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Berlin-Treptow: Leben am Wasser

(FZ) Einst großer Industriestandort mit zugehörigem Hafen, positioniert sich Treptow derzeit neu. Ein junges und internationales Publikum entdeckt den Bezirk für sich – das Leben am Wasser, verbunden mit der Ansiedlung moderner Unternehmen, macht die Lage für sie attraktiv. Hier liegen Hausboote direkt neben schicken Bungalows mit idyllischem Blick auf die Spree.

Der schmalste Stadtteil Berlins ist an seiner dicksten Stelle kaum 10 Kilometer breit, dafür aber fast 30 Kilometer lang. Das liegt daran, dass er entlang der Görlitzer Bahn entstand, die sich längs durch den Bezirk zog. Diese Bahntrasse begann am Görlitzer Bahnhof und führte nach Königs Wusterhausen. Zu beiden Seiten entwickelten sich aus ehemaligen Dörfern neue Berliner Stadtteile, die 1920 eingemeindet wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Treptow Teil des Sowjetischen Sektors. Von 1961 bis 1990 verlief entlang der Grenze zu seinen westlichen Nachbarbezirken Kreuzberg und Neukölln die Berliner Mauer. Durch die Bezirksreform 2001 ging Treptow in dem Verwaltungsbezirk Treptow-Köpenick auf.

Junger Bezirk mit Zukunft

1754 als Gutshof gegründet und später Wiege des deutschen Motorflugs, ist Adlershof heute Standort für Deutschlands modernsten Technologiepark. Außerdem ist es der wichtigste Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort Berlins – hier befinden sich sechs Institute der Humboldt-Universität, Dutzende international renommierte Forschungseinrichtungen sowie rund 1.200 junge und innovative Unternehmen. In der Wissenschaftsstadt Adlershof arbeiten und studie-

ren über 25.000 Menschen. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Oberschöneweide, der Innovationspark Wuhlheide, das Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie sowie die Nähe zum Großflughafen Willy Brandt BER schaffen die Basis zu einem jungen Bezirk mit Zukunft.

Frühling in den Späth’schen Baumschulen

An vielen Orten Berlins und Brandenburgs erblühen derzeit Späth’sche Bäume – Unter den Linden, in Sanssouci oder vor Schloss Meseberg. Sie sind lebendige Zeugen einer über 300-jährigen Geschichte. Die Baumschule wurde 1720 von Christoph Späth gegründet und ist mittlerweile der am längsten produzierende Gewerbebetrieb Berlins. Mit über 800 Mitarbeitenden war er unter Franz Späth zeitweilig sogar die größte Baumschule der Welt. Noch heute zeugen der S-Bahnhof Baumschulenweg inklusive des gleichnamigen Stadtviertels von der Bedeutung der Späth’schen Baumschulen, in der Alt- und Neuberliner*innen im Frühling ihre Bäume und Ziersträucher erwerben.

Auch im angrenzenden Treptower Park, dem Plänterwald und dem Spreepark – dem ehemals größten Freizeitpark der DDR – finden sich viele Späth’sche Bäume und Hölzer. Das Gelände samt Ausflugslokal Eierhäuschen wird gerade aufwendig vom Land Berlin und dem landeseigenen Parkbetreiber Grün Berlin renoviert – die Eröffnung soll noch 2022 erfolgen.

Picknick an der Spree

Zwischen Treptower Park und dem Plänterwald erreicht man die Insel der Jugend über die Abteibrücke – die älteste Stahlverbundbrücke Deutschlands. Der perfekte Ort für ein Frühlingspicknick direkt an der Spree, inklusive Bratwurstbude und Bootsverleih. Der Kulturalarm e.V., Betreiber der Insel, sieht sich als Experimentierstätte für alle Formen der Kunst und bietet zahlreiche Kulturangebote für Jung und Alt, darunter beispielsweise jeden Sonntag Live-Musik. Auch in den angrenzenden Industriegebieten Ober- und Niederschöneweide entstehen zahlreiche Künstlerateliers und Galerien. Das Funkhaus Berlin Nalepastraße, einst Sitz des Rundfunks der DDR, ist heute ein vielseitig genutzter Komplex mit Aufnahmestudios sowie einem exzellenten Konzert- und Veranstaltungsprogramm.

Club der Visionäre gründet neues Label

Gregor Krämer aus München betreibt den Club der Visionäre (CDV) an der Grenze zu Kreuzberg – ursprünglich kommt er aus dem Jazz, in dem man in freien Jamsessions oft gemeinsam improvisiert. Dieses Konzept überträgt er auf die elektronische Musik: Im CDV gibt es keine festgelegten Playtimes, sondern man gewährt Gästen und Künstler*innen das Momentum. So hat sich der CDV im Lauf der Jahre als ein Hub von Kunstschaffenden jeglicher Couleur weiterentwickelt. Während der Pandemie sind so zahlreiche inspirierende und spannende Projekte entstanden. Gerade wird ein Studio aufgebaut und der CDV hat soeben ein eigenes Label als Künstlerkollektiv gegründet – man darf gespannt sein auf neue Klänge, denen man in Treptow gechillt am Wasser lauschen kann.

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