Strecke geblieben. Bagleys Werte in fast allen relevanten Kategorien gingen mindestens leicht zurück. Die Kings werden wohl noch in zehn Jahren permanent daran erinnert, dass sie Bagley einst vor Luka Doncic gezogen haben, bis dahin könnte der überaus talentierte Big Man jedoch auch selbst noch einiges an dieser Gleichung korrigieren. Er muss nicht (und wird nicht) so gut wie Doncic werden und könnte trotzdem ein starker Konterpart für Fox im Frontcourt sein – Bagley hat die Länge, die Schnelligkeit und alle Tools, um sich bei den Kings auf der Fünf zu etablieren. Er muss halt nur eben mal gesund bleiben. Um die drei potenziellen Eckpfeiler Fox, Haliburton und Bagley haben die Kings … derzeit noch nicht so viel, was als „Kern“ betrachtet werden kann. Hield und Harrison Barnes haben zwar jeweils noch lange und ziemlich lukrative Verträge, diese stammen aber nicht aus der McNair-Ära. Der Manager hat schon durchblicken lassen, dass ihm Flexibilität wichtig ist und er im richtigen Moment handlungsfähig sein will. Das hätte gegen Bogdanovic gesprochen, dessen Angebot genau deshalb von den Hawks mit einem 15-Prozent-TradeKicker versehen wurde (im Falle eines Trades erhöht sich das Gehalt des Spielers um diesen Satz). Besser geworden sind die Kings damit nicht. Vergangene Saison war die Explosivität von Hield und eben Bogdanovic von der Dreierlinie mehr als einmal der Grund, warum die Kings einige starke Serien hinlegten, der Serbe war zudem einer der besten ClutchPlayer im Team. Allerdings reichte es eben auch mit ihm recht deutlich nicht für die Playoffs, daher ist es durchaus zu verstehen, dass Sacramento ihn nicht um jeden Preis halten wollte. Die Kings haben offensiv immer noch eine gewisse Explosivität, defensiv aber fehlt einiges. Auf dem Flügel ist Barnes noch am ehesten ein Verteidiger, den man auf einen Star ansetzen könnte, die nächstbeste Option wäre vermutlich Cory Joseph, seines Zeichens ein (alter) Point Guard. Die jüngeren Spieler im Team sind defensiv bisher irgendwo zwischen fehleranfällig (Bagley) und desinteressiert (Hield) anzusiedeln. Der 20. Platz beim Defensivrating war die Konsequenz, viel besser dürfte es nicht werden. Die einzige „defensive“ Neuverpflichtung Hassan Whiteside ist bekanntlich ein Spieler, der individuelle Zahlen anhäuft, aber keine gute Teamdefense spielt. Die Kings nehmen das in Kauf – in einer Conference, in der kommende Saison fast jedes Team gewinnen will, orientieren sie sich eher in die andere Richtung. In ihrer jetzigen Situation ist das vermutlich der richtige Schritt.

25

Power Ranking + Stärken

Kein Verteidiger der Liga kann vor Fox bleiben, Hield ist einer der weltbesten Shooter, mit Haliburton kommt mehr Playmaking. Die Kings können in Transition brandgefährlich sein, Bagley hat das Potenzial zur Inside-Präsenz.

- Schwächen Junge Spieler machen Fehler, vor allem defensiv. Auf dem Flügel ist der Kader viel zu dünn besetzt. Kein Spieler zieht konstant Freiwürfe, Abhängigkeit vom Jumper. Walton lässt sein Team nicht immer rennen.

= Fazit McNair spielt vorerst auf Zeit. Die Kings dürften mit den Playoffs erneut nichts zu tun haben, auch ein kleiner Ausverkauf scheint gut möglich. Das ist aber in Ordnung, wichtiger ist die Entwicklung vor allem von Fox und Bagley.

Wird am ehesten ... … getradet: … All Star: … versauern: … überraschen: … enttäuschen: … Publikumsliebling: … Buyout-Kandidat:

B. Hield D. Fox J. Parker M. Bagley H. Whiteside T. Haliburton N. Bjelica

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Bagley hat die Offseason in Leverkusen verbracht und kommt mit völlig neuen (und gesunden) Beinen zurück. Fox legt ihm einen Alley-Oop nach dem anderen auf, die Kings gewinnen nicht viel, begeistern aber die Fans. Das Karma beschert ihnen den ersten Pick.

Hield macht sich über die Wurftechnik von Haliburton lustig, Whiteside boxt Bagley beim Rebound aus, um die eigenen Zahlen zu schönen. „MBIII“ verletzt sich bei der skandalösen Aktion. Fox googelt: „Wie fordere ich einen Trade, bevor meine Extension startet?“

75

Fotos: Rocky Widner/David Sherman/NBAE via Getty Images

Guard-Positionen liefern kann und damit sowohl neben als auch statt Fox auf dem Court stehen könnte. Der IowaState-Alumnus gilt als NBA-ready und sollte es sofort in die Rotation schaffen, vielleicht experimentiert Coach Luke Walton auch direkt mit Drei-GuardLineups, in denen die beiden sowie Buddy Hield zusammen auflaufen. Hield hatte zwischenzeitlich einen Trade gefordert und den Kontakt zu Walton angeblich eingestellt, nachdem er vergangene Saison für Bogdanovic auf die Bank beordert wurde, nun hat McNair diesen Konkurrenzkampf beendet und den Mann von den Bahamas womöglich zufriedengestellt. Besser wäre es jedenfalls, denn Hield verdient so viel (und das auch noch so lange), dass er nicht ohne Weiteres abzugeben sein wird. Im Vakuum wäre Bogdanovic wohl der bessere, weil vielseitigere Spieler gewesen, beide konnte und wollte Sacramento sich aber nicht leisten. Neben Haliburton wurden mit Robert Woodard II und Jahmi’us Ramsey noch zwei Spieler in der zweiten Draft-Runde geholt, die im limitierten Kings-Kader ebenfalls Chancen erhalten dürften, Minuten zu bekommen. Sie reihen sich direkt in eine Vielzahl von Akteuren ein, die für das neue Front Office vorspielen: Wer gehört zur Zukunft des Teams, wer ist entbehrlich? Die Veteranen des Teams wie Nemanja Bjelica oder Cory Joseph könnten im Lauf der Saison abgegeben werden, sollten sie noch einen gewissen Gegenwert einbringen. Für die Bilanz in der kommenden Saison wird das zwar nicht hilfreich sein, aber diese steht auf der Prioritätenliste in Sacramento derzeit nicht an erster Stelle. Fox ist der Star des Teams – einer der schnellsten Point Guards der Liga, von dem sich die Kings allerdings auch noch einiges mehr erwarten als das, was er 2019/20 zeigte. Insbesondere die 29,2 Prozent von der Dreierlinie gaben nach der starken Vorsaison (37,1 3P%) Grund zur Sorge, ein All Star war Fox im Gegensatz zu seinen Jahrgangskollegen Donovan Mitchell, Jayson Tatum oder Brandon Ingram noch nicht. Dennoch war es aus Sicht der Kings verständlich, dass sie ihm bei der ersten Möglichkeit die maximale Summe angeboten haben. Nach wie vor reißen sich Spieler nicht darum, in der Hauptstadt Kaliforniens zu spielen, insofern wird eben mehr gezahlt und gehofft, dass der Spieler in seinen Vertrag hineinwächst. Bei Fox ist dies zumindest gut möglich. Abgesehen von ihm wird es dann schon spannender. Haliburton ist ein Hoffnungsträger, entscheidender für die Kings-Zukunft wird es aber wohl sein, ob sich Marvin Bagley III von seinem Seuchenjahr 2019/20 erholt. Nur 13 Spiele konnte der zweite Pick von 2018 verletzungsbedingt


Western Conference // San Antonio Spurs // Bilanz 19/20: 32-39

SPORENSUCHE

Team-Info Gegründet: 1967 Meisterschaften: 5 Arena: AT&T Center Zuschauer: 18.418 Gehälter 20/21: 129,6 Mio. $ Topverdiener: D. DeRozan (27,7 Mio. $)

Text: Manuel Baraniak

Depth Chart DeRozan könnte vorerst wieder auf die Drei rutschen. Doch die vielen jungen Guards schreien nach Smallball. POS Name Größe Alter

A

Stats 2019/20

usgerechnet im ersten Jahr mit Tim Duncan als Assistant Coach in offizieller Rolle verpassten die San Antonio Spurs die Playoffs. Damit endete ein rekordträchtiger Lauf der Texaner: 22 Spielzeiten in Folge waren die Spurs in die Endrunde eingezogen – NBA-Bestwert zusammen mit den Philadelphia 76ers! In der Saison 1996/97 hatte zuletzt eine PlayoffRunde ohne die Spurs stattgefunden, die mickrige Bilanz von damals (20-62) hatte ihnen aber den ersten Draftpick eingebracht – und damit Tim Duncan. Nach nur einem Jahr an der Seite von Gregg Popovich hat „The Big Fundamental“ seine Assistentenrolle in Vollzeit aber schon wieder aufgegeben. „Zu smart“ sei Duncan dafür, meinte Popovich

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

DeMar DeRozan

68

34,1 54,0

25,7

53,5

84,5

5,5

5,6

1,0

0,3

2,4

2,6 22,1

LaMarcus Aldridge 53

33,1 51,9

38,9

53,2

82,7

7,4

2,4

0,7

1,6

1,4

2,4 18,9

Patty Mills

66

22,5 53,3

38,2

56,0

86,6

1,6

1,8

0,8

0,1

0,8

1,6 11,6

Derrick White

68

24,7 51,8

36,6

53,0

85,3

3,3

3,5

0,6

0,9

1,3

2,2 11,3

Dejounte Murray

66

25,6 48,1

36,9

49,4

79,8

5,8

4,1

1,7

0,3

1,9

2,2 10,9

Rudy Gay

67

21,8 51,1

33,6

50,8

88,2

5,4

1,7

0,5

0,5

1,3

1,5 10,8

Keldon Johnson

17

17,7 59,7

59,1

66,9

79,5

3,4

0,9

0,8

0,1

0,8

1,6 9,1

Trey Lyles

63

20,2 50,3

38,7

54,1

73,3

5,7

1,1

0,4

0,4

0,6

1,6 6,4

Lonnie Walker

61

16,2 43,4

40,6

48,3

72,1

2,3

1,1

0,5

0,2

0,7

1,3 6,4

Jakob Pöltl

66

17,7 62,4

0,0

62,4

46,5

5,7

1,8

0,6

1,4

0,8

1,9 5,6

Drew Eubanks

22

12,4 63,6

100,0 64,9

76,9

3,9

0,7

0,2

0,8

1,0

1,7 4,9

Devin Vassell*

30

28,8 53,2

41,5

73,8

5,1

1,6

1,4

1,0

0,8

1,9 12,7

*Florida State

76

einmal. Apropos: Wäre es nicht auch smart gewesen, eine Franchise im immer härter werdenden Westen nach misslungener Playoff-Qualifikation zu verlassen, um ein Team mit Kevin Durant und Kyrie Irving im Osten zu übernehmen? Zumindest gab es Gerüchte um ein Interesse der Brooklyn Nets an „Coach Pop“. Doch zum einen dürften diese nicht sehr viel Gewicht gehabt haben, zum anderen ist Popovich von seinem Naturell her schon eher ein „Lifer“ – einer, der nach 24 Jahren als Headcoach eine Franchise nicht so schnell verlässt, nur weil mal die Playoffs verpasst wurden. So ungewöhnlich es für Popovich gewesen mag, nicht in der Postseason zu coachen: Einen harten Rebuild wird es in San Antonio wohl nicht so schnell geben.

-

PG D. Murray

1,93

24

P. Mills

1,85

32

T. Jones

1,91

20

SG D. White

1,93

26

L. Walker

1,96

22

D. Vassell

2,01

20

Q. Weathersp.

1,91

24

SF D. DeRozan

1,98

31

K. Johnson

1,96

21

PF T. Lyles

2,06

25

R. Gay

2,03

34

L. Samanic

2,08

20

C L. Aldridge

2,11

35

J. Pöltl

2,16

25

D. Ebanks

2,06

23

Heimlicher Liebling: Patty Mills

Mit seinem australischen Akzent und den Rastazöpfen ist Mills nicht nur ein entspannter Zeitgenosse – sondern auch „woke“. Mills spendete das Geld, das er in der Bubble verdient hat, der „Black Lives Matter“-Bewegung in seiner Heimat Australien.


sein gewitztes Spiel samt Pumpfakes aber nach einer Anführerrolle. Die wird auch Dejounte Murray innehaben: Schließlich hat der 24-Jährige seine Vertragsverlängerung bereits sicher, 14,2 Millionen Dollar wird er in der kommenden Saison einstreichen. Sowohl sein Sprungwurf als auch seine Playmaker-Fähigkeiten im Halbfeld werden dabei weniger ausschlaggebend gewesen sein, sein Fastbreak-Stil sowie seine Verteidigung dank langer Armspannweite schon eher. In der Bubble wurde das GuardDuo von Popovich endlich zusammen von der Leine gelassen. Dank seiner körperlichen Voraussetzungen mag Lonnie Walker aus dem Guard-Trio wohl am stärksten herausstechen – doch der 22-Jährige mag auch die größte Wundertüte im Spind hängen haben: Fragezeichen gibt es hinter seinem Basketball-IQ. Das Potenzial eines „Three-and-D“-Akteurs ist aber zweifellos vorhanden. Wie sehr die Spurs auf GuardTerror setzen könnten, verdeutlichte die Draft. Dort durfte die Franchise zum ersten Mal in der Lottery ziehen, seit – ihr werdet es geahnt haben – ein gewisser Tim Duncan nach Texas kam. Mit Devin Vassell zogen die Spurs einen Spieler in der Draft, der wirklich NBAready sein dürfte. Schreibt Popovich Liganeulingen selten direkt eine große Rolle zu, könnte sich der Guard von Florida State dank seiner Teamdefense und seines Shootings aufdrängen. Mit Tre Jones sicherten sich die Spurs in der zweiten Runde einen umsichtigen Floor General, der weniger mit starkem Scoring, sondern ebenfalls mit guter Teamdefense auffällt. Doch nur mit Guards – oder „einer Menge wilder Pitbulls“, wie DeRozan es umschreibt – kann man auch nicht spielen. So haben die Spurs ihren Restricted Free Agent Jakob Pöltl für 27 Millionen Dollar und drei Jahre an sich gebunden. Der Österreicher ist ein sehr solider Center mit Rebound- und Defense-Qualitäten, bei dem man dennoch gespannt sein darf, wie er in einer größeren Rolle agieren wird. Denn wie lange Aldridge als Starting Center bei den Spurs auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Aldridge, DeRozan, Rudy Gay und Patty Mills werden in der nächsten Saison vertragsfrei. Dann fallen knapp 80 Millionen Dollar aus den Büchern. Veteranen mit auslaufenden Verträgen sind für Meisterschaftsanwärter immer interessant, gern nach einem Buyout. Bis dahin werden sich die Spurs auf Sporensuche begeben: Sind die „Bubble-Spurs“ das neue Ding? Oder übernehmen DeRozan und Aldridge wieder das Offensivzepter? Früher oder später wird der Umbruch in San Antonio kommen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit.

20

Power Ranking + Stärken

Coach Popovich beweist, dass er jeden Stil spielen lassen kann – auch Smallball mit hoher Pace. Ballsicheres Team mit effizienten Ballhandlern. Dank flexibler Außenspieler ein Hauch von positionslosem Basketball.

- Schwächen Weiterhin zu viele Pullup-Jumper aus der Mitteldistanz. Insbesondere Aldridge und DeRozan gehen in ihr letztes Vertragsjahr – ordnen sie sich den Jungspunden unter? Hinter der Defense stehen Fragezeichen, vor allem gegen gegnerische Dreier.

= Fazit Der Spurs-Auftritt in der Bubble war erfrischend, doch ist dieser Stil nachhaltig? Mit vier Veteranen, deren Verträge auslaufen, dürften die Spurs umtriebig sein. Wie sehr? Und welcher Guard kann das Team tragen? Die Playoffs sind unwahrscheinlich.

Wird am ehesten ... … getradet: D. DeRozan … All Star: L. Aldridge … versauern: L. Samanic … überraschen: D. Vassell … enttäuschen: L. Walker … modern spielen: D. White … Popovich vertreten: B. Hammon

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Donald Trump will 2024 wieder kandidieren? Gregg Popovich macht mit einer Bewerbung für die Demokraten Ernst, gibt seinen CheftrainerPosten jetzt schon auf und an Becky Hammon ab. Die Spurs treiben den Fortschritt an, Texas wird zur „Dems“-Hochburg.

Donald Trump will 2024 wieder kandidieren? Gregg Popovich macht mit einer Bewerbung für die Demokraten Ernst. Trumps Camp kramt in „Pops“ Vergangenheit – „Soviet Studies?“ –, tischt alternative Fakten zum „Communist Popovich“ auf und schickt ihn in Rente.

Fotos: David Dow/Lachlan Cunningham/Getty Images

Dabei würde jeder HobbyGeneral-Manager ein Team mit DeMar DeRozan und LaMarcus Aldridge als Topscorer bzw. Topverdiener sofort einreißen, ohne großartig mit der Wimper zu zucken. Zu viele Abschlüsse aus der Mitteldistanz, zu wenige Dreier … sprich: kein moderner Basketball und kaum Aussicht, das Niemandsland der Tabelle zu verlassen. In der vergangenen Spielzeit suchte ligaweit nur Joel Embiid häufiger das Spiel am Zonenrand als Aldridge, rund ein Drittel seiner Abschlüsse kamen von dort. Der Big Man agierte hierbei aber nicht sehr effizient. Vielleicht ein Grund, warum Aldridge im Saisonverlauf doch häufiger auf den Flügel auswich: Immerhin drei Dreier nahm „LMA“ pro Partie. Mit einer Quote von 39,0 Prozent könnte man hierbei auf eine Transformation wie die von Brook Lopez bei den Milwaukee Bucks hoffen. Letztendlich bleibt Aldridge ein konstant punktender Big Man auf All-Star-Niveau. DeRozan nahm in seinen 2.136 Minuten auf dem Parkett 2019/20 derweil insgesamt nur 35 Dreier! Und doch lieferte der 31-Jährige die effizienteste Wurfsaison seiner Karriere ab. Denn der Flügelspieler bestach durch starkes Ballhandling bei seinen Drives. Derweil machte auch er eine Transformation durch: hin zum Smallball-Vierer. Mimte der 1,98-MeterMann schon in der regulären Saison ab und an den Power Forward, übernahm DeRozan nach den Verletzungen von Aldridge und Trey Lyles in der Bubble endgültig diese Rolle. Und vielleicht hat DeRozan in der Evolution um den positionslosen Basketball ja in dieser Rolle doch seinen Wert. So war San Antonios Auftritt in Orlando vielleicht ja ein (optimistischer) Blick in die Zukunft, wie diese Franchise im Umbruch aussehen könnte. Die bislang (untypisch) wackelige Verteidigung trat mit neuer Switching-Strategie immerhin durchschnittlich auf, und auch die Offensive agierte dank vieler Drives und hoher Pace etwas effizienter. „Es gibt keine Point Guards – nur Flügelspieler“, machte Popovich mit Blick auf sein Drei-Guard-Lineup aus Dejounte Murray, Derrick White und Lonnie Walker klar. Kein Bubble-Team zog häufiger in die Zone, keines wies eine höhere Pass-Percentage auf. Zwar fehlte es an konstantem Spacing, aber diese Neuausrichtung macht Mut. Dies gilt auch für die Entwicklung von Derrick White: Der 26-jährige Guard war in Orlando der beste Spurs-Spieler, erzielte 18,9 Punkte und 5,0 Assists im Schnitt und stieg dabei zum effizienten Volume-Shooter auf (39,3 3P% bei 8,0 Versuchen). White mag kein explosiver Guard sein, sein Offensivspiel schreit durch seine Übersicht, seine Physis und

77


Western Conference // Utah Jazz // Bilanz 19/20: 44-28

RUN IT BACK!

Team-Info Gegründet: 1974 Meisterschaften: 0 Arena: Vivint Smart Home Arena Zuschauer: 19.911 Gehälter 20/21: 135,6 Mio. $ Topverdiener: M. Conley (34,5 Mio. $)

Text: André Voigt

Depth Chart Einen Backup auf der Eins könnten die Jazz noch gebrauchen, obwohl Mitchell hier helfen wird. POS Name Größe Alter PG M. Conley

W

Stats 2019/20

as wäre gewesen, wenn Mike Conleys Dreier im siebten Spiel der Erstrundenserie gegen die Denver Nuggets mit der Sirene gefallen wäre? Die Jazz hätten 81:80 gewonnen. Sie hätten keine 3-1-Führung hergeschenkt. Sie hätten wohl auch eine Chance gegen die Clippers und somit auf die Conference-Finals gehabt. Die Jazzer waren also nah dran. Kein Wunder, dass sich Manager Dennis Lindsey dazu entschied, diese Offseason unter das Motto „Run it back!“ zu stellen – lasst es uns noch mal so versuchen. Franchise-Star Donovan Mitchell bekam eine maximal hoch dotierte Verlängerung (fünf Jahre, 195 Millionen Dollar), Jordan Clarkson – 2019/20 via Trade gekommen – erhielt ebenfalls einen neuen Vertrag (vier Jahre, 52 Millionen Dollar). Der einzige Neuzugang als Free Agent? Ein alter

NAME

SP

MPG FG%

3P%

eFG%

FT% RPG APG SPG BPG TPG FPG PPG

Donovan Mitchell

69

34,3 49,4

36,6

51,3

86,3

4,4

4,3

1,0

0,2

2,7

2,5 24,0

Bojan Bogdanovic

63

33,1 47,9

41,4

54,8

90,3

4,1

2,1

0,5

0,1

2,5

1,7 20,2

Jordan Clarkson

42

24,7 54,7

36,6

54,8

78,5

2,8

1,6

0,7

0,2

1,4

1,8 15,6

Rudy Gobert

68

34,3 69,3

0,0

69,3

63,0

13,5 1,5

0,8

2,0

1,9

3,2 15,1

Mike Conley

47

29,0 43,7

37,5

49,4

82,7

3,2

4,4

0,8

0,1

2,0

2,2 14,4

Joe Ingles

72

29,7 52,5

39,9

57,2

78,7

3,9

5,2

0,9

0,2

2,0

2,1 9,8

Derrick Favors

51

24,4 62,7

14,3

61,8

56,3

9,8

1,6

0,6

0,9

1,1

2,1 9,0

Royce O’Neale

71

28,9 54,5

37,7

55,9

76,4

5,5

2,5

0,8

0,5

0,9

2,8 6,3

Georges Niang

66

14,0 52,6

40,0

57,8

83,3

1,9

0,7

0,3

0,1

0,5

1,1 5,9

J. Wright-Foreman 4

11,3 50,0

20,0

40,0

75,0

1,3

1,8

0,5

0,0

0,8

1,3 4,8

Miye Oni

10

10,9 38,5

36,8

48,4

80,0

1,7

0,4

0,4

0,2

0,4

0,9 3,5

Udoka Azubuike*

31

27,7 74,8

-

-

44,1

10,5 0,9

0,5

2,6

2,5

2,4 13,7

*Kansas

78

Bekannter: Derrick Favors (drei Jahre, 27 Millionen Dollar). Entsprechend vertraut wirkt die Rotation von Coach Quin Snyder. Mike Conley geht in seine zweite Saison am Salzsee. Alle Beteiligten hoffen, dass die durchwachsene Debütsaison schon bald nur noch eine verblichene Erinnerung ist. Denn 2019/20 kam Conley lange nicht im Team der Jazz an. Seine Rolle war ihm nicht klar bzw. genehm, Verletzungen bremsten ihn. Wenn er aber seinen Dreier so gut trifft wie bisher in Utah, seine Defense auf demselben Niveau bleibt und er eine bessere Chemie mit den Kollegen entwickelt, dann kann er als halber Neuzugang gelten. Denn vor allem im Pick-and-Roll agierte er ungewohnt ordinär und war weit vom effizienten Aufbau aus Grizzlies-Tagen entfernt. Inwiefern Conley mit Donovan Mitchell harmoniert, wird einen guten Teil des

1,85

35

N. Wiliams-Goss 1,91

26

SG D. Mitchell

1,91

24

J. Clarkson

1,93

28

M. Oni

1,98

23

SF J. Ingles

2,03

33

R. O’Neale

1,98

27

PF B. Bogdanovic 2,03

31

G. Niang

2,03

27

J. Brantley

2,01

24

C R. Gobert

2,16

28

D. Favors

2,06

33

U. Azubuike

2,13

21

Heimlicher Liebling: Joe Ingles

Joe Ingles muss jeder lieben, der auf Spielintelligenz und Drives steht, die so langsam sind, dass sie die komplette Verteidigung des Gegners verunsichern. Außerdem ist Ingles auch abseits des Parketts einer, der stabil durchs Leben geht.


2,13 Meter sowie guter Athletik und Physis firmiert er hinten als Shotblocker, vorne verwertet er gern Lobs (und nicht viel mehr). Er soll perspektivisch die Defensive verankern, wenn Gobert auf die Bank geht. Aber zurück zu den kleinen Positionen. Dort kommt Jordan Clarkson als Erster von der Bank. Dem Chaos in Cleveland via Trade entkommen, gab der 28-Jährige den Jazz in Abwesenheit von Bogdanovic einen Schub im Angriff. Clarkson lieferte Karrierebestwerte aus dem Zweier- und Dreierbereich, was an einer verbesserten Wurfauswahl lag. Überdrehte er ab und an? Natürlich. Aber er ist eben dieser „Irrational Confidence Guy“, den jedes gute Team braucht. Interessant hierbei: Clarkson läuft das Pick-and-Roll nur gewinnbringend, wenn er den Block in der Mitte des Feldes gestellt bekommt. Startet die Aktion rechts oder links auf den Flügelpositionen, sinkt seine Effektivität erheblich. Apropos: Effektiv agiert er in der Defense vor allem dann nicht, wenn sein Mann gegen ihn isolieren kann. Ein Problem, das aber mit einem Rudy Gobert dahinter weniger stark ins Gewicht fällt. Mit Royce O’Neale und Georges Niang stehen auf den Flügelpositionen zwei Männer bereit, die den Dreier treffen. Nur einer von beiden verdient sich aber das Label „Threeand-D“: O’Neale. Niang … der Mantel des Schweigens ist nicht lang genug, um seine Defizite zu verdecken. Er ist ein Zielspieler des Gegners. Ansonsten finden sich im Kader einige Projekte. Miye Oni soll ebenfalls Dreier und Defense bringen, braucht aber noch ein wenig Erfahrung. Nigel Williams-Goss soll als BackupAufbau fungieren. Und dann ist da noch ein Neuzugang … abseits des Parketts. Ryan Smith ist der neue Besitzer der Jazz. Der 42 Jahre alte Internetmilliardär zahlte 1,66 Milliarden Dollar an Vorbesitzerin Gail Miller. Seine Firma Qualtrics erhebt via Onlineumfragen Daten für andere Unternehmen. Vor zwei Jahren verkaufte er sie an SAP, blieb aber Chef. „Ich bin mit den Jazz aufgewachsen“, erklärte er nach dem Kauf der Franchise. „Ich habe davon geträumt, für die Jazz zu spielen, aber das hat nicht geklappt.“ Smith könnte der wichtigste Neuling bei den Jazz sein. Es wird erwartet, dass er – wie einst Mark Cuban in Dallas – alles tun wird, um aus seiner Franchise einen Titelkandidaten zu machen. Wenn es Sinn ergibt, wird er sicher auch Luxussteuer zahlen. Ebenfalls wichtig für die Fans in Salt Lake City: Die Jazz werden nicht umziehen. „Die Jazz sind ein Geschenk an die Stadt, so sehen wir das. So sehen wir das zu 100 Prozent!“, erklärte Smith. Gut möglich, dass Smith ein Geschenk für die Jazz ist.

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Power Ranking + Stärken

Die Jazz kommen über die Defensive von Rudy Gobert. Offensiv treffen sie den Dreier besser als alle anderen Teams und greifen beherzt bei den Defensivrebounds zu. Die Truppe ist eingespielt und besitzt eine beneidenswerte offensive Balance.

- Schwächen Gobert bleibt offensiv sehr eingeschränkt: Er kann nicht in jeder Playoff-Serie gespielt werden. Kommt Conley wirklich zurecht, wenn auch noch Bogdanovic Würfe bekommt? 2019/20 machte die Defensive klare Rückschritte, hält Snyder diesen Trend auf?

= Fazit Die Jazz sind erneut ein Geheimfavorit im Westen. Bleiben alle gesund, stehen Coach Snyder im Angriff einige Optionen zur Verfügung, angeführt von Superstar Mitchell. Utah ist der Schritt zuzutrauen, den die Nuggets 2020 getan haben.

Wird am ehesten ... … getradet: M. Conley … All Star: D. Mitchell … versauern: G. Niang … überraschen: M. Oni … enttäuschen: G. Niang … im anderen Huddle stehen: J. Ingles … mehr PG spielen: D. Mitchell

Good Red vs Bad Red Best Case

Worst Case

Smith führt tägliche Teambefragungen ein. Mike Conley schüttet in ihnen sein Herz aus. So findet Smiths Algorithmus die perfekten Lineups für ihn. Der Point Guard ist happy, die Jazz gewinnen 55 Partien, Conference-Finals.

SAP übernimmt. Die Jazz sollen eine Halle in Heber Valley neben dem „Historic Railroad Museum“ bauen. SAP kauft ein G-League-, ACB- und BBL-Team. Fortan werden Talente hin und her geschoben. SAP wird überall Hauptsponsor.

Fotos: Garrett Ellwood/Nathaniel S. Butler/NBAE via Getty Images

Erfolgs der Jazz 2020/21 bestimmen. Mitchell ist der Star des Teams. Als Scoring Guard vom Schlage eines Dwyane Wade, der auf beiden Positionen im Backcourt spielen kann, erreichte Mitchell in den Playoffs im Duell mit Jamal Murray Supernova-Level. 36,3 Punkte, 51,6 Prozent Dreierquote? Das war einfach nur obszön gut! Diese Zahlen erwartet 2020/21 niemand, aber angesichts des ligaweiten Trends, dem eigenen besten Spieler den Ball mehr und mehr in die Hand zu geben … gut möglich, dass Mitchell mehr übernehmen sollte. Allerdings würde das die delikate Balance mit Conley belasten. Keine leichte Aufgabe also für Snyder. Als Small Forward dürfte Joe Ingles starten. Der Australier ist einer der besten Glue Guys der Liga. Als sekundärer Playmaker mit sicherem Dreier und einem spielerischen Schalk im Nacken gibt er den Jazz eine Stabilität, die das Team oft braucht. Er kann aus dem Pick-and-Roll kreieren, und trotz vertikaler Einschränkungen hält er defensiv mehr als mit. Auf Power Forward findet sich der wichtigste „Neuzugang“ im Kader: Bojan Bogdanovic. Der kroatische Nationalspieler verletzte sich in der vergangenen Spielzeit am Handgelenk seines Wurfarms und verpasste die Bubble in Orlando. Damit fehlten den Jazz 20,2 Punkte und ein 41-prozentiger Dreierschütze. Was gewesen wäre, wenn er in den Playoffs … lassen wir das. Fakt ist: Mit ihm im Kader verfügen die Jazz über zwei 20-PunkteScorer, sein Wurf schafft massig Platz für das Pick-and-Roll der Guards mit Center Rudy Gobert. Den braucht Letzterer auch, damit er über Ringniveau abschließen kann. Der Franzose hat sich auch in der vergangenen Saison keinen Wurf angeeignet. Er lebt von Durchsteckern und Lobs. Das ist auch okay, solange die nötige Gefahr von außen am Start ist. Apropos Gefahr: Die bleibt der „Stifle Tower“ für jeden gegnerischen Angreifer, der sich traut, in die Zone zu ziehen. Der jährliche Finalist um den „Verteidiger des Jahres“-Award ist der Anker der „Drop Defense“ der Jazz. Coach Snyder tut alles, damit sein bester Defensivmann nicht aus dem Herz der eigenen Verteidigung herauslaufen muss. Goberts Backup wird Favors sein. Die beiden kennen und schätzen sich. Favors ist mit dem System vertraut, er wird keine Anlaufzeit benötigen, verteidigen, rebounden und den Ball in den Korb arbeiten. Offensiv wäre es wünschenswert, wenn Favors den Dreier treffen würde – dem ist nicht so. Immerhin kann er ein bisschen aus der Mitteldistanz werfen, mehr aber auch nicht. Goberts und Favors’ Backup ist Rookie Udoka Azubuike. Mit seinen

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bbl-taktik

Münchens

System

unter

Trinchieri

MÜNCHENS SYSTEM UNTER TRINCHIERI Andrea Trinchieri ist zurück in der BBL. Der ehemalige Meistertrainer Bambergs hat in München übernommen – und die Bayern zu einem hervorragenden Euroleague-Start geführt. Wie hat der Maestro das taktisch geschafft? Und wie unterscheidet sich sein System in München im Vergleich zu Bamberger Zeiten? Text: Manuel Baraniak

Fotos: Christina Pahnke/Angel Martinez/Euroleague Basketball via Getty Images

A

ndrea Trinchieri ist ein Alien. Das bringt ein Engagement beim FC Bayern München als neuer Headcoach zwangsläufig mit sich. Zumindest, wenn es nach einer von Trinchieris Metaphern geht. „Sie sind wie Aliens. Weil sie aus dem Nichts erschienen sind. […] Sie hatten ein Raumschiff, und damit sind sie in München gelandet.“ Mit diesen Worten blickte Trinchieri Ende 2015 in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ auf die Bayern – damals auf seinen großen Rivalen, war der Italiener zu dieser Zeit doch als Trainer von Brose Bamberg tätig. Zwei von drei Meistertiteln feierten die Oberfranken in der Trinchieri-Ära durch einen Finalsieg über München. Nach einem durchaus erfolgreichen Zwischenstopp bei Partizan Belgrad ist der Maestro also zurück in der deutschen Beletage, demnach nicht wirklich „aus dem Nichts erschienen“. Zumal mit Bayerns Sportdirektor Daniele Baiesi ein damaliger Weggefährte aus Bamberger Tagen mitverantwortlich für Trinchieris Verpflichtung war. Die Wogen zwischen den beiden Italienern scheinen sich geglättet zu haben. In seiner Zeit in Bamberg hat Trinchieri die deutsche Beletage geprägt. Der langjährige BBL-Trainer Björn Harmsen machte im März 2018 zwei Zäsuren hinsichtlich des Offensivbasketballs der vergangenen 15 BBL-Jahre aus: Neben Luka Pavicevic nannte Harmsen ebenjenen Trinchieri. „Er hat ganz andere, neue Elemente hereingebracht – und diese werden jetzt bei ganz vielen anderen Mannschaften gespielt“, erklärte Harmsen. Demnach kann sich ganz Basketballdeutschland über die Rückkehr Trinchieris freuen. Doch wie sieht dies taktisch beim FC Bayern aus? Hierfür wird diesmal auf deren Euroleague-Auftritte geblickt, da die BBLHauptrunde erst viel später gestartet ist.

Höhere Pace, mehr Eins-gegen-eins „Wir sind der Meister des Smallballs“, hatte Trinchieri zu seinen Bamberger Teams zu sagen gepflegt. Was jene Mannschaften auszeichnete? Bis zu drei Ballhandler gleichzeitig auf dem Parkett zu haben. Dies hat Trinchieri bei den Bayern fortgeführt, wenn Nihad Djedovic oder Neuzugang Nick Weiler-Babb auf die Drei rutschen. Steht mit Zan Mark Sisko nur einer der häufig geforderten „klassischen Point Guards“ in den Reihen, werden die Ballhandler-Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Erneut sucht Trinchieris Truppe häufig das Pick-and-Roll. Auffällig ist, wie relativ

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häufig auch die abrollenden Big Men daraus den Abschluss forcieren – acht Prozent aller Offensivaktionen entfallen auf die Abroller. Dies mag verwundern, agieren die Münchener Big Men doch kaum im Pick-and-Pop. Überhaupt versteckt sich hier (noch) eine Schwachstelle in Münchens Offensive: Die Big-Men-Riege hat nach sieben Euroleague-Spielen nur einen ihrer 13 Dreier verwandelt. Dabei ist das Spacing für Trinchieri so essenziell. Mit ihren Short-Rolls oder dem Poppen nur bis vor die Dreierlinie und Wade Baldwins Signature-Jumper (siehe Spieler im Fokus) dürften die Bayern das Team mit den meisten Mitteldistanzwürfen sein. Dem Dreier räumte Trinchieri in Bamberg eine große Bedeutung ein – unter anderem durch seine Hammer-Setplays, in denen Schützen per Flare-Screens freigespielt wurden. Dies sieht man bei den Bayern (noch) selten. So sind in der Euroleague lediglich 36,2 Prozent der Würfe Dreier gewesen – nur ein Team geht prozentual weniger auf den Distanzwurf. Zudem entfielen nur 3,3 Prozent der Offensivaktionen auf einen Abschluss nach einem ballfernen Block. Off-Screen-Aktionen sind zwar schon Teil des Münchener Systems, sie dienen aber mehr der Vorbereitung als dem direkten Abschluss. So haben die Bayern in einer FlexOffensive „Screen the Screener“-Elemente in ihrem Playbook, ein Postup wird gerne mal durch einen Cross-Screen an der Baseline vorbereitet. Und auch in einem zweiten Ausstieg im Spielzug rechts kann ein Schütze aus Staggered-Screens zum Wurf gehen. Ein weiterer Unterschied zu Trinchieris Bamberger Zeit ist die gestiegene Pace bei den Bayern. Zum einen liegt das an mehr Fastbreaks, zum anderen auch an den frühen Ausstiegen im Setplay. Oft laufen die Münchener direkt ein hohes Pick-and-Roll, um einen Vorteil zu forcieren und diesen aufrechtzuerhalten. Oft sind Handoffs integriert. Sehr effizient startete die BayernOffensive nicht in die Euroleague. Ihre Halbfeldangriffe wirkten mitunter etwas statisch. Zieht man Abschlüsse aus Schnellangriffen und nach Offensivrebounds (Jaylen Reynolds ist hierbei ein Monster) ab, wiesen die Bayern lediglich ein Offensivrating von 93,1 Punkten pro 100 Possessions auf. Vielleicht mussten es deswegen auch öfter Isolations richten (13,4 Prozent aller Abschlüsse) – ein weiterer Unterschied, setzte Trinchieri in Bamberg doch weniger auf das Eins-gegen-eins. Doch die Zahlen geben ihnen recht: Als Team hervorragende 1,06 Punkte pro Ballbesitz erzielen die Münchener daraus. In

der NBA wäre dies in vier der vergangenen fünf Saisons ein Spitzenwert gewesen …

Scram-Switches als Schlüssel „Wir sind der Meister des Switchens“, sollte Andrea Trinchieri im Laufe dieser Spielzeit ins Mikro diktieren. Denn mit diesem Defensivkonzept hatten sich die Bayern zu Saisonbeginn an der Euroleague-Spitze etabliert. Trinchieri bezeichnet sich – seiner Geburtsstadt Mailand sei Dank – gerne mal als „Schneider“, der die Materialien bekommt und daraus den passenden Anzug anzufertigen hat. Der BayernKader besticht mit Athletik und Größe auf den kleinen Positionen sowie mit flinken Big Men – womit das ständige Übergeben der Gegenspieler hervorragend zu diesem Kader passt. Doch es sind nicht alleine die Switches bei gegnerischen Pick-and-Rolls, auf die die Bayern setzen. Daran schließen häufig Scram-Switches an. So bezeichnet man es, wenn ein Außenspieler nach dem ersten Switch und dem Abrollen des gegnerischen Big Man diesen wieder übergibt – dann ballabseits auf einen größeren Mitspieler. So rotiert beispielsweise ein Power Forward wie JaJuan Johnson in die Zone und übernimmt den Center. Diese Aktion muss äußert schnell ablaufen, da durch diesen Scram-Switch beispielsweise ein Schütze auf der Weakside für kurze Zeit stehen gelassen wird. Doch die Rotationen und die Kommunikation funktionieren bei den Bayern bislang hervorragend. Mit ihren Switches schaffen es die Bayern zudem, etwaige Cross-Matchups auszugleichen, wenn der Gegner mal aufs Tempo drückt. Schnelle Closeouts, die beste Reboundarbeit der Euroleague und ein gutes Verhältnis zwischen wenigen begangenen und vielen forcierten Ballverlusten haben zur starken Leistung der Bayern beigetragen.

Träumen erlaubt „Wecken Sie mich nicht auf, wecken Sie mich nicht auf …“, hatte Trinchieri nach dem Sieg gegen Olympiakos etwas ungläubig auf den Start von 4-1 in der Euroleague geblickt. Eine Prognose mag nach so wenigen Spielen schwierig sein, aber die so früh funktionierende Verteidigung und das Potenzial in der Offensive sollten Trinchieri eigentlich nicht aus seinen Träumen reißen. „Es geht ums Gewinnen – aber mir geht es auch um die Art und Weise. Die Zuschauer sollen sehen, dass mein Team eine Handschrift hat“, erklärt Trinchieri sein Ziel. Gut möglich, dass in dieser Saison (wieder) beides bei den Bayern zu sehen ist. redaktion@fivemag.de


spielzug A

2

3

5

4

1 Wade Baldwin (1) bringt den Ball und spielt Vladimir Lucic (4) am linken Flügel an. Lucic nutzt zuvor einen Cross-Screen von Leon Radosevic (5).

Depth Chart 2020/ 2021 Pos. Spieler

PG

Wade Baldwin

Zan Mark Sisko

T.J. Bray

SG

Nihad Djedovic

Nick Weiler-Babb

Diego Flaccadori

SF

Vladimir Lucic

Paul Zipser

Robin Amaize

PF

JaJuan Johnson

Malcolm Thomas

Sasha Grant

Alex King

C

Leon Radosevic

Jaylen Reynolds

Flaccadori, Grant und King stehen nicht in der ZwölfMann-Rotation, wobei der 18-jährige Grant durch die Home-Grown-Regelung immer wieder Einsatzzeit sehen sollte. Zipser rutscht häufig auf die Vier – das tut auch Lucic, wenn die Bayern mit drei Ballhandlern „Skillball“ spielen.

Spieler im Fokus:

WADE BALDWIN „Bye, bye!“ Bereits fünf Minuten vor Spielende verabschiedete Wade Baldwin die Berliner Fans, seine Handbewegung zum Publikum machte deutlich: Die Partie ist entschieden. Arrogant? Beim ersten Spiel vor Zuschauern nach über einem halben Jahr darf man das Baldwin nachsehen. Jene Aktion beim Auswärtsspiel der Bayern in Berlin darf man sich aber auch aus anderen Gründen notieren. Denn Baldwins vorheriger Layup mit Foul über Ben Lammers zur 24-Punkte-Führung Münchens untermauert die Athletik samt Hangtime des Guards. In der BBL sucht dies gepaart mit Baldwins Explosivität aus Crossover-Dribblings definitiv seinesgleichen. Andrea Trinchieri hat als Starter auf der Eins also wieder einen körperlich starken US-Amerikaner in den Reihen – was durchaus Vergleiche mit Brad Wanamaker aus Bamberger Tagen nach sich zieht. Wenn man Baldwin vergleichen mag, dann kann man dies durchaus auch mit Russell Westbrook tun. Der aufrechte Gang beim Dribbling, die gerade Körperstatur beim Sprungwurf, der gerne aus der Mitteldistanz genommen wird: Das hat schon was vom Rockets-Guard. Doch ineffizient hat Baldwin zum Saisonstart nicht agiert – im Gegenteil: Von seinen PullupJumpern traf der 1,93-Meter-Mann in der Euroleague 18 von 38 Versuchen! Ein starker Wert für diese Art des

Jumpers. Baldwin verschafft sich mit seinen Crossover-Dribblings Platz, stoppt schnell ab und steigt explosiv hoch. Mit seinem hohen ReleasePunkt beim Wurf ist er dann kaum noch zu stoppen. Doch mitunter verlässt sich Baldwin zu sehr auf diesen Jumper. Mit seiner Explosivität dürfte er noch häufiger den Weg an den Ring suchen und sich so an die Linie bringen. Als wirkliche Schwachstelle muss man seinen Distanzwurf betrachten, was seine ineffizienten 27,3 Prozent im Spotup untermauern. Und im Pick-and-Roll können Baldwins Verteidiger immer unter den Block gehen. Hier trifft er nicht immer die besten Entscheidungen. So verwundert es kaum, dass Baldwin im Eins-gegen-eins effizienter auftritt, als wenn für ihn ein Block gestellt wird. Dort hat der Guard als Erstes den eigenen Abschluss im Blick, auch sein Assist-TurnoverVerhältnis (1,4:1) zeichnet das Spiel eines Scorers statt Playmakers. Zumal Baldwin kaum ballabseits in Erscheinung tritt. Die Spielmacheraufgaben werden in diesem Bayern-Kader aber eh auf viele Schultern verteilt. Baldwins Fähigkeiten als athletischer Eins-gegen-eins-Scorer machen ihn letztlich sehr wertvoll. Und auch defensiv ist der Guard durch seine Athletik und Armspannweite ein klarer Plus-Spieler.

B 3

2 HO

5 4 1

Nihad Djedovic (2) tritt von der Ecke an, Lucic dribbelt auf ihn zu – und übergibt per Handoff auf Djedovic. Radosevic orientiert sich derweil zum Ball …

C1 3 4 5 2

1

… und stellt direkt nach dem Handoff einen Ball-Screen für Djedovic, der zum Korb zieht. Der Abschluss am Ring ist die erste Option. Baldwin und Lucic sorgen für Spacing.

3

C2

4 PLAY-TYPE FREQ% PPP FG% FT FREQ% TO FREQ% ballhandler 39,6 0,82 40,5 6,8 13,6 isolation 36,0 1,18 61,3 20,0 10,0 spotup 10,8 0,75 27,3 0,0 8,3 transition 7,2 0,88 40,0 37,5 0,0 cut 1,8 0,0 0,0 0,0 0,0 Summe 100,0 0,92 45,5 12,6 12,6

5 2

1

Die Play-Type-Stats für Wade Baldwin aus seinen Euroleague-Spielen 2020/21. Legende: Freq% – Prozentsatz der Abschlussart an allen Abschlüssen des Spielers, PPP – Punkte pro Abschluss, FG% – Feldwurfquote, FT Freq% – Wie häufig zieht der Spieler Freiwürfe, TO Freq% – Wie häufig produziert der Spieler einen Ballverlust; Daten: Manuel Baraniak

In einer zweiten Option geht Radosevic nicht zum Ball-Screen. Baldwin cuttet in die Zone, statt auf den Flügel zu rotieren. Dort stellt er einen Block für Nick Weiler-Babb (3), der dahinter einen zweiten OffScreen von Lucic nutzt – um entweder zum Block zu curlen oder direkt zum Wurf zu gehen.

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„ MAO Maodo

Lo

BASKETBALL IST FÜR MICH DIE GRÖSSTE AUTORITÄT

o

interview

LO

Maodo Los Engagement bei ALBA Berlin bedeutet nicht nur die Rückkehr in die alte Heimat,

sondern ein Wiederaufleben seiner Berliner

Vergangenheit als Streetballer, Künstlersohn und Afrikaerbe. Im Interview mit FÜNF spricht Lo, dessen Lieblingswörter „krass“ und „cool“ sind, über seine bunte Vorgeschichte, den Style von Coach Aito und seine Corona-Infektion. Interview: Sebastian Finis

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o d


o

F

ÜNF: Nach dem historischen Erfolg gegen ZSKA Moskau in der Euroleague, bei dem du einer der Sieggaranten warst, folgte die Corona-Zwangspause. Du warst einer von sieben Spielern bei ALBA Berlin, die positiv getestet wurden. Erzähl mir davon, wie es ist, mit Covid-19 infiziert zu sein. Wie ging es dir? Maodo Lo: Das Virus hat verschiedene Verläufe für jedes Individuum. Andere in der Mannschaft kamen gut damit klar, haben kaum etwas gespürt. Bei mir war es tougher. Ich hatte schwere Symptome. Ich lag fünf Tage im Bett mit Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Ich habe Paracetamol geschluckt, um das Fieber zu senken. Nachdem das Fieber und die Schmerzen weg waren, war ich zwei weitere Wochen immer noch platt, hatte keine Kraft. Nicht mal, um aufzustehen oder irgendwas zu machen. Mich hat’s arg erwischt, es war sehr intensiv, richtig scheiße. Nach zweieinhalb Wochen war das Schwächegefühl weg. Danach ging’s mir von Tag zu Tag besser, bis ich irgendwann wieder spielen konnte. Am Ende war ich der erste von den sieben Betroffenen, der negativ getestet wurde, obwohl es mir am schlechtesten ging. Das ist eine komische Krankheit.

Fotos: Jeffrey D. Allred/NBAE via Getty Images

Daraufhin wurden einige ALBASpiele in der Euroleague und im Pokal abgesagt und verlegt, weil ihr in Quarantäne musstet. Wie viele Tage konntest du nicht trainieren? Und was hast du in der Zeit ohne Basketball gemacht? Ich habe drei Wochen gar nichts gemacht, habe mich kaum bewegt, war einfach nur zu Hause im Bett. In der ersten Woche ging gar nichts. Ab der zweiten Woche habe ich viel Netflix geschaut, die Serie „Suits“, und ab der dritten Woche auf der PlayStation gezockt. Ansonsten habe ich viel geschlafen, viel Ruhe. Aus meiner Erfahrung unterscheidet sich das Covid19-Virus von Influenza dadurch, dass die Symptome über einen langen Zeitraum gleich bleiben, statt wie bei einer Grippe von Tag zu Tag besser zu werden. Wie schwer war es anschließend, den Rhythmus wiederzufinden? Es war schwer. Ich habe mit kurzen Spaziergängen angefangen. Erst fünf Minuten, dann 15 Minuten. Nach drei Wochen war ich das erste Mal wieder in der Halle. In den ersten Einheiten habe ich mich nur gedehnt und Mobilitätsübungen gemacht, weil mein Körper sich drei Wochen nicht bewegt hat. Ich habe mich langsam gesteigert, während die Mannschaft nach der Quarantäne schon wieder trainiert hat. Ich konnte zwei, drei Trainingseinheiten noch gar nicht mitmachen. Bei einer habe ich dann drei

Minuten lang fünf-gegen-fünf gespielt, und am nächsten Tag war die Partie gegen Frankfurt. Da habe ich direkt zwölf Minuten auf dem Feld gestanden. Wenn man sich das Spiel anschaut, sieht man den Prozess, dass ich noch dabei war zurückzukommen. Coach Aito lässt ein ganz anderes System spielen, als du es bisher in deiner Karriere gewohnt warst … Das spüre ich auch direkt. Es ist eine Umstellung für mich als Spieler. Am Anfang war es ungewohnt und schwierig, mich daran zu gewöhnen. Ich merke aber von Training zu Training, von Spiel zu Spiel, wie ich mehr und mehr das System verstehe und mein Spiel im System einbringen kann. Es ist wirklich sehr frei. Ich bin noch dabei, das System zu überdenken. Ich versuche, das zu machen, was das System ausmacht: frei spielen und das Spiel lesen. In München und Bamberg war das System strenger. Passt der freie Aito-Stil besser zu deinem Spielertyp und deiner Vergangenheit als Berliner Streetballer als jeder andere bisher? Ja, würde ich denken. Sobald ich das System zu hundert Prozent verinnerlicht und die Automatismen einstudiert habe, habe ich die Basis, um meine Freiheit auszuspielen. Aber es dauert ein paar Wochen, den Rhythmus zu finden. Wir hatten einen schwierigen Saisonstart mit Verletzungen in der Vorbereitung, die zudem aufgrund von Corona provisorisch war. Dann hat direkt die Euroleague gestartet, obwohl wir noch nicht bei hundert Prozent waren, noch nicht mal die ganzen Spielzüge im Kopf hatten. Ich merke, wie die Bundesligaspiele helfen, das System besser zu verstehen und sich als Mannschaft zu finden. Zumal die Fehler auch nicht ganz so krass bestraft werden wie gegen den FC Barcelona. Glaubst du, du kannst bei ALBA dein volles Potenzial ausschöpfen? Sehen wir in dieser Saison einen Maodo wie nie zuvor? Das hoffe ich doch. Das ist auch ein Grund, warum es für mich so attraktiv ist, hier zu sein. Es ist eine ungewohnte Situation, deswegen bin ich gespannt. Ich lerne von Tag zu Tag und werde besser in dem System. Nach der Hälfte oder nach drei Vierteln der Saison werde ich die beste Leistung bringen. Wir haben eine echt coole Mannschaft, liebe Kerle. Das überrascht mich nicht. Lass uns auf deine Anfänge in Berlin zurückblicken. Du hast eine einzigartige Kindheit erlebt. 1983 hat deine Mutter auf einer Party am Ku’damm deinen Vater Alioune kennengelernt, einen Senegalesen, der an der Technischen Universität in Berlin studiert hat. Dein Vater ist häufig zwischen Deutschland

und seiner großen Farm gependelt, die er im Senegal betreibt. Er war immer nur zeitweise in Deutschland. Hast du ihn als Vater vermisst? Nee, nee, nee, mein Vater war immer für mich da. Er hatte in Afrika seine Arbeit und war deshalb längere Zeit weg, aber dann war er auch längere Zeit wieder in Berlin. Aber eben nicht die ganze Zeit. Und die andere Zeit hatte ich noch jemanden, der auf uns zu Hause aufgepasst hat, wenn meine Mutter arbeiten war. Eine weitere Figur, die in meinem Leben da war. Darauf komme ich gleich zurück. Welchen Einfluss hatte die westafrikanische Kultur deines Vaters auf dich als Heranwachsenden? Als ich zwölf war, sind wir in den Senegal geflogen. Meine Mutter hatte dort ein Projekt, bei dem eines ihrer Bilder versteigert und das Geld an die SOSKinderdörfer gespendet wurde. Meine Mutter konnte auswählen, wohin. Sie hat den Senegal ausgesucht, ein Dorf in Dakar und eines in Kaolack. Es war das erste Mal, dass ich mich bewusst daran erinnern kann, im Senegal gewesen zu sein. Das war ein krasser Besuch für mich, der mir viel gegeben hat. Die Menschlichkeit der Menschen dort. Viel Armut, aber trotzdem fröhliche Menschen. Menschen, die innere Werte hatten. Sie haben viel geteilt, obwohl sie wenig hatten. Als ich das als kleiner Junge gesehen habe, dachte ich: „Wie krass ist das denn!“ Das hat meine ganze Perspektive verändert im Kontrast zur westlichen Welt, in der ich aufgewachsen bin. Es war einer der prägendsten Momente in meinem Leben. Als ich dann zurückgekommen bin, habe ich mich mit Afrika befasst. Ich habe viel afrikanische Musik gehört. Ich war stolz, diese Wurzeln zu haben. Ich habe viele Einflüsse von meinem Vater bekommen. Mein Vater hat zu Hause senegalesisch gekocht und oft in seiner Landessprache telefoniert. Mein Vater spricht Wolof. Ich habe die senegalesische Kultur meines Vaters aufgenommen. Wie würdet du das Verhältnis zu deinem Vater heute beschreiben? Wir haben ein gutes Verhältnis. Er ist gerade hier in Berlin. Er verfolgt sehr engagiert meine Basketballkarriere, schaut jedes Spiel, fiebert richtig mit. Er ist zu vielen Euroleague-Spielen geflogen, als ich noch in München und Bamberg war. Er war auch bei der EM 2017 dabei, als wir mit der Nationalmannschaft in Tel Aviv gespielt haben. Früher war er Fußballfan. Inzwischen ist er krasser Basketballfanatiker und schaut auch andere Spiele und die NBA. Deine Mutter, Elvira Bach, ist eine bekannte deutsche Künstlerin. Wie ist es, als Kind an der Seite einer Expressionistin aufzuwachsen? Es war immer anders. Ich habe schon als

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O


interview

Maodo

Kind gecheckt, dass meine Mutter anders ist als die anderen Eltern. Sie kam zur Schule mit Turban und Sonnenbrille, mit ausgefallenen Kleidern. Ich habe mich geschämt. Aber irgendwann habe ich realisiert, dass es cool ist, dass meine Mutter ihr eigenes Ding macht und einfach so ist, wie sie ist. Abgesehen davon war ich mit meiner Mutter viel unterwegs, wenn sie irgendwo eine Ausstellung hatte, in Venedig, in Sevilla oder wo auch immer. Ich bin mitgegangen und habe die Welt gesehen. Ich bin viel gereist, habe interessante Seiten der Städte kennengelernt. In Venedig haben wir kein „Touridings“ gemacht, sondern waren in lokalen Restaurants, die uns Galeristen empfohlen hatten, haben mit Einheimischen abgehangen – Geheimtipps. Wir haben die Stadt anders erlebt als ein Tourist. Ich habe das Leben durch meine Mutter „künstlerischer“ erlebt. So kann ich es vielleicht ausdrücken.

Fotos: Mikhail Serbin/Euroleague Basketball via Getty Images

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Zwischen 1997 und 2000 war deine Mutter in St. Lucia, einem Inselstaat in der Karibik. Du warst ein fünf- bis achtjähriger Junge. Woran kannst du dich erinnern? Wir waren oft in den Ferien da über zwei, drei Wochen. Das waren auch krasse Einflüsse in meinem Leben. Eine Freundin von uns hat dort ein Hotel, in dem wir gewohnt haben. Meine Mutter hat dort gemalt. Das gehört auch zu meinen Kindheitserinnerungen. St. Lucia ist schon ein bisschen mein Zuhause gewesen. Um Vollzeit als Künstlerin aktiv sein zu können (lies: von 11:00 bis 19:00 Uhr im Atelier zu malen), hat deine Mutter einen Bekannten aus ihrem hessischen Heimatort engagiert, Stefan, der sich um dich und deinen acht Jahre älteren Bruder Lamine gekümmert hat. Er hat euch zur Schule gefahren, euch was zu essen gemacht, euch zum Sport gebracht, den Haushalt geschmissen. War er wie ein zweiter Vater für dich? Ja, schon. Er hatte auf jeden Fall eine Erziehungsrolle in meinem Leben. Meine Mutter hat nonstop gemalt, und in der Zeit, in der mein Vater in Afrika arbeiten war, war Stefan immer da. Er war streng. Wir sind zusammen zum Spielplatz gegangen, er hat mich zum Training gebracht, zur Schule – bis zu dem Alter, in dem ich in der Lage war, alles selbst zu machen, gegen Ende meiner Schulzeit. Ich habe aber immer noch sehr viel Kontakt zu ihm. Er schaut auch Basketball, verfolgt meine Spiele, schreibt mir oft und lebt in Berlin. Wie findest du die Kunst deiner Mutter – die neoexpressionistischen, großformatigen bunten Malereien, die oft Frauen darstellen, die ihr ähneln? Natürlich habe ich eine subjektive Meinung. Ich finde die Kunst meiner Mutter sehr cool. Sie ist aussagekräftig. Ich kenne das Leben meiner Mutter,

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Lo

und ich sehe, dass die Bilder Momente ihres Lebens reflektieren. Ich finde es imponierend, wenn du es als Künstler schaffst, deine Erfahrungen auszudrücken – egal in welchem Metier du tätig bist. Das macht meine Mutter. Ihre Kunst ist sehr authentisch. Deine Mutter sagt, du hättest deine Karriere ganz allein aufgebaut. Stimmt das, oder hast du von deinen Eltern Unterstützung erfahren? Klar wurde ich unterstützt. Aber es war nicht so von wegen: „Maodo, du musst jetzt zum Training gehen!“ Das kam von mir aus. Ich hatte einfach Bock zu spielen. Sie haben mich unterstützt, indem sie mich haben machen lassen. Ich durfte auswählen, was ich machen wollte. Ich habe am Anfang Fußball gespielt, da war ich auch eigentlich ganz gut drin, es hat mir Spaß gemacht. Dann habe ich Tennis ausprobiert. Aber Basketball war für mich immer die Konstante. Ich habe beides gedroppt und Basketball durchgezogen.

„Mich Mich hat’s arg erwischt, es war sehr intensiv, richtig scheiße.“ scheiße. -----------

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Wann hast du mit Basketball angefangen? Im Verein mit elf oder zwölf. Und davor war ich immer draußen auf dem Hochmeisterplatz in Charlottenburg. Anfangs war ich noch zu klein, um mitzuspielen, und habe nur an der Seite des Courts gedribbelt. An meinem Hochbett hing auch ein Korb, auf den ich immer geworfen habe. Was bedeutet eigentlich dein Name? Es gibt eine religiöse senegalesische Figur, die denselben Namen wie ich trägt. „Maodo“ wird „der Große“ genannt, weil er eine hochrangige religiöse Figur ist. Meinen Nachnamen habe ich von meinem Vater. Mein Bruder hieß Bach mit Nachnamen, wie meine Mutter. Meine Eltern haben es praktisch geteilt. Du hattest einen sehr engen Kontakt zu deinem Bruder Lamine, bis er im vergangenen Sommer gestorben ist. Wie gehst du heute mit dem Verlust deines Bruders um? Es ist immer noch schwer. Es beeinflusst mein Leben und das meiner Eltern.

Inwiefern? Der Gedanke an ihn löst bei mir Schmerz und Trauer aus. Wir haben in der Familie einen wichtigen Menschen verloren. Es ist gut, dass ich jetzt hier in Berlin bin. Gut, dass wir uns als Familie gegenseitig unterstützen können. Es ist für mich eine wichtige Sache, dass ich für meine Eltern und die Freundin meines Bruders hier sein kann. Ich bin noch dabei, alles zu verarbeiten … eineinhalb Jahre später. Zurück zum Sport! Deine Laufbahn zeigt einen positiven Trend auf: Zwei Jahre NBBL bei den Central Hoops in Berlin, direkt nach dem Abitur vier Jahre College an der Columbia University in Manhattan, danach jeweils zwei Jahre in Bamberg und bei den Bayern, und nun kommt in deiner Vita als Profi bereits das dritte große B der Bundesliga mit Berlin hinzu. Was kommt als Nächstes? Barça, Baskonia … Ich bin in dieses Jahr gegangen, um mich als Spieler weiterzuentwickeln, ich möchte andere Impulse bekommen. Ich denke, das wird hier machbar sein. Was nach diesem Jahr passiert, weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass es gut ist, jetzt hier zu sein. Ich freue mich, bei ALBA, in diesem System, in diesem Verein zu sein … und vor allem, dass ich zu Hause bei meiner Familie und meinen Freunden bin. Ich bin dankbar, beides zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben hinzubekommen. Ich bin gespannt, was auf uns in diesem Corona-Jahr noch zukommt. Ich bin ebenfalls gespannt, wie wir als Mannschaft auftreten werden, wenn das System richtig zum Vorschein kommt und jeder sein Potenzial in der Mannschaft ausschöpft. Ich hoffe, dass dies alles gelingt und wir dieses Jahr als Mannschaft und generell als Liga überstehen. Es ist gerade eine gute Situation für mich. Wie würdest du deinen bisherigen Karriereverlauf beurteilen? Ich bin früher immer ein bisschen unter dem Radar geflogen. Das hat mich zu der Zeit sehr genervt, konnte mich aber nie wirklich von meinem Weg abbringen. Im Rückblick denke ich, dass es gut war, nicht zu früh diese Anerkennung bekommen zu haben, weil es mir erlaubt hat, meine Stärken und mein Spiel auszubauen. Ich konnte mich in Ruhe entwickeln, meine Spielfreude, mein Talent ausschöpfen, da ich nicht von Anfang an in eine strikte Struktur verwickelt war. Im Endeffekt hat es mir erlaubt, da hinzukommen, wo ich jetzt bin. Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, dir auf dem Feld zuzuschauen. Man sieht, dass noch viel Streetball in dir drinsteckt. Es sieht alles sehr geschmeidig aus. Du machst Bewegungen, die man bei anderen nicht sieht. Schön, das freut mich zu hören. Danke! Aber warum hast du „nur“ einen Einjahresvertrag in Berlin unterschrieben?

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In der Corona-Zeit ist es nicht verkehrt, etwas flexibler zu sein. Weil man nie weiß, was in diesen Zeiten passiert. Das war der Grund. Am 31. Dezember feierst du deinen 28. Geburtstag. Du stehst in der Prime deiner Karriere. Welche Ziele hast du noch? Ich habe keine konkreten Ziele. Ich möchte mich entwickeln, weiterhin besser werden, besser spielen, mein Spiel ausbauen, weitere Schritte nach vorne gehen, mich immer weiter steigern. Das ist mein Ziel. Wenn ich das erreiche, bin ich happy. Woran misst du, dass du besser wirst? An deinen Statistiken? Natürlich an der individuellen Leistung und an der Teamleistung. Aber es ist auch ein Gefühl. Mein Wohlbefinden hängt krass vom Basketball ab. Mein Leben dreht sich nur um Basketball. Wenn ich schlecht spiele, geht’s mir nicht gut. Dann denke ich viel nach. Wenn ich gut spiele, geht’s mir gut. Wenn es mir längere Zeit gut geht, habe ich mein Ziel erreicht. Das ist eine Gefühlssache. Wie beurteilst du das Basketball-Jahr 2020, was sicher als ganz besonderes in die Geschichtsbücher eingehen wird? Es ist für alle ein schwieriges Jahr. Vielleicht ist das ein Jahr, welches der Menschheit einiges klarmacht. Sachen, die außerhalb der Kontrolle der Menschheit liegen, sind ab und zu krass mächtig und stellen den Menschen in die Perspektive des größeren Bildes. Die Menschheit denkt, sie steht über allem, hat alles unter Kontrolle. Aber ab und zu gibt es Dinge im Leben, bei denen man die Kontrolle verliert. Ein Virus kann die Welt lahmlegen, die ganze Welt beeinflussen. Die Wirtschaft, Politik … alles muss sich unterordnen. Vielleicht können wir daraus etwas ziehen. Vielleicht verändert es die Welt. Vielleicht verändert es die Zukunft. „Scheißjahr“ zu sagen, ist richtig. Aber vielleicht muss man auch das Jahr betrachten, daraus lernen, das Leben anders fortführen. Welchen Einfluss hatte 2020 speziell auf dich als Menschen? Mein Leben dreht sich nur um Basketball. Basketball ist für mich die größte Autorität. Man ist immer in einer festen Struktur mit Terminplan, hat immer was zu tun. Als dann auf einmal eine höhere Macht festlegte, dass wir nicht mehr trainieren, war auf einmal all das vorbei. Das war krass. Dann habe ich gecheckt: Ich lebe in meiner kleinen Basketballwelt, aber es gibt eine Welt, die größer ist als das. Die Regierung sagt auf einmal: „Nein, ihr spielt nicht.“ Das hat mich aus der kleinen Bubble-Basketballwelt herausgerissen. Abgesehen davon – mit der Quarantäne und dem vielen Alleinsein – ist das für mich kein Stress. Ich komme damit klar. redaktion@fivemag.de

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Malte Ziegenhagen

„CHEMNITZ CHEMNITZ BEDEUTET TEAMBASKETBALL“ BALL

Dass Malte Ziegenhagen heute für die NINERS Chemnitz spielt, ist reiner Zufall. Eigentlich wollte er lieber in Südamerika surfen. Inzwischen ist er Kapitän, Leistungsträger, Lokalprominenter – und spielt mit dem Gedanken, als Bürgermeister zu kandidieren. Was den 29-Jährigen bewegt und wie sich seine NINERS in der BBL etablieren wollen, hat er FÜNF erklärt. Interview: Peter Bieg 86


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ÜNF: Malte, du spielst jetzt seit 2016 in Chemnitz, ab sofort erstmals in der BBL. Bevor du dort in der Saison 2015/16 mit Bayreuth deine ersten Gehversuche gemacht hast, warst du vier Jahre am College. Basketballerisch groß geworden bist du in Berlin, unter anderem im Programm von ALBA. Wieso bist du trotzdem erst mal ans College gegangen? Malte Ziegenhagen: Das war mein Traum. Manchmal kam mein ganzes Team, in der U14 und U16, zu mir nach Hause. Und unser Trainer brachte Videokassetten mit, wo er College-Spiele aufgenommen hatte. Die haben wir uns angeschaut und nur gedacht: „Wow, ist das athletisch!“ Das war eine andere Welt. Ich hatte in der Jugend die Möglichkeit, einen Vertrag bei ALBA Berlin zu bekommen, bei Frankfurt. Aber ich dachte: „Mache ich nicht!“ In vier Jahren USA hast du dann an drei verschiedenen Colleges gespielt, warst in New Orleans, in Florida und auf Hawaii. Wenn du solche Entscheidungen triffst, bist du Bauch- oder Kopfmensch? Wahrscheinlich eher ein Bauchtyp. Rückblickend habe ich immer relativ schnell entschieden, habe nicht lange nachgedacht. Das hat mir in vielen Situationen geholfen, manchmal war es auch einfach nur unüberlegt und dumm (lacht). Ich bereue gar nichts! Das Leben besteht aus Entscheidungen, und mit denen muss man dann leben.

Fotos: NINERS Chemnitz

Leben musstest du auch mit einer sehr schweren ersten Profi-Saison: Bei medi Bayreuth hast du 2015/16 kaum gespielt. Ich hatte viel mehr von mir erwartet, aber auch viel mehr vom Trainer erwartet. Die Organisation hat mich übelst gut aufgenommen, aber wenn es nicht stimmt mit dem Basketballspielen, dann braucht man da nicht bleiben. Ich hatte dann auch gar kein neues Angebot von Bayreuth. Dementsprechend war klar: Ich muss irgendwo anders hin. Heute kommst du extrem locker rüber. Nimmst du im Leben nicht alles so ernst wie manch anderer? Dadurch, dass ich diese College-Schiene gefahren bin, habe ich gelernt, zwei Sachen gleichzeitig zu machen. In Bayreuth habe ich nur Basketball gespielt. Das hat mein Gehirn irgendwie gelähmt. Immer nur zum Sport, zu Hause auf die Couch, zum Sport. Ich wusste, ich will mich weiterbilden, irgendetwas machen. Zum Glück habe ich Chemnitz gefunden, habe hier meinen Master in Industriemanagement gemacht und arbeite schon seit mehr als drei Jahren in einem Startup, 25 Stunden pro Woche. Dieses Lockere habe ich nur, weil ich die Möglichkeit hatte, an wirklich schönen Orten zu leben. Auf Hawaii gibt es keine Sorgen: Du stehst auf, gehst zur Uni. Dann machst du deinen Sport … und anschließend? Gehst du surfen oder

steigst aufs Moped und fährst rum. Es ist immer warm. Ich habe es geliebt zu reisen und war viel in Süd- und Mittelamerika unterwegs. Das hat mir dann so ein bisschen die Mentalität gegeben: easy, immer easy going. Du hast Chemnitz gefunden – so hast du es formuliert. Wie lief das ab? Nach diesem ersten Profi-Jahr in Bayreuth hatte ich eine Art Burnout. Ich hatte mich gerade von meiner damaligen Freundin getrennt, hatte nur negative Vibes. In den letzten vier Spielen hatte ich etwas mehr gespielt, kam aber gar nicht damit klar. Das Selbstvertrauen war weg. Dann habe ich zu meinem Papa gesagt: „Wir fliegen nach Brasilien. Ich muss hier raus!“ Und ich wollte noch zwei Wochen dranhängen, wollte alleine surfen. Dann ruft mich mein Agent genau an dem Tag an, als wir am Flughafen sitzen und mein Vater nach Deutschland fliegen soll. Er meinte, ich sollte unbedingt zurückkommen, er hätte zwei, drei Tryouts für mich organisiert. „Du hast nicht gespielt, also solltest du besser hingehen“, hat er gesagt. Ich habe ihn gefragt, ob das sein Ernst ist! Denn ich kannte mich ja noch nicht aus, war das erste Mal Profi. Vor meiner Rookie-Saison hatte es ja auch funktioniert, und ich dachte: „Ich krieg auch so einen Job!“ Ich habe dann ein bisschen Torschlusspanik bekommen (lacht) und bin zurückgeflogen. Und dann? Ich bin also in Deutschland gelandet, und wo bin ich hingefahren? Nach Weißenfels, ey! (lacht) Mein Agent sagte, Kirchheim hätte auch Interesse, da könnte ich auch hinfahren. Kirchheim? Da fahre ich auf keinen Fall hin – am Arsch der Welt. Und dann kam eben noch Chemnitz auf die Liste. Ich war also in Weißenfels, und das Ganze hat nicht gepasst. Ich bin direkt danach nach Chemnitz gefahren, ohne zu wissen, wo das ist! Ich hatte noch nie in meinem Leben davon gehört. Dann bin ich erst mal nach Cottbus gefahren (kichert) und habe den Trainer angerufen: „Sorry, ich bin unterwegs nach Cottbus und komme zu spät.“ Man muss sich das mal überlegen, ich hatte drei oder vier Wochen kein Basketball gespielt! Ich dachte, ich gehe mal hin und gucke, was dabei herauskommt. Dann habe ich in diesem Training alles getroffen, alles! Coach Rodrigo Pastore kam direkt auf den Parkplatz, um zu sagen: „Malte, wir wollen mit dir einen Zwei-Jahres-Vertrag machen.“ Ich dachte: „Geil, läuft!“ Ich habe aber noch ein bisschen gewartet, denn das Angebot war frech – sehr niedrig. Es kam aber nichts weiter. „Dann wird es das also sein“, dachte ich mir. Ich habe unterschrieben – und wie sagen die großen NBA-Stars immer? Der Rest ist Geschichte … (lacht) Hattest du in dieser ganzen Fast-BurnoutZeit auch mal darüber nachgedacht, etwas

komplett anderes als Basketball zu machen? Auf jeden Fall! Nach Bayreuth hatte ich auch ein bisschen Angst. Du weißt ja nicht, was da draußen sonst noch so ist. Wir Basketballer leben in einer Luxus-Blase. Du machst dir um nichts anderes Gedanken als um dein nächstes Spiel und vielleicht noch darüber, wen du dann verteidigen musst. Als es in Bayreuth so schlimm war … ich habe alles reingelegt. Da dachte ich: „Dann kann ich auch aufhören.“ Für mich gab es die Option, in die ProA zu gehen, einfach nicht. Alle meine Kumpels aus der U20-Nationalmannschaft waren in der ersten Liga: Niels Giffey, Johannes Voigtmann, Konsti Klein. Ich dachte mir: „Wenn ich da nicht spiele, dann habe ich versagt.“ Dann habe ich gesagt: „Ich hör auf.“ Deshalb bin ich mit meinem Papa nach Brasilien geflogen. Wir haben viel darüber geredet, und es hat mir geholfen, einfach mal abgelenkt zu sein. Dann kam zum Glück jemand, der mir nochmal die Chance gegeben hat. Das hat auch meine Liebe zum Spiel gerettet. In meinem ersten Jahr in Chemnitz habe ich mir so viel Druck gemacht. Ich habe gedacht: „Wenn ich dieses Jahr nicht gut spiele, dann ist es vorbei.“ Dein Studium in Mittweida, dein Job und alles andere – das hat sich dann einfach so ergeben? (lacht) Ja! Ich habe dann auf einmal in Chemnitz gelebt. Ich hatte aber schon zu Hause geguckt, ob es die Möglichkeit gibt zu studieren. Ich habe das dem Klub nicht kommuniziert. Ein halbes Jahr später habe ich dann dem Klub gesagt: „Hey, ich muss da zu der und der Vorlesung.“ Zum Glück haben sie das voll unterstützt. Drei-, viermal die Woche war ich an der Hochschule Mittweida, eine halbe Stunde Fahrtzeit pro Strecke. Ich hatte da aber auch wieder einfach Glück: Nicht alle deutschen Hochschulen erkennen einen amerikanischen Abschluss an. Mittweida ist eine Hochschule des Spitzensports, die das anerkannt hat, und es ist alles perfekt gelaufen. Aber Chemnitz insgesamt? Ein Riesenzufall. Bis du mit den NINERS dann den Aufstieg feiern konntest, hat es einige Anläufe gebraucht. Hattest du Zweifel und hast über einen Abschied nachgedacht? Das hat mich nur angefeuert. Für mich ist Chemnitz der Standort, an dem ich meine Karriere beenden will. Chemnitz ist mein neues Zuhause. Meine Freundin ist hier, ihre Familie ist hier. Für mich passt es hier einfach. Ich war traurig und frustriert, weil wir viel und hart dafür gearbeitet haben, dass es klappt. Und auch die Enttäuschung der Fans war extrem. Im ersten Jahr war es nicht so schlimm, denn niemand hatte je erwartet, dass wir ins Halbfinale kommen. Für mich war das so: „Wow, du bist bald zurück in der ersten Liga – perfekt gelaufen.“ Denn ich weiß noch, damals

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Fotos: NINERS Chemnitz

bei Bayreuth, da waren Philipp Heyden und Steve Wachalski meine Mitspieler. Ich war mit beiden ziemlich dicke, und sie sagten mir, dass es unglaublich schwierig wäre, aus der ProA in die BBL zurückzukommen. Und das ist absolut wahr! Es ist so schwierig, als deutscher Spieler einen Vertrag in der BBL zu kriegen. Die nehmen uns nicht ernst, das Niveau in der ProA ist ihnen nicht gut genug oder so. Dann dachte ich: „Geil, es klappt direkt“, und dann – bäm! – voll auf die Schnauze geflogen. Das Jahr danach war richtig katastrophal, aber Chemnitz hat mir einen neuen Vertrag angeboten. Sie wollten mich unbedingt halten, obwohl dann die Hamburg Towers bei mir noch ins Spiel kamen. Ausgerechnet gegen Hamburg sind wir dann nochmal gescheitert. Und dann kam Corona: Wir haben eine geile Saison gespielt, und die wurde abgebrochen. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass ich es der Stadt und den Fans schulde – weil ich mich einfach extrem wohlfühle. Du warst Botschafter für die Kulturhauptstadt-Bewerbung, machst Camps für Kinder, bist TalkshowModerator … und scheinst längst eine lokale Berühmtheit in Chemnitz zu sein. (lacht) Viele Leute machen Witze darüber, dass ich hier der Bürgermeister bin. Aber da hat meine Freundin noch etwas

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dagegen. Da musste ich all meinen Mut zusammennehmen und sagen: „Das mach ich jetzt einfach!“ Denkst du an die Zeit nach der Karriere? Ich mach mir überhaupt gar keine Gedanken, um ehrlich zu sein! (lacht) Ich habe früher viel in die Zukunft geguckt, und dann gab es auch eine Phase, wo ich viel in die Vergangenheit geguckt habe. Gerade lebe ich eher Tag für Tag. Jetzt kommt erst mal meine Familie, dann kommt das Jahr in der BBL. Für mich ist es nicht schlimm anzuerkennen, wenn es nicht laufen sollte in der BBL. Dann habe ich es halt versucht und alles reingelegt. Ich habe mir das so lange gewünscht, nochmal zurückzukommen. Jetzt ist es wahr geworden, und das ist schon krass. Aber ich mach mir schon auch Gedanken wegen danach. Ich bin nicht der Typ, der noch in die ProB muss, unbedingt Geld verdienen. Ich schließe das Thema dann ab und hatte eine gute Zeit. Lieber habe ich es unter Kontrolle und gehe, als dass mir das irgendwann die Vereine sagen müssen. Oder wenn ich dann irgendwann über das Spielfeld laufe, und manche Leute sagen: „Boah, der sieht aber schon alt aus!“ Das muss jetzt nicht sein. „Immer kämpfen“ ist dein Motto. Wie aber lässt sich euer Team beschreiben?

Was wir intern immer gerne sagen, ist, dass wir unsere Fans stolz machen wollen. Wir wollen alles auf dem Spielfeld lassen. Wir sind so weit gekommen, weil die ganze Stadt dafür blutet, was wir hier machen. Der Sechste Mann – in Chemnitz existiert er einfach. Wir haben zigtausende Fans, und es ist unbeschreiblich, wie viel du dann auch dafür tun möchtest. Kämpfen, füreinander einstehen … ich finde, dieser Teambasketball ist typisch Chemnitz. Wir spielen „Unselfish Basketball“, das ist einfach nur schön anzusehen, wenn es funktioniert. Wir haben viele Spieler, die schon sehr lange hier sind und die Philosophie des Coaches verstehen. „,We over me‘-Mentality“ nennt sich das. Was für ein Typ ist Coach Pastore? Er ist Argentinier, ein absolut klassischer Typ von der Südhalbkugel. Er ist ein heißblütiger, manchmal aufbrausender Mensch. Er kann sehr unangenehm werden, wenn er merkt, dass Druck entsteht. Wenn es dieses Jahr mit dem Aufstieg nicht geklappt hätte, wäre er wohl weg gewesen oder von selbst gegangen. Ich komme dieses Jahr besser mit ihm klar als je zuvor. Wir kommunizieren extrem viel. Man merkt, dass die BBL auch für ihn absolutes Neuland ist. Das ist eine sehr schöne Zeit – mal abgesehen von Corona. Rodrigo ist aber auch einfach


„dann dann bin ich erst mal nach cottbus gefahren und habe den trainer angerufen: ,sorry, ich bin unterwegs nach cottbus und komme zu spät.‘“ -----------

ein Genie! Basketballtaktisch ist er unglaublich intellektuell unterwegs. Er kriegt es sehr gut hin, der Mannschaft alles einzuimpfen, was er sich vorstellt. Unsere Ballbewegung, wie wir in der Offensive spielen, zumindest in der ProA war das beispiellos. Wie es in der BBL wird, müssen wir noch sehen. Mich erinnert es ein bisschen daran, wie es Crailsheim letzte Saison in der BBL gespielt hat: dieser Speed, unglaublich viel

Er muss konstant seine acht, neun, zehn Punkte bringen, sechs Rebounds … und auch in der Defense muss er immer wach sein. Da merkt man manchmal, dass er noch jung ist. Wir haben nur zwei Center, beide sind junge Deutsche. Er wird viel spielen, viel Verantwortung haben. Warum soll es nicht dieses Jahr klappen?

Ballbewegung. Es ist egal, wer scort. So wollen wir auch in der BBL spielen.

Auf jeden Fall. Ich bin ein extrem ambitionierter Spieler. Aber ich weiß auch, dass das Jahr eine Wundertüte wird. Ich kann nicht einschätzen, wie sehr ich persönlich einschlage. Ich probiere, dieser Kapitänsrolle gerecht zu werden, indem ich alle pushe. Für mich ist es auch nicht so schlimm, wenn ich nur 15 Minuten spiele. Trotzdem muss ich versuchen, meinem Team zu helfen und es besser zu machen.

Sind das Dinge, die du als Kapitän an deine Mitspieler heranträgst?

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Verlangt Pastore viel von euch? Absolut. Ich bin inzwischen seit drei Jahren Kapitän hier in Chemnitz. In einem Sommer hatte ich nicht so viel trainiert – und das hat ihn übelst aufgeregt. Für ihn war das Hochverrat. Er will halt, dass der Kapitän vorangeht, den Takt vorgibt, alles vorlebt, was er sich vorstellt. Wenn man dem nicht gerecht wird, bestraft er dich halt. Und das habe ich auch gemerkt. Euer Kader unterscheidet sich gar nicht so stark von der letztjährigen ProA-Mannschaft. Der prominenteste Neuzugang ist erst 22 Jahre alt: CenterTalent Filip Stanic, der vergangene Saison im Kader der EWE Baskets Oldenburg stand. Was kann er euch geben? Der Typ hat unglaublich viel Talent, sehr viel Potenzial. Die Pässe, die er spielen kann, wie er das Spiel liest – das ist einzigartig. Aber er muss mental noch viel stärker werden, um den nächsten Schritt zu machen. Der nächste Schritt kann die Euroleague sein, das sehe ich bei ihm.

Und im ersten Jahr in der BBL wollt ihr alles sein, nur keine dieser typischen Fahrstuhlmannschaften? Auf jeden Fall. Wir haben mehrere Missionen: Unser Coach sagt, wir sollen alles auf dem Spielfeld lassen und unsere Fans stolz machen. Unser Verein sagt, dass wir die Klasse halten sollen. Und innerhalb des Teams haben wir jetzt ganz klar gesagt: „Playoffs is not enough.“ Die Playoffs sind für uns ganz klar das Ziel. Euer Geschäftsführer Steffen Herhold hat im BBL-Meeting vor der Saison gesagt, dass ihr der „Abstiegskandidat Nummer eins“ seid … (lacht laut) Stimmt. redaktion@fivemag.de

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ALEXANDER HOPP

EINE „HUMBA“ UND ZWEI PUNKTE Alexander Hopp war in Oldenburg auf dem Weg zum Bundesliga-Profi. Jetzt entschied er sich für ein Studium. Was ist passiert? Eine Spurensuche. Text: Torben Rosenbohm 90


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enn Basketballer zum Abschluss der Karriere auf ihre Profi-Einsätze zurückblicken, dann ergibt das zumeist eine faszinierende Mischung aus Zahlen, Anekdoten und einschneidenden Erlebnissen. Die wichtigsten Treffer, die größten Siege, die schmerzhaftesten Niederlagen und die langwierigsten Verletzungen. Manches wird in der Rückschau verklärt, vieles ausgeblendet, einiges geschönt. Wer lange dabei war, hat aber in jedem Fall einiges zu erzählen. Manch einer ist mit sich vollkommen im Reinen, bei anderen schimmern Wehmut und Enttäuschung durch. Wenn Alexander Hopp auf seine Zeit im Profibasketball zurückschaut, dann geht das zumindest im Hinblick auf die nackten Zahlen brutal schnell: Unter dem Strich stehen 23 Sekunden Spielzeit, zwei Punkte und ein Ballverlust. Der junge Oldenburger durfte hineinschnuppern in das Profileben, Tuchfühlung aufnehmen mit den großen Namen in der Bundesliga und eine „Humba“ mit den Fans anstimmen. Was der Beginn einer wunderbaren Erzählung hätte werden können, erwies sich in der Folge aber bereits als Höhepunkt. Kein weiterer Einsatz kam hinzu, keine Punkte, keine „Humba“. Sehr wohl aber die Entscheidung: Das war es. Alexander Hopp macht Schluss mit dem Basketball und nimmt ein Studium der Philosophie auf. An einem spätsommerlichen Vormittag sitzt er entspannt im heimischen Garten, serviert Kaffee und Gebäck und wirkt vor allem: absolut zufrieden. Einziges akutes Problem: nervige Wespen.

Fotos: Jeffrey D. Allred/NBAE via Getty Images

Die Weggefährten

Wer diese von außen betrachtet erstaunliche Entwicklung verstehen will, der muss sich mit denen unterhalten, die Alexander Hopp auf seinem Weg von den ersten Wurfversuchen bis zum Auftritt auf dem BBL-Parkett begleitet haben. Von den Duellen am heimischen Korb im Garten, der inzwischen langsam vom Efeu überwuchert ist, bis hin zum hoffnungsvollen Youngster mit Bundesliga-Perspektive. „Alex hat sich immer auch für die Dinge abseits des Basketballs interessiert“, sagt sein ehemaliger Trainer und Wegbegleiter Maxim Hoffmann. Einfach eine Interessenverschiebung also? „Ich sehe das alles mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Reingeredet haben wir ihm in keiner Form“, beschreibt sein Vater Oliver Hopp seine Sicht der Dinge. Eine vertane Chance also? „Er ist bestimmt kein Einzelfall“, sagt Daniel Strauch, ehemaliger Oldenburger Bundesliga-Profi und langjähriger Freund der Familie. Eine symptomatische Entwicklung also? Srdjan Klaric, sportlicher Leiter der EWE Baskets und verantwortlich auch für den

Nachwuchsbereich, muss derweil erst einmal tief durchatmen, bevor er eine Einschätzung wagt. Als kleiner Junge macht Alexander Hopp das, was so viele kleine Jungs machen: Fußball spielen. Erst bei Eintracht Oldenburg, dann beim rührigen FC Ohmstede, seit jeher für seine intensive Nachwuchsarbeit bekannt, kickt er mit Gleichaltrigen, dribbelt, flankt, steht nach Fouls wieder auf, schießt Tore und zeigt vor allem: Spaß und viel Talent. Der VfB Oldenburg wird auf ihn aufmerksam, einstiger Zweitligist und vom Basketball seit dem Aufstieg der EWE Baskets im Jahr 2000 mehr und mehr in die zweite Reihe gedrängt. „Leistungsorientiert“ sei das Kicken dort gewesen, „es war schon eine Art Auswahl der besten jungen Fußballer der Region“, erinnert sich Alexander Hopp. Mit zehn, elf Jahren schleicht sich mehr und mehr der Basketball in sein Leben, die Verwandlung vom Zuschauer zum Aktiven beginnt. Bei den Spielen in der EWE Arena ist er gemeinsam mit seinem Vater ohnehin seit frühesten Kindheitstagen regelmäßiger Gast, die Plätze liegen direkt hinter der Oldenburger Bank. Die spektakulären Dunks von Terry Black, die fabelhaften Qualitäten eines gewissen Rickey Paulding und die famose Stimmung hinterlassen ihre Spuren. Ein Bild aus einem Fotobuch der Baskets zeigt ihn 2009 jubelnd: Oldenburg ist deutscher Meister! Wenn das passieren kann, dann muss doch alles möglich sein!

Der Profi im Wohnzimmer

Einer dieser deutschen Meister ist Daniel Strauch. Der sitzt, mit der Familie freundschaftlich verbunden, regelmäßig im Hoppschen Wohnzimmer. Und sieht über die Jahre den kleinen Alex zum richtigen Basketballer heranreifen, der das alles vielleicht nicht nur zum Spaß macht, sondern zu Höherem berufen sein könnte. „Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie geknickt Alex war, als die Artland Dragons Pokalsieger wurden. Er meinte, nun hätten ausgerechnet die vor Oldenburg einen Titel ergattert.“ Im Moment des Triumphs am 25. Juni 2009 ging Daniel Strauch direkt zu Alex hinter die Bank. „Siehst du, nun haben wir auch einen Titel“, hat er ihm zugerufen. Dass Alexander nun aufhört, findet Strauch, der als Lehrer in Osnabrück arbeitet, „schon schade“. Mehr noch: „Es ist auch eine supermutige Entscheidung, schließlich muss man berücksichtigen, dass man auch mit der Erwartungshaltung des ganzen Umfelds konfrontiert wird.“ Daniel Strauch selbst kennt die Momente, in denen Zweifel am Tun aufkommen. „In der Jugend machte mir das alles nichts aus. Später als Profi gab es beispielsweise eine Situation, als ich dachte: ,Das war’s.‘ Da verletzte sich Steven Hutchinson, Pavel Becka war auch angeschlagen – meine Chance war

gekommen. Dachte ich zumindest, doch der Klub verpflichtete Mike Doyle.“ Strauch aber blieb an Bord, die Meisterschaft war ein später Lohn für alle Mühen. „Man wirft schon was weg“, sagt er mit Blick auf Alexander. „Schließlich weiß er auch, was er alles investiert hat.“ Den basketballerischen Weg des „kleinen Jungen, der irgendwann einen unglaublichen Schub gemacht hat“, verfolgte der ehemalige A2-Nationalspieler immer weiter. „Seine Zeit begann, als meine längst vorbei war.“

Sprung in die Nationalmannschaft

Parallel zum Fußball spielt Alexander also fortan auch mit schöner Regelmäßigkeit Basketball und stellt rasch fest: „Beides zusammen geht nicht.“ Die Frage nach dem Entweder-oder beantwortet er für sich resolut: Basketball soll es sein. Beim Oldenburger Turnerbund bestreitet er seine ersten Punktspiele, hat viel Spaß und zeigt auch hier: Talent. Und dann gehen die Dinge Schritt für Schritt ihren Weg. Er durchlebt mit seinen Mitspielern grandiose Siege und herbe Niederlagen, arbeitet an seinen Skills, an seinem Körper, springt früh in das Baskets-Team in der Jugend Basketball Bundesliga (JBBL), wird zu Sichtungen eingeladen und landet in der Folge auch im Umfeld der nationalen Auswahlteams. In der U16-Nationalmannschaft gelingt ihm fast der Sprung in den EM-Kader, aber eben nur fast. Seiner Motivation tut die kleine Enttäuschung keinen Abbruch. Trotz all der Mühen und Entbehrungen? „Klar, man verzichtet auf einiges“, sagt Alexander. „Aber während andere abhingen und Energy Drinks in sich hineinschütteten, war ich aktiv und viel unterwegs. Mir hat das zu der Zeit alles unheimlich viel Spaß gemacht.“ Und dann knackt es im linken Fuß.

Trainer und Motivator

„Wir waren die Attraktion im Hotelbad“, sagt Maxim Hoffmann und muss laut lachen. Hoffmann, lange als Jugendtrainer bei den EWE Baskets an Bord, hat die Entwicklung von Alexander Hopp intensiv begleitet. Und insbesondere in der Phase nach dessen schwerer Fußverletzung eine besondere Beziehung zu ihm aufgebaut. „Alex hatte immer eine unfassbar gute Trainingseinstellung“, blickt Hoffmann zurück. „Als er zu uns in die JBBL kam, war er der Langsamste und Klapprigste. Aber er verfügte über ein großartiges Gespür für Ball und Spiel.“ Hoffmann muss wieder lachen, als er sagt: „Alex war körperlich wie ein Aufziehmännchen. Lange Beine, lange Arme, wenig Körper.“ Maxim Hoffmann sah das als Herausforderung und sorgte mit dafür, dass sich die körperlichen Voraussetzungen verbesserten. Auch in der Zeit der Reha nach der Operation am linken Fuß. Im Schwimmbecken eines Oldenburger Hotels waren die beiden

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mehrmals wöchentlich aktiv und ackerten sich durch ein anspruchsvolles Programm. „Eine ältere Dame wurde unser Fan und freute sich immer, uns dort anzutreffen und zu schauen, was wir uns nun wieder für Alex ausgedacht hatten.“ Dass Alexander nun einen Schlussstrich zieht, sieht Maxim Hoffmann als „krasse Entscheidung“. Allerdings: „Es ist seine ureigene Entscheidung, und das hat ihn auch als Basketballer ausgezeichnet.“ Dass eventuell auch das System BBL eine Rolle gespielt hat, will er nicht verleugnen. „Länder wie Spanien sind weiter.“ Es fehle an Eigengewächsen, die auch als Kreativspieler in Erscheinung treten dürften und nicht als Rollenspieler.

Vorbilder außerhalb der BBL

Was verblüffen mag: Die Bundesliga und ihre Spieler stehen bei Alexander Hopps medialem Basketball-Konsum gar nicht so sehr im Fokus. „Ich habe mich immer schon mehr für die NBA interessiert“, gibt er zu. Die Frage nach Vorbildern in der BBL lächelt er charmant weg, bei Gesprächen

über die NBA-Stars hingegen leuchten seine Augen. Dass sich im Verlauf seiner Entwicklung, nicht zuletzt in Anbetracht seiner bemerkenswerten Statistiken in der Nachwuchs Basketball Bundesliga (NBBL), auch andere Klubs für ihn zu interessieren beginnen, nimmt er eher am Rande wahr. Bewusst möchte er seinen Fördervertrag erfüllen, der 2020 endet. Dass sich die Atmosphäre im Klub schleichend verändert, nimmt er allerdings schon wahr. „Es ging schon mal familiärer zu“, sagt er mit Blick auf seine Jahre im Nachwuchsprogramm. Wenngleich er sich kein festes Urteil über die Strategie des Vereins anmaßt, sieht er doch, was andernorts passiert. Was denkt er beispielsweise über ALBA Berlin, wo etliche Youngsters nicht nur viele, sondern auch wichtige Minuten bekommen? „Berlin ist ein Klub und ein Umfeld mit ganz anderen Möglichkeiten“, sagt Alexander diplomatisch. Berlin ist aber auch: ein Klub mit einem klaren Plan. Die Spielminuten seien auch Lohn für die enormen Anstrengungen

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in der Nachwuchsförderung bei ALBA Berlin, bestätigt Sportdirektor Himar Ojeda. „Aber das ist auch etwas, was wir als Ziel formuliert haben, als ich vor vier Jahren meine Arbeit aufgenommen habe.“ Berlin möchte damit auch Zeichen setzen und andere Klubs motivieren, es ihnen gleichzutun. „Die Frage ist nur, wie das zur Kontinuität wird und nicht nur ein Trend ist.“ Nachwuchsförderung als Zielvorgabe: Dazu benötigt ein Verein selbstredend auch den passenden Coach. „Ich habe die Entwicklung junger Spieler als ein Klub-Projekt definiert, und daher ist Aito Trainer in Berlin“, sagt Ojeda über den spanischen Headcoach, der vollkommen in sich zu ruhen scheint. Dazu setzen die Berliner auf weitere wichtige Protagonisten in entscheidenden Positionen, für den Nachwuchs gibt es zentrale und wichtige Ansprechpartner. Und wenn Aito einmal nicht mehr Trainer ist? Würde ALBA in Sachen Talentförderung auch wieder einen Schritt zurückgehen? „Ohne Aito wird

So blieb es bei der Erfahrung, die so viele junge Talente machen: Anreise, aufwärmen, sitzen, Abreise. Zu allem Überfluss ging das Spiel in allerletzter Sekunde verloren, Frankfurts Routinier Quantez Robertson traf per Dreier. Robertson, eine Legende in der BBL, war nun um eine Anekdote reicher, wenn er später einmal auf seine Karriere zurückblicken wird. An diesem Februartag soll es für Alexander anders kommen. Die EWE Baskets gastieren bei den Eisbären Bremerhaven, der Nordrivale ist für die Partie nach Bremen ausgewichen. Fast 7.000 Zuschauer sitzen auf den Rängen der weitläufigen ÖVB Arena in der Hansestadt. Auf der Tribüne: Familie Hopp. Auf der Oldenburger Teambank: Alexander Hopp. Wer ist in diesem Moment nervöser? „Man ist schon angespannt“, gibt Vater Oliver Hopp zu. Für Alexander ist das ganze Wochenende bemerkenswert. Nicht nur, dass er in der Hoffnung auf einen möglichen Bundesliga-Kurzeinsatz zum

es anders sein“, sagt Ojeda – aber die Nachwuchsförderung sei Teil der KlubDNA. „Und wird das auch bleiben!“ Und wenn ein junger Mann die Begeisterung verliert? „Dann ist es eigentlich schon zu spät. Wir arbeiten Tag für Tag daran, dass sie lebendig bleibt. Und die Beispiele der jungen Spieler, die es ins Bundesliga-Team geschafft haben, sind für die anderen eine zusätzliche Motivation.“

Trip an die Weser aufgebrochen ist … am Folgetag hat er Geburtstag. Er wird 18. Und damit volljährig. Eine Zäsur, der auch offizielle Eintritt ins Erwachsenenleben. Anreise, aufwärmen, sitzen – alles ist wie zwei Wochen zuvor in Frankfurt. Doch dann, die letzte Spielminute läuft: Baskets-Trainer Drijencic zeigt auf Alexander, der ein Grinsen aussichtslos zu unterbinden versucht. Der Oldenburger Fanblock wird noch ein bisschen lauter, die nächste Spielunterbrechung wird sein Moment. Alexander kommt für Philipp Schwethelm, 23 Sekunden vor dem Ende. Und die Regie des Tages meint es gut mit ihm. Ein Anspiel, Alexander steigt hoch zum Korb, zwei Punkte, im Hintergrund reißt Center Rasid Mahalbasic die Hände jubelnd hoch. „Ein Kindheitstraum ging dort in Erfüllung“, sagt der Debütant beim Griff zum Kaffeebecher. Für die Vorstellung, dass dies auch die letzten 23 Sekunden Profibasketball für den Youngster sind, fehlt in diesem Moment jedem die Fantasie.

Großer Auftritt in Bremen

Dorthin müssen sie es nur erst einmal schaffen. Statt ausgefuchster Strategien und langfristiger Pläne können, zumindest für den Moment, aber auch die kleinen Augenblicke begeistern. Am 10. Februar 2019 steigt Alexander Hopp in den Teambus der EWE Baskets Oldenburg. Das ist keine Premiere, denn zwei Wochen zuvor war er bereits einmal mit den Profis zu einem Auswärtsspiel gefahren. In Frankfurt kam er allerdings nicht zum Einsatz, Trainer Mladen Drijencic hatte in einer überaus engen Partie keinen Spielraum für eine Einwechslung gesehen.


Platon statt Paulding

Fotos: Melissa Majchrzak/NBAE via Getty Images

„Alex war sehr motiviert und ambitioniert“, sagt Mahalbasic, der seit 2017 in Oldenburg spielt und die Gegner regelmäßig in den Wahnsinn treibt. „Körperlich war er seinen Jahrgangsgenossen schon ein paar Jahre voraus.“ Nicht erst, als sein junger Teamkollege in Bremen auf dem Parkett stand, erkannte der österreichische Nationalspieler das Potenzial: Die Perspektive, in der BBL spielen zu können, habe Alexander Hopp eindeutig gehabt. Die Unterstützung junger Akteure sieht Mahalbasic als selbstverständlich an – aber nicht in jeder Beziehung. „Als älterer Spieler hat man die Verantwortung und Pflicht, die junge Generation zu motivieren und zu disziplinieren.“ Das Spielerische hingegen liege in der Verantwortung der Trainer. „Und am Ende kommt es immer auf die Spielzeit an“, sagt er in Bezug auf die Chancen, tatsächlich den Durchbruch zu schaffen. Die Entscheidung von Alexander Hopp – so mutmaßt er –

könne möglicherweise auch damit zusammenhängen, sich für die sicherere Variante ausgesprochen zu haben. Profisport oder Studium? Und vor allem: „Was wollte die Familie?“ Mit Blick auf die Zukunftsaussichten sei ein Studium wohl die Entscheidung pro Sicherheit. „Ich unterstütze beide Entscheidungen“, stellt Mahalbasic klar, betont aber noch einmal: „Potenzial und Talent für die Bundesliga waren da!“ Philosophie wird im Studium nun bald im Mittelpunkt stehen, Platon statt Paulding, Descartes statt Drijencic. Und damit die Beschäftigung mit den vielen kleinen und großen Fragen, die das Leben ausmachen. Die Fähigkeit, die Details in das große Ganze einzuordnen, hat Alexander Hopp schon in den vorangegangenen Jahren ausgezeichnet. Ist Basketball so bedeutend, dass man dem alles andere unterordnet? Ist es sinnvoll, morgens schon um 6:00 Uhr und damit noch vor der Schule zu trainieren, nur um nachmittags nach dem Unterricht gleich wieder Richtung Halle zu fahren? In

drei Teams gleichzeitig zu spielen, alles aus sich herauszuholen, um dann im ProfiTrainingslager nicht einmal einen festen Sitzplatz beanspruchen zu dürfen? „Es gab keine Versprechen“, erinnert sich Alexander Hopp an Gespräche mit seinen Trainern, gerade im Hinblick auf Einsatzzeiten oder die Möglichkeit, mehr im ProB-Team zu spielen oder sogar ein Faktor für den erweiterten BBL-Kader zu werden. „Aber ich bekam schon den Hinweis, dass sich Arbeit auszahlt.“ Angesichts des Ehrgeizes, den er an den Tag legt, mutet es für Außenstehende mindestens fragwürdig an, dass er über eine feste Rolle in der 2. Regionalliga nicht hinauskommt. „Irgendwann wurde mir dann grundsätzlich klar: Als junger Spieler muss man hier weg.“ Aber gleich ganz aussteigen? Im Klubcenter der EWE Baskets gehen vor der Saison alle auf Distanz. Corona bestimmt die Abläufe. Maskenpflicht im Fanshop, kein Händeschütteln auf

dran war noch Jan Niklas Wimberg, der bei den Baskets aber auch nicht den ganz großen Durchbruch feierte. „Talent allein reicht nicht“, sagt Srdjan Klaric nun, allgemein sprechend. „Harte Arbeit ist ganz wichtig. Und ich bin überzeugt: Leute, die alles opfern, kommen am Ende durch.“ Er spricht Alexander Hopp nicht den Ehrgeiz ab, ebenso wenig den vielen anderen, die oben anklopften und doch nie durch die Tür gingen. Aber irgendetwas, eine kleine Prise des Besonderen, scheint am Ende doch zu fehlen. Darüber werden sie sich auch in Oldenburg ihre Gedanken machen, denn die Nachwuchsarbeit wird in offiziellen Veröffentlichungen immer wieder gerne herausgestellt. Im Kader für die Saison 2020/21 stehen mit Jacob Hollatz (Jahrgang 1998) und Norris Agbakoko (2000) wieder zwei Talente. Ob sie nicht nur anklopfen, sondern resolut zugreifen? Oder besser: zugreifen dürfen? „Sie sind zwei großartige Beispiele“, sagt Klaric. Und schiebt noch hinterher: „Alle jungen Spieler sollten sich

den Fluren, die Mannschaft trainiert in der eigenen Halle abgeschirmt vor sich hin. Wann werden wieder größere Zuschauerzahlen erlaubt sein? Und nun auch noch ein Gespräch über einen, der aussteigt. Der sportliche Leiter Srdjan Klaric atmet in seinem Büro noch einmal tief durch. Über das Unerwartete zu sprechen, fällt ihm sichtbar nicht leicht. Es wäre zu schön gewesen: Alexander Hopp wurde 2001 geboren, genau in dem Jahr, in dem aus dem Bundesliga-Team des Oldenburger Turnerbundes die EWE Baskets Oldenburg wurden. Ein Eigengewächs, selbst ausgebildet, ein echtes Kind der Stadt – es sind doch genau diese Geschichten, die der Profisport zwischendurch braucht. Was es eigentlich nicht braucht: Dass es nahezu in der kompletten KlubGeschichte aus der jungen Garde keiner so richtig geschafft hat. Dass immer mal wieder ein Talent auftauchte, ein paar Minuten BBL-Luft schnupperte und schließlich wieder abtauchte. Am nächsten

den Film ‚Der perfekte Wurf‘ über Dirk Nowitzki anschauen, denn viele sehen nur die schönen Seiten. Dass hinter dem Erfolg unfassbar viel Arbeit steckt, wissen noch zu wenige.“ In den Tagen, in denen sich die EWE Baskets mit einem Trainingslager in Rotenburg und vielen Testspielen auf die neue Saison vorbereiten, packt Alexander Hopp seine Koffer. Die Zusage für einen Studienplatz kam pünktlich vor dem Herbstsemester, es geht nach Potsdam. Mit riesiger Vorfreude, vielen tollen Erinnerungen an Oldenburg, einer Metallplatte im linken Fuß und 23 Sekunden Profibasketball in der Vita macht sich Alexander auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Der junge Mann ist mit sich im Reinen, glücklich mit seiner Entscheidung. Basketball ist eben nicht alles. „Nichts kommt ohne Interesse zustande“, stellte der Philosoph Hegel einst fest. Alexander Hopp hat das erkannt. redaktion@fivemag.de

Fragezeichen beim Sportdirektor

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in-dre-ssant

NBA-Awards

2020/21

In-Dré-ssant NBA-Awards 2020/21

Wer wird MVP, bester Neuling, Most Improved etc.? Schön, dass ihr fragt. Hier wird gnadenlos darüber spekuliert, wie die Wahlen am Ende ausgehen. Und es werden auch ein paar persönliche Picks abgegeben! Text: André Voigt

MVP Meister/Vize

Die Los Angeles Lakers werden NBAChampion 2021. Nicht zwangsläufig (LeBron James ist nun mal älter, und irgendwann kommen die Verletzungen), aber auf dem Papier gibt es zu Saisonbeginn kein besseres Team. James und Anthony Davis sind erneut das beste Duo der Liga, die Konkurrenz hat aufgrund der extrem starken Verpflichtungen von LakersManager Rob Pelinka an Boden verloren. Wer die Eastern Conference gewinnt? Die Milwaukee Bucks. Auch sie sind besser geworden, und irgendwann muss bei Mike Budenholzer ja mal ein gewisses taktisches Umdenken in Richtung Playoffs stattfinden …

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Giannis Antetokounmpo wird nicht zum dritten Mal in Folge MVP, auch wenn er statistisch genug dafür liefern wird. So funktioniert die Wahl eben einfach nicht – die Jury stimmt auch immer für die Geschichte hinter den Zahlen. Auch deshalb wurde Michael Jordan nur einmal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren MVP … Es wird also jemand anderen geben, und dieser Jemand wird Luka Doncic sein. Er lieferte schon 2019/20 statistisch auf MVP-Niveau ab, setzte dann in den Playoffs ein Highlight mit seinem Buzzerbeater gegen die Clippers. Hievt er die Mavericks auf einen der vier vorderen Plätze im Westen und flirtet wieder mit einem 30-10-10-Triple-Double, wird er die nötigen Stimmen bekommen.

Rookie

Tja … wer eigentlich? Bei so gut wie jedem der Top-Picks lässt sich im Zweifel dagegen argumentieren, ihn starten zu lassen, weil ein fähiger Veteran auf der jeweiligen Position bereitsteht. So auch bei Anthony Edwards, auf den hier trotzdem die Wahl fällt. Er ist nun mal der erste Pick und wird an der Seite von D’Angelo Russell sowie Karl-Anthony Towns eine Menge Platz vorfinden … fragt sich halt, ob er auch oft genug den Ball bekommt.


Sixth Man

Fotos: Mike Ehrmann/Nathaniel S. Butler/David Sherman/Scott Cunngham/Joe Murphy/Douglas P. DeFelice/Jonathan Bachman/Will Newton/Chris Ramierz/Harry How/Kevin C. Cox/Getty Images

Verteidiger

Rudy Gobert legte zwar im Frühjahr der gesamten Liga die Handschellen an, genau deswegen dürfte er aber von einigen Wahlberechtigten (ungerechterweise) unterbewusst nicht für diesen Award genannt werden. Aber das ist auch okay, denn Anthony Davis ist einfach dran. Schon 2019/20 war es extrem knapp zwischen ihm und Giannis Antetokounmpo. Dieses Mal wird die „Unibrow“ zum DPOY gewählt … weil Davis eben am eigenen Ende des Feldes so gut wie alles kann.

Es besteht die Möglichkeit, dass Spencer Dinwiddie am Ende der kommenden Saison weder bei den Brooklyn Nets spielt noch von der Bank kommt – je nachdem, was General Manager Sean Marks in Houston oder anderswo erreichen kann … Bleibt es beim Status quo, dürfte Dinwiddie erneut der Playmaker und Scorer von der Bank sein. Den Ball in den Korb befördern, das können sicherlich andere Kandidaten auf diesen Award besser. Mit der Kombination aus eigenen Abschlüssen und den Vorlagen für andere steht Dinwiddie auf diesem Niveau aber recht allein da.

Most Improved

Lauri Markkanen hätte nie im Leben MIP werden sollen … dann kam seine Saison 2019/20, eine zum Vergessen. Karrieretiefstwerte in den wichtigsten Kategorien, bei den Punkten pro Partie ging es von 18,7 auf 14,7 runter. Der Finne ist aber zu talentiert, um nicht – Gesundheit vorausgesetzt – über 20 Zähler und um die zehn Rebounds aufzulegen. Bei den Bulls werden sie 2020/21 verstärkt auf ihn setzen, er dürfte nach langer Pause topfit sein. Deshalb ist der erst 23-Jährige ein ganz heißer Kandidat auf den MIPAward 2021!

Coach

Lloyd Pierce mag nicht der beste Coach der Liga sein (das ist weiterhin Gregg Popovich), aber er dürfte im Vergleich zur Vorsaison den größten Sprung bei den gewonnenen Spielen hinlegen. Und das ist (leider) noch immer für viele in der Jury das ausschlaggebende Kriterium für diesen Award. Die Hawks sind in der Offseason halt extrem verstärkt worden. Pierce ist ein Coach, der modernen Basketball predigt und jetzt talenttechnisch aus dem Vollen schöpfen kann.

Manager

Wo wir gerade schon in Atlanta sind … Travis Schlenk. Sicher: Er hatte eine Menge Geld zur Verfügung und gab es bereitwillig aus. Aber für ein Team, das schon länger ein Schattendasein fristet, war es nicht selbstverständlich, diese Verpflichtungen zu tätigen. Bogdan Bogdanovic zu holen, ohne etwas für ihn abzugeben, ist ein Coup – auch vor dem Hintergrund, dass Milwaukee ihn ja eigentlich schon hatte. Danilo Gallinari haben wohl vor allem die Dollars überzeugt, nach Georgia zu wechseln, aber sei’s drum: Die Hawks peilen die Playoffs an, das ist auch Schlenks Verdienst. Und falls er einen sinnvollen Trade von John Collins organisiert bekommt, ist ihm der Award (Playoffs vorausgesetzt) wohl kaum zu nehmen. Und nein: Nur weil Sam Presti in einer schwierigen Situation eine Menge Lottery-Tickets für zukünftige Drafts angehäuft hat, gehört ihm dieser Award 2021 nicht.

Kommender Star-Trade

Überraschung

Die Memphis Grizzlies waren schon 2019/20 eine Überraschung – nur vergaßen das viele, weil es am Ende gegen die Trail Blazers im Play-In-Game eine Niederlage und somit keine Playoffs gab. Dieses Jahr dürfte das Team den eingeschlagenen Weg nach einer sehr gelungenen Draft weitergehen – auch wenn vielen Fans die Namen der Protagonisten weiterhin relativ unbekannt sind. Die Grizzlies in den Playoffs? Nicht unwahrscheinlich und trotzdem für viele wohl eine echte Überraschung.

Enttäuschung

Das Gefühl der Enttäuschung hat immer auch mit den damit verbundenen Erwartungen zu tun. Die Toronto Raptors waren Meister 2019, schlugen sich 2020 beachtlich. Sie werden auch im kommenden Jahr guten Basketball spielen, und ihre Infrastruktur wird dafür sorgen, dass das Team nicht abstürzt. Aber ohne die Big Men Serge Ibaka und Marc Gasol fehlt eine Menge, einen Heimvorteil wird es in den Playoffs nicht geben. Auch wenn das folgerichtig wäre, wird es viele enttäuschen.

Blake Griffin! Aber ist sein Vertrag nicht zu hoch dotiert? Nun ja … der Power Forward kann 2021 aus seinem Deal aussteigen und Free Agent werden. Es wurde unisono berichtet, dass seine Knieprobleme nach dem fälligen Eingriff im Frühjahr behoben seien … zumindest fürs Erste. Sollte Griffin in den ersten Monaten der Saison wieder 25 Punkte, sieben Rebounds, fünf Assists und eine Dreierquote von 36,0 Prozent auflegen (wie 2018/19), dürfte er für einige Favoriten interessant werden. In Detroit passt er hingegen nur bedingt in die Planungen rund um den jungen Kader, und ohne Gegenleistung wollen sie ihn in der „Motor City“ sicher nicht verlieren. dre@fivemag.de

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ivan beslic

ivan beslic Agent Zero Freunde, heute gibt’s Realtalk über Gilbert Arenas und wie er von einem der talentiertesten „What ifs?“ der National Basketball Association zum größten „So what?!“ wurde.

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ilbert Arenas’ basketballerische Reise begann an der University of Arizona, wo das Vorstadtkind schon früh gegen Vorurteile zu kämpfen hatte. Die Kritiker nahmen sein Game nicht für voll, und ihm wurden null Minuten Spielzeit bei den Wildcats prophezeit. Da Gilberts Nummer 25 schon für Steve Kerr retired wurde, wählte er provokativ die Null, um es seinen Hatern zu zeigen. #eatmyshorts Trotz zweier starker Jahre am College (15,8 PPG) musste er bei der Draft 2001 bis zum 31. Pick warten. Bei den Golden State Warriors brachte er als Rookie stabile 10,9 Punkte pro Spiel. Im zweiten Jahr ging es dann vom Schatten ins Rampenlicht, mit 18,3 Zählern im Schnitt feierte Gilbert seine Coming-out-Fete und wurde zum „Most Improved Player“ gewählt. Arenas übertraf alle Erwartungen, doch mit seinem mickrigen Zweitrundengehalt reichte es nicht mal für ‘ne olle Tiefkühlpizza vom Discounter. Also raus aus dem Vertrag, um den Marktwert zu checken, was zur damaligen Zeit rechtlich gesehen auch problemlos ging. #GilbertarenasRule Den Zuschlag bekamen die Washington Wizards, deren 60 Millionen Dollar für sechs Jahre das ausschlaggebende Argument waren. #moneytalks Mit den nötigen Moneten auf der hohen Kante gönnte er sich eine „Richie Rich Villa“ samt Freizeitpark und ließ für seine Geburtstagssause eine Million Dollar springen. Der Sushi-Freund ließ sich ein riesiges Aquarium ins Wohnzimmer bauen, um sich darin

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Haie zu halten, als wären es Goldfische. Weird flex … but okay. In D.C. blühte Arenas mit 25,5 Punkten auf, wurde zum ersten Mal All Star und führte die Wizards zu ihren ersten Playoffs seit 1997. Doch da ging noch mehr! Über die nächsten zwei Jahre scorte er fast 30 Punkte pro Spiel und mauserte sich zur absoluten Elite der NBA. #firsteSahne Der flinke erste Schritt und sein tödlicher Schuss von außen brachten Defender regelmäßig ins Schwitzen. Dabei schmorte er die Gegner wortwörtlich mit seinem heißen Händchen, was ihm den Spitznamen „Hibachi“ einbrachte, benannt nach dem japanischen Grill. #walkingbucket Clutch war hinter Jay sein dritter Vorname. Der Showman lebte für die großen Momente und war in der Crunchtime selbstsicherer als Trump vor der Wiederwahl. Mehrere Gänsehaut-Gamewinner gingen auf das Konto von „Agent Zero“, inklusive eines Buzzerbeaters gegen die Jazz 2007, wobei er siegessicher feierte und sich wegdrehte, noch bevor der Ball reinging. #savage Doch 2007 sollte er den ersten großen Rückschlag erleiden, als er sich kurz vor den Playoffs das Innenband im Knie riss. Was folgte, waren zwei aufreibende Jahre voller Comeback-Versuche, in denen er insgesamt nur zu 15 Einsätzen kam. Die Wizards spekulierten trotzdem auf eine verletzungsfreie Zukunft und boten dem 28-Jährigen einen sehr lukrativen Vertrag in Höhe von 111 Millionen Dollar für die nächsten sechs Jahre … der vielleicht schlimmste Vertrag der Sportgeschichte. Mit 22,6 Punkten und 7,2 Assists pro Spiel zockte er fast wieder auf altem Niveau, aber nur ein paar Monate später sollte es zu einem folgenschweren Skandal kommen. Bei einer Pokerpartie im Teamflieger kam es im Dezember 2010 zu einer Auseinandersetzung zwischen Javaris Crittenton und Arenas. Crittenton hatte nur miese Karten auf der Hand und entpuppte sich als schlechter Verlierer. Der Beef eskalierte verbal im Eifer des Gefechts, und man drohte sich gegenseitig zu killen. #nextleveltrashtalk Der nachtragende Arenas ließ sich nicht lumpen und brachte zwei Tage später vor versammelter Mannschaft vier erlesene Schusswaffen mit in die Kabine, um seinen

Mitspieler etwas zu erschrecken … doch mit Crittenton war nicht gut Kirschen essen, denn der Rabauke hatte zufällig ebenfalls seine scharfe Wumme in der Trainingstasche und zögerte auch nicht, diese zielsicher auf Arenas zu richten. #WTF?! Es war ein Vorfall, der zu einer Angelegenheit für Polizei und Staatsanwaltschaft wurde. Neben glimpflichen Bewährungsstrafen wegen illegalen Waffenbesitzes suspendierte Ligaboss David Stern beide Revolverhelden für den Rest der Saison. #Congrats Zu allem Überfluss kündigte Adidas den „Gil Zero“-Schuhdeal mit Arenas, und dessen Eheprobleme wurden in der Öffentlichkeit ausgetragen. Im Folgejahr wurde der Troublemaker dann zu den Orlando Magic getradet, wo er neben Dwight Howard den Titel holen sollte. Doch schwache Leistungen führten dazu, dass er nach dem Lockout von 2011 per Amnesty Clause unrühmlich aus dem Kader gestrichen wurde. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei den Memphis Grizzlies und einem erfolglosen Auslandsauftritt in China bei den Shanghai Sharks war der Drops endgültig gelutscht. Die Verletzungen häuften sich, und Arenas beendete seine Basketballkarriere unspektakulär im Alter von nur 32 Jahren. Mies gelaufen … oder doch nicht? Wie kurz die Zündschnur von Crittenton nämlich war, wurde nur ein Jahr nach dem Vorfall ersichtlich, als dieser bei einem Gangfight eine Mutter von vier Kindern erschoss und zu 23 Jahren Knast verdonnert wurde. Auch finanziell ging Arenas nach Abpfiff als Gewinner vom Feld, denn dank der Amnesty Clause verdiente er bis 2016 noch insgesamt 40 Millionen Dollar an seinem alten Vertrag, ohne einen Finger zu rühren. Beste Voraussetzungen für genug Haifischfutter und ein sorgenfreies Leben. #nofucksgiven Doch auch im Ruhestand bereichert uns der BIG3-Player mit seinen Taten. Der passionierte Internet-Troll gehört mit seinem „No Chill“-Podcast zu den meistgehörten Shows der USA. Freunde, wer zuletzt lacht, lacht am besten! #Checkthosemixtapes Peace, Ivan


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