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Klima | Notfallplan mit Nebenwirkungen Mobilität | Gibt’s hier auch einen Bus?

2014

Spenden | Wohin mit 100 Tonnen Shampoo?

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N-Kompass magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand

Wie viel Verpackung ist nötig?

Der CO2-neutrale Versand mit der Deutschen Post


Ökologie

Ökonomie

Soziales

KOMPASS

Nachhaltig wirtschaften


Editorial

„Irgendwann muss die Menschheit Genügsamkeit lernen.“

Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker

Yvonne Buckesfeld, Dipl. Kauffrau (FH) Leiterin des Fachbereiches Nachhaltigkeit beim NWB Verlag und Produktverantwortliche für den N-Kompass.

Den Wohlstand – gerade in den Entwicklungsländern – erhöhen und dabei den Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren? Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker hält das für möglich und erläutert im Interview auf Seite 24, warum eine Verfünf fachung der Effizienz umsetzbar sei und wo er den Wettbewerbsfaktor für Unternehmen sieht. Effizienz ist auch ein Thema, wenn in Deutschland jährlich Unmengen neuwertiger Produkte, wie z.B. Shampoo, entsorgt werden, obwohl sie anderswo dringend benötigt werden. Gründe dafür sind unter anderem Überproduktionen, defekte Verpackungen oder fehlerhafte Etiketten. Ein Skandal, findet „innatura“ und bietet Unternehmen eine Plattform, über die diese Waren gegen eine geringe Vermittlungsgebühr an soziale Einrichtungen gespendet werden können. Mehr zum Konzept und der Verbindung zu Prince Charles erfahren Sie auf Seite 08. Vereinzelte Geschäfte bieten ihre Waren mittlerweile ohne Verpackung an, um die Umwelt zu schonen. Was in der Nische erfolgreich funktionieren kann, wird von etablierten Händlern häufig kritisiert. Mehr zum Thema und über die Auswirkungen der Plastikverpackungen auf die Umwelt finden Sie auf Seite 28. So gelangen beispielsweise schwimmende Plastikteilchen in die Nahrungskette der Meerestiere und damit immer häufiger auch auf unsere Teller. Bereits im 19. Jahrhundert gab es technische Ansätze, Wetter und Klima zu beeinflussen. Wie die Wissenschaft zum Eingriff in die Natur steht und ob ein Vulkanausbruch die Erderwärmung aufhalten könnte, erfahren Sie auf Seite 20. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und freue mich über Ihre Anregungen.

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Ihre Yvonne Buckesfeld

kontakt@n-kompass.de

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Wohin mit 100 Tonnen Shampoo?

Foto: Silvie Kühne

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Foto: Fotolia | Moreno Novello

Inhalt

Foto: DB | Tim Reckmann

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Notfallplan mit Nebenwirkungen

Jedes Jahr werden in Deutschland fabrikneue und einwandfreie Waren entsorgt. Ein Skandal findet Dr. Juliane Kronen und bietet mit ihrer Spendenplattform „innatura“ Unternehmen eine Möglichkeit, diese Waren an gemeinnützige Organisationen für soziale Zwecke zu spenden.

Plan A im Umgang mit dem Klimawandel besteht aus der Reduktion der CO2-Emissionen, Plan B aus der Anpassung unserer Umwelt an das sich verändernde Klima. Nun gibt es einen Plan C – das Climate Engineering, d.h. der gezielte Eingriff in die klimatische Atmosphäre und Biosphäre.

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Korrekt feiern!

Ob Betriebsfeiern, Seminare oder Tagungen – Unternehmen, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, sollten sich auch bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen der Herausforderung, z.B. eines nachhaltigen Caterings, stellen.

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Gibt’s hier auch einen Bus?

Der Outdoor-Ausrüster Vaude setzt nicht nur auf flexible und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, sondern auch auf ein umweltfreundliches Mobilitätskonzept. Dabei geht das Vaude-Konzept so weit, dass es Einfluss auf den öffentlichen Nahverkehr genommen hat.

„Irgendwann muss die Menschheit Genügsamkeit lernen.“

Mit seinem Buch „Faktor Fünf – Die Formel für nachhaltiges Wachstum“ will Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker zeigen, wie zukünftig nachhaltiges Wirtschaften möglich sein kann. Im Interview erklärt er, warum Ressourcen- und Energieeffizienz ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für Unternehmen ist.

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Titelthema: Ohne Verpackung bitte

Mit der Idee, Produkte – vor allem Lebensmittel – unverpackt zu verkaufen, haben einige Geschäfte eine Marktnische entdeckt. Verpackungen, z.B. aus Plastik, sollen nicht länger die Umwelt belasten. Doch was sich in der Theorie einfach anhört, kann in der Praxis seine Tücken haben.

Am Ende vieler Beiträge finden Sie Hinweise auf unsere N-KompassDossiers in Form einer DokID – z.B. BAAAE-44044. Wenn Sie bei N-Kompass angemeldet sind, geben Sie die DokID in das Suchfeld ein und gelangen Sie so direkt zum Dossier. ÿ www.n-kompass.de

N-Kompass – nachhaltig wirtschaften mit Methode. N-Kompass ist das neue Online-Werkzeug für nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand. Damit bringen Sie Ihr Unternehmen selbstständig auf Nachhaltigkeitskurs. Das Werkzeug bietet Ihnen Analysen und sofort anwendbare Hilfen für die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales ebenso wie im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements.

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Testfahrt Eine Besonderheit des BMW i3 ist, dass hier ein technisches Verfahren – die Rekuperation – Anwendung findet, um Strom zurück in die Batterie einzuspeisen.

Foto: www.press.bmwgroup.com

Thomas Rux, Elektromobilitätslotse der Stadt Dortmund

Marie-Lucie Linde und Till Mansmann haben den i3 getestet – und waren beeindruckt.

Nachhaltige Mobilität kann Spaß machen Wie ein Autoscooter fährt der BMW i3 mit Voll-Automatik: Gaspedal und Bremse, mehr ist nicht nötig. Auf den ersten Metern könnte man meinen, wir wären blutige Fahranfänger: Überrascht von der unmittelbaren Beschleunigung geht der Fuß aus Reflex wieder vom Gas. Daraufhin folgt der nächste Schreck: Ohne auch nur in die Nähe der Bremse gekommen zu sein, verzögert der i3 prompt. Das vertraute Ausrollenlassen – hier nicht möglich. Grund für das befremdliche Fahrerlebnis: Die Energie, die entsteht, wird direkt wieder der Batterie zugeführt. So geht beim vollelektrischen i3 keine Energie verloren. Strecken von ca. 160 km pro Ladung sind dadurch kein Problem, auch wenn unser Blick öfter als gewohnt zur Akkuanzeige schweift. Und auch die Geräuschkulisse ist neu: Wir können jetzt die Reifen auf dem Asphalt hören – vom Motor kommt nur ein Surren.

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Doch nicht nur das Fahrgefühl hat bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern auch der Innenraum. Beim Ertasten der Verkleidung und des Armaturenbretts zweifelten wir, ob hier natürliche Rohstoffe verarbeitet wurden. Doch tatsächlich – die Tür-Verkleidung ist aus natürlichen Fasern gefertigt und auch die obere Armaturen-Abdeckung besteht aus in Europa angebautem Eukalyptusholz. Selbst die Sitzbezüge sind zu fast 100 % aus recyceltem Polyester. Wer hätte gedacht, dass man auf recycelten PET-Flaschen so bequem sitzen kann! Als Elektroauto-Laien waren wir vom ganzheitlichen Konzept des BMW i3 beeindruckt. Wer Nachhaltigkeit konsequent umgesetzt sucht, der bekommt mit dem i3 eine überzeugende Lösung geboten, finden die Tester Till Mansmann und Marie-Lucie Linde. ◊

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VERANSTALTUNG

„Barometer der Nachhaltigkeit“ gezielt Emissionen eingespart oder im Falle der Unvermeidbarkeit berechnet und kompensiert. Darüber hinaus werden das Catering, die Technik, das Material vor Ort sowie das Hotel nach strikten Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. Karten zur Teilnahme am Deutschen Nachhaltigkeitstag 2014 sind seit September erhältlich. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.nachhaltigkeitspreis.de

Foto: Frank Fendler, Düsseldorf

Am 28. November 2014 wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis bereits zum siebten Mal vergeben. Mit dem Preis kürt die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis u.a. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Verbänden und Wirtschaftsvereinigungen Spitzenleistungen beispielhafter Unternehmen sowie Projekte aus Wirtschaft und Verwaltung. „Unser Preis ist ein Barometer der Nachhaltigkeit“, so Stefan SchulzeHausmann, Initiator des Preises. Eine Neuheit in diesem Jahr ist, dass der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Unternehmen erstmals in drei Größenklassen vergeben wird: kleine Unternehmen, mittlere Unternehmen und große Unternehmen. Zusätzlich werden die nachhaltigste Marke und die innovativste Lösung für mehr Ressourceneffizienz im Unternehmen mit einem Sonderpreis prämiert. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird in Düsseldorf im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitstages, Deutschlands führendem Kongress zur Nachhaltigkeit, vergeben. Die feierliche Preisverleihung bildet den Höhepunkt am Abend der Veranstaltung. Der Kongress will dabei auch selbst Vorreiter sein: Das Event ist klimaneutral geplant: Während der Veranstaltung werden

GELDANLAGEN

Foto Himmel: Fotolia |Maksim Shebeko Icons: Fotolia | raven

Grün anlegen mit der KfW Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Frankfurt, ist die größte Förderbank der Welt und die drittgrößte Bank Deutschlands. Als Förderbank stellt sie vor allem günstige Kredite für Investitionen zur Verfügung. Auch für die Finanzierung von Geschäftsideen im Bereich Nachhaltigkeit hat die KfW in Deutschland eine Schlüsselrolle inne. Zum zweiten Halbjahr unterstreicht die Förderbank diese Rolle mit einem neuen Finanzprodukt: „Green Bonds“ sind Anleihen, deren Emissionserlöse zur Finanzierung von Umweltund Klimaschutzprojekten verwendet werden. Das bietet Anlegern die Möglichkeit,

ganz gezielt in die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes zu investieren. Der „Green Bond – Made by KfW“ hat mit 1,5 Milliarden Euro ein bemerkenswert großes Volumen. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2014 hat die KfW rund 36,5 Milliarden Euro an den internationalen Kapitalmärkten refinanziert. Die Green-Bond-Anleihe hat eine Laufzeit von 5 Jahren und zahlt einen Kupon (Nominalzins) in Höhe von 0,375 Prozent. Als Konsortialbanken begleiten Crédit Agricole, Deutsche Bank und SEB die Transaktion. Das preisbildende Orderbuch hat es dabei immerhin auf ein Volumen von über 2,65 Milliarden Euro gebracht. 90 Investoren haben sich dabei an der Emission mit einer durchschnittlichen Ordergröße von unter 30 Millionen Euro beteiligt. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.kfw.de

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BIOKLEIDUNG

Foto: gotsutsumu GmbH

Businessmode in grün Die Beschaffung von Berufsbekleidung kann für Unternehmen ein wichtiger Baustein beim Erreichen des Ziels der Nachhaltigkeit darstellen (s. N-Kompass 3/2014). Doch auch die einzelnen Arbeitnehmer können durch den Einkauf entsprechender Arbeitsoutfits Einfluss auf den ökologischen und sozialen Fußabdruck ausüben. Bislang wurde jedoch vor allem Freizeitkleidung aus nachhaltiger Herstellung vermarktet. Die Marke gotsutsumu hat mit ihrer Businesskollektion das Angebot nun um eine für Arbeitnehmer interessante Sparte erweitert. Die nachhaltige Businesskollektion ist nach GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifiziert und bietet elegante sowie kombinierbare Biokleidung: Von edlen Anzügen für den Mann über Kostüme und Hosenanzüge für die Frau bis hin zu legerer Kleidung für den Casual Friday. Dabei ist der Name der Kollektion Motivation und Programm zugleich: Tsutsumu ist japanisch und umschreibt die Kunst des Verpackens sowie die Wertschätzung des stil- und respektvollen Umgangs mit Materialien. Daher werden für die Herstellung der Kollektion keine umwelt- oder gesundheitsschädlichen Chemikalien und ausschließlich Fasern verwendet, die zu mindestens 95 Prozent aus kontrolliert ökologischem Anbau stammen. Zusätzlich achtet das Mode-Unternehmen auf eine konsequente sozial verträgliche Wertschöpfungskette, um auch hier Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden. ◊ Weitere Informationen: ÿ http://gotsutsumu.de

NETZWERK

Wirtschaft pro Klima Mehr als 50 Unternehmen haben sich der Initiative „Wirtschaft pro Klima“ angeschlossen, um das klimaschonende Handeln in der Wirtschaft aktiv einzufordern. Die Initiative wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit zusammen mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. (B.A.U.M. e.V.) ins Leben gerufen. „Wer sich zu ‚Wirtschaft pro Klima‘ bekennt, zeigt Verantwortung für den Klimaschutz und be-

weist, dass er diesen auch selbst praktiziert“, sagt B.A.U.M.-Vorstandsmitglied Dieter Brübach. Dabei gehen die Mitglieder der Initiative, wie z.B. der mittelständische Outdoor-Bekleidungshersteller Vaude, mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie unternehmerischer Klimaschutz zu einer ökologischen und wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte werden kann. Auf der gleichnamigen Plattform www.wirtschaft-pro-klima.de vernetzen sich die Mitglieder der Initiative und tauschen sich über ihre Erfahrungen rund um das Thema „unternehmerischer Klimaschutz“ aus. Die über 150 in einer zentralen Datenbank dokumentierten Maßnahmen und Berichte dienen anderen Unternehmen, die klimaschonender und energieeffizienter wirtschaften wollen, als Inspiration. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.wirtschaft-pro-klima.de/Dabeisein

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Foto: Koelnmesse GmBH | Rainer Gärtner

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TRENDBEOBACHTUNG

Arbeitgebersiegel wirken Siegel und Rankings helfen in vielen Märkten bei der Orientierung der Verbraucher – das ist auf dem Arbeitsmarkt nicht anders: Junge Menschen nutzen bei der Berufswahl viele verschiedene Möglichkeiten der Information über potenzielle Arbeitgeber. Dazu gehören auch Arbeitgebersiegel, wie eine Untersuchung des Instituts für Handelsforschung (IFH), Köln, zeigt: Bei einer Befragung von 439 Studenten und Schülern gaben über 10 Prozent an, Arbeitgebersiegel „auf jeden Fall“ bei der Auswahl zu berücksichtigen, über 60 Prozent beantworteten die Frage mit „eher ja“. Das zeigt die hohe Glaubwürdigkeit, die solche Siegel auch für wichtige Lebensentscheidungen erreichen. Arbeitgebersiegel bieten potenziellen Bewerbern die Möglichkeit, verschiedene Unternehmen hinsichtlich ihrer Leistungen für Arbeitnehmer zu vergleichen. Die Untersuchung zeigt aber auch, welche Faktoren für die Schüler und Studenten am wichtigsten sind: knapp 85 Prozent gaben eine „angemessene Vergütung“ als wichtigsten Punkt bei der Arbeitgeberwahl an. Unter Studierenden ist es mit ebenfalls knapp 85 Prozent das „Arbeitsklima im Unternehmen“, das fast ebenso wichtig ist. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.ifhkoeln.de/News-Presse/ Arbeitgebersiegel--Einfluss-und-Bekanntheit-mit-Potenzial

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Sachspenden

Wohin mit 100 Tonnen Shampoo? innatura sammelt Waren von Herstellern und Händlern und vermittelt sie an gemeinnützige Orga­ni­sationen. Das klingt gut und einfach, erfordert aber eine ausgefeilte Logistik und eine juristisch wasserdichte Vorgehensweise. Denn Sachspenden unterliegen der Umsatzsteuer und das ist für Unternehmen ein echtes Problem. von Geraldine Friedrich

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Jedes Jahr werden

fabrikneue Waren, von denen die Hersteller zu ie Geschäftsidee für innatura bein Deutschland viel produziert haben oder bei denen lediggann mit 100 Tonnen Shampoo. „Ein Waren im Wert von lich die Verpackung falsch oder veraltet ist. früherer Kollege rief mich vor vier Rund ein Drittel der weggeworfenen ProJahren an und sagte: Ich habe hier 200.000 dukte gehören genau in die Gruppen, die geFlaschen Shampoo auf dem Hof stehen – meinnützige Organisationen dringend braufalsch etikettiert. Die Ware ist aber hundertMilliarden Euro chen: Spielzeug, Körperpflege, Haushaltswaprozentig in Ordnung. Hast vielleicht du einen ren, Bauma­te­rial, Waschmittel, Bürobedarf. Abnehmer dafür?“, erinnert sich innatura-Grünentsorgt. „Was gibt es Nachhaltigeres, als bereits vorhandederin Dr. Juliane Kronen. „Die Ware muss schnell ne überschüssige Waren vor dem Wegwerfen zu beund auf eigene Kosten abgeholt werden und sie wahren und an Organisationen zu geben, die diese braudarf nicht im Schwarzmarkt auftauchen – das ist die Bedinchen?“, fragte sich Kronen. Genau hier setzt sie mit ihrer gegung“. Die damals 46-Jährige telefonierte sich die Finger wund. meinnützigen GmbH an. Schließlich verfügte die Kölnerin als Partnerin der Boston ConJuliane Kronen bringt nicht nur Angebot und Nachfrage zusulting Group (BCG) und als engagierte Ehrenamtliche verschiesammen, in dem sie die Sachspenden akquiriert, abholt, zwidener Organisationen über ein großes Netzwerk. Das geschenkschenlagert und verteilt. Die Unternehmensberaterin will mit te Shampoo wollte so schnell trotzdem keiner, stattdessen wanihrem Konzept auch sicherstellen, dass die gespendeten Waren derte es in den Müll: „Ich dachte ja immer, Spenden sei günstidie Empfänger mit dem größten Bedarf erreichen. Letztere müsger als Vernichten, aber wissen Sie was? Es kostet in Deutschsen sich dazu lediglich kostenlos registrieren und bestellen. Die land nur 40 Euro, eine Tonne Sondermüll zu verbrennen. Das ist Ware bekommen sie dann frei Haus. Die Vermittlungsgebühr der eigentliche Skandal.“ beträgt zwischen 5 und 20 Prozent des tatsächlichen Marktwertes. „Wer für etwas bezahlen muss, bestellt nur das, was er wirkÜberschüssige Ware für den guten Zweck lich braucht, und natürlich decken wir damit auch einen Teil unDie promovierte Betriebswirtin diskutierte daraufhin das Probserer Kosten“, begründet Kronen diesen Schritt. lem mit zwei BCG-Kollegen bei einem abendlichen Kölsch. Zusammen starteten sie eine umfangreiche Recherche und fanden heraus: Jedes Jahr werden in Deutschland Waren im Wert von Vermittler zwischen Empfänger und Spender sieben Milliarden Euro entsorgt. Darunter befinden sich auch Trotzdem bleibe der Hebeleffekt für die Empfängerorganisationen enorm. Um unerlaubten Handel mit Spenderwaren zu vermeiden, müssen die Empfängerorganisationen vertraglich zu„Was gibt es Nachhaltigeres, als sichern, dass sie die geschenkte Ware nur satzungsgemäß verwenden. „Konkret heißt das auch, dass beim Schriftverkehr mit bereits vorhandene überschüssige den Empfängerorganisationen stets zwei Leute unsere E-Mails Waren vor dem Wegwerfen zu bekommen. Damit vermeiden wir, dass sich ein Mitarbeiter unbewahren und an Organisationen bemerkt teure Kosmetika für den Eigenbedarf oder 100 Packungen Waschmittel bestellt, um damit einen illegalen Handel zu zu geben, die diese brauchen?“ betreiben.“, betont Kronen. Die Spenderunternehmen erhalDr. Juliane Kronen, innatura-Gründerin ten im Gegenzug detaillierte Berichte, wer ihre Waren erhält.

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Foto: DB | Tim Reckmann

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Die Spender

Die Empfänger

Warum spenden wir an innatura?

Warum bestellen wir bei innatura?

Christoph Werner, als Geschäftsführer der Drogeriemarktkette dm verantwortlich für Marketing und Beschaffung:

Die Berliner Stadtmission kümmert sich um Obdachlose. Ein großes Problem sind die kalten Winter. In Berlin sind Temperaturen von zehn Grad minus und mehr keine Seltenheit. Die Stadtmission bekam von innatura knapp 200 Schlafsäcke zu einem Bruchteil des Marktpreises vermittelt, die die Organisation an Obdachlose verteilte. Darüber hinaus bestellte die Stadtmission über innatura Isomatten, mit denen sie ihre Kälteschutzräume ausstattete.

„Wir bei dm möchten unseren Beitrag zu einer verantwortungsbewussten Gesellschaft leisten. Überschüssige Waren vor dem Wegwerfen zu bewahren, sehen wir als Teil unserer Verantwortung. Dank ausgeklügelter Logistiksysteme können wir unsere Produktmengen sehr gut steuern. Kommt es aufgrund von Sortimentswechseln, Verpackungsfehlern oder unvorhersehbaren Entwicklungen dennoch zu einem Überschuss, unterstützt uns innatura dabei, sinnvolle Lösungen zu finden. Produktspenden, wie unsere Sonnenbrillen oder p2-Kosmetika, erreichen so garantiert Menschen, die sie benötigen. Es freut uns, ihnen so ein Stück weit Würde und Normalität in ihren Alltag zu bringen.“ Christian Bubenheim, Leiter des Bereiches Consumables bei Amazon.de GmbH und Kuratoriumsmitglied von innatura: „innatura ist die erste Plattform in Deutschland zur Vermittlung neuwertiger Sachspenden an gemeinnützige Organisationen. Überschüssiger Warenbestand findet so eine sinnvolle Verwendung. Die sozialen Einrichtungen bekommen genau die Produkte, die sie dringend brauchen. Dieses Modell passt hervorragend zu Amazon und wir unterstützen diese Initiative von Anfang an aktiv. In Großbritannien arbeitet Amazon seit 2009 mit der Schwestergesellschaft „In Kind Direct“ zusammen, die 1996 von Prince Charles gegründet wurde. Für uns ist wichtig, dass wir dort helfen, wo Hilfe nötig ist – so effizient und direkt wie möglich. Die Produkte stellt Amazon kostenfrei zur Verfügung. Die Lieferungen stammen aus Über- und Restbeständen und sind neu oder neuwertig. Amazon hat im vergangenen Jahr, dem ersten operativen Jahr von innatura, mit regelmäßigen Lieferungen begonnen. Die Ware kommt aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Bekleidung, Spielwaren, Babyprodukte und vieles mehr. Manchmal erhalten wir von innatura auch spezielle Produktwünsche. Beispielsweise wenn eine gemeinnützige Organisation um bestimmte Waren bittet. Wir können diese Produkte sehr schnell zur Verfügung stellen. Im vergangenen Winter hat Amazon zum Beispiel Matten und Schlafsäcke für Obdachlose oder Spielzeug und Babyprodukte für ein syrisches Flüchtlingslager bereitgestellt.“

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Das Kinderhaus Schumaneck hat Spielzeug und Schwimmhilfen, Reinigungsmittel sowie Kinderwagen bei innatura bestellt. Jeannette Gräfin Beissel von Gymnich, Vorsitzende des Fachbeirates Schumaneck Kinderhaus in Brühl: „Unsere Kinder kommen aus ganz schlimmen Verhältnissen zu uns. Die Babys sind zum Teil schon süchtig geboren, verwahrlost, häufig verhaltensauffällig. Bei uns leben sie in Wohngruppen wie in einer fürsorglichen Familie. Wir sind innatura unendlich dankbar, dass wir uns jetzt Spielzeug als Geburtstagsgeschenke für die Kinder leisten und mit den Waschmitteln unsere Betriebskosten senken können. Die Qualität der Produkte ist sehr hochwertig. Wir benötigen immer Kinderbettwaren und Heimtextilien. Gerne bestellen wir wieder bei innatura.

Info Unternehmen, die Produkte spenden möchten und gemeinnützige Organisationen, die sich registrieren wollen, wenden sich bitte direkt an Dr. Juliane Kronen.

ÿ team@innatura.org | www.innatura.org


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Es geht nicht um Almosen, um die abgelegten Kleider anderer Leute, sondern darum, den bedürftigen Leuten Selbstwertgefühl zu geben. Dr. Juliane Kronen, innatura profitiert bei solchen wichtigen innatura-Gründerin Details von den Erfahrungen ihrer Partnerorganisation „In Kind Direct“ in Großbritannien, die mit einem ähnlichen Konzept bereits seit 18 Jahren arbeitet. Schirmherr von „In Kind Direct“ ist übeben nicht um Almosen, um die abgelegten Kleider anderer Leurigens kein Geringerer als Prince Charles, Prince of Wales. Um inte, sondern darum, den bedürftigen Leuten Selbstwertgefühl zu natura in Deutschland zu starten, hat Juliane Kronen zusammen geben“, betont Juliane Kronen. mit weiteren Geldgebern eine Million Euro gestemmt, denn das angemietete Lager samt Personal, der Transport der Waren und vor allem die IT kosten Geld. Auch bei gespendeten Waren muss Rechnet sich trotz Umsatzsteuer zum Beispiel für den Fall einer Rückrufaktion eines Herstellers Sachspenden sind für die Unternehmen allerdings alles andere eine lückenlose Rückverfolgung der Produkte möglich sein. als einfach, denn Sachspenden an eine gemeinnützige OrganisaInteressanterweise rennen die Unternehmen innatura mitttion unterliegen, wie der Verkauf an einen regulären Kunden, der lerweile die Tür ein. „Ich bekam neulich die Rückfrage von einem Umsatzsteuer. „Das ist noch ein großes Problem für uns, denn bekannten Spielzeughersteller: ‚Frau Kronen, dürfen es denn unsere Spender wollen dafür natürlich nicht auch noch bestraft nur Spielsachen mit beschädigter Verpackung sein? Oder dürfen werden, dass sie uns kostenlos Waren abgeben“, erklärt Kronen. wir Ihnen auch reguläre Waren spenden?‘ Da sage ich natürlich Im Fall der 100 Tonnen Shampoo bedeutet das: Angenommen nicht nein.“, erzählt Kronen. Bei der einen oder anderen Spende die Ware hat einen Wert von 200.000 Euro. Dafür werden im Falwundert sich die Betriebswirtin dennoch, welch reißenden Able des Verschenkens 19 Prozent Umsatzsteuer fällig. Also 38.000 satz sie findet: „Einmal hat unsere englische PartnerorganisatiEuro, die das Unternehmen tatsächlich an das Finanzamt abfühon einen großen Container sogenannter Temporary Tattoos beren muss. Das Argument hierfür: Das Unternehmen konnte ja kommen. Da habe ich mich schon gefragt: Wer will das haben? bereits für die Produktion des Shampoos die Vorsteuer geltend Aber: Die jungen Mädchen in Jugendzentren stehen auf so was.“ machen, d.h. von seiner Umsatzsteuerschuld abziehen. Auch edle Lippenstifte, Rouges, Puder finden so ihren Weg zu JuDie Sachspende erhöht zunächst den betrieblichen Aufgendtreffs, Frauenhäusern oder in Selbsthilfegruppen. „Es geht wand des Unternehmers um 200.000 Euro, denn der Unterneh-

Definition

Produktbeispiele

„Corporate Giving“

WASCHMITTEL

Corporate Giving (Unternehmensspenden) bezeichnet den Transfer von Finanz- und/oder Sachleistungen von Unternehmen für gemeinwohlorientierte Zwecke. Dazu zählt man beispielsweise auch die Gestattung zur Nutzung von Räumlichkeiten oder betrieblichen Mitteln (z.B. Computer, Kopierer, Papier etc.).

Kombipaket Persil Color & Black Gel Marktpreis: ab 5,99 Euro pro Flasche Vermittlungsgebühr: 2,09 Euro (inkl. MwSt.) pro Set plus Versandkosten

Wesentliches Merkmal des Corporate Giving ist, dass die getätigten Spenden freiwillig, also ohne jede rechtliche Verpflichtung sowie ohne jede Gegenleistung erfolgen. Dies unterscheidet eine Unternehmensspende wesentlich vom Sponsoring, bei dem in einer vertraglichen Vereinbarung zwischen unternehmerischem Sponsor und Gesponsertem eine konkrete Gegenleistung für eine Zuwendung festgelegt ist.

Foto: Henkel

In Deutschland werden Unternehmensspenden zum einen steuerlich begünstigt und zum anderen sind sie mit einem vergleichsweise geringen konzeptionellen sowie bürokratischen Aufwand für das Unternehmen umsetzbar.

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Sachspenden

innatura gGmbH

Foto: innatura

Zeichnung: Fotolia | Christopher Jones

Dr. Juliane Kronen, Geschäftsführerin der Spendenplattform innatura.

mer weiß ja nicht von vornherein, dass er eine Sachspende produziert. Und sie erhöht als Eigenverbrauch den Ertrag. Das bedeutet, dass sich die Positionen im Betriebsergebnis ausgleichen. Sobald klar ist, dass er das Shampoo spendet, erhält der Unternehmer für die Sachspende eine Spendenbescheinigung über den Bruttobetrag von 238.000 Euro. Heißt konkret: Er zieht am Ende von seinem zu versteuernden Einkommen die 238.000 Euro ab. Das ist für den Nettowarenwert richtig. Das Problem ist die bereits abgeführte Umsatzsteuer: Bei einem angenommenen Durchschnittssteuersatz von 30 Prozent kann sich der Unternehmer nur 30 Prozent der tatsächlich bezahlten Umsatzsteuer zurückholen, also 11.400 Euro. Auf 26.600 Euro bleibt das Unternehmen sitzen. Und das, obwohl es ja tatsächlich – auf die 26.600 Euro bezogen – keine Umsätze erzielt hat. Würde der Unternehmer das Shampoo dagegen vernichten, kostet ihn das nur 4.000 Euro. In Ländern wie Großbritannien ist die Umsatzsteuerpflicht auf Sachspenden aus diesem Grund bereits entfallen. Ironie des Schicksals: Eines der ersten Spenderunternehmen versorgt innatura mit so viel Shampoo wie es braucht. Bedenken, dass sie dies nicht loswerde und teuer entsorgen müs-

Gegründet: 2013 Hauptsitz: Köln Geschäftsführerin: Dr. Juliane Kronen Wert der verkauften Waren: 100.000 Euro (seit August 2013) Produkte: Sachspenden für soziale Zwecke Unterstützer: u.a. dm-drogerie markt GmbH + Co. KG, Amazon, Süd-West Versand GmbH und Bethmann Bank AG Homepage: www.innatura.org

se, hat die Kölnerin inzwischen keine mehr. „Shampoo ist bei unseren Abnehmern ein immer benötigtes und schnelldrehendes Produkt. Bei mir wandert keins mehr in den Müll – ganz sicher“, beteuert Kronen. ◊

Kompass Dossier Fördern und Spenden Lesen Sie in diesem Dossier, warum Fördern und Spenden – neben dem gesellschaftlichen Mehrwert – einen Nutzen für Ihr Unternehmen bringen kann und erfahren Sie, wie Sie eine wirksame Förderstrategie entwickeln können. DokID: DAAAE-44026

Sozialunternehmertum Sozialunternehmer erwirtschaften Gewinne und reinvestieren diese, um den gesellschaftlichen Mehrwert zu maximieren. Durch ihr unternehmerisches Handeln versuchen sie soziale und/oder ökologische Probleme zu lösen. Wie Sie ein Sozialunternehmen gründen können, erfahren Sie in diesem Dossier. DokID: XAAAE-44028

Weitere Informationen: ÿ www.innatura.org/shop/beispiel-produkte

KÖRPERPFLEGE

Lindt Schokolade Mixbox Marktpreis: ab 3,49 Euro pro 120 Gramm Inhalt pro Packung: 4 x 120 Gramm

Nivea Creme blaue Dose Marktpreis: ab 1,59 Euro pro 100 Milliliter Inhalt pro Packung: 12 x 60 Milliliter

Vermittlungsgebühr: 2,00 Euro (inkl. MwSt.) pro Packung plus Versandkosten

Vermittlungsgebühr: 1,66 Euro (inkl. MwSt.) pro Packung plus Versandkosten

Foto: Nivea

Foto: Lindt Gruppe

NAHRUNGSMITTEL

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Eventmanagement

Foto: Fotolia | CandyBox Images

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Korrekt feiern! Feiern machen Spaß, sie verbrauchen aber auch viel Energie und sorgen für große Müllberge. Immer mehr Unternehmen wollen Betriebsfeiern, Tagungen und Kundenevents deshalb umweltschonend ausrichten. Wir zeigen, wie nachhaltiges Feiern gelingt. von Klara Walk

D

ie Zeiten sind vorbei, in denen ein Musikfestival nur dann gut war, wenn das Publikum die Location möglichst stark verwüstete. Doch dass Gäste nach einer Party gemeinsam aufräumen, kommt immer noch selten vor. Genau das passiert jedoch nach dem dreitägigen Musik-OpenAir-Festival Hurricane, das alljährlich im niedersächsischen Scheeßel stattfindet: Am Montag nach dem Konzertwochenende laufen Festivalbesucher über das Gelände und sammeln Müll ein. Der Aufräumtrupp nennt sich „Trashmob“. Der Festivalveranstalter FKP Scorpio bemüht sich unter dem Motto „Grün rockt“ bereits seit einigen Jahren, das Festival möglichst klimaschonend und umweltfreundlich zu gestalten. So gibt es beim Hurricane-Festival Fahrradparkplätze und eine vom Veranstalter unterstützte Fahrradtour von Hamburg aus zum Festivalgelände. Um Müll zu vermeiden, installiert der Veranstalter ein Sammelsystem für Pfandflaschen. Außerdem erhält jeder Festi-

valbesucher vor dem dreitägigen Event einen Müllsack: Gibt er ihn nach dem Festival gefüllt wieder an einer Sammelstation ab, erhält er zehn Euro Müllpfand zurück. FKP Scorpio möchte mit solchen Aktionen darauf aufmerksam machen, dass eine gute Party durchaus nachhaltig sein kann. Der Trend zum umweltbewussten Feiern macht sich nicht nur beim Hurricane-Festival bemerkbar. Laut der Studie „Musikfestivals und Nachhaltigkeit“ versuchen 90 Prozent der befragten Festivals, ihre Veranstaltungen unter Kriterien der Nachhaltigkeit zu optimieren. Aber auch immer mehr Veranstalter achten darauf, ihre Feste nachhaltig zu gestalten. Damit reagieren sie auf die zunehmende Nachfrage von Menschen, die umweltbewusst feiern möchten. „Wer sich nachhaltiges Handeln auf die Fahne schreibt, ist in der Eventbranche vorn mit dabei“, sagt Kristin Teschner, Projektmanagerin der Eventagentur adebar in Wieck in Mecklenburg-Vorpommern. N-Kompass Magazin

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CO2-Eventrechner

CO2-Relevanz im Detail

Nicht immer lässt sich bei der Planung und Durchführung einer Veranstaltung der Ausstoß von Emissionen ganz und gar vermeiden. Mit dem CO2-Eventrechner von atmosfair können Sie diese CO2-Emissionen jedoch kompensieren und zur gleichen Zeit Klimaschutzprojekte unterstützen. Der Veranstaltungsrechner bilanziert auf Grundlage von Standards des Verbands Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) die CO2-Emissionen Ihrer Veranstaltung. Dafür geben Sie Grunddaten zu Dauer, Personenzahl, Übernachtungen, Catering, An- und Abreise sowie lokale Mobilität und Warentransport Ihrer Veranstaltung in den Rechner ein und erhalten den zu kompensierenden Betrag.

Emissionsverteilung am Beispiel eines 2-tägigen nationalen Events mit Übernachtung plus geschätzte Schwankungen in %:

Der CO2-Eventrechner:

ÿ https://www.atmosfair.de/kompensieren/event

ISO 20121 für nachhaltige Events Seit den Olympischen Spielen in London 2012 gibt es eine weltweit gültige und zertifizierbare Norm für nachhaltiges Eventmanagement – die ISO 20121. Mit dieser Managementsystemnorm soll die Organisation und Durchführung nachhaltiger Veranstaltungen gefördert werden. Vor allem Unternehmen können die Zertifizierung nach ISO 20121 auf freiwilliger Basis als Qualitätssiegel nutzen und ihren Einsatz für nachhaltige Veranstaltungen transparent machen. Somit trägt die ISO-Norm zur Differenzierung am Markt und im Wettbewerb bei.

Maßnahmen

Wert

im Schnitt

Mobilität

65 %

60 - 80 %

Gebäude

5%

1 - 10 %

Übernachtung

15 %

10 - 25 %

Catering

10 %

5 - 15 %

Print

3%

1-5%

Sonstiges (Müll, Wasser, etc. )

2%

1-3%

Quelle: www.my-green-meeting.de

Weitere Informationen: ÿ www.iso20121.org

66 %

der Veranstalter sind sich sicher, dass nachhaltiges Eventmanagement eine immer größere Bedeutung erlangen wird.

Schon bei der Einladung bieten sich Sparmöglichkeiten. Für ein Betriebsfest muss nicht jeder Mitarbeiter einzeln per Brief eingeladen werden. Heute reicht üblicherweise eine Rundmail an die Belegschaft. Auch wer Kunden oder Geschäftspartner einladen möchte, kann das per E-Mail tun. Denn ein Brief belastet die Umwelt bis zu fünfmal mehr als eine E-Mail, hat das Freiburger Umweltinstitut berechnet. Zusätzlich können hier die Kosten für die Frankierung eingespart werden. Wer dennoch lieber eine schriftliche Einladung verschickt, sollte darauf achten, das Schreiben nur auf Recycling- oder chlorfrei hergestelltem Papier zu drucken.

verursacht etwa die Anreise im Auto Umweltkosten von 4 Cent pro Person und Kilometer. Wer hingegen den elektrisch betriebenen ICE nimmt, reist mit Umweltkosten von 0,8 Cent pro Person und Kilometer deutlich klimaschonender. Eventmanagerin Teschner empfiehlt daher, den Veranstaltungsort so zu wählen, dass er bequem mit Bus oder Bahn zu erreichen ist. Darauf kann man dann explizit in der Einladung hinweisen. Um es den Gästen noch einfacher zu machen, kann man der Einladung eine Wegbeschreibung mit Hinweisen auf Bahn- und Busverbindungen oder Fahrradabstellmöglichkeiten beilegen. Lassen sich längere Transfers beim besten Willen nicht vermeiden, gibt es noch die Möglichkeit, Hybridbusse oder zumindest Sammeltaxis einzusetzen. In Fahrgemeinschaften können Gäste ebenfalls klimaschonend anreisen. Hier kann der Gastgeber behilflich sein, indem er aktiv auf die Möglichkeit hinweist und eine Plattform dafür einrichtet.

Veranstaltungsort strategisch auswählen

Stromverbrauch senken

Laut Umweltbundesamt sind An- und Abreise der Gäste besonders belastend für die Umweltbilanz einer Veranstaltung. So

Wenn viele Menschen gemeinsam feiern, verbrauchen sie unweigerlich Strom. Dieser kostet immer mehr Geld. Ihn zu produ-

Auch Unternehmen können ihre betrieblichen Feiern wie Sommerfeste, Weihnachtsfeiern oder Kundenevents umweltschonend gestalten – und zwar oft auch ohne eine Veranstaltungsfirma zurate zu ziehen.

Elektronische Einladungen statt Anschreiben

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Foto: @KölnKongress GmbH

Eventmanagement

Bei großen Events fällt immer auch eine Menge Müll an. Je einfacher die Teilnehmer ihre Abfälle entsorgen können, desto eher werden sie das tun. Alternativ kann auch ein Anreiz wie z.B. ein Müllpfand motivieren.

zieren hat Auswirkungen auf den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre. Wer hier spart, tut also nicht nur Gutes für die Umwelt, sondern kann die finanziellen Kosten der Veranstaltung spürbar reduzieren. Zu welcher Jahreszeit eine Veranstaltung stattfindet, hat unmittelbare Auswirkungen auf die Kosten für Umwelt und Geldbeutel. Für Kongresse oder Tagungen bieten sich die Jahreszeiten mit gemäßigten Temperaturen an. Der Grund: Die Veranstaltungsräume müssen weniger geheizt beziehungsweise gekühlt werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Veranstaltungsräume um höchstens sechs Grad unter Außentemperatur zu kühlen. Damit dann noch ein angenehmes Miteinander mög-

Das Aufräumen und Müll entsorgen nach einer Veranstaltung ist halb so schlimm, wenn man es für einen guten Zweck tut.

Über

60 %

lich ist, sollte die Außentemperatur von vorneherein nicht der CO2-Belastung allzu hoch sein. Das spricht für fallen auf die einen Termin im Frühling oder im Herbst. Anreise. Findet die Veranstaltung, Quelle: www.my-greenmeeting.de wie die betriebliche Sommerfeier, naturgemäß im Sommer und unter freiem Himmel statt, sollten Kühlschränke möglichst an einem Ort stehen, der keiner übermäßig großen Hitze ausgesetzt ist. So verbrauchen sie weniger Strom. Bei der Auswahl des Veranstaltungsortes kann man auch einen Blick auf die Effizienzklasse der zur Verfügung stehenden elektronischen Geräte werfen. Für die Sportlichen eine weitere Einsparmöglichkeit: Den Strom für die Feier einfach selbst erzeugen. Für Sportskanonen verleiht zum Beispiel die Firma „Morgenwelt Rocks“ Beschallungsanlagen mit einem besonderen Clou. Den Strom für die Musik erzeugen die feiernden Mitarbeiter, indem sie radeln. Die Technik ist an Fahrräder angeschlossen. Damit die Musik läuft, muss immer jemand in die Pedale treten. Solch eine interaktive Herangehensweise eignet sich gerade dann, wenn man mit der Veranstaltung explizit auf das Thema Stromverbrauch aufmerksam machen will. Wer einmal für laute Musik ins Schwitzen gerät, dem gibt dies einen zusätzlichen Denkanstoß in Richtung Nachhaltigkeit.

Müllkosten senken

Foto: Fotolia | fmarsikano

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Weggeworfene Pappteller, Verpackungen, Plastik, Essensreste – oft sammelt sich alles, was bei einer Feier anfällt, in einem großen Behälter. Dabei ist es nicht nur umweltfreundlicher, den Müll zu trennen, sondern auch finanziell günstiger. Nur wie überzeugt man Gäste davon, die aufgestellten Trennbehälter auch zu nutzen? Eventmanagerin Teschner weiß von einer unkonventionellen Lösung, die ihr in einem Nachhaltigkeitsseminar zu Ohren kam: „Eigens dafür abgestellte Mitarbeiter haben bei der Veranstaltung einer großen Firma als ‚Müllengel‘ gewirkt N-Kompass Magazin

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Bei Dienstleistern auf Nachhaltigkeit achten Wer seine betriebliche Feier nicht selbst organisieren möchte, kann die Vorbereitung komplett oder in Teilen an einen Dienstleister abgeben. Die Auswahl an Eventagenturen, Cateringunternehmen oder Hotels, die sich um ökologisch korrekte Feiern bemühen, ist in den letzten Jahren immer größer geworden. In Deutschland relativ bekannte Öko-Zertifikate für die Veranstaltungsbranche sind etwa „Viabono“ oder der Zusammenschluss „Klima-Hotels“. Das international aussagekräftigste Öko-Siegel für Veranstalter ist allerdings „Green Globe“, das auf UNStandards basiert. Aus der Studie „Meeting & Event Barometer 2014“, die alljährlich im Auftrag des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren (EVVC) die Trends der Veranstaltungsbranche erhebt, geht hervor: 66 Prozent der Veranstalter sind sich sicher, dass nachhaltiges Eventmanagement eine immer größere Bedeutung erlangen wird. ◊

Kompass Dossier Klimabilanz im Unternehmen Für den Klimaschutz in Ihrem Unternehmen ist die Klimabilanz die Grundlage für gezielte Maßnahmen, um Emissionen zu reduzieren. Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie eine solche Klimabilanz in Ihrem Unternehmen erstellen und einführen können. DokID: HAAAE-43994

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Catering Nicht gekochtes Essen, vor allem Fingerfood kann oft umweltfreundlicher zubereitet werden, als gekochtes. Vegetarisches Catering schont auch die Umwelt: Wenn Fleisch produziert wird, verbraucht man Unmengen Wasser. Um 1 Kilo Rindfleisch zu produzieren, verbraucht man 15.000 Liter Wasser. Für 1 Kilo Käse sind es „nur“ 5.000 Liter.

Festivals Mehr als 90 Prozent der befragten Festivals versuchen, ihre Veranstaltung unter nachhaltigkeitsrelevanten Aspekten zu optimieren. Im Fokus stehen dabei vor allem Maßnahmen in den Bereichen Mobilität (87 %), Abfall (84 %) sowie Naturschutz- und Landschaftspflege (65 %). Dagegen setzen auf den Gebieten Energie, Catering oder Wasserversorgung noch deutlich weniger Festivals Lösungen aktiv um. Quelle: Wirkungskreis e.V. / Studie „Musikfestivals und Nachhaltigkeit“

Fußabdruck eines durchschnittlichen Kongressteilnehmers Restmüll: Altpapier: CO2: Abwasser:

3,5 Kilogramm 5,5 Kilogramm 204 Kilogramm 151 Liter

Quelle: Untersuchung des Austrian Convention Bureaus

ing.de et

„GreenNote“ – setzen Sie ein nachhaltiges Zeichen

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„Für eine Veranstaltung in Hamburg engagieren wir keinen Techniker aus München, selbst wenn wir gute Erfahrungen mit ihm gemacht haben“, sagt Eventexpertin Teschner. Ein Münchener Dienstleister habe in diesem Fall nämlich einen langen Anfahrtsweg, und das treibe unweigerlich die Kosten in die Höhe, sowohl die finanziellen für den Veranstalter als auch die für das Klima. Immerhin wäre die Anreise von München nach Hamburg mit dem Auto 775 Kilometer lang. Damit entstünden laut der Umweltbundesamt-Faustformel allein durch die Anreise Umweltkosten in Höhe von 31 Euro, und nochmal so viel für die Rückfahrt. Wer mit Dienstleistern aus der Region zusammenarbeitet, der spart aber nicht nur Anfahrtskosten, sondern sorgt auch dafür, dass weniger Kohlendioxid in die Luft gelangt. Für die Beispielstrecke von München nach Hamburg werden allein bei der Anreise mit der Bahn 29 Kilogramm CO2 und mit dem Auto 127 CO2 Kilogramm emittiert. Das gilt auch für die Versorgung mit Speisen und Getränken: Man sollte Gerichte auswählen, deren Zutaten regional und saisonal verfügbar sind. Steht dem Unternehmen und seinen Gästen der Sinn doch eher nach internationalen Speisen, sollten zumindest die Zutaten fair gehandelt sein.

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Regionale Stärken nutzen

Foto: Fotolia | Daorson

und die Gäste darauf aufmerksam gemacht, den Müll bitte zu trennen“, erzählt sie. Bei einer kleinen Betriebsfeier kann es im Zweifel auch schon ausreichen, mithilfe eines Hinweiszettels über den Abfallbehältern auf die Mülltrennung aufmerksam zu machen.

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Quelle: www.my-green-meeting.de/de/ wir-ueber-uns/greennote.html


Fotos: Vaude

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Oben: Das Unternehmen Vaude hat sich für den Ausbau des öffentlichen Busverkehrs eingesetzt – mit Erfolg. Links: Viele Mitarbeiter nutzen auch das Fahrrad für den Weg zur Arbeit – zumindest bei gutem Wetter.

Rechts: Büroarbeit macht Geschäftsführerin Antje von Dewitz nicht immer Spaß, gehört aber auch dazu.

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Klimaneutrale Unternehmen

Gibt’s hier auch einen Bus? Umweltschutz und Nachhaltigkeit spielen beim Outdoor-Ausrüster Vaude seit jeher eine große Rolle. Seit das Unternehmen vor zwei Jahren ein neues betriebliches Mobilitätskonzept erarbeitet hat, kommen noch mehr Mitarbeiter in Fahrgemeinschaften oder mit dem Rad zur Arbeit. Das und andere Maßnahmen haben dazu beigetragen, Vaude zum weltweit ersten klimaneutralen Unternehmen der Outdoor-Branche zu machen. von Annika Janßen Fast

2 Mio.

R

deutung, da 19 Prozent der CO2-Emissionen und um den Firmensitz von Vaude in Baden-Württemberg ist die Idylle in Deutschland auf den Verkehr entfallen. Vor Pendelkilometer perfekt. Mitten im Grünen, umgeallem betrieblich bedingte Reisen spielen dalegten die Mitarbeiter ben von Feldern, Wäldern und nahe dem Bobei eine entscheidende Rolle. Hier, bei Umjährlich zwischen densee, arbeiten 500 Mitarbeiter des Outweltschutz und Nachhaltigkeit, wollte der door-Ausrüsters an neuen Produkten rund um Outdoor-Ausrüster daher ansetzen und erarWohnort und Berg- und Radsport. Die dörfliche Lage hat aber beitete ein neues Mobilitätskonzept. Büro zurück. auch einen Nachteil: Der Hauptsitz ist ziemlich weit ab vom Schuss und ohne Auto schwierig zu Sechs Alternativen zum eigenen Auto erreichen. Abgesehen vom Schulbus zur örtlichen GrundDas Konzept umfasst sechs Punkte: Erstens sollen mehr schule gab es in Tettnang-Obereisenbach bis zum Herbst verMitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Zweitens solgangenen Jahres keinen öffentlichen Busverkehr. Vaude hat eilen sie mehr Fahrgemeinschaften mit eigenen Autos bilden – nen wesentlichen Anteil daran, dass das mittlerweile anders ist: oder, drittens, mit Fahrzeugen aus dem unternehmenseigenen Das Unternehmen initiierte im Jahr 2013 ein Projekt zur FördeFahrzeugpool. Viertens sollen mehr Mitarbeiter mit öffentlichen rung des öffentlichen Nahverkehrs. Seitdem gibt es eine BusverVerkehrsmitteln (ÖPNV) zur Arbeit kommen – denn seit es die bindung für Berufspendler, die Obereisenbach mit dem Busverneue Buslinie „Bähnle“ gibt, ist das auch möglich. Fünftens: Es kehr in Tettnang und dem nächstgelegenen Bahnhof verbindet. gibt eine neue Reiserichtlinie für Geschäftsreisen. Hieran knüpft auch Punkt sechs des neuen Mobilitätskonzepts an: Seit 2011 stellt das Unternehmen seine Dienstwagenflotte nach und Fast zwei Millionen Kilometer für den Job nach auf emissionsarme Fahrzeuge um. „Das Konzept soll alle Die Busverbindung namens „Bähnle“ ist nur ein Baustein des motivieren, umweltfreundlicher zu pendeln – Führungskräfte betrieblichen Mobilitätskonzepts des Outdoor-Ausrüsters. Bei sind da keine Ausnahme“, betont Patzwall. Vaude befasst man sich seit dem Jahr 2012 intensiv mit dem Um den Umstieg vom eigenen Auto auf eine nachhaltigere Thema Pendeln und Mobilitätsmanagement. „Es gab einfach Variante schmackhaft zu machen, hat man im Unternehmen Handlungsbedarf, nicht zuletzt, weil Parkplätze auf dem verschiedene Maßnahmen ergriffen. Für Fahrradpendler etwa Firmengelände knapp wurden“, erklärt Hilke Patzwall, die für gibt es nicht nur einen überdachten und beleuchteten FahrradUmweltmanagement und Nachhaltigkeit verantwortlich ist. parkplatz auf dem Firmengelände sowie eine ReparaturwerkUm den Handlungsbedarf zu illustrieren, nennt sie eine Zahl: statt mit einer Extra-Station zum Reifen aufpumpen. Das UnterFast zwei Millionen Pendelkilometer legten die Mitarbeiter jährnehmen bietet auch Fahrtechnik- und Reparaturkurse für Radler lich zwischen Wohnort und Büro zurück. „Das ist mehr als 50 an und hält acht Elektrofahrräder bereit, die Mitarbeiter bei BeMal die Länge des Äquators.“ darf ausleihen können. Wer ein eigenes E-Bike besitzt, kann es Parkplatzknappheit war allerdings nicht der ausschlagauf dem Firmengelände kostenlos mit Strom auftanken. Sogar gebende Grund, sich Gedanken über das firmeneigene Mobiliduschen können Mitarbeiter am Unternehmensstandort. Laut tätsmanagement zu machen. Die Mitarbeiter sollten vor allem Patzwall wurden allein im vergangenen Jahr insgesamt 44.335 umweltschonender, emissionsärmer und bestenfalls auch entPendelkilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt. spannter zur Arbeit und zurück gelangen. Dies erscheint von Be04.2014

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Klimaneutrale Unternehmen

Das Konzept soll alle motivieren, umweltfreundlicher zu pendeln – Führungskräfte sind bei uns da keine Ausnahme. Hilke Patzwall, Umweltmanagement und Nachhaltigkeitsexpertin Foto: Vaude

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Wenn die Nachhaltigkeitsexpertin selbst einmal nicht mit dem Rad zur Arbeit kommt, nutzt sie die Online-Mobilitätsplattform „Flinc“: Hier können die Mitarbeiter sich zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen. Wer einen Flinc-Account hat, kann eine Mitfahrgelegenheit suchen oder anbieten. Die Plattform lässt sich auch für private Fahrten nutzen, auch wenn es Vaude hauptsächlich darum geht, dass sich Fahrgemeinschaften für Pendler zusammenschließen. Mitarbeiter mit eigenem Auto können bei Flinc zum Beispiel ihren Wohnort eingeben, wann sie losfahren und wie viele Plätze sie noch frei haben. Das System durchsucht dann die Angaben anderer Mitarbeiter, die eine Mitfahrgelegenheit suchen und deren Wohnort in der Nähe oder am Weg liegt. „Flinc berechnet in Sekundenschnelle viele verschiedene Faktoren und kombiniert sie dann, sodass sich passende Fahrgemeinschaften finden“, erklärt Patzwall. Das System hat sich bereits ausgezahlt: Im Jahr 2013 wurden durch Fahrgemeinschaften fast 8.000 Pendelkilometer eingespart. Um dies zu messen, führt das Unternehmen akribisch Buch über zurückgelegte Pendelkilometer. Mitarbeiter tragen in einer Excel-Tabelle ein, wie sie zur Arbeit kommen. Daraus lassen sich dann zurückgelegte und eingesparte Kilometer errechnen.

Anreize und Boni für Fahrgemeinschaften Auch abseits des Internets haben sich auf Eigeninitiative von Mitarbeitern größere Fahrgemeinschaften zusammengefunden. Für diese stellt das Unternehmen jeweils ein Fahrzeug aus der firmeneigenen Wagenflotte bereit. „Natürlich sind nicht alle Kollegen so engagiert und fahren auch mal allein mit dem eigenen Auto“, räumt Patzwall ein. Das liege zum Teil auch an unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen. „Da findet sich nicht immer eine passende Fahrgemeinschaft.“ Viele Mitarbeiter verbänden auch berufliche und private Fahrten miteinander und nutzten deshalb lieber den eigenen Pkw, ohne Kollegen mitzunehmen. Um trotzdem so viele Mitarbeiter wie möglich zum Bilden von Fahrgemeinschaften zu motivieren, hat Vaude verschiedene Anreize eingeführt. Im „Mobilitätslotto“ etwa verlost das Unternehmen wöchentlich Sachpreise unter allen Mitarbeitern, die nicht allein im eigenen Auto zur Arbeit kommen. Ab dem Jahr 2015 soll es außerdem ein neues Gehaltssystem geben: Dann können Mitarbeiter sich aussuchen, ob sie einen Teil ihres Bruttogehalts in sogenannte Mobilitätsbausteine umwandeln. Das

kann zum Beispiel eine Bahncard sein oder ein neues Elektrofahrrad. Und das hilft wiederrum, Spritkosten einzusparen.

Umweltverträgliche Geschäftsreisen Mitarbeiter sollen nicht nur den Arbeitsweg umweltschonend zurücklegen, sondern auch Geschäftsreisen. Bestenfalls sollen sie sogar komplett vermieden werden. Deshalb kommen verstärkt Videokonferenzen zum Einsatz. Lässt sich eine Dienstreise aber nicht vermeiden, sollen Mitarbeiter eher Bahn fahren als zu fliegen oder mit dem Auto zu fahren. Ganz ohne Dienstwagen gehe es aber nicht, so Patzwall, denn dafür sei die Anbindung von Obereisenbach an den ÖPNV immer noch zu sparsam. Um Geschäftsreisen so emissionsarm wie möglich zu gestalten, setzt Vaude nicht nur auf Fahrzeuge mit geringem CO2-Ausstoß, sondern bietet Mitarbeitern auch Fahrschulungen zu umweltfreundlichem Fahren an. Der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch auf 100 gefahrene Kilometer sei dadurch immerhin schon leicht gesunken, auch wenn es noch Luft nach oben gibt. Die meisten Mitarbeiter haben das neue Mobilitätskonzept gut angenommen. Zum Teil haben sie es auch mitgestaltet. Es mag auch mit dem Geschäftsfeld von Vaude zu tun haben, dass das Konzept so beliebt ist: Die meisten Mitarbeiter sind ohnehin sehr sportlich, manche fahren in der Woche 200 Kilometer Rad. So spielten Natur und Umweltschutz bei dem Outdoor-Ausrüster eine wesentliche Rolle. Kunden fühlen sich der Natur meist stark verbunden, haben hohe Erwartungen an die Umweltfreundlichkeit der Produkte – aber eben auch an die Umweltstandards des Unternehmens selbst. Entsprechend umfassend ist das Nachhaltigkeitskonzept. Geschäftsführerin Antje von Dewitz, die das Familienunternehmen seit dem Jahr 2009 führt, setzt auf eine soziale und ökologische Firmenpolitik. Bis 2015 will sie das Unternehmen zu Europas umweltfreundlichstem Outdoor-Ausrüster entwickeln. Deshalb umfasst Nachhaltigkeit bei Vaude nicht nur die betriebliche Mobilität, sondern alle Unternehmensbereiche. Outdoor-Kleidung wird nach dem weltweit strengsten ökologischen Textilstandard „bluesign“ produziert. Dieser funktioniert quasi als ökologisches Reinheitsgebot und sieht vor, dass alle verwendeten Materialien umweltfreundlich und für Menschen nicht gesundheitsbelastend sind. Sie dürfen also keine N-Kompass Magazin

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Vaude – Treibhausgasemissionen (t CO2e) 2011-2012 1000 900

TGH 2011

800

TGH 2012

700 Quelle: www.vaude.com

600 500 400 300 200 100 0 Geschäftsreisen

Pendelverkehr

Material Fertigung

Material diverse

Wärme (Heizöl + Erdgas)

Drucksachen

Verbrauchs- Transporte material

Schadstoffe enthalten. Ziel des Unternehmens ist es, bis 2015 mindestens 80 Prozent der Bekleidung gemäß „bluesign“ zu produzieren. Irgendwann sollen dann alle Produkte, die Textil enthalten, bluesign-Standards entsprechen. Unrealistisch ist das Ziel nicht: Heute entsprechen bereits 69 Prozent der Bekleidungskollektion den strengen Anforderungen.

Unweltschonende Produktion und Transport Als Erweiterung des Textilstandards hat Vaude mit „Green Shape“ zusätzlich ein eigenes Bewertungssystem für Material, Verfahren und Produkte entwickelt. Ein Produkt erhält dann das Green-Shape-Label, wenn es die bluesign-Standards erfüllt, aus Biobaumwolle, recycelten Materialien oder einer Kombination aus beidem besteht, und wenn es nach einem speziellen, umweltschonenden Verfahren gefärbt wurde. Die Produkte sollen indes nicht nur nachhaltig hergestellt, sondern auch so emissionsarm wie möglich transportiert werden. Vaude produziert zum Teil in Asien – entsprechend lang sind die Wege, die die Produkte zu Verkaufsstellen in Europa zurücklegen müssen. Die größte Menge der Produkte reist per Containerschiff. Auf das einzelne Produkt bezogen werden so, laut Nachhaltigkeitsexpertin Patzwall, nur sehr wenige Emissionen verursacht. Für Transporte innerhalb Deutschlands werden meist Züge genutzt. „Das ist emissionsärmer als der Warentransport im Lkw“, begründet sie die Entscheidung. Ganz ohne Lkw-Transporte kommt das Unternehmen aber nicht aus. Denn Material, zum Beispiel für Taschen, und Verpackungsmaterial können nicht per Schiff oder Bahn zum Lager in Tettnang-Obereisenbach gelangen. Fast 7.000 Tonnen der Produkte und andere Güter mussten im vergangenen Jahr zum Standort gebracht werden. Sie legten insgesamt mehr als 15 Millionen Kilometer auf der Straße zurück. Doch Vaude lässt von der Organisation myclimate den Treibhausgas-Ausstoß berechnen, der bei solchen Transporten entsteht – und versucht dann, sie anderweitig zu kompensieren. Die Daten fließen schließlich in die Klimabilanz ein. Denn Treibhausgas entsteht nicht nur beim Transport der Produkte, sondern auch bei deren Herstellung, durch Material- und Stromverbrauch. Vaude lässt neben transportierten Waren und Gebrauchsmaterialien außerdem alle anfallenden Abfälle und sämtliche Geschäftsreisen in die Berechnung der Klimabilanz 04.2014

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Abfall

Strom

Wasser

mit einbeziehen. Um Emissionen und Ressourcenverschwendung zu vermeiden, ergreift das Unternehmen verschiedene Maßnahmen: So achten etwa alle Mitarbeiter darauf, Wasser und Energie zu sparen, wenig Papier und sonstige Büromaterialien zu verbrauchen. „All das hat dazu geführt, dass der gesamte Firmenstandort Obereisenbach sowie alle dort hergestellten Produkte mittlerweile klimaneutral sind – als erstes Unternehmen der Outdoor-Branche weltweit“, sagt Patzwall nicht ohne Stolz. Eine große Rolle beim Erreichen dieses Ziels habe sicherlich auch das neu erarbeitete Mobilitätskonzept gespielt. Ein Blick in die Klimabilanz des Jahres 2012 bestätigt das: So konnte man durch den Umstieg auf Fahrrad, ÖPNV und Fahrgemeinschaften die Emissionen allein auf dem Arbeitsweg gegenüber dem Jahr 2011 um 20,5 Prozent reduzieren. ◊

VAUDE Sport GmbH & Co. KG Gegründet: 1974 Hauptsitz: Tettnang-Obereisenbach (seit 1980) Mitarbeiter (in Deutschland): rund 500 Geschäftsführerin: Dr. Antje von Dewitz Markenverbund mit: Edelrid (Kletter- und Bergsportausrüstung) Produkte: Ausrüstung für Bergsport, Radsport sowie Taschen und Rücksäcke Umsatz: ca. 100 Mio. Euro (2012) Homepage: www.vaude.com

Kompass Dossier Klimafreundliche Mobilität und Transport Gerade unter Kosten- aber auch Umweltgesichtspunkten kann eine unternehmensbezogene Reduzierung der Mobilitäts- und Transportemissionen sinnvoll sein. Wie Sie dies in Ihrem Unternehmen umsetzen können, erfahren Sie in diesem Dossier. DokID: VAAAE-43998

Klimabilanz im Unternehmen Für den Klimaschutz in Ihrem Unternehmen ist die Klimabilanz die Grundlage für gezielte Maßnahmen, um Emissionen zu reduzieren. Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie eine solche Klimabilanz in Ihrem Unternehmen erstellen und einführen können. DokID: HAAAE-43994


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Climate Engineering

Notfallplan mit Nebenwirkungen Mit Climate Engineering erforschen Wissenschaftler derzeit Methoden, die das Klima künstlich beeinflussen können. Das Problem: Geforscht wird per Computersimulation. Was beim Einsatz aber in echt passieren könnte, weiß derzeit keiner. von Geraldine Friedrich

I

ch halte es für fatal, sich auf Climate Engineering zu ver­ lassen. Kein Weg führt daran, vorbei die Emissionen deut­ lich zu reduzieren“, erklärt Hauke Schmidt, Geophysiker und Leiter der Forschungsgruppe „Atmosphäre im Erdsystem“ am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Mit Climate Engineering sind Methoden gemeint, die die zunehmende Er­ wärmung des Weltklimas stoppen könnten. Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze: 1. Man verringert die Sonneneinstrahlung auf die Erde und verhindert so eine weitere Erwärmung 2. Man ent­ zieht der Atmosphäre das CO2, denn CO2 lässt als eines von meh­ reren Treibhausgasen die Wärmestrahlung, die durch die Son­ neneinstrahlung auf der Erdoberfläche entsteht, nicht mehr durch die Atmosphäre nach oben durch. Das Feld der möglichen Methoden ist weit, fast alle haben jedoch eines gemeinsam: Ge­ forscht wird stets per Computersimulation, welche Folgen der Einsatz solcher Maßnahmen tatsächlich auf das Wetterklima hat, weiß heute keiner.

Künstliche Eingriffe per Computersimulation Schmidt ist Experte für die Atmosphäre ab zehn Kilometer Höhe und damit Experte für die Zone oberhalb des Wetterge­ schehens. Gleichzeitig untersucht er mit dem Forschungsgebiet Strahlungsmanagement, welche Auswirkungen künstliche Ein­ griffe in dieser oberen Atmosphäre auf die untere Atmosphäre und damit auf das Wettergeschehen haben. Konkret erforscht der 45-Jährige seit 2009 per Computersimulation unter ande­ rem die Frage, inwieweit Schwefelaerosole, also kleinste Schwe­ beteilchen, in der Stratosphäre einfallendes Sonnenlicht von der Erde weg reflektieren und so zu einer künstlichen Kühlung des Erdklimas beitragen können. „Die Idee ist, die abkühlende Wir­ kung von Vulkanausbrüchen wie dem Pinatubo nachzuahmen“, sagt Schmidt. Der Vulkan Pinatubo brach 1991 auf den Philip­ pinen aus, er verursachte eine größere Freisetzung von Aeroso­ len. Der durch den Ausbruch entstandene schwefelsäurehalti­ ge Nebel bewirkte über Monate einen globalen Temperaturab­ fall um 0,5 Grad Celsius. Die Theorie, die Wirkung eines Vulkan­ ausbruchs nachzuahmen, hat der russische Klimawissenschaft­ ler Michail Budyko bereits in den 1970er Jahren entwickelt. Ebenfalls zu Schmidts Forschungsgebiet gehört die Idee, Wolken künstlich aufzuhellen. „Der Ansatz dabei ist, die glei­

Was spricht für Climate Engineering? Zeit: Im Notfall lässt sich mit Climate Engineering Zeit erkaufen, in der man nach einer besseren Lösung für den Kampf gegen die Klimaerwärmung suchen kann. Naturnähe: Einige Methoden, wie beispiels­weise der Ansatz, eine künstliche Abkühlung des Welt­ klimas durch Schwefelaerosole in der Stratosphäre zu erreichen, stammen aus der Natur. Kosten: Lösungsansätze, wie das künstliche Auf­ hellen von Wolken mittels unbemannter Roboter­ schiffe, könnten vergleichsweise kostengünstig das Klima beeinflussen. Denkbar wäre ein kontrollierter Einsatz von Climate-Engineering-Maßnahmen im Verbund mit weiteren Maßnahmen, allen voran der CO2-Reduzierung.

che Menge Wasser mittels sogenannter Kondensationskeime auf mehr Tropfen zu verteilen“, erläutert Schmidt. Da dadurch bei unveränderter Wassermenge die Oberfläche aller Tropfen insgesamt größer wird und mehr Oberfläche mehr Licht re­ flektiert, würde die Sonnenstrahlung auf die Erde mittels sol­ cher künstlicher Wolken ebenfalls reduziert. Als Kondensations­ keime kommen beispielsweise Seesalzpartikel in Frage, die auf die Weltmeere gesprüht werden. Übrigens auch ein Geschäfts­ feld für Unternehmen. „Ich halte es für durchaus denkbar, dass beispielsweise ein Mittelständler bei der Herstellung von Na­ nopartikeln aktiv wird“, sagt Schmidt. Eine Forschungsidee aus dem Strahlungsmanagement ist die Installation von Millionen kleiner Spiegel, die zusammen montiert, zwischen Sonne und Erde im Weltall positioniert, wie ein Sonnenschirm wirken sol­ len und so zu einer Abkühlung beitragen können. „Dieses Mo­ dell ist per Computersimulation relativ einfach auszurechnen, da man als Variable einfach die Strahlung reduzieren kann“, er­ klärt Schmidt. Eine technische Lösung gibt es insbesondere für die letztgenannte Methode nicht. Dieter Wolf-Gladrow, Professor für Meeresökologie am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar- und Mee­ resforschung, hat sich dagegen auf marine Biogeochemie spezi­ alisiert und leitet am AWI eine Abteilung mit 20 Wissenschaft­ lern und Doktoranden. Sein Spezialgebiet ist die Erforschung der „biologischen Kohlenstoffpumpe“. Damit beschreiben Wissen­ N-Kompass Magazin  04.2014


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Pro & Contra

Was spricht gegen Climate Engineering? NEBENWIRKUNGEN: Tatsächlich werden Methoden des Climate Engineerings und deren Folgen derzeit nur mit Computersimulationen erforscht. Welche Nebenwirkungen einzelne Maßnahmen tatsächlich auf das Klima haben, ist derzeit unbekannt. Was man aber weiß: Durch Climate Engineering wird kein „altes“ Klima wieder hergestellt, sondern ein neues Klima mit allen Unwägbarkeiten geschaffen. TECHNIK: Für die meisten Methoden, die derzeit erforscht werden, gibt es noch keine vernünftigen technischen Ansätze, die zudem bezahlbar wären. EMISSIONSZIELE: Angenommen, Climate Engineering wäre kontrolliert einsetzbar, könnte dies dazu führen, dass die Dringlichkeit weniger CO2 zu emittieren an Bedeutung verliert. POLITIK: Da der Einsatz einzelner Climate-Engineering-Maßnahmen stets das gesamte Weltklima beeinflussen kann, setzt deren Einsatz eine weltweite Einigung voraus. Da es aber immer Gewinner und Verlierer einzelner Maßnahmen geben wird, ist dies unrealistisch. Climate Engineering birgt daher großes Potenzial für internationale Konflikte. Foto: Fotolia | Andrey Armyagov

KLIMAWANDEL IM ZEITRAFFER: Sollte sich die Weltgemeinschaft erst für und später gegen Climate Engineering entscheiden, durchlebt die Erde den Klimawandel im Zeitraffer – mit möglicherweise fatalen Folgen. KOSTEN: Wer bezahlt wie viel, wenn eine Region durch Climate-Engineering-Maßnahmen beispielsweise Ernteausfälle erleidet? Dies birgt ebenfalls großes Konfliktpotenzial.

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Climate Engineering

selbe. Es handelt sich um Oberbegriffe für teils drastische Meschaftler einen Mechanismus, mit dem Mikroalgen und andere thoden, die auf sehr unterschiedliche Art und Weise den TreibOrganismen Kohlenstoff in die Tiefsee transportieren. 2010 war hauseffekt und damit den Anstieg der Erderwärmung bekämpWolf-Gladrow an einer Studie beteiligt, die den Einsatz des Mifen sollen. Wolf-Gladrow bevorzugt Climate Engineering, weil nerals Olivin als Bindemittel für CO2 im Meer untersuchte, ebendieser Begriff es „am ehesten trifft“. „Planet Hacking bauscht falls per Computersimulation: „Wir haben das damals gemacht, es auf und klingt abwertend“, findet der Wissenschaftler. Auch weil diese Methode in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, teilSchmidt bevorzugt Climate Engineering, denn das klinge nicht weise auch euphorisch.“ Olivin ist als Mineral sehr häufig und so „effekthascherisch“. Die Bezeichnung „Planet Hacking“ wurhat die Eigenschaft beim Verwittern CO2 aus der Atmosphäre im de durch ein Buch von Eli Kintisch mit dem Titel „Hack the plaWasser zu binden. Olivin könnte daher in fein gemahlener Form net: Science’s best hope or worst nightmare for averting climaund großflächig verteilt über Flüsse ins Meer transportiert verte catastrophe“ bekannt. „Die Wahl des Begriffes drückt auch die gleichsweise schnell viel CO2 aus der Atmosphäre binden. Das persönliche Haltung zu einem Forschungsbereich aus“, Problem: Zum einen verändert der Einsatz von Olivin findet Schmidt. So kenne er auch Kollegen, die den den pH-Wert der Gewässer und hat damit Begriff für sein Forschungsgebiet ‚Solar Radianicht absehbare Nebenwirkungen auf deUnsere tion Management‘ (dt. Strahlungsmanageren Ökologie samt Flora und Fauna. Zum Aufgabe als ment) für euphemistisch halten. Andere anderen benötigt man – um eine nennensWissenschaftler ist es meinen, man solle über solche Methowerte CO2-Reduktion zu erreichen – den gar nicht erst reden, um sie nicht so enorme Mengen an gemahlenem nicht eine Methode zu propagieren, geschweige denn darOlivin, dass Abbau und Zerkleinerung zu ermöglichen oder an forschen. Ich kann damit aber gut ledes Minerals hohe Kosten verursazu propagieren, sondern ben“, meint der Geophysiker. Dennoch chen, erhebliche Energieressourcen versieht er auch die Probleme: „CO2 ist ein brauchen und, je nach Energiequelle, diese zu untersuchen neue Emissionen generieren, die man eisehr stabiles Molekül. Das CO2 in der Atund zu verstehen. gentlich vermeiden will. Die Forscher vom mosphäre hat eine Lebensdauer von vieAlfred-Wegener-Institut erteilten dieser len hundert Jahren, manche sagen sogar Hauke Schmidt, Geophysiker Methode daher eine vorläufige Absage. „Das 1.000 Jahre. Da kann das Schießen von Aeroist noch nicht endgültig, aber wir halten das Posolen in die Atmosphäre allenfalls ein Notfallplan tenzial derzeit für eingeschränkt“, so Wolf-Gladrow. sein, mit dem sich die Menschheit Zeit erkauft.“ Hinzu kommen Fragen wie: Was passiert, wenn solche Maßnahmen nach 30 bis 50 Jahren plötzlich gestoppt werden? „Dann kommt Reduktion der Sonnenstrahlung die Klimaerwärmung trotzdem, allerdings im Zeitraffer von weSoweit ist Schmidt noch nicht: „Wir gehen als Wissenschaftler nigen Jahren“, meint Schmidt. Er hält die Methode daher für „aldavon aus, dass die Nachahmung eines Vulkanausbruchs zu eiles andere als nachhaltig“. ner Abkühlung führen könnte.“ Allerdings legt Schmidt Wert darauf, dass die Nebenwirkungen solcher Maßnahmen derzeit noch nicht abschätzbar sind. Sehr wahrscheinlich sei, dass dieDie perfekte Lösung gibt es nicht se Schwefelaerosole, wie bereits beim Vulkanausbruch des PinaAuch Wolf-Gladrow ist die Brisanz seiner Forschungsgebietubo geschehen, die Ozonschicht angreifen, umstritten ist alte klar. Er forsche zwar in dem Bereich Climate Engineering, lerdings, in welchem Maße sie das tun. Zudem zeigt das Team sei sich aber durchaus bewusst, dass dessen Anwendung von um Schmidt in einer im Juni 2012 publizierten Studie, dass man sehr vielen seiner Kollegen und großen Teilen der Öffentlichkeit mit einer künstlichen Reduktion der Sonnenstrahlung kein hisstrikt abgelehnt wird: „Viele sehen darin die Gefahr, dass damit torisches, vorindustrielles Klima wieder herstellen kann, soneine Art Freiticket entsteht mit den Emissionen so weiterzumadern ein anderes, neues Klima erzeugt oder wie Schmidt es sagt chen wie bisher. Ich sehe das aber etwas anders: Selbst wenn „die künstliche Veränderungen der Sonnenstrahlung asymmetwir es schaffen, die Emissionen zu reduzieren, haben wir immer risch auf das Klima wirken“. Eins weiß man aber schon: Tendennoch das Problem, dass wir viel zu viel CO2 in der Atmosphäre ziell werden durch den (menschlich verursachten) Klimawandel haben. Daher müssen wir nach technologischen Lösungen suohne weitere Eingriffe nasse Regionen nässer und trockene Rechen, dieses CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen.“ Zudem hält gionen trockener. Der Vergleich von vier Erdsystemmodellen verer es für falsch, sich auf eine Methode zu fixieren. Wolf-Gladschiedener europäischer Forschungsinstitute, der in Schmidts row: „Es existiert häufig die Vorstellung, dass es DIE Lösung Studie erwähnt wird, zeigt zudem, dass durch künstliche Redugibt. Wahrscheinlicher wird aber sein, dass sich die Lösung aus zierung der Sonneneinstrahlung in Regionen wie dem Mittelzehn bis fünfzig unterschiedlichen Maßnahmen zusammensetmeerraum und Eurasiens weniger Niederschläge fallen würden. zen wird.“ Aufgabe der Wissenschaft sei es zudem bei der SuDie Studie zeigt auch, dass gerade in tropischen Regionen die che nach Lösungen auch kontroverse Themen aufzugreifen. Ergebnisse der verschiedenen Erdsystemmodelle voneinander „Manchmal muss die Wissenschaft dabei mit dem Kopf durch abweichen. „Das zeigt, dass wir den Klimawandel in den Trodie Wand, auch wenn es weh tut“, so der Polar- und Meeresforpen noch nicht richtig verstanden haben. Da herrscht noch eine scher. Schmidt findet es im Übrigen genauso wichtig herauszugroße Unsicherheit“, meint Schmidt. finden, dass eine Methode NICHT funktioniert oder in ihren NeDer Kampf gegen die Erderwärmung ist übrigens auch benwirkungen nicht absehbar ist: „Unsere Aufgabe als Wissenein Kampf der Begrifflichkeiten: Planet Hacking, Geoengineeschaftler ist es nicht, eine Methode zu ermöglichen oder zu proring und Climate Engineering meinen im Prinzip ein und daspagieren, sondern diese zu untersuchen und zu verstehen.“ ◊ N-Kompass Magazin

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Foto: Fotolia | Moreno Novello

Interview

Foto: Gernot Klepper

„Es wird Gewinner geben und Verlierer“ Gernot Klepper ist Professor am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel und leitet dort seit 2007 den Forschungsbereich „Umwelt und natürliche Ressourcen“. Er beschäftigt sich mit den wirtschaftspolitischen Fragen des Climate Engineering, beispielsweise mit der Frage, welche Folgekosten Climate Engineering verursachen könnten. Der promovierte Volkswirt ist zudem Vorsitzender des ISCC e.V. (International Sustainability and Carbon Certification), stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Klima Konsortiums (DKK) und berät ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), in dem Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zu Climate Engineering forschen.

International abgestimmte Maßnahmen wird es meiner Einschätzung nach nie geben. Aus dem einfachen Grund, weil es bei Climate Engineering ökonomisch nie nur Gewinner gibt, sondern immer auch Verlierer, also Regionen, bei denen sich das Klima beispielsweise für den Anbau landwirtschaftlicher Produkte verschlechtert. Dies könnte nur durch komplizierte Kompensationen in einem internationalen Abkommen geregelt werden. Aber es bleibt die Frage: Wer bezahlt für Schäden, die entstehen können? Nach aktuellem Forschungsstand hat Climate Engineering gerade für tropische Regionen, also beispielsweise für Regionen in Afrika oder Indien, ungewisse Folgen. Es ist deshalb eher wahrscheinlich, dass es keinen international abgestimmten Einsatz von Maßnahmen geben wird, sondern dass einzelne Länder oder eine Gruppe von Staaten, möglicherweise gegen den Willen anderer Staaten, Climate Engineering betreiben. Damit birgt der Einsatz von Climate Engineering auch das Risiko für internationale Konflikte.

Professor Klepper, Sie sind Volkswirt und haben sich als einer der ersten deutschen Wissenschaftler mit Climate Engineering auseinandergesetzt und dafür gesorgt, dass auch in Deutschland dazu geforscht wird. Warum? Als wir 2008 den ersten Workshop zu Climate Engineering veranstalteten, war mir ein ganzheitlicher Diskurs sehr wichtig, an dem von der Ethik bis zu den Naturwissenschaften alle Disziplinen beteiligt sind. Es konnte nicht sein, dass – wie häufig in den USA oder in Großbritannien – dieses wichtige Thema nur von Naturwissenschaftlern und Ingenieuren bearbeitet wird. Wer sich mit dem möglichen Einsatz von Climate Engineering beschäftigt, muss auch zu dessen wirtschaftlichen, politischen, sozialen und ethischen Folgen forschen. Die Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu Climate Engineering, an der ich mitgewirkt habe, fordert deshalb auch einen integrativen Ansatz bei der Forschung. Mit diesem integrativen Ansatz ist Deutschland mittlerweile führend. Es gibt keine andere Nation, die so umfassend und breit dazu forscht.

STICHWORT KOSTEN: Einige Maßnahmen, wie beispielsweise das künstliche Aufhellen der Wolken mit Roboterschiffen, sollen vergleichsweise günstig zu haben sein. Diese Aussagen halte ich für zu kurz gedacht. Die Schätzungen der Kosten von Climate-Engineering-Maßnahmen rechnen praktisch nie alle Folgekosten mit ein. So wurden meist nicht die massiven Investitions- und Infrastrukturkosten vieler Climate-Engineering-Technologien berücksichtigt. Aber es fehlt auch die Einberechnung möglicher indirekter volkswirtschaftliche Kosten durch nicht beabsichtigte Nebeneffekte, im Militär spräche man von Kollateralschäden. Insgesamt bin ich eher skeptisch was den Einsatz von Climate Engineering angeht, sowohl weil es technisch nicht leicht umsetzbar sein wird, aber mehr noch, weil es ökonomisch wohl teurer sein wird als bisher angenommen. Außerdem weil es politisch zu riskant sein könnte, einseitig durch einen oder wenige Staaten das Erdklima zu manipulieren. ◊

STICHWORT POLITIK: Da der Einsatz von Climate Engineering sich stets auf das globale Klima auswirkt, wäre ja eine weltweite Einigkeit über solche Maßnahme notwendig. Wer soll aber bestimmen, was wann wie geschehen darf?

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Mehr Infos über die Schwerpunktstudie „Climate Engineering“ gibt es unter: ÿ www.kiel-earth-institute.de/ sondierungsstudie-climate-engineering.html

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Zur Person Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, geboren in Zürich, entstammt dem pfälzisch-württembergischem Geschlecht der von Weizsäckers und ist der Neffe des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Nach seinem Studium der Chemie und Physik an der Universität Hamburg, promovierte er an der Universität Freiburg im Breisgau zum Dr. rer. nat. Neben der Naturwissenschaft ist er in der Politik aktiv. Von 1998 bis 2005 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Zusätzlich ist er u.a. seit 2012 Co-Präsident des Club of Rome und Schirmherr der Crowdfunding-Plattform Bettervest.

„Irgendwann muss die Menschheit Genügsamkeit lernen.“

Die warnenden Analysen des „Club of Rome“ Anfang der 1970er-Jahre gelten bis heute als der ökologische „Weckruf“ für die Industriegesellschaften: Die Zusammenhänge zwischen Energieaufwand, Ressourcenverbrauch, Versorgung und Wohlstand der Menschheit werden seitdem immer wieder vor dem Hintergrund dieser internationalen Studie diskutiert. Der führende Kopf der Bewegung in Deutschland war der bekannte Physiker und Biologe Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker. N-Kompass Magazin

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Fotos: Silvie Kühne

Interview mit Prof. E. U. von Weizsäcker

Herr von Weizsäcker, Sie sind Co-Präsident des Club of Rome, der in den vergangenen Jahrzehnten durch die Zukunftsstudie „Grenzen des Wachstums“ eine enorm wichtige Rolle dabei gespielt hat, Gedanken der Ressourcenknappheit und Nachhaltigkeit weltweit zu verbreiten. Der Club of Rome überarbeitet seine Studienergebnisse fortlaufend. Können Sie uns in wenigen Sätzen die Kernergebnisse der derzeitigen Prognosen mitteilen? Was sind die Kerngedanken im aktuellen Stand der Studie? Einer der Mitverfasser der ersten Studie von 1973 war Prof. Jørgen Randers. Randers war eine Zeitlang der Leiter der norwegischen Business School. Er hat 2012, also 40 Jahre nach der ersten Studie, ein neues Buch zu diesem Thema geschrieben. Dieser Bericht trägt den Titel „2052“ und gibt eine Prognose für die nächsten 40 Jahre. In diesem Buch stellt Randers fest, dass es in der Tat höchste Zeit ist umzusteuern. Denn in den ersten 40 Jahren seit der „Club of Rome“-Studie ist leider kaum etwas passiert. Bis auf einen Punkt vielleicht: die Abkoppelung der direkten lokalen Umweltverschmutzung vom Industrieoutput. 1972 waren hier die Zusammenhänge sehr deutlich: Je mehr Industrieproduktion, desto mehr direkte Umweltverschmutzung vor Ort. Man kann also sagen, dass der klassische Umweltschutz, den man in Deutschland seit den 1970er-Jahren konsequent durchgeführt hat, ein erster Erfolg ist. Und vielleicht ist er dadurch auch ein Modell für die weiteren Herausforderungen, zum Beispiel im Bereich der Ressourcenschonung und Energieeffizienz. Im Übrigen ist Randers etwas optimistischer, was die globale Bevölkerungsentwicklung betrifft: Er sagt voraus, dass die Zunahme der Weltbevölkerung bald stoppen wird und sich bei etwa 8,5 Milliarden Menschen einpendeln wird. Der Zuwachs an Wohlstand wird in Industrie- und Schwellenländern die Reproduktionsrate senken. Und das ist eine gute Nachricht. Wer trägt denn die Hauptverantwortung für die von Ihnen geforderte „Umsteuerung“ – ist das der Staat, also die Politik, oder sind das die Unternehmer und die Bürger als Verbraucher? Bei der lokalen Umweltverschmutzung kam die Entwicklung zunächst von der Basis, d.h. aus Bürgerinitiativen heraus. Die Menschen wollten nicht mehr, dass ihre Kinder auf vergifteten Kinderspielplätzen spielen müssen. Daraufhin hat der Staat mit immer schärferen Umweltgesetzen reagiert. Und darauf hat die Wirtschaft wiederum reagiert und sich gefügt: „Wenn die Leute im Land das so wollen, dann halten wir uns auch daran.“ Wer dann noch Schmutzfink sein wollte, hatte überall verloren. Dann haben alle wichtigen Unternehmen, sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Handwerk, dafür gesorgt, dass die Umweltgesetze des deutschen Staates, später auch der Europäischen Union, vorbildlich eingehalten wurden. Dabei hat sich übrigens gerade die international hoch anerkannte deut-

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sche Wirtschaft einen sehr guten Ruf und Namen weltweit erarbeitet. Dadurch wurde dann auch die deutsche Umweltschutztechnik zu einem großen Exportschlager und es wurden Hunderttausende Arbeitsplätze geschaffen. Am Anfang stand also der Bürger, dann kam der Staat, und am Ende der Entwicklung wurde dann der gewerbliche Sektor zum Hauptakteur. Ihr ganz persönlicher, in Deutschland vieldiskutierter, Beitrag zur Nachhaltigkeitsdebatte war das Buch „Faktor Vier“ (1995) bzw. „Faktor Fünf (2010), in dem Sie aufgezeigt haben, wie eine Erhöhung des Lebensstandards bei einer Senkung des Ressourcenverbrauchs ermöglicht werden könnte. Was hat sich seit 2010 in dieser Hinsicht getan? Kommen wir diesem Ziel näher, oder entfernen wir uns? Zunächst möchte ich noch sagen, dass diese Erfolgsgeschichte der Überwindung lokaler Verschmutzung in Bezug auf die Ressourcenvergeudung leider noch keinen tatsächlichen Erfolg mit

„Der Zuwachs an Ressourcenverbrauch, und dazu gehört auch der Energieverbrauch, muss ganz schnell aufhören.“ Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker

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Interview mit Prof. E. U. von Weizsäcker

sich gebracht hat. Die Energiemengen, die unsere Gesellschaften verbrauchen, insbesondere beim Transport, sowie die Menge der verbrauchten Mineralien und des Wassers haben seit dieser Zeit sogar weltweit stetig weiter zugenommen. Wenn diese dramatische Entwicklung weitergeht, dann ist die Erde für diese Menschheit zu klein. All diese Ressourcen sind an den Erdmantel gekoppelt, und dieser ist nun einmal endlich groß. Deswegen haben wir als Autoren, unter anderem auch die US-Amerikaner Amory B. und L. Hunter Lovins, die folgende Aussage getroffen: Wir brauchen weltweit eine Verdoppelung des Wohlstands – das gilt vor allem für die Entwicklungsländer – und gleichzeitig brauchen wir eine Halbierung des jährlichen Ressourcenverbrauchs. Das zusammengenommen ergibt eine Vervierfachung der Effizienz. Später bin ich mit anderen Autoren noch ein Stück weitergegangen, nämlich in der Feststellung, dass auch eine Verfünffachung der Effizienz möglich ist. Deutschland spielt hier aufgrund seiner Erfahrung mit Industrieproduktion und Umweltschutz eine herausragende Rolle. Es gibt Studien, die zeigen, dass Deutschland in Sachen Ressourceneffizienz weltweit inzwischen die Nummer Eins ist. Insbesondere nach den Beschlüssen zum Atomausstieg und zum Klimaschutz hat sich hier Wesentliches getan. Nicht nur hinsichtlich alternativer Energien, sondern auch hinsichtlich der Energieeffizienz. Und auch im Zusammenhang mit Mineralien, also Ressourcen, sind wir durch vernünftige Abfall- und Kreislaufwirtschaftsvorschriften des Gesetzgebers weltweit an der Spitze angelangt.

Letztlich entscheiden die Verbraucher durch ihre Kaufentscheidung über den Erfolg von Unternehmen. Wie können Unternehmer, deren Nachhaltigkeitskonzept unter Umständen ja zu erhöhten Preisen und damit zu einer geringeren Wettbewerbsfähigkeit führt, dennoch ihr nachhaltiges Produkt erfolgreich vermarkten? Das ist eine wichtige Frage. Es gibt historisch ein bemerkenswertes und für die deutsche Öffentlichkeit fast unbekanntes Beispiel bei den Japanern: Von Mitte der 1970er- bis Ende der 1980er-Jahre hatten die Japaner etwa doppelt so hohe Energiepreise, als der Rest der Welt, einschließlich Deutschland. Damals dachten viele Ökonomen: Wehe der japanischen Industrieproduktion, sie ist verloren! Es wurde befürchtet, dass die japanische Wirtschaft durch die hohen Energiepreise nicht mehr wettbewerbsfähig sein würde. Aber genau das exakte Gegenteil ist eingetreten: Es gab eine Welle von Erfindungen und viele Technologien haben sich gerade in dieser Zeit rasch durchgesetzt. Japan war dadurch in den 1980er-Jahren das Lieblingsland für Investoren und Börsianer. Welchen Schluss ziehen wir daraus? Hohe Energiepreise müssen die Wettbewerbsfähigkeit überhaupt nicht beeinträchtigen. Nur sehr wenige Branchen sind tatsächlich von billiger Energie abhängig, wie die Grundstoffchemie-, Zement-, und Metallindustrie zum Beispiel zur Schmelze von Aluminium aus Bauxit. Unternehmen aus solchen Branchen haben dann tatsächlich Japan verlassen. Aber das waren nur wenige. Dafür hat Japan den Superschnellzug, die digitale Kamera, Hochtechnologiekeramik sowie Unterhaltungselektronik entwickelt und so in dieser Zeit Hunderttausende Industriearbeitsplätze geschaffen. Dies hat am Ende die Wettbewerbsfähigkeit des Landes viel stärker beeinflusst als die Energiepreise. Kommen wir nochmal auf den einzelnen Unternehmer zu sprechen, der Angst vor der Energiepreisentwicklung hat, und der vor allem fürchtet, dass sein Nachhaltigkeitsengagement sein Produkt verteuert. Was sagen Sie dem? Ich kann solche Bedenken verstehen, und ich kann sie auch nicht vollständig ausräumen. Aber schauen Sie mal in der Geschichte zurück: In den 1960er- und 1970er-Jahren stand gerade Deutschland beim klassischen Umweltschutz vor diesem Problem: Das Ruhrgebiet oder das Saarland waren damals so schmutzig, dass man draußen keine Wäsche aufhängen konnte. Man argumentierte: Wenn wir jetzt teuren Umweltschutz betreiben, dann läuft uns Indien und Brasilien den Rang ab. Deutschland hat sich schließlich über Bürgerengagement und politische Entscheidungen doch für den Umweltschutz entschieden – und seine Wettbewerbsfähigkeit mindestens halten, wenn nicht sogar ausbauen können, obwohl zeitgleich noch der Ölpreisschock dazu kam. Daher sollten wir auch die Vorteile sehen: Durch Energieeffizienz und erneuerbare Energien wird N-Kompass Magazin

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„Deutschland spielt hier aufgrund seiner Erfahrung mit Industrieproduktion und Umweltschutz eine herausragende Rolle.“ Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker

das Land unabhängiger von russischem Gas, von arabischem Öl und australischer Kohle, und das ist für die Wettbewerbsfähigkeit gut. Es erhöht im Erfolgsfall auch die Planungssicherheit der Wirtschaft, weil es sie unabhängig von Krisen macht. Wie gefährlich diese Abhängigkeit, abgesehen von den menschlichen Tragödien, für die Wirtschaft ist, zeigen aktuelle Kriege zum Beispiel in der arabischen Welt oder in der Ukraine. Wie kann der Staat nachhaltige Unternehmen weiter fördern? In der Wirtschaft denkt man da immer zuerst an Förderprogramme. Ich finde langfristig verlässliche Rahmenbedingungen viel wichtiger. Ich habe in dieser Hinsicht in China, als ich im sogenannten „China Council“ tätig war, einen Vorschlag gemacht. Jedes Jahr sollen Energie und Ressourcen über staatliche Steuern oder Abgaben verteuert werden, und zwar in genau dem Maße, in dem im vergangenen Jahr die Effizienz zugenommen hat, was für Unternehmer gut planbar ist. Ich will natürlich die Auswanderung deutscher Unternehmen, gerade im Mittelstand, dringend vermeiden. Und daher ist der Vorschlag, das Geld, das einer Branche auf diesem Weg entzogen wird, ihr auch wieder zu 100 Prozent zuzuführen, und zwar am Mehrwert orientiert. Dann werden die effizienten Unternehmen belohnt und die ineffizienten belastet. Insgesamt fließt dadurch aber kein Geld aus der Branche ab. Das führt dazu, dass Energieeffizienz ein positiver Wettbewerbsfaktor für die Unternehmen wird. Dafür gibt es übrigens bereits ein Vorbild aus den 1990er-Jahren: Die Schweden haben damals eine saftige Luftschadstoffsteuer eingeführt und über den Staat den Unternehmen am Mehrwert orientiert das Geld wieder zurückgegeben. Dadurch kam es an dieser Stelle nicht zur Auswanderung von Unternehmen und die

schwedische Wirtschaft hat insgesamt sogar an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Sicherlich werden Sie oft von solchen Unternehmen gefragt, ob Sie Unterstützung bieten können. Was antworten Sie in solchen Fällen? Da verweise ich gerne auf die, die sich in solchen Branchen wirklich auskennen. Viele Beratungsunternehmen erbringen da hervorragende Leistungen. Gerade in Deutschland gibt es inzwischen ein sehr gutes Angebot. Ich selbst kann mich da nicht engagieren, denn das erfordert in vielen Fällen sehr spezielle Kenntnisse zu einzelnen Branchen. Sind Sie selbst an Unternehmen beteiligt, die nachhaltiges Wirtschaften zum Unternehmensziel haben? Nein, dazu braucht man größere Summen, über die ich leider nicht verfüge. Wird der Effizienzgedanke irgendwann dazu führen, dass man von der Idee eines immerwährenden Wachstums abrücken muss? Diese Frage kann ich sehr knapp beantworten: Ja! Irgendwann muss die Menschheit Genügsamkeit lernen – aber das kann sie gemeinsam und auf hohem materiellem Niveau machen. Der Zuwachs an Ressourcenverbrauch, und dazu gehört auch der Energieverbrauch, muss ganz schnell aufhören. Der Zuwachs an materiellem Wohlstand kann nicht ewig weitergehen. Aber viel wichtiger ist doch, dass dies nicht bedeuten muss, dass das Wohlbefinden nicht ewig weiter wachsen kann. ◊ Das Interview führte Till Mansmann

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Umwelt

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Ohne Verpackung bitte

In immer mehr Städten in Europa und Nordamerika eröffnen Läden, die unverpackte Lebensmittel verkaufen. Die Gründer haben sich eine größere Nachhaltigkeit als herkömmliche Supermärkte auf die Fahne geschrieben – und trotzen Kritik aus dem Lager etablierter Händler. von Josefin Schürmanns Über

100.000 1 Million Meeressäuger und

Foto: NABU/F. paulin

Seevögel sterben jährlich an den Folgen des Mülls im Meer.


Im Kieler Laden „Unverpackt“ können Lebensmittel ganz nach dem Motto „lose, nachhaltig, gut“ aus Spendern abgefüllt und eingekauft werden.

Berlin und möglicherweise an anderen Standorten soll bald das Geschäft „Original Unverpackt“ eröffnen. In Wien ist der Laden „Lunzers Maß-Greißlerei“ zu einer kleinen AtDas Problem traktion geworden. Und auch in London haben sich UnPlastiktüte ternehmer mit dem Laden „Unpackaged“ daran ver” 40 Gramm Erdöl sucht, unverpackte Lebensmittel zu verkaufen. Sie ” im Durchschnitt mussten allerdings im Januar 2013 sechs Jahre nach 25 Minuten genutzt (!) der Gründung schließen, weil sie sich bei einer Erwei” nicht abbaubar terung verkalkuliert hatten. Auch in Frankreich, den ” nicht wiederverwertbar USA und in Kanada gibt es ähnliche Geschäftsmodelle. ” Müll „Es ist ein allgemeines Bedürfnis entstanden, dem Verpackungswahnsinn der Industrie entgegenzutreten“, sagt die Kieler Unternehmerin Delaperrière. „Viele Verbraucher füllen Grundnahrungsmittel zu Hause ohnehin in Vorratsgläser um.“ n der Lebensmittelbranche ist Marie Delaperrière eine Radikale. Die Französin hat im Februar 2014 in der schleswigAuch das Recycling kostet wertvolle Energie holsteinischen Landeshauptstadt Kiel den LebensmittellaDass der klassische Lebensmittelhandel wenig nachhaltig ist, den „Unverpackt“ eröffnet. Dort bietet die Kauffrau unverpacklässt sich mit Zahlen leicht belegen. Im Jahr 2011 kamen in te Waren an. Das Motto des Geschäfts lautet „lose, nachhaltig, Deutschland fast 16,5 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle gut“. Wenn Kunden den Laden betreten, sehen sie auf den ersten zusammen, viele davon Lebensmittelverpackungen. Deutsche Blick, dass hier alles ganz anders ist als in einem herkömmlichen Hersteller produzieren pro Jahr insgesamt 19,4 Millionen TonSupermarkt. Während dort Waren bekannter Marken in bunten nen Verpackungen. Im Durchschnitt verursacht jeder Deutsche Verpackungen aus bedrucktem Papier und Kunststoff in den Re456 Kilogramm Haushaltsabfall jährlich. Auch wenn Deutschgalen stehen, sieht Delaperrières Geschäft geradezu minimalisland beim Abfallrecycling international führend ist, wird auch tisch aus. Mehl und Reis zum Beispiel lagern in dem Laden in grohierzulande nur rund die Hälfte des Haushaltsmülls recycelt – ßen Spendern, aus denen sich Kunden die gewünschte Menge trotz Verpackungsverordnung und Grünem Punkt. Der Großteil in mitgebrachte Behälter abfüllen können. Andere Waren sind in der anderen Hälfte landet in Müllverbrennungsanlagen. Das schlichten Gläsern, Fässern oder Flaschen abgefüllt. Nachhaltigkeitsproblem dabei: Bei der Produktion von Verpackungen werden Materialien und Energie verbraucht. Das Recycling verschlingt nochmals Energie, und beim Verbrennen von Einkaufen ohne Verpackungsballast Verpackungsmüll entsteht CO2. Ein weiteres Problem: Nicht der Kunden lassen ihre mitgebrachten leeren Behälter zunächst abwiegen und mit einem Klebeetikett versehen, auf dem das komplette Verpackungsmüll wird entsorgt. Und so verschmutzt Gewicht steht. Dann können sie Waren abfüllen, den Behälter vor allem Kunststoff die Umwelt. Besonders ernste Folgen für nochmal wiegen lassen und bezahlen die Gewichtsdifferenz. Für das Ökosystem hat der Plastikmüll im Meer. Durch die Wellenspontane Einkäufer, die keine Behälter dabei haben, werden sobewegung und das ultraviolette Licht wird der Müll immer stärgenannte Notfalltüten bereitgehalten. Außerdem stehen wieker verkleinert. So gelangen Giftstoffe in Fische und andere Lederverwendbare Glasbehälter und Baumwollbeutel zum Verbewesen – und letztlich auch in die Nahrung der Menschen. kauf. Unternehmerin Delaperrière ist mit dem Geschäftsverlauf Im Lebensmittelhandel ist allerdings eine Gegenbewegung in den ersten Monaten zufrieden: „Wir erhalten viele positive zu beobachten: Der Verkauf von Bio-, Fair Trade- und heimischen Rückmeldungen zu unserem Projekt. Unsere Kundschaft möchProdukten ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. te ohne Verpackungsballast einkaufen.“ Ebenso ist der Verbrauch von Plastiktüten deutlich gesunken. Lebensmittel ohne Verpackungen anzubieten, hat sich zu Viele Verbraucher haben also durchaus einen Sinn für Nachhaleinem Trend entwickelt. In Deutschland gibt es neben dem Latigkeit. Und den wollen die Inhaber der neuen Geschäfte, die den in Kiel einen weiteren in Bonn mit ähnlichem Konzept. In verpackungslose Waren verkaufen, nun nutzen.

I

Foto Plastiktüte: Fotolia | rdnz

Foto: Unverpackt

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Rund

40 %

Foto: Künkel

Preise von großen Discountern kann und will ich nicht der Kunststoffe unterbieten, aber ich liege werden in Europa etwas unter dem Preis von verals Verpackung packter Bio-Ware.“ Nach sechs eingesetzt. Monaten im Geschäft klingt die Gründerin zuversichtlich: „Es ist noch zu früh, um abzusehen, ob sich mein Laden hält. Aber bisher bin ich sehr zufrieden.“

Fakten Das Treibgut am Strand lässt erahnen, was alles im Meer treibt. Über 80 % des Mülls besteht aus Kunststoff (z.B. Plastiktüten oder PET-Flaschen), der ca. 450 Jahre braucht, bis er sich zersetzt. Jährlich landen 6,4 Mio. t Kunststoffmüll in den Meeren.

” 70 % davon sinken auf den Meeresboden ” 15 % treiben auf dem Wasser ” 15 % stranden an unseren Küsten Seevögel, Meeressäuger und Fische verenden an verschluckten Plastikteilchen oder verheddern sich in Netzen oder Folien. Die Mikropartikel gelangen über die Nahrungskette in die Fische und dann auch auf unsere Teller. Weitere Informationen:

ÿ www.wwf.de

Das gilt auch für Andrea Lunzer, die vor einem halben Jahr den Laden „Lunzers Maß-Greißlerei“ in Wien eingeweiht hat. Eine Greißlerei ist in Österreich das, was man in Deutschland unter einem Tante-Emma-Laden versteht. Und tatsächlich erinnert der Laden an ein historisches Lebensmittelgeschäft. Lunzer bietet Ware schmucklos in Regalen, Behältern, auf Tischen, in Säcken, Glasflaschen und Spendern an. Weit und breit sind keine Verpackungen zu sehen. Das Angebot ist dennoch vielfältig: Es erstreckt sich von Getreide, Hülsen- und Trockenfrüchten, Backwaren und Eingelegtem über Obst und Gemüse bis hin zu Süßigkeiten. Auch Reinigungsmittel zum Abfüllen sind erhältlich. Lunzer hatte sich schon lange mit der Frage beschäftigt, wie man Verpackungsmüll vermeiden kann. Als in ihrem Wohnhaus ein Ladenlokal frei wurde, fasste sie einen spontanen Entschluss: Hals über Kopf stürzte sie sich in das Projekt, einen verpackungsfreien Lebensmittelladen zu eröffnen. Ihren Job als Marketingberaterin für Firmen stellte sie erst Rund einmal hinten an. Nun will sie nicht nur beweisen, dass man Lebensmittel ohne Verpackungen verkaufen kann, sondern Plastik verbraucht auch, dass sie günstiger sein ein Europäer kann als manche Supermärkte. durchschnittlich Ihre Kunden müssen eben nicht für Verpackungen zahlen. „Die pro Jahr.

100 kg

Noch braucht man viel Idealismus Ganz neu in der Branche der verpackungsfreien Lebensmittelläden ist das Bonner Ehepaar Deinet. Seit Mai 2014 führen sie den 90 Quadratmeter großen Grundnahrungsmittel-Laden „Freikost Deinet“ in Bonn-Duisdorf. Das Warenangebot ist bewusst übersichtlich gehalten. „Wir wollen weg vom Überangebot, zurück zu ausgewählten Produkten, welche man wirklich benötigt“, erklärt Hilke Deinet. „Wir sind kein Supermarkt, der jedes erdenkliche Produkt führt.“ Die Deinets haben lange auf den Moment der Eröffnung hingearbeitet. „Wir mussten viel Recherche betreiben, bevor wir überhaupt loslegen konnten“, berichten die Deinets. Eine besonders große Herausforderung war es zum Beispiel, einen Lieferanten für unverpackte Süßwaren zu finden. Aber die Unternehmer waren mit der Suche erfolgreich. Doch auch im laufenden Betrieb bleibt das Ladenkonzept eine unternehmerische Herausforderung. Durch das Angebot von unverpackter Ware fallen zusätzliche Arbeiten an. Einkauf und Logistik sind aufwendig: Je kleiner ein Geschäft ist, desto weniger effizient lässt sich der Wareneinkauf und -transport organisieren. Glücklicherweise lassen sich für viele Grundnahrungsmittel leicht Lieferanten finden, die die Ware ohne kleinteilige Verpackungen in großen Behältern liefern. Weil kleinteilige Verpackungen fehlen, ist Markenwerbung bei den Endverbrauchern für die Hersteller der Waren zwar oft nur eingeschränkt oder gar nicht – wenn überhaupt nur auf den Spendern – möglich. Doch viele Hersteller liefern auch ohne die Möglichkeit für ihren Namen und ihre Marke zu werben. Immerhin sind die neuartigen Einzelhändler für sie ein zusätzlicher Absatzkanal. Wer sich als Händler verpackungsloser Waren selbständig machen will, braucht dennoch viel Idealismus. Doch der kann sich auszahlen, wie die Berlinerinnen Sara Wolf und Milena Glimbovski jüngst erfahren haben. Sie hatten die Idee, den verpackungslosen Einkauf unter dem Namen „Original Unverpackt“ als Franchise-System zu etablieren. Dafür warben sie per Crowdfunding um Spenden – mit unerwartetem Erfolg. Sie sammelten insgesamt 115.000 Euro von knapp 4.000 Unterstützern ein. Das Start-up arbeitet nun auf Hochtouren an der Eröffnung des ersten Ladenlokals in Berlin-Kreuzberg. So euphorisch die Gründer der verpackungslosen Geschäfte auch sein mögen – etablierte Lebensmittelhändler wollen die Zuversicht der Newcomer nicht teilen. Ein Vorbild für Supermärkte sei das Konzept derzeit nicht, sagt Kai Falk, Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. „Ich begrüße solche Initiativen sehr. Aber sie werden sich nicht flächendeckend gegen herkömmliche Supermärkte durchsetzen können“, sagt der Branchenvertreter. „Sie werden eher eine Randerscheinung in N-Kompass Magazin

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Umwelt

Daten Recyclingquote verschiedener Haushaltsabfallarten in Deutschland im Jahr 2012 0

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 %

Elektrogeräte

100

Bioabfall

100

Glas

100

Papier, Pappe

99

Verpackungen

81

Sperrmüll

Hausmüll

57

15

Andere Werkstoffe (Verbunde, Metalle, Textilien usw.)

70

Quelle: Statista 2014

urbanen Zentren bleiben.“ Falk nennt mehrere Gründe für seine Skepsis: „Das Keine-Verpackung-Konzept steht oft im Widerspruch zum Lebensstil der heutigen Gesellschaft und ist schwer in den Alltag der Menschen zu integrieren.“ Außerdem stelle es die Unternehmer vor große Herausforderungen. In gewöhnlichen Supermärkten werde die Ware konfektioniert geliefert, sodass man den Raum in einem Lkw optimal nutzen kann. „Das ist beim Transport von unverpackter Ware nicht möglich, was die Kosten erhöht.“

sagt Andreas Krämer, Pressesprecher der Rewe Group. Umweltexperte Kranert befürchtet zudem rechtliche Risiken: „Bei leicht verderblicher Ware wie Fleisch wäre es für eine Supermarktkette äußerst riskant, diese unverpackt zu verkaufen. Falls beispielsweise Salmonellen in der Ware nachgewiesen werden, könnte der Supermarktbetreiber nicht nachweisen, wer die Verantwortung für den Qualitätsmangel trägt.“ Auch Drogeriemärkte reagieren zurückhaltend auf die Frage, warum sie keine verpackungslosen Produkte anbieten. „Aktuell sehen wir keine Möglichkeit, beispielsweise ein Abfüllsystem für Produkte umzusetzen“, sagt Petra Schäfer, Geschäftsführerin der Drogeriemarktkette dm. Man überprüfe aber fortlaufend, ob umweltfreundlichere Lösungen möglich sind und befinde sich hierzu im Austausch mit den Lieferanten. „Zum Beispiel wurden die durchsichtigen Kunststoffhauben, die einen Blick auf das Produkt erlauben, bereits vor längerer Zeit durch gestanzte Faltschachteln aus Karton oder durch Folien mit Recycling-Anteil ersetzt“, erklärt Schäfer. Die Gründer der Ladengeschäfte, die verpackungslose Waren anbieten, sind da mutiger. Im Kieler Laden „Unverpackt“ gibt es zum Beispiel Duschgel zum Abzapfen in eigene Behälter. Der Bonner Laden „Freikost Deinet“ hat unverpackte Seifen und Reinigungsmittel im Angebot. Die Wienerin Andrea Lunzer verkauft ebenfalls unverpackte Reinigungsmittel und plant, auch Körperpflege ohne Verpackung ins Sortiment aufzunehmen. Für die Pioniere des verpackungslosen Einkaufs ist klar: Sie wollen ihr Geschäftsmodell weiter vorantreiben – der Kritik seitens der etablierten Händler zum Trotz. Zwar sind auch sie sich bewusst, dass der verpackungslose Einkauf auf absehbare Zeit wohl eine Marktnische bleiben Schätzungen wird. Doch die soll wachsen. Zumindest in großen Städnach befinden sich ca. ten könnte das tatsächlich funktionieren. ◊

18.000 Plastikteilchen pro Quadratkilometer auf der Meeresoberflache.

Es gibt viele Bedenken – aber auch Lösungen Auch Martin Kranert, Professor für Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, ist skeptisch. „Die Idee, Einwegverpackungen zu vermeiden, ist nicht erst in den letzten Jahren entstanden.“ Doch seien Initiativen oft gescheitert. In den achtziger Jahren zum Beispiel gab es in vielen Supermärkten die „Stählerne Kuh“, einen Abfüllautomaten für Milch. Er ist längst nicht mehr im Einsatz. „In deutschen Supermarktregalen scheint das einst erfolgreiche Mehrwegsystem mittlerweile fast vom Aussterben bedroht. Joghurt und Milch zum Beispiel werden immer seltener in Mehrweggefäßen angeboten.“ Supermarktketten argumentieren mit praktischen Zwängen, wenn sie erklären sollen, warum sie nicht mehr Produkte ohne Verpackungen anbieten: „Eine große Zahl unserer Produkte lässt sich im Hinblick auf Hygiene, Kennzeichnungspflichten, Rückverfolgbarkeit und Haltbarkeit nur verpackt verkaufen“, 04.2014

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Kompass Dossier Verpackung Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie Ihre Produkt- und Trägerverpackungen – getreu des Mottos „vermeiden, vermindern und recyceln“ – ressourceneffizient und/oder mit Einsatz von nachhaltigen Materialien gestalten können. DokID: RAAAE-44004

Umsatz mit nachhaltigen Produkten Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie mithilfe von nachhaltigen Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitabel ökologische Ressourcen schonen und einen sozialen Mehrwert schaffen können. DokID: YAAAE-44032

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Nachhaltigkeitsbericht

Foto: Fotolia | Maridav

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Die Botschaft richtig verpacken Immer mehr Unternehmen verfassen Nachhaltigkeitsberichte, um zu zeigen, dass sie sich auf den Weg gemacht haben, nachhaltig zu wirtschaften. Zukünftig wird die Berichterstattung für ausgewählte Unternehmen durch eine europäische Richtlinie verpflichtend. Doch was von der Berichterstattung kommt tatsächlich beim Kunden an?

A

nspruch und Handlung driften bei wirtschaftlichen Entscheidungen oft auseinander – es ist die Sache mit dem „inneren Schweinehund“: Das gilt insbesondere auch für den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeitsstrategien von Wirtschaftsunternehmen und dem Konsumverhalten der Kunden. Eine Studie der Unternehmensberatung Accenture in Zusammenarbeit mit der Mediengruppe Havas, in der 30.000 Konsumenten in 20 Ländern befragt wurden, verdeutlicht die Probleme, die hier bestehen. Danach ziehen nur 20 Prozent der Konsumenten Fragen der Nachhaltigkeit in Kaufentscheidungen ein, obwohl das öffentliche Interesse deutlich höher ist und das Thema als positiv belegt gilt: Die Konsumenten finden es gut, nachhaltig zu handeln, machen es selbst aber nur eher selten. Die Tageszeitung „Die Welt“ hat die Studie der deutschen Öffentlichkeit vorgestellt.

Berichte: zahlenlastig und schwer verständlich Es wäre nun zu einfach, die Ursachen dafür nur bei den Konsumenten zu suchen – obwohl das schlichte Bestreben, eine Ware oder Dienstleistung zum günstigsten Preis zu erhalten, offenbar zu den wichtigsten Entscheidungsgründen gehört. Die Erstel-

ler der Studie bewerten das eigentliche Problem jedenfalls als komplexer: „Unsere Studie legt nahe, dass die meisten Dialoge über Nachhaltigkeit, die von Unternehmen in Gang gesetzt werden, es nicht schaffen, an das anzuknüpfen, was Verbraucher für wichtig halten“, die Ziele seien meist viel zu abstrakt, die Berichte zu zahlenlastig, die Formulierungen oft schwer verständlich, so der „Welt“-Bericht. Ihr Fazit: Wenn der Verbraucher Nachhaltigkeit zu wenig in seine Kaufentscheidungen einbezieht, liegt es oft auch daran, wie der Hersteller oder Anbieter das Thema vermittelt.

Geschäftserfolg durch Nachhaltigkeitskommunikation Für Unternehmen, die Nachhaltigkeit als wesentliches Unternehmensziel festgelegt haben, ist das eine wichtige Erkenntnis: Um die Stärke ihrer Produkte und die öffentliche Wahrnehmung für das Thema auch in Geschäftserfolg umsetzen zu können, müssen sie ihre Kommunikation zu diesem Thema verbessern. Auch im „N-Kompass“ wird auf den Aspekt der Darstellung der Nachhaltigkeitsstrategie in den Unternehmen und die Nutzung für effektives Marketing viel Wert gelegt. Drei Dossiers beschäftigen sich besonders mit diesen Zusammenhängen. ◊ N-Kompass Magazin

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N-Kompass intern

Wie man den Verbraucher gewinnt? Das öffentliche Interesse an den Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen wird immer größer. Endverbraucher wollen ebenso wie Geschäftskunden und Auftraggeber darüber informiert werden, was Sie als Unternehmen oder Unternehmer konkret tun. Eines der wichtigsten Instrumente für die externe Kommunikation ist der Nachhaltigkeitsbericht. Mithilfe unseres Dossiers Externe Unternehmenskommunikation (DokID: JAAAE-40285) zeigen wir Ihnen, wie Sie diesen Bericht nutzen und die begleitende Presse- und Medienarbeit einfach, effektiv und wirkungsvoll gestalten können und damit allen externen Interessengruppen einen umfassenden und verständlichen Überblick über Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten geben. Doch ohne die aktive Unterstützung und das Verständnis Ihrer Mitarbeiter, lassen sich nachhaltige Projekte im Unternehmen nur sehr schwer umsetzen. Es ist daher äußerst wichtig, Ihre Mitarbeiter über alle Vorhaben und Strategien schnell und umfassend zu informieren. Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Botschaftern Ihres Unternehmens, die Ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten gegenüber Kunden und Lieferanten aktiv kommunizieren. Im Dossier Interne Unternehmenskommunikation (DokID: ZAAAE-40284) erfahren Sie, wie Sie Daten und Fakten zu Ihrem Nachhaltigkeitsprogramm intern erfolgreich vermitteln, Orientierung und Prozessverständnis verbessern und so die Identifikation der Mitarbeiter mit Ihrem Engagement fördern. Ein Nachhaltigkeitsprogramm besteht meist aus vielen Einzelmaßnahmen, die jedoch alle auf eine gemeinsame Vision zurückzuführen sind. Trotzdem kann der Überblick über das große Ganze schnell verloren gehen, was eine gezielte Nachhaltigkeitskommunikation deutlich erschwert. Unser Dossier Nachhaltigkeitsstory (DokID: PAAAE- 40283) hilft Ihnen, eine glaubwürdige und einfach zu erzählende „Nachhaltigkeitsstory“ zu verfassen, mit der Sie Kunden, Lieferanten, Händlern und Mitarbeitern Ihr Nachhaltigkeitsengagement leicht verständlich kommunizieren können. ◊ 04.2014

N-Kompass Magazin

Alle N-Kompass-Dossiers auf einen Blick ÖKONOMIE Umsatz e Umsatz mit nachhaltigen Produkten e Profitabilität e Geschäftstransformation e Bewusste Konsumenten e Gleichgewichtswirtschaft Konten e Komplexität e Lieferkette e Einkauf e Nachhaltiges Kostenmanagement e Ecoflation Wert e Finanzpartner e Nachfolgemanagement e Finanz- und Schuldenkrise e Inflation & Euro ÖKOLOGIE Klima e Klimabilanz im Unternehmen e Klimafreundliche Produkte e Energieeffizienz im Unternehmen e Erneuerbare Energien e Klimafreundliche Mobilität und Transport e Emissionshandel und Klimaneutralität e Energie e Photovoltaik in Unternehmen e Methan(ol)-Economy e Biogasprojekt „Biomethan Zittau GmbH“ Ressourcen e Ressourceneffizienz im Unternehmen e Ressourcenschonende Produkte e Verpackung e Wasser e Papier e Wertstoffe im Unternehmen e Kreislaufwirtschaft e Rohstoffe und Ressourcen Natur e Flächenmanagement e Arten- und Naturschutz e Biodiversität SOZIALES Kunden e Kommunikation und Transparenz gegenüber Kunden e Nutzen und Einfachheit e Kundenservice und -zufriedenheit e Ethik und Verhalten e Verbraucherschutz Die Dossiers werden ständig aktualisiert, neue Dossiers sind in Vorbereitung.

Mitarbeiter e Vielfalt und Inklusion e Familie und Beruf e Gesundheit und Arbeitsschutz e Soziale Standards und Vergütung e Unternehmenskultur und Mitarbeiterzufriedenheit e Zukunft der Familie e Work-Life-Balance (Sparkasse Nürnberg) Lieferanten e Nachhaltige Beschaffung e Regionales Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen e Kinderarbeit e Regionalisierung Gesellschaft e Fördern und Spenden e Mitarbeiter und ihr gesellschaftliches Engagement e Sozialunternehmertum e Entwicklungsgeschäfte (BoP) e Bürgergeld e Lufthansa Help Alliance N-MANAGEMENT N-Strategie e Vision und Mission e Treiber und Szenarien e Nachhaltigkeitsanalyse und -strategie e Programmentwicklung e Investorensicht N-Umsetzung e Rollen und Organisation e Nachhaltigkeits-Controlling und -Steuerung e Nachhaltigkeits-Kostenrechnung e Verhaltenskodex N-Kommunikation e Nachhaltigkeitsstory e Interne Unternehmenskommunikation e Externe Unternehmenskommunikation e Nachhaltigkeitsrankings, -preise und Zertifizierungen N-Interessengruppen e Mitarbeitereinbindung e Einbindung der Geschäftspartner e Einbindung der Öffentlichkeit

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Schlusspunkt

INFO Seit August 2014 gilt das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das klimafreundliche Stromerzeugung mithilfe von Solar-, Wind- und Biogasenergie fördern soll. Doch was ändert sich nun und welche Unternehmen sind von diesen Änderungen betroffen?

Foto: Fotolia | cienpiesnf

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Die EEG-Novelle – was ist neu?

Kosten für die Wirtschaft

Die EEG-Reformierung soll der bisherigen Energiekostendynamik entgegenwirken, die Kosten für die Energiewende besser verteilen sowie den Ausbau Erneuerbarer Energien planbarer und marktfähiger machen. Für Anlagenbetreiber ab 2015 wurde u.a. die durchschnittliche Vergütung für Erneuerbare Energien von 17 Cent/kWh auf 12 Cent/kWh gesenkt. Betreiber größerer Neuanlagen wurden zudem zu einer Direktvermarktung des von ihnen erzeugten Stroms verpflichtet, die stufenweise umgesetzt werden soll. Eigenstromversorger werden nun an der EEG-Umlage beteiligt, durch die die Energiewende finanziert wird. Ziel dieser und weiterer Änderungen ist ein besser gesteuerter Ausbau Erneuerbarer Energien und die kostengünstige Förderung der Technologien. ◊

Die Kosten zum Ausbau Erneuerbarer Energien tragen gemäß EEG weiterhin Privatpersonen und Industrie über die EEG-Umlage. Neu ist, dass nun vor allem die „Besondere Ausgleichsregelung“ verschärft und an EURecht angepasst wurde, durch die stromintensive Unternehmen nur eine reduzierte Umlage zahlen müssen oder etwa befreit werden: Der Grenzwert für eine Befreiung liegt statt bei 14 % Stromkostenanteil nun bei 16 % und soll ab dem Antragsjahr 2015 auf 17 % steigen. In weiteren 151 Wirtschaftszweigen soll die Grenze bei mindestens 20 % liegen. Dadurch wurde die Ausnahmeregelung auf Branchen beschränkt, die durch ein hohes Maß an Stromintensität gekennzeichnet sind und deren Wettbewerbsfähigkeit maßgeblich von einer solchen Befreiung abhängt. ◊

Impressum N-Kompass Magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand Erscheinungsweise: Sie erhalten das Magazin 4-mal im Jahr kostenlos im Rahmen des Abonnements N-Kompass NWB Verlag GmbH & Co. KG AG Bochum HRA 5124 Geschäftsführer Dr. Ludger Kleyboldt Eschstraße 22 44629 Herne Fon 02323.141-900 Fax 02323.141-123 Internet: www.nwb.de Bankverbindung: Postbank Dortmund IBAN DE69 4401 0046 0064 0694 67 BIC PBNKDEFF

Redaktion: Dipl.-Kffr. (FH) Yvonne Buckesfeld (verantwortlich) Marie-Lucie Linde, M.A. RWTH Dipl.-Phys. Till Mansmann E-Mail: kontakt@n-kompass.de Verantwortlich für Anzeigen: Andreas Reimann E-Mail: anzeigen@nwb.de Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm Empfohlene Zitierweise: N-Kompass 1/2014, S. 16 Einzelbezugspreis: € 7,90 (D)

rechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig. Produktion: Für das N-Kompass Magazin verwenden wir die Druckfarben Novabord C 990 PROTECT BIO (mineralölfrei, Bindemittel ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen). Der eingesetzte Dispersionslack entspricht den Vorgaben der Spielzeugnorm EN71-3 (Sicherheit von Spielzeug). Das N-Kompass Magazin wird klimaneutral gedruckt auf Circlesilk Premium white, einem Recyclingpapier aus 100 % Altpapier, das FSC® zertifiziert und mit dem EU Eco Label ausgezeichnet ist.

Manuskripte: Annahme nur von Originalaufsätzen, die ausschließlich dem Verlag zur Alleinverwertung in allen Medien (einschließlich Datenbanken und Online-Nutzung) angeboten werden. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber-

N-Kompass Magazin

04.2014


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