fairmedia 06 - Das Kundenmagazin von faircheck

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AUSGABE 2021

Das Magazin für Kunden, Freunde und Partner. Motivation als Selbstläufer

Emotion als Motivation

Selbstbestimmung statt Dienstwagen

Im Gespräch mit Sven Rabe und Christian Sipöcz von der VAV Versicherungs-AG.

Zwei Künstler verraten ihre Zutaten für den perfekten Flow.

Steffen Rohr, Versicherungsforen Leipzig, über Motivation in Unternehmen.

Christian Czempiel-Mentrak, Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy bei Liberty Mutual Reinsurance, beweist:

Transformation folgt nach Motivation


Inhalt

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INHALT Professionell

Innovativ

Thomas Leitner ist seit vielen Jahren Schadenexperte für faircheck. Seit 2020 unterstützt er als Chef-Sachverständiger zusätzlich bereits bestehende und neue Schadenexperten mit seiner Expertise. Im Interview erzählt er mehr.

Warum es Seminare für den Drohnenführerschein geben wird und wie E-Mobilität die Ökobilanz der Begutachtung verbessern kann, erfahren Sie beim Blick hinter die Kulissen bei faircheck.

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Geküsst Zwei Künstler geben tiefe Einsichten in den eigenen kreativen Prozess. Wir dringen zur Quelle der Inspiration vor und erhalten wertvolle Inputs, um die Muse in uns wach zu küssen.

Sinnhaft

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Arbeit muss Sinn stiften. Steffen Rohr von den Versicherungsforen Leipzig erklärt, warum wir einen Fehler im System haben und wo eine Lösung liegen kann.

Bildlich

Seite 22

Funktionsstark faircheck hat eine Kurzvideoserie zu sechs Tools, die dem Versicherungsnehmer und dem Versicherer das Leben einfacher machen, ins Leben gerufen. Wir geben Ihnen einen Überblick.

Seite 24

Warum tun wir, was wir tun? Wir haben sechs unterschiedliche Partner im faircheck-Umfeld befragt, wie sie Held der eigenen Geschichte werden.

Dynamisch

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Was die VAV Versicherungs-AG anders macht und warum Motivation dort zum Selbstläufer geworden ist, erfahren Sie im Interview mit den beiden Vorstandsmitgliedern Sven Rabe und Christian Sipöcz.

Seite 16

Impressum Herausgeber: faircheck Schadenservice GmbH, Dorfplatz 4, 8046 Graz-Stattegg • Projektleitung: Peter Winkler • Chefredaktion: Martina Sattler, MMPR e.U. • Redaktion: Peter Winkler, Martina Sattler, Steffen Rohr • Lektorat: Elisabeth Spirk • Design: lazarus-soulbrand.com • Druck: Universal Druckerei GmbH Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf Doppelnennungen für die weibliche und männliche Form verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen beziehen sich ohne Wertung auf beide Formen. • Bildnachweis Cover Mathias Kniepeiss • Inhalt/Editorial Christian Husar, Liberty Mutual Reinsurance, iStock, Harry Schiffer • Professionell Thomas Leitner, Mathias Kniepeiss • Innovativ Mathias Kniepeiss, faircheck Schadenservice GmbH • Geküsst Rudi Ferder, Heldentheater Graz • Tiefgang Liberty Mutual Reinsurance • Bildlich Helvetia Versicherungen AG, Michael Glück, faircheck Schadenservice GmbH, Mathias Kniepeiss, iStock • Dynamisch Christian Husar • Zukunftsfit Georges Schneider, BKS Bank, WIFI Kärnten GmbH, Mathias Kniepeiss, Geriatrische Gesundheitszentren der Stadt Graz • Sinnhaft iStock, Versicherungsforen Leipzig • Funktionsstark iStock, faircheck Schadenservice GmbH • Rückseite Mathias Kniepeiss

Tiefgang Einblicke in die Rückversicherungsindustrie und den eigenen Antrieb gibt Christian Czempiel-Mentrak, Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy bei Liberty Mutual Reinsurance.

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Editorial

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EDITORIAL

Motivation für alle Wir haben uns eines fest vorgenommen: In der aktuellen Ausgabe von fairmedia möchten wir kein Wort über das C-Virus verlieren. Das in Verbindung mit dem Thema Motivation zu schaffen, ist uns leider nicht gelungen. Bei allen Gesprächen, die wir im Zuge der Entstehung von fairmedia geführt haben, waren Homeoffice, die neue Situation des Nichtreisens und der Videokonferenzen natürlich ein Thema. Trotzdem haben wir das Thema Motivation ausgewählt und denken, dass hier gerade in unserem Unternehmen sehr viel passiert: Einerseits versuchen wir, durch Innovation und Veränderung begründet in hoher Eigenmotivation laufend am Ball zu bleiben. Andererseits war es im Sommer 2020 so, dass ohne die Motivation der Schadenexperten in allen Regionen Österreichs und des Teams im Backoffice eine vollständige Abwicklung aller Aufträge kaum möglich gewesen wäre. Wir hatten ein tolles, ausgefülltes und spannendes Jahr 2020 mit einem guten Geschäftsergebnis und die Auszeichnung mit dem Staatspreis Unternehmensqualität 2020 durch Quality Austria und EFQM hat uns einen weiteren Motivationsturbo verpasst. Wir beschäftigen uns derzeit mit den Ideen zur Drohnenbesichtigung und E-Mobilität. Letzteres ein Thema, das zwar in aller Munde, aber noch nicht auf der Straße ist. Alles dazu in den aktuellen Beiträgen zur Arbeit in unserem Haus. Wie auch bereits ein Schadenexperte im fairmedia-Interview zum Thema Motivation auf die interessanten Menschen hinweist, die er durch seine Tätigkeit kennenlernt, so haben wir ebenso im Zuge der Gestaltung von fairmedia versucht, interessante Gesprächspartner zu gewinnen, was uns offensichtlich gut gelungen ist. Nicht nur, dass wir unsere Geschäftspartner ins Boot holen konnten, wie beispielsweise die beiden Vorstände Sven Rabe und Christian Sipöcz der VAV Versicherungs-AG. Auch Michael Glück, Leiter Leistung bei HDI, und Stefan Hackl, Helvetia Versicherung,

waren motiviert, uns mit einem Statement zu versorgen. Daneben konnten wir Christian Czempiel-Mentrak, Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy bei Liberty Reinsurance, einen Gesprächspartner aus früheren Jahren, zu einem spannenden Interview mit besonderen Einblicken in ein für uns anderes Versicherungsumfeld bewegen. Einiges an Motivation erfahren Sie, wenn Sie die aktuellen Geschichten und Inspirationen zweier Künstler – von der Bühne und aus der Küche - nachlesen. Zum Thema Motivation und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen war es uns außerdem möglich, Inputs dreier ausgezeichneter Unternehmen zu erhalten. Wir hoffen, Sie mit unseren Beiträgen ein bisschen aus Ihrem Alltag herauszuholen, – egal, ob im Homeoffice oder im Büro vor Ort. Vielleicht sind Sie auch motiviert, das herausragende Projekt „World Record Stunt Workshop“ des Fotografen Mathias Kniepeiss (siehe Rückseite) zu unterstützen. Auf jeden Fall haben Sie dieses Jahr die Möglichkeit, fairmedia digital zu lesen und herunterzuladen. Das Jahr 2021, in dem wir ja schon voll angekommen sind, wird sicher auch ein Jahr der Unabwägbarkeiten. Dennoch sind wir zuversichtlich, Ihnen im nächsten Jahr wieder interessante Geschichten mit fairmedia präsentieren zu können. Wir würden uns sehr über Reaktionen ihrerseits zum Inhalt der fairmedia freuen und wünschen Ihnen viel Motivation und natürlich - das muss schon sein - viel Gesundheit! Viel Spaß beim Lesen! Wir freuen uns über intensives Feedback, Andrea und Peter Winkler


Professionell

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Wir sitzen alle im gleichen Boot Thomas Leitner ist seit vielen Jahren Schadenexperte bei faircheck. Seit September 2020 hat der in Tirol lebende gebürtige Steirer zusätzlich die Position des Chef-Sachverständigen inne. Im Interview erzählt der fairchecker über seine alte und seine neue Tätigkeit, seine Motivation und wie er zum Thema E-Mobilität in der Schadenregulierung steht. Was ist an der Aufgabe als Chef-Sachverständiger für faircheck besonders interessant, welche Eindrücke hast du bereits gesammelt? Thomas Leitner: Nachdem ich nach wie vor als Schadenregulierer bzw. Schadenexperte für faircheck tätig bin, prägen gewohnte Aufgaben wie Terminvereinbarungen, Besichtigungen und Berichterstellungen meinen Tag. Für den Teil der Chef-Sachverständigen-Tätigkeit sind einige sehr interessante und herausfordernde Bereiche dazugekommen. Interessant ist für mich unter anderem die durch die Schadenexperten angewendete Vielfalt bei der Problemlösung. Es gibt so viele unterschiedliche Herangehensweisen, wobei die eine oder andere grundsätzlich weder besser noch schlechter ist. Ebenso interessant finde ich den Einblick in gewisse organisatorische Bereiche von faircheck, die mir bis dato verborgen geblieben sind. Das schafft Verständnis für diverse Knackpunkte. Grundsätzlich kann ich nach dem turbulenten Jahr 2020 das bestätigen, was ich immer schon gewusst habe. Trotz der vielen Unterschiede sind

wir fairchecker schon ein „cooler Haufen“. Im Endeffekt weiß jeder, wo es langgeht, denn wir sitzen alle im gleichen Boot.

Software direkt im Büro. Ein positiver Nebeneffekt: Der Text wird rechtschreibtechnisch gleich korrekt dargestellt.

Auf welche Tools, abgesehen von Notebook, Smartphone und Digitalkamera, kannst du im Arbeitsalltag nicht verzichten? Die Softwaretools, die von faircheck zur Verfügung gestellt werden, erleichtern den Arbeitsalltag. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot an verschiedenen Anwendungen bzw. Tools, die versuchen, uns das Leben einfacher zu machen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die faircheck-ownCloud. Die neue App zur Speicherung und ortsunabhängigen Synchronisierung von Daten, ähnlich wie Dropbox, läuft zuverlässig und bietet einige hilfreiche Features.

Unabhängig davon verwende ich bei der Begutachtung gerne eine Thermokamera oder auch eine Endoskop-Kamera. Beide sind zwar nur in Einzelfällen einsetzbar, beim richtigen Fall zur Hand erleichtert das aber immer die Veranschaulichung und Nachvollziehbarkeit des Schadens und kann zu einem ‚Aha-Erlebnis‘ beim Kunden führen. Ein weiteres Tool, das ich nur für Spezialfälle verwende, ist eine neue Drohne. Die Gratwanderung zwischen „tollem Feature“ und „Spielzeug“ muss allerdings gegenüber dem Kunden beachtet werden.

Grundsätzlich muss man sich wie bei jedem neuen Tool einfach darauf einlassen und alles ausprobieren. Daneben verwende ich seit mehreren Jahren die Sprachsoftware Dragon Naturally Speaking. Dieses Tool ist eine immense Unterstützung und spart viel Zeit. So diktiere ich während der Fahrt bereits Berichte oder nutze die

Was machst du in deiner Rolle als Schadenexperte bzw. Schadenregulierer zuerst, wenn du an einem Begutachtungsort ankommst? Ich halte gleich von Anfang an Augen und Ohren offen. Schon vor dem Betreten des Hauses gewinnt man einen Allgemeineindruck des Gebäudes. Grundsätzlich versuche ich mir immer zuerst einen


Professionell

Gesamteindruck der Situation zu verschaffen und bin dann gerne der Koordinator bzw. Organisator der Besichtigung. Das erleichtert die Schadensaufnahme. Die Kunden sind meist zu Beginn aufgeregt und erzählen auch gerne ihr Leid, weil sie aufgrund des Schadensfalls gerade schwierige Zeiten durchleben. Das gilt vor allem, wenn durch Wasser oder Feuer das geliebte Eigenheim beschädigt wurde. Zu Beginn ist daher neben der fachlichen auch die Berücksichtigung der emotionalen Ebene wichtig. Das schafft eine gute Vertrauensbasis. Ich versuche immer von der Schadensursache ausgehend der Reihe nach sämtliche Folgeschäden zu dokumentieren. Dies soll sich wie ein roter Faden durch die Schadensaufnahme ziehen, somit wird auch sichergestellt, dass keine relevanten Details vergessen werden. Unabhängig davon ist es natürlich wichtig, die Kunden erzählen zu lassen, denn oftmals schaffen es zahllose kleine Details, eine komplexe und unübersichtliche Schadensituation zu klären. Was begeistert dich besonders an deiner Arbeit? faircheck hat sich mittlerweile in der Branche zu Recht einen sehr guten Ruf erarbeitet und setzt in einigen Belangen der professionellen Schadensabwicklung Maßstäbe am Markt. Und es macht echt Spaß, Teil dieses Teams zu sein. Davor war ich in mehreren Unternehmen tätig, die ihren Schwerpunkt im Bereich Technik hatten. Jetzt bin ich in der Schadenre-

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gulierung bzw. der Versicherungsbranche angekommen. Was vergleichbar bleibt, sind die Wünsche, Ängste und Nöte der Kunden und Auftraggeber. Als Schadenregulierer bzw. Schadenexperte bist du an der vordersten Front, mitten im Ort des Geschehens. Es gibt auf jeden Fall ruhigere und einfachere Jobs. Schadenregulierer bzw. Schadenexperte ist man langfristig aus Überzeugung. Ein gewisses Maß an Selbstironie darf keinesfalls fehlen. 2020 hast du E-Mobilität für die Fahrt zu den Begutachtungsorten getestet. Was ist dein Resümee dazu? Ich bin zugegebenermaßen nicht unbedingt ein Verfechter des derzeitigen Booms an E-Mobilität. Gewisse Ansätze sind ganz okay, aber der immer wieder in den Vordergrund gedrängte Umweltgedanke und die Nachhaltigkeit sind mit den derzeit vorhandenen Technologien meiner Meinung nach sehr fraglich. Letztendlich muss das aber jeder für sich entscheiden. Bezogen auf meine Testfahrt mit dem Smart ist bei einer humanen Fahrweise mit mir als Fahrer eine Strecke zwischen 60 und 80 km realistisch, was jedoch am Lande, beispielsweise bei uns im schönen Land Tirol, eher als Scherz anzusehen ist, als eine ernst zu nehmende Alternative. Mein Fahrverhalten und die derzeit vorhandene Technologie scheinen offenbar nicht kompatibel zu sein. Darüber hinaus habe ich mir letztes Jahr ein neues Auto gekauft und dementsprechend muss ich mir die nächsten 5 Jahre diesbezüglich

keine Gedanken machen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation bis dorthin entwickelt.

Mobile Schadenregulierung Ing. Thomas Leitner ist EU-zertifizierter Sachverständiger für Gebäudeschäden und seit 2009 bei faircheck als Schadenexperte tätig. Seit 2020 ist er Chef-Sachverständiger bei faircheck. Im Bereich von faircheck Immoservice ist er bis dato überdies als zertifizierter Gebäudesicherheits- und Sichtprüfer nach ÖNORM B1300 und B1301 für Hausverwaltungen und Private im Einsatz.


Hinter den Kulissen

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Hinter den Kulissen I

m Jahr 2020 gab es so viele Neuzugänge für das österreichweite Netzwerk an Schadenregulierern alias Schadenexperten bei faircheck wie schon lange nicht mehr. Vorrangiges Ziel von faircheck durch Peter und Andrea Winkler gemeinsam mit Chef-Sachverständigem Thomas Leitner war und ist es, alle neuen faircheck-Schadenexperten auf Kurs zu bringen und ihnen den Einstieg bei faircheck durch das Näherbringen der gemeinsamen Richtlinien zu erleichtern. Thomas Leitner zeigt sich fürs Erste zufrieden: „Der Einstieg hat für die neuen Schadenexperten im Großen und

Ganzen gut funktioniert. Das ist natürlich auch auf die Motivation der Kollegen zurückzuführen.“

Digitale Seminarverwaltung & Drohnenführerschein Auf fachliche Schwerpunkte bezogen werden alle fairchecker durch den faircheck-Campus unterstützt. Die Seminarverwaltung aller Veranstaltungen wurde im Hintergrund zuletzt vollständig digitalisiert. „Wir haben 2020 die Seminarverwaltung so angepasst, dass sich Teilnehmer direkt per Klick über die Mailaussendung

anmelden können. Jede Zu- oder Absage wird automatisch in die Datenbank eingetragen.“, so Eva Kasper, zuständig für Projekte und Innovationen bei faircheck, „Daneben haben wir in der Abwicklung der Seminare auf Webinare umgestellt, um gerade bei den Themen faircheck-Tools und Technik trotz Kontaktbeschränkungen gute Unterstützung zu geben.“ 2021 sind neben versicherungstechnischen Seminaren Fachseminare zu bautechnischen Schwerpunkten, wie beispielsweise Glasbruch, geplant. Ebenso sind zukünftig faircheck-Campus-Veranstaltungen zum


Hinter den Kulissen

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fair mit CSR Thema Motivation und mentale Stärke im Gespräch. „Je nach Möglichkeit wird es wieder Vor-Ort-Seminare geben, um fachliche Bereiche besser abdecken zu können. Unter anderem wird es ein Drohnen-Flugseminar geben, um den Drohnenführerschein, der seit 1.1.2021 Pflicht ist, über den Campus zu machen“, so Eva Kasper. Peter Winkler, CEO faircheck, über die Drohnenbegutachtung: „Die Möglichkeit eine Seminarbegleitung zum Drohnenführerschein über den faircheck-Campus zu haben, erhöht zusätzlich die Möglichkeit, in Spezialfällen vermehrt die Vogelperspektive zur Begutachtung einzusetzen.“

„Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass es kaum einen Schaden gibt, den wir nicht erledigen können.“ Qualität und Innovationen Der Fokus bei der täglichen Arbeit liegt u.a. wieder vermehrt auf der Berichtsqualität. „faircheck hat in den letzten Jahren bewiesen, dass es kaum einen Schaden gibt, den wir nicht erledigen können. Auch Massenschäden sind dank der breiten Aufstellung und Flexibilität der Kollegen kein Thema.“, betont Thomas Leitner und ergänzt „Doch der Mitbewerb schläft nicht und Anpassungen sind sicher weiterhin notwendig. Abgesehen davon warten bestimmt bereits weitere Innovationen in der Schublade von Peter Winkler.“

Nachhaltigkeit und Sozialengagement Das drive.now-Konzept von faircheck im Bereich E-Mobilität ist in Wien bereits im Einsatz und soll zur Verbesserung der Ökobilanz beitragen. faircheck-Schadenexperten steigen vom eigenen Auto in das gemeinschaftlich genutzte E-Auto um. Weitere Städte sind angedacht. Weiterhin werden aus dem Tagesgeschäft heraus Möglichkeiten genutzt, um das Langzeitprojekt Weiterfairwertung von Wirtschaftsgütern weiter zu fördern. Die Initiative erfolgt in der Regel durch Schadenexperten am Schadenort. Das Projekt beinhaltet die Organisation der Übergabe von einwandfreier Schadenware an karitative Organisationen. Zwei Beispiele aus dem vergangenen Jahr: Ein Leitungswasserschaden in einer Boutique für Premium-Kinderbekleidung in Zell am See. Ware im Wert von über 9.500 Euro ist nicht zum Verkauf geeignet. faircheck initiiert und organisiert die Weiterverwertung. Das SOS Kinderdorf übernimmt hochwertige Ware. Jener Teil, der intern nicht verwendet werden kann, wird über den Second-Hand-Onlineshop verkauft.

Funktionstüchtige PCs und Laptops aus Schadenfällen werden laufend an das BBRZ in Graz übergeben. Wolfgang Potzmader, Technischer Leiter beim Elektrotechnikpartner von faircheck Jackl & Riessner, übermittelte zuletzt die Geräte. Andreas Schwarz vom BBRZ (links im Bild) koordiniert die Wiederinstandsetzung der Geräte durch Langzeitarbeitslose und die spätere Verwendung durch sozial Bedürftige.


Transformation folgt nach Motivation

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Transformation folgt nach Motivation Wir wagen einen Blick über die Versicherungswelt Österreichs hinaus und haben mit Christian Czempiel-Mentrak, Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy bei Liberty Mutual Reinsurance, über Rückversicherung, Zukunftsstrategien und Motivation gesprochen.

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inen ersten persönlichen Kontakt zwischen Liberty und faircheck gab es 2018, d. h. noch vor dem Brexit, als eine Delegation aus österreichischen Versicherungen und den Versicherungsforen Leipzig Liberty Specialty Markets in London besuchte. Christian CzempielMentrak gab uns damals wie heute Einblicke in einen der größten Schaden- und Unfallversicherer der Welt. Der internationale Versicherungsexperte wechselte 2020 nach sieben Jahren im Vertrieb bei Liberty Mutual Reinsurance zu einer internen Rolle in der Organisation: „Nach 25 Jahren in der Versicherungs- und Rückversicherungsindustrie habe ich mir gedacht, ich würde gerne das angeeignete Wissen nutzen, um die Weiterentwicklung unseres Rückversicherers zu unterstützen.“ Die Versicherungsgruppe Liberty Mutual mit Sitz in Boston, USA wurde 1912 gegründet. Im Jahr 2002 wurde die Niederlassung in Köln ins Leben gerufen, von der auch der österreichische Versicherungsmarkt betreut wird. Bei rund 50.000 Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von $ 43,2 Mrd. nimmt die Unternehmens-

gruppe 2019 Platz 77 auf der FortuneTop-100-Liste von Unternehmen mit Sitz in Amerika ein und zählt mittlerweile zu einem der größten Schaden- und Unfall-

„Das Geschäftsfeld der parametrischen Versicherung entwickelt sich schnell.“ versicherer der Welt. „Was dieses Haus auszeichnet, ist, dass es in der Form eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit geführt wird, was bei großen Häusern nicht so oft vorkommt“, erzählt Christian Czempiel-Mentrak, „somit ist die Kultursowie Geschäftsphilosophie eine andere als die einer Aktiengesellschaft.“ Dies wirkt sich auf alle Bereiche und Handlungen der Organisation aus und bringt laut Christian Czempiel-Mentrak weitere Unterscheidungsmerkmale zutage: „In der Geschäftsgebarung sind wir eher sehr

pragmatisch statt dogmatisch und mit regionalen Ansätzen tätig sowie nachhaltig auf unsere Kunden und Vertriebspartner ausgerichtet.“ Für die Liberty Mutual Gruppe spielt neben dem Privatkundengeschäft das Gewerbe- und Industriekundengeschäft insbesondere in den Spezialsparten sowie die aktive Rückversicherung eine bedeutende Rolle. Liberty Mutual Reinsurance kümmert sich um das globale Rückversicherungsgeschäft und wird seit einigen Jahren als eigene Marke geführt, wie Christian Czempiel-Mentrak erklärt: „Im Rückversicherungsbereich sind wir aufgrund unserer Aufstellung nicht mit den bekannten Branchengrößen aus München, Zürich und Hannover vergleichbar, da wir ein global tätiger Erstversicherer mit einer Rückversicherungsunternehmung sind. Dies verschafft uns den Vorteil, dass wir einerseits eine unabhängige Strategie im Bereich der Rückversicherung verfolgen können und andererseits auf den Rückhalt eines großen Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit zählen können. Wir teilen dabei gemeinsame Werte und Grundeinstellungen, haben aber verschiedene Ansätze.“


Transformation folgt nach Motivation

Lösungen für unterversicherte Bereiche Eine Besonderheit im Angebot des Hauses sind parametrische Rück- und Erstversicherungslösungen, die auch weltweit zur Schließung des sogenannten ‚Insurance Gaps‘ beitragen. Die Absicherung erfolgt beispielsweise anhand eines Indexwertes. Wird dieser Wert überschritten, kommt es zu einer unmittelbaren Auszahlung. Das klassische Schadenmanagement entfällt hierbei. Christian Czempiel-Mentrak erklärt: „Das Geschäftsfeld der parametrischen Versicherung entwickelt sich schnell und setzt Impulse, die die weitere Entwicklung über die nächsten Jahre prägen werden. Weiters spielt diese eine bedeutende Rolle, um die Unterdeckung im Bereich der Naturkatastrophenabsicherung weiterzudenken.“ Grundlage jeder parametrischen Versicherung ist eine fundierte Datenbasis. Neben der Nutzbarmachung von hauseigenen Daten geht Liberty Mutual Reinsurance den Weg über die Wissenschaft. „Wir nutzen zum Beispiel Kooperationen mit Universitäten, um aus Daten kausale Zusammenhänge abzuleiten, die wir dann wiederum in die Produkte einarbeiten.“, erzählt Christian Czempiel-Mentrak, „Wir haben eine langjährige und wertvolle Kooperation mit dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) in den USA geschlossen, welches über ein weitreichendes und einzigartiges Forschungsnetzwerk verfügt. Um regionale Besonderheiten zu erfassen, arbeiten wir ferner in bestimmten Sparten mit diversen Kooperationspartnern zusammen.“

Mission Transformation Christian Czempiel-Mentrak hat seine neue Rolle als Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy seit 1. Juli 2020 inne. Seitdem gibt es für ihn noch keine Spur von Routine. Projektorganisationen und Abstimmungen prägen neben kreativem Denken den Tagesverlauf. „Jeden Tag gibt es eine neue Fragestellung. Wie können wir Lösungen besser einsetzen oder die Organisation verändern, damit es besser läuft? Es ist eine Aufgabe, die sehr spannend für mich ist.“, schwärmt Christian Czempiel-Mentrak, „Mir ist es wichtig, den Transformationsprozess für die Organisation in den nächsten Jahren positiv begleiten zu können, sodass der eine oder andere negative Lerneffekt vermieden werden kann.“ Während Pandemie-Zeiten passiert alles vom Homeoffice

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aus. Davor war der Familienvater von drei Kindern im Schnitt 100 Tage im Jahr unterwegs. „In den letzten 9 Monaten war ich 4-mal essen in Köln, d. h. mittags oder am Abend“, lacht Christian Czempiel-Mentrak, „Auch wenn es ein Vorteil ist, meine Familie wieder mehr zu sehen, entfällt der persönliche Austausch mit den Kollegen und Geschäftspartnern, den ich vermisse. Grundsätzlich ist der Alltag jedoch virtuell gut managebar, wenn man den Ausgleich nicht zu kurz kommen lässt.“ Automatisierung, Digitalisierung und Datennutzung stehen neben der frühzeitigen Erkennung von neuen Risiken auf der Agenda für 2021 von Christian Czempiel-Mentrak und seinem Team. Die Auswirkungen der Pandemie auf die Versicherungsindustrie durch die getroffenen Maßnahmen der politischen und wirtschaftlichen Systeme sind noch lange nicht ausgestanden.

„Um regionale Besonderheiten zu erfassen, arbeiten wir in bestimmten Sparten mit diversen Kooperationspartnern zusammen.“

etc. meist beantwortet werden können. Das sind alles Dinge, wo ich lerne und Risiken mit der Zeit immer ganzheitlicher verstehe. Der dritte Bereich, der mich motiviert, ist, dass ich immer wieder neue Leute kennenlerne, die andere Perspektiven haben, und das ermöglicht es mir, neue Perspektiven ein- und anzunehmen. Das hält mich geistig jung und fit. Für mich als Mensch, aber auch als Fachperson im Beruf ist das in Summe ein spannendes Umfeld mit viel Abwechslung, das mich auch mit vielen Sachverhalten aus anderen Industrien in Verbindung bringt. Ich stehe jeden Tag gerne auf und bin bereit, sehr viel Zeit und Energie dafür einzusetzen.“ 2018 hatte der europäische Risikoträger von Liberty Mutual Reinsurance den Hauptsitz noch in London. Mittlerweile wurde der Risikoträger nach Luxemburg umgesiedelt. Liberty Mutual Reinsurance beschäftigt circa 300 Leute rund um den Globus, darunter Köln, von wo aus Christian Czempiel-Mentrak den Transformationsprozess der Organisation in den nächsten Jahren begleiten wird.

Drei gute Gründe Und woher kommt nun die Motivation für all diese Aufgaben? „Ich komme aus einer Familie, wo berufliche Selbstständigkeit vorgelebt wurde. Alle waren Handwerker oder Vertriebler. Ich habe immer gesagt, ich werde entweder im Bereich Steuern, Banken oder Versicherung tätig sein. Sie wissen, wo ich gelandet bin. Ich habe 14 Jahre neben dem Beruf studiert und bin mit der Branche tief verbunden“, so Christian Czempiel-Mentrak über seinen inneren Antrieb. Darüber hinaus gibt es drei Faktoren, die ihn motivieren und die er abschließend ausführt: „Zum Ersten sind es die fachlichen und menschlichen Herausforderungen. Zum Zweiten ist es das tägliche Lernen. Mit jeder Fragestellung habe ich neues Wissen und Erkenntnis gewonnen. Mit Brexit und anderen Herausforderungen kommen wieder neue Fragen hinzu, die durch die Einbeziehung von Spezialisten wie Juristen, Mathematikern

Christian Czempiel-Mentrak Christian Czempiel-Mentrak ist als Head of Business Intelligence, Transformation & Strategy bei Liberty Mutual Reinsurance tätig. Der diplomierte Versicherungsfachexperte startete seine Laufbahn vor 25 Jahren in der Privaten Krankenversicherung. Im Jahr 2000 wechselte er in die Rückversicherung. Zahlreiche nationale und internationale branchenspezifische Qualifikationen säumen seinen Aus- und Weiterbildungsweg.


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Von der Muse geküsst

Von der Muse geküsst Was haben ein Musiker und ein Haubenkoch gemeinsam? Es sind die kreativen Wege, auch in herausfordernden Zeiten Neues entstehen zu lassen. Ein Schuss Motivation, serviert Backstage.


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ie Grundliebe fürs Kochen wurde Bernhard Atzenhofer bereits in die Wiege gelegt. Sein Vater trug als Hobbykoch mit Leib und Seele dazu bei. Zwiebelrostbraten und Erdäpfelsalat mit rotem Rübensaft, Essiggurken und Kren stimulierten damals seinen noch jungen Gaumen. „Die Liebe beim Zubereiten der Gerichte war immer spürbar“, erzählt Bernhard über die Leidenschaft des Vaters, „und das hat etwas in mir ausgelöst.“ Der mehrfach ausgezeichnete Kochkünstler wollte eigentlich Grafiker werden, doch wie das Schicksal so spielte, verschlug es ihn zur Koch-Kellner-Lehre in ein 4*-Haus nach Wien.

„Essen ist für mich Liebe zum Genuss.“ Bernhard Atzenhofer Es folgen viele Stationen und Orte der Inspiration, u.a. im Relais & Chateau Hotel Tennerhof in Kitzbühel. „Dort wurde nichts dem Zufall überlassen und ich habe viel für meine Feinfühligkeit mitgenommen, vor allem was die Schätze der Natur betrifft“, erzählt Bernhard. „Die Natur gibt soviel, da muss der Mensch einfach nur rausgehen und die Augen aufmachen.“ Später kehrt Bernhard Atzenhofer zurück in die Steiermark. Als Küchenchef wird er im Hotel Novapark, später im Weingartenhotel Harkamp und im ehemaligen Lorenzhof tätig. Seine Vision ist es, Menschen anzuregen,

„Haben Eltern eine Abneigung gegenüber bestimmten Lebensmitteln, so geben sie diese an die Kinder weiter, was schade ist.“ Bernhard Atzenhofer in Richtung Genuss zu denken, egal wie einfach das Essen in der Basis ist: „Jeder, der sich selbst spürt, merkt, dass die Art zu essen einen Unterschied macht. Ein pochiertes Ei mit Schnittlauch, Parmesanschaum und Kartoffelchips ist gleichzeitig simpel und günstig im Wareneinsatz. Trotzdem ist da Genuss am Teller.“

Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper Ganz generell ist Bernhard auch der Meinung, dass die richtige Ernährung, die viel mit Achtsamkeit zu tun hat, heilsam für den Körper und damit auch für den Geist ist, gerade auch in herausfordernden Zeiten. Deswegen liegt ihm die Vorbildrolle der Eltern gegenüber ihren Kindern am Herzen und er appelliert gegen unbewusste und lediglich der Hungerbefriedigung dienende Nahrungsaufnahme: „Die Achtsamkeit und Wertschätzung beim Essen ist mangels der Ruhe dafür oft nicht gegeben, aber uns ist oft nicht


Von der Muse geküsst

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bewusst, welche Auswirkungen das auf unseren Körper hat und auf unsere Kinder! Gerade bei Kindern gilt: Desto bunter und vielfältiger diese in den ersten Lebensjahren ernährt werden, ein umso besseres Ernährungsbild haben sie später. Haben Eltern eine Abneigung gegenüber bestimmten Lebensmitteln, so geben sie diese an die Kinder weiter, was schade ist.“

„Kochen ist für mich der totale Flow-Zustand. Wenn ich down bin, dann gehe ich aus der Situation raus, atme und kläre den Geist.“ Bernhard Atzenhofer

Kochen im Flow Mit viel Feingefühl zaubert der Haubenkoch, der auf seine tägliche Bewegungseinheit und Meditation achtet, Gaumenfreuden auf die Teller seiner Gäste. „Eine starke körperliche und geistige Leistung kann man nur erbringen, wenn Körper, Geist und Seele ausgeglichen sind.“, sinniert Bernhard. „Kochen ist der totale Flow-Zustand für mich“, schwärmt Bernhard Atzenhofer „links und rechts um mich fängt sich alles zu minimieren an und der Fokus liegt nur mehr am Tun.“ Während der für Gastronomiebetriebe eingeschränkten Zeit setzt Bernhard auf das Kochen im privaten Umfeld. Im Rahmen des gesetzlich Möglichen werden die Geschmacksnerven nun in den vier Wänden der Gäste stimuliert.

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tephan Kotter, alias Steff Kotter, ist hauptberuflich Musiker. Als Solokünstler und in unterschiedlichen Settings gemeinsam mit anderen Künstlern lebt er seinen Traum vom freien Spielen unterschiedlicher Genres, von Jazz über Pop und Soul, am Klavier. Der gebürtige Grazer erzählt: „Seit 2012 bin ich hauptberuflich mit Steff Kotter - Music unterwegs, wo ich abwechselnd mit verschiedenen Musikern und Künstlern zusammenwirke. Als kleiner Bub hat es mich schon fasziniert, wenn Künstler viele Instrumente spielen und daneben noch singen konnten.“ Steff Kotter kommt aus einer Familie, in der immer gemeinsam musiziert wurde. Als Jüngster im Bunde hat er viel gesehen und gehört: „Wenn mein Vater zwei oder drei Boogies am Klavier gespielt hat, dann ist bei mir etwas passiert.“ Später wurde in der Schule alles, was mit Musik und Performance zu tun hatte, inhaliert und er entwickelte den festen Willen, ohne Noten coole Songs am Klavier spielen zu können. Der Musikunterricht war damals noch klassisch geprägt, moderne Musik eher ein Tabuthema. Wer Glück hatte, konnte von kreativen Lehrern etwas mehr erfahren. „Ich habe später Jazz und Pop sowie Gesang studiert. Vieles von dem, was ich heute darbiete, habe ich mir aber im Selbststudium angeeignet.“, erzählt Steff Kotter.

„Wenn ich down bin, dann schaffe ich Klarheit und Struktur mit Emotionen verbunden.“ Stephan Kotter

Seine ausgeprägte aromasensitive Gabe nutzt er stets, um neuen Kreationen Genussfreuden einzuhauchen, indem Aromen kreativ miteinander kombiniert werden und sich am Gaumen sinnlich entfalten. Pragmatismus und Perfektionismus ergänzen sich, wie er erklärt: „Die Einfachheit ist entscheidend. Alles, was zu oft bearbeitet wird, verliert seine Seele bzw. seinen Ausdruck und bleibt auch beim Gast im Kopf nicht hängen.“ Für die eigene seelische Ausgeglichenheit kann Bernhard Atzenhofer der buddhistischen Lehre einiges abgewinnen: „Es ist wichtig, darauf zu achten, einen wertschätzenden Umgang mit anderen Menschen zu pflegen und sich selbst eher zurückzunehmen. Das kann ich nur jedem weitergeben.“

Und die Motivation dazu? „Der Hauptimpuls Künstler zu sein oder zu werden, war immer das freie Spielen, die Möglichkeit zu improvisieren und einen Song je nach Emotion in unterschiedlichen Stilrichtungen darzubieten und damit Geschichten transportieren zu können“, so Steff Kotter, „Später auf der Bühne kam die Motivation dazu, technisch besser zu werden.“ 2012 verändert sich einiges in Steff Kotters Leben. Sein Sohn kommt auf die Welt, ein gemeinsames Heim wird erschaffen und mit der Gründung von Steff Kotter - Music tritt der Musiker die 100-%ige Selbstständigkeit an. Die Tätigkeit als Lehrer gibt er auf. „Es war keine leichte Entscheidung, aber ich habe sie nie bereut.“, erzählt Steff Kotter. Sein Organisationstalent und das strukturierte Arbeiten unterstützen ihn bei der Umsetzung. Am Vormittag ist er Manager, am Nachmittag Künstler. Das bewusste Leben der Rollen ist wohl ein Erfolgsrezept von Steff Kotter: „Kompromisse muss man machen. Was mir immer wichtig war: Die eigene ursprüngliche Motivation bei den Auftritten einfließen zu lassen und nie Songs einfach runterzuspielen.“ Ähnlich wie 2012 ist auch die aktuelle Zeit geprägt von vielen Veränderungen und vor allem einem äußeren Stillstand, der besonders die Kunstszene hart trifft.

Der Kochkünstler Bernhard Atzenhofer hat ein Händchen für neue Kreationen. Die Sinne stimulieren, bewusst Einfachheit zelebrieren und ungewöhnliche Aromen miteinander verbinden.

Ist Musik in Pandemie-Zeiten heilsam? „Im ersten Lockdown gab es viele Initiativen und Künstler haben noch mehr kommuniziert. Es wurde aus den Fenstern gespielt. 2021 ist es schon etwas ruhiger geworden. Die Reise geht zurück in


Von der Muse geküsst

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sich selbst. Zu den eigenen Wurzeln und Basics. Es bleibt ein Hoffen, dass im Sommer Veranstaltungen wieder stattfinden können. Buchungen gibt es bereits. Die Sehnsucht bei den Leuten ist schon sehr groß.“

„Musik ist emotionaler Ausdruck, Freiheit und Freude. Emotionen sind für mich bewegend, in meiner Mitte unmittelbar spürbar.“

Wie man von der Muse geküsst wird? Der Kuss der Muse in diesem Prozess sei nicht immer ein Zufallsprodukt, wie der Künstler verrät, sondern zu einem gewissen Grad mit Disziplin steuerbar: „Es kann sein, dass ich von einer Übung zur Idee komme und diese führt in einen Song über. Sonst ist es auch förderlich, sich einfach ans Klavier zu setzen und es fließen zu lassen. Da kommt schon was rein. Ich bin auch nicht der Typ, der unbedingt drei Wochen alleine mit sich und dem Instrument auf der Alm sein muss. Mir hilft es, wenn ich mich ins Auto setze, coole Musik höre und auf dem Land ein paar Kilometer herumfahre.“

Stephan Kotter Jeder Stillstand im Außen bringt viel Dynamik im innen – so jedenfalls in der Kunstszene: „Die Studios ganz generell haben derzeit Hochbetrieb.“, erzählt Steff Kotter, „Es entstehen neue kreative Wege.“ Auch er sieht diese Zeit als Chance, um sich neben den Veränderungen bei Steff Kotter - Music, nochmal mehr mit der eigenen Musik auseinanderzusetzen. „Ich habe mir bewusst die Fragen gestellt, wie nutze ich diese Zeit und was wollte ich schon immer machen. So ist im Lockdown die Idee entstanden, ein Soloalbum herauszubringen,“, zeigt sich der Herzblut-Musiker sichtlich erfreut, „Steff Kotter, Klavier und Gesang. Derzeit bin ich total in diesem kreativen Prozess und gebe mir den Freiraum, alles entstehen zu lassen.“

Bernhard Atzenhofer, Haubenkoch Bernhard Atzenhofer war in vielen 4*- und 5*-Hotels sowie Restaurants tätig, bevor er als Küchenchef unter anderem für das Weingartenhotel Harkamp und den Lorzenhof in Graz eine Haube erkochte. Im Zuge der Entstehung von fairmedia kreierte er den faircheck-Wohlfühl-Smoothie. Das Rezept gibt es auf faircheck.at/news

Stephan Kotter, Musiker Stephan Kotter gründete als erfahrener Pianist, Keyboarder und Sänger 2012 Steff Kotter - Music. Seine jahrelange Erfahrung und sein Wissen gibt der Musik- und Gesangspädagoge u. a. in Coachings für Piano (Jazz, Pop, Modern...) weiter. Mehr unter steffkotter.com

Online-Veranstaltungen stellen laut Steff keine Alternative dar. „Gerade als Live-Musiker möchte ich mit dem Publikum kommunizieren, indem ich auf die Emotionen eingehe. Aus meiner Erfahrung ist Live-Musik durch Online-Auftritte kaum zu ersetzen.“


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Warum eigentlich? Die Frage nach dem ‚Warum‘ drängt sich in unserem Leben immer wieder auf. Die Antwort muss jeder für sich selbst finden. Das gilt für alle Aktivitäten und jedes Verharren gleichermaßen. Die nötige Motivation kommt durch die Beantwortung meist von alleine. Sie kann so stark sein, dass sie andere mitreißt. Ähnlich wie Pippi Langstrumpf, Peter Pan oder Balu der Bär wird plötzlich der Held der Geschichte geboren. Wir haben sechs Partner im faircheck-Umfeld nach ihren ‚Antreibern‘ und Motiven gefragt. „Alles, was wir brauchen, ist Glaube, Vertrauen und Feenstaub.“ Peter Pan Stefan Hackl, stellvertretender Leiter Schadensservice bei Helvetia, ist überzeugt, dass die Motivation der Motor für persönlichen Erfolg und auch der Schlüssel zu einer langfristigen Zufriedenheit ist. Sein Rat: „Es ist wichtig, sich mit den eigenen Wünschen und Zielen auseinander zu setzen und eine Tätigkeit zu

finden, die tagtägliche Freude bereitet und im besten Fall auch Sinn stiftet.“ Stefan Hackl schätzt die Vielseitigkeit seines Jobprofils als Schadenmanager, die durch den Kontakt mit unterschiedlichen Personen und die abwechslungsreichen Herausforderungen gegeben ist. Das Unternehmen Helvetia wird immer stärker am Markt wahrgenommen, was die Abteilung des Schadenservices verstärkt fordert. „Im Hinblick auf unsere Kundinnen und Kunden sowie Vertriebspartner freut es mich besonders, wenn sich die Möglichkeit bietet, einem bereits lang zurückliegenden, abgegebenen Leistungsversprechen im Scha-

densfall nachzukommen und so den Versicherungsnehmer positiv zu überraschen.“, ergänzt Stefan Hackl.

„Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Pippi Langstrumpf

Michael Glück, Abteilungsleiter Leistung bei HDI, trägt die Versicherungsbranche in den Genen, wie er selbst von sich weiß. „Das Entwickeln und Gestalten von neuen Services und Prozessen ist sehr inter-


Bildlich

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ihr sehr viel Freude. Sie betont, dass es absolut normal und menschlich ist, auch mal ‚schlechte‘ Tage zu haben, allerdings sollte man der Versuchung widerstehen, sich runterziehen zu lassen. Ilena Zellers Motivationstipp: „Generell hilft mir Kaffee und Musik auf dem Weg in die Arbeit.“

essant. Die Verantwortung dafür zu übernehmen, treibt mich an.“ Die über die Jahre angeeignete Erfahrung und Expertise in seinem Bereich gibt er an die Mitarbeitenden weiter und bringt diese bei neuen Projekten ein: „Etwas ‚Neues‘ entstehen zu sehen und daran beteiligt zu sein, wie zum Beispiel bei der Entwicklung unseres neuen Kfz- Besichtigungsportals Car Vita, das macht richtig Freude!“ Sein Motivationstipp? Das Gehirn auf Lösungen umzuprogrammieren und sich in herausfordernden Situationen immer wieder die Frage stellen „Wofür ist das eine Gelegenheit?“ „Egal, ob im Stau oder im Wartezimmer, die WIDEG-Methode nach Viktor Frankl unterstützt.“, so Michael Glück.

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit!“ Balu der Bär

„So sehr der Sturm auch tobt, den Berg wird er nie in die Knie zwingen.“ Mulan

„Oft genügt ein Löffel Zucker… und was bitter ist, wird süß.“ Mary Poppins

Stefan Krausler-Baumann ist leidenschaftlicher IT-Entwickler, Mitgründer und Geschäftsführer von LOVE-IT. Besondere Freude bereitet ihm, wenn der Kunde die hervorgebrachte IT-Lösung genauso smart findet, wie er selbst und zufrieden ist. Schließlich besteht seine Mission darin, den Arbeitsalltag von Menschen durch die Lösungen, die sein Unternehmen bietet, zu erleichtern. Stefan Krausler-Baumanns Tipp: „Richte deinen Fokus auf die Lösung und nicht auf das Problem. Das gibt motivierende Energien!“

„Aufgeben ist was für Anfänger.“ Herkules

Ilena Zeller, zuständig für Prozesse, IT und Projekte bei faircheck, schätzt die neuen Erfahrungen, die sie täglich sammelt, sehr. Die eigenen Grenzen auszutesten und die AHA-Momente in der Arbeit, wenn eine Lösung plötzlich da ist, bereiten

faircheck zusammen und freut sich Teil dieser „Familie“ zu sein. „Es ist kein Tag wie der andere, es ist kein Auftrag wie der andere und jedes Mal steht man vor einer neuen Aufgabe.“, erzählt Wolfgang Potzmader, „Viele Schadensfälle in Spezialbereichen gaben und geben mir außerdem die Möglichkeit, zusätzliches Fachwissen zu erlangen.“

Wolfgang Potzmader, Technischer Leiter bei Elektrotechnik-Partner Jackl & Riessner, liebt die spannenden Herausforderungen seiner Arbeit jeden Tag aufs Neue. Bereits 15 Jahre arbeitet er mit

Erwin Schager, Schadenexperte bei faircheck, erweitert durch die Vielschichtigkeit seiner Tätigkeit immer wieder den eigenen Horizont und findet es vor allem motivierend und antreibend, wenn er sieht, dass seine Arbeit etwas bewegt bzw. Menschen hilft. Ein weiterer Ansporn ist das Kennenlernen neuer Menschen. „Immer wieder treffe ich wirklich interessante Menschen, wo es angenehm ist, einfach mal eine Zeit lang mit ihnen zu plaudern. Außerdem führen mich die Besichtigungen oft durch eine schöne Landschaft. Andere müssen für einen solchen Anblick das Wochenende opfern.“, erzählt Erwin Schager. Sein Tipp für weniger angenehme Tage ist, die Arbeit einfach mal kurzzeitig Arbeit sein zu lassen und bewusst Abstand zu gewinnen. Probleme und Hindernisse lösen sich so oft von selbst auf.

Klicktipp: Interessante Anregungen, Innovationen und fallweise Inspiration finden Sie regelmäßig auf faircheck.at/news


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Motivation als Selbstläufer

Motivation als Selbstläufer Im Gespräch mit Sven Rabe und Christian Sipöcz, Vorstandsmitglieder der VAV Versicherungs-AG, über Positionierung, Auszeichnungen und Partner, warum Kommunizieren wichtiger ist denn je, Automatisierung Mittel zum Zweck und Motivation ein Selbstläufer ist.


Motivation als Selbstläufer

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Wie sind Sie heute in den Montag gestartet und was steht gerade auf der Agenda? Sven Rabe: Ich bin gut erholt in die Woche gestartet. Da die eigene Freizeit derzeit durch Corona am Wochenende nur begrenzt gestaltbar ist, wird man gewissermaßen dabei unterstützt. Arbeitstechnisch steht am Anfang des Jahres immer das Thema Jahresabschluss auf der Agenda. Gerade ist der Wirtschaftsprüfer vor Ort und ich freue mich, dass die Bilanz 2020 bald erledigt ist und wir uns voll und ganz dem aktuellen Jahr zuwenden können. Christian Sipöcz: Mein Start in den Montag begann – wie immer – voller Tatendrang. Wir hatten vormittags bereits ein Meeting mit den Führungskräften, um aktuelle Themen und Schwerpunkte zu diskutieren, damit alle den gleichen Wissensstand haben. Wichtig ist für uns zu sehen, wie das Jahr anläuft. Das schaut auch heuer sehr gut aus und wir hoffen, dass wir weiterhin am Schwung der letzten Jahre aufbauen können. Der ÖGVS hat gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin Trend die VAV zum zweiten Mal in Folge für die beste Haushaltsversicherung Österreichs ausgezeichnet. Was machen Sie anders als die anderen Anbieter? Christian Sipöcz: Die von den Vertriebspartnern und Kunden sehr gut angenommenen Produkte der VAV spielen eine gewichtige Rolle. Die VAV stattet jedes seiner Produkte mit Best-Advice-Komponenten aus und hat gerade in der jüngeren Vergangenheit dafür gesorgt, dass durch diese Weiterentwicklung das Preis-/Leistungsverhältnis speziell für unabhängige Vermittlerinnen und Vermittler sehr attraktiv ist. Zusätzlich werden die Services der VAV sowie deren vertriebliche Ausrichtung gut angenommen. Die VAV hat schon immer viel in effiziente Prozesse investiert und wird als technisch fitter Versicherer am österreichischen Versicherungsmarkt wahrgenommen. Automatisierte Verarbeitung von Anträgen bis hin zur Sofortpolizze, die in wenigen Sekunden in das E-Mail-Postfach retourniert wird, sind nur kleine Beispiele dafür. Aufgrund unserer Nähe zu den Vertriebspartnern und der kurzen Wege ist bei uns eine rasche Kommunikation, aber auch Lösung von auftretenden Problemen möglich.

„Der Makler erlebt in vielen Fällen, das die VAV ungeschlagen im Preis und auch in der Leistung die Nummer Eins ist. “ Sven Rabe: Der angesprochene Award ist ein Produktaward, der objektiv die Produktqualität bewertet. Was uns fast noch mehr freut, sind die Ergebnisse der Maklerawards und der Endkundenbefragungen, die auch zu überdurchschnittlichen Ergebnissen geführt haben. Bei den AssCompact Awards, wo Vermittler befragt werden, haben wir den 2. Platz in der Kategorie KFZ belegt. Wir sind Partner des ungebundenen Vertriebs und haben keinen eigenen angestellten Außendienst und da ist es umso wichtiger, genau für diese Vertriebswege passende Produkte vorrätig zu haben. Wir differenzieren stark die Risiken. Dort, wo der Schadenbedarf laut unseren Analysen niedrig ist, geben wir das im Preis weiter. Der Makler erlebt in vielen Fällen, das die VAV ungeschlagen im Preis und auch in der Leistung die Nummer Eins ist. Unsere Positionierung als erfolgreicher KFZ-Versicherer haben wir in den vergangenen


Motivation als Selbstläufer

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Jahren konsequent um die Wahrnehmung als wettbewerbsfähiger Sachversicherer ergänzt. Hierzu haben wir die Abschlussund Schadenprozesse komplett überarbeitet und im besonderen Maße die Produktqualität im Fokus gehabt. Bei der VAV muss jedes Produkt „Best-Advice-Kriterien“ für den Vertriebspartner erfüllen und an einer oder an mehreren Stellen in Bezug auf die Versicherungssumme oder die Bedingungen nachweisbar darlegen, warum dieses Produkt besser ist als Produkte, die sonst im Markt angeboten werden.

„Wir werden alles weitermachen, was wir in der Vergangenheit schon gut gemacht haben.“ Obwohl das nicht einfach ist, ist es uns dennoch gelungen, gerade im Haushaltsund Eigenheim-Bereich ein modulares Best-Advice-Produkt zu kreieren, wofür wir schlussendlich ausgezeichnet wurden. Und nicht zuletzt gewinnt die Markenbekanntheit stärker an Bedeutung. Als Sachversicherer benötigt man eine gewisse Markenbekanntheit beim Kunden, gerade in der Abschlusssituation über den ungebundenen Vertrieb. Der Kunde muss die Marke kennen. Da haben wir in den letzten Jahren stark in Fernsehwerbung investiert und da werden wir bewusst weitermachen.

Worauf liegen die Hauptaugenmerke in der Weiterentwicklung der Leistungen und der Organisation derzeit und in weiterer Zukunft? Sven Rabe: Wir werden alles weitermachen, was wir in der Vergangenheit schon gut gemacht haben. Wir setzen in den nächsten Jahren weiterhin auf ein Investment in unsere Prozesse, wo bereits viel passiert ist, dass unseren Kunden und Vertriebspartnern schon heute zugutekommt, aber wo es noch viel Potential gibt. Für die VAV ist das Thema Digitalisierung und Prozessautomatisation ein wichtiger Fokus, einerseits im Abschlussbereich, wo wir die Vollintegration von TAA-Prozessen (Tarifierung, Abschluss, Angebot) in die Vertriebspartnersysteme gerade umsetzen, und andererseits im Schadenbereich, wo wir aktuell in der Sparte KFZ die Schadenautomatisierung vorantreiben. Zielsetzung ist hier in weiterer Zukunft innerhalb von 24 Stunden Schäden zu regulieren. Bei den Abschlussprozessen erhöhen wir die Usability für den Vertriebspartner und zeigen, dass es Spaß macht, mit der VAV zusammenzuarbeiten. Beides wird für den Kunden spürbar sein. Christian Sipöcz: Durch die enge Verzahnung des Produktmanagements mit dem Vertrieb sowie der Fokussierung auf Makler und Mehrfachagenten haben wir als VAV eine sehr effiziente Aufstellung. Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, die Anzahl aber auch die Produktivität der mit uns kooperierenden Vertriebspartner deutlich zu erhöhen und wollen diese Dynamik weiter fortsetzen. Ein weiterhin strukturierter Zugang sowie

die persönliche Nähe – sollte es COVID-19 wieder zulassen – werden auch zukünftig eine wichtige Rolle bei der VAV spielen. Wie sehen Sie das Thema Digitalisierung im Zusammenhang mit Plattformen? Sven Rabe: Derzeit beobachten wir hier den Markt. Die größten Netzwerke bestehen derzeit im Bereich der Sachverständigen. Aus der Schadenprozesssicht bei gleichzeitigem Kundennutzen sind Handwerkernetzwerke in der Sachversicherung für uns interessant. Den Schadenmanagementprozess haben wir bereits im KFZ-Bereich gestartet und ausgehend von der Schadenmeldung eine Unterstützung des Kunden etabliert, was beispielsweise einen Hol- und Bring-Service des defekten Fahrzeuges und zwischenzeitliche Leihwagennutzung beinhaltet. Die nächsten Schritte setzen wir dieses Jahr im Sachgeschäft. Dazu werden wir mit ein bis zwei Handwerkernetzwerken erste Kooperationen schließen und diese in die Schadenprozesse einbinden.

„Es gibt nichts Besseres, als in einer erfolgreichen Organisation zu arbeiten.“ Wie vernetzen Sie Dienstleister aus den unterschiedlichen Bereichen (Handwerker, Sachverständige, etc.) mit den Versicherungsmaklern? Sven Rabe: Im KFZ-Bereich arbeiten wir mit Mo‘Drive als Mobilitätsdienstleister und Carglass zusammen, was eine Produktaufwertung bedeutet und eine Erweiterung des Leistungsumfangs des Versicherers und dessen, was der Vertriebspartner für seinen Kunden anbieten kann. Eine Versicherung ist heute nicht nur da, um eine Rechnung zu begleichen, sondern muss im Schaden begleiten und mit guten Prozessen den Kunden unterstützen. Jede Organisation steht und fällt mit ihren Mitarbeitern, Maklern bzw. Partnern. Welche Initiativen oder Aktivitäten in der Unternehmenskultur setzen Sie, um Motivation zu schaffen?


Motivation als Selbstläufer

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Sven Rabe: Ich habe mir im daily business angewöhnt, die unangenehmen Dinge des Tages immer gleich zu Beginn zu erledigen. Das bringt Kraft und Motivation für den ganzen Tag.

Über die VAV

Christian Sipöcz: Die aktuell sehr dynamische Entwicklung der VAV – wir sind in den letzten 3 Jahren organisch um + 31 % im Portfolio gewachsen – sorgt dafür, dass die Motivation intern ein Selbstläufer ist. Es gibt nichts Besseres, als in einer erfolgreichen Organisation zu arbeiten und durch gesetzte Maßnahmen sehr rasch Erfolge zu sehen. Trotzdem muss man ständig daran arbeiten. Die Unternehmenskultur der VAV zeichnet sich insbesondere durch die starke Einbindung unserer motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gestaltung und Entscheidungsfindung aus. Kurze Wege, viel und transparente Kommunikation sowie ein seit kurzem eingeführtes Beteiligungsmodell am Unternehmenserfolg tragen ebenfalls dazu bei, hoch motiviert und gerne bei der VAV zu arbeiten. Sven Rabe: Die Grundstimmung bei uns im Haus ist sehr gut, weil wir gemeinsam Wachstum organisieren und nicht über Kostenprogramme sprechen. So können wir auch leichter über Automatisierung reden, weil wir diese benötigen, um unser Wachstum zu bewältigen. Es ist wichtig, viel mit den Mitarbeitern und Partnern zu reden, viel zu kommunizieren und das tun wir sehr gern. Was macht Ihnen selbst besonders Freude an Ihrer Tätigkeit? Sven Rabe: Da, wo man was gestalten kann, ist es erfüllend. Wir haben die große Freude, dass wir zwar in einen Konzern eingebunden sind, aber ein hohes Maß an persönlicher Gestaltungsfreiheit haben. Wir haben derzeit einen Marktanteil von 2 % in

KFZ und knapp über 1 % in Sachgeschäft. Der Markt liegt somit vor uns. Gegenüber neuen Mitarbeitern bringen wir es folgendermaßen auf den Punkt: „Am Ende ist es gar nicht so kompliziert. Es muss unseren Vertriebspartnern einfach nur ein Stück weit mehr Spaß machen, mit der VAV zu arbeiten als mit den Mitbewerbern.“

„Da, wo man was gestalten kann, ist es erfüllend.“ Christian Sipöcz: Aufgrund meiner Ausbildung mag ich es sehr, strukturiert an bestimmte Themen heranzugehen. Gemeinsam etwas mit anderen Menschen zu erarbeiten, umzusetzen und zu sehen, dass ein großer Teil davon funktioniert, bereitet mir sehr viel Freude. Bei der VAV habe ich in den letzten 3 Jahren genau diese positiven Erfahrungen gemacht. Das kann gerne so weitergehen. Haben Sie einen persönlichen Motivationstipp für nicht so gute Tage, den Sie uns an dieser Stelle verraten? Christian Sipöcz: Wenn es einmal nicht so läuft wie gewünscht, ist es meines Erachtens wichtig, seiner Linie treu zu bleiben. Persönlich versuche ich, mich an den Dingen wieder ‚hochzuziehen‘, die gut funktionieren.

Die VAV Versicherungs-AG ist Teil der VHV Gruppe und hat rund 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Stand 2020) in Österreich und arbeitet mit rund 2.500 Maklern und Mehrfachagenten österreichweit als Partner zusammen, um über 225.000 Kunden zu servicieren.

Dipl.-Oek. Sven Rabe Dipl.-Oek. Sven Rabe ist bereits seit 2009 im Vorstand der VAV und hat 2018 den Vorstandsvorsitz übernommen. Davor war der Hannoveraner für die VHV Gruppe, die Konzernmutter der VAV mit Sitz in Hannover, als Abteilungsleiter im Finanzbereich, als Leiter des Risikomanagements und Vorstandsassistent tätig.

Dipl.-Ing. Christian Sipöcz Dipl.-Ing. Christian Sipöcz ist als studierter Versicherungsmathematiker Mitglied des Vorstands der VAV und verantwortet u. a. die Bereiche Produktmanagement und Vertrieb sowie das Servicecenter. Der anerkannte Aktuar der Aktuarvereinigung Österreichs ist gebürtiger Eisenstädter und war in unterschiedlichen Versicherungsorganisationen in leitenden Positionen tätig, u. a. bei der Allianz Elementar Versicherungs-AG und zuletzt als Vorstand bei der Ergo Versicherungs-AG.


Zukunftsfit

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Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert Disziplin, Konsequenz und Mut. Wir haben bei ausgezeichneten Unternehmen nachgefragt und kommen zum Schluss: Es ist nicht nur eine Frage der Ausrichtung, sondern auch der Motivation.

Mutig sein und tun

Zukunftsthemen schnell erkennen

„Wir machen, was mir machen, weil wir der Überzeugung sind, dass wir eine Zukunft für unsere Kinder gestalten, wo Umwelt und Natur erhalten bleiben sollen. Sobald wir tun, werden wir achtsamer in diesem Bereich. Viele unserer Mitarbeiter sind sehr engagiert und motiviert in diesem Bereich.“, erzählt Claudia Grabner, Strategie & Kommunikation sowie Qualitätsbeauftragte bei der BKS Bank, über die Motivation des gemeinsamen Tuns. Der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit kommt nicht von ungefähr. Schon seit Jahren passieren in der als einer der nachhaltigsten Banken der Welt ausgezeichneten Organisation Maßnahmen, um den Carbon Footprint zu verbessern und für Kunden mit grünem Konto, Sparbuch oder nach dem österreichischen Umweltzeichen zertifizierten grünen Anleihen (Green Bonds) Anreize zum Thema Nachhaltigkeit zu setzen. Als wesentliche Unterstützung in der Zukunftsfähigkeit sieht Claudia Grabner die Zertifizierung nach dem EFQM-Modell durch Quality Austria, auf Basis dessen die BKS Bank mit dem Staatspreis Unternehmensqualität 2019 ausgezeichnet wurde: „Was tun wir und was tun wir wirklich? Die Rückkoppelung durch den Blick von außen ist für uns so wichtig. Durch das externe Assessment werden die blinden Flecken offenbart. Die Inputs nutzen wir für unsere Strategie und werden so zukunftsfähiger. Beispielsweise im Bereich Digitalisierung. Die Digitalisierung bietet viele Chancen und doch bleiben wir als Beraterbank dem Kunden als Sparring Partner vor Ort erhalten, denn Menschen brauchen Menschen abseits der digitalen Welt.“ Und ein Tipp, um die eigene Organisation zukunftsfähig zu machen: „Mutig sein und einfach tun bzw. ausprobieren. Nur wenn du etwas machst, kannst du dich weiterentwickeln.“, betont Claudia Grabner, „Wir haben selbst nicht damit gerechnet, dass wir 2019 den Staatspreis gewinnen, weil wir so selbstkritisch waren. Wir sind motiviert, glühen und machen weiter. Wenn etwas nicht klappt, dann gibt es einen zweiten Weg.“

„Bei uns sind Menschen in den besten Händen. Das ist unser Leitsatz. Die Fürsorge und Verantwortung für die Betreuung, Pflege und Behandlung von älteren hilfsbedürftigen Menschen ist die Triebfeder für unser Tun. Wir möchten so betreuen, pflegen und behandeln, wie wir es selbst einmal erfahren wollen.“, Martin Orehovec ist Qualitäts- und Projektmanager in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz. Der gemeinsame Leitsatz ist aus seiner Sicht auch der Ursprung der Motivation, die von den Mitarbeitenden jeden Tag aufs Neue eingebracht wird. „Wir hinterfragen unsere Prozesse kontinuierlich und passen diese an die aktuellen Herausforderungen an“, so Martin Orehovec, „Ziel ist es, die Organisation so weiterzuentwickeln, dass diese den Ansprüchen eines modernen Unternehmens entspricht.“ Zahlreiche Auszeichnungen auf Ebene der Mitarbeiter, aber auch auf Ebene der Dienstleistung beweisen die Umsetzung. Die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz sind u.a. Staatspreisträger für Unternehmensqualität 2014 und doppelter Preis-Gewinner beim EFQM Global Award 2017. 2020 wurde die Organisation durch Great Places to Work als einer der besten Arbeitgeber ausgezeichnet. Daneben lachen Preise für betriebliche Gesundheitsförderung, EOQ Qualitätschampion und ein Klinikaward für Innovationen aus der Vitrine. Nach Martin Orehovec sind für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens ein rasches und proaktives Handeln sowie die Etablierung einer qualitativen, resilienten Organisation von zentraler Bedeutung. Zukunftsthemen müssen schnell erkannt werden, um diese rasch umsetzen zu können. „Für uns hat es beispielsweise eine hohe Wichtigkeit, die Attraktivität des Pflegeberufs zu bewerben und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und diese langfristig zu halten.“, erklärt Martin Orehovec, „Dies ist uns schon lange ein Anliegen und dafür wurden wir mehrmals ausgezeichnet.“


Zukunftsfit

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Von den Besten lernen EFQM-Modell zur Weiterentwicklung nutzen Für Eva Kasper, zuständig für Projekte und Innovationen bei faircheck, ist für ein zukunftsfähiges Unternehmen vor allem ein innovativer Geist und eine gewisse Risikobereitschaft wichtig, wobei die Verlässlichkeit aller agierenden Partner nicht zu kurz kommen darf: „Wesentlich ist, dass ein Unternehmen mit einem gut funktionierenden Team aufgestellt ist und flexibel reagieren kann. Das motiviert auch bei der Arbeit“, so Eva Kasper, die auch Assessorin bei Quality Austria für Unternehmensqualität nach EFQM ist. faircheck nutzt seit 2017 das EFQM-Modell zur Weiterentwicklung des Unternehmens. 2020 wurde faircheck mit dem Staatspreis Unternehmensqualität ausgezeichnet. Laut Eva Kasper ermöglicht das EFQM-Modell eine ganzheitliche Sicht auf Organisationen, ganz unabhängig von deren Größe, Branche, Geschäftsmodell oder aktuellem Reifegrad, und zeigt Verbesserungspotenziale auf.

Sinnhaftigkeit und Rüstzeug „Die wichtigste Veränderung unserer Organisation in den letzten 10 bis 20 Jahren war die totale Ausrichtung auf das Thema Prozessmanagement.“, erzählt Andreas Görgei. Er ist seit 20 Jahren Geschäftsführer bei WIFI Kärnten GmbH und bereits 27 Jahre für die Organisation tätig. Zu Beginn seiner Tätigkeit war das Thema Bildung nicht wie heute ein Top-Thema - ganz im Gegenteil. Die Digitalisierung führt in der Organisation zu tiefgreifenden Veränderungen, aber das Geschäftsmodell ist seit 70 Jahren dasselbe. „Wir bieten nach wie vor Kurse mit Vortragenden aus der Praxis an und die Menschen kommen zu uns, um sich zu bilden.“, erläutert Andreas Görgei und leitet auf das Thema

Zukunftsfähigkeit über, „Erfolgreiche und zukunftsfähige Organisationen zeichnen drei Dinge aus. Am richtigen Pferd sitzen, in die richtige Richtung reiten und reiten können.“ Dabei unterstützt seiner Ansicht nach u.a. das EFQM-Modell, welches WIFI Kärnten im Zweijahresrhythmus zur Weiterentwicklung nutzt. 2013 winkte dafür der Staatspreis Unternehmensqualität. In den Jahren 2015, 2017 und 2019 folgten weitere Auszeichnungen. Gerade steht WIFI Kärnten wieder vor dem Assessment durch Quality Austria: „Wer Reitunterricht braucht, ist bei EFQM gut aufgehoben und auch für die richtige Richtung, d. h. für die Strategie erhält man viele Impulse. Daneben ist es eine Besonderheit, sich am Rat des Besten orientieren zu können“, betont Andreas Görgei. Der Kern der eigenen Strategie zeigt sich bei WIFI Kärnten durch die ausschließliche Einführung von ‚Blended-Learning‘, d. h. einer gesunden Mischung aus Präsenz- und Online-Unterricht, was durch die Pandemie nochmal beschleunigt wurde. „Reitunterricht“ umfasst für Andreas Görgei das ABC des Unternehmertums, das sich im Qualitätsmanagement widerspiegelt. Und die Motivation dazu? „Das Feedback, das wir von Kunden, Trainern und der Gesellschaft erhalten, die uns sagen, dass wir das, was wir machen, gut machen, treibt uns an. Ebenso das Vertrauen der Eigentümer in das Management und gegenüber den Mitarbeitern.“, ergänzt Andreas Görgei und erläutert die Sinnfrage, „Am meisten Sinn ergeben Leistungen, die gesellschaftlich einen hohen Stellenwert haben und nicht anonym erbracht werden. Wir sehen, dass das, was wir tun, einen echten gesellschaftlichen Nutzen hervorbringt und das motiviert.“ Aktuell zählt WIFI Kärnten übrigens zu den Top-Arbeitgebern in Österreich und ist das zweite Mal in Folge Great Place to Work.


22  2021  fairmedia

Selbstbestimmung statt Dienstwagen Auf der Suche nach Motivation - und warum die geschaffene Gelegenheit zur Leistung in der Regel einen besseren Effekt hat als ein Dienstwagen.

Die Motivation von Mitarbeitern scheint ein wichtiges Thema zu sein, denn damit steht und fällt der Unternehmenserfolg. Das allein sollte Grund genug sein, sich als Unternehmenslenker und Führungskraft diesem Thema zu widmen. Und obwohl Generationen von Psychologen zu diesem Thema geforscht haben und die Managementliteratur voll mit sachdienlichen Hinweisen ist, scheinen nur wenige Unternehmen dieses komplexe Phänomen zu beherrschen. Denn die Wirklichkeit zeichnet ein düsteres Bild. Nach dem Engagement-Index der Gallup-Gruppe haben lediglich 15 Prozent der Mitarbeiter eine emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen, gut zwei Drittel machen Dienst nach Vorschrift und 16 Prozent haben innerlich gekündigt. Diese Zahlen basieren zwar auf einer Untersuchung in Deutschland, allerdings ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen in Österreich nicht signifikant unterscheiden. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens. Ein Erklärungsversuch für diesen Umstand könnte das Menschenbild sein, von dem Unternehmen und Führungskräfte ausgehen. Douglas McGregor hat dazu bereits vor 60 Jahren in seinem Buch „The

Human Side of Enterprise“ die Unterscheidung zweier Menschenbilder beschrieben. Theorie X beschreibt den Menschen als faul, der Arbeit grundsätzlich missbilligt und wenig motiviert ist. Er besitzt keinen Ehrgeiz, will formal gesteuert werden und muss von außen motiviert werden. Im Gegensatz dazu geht die Y-Theorie

„Menschen handeln immer kontextbezogen und insofern liegt der Verdacht nahe, dass nicht der Mensch das Problem ist, sondern das System.“ davon aus, dass der Mensch von Eigeninitiative und Freude an der Arbeit geprägt ist. Er oder sie braucht keine oder wenig Anweisungen und erledigt Aufgaben mit hoher Sorgfalt und Kreativität. Dieser Mensch ist intrinsisch, also aus seinem Inneren heraus, motiviert.


Sinnhaft

Nicht der Mensch ist das Problem, sondern das System McGregor spricht auch von einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Das heißt, wenn ein Unternehmen von einem X-Menschen ausgeht, gibt es strenge Kontrollen und kleinteilige Arbeitsanweisungen, was zu wenig Engagement, geringer Arbeitsmotivation und Dienst nach Vorschrift führt. Und das bestätigt wiederum das unterstellte Menschenbild. Sieht ein Unternehmen seine Mitarbeiter als Y-Menschen, werden Selbstbestimmung und Eigenverantwortung großgeschrieben, was zu mehr Engagement und einer höheren Motivation führt. Viele Mitarbeiter, die eher passiv und wenig motiviert agieren, engagieren sich in ihrem privaten Umfeld durchaus und sind Kassenwart im Gartenverein oder Chorleiter, was darauf hindeutet, dass in jedem von uns ein Y-Mensch steckt, mit dem Potential und Bedürfnis, selbstbestimmt und proaktiv seine Arbeit zu gestalten. Menschen handeln also immer kontextbezogen und insofern liegt der Verdacht nahe, dass nicht der Mensch das Problem ist, sondern das System, in dem er agiert. Viele Unternehmen sind heute noch genauso aufgebaut, wie es Frederic Taylor vor über hundert Jahren in seinem Buch „The Principles of Scientific Management“ beschrieben hat. Grundprinzipien waren die hierarchische Trennung von Denken und Handeln, die funktionale Trennung durch die Bündelung gleichartiger Tätigkeiten und die zeitliche Trennung durch Planung, Steuerung und Kontrolle. Und das bezeichnen wir heute, immer noch wie damals, als Management. Als Ingenieur sah Taylor ein Unternehmen wie eine Maschine, wo das perfekte Zusammenspiel der einzelnen Zahnräder maßgeblich zum Erfolg der Industriegesellschaften im letzten Jahrhundert beigetragen hat. Ob ein Arbeiter am Fließband vor 50 Jahren nun motivierter war, kann ich nicht beurteilen, aber zumindest machte es wohl Sinn.

„Unternehmen brauchen zukünftig Mitarbeiter mit Kreativität und sozialen Fähigkeiten, also in der Interaktion mit anderen Menschen.“ Nun hat sich unsere Welt aber weitergedreht; sie ist unsicher und hoch komplex geworden. Unternehmen differenzieren sich nicht mehr über ihre Effizienz, sondern über ihre Anpassungsfähigkeit und ihre Innovationskraft. Es gibt in vielen Bereichen keine Klarheit mehr. Was gestern galt, stimmt heute nicht mehr. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen, weil repetitive und einfache Tätigkeiten schon längst in den Werkhallen die Roboter und in den Büros die Computer übernommen haben. Und dieser Trend wird sich fortsetzen. Unternehmen brauchen zukünftig Mitarbeiter mit Kreativität und sozialen Fähigkeiten, also in der Interaktion mit anderen Menschen. Wenn in dieser Welt Unternehmen immer noch nach den Grundprinzipien von Taylor aufgestellt sind und Führungskräfte ihre Mitarbeiter nach einem veralteten Menschenbild steuern, dann gibt es ein systemisches Problem, was für mich die Ursache für die zu geringe Motivation der Mitarbeiter ist.

fairmedia  2021  23

Purpose – der tiefere Sinn der Arbeit Unternehmen versuchen heute noch wie damals, Mitarbeiter extrinsisch zu motivieren, weil es in der Vergangenheit zumindest in Teilen funktioniert hat, weil die Welt eine andere war. Und natürlich sind zumindest für manche ein attraktives Gehalt, Karrieremöglichkeiten und der Dienstwagen immer noch wichtige Bestandteile ihrer Arbeit. Vermutlich sind es aber nur „Mitnahme-Effekte“, so wie es Herzberg schon vor 60 Jahren in seiner Zwei-Faktoren-Theorie beschrieben hat. Das wäre im Prinzip nicht schlimm, wenn nicht durch die Fokussierung auf Einzelleistungen die Zusammenarbeit innerhalb eines Teams konterkariert würde, die doch in unserer neuen Welt so wichtig ist. Sabbatical, Obstschale und kostenlose Fitness-Studio-Mitgliedschaften

„Mitarbeiter sind motiviert, wenn sie ihrer ureigenen Berufung nachgehen können und nicht durch andere Dinge vom eigentlichen Arbeiten abgehalten werden.“ sind alles schöne Errungenschaften der Neuzeit, im Prinzip aber nichts anderes. Mitarbeiter sind motiviert, wenn sie ihrer ureigenen Berufung nachgehen können und nicht durch andere Dinge vom eigentlichen Arbeiten abgehalten werden. Wenn der Arzt sich wieder um seine Patienten kümmern kann, anstatt Berichte zu schreiben, die Erzieherin mit den Kindern spielen kann, anstatt sie zu verwalten oder der Versicherungsvertreter seine Kunden berät, anstatt in endlosen Meetings zu sitzen, dann haben wir schon viel erreicht. Und dann sind viele Menschen schon beim vielbesagten ‚Purpose‘ angekommen, also dem tieferen Sinn in ihrer Arbeit, der sie allmorgendlich aus dem Bett springen und sie mit Spaß und Freude ihr Tagwerk verrichten lässt. Was uns also motiviert, hängt natürlich auch von unseren individuellen Bedürfnissen ab, aber eines eint uns sicher alle, nämlich das tiefe Bedürfnis, Dinge zu tun, die unseren Stärken und Neigungen entsprechen, die wir selbstbestimmt und eigenverantwortlich umsetzen und damit echte Wertschöpfung leisten können. Mark Poppenborg, einer der Gründer des intrinsify-Netzwerks, einem Think Tank rund um neues Arbeiten und moderne Führung, schreibt: „Das größte Geschenk, das Unternehmen sich selbst und ihren Mitarbeiter machen können, ist die Gelegenheit zur Leistung zu schaffen. Keine künstliche Belohnung kann das ersetzen.“ Und dem kann ich mich nur anschließen.

Steffen Rohr ist Projektmanager im Kompetenzteam Digitalisierung und Innovation bei den Versicherungsforen Leipzig.


24  2021  fairmedia

faircheck-Tools

Die faircheck-Tools: Wie wir Versicherer und ihre Kunden im Schadensfall optimal vernetzen.


faircheck-Tools

fairmedia  2021  25

fairApp Die fairApp ist eine Anwendung, die sowohl von den Schadenexperten als auch vom Kunden, also Versicherungsnehmern bzw. Anspruchstellern, verwendet werden kann. Die Schadenexperten finden darin den Überblick über die zu bearbeitenden Schadenfälle, die Kontaktdaten und alle Aktdetails sowie ein Kalkulationstool und die digitale Ablöse vor. Der Kunde bleibt über den Status des Besichtigungsprozesses informiert, kann eigene Fotos hochladen und hat eine schnelle Kontaktmöglichkeit zum Schadenexperten.

Digitale Ablöse 2020 wurde die digitale Ablöse in die Applikationen von faircheck implementiert. So kann der Schadenexperte mit dem Versicherungsnehmer vor Ort per Unterschrift am Tablet oder im Nachgang per Mausklick eine Ablöse vereinbaren, um eine rasche und fallabschließende Erledigung des Schadenfalls zu ermöglichen.

Der Auftragsprozess Der Auftragsprozess stellt eine rasche und möglichst fehlerfreie Einbindung der Daten der Auftraggeber in die faircheck-Systeme sicher. Dieser bildet die Grundlage, welche für die Versorgung der Schadenexperten mit den notwendigen Informationen für die Berichterstellung und eine rasche Bearbeitung des Schadenfalles notwendig ist.

Die Kundenstatistik Die Kundenstatistik von faircheck wird automatisch jedem Auftraggeber monatlich zur Verfügung gestellt und dokumentiert die Servicelevels von faircheck anschaulich. Unter anderem werden Durchlaufzeiten, Stückzahlen und Kosten versus Nutzen klar und übersichtlich dargestellt.

VEX Durch die Videobegutachtung VEX werden effiziente Prozesse mit digitaler Nutzung vereint. In Zeiten von Klimawandel und Social Distancing schafft faircheck mit VEX eine wertvolle Anwendung, die die Kundenzufriedenheit weiter in den Fokus rückt. Es können vom Schadenexperten nicht nur Fotos, sondern auch Videosequenzen in hoher Qualität im Akt hinterlegt werden.

Claims Cost Database Die Datenbasis umfasst Werte aus zehn Jahren Schadenkalkulationen, die in strukturierter Form aus rund 100.000 Datensätzen in Österreich gewonnen wurden und bis auf Gemeindeebene aufgeschlüsselt werden können. Das bedeutet eine Darstellung der Höhe der Schadenkosten bei Versicherungsschäden exakt nach Schadenexperten bzw. Sachverständigen, Versicherung, Sanierer, aber auch nach Gewerken. Peter Winkler, CEO faircheck und Eva Kasper, zuständig für Projekte und Innovationen bei faircheck, führen durch die Kurzvideoserie zu den faircheck-Tools. Nachzusehen auf faircheck.at/standards.

Die Lebenswelt des Kunden einfach und sicher gestalten. ➞


faircheck-Tools

26  2021  fairmedia

Versicherung

elt W k hec c r ase i b a t fa a st D o C ms i a l C ess z o r gsp a r t Auf

fairapp

Mit Durchblick am Laufenden bleiben.

vex

Gibt es eine Möglichkeit für kontaktlose SchadensBegutachtung?

Wie werde ich im Schadenfall auf dem Laufenden gehalten?

Wohnung

Mobilität


faircheck-Tools

fairmedia  2021  27

Kundenstatistik

ade

digitale Ablöse

rt

e

S

ch

nexpe

Was darf ein Handwerker kosten?

Wenn ich Reparaturen selbst durchführe, gibt es eine unkomplizierte Ablöse?

Versicherte

Arbeit

Zuhause

Wertobjekt


World Record Stunt Workshop by Mathias Kniepeiss 11 Guinness Weltrekorde

Machen Sie das Unmögliche möglich! Mit Ihrer Unterstützung und vorbehaltlich Corona-Maßnahmen kann im Juni 2021 ein Event der Sonderklasse im Steinbruch St.Margarethen, der größten Naturbühne Europas, stattfinden. Zögern Sie nicht, um Details zu den Unterstützungsmöglichkeiten zu erfahren: Mathias Kniepeiss, Award winning photographer · mathias@kniepeiss.com · https://kniepeiss.com/


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