Standpunkte 04/2017

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Standpunkte

zu teuer

Tarifrunde

2018 startet

plus: Termin bei der Chefin

Sonja Neubert von der SiemensNiederlassung Hamburg

Plus:Deutschland nachderWahl

Zukunft
Das Magazin von Nr. 4 / Oktober 2017 www.nordmetall.de
statt

Bild des Monats:

Weltpremiere in Bremerhaven: Zum ersten Mal wurde nun ein Containerschiff so umgerüstet, dass es künftig mit Flüssiggas (LNG = Liquified Natural Gas) fahren kann. Das Gas ist deutlich sauberer und effektiver als das bislang auf Schiffen meist genutzte Schweröl. Den Umbau der rund 150 Meter langen „Wes Amelie“, die für die Reederei Wessels fährt, übernahm das Werft-Unternehmen German Dry Docks. Das Projekt wurde zu rund 60 Prozent vom Bundesverkehrsministerium finanziert. Der Frachter ist wie seine 15 baugleichen Schwesterschiffe vor allem im Feeder-Verkehr zwischen Nord- und Ostsee unterwegs. CvF

STANDPUNKT NR. EINS

manchmal wäre weniger ja mehr. Dass diese Volksweisheit nicht nur im privaten, sondern auch im öffentlichen Raum ihre Berechtigung hat, belegen die Reaktionen auf die ersten Forderungsvorschläge der IG Metall zur Tarifrunde 2018. Gute Gründe, warum die Wünsche nach wesentlich mehr Entgelt und weniger Arbeit mittel- und langfristig weder den Beschäftigten noch den Unternehmen und dem Standort Deutschland nutzen, liefern wir Ihnen ab Seite sechs. Dass diese Appelle zum Maßhalten in den Medien durchaus verfangen, berichten wir auf Seite neun.

Weniger wäre Mehr

Was zu tun ist, wenn überhöhter Druck am Ende das Basismaterial beschädigt, führt Ihnen unser Firmenporträt ab Seite zehn vor: Die Firma Metalock in Norderstedt setzt geborstene Gusseisenteile wieder instand, bringt angeschlagene Zahnräder wieder zum Rotieren oder repariert gerissene Motorblöcke – und das seit über 60 Jahren mit so verlässlichen wie exklusiven Methoden.

Den Erschütterungen, die die Bundestagswahl in der politischen Landschaft Norddeutschlands hinterlassen hat, gehen wir ab Seite 14 nach. Eines steht jetzt schon fest: Dieses Land ist nach dem denkwürdigen Wahlsonntag Ende September nicht mehr das gleiche. Und die Auswirkungen werden nicht nur für die niedersächsische Landtagswahl Mitte Oktober hochrelevant sein. Sie werden in den Koalitionsverhandlungen dieses Spätherbstes auch die Zukunft Deutschlands bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts prägen –mit mehr oder weniger Marktwirtschaft, mehr oder weniger Bürokratie, mehr oder weniger Modernisierungsschub als Folge.

Ob mehr Regulierung oder mehr Eigeninitiative nötig sind, um mehr Frauen in den immer noch weitgehend männlich geprägten Vorstandsetagen des Landes zu etablieren, diskutiert ab Seite 30 ein NORDMETALL-Vorstandsmitglied, die Kieler Stryker-Trauma-Personalchefin Cathrin Kohnke, mit ZEIT-Verlagsgeschäftsführer Dr. Rainer Esser in einer engagierten Debatte. Dass Frauen in unserer M+E-Industrie aus eigener Kraft in Führungspositionen aufsteigen, belegt das Porträt der Sprecherin der Siemens-Niederlassung Hamburg, Sonja Neubert, auch ein NORDMETALL-Vorstandsmitglied, ab Seite 36.

Ich wünsche Ihnen echten Mehrwert bei der Lektüre.

Foto: Scheer
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Thomas Lambusch, Präsident NORDMETALL

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Tarifforderungen

Verhandlungsrunde

2018 wirft ihre Schatten voraus S. 6

Termin bei der Chefin

Einzigartiger

Metalock repariert, wo andere längst kapitulieren

S.

10

We Got Rhythm

Die

NORDMETALL-Stiftung

36

Thema

Rubriken

Hamburgs Siemensianerin Nr.1 Kultur & Soziales
Verband Mehrwert Verband Folge 50: Was die NORDMETALL-Stiftung bewegt 17 Wir für Sie Folge 18: Unser Mann für Tarifrecht – Stephan Kallhoff 26 Aus der Hauptstadt Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mahnt Rentengerechtigkeit an 28
Made in Northern Germany Bei ELAC-Elektroacustic dreht sich alles um die Platte 22 Menschen und Meldungen 24 Grafik des Monats 27 Cartoon / Wirtschaftszitat 29 Panorama Summertime in Bremerhaven 34 Mein Standpunkt Chancenland 40 Kontakt / Personenregister / Impressum 41 Kurz vor Schluss 42
Deutschland nach der Wahl Was Arbeitgeber jetzt von der Berliner Politik erwarten 14 Face to Face Cathrin Kohnke und Dr. Rainer Esser diskutieren Frauenförderung 30 30
S.
04
Sonja Neubert ist neue Sprecherin der Elb-Niederlassung des Weltkonzerns 2017
ermöglicht einen großartigen Konzertsommer 2017 S. 18
Titel
Die
Story
Fotos: Christian Augustin Foto unten: Christian Augustin 4 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL 5 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL
Werkzeugkasten

Die Zukunft nicht aus den Augen verlieren

Die IG Metall diskutiert in diesen Wochen bundesweit ihre Forderungen für die Tarifrunde 2018. Der zentrale Forderungsbeschluss wird am 24. Oktober erwartet, die Übermittlung der Forderung der IG Metall Küste an NORDMETALL für den 6. November. Der Auftakt zu der Tarifverhandlung findet am 15. November in Hamburg statt.

Die IG Metall wird mit zwei Forderungskomplexen in die Tarifrunde starten. Zum einen werden Erhöhungen der Entgelte „um sechs Prozent“ in den regionalen Tarifkommissionen diskutiert. Zum anderen erörtert die IG Metall den Anspruch auf eine sogenannte „verkürzte Vollzeit“. Diese soll die Möglichkeit der Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden mit einem Rückkehrrecht in Vollzeit nach zwei Jahren beinhalten. Für Arbeitnehmer in belasteten Arbeitszeitsystemen –insbesondere bei Schichtarbeit – sowie im Bereich der Pflege von Angehörigen und der Erziehung von Kindern fordert die Gewerkschaft von den Arbeitgebern, einen (Teil-) Entgeltausgleich zu leisten.

Erhöhung der Entgelte

Ist das diskutierte Forderungsvolumen „um sechs Prozent“ eher ein Zeichen der Stärke oder der Schwäche der IG Metall? In jedem Fall gilt: Mit dem noch unerprobten Werkzeug der Tagesstreiks und der Drohung mit Urabstimmung scheint der Gewerkschaft vieles durchsetzbar. Die damit verbundene dauerhafte Belastung der Unternehmen lässt Weitblick jedoch vermissen. Das Durchschnittseinkommen in den tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Norddeutschland liegt bei knapp 60.000 Euro. Damit gehören die M+E-Entgelte zu den höchsten in der gesamten Bundesrepublik. Schon heute ist der Abstand zu anderen Branchen, insbesondere zum Handwerk, sachlich nicht mehr zu

begründen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der internationalen Aufstellung der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie: Sie müssen sich einerseits Tag für Tag gegen internationale Konkurrenz durchsetzen, andererseits aber auch bei jeder Investitionsentscheidung abwägen, egal ob in Deutschland oder im Ausland. Seit Längerem ist zu beobachten: Viele Unternehmen tätigen in Deutschland nur noch die notwendigen Erhaltungsinvestitionen, während Neuansiedlungen und Innovationen vielfach ins Ausland abwandern.

Unbestritten zeigen die aktuellen Wirtschaftsdaten, dass die Beschäftigungssituation und die Auslastung der M+E-Unternehmen vielfach gut sind. Auch die durchschnittliche Nettoumsatzrendite mit drei bis vier Prozent kann als stabil bezeichnet werden. Doch wäre der Flächentarifvertrag kein Tarifvertrag für alle Unternehmen der Branche, wenn er nicht auch die Situation der 25 Prozent der Unternehmen berücksichtigen würde, die weniger oder nichts verdienen.

Gerade im Norden zeigt die differenzierte Situation im Schiffbau sowie die angespannte Lage der Windkraftbranche, dass die gewerkschaftsinterne Diskussion über Forderungen in Höhe von um die sechs Prozent echten Weitblick vermissen lässt. Niemand kann davon ausgehen, dass sich die wirtschaftliche Lage immer weiter nach oben entwickelt. Führende Ökonomen warnen bereits vor einer Überhitzung der Weltwirtschaft. Die protektionistischen Tendenzen, insbesondere in den USA, der Brexit, die angespannte Lage in der Türkei und drohende Auseinandersetzungen in Asien erfordern ein Maßhalten

und keinen Blick allein in das Portemonnaie der Beschäftigten. Landauf und landab wird über die Herausforderung der Zukunft unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ diskutiert, die zum Schutze der Beschäftigten hohe Investitionen erfordern. Eine maßvolle Entgelterhöhung muss mit Stellschrauben versehen werden, die ohne großen Umsetzungsaufwand auch Unternehmen in schwierigerem Fahrwasser die notwendige Luft zum Atmen und Handeln lassen.

Anspruch auf verkürzte Vollzeit

Die Arbeitgeberverbände haben mit der IG Metall in den letzten anderthalb Jahren zahlreiche Gespräche geführt, um Ideen zu entwickeln, wie man die Arbeitszeitregelungen in den Manteltarifverträgen zeitgemäß gestalten und den Anforderungen von Arbeit 4.0 begegnen kann.

Nun wird gewerkschaftsseitig als Forderung eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden –teilweise mit Entgeltausgleich – und ein Rückkehrrecht in Vollzeit diskutiert. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass es gerade die Gewerkschaften sind, die seit Jahren alle Beschäftigungsverhältnisse, die

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nicht auf dauerhafte Vollzeit ausgerichtet sind, als prekär zu diskreditieren versuchen.

Zunächst kann man als gesichert festhalten, dass eine solche Forderung die Herausforderungen der Zukunft nicht lösen wird. Das gilt schon vor dem Hintergrund der Ergebnisse von Umfragen der IG Metall und der Arbeitgeberverbände: Danach ist ein ganz erheblicher Teil der Beschäftigten mit seiner konkreten Arbeitszeit zufrieden. Das spricht dagegen, die Entgelttarifrunde durch die in Aussicht genommene Kündigung des Manteltarifvertrages zu belasten. Schließlich verteuert die diskutierte Forderung der IG Metall zur verkürzten Arbeitszeit mit Entgeltausgleich die Arbeit in Deutschland noch einmal. Betrieblich wird schon heute für die meisten Situationen, in denen Beschäftigte ihre Arbeitszeit verkürzen wollen oder müssen, eine Lösung gefunden, soweit dies denn betrieblich tragbar ist. Die Arbeitgeber haben keinen Grund, sich einem solchen Wunsch bei betrieblicher Realisierbarkeit zu widersetzen; dies gilt erst recht vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel und der wachsenden Bedeutung von Arbeitgeberattraktivität. Ein neues Arbeitszeitregime muss der Bewältigung der anfallenden Arbeit vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Internationalisierung dienen. Die Arbeitsprozesse werden sich ändern, die Mitarbeiter vielfach veränderte Aufgaben übernehmen. Dazu wird es auch neue Weiterbildungsangebote geben müssen. Soweit es arbeitsorganisatorisch möglich ist, werden sich moderne Arbeitsformen verstärkt durchsetzen. Dies ermöglicht in der Regel eine stärkere Autonomie der Beschäftigten, doch darf Flexibilität keine Einbahnstraße sein.

Zwingende Prämisse aller Veränderungen der tariflichen Regelungen muss es sein, dass anfallende Arbei-

ten anforderungsbezogen erledigt und Aufträge abgearbeitet werden. Dies sichert Wohlstand und Beschäftigung, sodass in erster Linie die betrieblichen Notwendigkeiten den Arbeitsprozess bestimmen. Dies erfordert zukünftig nicht weniger, sondern mehr Flexibilität von Führungskräften und Beschäftigten, stets bestimmt vom Grundsatz der Leistung und Gegenleistung. Es gibt immer Situationen, in denen die Beschäftigten weniger arbeiten wollen oder müssen, die auch heute schon gesetzlich flankiert sind und wie beschrieben betrieblichen Lösungen zugeführt werden. Flexibilität muss sich jedoch auch in einer Verlängerung der Arbeitszeit äußern können. Hier sind individuelle und kollektive Ansatzpunkte denkbar, die dem Wunsch nach längeren Arbeitszeiten als 35 Stunden pro Woche Rechnung tragen sollten. Diesen Wunsch äußert selbst nach der Befragung der IG Metall ein Drittel der Beschäftigten. Und er ist erst recht im Sinne des Unternehmenserfolges, der im Zeitalter von Globalisierung und Digitalisierung immer häufiger und immer stärker von hoher Flexibilität in der Abarbeitung von Aufträgen abhängt.

Ein Anspruch auf Verkürzung der Arbeitszeit mit Rückkehrrecht ist deshalb viel zu kurz gegriffen. Es wäre im Interesse des Erhalts der Arbeitsplätze, wenn die internen gewerkschaftlichen Diskussionen bis zum 24. Oktober zu einem anderen Ergebnis führen würden, als bisher absehbar: zu einer Tarifforderung der IG Metall, die die Branche und ihre Beschäftigten tatsächlich in die Zukunft führt. PS

Ladehemmung

Die Eröffnung des Meinungsbildungsprozesses um die richtige Forderung für die Tarifrunde 2018 hatte sich die IG Metall wohl anders ausgemalt: Die Vorstellung der „Diskussionsgrundlagen“ für ihre Tarifforderung 2018 geriet im September zwar nicht zum Rohrkrepierer, hatte aber mindestens Ladehemmung.

Im Südwesten ging es Mitte September los: Die Stuttgarter Nachrichten, sonst den Gewerkschaften durchaus wohlgesonnen, fanden die Sechs-Prozent-Forderung „sehr gewagt“ und mahnten: „Maßlosigkeit wäre angesichts einer vergleichsweise komfortablen Lage der Industriebeschäftigten … fehl am Platze.“

Kritische Berichterstattung fand sich auch in anderen Regionalblättern im Süden und Westen, einen kritischen

Kommentar druckte die überregional relevante Frankfurter Allgemeine unter der Überschrift „Metaller auf der Klinge“: „… groß aber ist die Gefahr, dass sich beide (Gewerkschaften und Arbeitgeber; d. Red.) in einem Machtkampf verhaken, der Betriebe aus der Tarifbindung und Investitionen ins Ausland treibt.“

Im Norden stellte die IG Metall Küste die gleichen Forderungsgrundlagen bewusst mit verhaltenem Auftritt und erst eine Woche später Ende September vor. Denn nur wenige Tage zuvor hatte die Gewerkschaft vor dem drohenden Wegfall von bis zu 1.400 Arbeitsplätzen in der schwächelnden Windkraftbranche gewarnt. Zu diesem Hilferuf, gemeinsam mit Politikern aus Anlass der Husumer Windmesse breit publiziert (siehe Ausschnitte unten), passte medial eine opulente Tarifforderung nach mehr Geld und weniger Arbeit nicht recht.

In den Kieler Nachrichten erläuterte NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger gleich am nächsten Tag in einem langen Interview, was aus Arbeitgebersicht angemessen wäre (s. Ausschnitt oben). Und im Hamburger Abendblatt rieb sich der Kommentator ob der Sechs-ProzentForderung „verwundert die Augen“ und resümierte: „Spätestens mit dem Umbruch in der deutschlandweit so wichtigen Autobranche … dürfte es mit den hohen Forderungen der IG Metall vorbei sein.“ Bis Ende Oktober bleibt der Gewerkschaft nun Zeit, die Warnhinweise zu beherzigen, um eine zukunftsgerichtete Forderung zu beschließen – und damit vielleicht auch die mediale Ladehemmung zu überwinden. Luc

8 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL 9 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL

Metalock

Einzigartiger Werkzeugkasten

Thomas Großgarten ist eigentlich ein sehr kommunikativer Mensch, aber bei bestimmten Themen wird der Geschäftsführer der Firma Metalock einsilbig. Zum Beispiel, wenn man ihn nach der Legierung des legendären „Metalock- Riegels“ fragt. „Ich könnte Ihnen die Zusammensetzung verraten“, raunt er schließlich, „aber danach müssten wir Sie erschießen.“

Der Scherz macht neugierig. Was ist das Geheimnis des Metalock-Verfahrens, das bei Fachleuten bis heute als beste Reparaturmethode für beschädigte Gusseisen-Teile gilt? Großgarten zeigt auf ein wuchtiges Bauteil in der Halle, an dem gerade gearbeitet wird. „Das stammt aus einer Blechpresse“, sagt er. „Die haben wir auf der einen Seite schon mal repariert, und nun ist sie wegen einer Fehlbelastung erneut gerissen. Aber nicht auf der Seite mit unserer Reparatur – die hat tadellos gehalten.“

Reparaturen bieten viele Dienstleister an. Die Norderstedter Firma Metalock jedoch, die vor 65 Jahren gegründet wurde, beherrscht Verfahren, die in dieser Form einmalig sind.
11 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

Klein, aber oho: Servicetechniker Christian Colberg mit einem MetalockRiegel.

Neue Zähne

Servicetechniker Christian Colberg unterbricht seine Arbeit an der Presse kurz und gestattet einen Blick auf die zentimeterdicke Wand der Maschine. Wo kürzlich noch ein riesiger Riss im Material klaffte, sitzt nun ein nachgefrästes Stahlteil, nahtlos eingepasst wie ein dreidimensionales Puzzlestück.

Selbst für Motorblöcke geeignet

Aber wie fixiert man diesen schweren Block? Schweißen scheidet aus, weil Gusseisen nicht mit Stahl verschweißt werden kann. Colberg präsentiert ein unscheinbares längliches Metallstück. „Das ist er, der Metalock-Riegel.

Damit schaffen wir eine Verbindung, die bombenfest hält – ganz ohne Schweißen.“

Das Verfahren läuft in mehreren Schritten ab. Zuerst werden quer zur Bruchlinie beziehungsweise Fuge zahlreiche Bohrungen gesetzt. Danach wird das Material zwischen den Löchern mit einem Druckluftmeißel herausgestemmt, wodurch eine längliche Vertiefung entsteht. In diese setzt man dann mehrere Riegel übereinander und hämmert sie fest. Anschließend werden auch in die Bruchlinie zahlreiche Löcher gebohrt, in die man spezielle Gewindestifte versenkt. Wenn man nun mit einem Meißel die überstehenden Teile abschert, bleibt

eine relativ glatte Oberfläche, die nur noch geschliffen und neu lackiert werden muss.

Selbst Motoren lassen sich so reparieren, wie in einer anderen Ecke der Halle eindrucksvoll zu sehen ist. Dort steht der Motorblock eines Oldtimers, der vor über 100 Jahren gebaut wurde. Die Reparatur ist gerade beendet, aber auf den ersten Blick sieht man nichts. Nur wer genau hinschaut, bemerkt unter dem Lack die Umrisse eines ausgebesserten Lochs mit 20 Zentimeter Durchmesser, das offenbar von einer defekten Pleuelstange in die Motorwand geschlagen wurde. Jetzt schnurrt der Vierzylinder wieder, als sei nie etwas vorgefallen.

Um ganz andere Dimensionen geht es im Geschäftsbereich Mobile Bearbeitung, den Metalock in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich ausgebaut hat. Thomas

Großgarten: „Dieser Bereich ist mittlerweile unser wichtigster Umsatzbringer. Hier geht es primär um die Wartung und Modernisierung großer Anlagen, die binnen weniger Tage vor Ort durchgeführt werden müssen. Das können nicht viele, weltweit haben wir nur eine Handvoll Wettbewerber.“

Ein Einsatz wird gerade vorbereitet. Es geht um den russischen Stahlhersteller NLMK mit Sitz in Lipezk, rund 500 Kilometer südöstlich von Moskau. Das Werk hatte früher mal 50.000 Mitarbeiter und produziert über zehn Millionen Tonnen Stahl pro Jahr. Bereichsleiter Dirk Brümmer: „Wir sind seit 2009 jedes Jahr in Lipezk und überholen die Anlage quasi Schritt für Schritt. Unsere Truppe besteht aus etwa 30 Mitarbeitern, die mit rund 40 Tonnen Ausrüstung anreisen. Die Lkws sind eine Woche unterwegs, und um alles vorzubereiten, schicken wir immer eine Vorhut mit drei oder vier Monteuren.“

Ähnliche aufwendige Einsätze gab es in den vergangenen Jahren auch in anderen Teilen der Welt, unter anderem auf einer Ölplattform in Dubai.

Für die etwa 150 Mitarbeiter in Norderstedt heißt das, dass die Hälfte der Belegschaft meist unterwegs ist. Geschäftsführer Großgarten: „Unsere Leute sind ein bisschen wie Notärzte oder Feuerwehrmänner – immer auf Stand-by und oft auf Reisen. Aber genau das macht den Job so spannend. Hier lernt man in fünf Jahren mehr als anderswo in drei Jahrzehnten.“ CvF

„ IM BEREICH MOBILE BEARBEITUNG HABEN WIR WELTWEIT NUR EINE HANDVOLL WETTBEWERBER. “
Christian Colberg bereitet mit einem Bohrer die Vertiefungen vor, die später die Metalock-Riegel aufnehmen sollen. Ein gerissenes Bauteil aus Gusseisen. Selbst solche Schäden lassen sich mit dem Metalock-Verfahren beheben. Thomas Großgarten, Geschäftsführer Metalock Schritt 1: Das defekte Segment eines Zahnrads wurde entfernt, nun kann das Ersatzstück eingesetzt werden. Schritt 2: Das maßgefertigte Ersatz-Segment wurde eingesetzt und mit speziellen Gewindestiften fixiert. Schritt 3: Die überstehenden Teile sind abgeschert worden, nun kann die Fläche geschliffen werden.
13 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Christian Augustin

Deutschland nach der Wahl

Die Herausforderungen sind groß, in jeder Beziehung, denn ungelöste Probleme hat Deutschland zuhauf. Und das unerwartete Wahlergebnis zum 19. Deutschen Bundestag macht es nicht einfacher, rasch eine Bundesregierung zu bilden, die diese Probleme aktiv angeht.

Der Wahlkampf war angeblich langweilig, schrieben zumindest viele Leitartikler. Die Debatte über das Wahlergebnis und die Folgen für die kommenden vier Jahre ist es jedenfalls nicht. Zu viel Grundsätzliches steht dazu auf dem Spiel. BDA-Präsident Ingo Kramer bringt es bereits am Tag nach der Wahl auf den Punkt: „Deutschland

muss Stabilitätsanker in Europa bleiben“ (s. Erklärung rechts unten). NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch appelliert an die potenziellen Verhandlungspartner einer neuen Mehrparteienkoalition in Berlin, eine Reihe von Eckpunkten für eine gedeihliche Entwicklung der deutschen Wirtschaft im Auge zu behalten:

Dorothee Martin, SPD-MdHB, Dr. Bernd Klaus Buchholz, Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins (FDP), Alexander Luckow, Standpunkte TV, Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL, und Matthias Iken, stv. Chefredakteur Hamburger Abendblatt (v.l.n.r.), diskutieren das Wahlergebnis.

• Keine weiteren teuren Rentengeschenke zu Lasten der jungen Generation. Die Sozialversicherungsbeiträge dürfen nicht weiter steigen. Die von der CDU geplante Rentenkommission muss das System zukunftsfest machen – auch über 2030 hinaus.

• Keine Bürgerversicherung, die alle Beitragszahler in ein Einheitssystem der Krankenversicherung zwingt. Kein Anstieg der Arbeitskosten durch Wiedereinführung der paritätischen Finanzierung.

• Modernisierung des Arbeitsgesetzes innerhalb eines europäischen Rahmens an Anpassung an die Bedingungen der Digitalisierung, was insbesondere eine Überarbeitung der Ruhezeitregelung und eine Umstellung von einer Tages- auf eine Wochenhöchstarbeitszeit ermöglichen sollte.

• Dauerhafte Begrenzung der Sozialabgaben unter 40 Prozent, unter anderem durch weitere Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung und einen Verzicht auf öffentliche Beschäftigungsprogramme.

• Kein Umbau der Agentur für Arbeit zu einer teuren Weiterbildungsagentur.

• Ein Investitionsprogramm zum raschen Ausbau der digitalen und Verkehrs-Infrastruktur in Deutschland.

Stabilitätsanker

Ingo Kramer, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und NORDMETALLVorstandsmitglied, hat sich nach der Wahl mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. Der geschäftsführende Gesellschafter der J.-Heinr.-Kramer-Firmengruppe benennt die Herausforderungen der neuen Legislaturperiode:

Wenn der Pulverdampf des Wahlkampfes verzogen ist, sollten sich die regierungswilligen und -fähigen Parteien darauf konzentrieren, rasch eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Angesichts der weltpolitischen Lage und der wirtschaftspolitischen Notwendigkeiten sollte dafür nicht zu viel Zeit verwendet werden. Um Wachstum, Beschäftigung und Sicherheit zu schaffen, sind in den kommenden vier Jahren wichtige Entscheidungen zu treffen. Deutschland muss Stabilitätsanker in Europa bleiben. Die neue Bundesregierung sollte die europäische Einigung trotz großer Herausforderungen weiter vorantreiben und dem Rückfall in nationale Abschottung entschlossen entgegentreten.

Auch innenpolitisch stehen zukunftsweisende Entscheidungen an: Ganztagsbetreuung für Kinder flächendeckend ausbauen, das Arbeitsrecht der digitalen Lebens-

• Eine Lockerung des Kooperationsverbots, um den Bund die stärkere Finanzierung von Schulen und Hochschulen in den Ländern zu ermöglichen.

• Mehr einheitliche Standards und Prüfungsvorgaben in Deutschland, um den mobilen Bürgern des 21. Jahrhunderts den Schul- und Hochschulwechsel zu erleichtern.

wirklichkeit anpassen, Sozialpartnerschaft stärken, die Sozialversicherungsbeiträge unter 40 Prozent halten, unser Bildungssystem stärken und den Fachkräftenachwuchs fördern – diese zentralen Zukunftsaufgaben erfordern eine breite politische Mehrheit in Bundestag und Bundesrat.

Deutschland steht für Weltoffenheit, eingebettet in die Europäische Union als Wertegemeinschaft. Um unseren wirtschaftlichen Erfolg zu sichern, sollten sich alle demokratischen Parteien im Parlament nun umso mehr stark machen für unsere freiheitliche, offene Gesellschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland und Europa.

Ingo Kramer Präsident, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

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Foto: Christian Augustin Foto unten: BDA (Christian
oben: Christian Augustin 14 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL 15 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL
Thomas Lambusch, NORDMETALL-Präsident
Kruppa),

Dass verstärkte Digitalisierung, verbesserte Bildung und modernere Arbeitszeitregeln ganz oben auf der Agenda der neuen Bundesregierung stehen müssten, ist auch Konsens in der neuesten Ausgabe von Standpunkte TV (abrufbar unter www.nordmetall.de). NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger geht mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) konform, dass dies Prioritäten einer Berliner Jamaika-Koalition zu sein hätten. Der frühere Gruner+Jahr-Verlagschef Buchholz verweist aber darauf, dass nach Kieler Vorbild dazu erstmal „die Chemie unter den handelnden Personen“ stimmen müsse. Das sei an der Förde der Fall, zwischen den Grünen in der Bundeshauptstadt und der CSU in München bestehe da noch „erheblicher“ Annäherungsbedarf. Weniger einig sind sich die Gäste im Hamburg-1-Studio in der Analyse der Niederlage der Volksparteien im Allgemeinen und der SPD im Besonderen: Die Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Dorothee Martin, die

Mehr Weitsicht

Prof. Dieter Kempf, seit Jahresbeginn Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), hat sich nach der Wahl mit einem Brief an 1.000 Führungskräfte gewandt. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der Nürnberger DATEV eG warnt vor einem „Rückzug ins Nationale“. Wir drucken den Brief in Auszügen:

Sehr geehrte Damen und Herren, die Union wird auch die neue Bundesregierung anführen. Doch es stehen eine schwierige Regierungsbildung und eine herausfordernde Legislaturperiode in einem SiebenParteien-Parlament bevor. Ich habe an die Parteien appelliert, die Lage schnell zu sondieren und konzentriert Verhandlungen über eine tragfähige Bundesregierung aufzunehmen. Denn Ihre Unternehmen brauchen klare Signale: Es geht nun darum, Schaden vom Standort Deutschland abzuwenden.

Das Wahlergebnis sollte jedem, der politisch verantwortungsvoll handelt, klarmachen, jetzt erst recht konstruktiv zu agieren. Im Wahlkampf ist viel zu oft über das Gestern und viel zu wenig über das Morgen gestritten worden. Der Rückzug ins Nationale ist für unser Land keine Alternative: Die AfD ist im Kern gegen das, was Deutschland starkgemacht hat und weiter starkmachen muss. Die Wahl liefert den Auftrag an die künftige Regierung, Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. Deutschland muss ein starkes und offenes Land bleiben. Ein Standort mit einer positiven wirtschaftspolitischen Grundstimmung.

trotz hohen Ansehens in der Stadt knapp den Einzug in den Bundestag im Wahlkreis Nord der Elbmetropole verpasst hat, führt das Debakel ihrer Partei vor allem auf „mangelhafte Kommunikation“ der sozialdemokratischen Regierungserfolge aus der letzten Legislaturperiode zurück.

Das allein könne nicht der Grund für ein Minus von nahezu neun Prozent sein, womit die Hamburger Sozialdemokraten an der Verlustspitze aller Bundesländer lägen, gefolgt von Schleswig-Holstein und Bremen, entgegnet FDP-Politiker Buchholz. Der stellvertretende Chefredakteur des Hamburger Abendblatts Matthias Iken sieht die Ursache der Niederlage in dem SPD-Spagat zwischen Regierungspartei und wahlkämpfender Quasi-Opposition.

Einig ist sich die Runde wiederum in einer Forderung, die BDI-Präsident Prof. Dieter Kempf am Montag nach der Wahl stellt: Einem „Rückzug ins Nationale“ erteilt er eine Absage, fordert stattdessen ein aktives Bekenntnis zu Europa. Luc

Die Stärke der deutschen Industrie ist die Stärke Deutschlands. Unsere Unternehmen schaffen Arbeitsplätze, Einkommen und bieten Aufstiegschancen. Sie investieren, zahlen Steuern, sorgen für Wachstum. Das positive Deutschland-Bild in der Welt und Deutschlands Einfluss in der Weltpolitik basieren auch auf unserer wirtschaftlichen Leistungskraft. Deshalb muss die Politik mehr Wirtschaftspolitik wagen als in den vergangenen vier Jahren: Unser Land braucht mehr Tempo, mehr Mut und mehr Weitsicht.

Bringen Sie sich aktiv ein – gerade in der jetzt beginnenden neuen Legislaturperiode. Engagieren Sie sich auch vor Ort, wo Sie leben und arbeiten. Beispielsweise für die Digitalisierung, für Bürokratieabbau, für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Sprechen Sie mit Ihren gestern gewählten Abgeordneten des Deutschen Bundestages, diskutieren Sie mit ihnen! Überzeugen Sie sie, Deutschland zukunftsfest zu machen!

Folge 50: Die NORDMETALL-Stiftung

MEHRWERT VERBAND

Hier ist die NORDMETALL-Stiftung aktiv:

Tue Gutes und rede darüber

Ihr Prof. Dieter Kempf Präsident, Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.

Artikel 14 des Grundgesetzes bringt es sehr knapp auf den Punkt: „Eigentum verpflichtet.“ Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in Deutschland haben diese Maxime schon vor 1949 ernst genommen. Und sie tun dies heute mehr denn je, gerade im Norden: 2004 haben die NORDMETALL-Mitgliedsunternehmen die gemeinnützige NORDMETALL-Stiftung gegründet. Mit den Erträgen des auf mittlerweile rund 80 Millionen Euro angewachsenen Kapitals fördert die Stiftung seitdem Projekte und Initiativen in Norddeutschland, die sich aktuellen Herausforderungen in Bildung und Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft widmen. Dabei ist die NORDMETALL-Stiftung der Allgemeinheit und ausschließlich ihren Satzungszielen verpflichtet. Gleichwohl bleibt die Nähe zur Wirtschaft im Stiftungshandeln immer sichtbar. Schließlich ist es ein Pfund, mit dem Stifter und Stiftung – die Einhaltung der Compliance-Regeln vorausgesetzt – gleichermaßen wuchern können. Projekte wie „Q8“, das sich für ein gutes Miteinander im Stadtteil einsetzt, oder „Lernen durch Engagement“, das Jung und Alt für Toleranz und Empathie sensibilisiert, bereichern den Norden – und sie fördern Talente wie Zusammenhalt, was sich langfristig auch positiv auf die norddeutsche Wirtschaft auswirkt.

Die NORDMETALL-Stiftung versteht sich als Mittler zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Ihre Partner profitieren von einem weitläufigen Netzwerk und einem über die Jahre gewachsenen Erfahrungsschatz im Projekt- und Veranstaltungsmanagement. Auf diese Weise wurde etwa Schloss Hasenwinkel zum Aushängeschild der „Festspiele Mecklenburg-Vorpommern“, das dort stattfindende Kinder- und Familienfest zum Publikumsmagneten.

Wie aus einem Tagungshotel lässt sich auch aus einer Werkshalle ein Ort machen, der Menschen zusammenbringt, Einblicke gewährt und Innovationen befördert – für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Sprechen Sie mit uns über Ihre Ideen – denn Eigentum verpflichtet! BiB

Kontakt:

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.nordmetall-stiftung.de und bei

Kristine Fischer

Telefon: 040 6378-5940 info@nordmetall-stiftung.de

Foto: Kirsten Haarmann
Geschäftsführerin Kirsten Wagner: „Mit der NORDMETALL-Stiftung unterstützen wir Projekte in Bildung und Wissenschaft, Kultur sowie Gesellschaft, die Talente fördern, den Zusammenhalt stärken und den Norden bereichern.“ Nordwestliches Niedersachsen, Schleswig-Holstein, MecklenburgVorpommern, Bremen und Hamburg.
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Foto: BDI (Christian Kruppa)

WE GOT

Die NORDMETALL-Stiftung hat auch im Sommer 2017 die Festspiele MecklenburgVorpommern unterstützt. Ein Rückblick auf mitreißende Konzert-Highlights.

Erschöpft, aber glücklich: Mit stehenden Ovationen belohnte das begeisterte Publikum das SIGNUM saxophone quartet nach einem für (v. l.) Alan Lužar (Tenorsaxofon), Guerino Bellarosa (Baritonsaxofon), Blaž Kemperle (Sopransaxofon) und Erik Nestler (Altsaxofon) schweißtreibenden Preisträgerkonzert bei Webasto in Neubrandenburg.

In den Händen von Alexej Gerassimez wird aus jedem Gegenstand ein Instrument: Als Preisträger in Residence prägte der Schlagzeuger in diesem Jahr die Festspiele MecklenburgVorpommern – und natürlich auch die von der NORDMETALL-Stiftung geförderten Friends- und Preisträgerwochen.

Das Sopransaxophon schickt brillante Fanfaren in die Luft, fast wie eine Trompete. Die Bariton-Schwester brummt mal wie ein kräftig gestrichener Kontrabass, mal pumpt sie die Töne satt wie eine Tuba heraus. Die Klangfarben, die das SIGNUM saxophone quartet an diesem Abend Ende August in Neubrandenburg ihren Holzblasinstrumenten entlockt, sind einzigartig. Gepaart mit der Energie, die die vier Musiker während ihres Spiels versprühen, reißt der Auftritt das Publikum im Veranstaltungssaal des Kühlund Lüftungssystemherstellers Webasto begeistert von seinen Stühlen – endloser Schlussapplaus. Sichtlich überwältigt sind auch die Musiker: Nachdem das für Saxofone arrangierte Streichquartett in h-Moll von Joseph Haydn verklungen ist, überreicht NORDMETALL-Stiftungsgeschäftsführerin Kirsten Wagner ihnen vor rund 200 Gästen im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern den NORDMETALL-Ensemblepreis 2016. Ein bewegter Dank, dann lassen Blaž Kemperle (Sopransaxofon), Erik Nestler (Altsaxofon), Alan Lužar (Tenorsaxofon) und Guerino Bellarosa (Baritonsaxofon) lieber wieder ihre Instrumente sprechen –mit Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ und Jazz-Klassikern wie Dizzy Gillespies „A Night in Tunesia“ oder Chick Coreas „Spain“.

Später zwitschert das Quartett dann seine Freude über den Nachrichtendienst Twitter in die Welt: Die schönsten Dinge seien diejenigen, die gar keine Dinge sind, sondern Familie!

Damit spielen die vier Musiker aus Deutschland, Slowenien und Italien darauf an, jetzt nicht nur 10.000 Euro für neue musikalische Projekte in der Tasche zu haben, sondern auch Teil der prestigeträchtigen Festspiel-Familie geworden zu sein. Das sichert den Musikern mit Unterstützung der NORDMETALL-Stiftung über Jahre hinaus diverse Engagements in Mecklenburg-Vorpommern.

Inspirierende Festival-Familie

Von seinen „Familienerlebnissen“ würde Alexej Gerassimez sicherlich ein Lied singen, wenn der 30-Jährige nicht klassisch ausgebildeter Percussionist wäre. In diesem Jahr ist der bereits 2006 mit dem NORDMETALL-Ensemblepreis ausgezeichnete Schlagzeuger „Preisträger in Residence“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. 24 Konzerte und zwei intensive Probenwochen in Schloss Hasenwinkel mit anderen Preisträgern und Musiker-Freunden liegen in seinen talentierten Händen.

Dass trotz aller Vorbereitung auch klassische Musiker zur spontanen Improvisation fähig sind, beweist Geras-

Foto links: Christian Augustin, Foto rechts: Nikolaj Lund, Illustrationen: Shutterstock
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WE G WE GOT

Schloss Hasenwinkel gilt unter Heiratswilligen seit einigen Jahren als Geheimtipp. Wie viele Gäste sich von der Musik beschwingt nach diesem Open-Air-Abend ewige Treue geschworen haben, ist nicht bekannt. Unter den Gästen sind unter anderem Beate Schlupp (1. Vizepräsidentin des Landtags Mecklenburg-Vorpommern), Wolfgang Lenz (Daimler AG) mit Gattin, der ehemalige Kuratoriumsvorsitzende der NORDMETALLStiftung Gerhard Erb (Jastram GmbH & Co. KG) und Gattin sowie Rita Müller, Direktorin des Museums der Arbeit in Hamburg.

Das ebenfalls von der NORDMETALL-Stiftung ermöglichte Kinder- und Familienfest erlebt am 18. Juni einen Besucherrekord: Rund 3.000 große und kleine Gäste erkunden den ganzen Tag lang bei strahlendem Sonnenschein das Gelände. Das bunte Treiben auf 16 Bühnen lädt zum Zuhören, Ausprobieren und Musizieren ein. Auch diesmal wieder stark frequentiert: die naturwissenschaftlichen Experimentierstationen der Miniphänomenta.

Allseits ausgelassene Stimmung: Die Open-Air-Gala im Schlosspark von Hasenwinkel ist ein beliebter Treffpunkt für Musikliebhaber und Freunde des gepflegten Picknicks (o.). Tanzen, toben, Musik hören und mitmachen ist beim Kinder- und Familienfest der NORDMETALL-Stiftung ausdrücklich erlaubt.

simez an einem Abend Anfang August. „Klassik meets Jazz“ lautet das ursprüngliche Motto. Dann aber erkrankt der Cellist des vision string quartet ernsthaft. Wenige Stunden vor Konzertbeginn ist kein Ersatz in Sicht. Kurzerhand werfen die verbliebenen Musiker um Gerassimez, der Jazzpianist Omer Klein, sein israelischer Kontrabass-Kollege Haggai Cohen-Milo sowie die Schlagzeuger Julius Heise und Sergey Mikhaylenko das einstudierte Programm über Bord. Spontan bieten sie den begeisterten Gästen im Marstall des Schlosses Hasenwinkel ein fulminantes Jazz-Konzert – ohne Klassikelemente. Mit konzentrierter Spannung, spritzigen Einfällen und der lockeren Moderation der Musiker wird es zu einem einmaligen Live-Erlebnis.

Ein Abend für Romantiker

Etwas ernsthafter, aber ebenso schwungvoll geht es zwei Wochen später im Schlosspark von Hasenwinkel zu. Rund 1.200 Zuhörer trotzen den aufziehenden Wolken und lassen sich von der jungen norddeutschen philharmonie verzaubern, die Hochzeitsmusiken von Mozart bis Klezmer darbietet. Zu diesem Programm inspiriert hatte die Festival-Organisatoren der Ort selbst.

Von Fernsehmoderator Willi Weitzel („Willi wills wissen“), dem Vorstandsvorsitzenden der NORDMETALL-Stiftung, Thomas Lambusch, und Festival-Intendant Markus Fein charmant umgarnt, lässt Manuela Schwesig, in jenen Tagen noch designierte Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, durchblicken, wie sehr ihr und ihrer Familie das Fest in Hasenwinkel gefalle. Der Erfolg des Kinder- und Familienfestes gebe den Festspielen recht, nun noch mehr für Kinder und Jugendliche zu tun. So werben seit Beginn dieser Saison die Trickfiguren „Mäck“ und „Pomm“ für das stark erweiterte Kinder- und Familienprogramm der Festspiele. Die NORDMETALL-Stiftung wird auch im kommenden Jahr kräftig unterstützen. Eine Familie hält eben zusammen. BiB

Spaß im Schlosspark Hasenwinkel: egal, ob auf der großen Mitmachwiese (kl. Foto) oder auf der Orchesterbühne. Moderator Willi Weitzel (2. v. l.) stimmte die mehr als 3.000 Besucher gemeinsam mit Manuela Schwesig (l., jetzt Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns), Thomas Lambusch (2. v. r., Vorstandsvorsitzender der NORDMETALL-Stiftung und Präsident von NORDMETALL) und Festspiel-Intendant Dr. Markus Fein auf das Kinder- und Familienfest ein.

Fotos: Ibrahim Ot, Illustrationen: Shutterstock
21 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL

Musikalischer Genuss 1926

Kiel

90 Jahre und kein bisschen leise: 2016 feierte die ELAC – Elektroacustic GmbH einen historischen Geburtstag. Ein rundes Jubiläum, dem eine bewegte, wechselvolle Geschichte vorausgeht: Schon 1908, so berichten Insider, begann sich eine Gruppe von Wissenschaftlern mit der Schallausbreitung im Wasser zu beschäftigen, was die Grundlage für die spätere Firmengründung schuf.

1926 startete das Unternehmen als Hersteller für Echolote und Unterwasserkommunikation. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte mit der Herstellung von Haushaltsgeräten und Konsumgütern, etwa Radios für Siemens, eine zweite Blütezeit.

1957 erhielt ELAC das Patent für Magnetsyste me. Mit dem „elektromagnetischen Tonabnehmer zur Abtastung von Zweikomponentenschallschrift“ wurde die Grundlage für die gesamte nachfolgende Produktion gelegt. Die Kieler begründeten rasch ihren Ruf als führender Tonabnehmer-Spezialist. Aus diesem und später folgenden Patenten entstand das heute unter dem Namen „Moving-Magnet-Systeme“ (MM-Systeme) bekannt gewordene Tonabnehmersystem. In den 60er-Jahren gehörte ELAC zu den drei führenden deutschen Unternehmen, die 90 Prozent des Weltmarktes unter sich ausmachten.

Anfang der 80er-Jahre kam es zur kompletten Trennung des nautischen und des Phonosegments. Den Nautikbereich übernahm das amerikanische Unternehmen Honeywell. Aus dem Phonobereich ging die ELAC Phonosysteme GmbH hervor, mit dem Fokus auf Forschung, Entwicklung und Produktion. Die Vermarktung der Phonoprodukte übernahm die Münchener John & Partner Vertriebsgesellschaft mbH. Der Erfindergeist aus früheren Jahren wurde wiederbelebt, 1982 stellte ELAC mit dem EMC-1-Tonabnehmer ein Moving-Coil-Tonabnehmerpatent vor. Zwei Jahre später erweiterte sich das Sortiment um Lautsprecher – die Lautsprecher-Firma AXIOM Elektroakustik GmbH wur-

de in das Kieler Unternehmen integriert. Als in den 90er-Jahren die CD ihren Siegeszug einleitete, geriet ELAC erneut in die Krise: In Kiel wurde die Tonabnehmerproduktion eingestellt. Man konzentrierte sich an der Förde ganz auf die Produktion von innovativen Lautsprechern, schaffte es damit unter die Weltmarktführer. Durch die Übernahme von Audio Alchemy, einem Spezialisten für Verstärker und Digitalelektronik, erweiterten die Kieler ihr Sortiment erneut. Nun werden auch Lautsprechersysteme wie Hochtöner, Tieftöner, Mitteltöner und Koaxialtreiber produziert: Handgefertigte Jet-Hochtöner verbauen mehrere Hersteller von Autos des oberen Preissegments. Die Vertriebsfirma John & Partner Vertriebsgesellschaft mbH und ELAC Phonosysteme GmbH fusionieren. Der traditionsreiche Name ELAC Electroacustic GmbH aus der Gründerzeit wird wieder angenommen.

Zum 90. Geburtstag hat sich ELAC auf seine Wurzeln besonnen und für alle Nostalgiker ein ganz besonderes Bonbon auf den Markt gebracht: den Miracord 90 Anniversary. Ein Plattenspieler, der höchsten Ansprüchen an Qualität, Technik, Klang und Design genügen soll. Die ursprünglich geplante Stückzahl war schnell ausverkauft.

Das größte Geschenk machte sich das Unternehmen im vergangenen Jahr aber selbst: Exakt an der Stelle, wo vor 30 Jahren die Firmenzentrale gestanden hatte, wurde eine neue, moderne Manufaktur eingeweiht. Das Traditionsunternehmen zog zurück an seinen alten Standort im Kieler Westen. AF

Made in Germany Northern
23 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: ELAC Electroacustic GmbH

Menschen und Meldungen

Spitzenreiter

Namhafte Spitzensportler und die regionale Reiterelite trafen sich beim 69. Oldenburger Landesturnier zum Wettkampf in 110 Wettbewerben. Das Stechen um den NORDMETALL-Preis entschied Hartwig Rohde vom Reit- und Fahrverein Lastrup mit seinem Pferd Huub für sich und gewann damit zugleich die Oldenburger Meisterschaft. Dr. Uwe Boeke, Ehrenvorsitzender von NORDMETALL und der Bezirksgruppe Nordwest, gratulierte dem Sieger und überreichte den Preis. NORDMETALL ist seit vielen Jahren Unterstützer des traditionsreichen Reitturniers in Rastede. In diesem Jahr nahmen über 800 Reiterinnen und Reitern aus 19 Nationen mit 2.400 Pferden teil, knapp 25.000 Zuschauer verfolgten trotz mäßigem Wetter die Wettbewerbe. DJ

Umweltpreis

Die Studien- und Fördergesellschaft der schleswig-holsteinischen Wirtschaft hat der NORDAKADEMIE den Umweltpreis der Wirtschaft 2017 verliehen. Ende September wurde die Elmshorner Hochschule für ihren vorbildlichen Beitrag zum Schutz von Natur und Umwelt ausgezeichnet: Zahlreiche Maßnahmen zur Ressourcenschonung

Ausdauernd

Luxus pur

Das erste unter MV-WERFTEN-Flagge ausgelieferte Schiff ist das aktuell luxuriöseste Flusskreuzfahrtschiff überhaupt: Im August haben die MV WERFTEN die 135 Meter lange „Crystal Bach“ an die US-amerikanische Luxusreederei Crystal River Cruises übergeben. Auf dem 6-Sterne-Schiff wohnen die Passagiere in Balkonsuiten mit Panorama-Schiebefenstern, essen in drei Gourmet-Restaurants, können einen persönlichen Butler-Service nutzen und werden von der weltweit höchsten Anzahl von Besatzungsmitgliedern pro Gast umsorgt. „Unsere Mitarbeiter haben hervorragende Arbeit geleistet und bewiesen, dass sie den hohen Qualitätsanforderungen gerecht werden“, sagte MV-WERFTEN-Geschäftsführer Jarmo Laakso bei der Übergabezeremonie. DJ

Kostenlos im Museum

und umweltfreundlichen Energieerzeugung sowie die eingehende Befassung mit Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung unter intensiver Einbindung der Studierenden – dieses Erfolgsrezept lobte Minister Robert Habeck in seinem Grußwort. DJ

Die NORDMETALL-Mitgliedsunternehmen zeigten bei den großen Sportveranstaltungen dieses Sommers starke Präsenz. Ein besonderes Jubiläum gab es bei STILL. Bereits zum zehnten Mal nahmen STILLianerinnen und STILLianer am Hamburg Triathlon teil: 70 Sportbegeisterte aus fünf Ländern absolvierten bei der Sprintdistanz 500 Meter schwimmend, gefolgt von 22 Kilometern auf dem Fahrrad und 5 Kilometern laufend. Bei der Olympischen Distanz bewältigten 14 STILLianer 1,5 Kilometer Schwimmstrecke, 40 km per Rad und 10 km laufend. Beide Gruppen erreichten beim weltgrößten Triathlon gleich mehrere Siegerplätze und Bestwertungen. DJ

„Stiftungen bewegen die Stadt“ – unter diesem Motto haben die NORDMETALLStiftung und die Hamburger Kunsthalle im Rahmen der Hamburger Stiftungstage vom 9. bis zum 13. Oktober zahlreiche Besucher in das Transparente Museum gelockt. Bei freiem Eintritt konnte das Publikum an Führungen teilnehmen, die die Arbeit eines Museums erklären – von der Echtheitsprüfung potenzieller Ausstellungsobjekte bis zur Kuratierung der Schauen. BiB

Foto oben: MV Werften, unten: Jann Wilken Foto unten links: Burkhard Voelz, unten rechts: STILL
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Arbeitskämpfe

Gravierende Zunahme in den letzten Jahren

Folge 18: Stephan Kallhoff

Unser Mann für Tarifrecht

Stephan Kallhoff

leitet die Abteilung

Tarifrecht und Arbeitsorganisation

Er bezeichnet sich als „sturen Westfalen“. In Wahrheit kokettiert er nur mit der landestypischen Beharrlichkeit, die auch Tarifrechtsexperten eigen ist. Stephan Kallhoff wurde in Arnsberg geboren, aber bereits für sein Jura-Studium verließ er, ganz und gar nicht stur, die Heimat: Rechtswissenschaften lernte er in Hamburg und vier Monate sogar in Tokio. Auch NORDMETALL dufte er acht Wochen als Referendar kennenlernen. Das machte er so gut, dass er nach dem zweiten Staatsexamen direkt ein Angebot bekam: 1999 startete Stephan Kallhoff seine Verbandskarriere, seit 2008 leitet er die Abteilung Tarifrecht und Arbeitsorganisation. „Zum Glück kann ich weiterhin viel an der Front aktiv sein“, freut sich Kallhoff, „denn so lerne ich Unternehmensalltag intensiv kennen.“

Im komplexen Tarifrecht liegt sein Schwerpunkt im Aushandeln von Ergänzungs- und Haus-Tarifverträgen. Ob Mitgliedsunternehmen in wirtschaftlich schwieriger Lage sind, Sonntagsarbeit planen oder auch Dienstfahrräder einführen wollen und dafür eine Entgeltumwandlung brauchen, Kallhoff berät sie. In stoischer Ruhe führt er Verhandlungen mit der IG Metall, oft Hand in Hand mit den Arbeitswissenschaftlern. „Unsere Leitlinie dabei ist die Sicherung des Entwicklungs- und Produktionsstandortes Norddeutschland“, erklärt Kallhoff. Ein großer Vorteil sei, dass die Verbandsexperten durch die Vielzahl solcher Verhandlungen

wüssten, wo die Schmerzgrenzen der IG Metall lägen. Knackpunkt: Was muss ein Plan B beinhalten, um die Gespräche erfolgreich abschließen zu können?

„Meine Arbeit macht mir auch dank der großartigen Kollegen viel Spaß", freut sich der 47-Jährige. Zu einer Kollegin gibt es sogar eine ganz besondere Beziehung: Seit 11 Jahren ist er mit der Koordinatorin des Bereiches Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht, Hilka Kallhoff, verheiratet. Die drei kleinen Hunde des Paares stromern zur Freude der Kollegen öfter durchs Büro.

„Am Wochenende lassen wir uns alle an der Nordsee den Kopf freipusten“, erzählt der Jurist. Um Wind geht es auch in seiner Tätigkeit als Geschäftsführer von nordwindaktiv: An der Vernetzung der Arbeitgeber in der Windenergiebranche arbeitet Kallhoff neben der Tarifrechtsgestaltung. Ideen dafür kommen ihm auch beim Rennradfahren, das er als neues Hobby entdeckt hat. „Frischer Wind hat noch nie geschadet“, sagt Stephan Kallhoff, der beharrlich bodenständige Westfale. DJ

Kontakt für

Mitglieder: Stephan Kallhoff

Tel.: 040 6378-4243

E-Mail: kallhoff@nordmetall.de

Die Streikdauer 2016

Die Piloten streikten deutlich am längsten.

DBB = Beamtenbund und Tarifunion; GEW = Gew. Erziehung und Wissenscha ; IG Metall: Industriegewerkscha Metall (Branchengewerkscha ) uFO = Unabhängige Flugbegleiter Organisation; ver.di: Vereinte Dienstleistungsgewerkscha (Branchengewerkscha )

Illustration: Maren Spreemann
Quelle: Institut der deutschen Wirtscha Köln
Deutsche Lu ansa Vereinigung Cockpit 12 Piloten Eurowings uFO 4,7 Kabinenpersonal Metall- und Elektroindustrie IG Metall 2,5 Beschä igte Ö entlicher Dienst (Bund und Gemeinden) Ver.di, DBB GEW 2,3 Beschä igte Deutsche Telekom Ver.di 3,4 Beschä igte Dauer in Monaten
Die deutsche Streikbilanz 2015 229.600 2016 215.267 2014 57.800 2013 66.900 2012 22.200 2011 11.300 2010 12.900 Massiver Anstieg der Streikteilnehmer Durch Arbeitskampf ausgefallene Arbeitstage in Deutschland Spitzenjahr 2015 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 28.443 71.860 94.197 160.548 156.754 1.120.172 235.202 GRAFIK DES MONATS
WIR FÜR SIE
26 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL 27 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit 16 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Teure Renten-Wahlversprechen verhindern

Der demografische Wandel verändert die Altersstruktur unserer Gesellschaft grundlegend. Das bedroht auch die Finanzierungsgrundlage der gesetzlichen Rentenversicherung. Seit vielen Jahren ist das Problem bekannt, gleichwohl wird es weithin ignoriert: Schon im Bundestagswahlkampf 2013 warb die CDU/CSU mit der Mütterrente, die SPD ging mit der Rente ab 63 auf Stimmenfang. Die Wahlkampagne 2017 bescherte den Bürgern ein Déjà-vu: Die von der CSU geplante Erweiterung der Mütterrente würde die Ruhestands-Kassen erneut erheblich belasten. Die von der SPD anvisierte „doppelte Haltelinie“ beim Niveau der Altersbezüge einerseits und der Beiträge andererseits käme Steuerzahler und Altersicherung teuer zu stehen – besonders auf Kosten nachfolgender Generationen.

Um dem entgegenzuwirken, hat die INSM das Thema Rentenpolitik zu Beginn der heißen Phase des Wahl-

WIRTSCHAFTSZITAT

kampfes auf die Agenda gehoben, noch vor dem TVDuell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz: So veröffentlichte die „BILD“-Zeitung am 28. August auf der Titelseite exklusiv die Ergebnisse einer von der INSM beauftragten Studie zu den Kosten der CSU- sowie SPD-Rentenpläne. „Wird das alles wahr, wird’s richtig teuer!“, so der Tenor.

Nach der Bundestagswahl setzt sich die INSM nun dafür ein, dass statt teurer Rentengeschenke eine Kehrtwende kommt: Deutschland braucht Reformen im Regierungsprogramm,die die Rente leistungsfähig und bezahlbar halten.

„Das Befinden der Automobilindustrie ist ein Barometer für die gesamte Wirtschaft.“
Richard von
Weizsäcker (†), 1984 – 1994 sechster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
Die AUS DER HAUPTSTADT
Foto: imago
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FACE FACE

Zwei Menschen, zwei Sichtweisen – diesmal bringen wir

Cathrin Kohnke (43), Director

Human Resources beim Kieler

Medizintechnik-Hersteller

Stryker Trauma, und Dr. Rainer Esser (60), Geschäftsführer des Zeitverlags

Dr. Rainer Esser

… studierte nach einer Banklehre Jura in München und Genf, absolvierte eine Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule und promovierte an der Universität Regensburg. Seit 1999 leitet er als Geschäftsführer den Zeitverlag Gerd Bucerius. Von 2011 an ist er zudem als Geschäftsführer der DvH Medien GmbH tätig.

Gerd Bucerius, zusammen. Im Hamburger Büro des Medienmanagers sprachen sie über das Für und Wider einer Quote und andere Wege, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Standpunkte: Etwas mehr als zwei Jahre nach Einführung der Frauenquote hat die Bundesregierung Mitte August ihren ersten Bericht dazu vorgelegt. Das Ergebnis: „Die Frauenquote wirkt!“ Tut sie das wirklich?

Dr. Rainer Esser: Es ist klar, dass die Frauenquote wirkt. Sie ist angeordnet und muss durchgesetzt werden. Das ist ein wunderbarer erster Schritt hin zu mehr Frauen in Führungspositionen.

Cathrin Kohnke: Wir sollten uns lieber fragen, ob es sich lohnt, die Frauenquote auf andere hierarchische Ebenen auszuweiten.

An dieser Stelle sage ich: Noch nicht.

toEsser: Ich fände es gar nicht schlecht, wenn es auch für Vorstände ein festes Ziel gäbe, innerhalb einer gewissen Zeit auf 30 Prozent Frauenanteil zu kommen. Das erhöht die Bereitschaft, etwas zu ändern. Auch in den Aufsichtsräten hat sich ja erst etwas positiv geändert, nachdem das Gerede aufhörte und eine gesetzliche Vorgabe kam.

Kohnke: Das sehe ich anders. Ich halte die Quote zwar für wirksam, aber für unverhältnismäßig, sollte sie auf andere Hierarchieebenen ausgeweitet werden. Man wird die Verkrustung in den Köpfen mancher Vorstände nicht aufbrechen, indem man ihnen etwas vorschreibt, von dem sie nicht überzeugt sind. Zumal die Frauenquote eine Maßnahme ist, die massiv in die Geschäftstätigkeit von Unternehmen eingreift – eine Ultima Ratio. Auf dem Weg dorthin haben wir noch viele andere wirksamere Stellschrauben.

Standpunkte: An welche denken Sie?

Kohnke: Einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz gibt es zum Glück schon. Doch die Situation in den Einrichtungen ist oft miserabel. Auch die Ganztagsschulen sind vielfach nicht so ausgestattet, dass man sein Kind den ganzen Tag dort abgeben möchte. Hier muss der Staat noch vieles tun. Gleichzeitig brauchen wir einen Kulturwandel in den Unternehmen. Fachkräfte werden massiv weniger, hochqualifiziertes Personal ist schwieriger zu bekommen. Wir können also gar nicht darauf verzichten, im Talent-Pool nach Frauen zu fischen.

Esser: Dass Teilzeitarbeit ermöglicht und Kitaplätze geschaffen werden müssen, steht außer Frage. Doch selbst wenn sie geschaf-

Cathrin Kohnke

… arbeitet seit 2005 bei der Stryker Trauma GmbH in der Personalabteilung. Seit 2011 sorgt die auf Arbeitsrecht spezialisierte Juristin bei dem weltweit tätigen Hersteller für Medizintechnik als Director Human Resources am Standort Schönkirchen bei Kiel für den qualifizierten Nachwuchs.

fen werden, führt das nicht dazu, dass der Thomas-Kreislauf, wie ihn die AllBright Stiftung neulich so schön beschrieben hat, durchbrochen wird. Es gibt in den deutschen Vorständen mehr Personen, die Michael oder Thomas heißen, als es dort Frauen gibt. Der Mensch umgibt sich nun mal gern mit

Fotos: Christian Augustin
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seinesgleichen. Das geschieht unbewusst. Deshalb bin ich für eine etwas härtere Vorgehensweise wie beispielsweise Zielvorgaben auch für Vorstände. Sonst reden wir in zehn Jahren noch über das Thema.

Standpunkte: Es könnten sogar mehr als 60 Jahre werden. So lange würde es Berechnungen zufolge dauern, in Vorständen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis herzustellen, wenn an der aktuellen Regelung festgehalten würde.

Kohnke: Die Unternehmen, die am Markt bestehen wollen, müssen sich neue Wege überlegen. Man sieht ja jetzt schon, wie junge Generationen von den Arbeitgebern umworben werden, mit Maßnahmen, die vor Kurzem noch undenkbar schienen. Das wird auch bei Frauen so sein.

Esser: Wie hoch ist die Frauenquote bei Ihnen in der Führungsetage?

Kohnke: Im zweistelligen Prozentbereich, aber noch zu gering.

Esser: Und das, obwohl Sie die Rekrutierungschefin sind … Bei uns liegt sie bei 50 Prozent.

Kohnke: Gerade bei höheren Positionen in der metallverarbeitenden Industrie gibt es nicht viele weibliche Bewerber. Und das, obwohl die Zahl der Absolventinnen in den Ingenieurwissenschaften mittlerweile bei bis zu 30 Prozent liegt.

Esser: Wenn es ausreichend gute Bewerberinnen gibt, brauchen Sie keinen Staat, der das regelt, sondern die richtigen Arbeitszeitmodelle und die richtige Förderung in Ihrem Unternehmen.

Diskutierten die Frage, ob eine Quote zur Förderung von Frauen in Führungspositionen ausreicht: Dr. Rainer Esser (Zeitverlag) und Cathrin Kohnke (Stryker Trauma).

Kohnke: Ich glaube, beides muss sein. Der Staat muss Betreuungsangebote machen und die Unternehmen müssen sich bewegen, indem sie Teilzeit in Führungspositionen und flexibles Arbeit von zu Hause aus ermöglichen. Aber auch da gilt: Es wird nicht funktionieren, wenn es aufgestülpt ist. Es muss zunächst einen Kulturwandel in den Köpfen der verschiedenen Führungsebenen geben. Wir haben zum Beispiel zum Thema Vielfalt ein weltweites Mitarbeiternetzwerk ins Leben gerufen, welches auf allen Ebenen stark gefördert wird. Unser CEO hat dieses Netzwerk beauftragt, Handlungsbedarf zu identifizieren, damit wir auch im Hinblick auf Vielfalt ein attraktiver Arbeitgeber sind.

Esser: Wie wollen Sie diesen Kulturwandel hinbekommen, wenn er nicht von außen stimuliert wird? Was getan werden muss, ist klar.

Kohnke: Ich bin davon überzeugt, dass Ihnen das die Absatz- und Umsatzzahlen diktieren werden.

Esser: Ich glaube nicht, dass genügend Vorstände auf den Trichter kommen, dass sinkende Umsatzzahlen auf zu wenig Frauen oder Vielfalt im Unternehmen zurückzuführen sind.

Kohnke: Deshalb appelliere ich: Lassen Sie den Staat, die Gesellschaft und die Unternehmen zusammenwirken und andere Maßnahmen ergreifen. Wenn es dann nach ein paar Jahren weiterhin so katastrophal sein sollte, können wir noch einmal über eine Quote reden. Ich glaube daran, dass sich der Markt selbst reguliert. Und: Es ist ein Wettbewerbsvorteil, wenn man Frauen im Vorstand hat.

Esser: Das glaube ich auch. Gemischte Teams sind erwiesenermaßen erfolgreicher. Allerdings bin ich davon überzeugt, die Unternehmen müssen von dieser Tatsache mit sanftem Druck überzeugt werden, damit bei ihnen etwas geschieht.

Kohnke: Ich spüre an meinem eigenen Un-

ternehmen, dass wir richtig Fahrt aufnehmen und uns diese Sache zu eigen machen. Genauso, wie andere Geschäftsthemen vorangetrieben worden sind. Selbstverständlich kann die Regierung Unternehmen in die Verantwortung nehmen, aber nicht mit einer verordneten Quote, sondern beispielsweise über Zertifizierungen.

Esser: Zertifizierungen kann kaum die Regierung durchführen.

Kohnke: Das Bundesfamilienministerium zertifiziert die Familienfreundlichkeit von Unternehmen. Eine solche Initiative wäre auch für die Förderung von Vielfalt denkbar. Natürlich wäre das nur ein kleiner Baustein. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen. Frauen denken häufig, sie seien Rabenmütter, wenn sie nach Ende des Mutterschutzes wieder in den Job einsteigen. Und Männer werden schräg angeschaut, wenn sie länger als einen Monat Elternzeit nehmen.

Esser: Fakt ist jedoch, dass Frauen in der gleichen Position immer noch rund 25 Prozent weniger verdienen als Männer.

Kohnke: Frauen müssen lernen, anders zu verhandeln. Zudem werden Unternehmen gute Bewerberinnen für ein mageres Gehalt nicht mehr bekommen. In der M+E-Industrie liegt das Gender Gap zwischen vergleichbaren Positionen bei nur gut zwei Prozent.

Standpunkte: Zurück zur Quote: Der Bericht der Bundesregierung zeigt, dass die wenigsten Unternehmen über den verordneten Frauenanteil von 30 Prozent in ihren Aufsichtsräten hinausgehen. Von einem Kulturwandel kann da also bislang nicht die Rede sein.

Esser: Einen Kulturwandel kann man nicht anordnen. Der entsteht automatisch mit mehr Frauen in der Führung. Das wissen wir aus eigener Erfahrung. Bei der ZEIT ist es völlig normal, dass auch Männer in Elternzeit gehen. Wir engagieren uns außerdem bei der Initiative Chefsache, einem Netzwerk von Führungskräften aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Sektor, das

sich der Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern verpflichtet fühlt.

Kohnke: Auch wir glauben sehr stark an diesen Kulturwandel. Stryker will das führende Medizintechnik-Unternehmen für Frauen werden. Dazu starten wir derzeit viele Aktionen. So vernetzen wir unsere Frauen sehr stark oder bieten allen Führungskräften Seminare zu „Unconscious Bias“, also den unbewussten Vorurteilen. In den Zielvorgaben der Führungskräfte sieht man immer öfter klare Vorgaben zum Thema Vielfalt – auch strategische, zum Beispiel im Recruiting. Das zieht sich durch von der Unternehmensspitze bis zum einzelnen Mitarbeiter.

Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. BiB

Frauenquote

Nachdem freiwillige Maßnahmen von Unternehmen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen über Jahre nichts bewirkt haben, trat am 1. Mai 2015 das „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ (FüPoGe) in Kraft. Es besteht aus drei Säulen:

1. Fixe Geschlechterquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte in börsennotierten Unternehmen (betrifft derzeit rund 100 Unternehmen in Deutschland).

2. Verpflichtende Festlegung von Zielgrößen für Aufsichtsräte, Vorstände und die oberste Führungsebene für mitbestimmungspflichtige oder börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern (betrifft derzeit rund 3.500 Unternehmen in Deutschland).

3. Novellierung der gesetzlichen Regelungen für den öffentlichen Dienst des Bundes.

In ihrem ersten Bericht zur Frauenquote bescheinigt die Bundesregierung dem Gesetz einen Erfolg. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Unternehmen mit Quotenbindung habe sich seit Inkrafttreten des Gesetzes signifikant erhöht – von 25 auf 27,3 Prozent. Im Vergleich dazu stieg der Anteil in Unternehmen ohne feste Quote im selben Zeitraum von 19,5 auf 21,2 Prozent.

Foto: Christian Augustin
„Gemischte Teams sind erwiesenermaßen erfolgreicher.
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„Summertime“ in Bremerhaven

Dee Dee Bridgewater, Kurt Elling und das Metropole Orkest wissen, wie sie ihrem Konzertpublikum mächtig einheizen. Zum Glück. Denn das Wetter bot alles andere als eine sonnig-flirrende „Summertime“. So nämlich hatte Thomas Albert, Intendant des Musikfestes Bremen, das Jazz-Open-Air in Bremerhaven überschrieben. Ende August lockte das Spektakel zwischen Auswanderer- und Klimahaus rund 800 Gäste an die nördlichste Spitze der Weser. Bridgewater und Elling gehören zu den ausdrucksstärksten Stimmen der US-amerikanischen Jazz-Szene. Ihr Repertoire reicht von rhythmischem Scat-Gesang bis hin zu zart schmelzenden Balladen. Eindrucksvoll untermalt vom niederländischen Metropole Orkest, breitete sich unter den Zuhörern ein wärmender Klangteppich aus, der Regenponchos und Decken überflüssig machte – auch dann noch, als bei den umjubelten Zugaben die ersten Regentropfen fielen. BiB

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Foto: Michael Bahlo

Über den Dächern von Hamburg: Sonja Neubert, seit Anfang April Sprecherin der Siemens-Niederlassung der Elbmetropole, auf der Terrasse der Firmenzentrale im Stadtteil St. Georg.

Sonja Neubert

SPRECHERIN SIEMENS-NIEDERLASSUNG HAMBURG

An eine ihrer ersten Erfahrungen als Stuttgarter „Siemensianerin“ kann sich Diplom-Ingenieurin Sonja Neubert genau erinnern: „Ende der 80er-Jahre war es. Ich half Kunden am Servicetelefon bei technischen Fragen. Gleich bei einem der ersten Anrufe fragte ein Kunde zu Beginn des Gesprächs, ob ich ihn zu einem Techniker durchstellen könne. Fragen wie diese wurden mir in den folgenden Tagen immer mal wieder gestellt. Als Reaktion darauf bin ich dann dazu übergegangen, den Kunden, die mich für eine Telefonistin hielten, freundlich und bestimmt zu antworten: Wenn Sie meinen Technik-Kollegen sprechen wollen, müssen Sie warten, bis er wieder im Hause ist. Ich kann Ihre Frage aber gerne auch jetzt sofort beantworten. Das hat sie dann in der Folge überzeugt.“

Sie gilt als resolut und charmant, technikverliebt und weltoffen, humorvoll und führungsstark – Sonja Neubert vereint einige Attribute, die nicht immer in einer Persönlichkeit zusammenfinden.

Seit Anfang April dieses Jahres ist die 54-Jährige Sprecherin der Siemens-Niederlassung Hamburg. Gleichzeitig trat sie in die Fußstapfen ihres langjährigen Vorgängers Michael Westhagemann auch als NORDMETALL-Vorstandsmit-

glied. Von der Terrasse eines nüchternen Büros im elften Stock der Siemens-Niederlassung lässt sie den Blick über die Skyline der Elbmetropole schweifen. Die hanseatische Neubürgerin stellt schwäbelnd fest: „Hamburger und Stuttgarter haben durchaus etwas gemein: Sie sind ehrlich, aber nicht übermäßig direkt. Sie bleiben erstmal zurückhaltend und beobachten, aber wenn sie sich für etwas entschieden haben, sind sie sehr zielstrebig und absolut verlässlich.“

Sonja Neubert wurden ihre schwäbischen Tugenden nicht in die Wiege gelegt: Im westaustralischen Perth kam sie zur Welt, als eines von zwei Kindern einer holländischen Mutter und eines deutschen Vaters. Bald nach ihrer Geburt zog die Familie in die väterliche Heimat Stuttgart. „Er ist immer VollblutTechniker gewesen, meine Familie mütterlicherseits brachte über Generationen Handwerker hervor. Da lag für mich das Technische nah, ganz ohne femininen Ehrgeiz“, erinnert sie sich. Nach Fachabitur und Ausbildung zur technischen Zeichnerin schrieb sie sich an der Esslinger Fachhochschule für Feinwerktechnik ein. Ihr Bruder studierte derweil Mikroprozessortechnik – „aber ich war als Frau unter den angehenden Ingenieuren

TERMIN BEI DER CHEFIN
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Foto: Christian Augustin

damals eine Exotin, die absolute Ausnahme“, erinnert sie sich schmunzelnd. „Zum Siemens“ kam sie vor 30 Jahren, nach direkter Bewerbung. Als Vertriebsingenieurin widmete sie sich erst der computergesteuerten CNC- und Antriebstechnik, wechselte über das Werkzeugmaschinen- und Automobil-Produktionsanlagengeschäft zur Automatisier ungsund Antriebstechnik.

Zwischendurch wurde die sportliche Wahlschwäbin noch Mutter: „Als meine Tochter vor 23 Jahren zur Welt kam, gab es praktisch noch keine Ganztagskinder-

gärten. Ich hatte Glück, weil meine Eltern in Stuttgart um die Ecke lebten und mich sehr unterstützten. Nach einem Dreivierteljahr Babypause habe ich dann begonnen, wieder zwei Mal sechs Stunden in der Woche zu arbeiten, später war es dann länger“, berichtet Sonja Neubert. Hörbar stolz ist sie darauf, dass die Familie ihrer Tochter auch die Techniktradition nahe gebracht hat: „Sie macht an der Münchener TU gerade ihren Master in Maschinenbau“ – nicht mehr als einzige Kommilitonin im Semester, aber leider immer noch als eine unter wenigen Frauen.

„Ich gehe seit Jahren immer wieder in Schulen und versuche dort, gerade Mädchen von Technik zu begeistern: „Traut Euch, glaubt nicht, dass man Überfliegernoten in Mathe oder Naturwissenschaften haben muss, um ein gutes Technikstudium, das auch Spaß macht, zu absolvieren“, sagt Sonja Neubert und lacht: „Die hatte ich auch nicht. Aus vielen Jungs mit Dreien oder Vieren in den MINT-Fächern werden doch auch anständige Ingenieure!“

Sie hat aber nicht nur technisches Talent, auch der Vertrieb, das Gespräch mit den Kunden, lag ihr wohl schon immer im Blut. Das erkannte Siemens, sodass der nächste Siemens-Karriereschritt nur konsequent war: 2010 übernahm Sonja Neubert die Leitung von SITRAIN, einer der vielen Fachverästelungen im 351.000 Köpfe starken Siemens-Reich: „Wir offerieren hausinternes und externes technisches Training. Die Zielgruppe reicht vom Entscheider und Projektentwickler über den Servicetechniker bis zu den Wartungsleuten.“ Mit rund 50 Mitarbeitern und 30 Fachspezialisten aus anderen Abteilungen macht sie so heute an zehn deutschen Standorten 27 Millionen Euro Umsatz. Und fast nebenbei liefert sie dem Weltkonzern dadurch auch wertvolles Feedback: „Unsere Kursentwickler können schon in der Pre-Launch-Zeit, wenn die Software noch nicht freigegeben ist, mit Service und Support gleich in die Endtestphase reingehen. Wenn das Training direkt vom Hersteller kommt, hat es noch mal eine andere Qualität als das Angebot eines Dritten.“

Die Aufgabe als Niederlassungschefin im bald 170 Jahre bestehenden Siemens-Konzern kam „als Sahnehäubchen noch on top“, sagt Sonja Neubert, und ihre Zufriedenheit wirkt überzeugend. Der Weltenbummlerin fällt der Sprung aus dem Südwesten in die norddeutsche Weltstadt nicht schwer, der passionierten Opern- und Konzertbesucherin kommt die Kulturmetropole Hamburg gerade recht. „Und ob ich um die Außenalster oder die Bärenseen im Stuttgarter Westen jogge oder radle, das ist am Ende kein großer Unterschied.“

Nach einem ersten Gespräch mit Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch hat sie den Eindruck, dass die Interessen der Industrie im Rathaus durchaus ernstgenommen werden – so wie es baden-württembergische Siemensianer zur Überraschung mancher Beobachter auch aus der grün regierten Stuttgarter Staatskanzlei berichten. „Anpacken, gerade was die Digitalisierung und die Herausforderungen der E-Mobilität, die Elektrifizierung und die Automatisierung angeht, das wünsche ich mir von der Politik“, sagt Sonja Neubert und sie klingt durchaus engagiert optimistisch: „Ich glaube, dass mittlerweile bei allen vernünftigen Köpfen in politischen Gremien und Kabinetten angekommen ist, wie viel Potenzial und Marktanreize wir hier noch bewegen können.“

Kluge Anreize für eine moderne Personalpolitik gibt im Siemens-Kosmos übrigens längst eine Frau: Personalvorstand Janina Kugel, gebürtige Stuttgarterin und Ökonomin, hat hier das Sagen. Ein weiteres Beispiel für starke Frauen bei Siemens ist Lisa Davis; die Amerikanerin zeichnet für Amerika und das weltweite Power-and-Gas-Geschäft im SiemensVorstand verantwortlich. Und den Wechsel von einem großen Tanker zu einem „Flottenverband“, wie ihn der gerade bis 2021 an der Siemens-Spitze bestätigte Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser für den Konzern vorgegeben hat, den hat Sonja Neubert schon verinnerlicht – quasi als schwäbisches „Schnellboot mit Elbberührung“. Luc

„Anpacken, gerade was die Digitalisierung und die Herausforderungen der E-Mobilität, die Elektrifizierung und die Automatisierung angeht.“
„Traut Euch, glaubt nicht, dass man Überfliegernoten haben muss, um ein gutes Technikstudium zu absolvieren.
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Fotos: Christian Augustin

MEIN STANDPUNKT

Chancenland

Kein Zweifel, das Wahlergebnis vom 24. September hat viele erschreckt. Und es gibt gute Gründe, darüber zu klagen, dass fast ein Fünftel der Wähler für die Radikalen von rechts und links gestimmt hat. Das wird Stimmung und Debattenkultur in Deutschland weiter aufheizen, das wird es anstrengender machen, abseits populistischer Trivialrezepte die Probleme im Land fundiert zu diskutieren.

Und dennoch bietet die Mandatsverteilung des 19. Deutschen Bundestages auch große Chancen. Die erste: Die demokratischen Parteien in und um die Mitte im Land, die mit den Freien Demokraten einen neuen „Player“ mit tragender Berliner Rolle erleben, können die Rechten und Linken im Bundestag künftig gemeinsam stellen. Entzauberung ist möglich, wenn man sich denn ernsthaft mit den zusammengewürfelten Wünsch-dirwas-Papieren beschäftigt, die die Extremisten beider Seiten als Programm zu verkaufen versuchen. Die sich abzeichnenden Spitzenbesetzungen der demokratischen Fraktionen im Reichstag geben Anlass zu der Hoffnung, dass das geschieht. Und zwar auf einem Niveau, das den Deutschen Bundestag wieder zum Zentrum politischer Auseinandersetzung macht. Die Erfahrung des zurückliegenden Wahlkampfes lehrt: Das ist bitter nötig, um die Reduzierung von Politik auf TV-Talkshow-Format zurückzudrängen.

Die zweite große Chance liegt in der Bildung einer Jamaika-Koalition: Die Auflösung des Interessenkonflikts zwischen Ökonomie und Ökologie, die in vielen Teilen der Welt misslingt, könnte zwischen Liberalen und Grünen mit einer moderierenden Kanzlerin der Union gelingen. Deutschland könnte Vorreiter werden, um die Mobilitätswende ohne Verbotsunkultur, die Erneuerung der Arbeitswelt ohne überkommene Regeln, die Stärkung des Bildungssystems ohne ideologische Scheuklappen und die Förderung der erneuerbaren Energien ohne zu viel Marktregulierung anzugehen. Dazu müssten sich die Antipoden dieses Bündnisses vom linken Flügel der Grünen und der nervösen Christsozialen vorurteilsfrei zusammenfinden. Dem Chancenland Deutschland wäre das zu wünschen, ganz im Sinne der Forderung, die der Bundespräsident Roman Herzog vor zwanzig Jahren erhob: „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen.“ Luc

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34. Jahrgang

Erscheinungsweise: zweimonatlich

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Titelfoto: NORDMETALL Montage

Standpunkte
Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
40 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL 41 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL

Vom Winde verweht

Husums Windmesse litt in diesem Jahr unter Starkwind: Wegen gefährlicher Böen mussten vier provisorisch aufgebaute Messehallen am zweiten Tag kurzfristig schließen, auch der Messestand des Arbeitgebernetzwerks nordwindaktiv war betroffen. Am dritten Tag konnte zur Freude von nordwindaktiv-Geschäftsführer Stephan Kallhoff die geplante Podiumsdiskussion stattfinden: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (oben) debattierte mit dem Landesvorstand Hamburg des Bundesverbands WindEnergie Dr. Axel Röpke (Gruppenfoto rechts) und dem SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Hölck (links) über die Zukunft der erneuerbaren Energien. Moderator und nordwindaktiv-Pressesprecher Alexander Luckow (stehend) konnte dazu gut hundert Gäste am Messestand begrüßen. AL

Arbeitszeit besser gestalten

Globalisierung, demografischer Wandel, Digitalisierung und Industrie 4.0 stellen neue Anforderungen an die Organisation von Arbeit. Arbeitszeiten müssen flexibler und differenzierter gehandhabt werden, um einerseits betriebliche Bedarfe zu decken, andererseits die Belange der Beschäftigten zu berücksichtigen. Diese Herausforderung greift die umfangreiche Broschüre „Arbeitszeit im Wandel“ auf, die Alexander Matthes von NORDMETALL mit Kollegen aus den Metall- und Elektroverbänden sowie Experten unserer Mitgliedsunternehmen erarbeitet hat. Der Praxisleitfaden verdeutlicht auf der Basis der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie die vielseitigen Möglichkeiten zur Gestaltung der Arbeitszeit. Die Autoren beschreiben, wie neue Arbeitszeitprojekte aufgesetzt und gemeinsam mit Beschäftigten, Führungskräften und Betriebsrat durchgeführt werden können. So lassen sich nicht nur moderne Konzepte zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit umsetzen, sondern auch passgenaue Lösungen für jedes Unternehmen entwickeln. Geschickte Gestaltung der Arbeitszeit ermöglicht beides: Optimierung der Kostenfaktoren und Steigerung der Zufriedenheit unter den Beschäftigten. Mitglieder von NORDMETALL und AGV NORD erhalten die neue Broschüre bei unserem Arbeitszeitspezialisten Alexander Matthes: matthes@nordmetall.de DJ

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... es Freude macht, mit jedem frischen Magazin über die Innovationskraft der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie informiert zu werden. Der Blick auf Digitalisierung und Globalisierung zeigt: wir müssen mehr Wirtschaft wagen – die Standpunkte veranschaulichen das eindrucksvoll.“

Wolfgang Clement, Kuratoriumsvorsitzender der INSM

KURZ VOR SCHLUSS
Fotos: Daniel Reinhardt Foto: Christian Augustin
42 4 / 2017 Standpunkte NORDMETALL

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