Oberrauch Zitt Magazin #1 2017 deutsch

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STEPHAN ORTNER

LUKAS LOBIS

Apotheker und Stadtrat in Bozen,

Direktor EURAC, 52 Jahre, lebt in Bozen,

Schauspieler und Kabarettist, 50 Jahre,

36 Jahre, Vater von 2 Kindern

Vater von 3 Kindern

lebt in Brixen, Vater von 3 Kindern

1. Früher waren die Rollen klar definiert. Der Mann brachte das Geld nach Hause, während sich die Frau um die Kindererziehung kümmerte. Dieses Modell wird heutzutage kaum noch gelebt. Es wird gemeinsam Geld verdient und gemeinsam erzogen. Im Vergleich zu damals, haben Väter heute einen weit größeren Anteil an der tagtäglichen Erziehungsarbeit und erleben ihre Kinder heute viel aktiver.

1. Heute und zumindest in unserem Kulturkreis, hat der Mann viele Optionen offen, wie er sein Leben leben möchte. Ob als Macho, als Softie, als Kinderpädagoge oder Transsexueller. Alles kann, nichts muss. In der Zeit meines und unserer Väter war das noch anders. Nicht jammern, seine Gefühle für sich behalten und immer den Starken spielen - das waren die Vorgaben, an die man sich zu halten hatte. Frei nach dem Motto: Wer weint, hat verloren. Entsetzlich aus heutiger Sicht.

1. Ich komme mir mit 50 heute wesentlich jünger vor als mein Vater und meine Onkels damals in meiner Kindheit. Die waren mit 40 schon alt. Sicher war das auch der Nachkriegszeit geschuldet. Eine traumatisierte Generation in Anzug, mit Hut – sehr uniform und leider sehr schnell gealtert.

2. Als Biologe ist die Antwort für mich einfach: Das Testosteron macht den Mann zum Mann. Und seien wir doch ehrlich: Zeitlebens ist es für den Mann ein bisweilen aussichtsloser Kampf, gegen alle Nebenwirkungen dieses Hormons anzukämpfen. Das Wort Maskulinität hat für mich einen faden Beigeschmack. Für mich verkörpert es weniger die guten männlichen Eigenschaften, als jene, die viel Leid über die Menschheit gebracht haben.

3. Das hat überhaupt nichts mit political correctness zu tun! Wir leben zum Glück in einer Zeit, in der wir weitgehend unser Leben selber gestalten können. Ich bin recht früh, also vor 24 Jahren das erste Mal Vater geworden und dann recht spät noch zweimal. Welch eine Bereicherung in beiden Lebensphasen! Wobei ich das frühe Vatersein sicher anders gelebt und weniger intensiv genossen habe, weil ich mich da selbst noch im Entwicklungsstrudel befand. Jetzt bin ich ruhiger geworden, habe mehr Zeit und erlebe das Vatersein in einer anderen Qualität. Kinder zu haben, schärft den Blick auf das, was wirklich wichtig ist: das Wohlergehen meiner Kinderschar.

MATTEO BONVICINI

2. Maskulinität bedeutet für mich „Gentleman-sein“ gegenüber dem vermeintlich schwachen Geschlecht. 3. Vatersein ist das Schönste, was einem Mann im Leben passieren kann. Anstrengend, entbehrungsreich aber beglückend. Früher gehörten Kinder zum Lebensentwurf dazu. Man bekam sie einfach. Heute haben sich die Umstände geändert: Finanzielle Instabilität, Zukunftsängste, kürzere Beziehungsdauer und auch die Tatsache, dass Frauen richtigerweise arbeiten und sich aktiv für die Karriere entscheiden, lassen den Kinderwunsch bei einigen in die Ferne rücken. Es ist heute sicher keine leichte Entscheidung für oder gegen Kinder. Aber ein Leben ohne eigene Kinder bringt m.E. im Alter eine unausfüllbare Leere mit sich. 4. Gesund sein, mich mit Menschen umgeben, die ich gern habe, die mir wichtig sind und die mich auch gern haben. 5. Ganz einfach: Jeans, T-Shirt und Timberlands. Ein absolutes Muss – zumindest in meiner Garderobe – ist das Jeanshemd.

3. Ich bin ein schon etwas älterer Vater, insofern erlebe ich das Vatersein vielleicht etwas anders. Klar aber ist, Vater zu sein, hat meinem Leben einen neuen Sinn gegeben. 4. Was wirklich zählt, ist ein selbstdefiniertes Leben. Und das führe ich. 5. Ich mag sportlich leger, und zwar so sehr, dass ich mittlerweile nicht mal mehr über einen Anzug oder eine Krawatte verfüge.

2. Ein Mann ist ein Mann, wenn er einer Frau gerecht wird. Und das gibt es nicht. Oder sollte ich sagen, wenn er im Stande ist, sein testosterongesteuertes Verhalten emotionaler Intelligenz unterzuordnen?

4. Zeit ist Luxus. Und ich lebe diesen Luxus. 5. Mit 50 lass ich das mit der Mode etwas entspannter angehen. Auch wenn mir Eitelkeit durchaus nicht fremd ist. Jeans, Leibchen – mehr brauch ich nicht. Es ist doch sehr befreiend und Lebensqualität fördernd, wenn man sich über das Aussehen nicht mehr den Kopf zerbrechen muss.


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