Programmheft „Wo soll ich landen“

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Musikalische Erinnerung an Gundermann


Wo soll ich landen … Musikalische Erinnerung an Gundermann von und mit Matthias Manz, Jan Schönberg & Mirko Warnatz

mit

Matthias Manz Jan Schönberg Mirko Warnatz

Der Abend verwendet Texte aus: „Tankstelle für Verlierer“ von Hans-Dieter Schütt, Karl Dietz Verlag, 2006 „GUNDERMANN. Von jedem Tag will ich was haben, was ich nicht vergesse“ von Andreas Leusink (Hg.), Christoph Links Verlag, 2018 & dem Dokumentarfilm „Gundermann Revier“ von Grit Lemke, inselfilm Produktion, 2019 Premiere am 11. November 2023 in der neuen Bar Musikalische Leitung Matthias Manz Szenische Einrichtung Matthias Manz, Jan Schönberg & Mirko Warnatz Kostüme Karin Laïd Dramaturgie Daniel Ris Regieassistenz / Inspizienz / Soufflage Mirko Warnatz Technische Leitung Peter Jeske Technische Einrichtung Khaled Nouh Beleuchtung Jens Luboch Tontechnik Luke-Gene Krause Leitung der Kostümabteilung Karin Laïd Gewandmeisterin Cornelia Weise Requisite Antje Kühne Dauer ca. 120 Minuten (inkl. Pause)

→ Die neue Bühne dankt Blumen Mädler für die Premierenrosen.

Impressum neue Bühne Senftenberg, Theaterpassage 1, 01968 Senftenberg Intendant Daniel Ris Gestaltung www.pingundpong.de Redaktion Dramaturgie Fotos Steffen Rasche → Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.


Gundermann

im Gespräch mit Hans-Dieter Schütt (1995 & 1997) „Ich weiß nicht, ob ich ein Talent habe. Ich fühle mich eher als so eine Art Übersetzer. Nimm den Fernseher, der hier steht: Den schaltest du an, und da kommt eine Oper. Die hat der Fernseher nicht erfunden, aber er hat die Fähigkeit, Wellen so zu übertragen, daß sie als Bild oder Ton wahrnehmbar werden. Wenn du in die Waschmaschine reinguckst, wirst du die Oper nicht sehen können. Ich habe nun eben die Fähigkeit, irgendwelche Wellen in Lieder zu übersetzen. Es findet also nur eine Umwandlung von vorhandenen Energien statt. Talent? Ich weiß nicht; also ich will die eigene Kreativität wirklich nicht zu hoch hängen. Wenn schon Talent, dann besteht es in der Fähigkeit, sich als solches Übersetzungsgerät zu erhalten und gewissermaßen zu pflegen. Der Fernseher darf ja auch nicht als Waschmaschine benutzt werden. Das ist das Talent: daß man weiß, wofür man programmiert ist, daß man sich in dieser Programmatik pflegt, repariert, tunt. Es kommt darauf an, sich aus seinen realen Möglichkeiten heraus zu definieren. Sonst gehst du an falschen Träumen zugrunde. Das unglücklichste Wesen ist der Fernseher, der davon träumt, eine Waschmaschine zu sein.“ (1995) „Ich habe einen Film gesehen, da sitzen irgendwelche zum Tode Verurteilten in einem Keller und da spielt sich zwischen zweien folgender Dialog ab: „Du, willst du noch ein paar Backpflaumen?“ – „Nein, da krieg ich immer Magenbeschwerden.“ – „Das ist doch jetzt egal, wir sind doch sowieso gleich dran.“ – „Du weißt nie, was in der nächsten Minute passieren kann in diesem Leben.“ Ja, es kann immer anders kommen. Das ist der Punkt, an dem ich an ein homöopathisches Weltsystem glaube. Es ist ja auf der Welt noch nie zur totalen Katastrophe gekommen, sondern es hat immer Kräfte gegeben, die das wieder ausgeschwungen haben. Da würde ich mich schon bereithalten. Ich nehme die Backpflaumen, wenn sie mir einer anbietet.“ (1997)


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v.l.n.r. Mirko Warnatz, Matthias Manz & Jan Schönberg


Du hast dich verpisst, wie der liebe Gott für den hier nüscht mehr zu machen is. Manchmal denken wir noch an den Beton und die Revolution. Wo meine Schaukel stand und später dein Bagger ist jetzt nen See. Die OssiReservation wird zum Freizeitpark. In der Lausitz zählt alles doppelt, hast du gesagt. Och die Schmerzen. Die der Dörfer, aus denen wir kamen und die der Kumpel, die jetzt ihre Rollatoren durch die Stadt schieben. Kohle, Gas und Energie – Schwarze Pumpe liefert sie. Wo soll’n wir hin? Wo nüscht is, is alles möglich. Bei uns hast du gesagt gescheh’n noch Wunder. Der Schnee ist wieder weiß geworden hier, aber es schneit nicht mehr. Unsere Schichtbusse sind lange verschrottet. Danach war Frühstück für immer, jetzt haben wir Sommer für immer. Ich bin zurückgekommen, zum See. Das Wasser ist blau und blau. aus „Gundermann Revier“ (2019)


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