TIN PAN ALI Textbuch

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Textbuch (dt.)

ALI BABA UND EIN HAUFEN GANGSTER Musical in zwei Akten

Buch und Gesangstexte von

JEREMY JAMES TAYLOR Musik von

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DAVID NIELD

Deutsche Fassung von STEPHAN KOPF, ZELMA und MICHAEL MILLARD

Bühnenvertrieb:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden ----------------------------------------------------------------e-mail: post@musikundbuehne.de Internet: www.musikundbuehne.de rev. 09/22


Alle Rechte vorbehalten. Hierzu zählen insbesondere das Recht der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und sonstige Medien, der mechanischen Vervielfältigung und der Vertonung (Neuvertonung), die Verwendung zu Bühnenzwecken, Vorlesungen und Aufführungen, gleich ob von Amateur- oder Profibühnen sowie anderen Interessenten.

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Text, Komposition sowie Text- und Musikmaterial des Bühnenwerks werden Bühnen / Veranstaltern ausschließlich für Zwecke der Aufführung nach Maßgabe des jeweiligen Aufführungsvertrags zur Verfügung gestellt. Jede darüber hinausgehende Verwertung von Text und /oder Musikmaterial des Bühnenwerks bedarf der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für dessen Vervielfältigung, Verbreitung, elektronische Verarbeitung, Übermittlung an Dritte und Speicherung über die Laufzeit des Aufführungsvertrags hinaus. Die vorstehenden Sätze gelten entsprechend, wenn Bühnen / Veranstaltern der Text oder das Musikmaterial des Bühnenwerks ohne vorherigen Abschluss eines Aufführungsvertrages zur Ansicht zur Verfügung gestellt wird. Weitere Einzelheiten richten sich nach den zwischen Bühnen / Veranstaltern und Verlag getroffenen Vereinbarungen. Dieser Text und die damit verbundene Komposition gilt bis zum Tag der Uraufführung / deutschsprachigen Erstaufführung / bis zur Erstübersetzung / der Neuübersetzung als nicht veröffentlicht im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Es ist nicht gestattet, vor diesem Zeitpunkt das Werk oder einzelne Teile daraus zu beschreiben oder seinen Inhalt in sonstiger Weise öffentlich mitzuteilen oder sich öffentlich mit ihm auseinanderzusetzen. Nicht vom Verlag genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Dieses Material darf weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden.

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Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Manuskript umgehend zurückzusenden an:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

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TIN PAN ALI - ALI BABA UND EIN HAUFEN GANGSTER Inhaltsverzeichnis - Textbuch ERSTER AKT Musik unter Dialog - Ali Baba Doupa

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Wir sind Caroonis Jungs

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Jetzt kann’s losgeh’n

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Wir sind Caroonis Jungs - Reprise

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Was mach’ ich nun

20

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Szenenwechsel - Musik unter Dialog

20

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Chicagos schönste Frau bin ich

26

[8]

Das Wichtigste bist doch nur du

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[9]

Szenenwechsel - Musik unter Dialog

33

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Sesame, Sesame

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[11]

Wiederauftritt der Diebe

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[12]

Verfolgungsjagd

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[13]

Oh, yeah!

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[14]

Der Müllmann-Rag

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ZWEITER AKT

Opening II. Akt und „Wir legen los“

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Der Tanz-Song

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[17]

Tanzmusik unter Dialog

52

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Happy Birthday to you

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[19]

For she’s a jolly good Fellow

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[20 & 20A] Die Conga

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[20B] Die Conga - Kürzere Fassung

58

[21]

Abgang der Diebe und Sesames Song

60

[22]

Ali Baba, Morgiana

66

[23]

Der Kampf

67

[24]

Der Boogie Blues mit Widerhall

68

[25]

Finale

73

[26]

Applausmusik

75

[27]

Abschlussmusik

75


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Anmerkungen zur Übersetzung

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„Tin Pan Ali“ lebt natürlich von dem wundervollen Gegensatz zweier Cliches, der märchenhaften Welt aus „Tausendundeiner Nacht“ und dem profanen Gangstermilieu in Chicago, wo die Ganoven seit Generationen mit gepunkteten Fliegen und auffälligen Geigenkästen rumlaufen. Aus diesem Grund wurden in der Übersetzung auch die Namen in ihrer englischen Form belassen, mit Ausnahme von Namen die „Funktionen“ bezeichnen wie z.B. Grandpa (der natürlich Opa gerufen wird) und dem Executioner. Auch Sesame hat sein englisches „Schluß-E“ behalten, dies auch, weil der Namen in einigen musikalischen Nummern im Zentrum steht und ein Ändern in das deutsche Sesam die Rhythmik gesprengt hätte. Die Parallele zum Ausruf „Sesam, öffne dich“ dürfte aber trotzdem klar herauskommen. Eine Besonderheit ist die oft aufgesetzt wirkende, „noble“ Sprache Caroonis (Prince sagt nicht umsonst: „Sie reden echt schön, Mister Carooni, Sir!“), die unvermittelt in den Gangsterjargon verfällt. Dieser Wechsel wurde im Deutschen unterstützt, indem Carooni dann abrupt vom „Sie“ ins „Du“ wechselt. Ein weiterer Hinweis betrifft den „Stonefeller Rock“: das „e“ in „Stonefeller“ wird mitgesprochen und -gesungen. Für das Hamlet-Zitat Caroonis wurde im Deutschen die alte Übersetzung von August Wilhelm Schlegel gewählt. An drei Stellen, die mit Fußnoten im Text gekennzeichnet sind, war es nötig, die Notenwerte leicht zu verändern, wobei dies nach demselben Prinzip geschah, wie die Autoren es auch an anderer Stelle mit Varianten für die verschiedenen Strophen eines Songs gehandhabt haben.

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Stephan Kopf, Zelma und Michael Millard, Juni 1999


„Tin Pan Ali“

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PERSONEN PRINZESSIN SCHEHERAZADE SULTAN SCHARFRICHTER

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ALI BABA MORGIANA MINNIE „FATIMOMA“ BABA BILLIE BABA TOOTSIE BABA OWLS BABA CLAUDE BABA KASSIM BABA OMA EMILY BABA OPA ZACHARIAS BABA SESAME, der Pförtner

OSCAR HAROUN AL CAROONI

Caroonis Gepunktete-Fliegen-Brigade, DIE CHICAGORILLAS: FREDDIE THE FIDDLER und sein Team aus DIEBEN, „The Heavies“, darunter: KNEECAPS HUNKY JEM the Gem LEGS Diamond BUSTER Guht MICKY the Finn PERISCOPE-PAUL PRINCE TINY und sein Team aus DIEBEN, „The TINIES“, darunter: SMALL FRY BIG EARS SKINNY the Dip BLUE EYES FOUR EYES SMILER DOLL THE MOLL, Caroonis Freundin

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Folgende Figuren sind kleinere Rollen und können bei Bedarf aus dem Chor besetzt werden: CHARLIE RISENSHINE, der Schuhputzer CUDDLES, eine Kellnerin JOEY, ein Zeitungsjunge LUBIN, Imbißbesitzer BLINDER BETTLER 1. POLIZIST 2. POLIZIST 6 PARTYGÄSTE ZWEI SOLOSTIMMEN KELLNER CHAMPAGNER CERYL ELMER, ihr Ehemann GROSSE DAME KURVENREICHES MÄDCHEN AUFGEBLÄHTER GESCHÄFTSMANN Chor: DIEBE, STRASSENVERKÄUFER und PARTYGÄSTE


„Tin Pan Ali“

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PRODUKTIONSHINWEIS

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Die Bühnenbilder für TIN PAN ALI basierten bei der Uraufführung1 auf einer zweistöckigen Balkonstruktur mit Schiebewänden, um im I. Akt den Seitenstraßenmarkt in Chicago und im II. Akt ein großes Haus herzustellen. Für die Inszenierung, ist es nützlich, eine obere Ebene zu haben, die relativ günstig mit gemieteten Baugerüsten hergestellt werden kann. An diesen Baugerüsten kann alles aufgehängt werden, wenn nötig auch Beleuchtung und so kann man auch in Hallen ohne Bühne spielen. Es ist möglich, das Stück wesentlich einfacher aufzuführen, indem man nur knallig bemalte Planen mit den Namen der verschiedenen Geschäfte benutzt und eine einfache Hausstruktur im Bühnenhintergrund für das große Haus im II. Akt hat. Das Hinzufügen von Säulen, Topfpflanzen, künstlichem Gras und bunten Lampions kann dem II. Akt eine festliche Atmosphäre geben. Die 2. Szene im I. Akt kann vor einem Vorhang oder vor einigen Schiebewänden gespielt werden, die eine armselige Hausdekoration im großen Marktbild dargestellt. Je mehr Töpfe und Pfannen, schmutzige Wäsche, Wäsche zum trocknen, Zwiebeln und Hühner zum Kochen von diesen Schiebewänden hängen, umso enger und atmosphärischer wird die Szene. Das Sultan-Bild kann einfach durch das Hochziehen von Hängern erzeugt werden, hinter denen sich ein Teppich, Kissen und fernöstlicher Nippes offenbaren. Wenn man die Balkonstruktur verwendet, kann man den Bereich im linken Bühnenvordergrund benutzten, wodurch die Erscheinung einem fliegenden Teppich gleichen kann. Das magische Lagerhaus (Höhle) kann sehr simpel mit einem Stapel Pappkartons gebaut werden, die so bemalt sind, daß sie Kisten und Bauschutt darstellen. An einem Seil in der Decke befestigt, können sie einstürzen und ein goldenes Tor freigeben, welches mit soviel Glimmer wie nur möglich dekoriert ist. Es wäre schön, eine magische Treppe zu haben, die aus dem Nichts erscheint - und einige Stufen, die zum goldenen Eingang führen, sind hilfreich. Die grundlegende Zauberkraft dieses Moments stellt sich jedoch durch den Kontrast von Bauschutt und dem Glanz und Glitzern des magischen Eingangs her. Die Müllkarren können einfach mit alten Fahrradrädern und Teekisten oder Wassertonnen aus Plastik gefertigt werden. Christopher Richardson.

Orchester

Instrumentale Stichnoten sind wenn es Solos gibt oder wenn ein Instrument nach einigen Takten Pause wieder einsetzt im Klavierauszug eingetragen. Im Falle von ‘Reeds’(Holzbläsern) wird das Instrument, das der Reed-Spieler bläst, in Klammern angegeben. Es werden die üblichen Abkürzungen verwendet:

R=Reeds R1 R2 R3 R4 danach in Klammern das Instrument, zum Beispiel: (F)=Flöte, (Cl)=Klarinette, (S)=Saxophon, Tpt.=Trompete, Tbn.=Posaune, P=Klavier, Br=Blech, Tutti=Volles Orchester

Die Orchestrierung ist von Denis Bloodworth, von dem folgende Anmerkung stammt:

Tin Pan Ali ist orchestriert für:

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Vier Saxophone, alternierend mit folgenden Holzblasinstrumenten: 1.Alt-Saxophon (Klarinette, Sopran- und Bariton-Saxophon (wenn möglich)) 2.Alt-Saxophon (Klarinette, vorzugsweise in B und A) 1.Tenor-Saxophon (Klarinette, Baßklarinette) 2.Tenor-Saxophon (Klarinette, Flöte) Drei Trompeten Zwei Posaunen Klavier (spielt aus dem Klavierauszug) Kontrabaß Schlagzeug

Alle Blechbläser brauchen “straight”, “cup” und “harmon”(wah-wah) Dämpfer.

Die beste Wirkung wird durch den Einsatz der ganzen Band erzielt, doch Aufführungen mit Klavier allein, vorzugsweise mit Schlagzeug und Kontrabaß, sind möglich. Wenn eine unvollständige Band eingesetzt wird, werden die Stichnoten in den Orchesterstimmen nützlich sein und das nötige “Ausfüllen” wird vom Pianisten übernommen werden müssen. Eine dafür nötige Bearbeitung der Klavierstimme sollte in den Proben erarbeitet werden. Die kleinste reduzierte Fassung, die zu empfehlen wäre ist: 1.Alt-Saxophon (auch Klarinette), 1.Tenor-Saxophon (auch Klarinette und wenn möglich Baßklarinette), zwei Trompeten, eine Posaune, Klavier, Schlagzeug. Wird Flöte und Kontrabaß dieser Gruppe hinzugefügt, wird das den Klang verbessern. Obwohl eine unvollständige Band mit einem erfahrenen Pianisten ein zufriedenstellendes Ergebnis ergeben wird, sollte dennoch bedacht werden, daß ein “Big-Band-Sound” eine volle Besetzung benötigt. Denis Bloodworth

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Ein Plan der Originaldekoration ist auf Anfrage vom Verlag zu erhalten.


„Tin Pan Ali“

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Erster Akt Prolog MUSIK NR. 1 MUSIK UNTER DIALOG - ALI BABA DOUPA

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(Wenn das Licht angeht sieht man ein Tableau mit PRINZESSIN SCHEHERAZADE, dem SULTAN und dem SCHARFRICHTER, das eine Szene aus Tausend und einer Nacht sein könnte. Tatsächlich ist es dies. PRINZESSIN SCHEHERAZADE hat gerade ihre tausendste Geschichte beendet. Der SULTAN, fett, juwelenbehangen und von leeren Schachteln umgeben, in denen einmal Türkischer Honig war, schläft hörbar, während der SCHARFRICHTER, mächtig und dumm und einen Krummsäbel schwingend, sichtbar schlapp macht.)

PRINZESSIN SCHEHERAZADE (gesprochen) ... den Sklavenjungen berief er ebenfalls an seinen Hof und überschüttete ihn und den singenden Esel mit vielen Ehren. Und sie alle lebten glücklich, bis sie vom Zerstörer aller weltlichen Freuden, dem Vernichter der Menschheit heimgesucht wurden.

(Eine bedeutungsvolle Pause. Der SULTAN schnarcht weiter. Der SCHARFRICHTER stupst ihn mit seinem Fuß. Mit einem heftigen Schnarcher wacht er auf)

SULTAN Was? (Er merkt wo er ist) Oh! Ist die Geschichte schon vorbei? PRINZESSIN SCHEHERAZADE (schüchtern) Sie ist beendet, o stolzester Pfau der Welt.

SULTAN ‚Stolzester Pfau der Welt‘. Sehr schön gesagt. Ich weiß nicht wie du das machst, mein Schatz. Eintausend Geschichten hintereinander! Ich ziehe mein Turban vor dir, meine bezaubernde kleine Scheherazade. SCHARFRICHTER (geschliffen) Soll ich es jetzt tun? SULTAN Was tun?

SCHARFRICHTER Den hübschen Kopf der Phantasie entfernen, mit dem geschärften Krummsäbel des....

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SULTAN Nein, du schlagwütiger Narr! Ich hab’s dir nicht einmal, sondern schon tausendmal gesagt: nicht bevor ihr keine Geschichte mehr einfällt. SCHARFRICHTER Aber sagtet ihr nicht, daß ich...

SULTAN (ungehalten) ...nicht deine schmuddeligen Pfoten der Nachfrage in den übergekochten Brei der Ungehörigkeit tunken sollst! Wann kapierst du endlich, daß meine momentane Frau, die aktuelle Sultanine, mich annervt. Reich mir den Türkischen Honig. PRINZESSIN SCHEHERAZADE Ich habe eine letzte Geschichte, o Glorie des Sonnenscheins.

SULTAN Eine letzte Geschichte? Gut, erzähl’ sie, Süße! Zack zack. (Der SCHARFRICHTER springt herbei.) Nicht du, du idiotischer, vierfüßiger Unaussprechlicher. Sie! SCHARFRICHTER (verletzt) Tschuldigung.


„Tin Pan Ali“

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SULTAN (zu SCHEHERAZADE) Und los geht’s. PRINZESSIN SCHEHERAZADE Es wird berichtet, doch Allah allein ist weise und allwissend, daß dereinst in einer gewissen Stadt, an einem See, zwei Brüder lebten. Der eine, Kassim Baba, war gut genährt, reich und sorgenfrei. Doch er war ein niederträchtig veranlagter Mensch. Sein Bruder, Ali Baba, obwohl arm und bescheiden, war immer freundlich und fröhlich. Eines frühen Morgens geschah es, daß Ali Baba seiner Arbeit nachging, die Straßen der Stadt fegen, als...

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1. Szene

(... doch die Musik hat nun zu den Einleitungstakten von ALI BABA DOUPA gewechselt. PRINZESSIN SCHEHERAZADE wird ausgeblendet, und man sieht einen kleinen Seitenstraßenmarkt in Chicago, 23. Ost um genau zu sein, wo ALI BABA, ein Straßenkehrer, fröhlich mit seinem Müllkarren arbeitet. Lubins Imbiß ist auf der einen Seite und es gibt verschiedene andere Verkaufsstände, Geschäfte und Buden. Im Hintergrund ist ein verlassenes, verrammeltes Lagerhaus mit einer kleinen Tür auf einer Seite. Jede Menge Bonbonpapier und Dreck liegt auf dem Boden. Zunächst ist ALI BABA allein) ALI BABA BABA BABA, BABA BA DOUPA. ALI BABA DOUPA, BIN ICH... CHACHA CHACHA CHACHA CHACHOUGA, CHATANOOGA CHOUCHA, SWING ICH.

FEG’ ICH IN CHICAGO FÜRCHTET SICH JEDER ABFALLSACK, ICH TANZ’ EUCH DEN JITTERBUG, KEHR’ MIT FORMAT. WETT’ DEN LETZTEN DOLLAR, DASS ES GIBT KEINE KAKERLACK, IRGENDWO IN DER STADT. KOMM SCHON LASS ES PEPPEN, LASS DIE FÜSSE TAPPEN, SCHÜTTEL’ DIR FRUST UND ROUTINE AB, DA IST RHYTHMUS DRIN UND JEDER WEISS ICH BIN DER BESTE STRASSENKEHRER DEN ES JEMALS GAB. IST DIE STRASSE SAUBER, HÖR’ DER FÜSSE ZAUBER TAP TAPPY TAP! DER SOUND WAS SAGT ER DIR? KLAR! WETT’ DEN LETZTEN DOLLAR, ALI BABA IS’ DA!

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(Die Straße erwacht zum Leben, CHARLIE RISENSHINE, ein Schuhputzer, und CUDDLES, eine stramme Kellnerin, ebenfalls.)

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CHARLIE Grüß’ dich, Ali Baba, Baby! ALI BABA: Grüß’ dich, Charlie Boy! CUDDLES: Morgen, Ali.

ALI BABA: Morgen, Cuddles.

(Billy und Tootsie, Ali Babas kleine Brüder kommen rein und spielen, daß sie Leute mit Maschinengewehren beschießen. Andere treten auf, darunter ein Zeitungsjunge Joey.) JOEY: Chicago Tribune, nur zehn Cent ... (Wenn der Song mit ALI BABAs Solo weitergeht erstarren alle. Sie tanzen, während sie singen.)


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA BABA BABA, BABA BA DOUPA. ALI BABA DOUPA, BIN ICH... ALLE CHACHA CHACHA CHACHA CHACHOUGA, CHATANOOGA CHOUCHA, SWING ICH.

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ALI BABA TRIFFST DU ALI BABA JA DANN ÖDET DICH NICHTS MEHR AN NIMMT JEMAND ANSTOSS DRAN, HÖR’ IHM NICHT ZU. SWING MIT ALI BABA UND DIE SORGEN VERGISST DU DANN, ÄRGER LÄSST DICH IN RUH! ALLE SIEH’ DIR DAS AN RIMSKY ER TANZT WIE NIJINSKY UND BEWEGT SICH MIT ’NEM TOLLEN SWING. HÖRT ER NUR SYNKOPEN, FÄNGT ER AN ZU TOBEN, ALI BABA DOUPA DAS IST UNSER DING. ALSO BLEIB’ GANZ LOCKER, NIX WIRFT DICH VOM HOCKER TAP TAPPY TAP! DER SOUND WAS SAGT ER DIR? KLAR! NIE WIRD MAN IMMUN, HAT MAN PFEFFER IN DEN SCHUH’N UND STEPPT OHNE AUSZURUH’N MIT ALI BABA ALI BABA ICH BIN’S! ALLE YEAH!

(... und das Straßenleben geht weiter.)

(MUSIK ENDE)

BILLIE: Komm, Tootsie. Es ist Gangsterzeit. TOOTSIE: Okay. Laß uns Chicagorillas sein!

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BILLIE: Stark! Zieh’ deine gepunktete Fliege an, und laß uns einen Juwelierladen plündern! (Sie rennen weg. Sie spielen, daß sie Leute mit Maschinengewehren beschießen.)

CHARLIE: Okay! Okay! Wer möchte die Schuhe geputzt haben? (Er sieht CUDDLES , die Kellnerin.) Ah! Wie wär’s, Cuddles? Kann ich dir was Gutes tun? CUDDLES:(Als er ihr in den Hintern kneift, haut sie ihm auf die Hand.) Charlie Risenshine! Benimm dich! (Sie geht wackelnd weg.) ALI BABA: (lächelnd) Sie hat Recht, Charlie. Für so was ist’s noch zu früh am morgen. CHARLIE: Für so was ist es nie zu früh! ALI BABA: (zu JOEY, der mit seinem Stapel Tageszeitungen hereingekommen ist) Hallo, Joey. Wie geht’s deiner Frau und meinen Kindern?


„Tin Pan Ali“

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JOEY: Danke, Ali. Wie geht’s deiner und meinen? (Er legt die Zeitungen auf seinen Verkaufsstand, wo man die Schlagzeile „Wieder zwei große Überfälle“ lesen kann.) CHARLIE: (geht langsam herüber, um eine Zeitung zu kaufen) Hi, Joey! Was gibt’s für Neuigkeiten?

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JOEY:(zieht eine Zeitung heraus) Der Fettsack von Ali’s Bruder, Kassim, ist zum Beispiel eine. Schau her, Ali. (Er liest) „Kassim Baba, der Makler-Millionär, erwirbt vier weitere illegale Kneipen im Zentrum Chicagos.“ (ALI BABA nimmt die Zeitung und liest.) Du fegst die Straßen und dein Bruder ist Millionär! ALI BABA: Es ist doch nur Geld. Wer braucht das schon? Ich hab’ kein’ Pfennig. Ich hab’ genau so viel Geld, wie ’ne Schlange Hüften hat; und dort is Kassim, der nur so danach stinkt! Nicht wahr, Herr Kommissar? (Er spricht mit einem POLIZISTEN, der gerade mit seinem Kollegen aufgetreten ist.) 1. POLIZIST: Wer sagt hier, ich stinke, du lausiger Sohn von’m Pferdedieb?

ALI BABA: Nein, nicht Sie, Herr Kommissar. Mein Bruder, Kassim. (zeigt ihm die Zeitung) 1. POLIZIST: Oh! Der lausige Sohn von’m Pferdedieb. Yeah. Er stinkt! JOEY: Wer möcht’ schon so reich sein wie der?

CHARLIE: (seine Zeitung lesend:) Wowee! Hier will’s jemand sein! Hey, hört zu. (Die ganze Straße hört zu.) „Der grauenerregende Haroun Al CAROONI und seine gefürchtete Gepunktete-Fliegen-Brigade, die Chicagorillas, haben gestern am späten Abend zwei weitere große Banküberfälle verübt. Fünfzigtausend Dollar von der Grand Central Bank sowie Silber und Juwelen im Wert von siebzigtausend Dollar von Minsky’s, einschließlich des weltberühmten Diamanten Stonefeller Rock! ALI BABA: Wowee! Siebzigtausend Dollar wert! Das nenne ich viele Mücken. Meinen Sie nicht, Herr Lubin?

LUBIN: (der aus seiner Imbißstube gekommen ist und der sein Sandwich- Reklamebrett aufstellt) Wie war das, Ali?

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ALI BABA: Ich sagte, „viele Mücken“.

LUBIN: Sag’ mal. Beleidigst du wieder meine Sandwiches?

ALI BABA: Nein. Wir haben über den neuesten Banküberfall gesprochen. Was macht man nur mit so viel Kies?

JOEY: (verkauft eine Zeitung an LUBIN) Nun ja, meine Süße könnte schon ein paar Diamanten brauchen. LUBIN: Wenn sie siebzigtausend wert sind, würde ich sie selber tragen. ALI BABA: (nachdenklich) Nein. Ich gäbe sie dem Menschen, der sie am meisten liebt.

JOEY: Oh. (wissend) Du meinst die hübsche kleine Morgiana? Kassims Dienstmädchen?


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA: Okay. Und Schluß! Ich hab’ nur an meine liebe alte Moma gedacht. LUBIN: (verträumt) Ah. Die schöne Fatimoma! (Er zeichnet ihre Körperform in die Luft.) Die hätte ziemlich viele Juwelen nötig. BLINDER BETTLER: (der die ganze Zeit hinten seinen Platz eingerichtet hat) Hey, Ali! Was ist mit dem ganzen Müll hier? Den Platz kann man nicht mal ’nem Bettler zumuten.

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ALI BABA: (geht zum Müllhaufen) Yeah. Hier gibt’s plötzlich einen Bonbonpapier-Besessenen. Die liegen überall. JOEY: Vielleicht ist es der komische neue Pförtner von dem Lagerhaus da.

CHARLIE: Ach, der! Yeah. Ich hab’ ihn hier rumschlurfen sehen. Echt’n komischer Kauz!

LUBIN: Psst! (Er nickt in Richtung SESAME, der gerade erschienen ist. Er latscht, aus einer Flasche trinkend über die Bühne zu JOEY’s Zeitungsstand, und kauft sich eine Zeitung.)

JOEY: Vielen Dank, Sir. Schönes Wetter heute. (aber SESAME ignoriert ihn und latscht durch die Menge in seine kleine Kabine beim Lagerhaus) ALI BABA: (als er vorbeiläuft) Hallo. (keine Antwort) Na, mit DEM kann man sich gut unterhalten. (zurück zu SESAME:) Ich wünsche einen schönen Tag!

(In diesem Moment wirft SESAME, der gerade gelesen hat, daß seine Lieblings-Baseball-Mannschaft verloren hat, die Zeitung auf den Müllhaufen, spuckt sie an und geht mit beleidigten Schritten in sein kleines Häuschen.) ALI BABA: Ich glaub’s nicht!

TOOTSIE: (rennt plötzlich von links herein) Hey Ali. Eine ganze Truppe Muskelprotze mit gepunkteten Fliegen kommt von da drüben. Sie sehen aus, als wollten sie Ärger machen. (Die Straße ist sofort in Alarmbereitschaft.)

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1. POLIZIST: Sagte er „gepunktete Fliegen“?

BILLIE:(rennt von rechts auf die Bühne) Hey, Ali. Eine ganze Truppe Geiger mit gepunkteten Fliegen kommt gleich vorbei. Sie sehen aus, als wollten sie Musik machen. 2. POLIZIST: Er sagte „gepunktete Fliegen“!

JOEY: Klingt als ob die Chicagorillas in der Gegend sind. CHARLIE: (packt seine Sachen zusammen) Los, Jungs. Macht euch aus dem Staub!

1. POLIZIST: (will schnell weg) Komm mit, Herbie. Wir suchen uns schnell ’nen Verkehrsstau! (Alle gehen weg.)


„Tin Pan Ali“

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BILLIE: (während die Straße sich leert:) Hey, das ist ja geil! Die Chicagorillas in unserer Straße! TOOTSIE: Yeah. Fantastisch! Ich bleibe hier! ALI BABA: Oh nein, kleiner Bruder. Du gehst sofort nach Hause. Sag’ Moma, ich werd’ gleich da sein.

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BILLIE: Oh, aber Ali ... ALI BABA: Bewegt euch! Verschwindet! Beide! JOEY: (von seinem Versteck aus) Psst. Komm Ali, Verschwinde!

MUSIK NR. 2 - WIR SIND CAROONIS JUNGS

(Während ALI BABA mit seiner Karre wegrast, erscheint in der musikalischen Introduktion nach und nach die Gang. Zuerst von links FREDDIE THE FIDDLER ,der abklärt ob die Luft rein ist, und den Rest seines Teams zu sich winkt. Von ihnen unbemerkt, schleicht von rechts PRINCE TINY herein, denkt, daß die Luft rein ist, und winkt den Rest seines Teams zu sich. Während des Songs versucht jedes Team das andere zu übertönen. ALI BABA sieht aus seinem Versteck zu.) FREDDIES TEAM WIR SIND CAROONIS JUNGS, WIR SIND MIT NICHTS ZU VERGLEICHEN, SIND DAS BESTE TEAM, DAS DIE UNTERWELT KENNT. PRINCES TEAM WIR SIND CAROONIS JUNGS, DU SIEHST DEN GEGNER ERBLEICHEN, DENN WIR SIND FÜR IHN VIEL ZU INTELLIGENT. ALLE GIBT’S IN CHICAGO TROUBLE, DANN FÜRCHTEN WIR NULL, WIE HÄNDELS LARGO SIND WIR GANZ COOL.

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FREDDIES TEAM SIND DIE BESTE CREW! PRINCES TEAM SIND DER CLOU!

FREDDIES TEAM SUCHEN STREIT! PRINCES TEAM JEDERZEIT!

FREDDIES TEAM SIND AUF ZACK! PRINCES TEAM AFFENSTARK!

FREDDIES TEAM UND GEWIEFT! PRINCES TEAM SCHARF WIE GIFT!


„Tin Pan Ali“

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ALLE WIR ZERMAHLEN UNSRE RIVALEN, ELIMINIEREN UND ABKASSIEREN TUN WIR! FREDDIES TEAM WIR SIND CAROONIS JUNGS, SIND DIE BERÜHMTESTEN KILLERS, SIND DIE COOLSTE CREW, DIE IHR DOWNTOWN ANTREFFT.

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PRINCES TEAM WIR SIND CAROONIS JUNGS, MAN NENNT UNS CHICAGORILLAS, SIND DIE REICHSTEN GAUNER IM BANKRAUBGESCHÄFT.

ALLE UND WAGT SICH DOCH ’NE GANG MAL IN UNSREN DUNSTKREIS MACHEN WIR DENEN DIE HÖLLE HEISS. FREDDIES TEAM SIND DIE BESTE CREW! PRINCES TEAM SIND DER CLOU!

FREDDIES TEAM SUCHEN STREIT! PRINCES TEAM JEDERZEIT!

FREDDIES TEAM SIND AUF ZACK! PRINCES TEAM AFFENSTARK!

FREDDIES TEAM UND GEWIEFT!

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PRINCES TEAM SCHARF WIE GIFT!

ALLE WIR ZERMAHLEN UNSRE RIVALEN, ELIMINIEREN UND ABKASSIEREN TUN WIR!

DURCH UNSREN TANZ, WERDEN DIE FRAU’N VERZÜCKT, VOLL UND GANZ MACHEN WIR SIE VOLL VERRÜCKT. SO DU NOCH KANNST, SO VEREHR’ VEREHR’ UNS UNS,SOLANG TU’S SOLANG DU NOCH KANNST, SCHAU NUR HER, DASS DU LERNST WIE MAN HIER TANZT. SIND DIE „FUN-JUNGS“, SIND DIE „MACH-MICH-NICHT-AN JUNGS“, SIND DIE „JETZT-GEH-HART-RAN JUNGS!“ POW!

(Beide Teams bedrohen sich von den gegenüberliegenden Seiten aus.) (MUSIK ENDE)

FREDDIE: Schau mal an! Der kleine Prince und die 2. Liga. PRINCE: Hi, Dummbeutel!


„Tin Pan Ali“

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FREDDIE: Ich wollt’ mal ein ernstes Wort mit dir reden, du Schlappohr. Ich hör’, du machst heimlich Geschäfte mit Carooni. Arbeitest du hinter meinem Rücken? PRINCE: Hinter deinem Rücken, Freddie? Warum sollte irgendjemand hinter Freddie The Fiddler’s Rücken arbeiten wollen? Ein Dummchen wie du würde nicht mal ’nen Kinnhaken von Henry Maske spüren! (Sein Team lacht.)

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FREDDIE: Willst du ’ne dicke Lippe, Junge? Wenn du Ärger willst... PRINCE: Oh, Freddie, mein Junge, beeil’ dich und werd’ erwachsen. Hau’ ab und spiel’ mit deinem Kindergewehr! KNEECAPS: Beherrscht euch, Tinies, wenn ihr keine Bleivergiftung wollt. HUNKY: Treffer, Kneecaps.

SMALL FRY: (macht HUNKY nach) ‚Treffer, Kneecaps!‘ Nur Muskeln zwischen den Ohren, wie die andern in deiner Meute. JEM: Was?

BIG EARS: Seid ihr Deppen genauso taub wie blöd?

BUSTER: Okay, Big Ears, schluß mit den Komplimenten... LEGS: Jetzt gibt’s kein Zurück...

KNEECAPS: Yeah! Und der erste, der zurückgeht, bist du!

HUNKY: Los geht’s , Leute! (Sie greifen DIE TINIES lautstark an. MICKY hält sie zurück.)

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MICKY:(ein langer Schrei) Heeeeeeeey! (stille. Sie drehen sich alle, und schauen ihn an. Er fährt fort, etwas schwächer:) Wer will ’ne Erdnuß? (Er hält eine einzelne Erdnuß hoch. DIE HEAVIES umkreisen ihn lautstark.) BLUE EYES: Wie ’n Haufen Kinder! Gut, daß Carooni euch grad’ nicht sieht. Echt! FOUR EYES: Yeah. Er wird jeden Moment erwartet.

(Dies hat die erwünschte Wirkung. FREDDIE und die anderen HEAVIES drehen sich besorgt um.)

FREDDIE: Carooni kommt her? PRINCE: Sicher. Er kommt, um das Lagerhaus anzuschauen und den neuen Pförtner kennenzulernen. KNEECAPS: Woher wollt ihr das denn wissen?


„Tin Pan Ali“

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PRINCE: (stolz) Carooni erzählte mir’s erst gestern am Telefon. FREDDIE: Du hast also doch hinter meinem Rücken geredet, was? BLUE EYES: Ich wollte nur Infos zu unserem letzten Job. Mehr nicht

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KNEECAPS: Ihr Pfeifen habt ’nen Job gehabt? Was war’s denn? ’Nen Pudel überfallen? BIG EARS: Nee. Wir hab’n ’nen echten Raub gemacht.

SMILER: Yeah! Warte nur bis Carooni kommt. Er wird echt stolz sein. FREDDIE: Aah! Is es nicht niedlich!

PRINCE: (schaut auf eine riesige Taschenuhr) Gut. Lang müßt ihr nicht mehr warten. Er wird in circa siebeneinhalb Sekunden hier erwartet. FREDDIE: (glaubt ihm nicht) So?

PRINCE: Yeah! Und Carooni kommt nie zu spät.

MUSIK NR. 3 JETZT KANN’S LOSGEH’N

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(Eine Autohupe ertönt und kündigt die unverzügliche Ankunft Caroonis an. DIE DIEBE erschrecken und beeilen sich, sich in ihre gut geprobte, militärische Reihe aufzustellen und erwarten so zitternd ihren Boss. CAROONI kommt an, begleitet von DOLL THE MOLL, eine extrem aufgedonnerte und dümmliche Tussi. Während des Songs inspiziert CAROONI in Begleitung von DOLL die Reihe. Sie assistiert ihm bei den verschiedenen Zaubertricks, die er während der Nummer herbeizaubert.) CAROONI JETZT KANN’S LOSGEH’N! KEIN MENSCH TRAUT SICH DUMM RUMZUSTEHN WENN ICH ERSCHEIN’. DENN DURCH MEIN AUSSEH’N, KANN ICH FÜR ALLE GANGSTER HIER NUR EIN VORBILD SEIN. ICH BIN ALS BOSS EIN REKORD, FÜR MICH KLAUT IHR GRANDIOS, NUR ALS SPORT. GEB’ SCHONUNGSLOS DEN AKKORD FÜR EUCH VOR (SPIELT IHN LEGATO, FAST STACCATO MIT VIBRATO SO WIE ICH). KEINE FRAGE! ICH INVESTIERE VIEL UND DAS MACHT SICH BEZAHLT. WAS ICH VORSCHLAGE WIRD AUSGEFÜHRT DANN KRIEGT AUCH JEDER SEIN GEHALT - STRAHLT! BIN UNVERGLEICHLICH, UNSICHTBAR SCHLEICH ICH WIE VON ZAUBERHAND. ICH WERD NIE ERWISCHT, DENN WIRD’S GEFÄHRLICH, VERSCHWINDE ICH UNERKANNT..

(Er und DOLL tanzen einen eleganten Tanz, während dem er verschiedene Zaubertricks vorführt. Die DIEBE haben in der Zwischenzeit Mut gefaßt und drehen sich selbstbewußt mit.)


„Tin Pan Ali“

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DIEBE POW! KEIN MAGIER IST NOCH MÄCHTIGER, MANN! POW! UND KEINER TANZT NOCH PRÄCHTIGER, MANN! YEAH! KEINE FRAGE, ’NEN BESS’REN GIBT’S NICHT. WOW! MAN NENNT IHN DEN UNFEHLBAREN BOSS. WOW! ER IST EIN UNBESTEHLBARER BOSS. (CAROONI überläßt die Bühne DOLL, die aufregend tanzt. Die DIEBE sehen sie sich entfalten, werden mehr und mehr erregt und enden mit verrückten Drehungen quer über die Bühne)

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CAROONI NEHMT ES GELASSEN, ICH LEHR’ DIE GANZE WELT, WIE MAN DIE ZÜGEL HÄLT. TUST DU MICH HASSEN, DANN SCHAFFEN DICH GLEICH FREDDIES JUNGS SCHNELL AUS DER WELT. (gesprochen) Stimmt’s Freddie? FREDDIE Äh, klar, Boss!

CAROONI (gesungen) FAULENZER GIBT’S NICHT, BEI MIR - GANZ KLAR, IN JEDER HINSICHT, HABT IHR, DIE RICHT’GE EINSICHT, GEHORCHT IHR NUR MIR. SO HÖR’ AUF MICH, DER BOSS BIN ICH, NUR DANN BIST DU SICHER.

(Alle DIEBE sind nun wieder in der Reihe und beginnen mit einer großen Schrittfolge)

CAROONI UND DIEBE KEINE FRAGE! ICH INVESTIERE /WIR INVESTIEREN VIEL UND DAS MACHT SICH BEZAHLT. WAS ICH VORSCHLAGE / WAS ER AUCH VORSCHLÄGT WIRD AUSGEFÜHRT DANN KRIEGT AUCH JEDER SEIN GEHALT - STRAHLT! BIN / IST UNVERGLEICHLICH, UNSICHTBAR SCHLEICH ICH / SCHLEICHT ER WIE VON ZAUBERHAND. ICH WERD’ / ER WIRD NIE ERWISCHT, DENN WIRD’S GEFÄHRLICH VERSCHWINDE ICH / VERSCHWINDET ER UNERKANNT..

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CAROONI (gesprochen) Ich fürchte die glauben Dir nicht, Freddie. DIEBE(SINGEN) UNERKANNT.

CAROONI (gesprochen) Ihr habt vollkommen Recht, Jungs. (gesungen) UND HAT MICH JEMAND GEFUNDEN, BIN ICH SCHON SOFORT VERSCHWUNDEN - UNERKANNT.

(Als letzter Effekt endet der Song mit einem weiteren pyrotechnischen Blitz. DOLL zündet CAROONIs große Zigarre an. Die DIEBE bereiten sich auf die große Befragung vor und rutschen wieder in die Reihe.) (MUSIK ENDE)

CAROONI: Seien Sie gegrüßt, meine Herren! Meine Glückwünsche! Die Morgenausgabe der Chicago Tribune, die ich bei Kaffee und Austern las, berichtet mir, daß Sie gestern die Netzte voll hatten . Es hat sich großartig gelesen. Meinen Sie nicht auch, Prince? PRINCE: (mit aufgerissenen Augen) Geil! Sie reden echt schön, Mister Carooni, Sir!


„Tin Pan Ali“

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CAROONI: (lächelt) Nun, ich danke Ihnen, mein Lieber. (lächelt nicht mehr) Schmeicheleien zählen bei mir aber nicht. Wieviel? FREDDIE: (drängt sich vor) Fünfzigtausend, Boss, in gebrauchten Scheinen! (er öffnet stolz seinen Geigenkasten, um CAROONI das Geld zu zeigen.) CAROONI: (höhnisch) Nur fünfzigtausend? Wo waren Sie denn, Frederick? Im Urlaub?

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FREDDIE: (nervös) Nein, Boss! Die Grand Central Bank. Fünfzigtausend war alles, was sie mir im Moment geben konnten. Ich sagte ihnen, daß es nicht reicht, aber der Manager konnte mir nichts Besseres anbieten. CAROONI: Du hast die falsche Bank, Freddie. Wechsele dein Konto! Prince?

PRINCE: Nun, Boss, ein paar Nettigkeiten! Suchen Sie sich was aus. Diamanten, Smaragde, Rubine... CAROONI: Keine Perlen?

PRINCE: Austernfrüchte? Aber natürlich. In rauhen Mengen. Zeig’ sie dem Herrn, Small Fry!

(SMALL FRY tritt vor und reißt seine Jacke auf, um meterlange Perlenketten zu zeigen) DOLL: (begeistert) Oooh!

CAROONI: Gut geangelt, Small Fry. Wir mögen Perlen. Nicht wahr, Doll?

DOLL: (mit aufgerissenen Augen) Ooh, yeah!

CAROONI: (geht die Reihe entlang zu FOUR EYES, der eine große gelbe Diamantenbrosche trägt) Kleidet dich gut, Four Eyes, gelb steht dir. (Er lächelt.) Paßt gut zu deinen Zähnen. (Er geht zu BLUE EYES, der seinen Hut abnimmt, um ein Diadem zu enthüllen.) Sehr hübsch, Blue Eyes!

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BLUE EYES: (geschmeichelt) Ich danke sehr, Boss! CAROONI: Nicht du, Idiot! Das Diadem! BLUE EYES: Oh!

CAROONI: Nun, was haben wir denn hier, Big Ears?

BIG EARS: (intellektuell) Hier, Boss, haben wir ein Armband im Bijoustil, mit quadratisch geschliffenen Diamanten, geschmückt mit Perlen und Rheinkiesel, Boss, eingelegt in achtundvierzigeinhalb Karat etruskischem Gold, Boss, entwendet aus der Bestattungskammer König Kanuts von Korsika, circa 2000 Jahre vor Christus, Boss. CAROONI: (untersucht es mit einem Okular) Ich tippe eher auf ein ziemlich geschmackloses Silberarmband ist, gestohlen bei Minsky’s, circa gestern abend, Big Ears, aber darüber wollen wir uns nicht streiten. Was noch?


„Tin Pan Ali“

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SKINNY: (hält eine ringverzierte Hand hoch) Schlagringe, Boss! CAROONI: Eine gute Handvoll, Skinny. PRINCE: Nicht ohne Grund nennen sie ihn Skinny, den Taschentaucher, Boss.

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CAROONI: Ah, Smiler. (SMILER, mit strenger Mine, hat seinen Hut abgenommen, dabei wird ein Paar großer goldener Ohrringe sichtbar.) SMILER: (finster) Morgen, Boss.

CAROONI: Welch schöne Kronleuchter, Smiler. (untersucht sie) SMILER: Sie sind zu schön, Boss.

CAROONI: Aber deine Ohren müßten mal geputzt werden!

PRINCE: (der Moment, auf den er gewartet hat) Und zum Schluß, Mr. Carooni, Sir, werfen Sie doch mal ’nen Blick auf dieses Baby. (Ein enormer geschliffener Diamant erscheint. Bewunderung von allen Seiten) Is der nicht toll? KNEECAPS: Heiliger Bimbam! Is das nicht der Stonefeller Rock? PRINCE: Das war’s!

JEM: Was hatte der bei Minsky‘s zu suchen?

BLUE EYES: Er war zum Frühjahrsputz dort und zur Fünfzigtausend-Dollar-Inspektion.

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CAROONI: (wirklich beeindruckt) Das, Sir, ist eine ziemliche Augenweide, wenn man Diamanten mag, und ich mag Diamanten! Und du, Doll? DOLL: (überwältigt) Oh, yeah!

CAROONI: Das ist ein feiner Fang, feiner Freund. Ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zu nehmen, ist etwas sehr illegales. Meine Anerkennung einem guten Dieb. Und Princey hier hat den Vogel abgeschossen! Einverstanden, Prinzessin? DOLL: Oh, yeah!

CAROONI: Also. Schaffen wir dieses Zeug weg. Der neue Handlanger. Zitiert ihn her. (Die DIEBE entspannen sich, sichtlich erleichtert, daß das Verhör vorbei ist.) PRINCE: Los, tritt ihn, Big Ears!


„Tin Pan Ali“

- 16 -

CAROONI: Er ist vertrauenswürdig, nehm’ ich an? FREDDIE: Oh. Der Kerl ist viel zu faul, um uns zu verraten. Keine Sorge, Boss! BIG EARS: (pocht an SESAMEs Tür) Sesame, öffne! (Eine Pause. Nichts passiert. Er pocht wieder.) Komm raus, Sesame, du Schnösel!

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SESAME: (schreit von innen) Okay! Okay! Bloß nicht hetzen! Ich bin schwer beschäftigt. BLUE EYES: Komm schon, Sesame, du Trottel. Beweg’ dich!

(SESAME erscheint lässig aus seiner Kabine. Als sich die Tür öffnet, ertönt und blinkt über ihr der Einbrecheralarm. Alle halten sich die Ohren zu. SESAME schaut dem Alarm einen Moment zu, dann schreit er ihn an.)

SESAME: Aah, halts Maul! (Er stampft mit dem Fuß auf und der Alarm hört auf. Zufrieden mit sich , schaut er herum.) Oh. He da, Big Ears, Baby. Was gibt’s Neues? BLUE EYES: (ungeduldig und nervös, wegen des Eindrucks, den ihr neuer Rekrut auf CAROONI machen wird) Wir haben eine große Lieferung, Junge, das gibt’s! Jetzt geh’ aufschließen!

SESAME: (spielt den Chef) Moment mal. Alles braucht seine Zeit. Ganz ruhig!. (FREDDIE kommt zu ihm, um ihn zu bremsen.) He da, Freddie Boy! Wie geht’s? (cool) Willst ’n Kaugummi? CAROONI: (düster) Mr. Sesame!

SESAME: (schaut hin, beiläufig) Hat jemand gerufen? CAROONI: Jemand hat.

SESAME: (sieht CAROONI und DOLL) Hey! Wer is’ der Typ mit der Tussy?

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CAROONI: (noch düsterer) Mr. Sesame!

SESAME: (schlenkert herüber) Das ist mein Name, Junge! Nutz’ ihn nicht ab! Kenn’ ich dich? KNEECAPS: (flüstert heftig) Das ist der Boss, du Idiot! PRINCE: Dein Boss.

FREDDIE: (der Gastgeber) Haroun Al Carooni; Mr. Sesame. Der neue Pförtner. SESAME: (hält plötzlich inne) Carooni? (FREDDIE nickt krampfhaft. SESAME verstellt sich, nervös.) Oh, Carooni! Zauberhaft, Mann! Von dir hab’ ich gehört. Wie läuft’s?


„Tin Pan Ali“

- 17 -

CAROONI: (jetzt ärgerlich) Junger Mann! Denjenigen, die die Ehre haben, für mich zu arbeiten, wird in einem frühen Stadium empfohlen, nicht auf meine eigene Art mit mir zu spielen, denn ich bestimme hier die Spielregeln. Darf ich vorschlagen, daß Sie dieses Lagerhaus sofort ganz einfach aufschließen und sich dann auf Distanz halten, und zwar vorzugsweise außer Riechweite. Und denken Sie dran - wenn das Wasser klar bleiben soll ...... DIEBE: (den CAROONI-Spruch aufgreifend) ...ärgere nicht den Tintenfisch!

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SESAME: (verblüfft und ein wenig eingeschüchtert) Oh! Sofort, Mr. Carooni, Sir. Verzeihung! (Er geht zurück zum Lagerhaus.) PRINCE: (während SESAME geht) Hey! Wo hast du den denn her, Freddie?

FOUR EYES: Aus dem Gruselkabinett? (Er lacht über seinen eigenen Witz.)

CAROONI: (bringt ihn zum Schweigen) Wenn du gestattest, Four Eyes, es klingt schon ulkig, wenn sowas ausgerechnet von dir kommt. SESAME: (der jetzt wieder an seiner Tür steht) Seid ihr bereit? FREDDIE: Yeah! Kommt! Sesame, öffne das Tor!

(SESAME zieht an einem Seil. Was folgt ist unerwartet und wie verzaubert.2 Die ganze Frontseite des Lagerhauses rollt zur Seite und enthüllt eine große glänzende Treppe, die zu einer kleinen Tür in der Wand führt. Die Verwandlung findet langsam statt, mit viel Nebel und unter Begleitung von Quietschen und Schwirren. Als letztes öffnet sich die kleine Tür von alleine, dabei wird der Einbrecheralarm erneut ausgelöst. Es ist deshalb eine Ernüchterung, wenn SESAME schreit:)

SESAME: Aah, halts Maul! (Er stampft mit dem Fuß auf und der Alarm hört auf. Das Licht wird langsam wieder normal.) Meine Herren, das Buffet ist eröffnet! (DOLL geht langsam zur Treppe, mit aufgerissenen Augen)

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CAROONI: Erst ein bißchen auspacken, denke ich, Jungs. Dann schlage ich einen Tag beim Pferderennen vor. Das habt ihr euch mit dem Stonefeller Rock verdient. Komm, Doll. Wir haben noch was zu tun... (Er sieht SESAME, der DOLL mit weit geöffneten Augen anstarrt.)... Mr. Sesame, behalten Sie ihre Augen bitte bei sich. Doll! DOLL: (entschuldigend) Oh, yeah! (sie watschelt zu ihm herüber)

CAROONI: Oh, und Mr. Sesame, kümmern Sie sich bitte um die Klingel da. Einen Einbrecheralarm finde ich geschmacklos! An die Arbeit, Jungs! MUSIK NR. 4 WIR SIND CAROONIS JUNGS - REPRISE

ALLE DIEBE FREDDIES FÜNFZIG RIESEN WEG, TREPPE HOCH - REIN INS VERSTECK! STONEFELLER ROCK EMPOR, TREPPE HOCH - ZU IST DAS TOR! BRINGT DIE KÄSTEN MIT ALLEN RESTEN UND HAUT AM BESTEN DANN AB... 2

Siehe Produktionshinweis.


„Tin Pan Ali“

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(Sie bilden eine Kette, reichen die Geigenkästen weiter und leeren sie in die Höhle. Inzwischen nähert sich ein Chicagoer Polizist CAROONI, salutiert, überreicht einen Brief, erhält einen Zehndollarschein als Trinkgeld und geht. Die DIEBE gehen ab und singen dabei.) DURCH UNSREN TANZ, WERDEN DIE FRAU’N VERZÜCKT, VOLL UND GANZ MACHEN WIR SIE VERRÜCKT. SO VEREHR’ UNS SOLANG DU NOCH KANNST SCHAU NUR HER, DASS DU LERNST WIE MAN HIER TANZT. SIND DIE „FUN-JUNGS“, SIND DIE „MACH-MICH-NICHT-AN JUNGS“, SIND DIE „JETZT-GEH-HART-RAN JUNGS!“

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(MUSIK ENDE)

CAROONI: (der jetzt mit DOLL alleine ist) Komm, Doll. Ich muß mich mit dem Polizeichef wegen dieses „Tower of London“ Jobs, treffen. Hättest du nicht Lust, eine oder zwei Kronen zu tragen?

DOLL:(interessiert) Oooh, yeah! (Sie gehen ab. SESAME, der DOLL von seiner Kabine aus beobachtet hat, eilt vor und schaut ihr nach, bis sie verschwindet.)

SESAME: Donnerwetter! Schaut Euch das an! Wie zwei Frettchen im Sack! Ich kann mir nicht vorstellen, was so ein intelligentes Mädchen wie die an dem Schwachkopf Carooni findet. (Er macht CAROONI nach, im Stil von James Cagney) „Wenn Du möchtest, daß das Wasser klar bleibt, ärgere nicht den Tintenfisch!“ Dummes Großmaul! Nur Geld und Angabe. Doch wenn das auf Mädchen wirkt, sollte ich da oben vielleicht ein paar hübsche Sachen aussuchen, um... (Er dreht sich um und erschrickt, weil ALI BABA aus seinem Versteck gekommen ist und entspannt den Boden fegt. Er hat alles mitbekommen. Trotzdem grinst er nur.)

ALI BABA: (heiter) Hi. (Er fegt weiter. SESAME schaut ihm mißtrauisch zu, entscheidet sich, ihn zu ignorieren und geht zu seiner Tür.) Das war eben ein echt hübsches Mädchen. SESAME: (hält inne. Mißtrauisch) Was willst du?

ALI BABA: (zuckt mit den Achseln) Will mich nur unterhalten. (Eine Pause. SESAME will gehen. ALI BABA hält ihn auf.) Willst du ’n Kaugummi?

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SESAME: (sagt niemals nie zu Kaugummi) Na klar!(geht ohne ein Wort rüber und nimmt einen Kaugummi)

ALI BABA:(versucht ihn zum Sprechen zu bewegen, nun, da er ihn anlocken konnte) Das ist ja ’ne mords Höhle, für die du da verantwortlich bist! SESAME: (plustert sich auf - ALI BABA hat seine Achillesferse entdeckt.) Ja sicher! Eine große Verantwortung. ALI BABA: Wem gehört sie?

SESAME: Oh, Carooni würde es nicht mögen, wenn ich dir das erzählte. ALI BABA: Also doch der Carooni-Bande! SESAME: Zum Teufel! Ich wollt’ dir das nicht erzählen.


„Tin Pan Ali“

- 19 -

ALI BABA: Mach dir keine Sorgen! Ich hab’ alles gesehen. Auch den Stonefeller Rock. Es muß dir ziemlich gut gehen. SESAME: Ha! Du machst Witze. Die Typen bezahlen mir nur Peanuts, im wahrsten Sinn des Wortes.! Und du solltest sehen, was es in der Höhle alles gibt! ALI BABA: Nun, is alles da oben. Warum bedienst du dich nicht einfach?

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SESAME: Bist du verrückt?

ALI BABA: (zögerlich) Oder vielleicht könnte ich es für dich machen. SESAME: Was?

ALI BABA: Laß mich einfach rein und ich könnte dir nachher ein oder zwei Armbänder zuschmeißen. So ein paar schöne Diamanten würden die Mädchen bestimmt beeindrucken. SESAME: (fast überredet) Es würde mein Leben kosten.

ALI BABA: Und wieviel kostet dein Leben? SESAME: (ziemlich traurig) Peanuts.

ALI BABA: Ich würd’ niemals ’nen Freund im Stich lassen.

SESAME: (als ob er das Wort nie vorher gehört hätte) Einen Freund? ALI BABA: Sicher..

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(ALI BABA streckt die Hand aus. SESAME überlegt, denkt über die Höhle nach; denkt über die Situation nach, und entscheidet sich dann.) SESAME: Einverstanden. (gibt ihm die Hand)

ALI BABA: Du bist ein Kumpel, Kumpel! Du wirst es nicht bereuen!

SESAME: Der Typ Carooni gefällt mir sowieso nicht sehr. Ich würde ihm gern was heimzahlen. Paß aber auf dich auf. Der Kerl kennt keine Gnade. ALI BABA: Vielleicht hast du Recht.

SESAME: Vielleicht auch nicht. Das Tor ist auf. Geh’ nur rauf. Ruf einfach, wenn du wieder raus möchtest - ich bin der Einzige mit ’nem Schlüssel. ALI BABA: Ich such’ mir meine Freunde sorgfältig aus.


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SESAME: Mach’s gut! Kumpel. (SESAME geht. ALI BABA betrachtet die Treppe.) ALI BABA: Ich frag’ mich... Vielleicht ist das ’ne Chance, die ich nicht ergreifen soll... Vielleicht ist es die Chance meines Lebens.... Irgendwas sagt mir, die kleine Reise könnte sich bezahlt machen. Man lebt nur einmal - und gestohlene Sachen kann man nicht stehlen. Soll ich’s tun...

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MUSIK NR. 5 WAS MACH’ ICH NUN

ALI BABA WAS MACH’ ICH NUN? WAS LASS ICH SEIN? WAS SOLL ICH TUN? GEH’ ICH HINEIN? GIBT’S EIN GEHEIMES MÄRCHENLAND IN SESAMES HÖHLE DORT? WILL ICH ES DENN? WAS WENN DOCH NICHT...? SOLL ICH ES TUN? DAGEGEN SPRICHT... LASS ICH ES SEIN VERRINNT MEIN GLÜCK. DAS WIRD ES IM LEBEN NUR EINMAL GEBEN. EIN WENIG GLÜCK SUCHT JEDER MENSCH IM HIER UND HEUTE, EIN WENIG FREUDE UND DIESE WELT SIEHT BESSER AUS. DU REITEST AUF ’NEM WEISSEN SCHIMMEL, ES ÖFFNET SICH DIE TÜR ZUM SIEBTEN HIMMEL, DORT BIST DU DANN ZU HAUS’. EIN KLEINER EDELSTEIN BRINGT DIR SCHON VIEL VERGNÜGEN, IN VOLLEN ZÜGEN LEBST DU EIN LEBEN WIE EIN STAR. TAT AUCH DAS GLÜCKSSPIEL DIR BISHER3 NIE BEHAGEN, - FEG’ DIE SKRUPEL WEG WENN DU GEWINNEN WILLST MUSST DU AUCH WAS WAGEN SO NUTZE DEN MOMENT UND SEI EINMAL KONSEQUENT, DENN DANN IST DAS HAPPY END FÜR DICH SCHON DA.

(Er geht ins Lagerhaus und bleibt dort entgeistert stehen. Blackout.)

MUSIK NR. 6 SZENENWECHSEL - MUSIK UNTER DIALOG

(Die Musik wechselt zu PRINZESSIN SCHEHERAZADEs Thema. während die Szene zum Bild des SULTAN, SCHARFRICHTERs und der PRINZESSIN SCHEHERAZADE überblendet.)

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PRINZESSIN SCHEHERAZADE ... und dort im Lagerhaus fand Ali Gold und Silber und Juwelen, so wie er noch nie vorher welche gesehen hat, nicht einmal in seinen wildesten Träumen.

SULTAN (ermüdet) Oh, ich hab’ einen Palast, gerammelt voll mit Annehmlichkeiten wie diese. Leider steht mir heute keines der netten kleinen Teile mehr. Vielleicht magst du ein paar Juwelen für dich, mein süßer kleiner Kolibri? PRINZESSIN SCHEHERAZADE Oh! Demütigster Dank, oh Wohltäter des Schwarzen Meeres. SULTAN Ist das das Ende der Geschichte? SCHARFRICHTER (wacht auf) Soll ich’s denn jetzt tun, Boss?

veränderte Notenwerte in Takt 43: „bisher nie be-...“(„of chance should be...“): achtel f - achtel ges, gebunden zu viertel ges - punktierte achtel f - sechzehntel es. 3


„Tin Pan Ali“

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PRINZESSIN SCHEHERAZADE Nein! O Eisvogel der östlichen Gewässer, es gibt noch viel mehr. SCHARFRICHTER Oh, Mensch Meier! PRINZESSIN SCHEHERAZADE Tatsächlich. Ich habe kaum mit der Enthüllung der Geschichte begonnen.

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SULTAN ‚Enthüllung‘ hast du gesagt? Ach, wann findet das statt? (zum SCHARFRICHTER) Oho, ich habe fast drei Jahren gewartet, ein bißchen Augenfutter zu bekommen. Dies könnte eine epische Nacht in den Annalen der arabischen Geschichte werden! Reiche den Türkischen Honig! PRINZESSIN SCHEHERAZADE Soll ich fortfahren, O Großzügigster des Bosporus? SULTAN Wer?

SCHARFRICHTER (eingeschnappt) Sie, Boss!

SULTAN Ach, ich! Ja! Herrlich! Mach’ weiter! Die nackte Wahrheit, denk dran. Verschweige nichts! Stehst du bequem, Nichtsnutz? SCHARFRICHTER (verstimmt) Denk schon, Oh Dodo des toten Meeres.

SULTAN Und weiter geht’s, meine kleine Nachtigall. (Er macht sich über den Türkischen Honig her.)

PRINZESSIN SCHEHERAZADE Als er solch unermeßliche Reichtümer vor sich sah, und im Wissen, daß sie gestohlen waren, füllte Ali Baba seinen einfachen Karren mit soviel Silber, wie er fassen konnte, und seine Gewänder behängte er mit sovielen Juwelen, wie er fand. Er nahm Armbänder, Diademe und Ringe; und den wunderschönen Diamant, den die Diebe neulich gestohlen hatten. Hier, dachte er, sind Geschenke für seine Mutter und seine Verwandten, und seine heimliche Liebe, das Dienstmädchen Morgiana. Er eilte durch die Straßen, zurück in das Heim, in dem seine Familie in bescheidener Einfachheit lebte. Dort lebten sie, seine Mutter, seine Großeltern und seine Brüder, schon viele Jahre. Obwohl sein Vater die Familie vor zehn Jahren grausam verlassen hatte, blieben sie immer vergnügt und glücklich...

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(...und ihre Stimme geht in FATIMOMAs Gesang unter, während die Szene zu FATIMOMAs Küche wechselt.) 2. Szene

(FATIMOMAs Küche. Chaos regiert. Der Eintopf blubbert auf dem Herd. OPA schlurft rum, brummend und nach seinem Tabak suchend. OMA schaukelt ruhig in ihrem Stuhl, stickend und vor sich hinkichernd. OWLS liest. CLAUDE fängt Fliegen, TOOTSIE wirbelt mit BILLIE herum. Er hält ihn im Feuerwehrgriff. Er schreit. In der Bühnenmitte steckt FATIMOMA bis zu den Achselhöhlen in einem Bottich auf dem Tisch in der Wäschelauge.) FATIMOMA MOMABABA BABA DOUPA. FATIMOMA DOUPA BIN ICH. RUBADUBA SCRUBADUBA BUBBLE OHNE TROUBLE...

(Ein Schrei von TOOTSIE unterbricht sie.) (MUSIK ENDE)


„Tin Pan Ali“

- 22 -

FATIMOMA: Hey, Toots, stell’ deinen kleinen Bruder hin... OWLS: Du weiß nicht , wo er war! OMA: Das ist wirklich wahr. (Sie kichert.)

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TOOTSIE: Aber er war’s der mich umbringen wollte. Moma. OWLS: Jetzt wascht Euch die Hände!

OPA: Hat jemand meinen verflixten Tabak gesehen? FATIMOMA: Hat jemand Opas verflixten Tabak gesehen? CLAUDE: Die Springmäuse haben ihn weggeputzt.

FATIMOMA: (sie gibt es weiter) Die Springmäuse haben ihn weggeputzt.. (OMA lacht laut.)

OPA: (starrt OMA ernsthaft an) Verwünschte Enkelkinder! Keine Disziplin! Die sollten zur Armee!... FATIMOMA: Hat jemand die Springmäuse gesehen? BILLIE: Yeah, die sind im Ofen.

FATIMOMA: Die Springmäuse sind...(OMA kichert wieder.)

OPA: Siehst du was ich meine? Haustiere im Backofen! Das hätte General Custer niemals erlaubt.

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OWLS:(schaut hoch) Seitdem die Indianer mit ihm fertig sind, hat General Custer nichts mehr zu erlauben. OMA: Das ist wirklich wahr. (Kichern)

OPA: (starrt OMA ernsthaft an) Auf wessen Seite stehst du, Emily?

FATIMOMA: Claude, geh zum Backofen, bitte. Nimm die Springmäuse raus und tu’ den Reste-Eintopf rein. CLAUDE: Okay, Moma!

TOOTSIE: Nicht schon wieder Reste-Eintopf, Moma? FATIMOMA: Was meinst du mit „wieder“? Ihr habt ihn seit gestern nicht mehr gegessen....


„Tin Pan Ali“

- 23 -

OMA: Abnehmen... FATIMOMA: ...und übrigens, seit wann bestimmst du das, Tootsie Beweg’ dich, Owls. (Sie hetzt zum Wäscheständer.) Wie geht’s dem Reste-Eintopf, Claude? CLAUDE: Er blubbert, Moma. Blubbert sehr fein. Ich hab’ die Springmäuse in die Badewanne getan.

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OPA: Und wo ist mein verflixter Tabak?

CLAUDE: Ich hab’ ihn in den Reste-Eintopf getan.

(OMA kichert.)

TOOTSIE: Auf jeden Fall kann er dem Fraß nur gut tun.

FATIMOMA: Tootsie! Entweder zügelst du deine scharfe Zunge, oder ich wasch’ dir den Mund mit Wasser und Seife!

OWLS: Es gibt da zwei Ungereimtheiten, Mutter. Erstens, den Mund mit Wasser und Seife zu waschen, wird kaum sein Vokabular verbessern. Eher das Gegenteil. Und zweitens, die eigene Zunge zu zügeln, ist fast eine physische Unmöglichkeit (Er probiert es.) - es sei denn du bist mit einem Pferd verwandt... BILLIE: In Tootsies Fall wäre das nicht mal unmöglich.

TOOTSIE: Stimmt, seitdem du mein Bruder bist, Pferdegesicht! OPA: Emily...

OMA: Wo bleibt Ali...

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OPA: ...hast du wieder meine Pfeife geraucht? (Er kann sie nicht finden) OMA: Der gute Junge fegt wahrscheinlich ein paar Überstunden. OPA: Verrückte Frau!

OMA: Das ist wirklich wahr. (Kichern)

FATIMOMA: Oh, mein Ali wird gleich da sein. Er würde nie zu einem Fatimoma-Reste-Eintopf zu spät kommen. Genau wie sein Vater. Er liebte meine Reste. BILLIE: (zart) Yeah. Das ist wohl die einzige Gemeinsamkeit zwischen Vater und Ali. FATIMOMA: (lächelt) Was denn, lieber Billie?


„Tin Pan Ali“

- 24 -

BILLIE: Schlechten Geschmack! (TOOTSIE brüllt vor Lachen und bekommt eine Ohrfeige von FATIMOMA.) OMA: Ali ist ein großartiger Junge! OPA: Als nächstes wird sie anfangen, von Kassim zu schwärmen.

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TOOTSIE: Kassim ist ein Gorilla. OPA: Kassim ist ein lausiger, nichtsnutziger Sohn eines Pferdediebs.

FATIMOMA: Opa! Kassim ist vielleicht nicht mit Ali vergleichbar, aber nenne ihn bitte nicht „Sohn eines Pferdediebs“. OPA: Warum denn nicht?

FATIMOMA: Weil ich seine Mutter bin. Deswegen! OMA: Das ist wirklich wahr.

CLAUDE: Was ist aus Pa geworden?

OPA: Ah, mein Sohn Oskar! Jetzt sagst du was...

CLAUDE: Nun, er hat uns verlassen und wurde ein Verbrecher, vor zehn Jahren... FATIMOMA: Das genügt, Claude!

CLAUDE: (automatisch) Verzeihung, Ma!

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ALI BABA: (kommt rein) Hi allerseits! BILLIE: Toll. Ali ist da.

FATIMOMA: (schaut zu, wie ALI BABA seine Müllkarre in die Küche schiebt) Ali! Was denkst du dir dabei, deine schreckliche Müllkarre in meine Küche zu bringen?

ALI BABA: Warte bitte ’nen Moment, Moma. Ich hab ’Euch was Großartiges zu zeigen! Werft mal eine Auge hier drauf... (Und er öffnet den Deckel seiner Karre. Alle staunen.)

(Sie drängen sich um die Karre. CLAUDE zieht eine silberne Schüssel raus.) CLAUDE: Du lieber Himmel! Silberner Müll! FATIMOMA: Ali. Meine Güte, was hast du gemacht?


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA: Es ist okay, Moma, glaub mir. Heute war mein Glückstag. BILLIE: Hast du einen Zauberer getroffen? ALI BABA: Fast richtig, Billie Boy.

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TOOTSIE: Dann hast du das nicht geklaut? ALI BABA: Nun, nicht gerade geklaut. TOOTSIE: Oh, schade!

OPA: Was zum Teufel ist hier los? OMA: Ja genau.

ALI BABA: Moma, wie können wir das Zeug wiegen?

BILLIE: Ich würde es sehr gerne in meinen Armen wiegen. FATIMOMA: Auf einer Waage. Aber wir haben keine.

ALI BABA: Owls. Geh schnell zu Kassims Haus, bitte. Finde Morgiana und sag ihr, sie soll schnell mit einer Waage herkommen, okay? OWLS: Okay (Er stürmt raus.)

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ALI BABA: Und jetzt, Moma, die wirklich Zauberei. Ein kleines Geschenk für dich. Probier’ ob sie paßt. (Er zeigt ihr eine schöne Perlenkette. Alle staunen.)

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FATIMOMA: Ali! Wunderschöne Perlen.

ALI BABA: Und die ... (eine Diamantenbrosche) FATIMOMA: Oh! Echte Diamanten. ALI BABA: Und der... (ein Ring)

FATIMOMA: Du könntest mich mit einem Staubwedel erschlagen. ALI BABA: Und das Sahnehäubchen: probier’ mal, ob dir das paßt. (ein Diadem) FATIMOMA: Oh, Ali. Alles ist wirklich wunderschön!


„Tin Pan Ali“

- 26 -

MUSIK NR. 7 CHICAGOS SCHÖNSTE FRAU BIN ICH BILLIE (gesprochen) Du siehst aus wie ein Rauschgoldengel. TOOTSIE Sie sieht eher aus wie der Weihnachtsbaum! OPA Vielleicht hat er mir ja ’n bißchen Kraut mitgebracht.

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OMA Zacharias. Wie kommt es, daß du mir nie ein paar Klunker wie die da geschenkt hast? OPA (einfach) Klar, ich hätte im Müllgeschäft sein sollen, Emily

CLAUDE Moma, du hast seit Jahren nicht mehr so gut ausgesehen. Die Juwelen sind ’ne echte Veredlung.

FATIMOMA Danke, Claude, Schatz. Du sagst immer das Richtige. Geb’ mir ’nen Spiegel, Billie, schnell. Ach, wenn doch nur euer Vater mich jetzt sehen könnte. Er wär’ der stolzeste Mann in Chicago. ALI BABA Mensch, ich bin hübsch stolz wenn ich dich so anschau’, das kann ich dir sagen. TOOTSIE Wenn sie auch nicht ganz so hübsch ist wie Morgiana, oder, Ali? ALI BABA Doppelt so hübsch, in meinen Augen. Wie ’ne Million Dollar.

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(gesungen) SIEHST DU, AB HEUTE, SIND WIR FEINE LEUTE, UND WIR SCHREIN UNSRE FREUDE HERAUS.

FATIMOMA ALI, WIE HERRLICH, MIR IST’S UNERKLÄRLICH, SEH’ ALS MÜLLMILLIONÄR DICH HIER IN SAUS UND BRAUS. ICH LIEBE JUWELEN, ICH KANN’S NICHT VERHEHLEN, GEB DAFÜR DEN LETZEN GROSCHEN HER. DENN SO WIE ALLE FRAUEN LIEB’ ICH DIAMANTEN SEHR. WIE ALLE UNS ANSEH’N, SICH SOGAR UMDREH’N, WENN WIR ZWEI DANN ZUSAMMEN BUMMELN GEHN. UND DIE GANZE STADT IST VOR STAUNEN PLATT, DENN CHICAGOS SCHÖNSTE FRAU BIN ICH. ICH FÜHLE MICH HERRLICH UND FRAGE MICH EHRLICH MACHT DER REICHTUM MICH NICHT KÖNIGLICH? PERLEN, GESCHMEIDE, BIN ’NE AUGENWEIDE, BIN EIN STAR GANZ IN SEIDE, MAN SPRICHT ÜBER MICH. WEGEN DEN MONETEN TUT MAN MICH ANBETEN. DOCH ICH SAG, AUCH WENN IHR MICH AUSLACHT, WO ICH GEHE UND STEHE, ALI HAT DAS GLÜCK GEBRACHT.

ALI BABA (gesprochen) Wollen wir tanzen?


„Tin Pan Ali“

- 27 -

(Sie tanzen Foxtrott in der Küche. Alle anderen machen mit, redend und lachend. Irgendwann heben die Kinder, mit erheblichem Einsatz, FATIMOMA auf den Tisch und sitzen um sie herum, wie die Küken um die Henne)

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ALI BABA (gesungen) SO WIE DU TANZT ALLEIN IM SONNENSCHEIN DENK ICH, WIE KANNST DU ROMANTISCH SEIN. TUST DEN SCHMUCK DU TRAGEN, KANN ICH NUR SAGEN CHICAGOS SCHÖNSTE FRAU BIST DU. ALLE DIE LEUCHTENDEN STERNE SIND UNS VIEL ZU FERNE DENN WIR SIND IMMER GERNE DIR NAH. MOMA ICH MEINE WIE DICH GIBT ES KEINE, LÄSST UNS NIE ALLEINE DAS IST ZWEIFELLOS WAHR. WIR WOLLN GRATULIEREN UND IHR APPLAUDIEREN SIE FORDERT DIE WELT HERAUS, IST MITHIN DIE KÖNIGIN HIER IN UNSERM HAUS.

(MUSIK ENDE)

OPA: Weißt du, die verflixten Indianer konnten auch nicht singen.

OWLS: (eilt rein) Morgiana ist da, Ali.

ALI BABA: Was ist mit der Waage? OWLS: Sie bringt sie mit.

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ALI BABA: Guter Mann, Owlsy. Hol’ Stift und Papier, wir werden ’nen Buchhalter brauchen. Laß’ uns die Silbersachen durchchecken. FATIMOMA: Die Juwelen behalten wir doch!?

ALI BABA: (hilft ihr vom Tisch runter) Die Juwelen behältst du, Moma.

CLAUDE: (der eine Chicago Tribune in der Karre gefunden hat) Wußtest du, daß gestern Abend Silber und Juwelen im Wert von siebzigtausend Dollar bei Minsky’s gestohlen wurden? (Er merkt, daß ALI BABA ihn böse anblickt.) Verzeihung! ALI BABA: Wo ist Morgiana? TOOTSIE: Vielleicht frischt sie grad ihr Make-up auf... ALI BABA: Okay. Hör auf mit den klugen Sprüchen.


„Tin Pan Ali“

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FATIMOMA: Sie ist doch ein gutes Mädchen, Ali... BILLIE: Und jetzt hast du so viel Geld... ALI BABA: Jetzt hört mal zu! Hört auf zu träumen! Erstens weiß Kassim was ein gutes Dienstmädchen ist, wenn er eins sieht. Er wird sie nicht so leicht freigeben. Zweitens, wer möchte denn einen Straßenkehrer wie mich heiraten? Drittens und letztens bin ich sowieso nicht scharf auf sie!

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BILLIE: (provoziert ihn) Und wie kommt es, daß ihre Straße die sauberste in Chicago ist? TOOTSIE: Yeah! Ich hab gehört, daß du sie gestern fünfmal gefegt hast.

ALI BABA: Hey! Was soll das? Ich bin seit Wochen nicht in der Nähe von Kassims Haus gewesen. Ich glaub’ nicht, daß sie überhaupt meinen Namen kennt. MORGIANA: (ruft) Hey, Ali! Darf Ich reinkommen?

FATIMOMA: (kommt ALI zu Hilfe , der einen Hustenanfall hat) Oh. Hallo Morgiana, meine Liebe.

MORGIANA: (tritt ein, fröhlich) Hi, allerseits! ALLE: (wissend) Hi, Morgiana!

MORGIANA: Ich bringe die Waage. (BILLIE nimmt sie ihr ab .) Ich wollte sowieso vorbeischauen, Ali, um mich für die Blumen gestern zu bedanken. Das war echt süß von dir. ALI BABA: (beißt die Zähne zusammen) Oh. (Schwach) Das war doch nichts.

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MORGIANA: (zu allen) Fünf Sträuße! Nichts? (ALI zeigt seine Verlegenheit.) Und ich wußte nicht, daß du solche Gedichte schreiben kannst.

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TOOTSIE:(entzückt) Gedichte!!!

ALI BABA: (verzweifelt jetzt) Hast du die Waage mitgebracht? MORGIANA: Ich sagte grad’ ja.

OPA: Komm mal rüber, Morgiana, meine Schöne, und gib deinem Opa einen dicken Kuß. Yahoo!

OMA: Zacharias! Benimm dich! Du weißt, daß du nicht mehr beim Militär bist, und außerdem bist du nicht ihr Opa. OPA: Das macht es wenigstens legal, oder?


„Tin Pan Ali“

- 29 -

FATIMOMA: Hört auf, euch zu streiten, ihr beiden! Ihr redet Unsinn. OMA: Das ist wirklich wahr. (Sie kichert.) OWLS: Wußtet ihr, daß die seltenste und unverständlichste Sprache der Welt in Südost Alaska von zwei Schwestern gesprochen wird - wenn sie sich mal treffen?

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MORGIANA: (sieht das Silber in der Karre) Himmel! Was ist denn das alles?

FATIMOMA: Oh. Es scheint eine lange Geschichte zu sein, meine Liebe. Ali wird sie dir später erzählen.

KASSIM BABA: (der unbemerkt hereingekommen ist) Mir wäre es lieber, sie jetzt zu hören, wenn niemand was dagegen hat. FATIMOMA: (schockiert) Kassim! TOOTSIE: Oh, nein!

FATIMOMA: (sammelt sich) Hallo, mein Lieber!

KASSIM BABA: (geht zur Karre) Laß die Nettigkeiten. Was geht hier vor?

OWLS: Wußtest du, daß das kleinste registrierte Gehirn dem erwachsenen männlichen Gorilla gehört? KASSIM BABA: Redest du mit mir, Junge?

OPA: (ist aufgestanden) Komm mit, Emily. Zeit für unseren Verdauungsspaziergang.

OMA: (humpelt ihm nach) Nein, Zacharias, Schatz. Ich habe mich so auf das Wiegen gefreut!

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KASSIM BABA: Kümmert euch nicht um das, was reingekommen ist, seht zu wie ihr da wieder rauskommt! Und zwar alle! OPA: (geht) Es gibt keinen Grund, auf schlechte Ausdrücke zurückzugreifen, sag’ ich immer. OMA: Das ist wirklich wahr.

OPA: Oh, halt den Mund! (Sie gehen ab.)

KASSIM BABA: Das war’s! Haut ab! Alle! (Die anderen gehen ab.) FATIMOMA: (die mit MORGIANA und ALI geblieben ist) Tootsie, kümmere dich um den Eintopf. (TOOTSIE bleibt und rührt den Eintopf.) Bist du zum Abendessen gekommen, Schatz?


„Tin Pan Ali“

- 30 -

KASSIM BABA: Laß das, Ma! Paß auf. Mein kleiner Bruder ist die ganze Woche um mein Haus herumgegeistert, um mein Dienstmädchen zu verführen. Während er um meine Veranda rumfegte, hat sie sie abgeschrubbt, und jetzt habe ich die sauberste Veranda in Chicago. Dann sehe ich Owls nach einer Waage herumschnüffeln, und zum Schluß komme ich hier rein, sehe die Bude wie bei Minsky‘s ausstaffiert, meine eigene Mutter überladen mit Klunkern, und du fragst, ob ich zum Abendessen komme! Ich möchte einfach wissen, was hier los ist und wann ich meinen Anteil bekomme! Also wer fängt an?

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ALI BABA: (einfach) Du willst etwas über die Juwelen wissen? Ich hab’ sie gefunden. KASSIM BABA: Oh yeah? Raus mit der Sprache! Hör zu, Kleiner, entweder spuckst du schnell aus, oder diese Waage geht sofort mit Morgiana nach Hause, und dieser ganze Schatz geht mit mir zur Polizei. ALI BABA: (stark) An diesem Zeug ist nichts illegal. Ganz im Gegenteil! Ich hab’ der Polizei einen Gefallen getan, indem ich es gerettet hab’.

KASSIM BABA: Schau mal: Wenn Silber und Juwelen für ’nen Typen wie meinen kleinen Bruder herumliegen, der nur zum straßenfegen gut ist, dann kannst du sicher sein, daß ich nicht nur herumstehe und zugucke. Komm schon, rück raus! Woher hast du’s? ALI BABA: So was erzählt man nicht.

KASSIM BABA: Natürlich erzählt man so was, du Idiot! Darum hab’ ich ja gefragt! FATIMOMA: (ein bißchen beunruhigt) Oh, Ali. Warum bringst du sie nicht einfach zurück?

ALI BABA: (nachdem er sich entschlossen hat) Nein, Ma! Kassim hat Recht. Es gibt keinen Grund, warum er oder du oder irgendjemand sonst nicht wissen sollte, woher sie kommen. KASSIM BABA: Jetzt rede, Kleiner. MORGIANA: Nein, Ali.

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KASSIM BABA: (gemein) Vergiß nicht, was du bist, Mädchen! Nun, Ali?

ALI BABA: Nun. (atmet tief durch) Kennst du Lubins Imbiß in der 23. Ost?

KASSIM BABA: 23. Ost? Natürlich nicht! Da würdest du mich nicht mal tot finden. ALI BABA: Okay, dann brauche ich ja nicht weiterzuerzählen.

KASSIM BABA: (schnell) Nein. Nein. 23. Ost. Lubins Imbiß. Ich werde ihn finden. Red’ weiter. ALI BABA: Nun, es ist das alte Lagerhaus gegenüber. Frag’ nach Sesame. KASSIM BABA: Sesame?


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA: Er ist da Pförtner. KASSIM BABA: Kapiert. Was dann? ALI BABA: Du steckst ihm zehn Dollar zu - oder, bei einem großzügigen Mann wie du...

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TOOTSIE: Drei! MORGIANA: Halt den Mund, Tootsie!

ALI BABA: ...fünfzehn werden reichen. Dann bist du im Lagerhaus.

KASSIM BABA: Und dieses Lagerhaus ist voller süßer Sachen? Klingt verrückt. Ich will nicht fragen, wem das alles gehört. ALI BABA: Das würd’ ich auch nicht.

KASSIM BABA: (jetzt großmütig) Also. Tausend Dank, kleiner Bruder! Auf was wart’ ich? 23. Ost. Du bleibst hier, Morgiana, meine Süße. Es wird nicht lange dauern. Halt’ den Reste-Eintopf warm, Moma. Ich werd’ in einer halben Stunde wieder da sein, dann werd’ ich vielleicht doch noch was davon essen. TOOTSIE: Ich würd’s nicht tun.

KASSIM BABA: (bemerkt wieder TOOTSIE) Locker, Kleiner. Morgen schmeißt dein großer Bruder ’ne Runde Lutscher! TOOTSIE: (nicht beeindruckt) Na toll!

FATIMOMA: Sei vorsichtig, Sohn. Da laufen manchmal ziemlich üble Typen rum.

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KASSIM BABA: Mach dir keine Sorgen, Moma. Kassim kann schon auf sich aufpassen. Ciao! (Er geht angeberisch ab.)

ALI BABA: Du solltest dir echt keine Sorgen machen, Moma. Du kannst ihn nicht aufhalten, auch wenn du willst. Er hat sowieso Recht. Er kann auf sich selbst aufpassen. Er ist groß genug. TOOTSIE: Und häßlich genug!

FATIMOMA: Tootsie! Wie kannst du so über deinen großen Bruder sprechen? TOOTSIE: Weil er nicht mehr da ist, darum!

FATIMOMA: Nun, komm mit und laß’ die beiden die Silbersachen sortieren. Oh, du wirst doch zum Reste-Eintopf bleiben, Morgiana, oder?


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA: (eifrig) Natürlich tut sie das, Moma... MORGIANA: (lächelnd) Danke, Mrs. Baba. Mach’ ich gerne. TOOTSIE: (folgt FATIMOMA mit dem Reste-Eintopf hinaus) Da is ’n süßer Verlobungsring dabei, Ali.

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ALI BABA: Raus! (TOOTSIE läuft raus, gackernd) Ehrlich! Wer will schon Brüder haben! MORGIANA: Oh, Tootsie ist in Ordnung. Er hat auch Recht. (schaut den Ring an, andeutungsvoll) Es ist ein hübscher Ring. ALI BABA: Den findest du hübsch? Schau dir mal diesen an. (Er hält einen anderen hoch.) MORGIANA: Oh, Ali...(Sie nimmt ihn.)

ALI BABA: ... und er ist nur für dich. Der schönste, den ich finden konnte. Jetzt mußt du dir um den komischen, armen Typen mit der Müllkarre keine Sorgen mehr machen. Den kannst du komplett vergessen, jetzt, da Ali zu Geld gekommen ist. MORGIANA: (etwas verletzt) Meinst du, ich bin zu sowas fähig?

MUSIK NR. 8 DAS WICHTIGSTE BIST DOCH NUR DU

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MORGIANA REICHTUM. BARGELD. ICH SAG’ DIR WAS FÜR MICH MEHR ZÄHLT AUF DIESER WELT. GIB ES. NIMM ES. GLAUBE NUR NICHT, DASS GELD SEINE VERSPRECHEN HÄLT. WIEDERSPRICH NICHT. IN DER LIEBE IST DER REICHTUM DOCH EIN TABU. WIE GEWONNEN, SO ZERRONNEN. DAS WICHTIGSTE BIST DOCH NUR DU.

ALI BABA MORGIANA. DU BIST MEHR ALS MILLIONEN, ICH KENN’ IHREN FALSCHEN CHARME. MORGIANA. NUR DIE LIEBE KANN SICH LOHNEN, KOMM ZU MIR IN MEINEN ARM. MORGIANA. AN DICH SCHMIEGE ICH MICH, DENN ICH FLIEGE AUF DICH DAUERHAFT. MORGIANA. ICH ERLIEGE DEINER ZAUBERKRAFT. MORGIANA MIR IST’S PEINLICH - ICH WERD’ ROT.

ALI BABA SEI DOCH NICHT KLEINLICH, DU LÄCHELST DANN. MORGIANA LASS MICH. HALT MICH.

ALI BABA ICH TU’S GERN SOBALD ICH DIESES GLÜCK FASSEN KANN. MORGIANA ALL DAS REDEN STÖRT DOCH JEDEN, UND ICH GLAUBE DU STIMMST MIR ZU: BEIDE DAS GEREDE IST DOCH BLÖDE. DAS WICHTIGSTE BIST DOCH NUR DU.


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA MORGIANA, ICH LIEB’ DICH IN EWIGKEIT MORGIANA ALI BABA, KANN DIE FREUDE KAUM ERTRAGEN, BLEIB BEI DIR IN EWIGKEIT. ALI BABA MORGIANA, ICH LIEB’ DICH SCHON LANGE ZEIT. MORGIANA ALI BABA, ENDLICH KANN ICH ES DIR SAGEN, ICH LIEB DICH SCHON LANGE ZEIT.

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ALI BABA MORGIANA, LIEBE MACHT UNS REICH. MORGIANA ALI BABA, ES WIRD MÄRCHENHAFT SEIN, DENN DIE LIEBE ALLEIN MACHT UNS REICH. ALI BABA MORGIANA, SIE VERZAUBERT4 MICH SOGLEICH. MORGIANA ALI BABAS ZAUBERKRAFT VERZAUBERT MICH SOGLEICH.

(Blackout. Die Szene überblendet wieder zum SULTAN-Bild)

MUSIK NR. 9 SZENENWECHSEL - MUSIK UNTER DIALOG

PRINZESSIN SCHEHERAZADE ... und so machte sich der garstige Kassim, gierig nach Reichtümern, auf in die Straßen der Stadt, um das magische Lagerhaus zu entdecken und den Sklaven zu bestechen, der es bewacht, damit dieser ihn einläßt....

SULTAN (gelangweilt) Schau, mein Schatz, warum erzählst du uns nicht etwas mehr von diesem Morgianalein? Sie klingt viel interessanter als dieses ganze Gequatsche über Juwelen und steppende Straßenkehrer. Da wird es doch eine oder zwei Szenen im Sklavenmarkt geben, oder nicht? Komm schon. Entspanne. Rede es dir von der Seele! SCHARFRICHTER (erschlaffend) Ich glaube nicht, daß ich das noch viel länger oben halten kann, Boss.

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SULTAN (schockiert) Was? (entspannt) Oh, der alte Krummsäbel! Oh, mein lieber Freund. Mach’ dir darum keine Sorgen. Es ist sowieso nur fürs Auge. SCHARFRICHTER Wie bitte?

SULTAN Nimm ruhig Platz und eine Tasse Tee oder irgendwas. Wir haben genug, um noch weit damit zu kommen. Stimmt das nicht, mein süßer kleiner Kolibri? (Der SCHARFRICHTER trampelt verärgert von der Bühne.) PRINZESSIN SCHEHERAZADE (verführerisch) Es gibt noch viel zu enthüllen, O Freigiebigster der Polygamen.

SULTAN ‚Viel zu enthüllen‘. Hervorragend! Scheu dich nicht. Sei bloß nicht schwach auf der Brust.. SCHARFRICHTER (sein Kopf erscheint) Milch, O Wasserspeier der Weltmeere.

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veränderte Notenwerte in Takt 47: „-zaubert“ („love“) zwei Viertel c.


„Tin Pan Ali“

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SULTAN (winkt ihn weg) Komm schon. Was geschieht als Nächstes? PRINZESSIN SCHEHERAZADE Die traurige und leidvolle Geschichte von Kassim Baba. SULTAN Ach, der. Hab’ ihn sowieso nie gemocht. Großer, fetter, fauler Fiesling. (ruft) Oh, nebenbei, Nichtsnutz, mir gehört die Tasse mit den Häschen darauf. Elf Stück Zucker, bitte, und reiche mir den Türkischen Honig. Nun lege los, Prinzessin.

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PRINZESSIN SCHEHERAZADE Kassim Baba irrte viele Stunden suchend durch die Straßen der Stadt, verlor oft seinen Weg, bis er zuletzt in die Straße der Juwelen kam. (Der SULTAN beginnt einzudösen.) Aus Angst um sein Leben haben sein Bruder Ali und sein Dienstmädchen Morgiana die Suche nach ihm begonnen, doch, oh weh, zu spät, denn er hat das Lagerhaus gefunden und nun muß er nur noch mit dem Wächter der Höhle sprechen... (Und die Szene verwandelt sich zurück zur Straße vor dem Lagerhaus, wo JOEY für den Feierabend packt und versucht, seine letzten Zeitungen zu verkaufen.) JOEY ’CAGO TRIBUNE, DARIN STEHT ALLES. KAUFT DIE ABENDZEITUNG VON MIR. PFERDERENNEN MIT ’NEM RIESENGROSSEN JACKPOT! (MUSIK ENDE)

KASSIM BABA: (der angekommen ist, und Lubins Imbiß entdeckt hat. Er trägt einen großen Regenmantel und hat einen leeren Koffer mit) Hey, du! Hau ab!

JOEY: Ah! Okay! (JOEY hält an und schaut ihn an. Er mag nicht was er sieht und läuft schnell weg.)

KASSIM BABA: Endlich. Lubins Imbiß! Ich hoffe nur, daß es sich lohnt, drei Stunden rumgesucht zu haben. (Er sieht SESAMEs Tür und haut drauf.) Hey Sie! Mr. Sesame! SESAME: (schreit von innen) Wer zur Hölle ist das schon wieder? KASSIM BABA: (ungeduldig) Beweg’ dich. Ich will mit dir reden.

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SESAME: (erscheint) Hey! Was glaubst du, wer du bist, mich so anzubrüllen? (Der Alarm fängt an zu klingeln.) Aah, halts Maul! (Er stampft mit dem Fuß auf und der Alarm hört auf.) KASSIM BABA: (schaut ihn genau an) Du heißt Sesame? SESAME: (vorsichtig) Und wenn es so wäre?

KASSIM BABA: Du bist der Mann mit den Schlüsseln zum Lagerhaus. Stimmt’s? SESAME: Stimmt ... Hey. Wer bist du? KASSIM BABA: Das interessiert nicht. Laß mich nur rein, schnell.


„Tin Pan Ali“

- 35 -

SESAME: (für sich) Verdammt! Die Polizei! Der lausige Müllmann hat geplappert. (zu KASSIM BABA) Sind Sie ein Bulle? KASSIM BABA: Natürlich bin ich kein ...(Er unterbricht sich. Überlegt. Dann:) Und wenn ich einer wäre? SESAME: (ängstlich) Nun, ich bin immer bereit, der Polizei zu helfen wo ich nur kann, Sir. Möchten Sie ’nen Kaugummi?

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KASSIM BABA: (haut ihn weg) Laß das jetzt! Ich will nur ’nen Blick ins Lagerhaus werfen. Sonst nichts. SESAME: Schau Boss, mir gehört hier nichts. Damit das klar ist.

KASSIM BABA: Mir ist’s egal, was hier wem gehört. Ich weiß nur, daß du der einzige bist, der mich reinlassen kann.

SESAME: Stimmt. (für sich) Und der einzige, der dich rauslassen kann! (zurück zu KASSIM:) Bleiben Sie grad’ mal da, Sir. KASSIM BABA: (nimmt seinen Koffer) Komm schon. Sesame, öffne das Lager!

(SESAME zieht an seinem Seil. Mit dem üblichen Prozedere, Alarm und allem, öffnet sich die Höhle.) SESAME: Aah, halts Maul! (Er stampft mit dem Fuß auf.) Bitteschön, Boss. Die Zauberhöhle.

KASSIM BABA: (wirklich beeindruckt) Wow! Das nenne ich ’ne Verwandlung! (Er eilt die Treppe hoch und steckt dabei SESAME ein paar Dollar zu.) Das ist für Sie. Bleib’ wo du bist und du bekommst das gleiche, wenn ich rauskomme. SESAME: (für sich) Du wirst nicht rauskommen, du lausiger Bulle!

KASSIM BABA: (begeistert) Heiliger Strohsack! (SESAME schließt hinter ihm die Tür.)

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SESAME: (schaut die Münze an) Hah! Ein schäbiger Quarter. Du hilfst der Polizei, und das bringt’s dir! Beleidigungen und fünfundzwanzig lausige Cent. Lausiger Bulle! (Er spuckt.) Du kannst grad dort bleiben, bis Caroonis Bande zurückkommt. (Er sperrt die Tür zu.) Und die Müllkarren-Ratte. „Ich würd’ niemals ’nen Freund im Stich lassen.“- Bah! Freunde die dir die Polizei auf den Hals hetzen, wenn sie mit dir fertig sind, kannst du vergessen! Ich kapier’ das Spiel nicht. Was mußt du denn tun? Mein Ruf ist auch ohne sein Zutun schlecht genug. MUSIK NR. 10 SESAME, SESAME

SESAME SESAME, SESAME. NACH ERFOLG KLANG DAS NOCH NIE, HAB’ IM LEBEN NICHTS MEHR VOR. SESAME, SESAME. LEBENSLUST BESASST DU NIE. SO GEH’ HEIM UND SCHLIESS DAS TOR.


„Tin Pan Ali“

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(SESAME) NIEMAND HILFT DOCH EINEM SECOND-HAND-MANN, NIEMAND ERÜBRIGT ’NEN ZWEITEN BLICK. NIEMAND FÜHRT IHN AN DIE GROSSE WELT RAN, IHM FEHLT DIE CHANCE FÜR EIN NEUES GLÜCK. DIE NUMMER EINS ZU SEIN, EINMAL GANZ OBEN STEHEN, WICHTIG SEIN, SICH GANZ IN RUHM ERGEHEN. NUMMER EINS! DOCH BEI SESAME, PASSIERT SOWAS NIE.

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(ALI BABA eilt hinter SESAME rein, sieht ihn, stoppt, hört zu und singt dann.) SESAME. SESAME. LEBST ALLEIN UND FREUST DICH NIE. EINE FRAU HÄTTE ICH GERN. SESAME. SESAME, ’NE PRINZESSIN KRIEGST DU NIE, EWIG BLEIBT DER TRAUM DIR FERN.

NIEMAND HILFT DOCH EINEM SECOND-HAND-MANN, NIEMAND ERÜBRIGT ’NEN ZWEITEN BLICK. NIEMAND FÜHRT IHN AN DIE GROSSE WELT RAN, IHM FEHLT DIE CHANCE FÜR EIN NEUES GLÜCK. DIE NUMMER EINS ZU SEIN, EINMAL GANZ OBEN STEHEN, WICHTIG SEIN, SICH GANZ IN RUHM ERGEHEN. NUMMER EINS! DOCH BEI SESAME, PASSIERT SOWAS NIE.

ALI BABA HÖR DOCH, SESAME. KLAGEN HILFT NIE. SESAME, SESAME, ÄNDERE DEINEN BLICK UND SIEH, DASS DIE WELT DIR OFFEN STEHT. SESAME, SESAME, GIB’ DIR DOCH SELBST EINEN KICK, DENN NIE IST’S FÜR DEIN GLÜCK ZU SPÄT.

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BEIDE ÖFFNE DIE TÜR UND SEI EINMAL HEITER, SIEH’ DIR DIE WELT EINMAL FRÖHLICH AN. SCHAU RAUS UND SPÜR’ ES GEHT IMMER WEITER, DAS IST’S WAS ZÄHLT, GLAUBE NUR DARAN. DENN WENN DU WIRKLICH WILLST, GIBT ES NUR SONNENSCHEIN UND WENN DU WILLST ENTDECKST DU FRÖHLICHKEIT. ES WIRD ’NE PRINZESSIN BEI DIR SEIN UND IM NU FEIERT IHR BALD ZU ZWEIT DIE HOCHZEIT. SESAME ALLES UTOPIE, MIR PASSIERT DAS NIE. ALI BABA HAB’ FANTASIE!

SESAME DOCH BEI SESAME, PASSIERT SOWAS NIE. SESAME, SESAME, DIR FEHLT DOCH DIE ENERGIE, SO GIB DICH GESCHLAGEN, LASS DAS FRAGEN ICH SCHLIESS JETZT DAS TOR. (Er geht, unglücklich) Mach’s gut. (MUSIK ENDE)

ALI BABA: Hey. Bleib Sesame! Ich brauche deine Hilfe! Ich suche wirklich jemand. SESAME: Oh yeah! Wen denn?


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA: ’Nen Typ, der reich aussieht. Breite Schultern, ziemlich schwer ... SESAME: Dunkele Haare? Mit ’nem Koffer ? Sieht aus wie ’n Bulle? ALI BABA: (erleichtert) Yeah. Das ist er.

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SESAME: Nein. Hab’ ich nicht gesehen. (dreht sich wieder ab) ALI BABA: Was meinst du? Du hast gerade ...

SESAME: (scharf) Paß auf! Willst du nicht verstehn? Ich brauche keine Freunde, die mich den Bullen ausliefern. Wie’s denn auch sei, nimm ’nen freundlichen Rat von ’nem professionellen Verlierer: Wenn ich du wär’, würd’ ich mich nicht noch mehr in das Spiel einmischen, als du’s schon getan hast.

ALI BABA: (verzweifelt) Ich muß ihn einfach finden. Es könnte um Leben oder Tod gehen. Es laufen manchmal ziemlich üble Typen rum.

(CAROONIs Autohupe ertönt.)

SESAME: (er geht) Sicher tun sie das! (Er springt schnell in seine Kabine. ALI BABA entkommt die Straße hoch) MUSIK NR. 11 WIEDERAUFTRITT DER DIEBE

(Großer Jubel, als die Bande, mit Dollarscheinen und Champagnerflaschen beladen, von der Rennbahn zurückkehrt.)

DIEBE WIR SIND VERRÜCKTE JUNGS, DER WETTGEWINN WAR EXTREM GROSS. BEI DEN HOTTEHÜHS, DA VERLIEREN WIR NIE. DENN WIR ALS SCHICKE JUNGS, KNACKTEN DEN JACKPOT PROBLEMLOS, UND JETZT ZIEHN WIR LOS, FEIERN BIS MORGEN FRÜH. WIR SIND CAROONIS JUNGS, UND WIR....

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(CAROONI ist mit DOLL aufgetreten: Er hat bemerkt, daß die Treppe unten und das Lagerhaus offen ist. Er unterbricht den Song.) (MUSIK ENDE)

CAROONI: (ironisch) Warum ...ist das Lagerhaus ... offen? (Die DIEBE schlucken laut und schweigen.) Hol’ mir jemand den Nachtwandler! (BIG EARS ist die halbe Treppe hochgeklettert als KASSIM BABA an die Tür pocht. Alle bleiben sofort stehen.) KASSIM BABA: Hey! Laß mich hier raus!

BIG EARS: (dreht sich sehr langsam) Ich glaub’ da ist jemand drin, Boss! CAROONI: Brillant, Big Ears. Aber wer?


„Tin Pan Ali“

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KASSIM BABA: (pocht wieder) Hey, wie heißt du? Sellerie? Laß mich hier raus! LEGS: Ich denke, jemand ist eingebrochen, Boss. Der ist aber noch lange nicht ausgebrochen! PRINCE: Gut gedacht, Legs! Gebäude umstellen!

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LEGS: Wer? Ich? PRINCE: Nein! Alle, du Blödmann! Bewegt euch! (Sie bewegen sich.)

CAROONI: Danke, Princey! Mach’s kurz. (Die Situation ist nun unter Kontrolle, CAROONI entspannt sich, zündet eine Zigarre an und genießt die Abendluft.) Ein schöner Tag, oder , Doll, mein Engel? DOLL: (verwirrt) Oh. Yeah.

KASSIM BABA: (pocht zum dritten Mal) Hey! Mach auf!

CAROONI: (unbewegt) Den Stonefeller Rock, und den Jackpot bei den Hottehühs! Paganini und seine Jungs werden grün vor Neid werden. (Er zitiert:) „Laß Herkuln selber nach Vermögen tun, Die Katze maut, der Hund will doch nicht ruhn.“ (DOLL ist verwirrt.)

CAROONI: ...Hamlet. (DOLL ist noch mehr verwirrt.) (erklärend:) Shakespeare! DOLL: (verloren) Oh ... yeah.

(In diesem Moment knackt BIG EARS das Türschloß und KASSIM BABA fällt praktisch heraus, mit seinem Koffer übervoll mit Juwelen.)

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KASSIM BABA: Himmel sei Dank! (Er geht die Treppe runter, ohne BIG EARS zu bemerken, trifft aber Auge in Auge auf CAROONI und DOLL. Er versucht, den Koffer hinter seinem Rücken zu verstecken. Er nickt vorsichtig.) Hi!

CAROONI: (nach einer kurze Pause) Ist ...em ... ist da oben Winterschlußverkauf?

KASSIM BABA: (mit langsamer Erleichterung) Oh! Oh, yeah! Hey. Das ist ’ne unglaubliche Bude da oben. Glauben sie mir! (Er zwinkert mit einem Auge.) Gehen Sie einfach hoch! Die Tür ist auf, und es ist noch viel übrig! (Er dreht sich schnell, um zu gehen. Schaut aber direkt in die Augen von vierzehn schweigenden Gangstern. Er dreht sich zum Publikum:) Oh! CAROONI: (locker:) Wir haben Besuch, meine Herren! KASSIM BABA: (begreift langsam) Oh, nein!


„Tin Pan Ali“

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CAROONI: Oh, doch, mein fetter Freund. Dieses ist kein guter Tag für Schnäppchen. Oder, Jungs? DIEBE: Nein, Boss. KASSIM BABA: (schluckt laut) Mr. Carooni, nehme ich an!

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HUNKY: Du nimmst richtig an, Fettwanst! CAROONI: Kein Grund unhöflich zu sein, Hunky. Dieser Junge hat genug Probleme. KASSIM BABA: (angstvoll) Schaut mal, Freunde. Seid vernünftig. Ich bin zu jung zum sterben.

CAROONI: Das, Sir, ist das letzte, was Ihnen passieren wird! Zunächst werden sie ein paar Prügel einstecken müssen. Es darf nicht ungesühnt bleiben, wenn man derartig vom rechten Weg abkommt.Nicht wahr, Jungs? DIEBE: (teuflisch) Nein, Boss.

KASSIM BABA: (fängt an ,von Panik ergriffen zu werden) Hört zu. Die Juwelen könnt ihr alle zurückhaben - und alles was ihr sonst noch wollt. Geld? Güter? Schwarzalkohol? Eine Empfehlung beim Chicago Golf Club?

CAROONI: Die Wege des Übeltäters sind hart, sagt man, und in diesem Fall hat man nicht übertrieben. Bereite ihn vor, Freddie ...

(FREDDIE gibt das Signal für die DIEBE, anzugreifen. KASSIM BABA ist aber von Panik ergriffen, und mit einem Angstschrei rennt er davon.) KASSIM BABA: Nein!

MUSIK NR. 12 VERFOLGUNGSJAGD

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(Die DIEBE sind zu zahlreich für ihn. Nach einer Verfolgungsjagd durchs ganze Bühnenbild, jagen sie ihn geräuschvoll die Treppe hoch in das Lagerhaus, wo FREDDIE schon mit SKINNY und SMAL FRY wartet. BIG EARS steht an der Tür. Er knallt sie zu. Die Musik endet, gefolgt von zwei Salven Maschinengewehrfeuer und KASSIM BABAs Schreien. Das alles löst die Alarmanlage erneut aus! Furchtlos schlägt sich SESAME, der während der Verfolgungsjagd aus seiner Kabine gekommen ist, auf die Seite von CAROONI und ist mit sich selbst zufrieden, daß er KASSIM BABA „gefangen hat“.) (MUSIK ENDE)

SESAME: (schreit gutgelaunt über den Alarm:) Oh, hallo, Mr. Carooni, Sir. Ich dachte, ich hörte Schüsse!

CAROONI: (mehr besorgt um den ohrenbetäubenden Alarm, schreit) Frederick! Der Alarm! (Es gibt ein kurzes Maschinengewehr-Rattern, gefolgt von dem Lärm, als die Klingel getroffen wird. Dann selige Ruhe.) CAROONI Ich bedanke mich! (Eine kurze Pause während alle sich entspannen , dann:) Mr. Sesame!


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SESAME: Hier, Boss! CAROONI: Jemand, der meinen Besitz ohne Einladung betreten hat, ist gerade bestraft worden, und solche Tiere werden von mir nicht geduldet, nicht mal an einer Leine. Ich frage mich, wie er überhaupt reingekommen ist. (FREDDIE kommt aus dem Lagerhaus.) ... Wie geht es ihm, Freddie? FREDDIE: Völlig verstorben, Boss!

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SESAME: Das war kein ungeladener Besuch, Mr. Carooni! Das war ein Bulle! CAROONI: Dummes Gerede!

PRINCE: Mr. Carooni kennt jeden Polizist in der Stadt.

CAROONI: Die meisten arbeiten sogar für mich. Der Bursche war kein Bulle. Wer war er, und wie kam er rein?

SESAME: (erkennt langsam , daß er einen Fehler gemacht hat) Wie soll ich das wissen, Boss?

CAROONI: Sie haben ihn reingelassen, Sir. Kein anderer hätte es tun können. Ich wünsche schnell zu wissen, wie er von Dir und diesem Lagerhaus gehört hat. Sonst werden meine vierzehn guten Freunde hier, diese hübsche und intelligente Dame an meiner Seite, (DOLL versteht nicht, über wen er spricht.) und zuletzt, bzw. auf jeden Fall du selbst, bald angeklagt; und, glaub’ mir, nicht wegen einfachem Hausfriedensbruch. Ich schlage vor, daß du auspackst. Und zwar schnell! SMALL FRY: (erscheint an der Tür zum Lagerhaus) Hey, Boss. Es fehlt noch ein ganzer Haufen Beute, auch der Stonefeller Rock, und ich kann bei unserem verstorbenen Freund nichts davon finden. SKINNY: Sie sind wohl heute früh mitgenommen worden, Boss! CAROONI: (dreht sich zu SESAME) Nun, Mr. Sesame?

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SESAME: Okay. Ich geb’s zu. Ich hab’ heut’ früh diesen Müllmann reingelassen. CAROONI: Einen Müllmann?

ALLE: (ebenso aufgeregt) Einen Müllmann?

SESAME: Stimmt. ’Nen Straßenkehrer. Ich weiß weder seinen Namen noch irgendetwas über ihn; aber er hat euch Jungs heute Morgen zugeschaut. Ich hatte keine Wahl. Der Kerl da drinnen hat wohl ’nen Wink von ihm bekommen. Ich dachte, er sei ein Bulle, so hab’ ich ihn auch reingelassen. Mehr weiß ich nicht. Ehrlich.

CAROONI: (schickt SESAME mit einer Geste fort) Also, meine Herren. (Er denkt eine Sekunde nach.) Der Plan ist einfach. Hört zu. (Das tun sie.) Unser Hauptzeuge ist dieser Straßenkehrer. Egal wer er ist, wir müssen ihn finden, schnell. Du, Prince, nimmst deine Männer und Mr.Sesame mit, und ihr verkleidet euch als Straßenfeger. In diesem Teil der Stadt dürfte es nicht schwierig sein, das was ihr dazu braucht zu finden. Redet mit allen Leuten. Durchsucht jede Seitenstraße. Bewegt euch!


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PRINCE: Reinigungstruppe, abtreten! (Sie gehen ab, redend.) CAROONI: Inzwischen, meine Herren, werden wir die Untersuchung der besitzenden Klasse durchführen. Freddie, finde für euch ’nen Laden mit Abendgarderobe. Wir müssen den Stonefeller Rock wiederfinden. Wenn dieser Straßenkehrer so viel Stil wie Nerven hat, wer weiß, wie hoch er die Gesellschaftsleiter klettern kann, wenn er so etwas besitzt. Putzt euch heraus. Comprendo?

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FREDDIE: Ganz klar, Boss. Kommt, Jungs. (Sie gehen auch ab.) CAROONI: Mr. Sesame. (SESAME kommt vor.) Wenn es nicht der Fall wäre, daß Sie unser einziges Verbindungsglied zu diesem mysteriösen Straßenkehrer sind, würden Sie längst selbst einen Mülleimer zieren - aber von innen. Ich dachte, ich hätte Sie der Mannschaft von Prince zugeteilt. SESAME: Oh, yeah, bin schon weg, Boss. Ich gehe besser und versuch’ mich schmutzig zu machen.

CAROONI: Ja. Versuchen Sie es. (SESAME geht zu seiner Kabine.) Du merkst, Doll, was wirkliche Geistesstärke erreichen kann, wenn sie mit praktischem Genie vereint wird? Was können einfache Sterbliche vom Leben erwarten, wenn sie, wie Don Quixote, bloß gegen Windmühlen anrennen? Nada! Me comprendes? DOLL: (die offensichtlich nichts versteht) Oh, yeah!

MUSIK NR. 13 OH, YEAH!

(Während der Nummer stellt CAROONI DOLL Fragen auf die man klar die Antwort „nein“ erwarten würde. Trotzdem antwortet sie immer mit „ja“. Auch ist sie vom Rhythmus wie hypnotisiert und kann sich nicht dagegen wehren , mitzuwippen. Schließlich, in der zweiten Strophe, ist sie durch CAROONIs Fragen so durcheinander und von der Musik so mitgenommen, daß sie jeden Ansatz der Kommunikation aufgibt und sich in den Tanz schmeißt.) CAROONI HAT GEWALT MICH ORIGINELL GEMACHT? LOHNT SICH DEMNACH NUR GAUNEREI?

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DOLL(gesprochen) OH YEAH!

CAROONI (gesungen) HAT MEIN REICHTUM UNFEHLBARKEIT GEBRACHT? DAS KRITERIUM IST EINWANDFREI. DOLL (gesprochen) YEAH!

CAROONI (gesungen) NEIN! DENN NUR DURCH LOGISCHE ERKENNTNIS WURDE ICH DERART GRANDIOS. DOLL (gesprochen) YEAH? CAROONI (gesungen) DIE SCHARFSINNIGE URTEILSKRAFT MACHT MICH SO GROSS. DOLL (gesprochen) OH YEAH!


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CAROONI (gesungen) GEFÄHRLICH WIRD’S WENN IN ’NEM HEIKLEN MOMENT, MAN MEINEN INTELLEKT NICHT ERKENNT. BIN PLATO-FIT, GESCHULT MIT CATO!... GANZ BEHENDE GEH’ ICH MIT PSYCHE UM, DENN ICH WENDE MICH FREUD GRAD’ ZU. DOLL (gesprochen) OH YEAH?

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CAROONI (gesungen) NIEMALS KENN’ ICH IM HIRN EIN VAKUUM, VIELLEICHT GÖNN’ ICH DEM KOPF MAL RUH. DOLL (gesprochen) YEAH! CAROONI (gesungen) NEIN!

CAROONI UND DOLL DENN NUR DURCH LOGISCHE ERKENNTNIS WURDE ICH / ER DERART GRANDIOS. DOLL (gesprochen) YEAH!!!

CAROONI UND DOLL (gesungen) DIE SCHARFSINNIGE URTEILSKRAFT MACHT MICH / IHN SO GROSS. DOLL (gesprochen) OH YEAH!

CAROONI UND DOLL (gesungen) LASS SIE NUR DENKEN, DASS DEIN PLAN DIR MISSLINGT, DURCH INTELLEKT GEWINNST DU BESCHWINGT. UND DESHALB FREUNDE, RATEN WIR, ZINKE DEINE KARTEN DIR MIT GRIPS. CAROONI UND PSYCHE, UND DENKEN, UND WISSENSCHAFT

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DOLL MIT GRIPS!

CAROONI UND GENIUS UND SCHLAUER PHILOSOPHIE. DOLL MIT GRIPS!

CAROONI WIR LASSEN DIE MASSEN KONZEPTLOS ERBLASSEN MIT GRIPS!

(Während ALI BABA und MORGIANA aus der entgegengesetzten Richtung herbeieilen, tanzen sie im großen Stil von der Bühne.) (MUSIK ENDE)


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ALI BABA: Das ist echt seltsam. Er muß sich völlig verirrt haben, oder er ist zum falschen Ende der Stadt gelaufen. Ich habe ihn hierher geschickt, genau vor Lubins Imbiß. MORGIANA: Und wo ist dieses Lagerhaus? Vielleicht sollten wir da drin nachschauen. ALI BABA: Nein. Man kann nicht rein ohne diese Sesame-Type. Der Eingang ist grad hier, aber ... hey! Es ist offen. Das is ’n bißchen seltsam.

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MORGIANA: Nun. Worauf warten wir?

(Sie beginnen, die Treppe hoch zu laufen. Dann gibt es hinter der Bühne ein riesigen Lärm, und BIG EARS rennt rein. Er trägt einen Arbeitsanzug und schiebt eine Müllkarre vor sich her. Die andere TINIES folgen, gleich bekleidet.)5 BIG EARS: Hey. Sehe ich nicht gut aus? (Er zeigt stolz seine Verkleidung.)

SKINNY: (er düst rein) Hey, braucht man einen Führerschein, um so was zu fahren? BLUE EYES: (bemerkt MORGIANA:) Hi, Süße! Wollen wir zusammen ’ne Runde drehen? MORGIANA:(verwirrt) Sind das Freunde von dir, Ali?

ALI BABA: (lächelnd) Hey. Was soll das? Ist das ’ne Art Kostümball?

FOUR EYES: Nein. Wir suchen jemanden. ’Nen Straßenkehrer. ALI BABA: Ich könnte euch da helfen.

SMALL FRY: Aber erst müssen wir rauskriegen, wie man diese fliegenden Bettgestelle manövriert, Mister.

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ALI BABA: Ich könnte euch da helfen.

PRINCE: Hey, Jungs. Wir haben einen Müllkarren-Fahrlehrer gefunden. BIG EARS: Großartig, Mann. Bist du Profi?

ALI BABA: Das bin ich...(jetzt umkreist von sieben willigen Schülern mit ihren Karren) MORGIANA: Komm, Ali. Wir haben wichtigeres zu tun.

ALI BABA: Nein. Es dauert nur ’nen Moment, und die Kerle brauchen sicher Hilfe. SMALL FRY: Dann leg’ los. Wie bedient man so was? (Wenn möglich sollte jeder Gangster seine eigene Karre haben. Das Minimum wäre eine Karre für PRINCE, drei Karren für die anderen sechs, und eine für ALI.) 5


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ALI BABA: Also, stellt euch auf, und ich zeig’s euch. MUSIK NR. 14 DER MÜLLMANN-RAG (ALI BABA nimmt seinen Wagen, stellt sich in Position und demonstriert alles, während er singt) ALI BABA HALT DAS DING AM GRIFF FEST UND SCHWING HIN UND HER.

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DIEBE HALT DAS DING AM GRIFF FEST UND SCHWING HIN UND HER. ALI BABA LOS DANN IM RHYTHMUS, WIE AUS EINEM GUSS.

DIEBE LOS DANN IM RHYTHMUS, DASS JEDER MIT MUSS.

ALI BABA MIT ’NEM KLEINEN HÜFTSCHWUNG DREHT IHR EUCH DANN UM. DIEBE WIR MACHEN DEN HÜFTSCHWUNG UND DREH’N UNS DANN UM. ALI BABA GRANDIOS, DIEBE FAMOS

ALLE6 ALS KEHRVIRTUOSEN TANZEN WIR HIER DEN MÜLLMANN-RAG.

ALI BABA DREHT EUCH UM DIE WAGEN UND MACHT EINEN KREIS.

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DIEBE & MORGIANA WIR DREHEN DIE WAGEN UND BILDEN ’NEN KREIS.

ALI BABA MACHT EIN PAAR SCHRITTE UND DREHT EUCH DABEI. DIEBE & MORGIANA AB DURCH DIE MITTE UND IN DIE REIHE.

ALI BABA SCHIEBT DAS DING NOCH EINMAL UND SCHAUKELT ETWAS. DIEBE & MORGIANA NICHT EINMAL EIN DIEBSTAHL MACHT UNS SOVIEL SPASS. ALI BABA FAMOS,

DIEBE GANZ GROSS, ALLE ALS KEHRVIRTUOSEN TANZEN WIR HIER DEN MÜLLMANN-RAG. 6

MORGIANA findet den Swing der Musik unwiderstehlich und tanzt mit den DIEBEN mit.


„Tin Pan Ali“

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ALI BABA HEY, JETZT HABT IHR DEN DREH KAPIERT. DIEBE & MORGIANA HABEN DEN DREH KAPIERT! ALI BABA GANZ OHNE FEHLER KLAPPT SCHON JEDER SCHRITT. DENN IHR TANZT SCHON GANZ RAFFINIERT.

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DIEBE & MORGIANA GANZ RAFFINIERT!

ALLE UND AUCH DER REST VON DER GANG TANZT SOFORT MIT. ALI BABA UND WENN IHR FLUCHEND MAL FALSCH RANGIERT DIEBE & MORGIANA FLUCHEND RANGIERT

ALLE SCHERN WIR UNS UM DIESEN FEHLER ’NEN DRECK. WIR KOMMEN DA RAUS UND BEKOMMEN DANN APPLAUS, DENN NIEMAND TANZT SO GUT WIE WIR DIESEN RAG. ALI BABA ALLES JETZT VON ANFANG, UND PFEIFT NUN DAZU.

DIEBE & MORGIANA NOCHMAL OHNE SINGSANG, WIR PFEIFEN DAZU. (SIE PFEIFEN)

ALI BABA (gesprochen) Hey Jungs, ihr seid wundervolle Tänzer!

PRINCE Eij! Ich hab’ nie gedacht, daß man mich jemals mit einem Müllkarren tanzen sieht.

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ALI BABA Ihr seid ein wundervolles Paar. (gesungen) TANZT JETZT ETWAS SCHNELLER, IHR HABT DOCH VIEL PLATZ. DIEBE & MORGIANA ALLE TANZEN GRELLER UND MACHEN RABATZ, VERRÜCKT GESCHMÜCKT WIR FINDEN’S ENTZÜCKEND WENN WIR TANZEN DEN MÜLLMANN-RAG. (TANZ)

ALLE MIT STIL UND GEFÜHL

ALI BABA WENN DU’S KANNST TANZT DU VOLL GENIAL! DIEBE & MORGIANA DANN TANZT DU VOLL GENIAL! ALLE ALI BABA RAGTIME IST GAGTIME.

SOLO DOCH ICH BRAUCH’ DAS NOCH EINMAL.


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ALLE NICHTS GIBT ES NOCHMAL! NEGIER’ DAS PROBIEREN! DIEBE & MORGIANA SO MACH WEITER GANZ NORMAL! ALI BABA UNLUST IST ILLEGAL.

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ALLE DENN DIESER TANZ IST DER LETZTE SCHREI.

ALI BABA FOXTROTT IST UNFLOTT, DU LANGWEILST DICH NUR DABEI. DIEBE & MORGIANA LANGWEILST DICH NUR DABEI.

ALLE TANGO MACHT NICHT FROH ER IST ’NE TORTUR. LASS ES, UND SIEH DASS ES KEINEN SPASS GEBEN KANN DABEI. SPASS GIBT ES NICHT DABEI. FANG DOCH OHNE ZWANG EINFACH NOCHMAL VON VORNE AN. HEY! HALT DAS DING AM GRIFF FEST UND SCHWING HIN UND HER. HALT DAS DING AM GRIFF FEST UND SCHWING HIN UND HER. LOS DANN IM RHYTHMUS, WIE AUS EINEM GUSS. LOS DANN IM RHYTHMUS, DASS JEDER MIT MUSS. MIT ’NEM KLEINEN HÜFTSCHWUNG DREHT IHR EUCH DANN UM. WIR MACHEN DEN HÜFTSCHWUNG UND DREH’N UNS DANN UM. FAMOS, GRANDIOS, DER TANZ DER MACHT SINN. GANZ GROSS GEHT’S LOS DENN JEDER IST HIN UND WEG UND RUFT HOCH AUF DEN MÜLLMANN-RAG.

(Und wie Ritter, die in die Schlacht ziehen, stürmen sie ihre Besen schwingend und schreiend ab. ALI BABA und MORGIANA gehen ins Lagerhaus ab. Während der Vorhang fällt, eilt SESAME aus seiner Kabine und rennt hinter den Gangstern her.)

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Ende des I. Aktes


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Zweiter Akt (PRINZESSIN SCHEHERAZADE fährt mit ihrer Geschichte fort. Den SULTAN und den SCHARFRICHTER hört man schlafen. Sie schnarchen und schwanken im Takt der Musik.) MUSIK NR. 15 OPENING II. AKT UND „WIR LEGEN LOS“

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PRINZESSIN SCHEHERAZADE ... und so hatte es der bescheidene Ali Baba nicht mehr nötig, seine Arbeit als Straßenkehrer fortzusetzen, doch er zeigte weiterhin seine Liebe und Anteilnahme für seine Freunde und seine Familie, indem er seine neuerworbenen Reichtümer benutzte, um ihnen mit dem Nötigsten beizustehen. Er beschenkte sie mit Essen und Wein und kümmerte sich um ihr Wohl. Obwohl er sich insbesondere um seine Mutter kümmerte, verschwendete er seine Aufmerksamkeit vor allen anderen an das Sklavenmädchen Morgiana, welche er tief in seinem einfachen Müllsammlerherzen mehr als jede andere Frau liebte und verehrte. Gleichzeitig, nahm er den Körper seines reichen, doch jüngst entschlafenen Bruders Kassim und gab ihm, mit allen gebührenden Riten und Zeremonien, das Begräbnis, das ihm zustand. Wie auch immer, die Diebesgang soll nicht vergessen werden. Mit großer Sorgfalt und Emsigkeit kehrte die eine Hälfte von ihnen die Straßen der Stadt, während der Rest die Häuser der Reichen und neuen Berühmtheiten erforschte, in der Hoffnung, den Mann zu entdecken, der den Schleier über Sesames edle Teile gelüftet hatte. Vergeblich, so schien es, suchten sie, durch dick und dünn, unter Reichen und Armen. Sie jagten von der Bruchbude zur Villa, doch die Musik des Erfolges erklang nicht in ihren bösen Ohren, und sie waren in tiefer Verzweiflung... (Die Musik übernimmt. Sie wirbelt in eine Tanzmusik auf einer Gartenparty, die im Garten eines wundervollen Stadthauses stattfindet. Chinesische Laternen glitzern in den Bäumen, Champagnerkorken knallen und die Gäste tanzen wild Charleston auf dem Rasen. Überall schweben Ober, unter dem Vorsitz von SIGNOR MACAROONI, dem Oberkellner. Es ist früher Abend.)

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SOLO LASSEN WIR DIE PARTY SWINGEN, DENN ES KNALLEN DIE KORKEN. DIESE NACHT WIRD’S RICHTIG BRINGEN, ES VERFALLEN DIE SORGEN. LEB’ EINMAL DIE FEINE LEBENSART, HEUT’ BIST DU DABEI SETZ DICH, GENIESS’ DAS CABARET FREU’ DICH AN UNSREM DEFILÉE. HEUTE NACHT GEHT’S RICHTIG RUND HIER WIRD DEIN FRUST SCHNELL VERPUFFEN. FÜLL MIT SCHAMPUS DEINEN MUND DU MUSST DEN KELLNER NUR RUFEN. DAS GEBLUBBER IST DOCH SUPER DENN ES STECKT UNS ALLE AN.

ALLE ’NE NEUE RUNDE CHAMPAGNER UND WIR LEGEN LOS, GEBEN GAS, DENN MEHR TEMPO BRINGT IMMER MEHR SPASS, DENN MIT TANZ KOMMT DIE PARTY ERST IN SCHWUNG. HIER GEHT’S AB WIE VERRÜCKT MÄCHTIG WIRD AUF DIE TUBE GEDRÜCKT. HEY, MACH MIT! DIESER SOUND HÄLT JEDEN JUNG. SPIELT DAS KLAVIER DAZU, DANN GIBT ES KEIN TABU. BEIM JAZZ HAST DU IM NU KEINE RUH. - HU!


„Tin Pan Ali“

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(ALLE) HOCH DAS GLAS, SCHAU’ DORT HIN, TRINK AUFS WOHL UNSRER BALLKÖNIGIN, DENN MIT TANZ KOMMT DIE PARTY ERST IN SCHWUNG. DOODLE-A DOODI, DOODI, DOO, DOO WAH! - HEY! WIE ICH SEH’ IST DER ABEND OKAY, DENN MIT TANZ KOMMT DIE PARTY ERST IN SCHWUNG. - WOW! AUF DIE ART STEHLEN WIR JEDE SCHAU, SO MACH MIT! DIESER SOUND HÄLT JEDEN JUNG. DAS IST EIN TOLLER START, RHYTHMUS IST LEBENSART, ER HÄLT UNS DIESE PARTY IN FAHRT FÜR DOO ALIBA DOUPA. SO! SAGT „HALLO“ ZU DEM MANN DIESES ABENDS ER IST’S! ALI BABA DOUPA. DURCH IHN WIRD DIE PARTY SUPER! ER IST’S! ALI BABA DOUPA DO - NUR ZU!

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(MUSIK ENDE)

(Am Ende des Songs bricht lautes Gerede und Gelächter aus. OPA, der viel getrunken und schwungvoll getanzt hat, stürzt sich in seinen Rollstuhl und brüllt:) OPA: Kellner!

KELLNER: Ja, Hoheit!

OPA: Ich bleibe bei Whisky!

KELLNER: Ja, Sir. Einfach oder doppelt? OPA: Hol’ mir ’ne ganze Kiste!

ALI BABA: (Gastgeber) Nun, ich hoffe, ihr amüsiert euch genauso viel wie Opa es zu tun scheint! 1. GAST: Die Party ist großartig, Ali. (donnernde Zustimmung)

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ALI BABA: Nun, so ein riesen Einweihungsfest kann man nicht jeden Tag feiern. LUBIN: Nun, in so einem riesen Haus muß man auch riesig feiern. (Lachen) OPA: Hier fehlt nur eine Sache! 2. GAST: Was denn, Opa? OPA: Die Tanzgirls! OMA: Und was ist mit mir, Zacharias?

OPA: Nun, deine Beine sind nicht mehr so wie sie mal waren, Emily. Ich warte auf das Cabaret!


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JOEY: Ali soll eine seiner Spezial-Partynummern zum Besten geben. (Alle stimmen zu) ALI BABA: Nein! Ihr seid verrückt! Wer will mich schon singen hören? MORGIANA: Ich möchte unbedingt, Ali.

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ALI BABA: Nun....vielleicht....wenn ihr es wirklich wollt....

CHARLIE: (dirigiert die allgemeine Zustimmung) Bravo, Ali! Wie wär’s mit deinem „Tanz-Song“? (Jubel)

ALI BABA: (greift zum Mikrofon) Also, alles auf die Füße für eine Tanzstunde. (zum Orchester) Maestro, spielen Sie mir ’ne flotte Einleitung! MUSIK NR. 16 DER TANZ-SONG

ALI BABA (gesprochen) Okay. Alle müssen jetzt mitmachen. Auch Opa!

OPA (hebt ein riesiges Glas für einen Toast) Ich bin dabei, Junge! (Er schluckt in einem Zug)

ALI BABA Gut, wenn ihr nicht alle singt und eure Sohlen durchtanzt, schließ ich die Bar! Alle wählen bitte ihren Partner für ..... den Charleston

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(Lauter Jubel während ALI BABA sich zum Singen vorbereitet. Es soll improvisiert aussehen, als ob jeder Sänger sich wahllos einen Tanz aussucht und laut die Anweisungen dafür singt. Der Rest der Gäste folgt den Anweisungen mit großer Freude und Hingabe.) ALI BABA (gesungen) DU KREUZT DIE HÄNDE GANZ EINFACH ÜBERM KNIE. DANN SCHNAPPST DU DIR ’NEN PARTNER, MIT ESPRIT, UND WIE ’NE ENTE WACKELST DU RUM, DENN SIEH’ NUR SO TANZT MAN DEN CHARLESTON. SCHWING’ DEINEN HINTERN DANN, DU KOMMST VORAN, SETZT DIE SCHRITTE NUR QUICK, QUICK, SLOW. WACKEL RUM WIE EIN SCHWEINCHEN, EIN GANZ KLEINES SCHWEINCHEN, DENN CHARLESTON TANZT MAN NUR SO. ALLE KLATSCHT ALLE IN (KLATSCHEN) DIE HAND(KLATSCHEN) UND GANZ GEWANDT TANZT IHR DIE SCHRITTE NACH, HÖRT NUR ZU, ES IST VERDAMMT EINFACH SO TANZT MAN CHARLESTON. MAN KLATSCHT IN (KLATSCHEN) DIE HAND(KLATSCHEN) UND SCHNAPPT DEN PARTNER, WIRBELT MIT IHM RUM UND DER SPASS STEIGT AUF EIN MAXIMUM, SO TANZT MAN CHARLESTON.

(Gelächter und Applaus. Die Band spielt weiter.) ALI BABA (gesprochen) Na, jetzt werdet ihr warm. Wer will der Nächste sein?


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3. GAST Ich denk’ es sollte Fatimoma sein. (schallender Applaus) OPA Ich denk’ das ist ’ne lausige Idee. OMA Sei bitte ruhig, Zacharias.

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LUBIN Warum? Was stimmt mit Fatimoma nicht? Ihre Bewegungen sind Poesie. OPA Ja, Blankvers! Seisdrum. Sie ist zu besoffen! (Er trinkt)

ALI BABA (während man FATIMOMA nach vorne schiebt) Nun, was wird’s jetzt geben, Moma?

FATIMOMA Och, weiß nicht, ob ich mich noch erinnern kann, doch, tanzen wir Hula. ALI BABA Achtung für alle. Klar machen für den Hula!

FATIMOMA (gesungen) HEY DU KÜSST DEIN PARTNER ERST GANZ DREIST, BEVOR HEFTIG DU MIT DER HÜFTE KREIST IN DER HOFFNUNG DASS DIR DEIN KLEID NICHT REISST. JA SO TANZT MAN DEN HULA. DU TANZT MIT HÜFTSCHWUNG DANN DIE GANZE ZEIT BIS DER TANZBODEN GLÜHEND DAMPFT. MIT DEM BAUCH TANZT MAN AUCH. SCHWING NUR WEITER GANZ UNVERKRAMPFT.

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ALLE KLATSCHT ALLE IN (KLATSCHEN) DIE HAND (KLATSCHEN) UND GANZ GEWANDT TANZT IHR DIE SCHRITTE NACH, HÖRT NUR ZU ES IST VERDAMMT EINFACH SO TANZT MAN HULA. MAN KLATSCHT IN (KLATSCHEN) DIE HAND(KLATSCHEN) UND SCHNAPPT DEN PARTNER, WIRBELT MIT IHM RUM UND DER SPASS STEIGT AUF EIN MAXIMUM, SO TANZT MAN HULA.

OPA (ruft über den Applaus) Was ’n Quatsch! Da kann ich ja sogar besseres. 4. GAST Dann zeig’s uns, Opa!

FATIMOMA Der kriegt’s nicht auf die Reihe. Er ist verdammt nochmal zu nüchtern. OPA Sei nicht so frech, junge Frau. Du weißt ja noch nicht, um was es geht. FATIMOMA Was soll’s denn werden, Opa. Ein Veitstanz? OPA Ihr jungen Dreikäsehochs werdet auch noch ein paar Schritte lernen.


„Tin Pan Ali“

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OMA Sei bitte ruhig, Zacharias. OPA (ignoriert sie) Wir tanzen jetzt den Turkey Trott. 5. GAST Ich dachte der starb mit den Dinos aus.

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OPA Jetzt hört nur zu. (Er schiebt Oma das Mikro hin) Sing für sie, Emily. OMA Ich?... Aber ich kann nicht.

OPA Deine Beine sind vielleicht etwas unförmig, aber ich wette, deine Stimme ist’s nicht.

ALI BABA Ja! Komm schon Oma, bring uns den Song! (anfeuernde Rufe) Wir tanzen den Turkey! OMA (gesungen) SCHNAPP DIR ’NEN PARTNER, ZIEH IHN AN DICH RAN, STRECK DANN DAS KINN RAUS WIE EIN STOLZER HAHN, UND EITEL LATSCHT IHR RUM GANZ SIMULTAN, DENN SO TANZT MAN DEN TURKEY. HEB’ DIE FÜSSE HOCH BEI JEDEM SCHRITT, DOCH TRITT IHR NIEMALS AUF DEN ZEH. SCHNELL DIE FEDERN RICHTEN, DEN PARTNER SICHTEN, ZIEH’ SEINEN BÜRZEL IN DIE HÖH’.

ALLE KLATSCHT ALLE IN (KLATSCHEN) DIE HAND(KLATSCHEN) UND GANZ GEWANDT TANZT IHR DIE SCHRITTE NACH, HÖRT NUR ZU ES IST VERDAMMT EINFACH SO TANZT MAN TURKEY. MAN KLATSCHT IN (KLATSCHEN) DIE HAND(KLATSCHEN) UND SCHNAPPT DEN PARTNER, WIRBELT MIT IHM RUM UND DER SPASS STEIGT AUF EIN MAXIMUM, SO TANZT MAN TURKEY

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ALI BABA (gesprochen). So, jetzt kommen alle drei Strophen zusammen! Haltet die Hüte fest!

(Die Spannung steigt während jeder seine bevorzugte Strophe singt. Im Schlußchor singt ALI BABA:) ALI BABA DENK’ NICHT AN MORGEN UND VERGISS DEINE SORGEN, SETZ DICH HIN, SIEH’ ZU, FÜHL’ DICH HIER GEBORGEN. BRACHTEST MIT DEINEM SINGEN DIESE PARTY ZUM SWINGEN, UND JETZT TANZEN SIE CHARLESTON. BIST DU DOCH MIT SPASS DABEI TRITT VOLL AUFS GAS UND SEI SOFORT HIER AM ORT ALS DER CHEF DANN AUCH VOLL DABEI. KÜSS’ DIE FRAU’N WENN SIE SICH TRAU’N UND DANN TANZ AUCH DEN CHARLESTON.

(Wilder Tanz. Viel Applaus.) (MUSIK ENDE)


„Tin Pan Ali“

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OMA: Kellner! (Aber der Kellner ist mit einem großen Glas schon da) Ah, ausgezeichnet! ALI BABA: Amüsiert euch alle weiter. Es gibt Essen im Haus, Getränke aufs Haus, und dort drüben die beste Tanzmusik weit und breit, von Vivaldi und seiner Mächtigen Blech-Belästigung. Sollte euch irgendwas fehlen, Signor Macarooni und seine Kellner stehen euch zur Verfügung. Verfügt bitte langsam über sie, sie sind sehr teuer! Richtig, Signor?

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CAROONI: (Der, mit Schnurbart, Koteletten, Frack u.s.w., als Oberkellner stark verkleidet ist, spricht mit einem entsetzlichen italienischen Akzent.) Gewiiissalmento, Boss! 6. GAST: Ich bin der Meinung sie machen ihre Arbeit schrecklich gut. Oder? (Alle stimmen zu)

CAROONI: Nun, Grazie multo, signor. Champagner für Mi Amigo. (Er knipst mit den Fingern zu KNEECAPS, der herbeischwebt - denn die Kellner sind alle FREDDIEs TEAM.) Garibaldi! KNEECAPS: (entsetzt) Garibaldi? (schenkt aber doch den Champagne ein)

CAROONI: (klatscht in die Hände) Signore und Signoritas, das-a Tanzen geht-a weiter. Fangt an-a Spaß zu haben, oder geht-a nach Hause! Maestro, Laß uns hören, wie die Kapella zum Tanze blast! MUSIK NR. 17 TANZMUSIK UNTER DIALOG

(Die Party geht im Hintergrund weiter. Paare tanzen, trinken, plaudern u.s.w. Die Kellner schenken Champagner, aus einer scheinbar endlosen Quelle aus. CAROONI entdeckt FREDDIE.) CAROONI: Hey, Frederico! FREDDIE: Si, Boss!

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CAROONI: Ein Wort in dein Ohr.

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(Er flüstert zu FREDDIE)

CHAMPAGNER CHERYL: (geht mit ihrem Mann umher) Nun, Elmer, mein Lieber, wie ich immer sage, es gibt nichts besseres als einen guten Champagner, um eine Party anzuheizen. ELMER: (ein Zyniker) Du hast recht, Liebchen. Und das ist alles andere als ein guter Champagner. Er ist Müll. (und sie mischen sich unter die Menge)

CAROONI: (spitzt seine Ohren) Hörte ich jemanden „Müll“ sagen? Laß ihn beschatten, Freddie.

GROSSE DAME: (tanzt mit CLAUDE, der sein Glück nicht fassen kann) Weißt du, manche sagen, meine Zähne seien wie Sterne. (Sie lächelt, die Zähne zeigend) CLAUDE: Ach, ja! Den hab’ ich auch gehört. Du meinst, nachts kommen sie raus? (wofür er eine Ohrfeige erntet)


„Tin Pan Ali“

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CAROONI: (dem die Konversation lästig ist, greift MICKY) Schon was rausgekriegt über den Mülltyp, Micky? MICKY: Keinen Fetzen, Boss. KURVENREICHES MÄDCHEN: Sag’ mal, dieses Haus is’ wuuunderschön !

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AUFGEBLÄHTER GESCHÄFTSMANN: Nun, er war ein reicher Typ, Kassim. Ich kannte ihn gut. Ein guter Geschäftsmann, aber ein schlechter Golfer!

CAROONI: (pfeift nach DOLL, die in der Nähe tanzt) Hey, Doll! Siehst du den reichaussehenden Typ da drüben, mit den breiten Schultern? (Der GESCHÄFTSMANN) DOLL: (sieht hin und schwärmt) Ooh, yeah!

CAROONI: Nun, das ist ein sehr großer Geschäftsmann, und stinkreich. DOLL: (aufgeregt. Laut) Ooh! Yeah?...

CAROONI: Psst. Unsere Detektivarbeit läuft nicht gerade gut. Geh’ und tanz’ mit ihm und plaudere. Erforsche seine Besonderheiten. (Sie geht und fängt an, ihn anzumachen. HUNKY, in einer weißen Schürze und großer Mütze , hat Appetit auf das KURVENREICHE MÄDCHEN.) HUNKY: Hey, Boss!

CAROONI: Was?

HUNKY: Siehst du das reichaussehende Frauenzimmer dort, mit den zwei mächtigen Gehängen?

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CAROONI: (sieht das KURVENREICHE MÄDCHEN, die, verlassen von dem AUFGEBLÄHTEN GESCHÄFTSMANN, jetzt allein ist) Tu’ ich.

HUNKY: Nun, das ist eine sehr reiche Geschäftsfrau, und stinkreich. Kann ich ihre Besonderheiten erforschen? CAROONI: (böse) Natürlich nicht, Hunky! Mach’ weiter mit dem Abwasch!

OPA: (schreit plötzlich) Kellner! Meine Frau stirbt vor Durst! (Ein Kellner bedient ihn.)

ALI BABA: (der mit FATIMOMA herumgegangen war, kommt jetzt auf CAROONI zu) Ah, Signor Macarooni, ich wollte nur sagen: fantastisches Essen, fantastische Getränke. Die beste Party, die ich je erlebt habe. FATIMOMA: Ich auch, Signor.


„Tin Pan Ali“

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CAROONI: (sehr amerikanisch) Nun, das ist wirrrklich lieb von ihnen. Nehmen sie mehr Traubensaft. (Er dreht sich, um die Flasche Champagne von FREDDIE zu nehmen, und sieht HUNKY nun gut verwickelt mit dem KURVENREICHEN MÄDCHEN.) Hunky! Hau ab! (HUNKY haut erschrocken ab) FATIMOMA: Wieviele Kellner arbeiten für Sie? CAROONI: (schaut HUNKY böse nach) Ungefähr die Hälfte von ihnen.

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FATIMOMA: „Ungefähr die Hälfte“ - Mann, das ist lustig! Ciao dann. Komm Schatz! (Sie schleppt ALI BABA ab) FREDDIE: Entzückende Frau, Boss. Sie ist genau dein Typ.

CAROONI: (der MORGIANA entdeckt hat, als sie auf ihn zukommt) Nein danke, Freddie. Die da ist mehr mein Typ! MORGIANA: Ah! Signor Macarooni!

CAROONI: (überrascht) Hi, Häschen! Was willst du denn? (MORGIANA sieht verwirrt aus) öö....ich-a meine....was-a willst-a du von-a mir? MORGIANA: Nun, ich kam nur, um ihnen ein kleines Geheimnis zu verraten.

CAROONI: (eifrig) Ein Geheimnis! Das ist mir ganz recht, mein Engel! Geht es um einen Müllsammler? MORGIANA: Um was?

CAROONI: Unwichtig, Täubchen. Bin ganz Ohr. Flieg’ los!

MORGIANA: (ein wenig verblüfft) Ich wollte ihnen nur sagen, (heimlich) daß heute Momas Geburtstag ist.

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CAROONI: (der mehr erwartet hat) Das wär’s?

MORGIANA: Ja! Ihr fünfzigster Geburtstag. Wir dachten, vielleicht könnte ihre Firma etwas Spezielles für sie vorbereiten.

CAROONI: (reißt sich zusammen) Sagten Sie „ein Geburtstag“? Immaculoso! Das ist unsere Spezialität! Hey, Frederico, geh und organisiere die Macarooni-Spezial-Überraschungs-Riesen-Geburtstagstorte, und laß sie hereinschieben, bitte. (FREDDIE organisiert. Zu MORGIANA:) Warten Sie nur-a ab, Signora. Macarooni hat genau-a das Richtige. Überlassen Sie alles a mir. (Er führt sie ab. Für sich:) Perfekt! Endlich eine Chance, das Macarooni Spezial-Lauschgerät zu benutzen! (MORGIANA geht zu ALI BABA und FATIMOMA) ALI BABA: Flirtest du mit den Kellnern, Morgiana? MORGIANA: Der Oberkellner ist ein ziemlicher Sonderling! Der hat echt was witziges an sich.


„Tin Pan Ali“

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FATIMOMA: Seltsam, daß du das sagst, meine Liebe. Ich hab’ das Gefühl, daß ich ihn auch irgendwo schon mal gesehen hab’. Ich muß ein Glas zu viel getrunken haben.

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CAROONI: (organisiert wieder) Okay, okay, alle zusammen. Signors und Signoritas, Schnauze, wenn ich bitten darf! (Die Band bremst scharf ab) (MUSIK ENDE) Ich hab’ eine besondere Ansage. Wir feiern nicht nur die-a Einweihung unseres Hausherrn zu Hause. Ich -a lerne von einem-a sehr hübschen Singvogel, daß-a wir heute in der Familie einen Geburtstag haben. Die bella Fatimoma wird heute fünfzig! (Applaus)

OPA: Fünfzig? Ich dachte es war sechzig! ALI BABA: Das war letztes Jahr, Opa. CAROONI: Trinken wir auf Moma!

MUSIK NR.18 HAPPY BIRTHDAY TO YOU

(Wenn das Lied anfängt, schieben die DIEBE eine riesige, überdekorierte Geburtstagstorte herein. Aus der Oberseite guckt etwas heraus, das verdächtig wie ein Periskop aussieht. Es dreht sich langsam.. HUNKY führt die Prozession an. Er trägt ein großes Messer auf einem silbernen Tablett .Von allen Seiten Begeisterung.. FREDDIE prüft, daß sie in Position steht.) ALLE: (außer FATIMOMA) HAPPY BIRTHDAY TO YOU. HAPPY BIRTHDAY TO YOU. HAPPY BIRTHDAY FATIMOMA, HAPPY BIRTHDAY TO YOU. (MUSIK ENDE)

FREDDIE: (für sich) Großartig. Jetzt können wir aufhören, wie ein Haufen lausiger Detektive zu lauschen, und können Periskop-Paul seine Sache machen lassen.

(CAROONI hat ein Taschentuch herausgeholt und putzt sich laut die Nase ) Bist du Okay, Boss?

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CAROONI: Was? Oh, yeah! Mir geht’s gut. Macht weiter, Jungs. (nochmal Nase putzen) KNEECAPS: Du hast was im Auge, Boss?

CAROONI: Nein! Es ist nur..., wenn ich die Melodie höre, werde ich etwas sentimental. Sie war die Lieblingsmelodie meiner Exfrau! FREDDIE: (erstaunt) Deiner Exfrau?

CAROONI: (peinlich) Ich werd’s überleben! (Die Menge hält die Luft an, als FATIMOMA eine schöne Halskette mit Juwelenanhänger ALI BABAs Geburtstagsgeschenk - hochhält. Es ist der Stonefeller Rock! KNEECAPS entdeckt ihn sofort.)


„Tin Pan Ali“

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KNEECAPS: Heiliger Bimbam, Boss! Der Juwel! Das ist der Stonefeller Ro.... CAROONI: (wird ungeduldig) Ich sagte, laß mich in Ruhe, Kneecaps, bitte! KNEECAPS: Aber, Mr. Carooni. Sehen sie doch! (Er wird aber von dem folgenden Chor übertönt)

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MUSIK NR. 19 FOR SHE’S A JOLLY GOOD FELLOW ALLE: MUSIK NR.19 HOCH SOLL SIE LEBEN 7 FOR SHE’S A JOLLY GOOD FELLOW, FOR SHE’S A JOLLY GOOD FELLOW, FOR SHE’S A JOLLY GOOD FELLOW, AND SO SAY ALL OF US. ALLE: Anm. Übers.:SIE Hier kann imHOCH Deutschen soll sie leben“ als Äquivalent HOCHd.SOLL LEBEN, SOLL„Hoch SIE LEBEN, DREIMAL HOCH! gesungen werden: HOCH SOLL SIE LEBEN, HOCH SOLL SIE LEBEN, DREIMAL HOCH!

(MUSIK ENDE)

(Es wird „Rede halten“, u.s.w. gerufen. FATIMOMA wird in die Mitte geschoben)

FATIMOMA: Nun, ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll, außer euch allen zu danken, besonders Ali, für dieses schöne Geschenk. Man hätte mich mit einem Staubwedel erschlagen können! (Gelächter) Und vielen Dank, natürlich, Signor Macarooni für diesen herrlichen Kuchen, über den wir uns wohl gleich hermachen dürfen... (Unter gemurmelter Zustimmung, nimmt sie das Messer)

CAROONI: (als ihr HUNKY das Messer gibt) Hunky! Nein!

(FATIMOMA sticht das Messer in den Kuchen. Von innen gibt es ein qualvolles Geheul. Alle erstarren in ein Bild des Erstaunens und Überraschens. Die DIEBE katzbuckeln, als sie erkennen, daß sie gerade enttarnt werden. OPA aber rettet die Situation , indem er langsam nach vorne geht.)

OPA: Du lieber Himmel! Großartig! Ein Trick-Geburtstagskuchen! (Er lacht sehr laut.) Ist ja phantastisch Macarooni, Mann! Ich hab’ so was bis jetzt nur im Kino gesehen. (Alle anderen beginnen zu kapieren und mitzumachen.) Ja, es würd’ mich nicht überraschen, wenn da jeden Moment ein Gangster mit gepunkteter Fliege und Maschinengewehr herauskommt! (CAROONI lächelt schwach! Die anderen lachen richtig.)

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CLAUDE: Schade nur, daß wir ihn nicht essen können, wenn es eine Kuchenattrappe ist ! (probiert ein bißchen an seiner Fingerspitze) Uurgh! CAROONI: Todsicher, Signor! Nicht sehr schmackhaft! (heimlich zu FREDDIE) Schieb’ ihn raus Freddie, schnell, los! Kneecaps, organisier’ den Rest! Wir verduften! KNEECAPS: (während FREDDIE den Kuchen wegbefördert) Aber Mr. Carooni! Der Juwel, ich schwör’...

CAROONI: (ungeduldig) Nerv’ mich nicht mit unbedeutenden Details, und setz’ dich in Bewegung! Die werden gleich mit den Partyspielen anfangen. Die sind wahrscheinlich genauso lebensgefährlich. Laß uns gehen. (klatscht in die Hände während KNEECAPS die Schulter zuckt und abgeht) Signoren et Signoritas, es wird a jetzt spät. Zeit a für die letzte Tanz. Wir tanzen den Macarooni- Conga. (großer Jubel. Alle bilden verschiedene Congaschlangen.) Anm. d. Übers.: Hier wurde im Deutschen „Hoch soll sie leben“ als Äquivalent zum englischen „For she’s a jolly good fellow“ eingefügt. 7


„Tin Pan Ali“

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MUSIK NR. 20 DIE CONGA (Sie tanzen ab. Während sie gehen, treten die DIEBE auf, jetzt wieder in ihrer Gangsterkleidung mit Hüten etc. Alle tragen ihre Geigenkästen . Sie stehen in einer Reihe.) (MUSIK ENDE) CAROONI: Meine Herren. Wir sind hier im falschen Film. Zeit für einen Szenenwechsel. (Er sieht HUNKYs Kochsmütze.) Nimm’ die blöde Mütze ab, Hunky! Sind wir alle da, Freddie?

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FREDDIE: Ich ließ Periskop-Paul im Kuchen, Mr. Carooni.

CAROONI: Er war ein mutiger Junge. ‚Aufgeschnitten in Ausübung seines Dienstes‘. So wie er es sich gewünscht hätte. Meine Herren, eine Schweigeminute für ihn!

(Sie ziehen alle ihre Hüte ab. MORGIANA tippelt rein, sieht alle und bleibt stehen.)

MORGIANA: Ist alles in Ordnung, Signor Macarooni? (Die Diebe ziehen die Hüte in ihre Gesichter. Sie sieht die Geigenkästen.) Ich kann mich nicht erinnern, ein Streichorchester bestellt zu haben... CAROONI: Ah! Ecco...Va bene... .(Die Situation wird durch die Wiederkehr der Congaschlange gerettet.) MUSIK NR. 20A DIE CONGA - WIEDERHOLUNG

ALI BABA: (zieht MORGIANA mit in die Schlange) Komm Morgiana, das ist der letzte Tanz.

(Sie wird mitgezerrt, wehrt sich ein wenig. Das Ende der Schlange läuft an den DIEBEN vorbei. CAROONI sieht mit Entsetzen , wie sieben tanzende Müllmänner, mitsamt ihrer Müllkarren, das Ende der Schlange bilden. Als letzter hat sich SESAME drangehängt.) (MUSIK ENDE)

PRINCE: (Die Musik endet.) Hi, Boss! Bock auf’n Tanz?

CAROONI: Was zum Teufel macht ihr Idioten hier?

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PRINCE: Ruhig Blut, Boss! Ich meine, wir hab’n gute Nachrichten. Wir haben downtown nix gefunden, es wurde uns aber erzählt, irgendein Müllmann zieht grade ins Haus seines toten Bruders ein, in genau dieser Straße, und schmeißt ’ne Party! Sieht aus, als ob es hier sein könnte! CAROONI: Hier? Unmöglich!

KNEECAPS: Nein, Boss! Der Juwel. Ich schwör’ es war der Stonefeller Rock.

CAROONI: Der Stonefeller Rock? Hier? Warum hast du mir das nicht früher gesagt? Idiot! (KNEECAPS ist sprachlos. Die Unterhaltung wird von der letzten Wiederkehr der Congaschlange übertönt.)


„Tin Pan Ali“

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MUSIK NR. 20B DIE CONGA - KÜRZERE FASSUNG (FREDDIEs TEAM kriecht auf Knien vor die Karren, während PRINCEs TEAM dem Tanz zusieht. Er endet mit Applaus der Tänzer. ALI BABA dreht sich und sieht die Müllkarren-Brigade. Er ist erfreut, so wie sie auch.) (MUSIK ENDE)

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ALI BABA Hey! Wenn das nicht die Müllkarren-Brigade ist. Wie läuft das alte Geschäft, Jungs? (gesungen) Grandios, Famos, als Kehrvirtuosen tanzen,,, PRINCEs TEAM ...wir hier den Müllmann-Rag. Hey!

ALI BABA: (gesprochen) Hey, allerseits! Hier sind ein paar Freunde von mir. Lehrlingsmüllmänner. (zu PRINCEs TEAM) Willkommen bei der Party, Jungs! Sie geht gerade zu Ende! Ihr könnt aber gerne saubermachen, wenn ihr wollt! (Er dreht sich um) Kommt alle mit! Mäntel und Hüte ins Haus. Oh! Schick’ mir die Rechnung Macarooni, alter Spezi. Eine großartige Party! GÄSTE: Jawohl! (Sie gehen ab.)

FATIMOMA: Und danke für den Kuchen. Der war hysterisch! (Sie geht, im Gehen schaltet sie die Gartenlichter aus.) CAROONI: (bitter) Zum Sterben! (zu PRINCE) Also. Wer ist dein Freund?

PRINCE: Nun. Ich weiß nicht, was er hier sucht. Der ist irgendein Straßenkehrertyp, der uns beim Lagerhaus beigebracht hat, wie man mit den Dingern umgeht. CAROONI: (langsam) Er hat euch beim Lagerhaus beigebracht, mit den Dingern umzugehen, und du weiß nicht, was er hier sucht? BIG EARS: Er gab uns ’ne Vorführung. Er war fantastisch.

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SMALL FRY: Wenn du mich fragst, ist das aber ein Zufall!

CAROONI: Nun, laß uns das vollkommen klären. Wo ist der Pförtner? PRINCE: Wer, Sesame? Er ist hier irgendwo bei uns.

BLUE EYES: (deutet auf SESAME auf der anderen Seite des Gartens) Er ist dort drüben. (SESAME geht vor.)

CAROONI: Mr. Sesame. Sie haben jenen Herrn gesehen? SESAME: (SESAME erkennt,daß er seinen Freund ALI BABA, den einzigen Freund, den er je hatte, verraten hat. Dadurch wird er zunehmend CAROONI und allem, wofür dieser steht, gegenüber bitter. Deswegen will er eigentlich nicht mehr sprechen.) Wen?


„Tin Pan Ali“

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FREDDIE: (scharf) Natürlich hat er ihn gesehen. SESAME: Okay. Ich habe ihn gesehen. Was soll’s. CAROONI: (ungeduldig) Haben Sie uns denn irgendwas über ihn zu erzählen?

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SESAME: (Er zuckt mit den Achseln.) Scheint ’n ziemlich netter Kerl zu sein. CAROONI: Ich glaube, Du verstehst nicht ganz. Ist das der Mann, den wir suchen? Ist das der Müllmann, den du in unser Lagerhaus gelassen hast? SESAME: (resigniert) Hm. Und was, wenn er’s ist?

CAROONI: Mein guter Mann. Wenn er es ist, für den wir die letzten drei Stunden gearbeitet haben, eine Zeit, in der er einen meiner hochgeschätzten Mitarbeiter beim ersten Schnitt aufgeschlitzt hat, dann wird die Rache umso süßer sein, wenn wir ihn endlich in den Händen haben! Verstanden? ALI BABA: (im Haus) Tschüs Leute. Schön, das ihr da wart. (Sie rufen „tolle Party“, u.s.w.) KNEECAPS: (aggressiv) Okay. Also worauf warten wir?

(Die ganze Bande der DIEBE geht in Richtung Haus. CAROONI hält sie auf.)

CAROONI: Wartet! Werte Herren. Wo, bitte, ist euer Stilgefühl? „Festina lente“ sagte einst mein gelehrter Freund Horace. Kommt her. (Sie tun es.) Es wird euch nicht überraschen, zu hören, daß ich einen Plan entworfen habe, einfach brillant, der uns wahrscheinlich genau so viel Freude bereiten wird, wie ihm Leid. PRINCE:(erstaunt) Wow, Boss. Wie schaffst du das?

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CAROONI: Einfach mit Genie, mein Junge. Einfach Genie. Jetzt paß’ auf. Frederick, nimm deine Männer und umzingelt ihr das Haus. Besetz’ alle Ausgänge. Laßt niemand raus. Prince, versteck’ dich auf dem Grundstück, und warte das Signal zum Rauskommen ab, bewaffnet und bereit. Das Signal wird von Ihnen gegeben, Mr. Sesame. Sie werden den Sicherungskasten suchen, und wenn ich das Zeichen gebe, werden Sie ihn ausschalten. Wenn es dunkel wird, Jungs, kommt ihr aus euren Verstecken und greift an. Unser Lumpensammler wird sich auf der glorreichen Müllkippe im Himmel wiederfinden, bevor er Zeit hat „Sesame, öffne!“ zu sagen. PRINCE: Boss, du bist weiser als ein Baum voller Eulen. SESAME: (für sich) Du meinst ein Tank voller Tintenfische. SMILER: Also wo verstecken wir uns, Boss? CAROONI: (zeigt auf die Müllkarren) Direkt hier, Jungs. FOUR EYES: In den Mülltonnen?


„Tin Pan Ali“

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HUNKY: Du solltest da fast zu Hause sein. (Er lacht über seinen eigenen Witz.) CAROONI: Du Hunky, wirst den Abwasserkanal kontrollieren! Los, Jungs. Ich komme gleich. Und denkt dran das hier ist eine echte Schlacht, meine Herren. Freddie, du bist dran.8 (Er geht ab, an SESAME vorbei, der ihm verächtlich nachschaut. Die aufgeregten DIEBE bereiten sich vor. FREDDIE beobachtet SESAME.)

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FREDDIE: Hey, Sesame, Mann. Bist du bereit? SESAME: Bereit für was?

BUSTER: Bereit für den Kampf, du Dummchen!

SESAME: Den Kampf? Du kannst dein süßes Leben wetten, daß ich bereit bin. Ich bin glühend heiß! Der Sicherungskasten wird Überstunden machen, und die „glorreiche Müllkippe im Himmel“ wird unter Überfüllung leiden, wenn ich meine Arbeit mit ihm beendet hab’. (Er meint CAROONI. Die DIEBE denken, daß er ALI BABA meint. Sie jubeln wild.) Warum schreit ihr, ihr Idioten? Schaut. Dieser Müllmann ist soviel Wert wie vierzehn von euch. Wenn ihr meint, daß ich ihn hintergehen werde, dann seid ihr noch dümmer als ihr ausseht. JEM: Hey. Du sprichst gut, Mann! DIEBE: Weiter so, Sesame.

LEGS: Kommt, Jungs. Laßt uns gehen! SMILER: Ja. Kann’s nicht erwarten.

(Und damit zuckt SESAME die Achseln und dreht sich weg von ihnen, während sie in ihre Müllkarren einsteigen, und sich auf die Aktion vorbereiten.)

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MUSIK NR. 21 ABGANG DER DIEBE UND SESAMES SONG

DIEBE DER MIESE MÜLLMANN MUSS UNS DIESEN ÄRGER BEZAHLEN, IST ER ERST GESCHNAPPT, DANN SIND WIR MIT IHM QUITT. DER MIESE MÜLLMANN WIRD ZU SCHUTT UND SCHOTTER ZERMAHLEN, IST ER ERST ERTAPPT, BEISST ER FEST AUF GRANIT. DASSELBE IST’S MIT SESAME VON ANFANG AN, SIND WIR HIER FERTIG, DANN IST ER DRAN! STRASSENKEHRERHUND. HALT DEN MUND. BALD IST SCHLUSS. EXITUS. JENSEITS RUFT DIESEN SCHUFT. GANZ APART: HIMMELFAHRT. STIRBST ALLEIN UND DEIN SARG WIRD KLEIN SEIN. ER LACHTE FEIN KRATZT MAN DIR IN’N GRABSTEIN REIN.

(Rasch duckt sich PRINCEs TEAM in die Müllkarren während FREDDIEs TEAM die Wagen zurück in den Schatten schiebt und dann abgeht. SESAME bleibt allein zurück.)

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Möglicher Strich von hier direkt auf Musiknummer 21


„Tin Pan Ali“

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SESAME GLAUBT AN EUREN DRILL! GLAUBT AN EUREN DRILL! ICH MACH’ WAS ICH WILL. ER IST JETZT MEIN BOSS. ER MEIN BOSS UND ICH TRIEB EIN FALSCHES SPIEL!. ER MEIN BOSS! ALLES KLAR! HAB’ ERKANNT DAS ICH FALSCH GEPLANT, BAUTE NUR AUF SAND, WAR EIN NARR. NIEMAND SORGT SICH UM SESAME. NIEMAND STÖRT SICH AN SO ’NEM TYP WIE ICH. DAS GANZE LEBEN IST NUR TRÜB FÜR MICH. LEBST DU ALLEIN DANN IGNORIERT MAN DICH. UND IST NIE JEMAND DA KOMMST DU ALLEIN AUCH KLAR DANN. NIE BIETET DIR EIN MENSCH MAL HILFE AN. BIST DU ’NE NULL KOMMST DU NIEMALS VORAN. IM FLUSS DER ZEIT TREIBE ICH OHNE WERT. IM FLUSS DER ZEIT GIBT’S NIEMAND DER SICH UM MICH SCHERT. DENN NIEMAND STAND MIR JEMALS NAH, WAR JE DA, DESHALB SEH’ ICH KLAR: DIE ZWEITE GEIGE LEG’ ICH AB WEIL ICH VERSTANDEN HAB’: ES WIRD NUR GUT FASS ICH ENDLICH MUT. WER NIMMT SCHON WAHR, WENN ICH VERSCHWUNDEN BIN. JETZT BLOSS NICHT ZÖGERN NUR ’NE TAT MACHT SINN. KÄMPF ICH FÜR MICH WIRD AUCH MEIN TRAUM BALD WAHR, UND MIT ETWAS GESCHICK KOMMT DANN MEIN GLÜCK AUCH ZURÜCK. WEN INTERESSIERT’S SCHON, WELCHEN RUF ICH HAB’? WEN INTERESSIERT’S SCHON, LEHNEN SIE MICH AB? ICH FANG’ JETZT NEU AN, DENN ICH SEH’ ES EIN: ES IST GENUG, ICH HÖRE AUF MIT DEM BETRUG, BIN SO VIELLEICHT EINMAL DOCH KLUG UND HOFFE ICH SCHAFF’ ES ALLEIN. (MUSIK ENDE)

(Während des Songs kam MORGIANA aus dem Haus. Sie bleibt stehen, als sie SESAME allein singen sieht und hört zu. Nach einer kleinen Pause kommt sie nach vorne.) MORGIANA: Das war eine sehr traurige Geschichte.

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SESAME: (überrascht) Was machst du hier? MORGIANA: Ich wohne hier.

SESAME: Natürlich. Tschuldigung. (Eine kleine Pause.) MORGIANA: Wer bist du?

SESAME: Oh, du kennst mich nicht. Ich bin niemand.

MORGIANA: Komm, niemand ist niemand. Ich selbst war ein Dienstmädchen bis ich Ali kennengelernt habe, darum weiß ich wie du dich fühlst. SESAME: Ali?


„Tin Pan Ali“

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MORGIANA: (stolz) Der Junge, dem das jetzt hier gehört. Der Straßenkehrer. Mein Verlobter. SESAME: Oh, also so heißt er. Er ist ein feiner Kerl. MORGIANA: Wieso kennst du ihn?

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SESAME: Ich habe ihn beim Lagerhaus, wo ich arbeite, kennengelernt. MORGIANA: (offen) Oh, du mußt Sesame sein. Du war’s, der Ali in den Juwelenladen gelassen hat. SESAME: (erinnert sich an die Müllkarren) Psst!

MORGIANA: Was meinst du, Psst? Es gibt keinen Grund zu flüstern. Komm mit rein zum Abendessen. Ali wird dich gern sehen. (Sie dreht sich zum Gehen.) SESAME:(panisch) Psst! Caroonis Kerle. Da drin. (deutet auf die Karren) MORGIANA: Was?

SESAME: Die Gepunktete-Fliegen-Brigade - in den Karren.

MORGIANA: Hey! Wirklich? (Sie geht direkt auf eine Karre zu, dann versteht sie und hält plötzlich an.) Hast du gesagt die Gepunktete- . . (Beide bewegen ihre Münder ohne Klang weiter: „Fliegen-Brigade“.) MORGIANA: (schluckt laut) Ich hol’ Ali! (Sie geht Richtung Haus.) SESAME: (stoppt sie) Nein. Ich bin auch einer von denen.

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MORGIANA: (erschrocken) Was?

SESAME: (erklärt) Also... Carooni ist mein Boss. Doch mach dir keine Sorgen. Ich werd’ mich um euch kümmern. MORGIANA: Aber ich verstehe nicht. Was machen die alle da drin?

SESAME: Überlass’ das mir. Du wirst nicht lange im Dunkeln sein. - Ich werde mich um den Sicherungskasten kümmern. (Die Klingel am Gartentor ertönt plötzlich.) CAROONI: (hinter der Bühne, mit schwerem arabischem Akzent) Jemand zu Hause.

SESAME: Das wird er sein. Ich verschwinde. (Er zieht sich zurück.) Oh, übrigens, wo ist der Sicherungskasten?


„Tin Pan Ali“

- 63 -

MORGIANA: (geistesabwesend) Gleich da drüben. SESAME: Danke. (Er verschwindet im Schatten) MORGIANA: Der Sicherungskasten? Was im Himmel ...

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(Aber ALI BABA ist aus dem Haus gekommen und hat die Gartenlampen eingeschaltet, weil es ziemlich dunkel geworden ist.) ALI BABA: Wer war das, Schätzchen? MORGIANA: Keine Ahnung.

CAROONI: (ist in voller arabischer Ölmillionär-Bekleidung aufgetreten) Entschuldigen Sie. Ist hier vielleicht das Baba-Zuhause? ALI BABA: Wenn Sie damit meinen, ob ich hier wohne, heißt die Antwort ja! CAROONI: (freundlich) Vetter Ali! Wie geht es?

ALI BABA: (zieht sich zurück) Mir geht’s gut, danke, aber wer sind Sie? CAROONI: (spielerisch) Du erkennst mich nicht, nicht wahr? ALI BABA: Wie haben Sie das erraten?

CAROONI: Nun, Es ist wohl lange her. Du warst erst ein kleines strampelndes Baby Baba, als ich dich zuletzt sah! Ich bin dein entfernter Vetter Sinbad. Ich bin dein Vetter, weil ich das älteste Kind deines Vaters Bruders Stiefschwester bin, und entfernt, weil ich den ganzen Weg aus Arabien gekommen bin, um dich zu sehen! Gib mir deine Hand! (bietet seine Hand an)

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ALI BABA: (unsicher) Also. Hi, Sinbad! CAROONI: Ich handle mit Öl.

ALI BABA: (schaut sein Kostüm an) Du siehst eher aus, als ob du mit Nachthemden handelst!

CAROONI:(muß eine Sekunde darüber nachdenken; dann versteht er den Witz, und bellt vor Lachen.) Ha ha ha! Du hast dich gar nicht verändert! (zu MORGIANA) Er war schon mit drei Monaten sehr lustig!

(Als er herumschaut, sieht CAROONI sieben Müllkarrendeckel - weit offen, weil die DIEBE ungläubig zuschauen. Er gibt energisch ein Zeichen. Die Deckel schließen mit einem gleichzeitigen Knall. CAROONI dreht sich nervös nach hinten. ALI BABA entscheidet sich, den Fremden etwas aufzumuntern) ALI BABA: Darf ich Ihnen meine Verlobte, Morgiana, vorstellen.


„Tin Pan Ali“

- 64 -

CAROONI: (Er mag sie.) Es ist mir eine große, große, große Ehre. (Bei seiner Begrüßung endet er auf den Knien.) MORGIANA: Schön Sie kennenzulernen, Mr. Carooni. CAROONI: (Er genießt seine eigene Vorstellung so sehr, daß er den Fauxpas nicht bemerkt.) Nein, nenne mich Sinbad. Obwohl ich natürlich einen offiziellen Titel habe, Scheich Reich! Nun Ali, ich hörte die Trommeln eine Nachricht schlagen, nämlich, daß du eine Glückssträhne hattest. Und ich bin gekommen, um mitzufeiern.

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FATIMOMA: (kommt mit dem Rest der Familie aus dem Haus) Wer ist es, Ali?

ALI BABA: Es ist ein sehr entfernter Verwandter, Moma. Unser Vetter, Sinbad. Offizieller Titel: Scheich Reich. Er kommt aus Arabien und handelt mit Öl. TOOTSIE: Sieht für mich eher nach Nachthemden aus.

ALI BABA: Hier sind mehr von deinen entfernten Vettern. Tootsie, Billie, Claude und Owls. CAROONI: Nun! Wer hätte das gedacht! OWLS: (ernsthaft) Ich!

(CAROONI ist irritiert.)

ALI BABA: Und das ist Moma.

FATIMOMA: Komm bitte rein, Sinbad. Ich fürchte, die Party ist vorbei, aber ich möchte, daß du zum Abendessen bleibst. BILLIE: Die Schafsaugen sind aber alle, Moma.

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FATIMOMA: Ruhe, Billie. Es gibt Reste-Eintopf, Sinbad. Moma’s Spezialität.

CAROONI: Reste-Eintopf? Mein Lieblingsspeise. Es wird mir eine Ehre sein. TOOTSIE: Es wird dir hochkommen.

MORGIANA: (erkennt jetzt die Situation) Moma, geht ihr alle ins Haus. Ali und ich werden kurz hier draussen aufräumen.

CAROONI: Oh! Ich werde schnell meine Sachen aus dem Auto holen. Bin gleich wieder da. (Er will gehen, dann hält er an.) Oh, übrigens, wo ist der Sicherungskasten? MORGIANA: (automatisch) Direkt dort drüben. CAROONI: (schnell) Danke. (Er geht schnell ab. Die Familie geht schnell ins Haus.)


„Tin Pan Ali“

- 65 -

ALI BABA: (verwirrt) Der Sicherungskasten? MORGIANA: (versteht plötzlich) Ah! Der Sicherungskasten! Psst. Ali, komm her. ALI BABA: Was?

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MORGIANA: Komm bitte hierher. (weg von den Müllkarren) Ali, hör zu! Der ist kein entfernter Vetter. Der ist ein unmittelbarer Feind. Er ist Carooni, und dieser Platz ist voll von seiner Gepunktete-Fliegen-Brigade. ALI BABA: Was erzählst du?

MORGIANA: Frag’ nicht. Hör nur zu. Sei natürlich und laß ihn nicht ahnen, daß du was weißt. Okay? ALI BABA: Laß wen nicht was ahnen?

MORGIANA: Und geh nicht zu nah an die Müllkarren... ALI BABA: Was?

MORGIANA: ... oder an den Sicherungskasten. ALI BABA: Seid ihr jetzt alle verrückt?

MORGIANA: Ich gehe rein und warne die Familie vor, sich zu bewaffnen und sich auf einen Kampf vorzubereiten. Bleib cool. (Sie geht ab.) ALI BABA: (zum Publikum) Auf einen Kampf? Ich hör’ wohl nicht recht!

(Aber er bleibt vor Schreck stehen, als er Stimmen aus den Müllkarren hört.)

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SMALL FRY: Psst. Ist noch jemand draussen? SMILER: Wo?

SMALL FRY: Ich mag das hier nicht. FOUR EYES: Ich auch nicht.

BIG EARS: Ein Chicagorilla! Ich bitte euch! Du denkst, du bist kurz davor, in der Sonne an einem Strand in Bermuda zu sitzen, und was machst du? Du hockst in einer stinkigen Mülltonne im lausigen Chicago! BLUE EYES: Du solltest froh sein. Es ist immer noch besser als in einem überdekorierten Kuchen aufgeschnitten zu werden.


„Tin Pan Ali“

- 66 -

SMILER: Verdammt richtig. Mich interessiert keine Mülltonne, ich fühl’ mich selbst wie ’ne Tonne Müll. PRINCE: Ich wußte, es war ein Fehler, eine Karre hinter ’nem Fischladen zu klauen. MORGIANA: (erscheint auf dem Balkon) Ali. Geht’s dir gut?

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PRINCE: Psst! (und die Deckel knallen wieder zu) ALI BABA: (ängstlich) Ich denke schon! Hey, ich komm’ hoch!

(Er eilt zu ihr, gerade als CAROONI wieder erscheint. Er geht melodramatisch auf Zehenspitzen und trägt einen großen und böse aussehenden Krummsäbel Er schaut sich nach Lebenszeichen um und erstarrt plötzlich, als er Stimmen über sich hört.) ALI BABA: (kommt an) Hey. Hier ist alles verrückt geworden.

MORGIANA: (die CAROONI gesehen hat) Oh, es ist so schön, wieder allein zu sein, nicht wahr Ali? (Sie schauspielt wie wild.) ALI BABA: Allein? Hier wimmelt’s nur so. MORGIANA: So ruhig und friedvoll.

ALI BABA: Ruhig? Red keinen Schrott - sogar der Schrott redet! MORGIANA: Niemand da, der uns unterbricht. ALI BABA: Was ist mit Scheich Reich...

MORGIANA: (Schaut nach unten, deutet auf ihn, und spricht bewußt in seine Richtung.) Scheich Reich? Oh, mach’ dir keine Sorgen um ihn. Es wird eine Weile dauern, bis er wieder da ist.

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CAROONI: (denkt, daß er sie getäuscht hat) Höh, höh, höh!

MUSIK NR. 22 ALI BABA, MORGIANA

ALI BABA (gesprochen) (kapiert endlich) Oh., alles klar! (flüstert) Dann ist das Carooni?

MORGIANA (flüstert) Das ist Carooni! Benimm dich einfach natürlich. Wir singen ihm ein Lied. ALI BABA (laut) Ein Lied? Das ist ’ne gute Idee! (Sie singen. CAROONI genießt es eine Zeit lang.)


„Tin Pan Ali“

- 67 -

ALI BABA & MORGIANA (gesungen) WENN DIE SONNE VOLLER WONNE GOLDEN UNTERGEHT, IM GEFLIMMER IHRES SCHIMMER DANN DER ABEND VERGEHT, IN DER NACHT DANN, GANZ BEDACHTSAM UNS EIN STERN AM HIMMEL SCHEINT, GEMEINSAM SIND WIR DANN ZU ZWEIT VEREINT. DU BIST SCHÖN SO ANZUSEHN UND LÄCHELST DU ENTZÜCKT, GANZ GEFANGEN VOM VERLANGEN WERD’ ICH VERRÜCKT. ‚ALI BABA‘, ‚MORGIANA‘, REIMEN WIR DANN ZU ZWEIT, MIT DIR GEH’ ICH IN DIE EWIGKEIT.

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WENN DIE EINEN BOSHAFT MEINEN SOWAS DARF NICHT SEIN; ICH WERD’ DICH NIE VERLASSEN, NIEMALS HASSEN, LASS DICH NIE ALLEIN. ICH ENTSPANN’ MICH, GANZ ROMANTISCH, SCHMIEG MICH AN DICH GANZ GANZ DICHT, ‚ALI BABA‘, ‚MORGIANA‘, EIN GEDICHT.9 SO...

(FREDDIEs TEAM wird von CAROONI hereingeführt. Sie halten sich hinter ihren Karren bereit.)

ALI BABA & MORGIANA MEIN ENGEL, AUCH WENN DIEBE UNSRE LIEBE STÖR’N, MANN UND FRAU WIRD NIEMALS FLAU WENN SIE SICH TREUE DANN SCHWÖR’N DU VERHEXT MICH UND ICH NECK’ DICH, BEIDE SIND VOLL POESIE, GEMEINSAM, NIE EINSAM, IN HARMONIE. DU BIST SCHÖN SO ANZUSEHN UND LÄCHELST DU ENTZÜCKT, GANZ GEFANGEN VOM VERLANGEN WERD’ ICH VERRÜCKT. BIN GANZ ENTZÜCKT, WERD’ FAST VERRÜCKT, MEINE SICHRUNG BRENNT DURCH... MUSIK NR. 23 DER KAMPF

(CAROONI hat während des Songs überprüft, ob alle Müllkarren-Insassen bereit sind und hat alle von FREDDIEs TEAM hereingelassen, um die Müllkarren bereitzustellen, das alles melodramatisch auf Zehenspitzen. In diesem Moment gibt er SESAME sein magisches Zeichen, der vorschriftsmäßig den Sicherungsschalter umlegt, wodurch die Bühne in Dunkelheit versinkt.)

MORGIANA (immer noch schauspielernd) Gott im Himmel. Die Lichter sind ausgegangen.

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IC

ALI BABA Das sind sie, Morgiana. Die Sicherung muß rausgeflogen sein.

MORGIANA Vielleicht gehst du besser runter und siehst nach dem Sicherungskasten. Scheich Reich wird sonst nie wissen was hier los ist. CAROONI (beiseite) Häh, häh, häh!

ALI BABA Okay, Morgiana. Du bleibst genau hier.

(Er atmet tief durch und geht runter in den Garten.) CAROONI (flüstert) Bleibt auf den Zeichen, meine Herren. Alles fertig, Mr. Sesame.

9

veränderte Notenwerte in Takt 28: „Gedicht“ („poem“) zwei Achtel e.


„Tin Pan Ali“

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SESAME (sarkastisch) Ich kann’s kaum erwarten! CAROONI Pssst! MORGIANA Stoß nicht irgendwo an, Ali!

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(ALI BABA erwartet etwas nervös den Angriff. Dieser beginnt, nachdem er langsam von den Müllkarren umzingelt ist. Die Deckel öffnen sich langsam. CAROONI kommt mit gezogenem Schwert nach vorne. Doch gerade als er das Zeichen zum Angriff geben will, ruft MORGIANA:)

Fertig, Familie?

(Auf das Signal, das von MORGIANA und CAROONI gleichzeitig gegeben wird, stürmt die Familie mit allen möglichen Waffen, vom Nudelholz bis zum Katapult, in der Hand herein. Die DIEBE bereiten sich vor, ALI BABA anzugreifen und SESAME schaltet das Licht wieder an. Die Hölle ist los. SESAME läßt das Licht an und aus blinken; die DIEBE sind völlig konfus und enden platt am Boden liegend unter den Füßen der Firma Baba oder eingeklemmt in ihren Müllkarren. Mit einem Jubelschrei stellt die Familie fest, daß sie die Lage gerettet hat.) (MUSIK ENDE)

TOOTSIE (schreiend) Hey! Wer ist für ’ne Sieges-Jam-Session? ALI BABA ’Ne Sieges-Jam-Session? Klasse Idee! BILLIE Und eins, und zwei...

FAMILIE Und eins, zwei, drei, vier...

MUSIK NR. 24 DER BOOGIE BLUES MIT WIDERHALL

FAMILIE (gesprochen) YAHOO!

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IC

ALI BABA (gesungen) CAROONIS SICHERUNG FLOG RAUS MIT ’NEM KNALL! FAMILIE UGH!

ALI BABA WUSST ER NICHT, DIE BABA BAND HILFT SICH ÜBERALL. FAMILIE UGH!

ALI BABA SIE TANZTEN CONGA, DOCH WAHNSINNIG SCHNELL, WAR’N SIE ZUR STELL’ UND ES GAB KRAWALL. FAMILIE UGH!

ALI BABA UND ALLE SCHRUBBEN DEN BOOGIE BLUES MIT WIDERHALL.


„Tin Pan Ali“

- 69 -

ALI BABA & FAMILIE CAROONI. (Sie öffnen die Deckel der Karren wie Posaunendämpfer und die DIEBE erscheinen und spielen) DIEBE (IMITIEREN (SPIELEND) DIE POSAUNEN) WAH WAH WAH. ALI BABA & FAMILIE BESUCHT SIE.

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DIEBE (IMITIEREN (SPIELEND) DIE POSAUNEN) WAH WAH WAH. ALI BABA & FAMILIE CAROONI.

DIEBE (IMITIEREN (SPIELEND) DIE POSAUNEN) WAH WAH WAH. ALI BABA & FAMILIE VERFLUCHT SIE.

DIEBE MACHT ’NE PAUSE, UNSER HIRN IST NICHT SO FIT!.

ALI BABA & FAMILIE DAS GEHT JETZT NICHT, DER BABA BOOGIE REISST UNS MIT!

(Sie knallen die Deckel zu und beginnen mit zwölf Takten Kriegstanz, während denen sie Deckel knallen, Müllkarren schlagen und generell den DIEBEN die Zeit schwer machen.) ALI BABA & FAMILIE CAROONIS SICHERUNG FLOG RAUS MIT ’NEM KNALL! UGH! WUSST ER NICHT DIE BABA BAND HILFT SICH ÜBERALL. UGH! SIE TANZTEN CONGA, DOCH WAHNSINNIG SCHNELL, WAR’N SIE ZUR STELL’ UND ES GAB KRAWALL. UGH! UND ALLE SCHRUBBEN DEN BOOGIE BLUES MIT WIDERHALL.

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DIEBE (ERSCHEINEND) DER RHYTHMUS STIMMT NICHT MEHR.

ALI BABA & FAMILIE HÖR NUR CAROONI, DIE DSCHUNGELTROMMEL FUNKT’S INS ALL! DIEBE DER SONG, DER NERVT UNS SEHR!

ALI BABA & FAMILIE DENN ALLE SCHRUBBEN DEN BOOGIE BLUES MIT WIDERHALL. DIEBE NEIN! (Die Müllkarrendeckel werden zugeknallt.)

(Das Schlußbild zeigt die siegreiche Familie triumphierend über den Müllkarren stehend, in denen die völlig zerschmetterten TINIES sind, während die erschöpften HEAVIES in Haufen auf dem Boden liegen. OMA hat FREDDIE fest im Blick und in der vorderen Bühnenmitte hat MORGIANA ihren Fuß fest auf CAROONI. OPA hat es nach den zwölf Takten Chaos von der Bühne getrieben.) (MUSIK ENDE)


„Tin Pan Ali“

- 70 -

ALI BABA: (während der Jubel nachläßt) Spiel, Satz und Sieg für unser Team! Wer mag noch? MORGIANA: Gut gemacht Baba-Boogie-Band! Es lief wie im Traum. CAROONI: (auf dem Boden, mit blauen Flecken) Mehr wie im Alptraum!

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MORGIANA: Und vergiß Sesame nicht. Mit dem Ein- und Ausschalten der Lichter wirkte er Wunder. ALI BABA: Sesame? Was macht er hier?

OWLS: (geht zu CAROONI) Wußtest du, daß das längste Trommelsolo, das je dokumentiert wurde, drei Tage, zwei Stunden und sieben Minuten gedauert hat? CAROONI: (entsetzt) Oh nein!

OMA: (noch „high“ von der Musik) Okay, Kinder. Einmal noch. Eins ... zwei ... DIEBE: Oh, nein!

ALI BABA: Bleib cool, Oma. Wir spielen keine Zugaben.

FREDDIE: (erhebt sich) Dem Himmel sei Dank! (OMA haut ihm eine. Er fällt wieder hin.)

CAROONI: Hey. Ich bin nicht als menschliche Basstrommel geboren ! Darf ich wieder aufstehen? (Er erhebt sich.) ALI BABA: Scheich Reich! Es reicht dir, eh?

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OMA: Das ist wirklich wahr. (Sie kichert.)

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PRINCE: (erscheint aus seiner Karre) Eii, was ist passiert?

CAROONI: (philosophisch) Wir haben verloren, Prince. Auch der ausgefeilteste Plan der Menschheit kann zum Scheitern verurteilt sein. Besonders, wenn sich junge Damen wie diese (MORGIANA) in der Nähe befinden. Doch das ist ein Preis, den man zahlen muß, wenn man ein Genie ist, Prince. Darunter leide ich ziemlich oft. PRINCE: Der ist wirklich gescheitert, Boss. (deutet mit dem Kopf auf sein Kostüm) Soviel zum Öl- Trick. FOUR EYES: (erscheint jetzt auch) Hey, dürfen wir jetzt rauskommen? TOOTSIE: Nein, laß sie wo sie sind! BILLIE: Ja, die Müllabfuhr kommt erst morgen.


„Tin Pan Ali“

- 71 -

MORGIANA: Nein. Laß sie raus. Ich denke, ich hab’ sie fest im Griff.. (Sie steigen unter Schmerzen aus.) CAROONI: (zu MORGIANA) Von mir aus ist „alles in Butter, Mutter“. FATIMOMA: (denkt, daß ALI BABA gerade gesprochen hat) Ali, ich hab’ dir gesagt, du sollst den Ausdruck nicht benutzen. Er erinnert mich an deinen dummen Vater.

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ALI BABA: Ich hab’ gar nichts gesagt, Moma. MORGIANA: Das stimmt. Er hat nichts gesagt.

FATIMOMA: Also, du könntest mich mit einem Staubwedel erschlagen. Ich hätt’ es geschworen. CAROONI: (der zu einer Seite der Bühne gegangen ist, sagt für sich:) „Mit einem Staubwedel erschlagen“... das weckt alte Erinnerungen... FATIMOMA: (auf der andere Seite der Bühne, sagt leise:) „ Alles in Butter, Mutter“ - Das hab’ ich schon mal gehört ... (Alle schauen die beiden schweigend und verblüfft an.)

CAROONI & FATIMOMA: (gleichzeitig) Hab’ es seit zehn Jahren nicht mehr gehört ...

(Sie drehen sich um und schauen sich ungläubig an. Die anderen starren sie an, als ob sie verrückt seien. CAROONI zieht langsam seine arabische Kopfbekleidung und Sonnenbrille aus.) FATIMOMA: (plötzlich) Oskar! CAROONI: (erstaunt) Minni!

(Wie im Traum, im wahren Hollywood Zeitlupentempo, laufen sie auf einander zu, und fallen sich in der Mitte der Bühne in die Arme. Wir können fast die Violinen hören!)

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BILLIE & TOOTSIE: Minni!?

FREDDIE & PRINCE: Oskar!?

OMA: (überwältigt und den Tränen nah ) Gottchen! Mein Junge! DIEBE: Oskar!?

CAROONI: Aw, macht nicht so ein Theater! (und die „Violinen“ hören auf!) FATIMOMA: Also Leute. Hier ist eine Überraschung. Ich darf vorstellen: euer Pa! CAROONI: Sie hat recht, Kinder. Das schwarze Schaf der Babas ist wieder zur Herde zurückgekehrt!


„Tin Pan Ali“

- 72 -

ALI BABA: Willkommen zu Hause, Pa. Darf ich vorstellen: deine neue Schwiegertochter! MORGIANA: Hallo Oskar! CAROONI: Schönheit und auch Intelligenz! Komm her, meine Liebe und gib deinem neuen Papa einen dicken Kuß ...

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FATIMOMA: Oskar!

CAROONI: (automatisch) Verzeihung, Schatz!

FATIMOMA: Du wirst’s nie lernen, nicht wahr.

ALI BABA: (rettet die Situation) Also, warum stehen wir alle hier rum? Laßt uns feiern!

CAROONI: (wieder der alte) Du hast vollkommen recht, mein Sohn. Es ist Zeit für Champagner. Frederick. FREDDIE: (tritt vor) Ja, Oskar?

CAROONI: Ist noch was von dem exzellenten Champagner da? FREDDIE: Nur die Flaschen, die du gestohlen hast, Oskar!

CAROONI: Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Bring sie.

FREDDIE: Schon unterwegs, Oskar! (Er und PRINCE gehen ab.)

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(Dann bleiben alle vor Angst wie festgewurzelt stehen, als es einen haarsträubenden Schrei gibt und OPA durch die hinteren Fenster platzt, in vollem Kampfanzug, mit Orden und allem. Er trägt eine enorme und tödlich aussehende, uralte Schußwaffe. Für ihn läuft die Schlacht noch.)

OPA: Yahoo! Okay, ihr Halunken! Ich hab’ euch umzingelt! Kommt raus und redet, oder ich knall’ euch in tausend Fetzen! OMA: Leg’ los, Zacharias!

(Und er tut’s. Es gibt eine ohrenbetäubende Explosion, als die Waffe losgeht. Nachdem der Staub sich gesetzt hat, liegt die gesamte Truppe flach auf dem Boden und OPA, obwohl ein wenig unsicher auf den Beinen, schaut sich herausfordernd um, glücklich , aber etwas überrascht. Niemand wurde getötet, aber der Schuß hat den Einbrecheralarm ausgelöst.) SESAME: (schreit über den Lärm) Okay. Ich mach das. Aah, halts Maul! (Er stampft mit dem Fuß auf und der Alarm hört auf.) OPA: (Er fährt ihn an.) Einen Schritt weiter und ich blase deinen Hintern voll Schrot! ALI BABA: (der SESAME total vergessen hatte) Hey, Sesame! Komm doch raus. Feier mit.


„Tin Pan Ali“

- 73 -

(Zustimmung von der Familie , OPA zieht sich zurück.) MORGIANA: Das war ’ne tolle Arbeit am Schaltbrett, Sesame. Tausend Dank! SESAME: (peinlich) Also ... Ich mach mich auf den Weg. Macht’s gut, Leute! ALI BABA: Auf den Weg? Wohin willst du?

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SESAME: (Er zuckt mit den Achseln, traurig.) Irgendwohin.

ALI BABA: Also, wirklich. Bleib hier. „Öffne die Tür“. Erinnerst du dich? SESAME: (bitter) Klar, erinnere ich mich.

ALI BABA: Es klappt. Schau, was hier passiert ist! Ich hab’ mir eine bildschöne neue Frau genommen - weil du eine Tür aufgemacht hast. (MORGIANA geht zu ALI BABA.) Moma hat sich einen nicht so schönen alten Ehemann genommen (CAROONI geht zu FATIMOMA. Er blickt ALI BABA unterwegs böse an.) - weil du eine Tür aufgemacht hast... SESAME: Richtig, und da bin ich. Und wo ist mein Preis?

MUSIK NR. 25 - FINALE

ALI BABA (gesprochen) Oh, ’ne wunderschöne Prinzessin, he? Nun, ich denke wir können in diesem Fall etwas tun! Entschuldige bitte Pa, ich leih’ mir kurz mal einen deiner Tricks aus,. Okay?

(CAROONI nickt. Mit einer pompösen Zaubergeste, macht ALI BABA eine magisches Zeichen zum Haus und ruft:) Sesam, öffne dich!

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(Es blitzt und alle halten den Atem an, als PRINZESSIN SCHEHERAZADE erscheint, da es mit Zauberkraft geschieht, über die magische Treppe, die zur Höhle führte. [Siehe Produktionshinweis]. SESAME, in Trance, nimmt ihre Hand und geleitet sie zur Erde hinab.) ALI BABA Bitteschön, Sesame. Du wolltest ’ne Prinzessin. Nun, jetzt hast du wohl das Richtige. Sie ist viel schöner als alles in deinem Lagerhaus... CAROONI Aber sicher! (Er geht auf sie zu.)

FATIMOMA Oscar! (Er macht kehrt und kommt wieder zurück!)

ALI BABA ... und sie hat einen fabelhaften Stammbaum aus Geschichten! SESAME Nun, das ist Zauberkraft! (während der Verse tanzt der Rest der COMPANY rechtzeitig zum Chor auf die Bühne)


„Tin Pan Ali“

- 74 -

FATIMOMA (gesungen) OH, OSCAR, DU HOFNARR, DU STEHST GANZ SCHÖN DOOF DA. CAROONI DOCH ICH HOFFE DU VERZEIHST MIR DAS. MORGIANA UND ALI, DU SPEZI, AB JETZT FÜHR’ ICH DIE REGIE.

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ALI BABA DAS LEBEN IST EIN GROSSER SPASS. PRINZESSIN SCHEHERAZADE ICH SEHE, VERSTEH UND BLEIB’ HIER BEI SESAME. SESAME ICH LIEBE DICH WIE TÜRKISCHEN HONIG.

CAROONI / SESAME / ALI BABA ZUM SCHLUSS ALS GENUSS BITTEN WIR UM ’NEN KUSS, ALLE 6 DENN VALENTINSTAG IST DA.

(Die ganze COMPANY singt und tanzt)

COMPANY SO WENDET UND ENDET HIER UNSRE GESCHICHTE, NUR EIN MÄRCHEN WAR DAS GANZE SPIEL. WIR STAMMEN ZUSAMMEN ZWAR NICHT AUS ARABIEN DOCH DAS BEDEUTET NICHT SO VIEL. DOCH WÜNSCHT IHR INDES DIE SCHÖNE PRINZESSIN HEIRATET UNSREN HELDEN ALI BABA, DAS IST ’NE GESCHICHTE FÜR EIN ANDERMAL. ARABISCHE NACHT, ORIENTPRACHT, ICH WEISS ES GENAU GIBT ES FÜR TAUSEND UND EINE NACHT.

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(Sie singen zu Ali Baba und Morgiana)

ALI BABA, BRINGST UNS SPASS UND STIMMST UNS HEITER DARIN BIST DU WUNDERBAR. ALI BABA, DU LEBST GLÜCKLICH EWIG WEITER, WENN DAS MÄRCHEN WIRKLICH WAHR. ALI BABA, WIE GERISSEN DU BIST, ALLE WISSEN, DU BIST FABELHAFT. ALI BABA, WIR ERLIEGEN DEINER ZAUBERKRAFT.

(FREDDIE hat einen Müllkarren mit einem „Zu Verkaufen“-Schild auf die Bühne geschoben. Auf dem letzten Akkord taucht daraus PRINCE mit einer Flasche Champagner auf, die er am Schluß des Songs entkorkt. Und mit allem Drum und Dran einer spektakulären magischen Pantomime fällt der Vorhang.)


„Tin Pan Ali“

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MUSIK NR. 26 APPLAUSMUSIK

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COMPANY SO WENDET UND ENDET HIER UNSRE GESCHICHTE, NUR EIN MÄRCHEN WAR DAS GANZE SPIEL. WIR STAMMEN ZUSAMMEN ZWAR NICHT AUS ARABIEN DOCH DAS BEDEUTET NICHT SO VIEL. DOCH WÜNSCHT IHR INDES DIE SCHÖNE PRINZESSIN HEIRATET UNSREN HELDEN ALI BABA, DAS IST ’NE GESCHICHTE FÜR EIN ANDERMAL. ARABISCHE NACHT, ORIENTPRACHT, ICH WEISS ES GENAU GIBT ES FÜR TAUSEND UND EINE NACHT.

ALI BABA, BRINGST UNS SPASS UND STIMMST UNS HEITER DARIN BIST DU WUNDERBAR. ALI BABA, DU LEBST GLÜCKLICH EWIG WEITER, WENN DAS MÄRCHEN WIRKLICH WAHR. ALI BABA, WIE GERISSEN DU BIST, ALLE WISSEN, DU BIST FABELHAFT. ALI BABA, WIR ERLIEGEN DEINER ZAUBERKRAFT.

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MUSIK NR. 27 ABSCHLUSSMUSIK


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