neue-ideen Ausgabe Nr.05 | Juni

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familienleben

Möglichkeiten: Ein Dachstock, der sich ausbauen und mit einem separaten Aussenzugang versehen lässt, ein Untergeschoss, in das eine Einliegerwohnung eingebaut werden kann. Vorteile hat das Generationen-Wohnen zum Beispiel in finanzieller Hinsicht: Jetzt, wo die Finanzlage für viele alles andere als rosig aussieht, lassen sich hier Kosten sparen, weil die finanzielle Belastung eines Hauses auf mehrere Personen verteilt wird. Ist die Oma oder der Opa im Hause, kann die Mutter zudem besser einer Arbeit nachgehen, weil die ausserschulische Betreuung besser gewährleistet ist, sofern die älteste Generation noch fit genug ist, sich um kleinere Kinder zu kümmern. «Verständigen sollte man sich in diesem Fall jedoch darüber, wie der rote Faden bei der Erziehung der Kinder aussiehen soll», sagt die Diplom-Psychologin Birgit Ruhe-Kollmeyer. Sie ist beim Institut für Familienforschung (IFF) der Universität Fribourg beratend tätig. Konfliktpotential: Wenn Welten aufeinander prallen Drei Generationen unter einem Dach – das birgt auch viel Konfliktpotenzial. Jung trifft auf Alt. Und damit prallen manchmal auch zwei Welten aufeinander. «Die älteste Generation empfindet das Verhalten der Jüngsten öfter als frech und unerzogen. Viele von ihnen sind sicherlich autoritär erzogen worden und haben Erwachsenen gegenüber nicht gewagt ihre Meinung zu sagen», sagt Ruhe-Kollmeyer. Unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung, angemessener Lautstärke und der Wichtigkeit der Meinung der Nachbarn sind weitere häufige Konfliktpunkte. Grundsätzlich werde beim Zusammenwohnen von Generationen oft der Fehler gemacht, dass viele Menschen davon ausgehen, dass sich die Art des Zusammenlebens schon ergeben werde, und ihnen nicht klar ist, dass nicht alle dieselben Vorstellungen vom Familienleben haben, bemerkt Ruhe-Kollmeyer. «Das Aufstellen von Familienregeln kann das Zusammenleben sehr vereinfachen. Je älter die Kinder sind, desto mehr Mitspracherecht sollten sie haben. Die Re-

geln können die Art des Miteinander-Umgehens, die Ordnung oder die Zeit, nach Hause zu kommen, betreffen», sagt sie. Es sollten jedoch nicht zu viele Regeln sein und sie sollten fair sein. Häufiger Streitpunkt ist das Geld Fix zu regeln gilt es gemäss Ruhe-Kollmeyer folgende Punkte: Wer erledigt welche Aufgaben und Pflichten? Wer beteiligt sich in welcher Höhe an den Kosten? Soll es regelmässig Familiensitzungen geben? Konfliktpotenzial birgt oft die Überforderung der Mutter, die sich als Hotel Mama ausgenützt fühlt, dies nicht rechtzeitig sagt und immer unzufriedener wird. Sowie das liebe Geld. Fest steht: Kinder, die verdienen, aber auch

Das Generationenhaus aus architektonischer Sicht Walter St. Brack, Architekt FH/SIA und Umbau- und Energieberater HAUS CLUB SCHWEIZ

Ein Haus, das von vier bis sechs Personen, drei Generationen, bewohnt wird, muss in erster Linie genügend Räume aufweisen. Es braucht Gemeinschaftsräume, die

allen dienen, Individualräume als Rückzugsmöglichkeit für jeden, genügend Nasszellen mit Bad/ Dusche/WC, separate Eingänge und allenfalls eine Abgrenzung der Wohnbereiche, wie z.B. eine Einliegerwohnung. Optimal ist, wenn ein Ökonomiegebäude (Stöckli) zur Verfügung steht oder das Grundstück genügend gross ist, sodass ein «Minimalhaus» für die jungen Erwachsenen oder die älteste Ge-

neration realisiert werden könnte. Bei einem Umbau sollten die mögliche Veränderung des Zusammenlebens, die verschiedenen Bedürfnisse, aber auch eine allfällige Rückführung der baulichen Veränderungen im Auge behalten werden. Evtl. sind Vorkehrungen für gehbehinderte Personen zu treffen. Ein Konzept muss jedoch auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner erstellt werden.

Fotos: Hill Street Studios/BrandX/Corbis und David Adair/Ex-Press/Blick/RDB. Bildmontage: tnt graphics

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