Das Magazin für das faircheck-Netzwerk
Mit Börsianer Dr. Josef Obergantschnig im Gespräch über Risiken und Chancen
ERGO-Vorstandsvorsitzender Dr. Philipp Wassenberg setzt im Sinne der Nachhaltigkeit auf Remote,
Mit Börsianer Dr. Josef Obergantschnig im Gespräch über Risiken und Chancen
ERGO-Vorstandsvorsitzender Dr. Philipp Wassenberg setzt im Sinne der Nachhaltigkeit auf Remote,
Stetige Weiterentwicklungen machen faircheck zum starken Partner in der Schadenregulierung. Das Motto des Jahres lautet „Reparieren statt Tauschen“ in der Praxis.
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Wir geben Einblicke in den Tagesablauf, die Unternehmens-DNA und die Erfolgsstruktur von faircheck.
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Birgit Gahleitner von Circular Globe zeigt, wie zirkulär denken und handeln geht und welche Auswirkungen zirkuläre Prinzipien auf Nachhaltigkeitsstrategie und Unternehmensqualität haben.
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Die EU-Taxonomie-Verordnung hat das Ziel, Finanzströme zu lenken. Welche Strategien machen aktuell im Sinne der ökonomischen Nachhaltigkeit bei Versicherern Sinn? Wir sprechen mit Börsianer Josef Obergantschnig.
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Ein Blick über den Tellerrand zur Etablierung von Prozessen des Nachhaltigkeitsmanagements in Organisationen.
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„Reparieren statt Tauschen“ zeigt enorme Einsparungen in der Sparte Kfz. Praxisberichte aus Österreich und Deutschland.
Seite 20
Kreislaufwirtschaft und Wieder-/Weiterverwerten ist seit 15 Jahren Teil des operativen Geschäfts von faircheck. Wir präsentieren Hightlights, Showstopper und Stimmen aus dem Netzwerk.
Seite 22
Karen Flamand von National Insurance Claims Operations teilt wertvolle Einblicke und Learnings aus der Versicherungsbranche in Kanada.
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Impressum
Herausgeber: faircheck Schadenservice GmbH, Dorfplatz 4, 8046 Graz-Stattegg • Projektleitung: Eva Kasper • Chefredaktion: Martina Sattler, martinasattler.com • Redaktion: Daniela Pfeffer, Martina Sattler, Christl Gruber, Thomas Leitner, Birgit Gahleitner, Karen Flamand, Lisa-Marie Heimes • Design: lazarus-soulbrand.com
• Druck: Gugler GmbH
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf Doppelnennungen für die weibliche und männliche Form verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen beziehen sich ohne Wertung auf beide Formen.
Bildnachweise • Cover iStock
• Inhalt/Editorial Björn Templ, Vicky Posch, Sebastian Philipp, Karl Schrotter • Miteinander
Karl Schrotter • faircheck-DNA Karl Schrotter • Kreislaufwirtschaft Fotostudio Eder, B. Gahleitner, adaptiert nach Potting et al. (2017) • EU Taxonomie Sebastian Philipp, ERGO Versicherung AG
• Impact Nachhaltigkeit Björn Templ, Vicky Posch • Messbare
Nachhaltigkeit iStock, Versicherungsforen Leipzig • Reparieren statt Tauschen Helvetia Versicherungen AG, HDI Versicherung AG
• Weiterfairwertung iStock, SOMA Österreich, heidenspass, RepaNet, BBRZ, SOMA Österreich • Klimawandel iStock, National Insurance Claims Operations
Dieses Magazin wurde nachhaltig produziert:
Die EU-Taxonomie-Verordnung stellt vor Herausforderungen. Wir sprechen mit Philipp Wassenberg, Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherung AG, über die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Unternehmen, kohärente Reportingsysteme und Datenqualität.
Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens. gugler*print, Melk, UWZ-Nr. 609, www.gugler.at
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Liebe Leserinnen und Leser, geschätzte Auftraggeberinnen und Auftraggeber, Partnerinnen und Partner sowie Freundinnen und Freunde von faircheck!
Als ich 2010 zur faircheck kam, war eines meiner ersten Projekte, die „Weiterfairwertung nicht mehr verkäuflicher Wirtschaftsgüter“ in einen Guss zu bringen und für den renommierten Nachhaltigkeitspreis Trigos einzureichen. Das Unterfangen war erfolgreich. faircheck hat 2010 den Trigos gewonnen und das Wichtigste: Das Projekt ist seitdem integriert in das operative Geschäft, läuft also 13 Jahre später nach wie vor. Mittlerweile sind zahlreiche Sozialeinrichtungen in den „Weiterfairwertungs-Prozess“ eingebunden!
Nachhaltig heißt für mich, nicht nur typisch ökologisch, sondern auch wirtschaftlich nachhaltig in Bezug auf Menschen, Zahlen und Auftraggeber zu handeln. Nachhaltig heißt, an die Zukunft denkend, an die nächste Generation. Corporate Social Responsibility in den drei Säulen ist mir ein Anliegen. So freut es mich besonders im Jahr von Environmental Social Governance (ESG), die Ausgabe der fairmedia diesem umfassenden und kontroversiellen Thema zu widmen. Zahlreiche Experten aus der Branche kommen rund um das Thema zu Wort.
Der Breite des Schwerpunkts Nachhaltigkeit möchten wir in den zahlreichen Facetten Rechnung tragen. Wir spannen den Bogen zwischen Versicherungs- und Finanzwelt.
Sie erhalten Einblicke in strategische Ansätze und in konkrete Umsetzungen zu den aktuellen Herausforderungen und Chancen der Taxonomieverordnung - von der Digitalisierung bis hin zum (KFZ-)Schadenbereich. Einen Blick in den internationalen Kontext gewährt Karen Flamand zu Ansätzen in Kanada. Nicht zu kurz kommen dürfen Fachmeinungen zu Kreislaufwirtschaft, Relevanz für Unternehmensqualität und -exzellenz, Wertschöpfung und letztendlich zur Bilanz der zahlreichen Nachhaltigkeitsaktivitäten, dem Impact. Raum findet naturgemäß auch das faircheck Jahresthema „Reparieren statt Tauschen“ mit ersten, teils kritischen Erfahrungsberichten.
Mit dieser Ausgabe wollen wir, wie Dr. Wassenberg es formuliert hat, „nudgen“, Gedankenanstöße geben, Bewusstsein bilden, und zum Tun anregen. Wir, Eva Kasper und das faircheck-Team, wünschen eine spannende und abwechslungsreiche Lektüre!
PS: Sie haben die Thymian-Saatgutkarte von faircheck im Vorfeld erhalten und schon fairpflanzt? Teilen Sie das Ergebnis gerne via Social Media und dem Hashtag #fairpflanzen mit uns.
aircheck hat sich dem "Reparieren statt Tauschen" in der Schadenregulierung immer gewidmet. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das Thema jetzt neu gedacht.
Reparatur versus Tausch in der Praxis "Reparieren statt Tauschen" hat bereits durch viele Praxisfälle und gemeinsame Bearbeitung in Seminaren Potenziale offengelegt. Ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit finden ihre Anwendung im operativen Prozess. "Kommunikation ist das A und O", weiß Christl Gruber, Schadenexpertin Backoffice. Durch den von ihr federführend intern entwickelten Reparatur-Guide haben die faircheck-Schadenexperten ein Tool in der Hand, um vor Ort mit den Versicherungsnehmern und Kundenbetreuern die richtigen Argumente und Grundlagen zur Hand zu haben und erfolgreiche Reparaturmöglichkeiten aufzuzeigen.
Nachhaltigkeit endet dort, wo der eigene Schaden beginnt. Ein Beispiel hierzu ist ein Einbruchschaden, bei dem ein Kunststofffenster durch Einbruchwerkzeug beschädigt wurde. Tiefe Eindrücke bzw. Kerben in Fensterstock und Fensterflügel sind entstanden. Natürlich ist der erste Ansatz ein kompletter Tausch der Fensterfront. Der Versicherungsnehmer hat in seiner ersten Wahrnehmung genau für diesen Fall eine Versicherung abgeschlossen. Die Unannehmlichkeiten für den Kunden, abgesehen von den Kosten, sind allerdings nicht zu unterschätzen. Wartezeiten für die Lieferung, Lärm und Schmutz für Abbrucharbeiten, eventuelle Unterschiede zu anderen Fenstern und vieles mehr. Nicht zu vergessen ist, dass mit dem Aus- und Einbau des Fensters diverse Abdichtungsebenen "beschädigt" werden, welche danach wieder sauber auszuführen sind, da ansonsten weitere Folgeschäden zu erwarten sind. Dem gegenüber steht eine "Reparatur", also eine Aufbereitung der Schadenstelle, welche ohne Ausbau des Fensters bewerkstelligt werden kann. Ohne viel Schmutz und Lärm ist diese Angelegenheit erledigt.
Der faircheck-Reparatur-Guide wurde in Zusammenarbeit mit Regulierern und Handwerkern entwickelt und zeigt zahlreiche Vorher-Nachher-Fotos von Schäden, welche dem Kunden gezeigt werden. Diese rufen oftmals ein Aha-Erlebnis hervor, da die Resultate der Sanierungen oftmals wirklich beeindruckend sind. Die Sammlung der bislang bekannten Reparaturfirmen, die auf unterschiedliche Reparaturmethoden spezialisiert sind, findet sich auf der dafür erweiterten Serviceplattform homevita.at
Zur Umsetzung bedarf es also eines echten "Handwerkers", der die Vorteile einer Reparatur ebenso zu schätzen weiß und eine bedachte Vorgehensweise mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung mitbringt. Dann ist eine Reparatur im zuvor genannten Beispiel mit € 500,- zu erledigen (im Vergleich zum Tausch der 5.000,00 kosten kann). Thomas Leitner, faircheck Schadenregulierer: „Die Realität sieht in vielen Fällen anders aus. Die Situation vor Ort zu bewerten ist oftmals eine Gratwanderung und lässt sich nicht pauschalieren, da jeder Schaden ein wenig anders gelagert ist. Es gilt auch hier mit Bedacht vorzugehen. Hier ist es die Aufgabe des faircheck-Schadenexperten die Reparaturmöglichkeit im vorliegenden Sachverhalt objektiv einzuschätzen.“
„Nachhaltigkeit endet dort, wo der eigene Schaden beginnt. “
Was macht faircheck? Als Dienstleister widmen wir uns nicht nur der Weiterentwicklung von faircheck-Tools und Prozessen, sondern auch dem Bewusstseinschaffen durch Kommunikation - und das nachhaltig.
Was macht faircheck nun? Wir bleiben dran und entwickeln unsere Services im CSR-Fokus permanent weiter. faircheck versteht sich als exzellenter und nachhaltiger Dienstleister in der Schadenregulierung – partnerschaftlich und auf Augenhöhe mit den Kunden werden neutrale und faire Begutachtungen durchgeführt, innovative Tools eingesetzt, Weiterbildungen über den faircheck Campus abgewickelt und kundennahe Lösungen gefunden. Die verlässliche Dienstleistung ist im Fokus und Nachhaltigkeit Teil der DNA unseres Unternehmens.
Der Schadenreferent bzw. der zuständige Schadensachbearbeiter hat direkt per Klick in der Terminbestätigungs-Email Zugriff auf die Kundenstatusinformation. Heute kann außerdem die Anwendung VEX zur Videobegutachtung mittels Livestream direkt aus der Kundenstatusinformation gestartet werden. Die zusätzliche Installation der VEX-App ist nicht mehr notwendig. Die digitale Ablöse wurde 2020 in die App integriert. Seitdem ist es möglich, direkt per Mausklick unmittelbar vor Ort mit dem Versicherungsnehmer bzw. Anspruchsteller eine Ablöse zu vereinbaren. Der Link kann auch nachträglich an den Kunden verschickt werden. Alles wird ohne viel weiteren Aufwand im Bericht vermerkt.
Weitere Details und den One-Pager des Reparatur-Guides zum Download finden Sie auf faircheck.at
Erhöhte Auftragslagen in einzelnen Regionen durch Wetterextreme bzw. Unwetter sind auch abseits der Hochsaison zum neuen Normal geworden. 2022 haben wir mit dem Massenschadenkonzept und dem dadurch erarbeiteten Prozess für herausfordernde Zeiten und Engpässe vorgesorgt. Uns ist es ein Anliegen, transparent zu kommunizieren und die Information zum aktuellen Status zur Auftragssituation direkt auf der Website von faircheck und über die Kundenstatusinformation abzubilden.
Die Weiterentwicklung der Kundenstatusinformation – das bequeme Schadentracking per App - passiert laufend seit der erstmaligen Veröffentlichung 2017. Der Anspruchssteller bzw. Versicherungsnehmer und dessen Kundenbetreuer werden ebenso wie die zuständigen Schadensachbearbeiter immer up to date gehalten. Voraussetzung ist, dass uns alle Kontaktdaten übermittelt werden.
"Reparieren statt Tauschen" nutzt die Vorteile von homevita.at. Mit der neu geschaffenen Suchfunktion kann gezielt nach dem betroffenen Material (wie etwa Glas, Holz, Kunststoff, Textil, etc.) gesucht werden. Per Mausklick werden die im Umkreis liegenden Reparaturfirmen angezeigt.
„Wir bleiben dran und entwickeln unsere Services permanent weiter.“
faircheck ist agil, offen, bunt und vielfältig - und nachhaltig im Kern. Woher aber kommt das Bestreben modern und innovativ zu denken und zu wirtschaften? Salopp formuliert könnte man sagen: „Man hat es oder man hat es nicht. Der Erfolg liegt in der DNA.“ Eine Erklärung, die zu kurz greift. Ein kleiner Einblick in die Erfolgsgeschichte.
Es ist Dienstag, kurz vor 8.00 Uhr morgens und noch ist es relativ ruhig im faircheck-Headquarter in Stattegg. Die ersten Kollegen trudeln ein, es riecht nach Kaffee und Eva Kasper ist bereits voller Energie und Tatendrang.
Heute ist Teamtag bei faircheck – das bedeutet, dass unabhängig von Homeoffice und Gleitzeit alle Kollegen des Backoffice am Morgen ins Büro kommen, vor Ort arbeiten und sich zu relevanten Themen abstimmen. Homeoffice und Teamtag, beides geboren in der Corona-Zeit, haben sich bewährt und sind geblieben. Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen als Chancen zu begreifen, gehören zu den Stärken von Eva Kasper und faircheck.
immer wieder polarisieren, auch intern. In ihrem Tun verbindet Eva Kasper eine Mischung aus Zuversicht, konstantem Weiterdenken und Beharrlichkeit. Und es ist ihr Sanftmut, mit dem sie sich gegen Widerstände durchsetzt und Erfolge erzielt.
Mittlerweile ist es nicht mehr so leise im Büro, das gesamte Team arbeitet vor Ort – das Telefon läutet, es werden Aufträge angelegt, Besichtigungen terminisiert und Berichte kontrolliert, bevor um 11.00 Uhr das wöchentliche Jour fixe stattfindet. Eva Kasper und das Backoffice-Team nehmen im Besprechungszimmer Platz, ChefSV Thomas Leitner und Marketing-Verantwortliche Martina Sattler schalten sich zu Abstimmung und Austausch von auswärts zu. Der Teamgeist ist wach bei faircheck. Die Hierarchien sind flach, jede und jeder weiß um die eigenen Verantwortlichkeiten. Eva Kasper moderiert, es wird lautstark diskutiert und gelacht.
Seit September 2021 hat sie die Geschäftsführung von faircheck übernommen. Schon früh morgens spürt man ihre Leidenschaft. Gerade telefoniert sie mit einem CSR-Partner und versucht für ein kürzlich in die Wege geleitetes Projekt ein Foto für den Nachbericht zu organisieren. Keine einfache Sache, denn die Abwicklung passiert über mehrere Organisationen, Regionalstellen und Kontaktpunkte. Wie viel Zeit, Engagement und Herzblut hinter solchen Aktionen stehen, ist für Außenstehende kaum sichtbar. Dass es viele dieser erfolgreichen faircheck-Projekte gibt, ist Evas Selbstverständnis zum „mehr tun“ als möglicherweise von der Allgemeinheit als notwendig empfunden wird, zu verdanken.
Am heutigen Vormittag geht es mit unterschiedlichsten Terminen weiter, u. a. warten IT-Dienstleister und Versicherungspartnerinnen auf Feedback. Neue Schnittstellen-Anbindungen und Apps sollen ein noch effizienteres, nachhaltigeres Arbeiten ermöglichen. Eva Kasper ist in ihrem Element – ursprünglich für den Bereich Innovation, IT und Projekte verantwortlich, denkt und entwickelt sie neue Applikationen und Tools für den Kernbereich, die Schadenbegutachtung.
Die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) sind dabei seit Anbeginn fest in der faircheck-Struktur verankert. Es ist ihre tiefe Überzeugung, den Kernbereich weiterzudenken und Verantwortung gegenüber dem Unternehmen, den Menschen und der Umwelt zu übernehmen. Themen, die branchenübergreifend immer wichtiger werden, aber
Um Punkt 12.00 Uhr folgt das gemeinsame Mittagessen. Tomaten, Gurken, Paprika und Schafskäse werden geschnippelt, frische Kräuter gezupft und Nudeln gekocht, bevor es am großen Küchentisch für alle „Mahlzeit“ heißt und für kurze Zeit Ruhe einkehrt. Mit einer Espresso-Tasse und einem großen Glas Wasser in der Hand ist Eva Kasper bereit für den Nachmittag. Bilaterale Abstimmungen mit Kolleginnen und das eine oder andere Telefonat warten auf sie. Es gibt Fragen zur Auftragslage, zu Problemen mit IT-Tools, zum operativen Vorgehen und zur strategischen Ausrichtung – die Themen und Charaktere sind vielfältig und bunt. Zu bunt für einen Nachmittag, könnte man meinen.
Doch genau diese Vielfalt macht es aus: Es liegt in der faircheck-Natur, offen und in verschiedene Richtungen zu denken, Netzwerke aktiv zu leben und über den Tellerrand zu sehen. Daraus nährt sich auch das Bestreben, Innovation und Digitalisierung mit Nachhaltigkeit zu verbinden und gesamtheitlich nachhaltig zu wirtschaften. Nun ist es nach 16.45 Uhr. Die vielen Facetten und Themen bei faircheck sind spannend und machen unglaublich Spaß, und manchmal auch müde, gesteht Eva Kasper. Sie wirkt authentisch und ehrlich, wenn sie das sagt und sich für den letzten Termin des Tages ihre AirPods aufsetzt. Sie wollen in die faircheck-DNA eintauchen. Schauen Sie sich unsere neuesten Videos auf youtube@myfaircheck an.
„Veränderung als Chance zu begreifen ist eine von Evas großen Stärken.“
„Die Themen und Charaktere bei faircheck sind vielfältig und bunt.“
Ein Tag mit Eva Kasper und Team im faircheck-Headquarter.
Experten rund um den Globus sind sich einig, dass das Konzept der Kreislaufwirtschaft eines der wirkungsvollsten Methoden und Werkzeuge für die nachhaltige Transformation unseres Wirtschaftssystems ist. Die grundlegenden Zielsetzungen der Kreislaufwirtschaft sind:
• Vermeidung von Abfall, Verschmutzung und Verschwendung,
• das Im-Kreislauf-Halten von Materialien und Produkten mit höchstmöglichem Wert
• der Schutz und die aktive Regeneration von Ökosystemen und Biodiversität.
Das alles ausgehend vom Wissen, dass mindestens 80 % der Umweltauswirkungen eines Produkts (oder einer Dienstleistung) in der Design- und Produktentwicklungsphase festgelegt werden.
Wenn man diese Prinzipien der Circular Economy den aktuellen großen, globalen Herausforderungen wie Biodiversitätsverlust, Klimawandel oder knapper werdenden natürlichen Ressourcen gegenüberstellt, wird deutlich, dass die Kreislaufwirtschaft eben genau diese Themen adressiert und uns dabei helfen kann, die Probleme aktiv anzugehen um im mehrfachen Sinn sprichwörtlich "doch noch die Kurve zu kriegen“.
Unternehmen, die sich auf den Weg zu mehr Zirkularität machen wollen, sollten mit einer sogenannten Kontextanalyse
beginnen. Dabei wird das Umfeld dahingehend untersucht, welche Einflüsse von außen auf das Unternehmen wirken, bzw. wie die Aktivitäten des Unternehmens sich auf das Umfeld auswirken. Dabei sollte unbedingt der gesamte Lebenszyklus der Produkte betrachtet werden – also vom Design und der Gewinnung/Abbau der Rohstoffe, dem Transport zum Produktionsstandort, über die eigentlichen Herstellungsprozesse und die Nutzungsphase bis hin zu Wiederverwendung und möglichst vollständigem Recycling als Sekundär-Material und der Nutzung als Input für die Herstellung von neuen Produkten. In jeder dieser Phasen sind Aspekte wie Energieeffizienz, Effekte auf die Biodiversität, Wasserverbrauch,
neuartigen Substanzen (Antibiotika, Mikro- und Nano-Plastik, gentechnisch veränderte Organismen usw.), Verpackung, Transport etc. zu berücksichtigen. Nach der ersten Analysephase müssen die gesammelten Aspekte nach ihrer Wesentlichkeit bewertet werden – welche haben für die Umwelt die größte Bedeutung, welche wirken sich am stärksten auf das Unternehmen aus? Wenn auch dieser Schritt der Priorisierung gemacht ist, sollten Ziele zur Verbesserung der Zirkularitätsleistung gesteckt, konkrete Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden.
Die Ergebnisse der Umsetzung müssen dann gemessen und bewertet werden. Dazu braucht es aussagekräftige Kennzahlen und Messgrößen, die anhand der gesteckten Ziele definiert werden. Das kann beispielsweise die Anzahl der eliminierten, durch weniger schädliche oder sogar ungefährliche Substanzen ersetzten Gefahrstoffe sein, ein um x % erhöhter Anteil an Sekundärmaterial in neuen Produkten oder die Umsatzsteigerung durch Reparatur- und Serviceleistungen.
Flächenbeanspruchung (Versiegelung von Böden, aber auch die sogenannte „Landnutzungsänderung“, also z. B. landwirtschaftliche Nutzung), Freisetzung von
Mit dem Vergleich der gesteckten Ziele und den erreichten Verbesserungen und dem Setzen neuer Ziele beginnt der Verbesserungskreislauf wieder von vorne – und sollte sich immer wieder „weiterdrehen“. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Kreislaufwirtschaft ist sicher die Kommunikation: In Mitteleuropa haben wir in der Schule
„Der gesamte Lebenszyklus der Produkte muss betrachtet werden, um die Einflüsse intern und extern zu bestimmen.“
und in unserem bisherigen Berufsleben gelernt, linear zu denken. Das heißt, dass wir erst lernen und vor allem üben müssen, in Kreisläufen zu denken.
Um zirkulär zu denken (und in weiterer Folge auch so zu handeln), müssen wir auch miteinander darüber sprechen können. Dazu braucht es ein weitgehend einheitliches Verständnis und eben eine gemeinsame Sprache dafür, was Kreislaufwirtschaft ist und wie sie funktionieren kann. Wir müssen innerhalb der Organisationen abteilungsübergreifend kommunizieren und zusammenarbeiten – damit die Circular Economy realisiert werden kann, sollten Produktentwickler, Einkäufer, Ingenieure, Marketingexperten, Vertriebsmitarbeiter etc. über Kreislaufwirtschaft Bescheid wissen und entsprechend kooperieren. Diese Kooperation darf keinesfalls an den Unternehmensgrenzen aufhören, sondern muss entlang der Wertschöpfungskette weiter geführt werden, indem Lieferanten, Logistikunternehmen, Kunden, Verwertungsfirmen, Recyclingbetriebe und Käufer von Sekundärrohstoffen einbezogen werden. Dazu wiederum braucht es Kommunikation, Transparenz und gegenseitiges Vertrauen.
ßen und an die Konsumenten kommuniziert werden – immer auf Basis von belegbaren, nachvollziehbaren Zahlen, Daten und Fakten, damit die Menschen auf diese Informationen vertrauen können.
Apropos Vertrauen: Selbstverständlich dürfen und sollen die Fortschritte auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft auch nach au-
Kreislaufwirtschaft funktioniert nicht nur für die produzierende Industrie; auch im Dienstleistungsbereich werden verschiedenste Werkzeuge, Materialien, Fahrzeuge, Technologien und Energie eingesetzt, deren Zirkularität und Nachhaltigkeit sicher verbessert werden kann. Und oft können Dienstleister besonders im Bereich der Bewusstseinsbildung einen wesentlichen Beitrag leisten – bei ihren Lieferanten und Kunden und selbstverständlich auch bei den eigenen Mitarbeitern.
Was das Ganze mit Unternehmensqualität und Exzellenz zu tun hat? Sehr viel – zum Beispiel können Sie Ihren Unternehmenswert durch Kreislaufwirtschaft steigern, weil Sie durch internes und externes Recycling eventuelle Abhängigkeiten in der Lieferkette reduzieren, weil Sie durch die Anwendung zirkulärer Prinzipien aktives Risikomanagement betreiben oder Kreislaufwirtschaft als Innovationschance verstehen und nützen. Mit einer nachhaltigen und zirkulären Unternehmensstrategie werden Sie auch attraktiver für Fachkräfte, die zunehmend auf der Suche nach Purpose, also einer sinnvollen, sinnstiftenden
Aufgabe sind. Die Circular Economy bietet nicht nur auf Produktebene ungeahnte Potenziale, sondern auch für die Transformation und das Re-Think von Geschäftsmodellen. – Sei es durch die Entwicklung von Produkt-Service-Systemen, in denen der Produktnutzen bzw. das gewünschte Ergebnis im Vordergrund steht, und nicht mehr der Besitz und das physische Produkt. Oder im Bereich der Sharing Economy: ein intensiv, von mehreren Menschen genutztes Produkt ist nachhaltiger als ein neu produziertes. Selbstverständlich sind auch Reuse, Refurbishing oder Remanufacturing von Produkten und Geschäftsmodelle rund um Sekundärmaterialien zusätzliche Chancen.
Also – worauf warten wir noch? Let’s go circular now.
Autorin: DI Dr.-Ing. Birgit Gahleitner ist Produktverantwortliche bei Circular Globe und für die Quality Austria als Netzwerkpartnerin und Produktexpertin Kreislaufwirtschaft. Circular Globe fördert, bewertet und visualisiert, wie Individuen und Organisationen nachhaltige, zirkuläre Entscheidungen treffen.
„Gemeinsam realisieren wir die Circular Economy.“
„Der Fortschritt auf dem Weg muss kommuniziert werden.“
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie als Vorstandsvorsitzender?
Nachhaltigkeit ist etwas, was alle Menschen per se angeht und was man als Unternehmensleiter in den Fokus setzen muss. Als Vorstand bedeutet es für mich, die Verantwortung zu haben, das Thema Nachhaltigkeit als Prinzip und als wesentliches Element der Unternehmensstrategie in der ERGO zu verankern. Weil mir auch persönlich Nachhaltigkeit sehr wichtig ist, ist das Thema auf Vorstandsebene direkt bei mir zugeordnet und wird in unserer Strategieabteilung zur Umsetzung gebracht. Den strategischen Rahmen gibt zwar der Eigentümer in Deutschland vor, aber wir waren in Österreich schon etwas früher unterwegs. 2019 haben wir begonnen, uns intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, und 2020 haben wir unsere Nachhaltigkeitsvision „Fairness gegenüber zukünftigen Generationen“ bereits ins Leben gerufen. Wir haben nun schon mehr als drei Jahre lang konsequent gearbeitet und die vereinbarten Maßnahmen über die Jahre aus Produktsicht, Investmentsicht und aus der Sicht des persönlichen Verhaltens erweitert. Sie werden bei uns im Unternehmen niemanden finden, der das Thema Nachhaltigkeit überraschend, lästig oder gar unnötig findet. Wir müssen Nachhaltigkeit gemeinsam angehen, sonst werden wir als Gesellschaft nicht erfolgreich sein. Von Anfang an haben wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Botschafter des Unternehmens verstanden. Wir sind mit dem Thema interdisziplinär in alle Bereiche des Unternehmens gegangen. Es gibt Vorträge, Schulungen und viele Veranstaltungen rund um Nachhaltigkeit für alle Mitarbeitenden.
tet: „Practice what you preach“: Bei jeder Gelegenheit spreche ich möglichst über das Thema. Ich bin selbst begeisterter Radfahrer und lasse meinen Dienstwagen die meisten Tage im Jahr in der Garage. Mein Nachhaltigkeitsteam berichtet direkt an mich, und gemeinsam treiben wir viele Nachhaltigkeitsthemen kräftig voran.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur?
Nachhaltigkeit ist kein Programm, sondern hat eine starke kulturelle Dimension. Ist sie als rein strategisches Ziel implementiert, ist sie meistens zum Scheitern verurteilt. Zusätzlich zum Programmansatz Nachhaltigkeit muss man auch das Mindset der Menschen ändern und den Sinn schaffen, damit Nachhaltigkeit nicht nur als notwendiges „Reportingübel“ empfunden, sondern zur Aufgabe jedes Einzelnen wird. Da es sich um ein interdisziplinäres Thema handelt, das sich im Unternehmen nicht an einer Stelle verorten lässt, benötigt es ein hohes Buy-in. Mein Motto dazu lau-
Stichwort Datenaufbereitung für ein kohärentes Reportingsystem: Welche Chancen und Herausforderungen durch die EU-Taxonomie-Verordnung sehen Sie gerade, um noch tiefer in das Thema einzusteigen?
Ein kohärentes Reportingsystem aufzustellen, ist auch für uns eine große Herausforderung. Die vorhandenen Daten wurden in der Vergangenheit nicht in der Form gesammelt, um sie nach Nachhaltigkeitskriterien auswerten zu können. Wir haben auch unser Backend-System nicht danach gebaut. Wir müssen Daten aus den Systemen ziehen, die dafür nicht gedacht waren. Nur weil wir es wollen und gut finden, heißt es nicht, dass es einfach ist. Es braucht Workarounds, um bestimmte Ergebnisse zu bekommen, und sei es über Annahmen. Wir wissen zum Beispiel nicht, wie viele Kilometer unsere Kfz-Kunden fahren. Wir können derzeit nur statistische Durchschnittswerte annehmen und kommen aggregiert sicher zu guten Ergebnissen. Der Weg dorthin ist also nicht komplett evidenzbasiert. Wenn aber das Mindset da ist, dass wir das schaffen wollen, dann findet man auch im Team Workarounds. Dasselbe gilt bei den Produkten. Wir haben begeisterte Produktentwickler, die für das Thema brennen. Wenn Sie im Unternehmen die Begeisterung schaffen, erhalten Sie zum Beispiel auch ein Eigenheimprodukt, das nachhaltige Kriterien inhärent einbaut. Meine größte Begeisterung gilt dem Thema Nudging – dem englischen Wort für Anstupsen. Dadurch wollen wir unsere Kunden auf möglichst einfache Weise einmalig oder dauerhaft bewegen, eine nachhaltigere Verhaltensweise an den Tag zu legen. Das Herstellen des gewünschten Zustands erfolgt hier über Anreize oder Incentives. Daran arbeiten wir gerade. Ideal wäre es beispielsweise, wenn unsere Kunden zu Nachhaltigkeitspartnern würden und aufgrund
„2020 haben wir unsere Nachhaltigkeitsvision‚ Fairness gegenüber zukünftigen Generationen ins Leben gerufen.“
„Nur weil wir es wollen und gut finden, heißt es nicht, dass es einfach ist. Es braucht Workarounds, um bestimmte Ergebnisse zu bekommen.“
ihrer Eigenheimpolizze zum Beispiel eine PV-Anlage auf dem Dach installieren oder bei einer neuen Heizung auf eine Luft-Wärmepumpe umsteigen.
In der Lebensversicherung ist es etwas einfacher. Nachhaltigkeit ist bei der Veranlagung bzw. bei der Vorsorge nicht mehr wegzudenken. Deshalb unterziehen wir unsere Fondsauswahl vierteljährlich einem transparenten und konsequenten Qualitätssicherungsprozess. Wir lassen die angebotenen Fonds über die Rating-Agentur Morningstar bewerten und kennzeichnen sie darüber hinaus noch mit unserem ERGO Responsibility Rating, welches Nachhaltigkeitsgesichtspunkte heranzieht. So wissen unsere Kunden bezüglich
der nachhaltigen Wirkung unserer Fonds sofort Bescheid. So ist auch eine 100%ige Veranlagung in nachhaltigen Fonds ist möglich.
In der Schaden- und Unfallversicherung sind wir Vorreiter auf dem österreichischen Markt durch unser Konzept “Remote, Repair, Recycle und Reuse” in der Leistung. Remote bedeutet Schadenbesichtigung per Video. Wird ein Gutachter benötigt, dann ist auch eine Videobesichtigung möglich, was viele Ressourcen spart. Im KFZ-Bereich wird Repair sehr unterschätzt, weil nicht alles neu produziert werden muss. Recycle bedeutet, dass Abfall nach Möglichkeit wieder der Kreislaufwirtschaft zugeführt wird. Das schaffen wir beispielsweise über Werkstatt-Routing, über die
Dr. Philipp Wassenberg, Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherung AG mit Sitz in Wien, gibt Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Chancen durch die EU-Taxonomie und zeigt, welch wichtige Bedeutung der kulturellen Dimension in diesem Zusammenhang zukommt.
Sensibilisierung unserer Partner im Werkstattbereich und über die Zertifizierung von Gebrauchtteilen statt Neuteilen. Der Impact, der hier entscheidend ist, berechnet sich nicht nur aufgrund der eingesparten Produktion eines neuen Ersatzteils wie beispielsweise einer Windschutzscheibe, sondern auch durch deren Transport. Partnerschaften, wie beispielsweise mit Carglass, sind für unsere Kunden zudem wesentlich preiswerter. Viele Kunden nehmen das sehr positiv wahr. Nudging kommt auch hier zum Einsatz. Selbstbehalte fallen weg oder sind dramatisch niedriger, wenn die Kunden reparieren lassen, statt zu tauschen.
Im Kundenkontakt unterstützt uns die Digitalisierung sehr. So forcieren wir seit einiger Zeit die digitale Schadenbesichtigung. Für KFZ-Schäden wurde eine Clearingstelle eingerichtet, wo anhand der vorliegenden Informationen und Unterlagen entschieden wird, ob die Begutachtung rein digital erfolgen kann, oder ob ein Sachverständiger eine Besichtigung durchführt. Im Falle der digitalen Erledigung bringt das unseren Kunden eine schnelle Schadenabwicklung und spart CO2, weil keine Anfahrt erforderlich ist. Ähnliches bieten wir mit unserem Partner faircheck über VEX (Videoexpertise) auch im Bereich von Sachschäden an, was die Schadenerledigung ebenso enorm beschleunigt.
Daneben haben wir unseren größten Sachversicherungspartner mittels digitaler Schnittstelle an unsere internen Schadensysteme angebunden. Beauftragungen erfolgen somit digital ohne Medienbrüche und gleichzeitig werden wichtige Informationen, wie z.B. der vereinbarte Besichtigungstermin, rückübermittelt.
Digital verbunden haben wir uns auch mit vielen Werkstattpartnern. Unsere Kunden können dadurch bereits im Zuge der Online-Schadenmeldung eine Partnerwerkstatt wählen und dann einen zeitnahen Termin vereinbaren. Über das Schadentracking werden unsere Kunden laufend informiert, welche Schritte gerade anstehen. Transparenz in der Kommunikation sorgt für höhere Kundenzufriedenheit.
All diese Beispiele zeigen, dass bei ERGO Digitalisierung, Kundenzufriedenheit und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen immer Hand in Hand gehen.
Was heißt das für die konkrete Datenaufbereitung im Schadenbereich?
In vielerlei Hinsicht sind wir uns noch nicht im Klaren, wie die Ersparnis auf der Schadenseite gerechnet werden kann. Es ist schwierig für uns zu erheben, wie viele Emissionen die gesamte Produktion inklusive Transport einer neuen Windschutzscheibe wirklich verursacht. Wir können auch hier nur mit Annahmen rechnen. Wir wissen auch nicht ganz genau, wie viele Reparaturen ein Tausch spart. Da bräuchte es Feldversuche. Was wir wissen: Der Unterschied zwischen reparierter und getauschter Scheibe muss dramatisch sein. Dasselbe gilt für ein gebrauchtes und zertifiziertes gegenüber einem neu produzierten Ersatzteil. Auch hier arbeiten wir noch dran. Im Zuge des Reportings müssen wir uns auf der Seite der Produkte überlegen, welche Maßnahmen rund um die Produkte überhaupt die Fähigkeit haben, die definierten Klimaziele der EU-Taxonomie zu unterstützen.
Die EU-Taxonomie definiert die Begriffe Eligibility und Alignment. Wie viel Prozent der Produkte sind fähig, einen nachhaltigen Beitrag zu leisten? Wie viel Prozent haben tatsächlich einen positiven Impact bzw. CO2-Effekt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für irgendeinen Versicherer nicht schwierig ist. Was wir keinesfalls wollen, ist Greenwashing. Dennoch ist es unser Ziel, eine möglichst hohe Alignment-Quote zu berichten, weil es noch zu wenig klare Richtlinien gibt bzw. diese erst ausjudiziert werden müssen.
Ihre kritische Anmerkung zur EU-Taxonomie?
Es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. Wirtschaftliche Tätigkeiten werden nicht mehr nur nach Top-Line und Bottom-Line sowie Return on Investment (ROI) gemessen, sondern der Nachhaltigkeit wird ein eigenes Bemessungskriterium gegeben.
Ob die Vorgaben tatsächlich einen Mehrwert für den Klimawandel bringen, wird sich zeigen. Das ist noch offen. Die größte Gefahr hängt wohl wieder mit dem Mindset zusammen: Einige Versicherer meinen, dass sie zwar berichten, aber am Ende des Tages ihre Kunden allein entscheiden lassen, was sie wollen. Da sind wir bei der ERGO anderer Meinung. Wir tragen als Organisation eine gesellschafts- und klimapolitische Verantwortung, und das
„Nudging kommt zum Einsatz: Selbstbehalte fallen weg oder sind geringer, wenn die Kunden reparieren statt tauschen.“
Gorth,
Weil vieles noch unklar ist, haben wir für Sie ein Taxonomie-Bingo erstellt. Mit Begriffen, die Ihnen in nächster Zeit garantiert öfters zu Ohren kommen werden. Wir laden Sie ein, bei Gelegenheit mitzuspielen, den Stift zu zücken und Kreuze zu machen.
Zu unserem Glossar finden Sie mit diesem QR-Code oder direkt über
fairmedia special www.faircheck.at/eutaxonomie_glossar
bedeutet, unseren Kunden auch zu helfen, das Richtige zu tun. Wir beziehen unsere Kunden über digitale Schnittstellen in den Dialog ein. Wie können wir gemeinsam an mehr Nachhaltigkeit arbeiten? Da ist die Versicherungswirtschaft derzeit noch nicht im Konsens.
Worauf achten Sie bei der Auswahl der Dienstleister im Sinne der EU-Taxonomie?
Es gibt bei uns in diesem Zusammenhang keine Diskussion im Vorstand mehr, wo wir nicht den Nachhaltigkeits-Impact der Dienstleister bewerten. Als wir uns für neue Standorte unserer Server entschieden haben, war der Impact ein wesentliches Kriterium für uns. Wie können wir unseren Stromverbrauch in Abhängigkeit vom Anbieter verringern? Bei der Auswahl unserer Partner für Reparatur-, Serviceund Gutachterleistungen gehen wir ähnlich vor, indem wir uns die Frage stellen, wie wir gemeinsam den ökologischen Fußabdruck geringer ausfallen lassen können. Bei der ERGO gibt es tatsächlich keinen Bereich mehr, wo wir Nachhaltigkeit nicht mitdenken.
Dr. Philipp Wassenberg ist promovierter Jurist und war bei Rückversicherungsgesellschaften in Deutschland und Kanada tätig, bevor er den Vorstandsvorsitz der ERGO Versicherung AG in Wien übernommen hat.
Im Gespräch mit Börsianer Josef Obergantschnig über Herausforderungen und Chancen der EU-Taxonomie-Verordnung in der Versicherungsbranche und wo sich die Themen Reichtum und Nachhaltigkeit treffen.
Wir haben Verantwortung für das, was wir tun und das, was wir nicht tun.“ Ein zentrales Zitat von Ihnen, das im Kontext Nachhaltigkeit und EU-Taxonomie-Verordnung eine wichtige Rolle spielt.
Was bedeutet der Begriff Nachhaltigkeit für Sie?
In meiner subjektiven Definition hat es immer mit dem Faktor Zeit zu tun. Meine Eltern waren Familienunternehmer und ihr Ziel war es, so zu wirtschaften, dass auch noch die nächste Generation das Unternehmen weiterführen kann. Für mich ist diese Definition einfach der Inbegriff von Nachhaltigkeit, wo die soziale, ökologische und ökonomische Komponente miteinfließt. Im Kern geht es darum, das eigene Handeln so auszurichten, dass es zukunftsträchtig ist und langfristig Bestand hat. Die EU-Taxonomie-Verordnung ist in diesem Sinn spannend, weil man hier den Fokus auf das umweltspezifische Thema gelegt hat und hier versucht, die Finanzströme in eine Richtung zu lenken.
Persönlich ist für mich das Nachhaltigkeitsthema viel breiter. Es ist Fluch und Segen zugleich, dass Nachhaltigkeit für jeden etwas anderes bedeutet. Als Gemeinschaft sich ein Regulativ zu überlegen, das Nachhaltigkeit definiert, finde ich wichtig. In Österreich gibt es u.a. ein Umweltzeichen, das von einem Ministerium vergeben wird. Die Einstufungskriterien, welches Investment nachhaltig ist, ist von der EU-Taxonomie-Verordnung verschieden. Es gibt also Unterschiede, mit denen sich Asset Manager in Organisationen auseinandersetzen. Als Dienstleister in der Finanzbranche bin ich im Jahr 2011 das erste Mal mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung gekommen. Es ist ein Riesenthema. Die politischen Entscheidungsträger wollen alles tun, um den Klimawandel aufzuhalten. Deswegen gibt es einen Aktionsplan und die EU-Taxonomie-Verordnung.
Wie hoch sehen Sie bei der aktuellen EU-Taxonomie-Verordnung das Risiko von Greenwashing?
Laut EU-Richtlinie gibt es unterschiedliche Klassifizierungen von Investmentfonds. Es gibt jene Fonds mit – also Art. 8 und Art. 9 Fonds - und jene ohne Nachhaltigkeitskriterien. In den ersten Monaten haben einige große Anbieter ihre Produkte heruntergestuft, weil die Rechtsunsicherheit bei den Definitionen von Begriffen
einfach zu hoch ist. So wird Greenwashing vermieden. Als ehemaliger Fondsmanager ist es für mich eine einfache Analyse. Wenn ich 1.000 Titel im investierbaren Universum habe, schaue ich mir an, wie viele aufgrund der Nachhaltigkeitskriterien rausgekürzt werden. Werden nur 10 Titel rausgekürzt, ist der Faktor Greenwashing hoch. Mit den Kriterien des österreichischen Umweltzeichens schließe ich von vorneherein zumindest 50 % des Universums aus und kann also davon ausgehen, dass ich eher sehr strenge Auswahlkriterien vor mir habe. Man muss klar sagen, dass nicht jede Assetklasse* gleich bewertet werden kann und es auch vom jeweiligen Land, wo der Titel aufgelegt wurde, abhängt. Schwellenländer beispielsweise sind mit dem Thema Nachhaltigkeit noch nicht so weit.
dann kann man den Kunden viel leichter ins Boot holen und dann im Sinne der Versicherung die ökonomische Komponente miteinbeziehen. Jeder Entscheidungsträger sollte die Möglichkeiten sehen, die das Thema mit sich bringt.
Mit Ihrem Unternehmen beraten Sie Organisationen rund um die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien. Wo sind gerade in der Versicherungsbranche Ihrer Meinung nach die wichtigsten Hebel?
Es gibt drei Wirkungskreise, wo eine Organisation Einfluss nehmen kann. Zum einen das Versicherungsunternehmen selbst. Hier kann man im Bereich Mitarbeiterführung bzw. dem Wohlbefinden und Goodies für die Organisation steuern.
Die zweite Ebene ist die Produktebene: Ökonomisch sinnvoll die Gelder, die einem anvertraut sind im Sinne des Nachhaltigkeitsgedanken zu veranlagen. Die dritte Ebene ist der Wirkungskreis nach außen: Hier geht es darum, am öffentlichen Mindset zu arbeiten und zu versuchen, mit diesem Trend in eine positive Richtung zu wirken.
Und die Herausforderungen?
Wie lernen wir in der Versicherungsbranche mehr Verantwortung zu übernehmen?
Für mich ist klar: Professionelles Asset Management und Nachhaltigkeit schließen sich nicht aus. Klar ist aber auch, dass man nicht alle Assetklassen gleich behandeln kann. In der Versicherungsbranche ist es teilweise so, dass das Thema Nachhaltigkeit negativ behaftet ist, weil der EU-Aktionsplan und die bürokratischen Anforderungen die Unternehmen vor sehr große Herausforderungen gestellt hat. Es hat eine sehr emotionale Komponente bekommen. Neben den klassischen Produkten gibt es Zusatzfeatures. Im Sinne der ökonomischen Nachhaltigkeit ist das Potenzial gegeben, dass man sich so positionieren kann und den Kunden von der emotionalen Seite und der Produktseite her gut abholen kann. Jeder hat eine Meinung zum Thema Nachhaltigkeit. Man kann den Kunden sehr gut ins Boot holen. Wir haben im DACH-Raum zuletzt tausende Finanzberater unterstützt, ihr Know-how im Bereich Nachhaltigkeit auf- und auszubauen. Wenn man das Know-how hat,
Große Herausforderung sind die Datenkosten und die Datenqualität. Je nachdem, welcher Datenanbieter gewählt wird, unterscheidet sich die Güte der Nachhaltigkeit. Es gibt Analysten, die eher positiv sind und welche die negativ besetzt sind. Ähnlich ist es im Nachhaltigkeitsbereich, wo es sehr große Diskrepanzen und damit verbundene Datenkosten gibt. Kleinere Versicherungseinheiten sind sehr stark gefordert. 2010 bis 2020 war ich CIO einer Kapitalanlagegesellschaft. Die Datenkosten haben sich in dieser Zeitspanne vervielfacht. Diese können nicht 1:1 an den Konsumenten weitertransferiert werden.
Sie beraten heute Unternehmen bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und bei der Umsetzung der Taxonomie- & Offenlegungsverordnung. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Umsetzung? Ergeben sich dadurch besondere Chancen?
Aus meiner Sicht wurde viel zu spitz reglementiert. Nur 3 % bis 5 % des europäischen Wirtschaftskreises ist EU-Taxonnomiekonform, d. h. über 90 % unserer
„Mit dem Thema Nachhaltigkeit kann man den Kunden sehr gut ins Boot holen.“
Das aktuelle Buch „Von Null auf Reich“ widmet sich Basics und Taktiken, um an der Börse fit zu werden und sein Vermögen zu halten und zu vermehren.
Wirtschaftstätigkeiten sind nicht in der Taxonomie-Verordnung enthalten. Eine Studie, die wir kürzlich veröffentlicht haben, legt dar, dass wenige Fonds überhaupt einen Anteil an Unternehmen haben, die in die EU-Taxonomie-Verordnung fallen. Wenige Fonds verzeichnen einen Anteil von 15 – 20 %. Nischenfonds kommen vielleicht auf 30 %. Das investierbare Universum wird so massiv verkleinert. Es ist eine sehr gut gemeinte Verordnung mit einer Vielzahl an Gesetzestexten. Es wurden laut Expertenschätzung rund 25.000 A4-Seiten geschrieben. In den USA wurde eine ähnliche Verordnung auf 250 Seiten untergebracht. Das stellt vor Herausforderungen.
Das World Economic Forum (WEF) sieht Klimawandel als die größte Herausforderung. Erstmals wurde ein Umweltthema 2011 als eines der Top-Risiken angeführt. Es geht immer um das Risiko. Was kostet es mich und wie wahrscheinlich ist der Eintritt. In meiner Kindheit war der Atomkrieg ein medienwirksames Szenario. Dieser hat einen sehr großen Impact, aber die Eintrittswahrscheinlichkeit ist eher gering.
Die Folgen des Klimawandels haben einen höheren Impact und eine viel größere Eintrittswahrscheinlichkeit. Die Aktivitäten, die wir heute setzen, zeigen erst nach 10 bis 15 Jahren Wirkung. Ein erster Wurf ist hier gelungen, der nachgeschärft und sukzessive angepasst werden muss.
Sie sind Buchautor und haben 2023 das Buch „Von Null auf Reich“ veröffentlicht. Wo sind die Parallelen zur Nachhaltigkeit?
Eine Parallele ist der Faktor Zeit. Du musst heute Entscheidungen treffen, damit du irgendwann in Zukunft etwas ernten kannst. Das beste Beispiel ist der norwegische Pensionsfonds, den es seit den 90er Jahren gibt. Er ist der größte Staatsfonds der Welt, 1.000 Milliarden Euro schwer. Die Erdöleinnahmen von Norwegen werden dort auf Generationen von Norwegern verteilt. Im Sinne der Nachhaltigkeit zeigt er, wie durch die Fristigkeit von Generationen bewusst Risiken eingegangen werden. Die Aktienquote liegt bei 70 %, was natürlich in jüngster Vergangenheit zu extremen Verlusten geführt hat. Im Laufe der Zeit zahlt sich das Risiko aus. Im Sinne der Nachhaltigkeit bedeutet das, dass nicht kurzfristige Entscheidungen getroffen werden, sondern eine Strategie konsequent und über einen möglichst langen Zeitraum durchgezogen wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es wichtig, das Thema Risiko bewusst anzugehen und zu hinterfragen, was im schlimmsten Fall passieren kann. Halte ich das dann auch aus? Der norwegische Pensionsfonds ist der Inbegriff dessen, wie nachhaltig veranlagt wird.
Stichwort Ökonomische Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie im Sinne der Nachhaltigkeit verändern?
Aus meiner Sicht muss man das Thema viel breiter denken. Eine Versicherung ist per se schon nachhaltig. In Österreich gibt es genug Versicherungen, die eine mehr als hundertjährige Historie haben. So ist die Versicherung der Inbegriff einer nachhaltigen Organisation. Nachhaltigkeit und die ökonomische Komponente dürfen in diesem Sinne im Einklang gesehen werden. Die EU-Taxonomie ist aktuell noch sehr
stark auf den Umweltbereich fokussiert. Mein Wunsch wäre es, mehr in die Breite zu gehen und auch andere Aspekte wie z.B. soziale Faktoren mit zu berücksichtigen. Dadurch hat man auch einen größeren Gestaltungsspielraum. Und ich bin der festen Überzeugung, dass sich dieser auch positiv auf die ökonomische Komponente auswirkt.
Dr. Josef Obergantschnig ist u.a. Unternehmer, Börsianer, Autor und hat Ende der 1990er seinen ersten Job im Finanzbereich angetreten. Seitdem hat ihn die Börse in den Bann gezogen. Als Fondsmanager hat er gelernt, wie man Geld vermehrt. Als Chief Investment Officer eines Asset Managers war er von 2010 bis 2020 für mehrere Milliarden Euro an Geldern mitverantwortlich. Das erlangte Wissen gibt er in Keynotes, Büchern, die Online-Schulungs-Plattform ecobono und als Vortragender an FH, Uni und anderen Bildungseinrichtungen weiter.
Josef Obergantschnig ist Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit und grüne Veranlagungen. Details unter ecobono.com und obergantschnig.at
Maßnahme
faircheck bietet eine jährliche Konferenz zur Weiterbildung und zum Austausch für alle Mitarbeiter an.
faircheck arbeitet seit jeher als papierloses Büro, seit 10 Jahren sind wir zu 99.9 % papierlos.
Im Sinne der Nachhaltigkeit und Flexibilität für Mitarbeiter*innen bietet faircheck Homeoffice an. Das Backoffice arbeitet an 2 Tagen vor Ort im Büro in Stattegg und an drei Tagen von zu Hause aus.
Zeitraum
Vergleich
faircheck bietet mit dem VEX-Tool eine Schadenbegutachtung per Video an. Diese Methode trägt zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes durch PKW bei.
Berechnet wurde der Impact der Anreiseund Rückreise aller Backoffice- sowie Außendienst-Mitarbeiter plus die Nächtigung vor Ort.
Papierlose Schadenabwicklung zu Papierverbrauch pro Akt
Verglichen wurde die An- und Rückfahrt aller Backoffice-Mitarbeiter bei fünf Arbeitstagen im Vergleich zu 3 Tage Homeoffice.
VEX-Begutachtungen des Jahres 2022 in Gegenüberstellung zur persönlichen Anfahrt und Rückreise des Schadenexperten.
faircheck begutachtet in speziellen Fällen mit Drohnen.
Individuell je nach Schadenfall
Beispiel: Drohen-Besichtigung eines Mehrfamilien-Hauses mit Flachdach im Vergleich zu einer Standard-Begutachtung mit Steighilfe.
Keine separate Anfahrt mit Transport-LKW, keine Retournierung der Steighilfe notwendig
individuell, jedoch: 2 doppelte Wegstrecken entfallen
Reparieren statt Ersetzen, Honigbienen am Firmengelände und E-Bikes
zum Leasen – die meisten Versicherer haben inzwischen Nachhaltigkeitsmaßnahmen etabliert. Doch wie lässt sich Nachhaltigkeit messen?
Im Jahr 2019 verkündete die EU-Kommission unter der Leitung von Ursula von der Leyen den „European Green Deal“. Damit soll unter anderem das Ziel verfolgt werden, Europa bis 2050 zum ersten „klimaneutralen Kontinent“ zu machen. Da dies zahlreiche Veränderungen in der Realwirtschaft und dementsprechend hohe Investitionssummen voraussetzt, wird die Finanzwirtschaft – und somit auch die Versicherungsbranche – in die Pflicht genommen. Als große institutionelle Anleger sollen Versicherer zur Finanzierung der nachhaltigen Transformation beitragen. Um dies zu erreichen, wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche regulatorische Vorgaben auf den Weg gebracht.
Die Bandbreite an Nachhaltigkeitsaktivitäten ist groß, eine Wirkungsmessung ist jedoch oft schwierig
Die meisten Versicherungsunternehmen haben Nachhaltigkeit bereits in ihre Geschäftstätigkeiten integriert: Im Produktbereich reichen die Maßnahmen vom Prinzip „Reparieren statt Ersetzen“ über die Inkludierung technischer Geräte, wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen oder Wallboxen in die Gebäudeversicherung, bis hin zur Übernahme von Mehrkosten für energieeffizientere Varianten bei der Wiederbeschaffung defekter Hausgeräte. In der Kapitalanlage und im Underwriting wird ebenfalls zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, zum Beispiel indem für klimaschädliche Branchen, wie die Kohleindustrie, keine neuen Versicherungsverträge mehr angeboten werden.
Auch bei den unternehmensinternen Nachhaltigkeitsaktivitäten ist die Bandbreite groß: Bienenstöcke auf dem Betriebsgelände, Anreize zur emissionsarmen Fortbewegung, z.B. durch vergünstigte ÖPNV-Tickets, Bikesharing oder Leasingangebote für E-Bikes, oder die Sensibilisierung der Mitarbeitenden durch Nachhaltigkeits-Apps und -Challenges.
Um verschiedene Unternehmen oder Produkte hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsperformance vergleichen zu können, ist eine einheitliche Berichterstattung notwendig. Diese soll durch verschiedene Regularien gewährleistet werden, welche zusammen die „Sustainable Finance Strategy“ der EU bilden.
Dass die beliebtesten Maßnahmen größtenteils auf den Umweltaspekt der Nachhaltigkeit einzahlen, ist kein Zufall: Da die Themen Klima- und Umweltschutz in den vergangenen Jahren gesellschaftlich sehr präsent waren, erscheinen entsprechende Maßnahmen auch für Laien sinnvoll und nachvollziehbar. Dass Governance
„Als große institutionelle Anleger sollen Versicherer zur Finanzierung der nachhaltigen Transformation beitragen.“
und Soziales zwei weitere, ebenso relevante Nachhaltigkeitsdimensionen darstellen, ist hingegen vielen Menschen (noch) nicht bewusst.
Hinzu kommt, dass umweltbezogene Daten in Unternehmen oft vergleichsweise einfach beschafft werden können, da bereits Informationen zu Energieverbrauch und -quellen, Abfallaufkommen und Wasserverbrauch vorliegen, aus denen wiederum die Treibhausgasemissionen abgeleitet werden können. Doch am Beispiel der Erfassung der Daten zur Mitarbeitermobilität zeigen sich Herausforderungen: Zwar lassen sich Dienstreisen leicht nachvollziehen, da die Daten zu Flug- und Bahnreisen bereits im Rahmen der Buchhaltung vorhanden sind, komplizierter wird es jedoch bei der Erfassung des Pendlerverkehrs. Hier wird noch oft mit Schätzwerten oder Hochrechnungen gearbeitet, da keine genauen Angaben vorliegen. Grundsätzlich ist die Erfassung solcher Nachhaltigkeitsdaten zumindest am Anfang oft mit Mehrarbeit verbunden, da – anders als in der Finanzbuchhaltung – die Berichtsprozesse meistens noch nicht etabliert sind.
ein weiter Weg
Die bisherigen Ausführungen bezogen sich vor allem auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit. Doch wie sieht es in den Dimensionen Governance und Soziales aus? Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sieht vor, dass Unternehmen im Rahmen des Governanceaspekts über Unternehmensführung, Risikomanagement, interne Kontrolle und Geschäftspraktiken berichten. Dies umfasst zum Beispiel Informationen zur Rolle von Verwaltungs-, Geschäftsführungs- und Aufsichtsorganen hinsichtlich Nachhaltigkeit, zu Antikorruptionsmaßnahmen, zu Lobbyaktivitäten und anderem politischen Engagement sowie zu den Geschäftsbeziehungen.
Die Dimension Soziales beinhaltet Angaben zur eigenen Belegschaft, den in der Wertschöpfungskette beteiligten Personen, betroffenen Communitys sowie Verbrauchern und Endnutzern. Dazu zählen beispielsweise Informationen zur Chancengleichheit im Unternehmen (z.B. in Bezug auf Geschlechtergleichheit und faire Vergütung), zu den Arbeitsbedingungen (z.B. Arbeitssicherheit, Mitarbeiterbeteiligung, Vereinbarkeit von Beruf und Privatem) sowie zur Achtung der Menschenrechte und anderer internationaler Standards.
Analog zur EU-Taxonomie soll es künftig eine Sozialtaxonomie geben, die definiert, welche Unternehmen bzw. Investitionen als sozial gelten und so zur Lenkung der Finanzströme in sozial nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten beitragen soll. Ein Entwurf der Expertengruppe „Platform on Sustainable Finance“ wurde bereits Anfang 2022 veröffentlicht. Wann die EU-Kommission darauf re-
agieren und die Sozialtaxonomie verabschieden wird, ist jedoch zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Textes noch nicht absehbar. Sicher ist: Das Thema Regulatorik wird die Branche noch eine Weile beschäftigen, denn es wird dauern, bis sich Prozesse und Methoden zur Berichterstattung und Wirkungsmessung von Nachhaltigkeitsaktivitäten etabliert haben. Bis dahin hilft der Blick über den Tellerrand, denn der Austausch mit anderen Versicherern und Branchen bringt oftmals wichtige Erkenntnisse. Wenn die Zunahme an regulatorischen Vorgaben und die damit verbundene Mehrarbeit gelegentlich Ärger und Frust verursachen, hilft es sich die zugrunde liegenden Ziele vor Augen zu führen: Nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann die Transformation der Wirtschaft und eine Begrenzung der globalen Erwärmung gelingen. Aber auch aus ökonomischer Sicht bietet es Unternehmen zunehmend Vorteile, wenn sie sich für Nachhaltigkeit engagieren und entsprechende Maßnahmen umsetzen: Einerseits können diese langfristig zu Kosteneinsparungen führen (beispielsweise führt die Installation von Photovoltaik- und Solarthermieanlagen zu mehr Unabhängigkeit von aktuellen Energiepreisen), andererseits stellt Nachhaltigkeit gerade für junge Menschen oftmals ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl ihrer zukünftigen Arbeitgeber dar und kann Unternehmen im Wettbewerb um Nachwuchskräfte daher einen großen Vorteil bieten.
Autorin: Lisa-Marie Heimes ist Projektreferentin und Nachhaltigkeitsmanagerin bei den Versicherungsforen Leipzig.
Ihre Ansprechpartnerin: Nadine Marquardt, Telefon: +49 341 98988-224, Email: nadine.marquardt@versicherungsforen.net, www.versicherungsforen.net/presse
Die Versicherungsforen Leipzig unterstützen Unternehmen der Versicherungswirtschaft bei ihren Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Wir erforschen und analysieren neue Trends und Themen im Versicherungskontext, überführen diese in konkrete Umsetzungsprojekte und sind Anbieter von unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungsformaten. Die Versicherungsforen Leipzig sind als Unternehmen der LF Gruppe Teil ihres Innovationsökosystems. Zusammen mit den Energieforen, den Maklerforen, den Bankenforen und den Digital Impact Labs bieten sie eine einzigartige Verbindung von Branchenexpertise und Branchennetzwerk, Wissenschaft, Start-ups und Innovations-Know-how. In der LF Gruppe bündeln die Unternehmen ihre Kompetenzen und ermöglichen so Synergien sowie einen Blick über den Tellerrand. Weitere Informationen unter www.versicherungsforen.net.
Bis die Prozesse des Nachhaltigkeitsmanagements in allen Unternehmen vollständig etabliert sind, ist es noch
„Die Erfassung von Nachhaltigkeitsdaten ist am Anfang mit Mehrarbeit verbunden.“
Versicherungen in Österreich haben intensiv begonnen Konzepte im Bereich Schaden zu implementieren. Die Sparte Kfz im Bereich Haftpflicht ist dabei Vorreiter. Sachverständige von
Versicherungen schauen sich heute nicht mehr die fertige Reparatur und die Rechnung an, sondern besichtigen den Schaden, bevor Reparaturmaßnahmen gesetzt werden und geben diese im Anschluss vor. Ein nachhaltiges Vorgehen wie dieses führt bei der Helvetia Versicherungen AG zu günstigen Reparaturen bzw. zu großen Einsparungen pro Sachverständigen und Jahr. „Richten anstatt Erneuern” und “Anwenden von alternativen Reparatursystemen” ermöglichen nicht nur günstige Reparaturen, sondern auch eine enorme Einsparung an CO2“, erzählt Ferdinand Kerschenbauer. Ferdinand Kerschenbauer ist Chef-Sachverständiger Kfz bei der Helvetia Versicherungen AG und leitete, bevor er Kfz-Sachverständiger wurde, bei einem namhaften Karosseriebetrieb die Bereiche Karosserie und Lack im technischen und kalkulatorischen Bereich.
„Früher hat die Versicherungswirtschaft vieles toleriert. Bei den heutigen Stundensätzen ist das nicht mehr möglich. Wir nehmen niemandem etwas weg, aber wir haben auch nichts zu verschenken“, so Kerschenbauer.
Dank neuartiger Reparaturmethoden kann in den meisten Fällen auf einen Tausch verzichtet werden, meint der Experte: „Stand der Dinge ist das sanfte Instandsetzen. Werkzeuge und Methoden haben sich enorm weiterentwickelt.“ Diese Weiterentwicklung wird auch bei den Werkstätten eingefordert.
Im Ergebnis werden ökologische, ökonomische und soziale Vorteile für alle generiert. Der Kunde kommt in den meisten Fällen schneller zu einem reparierten Fahrzeug, weil Teile nicht aus Fernost angeliefert werden müssen und viele Arbeitsstunden anfallen. Die Reparatur ist voll von der Gewährleistung umfasst. „Die Reparaturmethoden sind etabliert, werden angewandt und sind anerkannt“, so Kerschenbauer. Für die Werkstatt selbst erhöht sich der Stellenwert des Handwerkers bzw. Reparateurs, weil dieser wieder sein Handwerk leben kann und Teile wieder reparierfähig sein müssen. CO2-Einsparungen durch Entfall von Produktion, Transport, Volllackierungen etc. können
„Werkzeuge und Methoden haben sich enorm weiterentwickelt.“
zurzeit nur geschätzt werden, sind aber im Vergleich zum Tausch enorm. Die Bestrebungen der EU im Bereich Nachhaltigkeit und das öffentliche Interesse fordern Hersteller aktuell dazu auf, Akkus, Scheinwerfer & Co wieder reparierfähig zu machen. „Wir haben bisher in einer Wegwerfgesellschaft gelebt, wo auch der Handwerker nur mehr getauscht hat, weil viele Teile nicht repariert werden durften. Die Industrie war stärker und die Politik hat versagt. Jetzt sehen wir eine Trendwende“, pointiert Kerschenbauer.
Genauso wie in Österreich wird auch in Deutschland immer mehr auf Nachhaltigkeit wert gelegt. "Reparieren statt Tauschen" wird mehr und mehr die Regel. Jürgen Henschel, Geschäftsführer des Serviceund Vertriebsnetzwerks CarVita mit Sitz in Hamburg schildert die Situation wie folgt: „Die Herausforderung liegt in einem qualifizierten Werkstattnetz mit freien oder markengebundenen Werkstätten, die Nachhaltigkeit nicht nur als Schlagwort benutzen, sondern auch im täglichen Leben leben“. Nachhaltigkeit müsse im Denken verankert werden und auch in den Köpfen von Gutachtern, damit diese in ihrem Gutachten nicht nur die einfachste Reparaturmethode berücksichtigen, sondern eben die effektivste und nachhaltigste. Im Glas-Schaden kennen wir alle das Thema Nachhaltigkeit durch den Einsatz von bewährten Reparaturmethoden die einen Steinschlag, da wo es sinnvoll ist, beseitigen. Als angenehmer Nebeneffekt spart der Versicherungsnehmer häufig einen Teil des Selbstbehaltes und reduziert künftige Prämienerhöhungen.
Nachhaltigkeit und Kostenreduzierung gehen Hand in Hand
Nachhaltigkeit hört aber nicht bei der Glasscheibe auf. Analysen haben ergeben, dass bei dem Motto „Reparieren statt Tauschen“ bis zu 28 % der Kosten gegenüber einem Tausch eingespart werden können. Jürgen Henschel ist ein guter Schritt gelungen: „Mit CarVita haben wir zusammen mit unseren Eco-System-Partner ein Nachhaltigkeitsnetzwerk aufgebaut, pflegen und erweitern dies kontinuierlich.“
Mag. Verena Mayer, Leiterin Abteilung Leistung bei HDI Versicherung AG: Der Schadenfall ist als „Moment of Truth“ einer der erfolgskritischsten Kontaktpunkte zwischen dem Versicherer und seinem Endkunden. Gelingt es, diesen Kontaktpunkt positiv zu gestalten, spiegelt sich das in der Kundenzufriedenheit wider. HDI setzt beim Thema Nachhaltigkeit vermehrt auf Sensibilisierung von Vertriebs- und Werkstattnetzpartnern sowie Endkunden. Beim Thema Reparatur statt Tausch vertrauen wir den langjährigen Erfahrungswerten unserer Sachverständigenpartner.
Im Sinne der Nachhaltigkeit spielt der Zeitaspekt eine wichtige Rolle. Bevor ein Kotflügel oder eine Fahrzeugtür geliefert und verbaut werden kann, vergehen häufig nicht nur Tage, sondern Wochen. Damit verbunden sind u.a. höhere Kosten durch Standzeiten und Mietwagen. Eine Reparatur erhöht durch die Zeitersparnis die Kundenzufriedenheit.
Schäden, wo eine Reparatur nur eingeschränkt möglich ist, sollten nicht als Paradebeispiel herangezogen werden, um im Zweifelsfall einen Tausch vorzuziehen. Ebenso ist das Argument: „Meine Leasingfirma schreibt dies vor“, in der Regel nichtzutreffend, wie tausende von Schadenfällen bereits bewiesen haben.
Daher der Aufruf von Jürgen Henschel: „Beginnen wir mit unserem Mindset. Denken und handeln wir nachhaltig.“
Einige alternative Reparatursysteme, die Arbeitskosten, Materialkosten und CO2 sparen:
• Geschraubte Blechteile reparieren
• Kunststoff-Reparatursysteme für Stoßstangen, Anbauteile uvm.
• Scheinwerfer-Reparatursysteme
• Harzsystem für Windschutzscheiben
• Zonenlackierung oder punktuelle Lackierung
• Richtige Lackstufe
• Polieren statt Lackieren
• Beilackierungen von angrenzenden Anbauteilen nach Möglichkeit vermeiden
• Sanfte Instandsetzung von Hageldellen, kleineren Parkschäden, Türkantenschläge ohne Lackbeschädigung
• Instandsetzen von Leichtmetallfelgen
• Instandsetzen von Kabelsträngen
„Reparieren statt Ersetzen“
„Durch die Reparatur können 28 % der Kosten gegenüber einem Tausch eingespart werden.“
Was nach außen hin einfach nach einer guten Sache klingt, ist in der Praxis oftmals mit komplexen Gegebenheiten und harter Arbeit verknüpft. Warum faircheck trotzdem zutiefst von diesen Projekten überzeugt ist, lesen Sie in dieser Auwahl an Highlights und Showstoppern aus unseren CSR-Projekten.
Manchmal vergeht viel Zeit, bis ein Projekt aus der Reihe "Weiterfairwertung von Wirtschaftsgütern" seinen Abschluss findet. Viel Koordinationsarbeit und Engagement aller Beteiligten ist notwendig, um am Ende des Tages soziale, ökologische und ökonomische Mehrwerte zu schaffen. Für die handelnden Personen ist
es aus dem Auftrag bzw. der Schadenmeldung heraus meist nicht erkennbar, ob ein möglicher "Weiterfairwertungsfall" vorliegt. Die zuständigen Schadenexperten müssen das besondere Mindset mitbringen und erkennen, wenn ein potenzieller Weiterfairwertungs2016 2018
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„Die zuständigen Schadenregulierer müssen erkennen, wenn eine Weiterfairwertung eingeleitet werden kann.“
fall am Tisch liegt. Bei der Besichtigung spricht nämlich der Schadenregulierer die Möglichkeit an und gibt die Information an das Backoffice weiter. Die tatsächliche Entscheidung kann erst getroffen werden, wenn der Versicherung der faircheck-Bericht vorliegt, denn diese entscheidet dann über die weitere Vorgehensweise im Schadenfall.
Ein Beispiel ist die ursprünglich für einen Neubau spezialangefertige Pergola. Diese wurde von einem Traktor angefahren und eine Stütze stark beschädigt. Was mit der Perogla geschehen sollte
Die Kreislaufwirtschaft und das Wieder- und Weiterverwerten von Gegenständen sind heutzutage in aller Munde. faircheck widmet sich diesem Thema bereits seit über zehn Jahren.
Unter dem Namen "Weiterfairwertung von Wirtschaftsgütern" wurden viele CSR-Projekte initiiert, koordiniert und umgesetzt.
bzw. ob sie repariert oder entsorgt werden sollte, war zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Eine Reparatur wurde von Firmen sofort abgelehnt. Eine Weiterverwendung mit Wertminderung kam für den Versicherungsnehmer bzw. Anspruchsteller nicht infrage.
Der zuständige Schadenregulierer Josef Steiner-Dorsch erzählt über die Fallbeurteilung und Lösungsfindung: "Eine Demontage mit einer anschließenden Entsorgung war für mich aufgrund der eher gering aussehenden Beschädigung nicht die Lösung. Funktionell lag jedoch ein Schaden vor. Die Lamellen des Daches ließen Wasser durch, geringe Verbiegungen waren ersicht-
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lich und einiges mehr. Im faircheck-Bericht wurde eine mögliche Wiederverwendung mit Beeinträchtigungen angeführt. Nach kurzer Zeit kam bereits eine positive Rückmeldung des Kfz-Haftpflichtversicherers für die Freigabe für eine Weiterfairwertung.“ Die Pergola konnte an die Sozialmärkte Linz weitervermittelt werden. Spendengeber ist die HDI Versicherungen AG.
Im Prozess der „Weiterfairwertung“ sind die geeigneten Partner essenziell. Partner, die eine gute Verwendung für die gespendeten Waren finden und auch logistisch in der Lage sind im Projekt mitzuwirken.
Eva Kasper, CEO faircheck: „Die Sozialmärkte Österreich sind ein toller Partner geworden, aber wir konnten für diverse Projekte auch andere NGOs wie Caritas, SOS Kinderdörfer, BBRZ, heidenspass und viele mehr ins Boot holen. Jeder Fall ist individuell. Es ist immer schön, wenn etwas durch den CSR- und Kreislaufwirtschaftsgedanken sinnvoll genutzt werden kann, auch, wenn es nur ein kleiner Baustein ist.“
Im vorliegenden Fall konnte SOMA Linz den Abbau der beschädigten Pergola organisieren und sie anschließend einlagern. Im Frühjahr fand sie schließlich eine neue Heimat und wurde bei einer bedürftigen Familie neu aufgestellt. Eine Freude für alle Beteiligten, insbesondere auch für den Schadenregulierer, der zu Beginn den Stein ins Rollen gebracht hat.
Ein glückliches Ende gibt es oft, aber nicht immer
Es gibt auch Fälle, wo sich keine Einigung finden lässt, auch, wenn die Versicherung bereits die Schadware zur karitativen "Weiterfairwertung" freigegeben hat. Beispielsweise war unter den Anspruchstellern ein Händler, der die Ware nicht weitergeben wollte. Seine Herangehensweise war, diese zu behalten und sie wie beim letzten Schadenfall selbst abzuverkaufen. Mittlerweile sind die Zeiten, wo Versicherer die Ware eingezogen und intern anders weiterverwertet haben, vorbei.
Die Freude, wenn alles klappt, ist immer groß, beispielsweise in dem Fall der Pergola. Die begünstigte Familie hat selbst ein Schicksal zu tragen. Eine plötzliche aufgetretene schwere Krankheit und damit einhergehende Herausforderungen machten die Weiterführung des Hausbaus nicht mehr möglich. Die Pergola konnte einen Beitrag zur Linderung der Notlage leisten. Weitere Beispiele, die uns besonders positiv in Erinnerung geblieben sind, weil sie zeitideal eingetroffen sind und viel Dank bei den Empfängern ausgelöst haben: Pferdedecken für die Caritas Hippotherapie, wo es für jede Pferdegröße Decken gab, Schultaschen vor Schulbeginn sowie Medizinprodukte zu Beginn der Ukrainekrise für die Sozialmärkte Österreich. Jede erfolgreiche "Weiterfairwertung" trägt zu einem Stück am Weg von Corporate Social Responsibility bei.
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#movedays2023: 39.000
Punkte für den guten Zweck
„Im Prozess der ‚Weiterfairwertung‘ sind die sozialen Institutionen essenziell. Partner, die eine gute Verwendung für die gespendete Ware finden.“
Geschäftsführer von Re-Use Austria (vormals RepaNet): „Reparatur und Wiederverwendung bilden die Königsdisziplin konsequenter Kreislaufwirtschaft, welche mit einer radikalen Senkung unseres Ressourcenverbrauchs einhergeht. Dies ist als zentrales Ziel in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie verankert. 2022 wurden von österreichischen Reparaturbetrieben durch 1,6 Mio. Reparaturen etwa 223.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart. Von Reuse-Betrieben wurden über 34.000 Tonnen Produkte in die Wiederverwendung gebracht. Dabei wird Online-Handel immer wichtiger: Mit über 20 Betrieben aus unserem Netzwerk hat Reuse Austria WIDADO, den neuen sozialen Second-Hand-Online-Shop, gelauncht. Nun braucht es dringend wirksame Förderschienen im Bereich Re-Use und Gebrauchtwaren, die diese positiven Entwicklungen unterstützen und weiter vorantreiben.“
MODUS-BBRZ Reha Region Süd, Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ Reha): Seit 2010 ist die Firma „faircheck“ Kooperationspartner der Maßnahme „MODUS“ des BBRZ-Graz. Im Rahmen des Arbeitstrainings werden gebrauchte Computersysteme wieder instandgesetzt und den Kunden des BBRZ-Graz zur weiteren Nutzung angeboten. Hierbei geht es einerseits um eine aktive Reduzierung des Elektronikmülls aber auch darum, Kunden der beruflichen Rehabilitation mit funktionierenden Geräten auszustatten, die mittlerweile ein unerlässliches Tool für Stellensuche, Bewerbung und gesellschaftliche Partizipation geworden sind. Dabei werden unter Anleitung zum Teil völlig neue Erfahrungen gesammelt. Das bringt Erfolgserlebnisse, die bei unseren Kunden für sehr wichtige Impulse sorgen. Der Umstand, dass es mittlerweile Firmen gibt, die sich der kommerziellen Instandsetzung gebrauchter Computersysteme widmen zeigt, dass die Idee des „Sozial-PC“ weiterhin den Finger am Puls der Zeit hat.
Geschätsführerin von heidenspass: verfügt über eine langjährige Expertise im Upcycling, besonders im Bereich B2B. Aus allem, was unsere Kunden in ihren Lagern finden noch etwas Sinnvolles gestalten, Produkte mit Esprit und Funktion: Das alles wollen wir mit unserem Upcycling unter einen Hut bringen!
Sehr oft gelingen schöne Kooperationen: Wenn die Planen eines Baseketball Events (3x3) in einem Jugendzentrum die Wände als Schallschutzpanele zieren oder nicht mehr verkäufliche Jeans von Kastner und Öhlers „Infected“ von uns zu einer Special Edition aus kreativen Einzelstücken umgearbeitet werden. Upcycling ist – wenn es wirklich ernst genommen wird – eine sehr komplexe Sache. Nicht immer steht am Ende des Prozesses ein umsetzbares Produkt, mitunter endet eine Kooperation im Prototyping oder Ideen müssen mehrfach umgearbeitet werden. Gelingt eine Kooperation, dann haben die Unternehmen ein sinnvolles Produkt mit „unternehmenseigener DNA“ erhalten – eine wunderbare Sache!
Mitbegründer und Obmann des 1. Sozialmarktes in Linz und Präsident von SOMA Österreich & Partner erzählt: Vor 24 Jahren öffnete in Linz der erste Sozialmarkt Österreichs seine Pforten. Einerseits, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken und andererseits, um Menschen, die durch ein zu geringes Einkommen die Lebenserhaltungskosten nicht allein tragen können, zu helfen. Diese Problematik besteht leider noch immer und das „Bewährte Konzept SOMA – Lebensmittel retten, diese verteilen und so Mitmenschen mit zu geringem Einkommen helfen den Alltag zu bewältigen – findet sich nun, 2023 in jedem Bundesland Österreichs wieder. Die fair check Schadenservice GmbH kooperiert seit vielen Jahren mit dem Dachverband SOMA Österreich & Partner und konnte schon in vielen Fällen mit Sachzuwendungen wie Textilien, Medikamente und Hygieneartikel, Sanitätsmaterial, einem Designersofa und zuletzt sogar mit einer Pergola die Arbeit des Vereins unterstützen.
Mai Juli
fairpflanzen: faircheckBalkon erhält
Grünstich
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Enterprize Award
KONfairENZ mit Themencafé
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Juni
Einreichung SDG Award
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August
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Several factors ranging from the human population explosion, deforestation, and land degradation, overfishing and pollution of the oceans, resource extraction, and a greenhouse gas (GHG) emissions-intensive global economy have significant and detrimental impacts to the Earth and its natural ecosystems (Braje & Erlandson, 2014; European Commission, 2015; United Nations Environment Programme, 2021). At the same time, insatiable consumption patterns are traditionally supported by a cradle-to-grave, or take-make-waste linear economy, with enormous environmental impacts, social injustice, and economic inequity (Korhonen et al., 2017; Novkovic, 2018; Raworth, 2017).
There is no doubt that climate change is impacting humanity and our world, and that climate change is on track to be further exacerbated by this linear economy, which produces billions of tonnes of greenhouse gas emissions every single year. As an industry, insurers are increasingly concerned about climate change as the increased severity and frequency of weather events is resul-
ting in serious problems with affordability and availability of insurance coverage, challenges that are poised to worsen. For Co-operators Group Limited, located in Canada, climate change is viewed as a direct threat to their purpose of ‘financial security for Canadians and our communities’. The Chief Risk Officers (CRO) Forum in their position paper on Insurability and
Resilience in a Changing Climate states: “Insurability concerns will also grow. For insurers to exist there must be an insurance need at an affordable price. Seeking to maintain insurability, where possible, to support adaptation and to build increased resilience will not only be vital for society but also to the long-term role for insurance within society.” (CRO Forum, 2019). There
is no doubt the insurance gap is growing. Co-operators has been formally integrating and embedding sustainability and climate change considerations since 2008. It has committed to acting as a business, an investor, and a co-operative to mitigate climate risk and help build climate resilience in Canada. This is reflected in its company vision to be a catalyst for a resilient and sustainable society. Operationally, it is carbon neutral and has set targets to be net zero in its operations and investments by 2040 and 2050, respectively. Co-operators has invested close to 25% of its total invested assets (over $2.69 billion CAD) in impact investments that fund climate solutions. Co-operators designed and implemented Canada’s first and only product to provide flood insurance for all risk levels, including those households susceptible to storm surge.
Yet, as an insurer, the company is committed to going further. Through research into its property claims handling processes, Co-operators found that it disposes of 116,000 tonnes of waste annually into
„There is no doubt the insurance gap is growing.“
the landfill and repairs or replaces with the same materials or products that were thrown into the landfill. Thereby, not enabling customers to build back with resiliency or sustainability in mind. Co-operators core insurance products do not pay for repairs and replacements with sustainable or resilient materials in the event of a loss because it costs 15 to 25% more for these upgrades. In this way, Co-operators discovered that its products and claims services were contributing to a linear economy and increasing greenhouse gas emissions. There was opportunity to do better. It’s often stated that what gets measured, gets managed. After better understanding its impact from a claims and product perspective, Co-operators set out to connect with insurers in Europe and South America to find different insurance products and ser-
cost is often prohibitive. With this in mind, rather than returning their cost-savings into the profit line of their balance sheet, the loss cost savings are being reinvested to fund increased climate-resilient insurance coverage and enabling customers to build back better with sustainable or resilient materials and products.
This action then becomes a compelling story for customers and a competitive advantage for Co-operators in the Canadian marketplace. This circular insurance is a natural alignment with the co-operative identity and values of Co-operators and its vision to be a catalyst for sustainable development. The next innovation is searching for ways to equip customers to engage in loss prevention and risk mitigation.
In fact, an enterprise Resiliency and Sustainability Program – which crosses functional areas of home product, auto product, enterprise innovation, and national claims – is now dedicated to imaging a future that is different, where Co-operators is further embedding sustainability and resiliency into its core business strategy.
• Consumers are interested and their voice matters. Research their voice to understand their needs, priorities, and barriers as you work to solve this complex problem and design solutions.
• Partnerships, collaboration, and advocacy is needed to bring about ecosystem change. This is not one problem but a community of problems that requires partnerships and networking with an ecosystem approach.
• Executive and board sponsorship is essential for success. Yet, one voice can make a difference with the right research and business case.
We encourage you to research, to seek innovation, to seek partnerships, and to put skin in the game. The world needs to change. Our industry needs to change. We can make a difference with this compelling story, and we must tell it.
vices that better align with its vision of a sustainable and resilient future. Co-operators has since implemented two sustainable claims methods on property claims – drying in place and cleaning of soft contents – that reduce loss costs, reduce waste to landfill, and reduce greenhouse gas emissions. In fact, with these sustainable methods, it is anticipated to save $11 Million Euros to $16 Million Euros annually and a reduction of approximately 1200 MTCO2e in carbon emissions annually. The positive climate impact is equivalent to reducing the greenhouse gas emissions from charging 155 million cell phones for 1 year. At the same time, Co-operators conducted market research that showed its customers are also interested in acting for sustainability and resilience, but that the financial
In your own marketplace, the solutions might be different. However, with its journey, Co-operators shares six key insights and learnings to creating and imaging business models for a sustainable future:
• Research outside your own company and marketplace is essential. Traditional insurance solutions and thinking is not the answer to solve these problems. Research and innovation are key.
• Proven business case does exist for sustainability and resiliency within insurance. Many think it is more expense. This is not necessarily the truth. There are strategies that can deliver financial, social, and environmental goal, that provide a competitive advantage to an insurance company.
• Cross functional teams are necessary to design solutions that is viable for the long term. Too often, people work in silos at insurance companies.
Author: Karen
Flamand is an Associate Vice President within National Insurance Claims Operations and the Initiative Lead for the Resiliency and Sustainability Program at Co-operators Group Limited. After many years responding to catastrophic weather events, Karen recognized the need for the industry to do better to help people avoid loss and manage climate risk. In her own words: “We need to have conscious accountability to ensure humanity is on the right path. I’ve shifted from being unconscious about my role in insurance to proactively thinking about how to help future generations be resilient and sustainable – to become a conscious business leader."
Get in touch:
Karen_flamand@cooperators.ca
Without question, we are living amidst a climate crisis that increasingly impacts communities and organizations around the world. As average global temperatures continue to rise, disruptions to atmospheric and ocean currents and precipitation patterns are causing greater volatility and reducing the livability of many regions.
„The next innovation is searching for ways to equip customers to engage in loss prevention and risk mitigation.“
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