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Sonderausgabe der NewsDigest

KULTURSCHÄTZE IM WESTEN JAPANS

HIROSHIMA

Ōasa: Eine Radtour durch Hiroshimas Landidylle

Japan bei Nacht: Zwischen Sushi, Sport & Shutter Art

80 Jahre nach der Atombombe: Interview mit der Friedensorganisation Nihon Hidankyō

Nr. 26 April 2025 www.japandigest.de

INHALT

APRIL 2025

Hiroshima – eine Stadt, die für ihre tragische Geschichte bekannt ist – hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Symbol des Friedens und der Wiedergeburt entwickelt. Und nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die gleichnamige Präfektur bietet erstaunliche Schätze, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Vom beeindruckenden Friedenspark über malerische Landidyllen bis hin zu einzigartigen Geschichten und Mitbringseln: In Hiroshima wartet eine faszinierende Mischung aus Kultur und Natur auf Sie. Wie immer mit dabei: japanische Rezepte und spannende Events! Alle Artikel und mehr finden Sie online unter: www.japandigest.de

04 8 0 Jahre nach der Atombombe DER WUNSCH NACH FRIEDEN

07 Traditionelle Tänze HIROSHIMA KAGURA

08 Geschichte, Kunst & Autos 6 AUSSERGEWÖHNLICHE MUSEEN IN HIROSHIMA

12 Hiroshimas zeitlose Mythen GESCHICHTEN VON EWIGKEIT & WANDLUNG

14 Radtour durch Ōasa EIN DORF IN BEWEGUNG

17 K leine Dinge, große Geschichten DIE SCHÖNSTEN SOUVENIRS AUS HIROSHIMA

18 Eventkalender MAI BIS NOVEMBER

20 K intetsu Rail Pass MIT DEM ZUG INS KULTURELLE HERZ JAPANS

IMPRESSUM

Herausgeber: D oitsu News Digest GmbH

Geschäftsführung: Mie Mori

Generaldirektion: Kei Okishima

Vertrieb: Takuya Ine

Redaktion: D iana Casanova, Miho Doi, Isabelle Kullat, Kei Okishima

23 Die Kunst des berittenen Bogenschießens YABUSAME

24 8 00 Jahre Handwerkskunst & Tradition SEKI –DIE STADT DER KLINGEN

26 Japanische Nächte Z WISCHEN SUSHI, SPORT & SHUTTER ART

28 Reisevokabular SIE VERSTEHEN NUR BAHNHOF?

30 Lecker & locker japanisch kochen KREATIVE REZEPTE MIT MISO

FOLGEN SIE UNS ONLINE!

@japandigest

Übersetzung: D iana Casanova, Isabelle Kullat

Beiträge: Maria-Laura Brandmann, Diana Casanova, Isabelle Kullat, Kei Okishima, Samira Rafiq, Yoko Rendel

Art Director: Mayuko Ishibashi

Grafikdesign: Mayuko Ishibashi, Kanako Amano

Web: Masaru Mito

Cover-Bild: Atomic Bomb Dome im Friedenspark Hiroshima. | iStock.com / bee32

Doitsu News Digest Immermannstraße 53, 40210 Düsseldorf TEL: +49 (0)211-357000 FAX: +49 (0)211-357766 info@japandigest.de www.japandigest.de

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80 Jahre nach der Atombombe

DER WUNSCH NACH

FRIEDEN

Im Jahr 2024 wurde die Nihon Hidankyō mit dem Friedensnobelpreis für ihre langjährige Arbeit zur Abschaffung von Nuklearwaffen ausgezeichnet. Sie gibt den Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 sowie ihren Nachfahren eine Stimme, die Vergangenheit und Zukunft verbinden soll. 80 Jahre nach den Abwürfen sprechen wir mit Mimaki Toshiyuki, amtierender CoVorsitzender der Nihon Hidankyō, über seinen Wunsch nach einer atomfreien Welt. (Text: Kei Okishima)

Mehr auf der Webseite: Aktuelles > Gesellschaft

Welche Erinnerungen an Hiroshima haben für Sie eine persönliche Bedeutung?

Die Erinnerungen an meine frühe Kindheit, als wir im März 1945 vor den schweren Luftangriffen aus Tōkyō nach Hiroshima, der Heimat meines Vaters, fliehen mussten, werde ich niemals vergessen. Für eine Weile schien es, als ob wir dort in ein ruhiges und friedliches Leben zurückgekehrt wären, ohne die Zerstörung des Krieges. Die Reise nach Hiroshima sollte einen Neuanfang für meine Familie bedeuten.

Wo waren Sie am Tag des Atombombenabwurfs?

Ich habe an diesem Tag vor unserem Haus außerhalb des Stadtzentrums gespielt. Ich schaute nach unten und sah ein grelles Licht. Ich hielt es für einen Blitz.

Was ist Ihnen von damals im Gedächtnis geblieben?

Ich wusste an dem Tag nicht, welch schwere Katastrophe sich in Hiroshima ereignet hatte, da unser Haus 17 km vom Hypozentrum entfernt stand. Aber ein Nachbar sprach über die Ereignisse. Mein Vater arbeitete zum Zeitpunkt des Abwurfs in der Stadt

und kam abends nicht nach Hause. Am nächsten Tag machte sich meine Mutter auf die Suche nach ihm, mit meinem jüngeren Bruder auf dem Rücken und mich bei der Hand. Als wir die Innenstadt erreichten, wurden wir mit den Folgen der Atombombe konfrontiert.

Haben Sie danach jemals mit Ihren Eltern über die Ereignisse gesprochen?

Jedes Jahr am 6. August erzählte mir meine Mutter über die damalige Zeit, während sie auf den Fernseher starrte.

Immer mehr Länder setzen auf Atomwaffen zur Verteidigung oder drücken den Wunsch aus, sie zu besitzen. Was sagen Sie jenen Menschen, die behaupten, dass Atomwaffen notwendig seien?

Die Atommächte erklären, die Welt sei dank der Atomwaffen sicher. Das ist ein großer Trugschluss. Sollte in einem Atomstaat etwa versehentlich eine der Waffen detonieren, werden ja nicht nur das eigene Land, sondern auch die Nachbarländer nuklear getroffen. Die Betroffenen werden lebenslange Strahlenschäden, seelische Qualen und Diskriminierung erleiden. Es ist absolut unmöglich, ein Land oder Menschenleben mit Atomwaffen zu schützen.

Gibt es etwas, das Ihrer Meinung nach einen großen Einfluss auf Menschen hat, die sich noch nie Gedanken zum Thema Atomwaffen gemacht haben?

Das Hiroshima Peace Memorial Museum. Gerade in den letzten Jahren besuchten sehr viele Ausländer:innen das Museum. Manche weinen sogar, wenn sie die ausgestellten Fotos verstorbener Kinder oder verbrannter Kleidung betrachten. Sie sehen die Schrecken der Atombombe mit eigenen Augen und können sie begreifen. Die Ereignisse von Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren sind keine „alten Geschichten“.

Die weitere Nutzung von Atomenergie wird auch international diskutiert.

Als Kind wurde mir beigebracht, dass Kernenergie dazu genutzt wird, um Frieden zu schaffen – aber das war eine falsche Lehre.

Heute herrscht die Stimmung, dass Atomwaffen bei einer drohenden Niederlage im Krieg genutzt werden sollten. Das Wichtigste, was die Weltpolitik tun müsste, ist, über Maßnahmen nachzudenken, die sicherstellen, dass die Menschheit geschützt wird.

A Dezember 2024: Mitgliederinnen und Mitglieder der Nihon Hidankyō posieren für ein Foto nach der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo.

B Nihon Hidankyō-Co-Vorsitzender Mimaki Toshiyuki (Mitte) bei einer Veranstaltung während der Nuclear Ban Week 2023 in New York.

Geboren 1942 in Tōkyō, erlebte er während des Zweiten Weltkrieges die schweren Luftangriffe auf die Hauptstadt im März 1945. In Folge der Zerstörung flüchtete die Familie nach Hiroshima. Nur wenige Monate später überlebte der damals dreijährige Mimaki den Atombombenabwurf auf die Stadt. Nach seiner Schulzeit arbeitete er in einer Gießerei und war ab dem 57. Lebensjahr für 14 Jahre als Stadtrat und in anderen öffentlichen Ämtern tätig. Seit 2005 engagiert sich der heute 83-Jährige als Zeitzeuge des Atombombenangriffs und trägt seit 2022 als Co-Vorsitzender der Nihon Hidankyō maßgeblich zur Aufarbeitung und Bewusstseinsbildung bei.

NIHON HIDANKYŌ

Die „Japan Confederation of Atomic and Hydrogen Bomb Sufferers Organizations“, auf Japanisch kurz Nihon Hidankyō, ist eine Friedensorganisation mit Sitz in Tōkyō, die sich dem Ziel der nuklearen Abrüstung und Abschaffung aller Atomwaffen verschrieben hat. Darüber hinaus setzt sie sich für die sozialen und wirtschaftlichen Rechte sowie politische Unterstützung der Überlebenden der Atombombenabwürfe – auf Japanisch hibakusha genannt – ein. Die Nihon Hidankyō wurde 1956 als Zusammenschluss lokaler Vereinigungen für Opferhilfe gegründet. In ihrer Aufklärungsarbeit setzt sie hauptsächlich auf Storytelling und Zeitzeugenberichte. Die Organisation engagiert sich politisch durch Petitionen sowie Demonstrationen und bietet Beratungsangebote für Betroffene. Bei allen Mitgliedern handelt es sich um hibakusha, von denen in Japan 2016 noch ca. 174.000 lebten.

MIMAKI TOSHIYUKI

C Die drei Co-Vorsitzenden der Nihon Hidankyō, (v. r.) Mimaki Toshiyuki, Tanaka Shigemitsu und Tanaka Terumi empfangen im Namen der Organisation den Friedensnobelpreis.

D Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe am 8. August 1945: Die Atomic Bomb Dome genannte ehemalige Ausstellungshalle ist heute eine Gedenkstätte und ein Mahnmal des Friedens.

E Mitgliederinnen und Mitglieder der Nihon Hidankyō während der jährlichen Mitgliederversammlung im Juni 2024.

Wie steht die junge Generation in Japan zu den Ereignissen vom 6. August 1945?

In Schulen in Hiroshima und Nagasaki wird der Krieg, einschließlich der Atombombenabwürfe, standardmäßig unterrichtet, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Die ältere Generation möchte nie wieder einen Krieg erleben. Aber 80 Jahre später sprechen einige junge Menschen leichtfertig davon, dass sie in einem kommenden Krieg kämpfen würden. Viele von ihnen glauben tatsächlich, dass Kriege nur in anderen Ländern passieren.

Was möchte die Nihon Hidankyō an Japan und die Welt appellieren?

Gerade das von den Atombomben zerstörte Japan sollte eine Führungsrolle bei den Bemühungen um die Abschaffung von Atomwaffen und die Verwirklichung eines dauerhaften Friedens in der Welt einnehmen. Das Land sollte auch wirtschaftliche Hilfe für das Wohlergehen der Menschheit leisten. Krieg darf niemals geführt werden.

2025 jähren sich die Atombombenabwürfe zum 80. Mal. Was erwarten Sie, was die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Nihon Hidankyō für Japan bedeuten wird?

Die Überlebenden der Abwürfe sind heute alle betagt. Mit ihren Worten können sie zwar noch kämpfen, aber sie sind nicht mehr in der Lage aktiv zu intervenieren. Aktuell bekommen wir viel nationale und internationale Aufmerksamkeit. Es heißt sogar, dass dieses Ereignis in Schulbücher aufgenommen werden soll. In 10 Jahren werden wir aber nicht mehr hier sein. Bis dahin muss die junge Generation die Realität der Atomwaffen verstehen, und ich hoffe, dass wir dazu beitragen können.

Was ist Ihre Vision für eine Zukunft ohne Atomwaffen?

Ich möchte an die Akteure der Weltpolitik appellieren, sich zu verpflichten, keine Atomwaffen einzusetzen, auch wenn sie grundsätzlich eine andere persönliche Meinung vertreten. Diese Grundlage muss geschaffen werden, um die Sicherheit unseres Planeten und die der Menschheit zu gewährleisten.

HIROSHIMA PEACE MEMORIAL MUSEUM

Zentral im Friedenspark gelegen, gehört das Hiroshima Peace Memorial Museum zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es widmet sich der Aufgabe, die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki während des Zweiten Weltkriegs zu dokumentieren und über dessen historische Hintergründe und Folgen aufzuklären. Es werden Fotos, Hab und Gut der Opfer, Zeitzeugenberichte sowie weitere zahlreiche Materialien ausgestellt, die schonungslos die Schrecken der Atombombe aufzeigen, aber gleichzeitig ein Zeichen für die nukleare Abrüstung und den Frieden setzen. Das Museum wurde 1955 eröffnet und 2019 umfassend renoviert. Neben der Dauerausstellung finden regelmäßig Vorträge mit Zeitzeugen sowie Führungen und Veranstaltungen statt.

Öffnungszeiten: täglich

Eintritt: 200 Yen (Erwachsene); Tickets online oder an der Tageskasse

Traditionelle Tänze

HIROSHIMA KAGURA

Mitten im Stadtzentrum von Hiroshima hat man die Möglichkeit, eine echte japanische Kulturerfahrung zu machen – und das gleich mit englischer Übersetzung: Hiroshima Kagura ist eine traditionelle darstellende Kunst, die mythische Legenden durch aufregende Tänze erzählt. (Text: Diana Casanova)

A Szene aus dem Stück „Tsuchigumo“, aufgeführt von der Kinshō Kagura-Truppe aus Kitahiroshima.

B „Yamata no Orochi“, hier von der Yoshiwa Kagura-Truppe aus Hatsukaichi, gehört zu den imposantesten Stücken.

C Die englische Übersetzung des Gesprochenen wird auf einer Leinwand über der Bühne angezeigt.

Als Kagura (wörtlich „Götterunterhaltung“) werden uralte shintoistische Tänze und Musik bezeichnet, die ihren Ursprung in der japanischen Mythologie haben sollen. Einst wurden sie vor allem im Herbst von sog. miko, weiblichen Schrein-Bediensteten, aufgeführt, um den Göttern für eine gute Ernte zu danken. Kagura gehört zu den ältesten darstellenden Künsten Japans und im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich im ganzen Land unterschiedliche Stile. Die Präfektur Hiroshima ist bis heute Heimat einer aktiven Kagura-Szene: Ihre Wurzeln liegen in der benachbarten Präfektur Shimane, bevor Kagura gegen Ende der Edo-Zeit (1603-1868) im Nordwesten Hiroshimas eingeführt wurde. Dort entwickelte sich eine einzigartige Form des Göttertanzes, die sich u. a. durch riesige Masken und ausladende Kostüme auszeichnet. Jedes dieser Kostüme wird von Hand gefertigt und kann bis zu 20 kg wiegen. Bei Kagura handelt es sich jedoch nicht nur um einfache Tänze, sondern sie erzählen stets eine Geschichte; meist eine mythische Legende über den Kampf zwischen Gut und Böse.

Tanz für die Götter Begleitet werden die Tänze von meist vier Musikerinnen und Musiker: zwei Taiko-Trommeln, ein Handbecken und eine Kagura-Flöte. Dabei spielen sie nicht nach Notenblatt; die Musik, wie auch die Dialoge der Darsteller, werden ausschließlich oral weitergegeben und auswendig gelernt. Kostümwechsel während des Tanzens sowie Requisiten sind ein wichtiger Bestandteil der Aufführungen. So kommen etwa Nebelmaschinen, Papierluftschlangen und Feuerwerk zum Einsatz, um Spinnweben oder feuerspeiende Dämonen darzustellen. In der ganzen Präfektur soll es über 150 Kagura-Truppen geben, insbesondere in den Städten Hiroshima, Hatsukaichi, Akitakata, Kitahiroshima und Akiōta.

Im Stadtzentrum Hiroshimas gelegen, bietet das Hiroshima Prefectural Citizen‘s Culture Center diesen Truppen eine Bühne, um die Tradition einem breiten Publikum vorzustellen. Von April bis Dezember führt jeweils eine andere eine Vorstellung auf. Das Programm beinhaltet berühmte Märchen und Göttersagen wie „Tsuchigumo“ und „Yamata no Orochi“, welche schon als Kabuki- oder Nō-Theater seit Jahrhunderten faszinieren. Im Culture Center werden englischsprachige Flyer ausgeteilt, die Hiroshima Kagura im Allgemeinen erklären und die Handlung des Stückes zusammenfassen. Darüber hinaus begleitet eine zweisprachige Moderation durch den Abend. Die Dialoge sind auf (klassischem) Japanisch gehalten, eine englische Übersetzung wird auf einer Leinwand in Echtzeit angezeigt. Am Ende der Vorstellung ist es zudem möglich, kostenlose Erinnerungsfotos mit den Darstellern zu schießen.

Wann: Mittwochs ab 19 Uhr (2.4. bis 24.12.2025)

Wo: Hiroshima Prefectural Citizen‘s Culture Center (ca. 3 Gehminuten von der Haltestelle Kamiyachōnishi bzw. Hondōri)

Eintritt: 1.500 Yen (Tageskasse); Onlinebuchung möglich

Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Geschichte

Geschichte, Kunst & Autos

6 AUSSERGEWÖHNLICHE MUSEEN IN HIROSHIMA

Die Präfektur Hiroshima ist für ihre tiefgreifende Geschichte und lebendige Kultur bekannt und bietet ein reichhaltiges Angebot an Einrichtungen, die dieses vielfältige Erbe beleuchten. Wir stellen sechs Museen vor, die den Besucher:innen einen tiefen Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Hiroshimas geben – von historischen Überresten bis hin zu künstlerischen Glanzstücken.

(Text: Diana Casanova)

Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

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AUF DEN SPUREN DES KRIEGES Yamato Museum

Die Hafenstadt Kure, ca. 22 km südlich von Hiroshima, ist heute vor allem als Stützpunkt der Japanischen Maritimen Selbstverteidigungskräfte bekannt. Während des Zweiten Weltkriegs standen dort das größte Arsenal sowie die bedeutendste Schiffswerft der japanischen Streitkräfte, in der 1940 das größte Schlachtschiff der Welt, die Yamato, gebaut wurde. Das Kure Maritime Museum – auch Yamato Museum genannt – veranschaulicht die interessante Stadtgeschichte Kures, die sich auf den Alltag der Einheimischen, Kultur und Industrie fokussiert, sowie ihre kriegerische Vergangenheit anhand historischer Ausstellungsstücke und Modelle. Im Mittelpunkt steht ein detailgetreuer Nachbau der Yamato im Maßstab 1:10.

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JAPAN Burg Hiroshima

Die Burg Hiroshima im Stadtzentrum, umgeben von einem wunderschönen Wassergraben, wurde Ende des 16. Jahrhunderts vom Feudalherren Mōri Terumoto errichtet, jedoch 1945 durch die Atombombe vollständig zerstört. 1958 wurden der Burgturm sowie weitere Anlagen beinahe originalgetreu rekonstruiert. Der Turm beherbergt heute ein Museum, das die erstaunliche Geschichte der Stadt und der Burg anhand von zahlreichen Exponaten wie alten Samurai-Rüstungen und Dokumenten anschaulich erzählt. Auf der Aussichtsplattform im obersten Stockwerk genießen Besucher:innen einen herrlichen Blick auf das moderne Hiroshima. Die über 300 Kirschbäume im umliegenden Park ziehen im Frühling unzählige Menschen zur Kirschblütenschau an.

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FEUDALES

3 FÜR AUTOFANS

Mazda Museum

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SOUL FOOD ZUM ANFASSEN Wood Egg Okonomiyaki Museum OKONOMIYAKI

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SCHWIMMENDE KUNST

Simose Art Museum

Dieses Kunstmuseum, ca. 1 Stunde mit der Bahn von Hiroshima entfernt, schlägt seit seiner Eröffnung 2023 vor allem aufgrund seines außergewöhnlichen Designs große Wellen. 2024 gewann der vom japanischen Star-Architekten Ban Shigeru entworfene Komplex den Prix Versailles-Architekturpreis. Das Simose Art Museum präsentiert die Sammlung der Unternehmerin Shimose Yumiko und ihrer Familie; zudem finden regelmäßig Sonderausstellungen statt. Die acht beweglichen, verschiedenfarbigen Galerien schwimmen in einem flachen Teich – das weltweit erste Museum dieser Art – und sind parallel zum Seto-Binnenmeer ausgerichtet, verbunden durch einen verspiegelten Glaskorridor. Zehn bewohnbare Villen sowie ein Luxusrestaurant gehören ebenfalls zum Komplex.

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BESONDERER KÜNSTLER Hirayama Ikuo Museum of Art

Okonomiyaki ist DAS Soul Food Hiroshimas: Neben einer dünnen Teigschicht, gebratenen Nudeln und Kohl darf die herzhaft-süße Okonomiyaki-Sauce nicht fehlen. Das in Hiroshima gegründete Unternehmen Otafuku ist einer der größten und populärsten Hersteller dieser Sauce. Im hauseigenen „Wood Egg Okonomiyaki Museum“ werden nicht nur die Geschichte und Kultur des japanischen Pfannkuchens erklärt, sondern auch Kochkurse angeboten, in denen man ihn auf einem Teppan-Grill selbst zubereiten kann. In einer Werksbesichtigung erfahren Gäste, wie die berühmte Otafuku-Sauce hergestellt wird. Den Namen „Wood Egg“ verdankt das Museum seiner außergewöhnlichen Bauweise.

Der japanische Automobilhersteller Mazda – dessen Gründung 1920 auf den Maschinenbauunternehmer Matsuda Jūjirō zurückgeht – hat seinen Hauptsitz in Fuchū, das an die Stadt Hiroshima angrenzt. Das Mazda Museum liegt nur 10 Minuten mit der Bahn von Hiroshima Station entfernt: Besucher:innen können dort in zehn Ausstellungsbereichen mehr über Geschichte, Technologien und Zukunftsvisionen des Unternehmens erfahren, in denen auch zahlreiche alte und moderne Mazda-Modelle präsentiert werden. Eine Werksbesichtigung, bei der man die Montage der Fahrzeuge beobachten kann, ist ebenso Teil der Tour (Japanisch oder Englisch). Der Besuch muss im Voraus angemeldet werden. iStock.com/show999

Hirayama Ikuo (1930-2009) ist der wohl berühmteste zeitgenössische Künstler des japanischen Nihon-ga, ein Genre, das moderne Themen mit traditionellen Methoden und Materialien verbindet. Sein Heimatort Setoda, gelegen auf der Insel Ikuchijima im Seto-Binnenmeer, widmete seinem Schaffen ein eigenes Museum. Insbesondere seine Reisen auf der Seidenstraße hat Hirayama in Gemälden festgehalten, die nun zu seinen bekanntesten Werken zählen. Das Museum präsentiert außerdem Zeichnungen aus seiner Jugend, eine Serie, die die Einführung des Buddhismus in Japan darstellt, sowie Gemälde der Shimanami Kaidō-Schnellstraße und des Atombombenabwurfs, den der Künstler damals nur knapp überlebte.

© Otafuku Sauce
© Hirayama
Ikuo Museum of Art
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UNSERE LEISTUNGEN

Das Medienunternehmen News Digest veröffentlicht für die japanischen Gemeinden in Deutschland und England zweimal im Monat die Zeitschrift News Digest auf Japanisch. Um alle deutschsprachigen Japanfans zu versorgen, geben wir seit 2012 den JAPANDIGEST in Deutschland heraus.

Unsere Unternehmensgruppe bietet vielfältige Mediendienstleistungen an, von Übersetzungen, Webservices und Design bis hin zu Druck- und Videoproduktionen! Mehr Informationen unter: www.newsdigest-group.com/de

Wir verfassen Texte für Magazine und Websites (einschließlich Koordinierung, Fotos usw.) sowie Ankündigungstexte für Eventprogramme, Broschüren und mehr. TEXTE

ÜBERSETZUNGEN

Wir übersetzen Texte (auch Pressemeldungen und Nachrichten) vom Deutschen, Englischen und Französischen ins Japanische und umgekehrt.

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Noch mehr Rezeptideen und spannende Artikel rund um Japans Kultur, Sprache, Geschichte, Gesellschaft und Alltag gibt es online!

EIKOKU NEWS DIGEST

Hiroshimas zeitlose Mythen

GESCHICHTEN VON EWIGKEIT & WANDLUNG

Tauchen wir ein in Geschichten aus Hiroshima, die die Seele dieser einzigartigen Präfektur widerspiegeln. Vom ewigen Feuer des Berges Misen bis hin zu mystischen Kreaturen, die in Flüssen hausen – jede dieser Erzählungen eröffnet einen Blickwinkel auf Japans reiche Geschichte, Mythologie und kulturelles Erbe. (Text: Isabelle Kullat)

Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Geschichte

DAS EWIGE FEUER DES MISEN

Der heilige Berg Misen auf der Insel Miyajima ist nicht nur ein landschaftliches Paradies, mit uralten Wäldern und einer atemberaubenden Aussicht auf das umliegende Seto-Binnenmeer, sondern auch ein spirituelles Zentrum. Seit mehr als 1.200 Jahren brennt auf diesem Berg ununterbrochen das Feuer kiezu no hi, das der legendäre buddhistische Mönch Kōbō Daishi während seiner Meditation entzündete. Dieses ewige Feuer ist weit mehr als nur ein symbolisches Licht; es steht für Reinigung, spirituelle Erleuchtung und Frieden. Es wird im Tempel Reikadō, in der Halle der ewigen Flamme, sorgfältig gepflegt und ist ein ständiges Zeugnis der unerschütterlichen Verbindung zwischen Menschen und Spiritualität. Es heißt, dass das heilige Wasser aus dem großen Teekessel, das mit den Flammen gekocht wird, gegen alle Arten von Krankheiten wirksam sei. Pappbecher und eine Kelle stehen neben der Feuerstelle bereit. Die bräunliche Farbe des Wassers rührt von der Zersetzung des Eisens im Kessel und ist ungefährlich. Wir hoffen, dass die Mönche die Flammen gut hüten und sie niemals erlöschen – im Gegensatz zu dessen „Kind“: Am 1. August 1964 wurde mit dem ewigen Feuer die „Flamme des Friedens“ im Friedenspark Hiroshima entzündet. Diese soll so lange brennen, bis alle Atomwaffen auf der Welt verschwunden sind.

HIROSHIMA

DIE KRIEGSGESCHICHTE EINER KANINCHENINSEL

Die Insel Ōkunoshima ist heute für ihre friedliche Kaninchenpopulation bekannt, doch ihre Geschichte hat eine dunkle Seite. Während des Zweiten Weltkriegs war die Insel ein geheimes Zentrum der japanischen Kriegsmaschinerie, das auf die Produktion von Giftgas spezialisiert war, die trotz internationaler Verbote eingesetzt wurden. Die Insel wurde für die Geheimhaltung sogar von den Karten gestrichen. Hier, verborgen vor der Welt, arbeiteten meist unerfahrene Arbeiter unter extrem unsicheren Bedingungen mit den tödlichen Substanzen. Doch was viele nicht wissen, ist, dass auf der Insel Kaninchen wohl als tragische „Versuchskaninchen“ für die Experimente dienten. 1945 wurden die militärischen Einrichtungen zerstört, alle Akten vernichtet und das Militär zog sich zurück. Die einzigen Lebewesen, die blieben und sich ohne natürliche Feinde rasant vermehrten, waren die Kaninchen. Heute ziehen die zahmen Tiere Touristen aus aller Welt an. Die Insel erscheint als ein friedlicher Ort der Idylle, doch trotzdem liegt eine düstere Erinnerung an die Vergangenheit in der Luft – ein Gedenken an Grauen des Krieges, die hier einst ihren Ursprung nahmen, und gleichzeitig ein Symbol für die Fähigkeit der Natur, sich zu erholen und Frieden zu finden. Die Überreste der alten Anlagen sind heute frei zugänglich und es gibt seit 1988 zusätzlich ein Giftgasmuseum.

KAPPA IM MUKUNASHI-FLUSS

Vor langer Zeit soll eine Burg namens Taki in der Toyosakachō Asuka-Region, im Zentrum der heutigen Präfektur Hiroshima, von einer großen feindlichen Armee umzingelt gewesen sein. Die Trommeln schlugen wie wild, um die Moral zu wecken, aber ohne Pfeile und Nahrung verloren die Männer den Willen zu kämpfen. Der Burgherr war machtlos, setzte seine Burg in Brand und nahm sich das Leben. Doch die feindliche Armee verschwand im Morgennebel. Die Trommeln der Burg waren in die angrenzende Schlucht hinuntergefallen und wurden dort von einem Wasserfall getroffen. Sie donnerten so laut, dass in der ganzen Gegend dondon (bumbum) ertönte, als wolle Verstärkung ihren Vormarsch ankündigen, und der Lärm verschreckte die Angreifer. Seitdem wird das Tal „Dondon-Schlucht“ genannt. Später kamen Gerüchte auf, dass Kappa in diesem Mukunashi-Fluss leben würden. Kappa sind mystische, furchterregende und gleichzeitig faszinierende Wesen der japanischen Folklore, die häufig als amphibische Kobolde beschrieben werden; mit einem grünen Körper, einem Schildkrötenpanzer und einer markanten Schale auf dem Kopf, die mit Wasser gefüllt sein muss, damit sie ihre übernatürlichen Kräfte behalten. Sie leben vorwiegend in Gewässern wie Flüssen, Teichen und Bächen. Der Name setzt sich aus den Zeichen für Fluss 河 (kawa), und Kind 童 ( pa) zusammen. In vielen Erzählungen locken sie Opfer ins Wasser, oft mit tödlichen Konsequenzen. Der Shintō-Schrein Kappaebisu direkt am Mukunashi-Fluss bietet die Möglichkeit eine Opfergabe zu hinterlassen. Ihre Vorliebe für Gurken begründete dabei den Brauch, sie als Gabe zur Besänftigung zu hinterlassen – worauf auch die Sushi-Rolle kappamaki anspielt.

Radtour durch Ōasa

EIN DORF IN BEWEGUNG

Im Ausland kennt man Hiroshima vor allem als Schauplatz des Atombombenabwurfs 1945. Doch ist die heute so belebte Küstenstadt auch Teil der gleichnamigen Präfektur, in der insgesamt 2,7 Millionen Menschen in 23 kreisfreien Städten und Gemeinden leben. Wagen wir uns in den Norden, wo mitten zwischen Gebirgen und Reisfeldern ein kleines Dorf namens Ōasa mit einer außergewöhnlichen Kulturerfahrung aufwartet. (Text: Diana Casanova)

A Dorfleben, Berge und Reisfelder: In Ōasa tauchen Tour-Teilnehmende tief in die Landidylle Hiroshimas ein.

B Die Ōasa Mobility Station versorgt Radfahrende mit Informationen, Leih-EBikes, öffentlichen Toiletten und Rastmöglichkeiten.

C Liebevoll per Hand gezeichnet: Diese Karte in der Ōasa Mobility Station zeigt, was es in der Region zu entdecken gibt.

Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

Hiroshima Bus Center, 8:30 Uhr: Wir steigen in einen Expressbus in Richtung Norden. Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Haltestelle Ōasa Interchange, wo Tour Guide Jonah bereits mit dem Auto auf uns wartet. Wir fahren vorbei an vereinzelten Bauernhäusern, im Hintergrund sind die Berge. Die Präfektur Hiroshima ist durchzogen von der Chūgoku-Gebirgskette – typisch für Japan, wo der Großteil der Bevölkerung in den Küstenregionen lebt, während das bergige Landesinnere eher spärlich bewohnt ist. Zehn Minuten später erreichen wir unser eigentliches Ziel: die Ōasa Mobility Station im Zentrum des Dorfes Ōasa. Ein Stückchen weiter liegt die einzige Grundschule, die nur ein paar Dutzend Kinder besuchen. Insgesamt leben hier weniger als 2.500 Menschen.

Jonah grüßt seinen Kollegen, der gerade unsere Fahrräder vorbereitet: Bei einer E-Bike-Tour wollen wir nämlich Ōasas Landidylle erkunden. Vor einer handgezeichneten Karte mit den Sehenswürdigkeiten der Region gibt uns Jonah eine humorvolle Einführung in fließendem Englisch – keine Selbstverständlichkeit in Japan, schon gar nicht auf dem Land.

D Herbstliche Schönheit: Hotokebara Yūen, ca. 2 km von der Ōasa Mobility Station entfernt, gilt bei den Einheimischen als kleiner Geheimtipp.

E Die Ōasa E-Bike-Tour führt durch das Dorfzentrum sowie vorbei an Reisfeldern und in ruhige Waldgebiete der Region.

F Reisbällchen, oder Onigiri, sind typisch japanische Snacks. Wir genießen unsere bei einer absolut fantastischen Aussicht.

G Ausblick vom Gipfel des Kakeyama auf Ōasa und die umliegende Naturlandschaft. Dafür lohnt sich die anstrengende Fahrt!

„Mit 14 Jahren machte ich einen Schüleraustausch in die USA, danach blieb ich zum Studieren“, erzählt der mittlerweile 50-jährige Japaner, der aus der Präfektur Tottori stammt. Diese Auslandserfahrung habe ihm die Augen für fremde Kulturen eröffnet und ist auch der Grund, warum er hier als Tour Guide arbeitet: Die Einheimischen sollen ebenfalls die Möglichkeit bekommen, Menschen anderer Länder kennenzulernen.

Tritt für Tritt

Die Fahrradhelme aufgesetzt und schon geht es los: Das Dorfzentrum liegt schnell hinter uns, weite Felder ziehen vorbei. Viele Menschen in Ōasa leben von der Landwirtschaft; vor allem Reis, aber auch Gurken, Mais und anderes Gemüse werden angebaut.

Das erste Ziel ist Hotokebara Yūen, ein kleiner Park an der Landstraße. Obwohl es bereits November ist, sind fast alle

Bäume in Hiroshima noch grün; zu warm war der Sommer. Doch hier erstrahlen die ersten in herbstlichen Farbverläufen, von gelb zu feuerrot. Ich bin dankbar dafür, ist das japanische Herbstlaub doch mindestens genauso prächtig wie die Kirschblüte. Die nächste Etappe führt uns zum Höhepunkt der Tour, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Straße windet sich nun steil um den Berg Kakeyama, auf dessen Gipfel sich uns in 752 m Höhe ein fantastisches Panorama auf das Tal eröffnet. Jonah reicht uns als Stärkung ein Onigiri, zubereitet aus lokalem Reis und Kräutern. Wir erfahren, dass die Region einst eine lebendige Poststation für Händler

und Samurai war. Ōasa wurde Ende des 19. Jh. gegründet und 2005 mit anderen Dörfern zur Gemeinde Kitahiroshima zusammengelegt.

Mittlerweile können wir das Mittagessen kaum erwarten, und dafür geht es ins Ai no Sato Herb Garden: In dieser Bio-Gartenanlage werden Kräuter, Gemüse, Blumen und mehr gepflanzt. Im dazugehörigen gemütlichen Restaurant werden hausgemachte Menüs mit regionalen Zutaten – die meisten aus eigenem Anbau –angeboten. Ich wähle das beliebte „Herb Lunch“ mit Schweineschnitzel, Blattsalat mit essbaren Blumen, Kartoffelsalat, Tortilla und einer dicken Pione-Traube. Doch der Star des Menüs ist das Tempura aus Gemüse und Kräutern in einer knusprigen Panade. Dazu gibt es Reis und frisch aufgebrühten Kamillentee.

Finale in der Kultur-Brauerei

Gesättigt radeln wir zurück ins Dorf zum letzten Stopp des Tages. Als wir die örtliche Fukumitsu Sake-Brauerei betreten, erwartet uns Inhaber Fukumitsu Hiroyasu schon: 1933 wurde die Brauerei von dessen Urgroßvater gegründet, doch 2006 aufgrund von Krankheit geschlossen. Fukumitsu selbst verbrachte den Großteil seines Lebens in Yamaguchi und kehrte erst 2015 zurück, um den Betrieb zu übernehmen, ihn mithilfe der Einheimischen zu renovieren und vier Jahre später wiederzueröffnen. Wir gehen in einen Nebenraum. „Hier veranstalten wir Spieleabende oder Konzerte“, erzählt der 53-Jährige stolz. Die Brauerei diene nämlich auch als kleines Kulturzentrum für den Ort.

Im hinteren Teil werden Sake und

H Auch Kamillen pflanzt der Ai no Sato Herb Garden im großen Stil. Diese werden entweder frisch aufgebrüht oder getrocknet als Tee angeboten.

I Ai no Satos „Herb Lunch“ mit Schweineschnitzel. Es werden auch UdonNudelsuppen und vegane Alternativen serviert.

J Das Restaurant ist von oben bis unten voll mit kunstvoll in Sträußen, Kränzen oder Gedecken zusammengebundenen Trockenblumen.

K Zwei Fukumitsu-Sakes nach Doburoku-Art dürfen wir probieren: „Asahikari“ (l.) und „Kitsunegasaki“ (r.), wobei Asahikari die Hausmarke darstellt.

L Im Eingangsbereich der Fukumitsu Sake-Brauerei. Viele der Holzarbeiten für Boden und Tresen hat der Inhaber selbst durchgeführt.

Rotwein hergestellt. In ein paar Monaten, wenn Trauben und Reis erntereif sind, geht die Arbeit richtig los – denn Fukumitsu ist nicht nur Inhaber der Brauerei, sondern auch ihr einziger Angestellter. Sein Hauptgeschäft ist traditioneller Doburoku-Sake, der (anders als klassischer Sake) nicht gefiltert wird. Der Geschmack ist nur schwer zu beschreiben: trocken, süß-säuerlich und von der Konsistenz her ein wenig wie flüssiger Joghurt. Gewöhnungsbedürftig, aber schmackhaft.

Gegen das Vergessen

Nach knapp fünf Stunden endet unsere Tour wieder an der Mobility Station. Jonahs Ziel war es, uns auf die Bemühungen, den Ort zu revitalisieren, aufmerksam zu machen, und hofft, dass wir viel lernen konnten. Zum Abschied richtet er folgende Worte an uns: „Wir haben Ōasa noch nicht vergessen – also bitte vergesst

uns auch nicht!“ Wie viele Regionen Japans ist das Dorf geprägt von Landflucht und einer überalternden Bevölkerung. Doch es ist auch ein Beispiel dafür, wie man dem entgegentreten kann, etwa mit Kulturevents oder Angeboten für ausländische Gäste. Hostels und ein Foodtruck sind ebenfalls geplant.

In Ōasa durfte ich das authentische japanische Landleben kennenlernen, und die Menschen, die mit aller Kraft daran arbeiten, ihre Heimat lebenswerter zu machen – eine außergewöhnliche Erfahrung, die ich nur empfehlen kann.

Details zur Ōasa E-Bike-Tour lesen Sie hier!

© 2024 Oasa Mobility Station
© 2024 Oasa Mobility Station

Yukari Furikake (Mishima Foods)

Diese Gewürzmischung für Reis bringt den intensiven Geschmack von rotem Shiso in die Küche.

Shamoji / Shakushi

Traditioneller hölzerner Löffel für Reis, inspiriert von der Form einer japanischen Laute.

Momiji Manjū

Ahornblattförmige Teigküchlein, klassisch mit süßer Bohnenpaste gefüllt.

Origami-Kranich

Kunsthandwerke inspiriert durch das Symbol für Glück, Frieden und ein langes Leben.

Kleine Dinge, große Geschichten

Sake

Weicher, aromatischer Reiswein aus Hiroshima, bekannt für hervorragende Braukunst.

DIE SCHÖNSTEN SOUVENIRS AUS HIROSHIMA

Ob feine Handwerkskunst, besondere Aromen oder traditionsreiche Symbole – Hiroshimas Souvenirs sind alles andere als gewöhnlich. Sie überraschen mit Kreativität und machen Lust, die Region immer wieder neu zu entdecken. Hier sind die besten Fundstücke für das Gepäck!

Mehr auf der Webseite: Reisen > Shoppen

Kumano-Pinsel

Edle Handarbeit aus Hiroshima, geschätzt für Kalligrafie und Make-up.

Lemosco (Yamato Foods)

Würzige Sauce mit regionalen Zitronen, grünem Pfeffer und Essig – frisch und scharf zugleich.

Kawadori Mochi (Kameya)

Süßigkeiten aus Klebreis mit Walnüssen, die mit süßem Kinako (Sojamehl) überzogen sind.

EVENTS 2025

Mehr auf der Webseite: Aktuelles > Events

Japan-Tag Düsseldorf/NRW www.japantag-duesseldorf-nrw.de

Das einzigartige Kultur- und Begegnungsfest präsentiert das besondere japanische Flair Düsseldorfs. Zum Abschluss begeistert ein spektakuläres Feuerwerk direkt über dem Rhein.

AnimagiC www.animagic.de

Deutschlands älteste Anime- und Manga-Convention lädt Besucher in diesem Jahr wieder ein, die vielen Infostände, Workshops, Food-Corner und Show-Acts zu entdecken.

Köln / 12. Oktober

Der Kunst- und Kreativmarkt lädt zu einem entspannten Spaziergang zwischen zahlreichen Händlerständen mit einzigartigen Waren im japanischen Flair ein. Angebot japanischer Snacks.

MAI BIS NOVEMBER

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Infos erhalten Sie beim Veranstalter.

DoKomi – Anime- & Japan-Expo www.dokomi.de

Deutschlands größte Anime- und Japan-Convention, die DoKomi, geht wieder in der Messe Düsseldorf an den Start und bietet ein spannendes Rahmenprogramm mit zahlreichen Ständen.

Main Matsuri www.main-matsuri.de

Das große Japan-Sommerfestival im Büsing-Park bietet diverse Info-, Verkaufs- und Snackstände sowie ein Bühnenprogramm, das die japanische (Pop-)Kultur feiert und ein spannendes Erlebnis bietet.

Japantag Frankfurt https://japantag.djg-frankfurt.de

Der Japantag bietet den Gästen die Möglichkeit, in Workshops Japanisch zu lernen oder traditionelle Spiele auszuprobieren. Dazu gibt es viele Verkaufs- und Infostände sowie ein spannendes Bühnenprogramm.

Expo-Dialoge: Japan und Deutschland – Gestern, heute, morgen www.jdzb.de

Ausstellung über deutsch-japanische Expo-Pavillons im Wandel der Zeit.

Japanmarkt Lübeck www.moijmomente.de

Der deutsch-japanische Markt ist 2025 erstmals in Lübeck zu Gast.

Japanmarkt Leipzig www.moijmomente.de

Gemütlicher Markt für japanisches Design und Kultur in Leipzig.

Japan-Filmfest Hamburg www.jffh.de

Zum 26. Mal findet Deutschlands ältestes rein japanisches Filmfestival statt.

Wie.MAI.KAI www.wiemaikai.de Anime- und Manga-Convention mit Live-Shows und Workshops.

Yamato – The Drummers of Japan www.yamato-show.de

Das Taiko-Ensemble aus Japan gibt mehrere Konzerte in Dresden, Köln und Berlin.

Japandult www.japandult.de

Bayerisch-japanischer Markt für Handgemachtes, Design, Kunst und Kultur.

Connichi www.connichi.de

Große Anime- und Manga-Convention mit Live-Acts und Cosplay.

Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de

Die große Buchmesse umfasst zahlreiche Angebote sowie einen Mangaund Cosplaybereich.

Japanmarkt Berlin www.moijmomente.de

Deutsch-japanischer Designmarkt mit Live-Programm und Workshops.

Frankfurt a. M. / 2. November
Düsseldorf / 24. Mai
Mannheim / 1. bis 3. August
Offenbach a. M. / 15. bis 17. August
Düsseldorf / 6. bis 8. Juni
Hamburg / 18. bis 22. Juni Berlin / bis 30. Mai
Flörsheim / 21. bis 22. Juni
Leipzig / 15. Juni
Lübeck

25. Nippon Connection Filmfestival

27. Mai – 1. Juni 2025

Nippon Connection

JAPANISCHES

FILMFESTIVAL FEIERT 25-JÄHRIGES JUBILÄUM

Das Nippon Connection Filmfestival in Frankfurt am Main lädt dazu ein, rund 100 japanische Filme aller Genres und ein umfassendes Rahmenprogramm zu erkunden.

Das Filmfestival Nippon Connection feiert sein 25-jähriges Jubiläum! Dazu werden zahlreiche Filmemacher*innen anreisen und ihre Werke persönlich vorstellen. Zu den Programmhighlights zählt Hideki Takeuchis actionreiche Komödie Cells at Work!, in der sich der Regisseur auf eine Reise durch den menschlichen Körper begibt. In A Samurai In Time wird ein Samurai aus der Edo-Zeit in unsere Gegenwart versetzt und zum gefragten Statisten in Historienfilmen. Junichi Yasudas charmante Zeitreisekomödie entwickelte sich in Japan durch Mundpropaganda zum landesweiten Kinohit.

Auch Animes sind wieder auf dem Festival zu sehen: In A Few Moments of Cheers von POPREQ macht es sich ein ehrgeiziger Schüler zur Aufgabe, ein besonderes Musikvideo zu produzieren. Als Ehrengast zeichnet das Festival den Künstler Kosuke Hayashi, unter anderem bekannt als Background Artist des Animes Der Junge und der Reiher, mit dem Nippon Rising Star Award aus. Ergänzt wird das Filmprogramm durch eine Vielzahl spannender Rahmenveranstaltungen, darunter ein Konzert der japanischen Girl-Rockband ЯeaL, Teezeremonien, Kochkurse sowie zahlreiche Essens- und Marktstände.

Veranstaltungsorte: Künstler*innenhaus Mousonturm, Produktionshaus NAXOS, Cinéma Arthouse Kino, Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Mal Seh’n Kino, Internationales Theater Frankfurt, Saalbau Bornheim, Pupille Kino, NaxosAtelier

Weitere Infos und Tickets unter www.nipponconnection.com

Das Magazin JAPANDIGEST wurde beim Japan National Societal Contents Award 2024 für sein Engagement zur Förderung des Japan-Tourismus mit dem Sonderpreis der Japanischen Tourismusbehörde gewürdigt. Diese Ehrung wird an Stadtmagazine, kostenlose Publikationen und internationale Medien mit Japan-Bezug verliehen. In diesem Jahr nahmen 535 Medien teil.

Seit seiner Gründung 2012 hat sich JAPANDIGEST mit einem Print- und Online-Magazin als führende Informationsquelle für Japan-Fans im deutschsprachigen Raum etabliert. Seit 2022 fungiert es zudem als Tokyo Tourism Representative für den deutschen Markt und engagiert sich aktiv in Inbound-Tourismusprojekten japanischer Kommunen.

Veranstalter: Japan National Societal Contents Association (JNSCA)

Die preisgekrönte Ausgabe

Hier geht’s zur E-Book-Version

„Um Japans Tourismus weiter auszubauen, ist es wichtig, auch weniger besuchte Regionen zu fördern. Die Informationsvermittlung im deutschsprachigen Raum ist noch nicht ausgereift. In diesem Kontext spielt dieses Magazin eine wesentliche Rolle, indem es die Schönheit Japans vermittelt.“

Sponsoren: Kambara Art Studio Co., Ltd. / Kambara International Co., Ltd. / Kambara Health Bridge Co., Ltd. / Sougou Shouken Co., Ltd.

Kooperationspartner: Japan Local Media Network

MIT DEM ZUG INS KULTURELLE HERZ JAPANS

om 13. April bis zum 13. Oktober findet in Ōsaka die Expo 2025 statt. Viele Touristen werden für Ihre Reisen den ShinkansenHochgeschwindigkeitszug von Tōkyō nach Ōsaka nutzen. Doch statt den Direktweg zu nehmen, lohnt es sich unterwegs in der westjapanischen Kansai-Region Halt zu machen, um eine Kultur zu erleben, die von der tiefen Geschichte Japans geprägt und genährt wird. Nehmen Sie die Expo zum Anlass, eine Reise in unbekanntere Orte zu unternehmen: Wo ein ruhigerer, entschleunigter Lebensrhythmus und eine einzigartige Lebensart, völlig anders als in Millionenstädten wie Ōsaka oder Kyōto, zum Greifen nahe ist.

Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

MATSUSAKA

Von Tōkyō aus nehmen Sie den Shinkansen nach Nagoya, eine der zentralsten Städte Japans, und steigen dort in die Kintetsu-Linie um, mit dem Sie die Stadt Matsusaka in etwa 1 1/2 Stunden erreichen. Dies ist das berühmteste Produktionsgebiet für Wagyu-Rindfleisch des Landes. Die Marke „Matsusaka-Rind“ ist im Ausland noch nicht allzu bekannt – dafür gibt es niemanden in Japan, der sie nicht kennt. Nach dem Genuss von „Sukiyaki“ oder „Shabu Shabu“ vom zarten Matsusaka-Rind können Sie einen Spaziergang durch die Gegend machen und ihre wunderschön erhaltene Altstadt bewundern.

Begeben Sie sich weiter in den Osten und Sie erreichen die Region Toba. Hier wurden – weltweit zum ersten Mal – erfolgreich Perlen gezüchtet, und diese Zucht floriert bis heute. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch einer „Ama-Hütte“, in der die berühmten Ama-Perlentaucherinnen köstliche Meeresfrüchte wie fangfrische Abalonen und Ise-Hummer direkt vor Ihren Augen zubereiten.

Weiter östlich von Matsusaka befindet sich Ise. Der Ort ist vor allem bekannt als Heimat des wohl wichtigsten und berühmtesten Schreins Japans: der Ise Jingu. Schon seit jeher ist er ein beliebtes Reiseziel der Einheimischen. Auf dem Weg zum Schrein können die Besucher:innen lokale Spezialitäten aus Ise genießen und eine außergewöhnliche Kultur spüren, die sich in einer langen Geschichte entwickelt hat. Tauchen Sie noch intensiver in das alte Japan ein, indem Sie einen Kimono aus dem örtlichen Verleih anprobieren und durch die historischen Gassen der Gegend spazieren.

©Jingushicho

ca. 30Min. (mit dem Schnellzug)

SHIMA

Wenn Sie von Toba aus nach Süden fahren, gelangen Sie nach Shima. Diese malerische Küstenstadt, eingebettet in eine üppige Naturlandschaft, begeistert mit spektakulären Postkarten-Panoramen von ihren Aussichtspunkten sowie maritimen Erlebnissen wie Kajakfahren auf dem offenen Meer. Abseits des Trubels gibt es in dieser ruhigen Gegend eine Reihe von erstklassigen Hotels und Gasthöfen, die sich hervorragend für eine erholsame Pause eignen.

ca. 3 Std.

(mitdem Schnellzug)

KINTETSU RAILWAY

NARA & YOSHINO

Um von Shima nach Ōsaka oder Kyōto zu gelangen, führt in der Regel kein Weg an Nara vorbei. Steigen Sie hier aus und machen einen Abstecher in Richtung Nara-Park, wo Sie freilebende Hirsche, die einst als Boten der Götter verehrt wurden, füttern können. Der gesamte Park sowie die umliegenden Wälder sind als Weltkulturerbe registriert und es gibt viele wunderschöne Tempel und Schreine zu besichtigen. Das südlich gelegene Yoshino ist einer der berühmtesten Orte in Japan, um die zartrosa Kirschblüte sowie das feuerrote Herbstlaub zu bewundern. Beides lässt sich am besten während einer Wanderung durch die Region genießen. Eine weitere Attraktion ist die in Yoshino tief verwurzelte religiöse Kultur des Shugendō. Treffen Sie auf eine einzigartige lokale Küche in Begleitung eines erlesenen Sake, der mit kristallklarem Wasser gebraut wurde.

Die Kintetsu-Linien sind die erste Wahl bei Reisen durch die Kansai-Region und das kulturelle Herz Japans!

Sightseeing Limited Express „Shimakaze“

Dieser moderne Expresszug bringt Sie von Ōsaka, Kyōto oder Nagoya in die Ise-Shima-Region und verspricht eine entspannte Reiseerfahrung mit viel Platz für großes Gepäck, bequeme Sitze und eine fantastische Aussicht.

Sightseeing Limited Express „Blue Symphony“

Steigen Sie an Bord des eleganten „Blue Symphony“ und erleben Sie eine stilvolle Zugreise von Ōsaka nach Yoshino. Mit seinem klassischen Design versprüht der Express nostalgischen Charme, während Sie an Bord erlesene Süßigkeiten und Yoshino-Sake genießen.

KINTETSU Website

KINTETSU RAIL PASS Onlineshop

KINTETSU RAIL PASS

Die bequeme Art, im Kintetsu-Netz zu reisen

Je nach Gültigkeitsdauer und -gebiet gibt es vier Pass-Typen, die unbegrenzte Fahrten mit Zügen sowie teilweise Busfahrten innerhalb des Gebiets ermöglichen. Darüber hinaus bietet der Kintetsu Rail Pass Sonderangebote für PartnerEinrichtungen entlang der Strecke. Er kann online per Smartphone gekauft und genutzt werden.

Die Kunst des berittenen Bogenschießens

YABUSAME

Atemberaubende Präzision, Spiritualität und Ästhetik – die japanische Yabusame-Kunst des berittenen Bogenschießens fesselt Menschen seit vielen Jahrhunderten. Doch es ist weit mehr als ein bloßer Wettkampf: Es ist ein lebendiges Ritual, in dem Geschichte, Glaube und meisterhafte Kunstfertigkeit auf dem Rücken donnernder Pferde zu einer Einheit verschmelzen. (Text: Maria-Laura Brandmann)

Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Bräuche

Yabusame ist eine Reitkunst, die Geschicklichkeit, Konzentration und spirituelle Tiefe vereint. Diese Disziplin des berittenen Bogenschießens wurde bereits im Nihon Shoki, einer der ältesten Chroniken Japans aus dem Jahr 720, erwähnt. Seine Blüte als rituelle Praxis und Wettkampfkunst entfaltete Yabusame in der Heian-Zeit (794-1185), in der es sich zum festen Bestandteil höfischer Veranstaltungen entwickelte, bei denen Adlige ihr Können im Bogenschießen unter Beweis stellen konnten. Kaiser Uda beauftragte Minamoto no Yoshiari mit der Kodifizierung der Regeln und der Etikette. In den folgenden Generationen spielte insbesondere der Minamoto-Clan eine tragende Rolle bei der Bewahrung und Weiterentwicklung des Yabusame. Mit dem Aufstieg der Kriegerelite wurde es zunehmend in die militärische Ausbildung integriert, da es die Fähigkeit schulte, Pfeile präzise abzufeuern – essenziell für den Kampf zu Pferd.

Während der turbulenten Sengoku-Zeit (1467-1603), in der

Feuerwaffen gängig wurden, verlor Yabusame seinen militärischen Nutzen und geriet zunehmend in Vergessenheit. Erst im 18. Jh. ließ es Shōgun Tokugawa Yoshimune nicht nur als Kampfkunst und Bestandteil religiöser Zeremonien, sondern auch als Spektakel für das Volk wieder aufleben.

Eine lebendige Tradition

Heute existieren zwei große Yabusame-Schulen: die Ogasawara- und die Takeda-Schule. Mittlerweile haben sich auch kleinere, regionale Vereine gebildet, die regelmäßig Wettkämpfe veranstalten.

Ein Wettkampf folgt einer festgelegten Reihe von Ritualen: Es beginnt mit dem shutsujin , bei dem die Reiter (ite) unter Trommelschlägen das Feld betreten. Anschließend bringen sie in der Huldigungshalle einen heiligen Pfeil (kaburaya) dar. Dieser Pfeil ist mit einer speziellen pfeifenden Spitze versehen, deren Klang die Aufmerksamkeit der Götter auf die Zeremonie lenken soll. Daraufhin wird die Bogensehne dreimal gezupft. Es heißt, dieser Klang vertreibe böse Geister und setze positive Energie frei. Anschließend führt ein Reiter das gogyō no jōhō aus, bei dem er dreimal nach links und zweimal nach rechts im Kreis reitet, und in der Mitte einen Pfeil gen Himmel schießt. Es dient als Gebet für Frieden, eine reiche Ernte und die Gesundheit aller Anwesenden. Erst danach ziehen die ite in einer Prozession zur Wettkampfbahn. Auf einer 220 m langen Strecke müssen sie im vollen Galopp mit einem Langbogen (yumi) drei hölzerne Ziele (mato) treffen. Neben der Treffsicherheit werden auch Haltung und Eleganz des Reiters bewertet. Am Ende versammeln sich die Reiter für eine Abschlusszeremonie, in der die besten Schützen ausgezeichnet werden.

Obwohl sich Japan mit rasender Geschwindigkeit modernisiert hat, bleibt Yabusame ein lebendiges Erbe, das zurecht die Zuschauenden fasziniert und mitreißt.

© Robert Gilhooly / Alamy Stock Photo © SOPA Images Limited /

800 JAHRE HANDWERKSKUNST & TRADITION

SEKI

DIE STADT DER KLINGEN

Heiße Luft strömt aus dem Blasebalg, während Funken aus den glühenden Metallklumpen sprühen und das rhythmische Hämmern der Schmiede durch die Werkstatt hallt: Die Stadt Seki in der Präfektur Gifu ist weltweit bekannt als ein Zentrum der Messer- und Klingenherstellung. Vielleicht kennen Sie den Namen bereits als die japanische Produktionsstätte des deutschen Messerherstellers Zwilling. Wir enthüllen die 800-jährige Tradition von Sekis Schmiedekunst. (Fotos: © Seki City Tourism Association)

Die Geschichte der Seki-Klingen beginnt vor etwa 800 Jahren, als Japan während der Kamakura-Zeit (11851333) von Samurai-Kriegern beherrscht wurde. Schmie demeister reisten durch das ganze Land auf der Suche nach qua litativer Tonmasse, Holzkohle und Wasser – so auch der Schmied Motoshige, der sich im 13. Jh. aufgrund der reichen Rohstoff vorkommen in Seki niederließ und als Begründer der Schmie dekunst in der Stadt gilt. Die Region liegt im Einzugsgebiet der Flüsse Nagara und Tsubo, die eine konstante Wasserversorgung lieferten. Aus dem naheliegenden Hida-Gebirge konnten hoch wertige Kiefern-Holzkohle und Ton gewonnen werden. Dank der

Nähe zu Kyōto und Ōsaka wurde zudem der Transport von Eisen erleichtert, was zur Entwicklung einer florierenden SchneidSo entstand schließlich die sogenannte „Seki-Tradition“, eine einzigartige Schmiedetechnik, die für Schwerter bekannt wurde, die „nicht brechen, sich nicht verbiegen und außergewöhnlich scharf sind“. Dank der Hingabe und des handwerklichen Geschicks der Schmiede lebt diese Tradition bis heute weiter. Auch wenn Schwerter mittlerweile mehr als Kunsthandwerk, denn als Waffen geschätzt werden, bleibt Seki – mit Sheffield und Solingen – eine der drei weltweit führenden Städte der Klingenherstellung.

SO ENTSTEHT EINE TRADITIONELLE

SEKI-KLINGE

Das Seki-Schwert gilt als eines der schönsten und raffiniertesten japanischen Schwerter. Während der Sengoku-Zeit (1467-1603) erlangten die Klingen große Berühmtheit unter den Kriegsherren des Landes. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Herstellungsschritte und das Geheimnis dieser einzigartigen Qualität:

1 Mizuheshi: Wasserdrücken

Im ersten Schritt werden japanisches Eisen sowie Stahl in Platten geschmiedet. Durch die Analyse der unterschiedlichen Härtegrade wird das geeignete Material für die Klinge ausgewählt.

2 Tanarai: Schmieden

Das ausgewählte Material wird auf 1.100-1.300°C erhitzt, wiederholt flach geschmiedet und gefaltet. Durch dieses Verfahren werden Verunreinigungen entfernt und die Härte des Metalls angepasst. Außerdem entstehen durch die Faltung einzigartige Muster in der Klinge – keine besitzt das gleiche.

3 Tsukurikomi: Zusammensetzung

SEHENSWÜRDIGKEITEN & EVENTS

Gifu Seki Cutlery Hall

4 Hizukuri: Feuerschmieden

Die Form der Klinge wird ausschließlich durch Hämmern geformt, ohne Material durch Abschleifen zu entfernen.

5 Yakiire: Härtung

Eine Mischung aus Ton und Holzkohle, yakibatsuchi genannt, wird auf die Klinge aufgetragen. Anschließend wird sie auf etwa 800°C erhitzt und danach rasch in Wasser abgekühlt. Die Dicke der Tonbeschichtung bestimmt das endgültige Muster des Härtungsgrades, bekannt als hamon Dies ist einer der handwerklich anspruchsvollsten Schritte, da das Muster die Handschrift des Schmieds widerspiegelt.

6 Shiage: Feinschliff

Die Klinge wird über einen langen Zeitraum hinweg sorgfältig geschliffen, um ihre Schönheit weiter hervorzuheben. Schließlich wird sie mit kunstvollen Details verziert – und die japanische Klinge ist vollendet.

Vier verschiedene Eisenarten mit unterschiedlicher Härte werden kombiniert und bei 1.250°C längs geschmiedet. Dieses Verfahren, das als shihōzume bekannt ist, gilt als die schwierigste aller Schmiedemethoden. Die Verwendung sowohl harter als auch weicher Eisensorten führt zu Klingen, die nicht brechen, sich nicht verbiegen und dennoch außergewöhnlich scharf sind.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln

(von Nagoya): Von Tōkyō aus erreicht man Nagoya mit dem Tōkaidō-Shinkansen in ca. 1 Std. 40 Min., von Ōsaka aus in ca. 50 Minuten.

Hier werden Seki-Schneidwaren von mehr als 100 Herstellern ausgestellt und verkauft. Das Angebot beinhaltet Küchenmesser, Scheren, Nagelknipser und andere Küchenutensilien. Besucher:innen können hier mehr als 2.000 verschiedene Waren entdecken, professionelle Schleifdienste in Anspruch nehmen oder sogar selbst das Schleifen ausprobieren. Unzählige Touristen besuchen diesen Ort, um die scharfen Klingen und wunderschönen Designs zu bewundern.

Hamonoya Sanshu / Seki Sword Museum

Im Museum des traditionsreichen Messerherstellers Hamonoya Sanshu können Sie bei einer (reservierungspflichtigen) Vorführung der japanischen Schmiedekunst die Faszination dieses Handwerks aus nächster Nähe erleben. Ein angrenzender Shop bietet hochwertige Klingen zum Kauf an.

Seki Hamono Matsuri

Einmal jährlich im Oktober findet das Seki Hamono Matsuri statt – ein großes Festival, bei dem rund 40 lokale Klingenhersteller ihre Produkte präsentieren. Neben Verkaufsständen gibt es spektakuläre Vorführungen, die das traditionelle Schmieden erlebbar machen.

Termin 2025: 11. & 12. Oktober

Bus: Mit Gifu Bus bis Seki (ca. 1 Std. 20 Min.).

Bahn: Mit der JR-/Meitetsu-Linie bis Gifu Sta. (ca. 20 Min.), von dort mit Gifu Bus bis Seki (ca. 50 Min.).

Seki City Tourism Association

Anfahrt

ZWISCHEN SUSHI, SPORT & SHUTTER ART

Japan bei Nacht ist wie ein gut gehütetes Geheimnis, das nur die Nachteulen dieser Welt lüften. Es ist eine Zeit, in der die Städte sich in ein anderes Wesen verwandeln – von kulinarischen Höhepunkten zu stillen Tempeln, von strahlenden Lichtern bis hin zu versteckter Kunst. Schnappen Sie sich einen MitternachtsSnack und folgen Sie mir auf nächtlicher Mission! (Text: Isabelle Kullat)

Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

Vor dem Fenster meines Zimmers strahlte in rot der Tokyo Tower einladend in die Nacht und der Jetlag bot mir die perfekte Ausrede, mich in die nächtlichen Straßen von Tōkyō zu wagen. Es war schon nach 22 Uhr und die warme Sommerluft trug den Duft von frisch gegrillten Yakitori-Spießen aus einem nahegelegenen Izakaya herüber. Die prachtvolle Flaniermeile von Ginza, die tagsüber von eiligen Geschäftsleuten und Touristen bevölkert ist, hatte sich verändert: Das Neonlicht der Werbetafeln mischte sich mit dem Schein der Straßenlaternen und tauchte alles in eine surreale ruhige Atmosphäre. Es war beruhigend, ohne mulmiges Gefühl durch die Straßen zu schlendern – ein

Privileg der Sicherheit, das dieses Land noch faszinierender macht.

Ohne Zug, aber nicht ohne Ziel

Mein nächtlicher Spaziergang führte mich nach Tsukiji, zum berühmten 24-Stunden-Sushi-Restaurant Sushizanmai. Hier, an einem Ort, der wirklich niemals schläft, war ich Augenzeugin der Kunstfertigkeit eines Sushi-Meisters, der mit präzisen Bewegungen die Zutaten in kleine Köstlichkeiten verwandelte. Im ganzen Land lassen sich Restaurants wie dieses finden, die auch zu unüblichen Stunden hungrige Gäste empfangen. Neben mir saß eine Gruppe junger Leute, die von ihrer letzten Nacht in einer

der zahlreichen Spielhallen in Akihabara erzählten, einem Ort, an dem Spieleautomaten und Virtual-Reality-Abenteuer die Nacht beherrschen. Ich erinnerte mich beim Zuhören an meine Zeit in Ōsaka und das Round1: ein 24-Stunden-Sportzentrum, das Filialen im ganzen Land hat und eine völlig andere Atmosphäre als das typische Nachtleben rund um Alkohol bietet. Hier können Besucher auch um drei Uhr morgens mit Freunden Basketball und Baseball spielen, ausgelassen auf Trampolinen springen oder bei einer Runde Karaoke die Welt vergessen. Die Begeisterung ist ansteckend und lässt Müdigkeit keine Chance. Trotz all der Lebendigkeit, gibt es auch praktische Herausforderungen: Nach Mitternacht ist der Zugbetrieb eingestellt, was bedeutet, dass man entweder die Nacht durchmachen, auf ein Taxi zurückgreifen oder zu Fuß weiter muss. Ich entschied mich für letzteres und begab mich auf den Weg nach Asakusa. Wer Hunger bekommt, macht unterwegs Halt an einem der unzähligen Konbini – wahre Lebensretter für die schnelle Stärkung. Rund um die Uhr geöffnet, bieten sie eine beeindruckende Auswahl an Mahlzeiten, Snacks und Getränken. Bequemlichkeit trifft hier auf kulinarische Vielfalt.

A Nächtliches Tōkyō mit einem markanten Taxi im Fokus – eine typische Szene der Metropole.

B Blick aus meinem Hotelzimmer auf den Tokyo Tower – inspiriert vom Eiffelturm, 332,6 m hoch und seit 1958 ein Wahrzeichen der Stadt.

C Ein Blick ins 24-Stunden-Sushi-Restaurant Sushizanmai, das für seine erstklassige Qualität und den frischen Fisch bekannt ist.

D Der berühmte Sensō-ji-Tempel in Asakusa bei

Nacht – ungewohnt leer, aber umso beeindruckender.

E Konbini (Convenience Stores) sind rund um die Uhr geöffnete Läden mit einer breiten Dienstleistungspalette. FamilyMart ist mit rund 16.300 Filialen eine der größten Ketten.

F Emaki-Bildrollen-inspirierte Kunst zeigt Szenen aus der Edo-Zeit und Asakusa, um die Kultur des Stadtteils zu fördern.

Entspannung zum Sonnenaufgang

In Asakusa angekommen bot der beleuchtete Tempel Sensō-ji in der Dunkelheit eine ganz besondere Atmosphäre: Das rote Licht der Laternen ließ ihn wie ein Gemälde erscheinen, und die Nakamise-Einkaufsstraße, normalerweise von Touristen überflutet, war jetzt still. Es ist ein seltener Moment, an einem so ikonischen Ort fast allein zu sein und die Harmonie zwischen den Tempelanlagen und der glitzernden Skyline zu erleben. Wer auf der Suche nach Mystik ist, sollte einmal einen der unzähligen Tempel oder Schreine bei Nacht besuchen. Die meisten sind nicht verschlossen. Nur zu später Stunde offenbart sich hier eine besondere Kunstform: die „Shutter Art“ entlang der Gassen, die zu normalen

Zeiten versteckt bleibt. Kunstvolle, oft humorvolle Darstellungen auf den Rollläden der geschlossenen Geschäfte verleihen dem Viertel eine zusätzliche Dimension. Doch was könnte der perfekte Abschluss einer Nacht in Japan sein? Ein entspannendes Bad in einer heißen Quelle! Viele Badehäuser und Unterkünfte bieten Nachtbaden an, so zum Glück auch mein Hotel. Der Rückweg wurde mit dem Taxi bewältigt und so flog die Stadt mit ihren bunten Lichtern am Fenster vorbei, während Musik aus dem Radio tönte und der Taxifahrer mir erzählte, warum er deutsche Autos so liebe. Während andere ihre morgendliche Routine begannen, driftete ich in den Schlaf und bereute meine nächtlichen Wanderungen nicht.

Reisevokabular

SIE VERSTEHEN NUR BAHNHOF?

Wenn Sie in Japan auf eigene Faust unterwegs sind, werden Sie vermutlich viel Zeit an Bahnhöfen verbringen. Der Bahnhof Shinjuku in Tōkyō etwa gilt mit 34 Gleisen, über 200 Ausgängen und seinem Durchschnitt von über 3 Millionen Fahrgästen pro Tag als der größte der Welt und kann damit für Neulinge extrem erschlagend wirken. Diese Infos und Vokabeln sollten Sie bei Ihrer ersten Japan-Reise im Kopf behalten. (Text: Samira Rafiq)

Mehr auf der Webseite: Alltag > Sprache

Um den Gleisbereich im Bahnhof zu betreten oder zu verlassen, müssen Sie an der Ticketschranke einchecken. Im Nahverkehr lohnt es sich, eine aufladbare IC Card wie Suica, PASMO oder ICOCA zu verwenden. Mittlerweile gibt es auch digitale Versionen für das Smartphone. Um die Ticketschranke zu passieren, legt man die Karte bzw. das Handy auf das Lesefeld, anstatt ein Einmalticket aus Papier in den passenden Schlitz zu schieben. An ihrem Zielbahnhof müssen Sie genauso wieder auschecken, also bewahren Sie Ihr Ticket gut auf. Dort wird automatisch der Tarif, je nach zurückgelegter Entfernung, abgezogen. Wenn Sie ein Einmalticket verwenden, wird es hier von der Schranke geschluckt. Falls das Guthaben nicht ausreicht, ertönt ein lautes Signal und man

駅(えき) eki Bahnhof

出口(でぐち) deguchi Ausgang

入り口(いりぐち) iriguchi Eingang

トイレ / お手洗い toire / otearai Toilette

ホーム hōmu Gleis

コインロッカー

koinrokkā Schließfächer

改札(かいさつ) kaisatsu Ticketschranke

券売機(けんばいき) kenbaiki Fahrkartenautomat

muss am nahegelegenen Automaten erst aufladen, bevor man den Bahnhof verlassen kann.

Im Gleisbereich

Wenn Sie nur umsteigen, können Sie einfach das Gleis wechseln, ohne vorher auszuchecken – außer Sie möchten in die Bahnlinie einer anderen Zuggesellschaft wechseln. Dann müssen Sie erst den Bereich verlassen und mit einem neuen Ticket in den des anderen Unternehmens einchecken. Die Ticketschranken sind bis zum „letzten Zug“ des Tages (je nach Bahnhof zwischen 23 und 1 Uhr) geöffnet; nachts fahren keine Züge.

ICカード

ai-shī kādo IC Card

ICカードをチャージしたいです。

ai-shī kādoochājishitaidesu.

Ich möchte meine IC Card aufladen.

乗車券 jōsha-ken Fahrkarte

乗車券を買いたいです。 jōsha-kenokaitaidesu.

東京から京都まで行きたいです。 Tōkyō kara Kyōto made ikitai desu.

Ich möchte eine Fahrkarte kaufen.

Ich möchte von Tōkyō nach Kyōto fahren.

Orte im Bahnhof

Es gibt im Übrigen ein sog. Bahnsteigticket (nyuujō-ken), mit welchem man den inneren Bereich betreten kann, ohne einen Zug zu nehmen. Das ist praktisch, um bspw. jemandem bis zum Gleis zu bringen oder ein Restaurant zu besuchen. Mit einem „normalen“ Ticket öffnen sich die Schranken beim Verlassen nicht am selben Bahnhof.

Sonderfall Shinkansen

Für den Fernverkehr wie den Shinkansen, ist ein separates Ticket nötig. Shinkansen-Bereiche sind in der Regel von „normalen“ Bahnhöfen abgetrennt oder haben gänzlich eigene Bahnhöfe. Um diese zu betreten, braucht man ein Shinkansen-Ticket, das man entweder online, am bemannten Schalter oder am Automaten erwirbt. Es werden zwei Tickets benötigt: die Fahrkarte ( jōsha-ken) und das Schnellzugticket (tokkyū-ken). Beim Schnellzugticket gibt es die Möglichkeit einen Sitzplatz kostenpflichtig zu reservieren. Je nach Shinkansen gibt es Wagen mit freier Sitzplatzwahl, andere benötigen jedoch eine Reservierung. An den Anzeigetafeln am Gleis steht genau, welche Wagen freie ( jiyū seki) oder nur reservierte Plätze (shitei seki) haben.

Häufige Durchsagen

Wenn sie am Gleis stehen, werden sie viele Durchsagen und Töne bemerken. Eine übliche Durchsage ist zum Beispiel die Aufforderung sich hinter die gelbe Linie zu stellen. Es gibt auch interne Durchsagen, die zur Koordination des pünktlichen Ablaufs notwendig sind, falls bspw. eine Rampe für Fahrgäste im Rollstuhl

bereitgelegt werden soll. An manchen Bahnhöfen erklingt Vogelgezwitscher, um die Bahnhofsatmosphäre aufzuwerten, oder eine einzigartige Melodie des Bahnhofes, wenn ein Zug einfährt. An vielen Großstadtbahnhöfen gibt es Durchsagen auf Englisch, doch ist dies nicht unbedingt die Regel.

危ないですから、 黄色い線までお下がりください。 abunai desu kara, kiiroisenmadeo-sagari kudasai.

Bitte bleiben Sie aus Sicherheitsgründen hinter der gelben Linie.

ご乗車、ありがとうございます go-jōsha,arigatōgozaimasu. Vielen Dank für Ihre Fahrt mit uns.

ドアが閉まります。 doa gashimarimasu. Die Tür schließt sich.

ご注意ください。 go-chūi kudasai.

Bitte passen Sie auf.

足元にご注意ください。 ashimotoni go-chūi kudasai. Vorsicht an der Bahnsteigkante.

危落とし物しないようにご注意ください。 otoshimonoshinai yōni go-chūi kudasai.

Bitte achten Sie darauf, nichts liegen zu lassen.

Lecker & locker japanisch kochen

KREATIVE

REZEPTE MIT MISO

Miso ist eine würzige, fermentierte Paste aus Sojabohnen, die Gerichte mit einer tiefen, Umami-reichen Note bereichert. Man unterscheidet zwischen hellem (weiß) und dunklem (rot) Miso –ideal für Küchenexperimente! (Text und Fotos: Yoko Rendel)

Mehr auf der Webseite: Japan in Deutschland > Rezepte

Schnelle Beilage

GEBRATENER RETTICH IN MISO-SAUCE

2 Portionen / Zubereitungszeit: 15 Min.

ZUTATEN

• ½ Daikon-Rettich (oder normaler Rettich; ca. 500 g)

• 1 EL dunkles Miso

ZUBEREITUNG

• 2 EL Sake

• 1 EL Mirin

• Öl zum Braten

• ½ EL weiße Sesamsaat (optional)

• Chilifäden (optional)

1 Den Rettich schälen, der Länge nach vierteln und in ca. 5 mm dünne Scheiben schneiden.

2 In einer Pfanne Öl erhitzen. Die Rettich-Scheiben auf beiden Seiten für 3-4 Minuten bei mittlerer Hitze anbraten.

3 Miso, Sake und Mirin in einer Schüssel vermischen und in die Pfanne geben. Zugedeckt eine weitere Minute garen.

4 Mit Sesamsaat und Chilifäden garnieren und warm servieren.

Passend zum Kaffee & Tee

VEGANE MISO-PLÄTZCHEN

ca. 30 Stück / Zubereitungszeit: 30 Min.

ZUTATEN

• 1 EL helles Miso

• 6 EL Speiseöl

• 4 EL Moskovado-Zucker (alternativ normaler Zucker)

ZUBEREITUNG

• 1 TL gemahlener Ingwer

• 200 g Dinkelvollkornmehl (alternativ Weizenmehl)

• 1 TL Backpulver

• 80-100 ml Sojamilch

• 2 EL weiße & schwarze Sesamsaat

1 Miso, Öl, Zucker und Ingwer zu einer homogenen Paste verrühren. Mehl und Backpulver dazugeben und vermengen. Sojamilch nach und nach dazugeben, bis eine glatte Masse entsteht, die nicht zu bröselig und nicht zu nass ist.

2 Den Teig in zwei gleich große Hälften teilen. In eine der Hälften die weiße und schwarze Sesamsaat unterheben.

3 Beide Teigmassen mit einem Nudelholz ca. 5 mm dünn ausrollen und in beliebige Formen ausstechen oder schneiden.

4 Im vorgeheizten Ofen bei 180 Grad mit Heißluft für 12-13 Minuten (bei Ober-/ Unterhitze 2-3 Minuten länger) goldbraun backen und dann abkühlen lassen. Dazu passt eine Tasse Grüntee.

Umami-Power

UDON-NUDELN MIT

HÄHNCHENBRUST & MISO-CREME

2 Portionen / Zubereitungszeit: 30 Min.

ZUTATEN

• 2 Hähnchenbrustfilets

• 100 g trockene Udon-Nudeln

• Öl zum Braten

Für die Sauce:

• 100 ml Schlag- oder Kochsahne

• 1 EL helles Miso

ZUBEREITUNG

Für die Marinade:

• 1 EL helles Miso

• 1 EL Sake

• 1 EL geriebener Knoblauch

• 1 EL Mayonnaise

• 1 EL Aonori-Algenflocken

• 1 EL Weizenmehl

• 1 EL Speisestärke

1 Hähnchenbrust in ca. 3 cm große Stücke schneiden.

2 Miso, Sake, Knoblauch, Mayonnaise und Aonori in einer Schüssel mit dem Fleisch vermischen und 5 Minuten marinieren lassen. Mehl und Stärke unterheben.

3 Udon-Nudeln nach Packungsanweisung kochen. Absieben und beiseite stellen.

4 In einer Pfanne Öl erhitzen. Hähnchenstücke bei mittlerer Hitze rundum goldbraun anbraten. Sahne mit 1 EL Miso mischen und in die Pfanne gießen. Einmal aufkochen lassen und den Herd sofort ausschalten. Umrühren, bis sich das Miso aufgelöst hat.

5 Sauce über die Nudeln gießen und heiß servieren.

Japanische Küche in Berlin

Erlebe eine besondere Mischung aus frischem Sushi und kreativen Fusion-Spezialitäten in entspannter Atmosphäre!

ONNOYA FUSION

Hardenbergstraße 19 10623 Berlin (Nähe S- und U-Bahn Zoologischer Garten) 030 95592127 www.onnoya.de

Strebt den besten Geschmack an: Hausgemachte Nudeln und frei von Zusatzstoffen!

Ramen108

Bahnhofstraße 9, Bayreuth 0921-756-390-29

Mo-So 17-24 Uhr

Lunch Do-So 11:30-14:30 Uhr www.ramen108.de

Ramen wie direkt aus Japan – authentisch, traditionell und top bewertet auf Google

Die gefeierten Ramen-Restaurants aus Stuttgart und Frankfurt eröffneten im Oktober 2024 in Berlin. Neben traditionellen Misound Shoyu-Ramen sind auch die Tantanmen, sowie Ramen Olio (Abura Soba) und Dive Ramen (Tsukemen), die wie direkt aus Japan kommen, sehr gefragt. Vegane Ramen und die Gemüse-reichen Earth Miso und Earth Shoyu sind ebenfalls beliebt.

EArth Tokyo Tiergarten – Japanese Ramen Restaurant Augsburger Straße 29, 10789 Berlin 030-3300-1961

Mo-Sa 12:00-14:30, 17:00-22:00 / So & Feiertag 12:00-18:30 https://earth-tokyo.de

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