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Das Abnutzungs BewertungsSystem (ABS): neue Erkenntnisse, Weiterentwicklungen
PROF. DR. PETER WETSELAAR
Zusammenfassung Dieser Artikel erläutert, wie sich das Zahnabnutzungs bewertungssystem (ABS) für eine strukturierte Diagnostik bestehender Zahnabnutzung verwenden lässt. Seit seiner Einführung ist das ABS bei vielen Zahnärzten in verschiedenen Ländern im Einsatz. Die gesammelten Rückmeldungen wurden von den Entwicklern und von Nutzern analysiert, woraus eine angepasste Fassung hervorgegangen ist: das ABS 2.0. Die Anpassungen und die neu eingeführte Taxonomie führen zu einem reibungsloseren Einsatz in der täglichen Praxis, einem geradlinigeren Diagnosesystem und einer strukturierten Behandlung.
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Indizes: Zahnabnutzung, Zahnabnutzungsbewertungssystem, Europäische Konsensuserklärung, Klassifikation, Diagnose, Behandlung, pathologische Zahnabnutzung, physiologische Zahnabnutzung,Taxonomie
Einleitung Zahnabnutzung ist ein multifaktorielles Geschehen, das zum Verlust der Zahnhartsubstanzen Schmelz, Dentin und Wurzelzement führt. Dabei kann zwischen (intrinsischer [Attrition] und extrinsischer [Abrasion]) mechanischer sowie (intrinsischer [Erosion] und extrinsischer [Erosion]) chemischer Abnutzung unterschieden werden1 . Es ist üblich, dass Spezialisten für eine Erkrankung in Abständen von wenigen Jahren zusammenkommen, um ausgehend von aktueller Evidenz und neuen Erkenntnissen zu dieser Erkrankung neue Definitionen zu erarbeiten. Im Bereich der Zahnabnutzung sind die beiden jüngsten Beispiele hierfür der Konsensusbericht der European Federation of Conservative Dentistry2 und der Konsensusbericht eines Workshops, der von der European Organisation for Caries Research (ORCA) und der Cariology Research Group der International Association for Dental Research (IADR)3 . Carvalho und Mitarbeiter2 beschreiben erosive Zahnab nutzung als chemisch-mechanischen Prozess, der zu einem nicht durch Bakterien verursachten kumulativen Zahnhartsubstanzverlust führt, welcher durch einen Verlust der natürlichen Oberflächenmorphologie und Konturen der Zähne charakterisiert ist. Schlüter und Mitarbeiter3 fassen erosive Zahnabnutzung als kumulativen oberflächlichen Verlust mineralisierter Zahnhartsubstanz durch physikalische oder chemisch-physikalische Prozesse (dentale Erosion, Attrition, Abrasion) auf, während die Folgen von Karies, Resorptionen oder Traumata nicht als Zahnabnutzung betrachtet werden. Die verschiedenen Definitionen zeigen weitreichende Übereinstimmungen, aber obwohl erosive Zahnabnutzung als pathologische Entität gut definiert ist, sind keine Verbesserungen bei ihrer Diagnostik und Behandlung in der täglichen Praxis erreicht worden. Da es sich um ein multifaktorielles Geschehen handelt, das sich in vielen verschiedenen Formen manifestieren kann, ist ein geeignetes Instrument für die Diagnose und Behandlung unverzichtbar.
Das ZahnAbnutzungsBewertungsSystem (ABS) Das ursprüngliche ABS (ABS 1.0) wurde 2004 in der Klinik für Zahnabnutzung des Department of Orofacial Pain and Dysfunction des Academic Centre for Dentistry Amsterdam (ACTA) von Jacques van der Zaag und Peter Wetselaar (im Folgenden „die Autoren“) entwickelt. Da es noch keine Leitlinie für die Behandlung von Patienten mit Zahnabnutzung gab, beschlossen die Autoren, ein System für eine strukturierte und zuverlässigere Diagnose bei diesen Patienten zu erarbeiten. Eine erste (auf Niederländisch verfasste) Publikation beschrieb den diagnostischen Teil des Systems4, eine zweite den die Behandlung betreffenden5. Sieben Jahre später wurde eine englische Version in einem1 sowie eine deutsche in zwei Teilen6,7 veröffentlicht. Mit dem ABS 1.0 wurde das Prinzip der mehrstufigen modularen Bewertung von Zahnabnutzung in die Zahnmedizin eingeführt. Es umfasst zehn Module: vier für die Basisdiagnostik, drei für die erweiterte Diagnostik und