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Kunst schafft eine eigene Atmosphäre im Haus

„Kunst schaff t eine eigene Atmosphäre im Haus“

Patrizia Casagranda im Interview

(KF) Die deutsch-italienische Künstlerin Patrizia Casagranda genießt nicht nur in Deutschland Bekanntheit, sondern hat sich auch in der internationalen Kunstszene einen Namen gemacht. Ihre Werke sind farbgewaltig und im positivsten Sinne des Wortes vielschichtig: Anmutige Frauenporträts werden von reliefartigen Strukturen überlagert. Typografische Elemente treffen auf Techniken der Collage, Malerei und des Graffitis. Schicht für Schicht entwickeln ihre Bilder im Spiel mit unterschiedlichen Texturen und Rastern eine faszinierende Tiefenwirkung. Schönheit trifft auf Vergänglichkeit, wird defragmentiert und neu ins Bild gesetzt. Wie die Traumimmobilie der vielfach ausgezeichneten Künstlerin aussieht und was sie Eigentümern einer Neubau-Immobilie rät, um Kunst ins Zuhause zu bringen, hat Patrizia Casagranda neubau kompass Redakteurin Kerstin Funke verraten.

Frau Casagranda, urban oder naturnah? Reduziert und aufgeräumt oder bunt und kreativ? Wie sieht Ihre Traumimmobilie aus? Patrizia Casagranda: Ich fände es wunderbar, mitten in der Natur zu leben und zu arbeiten – in einem alten Bauernhof, der saniert wurde, kreativ und frei. Ich mag es auch reduziert. Großzügige Räume mit wenigen Möbeln. Eine off ene, lichtdurchfl utete Immobilie. Meine Arbeitsweise ist sehr chaotisch und schmutzig. Überall ist Farbe und Leim auf dem Boden. Die Werkstatt müsste darum vor allem praktisch sein. Aber ich liebe sowohl mein Studio als auch meine Wohnung aufgeräumt. Ein großzügiges Atelier mit Wohnung und trotzdem naturnah.

Wohnen Sie mit (Ihrer) Kunst? Haben Sie in Ihrem Zuhause eigene Bilder aufgehängt? PC: Ja, habe ich, aber leider zu wenige Bilder, da ich viele Ausstellungen habe und dafür oft einen Teil meiner eigenen Bilder von den Wänden nehmen muss. Aber ich habe auch Kunst von anderen Künstlern, die ich großartig fi nde, bei mir zu Hause hängen. Ich liebe die Atmosphäre, die die Kunst ausstrahlt: modern, aber doch auch sehr emotional. Sie hat was sehr Eigenes.

Was würden Sie Käufern einer Neubau-Immobilie raten, wenn es um die Frage geht, Kunst ins neue Zuhause zu bringen? PC: Ich fi nde, Kunst schaff t eine eigene Atmosphäre im Haus und ist unerlässlich in einer Immobilie. Die Gefühle, die Gemälde erzeugen, fi nde ich inspirierend und einzigartig. Das Gemälde oder die Skulptur sollte hinsichtlich der Größe gut an die Wand oder in den Raum passen. Man muss sich in das Bild verlieben, das man erwerben will, dann wird man Tag für Tag daran Freude haben. Es gibt auch Leute, die sagen: „Ich habe keine Ahnung von Kunst, aber es spricht mich an.“ Ein besseres Argument gibt es für den Kauf nicht. Der Käufer sollte sich auf sein Bauchgefühl verlassen, mit was er sich umgeben will, und sich so Stück für Stück einrichten. Mein Tipp: Es ist immer wieder wunderschön, Kombinationen mit Skulpturen zu fi nden, die interessant sind. Viele Leute sehen Kunst als Investition und vergessen ihren eigenen Geschmack dabei oder ob das Gemälde tatsächlich eine Ausstrahlung hat. Gute Galeristen können Kunden optimal beraten, um ein neues Zuhause mit Kunst einzurichten.

Vielen Dank für das inspirierende Interview, Frau Casagranda!

Gehen wir davon aus, dass Sie 2022 den Auftrag bekommen, einen Teil des öffentlichen Raums künstlerisch zu gestalten: Was würden Sie dort tun? Und wie könnte Ihre Botschaft lauten? PC: Ich habe bei der Biennale in Florenz 2021 eine Humanity-Installation gezeigt. Die Installation soll die fünf Weltreligionen mit ihren verbindenden Grundwerten Frieden und Nächstenliebe darstellen. Eine Installation der Weltreligionen, mit der wir lernen, gemeinsam zu leben, wie Martin Luther King einst in Berlin sagte. Unsere Welt braucht dringender denn je ein Zeichen des Friedens. Jüdische, christliche, islamische, buddhistische und hinduistische Frauenporträts stehen, im Kreis angeordnet, für eine Verständigung der Religionen. Sie stehen im interreligiösen Dialog, ohne dabei tatsächlich zu Wort zu kommen. Ein Wagnis in einer Zeit der religiös aufgeladenen gesellschaftlichen Spannungen. Mit meiner Arbeit möchte ich diesen Spannungen etwas entgegensetzen, um sie zu entschärfen. In meinen Porträts lege ich einen Fokus auf die Gemeinsamkeiten der dargestellten Frauen und stelle den Humanismus in den Religionen in den Vordergrund. Im Hintergrund der Bilder stehen Begriffe wie „Coexist“ und die fünf Zeichen der jeweiligen Religionen. Diversity first, Diversity second: Religionen in ihrem Kult und im Austausch mit Wissenschaften, Kunst und Kultur können eine Bereicherung sein – allen Gräueltaten, die unter Berufung auf die Religionen begangen werden, ein Modell eines friedvollen Miteinanders entgegensetzend. Es ist eine leise Herangehensweise an den interreligiösen Austausch.

AUSGEZEICHNET!

Biennale Florence Mixed Media 2021, First Place World Association of Visual Arts/ Excellence in Art Award 2021 Kunstpreis Deutschland 2021 West Germany Prestige Award 2020/2021

BERLINER GALERIE

Art-Center-Berlin am Pergamonmuseum Georgenstraße 44, 10117 Berlin art-center.berlin

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