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Das Fortbildungsjahr 2020
Das Fortbildungsjahr 2020 der NEUEN GRUPPE eröffnet Dr. Frank Zastrow in Wiesloch bei Heidelberg!
BERICHT VON DR. MORITZ NENSA
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Auf Initiative von Ernst Vöpel fand die erste Fortbildung dieses Jahres bei Frank Zastrow in Heidelberg statt. Nach einem bereits unterhaltsamen Begrüßungsabend am Donnerstag, ging es am Freitag morgen mit dem fachlichen Teil los. Um halb neun waren alle Teilnehmer munter in der Hotellobby versammelt und es erfolgte ein kurzer Bustransfer vom Hotel zur Praxis von Frank Zastrow in Wiesloch. Zusammen mit seinen beiden Kollegen Sebastian Kraus und Timo Pfeiffer begrüßte uns Frank in seinem ehemaligen Elternhaus und mittlerweile vollständig als Praxis genutzten Räumlichkeiten - ausgestattet mit einem OP, Aufwachraum, acht Behandlungszimmern, Meisterlabor und Fortbildungsmöglichkeiten.
Nach einer anfänglichen Einführung über die internationale Referententätigkeit sowie den persönlichen Lebenslauf führte uns der Referent in die Grundlagen der autologen Knochenaugmentationen und seine dahinter stehende Philosophie ein. Grundlage für seine Handlungsempfehlungen stellt die Kölner Defektklassifikation aus dem Jahre 2013 mit Hauptaugenmerk auf die Defektorientierung, die Defektgröße und die Defektumgebung dar. Anhand der Risikoeinteilung der BDIZ EDI CCARD wird das weitere Vorgehen in Bezug auf simultane Augmentation und Implantation sowie gewählte Dimensionierung und Positionierung der Knochenschalen bestimmt. In der Kaffeepause hatten wir die Gelegenheit die Praxis samt neuer Fräseinheit zu begehen und das Gesamtkonzept mit vollständiger Versorgung des eigenen Patientenstammes kennenzulernen.


Im Anschluss wurde die Khoury-Schalentechnik modifiziert nach Zastrow theoretisch dargestellt und die wichtigen Punkte herausgearbeitet. Dies sind die Osteotomieschnittführung vor dem Ramus mandibulae und eine weitere parallel dazu orientierte Linie in Höhe des 7ers. Anschließend werden die beiden Osteotomielinien horizontale überlappend mit der Microsaw verbunden. Den distokaudalen Anteil der Osteotomielinien ist als sogenannte Danger-Zone definiert, um die erhöhte Gefahr einer Nervschädigung zu unterstreichen. In diesem Bereich wird die Osteotomie nicht in 3,2 mm sondern in ca. 1,5 mm Tiefe durchgeführt. Im krestalen Anteil werden 3 mm nach medial versetzt Perforationen senkrecht und im 30° Winkel angelegt, um im Anschluss mittels Hammer und Meißel die Knochenschale mit mehreren beherzten Schlägen entnehmen zu können. Dabei frakturiert die Knochenschale entlang der Kortiko-spongiösen Grenze. Dieser sehr dünne Block wird im Anschluss mit der Microsaw und einer diamantierten flexiblen Trennscheibe weiter separiert, sodass zwei kortikale Knochenschalen resultieren. Diese werden mit dem Safescraper weiter ausgedünnt und auf diese Weise partikulärer Knochen gewonnen werden kann. Die Platzhalterschalen werden bei lateralen Augmentationen mit 3 mm Distanz zur späteren Implantatposition auf Distanz am Alveolarkamm fixiert und der entstehende Hohlraum mit partikulärem Knochen dicht aufgefüllt. Auf Membranen wird bei dieser Technik gänzlich verzichtet. Durch Periostschlitzung und eine laterale defektnahe Entlastungsinzision kann ein vollständiger Wundverschluss mittels Einzelknopfnähten erfolgen.
Nach der ersten Session ging es einige Straßen weiter zum wohlverdienten Mittagessen, jedoch nicht ohne ein obligatorisches Gruppenfoto für den Instagram-Account für Frank festzuhalten.
Die Erkenntnisse des Vormittags wurden am Nachmittag durch eine Live-Operation gefestigt. Hierbei wurde eine Schaltlücke regio 12 mittels Knochenschale lateral augmentiert und simultan implantiert. In der OP-Besprechung wurden detailliert die Schnitt- und Nahttechniken dargestellt und diskutiert wie zum Beispiel ein palatinal gestielter Rotationslappen zur Weichgewebsunterfütterung.

Von der fachlichen Flut an Informationen erfolgte die Stärkung im goldenen Hecht – dem besten Schnitzel der Region. Gesättigt ging es im Anschluss auf die erste von Karl-Theodor gebaute Steinbrücke in Heidelberg zum Start einer exzellenten Stadtführung durch Heidelberg.
Am zweiten Tag trafen wir uns im Hotel zu einer theoretischen und praktischen Erörterung des dreidimensionalen Knochenaufbaus und der Weichgewebschirurgie insbesondere der Technik nach Kazanjian, des apikalen Verschiebelappens, der Semilunar- sowie Tunneltechnik. Anhand von Acrylmodellen konnten die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse unmittelbar umgesetzt und veranschaulicht werden.

Der Abschluss bildete die feierliche Überreichung der Teilnahmeurkunden und OP-Hauben samt des Heidelberger Studentenkusses. Damit waren alle Teilnehmer in den Kreis der Real Bone Builder aufgenommen.
Ein wirklich beeindruckender Kurs und Startschuss in das neue Fortbildungsjahr. Dafür nochmals herzlichen Dank an Ernst Vöpel für die gelungene Organisation.