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Rohstoffe | Gibt’s das auch in nachhaltig? Mobilität | Fuhrparkmanagement lohnt sich Urlaub | Reisen ohne Reue

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N-Kompass magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand

Nicht nur sauber, sondern nachhaltig

Der CO2-neutrale Versand mit der Deutschen Post

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Ă–kologie

Ă–konomie

Soziales

KOMPASS

Nachhaltig wirtschaften N-Kompass Magazin

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Editorial

„Das Ziel, vollständig grüne Produkte herzustellen, ist löblich, aber sehr schwer umzusetzen.“

Philipp Schukat

Yvonne Buckesfeld, Dipl. Kauffrau (FH) Leiterin des Fachbereiches Nachhaltigkeit beim NWB Verlag und Produktverantwortliche für den N-Kompass.

Nachhaltige Produkte liegen im Trend und die Nachfrage steigt weiter an. Welche Tücken sich jedoch ergeben, wenn man ein „vollständig grünes Produkt“ herstellen will, erfahren Sie in unserem Beitrag „Wie nachhaltig ist grün wirklich?“ auf Seite 24. Auch nachwachsende Rohstoffe sind stark gefragt, ihre Nutzung ist dennoch umstritten. Sie ermöglichen Wachstum beispielsweise als Energieträger zur Erzeugung von Wärme, Strom oder Kraftstoff ebenso wie beim Einsatz in der industriellen Biotechnologie. Bezogen auf Produkte und Technologien bedeutet dies ein enormes Innovationspotenzial. Kritiker befürchten jedoch unter anderem, dass eine intensive Nutzung nachwachsender Rohstoffe zu einem Raubbau an der Natur führt. Falls Sie einen Einblick in das vielschichtige und zukunftsträchtige Thema „Nachwachsende Rohstoffe“ bekommen wollen oder sich fragen, was den Musiker Smudo von den Fantastischen Vier mit diesem Thema verbindet, dann lesen Sie unseren Beitrag auf Seite 16. Felix Oldenburg, Geschäftsführer der Ashoka Deutschland, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sozialunternehmer an den unwahrscheinlichsten Orten zu finden. Er ist von der Wirkungskraft jedes Einzelnen überzeugt und bietet ihnen neben der finanziellen Förderung auch ein Netzwerk. Wie das funktioniert, verrät er im Interview auf Seite 20. Neben weiteren Beispielen nachhaltiger Unternehmen finden Sie auf Seite 32 noch einen Hinweis zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freue mich über Ihre Anregungen.

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Ihre Yvonne Buckesfeld

kontakt@n-kompass.de

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Titelthema: Arbeitskleidung mal nachhaltig

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Foto: Fotolia | Jenny Sturm

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Foto: Christian Klant

Inhalt

Foto: DESSO GROUP

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„Nicht immer nur auf andere oder den Staat zeigen!“

Für einige Unternehmen stellt die nachhaltige Beschaffung von Arbeitskleidung einen großen Hebel für mehr Nachhaltigkeit dar. Einzelne Anbieter haben daher ihr Angebot umgestellt und achten konsequent auf den ökologischen und sozialen Fußabdruck ihrer Kleidungsstücke.

Hauptgeschäftsführer der Ashoka Deutschland, Felix Oldenburg, glaubt an die Wirkungskraft eines jeden Einzelnen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sozialunternehmer an den unwahrscheinlichsten Orten ausfindig zu machen und zu fördern.

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Fuhrparkmanagement lohnt sich

Wie nachhaltig ist grün wirklich?

Nicht nur Logistikunternehmen, sondern auch Mittelständler anderer Branchen, setzen verstärkt auf ein nachhaltiges Fuhrparkmanagement. Dabei spielen CO2-Werte, alternative Antriebe und Mitarbeitereinbindung eine zentrale Rolle.

Nachhaltig produzierte Produkte erfreuen sich bei Kunden immer größerer Beliebtheit. Ein vollständig grünes Produkt herzustellen, ist allerdings nicht einfach. Denn der Teufel steckt im Detail.

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Gibt’s das auch in nachhaltig?

Ressourcen sind endlich und ihre Reserven werden knapp. Einige Unternehmen setzen daher verstärkt auf nachwachsende Rohstoffe, um ihre Produkte ressourceneffizient herzustellen. Doch welche Vor- und Nachteile bringen alternative Werkstoffe mit sich? Eine Frage der Alternativlosigkeit?

Reisen ohne Reue

Der Sommer steht vor der Tür und damit auch die Urlaubsplanung. Nachhaltige Reiseveranstalter bieten attraktive Reiseziele und Unterkünfte, um den diesjährigen Urlaub umweltschonend und fair zu verbringen.

Am Ende vieler Beiträge in diesem Magazin finden Sie Hinweise auf unsere N-Kompass-Dossiers in Form einer DokID – z.B. BAAAE-44044. Wenn Sie bei N-Kompass angemeldet sind, geben Sie die entsprechende DokID in das Suchfeld ein und gelangen Sie so direkt zum gewünschten Dossier. ÿ www.n-kompass.de

N-Kompass – nachhaltig wirtschaften mit Methode. N-Kompass ist das neue Online-Werkzeug für nachhaltiges Wirtschaften im Mittelstand. Damit bringen Sie Ihr Unternehmen selbstständig auf Nachhaltigkeitskurs. Das Werkzeug bietet Ihnen Analysen und sofort anwendbare Hilfen für die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitsaktivitäten in den Bereichen Ökologie, Ökonomie, Soziales ebenso wie im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements.

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Sonnenspiegel

51 m2

Sonnenspiegel erhellen

600 m2

Marktplatz.

Foto: Karl Martin Jakobsen/VisitRjukan

Sonne im Tal der Schatten Rjukan ist eine idyllisch gelegene Kleinstadt in Südnorwegen: Im Sommer wandern hier bewegungsfreudige Naturfans, im Winter lockt es mit einem Skigebiet. Doch die Lage Rjukans im Vestfjord-Tal, rund 180 Kilometer westlich von Oslo, hat auch ihre Schattenseiten. Ziemlich tiefe sogar: Weil der Ort wie eingeklemmt in dem engen Tal liegt, schaffen es die Strahlen der tiefstehenden Wintersonne knapp sechs Monate lang nicht über die Bergkämme.

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Seit Oktober 2013 ist jedoch alles anders: Drei je 17 m² große ferngesteuerte Sonnenspiegel auf dem Bergkamm über der Stadt lenken warmes, mildes Licht in den Ortskern von Rjukan. Da, wo im Winter sonst nie Licht hinkäme. Die Sonnenspiegel verbrauchen zwar Energie, im Schnitt 230 Watt, sind aber nicht an das öffentliche Energienetz angeschlossen. Die Sonnenspiegelanlage ist ein vollständig autarkes, sich selbst versorgendes System aus Photovoltaik und Windenergie. ◊

Foto: Karl Martin Jakobsen

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Magazin

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NACHHALTIGKEITSLABEL

Die Label-App Hauptproblem ist, dass die Verbraucher schnell den Überblick verlieren, welche Logos welche Aussagekraft haben. Doch hier gibt es Hilfe: Im Jahr 2000 startete eine Website www.label-online.de, auf der fast 300 Produkte und Dienstleistungen kategorisiert und bewertet werden. Die Seite wurde seither mit Eigenmitteln und Mitteln des Bundesumweltministeriums, des Umweltbundesamtes und aktuell des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stetig erweitert. So wurde zusätzlich eine Label-App entwickelt. Besonders praktisch: Die Bilderkennung der App ermöglicht es, direkt beim Kaufvorgang vor Ort

mit der Kamera das Logo zu fotografieren und mit der Datenbank abzugleichen. Die App von Label-Online ist kostenlos für iOS und Android verfügbar. ◊ Weitere Informationen: ÿ http://label-online.de/label-app

Foto: Label-online

Es gibt weltweit Hunderte von Siegeln, die um das Vertrauen der Verbraucher werben: bestandserhaltende Fischerei, umweltschonende Produkte oder Dienstleistungen, Bio-Produkte – allein in Deutschland buhlen Dutzende dieser Zeichen um die Aufmerksamkeit möglicher Kunden. Wissenschaftler streiten über die Frage, ob weniger Logos die Akzeptanz der einzelnen Zeichen erhöhen, oder ob nicht vielleicht sogar die Ausweitung für Verbraucher wichtige Informationen bieten könnte. So wird derzeit die Einrichtung eines neuen Siegels erwogen, das vor allem den Tierschutz und artgerechte Tierhaltung in den Vordergrund stellen soll.

UNTERNEHMENSENGAGEMENT

Foto: adidas AG

Kunststoff, Fußball und Bildung in Brasilien Die Brasilianer sind fußballbegeistert – das ist bekannt. Hier zaubern Kinder in den Straßen schon mit dem Ball, was die vereinsorganisierte A-, B-, C- oder D-Jugend deutscher Fußballvereine zum Staunen bringen würde. Seit geraumer Zeit nutzt das Unternehmen Bayer MaterialScience genau diese Begeisterung junger Brasilianer, um ihnen mehr Schulbildung zu ermöglichen: Am brasilianischen Produktionsstandort Belford Roxo, ganz in der Nähe von Rio de Janeiro, betreibt das Unternehmen die „Bayer-Fußballschule“. Bei diesem Konzept wird der Mannschaftssport zum Katalysator für Bildung: Hochwertiges Fußball-Training wird geboten – mitmachen darf aber nur, wer weiterhin auch regelmäßig die allgemeinen Schulstunden besucht. Rund 250 Kinder und Jugendliche durchlaufen jährlich dieses Programm. So wurden über die letzten 20 Jahre seit Gründung der Schule tausende Kinder und Jugendliche schulisch ausgebildet. Die Fußballschule ist aber auch sportlich ein Erfolg: Einige Absolventen haben den typischen Traum brasilianischer Jugendlicher wahrgemacht und sind Fußballprofis geworden: So spielt zum Beispiel Róbson da Silva dos Prazeres heute beim Yverdon-Sport FC in der Schweiz, Hermes Junior und Leo Guerra sind bei Clubs in Portugal, und einige machen in Brasilien Sportkarriere. Diese Erfolge ziehen wiederum neue Schüler an und haben zum hohen Ansehen der Schule in der Region beigetragen. Die Schüler sind stolz darauf, dass bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien einige Produkte des Sponsorenunternehmens „mitspielen“: So ist das Dach des großen Stadions in Brasilia in weiten Teilen aus dem klaren Hochleistungskunststoff Polycarbonat von Bayer, eines der weltweit größten Unternehmen in der Polymer-Herstellung, gefertigt. Und sogar in dem von Adidas hergestellten Fußball selbst steckt das Know-how des Unternehmens: Der offizielle Turnierball „brazuca“ besteht zu 100 Prozent aus Polyurethan. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.bayer.de/de/bayer-in-brasilien.aspx

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VERANSTALTUNG

B.A.U.M. wird 30 Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (kurz B.A.U.M. e.V.) wird 30 Jahre alt. Bei der diesjährigen Jahrestagung am 29. und 30. September in der Handelskammer Hamburg soll daher groß gefeiert werden. Dabei werden der B.A.U.M.Umweltpreis und der Internationale B.A.U.M.-Sonderpreis an herausragende Persönlichkeiten verliehen. Preisträgerin des B.A.U.M.Sonderpreises ist in diesem Jahr die bekannte Primatenforscherin Dr. Jane Goodall. Am Abend soll dann ein Benefizkonzert zugunsten ihres Instituts stattfinden. Das Jane Goodall Institut, hat sich die Förderung des respektvollen Umganges mit Menschen, Tieren und der Natur zum Ziel gesetzt. Das Tagungsthema lautet: „Mehr als Effizienz: Herausforderungen und Chancen für Unternehmen, Konsumenten und Politik“. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.baumev.de/umweltpreis

WORK-LIFE-BALANCE

Foto: Fotolia | Krissikunterbunt

Foto: Fotolia | andromina

Studie zu Familie und Beruf

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Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch Work-Life-Balance, hat in vielen deutschen Unternehmen offenbar noch keinen sehr hohen Stellenwert, wie eine Studie der Managementberatung A.T. Kearney und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) zeigt. Bei einer repräsentativen Online-Befragung (Herbst 2013) von 1.771 Beschäftigten im Alter zwischen 25 und 55 Jahren aus mehr als 400 Unternehmen gaben nur 38 Prozent der Befragten an, in ihrem Unternehmen sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Selbstverständlichkeit. 88 Prozent der Befragten wünschten sich konkrete Maßnahmen ihres Arbeitgebers, insbesondere Notfallbetreuung für ihre Kinder. Auch Auszeit- und Sonderurlaubsregelungen standen weit oben auf der Liste. Kritisiert wurde auch die Präsenzkultur in den meisten Unternehmen: Über 70 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber sehr hohen Wert auf die persönliche Anwesenheit der Mitarbeiter lege. Die fehlende Sensibilität für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Unternehmen könnte auch ein zunehmend gravierender Managementfehler sein: Im drohenden Fachkräftemangel durch das Heranwachsen der seit den 70er-Jahren zunehmend geburtenschwachen Jahrgänge, könnten solche Faktoren wesentliche Entscheidungskriterien dafür sein, ob Nachwuchskräfte einen Arbeitsplatz für attraktiv erachten.◊ Weitere Informationen: ÿ www.atkearney361grad.de/publikationen-downloads

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MANAGEMENTSYSTEME

Qualitätsnormen auf dem Prüfstand Die Qualitätsnormen ISO 9001 (Qualitätsmanagement) und ISO 14001 (Umweltmanagement) sind für viele Unternehmen sehr wichtig für den Unternehmenserfolg: Vielfach kommen sie international als Lieferanten oder Dienstleister nur in Frage, wenn sie nachweisen können, diese Norm einzuhalten. Weltweit mehr als 1,1 Millionen nach ISO 9001 zertifizierte Organisationen weist die ISO in ihrer aktuellen Erhebung aus, für die ISO 14001 sind es rund 286.000. Daher ist es für eine Vielzahl von Unternehmen wichtig, bezüglich Änderungen auf dem Laufenden zu sein. Denn sie stehen beide aktuell auf dem Prüfstand: Im September 2014 soll die Neufassung von ISO 9001 vorliegen, im Mai 2015 soll die ISO 14001:2015 veröffentlicht werden. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ e.V.) wird künftig Führung stärker in der Planung und Ressourcenbereitstellung gefordert. Der Begriff des „Managementbeauftragten“ werde voraussichtlich nicht mehr explizit gefordert. Auch neue Themenfelder sollen aufgenommen werden wie die Berücksichtigung von Interessengruppen und der Umgang mit Risiken, ein kennzahlenbasiertes Prozessmanagement und Kommunikation. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Qualität, dem Deutschen Institut für Normung (DIN e.V.) und der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS GmbH) sind ab September 2014 mehrere Informationsveranstaltungen geplant. ◊ Weitere Informationen: ÿ www.isorevision.de

Foto: 2014 DIN Deutsches Institut für Normung

Foto: www.janegoodall.de

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Berufskleidung

Arbeitskleidung mal nachhaltig Viele Hersteller und Vermieter von Berufsbekleidung sind in den vergangenen Jahren aufgewacht und kümmern sich nun intensiv um den ökologischen und sozialen Fußabdruck ihrer Produkte. Unternehmer können sich mit Hilfe von Siegeln und Zertifikaten Orientierung verschaffen. von Julia Groth

H

andle with care – Bitte pfleglich behandeln. Dieses Motto, das in vielen Kleidungsstücken auf dem Waschetikett verewigt ist, gilt auch für Dr. Maren Ottes wichtigsten Arbeitsnachweis. Es ist der Titel des ersten Nachhaltigkeitsberichtes der CWS-boco-Gruppe, einem der größten deutschen Anbieter sogenannter textiler Mietservices, für die Otte das Thema Corporate Responsibility verantwortet. Auf 84 Seiten dokumentierte sie dort Ende vergangenen Jahres das Umwelt- und Sozialengagement des Unternehmens. Und zwar nicht bloß irgendwie, sondern nach strikten internationalen Standards und mit nachprüfbaren Daten. Der Bericht ist ein Meilenstein für Maren Ottes Arbeit. Und ein Projekt, für das sie in der Vergangenheit viele dicke Bretter bohren musste. Als sie vor fünf Jahren anregte, zunächst einmal zu sammeln und zu dokumentieren, was CWS-boco so alles in Sachen Umweltschutz zu bieten hat, schüttelten viele Kollegen im Haus noch den Kopf. „Ich habe oft gehört, dass das ja nichts Besonderes ist, sondern Teil unseres Geschäftsmodells“, erinnert sie sich. Der Gedanke, dass es lohnen könnte, Ressourcenschonung zum Thema zu machen und sich damit möglicherweise auch von der Konkurrenz abzuheben, lag den Managern damals noch fern. Das hat sich in kurzer Zeit grundlegend ge-

„Nachhaltigkeit ist für uns ein großes Thema, auch aus wirtschaftlichen Gründen.“ Annette Imhoff, Geschäftsführerin LAROSÉ, Köln

ändert. CWS-boco, ein Unternehmen des Duisburger Familienkonzerns Haniel, das einerseits bekannt ist für Handtuchspender in Toiletten (CWS), andererseits als Hersteller und Vermieter von Berufsbekleidung für Handwerker, Krankenpfleger, Industrie- und Bürokräfte (boco). Der Konzern positioniert sich in Sachen Ökologie heute an der Spitze der Branche. Mit zertifiziertem Umweltmanagement, großen Investitionen ins AbwasserRecycling, 100 Prozent Ökostrom-Einsatz, der Nutzung von Erdgas- und Elektrofahrzeugen und vielem mehr, will man Maßstä-

be setzen. Darüber hinaus stellt CWS-boco die soziale Seite der Produktion heraus: Man sorgt sich etwa um faire Arbeitsbedingungen bei Lieferanten und will, dass die Gesellschaft vom unternehmerischen Engagement des Hauses profitiert.

Wer mietet, schont die Umwelt Die Basis für die Nachhaltigkeitsstrategie bildet der Umweltschutz. Hier hat nicht nur CWS-boco einiges in die Waagschale zu werfen, sondern die gesamte Branche. Wer Blaumänner, Kittel und Anzüge nicht bei Händlern oder direkt vom Hersteller kauft, sondern mietet, so wie es nach Erhebungen der BBE Handelsberatung etwa ein Drittel der Unternehmen tut, bekommt stets frisch gewaschene und gebügelte Teile angeliefert. „Textilservice-Unternehmen engagieren sich damit für ein Geschäftsmodell, das auf maximalen Umweltschutz bedacht ist“, erklärt Matthias Zoch, Leiter des Bereichs Umwelt- und Verfahrenstechnik beim boco-Konkurrenten MEWA, der aus der „Mechanischen Weberei Altstadt“ bei Görlitz hervorgegangen ist: „Die Textilservice-Branche bietet ihrem Wesen nach eine nachhaltigere Alternative zu Einwegartikeln, dem Waschen zu Hause und dem Kauf von Textilien.“ Wiederverwertung ist ein integraler Bestandteil der Dienstleistung sowie Reparieren verschlissener Teile alltägliche Übung. Das Denken in Kreisläufen ist typisch für die Industrie und das Optimieren des Energie- und Wassereinsatzes Alltag in der Großwäscherei. Das sieht man auch im Produktionsbereich des Kölner Mietwäsche-Anbieters LAROSÉ. Die Hallen sind mit den riesigen Waschmaschinen, Trocknern und Automaten gefüllt, die die Textilien falten. Unter der Decke schweben pausenlos Kleiderbügel mit Hosen, Hemden und Jacken an einem Schienensystem entlang. An den Wänden hängen Ablaufpläne und Hinweise darauf, was noch besser funktionieren könnte. Aus Hygienegründen müssen Besucher ihre Hände desinfizieren und Kittel tragen wie im Labor. „Nachhaltigkeit ist für uns ein großes Thema, auch aus wirtschaftlichen Gründen“, erklärt Geschäftsführerin Annette Imhoff beim Rundgang durch die Herzkammer ihres Unternehmens. „Wie versuchen, überall Wasser, Chemie und Energie zu sparen.“ Durch Wärmetauscher etwa, die die Hitze aus der Trocknung wieder aufnehmen. Durch spezielle Filteranlagen zur Wasserwiederaufbereitung hat das Unternehmen N-Kompass Magazin

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Foto: Rainer Holz | DBL GmbH

Berufskleidung

Öko-Siegel Auf diese Öko-Siegel sollten Sie achten:

GOTS: Der Global Organic Textile Standard (GOTS) hat sowohl im ökologischen als auch im sozialen Bereich strenge Auflagen. Unternehmen, die das Siegel führen, dürfen etwa keine Kinder beschäftigen. Hinter dem GOTS-Siegel stehen Textilwirtschaftsverbände aus Deutschland, England, Japan und den USA. Das Siegel ist eines der führenden in der Branche und hat weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad.

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bluesign: Träger des bluesignSiegels produzieren Textilien möglichst umweltschonend und schadstofffrei. Weil es sich dabei um einen rein technischen Standard handelt, wird die Einhaltung sozialer Kriterien nicht überprüft. Unternehmen, die das bluesign-Siegel tragen, verpflichten sich aber dazu, die Vorgaben des „Global Compact“Netzwerkes der Vereinten Nationen einzuhalten.

OEKO-TEX® Standard 100: Der OEKO-TEX® Standard 100 legt in erster Linie Wert auf Schadstofffreiheit. Soziale Aspekte werden nicht berücksichtigt. Je intensiver ein Textil mit Haut in Berührung kommt, desto strengere Anforderungen muss es erfüllen. Der OEKO-TEX® Standard 100 wurde zu Beginn der 1990er Jahre entwickelt und war einer der ersten Öko-Standards für Textilien überhaupt.

EU Ecolabel (Eco Flower): Die Öko-Blume ist ein EU-Siegel, das 1992 eingeführt wurde und umweltfreundliche Produkte auszeichnet. Die ausgezeichneten Unternehmen zählen zu den umweltfreundlichsten in ihrer Region. Das Siegel ist nicht auf die Textilbranche beschränkt. In Deutschland ist die Eco Flower bisher kaum bekannt, im europäischen Ausland dafür umso mehr.

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Foto: Fotolia | JiSign

Foto: Fotolia | Kzenon

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Textilreinigungen verbrauchen

89 %

CWS-boco ist schon einen Schritt weiin den vergangenen Jahren mehr als 3.500 weniger ter. Das Unternehmen hat sich Ende 2012 Megawattstunden Energie eingespart. Seit Waschmittel als der „Business Social Compliance Initiative“ drei Jahren ist LAROSÉ zudem Mitglied im Haushaltsgeräte. (BSCI) angeschlossen, einem internationalen „Global Compact“-Netzwerk der Vereinten Produzentennetzwerk, das einen eigenen VerNationen. Mitglieder des Netzwerkes verhaltenskodex entwickelt hat. Der Kodex beinhalpflichten sich dazu, bestimmte ethische, soziale tet ein Zertifizierungs- und Überwachungssystem, und ökologische Standards einzuhalten und einen um bestimmte soziale Standards in der gesamten Liejährlichen Bericht darüber zu verfassen. ferkette garantieren zu können. Alle größeren Zulieferer wurEin besonders sensibles Thema in Sachen Nachhaltigkeit den nach BSCI-Kriterien durchleuchtet, unter anderem nach soist für Imhoff der Einkauf. Denn LAROSÉ stellt seine Hemden, zialen Arbeitsbedingungen. Und wo die Mindeststandards nicht Hosen und Jacken nicht selbst her, sondern kauft sie ein. Geraeingehalten wurden, etwa in Sachen Arbeitszeit, Bezahlung, Side in der Textilbranche gibt es immer wieder Skandale, die sich cherheit oder Umweltschutz, hat das Unternehmen Nachbesmit den Bemühungen des Unternehmens nicht vertragen. So serungen angemahnt und vereinbart. Das gilt vor allem für die stürzte in Bangladesch vor gut einem Jahr eine Textilfabrik ein, Hersteller von Stoffen und anderen Vorprodukten, die CWS-bomehr als 1.100 Menschen starben. Ähnliche Katastrophen hatco einkauft. Die Kleidung wird dann in eigenen Betrieben in Ostte es auch in den Jahren zuvor immer wieder gegeben, sodass europa selbst genäht. „Dort können wir die Einhaltung unserer es um das Image der Branche nicht zum Besten steht. Imhoff Standards naturgemäß leichter garantieren“, erklärt die Nachzeigt sich betroffen, ist aber mit ihrem Unternehmen nicht an haltigkeitsbeauftragte Dr. Maren Otte. „Das geht allerdings solchen Praktiken beteiligt, wie sie versichert: „Wir lassen in Asiauch nicht allein über Forderungen auf dem Papier, sondern nur en nichts produzieren. Auch deshalb, weil wir neben einem hoüber Vorort-Betreuung und konkrete Zielvereinbarungen.“ hen Qualitätsstandard sehr spezielle Logistikanforderung haWer seine Berufsbekleidung selbst einkauft, steht vor deutben“, sagt sie. Stattdessen kauft sie unter anderem in Nordlich größeren Herausforderungen als die Profibeschaffer der afrika und Osteuropa ein. N-Kompass Magazin

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Berufskleidung

„Wenn Sie der Umwelt einen Gefallen tun wollen, geben Sie Ihre Sachen besser in die Wäscherei als in die Reinigung.“ Dr. Maren Otte, CWS-boco-Expertin

Service-Anbieter, ist Otte überzeugt. „Ein Kleidungsstück besteht aus so vielen Teilen, dass es ohne professionelle Unterstützung kaum gelingen wird, alle textilen Vorstufen von der Wolle bis zum Garn zu durchleuchten.“ Auch im eigenen Haus gelinge das nur näherungsweise – und das auch nur, weil das Unternehmen große Teile seiner Kleidungs-Kollektion selbst designe und so großen Einfluss auf Einzelteile und Produktionsprozesse nehmen könne. Viele andere Anbieter, seien es reine Kleidungsproduzenten oder Textilservice-Unternehmen, gehen einen anderen Weg und trennen in ihren Kollektionen zwischen herkömmlich produzierten Teilen und spezieller Nachhaltigkeitsware. Dann oft als Ökooder Bio-Kleidung angepriesen und mit speziellen Prüfzertifikaten oder Siegeln versehen (siehe Seite 9). Der Markt für diese oft etwas teureren Teile ist noch klein, wächst nach Angaben des Modeverbands GermanFashion aber stetig. So hat der Industrieverband, der unter anderem die Interessen der Hersteller von Berufsbekleidung vertritt, vor gut einem Jahr die Internetplattform „Tradegood“ gestartet. Über die Plattform können die Mitgliedsunternehmen weltweit nach über 20.000 Textillieferanten recherchieren, die dort Angaben über die Qualität ihrer Anlagen, spezielle Lizenzen, Zertifikate und Auditierungen machen. Das Besondere daran: Tradegood überprüft und verifiziert alle Angaben der Hersteller. Das soll die Transparenz und das Vertrauen in der Branche erhöhen.

fe wiederverwendbar beziehungsweise kompostierbar, sodass kein Abfall mehr entsteht. Wer solche Kleidungsstücke einsetzt, muss sich in Sachen Umweltbilanz keine Gedanken mehr machen – jedenfalls nicht beim Kleidungsstück selbst. Die Wäschepflege indes wird weiter Energie verbrauchen. Hier gilt nach neuesten Studien des Wirtschaftsverbands Textil Service (WIRTEX e.V.) grundsätzlich: Waschen lassen ist besser als selbst waschen. Denn in der eigenen Waschmaschine wird Arbeitskleidung kaum so effizient gereinigt wie bei den Profis in der Großwäscherei. Wer seine Kleidung auch in Zukunft lieber selbst vom Schmutz befreien will, für den hat CWS-boco-Expertin Dr. Maren Otte einen ganz pragmatischen Nachhaltigkeitstipp parat: „Wenn Sie der Umwelt einen Gefallen tun wollen, geben Sie Ihre Sachen besser in die Wäscherei als in die Reinigung.“ Denn dort kommt, ähnlich wie Zuhause, vor allem Wasser zum Einsatz – und kaum andere Chemie als im herkömmlichen Waschpulver. Einzige Bedingung für den Verzicht auf Chlor und Co.: „Die Faser des Anzuges muss das mitmachen“, sagt Otte. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass ihre eigenen Kollektionen selbstverständlich dafür geeignet sind. ◊ CWS-boco International GmbH Gegründet: Hauptsitz: Standorte: Mitarbeiter: Geschäftsführer: Produkte:

Umsatz: Homepage:

1899 Duisburg international in 18 Ländern vertreten rund 8.000 (international) Maximilian Teichner, Peter Taylor, Philipp Neuhaus Waschraumhygiene, Schmutzfangmatten, Berufsbekleidung inkl. individuelle Corporate Fashion, Schutz- und Sicherheitsbekleidung sowie Textile Services 757 Mio. Euro (2012) www.cws-boco.com

Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG

Die letzte deutsche Stoffproduktion Ganz am Anfang der Wertschöpfungskette stehen die Hersteller des Ausgangsmaterials, also vor allem textiler Fasern, Garne und Gewebe. Und auch dort hat nachhaltiges Denken längst Einzug gehalten. So diskutiert die Branche unter dem Schlagwort „Cradle-to-Cradle“, zu Deutsch „Von der Wiege bis zur Wiege“, ob es möglich ist, industriell waschbare, besonders langlebige und robuste Berufsbekleidung aus dem Material zu produzieren, das hinterher nach dem Verschleiß übrigbleibt. D.h., soviel wie einen perfekten Rohstoffkreislauf zu schaffen. Einer der Vorreiter auf diesem Feld ist der Textilhersteller Lauffenmühle aus Lauchringen im Landkreis Waldshut in der Nähe des Bodensees. Lauffenmühle ist einer der wenigen verbliebenen Textilhersteller, die mit eigener Spinnerei, Weberei und Veredlung noch vollständig in Deutschland produzieren. Aus den Lauffenmühle-Stoffen fertigt dann unter anderem der Berufsbekleidungs-Dienstleister Bierbaum Proenen (BP) fertige Arbeitskleidung. Gemeinsam mit BP hat Lauffenmühle es Anfang des Jahres zum ersten Mal geschafft, eine Kollektion für Kliniken und Praxen auf den Markt zu bringen, die tatsächlich nach dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip funktioniert: Vom Garn bis zur Kleidung sind sämtliche Rohstof03.2014

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Gegründet: Hauptsitz: Mitarbeiter: Geschäftsführer: Produkte: Umsatz: Homepage:

1788 Köln rund 110 Harald Goost und Matthias Goost Berufs- und Schutzkleidungskonzepte (PSA) für Industrie, Handwerk, Pflege und die Gastronomie 41,5 Mio. Euro (2013) www.bierbaum-proenen.de

Kompass Dossier Kreislaufwirtschaft Erfahren Sie in diesem Hintergrunddossier mehr über das Konzept der Kreislaufwirtschaft und wie Sie mit Ihrem Unternehmen neue Wiederverwendungsmöglichkeiten im Produktionsprozess von Produkten und Dienstleistungen nutzen können. DokID: FAAAE-44008

Nachhaltige Beschaffung Wie Sie in Ihrem Unternehmen sowohl soziale als auch ökologische Kriterien, z.B. durch Verhaltenskodizes für Lieferanten, in Ihre Beschaffungsstrategie integrieren können, lesen Sie in diesem Dossier. DokID: PAAAE-44022

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Dienstfahrzeuge

Immer mehr Mittelständler managen ihren Fuhrpark möglichst umweltfreundlich. Die Einführung einer CO2-Ausstoß-Begrenzung für die Anschaffung von Dienstwagen ist ein erster Schritt. Denn wer den CO2-Ausstoß reduziert, kann häufig auch seine Fuhrparkkosten senken. Doch einige Unternehmen gehen bereits weiter und sparen nicht nur CO2 sondern auch erheblich Kosten. von André Schmidt-Carré

Fuhrparkmanagement lohnt sich W

enn Dienstwagenfahrer des Nahrungsmittelherstellers apetito aus dem westfälischen Rheine ein neues Auto bekommen, ist die Ansage von Seiten der Firma klar: „Kein Auto der Fahrzeugflotte darf mehr als 125 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen“, sagt Fuhrparkleiter Frank Schartmann. Die Regel ist Bestandteil einer sogenannten CO2-Policy, die bestimmt, welche Autos in den Fuhrpark dürfen und welche nicht. Sie gilt ausnahmslos für alle 360 Wagen der Flotte. „Es ist wichtig, dass sich alle Dienstwagenfahrer gleichermaßen an die Regelung halten müssen“, sagt Neuzulassungen S c ha r tma nn. Pkw-Neuzulassungen

2,95 Mio.

Privat-Anteil

37,9 %

Diesel-Anteil

47,5 %

Alternative Antriebe

1,5 %

Euro 6-Anteil

9,2 %

Durchschnittlicher CO2-Ausstoß

136,4 g/km

Kurzzulassungen

115.909

Quelle: © Kraftfahrt-Bundesamt 2013

„Das erhöht die Akzeptanz bei den Mitarbeitern.“ Schließlich gehört der Firmenwagen gerade bei Vielfahrern zum Arbeitsplatz, und Umweltschutz klingt zunächst einmal nach Verzicht. CO2Policies gehören in nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen immer häufiger zum guten Ton. „Das Umweltbewusstsein in den Unternehmen wächst“, sagt Sebastian Fruth, Vertriebsleiter beim Flottendienstleister Arval. „Auch immer mehr Mittelständler achten verstärkt auf ein nachhaltiges Flottenmanagement.“ Denn der Fuhrpark zählt oft zu den größten CO2-Sündern eines Unternehmens. „Außerdem kann man die Umweltbelastung und erzielte Einsparungen anhand des Spritverbrauchs sehr gut messen und transparent machen. Das ist in vielen anderen Unternehmensbereichen deutlich schwieriger“, meint Fruth. Nicht nur deutschen Mittelständlern ist eine grüne Flotte zunehmend wichtig: 64 Prozent der Mittelständler in Europa wollen ihre Flotte in Zukunft mit spritsparenden Autos bestücken, belegt eine aktuelle Studie von Arval. Damit gehen die Firmen einen bedeutenden Schritt: „Der Kauf spritsparender Autos ist ein zentraler Hebel für mehr Umweltschutz in den Firmenflotten“, sagt Gregor Kolbe, Projektmanager ÖPNV und Clean Air beim Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD). Daneben gibt es eine Reihe weiterer Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit, an denen Fuhrparkleiter drehen können: Zum Beispiel können SpritN-Kompass Magazin

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Dienstfahrzeuge

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Von 2012 auf 2013 sank die Anzahl der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland um 4,2 % auf 2,95 Mio Stück. Die Anzahl der Elektro-Pkw verdoppelte sich etwa – auf niedrigem Niveau: 2013 wurden 6.051 E-Autos zugelassen. Quelle: © Kraftfahrt-Bundesamt

spartrainings helfen, in der Praxis weniger Diesel und Benzin zu verbrauchen. „Die Summe der Maßnahmen entscheidet letztlich darüber, wie nachhaltig eine Flotte unterwegs ist“, meint Kolbe. Wie genau CO2-Regeln aussehen, legt jedes Unternehmen selbst fest. Neben einem bestimmten CO2-Wert als Obergrenze bekommen Mitarbeiter in vielen Unternehmen Bonuspunkte und damit ein größeres finanzielles Budget für ihr Fahrzeug, wenn sie einen bestimmten CO2-Wert unterschreiten. Maluspunkte erhalten sie, wenn sie sich der Obergrenze nähern. Bei apetito gibt es für jede Fahrzeugkategorie ein Referenzfahrzeug: Wer eine kleinere und sparsamere Motorisierung wählt, bekommt einen Bonus und darf zusätzliche Häkchen bei der Sonderausstattung setzen. Eine ständige Anpassung der CO2Grenzen hilft, die Fahrzeugflotte langfristig auf Grün zu trimmen. Bei apetito wird die CO2-Grenze daher jedes Jahr verschärft. Ursprünglich lag die Obergrenze bei 145 Gramm, jedes Jahr sinkt die Grenze nun um fünf. Allzu groß sind die Entbehrungen der Mitarbeiter nicht: „Die Autohersteller haben sich darauf eingestellt, dass die Flottenbetreiber verstärkt sparsame Fahrzeuge kaufen“, sagt apetito-Flottenleiter Schartmann. „Gerade in den vergangenen ein bis zwei Jahren hat sich das Angebot an besonders effizienten Modellen deutlich vergrößert.“ Vor allem Dieselmotoren bei viel gekauften Volumenmodellen sind spürbar effizienter geworden. Die neue Mercedes C-Klasse zum Beispiel stößt als 220 CDI gerade einmal 109 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Und das bei stattlicher Fahrleistung. „Damit ist ein Außendienstmitarbeiter sehr gut unterwegs“, findet Schartmann.

Diesel noch vor Gas und Strom In den meisten Flotten fahren vor allem Fahrzeuge mit klassischen Verbrennungsmotoren: „Die meisten Firmen setzen über03.2014

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wiegend auf sparsame Diesel- und Benzinfahrzeuge“, beobachtet Hüning. Die Zahl der neu zugelassenen Gasfahrzeuge steigt zwar seit Jahren, absolut gesehen sind diese besonders sauber verbrennenden Autos aber noch Exoten (Stand zum 1. Januar 2014: 98.172 Gasfahrzeuge in Deutschland). „Die Technik hat sich im Flottengeschäft bislang nicht im großen Stil durchgesetzt. Sie gewinnt aber zunehmend an Bedeutung“, meint Hüning. Die Zahl der verfügbaren Modelle wächst zwar langsam, doch das Tankstellennetz mit Gassäulen hat noch zahlreiche Lücken. Auch die mit einer Menge Vorschusslorbeeren bedachten Elektroautos haben derzeit in Firmenflotten noch absoluten Seltenheitswert. „Vielen Unternehmen sind die Autos einfach noch zu teuer“, sagt Hüning. Außerdem sehen viele Flottenmanager die geringe Reichweite als Hindernis. Derzeit sind Elektroautos im Alltag nur für Einsatzzwecke mit überschaubarem Radius sinnvoll einsetzbar. Denn Ladestationen sind bislang nur begrenzt verfügbar und das Laden an sich dauert noch viele Stunden. „Natürlich gibt es Unternehmen, die Elektroautos für besondere Einsatzzwecke nutzen, zum Beispiel für Kurzstrecken in unmittelbarer Nähe zum Firmengelände“, gesteht Hüning zu. „Meistens werden solche Autos aber vor allem aus Gründen des Marketings angeschafft.“

Die Reichweite begrenzt die Kilometerleistung Beim Nahrungsmittelhersteller apetito sind daher auch größtenteils Dieselfahrzeuge im Einsatz. Die durchschnittliche Jahresfahrleistung liegt nämlich bei 50.000 bis 60.000 Kilometer pro Jahr. „In diesem Bereich ist der Diesel nicht zu schlagen“, sagt Fuhrparkleiter Schartmann. Das Unternehmen testet auch alternative Antriebe: Zum Fuhrpark gehört ein Renault Kangoo mit Elektromotor, der für Botenfahrten genutzt wird. „Für uns ist das ein Experiment, um die Technik im praktischen Einsatz ken-

Foto: Fotolia | sinuswelle

Automobilmarkt


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Dienstfahrzeuge

Daten & Fakten

Bekanntheit und Nutzung von Innovationen im betrieblichen Mobilitätsmanagement in deutschen Unternehmen im Jahr 2012 Car-Sharing-Modelle

15 % 85 %

Elektrofahrzeuge (inkl. Hybride) im Fuhrpark

29 % 82 %

Mobile Anwendungen („Apps“), die dem Reisenden vom Unternehmen zur Verfügung gestellt werden

53 % 80 %

Diensträder (auch Elektrovariante) im Fuhrpark

32 % 70 %

Umwelt-Plus-Ticket der Bahn

38 % 67 %

„No Frills“/ Low-Budget-Angebote für Übernachtungen

42 % 62 % 0

Bekanntheit

Nutzung

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20

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Anteil der Unternehmen*

Quelle: © Statista 2014

nenzulernen“, sagt Schartmann. „Wirtschaftlich gesehen lohnt sich das Fahrzeug überhaupt nicht.“

Die Akzeptanz für Einsparungen wächst Die Leasingrate ist rund ein Drittel höher als beim herkömmlich motorisierten Pendant, und die Mehrkosten holt der elektrische Renault auch bei den geringeren Energiekosten nicht wieder herein. Dafür fährt er einfach zu wenig Kilometer im Jahr. Aus gutem Grund: Die Reichweite liegt bei überschaubaren 80 Kilometer. Wenn es draußen kühl wird lechzt der Transporter sogar schon nach 50 Kilometer nach der heimischen Steckdose. Die braucht auch der Volvo Plug-in Hybrid von einem der apetito-Geschäftsführer regelmäßig: Dank Kombination von Elektround klassischem Verbrennungsmotor ist seine Reichweite aber deutlich größer. Der Wagen emittiert nur 48 Gramm CO2 pro Kilometer, dafür kostet er gegenüber einem vergleichbaren Modell ohne Elektromotor rund 10.000 Euro mehr. Außerdem muss der Dienstwagenfahrer in der heimischen Garage über eine Steckdose plus Zähler verfügen, damit apetito die Stromkosten übernehmen kann. „Das lässt sich alles regeln, ist aber zunächst einmal zusätzlicher Aufwand. Wir probieren solche Alternativen deshalb erst einmal im kleinen Rahmen“, erläutert Schartmann. Das Testen macht freilich Sinn. Denn Experten beobachten eine Trendwende, wenn auch mit bislang mäßigem Tempo: „Elektroautos nähern sich langsam der Wirtschaftlichkeit“, sagt Sebastian Fruth vom Flottendienstleister Arval. Außerdem verbessern die Hersteller ihre Autos: Die Reichweiten steigen und immer mehr Modelle sind mit einem sogenannten Quick-Charge-Modus ausgerüstet. In diesem Modus kann die Batterie, die richtige Ladestation vorausgesetzt, in rund einer halben Stunde zu 80 Prozent geladen werden. Die Fortschritte bei der Technik kommen bei Flottenbetreibern offenbar gut an: 28 Prozent

der deutschen Unternehmen beabsichtigen, in den kommenden beiden Jahren ein Elektrofahrzeug anzuschaffen, wie Zahlen des Dienstleisters Arval zeigen. Doch nicht nur die Technik muss beim Spritsparen stimmen, auch der Faktor Mensch spielt eine wichtige Rolle. „Wenn Mitarbeiter zum ersten Mal ein Spritspartraining absolvieren, erzielen die meisten deutliche Fortschritte“, sagt Hüning vom Flottendienstleister LeasePlan. Je nach Fahrzeug und ursprünglichem Fahrstil können Mitarbeiter ihren Spritverbrauch um rund ein Viertel senken. Die Ersparnis macht sich durchaus bemerkbar: „Erfahrungswerte zeigen, dass dauerhaft eine Spritersparnis von rund zehn Prozent realistisch ist“, sagt Hüning. Bleibt unterm Strich eine Ersparnis von mehr als 300 Euro pro Jahr und mehr als 600 Kilogramm CO2, die nicht in die Umwelt emittiert werden. Und zwar ohne dass die Fahrer zum Verkehrshindernis werden und Termine verpassen, weil sie ihr Auto nur noch rollen lassen dürfen. „Richtiges Beschleunigen und vorausschauendes Fahren sind Bestandteil der Schulungen“, erläutert Hüning. „Nach dem Training sind die Fahrer häufig sogar schneller am Ziel.“

Der Fahrstil macht’s Beim Lackhersteller Axalta mit Sitz in Wuppertal sind regelmäßige Schulungen deshalb obligatorisch: „Bei uns ist ein Training zum defensiven Fahren alle zwei Jahre für Dienstwagenbesitzer Pflicht“, sagt Michael Salmikeit, Herr über 400 Dienstwagen bei Axalta. Das Unternehmen hat die Auswahl von Dienstwagen vor fünf Jahren – vom Außendienstler bis zur Chefetage – komplett auf das Kriterium CO2 umgestellt. „Damals war der Aufschrei bei den Mitarbeitern groß“, sagt Salmikeit. „Gerade für die Außendienstler ist das Auto ja wie ein zweites Wohnzimmer. Bei genauerem Hinsehen waren die Einschnitte dann aber verkraftbar. Wir reduzieren die Grenze ja nach und nach. Und schauen auch, N-Kompass Magazin

03.2014


Dienstfahrzeuge

Welche alternativen Antriebe werden sich in den nächsten 5 Jahren durchsetzen? Autogas/Flüssiggas (LPG)

Elektrofahrzeuge

Erdgas (CNG)

andere

Hybrid

w.n./k.A.

14,7 %

Neuzulassungen von Personenkraftwagen im Jahr 2013 gegenüber 2012 nach alternativen Energiequellen.

Sonstige 0,1 % (- 38,6 %)

11,2 %

Elektro 13,0 % (+ 104,7 %)

7,1 % 5,8 %

Flüssiggas (einschl. bivalent) 13,5 % (- 45,4 %) Hybrid 56,6 % (+ 22,9 %)

16,8 %

Erdgas (einschl. bivalent) 16,8 % (+ 50,2 %)

44,3 % n = 463

Quelle: © Dataforce-Studie 2012

Quelle: © Kraftfahrt-Bundesamt, Fahrzeugstatistik 2012

„Auch immer mehr Mittelständler achten verstärkt auf ein nachhaltiges Flottenmanagement.“ Sebastian Fruth, Vertriebsleiter beim Flottendienstleister Arval

was der Automarkt hergibt.“ Die Höchstgrenze liegt derzeit bei 135 Gramm. Wer deutlich darunter bleibt, bekommt einen Bonus und darf mehr Ausstattung wählen. „Wir wollen die Mitarbeiter motivieren, möglichst sparsame Modelle auszuwählen“, sagt Salmikeit. Und das mit Erfolg: 2009 lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß der Flotte noch bei 214 Gramm. Heute sind es 128 Gramm. Ein weiterer Trend ist der zunehmende Einsatz von Telematik in Dienstwagen. Die Technik hilft, Routen zu Kunden optimal zu planen, Fahrtstrecken zu minimieren – und damit auch den Spritverbrauch und die CO2-Emissionen der Fahrzeugflotte zu senken. Bislang haben Unternehmen vor allem Lastwagen und Servicefahrzeuge mit der Technik ausgerüstet. Der Disponent kann mithilfe der Technik in der Firmenzentrale anhand der Standorte der Firmenfahrzeuge Routen zu Kunden möglichst effizient planen und Fahrtstrecken und Termine direkt an die Navigationsgeräte in den Fahrzeugen übergeben. Gerade wenn Mitarbeiter besonders viel fahren und mehrere Termine am Tag bewältigen, kann sich die Technik auch bei klassischen Dienstwagen lohnen. Zum Beispiel im Außendienst. „Autofahrten sind unproduktive Arbeitszeit, insofern liegt es im Interesse der Unternehmen, diese Zeit so kurz wie möglich zu halten“, sagt Flot03.2014

N-Kompass Magazin

tenspezialist Fruth vom Dienstleister Arval. „Die Technik ist mittlerweile in immer mehr Dienstwagen auf dem Vormarsch.“ Zusätzlich unterstützen spezielle Online-Portale Firmen dabei, ihren Fuhrpark weiter zu optimieren. Alternative Mobilitätsangebote wie das Carsharing, bei dem sich Mitarbeiter mehrerer Unternehmen Autos teilen, sind bislang immer noch die Ausnahme. „Solche Konzepte können sich aber durchaus lohnen, wenn ein Carsharing-Anbieter Fahrzeuge in der unmittelbaren Nähe zur Firma oder sogar direkt auf deren Gelände parkt“, sagt VCD-Projektmanager Kolbe. Bislang sind die Anbieter vor allem in den Städten präsent. „Wenn Carsharing-Fahrzeuge in der Nähe verfügbar sind, können Firmen mit den Autos Spitzenbelastungen etwa in saisonal stark schwankenden Geschäftsbereichen abdecken“, sagt Kolbe. Der Nahrungsmittelhersteller apetito tüftelt derweil an eigenen alternativen Mobilitätskonzepten. Am Firmensitz in Rheine testet der Verpflegungsspezialist gerade zusammen mit anderen Unternehmen der Region eine Smartphone-App. Mit dieser soll es möglich sein, dass sich Mitarbeiter verschiedener Firmen unkompliziert zu Fahrgemeinschaften für den Weg zur Arbeit verabreden können. „Wir wollen schließlich auch unsere Mitarbeiter ohne Dienstwagen möglichst nachhaltig mobil machen“, sagt apetito-Fuhrparkleiter Schartmann. ◊

Kompass Dossier Klimafreundliche Mobilität und Transport Gerade unter Kosten- aber auch Umweltgesichtspunkten kann eine unternehmensbezogene Reduzierung der Mobilitäts- und Transportemissionen sinnvoll sein. Wie Sie dies in Ihrem Unternehmen umsetzen können, erfahren Sie in diesem Dossier. DokID: VAAAE-43998

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Fotos: Desso Group

Teppich-Hersteller Desso: Alle Bilder zeigen Arbeiten in der Wiederaufbereitungsanlage. Dort werden Altmaterialien (z.B. Garn, wie im Bild) neu aufbereitet und zu neuen Teppichiesen verarbeitet.

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03.2014


Alternative Rohstoffe

Gibt’s das auch in nachhaltig? Unternehmen setzen verstärkt auf alternative Werkstoffe, um ihre Produkte ressourceneffizienter und umweltschonender als in der Vergangenheit herzustellen. Kritiker monieren die Nachteile dieser Werkstoffe, die meist auf nachwachsenden Rohstoffen basieren. Dem entgegnen Experten, dass es keine wirkliche Alternative zu nachhaltigeren Werkstoffen gibt. von Annika Janßen

B

ow sieht aus wie ein Schlitten. Zwar könnte es schwierig werden, auf der Gartenliege des Herstellers Münchener Boulevard Möbel einen verschneiten Berg hinunter zu rutschen. Eis und Schnee hält das Möbelstück mit den geschwungenen Armlehnen aber trotzdem stand. Denn die Liege ist aus Resysta hergestellt, einem witterungsbeständigen Material, das Holz täuschend ähnlich sieht, wasser- und rissfest ist und der Sonneneinstrahlung trotzt. Nur wenige Holzarten haben ähnlich gute Eigenschaften, unter anderem die bedrohten Tropenhölzer. Genau diese Ressource will der Möbelhersteller Münchener Boulevard Möbel schonen – und nutzt seit Anfang des Jahres 2010 Resysta als Ersatz. Das Material besteht hauptsächlich aus Reishülsen, außerdem aus Steinsalz und etwas Mineralöl. „Mit Resysta ist uns der Durchbruch gelungen“, sagt Vertriebsleiter Roland Stoiber. Das Unternehmen hat die Verarbeitung von Tropenholz in seinem Werk komplett eingestellt. „Resysta kann das bedrohte Tropenholz ersetzen“, ist Stoiber überzeugt.

Plastik ist auf dem Rückzug Immer mehr Unternehmen nutzen neuartige Werkstoffe, um knappe Ressourcen zu schonen. Sie kreieren ganz neue Stoffe, die sich aus mehreren und bestenfalls nachwachsenden Rohstoffen zusammensetzen – so wie im Fall von Resysta. Der Werkzeughersteller fischer zum Beispiel hat einen Bio-Dübel auf Basis von Rizinusöl produziert. Produkte der „greenline“-Reihe bestehen nach Angaben des Unternehmens zu mindestens 50 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen. Andere Unternehmen nutzen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe, um aus endlichen Ressourcen hergestellte Kunststoffe zu ersetzen. Auch andere Hersteller wie etwa der niederländische Gartenmöbelanbieter Apple Bee oder der Gastronomieausstatter GO IN nutzen Resysta als Holzersatz. Autohersteller verarbeiten Naturfasern wie Leinen und Flachs in ihren Fahrzeugen, Großkonzerne wie Coca-Cola stellen PET-Flaschen aus Biokunststoff her, der wiederum aus Stärke erzeugt wird. Es gibt Essgeschirr, das statt Plastik aus Bambus hergestellt ist. Und der taiwanesische Computerhersteller ASUS hat im Jahr 2011 das erste CO2neutrale Notebook der Welt auf den Markt gebracht: Kunststoffteile sind darin zum großen Teil durch Bambus ersetzt. Für derlei Erfindergeist in den Unternehmen ist nicht nur Umweltbe03.2014

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wusstsein verantwortlich. Auch Stärkepflanzen der Kostendruck spielt eine gronehmen ße Rolle. Steigende Rohstoffin Deutschland preise machen den Unterneheine Anbaufläche men bewusst: Viele Ressourcen sind knapp. Erdöl zum Beispiel von ist nicht nur Grundstoff für TreibHektar ein. stoff, sondern dient auch als Rohstoff bei der Kunststoffherstellung – und wird immer teurer. Vielen Konsumenten ist gar nicht bewusst, in wie vielen Produkten Erdöl als Grundsubstanz enthalten ist – etwa in Kosmetikartikeln und Plastik aller Art. Für die meisten dieser Produkte gibt es bereits Alternativen auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Schon vor 20 Jahren entwickelten Werkstoffforscher erstmals biobasierte Werkstoffe, um den riesigen Mengen Plastikmüll Herr zu werden. Sie entwickelten sogenannte Biokunststoffe aus Zucker, Zellulose, Pflanzenöl, Soja oder Stärke. Mittlerweile greifen Unternehmen zunehmend darauf zurück. Auch, um Kosten zu senken. Das Potenzial der ökologisch wertvollen Alternativen bestreitet niemand. Kritiker monieren allerdings Nachteile bei Haltbarkeit und Funktionalität und den hohen Aufwand, den die Nutzung mit sich bringt. So brauchen etwa nachwachsende Rohstoffe, wie Reis oder Baumwolle, ausreichend Anbaufläche. Stärkepflanzen wie Getreide und Kartoffeln etwa nehmen in Deutschland eine Anbaufläche von 245.000 Hektar in Anspruch, zeigen Zahlen der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V., die 1993 von der Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. Nutznießer dieser Industriepflanzen sind zum Beispiel die Papier- und Textilindustrie. Stärke ist mittlerweile aber auch einer der wichtigsten Bausteine bei der Produktion von Biokunststoffen. Daraus lassen sich beispielsweise Einkaufstüten, Besteck, Körperpflegeartikel und Verpackungen aller Art herstellen. Ölpflanzen wie Raps wiederum, die als Bioschmiermittel in der Industrie genutzt werden, nehmen allein in Deutschland etwa 120.000 Hektar Anbaufläche in Anspruch. Und diese Flächen fehlen Bauern wiederrum für den Anbau von Lebensmitteln. Zudem geht der Anbau nachwachsender Rohstoffe nicht immer umweltfreundlich vonstatten. Zum Teil kommen Pestizide zum Einsatz. Auch auf solche Faktoren müsse bei der

245.000

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Alternative Rohstoffe

„Wer umweltschonend hergestellte Produkte anbieten kann, überzeugt seine Kunden.“ Dr. Ing. Hans-Josef Endres, Professor am IfBB, Hochschule Hannover

Diskussion über alternative Rohstoffe geachtet werden, sagt etwa der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU). Nachwachsende Rohstoffe würden nicht nur zur Stromerzeugung benötigt, sondern auch in der Industrie. Kraftstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen seien ebenfalls auf dem Vormarsch. „Aber wir dürfen nicht den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“, sagt Florian Schöne, Referent für Agrarpolitik des NABU. Um wirklich nachhaltig zu sein, sollten beim Anbau von Rohstoffen, wie Mais und Raps etwa, die Prinzipien des ökologischen Landbaus eingehalten werden. Diese lassen die Landwirte zudem stärker von den Erträgen profitieren als bisher. „Nachwachsende Rohstoffe brauchen wir unbedingt, aber immer unter der Prämisse der Nachhaltigkeit“, sagt Schöne.

Es gibt eine Grauzone Auch das Stichwort „Graue Energie“ fällt immer wieder, wenn es um die Schattenseiten alternativer Rohstoffe geht. Ein Produkt herzustellen, zu transportieren, zu lagern, zu verkaufen und zu entsorgen kostet Geld. Alle Kosten, die im sogenannten Lebenszyklus eines Produktes anfallen, fasst man unter dem Begriff „Graue Energie“ zusammen. Betrachte man Aufwand und Kosten rund um aus alternativen Rohstoffen hergestellte Produkte, mache das vermeintlich grüne Rohstoffe zum Teil weniger grün, sagen Kritiker. Denn auf der anderen Seite Ölpflanzen sprechen viele Gründe für die Vernehmen in wendung nachwachsender RohDeutschland etwa stoffe in der Industrie. Ob man sie nun in Kombination mit anderen Materialien zu WerkstofHektar fen verarbeitet oder andere RohAnbaufläche stoffe komplett dadurch ersetzt. So setzen nachwachsende Rohstofein. fe weniger Treibhausgase frei als fossile Rohstoffe, wenn man sie zur Energieerzeugung verwendet. Für die Herstellung von Verpackungen eingesetzt, konservieren sie sogar Kohlendioxid. Außerdem dienen sie der Versorgungssicherheit, denn sie sind im Gegensatz zu Erdöl unendlich verfügbar. Ebenso bietet ihr Anbau Chancen für mehr Artenvielfalt in der Landwirtschaft, denn die Palette der Energie- und Rohstoffpflanzen, aus denen sich Werkstoffe herstellen lassen, ist sehr breit. Es werde immer noch zu wenig über die nachhaltige Verwendung von Werkstoffen nachgedacht, meint Hans-Josef Endres, Professor am Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) an der Hochschule Hannover. Tagtäglich würfen Menschen etwa tonnenweise Kleidung und Nahrungsmittel weg. „Der Aufwand und Energieverbrauch, um solche Din-

120.000

ge herzustellen und dann als Abfälle zu beseitigen, ist immens“, ist Endres überzeugt. Hier können Kunststoffe auf Basis von Biomaterialien weitere Vorteile ausspielen, denn sie sind meist vollständig abbaubar oder setzen bei der Verbrennung nur soviel CO2 frei, wie bei der Bildung der nachwachsenden Ausgangsstoffe in der Biomasse gebunden wurde. „Biokunststoffe sind damit kein Abfall, sondern Wertstoffe mit verschiedenen Entsorgungsmöglichkeiten“, stellt Endres klar. Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen dazu beitragen, Müll zu vermeiden. Sie suchen nach Materialien und Herstellungsverfahren, um Rohstoffe effektiv und umweltschonend zu nutzen. Sie achten darauf, dass Produkte auch nach ihrer Nutzung weiter verwertet werden können. Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft, bei der sich Produkte nach ihrer Nutzung in ihre Bestandteile zerlegen lassen – und am Ende wieder selbst zu einem Rohstoff werden. „Das etwa ist ein riesiger Vorteil nachwachsender Rohstoffe: Eigentlich ist alles, was daraus hergestellt wird, nach dem Prinzip der Wiederverwertbarkeit konzipiert“, erklärt Endres. Der Sportartikelhersteller NIKE hat so einen voll wiederverwertbaren Turnschuh kreiert, der Flugzeughersteller Airbus verwendet in seinem Top-Modell A380 kompostierbare Sitzbezüge. Auch der niederländische Teppichhersteller Desso, der Büros, Hotels und Schulen mit Teppichböden versorgt, setzt auf die Kreislaufwirtschaft und nutzt nachwachsende Rohstoffe. Alle Produkte aus dem Hause Desso basieren auf ungiftigen Materialien, die ihrerseits den Rohstoff für neue Produkte bilden, wenn sie nicht mehr genutzt werden. „Es geht darum, Abfälle grundsätzlich zu vermeiden“, sagt Desso-Geschäftsführer Alexander Collot d’Escury. Aktuell verwendet Desso bei der Teppichherstellung bereits 40 Prozent gebrauchte Materialien – zum Beispiel bereits genutztes Garn aus Altteppichen, die in ihre Einzelteile zerlegt und zu neuen Produkten gemacht werden. Bis zum Jahr 2020 wird das Unternehmen 75 Prozent seiner Teppichfliesen aus Altmaterial herstellen. Ob NIKE, Coca-Cola oder Desso: Unternehmen, die alternative Rohstoffe verwenden, haben nicht nur wirtschaftliche und ökologische Vorteile, sondern punkten auch im Marketing. Denn Konsumenten achten verstärkt auf Nachhaltigkeit und bewussten Konsum. „Wer umweltschonend hergestellte Produkte anbieten kann, überzeugt seine Kunden“, unterstreicht IfBB-Experte Endres. „Auf lange Sicht gibt es keine andere Option für Unternehmen, als auf nachwachsende Rohstoffe zurückzugreifen.“ Endliche Ressourcen wie Erdöl würden immer schneller aufgebraucht. Der Leidensdruck für die Unternehmen sei zwar noch nicht immens, schließlich gebe es derzeit immer noch genügend Reserven. Wer aber langfristig überleben wolle und sich mit Blick in die Zukunft nachhaltig und verantwortungsvoll verhalten möchte, für den bleibe nur der Wechsel zu nachwachsenden Rohstoffen: „Alles andere ist eine Einbahnstraße.“ ◊

Kompass Dossier Ressourceneffizienz im Unternehmen In diesem Dossier erhalten Sie die wichtigsten Informationen darüber, wie Sie Ihren Ressourcenverbrauch in Ihrem Unternehmen systematisch reduzieren können. DokID: XAAAE-44002

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03.2014


Alternative Rohstoffe

Bio-Werkstoffe für das Auto der Zukunft Smudo ist seit Jahren bekannt als Sänger der Fantastischen Vier. Nur wenige wissen, dass er den ersten Bio-Rennwagen der Welt testet. Das Bioconcept-Car von Smudo und dem Reutlinger Team Four Motors basiert auf einem VW Scirocco. Angetrieben wird es durch einen mit Rapsöl-HVO und Biodiesel betriebenen 2-Liter Dieselmotor. Teile der Karosserie und zahlreiche andere Bauteile wurden im Rahmen des vom BMEL über die FNR geförderten Projekts aus Bioverbundwerkstoffen und Biopolymeren hergestellt.

Foto: FNR/Hardy Müller

Der Musiker und passionierte Motorsportler Smudo setzt bei seinem Rennsportprojekt auf Werkstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe.

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enn der Musiker und passionierte Motorsportler Smudo mit seinem Rennwagen am Nürburgring auf Zeitenjagd geht, ist seinem VW Scirocco 2.0l TDI nicht anzusehen, dass in ihm die automobile Zukunft steckt. Das vom Reutlinger Team Four Motors für den Renneinsatz aufwändig umgebaute Fahrzeug wird nicht nur mit Rapsöl betrieben, auch Teile seiner Karosserie bestehen inzwischen aus einem naturfaserverstärkten Verbundwerkstoff. Die Karosserieteile entstehen aus Flachs-Gewebematten, die in Form gelegt werden und danach mit Harz getränkt aushärten. In den letzten Monaten wurden weitere Bauteile wie Heckklappe und Türen aus den biobasierten Kunststoffen verbaut. Diese wiegen knapp 64 Prozent weniger: Die naturfaserverstärkte Tür wiegt z.B. im Vergleich zur Serientür nur noch 14 Kilogramm statt 38,5 Kilogramm. „Wenn man bedenkt, dass bei einem Serienfahrzeug 100 Kilogramm weniger Gewicht eine Kraftstoffersparnis von circa einem halben Liter pro 100 Kilometer bedeutet, wird die Relevanz unseres Projekts für die Automobilindustrie deutlich“, erläutert Prof. Dr. Ing. Hans-Josef Endres vom Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) der Hochschule Hannover und Leiter der Materialauswahl und -entwicklung für das Bioconcept-Car. Gleichzeitig sucht die Industrie angesichts des Treibhauseffektes und knapper werdender Ressourcen verstärkt nach Alternativen zu fossil basierten Kunststoffen oder Kohlefasern. Denn daraus werden zurzeit noch die meisten leichten Karosserien gebaut. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Hannover verfolgt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Land03.2014

N-Kompass Magazin

wirtschaft (BMEL) mit dem Bioconcept-Car ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen zeigen, dass durch den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen das Fahrzeuggewicht deutlich gesenkt werden kann. Zusätzlich verbessern die Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen die CO2-Bilanz des Automobils über das Maß hinaus, was durch die Kraftstoffeinsparung erreicht wird”, erklärt Dr. Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR. „Wir fördern damit ganz bewusst ein Projekt, das direkt umsetzbare Lösungen für drängende Fragestellungen der automobilen Serienproduktion liefert.”

Reproduzierbare Ergebnisse „Bei der Auswahl der Bauteile und Werkstoffe für das Bioconcept-Car sowie bei den Produktionsprozessen haben wir darauf geachtet, dass unser Vorgehen und die Ergebnisse in der Industrie reproduzierbar sind, sodass das Projekt Anstöße für die Produktion ähnlicher Serienbauteile gibt“, beschreibt Professor Endres einen wichtigen Aspekt. Besondere Herausforderung war: Das Bioconcept-Car, von den Fans auch „Bio-Rocco“ genannt, startete während des Projekts bei den Rennen der sogenannten VLN-Langstreckenmeisterschaft sowie beim traditionellen ADAC-24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Der grüne Rennwagen und die in ihm verbauten Biowerkstoffe mussten an jedem Rennwochenende hundertprozentig funktionsfähig sein und ihre Belastbarkeit unter anspruchsvollen Bedingungen unter Beweis stellen. Durch die erzielte Gewichtsreduzierung von durchschnittlich 60 Prozent kann Smudo mit dem Bio-Scirocco nun noch schnellere Rundenzeiten fahren. ◊ Quelle: © Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)

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Social Entrepreneurs

Interview mit Felix Oldenburg, Deutschland-Chef von Ashoka

„Nicht immer nur auf andere oder den Staat zeigen!“ Innovationen kommen oft aus Ecken, in denen man sie zunächst nicht vermutet.

Herr Oldenburg, Ihre Organisation Ashoka hat es sich zum Ziel gesetzt, Sozialunternehmertum zu fördern. Was verstehen Sie darunter? Sozialunternehmer sind die Gründerinnen und Gründer von sozialen Unternehmen, Organisationen oder sogar Bewegungen. Sie hat es in der Geschichte immer gegeben. Nehmen wir mal berühmte Sozialunternehmer wie Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der die Genossenschaftsbanken gegründet, oder Maria Montessori, die den modernen Kindergarten geschaffen hat. Aber erst seit etwa 30 Jahren gibt es unter dem Begriff „Social Entrepreneurship“ eine Identität für diese Leute. Und das ist ganz wichtig, weil diese Unternehmer oft auch aus den unwahrscheinlichsten Ecken der Gesellschaft kommen. Wir haben für Unternehmertalente in der Wirtschaft alle möglichen Unterstützungsmechanismen, von Business Schools, Industrie- und Handelskammern und Gründerfonds. Für Sozialunternehmer gibt es das alles so nicht. Zunehmend verstehen die Menschen auf der ganzen Welt aber, dass Social Entrepreneurs für eine Gesellschaft mindestens genauso wichtig wie die Gründerpersönlichkeiten in der Wirtschaft sind.

Was ist Ihre ganz persönliche Rolle dabei? Ich bin der Geschäftsführer für Ashoka Deutschland und auch für viele europäische Länder zuständig. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir Sozialunternehmer auch an den unwahrscheinlichsten Orten finden können. Besonders interessant ist das ja immer noch zu den Zeitpunkten, zu denen die Ideen bereits geboren sind, und die Leute, die die Idee hatten, sich selbst aber noch gar nicht als Sozialunternehmer verstehen. Es ist meine Kernaufgabe, diese Leute mit meinem Team zu finden, dann ein Leben lang zu fördern und sie mit mächtigen Unterstützern in erster Linie aus der Wirtschaft, in zweiter aus der Politik zusammenzubringen. Denn gerade Leute aus der Wirtschaft erkennen schnell, dass die Herausforderungen in beiden Bereichen ähnlich sind. Eine weitere wichtige Aufgabe ist, Organisationen zu gründen, die Sozialunternehmern im Wachstum helfen. Wir haben gerade eine Finanzierungsagentur gegründet. Sie ist eine separate Organisation, die Wachstumsfinanzierungen übernehmen kann. Wir haben eine Talente-Agentur ge-

startet. Nach und nach bauen wir einen ganzen Sektor auf und schaffen damit Strukturen, die analog sind zu denen, die in der Wirtschaft schon lange entwickelt sind. Denn das fehlt uns. Das ist unser Auftrag, den man schon im Namen ablesen kann: „Ashoka“ bedeutet auf Sanskrit „Die aktive Überwindung von Missständen“.

Sozial kann vieles sein – welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit in diesen sozialen Unternehmen, die Sie fördern? In dem englischen Wort „social“, das wir ganz bewusst verwenden, geht die Bedeutung weiter als im deutschen Wort „sozial“, nämlich auch in Richtung „gesellschaftlich“. Das schließt grüne Themen, Nachhaltigkeit, Fragen der Ressourcen viel mehr ein als im Deutschen. Seit Jahrzehnten gehören solche Social Entrepreneurs zu den Vorreitern auch bei Innovationen der Nachhaltigkeit. Ich nenne gerne mal ein Beispiel: die unwahrscheinliche Geschichte von Ursula Sladek, der Gründerin der EWS Elektrizitätswerke Schönau im Schwarzwald. Ursula Sladek, Mutter von fünf Kindern, wollte nach dem Unfall von Tschernobyl etwas tun, und zwar vor Ort. Dann hat sie etwas ganz Unglaubliches geleistet: Sie hat in ihrer Gemeinde ganz viele Menschen überzeugt, sodass sie schließlich gemeinsam das kommunale Energienetz kaufen konnten. In den 80er-Jahren, als es nur ein paar große Energieversorger gab, war es ein unerhörter Vorgang, dass Bürger ein Teil des Netzes kaufen. Sie haben die Organisationsform der Genossenschaft gewählt und das Modell in einigen Jahren zum Erfolg geführt. In den 90ern haben sie dann einer weiteren Innovation zum Durchbruch verholfen: Sie haben Bürgern ermöglicht, von ihnen selbst erzeugte regenerative Energie in das Netz einzuspeisen und damit Geld zu verdienen. Für viele ist der Schwarzwald ja weit weg, Schönau ist ein Dorf fast an der Schweizer Grenze… Wie ich sagte: Innovationen kommen oft aus Ecken, in denen man sie zunächst nicht vermutet. Im Grunde haben Ursula Sladek und ihre Genossenschafter im Kleinen das vorweggenommen, was wir heute im Großen als die Energiewende kennen. Die EWS wurden profitabel, es gab Nachahmer wie die LichtN-Kompass Magazin

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Zur Person

Felix Oldenburg hat an den Universitäten Bonn, Tübingen und Oxford Philosophie (M.A.) und später Politikmanagement in den USA studiert. Während seines Philosophie-Studiums hat er selbst ein Online-Start-up mitbegründet. Bevor er zum Hauptgeschäftsführer der Ashoka Deutschland wurde, hat er u.a. als Managementberater zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei McKinsey&Company in London gearbeitet und Bürgerbeteiligungsverfahren in ganz Europa hochgezogen.

Fotos: Christian Klant

Zur Förderung des Netzwerkes veranstaltet die Ashoka Deutschland halbjährlich Fellowtreffen.

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N-Kompass Magazin


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Social Entrepreneurs

Wir fördern mittlerweile weltweit über 3.000 Social Entrepreneurs in 80 Ländern.

Blick SE in Hamburg. Die Energiemonopole sind gefallen, das Energie-Einspeisegesetz ist gekommen. Vieles, was in diesem Bereich geschehen ist, ist überhaupt erst möglich geworden, weil sich diese Geschichte in dem kleinen gallischen Dorf im Schwarzwald unter der Führung einer Mutter von fünf Kindern ereignet hat. 2011 hat Ursula Sladek dafür den Goldman Environmental Prize bekommen, 2013 den Deutschen Umweltpreis. So lange hat es gedauert, bis ihre Leistung anerkannt wurde. Mittlerweile müssen sie in Schönau die Ortsschilder auf Japanisch schreiben, weil so viele Delegationen aus Japan nach Fukushima sehen wollen, wie man so etwas schafft. Ursula Sladek ist nun seit 2008 Ashoka-Fellow. Es ist bei solchen Leuten eben genauso wie bei anderen Unternehmern auch: Sie machen sehr oft nicht nur eine Sache, sondern viel mehr. Sie haben eine Vision, die sie immer weiter und mit immer neuen Ideen zum Wachsen bringen wollen. Aber während die Leute aus der Wirtschaft gut miteinander vernetzt sind, fehlt Sozialunternehmern oft so ein Netzwerk. Und genau das bietet Ashoka.

Beschreiben Sie uns doch mal, wie das funktioniert. Wichtig ist für uns, die Leute schnell aufzuspüren, schon in einer frühen Phase. Es geht dabei auch um Menschen, die solche Leute erkennen und finden können. Oft sind das Venture Capitalists, also Wagniskapitalgeber. Von denen haben wir uns auch unseren Auswahl-, Due-Diligence- und Investitionsprozess abgeschaut, der inzwischen als das härteste Auswahlverfahren in der Welt der Philanthropie gilt. Es kann Monate, manchmal Jahre dauern, bis jemand bei uns Fellow ist. Dann erhält der Social Entrepreneur bei uns ein Lebenshaltungsstipendium für drei Jahre, um sich seiner Idee vollständig widmen zu können. Und er bekommt eine lebenslange Mitgliedschaft in unserem Netzwerk mit den Verbindungen zu Unternehmerpersönlichkeiten aus der Wirtschaft und weltweit zu anderen Sozialunternehmern.

Felix Oldenburg im Austausch mit seinen deutschen Fellows.

Woher kommt das Geld dafür? Für die Stipendien unserer Ashoka-Fellows brauchen wir Spender. In Deutschland sind das große Unternehmerfamilien, darunter viele bekannte Namen, aber auch Privatpersonen. Das sind alles Leute, die verstehen, dass ihnen das eine bessere Rendite bringt als jede andere Anlage: Sie legen ihr Geld praktisch in Menschen an, die hinter wachstumsfähigen Konzepten stehen. Damit investieren sie in die gesellschaftliche Wirkung. Auch wenn das keinen finanziellen Return on Investment bringt, wie man ihn von anderen Anlagen kennt, finde ich den Begriff „Investition“ dafür dennoch richtig. Wir suchen uns gut aus, wer bei uns spenden kann, weil wir in unserer Unterstützer-Community nur Leute haben wollen, die selbst Fähigkeiten mitbringen, die schließlich zum Durchbruch der Ideen der Ashoka-Fellows führen können. Wir wollen keine reine Spendensammelei betreiben, sondern ein Wachstumsumfeld für die Ideen schaffen. Es gibt auch Einzelspenden, aber die meisten Unterstützer spenden über viele Jahre. Von welchen Summen sprechen wir da insgesamt? Ashoka hat weltweit ein Budget von jährlich 50 Millionen Dollar, in Deutschland von vier Millionen Euro. Wir nehmen Spenden typischerweise ab 10.000 Euro an. Wie ist das Verhältnis der Social Entrepreneurs zum herkömmlichen Profit-Begriff? Oder mal ganz plakativ gefragt: Kann ein Ashoka-Fellow Porsche fahren? Ja, das geht schon. Aber ich kenne nicht viele, die es tun. Eigentlich kenne ich gar keinen. Aber ich halte es nicht für ausgeschlossen! Es liegt am Fellow, ob ihm das wichtig ist. Die meisten, die wir auswählen, geben das Geld, das sie in einen Porsche stecken könnten, sicher lieber für das Wachstum ihrer Idee aus. Viele der Ideen sind später jedoch in herkömmliche Kapitalgesellschaften gemündet (z.B. GmbH oder AG), andere sind formal gemeinnützig. In immer mehr Fällen entstehen Mischformen mit gemeinnützigen Komponenten. Aber sie rühren da an einem wichtigen Punkt: An dem hybriden Charakter vieler sozialer Unternehmen kann man deutlich sehen, dass unser deutsches System weder rechtlich noch in der Denke besonders gut darauf vorbereitet ist, mit Leuten umzugehen, die eine gesellschaftliche Wirkung erzielen wollen und in dieser Sache geschäftstätig sind. Wir sind es in Deutschland gewohnt, Spenden oder staatliche Unterstützung einzusammeln, um daraus soziale Leistung zu erbringen, aber nicht, dass Leute antreten, die so etwas auf Marktgröße bringen wollen. Aber genau hier liegt doch die Kraft des Unternehmertums: Diese Leute sehen, dass 100 Kinder in ihrer Nachbarschaft von ihren Ideen profitieren, und wollen nun Millionen Kindern in ganz Deutschland oder sogar in der Welt helfen. Auf diese unternehmerische Herangehensweise an gesellschaftliche Probleme sind wir in Deutschland weder psychologisch noch juristisch vorbereitet. Und genau das ist die Hauptintension von Ashoka: Zu zeigen, dass man nicht immer nur auf andere oder den Staat zeigen muss, um die Lösung von Problemen anzugehen, sondern dass die brillantesten Ideen oft aus der Ecke kommen, in der die Probleme auftreten. N-Kompass Magazin

03.2014


Social Entrepreneurs

Streng definierte Sozialunternehmen nach Typ in ausgewählten Ländern Hybride Sozialunternehmen weisen sich selbst auch als normale Unternehmen aus oder erzielen mindestens 5 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Verkauf von Dienstleistungen oder Produkten. Die Unterscheidung

zwischen „wirtschaftlich orientierten“ oder „sozial orientierten“ Unternehmen wird anhand des relativen Gewichts ihrer sozialen und wirtschaftlichen Zielsetzungen entschieden.

100

Gemeinnützige Sozialunternehmen

80 60

Wirtschaftlich orientierte hybride Sozialunternehmen

40 20

Sozial orientierte hybride Sozialunternehmen

0 Brasilien

Russland

Korea

Deutschland

Südafrika

Italien

Frankreich

China

Vereinigtes Vereinigte Königreich Staaten

Quelle: Terjesen, S., J. Lepoutre, R. Justo und N. Bosma (2011), Global Entrepreneurship Monitor Report on Social Entrepreneurship (Datenerhebung 2009)

Der Staat ist also nicht so wichtig, die Leute sollen ihre Probleme selbst lösen? Der Staat spielt natürlich eine wichtige Rolle dabei, solche Ideen groß zu machen. Wir haben ein weitgehend staatliches Bildungs- oder Gesundheitssystem. Wer hier Verbesserungen erreichen will, muss sich mit staatlichen Organisationen auseinandersetzen. Ein Ashoka-Fellow hat zum Beispiel eine neue Brustkrebs-Diagnose eingeführt, bei der blinde Frauen ausgebildet werden, Brustkrebs zu ertasten, weil sie so ihre Fähigkeiten optimal einsetzen können. Das Gesundheitssystem ist staatlich streng reglementiert, darauf muss man sich einstellen, wenn diese Idee wachsen soll. Aber der Staat ist selten die Quelle einer solchen Lösungsidee: Diese Projekte werden nicht in Ministerien geboren, sondern kommen von unternehmerisch denkenden Persönlichkeiten, die irgendwie damit zu tun haben. In diesem Fall war es der Frauenarzt Dr. Frank Hoffmann aus Duisburg, der die Idee hatte und weiterentwickeln wollte. Es geht darum, Lösungsmuster aus der Wirtschaft auch auf soziale Probleme zu übertragen. Welche Rolle spielt da der Wettbewerb? Er spielt eine Rolle, auch zum Beispiel zwischen verschiedenen Ländern: Wir erleben in Europa gerade einen regelrechten Wettbewerb der Regierungen, wer die besten sozialen Innovationsstrategien hat. Und Ashoka hat maßgeblich mitgeholfen, diesen Wettbewerb anzuzetteln. In Deutschland führen wir gerade die Debatte, ob die Förderung von Gründern auch auf Sozialunternehmer ausgeweitet werden kann. Ich hoffe, dass dies schnell geschieht. Ich kann nicht einsehen, dass es aus Sicht der Steuerzahler wichtiger sein soll, einen neuen Traktormotor zu entwickeln, als dass zum Beispiel mehr Kinder mit Migrationshintergrund an die Universitäten kommen. Die Mechanismen, mit denen man solche Ziele erreicht, sind durchaus vergleichbar. Es ist oftmals auch ein sehr persönliches Geschäft, Ideen durchzusetzen. Halten Sie dabei auch den Kontakt zu Spitzenpolitikern für wichtig? Das ist auch etwas, was wir tun. Aber wir reden nicht so viel darüber. Im Kern sind wir kein Lobby-Verband. Wir sehen es den03.2014

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noch als Teil unserer Aufgabe an, solche Kontakte zu pflegen und zu nutzen, um die Ziele des Netzwerks zu erreichen. Ashoka gibt es weltweit seit 30 Jahren, seit erst acht Jahren in Deutschland – warum hat es so lange gedauert, bis die Idee des Netzwerks in einer der wichtigsten Industrienationen angekommen ist? Ashoka hatte sich zunächst auf den globalen Süden konzentriert. Das hat seinen Grund darin, dass die Idee am Anfang eine Art Gegenreaktion auf die traditionelle Entwicklungszusammenarbeit war. Mittlerweile verstehen wir, dass das nicht nur ein Modell für arme Länder ist. Es ist für Industrienationen eigentlich genauso wichtig, mehr Menschen zu haben, die sich die Lösung gesellschaftlicher Probleme zutrauen. Es hat einfach gedauert, bis wir das verstanden haben. Heute ist daher unser Anspruch, das flächendeckende Netzwerk aller sozialen Unternehmer weltweit zu sein. Es gibt kein vergleichbares Netzwerk, das leisten könnte, was Ashoka bietet. Wir fördern mittlerweile weltweit über 3.000 Social Entrepreneurs in 80 Ländern. Wo soll Ashoka in fünf Jahren stehen? Wir stehen in Deutschland, in Europa, noch am Anfang. Wir können dafür sorgen, dass jedes Kind und jeder Jugendliche in Deutschland versteht: „Wenn ich eine gute Idee zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems habe, in meiner Nachbarschaft, in meiner Schule, dann muss ich etwas tun, dann kann ich etwas tun. Und dafür bekomme ich auch Anerkennung und Unterstützung.“ Wenn es uns gelingt, dass alle jungen Leute in einer Gesellschaft das wissen, dann können wir es schaffen, dass wir genauso schnell oder sogar schneller Lösungen finden, als neue Probleme entstehen. Ein paar wenige herausragende Persönlichkeiten sind immer und überall zu finden. Aber die Fähigkeit zur Lösung von Problemen in einer Gesellschaft kann erst dann wirklich wachsen, wenn jeder in eine solche Rolle hineinwachsen kann. Aber Ashoka geht es immer um die Leute, nicht um uns selbst. ◊ Das Gespräch führte Till Mansmann

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Nachhaltige Produkte

Wie nachhaltig ist grün wirklich? Viele Unternehmen setzen auf nachhaltig hergestellte Produkte und wollen energieeffizient arbeiten. Das ist allerdings nicht einfach. Denn häufig liegt der Teufel im Detail. Wir zeigen Ihnen einige Beispiele und Lösungen, die Mut machen. von Sibylle Schikora und Klara Walk

D

Vergleich Zubereitungsmethoden 403 g CO2 pro Packung

TAGLIATELLE WILDLACHS LASAGNE BOLOGNESE 104 g

Pfanne ohne Deckel

86 g

98 g

101 g

Pfanne mit Deckel

Mikrowelle

Mikrowelle

Backofen

Quelle: © FRoSTA 2011

Foto: Fotolia | Paulista

er Tiefkühlkosthersteller FRoSTA in Bremerhaven setzt auf eine nachhaltige Produktion und geht dabei einen radikalen Weg. Am sichtbarsten wird diese Ausprägung bei den Prinzipien für die verwendeten Zutaten. Sie müssen frisch sein – und ohne jegliche Zusatzstoffe. Was am heimischen Herd einfach gelingt, lässt sich in der Lebensmittelindustrie nur mit deutlich höherem Aufwand umsetzen. Die neuen Prinzipien zwangen FRoSTA deshalb zu weitreichenden Maßnahmen: Zusatzstofffreie Zutaten müssen häufig anders verarbeitet werden als herkömmliche. Deshalb musste der Lebensmittelhersteller seine Produktion vollständig umstellen. Auch die Beschaffung der Zutaten wurde komplizierter. Schließlich sollen auch sie frei von Zusatzstoffen sein, damit das Unternehmen sein Reinheitsgebot halten kann. Das war anfangs so aufwendig, dass FRoSTA die Hälfte aller Produkte aus dem Sortiment streichen musste, da diese nicht mit den neuen Anforderungen vereinbar waren. Immer mehr Unternehmen bieten nachhaltig produzierte Lebensmittel, Möbel, Spielsachen oder Kosmetikprodukte an und stoßen damit auf zunehmendes Interesse bei ihren Kunden. „Die Relevanz grüner Produkte nimmt immer stärker zu“, sagt Philipp Schukat, zuständiger Experte für den Unternehmensleitfaden Kompass Nachhaltigkeit der N-Kompass Magazin

03.2014


Nachhaltige Produkte

Foto: Fotolia | Franz Pfluegl

Für die Produktion eines Computers benötigt man im Schnitt

Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Der Start in eine „grüne“ Produktion ist allerdings Rohstoffe. nicht ganz einfach. „Waren vollständig nachhaltig herzustellen, ist zwar möglich, aber schwierig“, sagt Schukat. „Viele Unternehmen unterschätzen, wie komplex die Aufgabe ist.“ Deshalb ist in grünen Produkten häufig ein erheblicher „grauer Anteil“ enthalten. Entlang der Wertschöpfungskette ist nämlich nicht immer alles so nachhaltig, wie Unternehmen sich das wünschen. Wenn Unternehmen grüne Produkte herstellen wollen, kommen sie häufig nicht um die Erkenntnis herum, dass sie ihren Einkauf radikal umstellen und Lieferantenbeziehungen in Frage stellen müssen. Schließlich bringen eigene Prinzipien nicht viel, wenn Teile der Produkte aus seltenen Rohstoffen bestehen, Lieferanten wenig energieeffizient arbeiten oder die Arbeitsbedingungen gegen soziale Grundsätze verstoßen. Das musste auch FRoSTA erkennen. Das Unternehmen regelte im Zuge der Umstellung auf nachhaltige Produktion den Einkauf vollkommen neu. Denn die Fehlerquellen häuften sich: Salz wurde nie ohne Zusatzstoff geliefert, der die Klumpenbildung verhindert. Sahne enthielt stets den Stabilisator Carrageen. Eier für die Nudelherstellung kamen zwar von freilaufenden Hühnern, die fraßen aber Futter mit Farbstoffen. Und viele Lieferanten verwendeten Palmöl für die Vorprodukte der Tiefkühlgerichte. Und das wird von Kritikern gerne in Verbindung mit der Abholzung des Regenwalds gebracht. FRoSTA hat das radikal unterbunden und allen Lieferanten klare Vorschriften gemacht. Mittlerweile verwenden alle Zulieferer etwa in ihrer Produktion Sonnenblumenöl statt Palmöl.

19.000 kg

Energieintensive Industrie als Grundstein Auch nicht-produzierende Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, sollten genau hinsehen. Wie grün ihre Firma tatsächlich arbeitet, zeigt sich unter anderem bei ihren Computern: Für die Produktion eines Computers benötigt man im Schnitt 19.000 Kilogramm Rohstoffe, einschließlich der Brennstoffe, die zur Energiegewinnung in der Produktion benötigt werden. Allein 1.500 Liter Wasser, 22 Kilogramm verschiedener chemischer Stoffe und 240 Kilogramm fossile Energieträger. Hinzu kommen Edelund Schwermetalle wie Kupfer, Zinn, Gold und Coltan, die den Rechner überhaupt erst funktionsfähig machen. Das ergeben Hochrechnungen des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie. Das Siegel „Blauer Engel“ kennzeichnet Computer, Laptops und Monitore, die umweltfreundlich nicht nur im Gebrauch, sondern auch in ihrer Herstellung und Lebensdauer sind. Auf der Internetseite des Umweltzeichens können Unternehmen Anbieter finden. Eine Erkenntnis zeigt sich dabei schnell: Der „Blaue Engel“ prangt zwar auf Computern, Moni03.2014

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„Das Ziel, vollständig grüne Produkte herzustellen, ist löblich, aber sehr schwer umzusetzen.“ Philipp Schukat, GIZ-Experte

toren und Co. Es gibt aber keinen einzigen Laptop, der das Label trägt. Viele Firmen, gerade Dienstleister und energieintensive Industrieunternehmen, legen den Grundstein für grüne Produkte, indem sie auf Ökostrom umsteigen. Was zunächst dem ökologischen Gewissen gut tut, hat jedoch unter Umständen einen Haken. Der Ökostrom-Anbieter LichtBlick in Hamburg zum Beispiel musste den kurzfristigen Mehrbedarf seiner Industriekunden zeitweise mit konventionellem Strom ausgleichen. Energieexperten bezeichnen diese Energie als Graustrom, weil sie an der Strombörse gehandelt wird, aber ihre Herkunft meist nicht vollständig geklärt ist. Oliver Wagner ist beim Wuppertal Institut für Energieprojekte zuständig. Er fordert Unternehmen auf, sich trotz der negativen Schlagzeilen für Ökostrom zu entscheiden: „Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter kann ein wichtiges Signal sein“, sagt Wagner. Unternehmen können den Anbietern damit zeigen, dass sie mehr Engagement für die Energiewende erwarten. Gleichzeitig signalisieren sie ihren eigenen Kunden, dass der Firma der Klimaschutz wichtig ist und sie Wert darauf legen, möglichst grüne Produkte herzustellen. Beim Thema erneuerbare Energien gibt es noch einen weiteren grauen Schatten auf dem grünen Bewusstsein: In vielen Anlagen zur alternativen Energiegewinnung stecken Rohstoffe, die selten zu finden sind oder auf wenig umweltschonende Weise abgebaut werden. Die Reserven seltener Metalle, wie Germanium und Antimon, können schon lange nicht mehr mit der stetig steigenden Nachfrage mithalten, so eine Studie der KfW-Bankengruppe aus 2011. Beide Metalle sind in vielen Anlagen alternativer Energien enthalten. Hinzu kommt: Für den Bau der umweltfreundlichen Anlagen werden auch konventionelle Metalle wie Kupfer, Aluminium und Eisen in enormen Mengen benötigt. Steigt die Stromproduktion mithilfe von Windkraft- und Photovoltaikanlagen weiter, werden allein für diesen Zweck, laut WWF, innerhalb der nächsten


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Nachhaltige Produkte

Palmölnutzung: 53 Mio. t

4,7 % Energetische Nutzung (Strom, Wärme, Kraftstoff)

Palmölnutzung weltweit 2010

24,2 % Industrie (z.B. Seifen, Kosmetische Produkte, Kerzen)

Foto: Fotolia | Balint Radu

71,1 % Nahrungsmittel (z.B. Salat- und Kochöl, Margarine)

Palmöl steht nach wie vor stark in der Kritik. Immer wieder werden illegale Rodungen von Regenwäldern aufgedeckt und seit Palmöl auch für die energetische Nutzung, also für Strom, Wärme und Kraftstoffe gefragt ist, scheint der Verursacher der zunehmenden Urwaldrodungen ausgemacht.

Quelle: Oil World 2010, Nestlé 2010

40 Jahre etwa 40 Millionen Tonnen Kupfer, 310 Millionen Tonnen Aluminium und 3.200 Millionen Tonnen Stahl benötigt. Solche Erkenntnisse lassen den ökologischen Fußabdruck eines Produktes schnell wie einen Einschlagkrater aussehen. Verschiedene Institute werfen daher einen genauen Blick auf die Ökobilanzen von grünen Produkten. Im November 2013 veröffentlichten zum Beispiel Ingenieure der Ruhr-Universität Bochum eine Ökobilanz des ersten deutschen Offshore-Windparks „alpha ventus“. Er gilt als Vorzeigeprojekt grüner Energieerzeugung. Doch in Windrädern steckt viel Stahl. Und Stahl zu produzieren verbraucht viel Energie. Sind die Windmühlen also wirklich so umweltfreundlich? Das Ergebnis der Forscher: Bereits nach einem Jahr Betriebszeit lag die Ökobilanz von „alpha ventus“ im positiven Bereich. In den vergangenen Jahren haben Forscher außerdem die Ökobilanz von u.a. Betondecken, der Kaffeezubereitung, von Kunststoffverpackungen und Biomassekraftwerken untersucht. An solche Institute können sich Unternehmen wenden, die sich über die Ökobilanz ihrer Produkte Gedanken machen. Alternativ können sich Firmen aber auch an Unternehmen wie EcoVadis richten. Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lieferketten auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen. EcoVadis analysiert tausende Zulieferer nach 21 Umweltkriterien. Jede Firma erhält auf diese Weise ein Nachhaltigkeitsprofil. Wer auf der Suche nach einem neuen Zulieferer für seine grünen Produkte ist, kann EcoVadis zu Rate ziehen.

Siegel zur Orientierung In Deutschland und weltweit gibt es zudem Umweltsiegel, die Lieferanten, Transportmittel und Vorprodukte auszeichnen. Das

Problem: Es gibt tausende solcher Siegel. „Den Siegel-Dschungel kann kein Laie durchblicken“, sagt GIZ-Experte Philipp Schukat. Welches Siegel relevant und verlässlich ist, können Unternehmen über den Kompass Nachhaltigkeit herausfinden. Die Plattform der GIZ und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit bietet eine erste Orientierungshilfe. Unternehmen können sich hier informieren, wie sie eine nachhaltige Beschaffung umsetzen können, und nachlesen, wie andere Unternehmen die Umstellung gemeistert haben. Solche Praxisbeispiele hält Schukat für besonders wichtig: „Unternehmen müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern können sich von anderen abschauen, wie es gemacht wird“. In vielen Branchen haben Unternehmen bereits Allianzen gebildet, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Der Nachhaltigkeitsexperte rät allen Unternehmen, sich nicht zu viel vorzunehmen: „Das Ziel, vollständig grüne Produkte herzustellen, ist löblich, aber sehr schwer umzusetzen“, sagt Schukat. Deshalb ist es sinnvoll, sich nach einer ersten Analyse zwei oder drei Themen vorzunehmen. „Mit der Zeit kann man dann entlang der Wertschöpfungskette immer mehr Aspekte aufgreifen“, rät Schukat. ◊ Kompass Dossier Umsatz mit nachhaltigen Produkten Lesen Sie in diesem Dossier, wie Sie mithilfe von nachhaltigen Produkten entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitabel ökologische Ressourcen schonen und einen sozialen Mehrwert schaffen können. DokID: YAAAE-44032

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03.2014


Interview

„Klimaschutz steht und fällt mit seiner Transparenz.“ Zur Person Die meisten Unternehmer glauben, dass Klimaschutz aus betriebswirtschaftlicher Sicht erst einmal Geld kostet. Sie sagen jedoch, klimaneutrales Wirtschaften senke letztlich die Kosten. Können Sie uns diesen Widerspruch auflösen? Das Wichtigste ist: Klimaschutz macht betriebswirtschaftlich Sinn! Wir haben Kunden, die optimieren ihre Lieferkette systematisch nach CO2-Kriterien und können damit wichtige Einsparpotenziale identifizieren. Andere schaffen mit einer klimaneutralen Produktlinie die erforderliche Differenzierung im Markt. Wenn es stimmt, dass Klimaschutz dem Unternehmen Geld bringt — warum machen es dann nicht alle? Es gibt viele Vorreiter, andere folgen nach und nach. Aktuell beobachten wir zwei Trends. Erstens, das Thema Klimaschutz wird immer mehr Bestandteil des Angebots der Firmen. In Form des CO2-Ausweises an einen Abnehmer oder in Form von CO2-reduzierten und klimaneutralen Produkten/Services. Zweitens werden die Klimaschutzaktivitäten Bestandteil von Marketingund Vertriebsagenden. Das Nachhaltigkeitsmanagement übernimmt somit mehr und mehr eine Querschnittsfunktion und wird strategischer. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis andere nachziehen und aktiv werden. Lässt sich der betriebswirtschaftliche Effekt von Klimaschutzmaßnahmen denn so einfach berechnen? Der Effekt muss messbar sein und auch nur so kann Klimaschutz für Unternehmen funktionieren. Denn was wir mit unseren Kunden forcieren ist, dass Klimaschutz Teil der Geschäftsmodelle wird. Beispiel E-Commerce: Wir setzen gerade mit einigen Kunden das Thema „klimaneutraler Versand und Verpackung“ im Online-Shop um. Wir dringen durchaus tief in die erfolgskritischen Services eines Online-Händlers ein. Den betriebswirtschaftlichen Nutzen müssen sie hier definitiv messen können, um am Ende Bilanz zu ziehen. Neben dem CO2-Management legen Sie großen Wert auf die Kommunikation, die an sich ja keine klimaschützende Wirkung hat. Warum hat dieses Thema bei Ihnen dennoch einen so hohen Stellenwert? Mehr noch, Kommunikation ist der Erfolgsfaktor. Unternehmerischer Klimaschutz steht und fällt mit seiner Transparenz. Als Unternehmen müssen sie offen darlegen, welche CO2-Ziele erreicht werden sollen. Erfolge müssen sichtbar für den Kapitalmarkt, Kunden, Partner und Belegschaft sein. Aber auch auf Produktebene ist Transparenz entscheidend: Nur so schaffen Unternehmen Vertrauen bei den Konsumenten. Und nur so wird der 03.2014

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Tristan A. Foerster ist Geschäftsführer und Gesellschafter von ClimatePartner, Dienstleister für Klimaschutz in Unternehmen, und verantwortet die Bereiche Consulting, Produktentwicklung sowie Marketing und Kommunikation. Foto: ClimatePartner

Klimaschutz beim nächsten Einkauf auch vom Kunden eingefordert. Wir schaffen diese Transparenz direkt am Produkt mit einem ID-Tracking-System. D.h., unsere Kunden kennzeichnen über eine ClimatePartner-Software ihre klimaneutral hergestellten Produkte mit einer ID, die online alle relevanten Informationen zur CO2-Bilanz und zum CO2-Ausgleich bereitstellt. Sie sprechen von unterschiedlichem Bedarf einzelner Branchen. Wie unterschiedlich sind denn die Geschwindigkeiten, mit denen Nachhaltigkeit in verschiedenen Branchen an Bedeutung gewinnt? Es kommt immer sehr drauf an, für welche wirtschaftliche Herausforderung Klimaschutz einen Beitrag leisten kann. Nehmen Sie die Druckbranche. ClimatePartner hatte zusammen mit einer Handvoll Kunden die Idee entwickelt, Drucksachen klimaneutral anzubieten. In kürzester Zeit wurden die Spielregeln dieser Branche aus den Angeln gehoben. Druckereien hatten ein Qualitätsmerkmal und damit ein zusätzliches Verkaufsargument geschaffen. Auftraggeber fanden in Druckereien nunmehr einen Partner für ihre Klimaschutzstrategie. Heute ist klimaneutrales Drucken aus der Branche nicht mehr weg zu denken. Das gilt auch für die Bereiche Events, E-Commerce, Lebensmittel und Verpackungen. Mit ClimatePartner können Unternehmen u.a. ihren CO2-Ausstoß über Klimaschutzprojekte kompensieren. Wie wichtig ist das finanzielle Zutun solcher Unternehmen, damit die von Ihnen initiierten Projekte tatsächlich umgesetzt werden? Würden diese auch ohne die finanzielle Hilfe Ihrer Kunden Bestand haben? Nein, denn diese „Zusätzlichkeit“ ist eines der Kriterien, das ein Projekt überhaupt den Status eines international anerkannten Klimaschutzprojektes verleiht. Es wird entsprechend von unabhängigen Dritten zertifiziert. Jedes Klimaschutzprojekt verfügt über einen spezifischen Finanzierungsbedarf und eine spezifische Menge an CO2-Einsparung, die in Form von Zertifikaten verbrieft und handelbar gemacht wird. Die Logik ist daher: Ohne diese Finanzierung über Emissionsminderungszertifikate würde das Projekt nicht existieren. ◊

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Urlaub

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Literaturtipp

Foto: Fotolia | Jenny Sturm

Mit der Broschüre „Fair Reisen mit Herz und Verstand – Tipps für verantwortungsvolles Reisen“ informiert Tourism Watch auf 80 Seiten über nachhaltige Reiseangebote. Erhältlich ist die Broschüre im Hosentaschenformat über: ÿ www.forumandersreisen.de/ kontakt

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03.2014


Urlaub

Reisen ohne Reue Der Sommer steht vor der Tür und damit auch die Urlaubszeit. Neben den klassischen Reiseangeboten gibt es mittlerweile diverse nachhaltige Alternativen. Nachhaltiges Reisen bedeutet allerdings, nicht nur umweltschonend und fair unterwegs zu sein, sondern auch auf die faire Behandlung von Angestellten vor Ort zu achten. von Geraldine Friedrich

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er reist, der verbraucht mehr Energie als wenn er zuhause im stillen Kämmerlein sitzt. Das ist für Petra Thomas, frisch gebackene Geschäftsführerin des forums andersreisen e.V., einem Zusammenschluss von rund 130 nachhaltigen Reiseveranstaltern mit Geschäftsstelle in Freiburg, trotzdem keine Option: „Reisen ist eine tolle Sache, aber es kommt immer auf das Verhältnis von Energieeinsatz und ökologischer Auswirkung an. Beim Reisen betrifft das im ersten Schritt die Transportform.“ Veranstalter des Forums bieten für Anreisen bis 800 Kilometer beispielsweise keine Flüge an. Flugreisen von 800 bis 3.800 Kilometer Entfernung müssen mindestens eine Woche und darüber hinaus mindestens zwei Wochen dauern. Wichtig ist aber auch das Verhalten vor Ort: Muss es jeden Tag ein frisches Handtuch sein? Muss es die gekaufte PET-Wasserflasche sein, die anschließend im Müll landet? Oder reicht nicht vielleicht auch die mitgebrachte Wasserflasche, die der Gast mit Trinkwasser wieder befüllen kann? In tropischen Ländern ist das zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht immer ratsam, aber selbst dort versuchen bereits einzelne Hotels auf Trinkwasserspender mit Gallonen umzustellen, an denen sich Hotelgäste jederzeit bedienen können. Auch die Wahl der richtigen Unterkunft entscheidet über den Energieverbrauch. Petra Thomas rät hier, sich vorab auf der Hotelwebsite selbst ein Bild zu machen: „Thematisiert der Hotelier irgendwo erneuerbare Energien? Ist ihm der Einsatz von regionalen Produkten wichtig?“ Die Veranstalter des forums anders reisen e.V. bevorzugen eher inhabergeführte, kleinere Hotels als Häuser großer Ketten. Das hat durchaus auch soziale Gründe. „Alle, die am Produkt ‚Reise‘ beteiligt sind, müssen fair behandelt werden. Und dazu gehören natürlich auch die Angestellten“, betont Thomas. Pauschalangebote nach dem Motto „zwei Wochen Dominikanische Republik für 1.000 Euro all inclusive“ seien nicht vertretbar. „Gerade im Fall der Dominikanischen Republik ist der soziale Aspekt problematisch. Häufig kommen die Angestellten aus dem benachbarten Haiti, weil sie einfach für noch ein paar Cent weniger arbeiten“, erklärt Thomas.

03.2014

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Tipp 1 Für Familien und Schweiz-Fans: Umweltschonende Jugendherbergen in der Schweiz Wer sich trotz Euro-Franken-Kurs für einen Urlaub in der Schweiz entscheidet, sollte sich gerade als Familie mit den insgesamt 53 Schweizer Jugendherbergen beschäftigen. Diese liegen nicht nur in privilegierten Lagen in landschaftlich reizvollen Gebieten, sondern schonen auch das Portemonnaie und legen Wert auf einen energiesparenden Betrieb. In der Schweiz bieten die Jugendherbergen weit mehr Komfort als der erwachsene Nichtmehr-Student so gemeinhin mit der Unterkunftsvariante „Jugendherberge“ assoziiert. Dabei klassifizieren die Schweizer Jugendherbergen ihre Häuser in „einfach“, „klassisch“ und „top“. Die Top-Häuser können mühelos mit Hotels aus dem Drei- oder Vier-Sterne-Bereich mithalten und bieten neuerdings sogar eine tägliche Zimmerreinigung (Roomservice). Die nagelneue Jugendherberge in Saanen (Eröffnung im Juni 2014), in direkter Nachbarschaft des Nobelskiorts Gstaad, gehört zu diesen Top-Häusern. Sie wurde – wie übrigens die ebenfalls als „top“ klassifizierte Jugendherberge Interlaken (2012) – im höchsten Schweizer Niedrigenergiestandard „Minergie® P“ erbaut. „Wir müssen praktisch nie heizen“, erklärt Thomas Schetty (45), Betriebsleiter der Jugendherberge Saanen. Dabei kann es in der Schweiz kalt werden. Zum Gesamtkonzept gehört auch der Verbau möglichst weniger Materialien. Daher ist auch der Beton größtenteils unverputzt. Naturmaterialien, wie Eschen- und Eichenholz aus der Region, werden bevorzugt. Wie in der Schweiz üblich, ist die Jugendherberge außerdem gut mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Der moderne Bau erinnert an die klassischen Saanenländer Chalets, verfügt über große Gemeinschaftsräume und bietet je nach Bedarf Zwei- bis Sechsbettzimmer, entweder mit eigenem Bad oder einer Etagendusche. Paare mit Kind können natürlich ein Familienzimmer buchen. Fast alle Räume der Jugendherberge sind den Bergen zugewandt und erfreuen ihre Gäste bereits beim Aufwachen mit einer Aussicht auf die Schweizer Alpen. Damit sich die Eltern erholen und die Kinder herumtollen können, gibt es für die Kleinsten einen Spielplatz, ein Spielzimmer sowie Tischtennisplatten und Tischfußball.

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Foto 1 + 2: Bayerisches Pilgerbüro

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Die Basler Jugendherberge gehört auch zu den Top-Häusern. Sie liegt mitten in der Altstadt und ist eine echte Alternative zu den meist teureren Hotels. Auch die schicke Jugendherberge in Interlaken mit eigener Bar und eigenem Restaurant liegt nur wenige Gehminuten vom Bahnhof „Interlaken-Ost“ entfernt und kann ebenfalls mühelos mit so manchem der in die Jahre gekommenen Vier-Sterne-Häusern im Ort mithalten. Alle Jugendherbergen bieten kostenloses WLAN an und häufig erhält der Gast auch ein Gratis-Ticket für den ÖPNV. Die Schweizer Jugendherbergen sind eine gute Option für Autoreisende aus Deutschland, die den Weg nach Italien nicht an einem Stück durchziehen wollen, sondern – ganz im Sinne der Schonung eigener Energieressourcen – entspannt reisen wollen. Anreise: Mit der Montreux Oberland Bahn (MOB) von Bern über Spiez und Zweisimmen bis nach Saanen. Von dort zehn Minuten zu Fuß. Parkplätze sind gebührenpflichtig. Weitere Informationen und Preise: ÿ www.youthhostel.ch/de/hostels/gstaadsaanenland ÿ www.gstaad.ch ÿ www.lama-und-co.ch ÿ www.myswitzerland.ch ÿ www.glacier3000.ch

Tipp 2 Für Natur- und Architekturfreunde: Nationalpark und Filmkulisse – die Bardenas Reales in Nordspanien

1. Pilgern zu Fuß ist nicht nur umweltfreundlich und gesund – Teilnehmer an solchen Reisen erzählen von ganz besonderen Erfahrungen, die sie unterwegs machen. 2. Natürlich hat Pilgern mit Religion zu tun, und Kirchen spielen auf dem Weg eine Rolle – aber immer mehr Pilger stellen andere Gründe in den Vordergrund. 3. BunBo-Bungalow-Boote bieten einigen Komfort, aber die Auswirkungen auf die Umwelt werden bewusst gering gehalten.

Foto: Aquare Charter GmbH

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Die Bardenas Reales sind ein hierzulande noch unbekanntes Naturschutzgebiet von 415 Quadratkilometer, bei dem durch Erosion eine Wüstenlandschaft mit spektakulären Felsformationen entstanden ist. Seit 2000 wurden sie zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt und dienen als beliebte Filmkulisse, u.a. wurden Filmsequenzen für den James-Bond „Die Welt ist nicht genug“ dort aufgenommen. Auch Ridley Scott entschied sich für seinen Film „The Counselor“ für die Bardenas Reales. Für Normalsterbliche lässt sich die Landschaft am besten mit einer geführten Tour in einem geländetauglichen Auto oder mittels Körpereinsatz mit dem Segway auskundschaften. Hartgesottene können das Gebiet per Mountainbike erkunden. Interessierten Besuchern bringen lokale Reiseführer die Natur, Vegetation aber auch die Folgen der Erosion näher, wodurch sie die Veränderungen, die der Mensch in der Natur bewirkt, verdeutlicht bekommen. Hierzu gibt es außerdem eine Art Museum. Wer auf eigene Faust die Bardenas Reales erkunden möchte, sollte bedenken, dass es in dieser fast baumlosen Landschaft schnell zu Temperaturen von 50 Grad und mehr kommt. Die Anreise, nahe der Kleinstadt Tudela, lässt sich klimaschonend mit einem längeren Trip nach Nordspanien verbinden. Die Provinz Navarra, in der die Bardenas Reales liegen, bietet zahlreiche kulturelle und landschaftliche Highlights. Angefangen von sehenswerten Städten wie Pamplona, Olite und Tudela, bis zu der abwechslungsreichen Landschaft, die einerseits karg ist (Bardenas Reales), aber auch außerordentlich fruchtbar. Direkt neben dem seit 1999 als Naturpark geschützten Teil gedeihen Oliven, Artischocken und Wein. Das Gemüse findet seinen Weg in die kunstvollen und trotzdem preisgünstigen Pinchos, eine navarresische Version der Tapas, die in den örtlichen Bars serviert werden. Anreise: Am besten nach Pamplona oder Zaragoza fliegen. Von dort sind es noch rund 30 bis 45 Minuten Anfahrt. Alternativ einen Flug nach Bilbao buchen (danach etwa zwei Autostunden).

Foto: Fotolia | tournee

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03.2014


Urlaub

Hoteltipp: Das Aire de Bardenas liegt direkt neben dem Naturschutzgebiet und spricht Freunde der modernen Architektur an. Der von außen schlichte und funktionale BaucontainerCharme soll an die umliegenden Lagerhallen für das Gemüse erinnern. Weitere Informationen: ÿ www.hotelaire.com

Ausflüge: Mit dem Segway zu den schönsten Aussichtspunkten der Bardenas Reales:

ÿ http://www.turismo.navarra.es/deu/organice-viaje/recurso/Patrimonio/3023/Parque-Natural-de-las-Bardenas-Reales.htm. Oder mit dem Jeep ÿ www.nataven.es

ÿ www.turismobardenas.com

Tipp 3 Für Bewegungsfreudige und Wallfahrer: Pilgern mit dem Bayerischen Pilgerbüro Was ist nachhaltiger als per Pedes zu reisen? Beim Pilgern gehört das Wandern zum Programm. Dabei muss es nicht immer gleich der gesamte Jakobsweg in Spanien sein. Fast alle Reisen zu Wallfahrtsorten organisiert das Bayerische Pilgerbüro umweltschonend per Bahn oder per Bus. Weiter entfernt liegende Stätten, wie Lourdes oder Fátima, erreichen Pilger per Flugzeug, weil auch Pilger älter oder nicht mehr so fit sind und daher zwölfstündige oder noch längere Busfahrten nicht mehr unternehmen können. Jede Pilgerreise wird, im Unterschied zu den Studienreisen, die das Pilgerbüro ebenfalls anbietet, von einem Geistlichen begleitet. Das Angebot richtet sich auch an Interessierte, über Religions- und Konfessionsgrenzen hinweg. Alles kann, nichts muss – kein Reisender wird missioniert oder gar gezwungen an irgendwelchen Gottesdiensten teilzunehmen. Im Vordergrund steht das gemeinsame Erleben eines spirituellen Ortes. Mit jeder Buchung fließt Geld in einen Pilgerfonds. Das führt zu einem generationenübergreifenden Ausgleich: Ein Teil dieser Gelder trägt beispielsweise zur Finanzierung des Pflegepersonals für die Sonderzugreisen bzw. Krankenflüge nach Lourdes bei. So erhalten gebrechliche ältere Menschen, Kranke und Behinderte die Möglichkeit, sich auch ohne eigene Begleitung auf eine Pilgerreise zu begeben. Ebenfalls gut zu wissen: Alljährlich veranstaltet das Bayerische Pilgerbüro eine große Familienpilgerreise, die vergleichsweise günstig ist. Kinder zahlen in der Regel nur die Hälfte des Erwachsenenpreises. Diese Reisen werden stets mit Zug oder Bus unternommen, da sie so zum einen umweltschonender und zum anderen für Familien am ehesten finanzierbar sind. Weiter Informationen: ÿ www.pilgerreisen.de

Tipp 4 Für Ess- und Bewegungsfreudige: Pilzseminar in der Schwarzwälder Pilzlehrschau Die einen machen Yoga, andere gehen in den Wald und sammeln Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen. Beides trägt zur Entschleunigung des Alltages bei. Auch wer nichts findet, hat sich wenigstens an der frischen Luft bewegt. Der Pilzurlaub im eigenen Land schont angesichts kurzer Wege Ressourcen, das Portemonnaie und mutiert mit etwas Sammlerglück zu einer echten Genießer-Reise. Damit die schönen Funde schließlich auch ohne Ängste ihren Weg in die Pfanne finden, bietet die Schwarzwälder Pilzlehrschau in Hornberg ein Einsteigerseminar an. Dort lernen Interessierte in einem 2,5-tägigen Einsteigerseminar bis zu 100 verschiedene Pilzarten (nicht Sorten!) kennen. Am Ende sollte jeder 10 bis 20 Arten sicher unterscheiden können. Darunter

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Fungi mit wohlklingenden Namen wie Krause Glucke, Flockenstieliger Hexenröhrling oder Schweinsohr. Die künftigen Mykologen lernen außerdem, wie sie Pilze umweltschonend sammeln. Dies ist ein wichtiger Aspekt, da nicht-sachkundige oder rücksichtslose Pilzsammler in vielen Wäldern große Schäden anrichten können: Wer Regeln wie „alte Exemplare stehen lassen und ganz junge auch“ kennt und beherzigt, hilft, den Wald zu schützen. Ebenfalls wichtig: Das Seminar vermittelt das notwendige Zusammenspiel zwischen Flora (Pflanzen) und Pilzen (Fungi). Viele Bäume benötigen eine spezielle Pilzart für ihren Nährstoffaustausch. Dies lässt sich schon häufig an den Namen der Pilze ablesen, wie Fichtensteinpilz, Espenrotkappe oder Birkenpilz. Anreise: Mit Zug direkt bis Hornberg im Schwarzwald möglich Unterkunft: Am besten eine Ferienwohnung in der Nähe der Pilzlehrschau buchen, damit man die Funde noch vor Ort in der eigenen Küche verarbeiten kann. Hinweis: Gute Schuhe, Körbchen und Messer nicht vergessen Weitere Informationen: ÿ www.pilzzentrum.de

ÿ www.hornberg.de

Tipp 5 Für Familien und Wasserliebhaber: Urlaub auf dem BungalowBoot Das BunBo ist eine Art Ferienhaus auf einem Boot. Betrieben wird es mit Diesel. Der Verbrauch hält sich bei einem Tempo von 7 bis 8 Kilometer pro Stunde mit rund 1,5 bis 2,5 Liter in Grenzen. Der benötigte Strom speist sich direkt aus einer Solarzelle und der Abwärme des Motors. Föhn, Mikrowelle und Toaster, eben alles, was einen hohen Stromverbrauch hat, können an Bord daher nicht betrieben werden. Dafür gibt es an Bord aber eine Feuerschale, damit grillfreudige BunBo-Reisende nicht mit wilden Lagerfeuern die Natur ruinieren. Beim Bau des Bootes wurde darauf geachtet, dass der Rumpf den Wellenschlag so minimiert, dass Enten, Frösche und vor allem deren Nachwuchs davor bewahrt werden, von den Wellen vorbeifahrender BunBos überschwemmt zu werden. Auch verfügen die BunBos über Ankerpfähle, die es ermöglichen, das Boot in seichtem Wasser zu ankern. Das Boot muss daher nicht direkt am Ufer anlegen und stört somit nicht die sensible Natur, etwa wenn man sich in Schilfgebieten befindet. BunBos verkehren derzeit ab Brandenburg an der Havel, Buchholz, Fürstenberg und ab Ruppin/Lindow. Zwei weitere BunBos werden außerdem in den Niederlanden betrieben. Die schlechte Nachricht: Für den Sommer 2014 sind alle Boote bereits ausgebucht. Aber 2015 kommt bestimmt. Weitere Informationen: ÿ www.bunbo.de

Fazit Wer privat umweltschonend und sozial verträglich reisen will, sollte auf umweltschonende Transportvarianten, wie Bahn und Bus, setzen oder sich an die Vorgaben für Flugreisen des forums anders reisen e.V. halten. Wichtig sind zudem das eigene Verhalten vor Ort und die Wahl einer ökologisch und sozial verträglichen Unterkunft am entsprechenden Urlaubsziel. Billigurlaube in Hotelghettos gehören sicher nicht dazu. Auch der Urlaubszweck selbst kann nachhaltig sein, in dem man sich beispielsweise am Urlaubsort individuell mit der Natur auseinandersetzt. Idealerweise kombiniert man auf seiner Reise mindestens zwei dieser Punkte. ◊

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Berichtspflicht

Nachhaltigkeitsberichterstattung –

Pflicht oder Kür? Eine EU-Richtlinie verpflichtet „Unternehmen des öffentlichen Interesses“ ab einer Größe von 500 Mitarbeitern und börsennotierte Unternehmen zur Berichterstattung über ihre nicht-finanziellen Geschäftsergebnisse. Doch warum der unternehmerischen Verantwortung eines ihrer Wesensmerkmale – die Freiwilligkeit – nehmen?

Ü

ber den Entwurf einer Berichterstattungspflicht aus Brüssel haben 2013 und 2014 die beteiligten EU-Institutionen und Mitgliedstaaten viel diskutiert und verhandelt. Die EU-Kommission begründete ihre Richtlinie damit, dass es inakzeptabel sei, dass sich in der EU mehr als 90 Prozent der Großunternehmen in ihren Berichten nicht zu Nachhaltigkeitsthemen äußern. Nicht-finanzielle Angaben müssen daher zum Standard für die Geschäftsberichterstattung werden. Zur Umsetzung der Richtlinie wird kein detaillierter Nachhaltigkeitsbericht gefordert. Unternehmen können sich auf internationale oder nationale Leitlinien (z.B. Global Compact oder ISO 26000) stützen.

Bedenken über die Pflichteinführung Einige Stimmen in der europäischen Öffentlichkeit, darunter auch die deutsche Wirtschaft, befürchten, dass eine Berichterstattungspflicht zu mehr EU-Bürokratie führe. Eine solche erhebliche bürokratische Last würde in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen, kritisiert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zusammen mit anderen deutschen Wirtschaftsverbänden in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die Richtlinie stelle außerdem den auf EU-Ebene politisch sowie gesellschaftlich akzeptierten Konsens zur Freiwilligkeit in der Berichterstattung in Frage. „Das vielfältige gesellschaftliche Engagement der Unternehmen darf nicht durch eine Verpflichtung zur Berichterstattung konterkariert werden. Schon heute wenden viele Unternehmen die bestehenden Leitfäden zur freiwilligen Nachhal-

tigkeitsberichterstattung an”, betonen die großen deutschen Wirtschaftsverbände.

Abschwächung der EU-Richtlinie Die Bundesregierung teilt die Bedenken zur EU-Richtlinie, die Kür zur Pflicht zu machen. Aus diesem Grund hat sich Deutschland Anfang 2014 bei der Abstimmung der Mitgliedstaaten zur Berichterstattungsrichtlinie enthalten. Deutschlands Vorbehalte haben auch dazu beigetragen, dass die Richtlinie in Bezug auf ihren Geltungsbereich hin abgeschwächt wurde: Die Richtlinie betrifft nunmehr nur noch „Unternehmen des öffentlichen Interesses“ ab einer Größe von 500 Mitarbeitern, insbesondere börsennotierte Unternehmen. Damit sind europaweit rund 6.000 statt der angepeilten 18.000 Unternehmen betroffen.

Über kurz oder lang ein Muss Bezüglich einer Tatsache sind sich Kritiker als auch Befürworter einer Berichterstattungspflicht einig: Eine transparente Offenlegung unternehmerischer Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit ist sinnvoll und sollte zukünftig weiter betont werden. Die einen wollen dafür die Kür zur Pflicht machen und die anderen halten an der Freiwilligkeit fest. Tatsache ist: Das Thema „Nachhaltigkeitsberichterstattung“ wird über kurz oder lang in Unternehmen eine immer größerer Bedeutung erlangen: Wer über seinen Leistungsstand in Sachen Nachhaltigkeit transparent berichtet, kann im Wettbewerb und bei Investoren punkten. ◊

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N-Kompass intern

Nachhaltigkeitsmanagement – aber wie? 1 Nachhaltigkeit – eine Bestandsaufnahme Die verabschiedete EU-Richtlinie hat die CSR-Berichterstattung in Unternehmen verpflichtend gemacht. Dies stellt einige Unternehmer und deren Zulieferer vor die Herausforderung, Nachhaltigkeitskennzahlen zu erfassen bzw. zu berichten. Für mittelständische Unternehmen, die vorab Hilfe bei der Analyse ihrer Nachhaltigkeitsthemen benötigen, bietet der NWB Verlag Unterstützung mit dem N-Kompass. Dieses Online-Werkzeug ermittelt über einen Fragebogen die relevanten Handlungsfelder und ermöglicht eine Bestandsaufnahme zu den bereits umgesetzten Aktivitäten, weitgehend ohne externe Berater.

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Super Medium, um strukturiert dran zu gehen. Hier findet man einen guten Überblick. Quelle: [Q]-Studie 1/2014

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Schlusspunkt

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TIPP Foto: Fotolia | Gstudio Group

Wussten Sie, dass in unserem Müll eine Menge Energie steckt, die genutzt werden kann? Das Recycling von Abfall führt wertvolle Rohstoffe dem Stoffkreislauf wieder zu. In Deutschland werden durch die stoffliche Verwertung jährlich Rohstoffimporte im Wert von rund 8,4 Milliarden Euro ersetzt.

Abfall nutzen – Ressourcen schonen Für produzierende Unternehmen ist die stoffliche Verwertung von Abfällen – im allgemeinen Sprachgebrauch auch Recycling genannt – ein wichtiger Hebel zu mehr Nachhaltigkeit. Abfälle werden dabei nicht als „Müll“ verstanden. Metalle, Kunststoffe, Papier und Glas werden immer öfter stofflich verwertet. Dazu werden sie getrennt gesammelt und sortiert aufbereitet, um sie anschließend dem Wirtschaftskreislauf wieder zuzuführen. Auf diese Weise wird der Verbrauch von Rohstoffen und Energie enorm reduziert. In diesem Zusammenhang hat sich die sogenannte Kreislaufwirtschaft bereits heute zu einem bedeutenden Wachstumsmarkt mit erheblichen Potenzialen entwickelt. ◊

Die IHK-Recyclingbörse Für Unternehmen, die wiederverwertbare Stoffe entsorgen oder erwerben wollen, bietet die IHK mit der Recyclingbörse eine kostenfreie Plattform: www.ihkrecyclingboerse.de. Hier können Unternehmen Angebote zu den Stoffen, die sie für die Weiterverwertung bereitstellen wollen, aufgeben. Neben Angaben zur Stoffgruppe, Menge und Verpackungsart kann zusätzlich ein Preis angegeben werden. Andere Unternehmen, die wiederrum auf der Suche nach bestimmten Materialien sind, können anschließend auf die inserierten Angebote reagieren. So wird die Abfallentsorgung zu einer Win-win-Situation: Es können wiederverwertbare Stoffe gegen ein Entgelt umweltfreundlich entsorgt und Sekundärrohstoffe kostengünstig erworben werden. ◊

Impressum N-Kompass Magazin Nachhaltig wirtschaften im Mittelstand Erscheinungsweise: Sie erhalten das Magazin 4-mal im Jahr kostenlos im Rahmen des Abonnements N-Kompass NWB Verlag GmbH & Co. KG AG Bochum HRA 5124 Geschäftsführer Dr. Ludger Kleyboldt Eschstraße 22 44629 Herne Fon 02323.141-900 Fax 02323.141-123 Internet: www.nwb.de Bankverbindung: Postbank Dortmund IBAN DE69 4401 0046 0064 0694 67 BIC PBNKDEFF

Redaktion: Dipl.-Kffr. (FH) Yvonne Buckesfeld (verantwortlich) Dipl.-Phys. Till Mansmann E-Mail: kontakt@n-kompass.de

ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages unzulässig.

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Produktion: Für das N-Kompass Magazin verwenden wir die Druckfarben Novabord C 990 PROTECT BIO (mineralölfrei, Bindemittel ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen). Der eingesetzte Dispersionslack entspricht den Vorgaben der Spielzeugnorm EN71-3 (Sicherheit von Spielzeug). Das N-Kompass Magazin wird klimaneutral gedruckt auf Circlesilk Premium white, einem Recyclingpapier aus 100 % Altpapier, das FSC® zertifiziert und mit dem EU Eco Label ausgezeichnet ist.

Druck: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm Empfohlene Zitierweise: N-Kompass 1/2014, S. 16 Einzelbezugspreis: € 7,90 (D) Manuskripte: Annahme nur von Originalaufsätzen, die ausschließlich dem Verlag zur Alleinverwertung in allen Medien (einschließlich Datenbanken und Online-Nutzung) angeboten werden. Das Magazin und alle in

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