Standpunkte 03/2018

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Standpunkte

Bunte Riesen

NORDMETALL-Mitgliederversammlung auf der Meyer Werft

Termin beim Chef Dr. Christian Strahberger, CEO Schottel GmbH

Plus: MINT-Schüler„Sülvstmaakt“–weitvorn Das Magazin von Nr. 3 / Juli 2018 / 36. Jahrgang www.nordmetall.de

Bild des Monats:

Kürzlich wurde in Cuxhaven das modernste Windturbinenwerk der Welt eingeweiht, und weil es dabei um die Produktion von sauberem Strom geht, wurde auch an die Energieversorgung der Transportschiffe gedacht, die hier regelmäßig anlegen. Siemens-Gamesa baute eine Anlage, der die großen Schiffe mit elektrischer Energie versorgt, während sie am Kai liegen. Ohne diesen Anschluss müssten sie ihren Motor ständig laufen lassen, und das würde die Luft im Hafengebiet zu stark belasten. CvF

STANDPUNKT NR. EINS

mit gesundem Selbstbewusstsein betont die deutsche Metall- und Elektroindustrie den Satz: Wir sind das Herz der Wirtschaft. Die jüngste NORDMETALL-Mitgliederversammlung, über die wir in diesem Heft ab Seite sechs berichten, belegt den Wahrheitsgehalt dieser Erkenntnis. In Papenburg an der Ems durften die Vertreter der norddeutschen M+E-Branche auf der Meyer Werft zu Gast sein. Seit über 200 Jahren werden hier Schiffe gefertigt, das Familienunternehmen gehört heute zu den führenden Kreuzfahrtschiffbauern weltweit. Vergleichbare Spitzenpositionen besetzen die Hersteller von Luxuslimousinen oder Flugzeugen, Präzisionsmaschinen oder Spezialkabeln, die wir in unseren Reihen versammeln. Ohne die Grenzen nordischer Bescheidenheit zu überschreiten, dürfen wir sagen: Wir sind stolz auf unsere Mitgliedsunternehmen und ihre Mitarbeiter. Bei NORDMETALL trifft sich fast das gesamte ‚Who is who‘ der norddeutschen Wirtschaft.

Unser Arbeitgeberverband spiegelt diese führende Stellung übergreifend: Die NORDMETALL-Mitglieder konstatieren immer wieder, dass sie ‚ihren“ Verband für effizient strukturiert und finanziell solide halten, sie bescheinigen uns ein exzellentes Leistungsportfolio und eine tolle Mannschaft, per Umfrage zuletzt vor drei Jahren. In diesem Jahr stellen wir uns wieder dem Urteil unserer Mitglieder, um noch besser zu werden.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Wie unser Sozialpartner IG Metall könnten auch wir ein stärkeres Mitgliederwachstum vertragen. Das liegt nicht nur an den Tarifverträgen, die ihre Potenziale oft erst auf den zweiten Blick offenbaren – deren Vorteile herauszustellen, daran wollen wir in den kommenden Monaten arbeiten: nicht weniger Flächentarif, sondern mehr Flexibilität, lautet das Motto.

Es liegt auch an der zurückhaltenden Art und Weise, die uns norddeutschen Arbeitgebern oft zu eigen ist. Die mag in Jahrhunderten gewachsen sein, aber neue (digitale) Zeiten verlangen auch neue Haltungen: Zeigen wir nicht nur stolz auf unsere Mitarbeiter und Produkte, sondern präsentieren wir uns ebenso selbstbewusst als diejenigen, die im Norden eigenverantwortlich die Arbeitsbedingungen regeln, politikfern und praxisnah. Dann wird auch sofort der emotionale Mehrwert erkennbar, den die Mitgliedschaft bei NORDMETALL bietet. Auf dass das Herz der Wirtschaft in uns allen noch etwas stärker schlage.

Foto: Michael Bahlo
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
Das Herz der Wirtschaft darf ruhig noch stärker schlagen.
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Termin beim Chef

Dr. Christian Strahberger führt die Schottel GmbH, Weltmarktführer für steuerbare Schiffsantriebe. S.

Die Oberschule Uplengen wurde in das Exzellenz-Netzwerk MINT-Schule der NORDMETALL-Stiftung aufgenommen – ein Besuch vor Ort. S. 12

Titel

Mitgliederversammlung 2018

Enorme Innovations- und Wirtschaftskraft: Bernard Meyer gewährte den NORDMETALL-Mitgliedsunternehmen einen tiefen Einblick in die Meyer Werft in Papenburg. S. 6

Serie Teil 2

Start-ups: Erfolg ist kein Zufall

Wirtschaftsförderung im Norden: Was Bremen und Nordwestniedersachsen tun. S. 16

Immer auf Kurs
Verband Bildung Erfolgsmodell MINT for Ing. 10 Mehrwert Verband Folge 53: Das Schlosshotel mit exklusivem Angebot 21 Wir für Sie Folge 20: Unser Mann in Rostock – Dr. Thomas Matz 26 Aus der Hauptstadt Erfolgsfaktor Soziale Marktwirtschaft 28 Rubriken Termine 20 Made in Northern Germany Spezialschiffe 23 Menschen und Meldungen 24 Grafik des Monats 27 Cartoon / Wirtschaftszitat 29 Mein Standpunkt Autohasser 40 Kontakt / Personenregister / Impressum 41 Kurz vor Schluss /„Wagner liest“ 42 Thema Face to Face Dr. Matthias Bartke und Dr. Nico Fickinger diskutieren Rückkehrrecht 30 Panorama Der künstliche Kollege 34 10
Bildung MINT-Meister
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2018
/
Fotos:
Foto unten: WFB, Jonas Ginter, Foto oben: Christian Augustin 4 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 5 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Christian Augustin, Alexander Spiering, Michael Schnelle

Tradition auf Zukunftskurs

Sie ist seit Jahrhunderten erfolgreich.

Wie sie das schafft?

Mit permanenter Weiterentwicklung.

Was braucht sie dafür?

Hervorragende Mitarbeiter, Innovationen und passende politische Rahmenbedingungen.

Bei der NORDMETALL-Mitgliederversammlung 2018 standen die maritime Industrie und die Unzufriedenheit der Firmen mit der Politik im Mittelpunkt.

Lange bewährt, äußerst erfolgreich, sehr innovativ. Woran denken Sie bei diesen Worten? Wir denken an die Industrie im Norden! Beispielhaft für das Erfolgsrezept aus Tradition und Innovation steht die Meyer Werft in Papenburg, Tagungsort der NORDMETALL-Mitgliederversammlung am 14. Juni. Hier werden schon seit 1795 Schiffe gebaut, zuerst aus Holz, dann aus Eisen und heutzutage verlassen modernste Kreuzfahrtschiffe die Werft.

Das Familienunternehmen Meyer Werft hat Erfolgsgeschichte über sieben Generationen geschrieben –

ein Leuchtturm in der norddeutschen Industrielandschaft. Aber auch die Lürssen-Gruppe, die MV-Werften, die U-Boot-Bauer von ThyssenKrupp Marine Systems und die vielen anderen Betriebe der maritimen Industrie mit ihren rund 18.000 Beschäftigten können auf ihre Leistungen stolz sein. Darin waren sich die Teilnehmer der Mitgliederversammlung einig. Kreuzfahrtschiffe und Yachten bilden den Löwenanteil der Produktion der Schiffbauer im Norden, die zu fast 100 Prozent exportiert wird. Marine- und Spezialschiffe sichern zusätzlich einen Jahresumsatz

„Wir gucken nur nach vorne, nicht zurück“, Paul Bloem (r.), Leiter Politik und Kommunikation, führt durch die Werft.

Werftchef Bernard Meyer (l.) begrüßte die Mitglieder im neuen Konferenzzentrum, NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch ging in seiner Rede vor allem auf politische Themen ein, während Dr. Nico Fickinger (r.) die aktuelle Situation und die Entwicklung des Verbandes analysierte.
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Christian Norda (r.) von der Meyer Werft beantwortete viele Fragen der faszinierten Besucher.

von insgesamt gut fünf Milliarden Euro, so die Zahlen aus dem Jahr 2015.

Wie beeindruckend dies in der Realität ist, erlebten die Mitglieder unseres Arbeitgeberverbandes bei der Besichtigung der Werft: Die Meyers gewährten exklusive Einblicke in sonst nicht für das Publikum zugängliche Bereiche, insbesondere in das Dock, in dem der neue Luxusliner der britischen Reederei P&O Cruises entsteht. Das Schiff wird neues Flaggschiff der P&O-Flotte werden, komplett angetrieben durch den emissionsarmen Treibstoff LNG. Nach der Auslieferung im Frühjahr 2020 geht es auf der Meyer Werft nahtlos weiter, bereits jetzt sind die Docks bis 2023 voll ausgelastet. Ein Grund für den ungebrochenen Erfolg sind vorausschauende Investitionen. Paul Bloem, Leiter Politik und Kommunikation der Meyer Werft, erklärt: „In unserem Laserzentrum finden Sie keine Technologie, die es nicht auch woanders gibt. Aber die Kombination dieser innovativen Technologien habe ich noch auf keiner anderen Werft gesehen.“ Pro Jahr sichert Familie Meyer mit 50 bis 80 Millionen Euro die Wettbewerbsfähigkeit auf dem hart umkämpften Markt. Bernard Meyer hieß die NORDMETALL-Mitglieder herzlich willkommen und betonte, dass die Lage der Werft im Hinterland auch ihr Gutes habe. „Wir haben aus dem Nachteil einen Vorteil gemacht. Hier ist es noch günstig zu wohnen, hier ziehen Familien wieder her, das sind unsere Fachkräfte.“

Während der Kreuzfahrtschiffbau boomt, gibt es im Marineschiffbau Probleme angesichts mangelnden politischen Rückhalts. „Es kann und darf nicht sein, dass wir gerade in einer zunehmend unsicheren

Weltlage in einem Hochtechnologie-Land wie Deutschland kaum noch Marineschiffe fertigen können, weil uns überbordende Rechtsregeln und politische Befindlichkeiten im Wege stehen“, kritisierte NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch auf der Mitgliederversammlung. Er forderte, dass „die norddeutsche Politik in Berlin ihren Einfluss geltend macht, um Vergabeentscheidungen zugunsten deutscher Marineschiffbauer zu erleichtern und zu beschleunigen.“

Werftchef Meyer bedankte sich ausdrücklich bei NORDMETALL. „Wir haben Ihre Unterstützung und Sie haben unsere. Wenn wir zusammenstehen,

können wir viele Probleme lösen.“ Während dem Schiffbau mehr Engagement der Politik guttäte, kritisierten die Unternehmensvertreter deutlich zu viel politischen Eifer in anderen Bereichen. „Die grassierende Tendenz zu Überregulierung besorgt uns generell“, konstatierte Lambusch. „Das gilt auf europäischer Ebene beispielsweise für die Entsende richtlinie und in Deutschland für die Ideen zum Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeit. Die Pläne der großen Koalition mögen gut gemeint sein –aber gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von gut gemacht. Hier reißt die Politik mutwillig Löcher in unsere Belegschaften. Das ist nicht nur völlig lebensfremd, das ist auch höchst gefährlich.“ Er appellierte an die Große Koalition, die Pläne zu überdenken und die Befristungsregeln so zu lo -

ckern, dass die Personallücken wenigstens theoretisch durch Neueinstellungen gefüllt werden könnten. Angesichts der inzwischen herrschenden Fachkräftekrise – fast zwei Drittel der NORDMETALL-Mitgliedsbetriebe finden nicht genügend Fachkräfte – richtete der Präsident eine Forderung an die Politik: „Wenn Bundes- und Landespolitik nicht intensiver an Maßnahmenpaketen zur Fachkräftegewinnung und Ausbildung arbeiten, wird diese Krise das fortdauernde Konjunkturhoch ernsthaft gefährden: Es können noch so viele Aufträge aus aller Welt für die begehrten Schiffe und Autos, Maschinen und Flugzeuge ‚made in Germany‘ bei uns eingehen – wenn nicht genug Mitarbeiter verfügbar sind, können diese Aufträge nicht abgearbeitet werden.“ DJ

Ergebnisse der Mitgliederversammlung:

• Neu im Vorstand der Bezirksgruppe Nord: Bernd Hartmann (ThyssenKrupp Marine Systems), Robert Focke (Nordischer Maschinenbau Rud. Baader).

Ausgeschieden: Dr. Ulrich Braig (HAUNI Maschinenbau) und Thomas Schwichtenberg (Vossloh Locomotives)

• Beiträge bleiben 2019 stabil Vorstand und Geschäftsführung entlastet

• Haushaltsplan 2018 genehmigt

• Satzung angepasst

„Exot an der Ems“: Werftchef Bernard Meyer appelliert für mehr „fair level play“ in Handelsfragen und beim Schiffbau. Rechnungsprüferin Kirsten Ewers (Raytheon Anschütz) bescheinigte NORDMETALL eine vorbildliche Rechnungslegung. Dr. Hagen Lesch (Institut der deutschen Wirtschaft) spricht über die Entwicklung der Tarifbindung. Man kennt sich gut (v. l.): Uwe Mertens (August Brötje), Jürgen Lehmann (NORDMETALL Oldenburg), Johann Doden (NORDMETALL Emden) und Folkmar Ukena (LEDA Werk). Läuten den gemütlichen Teil ein (v. l.): Steffen Pohl (LiebherrMCCtec Rostock) und Peter Golinski (NORDMETALL). Arnim Malzahn (l., W. Ludolph) und Marcel Christmann (NORDMETALL Bremerhaven) im angeregten Gespräch vor dem Abendessen im Hotel Alte Werft. Bernd Hartmann (l. ThyssenKrupp Marine Systems) und Robert Focke (Nordischer Maschinenbau Rud. Baader) freuen sich über die Wahl in den Vorstand der Bezirksgruppe Nord.
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Zufriedene Gesichter (v. l.): Markus Seebeck (Manitowoc), Dietmar Janssen (Neue Jadewerft), Thomas Lambusch (NORDMETALL-Präsident), Michael Waskönig (Waskönig+Walter)

Brücken schlagen zwischen Schule und Betrieb

Erfolgsmodell „MINT for Ing“: Bei der sechsten Auflage der Fortbildung haben 17 LehrerIngenieur-Tandems mitund voneinander gelernt. Daraus sind praxisnahe Unterrichtseinheiten entstanden, die bei den Schülern ankommen –inklusive Turmbau im Klassenzimmer.

Maßgeschneiderte Fortbildung für Lehrer

Unlängst ist die sechste Runde mit 17 „Lerntandems“ aus Ingenieuren und Pädagogen zu Ende gegangen. Außer Airbus und Hella gehören auch Gestra, ThyssenKrupp System Engineering, Schulz Systemtechnik und Deutsche Telekom sowie die Bremer Bildungsbehörde und das Landesinstitut für Schule Bremen (LiS) zum Kreis der Organisatoren. „Das ist genau die Art Fortbildung, die Lehrer brauchen, weil sie Brücken baut und Praxisbezug schafft“, betont Anja Krüger vom LiS.

So besuchen die Pädagogen vor der gemeinsamen Schulstunde „ihren“ Experten am Arbeitsplatz und lernen die betrieblichen Abläufe kennen. Mathe-Lehrerin Esra Dikmen konnte beispielsweise bei Hella beobachten, wie Sensoren für die Kontrolle des Ölstands im Auto gefertigt werden – alle vier Sekunden einer, acht Millionen im Jahr. „Es hat mich fasziniert, zu sehen, wie viele kleine Teile in einem Sensor stecken und wie exakt alles getaktet ist. Das ist so völlig anders als mein Schulalltag.“

Die Tandempartner des 2018er „MINT for Ing“-Jahrgangs wurden gezielt nach fachlichen Schwerpunkten ausgewählt. „Wir haben uns an den MINT-Lehrplänen der Bremer Schulen orientiert und die Firmen gefragt, bei welchen Themen sie unterstützen können. So bringen wir schulische und betriebliche Realität näher zusammen und Berufsorientierung in den Unterricht. Davon profitieren alle“, erklärt Thomas Küll, Abteilungsleiter Weiterbildung und Personalentwicklung bei NORDMETALL.

Experimente mit Material aus dem Flugzeugbau

Das Konzept ging auf, wie sich auf der Abschlussveranstaltung Mitte Mai gezeigt hat, als die Teams ihre Ergebnisse vorstellten. So durften manche Schüler mit Mate-

Abschlusstreffen der Organisatoren und Tandems des „MINT for Ing“-Jahrgangs 2018 auf dem Bremer Airbus-Gelände.

Die Aufgabe ist klar: Wer baut den höchsten und stabilsten Papierturm? Für die Lösung bekommen 16 Fünftklässler der Gerhard-Rohlfs-Oberschule in Bremen nur A4-Papier, Tesafilm, Bleistift und Schere an die Hand –und 50 Minuten Zeit. Schnell bilden sich Teams, erste Skizzen entstehen, dann wird gebaut: Würfel, Röhren, gerollte Bögen. „Ich hatte befürchtet, dass die Schüler in der letzten Unterrichtsstunde nicht mehr konzentriert sind. Aber am Ende standen sie auf den Stühlen, um noch höher bauen zu können“, erzählt Lehrerin Esra Dikmen begeistert.

Die Mathestunde hat sie gemeinsam mit Prozessingenieur Dirk Geisler von der Firma Hella Fahrzeugkomponenten im Rahmen von „MINT for Ing“ entwickelt. Bei der Fortbildung lernen Lehrkräfte auf Augenhöhe mit

Experten aus Unternehmen über einen Zeitraum von vier Monaten hinweg. Dabei werden Erkenntnisse aus dem Industriealltag mit schulischem Stoff verbunden.

„Ich bin in die Fertigung von Ölniveau-Sensoren für Autos eingebunden“, sagt Geisler. „Für eine fünfte Klasse ist das zu komplex. Aber wie man eine Aufgabe im Team löst, so wie Ingenieure das täglich praktizieren, können Schüler das natürlich auch.“

Lehrerinnen und Lehrer dabei zu unterstützen, spannenden MINT-Unterricht zu gestalten – mit diesem Ziel hat der Flugzeugbauer Airbus 2012 das Projekt „MINT for Ing“ in seinem Bremer Werk initiiert. Ein Jahr später holte das Unternehmen den Arbeitgeberverband NORDMETALL ins Boot, weitere Partner folgten im Laufe der Jahre.

rialien aus dem Flugzeugbau experimentieren und dabei einiges über Faser-Kunststoff-Verbunde lernen; andere bauten kleine automatisierte Montagestationen auf. Im Bremer Schulportal „ItsLearning“ stehen die Einheiten nun allen Lehrkräften zur Verfügung. 2019 geht „MINT for Ing“ ins siebte Jahr – mit einem Neuzugang: den Stadtwerken Bremen. Das freut Bernd Schröder, Ausbildungsleiter im Bremer Airbus-Werk und Initiator des Projekts: „Es war von Anfang an unser Wunsch, das nicht allein zu organisieren, sondern ein Netzwerk aus Firmen und Schulen zu knüpfen. Das verstetigt sich nun und zeigt den großen Bedarf.“ Bisher haben sich 90 Lehrkräfte weitergebildet, etwa ein Drittel der diesjährigen Teilnehmer war zum wiederholten Mal dabei.

Für eine Wiederholung kann man sicher auch die Fünftklässler der Gerhard-Rohlfs-Oberschule gewinnen. Nach dem Turmbauen mit dem Ingenieur stand für sie fest: „Das war die allerbeste Mathestunde.“ Vielleicht war es für manchen sogar die Initialzündung, sich künftig intensiver mit den Naturwissenschaften zu beschäftigen. Das ist zumindest die Hoffnung der Projektpartner. BK

Firmenbesuch bei Hella: Prozessingenieur Dirk Geisler erklärt Lehrerin Esra Dikmen, wie Ölniveau-Sensoren für Autos gefertigt werden.

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Fotos: Michael Schnelle Fotos: Michael Schnelle (oben), Christian Augustin

Alles selbstgemacht

Im ostfriesischen Uplengen ist die Welt noch in Ordnung – zumindest für all jene, die Mobiltelefonie und Internet verteufeln. „Kein Netz“ zeigt das Display des Smartphones an. Nicht nur für Unternehmen bedeutet das einen nicht wettzumachenden Standortnachteil. Auch ein moderner Schulbetrieb ist ohne schnelles Internet heute kaum noch vorstellbar. Deshalb sagt Klaas Krieger, stellvertretender Schulleiter der Oberschule Uplengen, nicht ohne Stolz: „Wir sind die einzige Schule im Landkreis Leer, die WLAN in VDSL-Qualität anbietet.“ Dafür hat der 34-Jährige in enger Zusammenarbeit mit dem Schulamt des Landkreises Leer einiges Geld in die Hand genommen, um in der Schule diverse Access Points anzubringen, die das Funknetz mit dem Glasfaseranschluss im Ortskern von Uplengen verbindet.

Auch die Uhren scheinen an der Oberschule Uplengen in der Gemeine Remels schneller zu ticken als andernorts in Ostfriesland. Besonders spürbar ist das seit rund zweieinhalb Jahren. Die einst beschauliche „Schule im Grünen“, so der Schul-Slogan, besitzt mittlerweile einen gymnasialen Zweig und zieht mit 90 Anmeldungen pro Jahr fast doppelt so viele Schülerinnen und Schüler an als noch 2015. Ein Erweiterungsbau inklusive vier neuer Technikräume ist vom Schulträger, dem Landkreis Leer, bereits genehmigt und soll innerhalb der kommenden zwei Jahre auf dem weitläufigen Schulgelände hochgezogen werden.

Praxisorientiertes, experimentelles Lernen steht ganz oben auf dem Stundenplan der rund 450 Schülerinnen und Schüler. Zu Beginn der 9. Klasse wählen sie eines der Profilfächer Technik, Wirtschaft oder Gesundheit und Soziales. Übergreifend arbeiten sie anschließend zwei Jahre lang in der Schülergenossenschaft „Sülvstmaakt“ – plattdeutsch für „selbst gemacht“ – zusammen. Vorausgesetzt, sie bestehen das Auswahlverfahren inklusive Bewerbungs- und Motivationsschreiben, Lebenslauf und Vorstellungsgespräch vor Vorstand und Aufsichtsrat. „Wie im richtigen Leben“, sagt Krieger. „Mit ,Sülvstmaakt‘ macht unsere Schule einen großen Schritt auf die Wirtschaft zu. Das fängt mit dem Bewerbungstraining an und gipfelt in der Projektumsetzung samt Sponsorensuche.“

Preisgekrönte Genossenschaft

Tatsächlich ist die Schülergenossenschaft aus der Gemeinde Remels nicht mehr wegzudenken. Die rund 50 Genossen, alles Neunt- und Zehntklässler, fertigen Bänke aus lokal geschlagenem Holz oder für das benachbarte Familienzentrum beleuchtete Spiegeltische und Brettspiele mit XXL-Spielfiguren aus dem 3-D-Drucker für Senioren. Alles mit eigener Angebots- und Rechnungserstellung, Preiskalkulation, Konzeption und eigener Vermarktung.

2017 gewann die Oberschule Uplengen mit „Sülvstmaakt“ den Easycredit-Preis für finanzielle Bildung. Vom Preisgeld – beachtliche 8.250 Euro – kauften die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung von Klaas Krieger und Lehrerin Tanja Ostendorf einen Zweiachsanhänger mit Gitter- und Planenaufsatz sowie Kippfunktion. Der Verkäufer, ein lokal ansässiges Unternehmen, räumte

In der Schülergenossenschaft „Sülvstmaakt“ führt die Oberschule Uplengen ihren Technik- und Wirtschaftsunterricht wirkungsvoll zusammen. Das hat auch die Jury des ExzellenzNetzwerks MINT-Schule Niedersachsen beeindruckt.
Seit dem Spätsommer 2016 restauriert der Profilkurs Technik an der Oberschule Uplengen einen Porsche Junior Traktor, Baujahr 1959. Ein Sponsor stellte dafür 10.000 Euro zur Verfügung.
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Fotos: Alexander Spiering

So sieht ausgezeichneter MINT-Unterricht an der Oberschule Uplengen aus: Ein selbst entwickelter Generator betreibt eine Kupferspule (Bild links). Lötkolben und Platinen gehören an der Schule ebenso in Mädchenhände wie Mikroskope (Mitte). Klaas Krieger (Bild rechts, 2. v. l.) hat einen weiteren Meilenstein erreicht: die Aufnahme der Schule in das Exzellenz-Netzwerk MINT-Schule Niedersachsen.

den Genossen einen Rabatt von 25 Prozent ein. Seitdem transportieren die „Sülvstmaakter“ das Eichenholz für ihre Parkbänke auf einem eigenen Kipplader. Ein anderer Sponsor stellte der Schülergenossenschaft

10.000 Euro für die Anschaffung und Komplettrestaurierung eines Porsche Junior Traktors, Baujahr 1959, zur Verfügung. Ein Projekt, das es bis in die „Schlepper Post“, Deutschlands größtest historisches TraktorenMagazin, geschafft hat. Lehrerin Ulrike Waltemathe investiert über den regulären Unterricht hinaus viel Zeit mit den Jugendlichen, um das Fahrzeug wieder flottzumachen. Die Jungfernfahrt soll den Traktor zur Seniorenresidenz führen. Viele der Bewohner haben früher in landwirtschaftlichen Betrieben gearbeitet und dürften Porsche-Traktoren in- und auswendig kennen.

Im Physikunterricht experimentieren die Schülerinnen und Schüler mit Gewicht und Seilwinde.

Mobile Windkraftanlage

Ein eigenes Firmengebäude besitzt die Schülergenossenschaft auch: eine 36 Quadratmeter große Blechhalle auf dem Schulgelände, die als Werkstatt und Lagerort für den Porsche Junior dient. Gemeinsam mit dem Landkreis Leer haben die Schülerinnen und Schüler die Flächenberechnungen, Aushubarbeiten für das Fundament und die Pflasterarbeiten durchgeführt. Hochfliegende Pläne hat Krieger auch für die kommenden Jahre. Gemeinsam mit dem in Aurich ansässigen Windenergieunternehmen Enercon will die Oberschule Uplengen eine mobile Windkraftanlage bauen. „Wir begrüßen es generell sehr, wenn sich bereits Schülerinnen und Schüler intensiv mit Fragestellungen zur OnshoreWindenergie auseinandersetzen“, heißt es aus dem Un-

ternehmen, das bislang nur wenige Schulkooperationen eingegangen ist. Die Basis für ihre Windkraftanlage, einen 25 Meter hohen ausrangierten Bundeswehrfunkmast mit einer Windlast von bis zu 180 Kilogramm, hat Krieger kürzlich in Karlsruhe abgeholt. Den Kontakt zum Bundesverteidigungsministerium hatte ein umtriebiger Landtagsabgeordneter hergestellt.

„Wenn die Uplenger sehen, dass sich etwas tut, unterstützen sie gern“, erklärt Krieger den Sog, den die Aktivitäten an seiner Schule bewirken. Nun hat der gebürtige Ostfriese die Chance, sein Netzwerk über Ostfriesland hinaus auszuweiten. Anfang Juni wurde die Oberschule Uplengen als eine von vier neuen Schulen in das Exzellenz-Netzwerk MINT-Schule Niedersachsen aufgenommen. „Wir sind stolz darauf, die erste MINT-Schule im Landkreis zu sein: Wenn ein Leuchtturm, dann in Ostfriesland!“

Thomas Lambusch, Vorstandsvorsitzender der NORDMETALL-Stiftung, betont: „Die ausgezeichneten Schulen eröffnen ihren Schülerinnen und Schülern hervorragende berufliche Perspektiven und legen das Fundament für gute Fachkräfte von morgen.“ Gemeinsam mit

dem Niedersächsischen Kultusministerium haben die Stiftungen der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie, die Stiftung NiedersachsenMetall, die NORDMETALL-Stiftung und die VME-Stiftung Osnabrück-Emsland, 2011 das Exzellenz-Netzwerk ins Leben gerufen.

Für Klaas Krieger bedeutet die Auszeichnung auch ein Anknüpfen an alte Zeiten. Bevor der Techniklehrer nach Uplengen wechselte, hatte er die Molitoris-Schule aus Harsum im Landkreis Hildesheim für die Aufnahme ins MINT-SchulNetzwerk fit gemacht. Diese Schule wurde nun erfolgreich rezertifiziert.BiB

Das Windkraftanlagen-Modell hat das in Aurich ansässige Unternehmen Enercon der Oberschule Uplengen für ihren Unterricht geschenkt.

Fotos: Alexander Spiering
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WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG 2

Hafen für den Umschlag von Industrieanlagen und großen, schweren, sperrigen Gütern. Der Fachmann sagt Breakbulk dazu und meint Waren, die aufgrund ihrer Abmessungen, ihres Gewichts oder ihrer Stückzahl individuell verladen werden müssen. Das kann nicht jeder. In der Wesermetropole jedoch verfügen zahlreiche Unternehmen über dieses Know-how. Darauf sind die Bremer stolz. Und sie freuen sich, dass sie Antwerpen, Europas Nummer eins im Business, die weltweit führende Fachmesse „Breakbulk Europe“ abgeworben haben. Die Hafengesellschaft bremenports, die Messe Bremen und die BTZ Bremer Touristik-Zentrale hatten sich seit Jahren um die Ausrichtung der Veranstaltung bemüht. Ende Mai konnten sie sich über 10.000 Besucher freuen: Die sorgten nicht nur für mindestens 20.000 Übernachtungen, sondern ließen auch jede Menge Geld in der Stadt. „Jeder auf der Messe investierte Euro führt dazu, dass fünf weitere Euro am Standort bleiben“, rechnet Michael Skiba, Marketingchef von bremenports, vor. Macht kurzfristig eine Summe von 25 Millionen Euro, langfristige Folgen nicht eingerechnet.

Start-ups: gute Idee allein reicht nicht

Von dauerhaften Entwicklungen können viele Unternehmensgründer nur träumen, dabei muss Erfolg auf

Vom Start-up zum

Software-Schwergewicht

750 Kilometer Küstenlinie, Wasser, Watt und Wellen – keine Frage, die Region zwischen Ems und Elbe ist maritim geprägt. Gleichwohl stehen industrielle Leuchttürme wie die Meyer Werft in Papenburg, VW in Emden oder Airbus und Mercedes in Bremen stellvertretend für eine Region, die den Strukturwandel aktiv angeht. Dabei ziehen Wirtschaftsförderer immer häufiger an einem Strang und arbeiten über Ländergrenzen hinweg zusammen. Standpunkte hat in Bremen und Nordwestniedersachsen recherchiert.

Immer wenn eine Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ins All startet, drücken Airbus-Mitarbeiter in Bremen die Daumen. Denn in der Hansestadt wird die Oberstufe der Rakete gebaut; von hier aus geht sie auf die Reise ins All. Am Anfang aber noch ganz langsam.

Auf einem Schwertransporter rollt das tonnenschwere Teil im Schritttempo aus dem Werk fünf Kilometer weit in den Neustädter Hafen. Hier wird es auf ein Schiff verladen und nach Südamerika gebracht.

Der Neustädter Hafen ist nicht nur Deutschlands südlichster Seehafen, sondern auch Europas zweitgrößter

lange Frist gesehen Ziel eines jeden Unternehmens sein. Vielen Start-ups aber geht schon frühzeitig die Puste aus. „Eine gute Idee allein reicht eben nicht. Sie müssen auch Marketingwissen besitzen, Netzwerke aufbauen und vor allem Kapital akquirieren“, sagt Ralf Stapp, Geschäftsführer der landeseigenen Bremer Aufbau-Bank, BAB. Sein Institut will Gründern genau dabei helfen –mit Beratungs- und Finanzierungsangeboten aus einer Hand. „Dafür haben wir das Starthaus geschaffen, eine Institution, in der alles unter einem Dach konzentriert ist“, so der Banker. Sein Credo: das Prinzip der kurzen Wege optimieren und vormals dezentrale Angebote bündeln. Und das auch im Wortsinne unter einem Dach. Derzeit arbeitet das Starthaus einen Steinwurf vom Marktplatz entfernt in der Wachtstraße, ab Mai 2019 zieht es in neue Räume an den Domshof um.

In der neuen Immobilie will Stapp auch Co-Working-Bereiche einrichten. Dort könne sich der „Spirit der Gründer-Community“ dann ungehindert entwickeln. Allerdings: Geld zu verschenken hat auch die BAB nicht. Auch Gründer müssten Kreditantragsverfahren stellen, Businesspläne vorlegen und durch ihre Persönlichkeit überzeugen. Überdies gilt: Mit der Crowdfunding-Plattform „Schotterweg“ hat Bremen eine Möglichkeit dafür geschaffen, dass Gründungsideen von interessierten Bürgern finanziert werden.

SERIE
Foto für Illustration: Shutterstock Foto: bremenports, Marcus Lorenczat
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Besuchernagnet „Breakbulk“: Erfolg für Bremens Wirtschaftsförderer, die erstmals die internationale Fachmesse in die Hansestadt holten. Neben dem fiskalischen Nutzen bleibt ein Imagegewinn für den Messeplatz Bremen.

Wie ein Start-up nachhaltig funktionieren kann, hat der Bremer Carsten Meyer-Heder gezeigt. Der umtriebige Selfmademan fing 1993 als Einzelkämpfer an und gründete seine Firma Neusta, ein Software- und Beratungsunternehmen rund um Leistungen im Internet. Der Softwareentwickler hat mittlerweile mit seiner Unternehmensgruppe 2017 rund 170 Millionen Euro umgesetzt und es damit bis an die Spitze der deutschen Internetagenturen gebracht. Seit 2013 fördert das inzwischen in Team Neusta umbenannte Unternehmen auch Startups. „Wir haben in unseren Geschäftsräumen in der Bremer Überseestadt viel Platz, haben Co-WorkingAreas eingerichtet und insgesamt zwölf digitale Startups gefördert“, berichtet er. Motivation des Chefs: „Ich finde Existenzgründungen und junge Leute, die etwas bewegen wollen, grundsätzlich interessant. Und erfolgreiche Start-ups fördern auch unsere eigene Entwicklung und Innovationskraft.“

Erfolg ist kein Zufall

Erfolgreich zu gründen habe nichts mit Zufall zu tun, meint er. Viele Gründer seien gut ausgebildet und wüssten, wie man Businesspläne schreibt oder sich bei der

Bank präsentiert. Aber das allein reiche nicht. „Erfolgreiche Gründer brauchen ein Netzwerk an Kontakten, Coaching und Unterstützung bei der Kundenakquise.“

Dabei hilft Team Neusta: neben Geld vor allem mit Expertise der inzwischen 1.000 Mitarbeiter. Natürlich nicht völlig uneigennützig. Läuft das neue Unternehmen, beteiligt sich Team Neusta daran. Aber die Firma nutzt die Start-up-Förderung bisweilen auch als eigene Recruiting-Plattform. „Wir haben auch Softwareentwickler von Neugründungen bei uns eingestellt“, berichtet der Chef. Dass er darüber hinaus sein persönliches Unternehmer-Netzwerk bemüht, wenn es um die Einwerbung von Venture-Kapital geht, erwähnt er nur am Rande. Im kommenden Jahr, so Meyer-Heder, wolle man das Start-up-Engagement aber zurückfahren. „Wir haben bis dato rund zwei Millionen Euro investiert, jetzt wollen wir natürlich auch Erfolge realisieren.“ Und nebenbei tritt der Macher noch für die CDU als Bremer Bürgermeister-Kandidat an.

Hansalinie an der A1 vorangetrieben wird, bevor Achim-West startet. In der Hansalinie sind vor allem Zulieferer der Automobilindustrie aktiv, aktuell arbeiten dort mehr als 3.600 Menschen in rund 80 Unternehmen. Die Nachfrage nach Flächen ist ungebrochen. So vermarktete Bremen im vergangenen Jahr rund 30 Hektar.

Industrielle Kerne als Ausgangspunkt für neue Aktivitäten

Keine Frage: Der Gewerbepark Hansalinie profitiert vor allem von seiner Nähe zum Mercedes-Benz Werk Bremen. Er eignet sich damit hervorragend für die Ansiedlung von Unternehmen der Automotive-Branche und steht gewissermaßen beispielhaft für die Strategie, industrielle Kerne zu nutzen und um sie herum neue, leistungsfähige Strukturen aufzubauen.

sche Unternehmen siedelten sich an. Heute forschen und arbeiten mehr als 3.000 Menschen im CFK Valley Stade.

Inzwischen hat es sich vom regionalen zum internationalen Netzwerk entwickelt und Außenstellen in fünf Ländern – Belgien, Japan, China, Südkorea und Indien –gegründet. Gunnar Merz, Vorstandschef des CFK Valley, hat aber auch die unmittelbare Region im Blick: „Wir möchten das große Potenzial von CFK auch für andere Branchen nutzbar machen“, sagt er. So werde heute schon mehr CFK im Schiff- und Maschinenbau, im Automotive-Bereich und dem Bauwesen eingesetzt als in den klassischen Branchen wie der Luftfahrt oder der Sportindustrie. Deshalb berät das CFK Valley seit Anfang 2018 kleine und mittlere Unternehmen der SüderelbeRegion über den Einsatz von verschiedensten Faserverbundwerkstoffen. So befruchten einstmals kleine Verbundprojekte am Ende die ziemlich große Region zwischen Ems und Elbe. LS

Regionalwirtschaftliche Effekte durch länderübergreifende

Zusammenarbeit

Um wesentlich höhere Summen geht es, wenn große Gewerbegebiete erschlossen werden. Ein solches entsteht gerade in Niedersachsen, direkt südlich des Autobahnknotens Bremer Kreuz. Dort sollen 75 Hektar zum Gewerbegebiet Achim-West ausgebaut werden. Dazu ist geplant, eine Straßenanbindung von Bremen aus und eine neue Abfahrt von der Autobahn A27 zu bauen. Flächenerschließung und Bau der Infrastruktur erfordern finanzielle Vorleistungen. Geld, das die Stadt Achim nicht hat und das Bremen beisteuern könnte. Ungeachtet der konkreten finanziellen Ausgestaltung haben sich bereits beide Seiten zu einer Zusammenarbeit bereit erklärt. Immerhin erwartet eine von Bremen in Auftrag gegebene Untersuchung Wertschöpfungspotenziale zwischen 2,7 und 5,7 Milliarden Euro bis 2040. Bremens Kaufleute begrüßen die Beteiligung der Hansestadt an dem Projekt. Handelskammer-Präses Harald Emigholz hat denn auch schon konkrete Erwartungen an die Politik der beteiligten Partner formuliert: „Um dieses bundesweit einmalige interkommunale und Landesgrenzen-übergreifende Vorhaben gut auf den Weg zu bringen, muss bis Herbst 2018 die konkrete finanzielle und organisatorische Beteiligung Bremens ausgestaltet werden.“

Bis sich allerdings das erste Unternehmen im neuen Gewerbegebiet ansiedeln wird, vergehen voraussichtlich noch vier bis fünf Jahre. Denn Bremen dringt darauf, dass zunächst die Entwicklung des Gewerbeparks

Ein weniger bekanntes, deshalb aber nicht weniger erfolgreiches Beispiel findet sich rund 100 Kilometer weiter nördlich, in der Hansestadt Stade. Dort haben vor 14 Jahren das ortsansässige Airbus-Werk, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), ein Fraunhofer Institut, die Hansestadt Stade und drei weitere Unternehmen das CFK Valley Stade gegründet, einen Verein, der sich um die Weiterentwicklung der Faserverbundtechnologie als industrielle Fertigungstechnik kümmert.

Carbonfaserverstärkte Kunststoffe, kurz CFK, gelten als Werkstoffe der Zukunft. CFK ist leichter als Metall, besitzt aber die gleiche Festigkeit und besticht durch weitere positive mechanische Eigenschaften. Deshalb eignet es sich hervorragend zum Bau von Flugzeugen und Fahrzeugen und kann auch bei der Produktion von Schiffen und Rotorblättern für Windkraftanlagen genutzt werden. Auch in der Raumfahrt, beim Bau von Formel-1-Autos oder orthopädischen Prothesen kommt CFK zum Einsatz.

Wichtigster und von den Mitarbeitern her größter Player im CFK Valley ist das Airbus-Werk, das mit 1.800 Mitarbeitern Seitenleitwerke und Flügelschalen für die A320- und A330-Modelle sowie Flügel- und Rumpfschalen für den A350 produziert. Um dieses Werk herum hat sich das CFK-Kompetenznetzwerk in Stade zu einem echten Kristallisationspunkt rund um den innovativen Werkstoff entwickelt. 2006 öffnete die private Hochschule PFH Hansecampus Stade ihre Tore. An ihr forschen und lernen insgesamt 140 Studenten rund um CFK. 2010 wurde das Forschungszentrum CFK Nord mit dem DLR und einem Fraunhofer Institut als Hauptmietern eröffnet, und immer mehr kleine und mittelständi-

Reifenlager im Gewerbepark Hansalinie. Dank des nahegelegenen Mercedes-Werks hat sich hier eine leistungsstarke Automotive-Branche angesiedelt.

Zwei Macher, ein Ziel: Innovationen und Unternehmen fördern.
Foto: WFB, Jonas Ginter 18 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 19 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Gunnar Merz, Vorstandsvoritzender des CFK Valley Stade (oben) und Carsten Meyer-Heder, Chef des Internetunternehmens Team Neusta.

MEHRWERT

Termine von NORDMETALL, NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD

Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Industrieverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot.

Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referenten, kurzfristigen Änderungen und weitere Termine finden Sie auf unserer Homepage unter www.nordmetall.de/veranstaltungen.

Juli

03.07.2018 Workshop

„Neue Arbeitszeitmodelle“

03.07.2018 Workshop

„Neue Arbeitszeitmodelle“

03.07.2018 Info-Veranstaltung zu den Teilnovellierungen der M+E-Berufe (Digitalisierung)

04.07.2018 Info-Veranstaltung zum Tarifabschluss (Neue Arbeitszeitregelungen)

09.07.2018 Info-Veranstaltung zum Tarifabschluss (Neue Arbeitszeitregelungen)

25.07.2018 Konzert von Preisträgern im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern

September

04.09.2018 Workshop

„Arbeitsvertragsgestaltung“

NORDMETALL Kiel NM / AGV (Tarifrecht)

NORDMETALL Schwerin NM / AGV (Tarifrecht)

Emil-Possehl-Schule Lübeck NM (Bildung)

NORDMETALL Hamburg NM/AGV (Tarifrecht)

Radisson Blu Lübeck NM / AGV (Tarifrecht)

Schloss Hasenwinkel Hasenwinkel NM Stiftung

Folge 53: Das Schlosshotel von NORDMETALL

Exklusive Angebote für Mitgliedsunternehmen

NORDMETALL Hamburg NM / AGV (Tarifrecht)

06.09.2018 AGV NORD Vorstandssitzung Deharde Maschinenbau Varel AGV NORD

09.09.2018 Musikfest Bremen

„Metropole Orkest meets China Moses“ Forum Alte Werft Papenburg NM

11.09.2018 Workshop

„Arbeitsvertragsgestaltung“

12.09.2018 Musikfest Bremen

„Der junge Händel in Italien“

13.09.2018 Musikfest Bremen

„Der junge Händel in Italien“

15.09.2018 Musikfest Bremen

„Rossinis letzter Geniestreich“

18.09.2018 Netzwerk HR (Treffen der Persoalleiter)

20.09.2018 Netzwerk HR (Treffen der Persoalleiter)

21.09.2018 Info-Veranstaltung zum Arbeitsleben 2025

27.09.2018

NORDMETALL Präsidium und Vorstandssitzung

NORDMETALL Hamburg NM / AGV (Tarifrecht)

St. Marienkirche Friesoythe NM

Stadttheater Bremerhaven NM

St. Petri Dom Bremen NM

NORDMETALL Hamburg NM / AGV

NORDMETALL Kiel NM / AGV

NORDMETALL Hamburg NM / AGV (Arbeitsorganisation)

NORDMETALL Bremen NM

Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und dem AGV NORD profitieren ab sofort von exklusiven Rabatten im Schloss Hasenwinkel. Ob Seminar, Fortbildung oder Fachtagung, Treffen mit Geschäftspartnern, Klausurtagung der Unternehmensleitung oder Großveranstaltungen – im Tagungshotel der Wirtschaft mit seinen neun modernen Konferenzräumen tagen Sie immer gut. Die neuen Vorteile für Verbandsmitglieder: Alle Tagungspakete sind für sie zehn Prozent günstiger. Das Tagungspaket Basic Plus mit voll ausgestattetem Tagungsraum, Kaffeepause, Lunch oder Abendessen. kostet dann nur 40,05 Euro statt 44,50 pro Person. Professioneller Service, kostenlose Technik und eine ungestörte, inspirierende Atmosphäre sorgen für hervorragende Rahmenbedingungen. Auch bei den Übernachtungen sparen Mitglieder. Sie zahlen ebenfalls zehn Prozent weniger, also beispielsweise statt 80 Euro nur 72 Euro für ein Einzelzimmer in der Hauptsaison. Das 1909 erbaute neobarocke Schloss liegt in wunderschöner Landschaft verkehrsgünstig zwischen Schwerin und Wismar. „Unser Haus mit sei-

nen vielen individuellen Tagungsräumen und dem großen Tagungssaal für bis zu 150 Personen ist ideal für Firmenveranstaltungen", weiß Direktorin Jana Koch. „Außerdem sind bei uns schnelles WLAN, Beamer, Getränke oder Parkplätze bereits inklusive. Woanders zahlen Sie für jedes Mineralwasser vier Euro extra.“ Egal ob von Hamburg, Lübeck, Kiel oder Rostock, Schloss Hasenwinkel erreichen Sie in weniger als zwei Autostunden. Tagen Sie doch einmal dort, es lohnt sich! DJ

Kontakt:

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.tagungsschloss.de

Schloss Hasenwinkel Tagungshotel der Wirtschaft

Am Schlosspark 2

19417 Hasenwinkel

Tel.: 03847 66140

Idylle mit Service: Schloss Hasenwinkel in Mecklenburg-Vorpommern ist bei NORDMETALL-Mitgliedern beliebt.
VERBAND
Termine
20 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 21 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Spezialschiffe 1635

Pella Sietas GmbH – Hamburg-Neuenfelde

Mit Aufträgen für umweltfreundliche Fähren, leistungsstarke Saugbagger und sogenannte Scrubber füllt Deutschlands älteste Werft ihr Orderbuch. Nach der drohenden Insolvenz 2011 und der Übernahme durch die russische Pella-Werftgruppe 2014 peilt die Pella Sietas GmbH für 2019 wieder erste Gewinne an.

Eine direkte Schiffsverbindung zwischen Elbe und Bodensee gibt es zwar nicht. Seit diesem Frühjahr liegen jedoch Hamburg-Neuenfelde und Konstanz ganz nah beieinander – zumindest für die Pella Sietas Werft und die Stadtwerke Konstanz. Im Februar hat der Betreiber der Fährlinie Konstanz-Meersburg beim Hamburger Traditionsschiffbauer eine ganz besondere Passagierund Autofähre in Auftrag gegeben: Das Nachfolgeschiff der MF „Lodi“ soll mit einem umweltfreundlichen LNG-Antrieb ausgestattet werden. Statt mit Diesel fährt das Schiff mit verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas). Das reduziert den Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub erheblich. Geplanter Liefertermin: Februar 2020.

Die innovative Bodensee-Fähre mit einem Auftragsvolumen von knapp 18 Millionen Euro ist nur einer von mehreren neuen Einträgen im Orderbuch von Pella Sietas. Geschäftsführerin Natallia Dean, mit 39 Jahren die jüngste Werftchefin in Deutschland, fühlt sich in ihrer Strategie bestätigt: „Wir konzentrieren uns auf Bereiche, in denen wir konkurrenzfähig sind.“ Und das ist nun einmal nicht mehr der Bau großer Containerschiffe, sondern der Spezialschiffbau. Dazu gehören Schleppschiffe, Windkraft-Errichter- und eisbrechende Rettungsschiffe, selbstlöschende Massengutfrachter, Fähren oder auch Saugbagger.

Seit Januar dieses Jahres baut Pella Sietas einen solchen für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Von März 2019 an soll das 95 Millionen Euro teure Gerät die Unterelbe von Schlick befreien, also

auch vor der Haustür von Pella Sietas für Ordnung sorgen. Es ist der zweitgrößte Einzelauftrag in der zuletzt so wechselvollen Geschichte der Werft.

1635 von Carsten Sietas gegründet, ist sie die älteste durchgängig betriebene Werft Deutschlands. Das erste deutsche Containerschiff, die „Bell Vanguard“, bauten die Hamburger 1966. Mehr als 390 sollten folgen. Das letzte, die „Elysee“, lief im Jahr 2009 vom Stapel. Da hatten die Konkurrenz aus Asien und die Bankenkrise der Sietas-Werft bereits kräftig zugesetzt. Hinrich Sietas, Eigner in neunter Generation, gab die Führung schließlich an den früheren Airbus-Manager Rüdiger Fuchs ab. Doch auch der konnte das Ruder nicht mehr herumreißen. Sietas musste 2011 Insolvenz anmelden.

Heute, rund vier Jahre nach der Übernahme durch die russische Werftgruppe Pella Shipyard, beginnt sich die Lage für die Pella Sietas GmbH zu stabilisieren. Die versprochenen Großaufträge aus Russland sind zwar wegen der Ukrainekrise ausgeblieben, doch Natallia Dean und ihre mittlerweile rund 250 Mitarbeiter haben sich auch als verlässliche Zulieferer einen Namen gemacht. Unterbau-Sektionen für große Kreuzfahrtschiffe fertigen die Hamburger beispielsweise für die Meyer Werft in Papenburg. Ein anderes Pfund liefern die EU-Nachrüstungsregeln für Containerschiffe, die mit sogenannten Scrubbern, speziellen Abgasreinigungsanlagen, ausgestattet werden müssen. Als ehemals größter deutscher Schiffbaubetrieb besitzt Sietas viele der dafür nötigen Bauskizzen. Aus Tradition lässt sich Zukunft gestalten. BiB

Made in Germany Northern
23 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Fotos: Pella Sietas GmbH

Menschen und Meldungen

Mehrfach TOP

Besser geht es kaum. Alle drei Standorte der MV Werften wurden als „TOP Ausbildungsbetriebe 2017“ ausgezeichnet. Geprüft und gelobt wurden unter anderem besondere Initiativen im Ausbildungsbereich, die Qualifikation der Ausbilder und die Prüfungsergebnisse der Azubis. „Wir freuen uns über die erneute Auszeichnung. Ein besonderes Lob gilt unseren Ausbildern und Kollegen, die unsere Azubis auf dem Weg in den Beruf unterstützen und ihre Erfahrungen weitergeben“, sagte Björn Cleven , Direktor Personal bei MV Werften. Für die Stral-

Alles neu für Azubis

Bus unter Strom

700 Quadratmeter ist sie groß und kostet mehr als 500.000 Euro, die neue Ausbildungswerkstatt von Blohm + Voss in Hamburg. Sie ist Teil des Zukunftskonzeptes, mit dem der Eigentümer Lürssen die Hamburger Traditionswerft fit für die Zukunft machen will. Am 31.5.18 wurde die neue Ausbildungswerkstatt mit Hamburgs erstem Bürgermeister Peter Tschentscher und Wirtschaftssenator Frank Horch eingeweiht. Sie bietet hervorragende Möglichkeiten für die aktuellen 30 Auszubildenden und dualen Studierenden und die nachfolgenden Generationen. „Hier in den modernisierten Lehrwerkstätten zu stehen zeigt, welche Bedeutung wir der Ausbildung unseres Facharbeiter-Nachwuchses beimessen“, erklärte Blohm + Voss-Geschäftsführer Dr. Ralph Petersen. DJ

Neuer Treibstoff

sunder Werft war es bereits die 10. Prämierung, für die Standorte Rostock und Wismar die 9. bzw. die 8. Aktuell lernen 139 Azubis und 21 duale Studenten bei der Werftengruppe, zum 3. September 2018 stellt das Unternehmen weitere 105 Azubis und 12 Dualstudenten ein. Damit bildet MV Werften so viele junge Menschen aus wie kein anderes Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. DJ

Kann Methanol der umweltfreundliche Schiffsbrennstoff der Zukunft sein? Das untersuchten die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft, MEYER WERFT, Caterpillar Motoren, MAN Diesel & Turbo u. a. im Forschungsprojekt MethaShip. Fazit: Methanol weist ungeahnt positive Eigenschaften auf, „synthetisch hergestelltes Methanol ist ein Brennstoff mit Zukunft, der das Potenzial besitzt, eine ambitionierte maritime Klimaschutzstrategie umzusetzen“, erklärt Projektleiter

Daniel Sahnen von der MEYER WERFT. Es seien allerdings noch einige technische und wirtschaftliche Details zu klären, bis Methanol durchgängig in der Schifffahrt eingesetzt werden kann. DJ

Noch vor der offiziellen Premiere ist der erste Großauftrag da. Mercedes-Benz liefert 20 Stadtbusse des neuen, vollelektrisch angetriebenen Citaro an die Hamburger Hochbahn. Die ersten zwei Fahrzeuge werden noch in diesem Jahr übergeben. „Mit dem Citaro bringen wir einen wesentlichen Baustein auf dem Weg zu einem lokal emissionsfreien Busverkehr auf den Markt“, sagt Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses. Das sieht die Hamburger Hochbahn auch so, dort gelten die Stadtbusse als Meilenstein auf dem Weg zur grünen Busflotte. Ab dem Jahr 2020 will die Hansestadt möglichst nur noch emissionsfreie Omnibusse beschaffen. Bei rund 1.000 Omnibussen auf 111 Linien wird es allerdings noch einige Zeit dauern, bis die ganze Flotte elektrifiziert ist. DJ

Doppeltes Glück

Eine der schönsten Sachen auf der Welt sind glückliche Kinder. Dank vieler Airbus-Mitarbeiter aus Bremen und Stade können nun mehr erkrankte Kinder wieder fröhlich lächeln. Am Welt-Blutkrebstag am 28. Mai haben Bremer Airbus-Kollegen aus dem A400M-Programm 1.317,41 Euro aus Waffelverkäufen an den Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder Bremen e. V. gespendet. Außerdem haben sich 120 Mitarbeiter für eine Stammzellenspende registrieren lassen. Übergeben wurde die Hilfe vom Bremer A400M-Betriebsratsvorsitzenden Frank Axonoff sowie dem Bremer A400M-Personalleiter David Gastel-Nettey. Die Stader AirbusMitarbeiter haben die neue Schulbücherei der Grundschule Bremervörde mit 15.000 „Glückspfennigen“ bedacht, indem sie die Kommabeiträge ihres Gehaltes spendeten. Die Kinder, Eltern und Lehrer freuen sich über ganz viele neue Bücher. DJ

Fotos: Daimler, Airbus Fotos: MV Werften, Blohm + Voss, Meyer Werft
24 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 25 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Folge 20:

Dr. Thomas Matz

Unser Mann in Rostock

Dr. Thomas Matz

leitet die Geschäftsstellen von NORDMETALL und AGV NORD in Rostock. Der promovierte Jurist ist Spezialist für Fragen des Kündigungsrechts und des Betriebsübergangs.

Anfang der 1990er-Jahre lotste Dr. Thomas Matz mit seinem „Crashkurs Arbeitsrecht“ so manchen Personalleiter durch die Wirren der Wiedervereinigung. „Damals ging es vor allem um betriebsbedingte Kündigungen und die Gestaltung von Interessenplänen“, sagt Matz. „Da mussten die neuen Kolleginnen und Kollegen in den ostdeutschen Betrieben erst einmal fit gemacht werden.“ Zu der Zeit ebenfalls mit von der Partie: Edgar Wonneberger, heute NORDMETALL-Geschäftsstellenleiter in Schwerin, und Helmut Fitzke, heute NORDMETALL-Geschäftsstellenleiter in Neubrandenburg.

Matz lädt nach wie vor zweimal im Jahr zum „Erfahrungsaustausch für Geschäftsführer und Personalleiter“ ein – stets per Brief, wie er betont. Das habe einfach mehr Gewicht, sagt der 57-Jährige und fügt hinzu: „Die elektronischen Medien haben unsere Beratungsleistung zwar erheblich beschleunigt, doch fehlt oftmals der persönliche Kontakt.“ Zu seinen Netzwerktreffen kommen regelmäßig rund 40 Teilnehmer – für Rostock und Umgebung ein beachtlicher Erfolg.

Schon früh war Matz, Sohn eines HapagLloyd-Managers, klar, dass er Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt auf Arbeitsrecht studieren wollte. Dafür zog es den gebürtigen Bremer weiter in den Norden nach Kiel. Dort absolvierte er zwischen

Gehaltstrends

Entwicklung der preisbereinigten Verdienste in Prozent, 1990 = 100

1987 und 1990 einen Teil seines Referendariats in der Geschäftsstelle von NORDMETALL. Danach ging alles sehr schnell. Nur drei Wochen nach seiner Bewerbung hatte Matz seinen Arbeitsvertrag beim M+EArbeitgeberverband in der Tasche. Ein Jahr nach dem Mauerfall, im November 1990, zog er mit seiner Frau kurzerhand nach Rostock, um dort eine neue Verbandsgeschäftsstelle aufzubauen. Wenn Matz nicht in Rostock oder Stralsund die Interessen der Arbeitgeber vor Gericht vertritt, pflegt der passionierte Wanderer und Radfahrer seit rund 25 Jahren Kontakte in die Lokalpolitik und zur regionalen IHK. Er führt den Vorsitz des Verwaltungsausschusses der Arbeitsagentur Rostock und organisiert für den Arbeitsrechts-Förderverein der Rostocker Universität einmal im Jahr einen Arbeitsrechtstag. „Es geht nichts über den persönlichen Austausch“, sagt Dr. Thomas Matz –eine Maxime, die sich nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern bewährt. BiB

Kontakt für Mitglieder:

Dr. Thomas Matz

Tel.: 0381 442112

E-Mail: matz@nordmetall.de

Illustration: Maren Spreemann Quelle: IAB Quelle: BA Destatis Teilzeitquote in Prozent Teilzeit in Deutschland Erwerbstätige in Millionen Arbeitslosigkeit sinkt 40 30 20 1991 2017 39,10 8,1 7,7 7,1 6,8 6,9 6,7 6,4 6,1 5,7 8 4 0 45 40 35 2009 2017 Arbeitslosenquote in Prozent 100 105 110 115 120 125 130 1990 1995 2000 2005 2010 2015 ´16
war es wirklich 129,9 reale Tarifverdienste Monatsverdienste (Bundesbank)
behauptete Skandal 111,8 Reallohnindex
125,2 Verdienste
So
Der
(Fratzscher) Reallohnindex des Statistischen Bundesamtes. Vor 2007 nur teilzeitverzerrte Messzahlen
1990 bis 2007 teilzeitbereinigt; ab 2007 Reallohnindex des Statistischen Bundesamtes
Die Lohnlüge
Die vom Aufschwung, heißt es immer wieder. Ökonomen haben diesen Mythos von den vielen Abgehängten jetzt widerlegt.
GRAFIK DES MONATS
WIR FÜR SIE
Foto: Margit Wild 26 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 27 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

im Einsatz für die Unternehmen

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit über 17 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.

Stärkung des Erfolgsfaktors Soziale Marktwirtschaft

Die Digitalisierung verändert alles: Privatleben, Arbeitsbeziehungen, Konsumverhalten – das Netz revolutioniert die Welt. Während vor Jahren noch über „E-Commerce“ und die Frage, ob der Verbraucher wirklich Schuhe über das Internet bestellen würde, debattiert wurde, befasst sich die Branche heute mit SameDay-Lieferungen, auch von Lebensmitteln. Zweiter großer Veränderungstreiber in diesen Jahren: der demografische Wandel. Immer dringlicher stellt sich die Frage, wie wir es schaffen, in Zeiten dieser großen Umwälzungen auch weiterhin für gute Arbeitsplätze, Bildung, Wettbewerb und offene Märkte zu sorgen. Erste Voraussetzung für eine gelingende Antwort: Wir müssen die Herausforderungen der Zeit annehmen, statt sie zu leugnen oder auszublenden. Nur dann können wir auch in Zukunft in einem wettbewerbsfähigen und gerechten Deutschland leben. Das Wirtschaftskonzept der Sozialen Marktwirtschaft hat uns über bald siebzig Jahre eine gute Vorlage dafür geliefert. Sie erweist sich seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland als verlässliche Richtschnur für wirtschaftspolitische

Entscheidungen. Eindrucksvoll abzulesen ist die Wohlstandsmehrung an der Entwicklung der Löhne: Im Jahr 1950 lag der Nettoverdienst je geleisteter Stunde noch bei umgerechnet 2,89 Euro – im Jahr 2016 waren es 17,45 Euro.

Jetzt gilt es, die Soziale Marktwirtschaft zukunftsfest zu machen. Sie liefert Antworten auf die Fragen unserer Zeit. Ein modernes Wettbewerbsrecht meistert auch die Herausforderungen der Digitalisierung. Eine Sozialpolitik, die auf Eigenverantwortung statt auf simple Umverteilung und damit staatliche Bevormundung setzt, schafft Generationengerechtigkeit in den sozialen Sicherungssystemen. Die CDU hat sich die Modernisierung der Sozialen Marktwirtschaft als „Hausaufgabe für die nächsten Wochen und Monate“ vorgenommen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat eine Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft versprochen. Die INSM steht als kompetenter Partner bereit, daran mitzuwirken: Gemeinsam wollen wir den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands durch Stärkung der zentralen Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft erhalten und fortschreiben.

Am 21. Juni 1948 wurde die D-Mark als neue Währung der Bundesrepublik eingeführt. Dies gilt als Geburtsstunde der Sozialen Marktwirtschaft. Das ist nun 70 Jahre her. Dieses Jubiläum hat die INSM zum Anlass genommen, die Broschüre „Das ist Soziale Marktwirtschaft“ vollständig zu überarbeiten. Das Heft gibt einen Überblick zu Ursprüngen, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven rund um das Leitbild der Sozialen Marktwirtschaft. Die Broschüre kann über das Internet unter www.insm.de/Publikationen bestellt werden.

WIRTSCHAFTSZITAT

„Es ist nicht Aufgabe des Datenschutzrechts und der DatenschutzKontrollinstanzen, die Menschen von autonomen Entscheidungen über ‚ihre‘ Daten abzuhalten.“

Prof. Dr. Hans Peter Bull, 1978 – 1983, Erster Bundesbeauftragter für Datenschutz; 1988 1995 Innenminister Schleswig-Holsteins
AUS DER HAUPTSTADT
Foto: dpa
Die 28 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 29 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Arbeits- und Sozialausschusses Dr. Matthias Bartke (59) sowie der Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL Dr. Nico Fickinger (53) setzten nach der Standpunkte TV-Ausgabe von Ende Mai ihre Debatte um die neuesten Pläne des Bundesarbeitsministers zur Reform des Arbeitsrechts fort.

Dr. Matthias Bartke

… stammt aus Bremen, leistete in Rotenburg (Wümme) seinen Grundwehrdienst und absolvierte in Hamburg 1987 die einstufige Juristenausbildung. Nach Positionen am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität sowie in der Sozialbehörde Hamburgs wurde der Rechtsanwalt 2011 Büroleiter des Sozialsenators Detlef Scheele. 2013 und 2017 gewann der Sozialdemokrat den Bundestagswahlkreis Hamburg-Altona direkt, den vor ihm Olaf Scholz in Berlin vertrat.

Standpunkte: SPD-Bundesarbeitsminister

Heil will neue Regeln für das Rückkehrrecht aus Teil- in Vollzeit einführen und die sachgrundlose Befristung einschränken. Warum fürchten die Arbeitgeber, dass ihnen so die Personalhoheit in den Betrieben genommen wird?

Dr. Fickinger: Weil die Pläne schlicht nicht praktikabel sind. Der Fachkräftemangel wächst sich jetzt schon zur Fachkräftekrise aus, viele Unternehmen der M+E-Branche können bereits heute Aufträge mangels Personal nicht mehr abarbeiten. Das würde noch schlimmer werden, wenn künftig nach

Minister Heils Vorschlägen die Mitarbeiter auf Zuruf für bis zu fünf Jahre in Teilzeit gehen können. Ersatz könnten wir nach unserem Tarifvertrag im Norden aber nur für maximal 18 Monate einstellen. Schon dieses Lückenfüllen würde zu einem ungesunden Drehtür-Effekt in den Betrieben führen. Praktisch finden wir aber kein qualifiziertes Personal, schon gar nicht für 18 Monate befristete Teilzeit, weshalb Arbeitsverdichtung, Überstunden oder der Einsatz von Zeitarbeit zunehmen würden – das kann doch kein verantwortlich handelnder Arbeitsminister wollen.

Standpunkte: Nehmen sich die Sozialdemokraten diese Befürchtungen der Unternehmer zu Herzen?

Dr. Bartke: Die SPD befindet sich immer im regen Austausch mit den Unternehmern. Aber die Verbesserung des Verhältnisses von Arbeit und Freizeit ist für uns eine Herzensangelegenheit. Wenn man eine Familie gründen will, sind gute Lebensperspektiven und sichere Arbeitsplätze besonders wichtig, weshalb gute Teilzeitregelungen gerade für Frauen bedeutend sind, ebenso die Einschränkung der sachgrundlosen Befristung.

Und natürlich ist das neue Brückenteilzeitgesetz praktikabel: Wenn ein Arbeitnehmer zur Vertretung eines anderen Arbeitnehmers beschäftigt wird, so ist das ein Sachgrund und auch zukünftig nicht auf 18 Monate befristet. Der befristeten Teilzeit dür-

Dr. Nico Fickinger

… ist in Bad Kreuznach geboren, studierte Volkswirtschaftslehre in Heidelberg und Rom und promovierte 2004 mit einer Analyse des Bündnisses für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit. Der 53-Jährige ist seit 2014 Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL sowie geschäftsführendes Vorstandsmitglied des AGV NORD und der Unternehmensverbände in Mecklenburg-Vorpommern. Zuvor war er Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall in Berlin. Bis 2008 berichtete er als Wirtschaftskorrespondent aus der Berliner Parlamentsredaktion der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.).

Foto: Christian Augustin
30 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 31 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

fen nach dem geplanten Gesetz keine betrieblichen Gründe entgegenstehen. Sie muss angekündigt sein und mindestens ein Jahr lang dauern, höchstens aber fünf. Für Arbeitgeber bedeutet das ein hohes Maß an Planbarkeit. Im Übrigen ist weder durch den Mindestlohn die Welt untergegangen noch dürfte die Wirtschaft durch die vernünftigen Regelungen für mehr Flexibilität in der Arbeit im neuesten M+E-Tarifvertrag Schaden nehmen.

Standpunkte: Der jüngste Tarifvertrag kann also als Vorbild für die neuen Gesetzespläne herhalten?

Fickinger: Unser Tarifvertrag ist viel realitätsnäher. Deshalb sollte die Koalition solche Präzisierungen ausdrücklich erlauben und das bitte auch im Gesetzestext festschreiben. So kann der Arbeitgeber zum Beispiel den Teilzeit-Wunsch ablehnen, wenn er die ausfallenden Stunden nicht betriebsintern kompensieren kann. Außerdem haben wir Tarifpartner Überlastquoten vereinbart, also eine Obergrenze von 10 Prozent für befristete Teilzeit pro Betrieb oder 18 Prozent, wenn wir tarifliche und gesetzliche Teilzeit zusammenfassen. Auch so ein Überforderungsschutz fehlt in den Regierungsplänen. Die sind sowieso mehr als paradox: Teilzeit ohne Sachgrund wird ausdrücklich gefördert, Befristung ohne Sachgrund massiv eingeschränkt. Das zeigt doch: Der Arbeits-

Engagierte Debatte nach der Sendung: SPD-Sozialpolitiker Dr. Matthias Bartke (l.) und Arbeitgebervertreter Dr. Nico Fickinger.

minister hat einzig die Arbeitnehmerinteressen im Blick. Die Wünsche der Arbeitgeber – zum Beispiel nach einer EU-konformen Verteilung der Wochenarbeitszeit – werden dagegen auf die lange Bank geschoben und in Experimentierklauseln gepackt.

Bartke: Ich denke, wir müssen das grundsätzlicher angehen. Teilzeit betrifft doch in der Realität zu 80 Prozent Frauen, die in der Familienzeit ihre Kinder erziehen wollen. Wenn die dann flügge sind und die Mütter wieder in Vollzeit arbeiten wollen, geht das aber häufig nicht mehr – sie befinden sich in der Teilzeitfalle, aus der sie nicht mehr herauskommen. Das ist es zumindest, was wir von Betriebsräten und den Frauen aus den Unternehmen vielfach hören. Ich finde, da muss Politik Problemlösungen anbieten, und unser geplantes Brückenteilzeitgesetz ist eine gute Lösung. Und wenn der Bundestag erst mit dem Gesetzentwurf befasst wird, gilt auch hier die Struck'sche Regel (Anm. d. Red: nach dem früheren langjährigen SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Peter Struck), dass kein Gesetz aus dem Parlament so herauskommt, wie es hineingegangen ist.

Standpunkte: Da machen Sie den Arbeitgebern ja Hoffnung. Die brauchen sie auch für das Thema Beweislastumkehr, oder?

Fickinger: Ja, so ist es. Nach den Ideen von Minister Heil muss der Arbeitgeber immer,

auch bei Altfällen aus früheren Jahren, darlegen, dass es keine geeignete Vollzeitstelle gibt oder der Bewerber nicht geeignet ist. Im Extremfall ist – Stand heute – zu befürchten, dass sogar eine neue, betrieblich nicht notwendige Stelle geschaffen werden muss. Das ginge gar nicht, das wäre am Ende DDR light. Bartke: Wer soll außer dem Arbeitgeber denn sonst darlegen, ob der Betrieb das stemmen kann oder nicht? Das macht schon Sinn. Und es dürfen – wie gesagt – keine betrieblichen Gründe gegen die Brückenteilzeit sprechen. Also nichts mit DDR light. Wenn Sie aber schon auf die DDR anspielen: Da war vieles schlimm und falsch, aber eines nicht: sichere Arbeitsplätze und intensive Kinderbetreuung. Ich will keine ostdeutschen Verhältnisse aus der Zeit vor dem Mauerfall, aber sicherere Arbeitsplätze und bessere Kinderbetreuung, das wollen wir Sozialdemokraten auf jeden Fall.

Fickinger: Dann sollten Sie dort auch ansetzen. Je besser die Betreuungsmöglichkeiten, umso früher kehren junge Eltern zurück an den Arbeitsplatz. Hier darf sich der Staat gerne noch stärker engagieren. Und sichere Arbeitsplätze schafft man nicht durch höhere Kosten und mehr Belastungen für die Arbeitgeber. Die bekommen richtige Probleme, wenn durch das Festschreiben von bedingungslosen Ansprüchen eine Art „Arbeitszeit auf Zuruf der Arbeitnehmer“ eingeführt wird. Diese tickende Arbeitszeit-Bombe macht den Personaleinsatz unkalkulierbar.

Außerdem steht hinter diesen Plänen eine lebensfremde Misstrauens-Unkultur: Kein Arbeitgeber hat ein Interesse, gut eingearbeitete Mitarbeiter nicht wieder in Vollzeit zu beschäftigen, wenn sie es wollen. Keiner will ständige Personalfluktuation mit entsprechenden Reibungsverlusten, keiner will immer wieder erfolglos den leergefegten Fachkräftemarkt absuchen. Arbeitgeber halten heute ihre Leute so gut es nur geht, das ist die Wahrheit.

Bartke: Die Erfahrungen von Betriebsräten und vielen Frauen sind da differenzierter. Um hier für Gerechtigkeit zu sorgen, braucht es gesetzliche Regelungen, die das Land nicht aus den Angeln heben werden. Ich erinnere an 1985 – erst da hat Helmut Kohl das Beschäftigungsförderungsgesetz mit der sachgrundlosen Befristung eingeführt. Vorher war’s besser.

Standpunkte: Kann es sein, dass die SPD das Thema so in die Privatwirtschaft trägt, weil sie derart davon ablenken will, dass gerade staatliche Institutionen intensiv mit Befristungen und Kettenverträgen arbeiten?

Bartke: Nein, wenngleich Ihre Kritik durchaus berechtigt ist. Die SPD-geführten Ministerien in Berlin reduzieren diese befristeten Arbeitsverträge daher jetzt drastisch. Denn es ist richtig: Die SPD-Ministerien müssen hier vorbildlich sein.

Fickinger: Für den Missbrauch im öffentlichen Dienst, den Sie längst hätten beseitigen können, bestrafen Sie jetzt die gesamte Privatwirtschaft. Das ist unverantwortlich, ungerecht und nicht akzeptabel.

Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch. Luc

Standpunkte TV zu neuen Arbeitsrechtsplänen ist abrufbar unter www.nordmetall.de oder bei Youtube.

Im Standpunkte TV-Studio (v.l.n.r.): Kerstin Sprengard, Betriebsrätin Siemens AG Hamburg, Dr. Matthias Bartke, SPD-MdB Hamburg-Altona, Alexander Luckow, Standpunkte-Chefredakteur, Dr. Hans-Peter Klös, Leiter Wissenschaft IW Köln, Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL.

„Sichere Arbeitsplätze schafft man nicht durch höhere Kosten und mehr Belastungen für die Arbeitgeber.“
Foto: Christian Augustin
32 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 33 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Der künstliche Kollege

Seit Anfang Juni befindet sich der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf seiner zweiten Mission in der Internationalen Raumstation ISS, und diesmal hat er einen Begleiter, der fast aus einem „Star Wars“-Film stammen könnte. Cimon (Crew Interactive MObile CompanioN) ist der weltweit erste fliegende und autonom agierende AstronautenAssistent mit Künstlicher Intelligenz, und er kann nicht nur sehen, sondern auch hören, verstehen, sprechen und fliegen. Die Airbus-Experten, die den kugelrunden Kollegen im Auftrag des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit IBM entwickelten, ließen sich bei ihrer Arbeit tatsächlich von einem Film inspirieren, und zwar von der Zeichentrickserie „Captain Future“ aus den 80er Jahren. Einer der Protagonisten der Sendung war Professor Simon Wright, ein „fliegendes Gehirn“ mit Sensoren, Kameras und einem Sprachprozessor, und ähnlich wie er schwebt Cimon durch die Raumstation und unterstützt Alexander Gerst bei seinen Aufgaben. CvF

Foto: Airbus

TERMIN BEIM CHEF

Dr. Christian Strahberger

SCHOTTEL GMBH

27,5 Tonnen wiegt das glänzende Schraubenungetüm. Mit einem kräftigen Kran haben es die SCHOTTEL-Mitarbeiter in der blitzblanken Wismarer Werkshalle extra aufgerichtet. Dr. Christian Strahberger stellt sich lächelnd davor und wirkt im Vergleich geradezu zierlich. Fast sechs Monate wurde an dem hoch entwickelten Ruderpropeller mit allen Komponenten gearbeitet, um die 600.000 Euro ist der meterhohe Antrieb nun wert, heute ist Auslieferung. Dem Geschäftsführer wie seinen Kollegen ist der Stolz auf ihr Produkt anzumerken: „Der bringt um die 2.000 PS ins Wasser“, ruft uns ein junger SCHOTTEL-Arbeiter zu, als Standpunkte-Fotograf Christian Augustin den Chef vor der eindrucksvollen Kulisse ablichtet. Hier in der neuen Werkshalle am Rande der alten Hansestadt Wismar bauen sie

nicht simple Schiffsschrauben. Hier werden Antriebsstränge mit schwenkbaren, hoch komplizierten Ruderpropellern jedweder Größenordnung gefertigt, die vom kraftstrotzenden Hochseeschlepper bis zum wendigen Offshore-Versorger so ziemlich alles Schwimmfähige antreiben, was speziellen Navigationsanforderungen genügen muss. Christian Strahberger weiß um die Bindungskraft, die seine besondere Branche entfaltet: „Die Schiffspropulsion, das ist ein Kernelement des Schiffs, ein langlebiges Produkt, mit dem sich unsere Leute identifizieren“, sagt der 45-Jährige.

Ein Hidden Champion mit Tradition

Seit zweieinhalb Jahren führt der gebürtige Niederbayer mit dem leicht rollenden „r“ im gelassenen Tonfall SCHOT-

Vor schimmernder SchraubenKulisse: Dr. Christian Strahberger, CEO Schottel GmbH, in der Wismarer Werkshalle des Weltmarktführers für steuerbare Schiffsantriebe.
Foto: Christian
37 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Augustin

TEL, einen „Hidden Champion“, wie die Wirtschaftswoche erst vor Kurzem wieder feststellte: 262 Millionen Euro Umsatz weltweit im Jahr 2017, Weltmarktführer bei den steuerbaren Schiffsantrieben inklusive Elektronikkomponenten.

Weltweit beschäftigt die SCHOTTEL Industries GmbH mit vier Gesellschaften

1.321 Mitarbeiter zwischen Deutschland, Brasilien, Australien, den USA und China. Angefangen hat alles vor fast 100 Jahren am Rhein: Josef Becker begann in Spay unweit Koblenz in den Zwanzigerjahren Boote zu bauen, ab Mitte der Dreißigerjahre entstand dort die SCHOTTEL-Werft, in den Fünfzigern wurden Ruderpropeller entwickelt und über erste Töchter im Ausland verkauft. „Das ist das Großartige, was SCHOTTEL ausmacht“, sagt Strahberger ohne Pathos, fast nebensächlich: „Das ganz eigene

Produkt der steuerbaren Antriebe, der rechtzeitige Einstieg in die Offshore-Entwicklung und eine frühe Internationalisierung.“

Mit der hat der promovierte Halbleiterphysiker seine persönlichen Erfahrungen: Nach dem Studium in Regensburg und der Promotion an der TU München engagierte ihn Siemens 2001 und schickte den Neuzugang sofort für einen sechsmonatigen Job nach New York. „Einen Großkonzern nicht aus der Zentrale, sondern gleich mit dem Blick aus der Ferne kennenzulernen, war eine wertvolle Erfahrung“, erinnert sich Strahberger. Ende 2008 wechselte er zum schwäbischen Technikkonzern Voith, leitete schließlich aus Heidenheim das maritime Geschäft des Unternehmens. „Das Gros der Schiffszuliefererindustrie sitzt im Westen und Süden der Republik, viel-

leicht zieht es auch deshalb viele Bayern in diese Branche“, lächelt Strahberger.

Das Schiff der Zukunft ist digital

Als SCHOTTEL ihn Ende 2015 als Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Prof. Dr. Ing. Gerhard Jensen an Bord holte, empfand er das als besondere Auszeichnung. „Wir nutzten die damalige Marktschwäche, um unser komplettes Produkt-Portfolio zu überholen, Lücken zu schließen und damit unsere Wettbewerbsfähigkeit nochmals deutlich zu steigern“, beschreibt Strahberger seine Zeit der Etablierung. Mit den Entwicklungsabteilungen des Unternehmens in den rheinischen Standorten Spay und Dörth gehe es nun darum, dieses Portfolio in die Digitalisierung zu überführen: „Im Schiff der Zukunft kommunizieren die Komponenten immer stärker miteinander, sammeln und tauschen Daten, aggregieren sich zur Zustandsüberwachung des Schiffes und der Flotte“, weiß der Technikfan. Auch das autonom fahrende Schiff sei längst keine Vision kommender Jahrhunderte mehr, sondern werde in den nächsten Jahrzehnten Realität. SCHOTTEL werde hier, im Bereich der Handels- und Marineschiffe, verstärkt um Marktanteile kämpfen.

Der einstige Wismaraner Ableger des DDR-Dieselmotorenwerks Rostock, 1999 als Wismarer Propeller- und Maschinenbau Gesellschaft GmbH WPM von SCHOTTEL übernommen, spielt eine zentrale Rolle in dieser Zukunftsstrategie. „Wir haben hier eine große Facharbeitertradition, zum Teil über Generationen. Gleichwohl müssen wir in Zeiten des Fachkräftemangels intensiv um Nachwuchs für die technisch-gewerblichen Berufe werben“, beschreibt Strahberger die Situation seines Ostsee-Standorts. Ein Mitbewerber um Auszubildende ist auch gleichzeitig lukrativer Auftraggeber SCHOTTELS in der gut 40.000 Einwohner zählenden Hansestadt: die MV-Werften, mittlerweile im Besitz der asiatischen Gentig-Gruppe.

Zuletzt wurden von dort bei SCHOTTEL je vier Schiffsantriebe für die vier Flusskreuzfahrtschiffe geordert, die MV für Crystal River Cruises baute.

Privat hält es der nahe der österreichischen Grenze am Inn aufgewachsene Strahberger eher mit dem Klettersport, als mit Vortrieb auf dem Wasser. Mindestens einmal pro Woche trainiert der zweifache Familienvater in felsigem Areal, weitab von Ruderpropellern und Schiffsschrauben. Luc

„Wir haben hier eine große Facharbeitertradition, zum Teil über Generationen. Gleichwohl müssen wir in Zeiten des Fachkräftemangels intensiv um Nachwuchs für die technisch-gewerblichen Berufe werben.“
Privat ein Kletterer
38 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 39 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL
Foto: Christian Augustin

MEIN STANDPUNKT

Autohasser

Als Lausbuben im beschaulichen Norderstedt der frühen 70er-Jahre haben wir uns manchmal einen Streich erlaubt: Die einzige Fußgängerampel weit und breit drücken, wegrennen, aus sicherer Deckung beobachten, wie genervte Käferfahrer (komischerweise traf es meistens die …) bei roter Ampel vor leerer Straße standen.

Heute macht diese Taktik den Kern der Verkehrspolitik von manchen Senatoren und Dezernenten in norddeutschen Metropolen aus, am schlimmsten zu beobachten in Hamburg: Straßen inklusive Zwangsverlegung des Fahrradverkehrs auf die Fahrbahn zurückbauen, Fahrverbote für Diesel-Altfahrzeuge verhängen, Tempo 30 selbst auf zentralen Ausfallstraßen dekretieren, Parkplätze vernichten, wo es nur geht. Dann wegrennen und aus sicherer Entfernung beobachten, wie das Chaos wächst: Unfälle mit neuerdings auf Hauptverkehrsadern zuckelnden Fahrradfahrern, Verdrängung gerade der Schwer- und Wirtschaftsverkehre von Magistralen in Nebenstraßen, Staus und Parkplatzsuchverkehr ohne Ende. Dass die Stickstoffoxidwerte in ganzen Quartieren steigen, Radfahrer immer häufiger verletzt und Anwohner in eben noch stillen Wohnstraßen plötzlich intensiv lärmbeschallt werden – alles wurscht.

Schlimmer noch: Den Chaosverursachern aus der Politik passt das in den Kram. Wenn sie ihr destruktives Werk vollendet haben, können sie nämlich anklagend auf ihr Hassobjekt Nummer eins zeigen, das angeblich an allem Schuld sei: das Auto. Dieses Vorgehen folgt einem Vorbild: Mitte der 70er-Jahre hielt der wortgewaltige Franz-Josef Strauß eine Strategierede vor Parteifreunden im bayrischen Sonthofen, die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Es müsse alles noch viel schlimmer werden im Land, dann würden die Wähler schon Union wählen – das war die natürlich bald in allen Medien kolportierte Kernbotschaft. Genau diese perfide Sonthofen-Strategie fahren heute norddeutsche Regierungen in der Verkehrspolitik: Je mehr Staus und Unfälle, je mehr Lärm und Luftverpestung sich erzeugen lassen, umso eher werden sich genervte Autofahrer schon in Busse und Bahnen, auf Fahrradsättel und Trottoirs zwingen lassen. Leider ist das kein Lausbubenstreich. Das ist die zynische Politik von Autohassern.

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Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL @ 40 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL 41 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

Ausbildung wird

digitaler

Das Thema brennt unter den Nägeln: Über 400 Ausbildungsverantwortliche aus Betrieben und Berufsschulen haben sich in den letzten Wochen bei NORDMETALL über Veränderungen in den industriellen Metall- und Elektroberufen informiert, zum Beispiel beim Berufsbild Mechatroniker. Die modernisierten Ausbildungsordnungen („Teilnovellierungen“) beinhalten die Erweiterung des Ausbildungsprogramms um die Themen Digitalisierung der Arbeit, Datenschutz und Informationssicherheit. Hinzu kommen sieben optionale Zusatzqualifikationen wie digitale Vernetzung, Prozess- und Systemintegration, IT-Sicherheit oder additive Fertigungsverfahren. Diese Zusatzqualifikationen können die Betriebe nicht nur bei der Berufsausbildung, son-

Wagner liest

Strandlektüre

Volles Haus im Ausbildungszentrum Varel am 11. Juni bei der Informationsveranstaltung zur Teilnovellierung der M+E-Berufe

dern auch in der beruflichen Weiterbildung nutzen. Ziel ist, neben den Auszubildenden auch die derzeitigen Mitarbeiter für die Anforderungen der Digitalisierung fit zu machen. Zusammen mit den Bildungsbehörden, die für die Berufsschulen verantwortlich zeichnen, sowie den Kammern mit ihrer Prüfungsverantwortung fanden Veranstaltungen in Bremen, Flensburg, Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock, Varel und Goslar statt. DJ

Sie können sich nicht zwischen Literatur und Sachbuch entscheiden? Johann Scheerer (*1982) beschreibt sehr geradlinig, wie er als 13-Jähriger die Entführung seines Vaters Jan-Philipp Reemtsma erlebte. Obwohl der Ausgang bekannt ist, ist das Buch spannend und entwickelt einen einnehmenden Sog. Gezeigt wird vor allem eine Familie in einer ultimativen Krisensituation: zermürbendes Warten, Schuldgefühle für Ablenkung, die Frage, wem man trauen kann, der Versuch, keine Hoffnungen zuzulassen, um nicht enttäuscht zu werden. Man kann das Buch als packenden Krimi einer eskalierenden Entführung lesen – mit wohldosierten Atempausen, in denen man Skurriles über Geldübergaben oder sympathische Anekdoten der Reemtsma-Familie erfährt. Oder Sie nehmen sich Zeit und finden Anknüpfungspunkte zum eigenen Leben oder z. B. der Frage, wie wichtig einem Schutz ist und wie bereit man wäre, dafür sein Leben zu verändern.

Und wenn Sie dabei wegdösen oder sich in der Betrachtung des Horizonts verlieren – Sie wissen ja, wie die Entführung ausgeht …

Kirsten Wagner, Geschäftsführerin der NORDMETALLStiftung und Jurymitglied des Literaturpreises des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V.

Johann Scheerer

Wir sind dann wohl die Angehörigen

Die Geschichte einer Entführung, Hardcover 240 Seiten, oder e-book, 20,- €, Piper, 2018

Ich lese „Standpunkte“, weil ...

„... die Bildungspolitik in Schleswig-Holstein die Bedürfnisse der Wirtschaft sehr ernst nimmt, besonders die Probleme bei der Suche nach befähigten Auszubildenden oder guten Fachkräften. In Standpunkte erfahre ich, was wir in Kiel für die Betriebe vor Ort tun können.“

Karin Prien, Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein, CDU

KURZ VOR SCHLUSS
Foto: Christian Augustin
42 3 / 2018 Standpunkte NORDMETALL

NICHTS IST FÜR DIE EWIGKEIT.

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Lieber Herr Scholz, ein schlauer Kopf braucht keine Haare – ein guter Finanzminister keinen Soli. Darum: Soli ganz abschaffen für alle ab 2020.
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