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Ein Portrait des Frankfurter Stadtteils Riedberg

BEI FAMILIEN SEHR BELIEBT:

Ein Porträt des Frankfurter Stadtteils Riedberg

(NH) Noch stehen am Riedberg vereinzelt Kräne, in weiten Teilen aber ist das neue Frankfurter Stadtviertel fertiggestellt: Auf dem Riedbergplatz im Quartier Mitte sind die Außenterrassen der Cafés, Eisdielen und Restaurants in den warmen Monaten gut besucht, Kinder toben auf dem Spielplatz, die Bänke rund um den Platz sind beinah alle belegt. Stimmungsvoll geht es hier zu, lebendig. Dennoch

nörgelte die Tageszeitung Frankfurter Neue Presse vor einiger Zeit, dass der Riedberg städtebaulich schon aus der Mode gekommen sei – und das bevor er fertiggestellt worden ist.

Geplant wurde das neue Stadtquartier in den 1990erJahren, 2001 startete das damals größte Bauprojekt der Republik: Das rund 266 Hektar große Gebiet liegt nordwestlich der Stadt, rund 20 Minuten mit der U-Bahn vom Stadtzentrum entfernt. Platz für 16.000 Einwohner sollte hier entstehen; im Jahr 2020 leben im Riedberg und dem benachbarten Kalbach insgesamt 22.170 Bürger.

Und während der Zuzug in die Mainmetropole im Jahr 2020 aufgrund der Coronapandemie praktisch stagnierte, wuchs der Riedberg um weitere 375 Menschen. Die große Mehrheit der Einwohner stört sich nicht daran, dass der Riedberg mit seinen sieben Quartieren Bonifatiusbrunnen, Schöne Aussicht, Ginsterhöhe, Mitte, Universität, Altkönigblick und Niederurseler Hang weniger charmant wirkt als die altehrwürdigen Stadtteile wie Bornheim, Sachsenhausen oder Bockenheim. Und es stimmt schon: Man muss nicht einmal die einzelnen Quartiers-Bereiche kennen, um sie vielfach doch anhand der Gebäudeformen bestimmen zu können: Die kubischen, modernen Einfamilienhäuser an der Fritz-Bauer-Straße etwa, die dem Bereich den Namen „Weiße Stadt“ eingebracht hat. Das ändert auch nichts daran, dass einige der Gebäude etwa am Kätcheslachpark von berühmten Architekten wie Daniel Liebeskind entworfen wurden.

Ein Quartier für Familien

Dennoch: Eine in 2019 vom Institut für Humangeographie der Goethe-Universität durchgeführte Befragung zur Wohnqualität auf dem Frankfurter Riedberg belegt: Die Riedberger sind zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrem Quartier. Den Einwohnern gefällt es, am Rand der Stadt zu leben mit mehr Grün vor Augen und dennoch irgendwie zentral. Geplant wurde der Riedberg für Familien, und so wundert es nicht, dass er heute mit rund 43 % Familien einen mehr als doppelt so hohen Familienanteil hat als andere Frankfurter Stadtteile. Diese Familien schätzen es, in einem beruhigten Viertel zu leben, es sind Menschen, die Wohneigentum erwerben wollten, die gerne Gärten besitzen, großzügige Balkone, Parkpläze vor dem Haus und die möchten, dass ihre Kinder in Ruhe aufwachsen können. Und auf dem Riedberg geht das: Über insgesamt vier Parks oder Grünzüge verfügt der Riedberg, 31 kleinere und große Spielplätze sowie inzwischen zwei Grundschulen, eine Integrierte Gesamtschule, ein Gymnasium und 21 Kindergärten. Nur fünf Fußminuten von der U-BahnHaltestelle Uni Campus Riedberg und dem Riedberger Zentrum liegt etwa der zehn Hektar große Kätcheslachpark mit Spiel- und Sportplätzen und weiten Wiesenflächen. Der große Park gibt den Blick frei auf den Taunus und grenzt im Osten beinah an den Bonifatiuspark: Er entstand zeitgleich mit dem Bau der ersten Wohngebäude als zentrale Grünanlage, und heute sind die Bäume hochgewachsen und der Park ist bei Joggern und Hundebesitzern beliebt.

Lange schon auch sind die Straßen in diesem südöstliche Quartiers-Teil, genannt die Ginsterhöhe, eingewachsen; 2014 erfolgte der Bauabschluss mit vorwiegend Einfamilien- und Doppelhäusern. Überhaupt ist das ein Markenzeichen des Riedbergs: Zwei Drittel der Wohnungen sind Eigentumswohnungen, hinzu kommen die vielen Einfamilien- und Reihenhäuschen etwa im Bereich Schöne Aussicht und Bonifatiusbrunnen. Und auch an kleinen Cafés, Restaurants und Läden fehlt es auf dem Riedberg: Die findet man geballt nur im Zentrum. Ansonsten sind die Straßen auf dem Riedberg eher leer und still. Wer also den Trubel sucht, Museen, Geschäfte, nette Bars und Restaurants, wird die Bahn nehmen müssen oder ins Auto steigen: Die A 5 grenzt unmittelbar an das neue Quartier an.

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