MADE IN DAGENHAM Textbuch

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Textbuch (dt.)

Musik von DAVID ARNOLD Gesangstexte von RICHARD THOMAS Buch von RICHARD BEAN

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Deutsch von Holger Hauer (2019)

Bühnenvertrieb in Deutschland:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden ----------------------------------------------------------------e-mail: post@musikundbuehne.de Internet: www.musikundbuehne.de

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Alle Rechte vorbehalten. Hierzu zählen insbesondere das Recht der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und sonstige Medien, der mechanischen Vervielfältigung und der Vertonung (Neuvertonung), die Verwendung zu Bühnenzwecken, Vorlesungen und Aufführungen, gleich ob von Amateur- oder Profibühnen sowie anderen Interessenten.

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Text, Komposition sowie Text- und Musikmaterial des Bühnenwerks werden Bühnen / Veranstaltern ausschließlich für Zwecke der Aufführung nach Maßgabe des jeweiligen Aufführungsvertrags zur Verfügung gestellt. Jede darüber hinausgehende Verwertung von Text und /oder Musikmaterial des Bühnenwerks bedarf der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für dessen Vervielfältigung, Verbreitung, elektronische Verarbeitung, Übermittlung an Dritte und Speicherung über die Laufzeit des Aufführungsvertrags hinaus. Die vorstehenden Sätze gelten entsprechend, wenn Bühnen / Veranstaltern der Text oder das Musikmaterial des Bühnenwerks ohne vorherigen Abschluss eines Aufführungsvertrages zur Ansicht zur Verfügung gestellt wird. Weitere Einzelheiten richten sich nach den zwischen Bühnen / Veranstaltern und Verlag getroffenen Vereinbarungen. Dieser Text und die damit verbundene Komposition gilt bis zum Tag der Uraufführung / deutschsprachigen Erstaufführung / bis zur Erstübersetzung / der Neuübersetzung als nicht veröffentlicht im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Es ist nicht gestattet, vor diesem Zeitpunkt das Werk oder einzelne Teile daraus zu beschreiben oder seinen Inhalt in sonstiger Weise öffentlich mitzuteilen oder sich öffentlich mit ihm auseinanderzusetzen. Nicht vom Verlag genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Dieses Material darf weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden.

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Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Manuskript umgehend zurückzusenden an:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

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1. Akt ........................................................................................................................................................................... 4 1. Szene ...................................................................................................................................................................... 4 #1 – Schlaue Frauen ............................................................................................................................................................... 4 #2 – Made in Dagenham .................................................................................................................................................... 13 2. Szene .................................................................................................................................................................... 15 #3 – Genau das wollen wir ............................................................................................................................................... 24 3. Szene .................................................................................................................................................................... 28 #4 – Gewerkschafts-Song ................................................................................................................................................. 28 4. Szene .................................................................................................................................................................... 33 #5 – Dingens ........................................................................................................................................................................... 36 #5a – Big Ben .......................................................................................................................................................................... 40 5. Szene .................................................................................................................................................................... 40 #6 – Das nächste Problem ................................................................................................................................................ 41 #6a – Schlaue Frauen (Barbara Castle) ...................................................................................................................... 46 6. Szene .................................................................................................................................................................... 48 #7 – Zahltag ............................................................................................................................................................................ 48 #7a – Club Musik .................................................................................................................................................................. 52 #8 – Es tut mir leid, ich liebe dich ................................................................................................................................. 55 7. Szene .................................................................................................................................................................... 60 8. Szene .................................................................................................................................................................... 63 #9 – Lied der Schule ............................................................................................................................................................ 63 9. Szene .................................................................................................................................................................... 66 #9a – Im Berni Inn ............................................................................................................................................................... 68 #10 – So wie immer ............................................................................................................................................................. 70 11. Szene ................................................................................................................................................................. 73 # 11 – Gewerkschafts Song – Reprise .......................................................................................................................... 73 12. Szene ................................................................................................................................................................. 80 # 11a – Facharbeit ............................................................................................................................................................... 80 # 12 – Alle stehen auf ......................................................................................................................................................... 82 13. Szene ................................................................................................................................................................. 82

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2. Akt ......................................................................................................................................................................... 94 #12b – Tooleys Ankunft .................................................................................................................................................... 94 14. Szene ................................................................................................................................................................. 94 #13 – Das ist Amerika ........................................................................................................................................................ 95 #13a – Hier kommt Amerika – Coda ............................................................................................................................ 99 #13b – Hier kommt Amerika – Reprise ................................................................................................................... 100 15. Szene .............................................................................................................................................................. 101 #14 – Sturm ......................................................................................................................................................................... 104 16. Szene .............................................................................................................................................................. 105 {Montage #1} ....................................................................................................................................................................... 106 {Montage #2} ....................................................................................................................................................................... 107 {Montage #3} ....................................................................................................................................................................... 109 {Montage #4} ....................................................................................................................................................................... 110 {Montage #7} ....................................................................................................................................................................... 114 # 14a – Sturm – Szenenwechsel .................................................................................................................................. 114 17. Szene .............................................................................................................................................................. 115 # 14b – Auto-Showroom ................................................................................................................................................ 119


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18. Szene .............................................................................................................................................................. 119 # 15 – Cortina! .................................................................................................................................................................... 120 # 15 – Cortina! – Play out ............................................................................................................................................... 126 19. Szene .............................................................................................................................................................. 127 # 15b – Steuerzahler-Bentley ...................................................................................................................................... 129 20. Szene .............................................................................................................................................................. 129 #16 – Der Brief ................................................................................................................................................................... 130 # 16 – Zum Parlament ..................................................................................................................................................... 134 21. Szene .............................................................................................................................................................. 134 # 16b – Presse Musik ....................................................................................................................................................... 136 22. Szene .............................................................................................................................................................. 137 # 17 – Perfekte Welt ......................................................................................................................................................... 140 # 17 – Auf zum Krankenhaus ....................................................................................................................................... 142 23. Szene .............................................................................................................................................................. 143 # 17b – Die gleiche Geschichte – Szenenwechsel ................................................................................................ 145 23. Szene .............................................................................................................................................................. 145 # 18 – Wir hatten es beinah .......................................................................................................................................... 149 24. Szene .............................................................................................................................................................. 151 # 19 – Auf nach Eastbourne .......................................................................................................................................... 151 25. Szene .............................................................................................................................................................. 154 #19a – Bei der T.U.C. ........................................................................................................................................................ 160 26. Szene .............................................................................................................................................................. 160 #20a – Aufstehn ................................................................................................................................................................. 161 #21 - Bows ............................................................................................................................................................................ 165 #22 - Play Out ..................................................................................................................................................................... 165


3 Notiz des Übersetzers

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Im englischen Original von MADE IN DAGENHAM sprechen einige Figuren einen teils deutlichen Arbeiterslang. Aus diesem Grunde habe ich mich entschieden, die sprachlichen Gewohnheiten und Klänge des Ruhrgebietes den Arbeiterinnen und Arbeitern in den Mund zu legen. Fehlende t’s am Ende von Worten („nich“), t statt s („wat“ oder „dat“) und grammatikalische Fehler sind also durchaus gewollt und beabsichtigt. Jedem steht aber natürlich frei, die Stärke und Konsequenz des ‚Ruhrpott-Dialektes‘ selbst zu bestimmen und festzulegen. In meinen Ohren hat er etwas ausgesprochen Sympathisches und hilft der Atmosphäre des Stückes und den handelnden Personen ungemein. - Holger Hauer

Rollen

Arbeiter*innen im Ford-Werk Dagenham Rita O’Grady Beryl Connie Riley – gewerkschaftliche Vertrauensfrau Sandra Beaumont Clare Cass Eddie O’Grady – Ritas Ehemann Sid & Bill – Gewerkschaftsvertreter Stan Barry – Werkzeugmacherlehrling Monty – NUVB-Gewerkschaftsfunktionär

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Management des Ford-Werks Mr Hopkins – Generaldirektor Mr Tooley – Beauftragter von Ford USA Ron Macer – Leiter der Produktion Gregory Hubble – Personalchef

Weitere Rollen Harold Wilson – Premierminister Barbara Castle – Verkehrsministerin Drei Beamte – Mitarbeiter des Premierministers Lisa Hopkins – Ehefrau von Mr Hopkins Graham O’Grady / Sharon O’Grady – Ritas und Eddies Kinder Mr Buckton – Lehrer Chubby Chuff – Comedian Cortina Man – Sänger

Sängerin im Club, Adams, Journalisten, Fotografen, Arbeiter*innen etc. Das Musical spielt in Essex, 1968.


4 1. Akt

1. Szene

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7 Uhr morgens im Zimmer von EDDIE und RITA O´GRADY. Spot auf den Wecker, der runterzählt. Ein tickender Rhythmus in der Musik. RITA macht eine Tasse Tee in der Küche, während EDDIE noch schläft. Der Wecker geht aus.

#1 – Schlaue Frauen

RITA

HEY, IHR KLEINEN TRÄUMER HÖRT, WAS ICH EUCH SAG ICH HAB EUCH LIEB, IHR FAULES PACK JETZT BEGINNT EIN NEUER TAG

(das Leben beginnt. RITA ist das Zentrum, die Quelle allen Wissens, der Motor, das alles) SHARON

MAM!!

GRAHAM

MAM!!

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EDDIE/SHARON/GRAHAM

WO IST, WO IST, FINDE GAR NICHTS ICH FINDS NICHT, WO IST DENN, WARUM DENN IMMER ICH WAT IS MIT MEINE SACHEN, UND… MAM!! MAM!! MAM!!

(Was immer sie suchen, RITA findet es und gibt es ihnen. SIE hängt Wäsche auf, macht Frühstück, räumt auf, etc. Das Familienleben als gut geschmierte Maschine hängt vollständig vom Können und der Energie einer einzigen Person ab.)


5 RITA JEDEN TAG DAS GLEICHE SPIEL NIX IS ZU FINDEN, STAU VORM BAD UND NUN RATEN SIE EINMAL WER SCHULD AN ALL DEM CHAOS HAT

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SHARON MAM!!

GRAHAM

MAM!!

RITA

ZÄHNE!

EDDIE

Rita! Ich kann meine Lieblingsunterhose nicht finden. RITA

Ich musste sie erschießen.

EDDIE

Du hast meine Unterhose erschossen?

RITA

EDDIE

Was?

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Ja. Ich hab sie von ihrem Elend erlöst.

RITA

Auf der Leine!


6 RITA WILLST DU, DASS WAS PASSIERT FRAG DIE SCHLAUEN FRAUEN DU VERSCHWENDEST NUR ZEIT FRAGST DU NEN MANN

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DENN SIE SCHAFFT IN NER STUNDE WAS IN FÜNF ER NICHT KANN JA DER UNTERSCHIED IST, SIE IST FERTIG, DA FÄNGT ER GRAD´ AN SOLL‘S ERLEDIGT WERDEN FRAG DIE SCHLAUEN FRAUEN

SHARON

Mama, was willst du zu Weihnachten?

RITA

Eine Stunde frei.

GRAHAM

(zu Sharon)

Bio-Hausaufgaben?

(SHARON gibt sie ihm)

RITA

Wofür machst du Grahams Hausaufgaben?

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SHARON

Für´n Shilling.

(zu Graham)

Für einen Shilling.

(GRAHAM gibt ihr einen Shilling)

GRAHAM Sie will Arzt werden. Ha,ha!


7 RITA Mädchen werden Krankenschwestern. Deshalb haben wir dir den Schwesternkittel besorgt. SHARON

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Ich möchte beratende Gastroenterologin werden. RITA

Du veralberst mich!?

EDDIE

WIR LIEBEN DAGENHAM, DAGENHAM, SCHICKER HAFEN, GRÜNE PARKS OH, DAGENHAM, DAGENHAM, ICH SAG ES LAUT: ICH MAG´S!

RITA

(lachend)

Hör auf, Eddie – wir kommen zu spät.

EDDIE/SHARON/GRAHAM

OH, DAGENHAM, DAGENHAM ANMUT, DIE MAN AUFNIMMT

EDDIE

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ROM WURDE NICHT AN EINEM TAG ERBAUT

EDDIE/SHARON/GRAHAM

DOCH DAGENHAM WURD´ ES BESTIMMT!

(während der letzten Zeile steckt RITA ein Geschenk in Eddies Brotdose. Es ist kein normales Geschenk, sondern eingewickelt mit einer Schleife – speziell.) EDDIE

Tasse Tee, Püppchen? RITA Ja, bitte. Sehr gerne. Ist dat Leben überall so?! (der CHOR tritt auf)


8 CHOR DER MÜTTER (FRAUEN) WILLST DU, DASS WAS PASSIERT FRAG UNS SCHLAUE FRAUEN DU VERSCHWENDEST NUR ZEIT FRAGST DU NEN MANN

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DENN SIE SCHAFFT IN NER STUNDE WAS IN FÜNF ER NICHT KANN JA DER UNTERSCHIED IST, SIE IST FERTIG, DA FÄNGT ER GRAD´ AN SOLL‘S ERLEDIGT WERDEN FRAG UNS SCHLAUE FRAUEN

(RITA spuckt in ihr Taschentuch und wischt Sharon etwas aus dem Gesicht.) SHARON

(wehrt sich)

Uurgh!

RITA

Wat ist denn?

SHARON

Dat is Spucke!

RITA

(der Chor der Mütter spuckt in die Taschentücher und säubert die Gesichter seiner Kinder)

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Hör ma. Dat is keine Spucke – dat is Mutter-Spucke!

CHOR DER MÜTTER

SPUCKE WIRD MUTTER DIR GEBEN UND KEIN KEIM WIRD ÜBERLEBEN

(mit einem Küsschen verschwindet SHARON nach draußen. GRAHAM wendet sich auch zum Gehen…)


9 RITA Ah! Komm her. Hände vorzeigen. (GRAHAM zeigt seine Hände) Er hat dich wieder geschlagen?!

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CHOR

ARSCHLOCH!

GRAHAM

Mama! Es hat nicht wehgetan.

CHOR

ARSCHLOCH!

RITA

(zu Eddie)

Eddie, wir nehmen Graham aus der Schule. Mister Buckton – CHOR

ARSCHLOCH!

RITA

Er kriegt dat Geld, um ihn Latein beizubringen, nich mit nem Stock zu verhaun.

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EDDIE

Er kann ihn nicht anders als die anderen behandeln, nur weil er ein Stipendium hat. GRAHAM

Komm nicht in die Schule, Mama!

RITA

(sehr dramatisch) Schämst du dich für deine Mutter???


10 GRAHAM Ja! SHARON Vorsicht Papa – Mama is am Moppern (ALT: Mama is stinkig.).

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(GRAHAM schmeißt die Tür zu und ist weg) RITA

Alles gut, Eddie?

EDDIE

Ja klar. Was?

RITA

Wat is heute?

CHOR

DENK, ÄHH, KLICK, KLICK, ÄHH

EDDIE

Dienstag.

RITA

Dienstag?

DENK NOCHMAL, ÄHH, KLICK, KLICK, SCHNARR EDDIE

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CHOR

Stimmt, ne?

RITA

Ein besonderer Dienstag?

CHOR ERINN´RUNG, WO BIST DU?


11 EDDIE (kurze Pause) Pfannkuchentag? RITA

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Geh zur Arbeit, du Döspaddel.

EDDIE

Hab dich lieb.

(EDDIE beugt sich zu einem Kuss vor. RITA küsst ihn leicht auf die Wange, obwohl er ihr seine Lippen anbietet. Und weg ist er – raus aus der Tür) RITA

JEDES JAHR DAS GLEICHE SPIEL WANN WAR DENN WOHL DER HOCHZEITSTAG? CHOR/RITA

ER VERGISST‘S

RITA

UND ICH, ICH FRAG MICH WARUM ICH SEINEN

CHOR/RITA

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NAMEN TRAG

CHOR

TÜR ZU! HAM´ WIR DENN SÄCKE ZUHAUS? ZIEH DIE DRECKIGEN STIEFEL MA AUS. IS DEIN EIG´NER DIENER TOT? DANN GIBT’S WOHL KEIN ABENDBROT.

ISS GEMÜSE, ABER FIX VIELE KINDER IN AFRIKA HAM´ NIX SPRING NICH RUM, SONST GIBT DAS BEULN´ WENN ICH WEG BIN, WIRST DU HEULN´

(die Tür geht auf und GRAHAM steht da, eine Hand ausgestreckt – er bekommt seine Busfahrkarte)


12 RITA Busfahrkarte! ALLE

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WILLST DU, DASS WAS PASSIERT FRAG DIE SCHLAUEN FRAUEN SIE HAM´ WAHNSINNIG VIEL ENERGIE SIE SIND STETS DA, EGAL WOFÜR FÜR DIE SCHULAUFGABEN, WÄSCHE, BIER SO LANGLEBIG SIND SIE WIE EINE BATTERIE SIE RUHEN KAUM UND SIE SCHLAFEN NIE

LIEBLICHE MINUTEN UND LIEBLICH JEDER TAG DER MICH TÄGLICH TESTET, OB ICH DEN TAG ERTRAG MÜTTER, SCHWESTERN, TÖCHTER, LIEBEVOLL ICH SAG

IN MIR ICH FÜHLE SO WARME GEFÜHLE ES WIRD BESTIMMT EIN NEUER KINDER DRÜCKEN MÖBEL RÜCKEN UNKRAUT PFLÜCKEN LIEBEVOLLER EINFACH TOLLER ARBEITSTAG

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WILLST DU, DASS ES KLAPPT FRAG EINFACH KLUGE FRAUEN (RITA verschwindet mit einem Türknallen) (Ende der Szene)


13 #2 – Made in Dagenham MÄNNER

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DER DUFT VON ÖL LIEGT IN DER LUFT BESCHMIERT GESICHT UND ARBEITSKLUFT DIE STECHUHR KLACKT, ES LÄUFT DIE SCHICHT DOCH PUNKT FÜNF UHR ENDET DIE PFLICHT OB KUPPLUNG, LENKUNG, FEDERBEIN WIR BAUEN ALLES ASTREIN EIN UND ALLES PASST, WIR HAMS´ VOLLBRACHT WENN´S NICHT PASST, WIRD’S PASSEND GEMACHT WIR SIND DIE KERLE DIE AUTOS BAUN DOCH EINS ZU KAUFEN BLEIBT NUR EIN TRAUM

MADE IN DAGENHAM HELD IN DAGENHAM GIBT ZU WENIG GELD IN DAGENHAM MADE IN DAGENHAM WIR SIND DAGENHAM-JUNGS

SOLO 1

ICH LIEBE MEINEN JOB ENORM

SOLO 5

ACHT STUNDEN SCHICHT BRINGT MICH IN FORM

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EDDIE

UNSRE FABRIK – EIN MUSTERBILD!

SOLO 2

WIR HAM´ DAS HELLSTE NEONSCHILD

SOLO 6

WIR BAUEN FÜR MISTER HENRY FORD

ALLE MÄNNER DER ALLES LÖST UND LENKT SOLO 7 NUR NICHT DAS MIT DEN GIFTEN


14 SOLO 8 DIE ER HALT IM FLUSS VERSENKT SOLO 3

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UND OOH, DUDLEY MOORE MANN, DER WAR GLATT SOLO 4

ABER KURZ WURD´ ER BERÜHMT, DOCH

ALLE MÄNNER

PSP 1 MACHTE IHN PLATT

MADE IN DAGENHAM HELD IN DAGENHAM DAS HIER IST UNSRE WELT IN DAGENHAM MADE IN DAGENHAM WIR SIND DAGENHAM-JUNGS SOLO 8

DIE THERMOSKANNE

ALLE MÄNNER

WOOOOHH)

SOLI 3, 7, 5

UND DIE BOOTS AUS STAHL

SOLI 8, 2

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DIE ENGEN ARBEITSHOSEN

ALLE MÄNNER

DAS IST VÖLLIG NORMAL GANZ HOCHMODERN UND ROUTINIERT SICHERHEIT IST GARANTIERT TÄGLICH WIRD DAS KONTROLLIERT VON SUPERINGENIEUREN UND DIE SIND ZU VIERT!

(BANG!)

MADE IN DAGENHAM HELD IN DAGENHAM MANN, NICHT BITTERFELD – NEIN, DAGENHAM! MADE IN DAGENHAM WIR SIND DAGENHAM-JUNGS

1 degenerative Hirnerkrankung an der Dudley Moore, britischer Komiker, 2002 gestorben ist


15 ALLE (MÄNNER/FRAUEN)

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BIST IN DAGENHAM (IST) TRIST IN DAGENHAM TRÄUME DU VERGISST IN DAGENHAM WÄR ICH BLOSS TOURIST IN DAGENHAM BIN SO ANGEPISST VON DAGENHAM DER LOHN IST NÄMLICH MIST IN DAGENHAM WIR SIND DAGENHAM-GIRLS JUNGS GIRLS JUNGS GIRLS OOOH WIR SIND MADE IN DAGENHAM

2. Szene

Die Ford-Fabrik. BERYL (in der ersten Reihe) und andere Mädchen (in den hinteren Reihen). RITA kommt herein und setzt sich an ihre Maschine. BERYL

Geht‘s dir gut, Rita? Hast du es bekommen?

RITA

Sex oder Liebe?

BERYL

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Oh! Da gibt‘s n Unterschied? (CASS tritt auf)

BERYL

Alles gut, Cass?

CASS

Ja! Ich liebe es hier.

BERYL Hast du was bekommen? CASS Mein Gott, Beryl!


16 (SIE lachen. Auftritt Clare) BERYL Hallo Clare! Hast du es bekommen? CLARE

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(kichert)

Hör auf damit!

RITA

Heut wird’s ganz schön heiß in dem Laden.

CLARE

Ja, und ich hab, hier… dingens… wie heißt das? BERYL

Überstunden.

CLARE

Ja.

CASS

Wofür sparst du denn, Clare?

CLARE

N

IC

Also, weißt du…

BERYL

Anzahlung.

CLARE

- für-

BERYL - eine Wohnung. CLARE Yeah.


17 EMMA Was macht denn dein Ken? CLARE Mamas Mehl, er macht Brot.

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BERYL Also schiebt er dir zu Hause was Gutes in den Ofen? CLARE

Nee, da überlässt er das mir.

CASS

Willst du ihn heiraten?

CLARE

Erst noch‘n bisschen sparen.

BERYL

Quatsch, ihr habt doch schon, hier… knick, knack. CASS

In einer perfekten Welt, wo möchtest du heiraten, Clare? CLARE

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Im Standesamt von Woodford.

CASS

Ja, nee, is klar. Ich sagte, in einer perfekten Welt. CLARE

Ich wollte immer auf dem Land heiraten.

BERYL

Woodford ist nicht auf dem Land! CLARE Aber es ist in der Nähe von Chigwell…


18 BERYL Yeah, und Chigwell ist bestimmt die Kack-Serengeti. CASS (zieht ironisch Luft durch die Zähne)

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Ja, Kleine, du hast noch Träume, ne?

RITA

Cass wird eines Tages Pilotin, stimmts?

CASS

Bevor ich fünfunddreißig bin.

BERYL

Wer will bei dir mitfliegen? Eine schwarze Frau als Pilot. Vergiss es! (SANDRA kommt herein)

CASS

Da kommt Ärger!

RITA

Guten Morgen, Sandra!

SANDRA

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Sehr richtig, Mädels!

BERYL

Also Sandra, hast du es bekommen.

SANDRA

YEAH, YEAH, YEAH, YEAH, YEAAAAAH.

BERYL

Schmutziges Ding.


19 SANDRA Hey Cass, auf wat stellst du deine Kupplungsverzahnung2 ein? CASS Sieben. Für die Einfassungen.

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CLARE Dat wär alles viel einfacher, wenn wir so’n Dingens hätten, mit…, na du weißt schon. JO

Ein Laufsystem mit Obertransport.

BERYL

Dat wär doch n bisschen sehr zwanzigstes Jahrhundert, ne? SANDRA

Ich stell se auch auf sieben und sie bleibt trotzdem hängen. BERYL

Du musst die [Kupplungsverzahnung] weiter runterziehen, du Döspaddel! CLARE

Oder nimm einfach, hier,… ähhh…, na…

CASS

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Wachs!

BERYL

Mann Mädel, versuch einfach nachts mal zu schlafen! RITA

Wer is es denn, Sandra?

SANDRA Richard.

2 direkte Übersetzung aus dem Original (dog teeth). Ersatz durch ein vergleichbares technisches Gerät ist möglich.


20 CASS Was macht er? BERYL Alles, so wie es scheint!

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SANDRA Er ist Fahrlehrer. Bei der Rennfahrschule.

BERYL

Nein! Reden wir von Rennfahr-Richard?

SANDRA

Genau! Was ist mit ihm?

BERYL

Ich hatte ihn auch!

(großer Jubel. BARRY tritt auf, ein junger Auszubildender) MÄDELS

Woah! / Barry! / Woo!

BARRY

Oh Gott.

Du siehst müde aus, Barry?

BARRY

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RITA

Nein, ich bin nicht müde.

BERYL

Also Barry. Hast du es bekommen?

BARRY Bitte, sprich mich nicht an.


21 RACHEL Barry! Die Spannungsscheiben reiben aneinander und werden heiß. CASS Was is dein Job hier, Barry?

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BARRY Ich bin auszubildender Werkzeugmacher.

BERYL

Gehört ne Menge Pressen und Reiben dazu?

BARRY

Ja, wenn man das Werkzeug hart kriegen will.

(Gelächter. ER wendet sich zum Gehen, nicht ohne vorher eine Retourkutsche zu geben)

Immerhin ist das ein Ausbildungsberuf. Nicht so wie Nähen. RITA

Das ist Nähen auch.

BARRY

Ist es nicht, nicht mehr.

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(BARRY geht)

BERYL

Barry is n Leckerchen. Für den würd ich meine Zähne rausnehmen.

(CONNIE kommt mit MONTY herein, dem Gewerkschaftsvorstand der NUVB und Obmann) CONNIE

Mädels, Maschinen aus, das ist ein offizieller Gewerkschaftsbesuch. CASS Es ist so heiß, heiß, heiß hier drin, Monty!


22 BERYL Ja, ich schwitze wie ein Schweinchen. MONTY

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Die Arbeitsbedingungen in dieser Halle werden ständig beim Gesundheits- und Sicherheitskomitee protokoliert. BERYL

Ey Connie, kann ich bitte auch dafür bezahlt werden, bei den Gewerkschaftstreffen rumzusitzen und Tee zu trinken? CONNIE

Hast du das Buch mit den Gewerkschaftsregeln gelesen? BERYL

Hab ich, es ist brillant. Ich konnt‘s gar nicht mehr weglegen. RITA

Halt die Klappe, Beryl.

CONNIE

Ich und Monty waren in der Lohnprüfungsausschuss. Also, ich soll eine Neubewertung eurer Einstufungen vornehmen. MONTY

N

IC

Und ich bin hier, weil Conny das Bewertungsschema gleich unterschreiben muss. BERYL

Kriegen wir jetzt ne Lohnerhöhung oder nicht? MONTY

Um es kurz zu machen, meine Damen, ihr seid jetzt Lohngruppe B. CASS

Das ist eine bessere Stufe. Wir waren vorher C. CONNIE Nein, ist es nicht. Das ist die „nicht ausgebildet“-Stufe.


23 ALLE Nicht ausgebildet? / Wie? Ungelernt? / Wir sind ausgebildet! / Das ist nicht gerecht! / Was? RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Ihr erwartet doch wohl nicht, dass wir da zustimmen. SANDRA

Wer hat dat denn sonst noch unterschrieben?

MONTY

Alle Männer der TGWU3, der AEU4 und der AUEW5. BERYL

Es ist mir wurscht, ob die FICK, die PISS oder die LMAA unterschrieben haben, wir unterschreiben nicht! SANDRA

Ich arbeite nicht `ungelernt` in diesem Kackladen. CONNIE

Nach meinem Buch ist das auch unhaltbar.

BERYL

Warum hast du dann zugestimmt!?

Ich bin überstimmt worden, von den Männern. MONTY

N

IC

CONNIE

Hört mal, ich weiß, was ihr wollt-

RITA

Nein, wissen Sie nicht. Wir wollen Schablonen für das Kunstleder.

3 Automobil- und Motorengewerkschaft 4 Flugzeuggewerkschaft

5 Technik- und Ingenieursgewerkschaft


24 BERYL Und neue Maschinen! Also ich sage nicht, dass die Maschinen alt sind, aber die Gebrauchsanweisung ist auf Scheiß-Latein. MONTY

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

In Ordnung, was wollt ihr?

#3 – Genau das wollen wir

SANDRA

ICH WILL NEN STUHL, DER LÄNGER HÄLT ICH WILL NEN TISCH, DER SICH NICHT WELLT ICH WILL NEN BOSS, DER NICHT SO… ALLE

BELLT

BERYL

ICH WILL NEN SCHWENGEL, DER SCHÖN SCHWELLT ALLE

DER SCHÖN SCHWELLT DER SCHÖN SCHWELLT

MONTY

N

IC

Meine Damen, können wir mal ernst werden? ALLE

DER SCHÖN SCHWELLT DER SCHÖN SCHWELLZ

RITA

WIR WOLL‘N MASCHINEN HABEN, DIE VIEL LEISER SIND CASS WIR WOLLEN ALLE EINEN ABSCHLIESSBAREN SPINT


25 SOLO (F4) WIR WOLLEN SCHOKOLADE OHNE FETT ALLE

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

DAS WÄRE WIRKLICH NETT WIRKLICH NETT WIRKLICH NETT

SOLO (F2)

ICH WILL MEIN PAUSENBROT VON WIMPEYS RESTAURANT

SANDRA

ICH WILL MEIN´ OVERALL DESIGNT VON MARY QUANT

SOLO (F3)

ICH WILL NACH SPANIEN UND DA BLEIB ICH STUR

BERYL

ICH WILL EIN HEISSES DATE MIT ROGER MOORE

ALLE

N

IC

(ROGER MOORE)

WAS WIR WOLLEN IST NUR FAIR UND JA, WIR WOLLEN ETWAS MEHR EIN KLITZEKLEINES, SÜSSES KUCHENSTÜCK DAS WÄR FÜR UNS SCHON EIN GROSSES GLÜCK WIRKLICH VIELES BRAUCHT ES NICHT FÜR EIN LÄCHELN IM GESICHT VERARSCH UNS NICHT GENAU DAS WOLLEN WIR BERYL

Los Clare, wünsch dir was. CLARE NE GUT GEKÜHLTE HALLE, HIER IST ES ZU HEISS


26 BERYL UND FEINE BAUMWOLLTÜCHER GEGEN ACHSELSCHWEISS SANDRA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

CHANEL-PARFÜM IM KLO UND ZWAR FÜR LAU BERYL

ICH WILL BARRY, DIE KLEINE SAU

ALLE

(KLEINE SAU)

WAS WIR WOLLEN IST NUR FAIR UND JA, WIR WOLLEN ETWAS MEHR EIN KLITZEKLEINES, SÜSSES KUCHENSTÜCK DAS WÄR FÜR UNS SCHON EIN GROSSES GLÜCK WIRKLICH VIELES BRAUCHT ES NICHT FÜR EIN LÄCHELN IM GESICHT VERARSCH UNS NICHT GENAU DAS WOLLEN WIR ICH BIN DAFÜR STIMM DAFÜR

N

IC

KRAMPF DAFÜR MAMPF DAFÜR

RENN DAFÜR PENN DAFÜR GLAUBE MIR, ICH BRENN DAFÜR NEU, NEU, NEU MACH ALLES NEU, NEU, NEU

ICH SCHLEIM DAFÜR REIM DAFÜR LAUF DAFÜR RAUF DAFÜR

RÄUM DAFÜR SCHÄUM DAFÜR DOCH BISHER SINDS´ NUR TRÄUME HIER


27 (ALLE) NEU, NEU, NEU WANN WIRD ALLES NEU, NEU?

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

TU ENDLICH ETWAS FÜR UNS FRAUN DANN KANNST DU WEITER AUF UNS BAUN VERARSCH UNS NICHT GENAU DAS WOLLEN WIR BERYL

Hast du dat kapiert, Monty?

MONTY

Ja, laut und deutlich. Wie ich immer zu sagen pflege: Wenn sich eine Aufgabe so richtig lohnt, dann hat es auch bis morgen Zeit. (MONTY geht. BERYL beginnt zu klatschen) BERYL

Warum haben wir davon nichts gewusst, Connie? CONNIE

Ich habe es selbst gerade erst herausgefunden. BERYL

N

IC

Nein! Ich glaube du verdrückst dich immer zu diesen Job-Bewertungs-Treffen, damit du mehr von Monty sehen kannst. RITA

Bekämpfen wir uns jetzt gegenseitig?

BERYL

Du willst kämpfen? Dann komm raus!

SANDRA

Beryl, halt die Klappe! CLARE Und achte mal auf deine, …hier, …dingens…


28 RITA …Ausdrucksweise. BERYL Arschpisser.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(SIE gehen zurück an ihre Arbeit.)

3. Szene

(Das Gewerkschaftsbüro bei Ford. Dieses Büro ist für Gewerkschaftsführer und Vertrauensleute, obwohl es sich auf der Managementetage befindet. BILL von der TGWU und SID von der AUEW sind anwesend)

#4 – Gewerkschafts-Song

MÄNNER

BRÜDER UND SCHWESTERN ALLE HAND IN HAND MÄNNER UND FRAUEN STARK IST DER VERBAND DER HERRGOTT GAB UNS DAS MENSCHENRECHT GEMEINSAM FREI O… …DER EINSAM KNECHT

(MONTY kommt herein. ER greift sich seine Frühstücks-Tupperbox)

Wat hast du, Kumpel?

N

IC

SID

MONTY

Jammy-Dodgers-Kekse.

SID/BILL

Boahhh!

(SID und BILL schnappe sich die Kekse. MONTY schaut unglücklich) SID Jeglicher Privatbesitz ist gestohlen, Monty.


29 MONTY Hör ma, die Mädels sind nicht glücklich. BILL Was is ihr Problem? Du hast sie gehabt, ne? Die Connie.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

MONTY Geht dich nix an.

SID

Bei der Revolution darf es keine privaten Geheimnisse geben. MONTY

Das mit mir und Connie is lange her.

BILL

Wen hattest du sonst noch aus der Halle? Beryl? SID

Urgh! Schmirgelpapier.

SID/BILL

Sehr rau.

SID

N

IC

Also, sie wollen nicht unterschreiben?

MONTY

Nein, Connie ist nicht glücklich.

SID

Ich bin doch nicht Beavis.6

BILL

Und ich nicht Butthead.

6 US-Zeichentrickserie, die von 1993 bis 1997 lief. Kann regional angepasst werden.


30 SID Kollege, ich vertrete zweitausend Techniker. Und Bill vertritt – BILL - eintausend Monteure.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

SID - und jeder von denen hat einen echt haarigen Arsch. BILL

Das sind nur zweihundert bekloppte Frauen, die das jetzt schwierig machen. (SID sieht MR HOPKINS, der sich dem Büro nähert) SID

Management. Hopkins?

BILL

Jau! Hat wohl die Amis am Hörer gehabt. Wollen wir ihn reinlassen? MONTY

Ich hab kein Problem mit Hopkins.

BILL

Das liegt daran, dass du ein bourgeoiser, revisionistischer Straßenköter bist.

Und was bist du?

BILL

N

IC

MONTY

Arbeiterviertel.

(BILL steht auf, um ihn reinzulassen)

SID

Warte! Kann irgendwer furzen? (Alle drei versuchen zu furzen. SID schafft es. HOPKINS kommt herein. SIE bleiben sitzen.)


31 HOPKINS Also, Jungs. Jesus, puuhhh!... Sid, was soll das mit der NUVB, dass die die neuen Einstufungen nicht unterschreiben? SID

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Meine Männer haben unterschrieben. BILL

Es sind die Frauen.

HOPKINS

Monty?

MONTY

Ja, sie sind nicht glücklich mit der Herabstufung. HOPKINS

Warum denn nicht? Monty, es ist deine Aufgabe, denen das große Ganze aufzuzeigen. Management und Gewerkschaft. Das große Spiel. SID

Es ist ein Cricket-Testspiel.

HOPKINS

Ein Geben und Nehmen. Du kratzt meinen Rücken.

N

IC

BILL

Ich kratze deinen.

SID

Und was für einen hübschen Rücken Sie haben, Mr. Hopkins. HOPKINS

Danke, Sid. Monty, es ist beschlossene Sache. Die Männer sind glücklich. Die Abstimmung war überwältigend. BILL Fünftausend Männer. Zweihundert Frauen.


32 HOPKINS Ihr könnt nicht gewinnen. SID/BILL Uuuuh!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HOPKINS Monty, deine Hände sind gefesselt und ich hab deine Eier im Häcksler. MONTY

Aber ich vertrete diese Frauen. Hör mal, können wir nicht irgendetwas machen, damit es nicht zu einer Krise kommt? HOPKINS

Sid? Irgendwelche Ideen?

SID

Wir könnten die kleinen Mäuse mit irgendeinem unverständlichem Scheißdreck verwirren. HOPKINS

Die Beschwerde-Prozedur?!

BILL

Die Beschwerde-Prozedur war Connies Idee.

Sie muss nachgeben.

HOPKINS

N

IC

SID

Das ist brillant! Morgen früh, Hauptquartier, Warley. SID

Nachmittags.

BILL Nach´m Essen.


33 MONTY Bernie’s Inn. SID/BILL Boahhh.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(HOPKINS geht) BILL

Also los!

SID

Hau rein, Monty!

BILL

Überzeug sie.

SID

Wenn du inner halben Stunde nicht zurück bist, suchen wir dich im Fluss. (MONTY geht)

4. Szene

In der Fabrik. Die Maschinen laufen, es ist laut, also muss man sich anschreien.

Wer is denn sonst noch Lohngruppe B?

CONNIE

N

IC

SANDRA

Die Putzleute. Ungelernte Hilfskräfte.

RITA

Mein Eddie.

CASS Wir sind nicht ungelernt.


34 BERYL So mit ner Nadel hantieren, dat kann nich jeder. RITA Man muss drei Prüfungen machen, um hierher zu kommen.

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(MONTY kommt herein) MONTY

Also, meine Damen, ich habe mit dem Management gesprochen – BERYL

Arschpisser!

MONTY

- und wir bestehen auf die Aufnahme einer formellen Beschwerde. RITA

Wartet mal! Ich denk gerade, was ist mit den Frauen in Dunton. CASS

Ja, die machen genau das Gleiche.

MONTY

Sie haben, seltsamerweise, Lohnstufe C bekommen.

(äußern ihren Unmut)

N

IC

ALLE

MONTY

Sie arbeiten in einem schwierigen Umfeld.

SANDRA

Wir haben unser eigenes „schwieriges Umfeld“. MONTY

Warum? (Eine tote Taube fällt von der Decke und landet vor Montys Füßen)


35 BERYL Darum! CASS Ich wette, in den amerikanischen Ford-Fabriken sieht es nicht so aus, mein Junge.

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MONTY Wir gehen morgen zum Hauptsitz, ich, Connie und Sid. CONNIE

Ich will Sid nicht dabeihaben. Ich will eine von den Mädels. CASS

Nimm Beryl mit.

RITA

Sie kann das Fluchen übernehmen. (SIE lachen)

CLARE

- Nicht Beryl, sie könnte –

CASS

- einen Kampf beginnen.

- In einer-

BERYL

N

IC

CLARE

- Schlammgrube.

RITA

Wir wollen einen Kampf.

CLARE Ich gehe. Ich sag´s ihnen.


36 BERYL Wat genau würdest du sagen, Clare?

#5 – Dingens

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CLARE (beginnt zu reden und geht zum Singen über.)

Ich sage…äh… äähh..warte…äh…

DIE SACHE IST DIE ALSO HIER IS DAT DING DAS ICH HEUTE GANZ UNGESCHMINKT BRING

DENN WEIL WENN WAT NICH STIMMT DANN LÄUFT WAT VERKEHRT SO WAT RIECH ICH SOFORT UND DANN WIRD SICH GEWEHRT ICH GEH SCHON SO LANG IN DIESEN VEREIN REIN ICH KENN MEINE DINGENS…HIER… NA, IHR WISST WAT ICH MEIN UND DARUM PALIM, PALIM TRALALI, DAFÜR NICH ICH BIN WAS ICH BIN, WEIL, DENN ICH BIN ICH

N

IC

MONTY

Ist das hier ´ne Verarsche?


37 CLARE

FRAUEN

(OO…) (OO…) (OO…) (OO…)

UND ICH WEISS, WAS STIMMT ICH WEISS, WAT IS FAIR ABER IRGENDWAS HIER LÄUFT DOCH VOLLKOMMEN QUER

(OO…) (OO…) (OO…) (OO…)

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UND ICH KENN DIESES SPIEL ICH BIN DA HELLWACH UND ICH WEISS GENAU HIER ÜBER DINGENS, KOMM SACH

DA IS DOCH…DU WEISST ´N BLAA BLII BLAA BLII BLAA BLII BLAAAH JA, NÖ UND LABER, LABER DOCH ICH SPRECH ES AUS UND SAGE GANZ KLAR WAS IHR SEHT, DAT KOMMT VON DINGENS DA.

GEHT WAS SCHIEF DANN GIBT MAN UNS DIE SCHULD YEAH, YEAH UND FÜHLST DU DICH MA LEER VERTRAU DEM – SACH MA SCHNELL DENN WIR SIND AUCH WER! OUJAH, OUJAH!

CLARE

N

IC

(groß und hymnisch)

BIN ICH

FRAUEN

IST SIE?

CLARE

SINNLICH

FRAUEN NA JA CLARE NUN, DIE MEINUNG IST GETEILT


38 FRAUEN …NUNG IST…PACKT SIE! CLARE UND IHR

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FRAUEN WER, WIR?

CLARE

JA IHR

FRAUEN

AUCH WIR

CLARE

WIR KAPIEREN DOCH GAR NICHTS HIER

ALLE

Sprich für dich selbst, Clare!

CLARE

N

IC

DAS VERGANGENE KOMMT UND DIE ZUKUNFT VORBEI MEINE REDE IST RUM ACH, JETZT FÜHL ICH MICH FREI JETZT SIND WIR HIER HAM VIEL GESEH´N DAS WOLLT ICH MA SO SAG’N KONNTET IHR DAS VERSTEH´N?

RITA

Du hast ein gutes Herz, Clare.

BERYL Aber alles andere is total krank. CONNIE Dat wird nichts, Schatz.


39 CLARE Warum nicht? BERYL Weil du nicht ma deinen eigenen Arsch findest.

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(CONNIE geht zurück an ihre Maschine und beginnt wieder zu arbeiten) CONNIE

Was ist mit dir, Rita?

ALLE

Rita! / Ja, Rita! / Rita O´Grady! / Gute Idee!

RITA

Ich? Nee! Ich kann diesen Gewerkschaftskram nicht. CASS

Es ist ein freier Tag, Kleines.

BERYL

Bernies Inn. Mittagessen umsonst.

RITA

Ja? Oh, na dann ja.

N

IC

BERYL

Alle Maschinen aus! Heut wird nicht mehr gearbeitet. MONTY

Nein! Alle arbeitsrechtlichen Streitigkeiten müssen in Übereinstimmung mit dem Beschwerdeverfahren einhergehen. Oder wir sitzen ganz tief in der Scheiße. BERYL

Wenn du n Rettungsring haben willst, Kumpel, ich strick dir einen. SANDRA Du kommst hier einfach rein, Monty, und wedelst mit deinem Schwanz rum, als würdest du das Land regieren. Aber du regierst das Land nicht.


40 CLARE Ja. Nein. Du regierst das Land nicht. Das macht nämlich wer anders. (Ende der Szene)

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#5a – Big Ben

5. Szene

Big Ben läutet. HAROLD WILSON7 mit drei BEAMTEN HAROLD

Wieviel Streiks hatten wir dieses Jahr im Vereinigten Königreich? BEAMTER 1

Sechsundzwanzigtausend, Premierminister.

HAROLD

In der Produktivitätstabelle stehen wir auf Platz 66 – hinter dem Tschad. Wo liegt der Tschad? BEAMTER 2

Fünfundsechzig, Sir.

N

IC

BEAMTER 1

Der Tschad ist ein kleines afrikanisches Land mit siebzehn Ziegen und einer Seidenfarm. HAROLD

Eine Seidenfarm und siebzehn Ziegen, und die sind vor Großbritannien? BEAMTER 1

Alle Ziegen arbeiten.

BEAMTER 2 England ist im Moment ganz oben auf der Liste für industrielle Unruhen.

7 Harold Wilson (1916-95), Labour Party, Premierminister 1964-70 und 1974-76


41 ALLE Champioooons! BEAMTER 3 Sie können Ihren Mantel ausziehen, Premierminister. Wir sind drinnen.

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HAROLD Ich werde von Gannex bezahlt, damit ich ihn trage. Durchgehend. Das ist Arbeit. Ich gehe mit gutem Beispiel voran…

#6 – Das nächste Problem

HAROLD

STELL DIR MAL VOR, DU WÄREST ICH WELCH STRATEGIE WÄR WOHL GUT FÜR DICH DU GIBST DICH FURCHTBAR FÜRSORGLICH DOCH MEINST ES NICHT GANZ SO EHRLICH

STELL DIR MAL VOR, DU WÄREST ICH WÄRST DU EIN FÜHRER, UNTERM STRICH? BEI DEN KRISEN BIST DU ZÖGERLICH? DANN REICHT DAS TENDENZIELL WOHL NICHT

DOCH WAS MICH NICHT SCHLAFEN LÄSST UND ICH KÄMPF MIT GANZER KRAFT FÜR GERECHTIGKEIT BEIM LO-HONGEFÜGE

N

IC

DAS NÄCHSTE PROBLEM STEHT WARTEND VOR DER TÜR UND BIN ICH AUCH DER FÜHRER, SO KANN ICH DOCH NICHTS DAFÜR

BEAMTE

SCHLAFLOS IN DER NACHT KÄMPFERISCH BEI TAG FÜR GERECHTIG- -KEIT BEIM LOHNGEFÜGE

HAROLD IMPORT, EXPORT BONITÄT, BILANZEN


42 BEAMTE KAPITALFLUCHTEN KONJUNKTUR, FINANZEN HAROLD

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DER FACHMANN SAGT ALLES HAT SEINEN PREIS: KAUFST DU MEHR, ALS DU VERKAUFST DANN IST DAS WIRTSCHAFTLICH EIN SCHEISS BEAMTER 1

Eigentlich, Premierminister, lautet der korrekte Terminus: „sichtbares Handelsdefizit“. HAROLD

GANZ EGAL, WIE SIE ES NENNEN ES IST WIRTSCHAFTLICH EIN SCHEISS

BEAMTE

DAS NÄCHSTE PROBLEM STEHT WARTEND VOR DER TÜR UND WENN ER AUCH DER FÜHRER IST, SO KANN ER NICHTS DAFÜR WIR STELLN´ VIEL HER IMPOSANT, INTRESSANT DOCH DIE WELT KAUFT SACHEN AUS DEUTSCHLAND

N

IC

HAROLD

EIN WEITERES PROBLEMCHEN DAS SICH JETZT ÖFTER ZEIGT IST, DASS STÄNDIG JEDER FURCHTBAR GERNE STREIKT

STREIK HIER, STREIK DA UND IMMER AB APRIL WENN NARZISSEN FRÖHLICH BLÜHEN STEHEN ALLE RÄDER STILL EIN GUTER PLAN UND ES WIRD GESCHEHN BRITANNIEN WIRD DANN `GREAT AGAIN`


43 BEAMTE SCHLAFLOS IN DER NACHT GANZ NASSGESCHWITZT UND MATT WENN ER DENKT AN DIE SCHUL- -DEN, DIE ENGLAND SCHON HAT

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HAROLD ARGHHH

BEAMTE

HAT

HAROLD

ARGHHH

BEAMTE

HAT

HAROLD

ARGHHH

BEAMTE

HAT

HAROLD

N

IC

ARGHHHHHHHHHHHHHH!

(Die BEAMTEN drängen sich zu einem Wirrwarr) BEAMTER 1

Sir, was halten sie von einer monetären Lockerung? HEROLD

Brauche ich nicht. Mir geht‘s blendend.

BEAMTER 3 Aber dies ist ein Notfall. HAROLD Bei einem Notfall inhaliere ich zwei schwarze Kaffee und eine Zigarette.


44 BEAMTER 2 Geld drucken. HEROLD Geld drucken? Können wir das?? Brill-i-ant!

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ALLE WEG MIT DEN PROBLEMEN WEG MIT ALL DEM FRUST FRISCH GEDRUCKTES GELD BEREI- -CHERT UNS UND UNSRE LUST DAS IST DER MASTERPLAN FÜR DIE WIRTSCHAFT, DEN PREMIER

HAROLD

HOFFEN WIR, ES FUNKTIONIERT DENN ES GIBT KEIN(`N) PLAN B

ALLE

N

IC

WIR LIEBEN ENGLAND DAS TOLLSTE LAND, WO GIBT MIT UNSTERBLICHER INDUSTRIE DEN BESTEN FISH UND CHIPS

DAS WIRD´S NOCH GEBEN, WENN ICH NICHT MEHR BIN DAS IST, WIE ICH DIE LAGE SEH NICHT… MEHR… SO LANG… HIN! (NICHT MEHR SO LANG HIN)

HAROLD

SO‘N SCHEISS!

BEAMTER 3

Geld zu drucken hat noch nie irgendwelche Probleme gelöst. Sie müssen sich mit den Gewerkschaften anlegen. HAROLD Ich erschaffe einen neuen Kabinettsposten. Gewerkschaftsanlegeminister. Kandidaten?


45 BEAMTER 1 Michael Foot. HAROLD

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Kommunist. Er wird nicht zufrieden sein, bis wir alle eingelegte rote Beete essen, unser Pipi trinken und unsere Schwestern vögeln. BEAMTER 3

Barbara Castle!

BEAMTER 2

Aber sie ist Verkehrsministerin.

HAROLD

Hat sie viel zu tun?

BEAMTER 1

Sie nimmt gerade Fahrstunden.

HAROLD

Bringt sie her.

BEAMTER 2

Sie ist eine Frau.

HAROLD

N

IC

Sehr gut! Dann kann sie ihre Briefe selbst tippen. (Auftritt BARBARA CASTLE)


46 #6a – Schlaue Frauen (Barbara Castle) BARBARA

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BIN SCHON DA – WAS WOLL’N SIE DENN? DAS MUSS JETZT WIRKLICH WICHTIG SEIN HIER HAB ICH DEN ALKOTESTER (DA) BLASEN SIE SONST GLEICH MAL REIN POLITIK UND HAUSHALTSKRAM HAB DEN SPAGAT NOCH NIE GESCHEUT ABER NIEMALS OHNE GURT- ÜBRIGENS GESETZ AB HEUT

Was gibt es, Premierminister? Spucken sie’s aus. Ich bin eine beschäftigte Frau. ALLE

(zum Publikum)

FEURIG! WIE IHRE HAARE!

HAROLD

Barbara, sehen Sie , Sie haben einem Freund ihren Rasenmäher geliehen, weil Sie wissen, dass die Nachbarschaft schöner sein wird, wenn er seinen Garten mäht. (BARBARA und die BEAMTEN schauen drollig fragend ins Publikum)

N

IC

Aber er vergisst ihn zurückzugeben. Er beginnt zu glauben, dass es sein eigener ist. Er beginnt herumzulaufen und andere Gärten zu mähen. Er ist plötzlich außer Kontrolle. Feldmäuse – Wühlmäuse – alle verlieren ihr Zuhause! Jeder junge Trieb wird niedergemäht, bis schließlich alles, was grün und wunderbar war, braun und leblos ist. BARBARA

Wenn Sie mit mir über den Machtmissbrauch der Gewerkschaften reden wollen, gebrauchen Sie nicht solche dämlichen Metaphern. Ich rede nicht um den heißen Brei herum. ALLE

(zum Publikum)

FEURIG! WIE IHRE HAARE! HAROLD Die Labour-Partei ist abhängig von der Gewerkschaftsbewegung.


47 BARBARA Erzählen Sie mir doch nichts über die Gewerkschaften. Ich habe meinen ersten Beitrag gezahlt, da wurden die Gewerkschaften noch gestillt! HAROLD

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Barbara, Barbara! Als Opposition ist es leicht, einfach nur rumsitzen und meckern, aber wir sind jetzt die Regierung. BARBARA

Ich bin in die Politik gegangen, um die Arbeiterklasse weiterzubringen. HAROLD

Rom wurde auch nicht an einem Tage gebaut. Wir haben eine Krise! Minister für Gewerkschaftsangelegenheiten, haben Sie die Eier dafür? BARBARA

Hab ich.

HAROLD

Ich habe sie bisher nicht gesehen.

BARBARA

Ich lasse sie eben nicht so raushängen.

HAROLD

Barbara, Sie sind der richtige Mann für diesen Job. Enttäuschen Sie mich nicht.

N

IC

(HAROLD geht)

BARBARA

Also! Sie! Los geht’s! Ich will ein Arbeitsessen mit der TUC, hier, heute. Was brauchen wir? BEAMTER 2

Wir brauchen sechs Schweinepasteten, zwölf schottische Eier und ein Fässchen Watneys Red Barrel. BARBARA

Gut.


48 BEAMTER Irgendetwas für sie, Ma’am? BARBARA Ich nehme eine Tasse Tee und einen Schokoladenkeks.

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(Ende der Szene)

6. Szene

Im ‚Ford-Klubhaus‘. Das Ensemble erscheint und der Raum ändert sich. Ein FordMaschinist führt den Tanz der ‚blauen Overalls‘ an.)

#7 – Zahltag

ENSEMBLE

ZAHLTAG MEIN TAG HER MIT DER KOHLE ICH GEH SAUFEN, WEIL ICH’S MAG

N

IC

ZAHLTAG IST DER TAG BIER IN DIE BIRNE BIS ZUM ERSTEN GLOCKENSCHLAG

LOS, NOCH EINE RUNDE ‚KOMA‘ HEISST DAS ZIEL OBWOHL DAS SCHWIERIG WIRD WIR VERDIENEN NICHT MEHR VIEL ZAHLTAG (ECHT STARK) DIE WOCHE IST FAST UM

ZAHLTAG (ZAHLTAG) MEIN TAG (MEIN TAG) VERGISS DEINE SORGEN ICH ZEIG DIR, WAS ICH MAG

ZAHLTAG (ZAHLTAG) ICH FRAG (ICH FRAG) MAL DEN DJ, OB ER BIS ZUM MORGEN SPIELEN MAG


49 (ENSEMBLE) LOS, NOCH EINE RUNDE ‚KOMA‘ HEISST DAS ZIEL OBWOHL DAS SCHWIERIG WIRD WIR VERDIENEN NICHT MEHR VIEL

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ZAHLTAG (ECHT STARK) DIE WOCHE IST FAST UM

STAN

HEY, WAS TRINKT IHR?

ENSEMBLE

CHERRY-BRANDY WAS WAR DAS? SHERRY WATNEYS DUBONNET DOUBLE DIAMOND CRAFT BIER SANGRIA HER ZU MIR!

IN DAGENHAM WIRD JEDER FROH WIR TRINKEN BIER UND PICCOLO BIER, BIER, PICCOLO BIER, BIER, PICCOLO BABY, BABY, BABY, BABY

Der Barmann will seine Brille wiederhaben. Er kann ohne sie nix sehn. RITA

N

IC

MC

Hey Connie, wat machst du hier? Komm ran.

CONNIE

Ich muss diese verdammte Rede fertig kriegen. RITA Welche Rede?


50 CONNIE TUC Konferenz nächste Woche. Wenn ich nicht alles genau aufschreibe, komm ich da nie durch. BERYL

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Mach ma ne Revolutionspause fürn Augenblick. Besauf dich und vergiss dat. Wir feiern. SANDRA

Ritas zehnten Hochzeitstag.

CONNIE

Rita! Was hat er dir geschenkt?

TRACEY

Blumen?

RITA

Blumen? Schön wär´s. Wisst ihr, wat der mir zu Weihnachten geschenkt hat? SANDRA

Ein sexy Nachthemd?

RITA

N karierten Hackenporsche.

N

IC

(SIE lachen)

BERYL

Lass dich davon nicht abbringen, Ken zu heiraten, Clare. Ich hatte sieben glückliche Jahre mit meinen Mann. Und sieben von fünfundzwanzig is nich schlecht. (EDDIE und STAN tauchen mir Biergläsern auf) STAN

Hör ma, warum is Lohngruppe B nich gut genug für euch? CLARE Weil – wir sind nämlich…


51 CONNIE …ausgebildet. EDDIE Ja, aber ihr sitzt den ganzen Tag.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

BERYL Hast du bei Ford einen Test gemacht, ob du aufrecht stehen kannst? EDDIE

Nee.

BERYL

Stehen is echt noch keine Begabung.

STAN

Du kanns nicht verlangen, dass sechstausend behaarte, schwitzende Kerle weniger verdienen als eine Frau.

(Der MC nimmt sein Mikrophon. RITA schaut Eddie bewusst nicht an. ER wedelt mit seiner Hand vor ihrem Gesicht, bekommt aber keine Antwort) MC

Und jetzt, meine Damen und Herren, als erster Höhepunkt des heutigen Abends – er is mit dem Bus gekommen – der Mollige Martin!

N

IC


52 #7a – Club Musik (MAX kommt auf die Bühne. ER ist das typische Dickerchen im Anzug) MAX

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Ich war letztes Jahr mit meiner Schwiegermutter auf Safari. Plötzlich wurde sie von drei Löwen angegriffen. Meine Frau rief: “Willst du nicht helfen?“ Ich antwortete: “Nein, drei müssten reichen.“ (EINIGE lachen)

Meine Schwiegermutter ist sehr dick. Sie war mal in einer Turnhalle auf einem Rudergerät – und das verdammte Ding ist gesunken. (Reaktionen)

Gestern Abend war sie zum Essen bei uns und mir ist so ein freudscher Fehler unterlaufen: Ich wollte sagen: Kannst du mir bitte mal die Butter reichen?, habe aber stattdessen gesagt: du fettes, hässliches Stück hast mein Leben ruiniert. RITA

Hast du auch Witze über fette Männer?

MARTIN

Oh, hey Süße, ne Emanze, was? Verbrenn deinen BH – ich würd auch dafür bezahlen. BERYL

Kack unsre Rita nicht an, oder ich komm da hoch und setz mich auf dein Gesicht!

N

IC

MARTIN

Im Ernst, wenn ich ihr Papa wäre, würde ich immer noch mit in die Badewanne kommen. ALLE

Was? / Iiihhh! / Das hat der nicht wirklich gesagt. / Was war das denn? (BERYL nimmt das Mikrofon und improvisiert einen Gag)


53 BERYL Also, da ist ein fetter Kerl und noch ein fetter Kerl. (zu den Frauen)

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Ha, ha. Was?! Keine Ahnung. Und noch ein richtig fetter Kerl in ner Kneipe, ganz allein, weil sie nämlich fett sind und hässlich und schlecht riechen. Und dann knallt die Decke runter und alle drei sterben! MC

Runter von der Bühne, runter von der Bühne. Wir haben noch eine Nummer. EDDIE

Ok, Rita, das reicht jetzt.

RITA

Sag du mir nicht, was ich zu tun habe, Eddie O’Grady. EDDIE

Was hab ich denn gemacht?

RITA

Du weißt nich ma, was du nich gemacht hast, stimmt‘s? CONNIE

Was ist heute?

Oh nein. Heute?

N

IC

EDDIE

BERYL

Heute!

EDDIE

Es tut mir so leid, Schätzchen. Was kann ich sagen? HAPPY BIRTHDAY TO YOU…

MÄNNER / EDDIE HAPPY BIRTHDAY TO YOU…


54 RITA Ich gehe nach Hause. Es ist nicht mein Geburtstag! (RITA verlässt die Bühne – raus aus dem Club) EDDIE

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Was? Es ist nicht ihr Geburtstag? BERYL

Wie lange bist du verheiratet, Eddie?

EDDIE

Äh, … Millwalls letzte Saison in Liga Drei, das war… 1958. Ungefähr zehn Jahre. CONNIE

Genau zehn Jahre.

EDDIE

Genau? Was? Also heute? Ach du Scheiße!

CONNIE

Lauf ihr hinterher. Du musst dich wirklich entschuldigen.

(EDDIE rennt los. Die FRAUEN verlassen den Club. Der nächste ‚Act‘ betritt die Bühne und nimmt sich das Mikrofon)

N

IC

CLUBSÄNGER

MOND ÜBER DAGENHAM SCHEINT SO HELL UND KLAR LEUCHTET WIE GOLD’NES BIER DRUM LASST MICH AN DIE BAR.

(draußen vor dem Club. RITA ist weg. EDDIE taucht auf und während des nun folgenden verlassen die FRAUEN den Club, RITA steht auf der Straße und weint, dann wartet SIE auf Eddie) EDDIE (in die Nachtluft)

Rita! Riiita! Warte!


55 RITA Es ist unser Hochzeitstag, Eddie, und du hast ihn vergessen! EDDIE Ich erinnere mich an jede Sekunde unserer Hochzeitsreise. Wirklich. Teste mich.

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RITA Dich testen?! Verpiss dich. Ich muss nicht daran erinnert werden, dass wir uns vor zehn Jahren mal geliebt haben!

#8 – Es tut mir leid, ich liebe dich

EDDIE

ICH BIN SO EIN TROLL DAS NUR FÜRS PROTOKOLL ABER MANCHMAL AUCH TOLL… NEIN, ICH BIN NUR EIN TROLL. (Beat.)

ICH WAR NICHT GANZ DA

RITA

JA, DAS IST WOHL WAHR…

EDDIE

N

IC

ICH WILL NUR SAGEN…

RITA

Oh, jetzt kommt‘s…

EDDIE

ES TUT MIR LEID, ICH LIE-HIE-BE DICH BIST DU EIN MANN IST DEIN KOPF ENTLEERT ICH SCHWÖRE, DASS ICH NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR NIE MEHR VERGESSEN WERD‘ BIST DU NICHT HIER, BIN ICH NICHT DA DANN FUNKTIONIERE ICH EINFACH NICHT, VERZEIH‘ MIR, ICH LIE-HIE-BE DICH


56 RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

EDDIE, ICH BIN HANDZAHM FRIEDLICH WIE EIN LAMM UND WAS KRIEGE ICH JETZT DAFÜR? NUR EIN TAG IM JAHR ICH KAPIER DAS NICHT IST DAS SO SCHWER? EDDIE

(zeigt auf seine Augen)

DIESE AUGEN SCHAU, SIE BEREUEN, DOCH STRAHLEN DICH AN DAS IST DOCH BESSER ALS NUR BLUMEN, BONBONS EIN FORD-MODELL AUS MARZIPAN

BIST DU EIN MANN IST DEIN KOPF ENTLEERT ICH SCHWÖRE, DASS ICH NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR NIE MEHR VERGESSEN WERD‘ WENN DU NICHT BEI MIR BIST DANN IST MEIN LEBEN MIST DIE GANZE WELT IST DANN FÜRCHTERLICH VERZEIH MIR, ICH LIE-HIE-BE DICH RITA

ICH WILL NICHT MEHR

RITA

N

IC

EDDIE

RITA

ICH KANN NICHT MEHR

EDDIE

RITA

RITA ICH HAB GENUG


57 EDDIE VERZEIH MIR RITA OH, KOMM SCHON, ED

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EDDIE VERZEIH MIR

RITA

ICH WILL NICHT MEHR

EDDIE

Verzeih mir

RITA

WILL NICHT MEHR

EDDIE

Verzeih mir

RITA

WILL NICHT MEHR

EDDIE

N

IC

Verzeih mir

RITA

WILL NICHT MEHR

EDDIE

Verzeih mir

RITA

WILL DAS NICHT MEHR


58 EDDIE KOMM, VERZEIHE MIR (verliert das Zittern)

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ICH RUF ES VON DEN DÄCHERN SING ES LAUT IM BAD WAS ICH HAB, GEHÖRT AUCH DIR NUR NICHT MEIN NEUES RAD SAG MIR NUR WIE OFT ICH NOCH ‚VERZEIH MIR‘ SAGEN SOLL ICH GLAUB ICH WAR BEI ACHTZIG KOMM, ICH MACH DIE HUNDERT VOLL VERZEIH MIR VERZEIH MIR DENN ICH LIEB DICH

MÄNNER (UND EDDIE AD LIB)

ER IST EIN MANN UND SEIN HIRN VERWIRRT ER SCHWÖRT DIR, DASS ER‘S NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR, NIE MEHR NIE MEHR VERGESSEN WIRD DU WEISST, ER LIEBT DICH NOCH OHNE DICH IST ER EIN ARSCHLOCH DIE GANZE WELT IST DANN FÜRCHTERLICH EDDIE

N

IC

VERZEIH MIR, ICH LIE-HIE-BE DICH

MÄNNER

DU HAST IHN ANGESCHRIEN GLEICH WIRD ER VOR DIR KNIEN KEIN MANN, DER JE SCHÖNER KROCH

EDDIE

TROTZ WUNDEN UND SCHRAMMEN FÜR IMMER ZUSAMMEN

MÄNNER TROTZ WUNDEN UND SCHRAMMEN FÜR IMMER ZUSAMMEN


59 EDDIE VERZEIH MIR ICH LIEB DICH DOCH MÄNNER

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LIEBT DICH DOCH VERZEIH IHM, ER LIEBT DICH DOCH VERZEIH IHM, ER LIEBT DICH DOCH VERZEIH IHM, ER LIEBT DICH DOCH… (6 mal und langsam ausfaden)

VERZEIH IHM, ER LIEBT DICH DOCH

(opulenter Orchesterausklang, während SIE in den Sonnenuntergang abgehen) EDDIE

Das reicht!

(während des Liedes sind die BEIDEN auf einer Parkbank gelandet) RITA

Alles gut mit uns?

EDDIE

Ja, alles gut mit uns. Alles gut.

RITA

Mr. Buckton schlägt unseren Graham. Dat is nich richtig.

N

IC

(EDDIE gibt ihr einen Kuss)

EDDIE

Erinnerst du dich an Mr. Perkins?

RITA

Perkins, die Jungfrau? EDDIE Yeah. Harter Knochen. Er hat meinen Kopf immer in einen Schraubstock geklemmt und mich mit Zigaretten verbrannt.


60 RITA Was willst du mir damit sagen? EDDIE Es hat mir nicht geschadet.

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(RITA schläft ein) RITA

Ich glaube er schlägt ihn, weil er ein Stipendium hat. Ich werde zur Schule gehen und mich beschweren. (Beat)

Ich liebe dich, Eddie.

EDDIE

HEY, DU KLEINER TRÄUMER HÖR, WAS ICH DIR SAG ICH HAB DICH LIEB

RITA

DU BLÖDER KERL

(BEIDE schlafen ein. Ende der Szene)

N

IC

7. Szene

Das Haus der Hopkins, Frühstück

HOPKINS

Häschen?

LISA

Ja, Schatz.

HOPKINS Die Eier schmecken komisch. LISA Das sind Enteneier.


61 HOPKINS Wieso bekomme ich Enteneier? Bin ich ein Albaner? LISA

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Abwechslung. Ich habe angefangen, immer das zu kaufen, was links von dem steht, was ich normalerweise kaufe. Deshalb haben wir auch keinen Kaffee, dafür aber ganz viel Domestos. HOPKINS

Lass uns heute Abend essen gehen und dann reden wir darüber. Tut mir leid, ich muss los. Ich bin heute in der Zentrale. LISA

Mr. Buckton hat gestern Perry verhauen. Er kann kaum sitzen. HOPKINS

Was hat er angestellt?

LISA

Er hat gepupst. In Latein.

HOPKINS

Beeindruckend. Die meisten Menschen können nicht einmal Latein sprechen. LISA

N

IC

Also macht dich das auch noch fröhlich, wenn dein Sohn von einem Sadisten misshandelt wird? HOPKINS

Es ist ein sauteures Internat. Ich wäre enttäuscht, wenn es anders wäre. Ich erinnere mich, als wir einmal ein Rugbyspiel hatten. Wir haben dreiundsiebzig zu null verloren. Und um ehrlich zu sein, wir hatten Glück, dass es nur zu null war. Wir haben jeder sechs kräftige Schläge auf die Hände bekommen. Auf die Hände. Das tut weh. Auf den Hintern ist für Mädchen. Was hast du heute vor, Häschen? Tupper-Party? LISA Ich dachte, ich mach den Abwasch, bügel, knall mir ein paar Flaschen Wodka rein und zünde das Frauen-Institut an.


62 HOPKINS Tut mir leid Liebling, ich muss los. LISA Du hast nicht zugehört, stimmt‘s?

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HOPKINS Schau mal, Häschen, es tut mir leid…

LISA

Ich möchte einfach nur wissen, was ich hier auf dem platten Land den ganzen Tag über machen soll. HOPKINS

Fang jetzt nicht damit an. Nicht jetzt.

LISA

Wann wäre es denn genehm?

HOPKINS

Ich hab dir ein Pferd gekauft.

LISA

Es kann mich nicht leiden!

N

IC

HOPKINS

Hör mal, ich stehe zurzeit mächtig unter Druck. Ich brauche dich jetzt wirklich an meiner Seite. Ich muss! „Ärger in der Fabrik“.


63 8. Szene Die Schule

#9 – Lied der Schule

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MÄNNER-ENSEMBLE WO DAS HARTE HERZ VON ENGLAND SCHLÄGT VERSTECKT IM NOBLEN ZWIRN KÄMPFEN SCHÜLER FÜR DER SCHULE RUHM MIT EIFER UND MIT HIRN GRAHAM

UND TROTZ HÄRTE UND TROTZ SCHLÄGEN GEHST DU AUCH MAL IN DIE KNIE STEHE AUF UND DENK AN ENGLAND HIER ZÄHLT NUR EINES: WEINE NIE! (RITA, allein mit Mr. Buckton)

RITA

Mr. Buckton?

BUCKTON

Ah! Lassen Sie mich raten. Mrs. O’Grady.

RITA

N

IC

Yeah. Sehr gut.

BUCKTON

Wie kann ich helfen?

RITA

Ich bin nicht…wat ich ihnen sagen wollte…Sie schlagen meinen Sohn? BUCKTON

Ja. RITA Oh. Sie geben es also zu.


64 BUCKTON Ein wesentliches Element einer Eliteschule ist Disziplin. Ergo… RITA Ergo? Dat ist Latein, stimmt´s?

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BUCKTON Ja, es bedeutet: daher. Ergo obliegt es mir ihren Sohn zu schlagen, um seine Renitenz zu bändigen. RITA

Wat dat Wort bedeutet, weiß ich auch nich.

BUCKTON

Er ist widerspenstig, er begehrt gegen die Tradition auf. Wie die meisten Schüler folgt er der momentanen Mode des Individualismus, der in völligem Gegensatz zu den zentralen Werten dieser Schule steht. RITA

Ich will nich, dat sie ihn schlagen. Er ist ein Kind, ergo, ist dat falsch. BUCKTON

Ich fürchte, Ihre Entrüstung ist unangebracht. RITA

N

IC

Meine Entrüstung?

BUCKTON

Wollen Sie, dass Ihr Sohn die Oberstufe besucht, das Abitur schafft, auf die Universität geht? Ich möchte das. Wollen Sie mir erzählen, dass Sie glücklicher wären, wenn er uns mit sechzehn verlässt und in einer Fabrik anfängt? Ich weiß nicht, ob Sie jemals in einer Fabrik waren, aber- RITA

-ich arbeite in einer Fabrik!

BUCKTON Dann sollten sie es besser wissen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?


65 RITA Nein. (RITA ist besiegt. Der LEHRER dreht sich ab. RITA geht. SIE läuft in LISA HOPKINS hinein. LISA trägt ein rotes Biba-Kleid)

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LISA Verzeihung!

RITA

Ach, verpiss dich!

LISA

Entschuldigung?

RITA

Tschuldigung, ich dachte, Sie wären eine Lehrerin. Ich bin ziemlich mies gelaunt. Mr. Buckton schlägt meinen Jungen. LISA

Meinen auch. Deshalb bin ich hier.

RITA

Rita O’Grady.

(Handschlag)

Lisa Hopkins.

N

IC

LISA

RITA

Ihr Kleid is hübsch.

LISA

Es ist von Biba.

RITA Irgendwer sollte wat dagegen tun. Dat Schlagen, nich dat Kleid. Dat Kleid is spitze. Also da nix gegen machen. Dat Kleid so lassen! Dat is perfekt. Ich find’s super. Nix verändern. Ha! Tschuldigung, ich wird immer blöd im Kopf, wenn ich schlecht gelaunt bin.


66 LISA Wir sollten eine Petition verfassen. Was denken sie? Wollen wir? RITA Oh Gott, ich hab’s nich so mit Politik.

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LISA Das ist keine Politik. Sie sollen ja nicht für’s Parlament kandidieren. Das ist Grausamkeit, wir Eltern müssen dagegen etwas tun. RITA

Yeah, viel Glück. Ich muss los.

MÄNNER

WEINE NICHT, WEINE NICHT HEUL NICHT RUM UND SEI BRAV WIMMER NICHT NACH DER MAMI ODER OMA NACHTS IM SCHLAF SEI STETS MÄNNLICH, DAS WÄRE DOCH GELACHT NUR SO MACHST DU KARRIERE AUF DEN KORRIDOR’N DER MACHT (Ende der Szene)

N

IC

9. Szene

BARBARA CASTLE, HAROLD WILSON und BEAMTE. HAROLD raucht eine Pfeife und trinkt eine Tasse Tee. BARBARA hat ebenfalls eine Tasse Tee und einen Schokoladenkeks. HAROLD

Nun, Barbara. Sie strecken Ihre hübschen Beine mittlerweile eine Woche unter diesen Schreibtisch. Wen würden Sie verantwortlich machen für diesen traurigen Negativrekord industrieller Produktivität? BARBARA

Wir müssen unsere Leute einfach wieder zur Arbeit überreden und dafür sorgen, dass sie auch da bleiben. Wir brauchen ein Anti-Streik Abkommen mit der TUC. HAROLD Sind sie verrückt? Die Labour-Partei ist abhängig von der TUC.


67 BARBARA Hier. Ich habe einen Entwurf gemacht. Er heißt: Place of Strife - anstelle von Streit. Wir müssen die Streiks verbieten. (HAROLD reagiert verärgert)

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HAROLD Wir können Streiks nicht verbieten. Die TUC steht für sechs Millionen Wähler! Die haben mir diese Pfeife bezahlt. Sie haben für meinen Urlaub auf den Scilly-Inseln bezahlt. Sie sind der weiche Frotteeläufer in meinem Badezimmer. Ich gehe. Und ich komme erst zurück, wenn Sie eine Lösung haben. (HAROLD öffnet eine Tür, geht hinein und schließt sie. Kurz danach öffnet er sie und kommt wieder heraus)

Das ist also ein Schrank.

BEAMTER 3

Ich denke, ein feststehender Schrank, Sir.

HAROLD

(schaut zum Schrank)

Ja, er bewegt sich definitiv nicht.

BARBARA

N

IC

Hafenarbeiter, Bergleute, Lokführer, Kantinenmitarbeiter. Es ist mir egal, wenn die TUC bei den Tories streikt, aber wir sind Labour, die pinkeln vor ihre eigene Tür! HAROLD

Was ist mit dem Management? Die müssen Verantwortung übernehmen. Man braucht zwei Tanten für ‚nen Tango. BARBARA

Versuchen sie nicht, mich mit einem Tänzchen zu verwirren! Es ist mir vollkommen egal, ob Sie Premierminister sind, Premierminister. Sie haben mir diesen Job gegeben, und entweder lassen Sie es mich auf meine Art machen, oder Sie machen es selbst – was Sie nicht wollen, weil ich eine Löwin bin. Und haben Sie jemals gesehen, wie eine Löwin ein Gnu zur Strecke bringt? HAROLD Ich komme aus Huddersfield…


68 BARBARA Verschwinden Sie. HAROLD Würde ich, wenn ich könnte.

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BARBARA Die Tür da drüben! Männer!

#9a – Im Berni Inn

Ein Berni Inn-Steakhaus. RITA und CONNIE sitzen an einem Tisch und lesen die Karte. MONTY im Hintergrund, lacht und trinkt. RITA

Diese Speisekarte ist wie dat Kama Sutra. Klingt alles total schön, aber ich kann’s mir nich vorstellen. (SIE lachen. CONNIE nimmt ein paar Pillen aus einem Döschen und schluckt sie mit etwas Wasser) RITA

Kopfweh?

CONNIE

Yeah.

Du lügst.

N

IC

RITA

CONNIE

Yeah.

MONTY

(ruft) Hey! Garcon! (der KELLNER geht zu Monty)


69 RITA Warum sitzt Monty nicht bei uns? CONNIE Er bleibt nebenan im Hotel.

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RITA Hotel!? Er wohnt doch nebenan in Barking.

CONNIE

Du verstehst das ‚Spesenprinzip‘ nicht, stimmt‘s? RITA

Sach ma, du und Monty, habt ihr mal?

CONNY

Einmal. Scarborough, 1953, Labour Parteitag. RITA

Oh, nur einmal? Dann hast du was dazugelernt, was? CONNIE

Yeah, man soll nicht trinken und dann versuchen, schwere Maschinen zu bewegen. RITA

N

IC

Woo! Manche Dinge sollten im Dunkeln bleiben! Warum hast du nie geheiratet? CONNIE

Monty?

RITA

Keine Ahnung, er war ja wohl nicht der einzige Single in Essex. CONNIE

Er war ein guter Tänzer, aber ich habe ihn nicht geliebt und außerdem war ich schon mit der Labour Partei verheiratet, und die stellte sich als beschissener Ehemann heraus.


70 RITA Du wolltest die Welt verändern. CONNIE

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Ich wollte nicht so wie meine Mutter werden. Das Wegducken, die Plackerei, niedrige Löhne, Fabrikarbeit. RITA

Kopf hoch, Connie. Man kann im Berni Inn nich schlecht drauf sein. Du hast doch ne Menge geschafft. Du hast für uns ‚n Beschwerdeverfahren angeleiert.

#10 – So wie immer

CONNIE

Ein Beschwerdeverfahren wird die Welt nicht verändern. DAMALS, ALS DIESES SPIEL BEGANN DA WUSST‘ ICH, DASS ICH ALLES KANN UND, DASS MAN GESCHICHTE SCHREIBT WENN MAN GANZ MAN SELBER BLEIBT DOCH ICH WAR VIEL ZU JUNG WIE DIE KERLE AUCH SCHAFFTEN ALLES IRGENDWIE ALLES KAM SO AUS DEM BAUCH

N

IC

HEUT‘ BIN ICH ÄLTER UND ICH SEH DIE WELT WIRD IMMER KÄLTER DIE ARBEIT BLEIBT MAN KÜRZT GEHÄLTER ES IST SO WIE IMMER ALLES BLEIBT, WIE’S WAR UND DIE GRÜNDE BLEIBEN IMMER GLEICH UND SONNENKLAR

IMMER ZWEITE REIHE FESTE HIERARCHIE FORTSCHRITT WIRD VERSPROCHEN DOCH KOMMT ANSCHEINEND NIE MIT STOLZ GING ICH ZU LABOUR MEINER ARBEITERPARTEI EIN TEENAGER, EMANZIPIERT VOLL MUT UND MIT VIEL GESCHREI


71 (CONNIE)

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LAUT, LEBHAFT, AUF ZUM KAMPF ICH TRÄUMTE, DASS ICH WER BIN DREISSIG JAHRE SPÄTER BIN ICH EINFACH FUNKTIONÄRIN IHR SAGT:“BLEIB BEI UNS, KÄMPF, WAS SOLL SONST WERDEN? WAS HAB ICH GESCHAFFT? NUR SCHWACHE BESCHWERDEN

ES IST SO WIE IMMER ALLES BLEIBT WIE’S WAR UND DIE GRÜNDE BLEIBEN IMMER GLEICH UND SONNENKLAR

IMMER VOR DER TÜRE NIE LÄSST MAN UNS REIN FREUNDLICH WIRD GENICKT, DOCH IN WAHRHEIT HEISST ES: NEIN!

FRAUEN

AAHH… (ETC.)

CONNIE

OH, RITA, KOMM WACH AUF SCHLUSS MIT MÄSSIGUNG, ES GEHT HIER NICHT UMS GELD, UM GLEICHBERECHTIGUNG

CONNIE

N

IC

WIR HABEN STETS GEFLÜSTERT BEI ZUVIEL GEGENWEHR DOCH ALL DIE STUMMEN FRAUEN DIE WOLL’N SO VIEL MEHR

Es könnte um so viel mehr gehen, als nur Lohngruppe C. RITA

Wie meinst du das?

CONNIE Selbst wenn wir morgen wieder C haben, verdienen wir immer noch weniger als die Männer mit C.


72 RITA Siebenundachtzig Prozent. Das ist nicht so schlecht. CONNIE

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Hat Martin Luther King nach siebenundachtzig Prozent der Rechte für Schwarze gefragt? RITA

Du weißt, dass er erschossen wurde? Ich bin hier, um wieder in Lohngruppe C zu kommen, sonst nichts. Frauen haben noch nie den gleichen Lohn bekommen. CONNIE

Was ist mit Sharon?

RITA

Sie ist sechs.

CONNIE

Und wenn sie sechsundzwanzig ist, dann soll sie eine ‚Siebenundachzigprozentige‘ sein? RITA

Sie will Arzt werden. Ha!

CONNIE

N

IC

Und das könnte Sie. Aber nichts ändert sich, wenn man es nicht fordert. ÄNDER‘ DIE GESCHICHTE ÄNDER‘ UNS´RE ZEIT VERGISS DIE DUMMEN GRÜNDE UNS’RE ZEIT IST NICHT MEHR WEIT

WIR MÜSSEN JETZT BEGINNEN SO SCHNELL HA’M WIR ES BEREUT ICH (@SONJA: VORZIEHEN) KANN NICHT LÄNGER WARTEN RITA, TU ES HEUT!


73 11. Szene Das Management Büro in Warley. Zunächst sitzen die drei Manager an einem Tisch. Einer von ihnen ist MR. HOPKINS. MONTY, CONNIE und RITA tauchen im Flur vor dem Büro auf.

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# 11 – Gewerkschafts Song – Reprise MÄNNER/FRAUEN

BRÜDER UND SCHWESTERN ALLE HAND IN HAND MÄNNER UND FRAUEN

STARK IST DER VERBAND UND REDEN WIR VOM MANAGEMENT MUSS MAN SAGEN, DIE HAM‘ WOHL DEN SCHUSS VER… HOPKINS

Kommt rein, kommt rein. (MONTY tritt ein)

MONTY

Tach zusammen.

ALLE

Tach/ Monty/ Ales gut? etc.

Jau, ich hab heute zwei Damen dabei.

HUBBLE

N

IC

MONTY

Woooo!

MONTY

Eine Gewerkschaftsvertreterin, Connie, sie ist in Ordnung und respektiert die Vorgehensweisen. Und, ähh... eine von den Unruhestifterinnen. HUBBLE Sind sie lecker?


74 HOPKINS Hubble, bitte! HUBBLE War nur ein Witz.

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HOPKINS Sie haben gestern mit Streik gedroht, und das ist kein Witz. MACER

Ich muss fünftausend Mann entlassen, wenn ich nicht kontinuierlich mit CortinaSitzen versorgt werde. MONTY

Wir können das Ganze bis zum Beschwerdeverfahren hinauszögern. Connie war maßgeblich daran beteiligt, wird also wohl nicht dagegen stimmen. HOPKINS

Das können wir einfach so machen, stimmt‘s? Wir haben den dicken Daumen drauf. HUBBLE

Ooh, schmutzig.

HOPKINS

HUBBLE

Tschuldigung, war ein Witz.

N

IC

Hubble! Diese Bemerkung ist völlig unangemessen für einen Personalchef.

MONTY

Ihr seid Management, ich bin Gewerkschaft, aber wir sind alle Männer, und das hier ist unsere Welt, die Arbeitswelt. Wenn wir nach Hause kommen, sind wir die Unbeliebten. MACER Ich hasse es zu Hause. (Die MÄNNER halten einen Moment inne und senken die Köpfe zu einer tragischen Innenschau)


75 MONTY Ich hol sie rein. HUBBLE (bellt)

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Wuff! Wuff!

(auf dem Flur. CONNIE und RITA warten auf Monty) MONTY

Sie sind zu dritt, und wir sind auch drei, also ein fairer Kampf. Connie kennt diese Meetings ja. Es geht darum, gemeinsame Vorgehensweisen und Einigungen zu erreichen, also überlass uns das Reden, Rita. RITA

Ich sach kein Pieps. Ich bin einfach nur da.

MONTY

Spitze!

(MONTY dreht sich um und betritt den Raum. Die MANAGER erheben sich) MONTY

N

IC

Ihr kennt Connie Riley, Gewerkschaftsvertreterin vom River Werk. Rita O’Grady, äh... Maschinistin. Rita, das ist Gregory Hubble, Personalchef, Ron Racer, Produktionsmanager und Jeremy Hopkins, Managementdirektor, Ford-Werke Dagenham. RITA

Oh! Wir sind uns noch nie begegnet. Tach. Tschuldigung. Ich bin schon ruhig! MACER

Der NUVB-Vorstand hat die vorgenommene Berufs-Beurteilung befürwortet. MONTY

Das stimmt, aber meine Mitglieder im River-Werk – HUBBLE - die Mädels.


76 CONNIE Ja, die Mädels weigern sich zu unterschreiben. RITA Yeah. Tschuldigung.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HOPKINS Glücklicherweise haben wir ja ein Beschwerdeverfahren, welches zum Teil auch aus Ihren Bemühungen aus der Vergangenheit rührt, Connie. CONNIE

Ja, wir wollen eine formelle Beschwerde einreichen. HUBBLE

Wir haben keine Bedenken, die Beurteilungsbeschwerde in Bezug zum bestehenden Beschwerdeverfahren zu bewilligen. MONTY

Also bewilligt ihr die Beurteilungsbeschwerde beim Beschwerdekomitee unter Bezugnahme auf die bestehenden betrüblichen Bauchschmerzen bei der bisherigen Beschwerde, sollten diese als bedeutend bewertet werden. HUBBLE

Bestimmt.

MONTY

N

IC

Bestens, Bregory – äh, Gregory.

HOPKINS

Wann tritt das Beschwerdekomitee zusammen? HUBBLE

September.

MONTY

Akzeptiert. RITA Moment ma! Ich arbeite keine drei Monate in Lohngruppe B. Wir sind Facharbeiter.


77 HOPKINS Das wird dann im September diskutiert. RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Wir mussten drei Prüfungen machen, bevor wir eingestellt wurden. Ergo sind wir Facharbeiter. HOPKINS

Ergo?

RITA

Ja, ergopopergo.

HOPKINS

Die müssen drei Prüfungen machen?

MACER

Natürlich prüfen wir sie.

RITA

Sie prüfen uns, weil sie es sich nich leisten können, irgendwen an dat teure Lederimitat zu lassen. Und wat is mit den Frauen in Dunton? Die sind Lohngruppe C. HUBBLE

RITA

- wat hat dat damit zu tun?

N

IC

- es gibt nur zwei Mädels in Dunton.

MACER

Na, kommen sie, Ihre –

RITA

- sagen sie bloß nich, meine Empörung is fehl am Platz. MACER Die Mädels in Dunton arbeiten unter großem Druck.


78 RITA Ich muss dreihundert Stück am Tag machen. Dat is‘n ordentlicher Rucksack. MACER

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Dunton ist eine Forschungs- und Entwicklungseinrichtung. Da werden keine Zeichnungen... RITA

Wir arbeiten auch nich mit Zeichnungen. Laufen sie bei uns ma rum, da finden sie keine einzige Schablone. MONTY

Rita –

RITA

(zu Monty)

Komm mir jetzt nich mit ‚Rita‘, Monty. Okay, wenn wir also nich ausgebildet sind, dann könnten Sie auch unsern Job machen, ja? Dat is doch, wat Sie sagen, stimmts? (kurze Stille)

So – welche Nadel brauchen Sie für dat Kunstleder? (Stille)

Nähmaschine oder Sticknadel?

N

IC

(Stille)

MACER

Schauen Sie –

RITA

Auf wat stellen Sie die Lochzange bei echten Leder ein? (kurze Stille)

Wissen Sie überhaupt, wat ne Lochzange is? Na gut. Letzte Frage. Mit wat für ein Besen kehren Sie den Hof?


79 HUBBLE Einem Hofbesen? RITA Richtig! Sehr gut, Mr Hubble, Sie könnten Hausmeister werden.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HOPKINS Jeder Job wurde nach achtundzwanzig Kriterien analysiert. RITA

Nach achtundzwanzig Kriterien und dem Geschlecht von den, der’s macht. MACER

Siebzehn Pfund für eine Vierzigstundenwoche ist nicht – RITA

Jetzt aber nich beleidigen, ne? Sie wissen genau, wat wir wollen. Also zahlen Sie uns den gleichen Lohn oder nicht? HOPKINS

Gleicher Lohn?

MACER

Hier geht’s doch nicht um gleichen Lohn?!

MONTY

N

IC

Connie?

CONNIE

Warum soll es nicht um gleichen Lohn gehen?

HOPKINS

Gleicher Lohn ist hier nicht das Thema.

RITA Bisher nicht, aber jetzt schon. CONNIE Sie haben eins draus gemacht.


80 HOPKINS Aber das Beschwerdeverfahren war Ihre Idee. CONNIE Vor fünfzehn Jahren. Und seitdem schimpfen Sie darüber.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

RITA Komm, Connie, wir gehen. Sie können sich ihr Beschwerdeverfahren dahin schieben, wo die Sonne nie scheint. (CONNIE und RITA stehen auf und gehen Richtung Tür)

Schön, Sie kennengelernt zu haben. Ne Tasse Tee wäre nett gewesen, aber wahrscheinlich muss man dafür ausgebildet sein. (RITA und CONNIE gehen. Ende der Szene)

12. Szene

# 11a – Facharbeit

(Underscore im Fabrikrhythmus. Die Maschinen sind aus. Gespannte Stille. RITA steht auf einer Kiste) RITA

Also, wir waren beim Management...

- Arschpisser!

N

IC

BERYL

SANDRA

Was hast du gesagt?

BERYL

Macht die Maschinen aus. Rita will ne Rede halten. RITA

Ich hab gesacht: Die Frauen in Dunton sind Lohngruppe C.


81 ALLE Yeah! (allgemeine Zustimmung) RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Ich hab gesacht: Wir sind ausgebildet, weil wir Prüfungen gemacht haben. ALLE

Yeah!

(allgemeine Zustimmung)

RITA

Ich hab gesacht: Wir ham lang genug geredet, jetzt muss was passieren. ALLE

Yeah!

(allgemeine Zustimmung)

RITA

So, jetzt müssen wir abstimmen.

BERYL

Abstimmen, worüber?

N

IC

RITA

Über’n Streik. Hände hoch, sind alle dafür?


82 # 12 – Alle stehen auf (es ist fast einstimmig. Nur CLARE zögert) BERYL

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Clare?

13. Szene

Die Szene entwickelt sich aus Szene 13 und spielt über zwei Wochen, in denen verschiedene Ereignisse in einer sich ständig bewegenden Montage geschehen. Die Orte wechseln schnell und Underscore läuft unter der gesamten Szene. RITA

EINMAL KOMMT DER TAG DA MUSST DU AUFSTEHN UND AUF DIE STRASSE GEHN ES MÜSSEN ALLE SEHN

UND EINMAL KOMMT DER TAG DA MUSST DU LOSGEHN DU HAST DICH NIE GETRAUT JETZT WIRST DU ENDLICH LAUT

ES HAT LANG GEDAUERT AUF ZUM KAMPF FÜR UNSER GLÜCK ES HAT LANG GEDAUERT UND NUN GIBT ES KEIN ZURÜCK

N

IC

ALLE FRAUEN

ALLE STEHEN AUF! WIR GEHEN HINAUS DENN NUN IST FÜR STREIK DIE ZEIT ALLE STEHEN AUF! WIR SAGEN KLAR WIR SIND ZUM STREIK BEREIT ALLE STEHEN AUF!

CLARE

UND WERD’N SIE BÖSE, ZEIG ICH GERN WO- -FÜR ICH BRENN


83 ALLE FRAUEN WIR KETTEN UNS AN DIE NÄHMASCHINEN ALLE STEHEN AUF! BILL

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Hey, Monty! Guck dir das an! Die Mädels sind verrückt geworden- MONTY

Was ist das?

SID

Drogen.

BILL

Was willst du dagegen machen, Monty? Das ist deine Herde. SID

Ja, wat zur Herde willst du dagegen machen?

MONTY

(geht an die Sprechanlage)

Eure Gewerkschaft unterstützt keinen unerlaubten Arbeitskampf!

N

IC

FRAUEN

GENUG GEQUATSCH, DA- MIT IST JETZT SENSE (DAMIT IST SENSE) BEHANDELT UNS NICHT WIE DUMME GÄNSE ALLE STEHEN AUF!

(das Telefon bei HOPKINS klingelt. LISA geht ran und JEREMY ist frustriert, dass er es nicht zuerst geschafft hat) LISA

Lisa Hopkins. HOPKINS Gib mir den Hörer!


84 MONTY Hier ist Monty, N.U.V.B., aus dem River Werk. (LISA gibt den Hörer weiter) HOPKINS

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Hopkins. MONTY

Die Mädels. Sie haben die Halle verlassen.

HOPKINS

Scheiße! Gib mir Sid.

(MONTY gibt den Hörer an Sid weiter)

HOPKINS

(zu Lisa)

Hey! Wie spät ist es in Amerika?

LISA

Ich bin nicht die sprechende Uhr!

(LISA geht eingeschnappt weg)

SID

N

IC

Sidney.

HOPKINS

Ist es ein Streik?

SID

Es sind die klassischen Anzeichen dafür. Eine brennende Tonne, eine Streikpostenkette und Barrikaden. Wenn wir noch ein Orchester hätten, könnte es ein Musical sein. (Telefonat endet)


85 FRAUEN ES WAR SCHON IMMER SO DOCH DAS IST VORBEI ALLE STEHEN AUF!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

WIR WOLLN NICHT LÄNGER SCHWEIGEN SCHLUSS MIT DER SCHWEINEREI ALLE STEHEN AUF!

WIR WARN LANG VERPUPPT ABER, HEY, HIER IST DAS DING DIE FRAUN ENTPUPPEN SICH ALS SCHMETTERLING ALLE STEHEN AUF! BARBARA

Premierminister, die Ford-Frauen sind aus der Fabrik raus. HAROLD

Aber der Krieg ist vorbei, warum arbeiten Frauen? BARBARA

Sie arbeiten eben nicht, sie streiken.

HAROLD

Keine Labour-Regierung wird sich von einer Horde Frauen mit gefärbten Haaren herumschubsen lassen. BARBARA

N

IC

Sie stellen die Autositze her!

HAROLD

Schneidet ein Sonnendach in die Autos, dann können wir im Stehen fahren. Muss ich denn an alles denken? FRAUEN

WENN DEIN ALTER MECKERT UND ER LÄSST SICH LAUTSTARK AUS

EDDIE Streik? Wir brauchen das Geld?


86 FRAUEN SAG IHM, WENN ER WEITER MACHT BRINGST DU DEN STREIK NACH HAUS (EDDIE versucht zu kochen)

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

EDDIE Wie lange kochst du ein Ei?

FRAUEN

LASS IHN RUHIG MAL KOCHEN LASS IHN AN DIE TÖPFE RAN

STAN

Siebenundzwanzig Minuten.

FRAUEN

MAL SEHN, OB ER DAS STUNDENLANG AUCH IN STÖCKELSCHUHEN KANN (EDDIE schaut Stan zweifelnd an)

STAN

Sicher ist sicher.

N

IC

FRAUEN

ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF!

MÄNNER

MÄDELS, WIR STEHN HINTER EUCH, IHR MACHT DAS WIRKLICH NETT TROTZDEM WÄR‘ ES BESSER, WENN IHR WEITERARBEITET

WIR SIND ECHT STOLZ AUF EUCH UND WIR VERSTEHEN EURE QUALN‘ DOCH HABT IHR JETZT GENUG GESTREIKT, DENN WIR MÜSSEN DAFÜR BEZAHLN‘


87 ALLE ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(In der Streikpostenkette. FLEET STREET REPORTER und FOTOGRAFEN. Ein Schleimbeutel-ASTRO) REPORTER 1

Hierher, die Damen. Und in die Kamera lächeln. RITA

Wenn ich gewusst hätte, dass wir in die Zeitung kommen, hätte ich mir die Haare gemacht. BERYL

Und ich mich rasiert.

CONNIE

Von welcher Zeitung kommen sie?

REPORTER 2

Vom Guardian.

BERYL

N

IC

Dat is gut. Ich kenne keinen, der dat liest.

ASTRO

Das ist wunderschön. Wie heißen Sie?

SANDRA

Sandra.

ASTRO

Zeig mir ein bisschen Bein, Stella. BERYL Hey, sie streikt, is also nich verfügbar.


88 ASTRO Meine Karte, Baby. RITA Zeigen Sie mal her.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(RITA schnappt sich die Karte) Nackte Nymphen!?

BERYL

Dat is sonn beschissenes Wichsmagazin!

ASTRO

Du musst es ja nicht machen.

(Und ASTRO ist verschwunden)

REPORTER 2

Meine Damen, ist es ihre Absicht, die Produktion des neuen Ford Cortina zu stoppen? CONNIE

Ich kenne das Management –

BERYL

CONNIE

Sie lassen sich die fertigen Sitze aus Liverpool liefern.

N

IC

Arschpisser!

SANDRA

Was können wir denn da machen?

CONNIE

Wir brauchen Solidarität innerhalb der Arbeiterklasse. BERYL Verdammich!


89 CONNIE Wir müssen die Frauen aus Liverpool zum Streik überreden. ALLE

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF!

BERYL

Hallo Liverpool!

ALLE

Hey Dagenham!

RITA

WIR BRAUCHEN EURE HILFE UND WIR BRAUCHEN EUCH AN BORD WIR SCHIEBEN NE RAKETE IN DEN ARSCH VON HENRY FORD

WENN IHR JETZT AUFHÖRT, AUTO- -SITZE HIER ZU PRODUZIERN DANN HABEN WIR NE CHANCE ANSONSTEN WERDEN WIR VERLIERN

ES GEHT NICHT UM DIE KOHLE ES GEHT UM DEN RESPEKT FRAUEN HABEN SICH SCHON VIEL ZU LANGE NUR VERSTECKT

N

IC

RITA, SANDRA, FRAUEN

ALLE FRAUEN

DAGENHAM UND LIVERPOOL ZUSAMMEN GEHT’S BERGAUF MEINE DAMEN, LASST UNS HÖRN: ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! (TOOLEY IST AM SCHIEßSTAND)


90 TOOLEY Yeah? Tooley. HOPKINS Es gibt einen Streik.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

TOOLEY Oh Gott!

HOPKINS

Also eigentlich zwei Streiks.

TOOLEY

Was? Vor einer Minute hatten wir noch einen Streik. HOPKINS

Dagenham und Liverpool.

TOOLEY

Was wollen die Männer?

HOPKINS

Frauen.

TOOLEY

N

IC

Männer wollen immer Frauen. Erzählen sie mir was Neues. HOPKINS

Die Frauen streiken. Wir haben eine Woche Lieferrückstand bei Autositzen. Noch eine Woche und ich muss ganz Ford England dicht machen. TOOLEY

Wer ist der Anführer?

HOPKINS Rita O’Grady. TOOLEY Anarchistin? Kommunistin?


91 HOPKINS Hausfrau, und arbeitende Mutter. TOOLEY

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Oh Gott, das sind die Schlimmsten. Okay, ich komme rüber. Setzen Sie Teewasser auf. ALLE

ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF!

(EDDIE am Ende eines langen Tages voller Haushaltspflichten) EDDIE

Ich hab den Kindern Essen gemacht.

RITA

Was hast du gekocht?

EDDIE

Pommes auf Toast.

RITA

Eddie, Pommes auf Toast! Warum?

N

IC

EDDIE

Weil ich Pommes kann und weil ich Toast kann. Is alles gut, du machst, wat du machen musst, Schatz. ALLE

ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN AUF!


92 RITA Wir wollen kein Taschengeld, wir wollen eine angemessene Bezahlung. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Wat wollen wir? Gleichen Lohn! Wann wollen wir das? Jetzt!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

WIR GEHEN DA RAUS WIR STEHEN HIER HAND IN HAND ALLE STEHEN AUF! WIR BLEIBEN HART SCHREIBEN‘S AUF JEDE WAND ALLE STEHEN AUF!

MÄNNER

MAN SCHMEISST UNS NICHT RAUS DAS HIER IST UNSER ORT

FRAUEN

WIR WERFEN UNS GLEICH VOR DEN ALLERNEUSTEN FORD

MÄNNER

ALLE STEHEN AUF!

SOLO FRAU

ALLE STEHEN AUF!

ALLE

SOLO FRAU

ALLE STEHEN...

N

IC

ALLE STEHEN AUF!

ALLE

ALLE STEHEN...

SOLO FRAU

ALLE STEHEN AUF!


IC

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

N

93

ALLE

ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN... ALLE STEHEN... ALLE STEHEN AUF! ALLE STEHEN... AUF!


94 2. Akt

#12b – Tooleys Ankunft

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

14. Szene (Wir hören einen Hubschrauber immer näherkommen, Trockeneis, der Hubschrauber landet. TOOLEY steht in der Luke, groß, im Anzug mit Sonnenbrille, Cowboyhut und Cowboystiefeln. Hinter ihm taucht ADAMS auf – Typ Bodyguard, auch im Anzug mit Sonnenbrille, aber ohne Cowboyhut. Wenn die MUSIK und das HUBSCHRAUBERGERÄUSCH enden, betreten sie das Managementbüro. TOOLEY

Okay, Jungs, die Kavallerie ist da.

HOPKINS

Hallo, hätten Sie gerne einen Tee?

TOOLEY

Nein! Wir sind nicht zum Teetrinken hergekommen. Wir sind die harten Jungs. Sie! Wie heißt diese Stadt? HUBBLE

Dagenham.

N

IC

TOOLEY

Falsch!

(ER dreht sich zu Adams)

Adams!? Wie heißt diese Stadt?

ADAMS

Sir! Amerika! Sir!

TOOLEY (schlägt auf den Tisch) Erste Lektion! Das hier ist Amerika! Und in Amerika ist alles amerikanisch.


95 #13 – Das ist Amerika TOOLEY

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ICH BIN IMMER DA WENN ES IRGENDWO KRACHT WENN DIE SACHE MISSLINGT UND MAN RÜTTELT AN DER MACHT ICH SAGE OHNE RÜCK- -SICHT, WENN MICH ETWAS STÖRT ICH ZEIGE EUCH SEHR GERNE WO IHR HINGEHÖRT UND NACH GOTT UND STEUERN UND EXPORT GIBT ES EIN VIERTES ZAUBERWORT UND DAS IST FORD

DAS ALLERERSTE FLIESSBAND STELLTEN WIR BEREIT UND DARAN STEHT IHR NUN BIS IN DIE EWIGKEIT TOOLEY

N

IC

HIER KOMMT AMERIKA DIE USA WIR SAGEN WIE ES LÄUFT UND IHR SAGT DAZU JA WIR SIND DER LEITWOLF UND IHR DAS SCHAF DENN WIR SIND DIE GRÖSSTEN UND IHR SEID GANZ BRAV

WIR SIND DIE BRAUNSTEN UND IHR SEID BLASSER UNSRE FRAUN SIND HEISSER UNSER WASSER NASSER UND BESCHEIDENHEIT IST KEINE ZIER

ZWEI MÄNNER

(AMERIKA)

(WIE ES LÄUFT)

(LEITWOLF)

(BRAUNSTEN)

(FRAUN SIND HEISSER)

(-DENHEIT)

TOOLEY/SOLI

WIR SIND, WENN MAN EHRLICH IST FANTASTISCHER ALS IHR!


96 TOOLEY ANARCHISTEN, KOMMUNISTEN WIR HABEN SIE BESIEGT UND AUCH DEN JIMMY HOFFA HABEN WIR GEKRIEGT

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

WIR KAUFTEN ALLE BUSSE UND LEGTEN SIE LAHM JETZT BRAUCHST DU EIN AUTO WILLST DU ZU DEINER FARM WIR SIND DIE BESTEN UND ICH BIN DIPLOMAT WIR HAM‘ ROUTE SIXTY-SIX UND IHR ‚NEN TRAMPELPFAD

WIR BRACHTEN ROCK’N’ROLL IHR BRACHTET CILLA BLACK NA, VIELEN DANK FÜR GAR NICHTS CILLA BLACK IST DRECK TOOLEY

N

IC

HIER KOMMT AMERIKA WIR SIND SO COOL WIR SIND STRAIGHT UND IHR SEID SCHWUL WIR SIND DER LEITWOLF UND IHR DAS SCHAF DENN WIR HAM DEN GRÖSSTEN UND IHR SEID GANZ BRAV

IHR SEID SO ARROGANT ABER WIR DER LEITWOLF WENN ES UNS NICHT GÄB HIESS EURE QUEEN DOCH ADOLF WIR RETTETEN DIE GANZE WELT UND DAFÜR, BY THE WAY, SCHULDET IHR UNS NOCH GELD

(AMERIKA)

(WIR SIND STRAIGHT)

(LEITWOLF)

(ARROGANT)

(UNS NICHT GÄB)

(RETTETEN)

TOOLEY

ALUMINUM SOOORY TOONA ORIGANO LANDENTOWN EDINBRO JAGWAR

ZWEI MÄNNER


97 (TOOLEY) EYE-RAQ KRASSANT 8 YOOHGURT CARIBEAN EYETHER

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

NEYETHER POTATO NOTA DAME PUDDING

TOMATOE YOURINAL VIE-TAMIN WOO-CEST-A-SHIRE.SAUCE IHR KÖNNT ÜBERHAUPT KEIN ENGLISCH! (FRAUEN treten auf)

TOOLEY

HIER KOMMT AMERIKA DIE USA VERGESST DAS NIEMALS WIR SIND WUNDERBAR WIR HABEN T-SHIRTS DIE SCHRÄNKE SIND VOLL IHR SEID EINFACH STEIF UND WIR SIND EINFACH TOLL

(AMERIKA)

(NIEMALS)

(T-SHIRTS)

(SIND EINFACH TOLL)

N

IC

ALLE

WIR HAM HOLLYWOOD UND VEGAS AUCH IHR HABT CHEDDAR CHEESE MIT FIESEM LAUCH WIR HAM NEN PRÄSIDENT DER KANN SO VIEL MEHR IHR HABT PRINCE CHARLES UND PADDINGTON BÄR (Gitarren-Solo)

8

gemeint ist: Croissant

FRAUEN/ZWEI MÄNNER


98 ALLE

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ALLES DAS WAS IHR TUT ODER TUN WOLLT ALLES WAS IHR TUN WOLLT DAS WOLLN WIR KONTROLLIERN ALLES DAS WAS IHR TUT ODER TUN WOLLT ALLES WAS IHR TUN WOLLT DAS WOLLN WIR NAVIGIERN

TOOLEY

LEGT EUCH LIEBER NICHT AN MIT FORD DENN WIR KRIEGEN EUCH DRAN BEI FORD EINS IST SICHER ICH MACH KEIN‘ SPASS NA, MACH SCHON, DAGENHAM ZURÜCK INS WERK SONST SETZT ES WAS ALLE

N

IC

HIER KOMMT AMERIKA DIE USA UNSRE COPS HAM KNARR’N UND SIND UNBESIEGBAR WIR HAM DIE KENNEDYS UND SCOOBY DOO IHR HABT TED HEATH UND DANNY LA RUE

WIR HAM DAS WEISSE HAUS IHR NUR ‚NUMBER TEN‘ WIR HAM DAS EMPIRE STATE WIR PISSEN AUF BIG BEN REDEN WIR VON MUSIK MACHT NICHT SON GESCHISS ES GÄB NIEMALS DIE BEATLES OHNE ELVIS

TOOLEY

BEI EUCH LÄUFT LANG SCHON GAR NICHTS MEHR UND WENN, DANN HABT IHR LINKSVERKEHR WIR MÖGEN EUCH ECHT NICHT SO SEHR (DRUM) DAGENHAM FUCK YOU


99 ALLE HIER KOMMT AMERIKA!

#13a – Hier kommt Amerika – Coda

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

TOOLEY Ok. Diese Rita O’Grady, was ist das für eine?

HUBBLE

Ich will ma so sagen: Wäre Sie ein Hindernis, würde ich ma rüber klettern. TOOLEY

Schön zu wissen, Schwuli. Ist Sie ne Linke?

MACER

Wir denken nicht, dass Sie Kommunistin ist.

TOOLEY

(zu Macer)

Glaubst du, dass ich deine Frau vögel, jetzt gerade? MACER

Ich weiß, dass Sie es nicht tun, weil Sie gerade hier sind.

Also weißt du mehr über das Sexleben deiner Frau als über deinen Job. Mister Produktionsleiter?! Hey Schwuli, gib mir die Fakten.

N

IC

TOOLEY

HUBBLE

Einhundertsiebenundachtzig Dagenham-Frauen sind im Streik, unterstützt von der NUVB. TOOLEY

Beschreib sie. HUBBLE Sie sind ganz normale englische Frauen. Irrational, launisch...


100 TOOLEY Sind sie von hier? MACER Aus Dagenham. Die meisten sind mit Ford-Arbeitern verheiratet.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

TOOLEY Ist Rita O’Grady mit einem Ford-Arbeiter verheiratet? MACER

Ja. Edward O’Grady, steht am Band, ein Ungelernter. TOOLEY

Sie haben also zwei Ford-Einkommen und einer von ihnen streikt. Schwule Scheiße! Wie hoch ist der Lagerbestand an fertigen Autos? HUBBLE

Zehntausend.

TOOLEY

Wir haben also zehntausend nagelneue Cortinas, die auf einem alten Flugfeld vor sich hin rosten. Okay. Stoppt das Fließband. Setzt die Männer auf die Straße.

#13b – Hier kommt Amerika – Reprise

N

IC

HOPKINS

Damit nehmen Sie den O’Gradys ihr gesamtes Einkommen. TOOLEY

Wenn du Steak essen willst, musst du die Kuh schlachten. MACER

Ich kann nicht fünftausend Mann rausschmeißen, nur weil Sie den O’Gradys das Gehalt wegnehmen wollen. TOOLEY Ja, vielleicht kannst du das nicht. Vielleicht bist du einfach nicht Manns genug. Vielleicht ist das ein Job für einen Amerikaner.


101 TOOLEY/ZWEI MÄNNER HIER KOMMT AMERIKA! (Ende der Szene)

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

15. Szene Ritas Haus. Eine Woche später. GRAHAM spielt mit einem Fußball und SHARON schaltet gerade den Kassettenrecorder ein. RITA spricht am Telefon mit einem Reporter RITA

Ich bin keine Marxistin. Ich bin auch keine Leninistin. Ich bin Maschinistin. (ins Telefon)

Ich kann Sie nich verstehn...Moment. (SIE nimmt den Hörer runter)

Hör ma, geht ma an die Luft. Ihr könnt ja nicht die halben Ferien drinne sein.

(GRAHAM und SHARON gehen raus, zusammen mit EDDIE, der zur Arbeit geht) RITA

Eddie, denk dran, Sharon muss um...

EDDIE

N

IC

...sechs Uhr zum Zahnarzt. Hab ich aufm Schirm, entspann dich. (zu Graham)

Graham, wenn du in den Park gehst, nimm keine Süßigkeiten von nackten Männern an.

(Die Tür geht zu – Türklingel. RITA öffnet die Tür für Lisa. Die trägt einen André Courrèges Minirock) RITA

Oh, du bist es. LISA Hallo. Ich habe die Petition gegen die Prügelstrafe mitgebracht.


102 RITA Komm rein. LISA Ich habe gerade Graham auf der Straße getroffen.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

RITA Yeah, die ham mich bekloppt gemacht. Ferien sind echt hart, stimmts? LISA

Oh Gott, ja. Ich habe Perry in ein Segelflugzeug verfrachtet. RITA

Für eine Woche?

LISA

Ein paar Unterrichtsstunden. Also, hier ist die Petition. (SIE gibt Rita die Petition)

RITA

(liest)

„Wenn ein Mann ein Kind auf der Straße mit einem Stock verprügelt, zieht das rechtliche Schritte nach sich. Warum ist die gleiche Handlung in der Schule straffrei?“ Dat ist brillant. Dat unterschreib ich.

N

IC

(RITA unterschreibt)

LISA

Rita? Weißt du eigentlich, wer ich bin?

RITA

Du bist nicht Perrys Mutter?

LISA

Ich bin die Frau von Jeremy Hopkins, Generaldirektor von Ford Dagenham.


103 RITA (kurze Pause) Oh Gott. Du gehst besser. Die anderen Frauen kommen jede Minute um sich ihr Streikgeld abzuholen.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

LISA Ich will helfen.

RITA

Wie denn?

LISA

Hast du gewusst, dass die amerikanischen Frauen seit 1963 den gleichen Lohn erhalten? RITA

Wirklich?

LISA

Geschichte ist mein Steckenpferd.

RITA

Bist du ne Emanze?

LISA

N

IC

Ja, und du bist auch eine.

RITA

Ich?! Nee, ich bin nich politisch.

LISA

Mach dir doch nichts vor.

(BERYL, mit einer Zeitung wedelnd kommt herein. CONNIE, CASS, CLARE und SANDRA folgen) BERYL

Rita, hast du das gesehen? Ich seh aus wie ne beschissenen Kellnerin!


104 ALLE Hi/Hallo/Alles klar?/Tach SANDRA Ich hab dat Kleid in der Vogue gesehen.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

LISA Der Designer ist André Courrèges.

BERYL

Du brauchst Courage, um das anzuziehn.

LISA

Rita, ich sollte los. Viel Glück, Mädels. Ihr kämpft einen Kampf für alle Frauen. BERYL

Tun wir das?

LISA

Tut ihr!

ALLE

Tschüss/Bis dann/Danke

CONNIE

Euer Streikgeld.

N

IC

(Lisa ist weg. CONNIE beginnt Umschläge mit dem Streikgeld zu verteilen und hakt Namen im Gewerkschaftsbüchlein ab.

#14 – Sturm

SANDRA

Wieviel isses?

CONNIE Zwei Pfund pro Woche.


105 SANDRA Zwei Öcken? CONNIE Für jede.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

SANDRA Ich dachte Streikgeld is so hoch wie der Lohn. Ich kann nich von zwei Öcken die Woche leben. FRAUEN

ALLE STEHEN AUF ALLE STEHEN AUF ALLE STEHEN AUF (Ende der Szene)

16. Szene

Vor der Fabrik. Stampfen, Stampfen, Stampfen von Industriearbeit – speziell das Geräusch eines laufenden Fließbandes. Die Frauen stehen in einer Streiklinie vor dem Werk. Plötzlich erstirbt das Geräusch – das Fließband steht still. CASS

Wat is los?

N

IC

BERYL

Es is so leise.

CONNIE

Sie haben das Fließband angehalten.


106 {Montage #1} FRAUEN

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

SPÜRT IHR, ES ZIEHT EIN STURM AUF WOLKEN SIND ZU SEHN DRUCK WIRD AUFGEBAUT NIEMAND SIEHT MEHR KLAR UNSER GELD WIRD KNAPP FAST SCHON NICHTS MEHR DA ABER WIR BLEIBEN AUFRECHT STEHN

(die MÄNNER kommen dazu. Einige zu Fuß, einige auf dem Fahrrad) STAN

Und? Habt ihr Spaß, nach dem hier?

CONNIE

Was ist los?

STAN

Fünftausend ham se entlassen, dat is los.

BARRY

Und? Bisse glücklich, he?

CLARE

Wat is denn passiert?

Wir ham keine Sitze mehr.

N

IC

RONNIE

BILL

Geht wieder an die Arbeit!

BARRY

Ihr arbeitet doch sowieso nur für Taschengeld. (schnalzt abfällig durch die Zähne)


107 CASS (schnalzt zurück) Für mich ist das kein Taschengeld, Kleiner! BARRY

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Ha! Du kriegst ja nich ma n Kerl ab!

CONNIE

Bill!? Du hast mir gesagt, ihr habt noch Sitze für eine ganze Woche. BILL

Ham wir auch.

CONNIE

Das Management kämpft nicht sauber.

RITA

Hör ma, dat war doch klar, dat dat passiert. Keiner hat gesacht, datt dat einfach wird, aber wir müssen zusammenhalten. RONNIE

Wenn du ne Kommunistin bist, dann geh doch zu den Sowjets! STAN

IC

Und? Bist du jetzt glücklich, Connie Riley!? Du hast Dagenham geschlossen. Du hast fünftausend Männer auf die Straße gesetzt!

N

{Montage #2}

MÄNNER

SO GEHT GLEICHBERECHTIGUNG IHR HABT ES VERGEIGT (IHR HABT ES VERGEIGT) GLEICHER SCHEISS FÜR JEDEN HIER UND NUR WEIL IHR STREIKT

FRAUEN SPÜRT IHR, ES ZIEHT EIN STURM AUF


108 (TOOLEY und HOPKINS lesen Montys Akte. MONTY kommt herein) TOOLEY Deine Spesenabrechnung. Du hattest mehr Fischabendessen als Moby Dick. Zugtickets, Reinigung. Eine chinesische Massage?

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

MONTY Das sind zwei verschiedene Sachen. Eine Chinesin und eine Massage. TOOLEY

Du musst den Streik beenden, oder ich sorge dafür, dass deine Zeit hier zu Ende geht. MONTY

Hör ma, Kumpel, so kannst du mit mir nich reden. TOOLEY

Kumpel? Ich inhalier dich zum Frühstück und furz dich wieder aus. MONTY

(aggressiv)

Probier’s und es gibt eine Klage.

HOPKINS

Was Mr. Tooley wissen möchte – bei welchen Mädchen kneift es schon?

Mein Job ist es, die Frauen zu vertreten –

N

IC

MONTY

TOOLEY

Männer-Jobs stehen auf dem Spiel.

MONTY

Sandra. HOPKINS (zu Tooley) Sandra Beaumont. Sie ist ein hübsches Püppchen.


109 TOOLEY Also bei einer dieser Tussis wird das Geld knapp und sie sieht nicht aus wie Walter Matthau. Können wir ihr nicht einen Werbejob anbieten? MONTY

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Also macht sich Ford Amerika Sorgen? TOOLEY

Schon mal was vom Dominoeffekt gehört?

MONTY

Yeah. Ein fauler Apfel in der Kiste kann die ganze Ernte versauen. TOOLEY

Wenn England gleichen Lohn zahlt, werden alle anderen folgen

{Montage #3}

ALLE FRAUEN

STURM ZIEHT AM HORIZONT AUF

LISA

ÄRGER AUCH ZUHAUS

(Zuhause. EDDIE macht den Abwasch in seinem Muskelshirt. RITA kommt herein)

N

IC

SHARON

Mama, ein paar Männer sind hier gewesen und haben den Fernseher mitgenommen. EDDIE

Wir konnten die Raten nicht mehr bezahlen.

RITA

Es liegen zehn Kröten im Kaffeepott.


110 EDDIE (mit erhobener Stimme) Ich brauchte einen neuen Reifen fürs Motorrad. RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Zehn Kröten für einen Motorradreifen?! Dat geb ich nich ma für Schuhe aus. EDDIE

Du wirst in deine Schuhe auch nicht hundertvierzig Stukis schnell, oder?! RITA

Schrei mich niemals – niemals, vor meinen Kindern an, Eddie O’Grady! EDDIE

Was ist denn bloß los?

RITA

Ich bin im Streik! Das ist los!

{Montage #4}

HAROLD WILSON

HILFE, UNS’RE WIRTSCHAFT IST AB JETZT IM FREIEN FALL

N

IC

MÄNNER

KAUM NOCH SCHNAPS UND KAUM NOCH BIER UND WENIGER FUSSBALL TOOLEY

DIE STIMMUNG IN DER WIRTSCHAFT LÄSST MEIN BLUT GEFRIERN FORDS GESCHÄFTE SIND ERSTARRT WEIL FRAUEN MARSCHIERN

(TOOLEY, HOPKINS und LISA haben gerade ein Fondue-Essen in Hopkins Haus beendet)


111 TOOLEY Ich hätte nie gedacht, dass Käse essen gleichzeitig aufregend und gefährlich sein kann. HOPKINS

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Das nennt sich Fondue, eine Schweizer Leckerei, genau wie Lisa. TOOLEY

Sind Sie eine Schweizer Leckerei, Lisa?

LISA

Nein, bin ich nicht.

(TOOLEY bringt einen Toast mit den Fonduegabeln aus) TOOLEY

Auf die wunderbaren britischen Püppchen.

LISA

Wie bitte?!

HOPKINS

Mr. Tooley meint nicht dich, mein Liebling. Wir haben einer der Streikenden einen Vertrag in der Werbeabteilung angeboten. LISA

N

IC

Und sie hat angenommen?

HOPKINS

Ja, zur Einführung des neuen Cortina 1600E. LISA

Wie heißt sie?

HOPKINS

Weshalb willst du wissen, wie sie heißt? LISA Sollte ich mich entscheiden, an dieser Unterhaltung teilzunehmen, würde ich sie gerne mit ihrem Namen und nicht mit ‚Püppchen‘ ansprechen.


112 HOPKINS Sandra Beaumont. LISA Und wann ist diese Einführung?

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

TOOLEY Freitag. Sehen Sie, Lisa, einen Streik zu knacken, ist wie ein Pferd zu knacken. Man muss seinen Willen brechen. LISA

Ich dachte, bei Ford werden Streikende einfach erschossen!? TOOLEY

Michigan 1932 ist Geschichte.

LISA

Genau das meine ich. Fünf Streikende tot und sechzig weitere mit Schussverletzungen an ihre Krankenbetten gefesselt. HOPKINS

Liebling, das reicht jetzt. Bringst du bitte den Nachtisch rein. TOOLEY

Oh, wow! Was gibt’s zu Nachtisch?

N

IC

LISA

(im Stehen)

Käse.

ALLE

SPÜRT IHR, ES ZIEHT EIN STURM AUF WOLKEN SIND ZU SEHN DRUCK WIRD AUFGEBAUT NIEMAND SIEHT MEHR KLAR

HAROLD WILSON DIE KRONE DRÜCKT SCHON SEHR BIST DU IM KRIEG


113 BARBARA CASTLE GÖNNT DIESEN BASTARDS NICHT DEN SIEG (Zuhause. EDDIE öffnet die Tür für Lisa.) LISA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Könnte ich bitte mit Rita sprechen?

EDDIE

Warum? Wer sind Sie?

RITA

Sei nich blöde, lass sie rein. Sie ist eine Freundin. (LISA tritt ein)

LISA

Sie haben Sandra einen Ford-Werbevertrag angeboten. RITA

Was?

LISA

Sie versuchen eure Solidarität zu brechen. Die Einführung des Cortina 1600E ist am Freitag.

N

IC

TOOLEY

WIR ENDEN DIESEN STREIK SEID HART UND MACHT ES SCHNELL WENN IHR‘S NICHT SCHAFFT VERSCHWINDEN WIR DANN GEHN WIR NACH BELGIEN HAROLD

DAS IST JETZT ECHT HART DENN WIE DOCH JEDER WEISS GEHT BITTE NICHT NACH BELGIEN

ALLE DENN BELGIEN IST EIN SCHEISS (BERYL kommt herein)


114 BERYL Rita! RITA Meine Herren, dat is ja heute wie am Piccadilly Circus.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

BERYL Conny ist ohnmächtig geworden. War bewusstlos. Sie liegt jetzt im Old Curch Hospital. Is akut. Und, hör ma, sie hat nach dir gefragt.

{Montage #7}

ALLE

SPÜRT IHR, ES ZIEHT EIN STURM AUF WOLKEN SIND ZU SEHN DRUCK WIRD AUFGEBAUT NIEMAND SIEHT MEHR KLAR UNSER GELD WIRD KNAPP FAST SCHON NICHTS MEHR DA

ES GEHT NICHT UM DICH ES GEHT NICHT UMS GESETZ SO VIELE FAMILIEN ARBEITSLOS UND ARM WIR ALLE BLEIBEN AUFRECHT STEHN WIR BLEIBEN AUFRECHT STEHN WIR BLEIBEN AUFRECHT STEHN

N

IC

ABER WIR BLEIBEN AUFRECHT STEHN ABER WIR BLEIBEN AUFRECHT STEHN

# 14a – Sturm – Szenenwechsel


115 17. Szene Im Krankenhaus. RITA und EDDIE mit Blumen. Eddie hat seinen Motorradhelm dabei. EDDIE

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Wenn du dich beeilen tust, können wir zwei zuhause sein. RITA

Eddie!? Connie hat Brustkrebs. Ich werd mich nicht ‚beeilen tun‘. EDDIE

Hör ma, so hab ich dat nicht gemeint. Aber meine Mutter hat die Kinder bis fünf und das würde uns ein bisschen Zeit geben. RITA

Nur für uns.

EDDIE

Yeah. Na geh schon. Mir geht’s gut. Die Auto-Bild und eine vage Hoffnung auf Sex!

(RITA küsst ihn, es wirkt wie ein Versprechen. EDDIE bleibt sitzen und liest. RITA geht auf die Station und findet Connie, die mit einer Schreibmaschine auf dem Schoß im Bett sitzt und schrecklich langsam tippt. RITA schwenkt triumphierend die Blumen) RITA

N

IC

Ta-da!

CONNIE

Sie werden sie wegstellen. Im Blumenwasser sind Bakterien. RITA

Dann trink es nicht!

CONNIE

Es geht mir schon wieder gut, aber sie wollen mich nicht entlassen. RITA Du bist echt noch nicht fit genug.


116 CONNIE Ich muss nach Redbridge. Sie haben Sandra. Die haben ihr einen Marketingjob angeboten. RITA

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Dat wollte ich dir gerade erzählen. CONNIE

Im Ford-Autohaus in Redbridge, heute um drei Uhr. Du musst ihr das ausreden, Rita. Ich weiß, Solidarität klingt wie ein Werbeslogan, aber es ist alles, was wir haben. RITA

Nee, heute passt es gar nicht.

CONNIE

Dass Sandra Bargeld von Ford annimmt, ist nicht solidarisch. RITA

Ja gut, ich kümmer mich drum.

CONNIE

Du kannst den 145er nehmen –

RITA

CONNIE

Und die T.U.C.9-Konferenz am Samstag.

N

IC

Eddie is mit dem Moped hier.

RITA

Dat kannst du vergessen.

CONNIE

Ich möchte, dass du meine Rede hältst.

9

T.U.C.: Bitte wegen späterer Reime in den Gesangsnummern immer „deutsch“ aussprechen, also Tee-Uh-Zeh.


117 RITA Ach, Scheiße, ne. Bei der T.U.C.? Samstag is Grahams Schulkonzert. CONNIE Es werden noch andere Konzerte kommen.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

RITA Hör ma, du bist nich Mutter, Connie. Du verstehst dat nich! CONNIE

Das ist der Grund, warum Frauen nie ihre Rechte bekommen. Immer glauben sie, dass die Kinder zuerst kommen müssen. (CONNIE tippt langsam weiter)

Hier ist die Rede. Bei dem Tempo werde ich sie 1971 fertig haben. RITA

Du bist ein Tyrann, Connie Riley, aber ich liebe dich. Ich hol sie Samstagmorgen ab. (RITA geht. EDDIE steht und sieht Sie kommen) RITA

Eddie, versprich mir, dass du nich sauer wirst. EDDIE

N

IC

Wat is los?

RITA

Ich muss bis drei Uhr in Redbridge sein. Sandra macht da so‘n Marketingjob. EDDIE

Wat is mit uns?

RITA

Und Samstag kann ich auch nicht. EDDIE Da is Grahams Konzert. Er singt da.


118 RITA Eine von uns muss bei der T.U.C. eine Rede halten. Und Connie kann nich. EDDIE Und du bist die einzige Frau auf der Welt, die dat kann!?

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

RITA Eddie, dat is wichtig für mich! Es geht um –

EDDIE

Ich weiß, worum et geht. Du hörst mir nich zu! Wir brauchen dich. Die Kinder brauchen dich. RITA

Eddie, bitte nich jetzt.

EDDIE

Doch, genau jetzt muss dat ma gesagt werden... Ich weiß, du denkst, ich interessiere mich überhaupt nicht für die wichtigen Sachen, die mit dir zu tun haben, und dass ich nur dat Motorrad und Fußball im Kopp hab, aber ich versuch dich wirklich zu unterstützen, Rita. Ich geh nich jeden Abend saufen, ich geh nich fremd... RITA

Oh, ich bin mit einem Heiligen verheiratet, stimmt‘s?

N

IC

EDDIE

Ich hab weder dich noch die Kinder jemals geschlagen. RITA

Und dafür soll ich jetzt dankbar sein? Genau so muss dat sein! (RITA stürmt davon. Ende der Szene)


119 # 14b – Auto-Showroom

18. Szene

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

Der Showroom des Ford-Autohauses in Redbridge. Ein Cortina ist von einer glitzernden Plane verdeckt. Autofreaks stehen drum herum. Presse. Flackernde Lightshow) HOPKINS

Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zur Vorstellung des Cortina 1600E. Die Anwesenheit der Ministerin beweist die Wichtigkeit der hiesigen Ford-Produktion für die britische Wirtschaft. Begrüßen Sie mit mir die Arbeitsministerin Mrs. Barbara Castle. (Applaus)

BARBARA CASTLE

Vielen Dank. Ford mag eine amerikanische Marke sein, aber der Cortina ist durch und durch britisch. Designed von Roy Haynes, hat dieses neue Model, der 1600E, einen G&T-Motor und ist tiefergelegt – und ich weiß, wie sich das anfühlt – (Lacher)

Ford beschäftigt in diesem Land dreißigtausend Männer – RITA

- und Frauen!

N

IC

BARBARA

-- ja, und Frauen.

RITA

Und wir Frauen verdienen weniger als die Männer! EIN MANN

Halt die Klappe, ja?

BARBARA Wir habe einen Konflikt mit den Frauen bei Ford, und dadurch verlieren wir neuntausend Autos pro Woche. Das sind neuntausend Autos, mit denen wir unsere Außenhandelszahlen wieder ausgleichen könnten.


120 RITA Gleicher Lohn, und wir gehen wieder an die Arbeit! MACER Gleicher Lohn für Frauen, du spinnst wohl?!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

HUBBLE Geh doch zu den Sowjets!

RITA

Ich gehe nirgendwohin, Kumpel!

HUBBLE

Ich bin nicht ihr ‚Scheiß-Kumpel‘. Hier wird nicht rumgekumpelt, Kumpel! EIN MANN

Kann die ma jemand rausschmeißen?

BARBARA

Verdammt nochmal, können wir uns jetzt mal das Auto anschauen!

N

IC

# 15 – Cortina!

(Licht, Musik, Tanz, Action. Stellen Sie sich eine Art GOGO-Tanztruppe vor, allerdings auch mit Jungs. Die Message des Tanzes ist: Kaufe einen Modell 2 Cortina 1600E und du wirst flachgelegt. Auf Cue gibt es ‚Auszieh-Moves‘. Die Tänzerinnen verlieren ihre Kleidchen und jedes Mal, wenn eine auf dem Fahrersitz Platz nimmt, wird sie weggezogen und durch einen Tänzer ersetzt. Das komödiantische Moment soll sein – Mädchen sitzt auf dem Fahrersitz/wird durch Jungen ausgewechselt – Mädchen sitzt auf dem Fahrersitz/wird durch Jungen ausgewechselt / – Mädchen sitzt auf dem Fahrersitz – Junge nimmt das Lenkrad weg und befestigt es an der Beifahrerseite. SANDRA könnte die Frauenreihe anführen. Andere Gags könnten sein: rittlinks auf die Sitze – Beine in die Höhe, durchaus schlüpfrig. Mädchen in den Kofferraum. Auf dem Höhepunkt schaumiges Scheibenwischen. Danach entspannt sich alles und Rauchwölkchen steigen aus dem Motorraum)


121 GIRLS BAH BAH BAH BAH BAH BAH BAH BAH DA! BOO!

GIRLS

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

CORTINA-MANN

SITZT DU EINMAL DRIN SITZT DU EINWANDFREI NACH DEM MODEL EINS KOMMT DIE... DIE ZWEI AUF DEN ZWEIER WERD’N SICH GLEICH DIE MASSEN STÜRZEN ER GLEICHT MODEL 1 DOCH SIE KONNTEN IHN NOCH KÜRZEN NOCH KÜRZEN

CORTINA-MANN

CORTINA

GIRLS

OOH

CORTINA-MANN

CARINA FINDET’S PRIMA

GIRLS

N

IC

OOH

CORTINA-MANN

CORTINA

GIRLS

OOH

CORTINA-MANN

IST AUCH GUT FÜRS KLIMA GIRLS OOH

OOH DIE ZWEI, OOH

KONNTEN IHN


122 CORTINA-MANN + GIRLS ZWEI TÜR’N, VIER TÜR’N CORTINA-MANN WEN WILLST DU HEUT HEIMFÜHR’N

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

CORTINA-MANN + GIRLS BEINAH LEDER, DAS MACHT SPASS

CORTINA-MANN

HOLZVERKLEIDUNG

CORTINA-MANN + GIRLS

WETTEN DASS?

GIRLS

DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-A-DUB-A,

CORTINA-MANN + GIRLS

N

IC

CORTINA OO WOO WOO WOO

RITA

Sandra! Was machst du da?

SANDRA

Meinen Lebensunterhalt verdienen!

HUBBLE

Ey! Was ist ihr Problem? RITA Wieviel Zeit haben Sie?


123 SANDRA Ich kann nicht von zwei Pfund Streikgeld die Woche leben! RITA Nein, Sandra! NEIN!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

CORTINA-MANN BREMSEN STARK UND SCHÖN FÜR DEN FLINKEN KREISVERKEHR DIE HALTEN GANZ BESTIMMT...

GIRLS

EIN JAHR!

CORTINA-MANN

SO UNGEFÄHR

GIRLS

OOH...OOH...

CORTINA-MANN

ER IST ZWAR KÜRZER DOCH MEHR PLATZ ZU ZWEIT

GIRLS

N

IC

WIE KANN DENN DAS NUR MÖGLICH SEIN?

CORTINA-MANN

ER IST EXTRA BREIT CORTINA

GIRLS

OOH

CORTINA-MANN

CARINA FINDET’S PRIMA


124 HOPKINS (zu einem Security-Mann) Diese Frau da drüben. Schmeißen Sie sie raus. GIRLS

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

OOH

CORTINA-MANN

CORTINA

GIRLS

OOH

CORTINA-MANN

IST AUCH GUT FÜRS KLIMA

GIRLS

OOH

CORTINA-MANN + GIRLS

RAUF UND RUNTER

CORTINA-MANN

FAHREN MACHT DICH MUNTER

N

IC

CORTINA-MANN + GIRLS

HELL DIE NACHT, DU GLAUBST ES KAUM DAS NACHTSICHT-LICHT, ES IST EIN TRAUM


125

GIRLS

Du verrätst uns, Sandra. Und du verrätst dich selbst! SANDRA Ich krieg fünfzig Ocken für eine Stunde Arbeit!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A, DUB-A-DUB-A-DUB-ADUB-A (ETC.)

RITA

Das nennst du Arbeit? Was ist mit den anderen Frauen? Wo ist deine Solidarität, Sandra? SANDRA

Solidarität? Die zahlt nich meine Miete!

RITA

CORTINA-MANN

DIESE MOBILITÄT UND EXKLUSIVITÄT NA KOMM, ES IST NICHT ZU SPÄT

CORTINA-MANN + GIRLS

IC

DAS HIER IST JETZT DEIN MOMENT

N

RITA

GIRLS

WOW, WOW, WOW, WOW WOW, WOW, WOW, WOW WOW… CORTINA-MANN

CORTINA GIRLS FAHREN

Die Frauen bekommen nur 87 Prozent des Männerlohns!

(SECURITY-MANN versucht Rita zu packen)

Fassen Sie mich nich an! Finger weg! SANDRA

Ey! Lass sie in Ruhe! Sie hat dieses Auto gebaut, yeah, eine Frau! HOPKINS

Du fängst auch wieder an, stimmt’s? SANDRA

Ja, stimmt! Es ist falsch, Frauen weniger als Männern zu bezahlen.


126 CORTINA-MANN CARINA FINDET’S PRIMA

GIRLS

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

WARUM ALSO SPAREN? CORTINA-MANN

CORTINA

GIRLS

(bieten Schnäpschen an)

HOPKINS

Frauen machen nichts Technisches.

KOMM, TRINK DOCH NOCH NEN KLAREN

CORTINA-MANN

IST AUCH GUT FÜR’S KLIMA GIRLS

WILLST DU ES JETZT GLEICH ERFAHREN?

SANDRA

Worauf sollen Sie sitzen, wenn es keine Sitze gibt? Ihrem Schwanz? Auf Ihrem Schwanz?

N

IC

CORTINA-MANN + GIRLS

CORTINA

(der SECURITY-MANN versucht Rita erneut zu schnappen, aber SIE entwischt. Ende der Szene)

# 15 – Cortina! – Play out


127 19. Szene An der Garderobe. SANDRA entfernt sich von Rita. RITA Sandra! Komm her!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

SANDRA

Ich lass mir von dir nich sagen, wat ich tun soll! RITA

Dat is genau, wat die wollen. Dat wir gegeneinander kämpfen. SANDRA

Wat verstehst du eigentlich nich daran? Ich kann die Miete nich zahlen. RITA

Wir kämpfen für gleichen Lohn.

SANDRA

Und wenn wir gleichen Lohn kriegen, dat ändert gar nichts. Es bleibt ein Scheißjob! Nur eben ein Scheißjob mit gleichem Lohn. RITA

Darum geht es nich.

Weil es nämlich um dich geht, ne? Die kleine wütende Arbeiterin, die aber so schnuckelig aussieht und alles im Blick hat. Das liebst du, ne?

N

IC

SANDRA

RITA

Nein!

(SANDRA geht. BARBARA CASTLE erscheint, hinter ihr ihr Fahrer. SIE trägt eine Aktentasche. BARBARA überlegt kurz, geht dann weiter...) RITA (verärgert)

Hey, Barbra, wir kriegen von Ihnen wohl keine Hilfe, ne? (BARBARA stoppt)


128 BARBARA Sie sind Rita O’Grady, nicht wahr? RITA Keine Ahnung. Ich weiß gerade nich mehr, wer ich bin.

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

BARBARA (zu ihrem Fahrer)

Geh schon vor, Ted. Ich komm gleich nach. - Ich bin in einer schwierigen Situation, Rita. Auf der einen Seite muss ich unsere Außenhandelszahlen im Auge haben, darum möchte ich, dass Sie wieder arbeiten, auf der anderen Seite bin ich auch eine Frau. RITA

Sind sie deshalb in die Politik gegangen – um die Außenhandelszahlen im Auge zu behalten? BARBARA

(kurze Pause)

Kommen Sie morgen nach Westminster. Wir werden das Ganze besprechen. RITA

Kann ich ein paar der anderen Frauen mitbringen? BARBARA

N

IC

Ja, warum nicht. Um eins. Morgen.

(BARBARA gibt ihr eine Visitenkarte)

Kann ich Sie mitnehmen? Da drüben steht mein Bentley. RITA

Ne, dat isser nich. Dat is mein Bentley. Den hab ich bezahlt. Bin ja Steuerzahler. BARBARA

Sie haben Recht, Liebes. (kurze Pause) Also - könnten Sie mich dann mitnehmen?


129 RITA Oh, aber klar. (SIE gehen ab. Ende der Szene)

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

# 15b – Steuerzahler-Bentley

20. Szene

RITA kommt zurück in ihre Maisonette-Wohnung. Sie öffnet die Tür, geht hinein, schließt sie wieder, zieht ihren Mantel aus. Das Radio läuft, RADIO ONE, die Chart-Hits, leise. RITA

Eddie, Eddie?

(SIE schaut auf ihre Uhr und geht zur Treppe)

Graham! Sharon! Ich mache Fischstäbchen! (Stille)

Kartoffelpüree mit Erbsen! (Pause)

Also gut! Ich mach Pommes! Graham!? Sharon!?

N

IC

(Todesstille. SIE rennt nach oben und kommt direkt wieder runter - zu sich selbst)

Eddie!!!???

(SIE geht in die Küche und findet den Brief auf dem Tisch. SIE öffnet ihn – EDDIE singt)


130 #16 – Der Brief EDDIE ES KANN SO NICHT MEHR WEITERGEHN ICH NEHME UNSRE KINDER MIT EIN PAAR TAGE NUR – WEISS NOCH NICH

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ICH BIN NICH SO GUT MIT REDEN DOCH WIR SOLLTEN WOHL, DENK ICH WENN DU MAL ZEIT FÜR UNS HAST DAS IS VIELLEICHT AUCH GUT FÜR DICH

DENN ICH KANN DAS NICH GANZ ALLEIN, NICHT MEHR BIST DU NICH BEI MIR DANN IST ALLES FURCHTBAR SCHWER ICH BRAUCH DICH AN MEINER SEITE ICH BRAUCH DICH ALS MEINE FRAU MEIN LEBEN IS SONST LEER DAS WEISST DU DOCH GENAU

(RITA setzt sich und beginnt zu weinen)

N

IC

WEISST DU WAT KOLLEGEN MIR SAG’N DU WÜSSTEST ES, WÄRST DU BLOSS MA HIER „GIB IHR NEN MAULKORB, PFEIF SIE ZURÜCK, SPERR SIE IN DEIN HAUS UND KOMM RAUS AUF EIN BIER.“

UND WEISST DU, WAS ICH DANN DEN KOLLEGEN SAG WÜRD‘S DIR SAGEN, WÄRST DU NUR MANCHMAL HIER „ICH BIN ECHT STOLZ, DENN MEINE FRAU HAT SOVIEL HIRN, VIEL MEHR ALS WIR!“ DOCH ICH KANN DAS NICH GANZ ALLEIN, NICHT MEHR BIST DU NICH MEHR BEI MIR DANN IST ALLES FURCHTBAR SCHWER ICH BRAUCH DICH AN MEINER SEITE ICH BRAUCH DICH ALS MEINE FRAU MEIN LEBEN IS SONST LEER DAS WEISST DU DOCH GENAU

DU SOLLTEST SEHN, WIE ES UNS JETZT GEHT WIE FÜHLEN SICH SOHN UND TOCHTER ICH MACH JEDEN ABEND GRIESSBREI,


131 (EDDIE) DAS IST MEIST GANZ SCHLIMM VERKOCHTER UND JA, DER TOAST VERBRENNT UND AUCH EIER KANN ICH NICHT UND DIE BLÖDE WASCHMASCHINE JA DIE HÖRT JA LEIDER EINZIG AUF DICH

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

UND, OH, DAS HÜBSCHE SHIRT DAS SHARON KRIEGTE IN CANNING TOWN NUN, ES WAR EINMAL PINK, BIS ICH’S BÜGELTE UND NUN IST ES KACK-BRAUN DAS KLO ZU PUTZEN WAR FÜR MICH EIN FURCHTBARES RODEO ICH FAND DAS KLOPUTZMITTEL NICH DARUM NAHM ICH DEIN DEO UND ICH KANN DAS NICH GANZ ALLEIN, NICHT MEHR BIST DU NICH BEI MIR DANN IST ALLES SCHEISSE SCHWER

ICH BRAUCHE DICH AN MEINER SEITE ICH BRAUCH DICH ALS MEINE FRAU ICH BITTE DICH ZU VERSTEHN OHNE DICH IST ALLES GRAU

N

IC

HOFFE, DU KOMMST HEUT NICHT SO SPÄT HOFF‘ DU HAST ES GUT GEMACHT ICH HOFF‘ DU BIST AUF DICH STOLZ DIE KLEINEN SIND SCHON IM BETT, GUT NACHT.

(Es klingelt an der Tür. SIE steht auf, in der Hoffnung, dass es Eddie ist. SIE öffnet, doch es ist LISA) RITA

Oh, du bist dat.

LISA

Entschuldige. Schlechter Zeitpunkt? (RITA ist den Tränen nahe)

RITA Eddie hat mich verlassen! Er hat die Kinder mitgenommen!


132 LISA Das tut mir so leid. Das muss schlimm sein, aber... RITA Ich bin eine Mutter, und ich habe meine Kinder verloren!

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LISA Du bist eine wunderbare Mutter, und du hast deine Kinder nicht verloren. RITA

Dat is es nicht wert.

(RITA gibt Lisa Eddies Brief)

LISA

Rita, Rita. Du bist mitten in einer Sache, die gerade die Kontrolle übernimmt, im Moment. Du musst jetzt stark sein und eben auch Opfer bringen. RITA

Nich meine Kinder!

LISA

Eddie wird zurückkommen, mit den Kindern. Du schreibst gerade Geschichte, Rita. RITA

N

IC

Wat?

LISA

Ja, Geschichte. Wie Rosa Parks.

RITA

Wer?

LISA

Rosa Parks. Eine Schwarze, die sich geweigert hat, im Bus für einen weißen Mann aufzustehen. RITA Wo? In Dagenham?


133 LISA Alabama. 1955. Was sie begonnen hat, hat Martin Luther King vollendet. RITA Du weißt aber schon, dass sie ihn erschossen haben?

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LISA Gandhi, Rosa Parks, Martin Luther King, sie waren nicht allein. Weißt du, was Gandhi gebraucht hat? RITA

Ein Sandwich.

(BEIDE lachen)

LISA

Ganz viele Frauen, nicht nur Arbeiterinnen, haben dich in den Nachrichten gesehen und wir wollen dich unterstützen. RITA

Ich kann dat nich. Ich kann ja nich ma diese ‚Gewerkschafts-Sprache‘. LISA

Doch, du kannst das. Sei einfach ganz du selber und denk daran, warum du das tust.

N

IC

RITA

Und warum tu ich dat nochmal?

LISA

Du hast eine Tochter. Also, was willst du anziehen. Bei der T.U.C.. Es wird im Fernsehen ausgestrahlt. RITA

Keine Ahnung.

LISA Du kennst doch mein Kleid von Biba. Ich leihe es dir, du wirst fantastisch darin aussehen. Du bist nicht allein. (SIE umarmen sich. Ende der Szene)


134 # 16 – Zum Parlament

21. Szene (Vor dem Parlament an der Oliver Cromwell Statue. CLARE, BERYL, CASS)

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CLARE Wer is dat?

CASS

Oliver Cromwell.

CLARE

Tolle Stiefel.

BERYL

Sind wir zu früh oder is Rita zu spät?

CASS

Ein Uhr vorm Parlament. Rita ist zu spät.

CLARE

Ich kann so enge, hohe Stiefel nich anziehn auf meinen, hier, Dingens... BERYL

N

IC

Auf deinen Kopp?

CLARE

Auf meinen Hochzeitstach.

BERYL

Kommt aufs Kleid an, ne?

CASS

In einer perfekten Welt, Clare, wie würde dein Brautkleid aussehen? CLARE Natürlich weiß.


135 BERYL Du kannst kein Weiß anziehen, du Bratbirne, du hast schon gepimpert. CASS Du könntest Pfirsich anziehen.

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BERYL Oder Lachs.

CLARE

Mein Ken mag keinen Fisch.

BERYL

Es ist ein Hochzeitskleid. Er soll’s ja nich essen. (RITA erscheint)

RITA

Entschuldigt, ich bin zu spät.

BERYL

Geht’s dir gut?

RITA

Ja, mir geht’s gut, danke.

Lüg mich nich an, Mädchen.

RITA

N

IC

BERYL

Nein, es geht mir gut.

(SANDRA erscheint)

SANDRA

Bin ich zu spät? BERYL Ja!


136 RITA Dat ist sowat von egal, wir sind nur froh, dat du da bist. BERYL/CASS/CLARE Hmmm!

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SANDRA Hör ma, jetzt hört auf mit dem Scheiß. Die ham mir 50 Ocken gegeben, nur damit ich mit den Hintern wackel. CASS

Und jetzt machst du Playboy-Fotos, oder was?

SANDRA

Yeah! Bei diesem Streik geht es um Fairness, Gleichheit, richtig und falsch. Dat hat nix mit Feminismus zu tun. Wer is dat? CLARE

Cromwell.

SANDRA

Tolle Stiefel.

RITA

Also los, Mädels! Beryl, nich fluchen!

Kann ich nich versprechen.

RITA

N

IC

BERYL

Los geht’s!

# 16b – Presse Musik

(SIE gehen zum Parlamentseingang, wo schon die Presse wartet.) SCHREIBERLING 1 Meine Damen, werden Sie Barbara Castle um gleichen Lohn bitten?


137 RITA Natürlich, deshalb streiken wir ja, oder? SCHREIBERLING 2 Und sollte sie das ablehnen, wie werden Sie das dann bewältigen?

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RITA Wie wir das bewältigen? Wir sind Frauen! Wir bewältigen immer alles! (SIE gehen ins Gebäude. Ende der Szene)

22. Szene

Barbara Castles Büro. Eine Angestellte öffnet die Tür, die Frauen treten ein. BARBARA

Kommt rein! Hallo Rita. Setzen Sie sich - alles alte Möbel. Und sagen Sie bitte Barbara zu mir, nicht Ma’am. Ich bin nicht die Königin, also - noch nicht. Ha, ha! RITA

Das ist Beryl.

BERYL

Also – das ist C & A, oder?

BARBARA

N

IC

Das hier? Ja.

BERYL

Ich hab auch eins davon. Guter Reißverschluss. BARBARA

Ist nur für die Arbeit. Also, meine Damen, ich will Ihnen nicht zu viel Hoffnung machen... (HAROLD WILSON kommt herein. Alle stehen auf.)


138 HAROLD

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Nicht aufstehen. Ich würde für Sie auch nicht aufstehen. Ich würde nicht aufstehen, weil ich vermutlich erkennen würde, dass ein gutaussehender, machtvoller Mann, der verschmitzt an seiner Pfeife zieht, nur ein Ablenkungsmanöver sein könnte! Westminster ist ein Klub für Jungs. Ich fürchte, die Mädchenklos sind in Clapham. Ihr könnt die für Jungs benutzen, wenn es euch nichts ausmacht, im Stehen zu pinkeln. Ich habe die Brust bekommen – ich mag Frauen, ich habe einige intim kennengelernt, und meine Mutter war eine Frau, auch wenn ich, nach der Pubertät, nie mehr in ihrem Bett geschlafen habe, denn das ist völlig unnormal, also bis heute, egal. Ich habe zahllose Frauen auf meinem Weg getroffen, mit den herrlichsten Brüsten dieser Nation. Willkommen, und ich hoffe sehr, Sie haben ein schönes Mädchengetratsche über...alles Mögliche. (ER verschwindet)

BARBARA

Einen Sherry?

ALLE

Ja, gern/ Wunderbar/ Bitte…

BARBARA

Also, meine Damen, ich werde jetzt etwas tun, was für einen Politiker sehr ungewöhnlich ist. Ich werde die Wahrheit sagen. Ich möchte, dass Sie zurück an die Arbeit gehen. Ich habe mit Ford Amerika gesprochen, und die bieten Ihnen zweiundneunzig Prozent des ‚Männerlohns‘ an. CLARE

N

IC

Dat is spitze!

RITA

Nein, wir gehen nicht ohne gleiche Bezahlung.

BARBARA

Als ich jung war, so wie Sie, da habe ich gedacht, ich könnte über Nacht die Welt verändern. Überall habe ich Ungerechtigkeit gesehen, Lügen, Verrat, Vetternwirtschaft, Korruption – und ich rede nur von der Labour-Partei. Aber mein Aufschrei und meine geballten Fäuste haben zu nichts geführt. Wirkliche Veränderung braucht Zeit. Wie verspeist man einen Elefanten? BERYL In einem Bagel!


139 LISA Ein Bissen nach dem anderen. Und lang und gründlich kauen. CLARE (kichert)

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Ooh!

RITA

Wir sind heute hergekommen, weil Sie eine Frau sind und in der Labour-Partei. LISA

Ich kann nichts ohne die Unterstützung der T.U.C. unternehmen, und das sind Männer. Und für Männer hat der gleiche Lohn für Frauen keine Priorität. CASS

Ich bin Optimistin -

RITA

Cass will Pilotin werden.

BERYL

Bevor sie fünfunddreißig ist.

BARBARA

N

IC

Das ist fantastisch. Und wann werden Sie fünfunddreißig? CASS

Dienstag. Aber ich gebe nicht auf. Aufgeben ist keine Option, stimmt’s? Rita hat Recht, wir sollten alle für eine perfekte Welt kämpfen.


140 # 17 – Perfekte Welt BARBARA

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DIE PERFEKTE WELT KENNT NUR FRIEDE, FREUDE, SPASS DIE PERFEKTE WELT KENNT NUR LIEBE, KEINEN HASS DIE PERFEKTE WELT TRENNT NICHT ARBEITER UND BOSS ALLE LEBEN GLÜCK- -LICH IN NEM MÄRCHENSCHLOSS

DIE SONNE SCHEINT DEN GANZEN TAG DER HIMMEL STRAHLEND BLAU ES GÄBE KEINE KRANKHEIT DAZU WEDER STRESS NOCH STAU KEIN VERBRECHEN GÄB ES MEHR DIE MÄNNER HÄTTEN STIL DIE BAHN WÜRD‘ IMMER PÜNKTLICH SEIN DAS IST VIELLEICHT ZU VIEL

DEN KERL, DER WATTE IN DIE TAMPONS STECKT WÜRDEN WIR SPRECHEN ERST PLAUDERN WIR, DANN WÜRDEN WIR IHM BEIDE BEINE BRECHEN OH WUNDERVOLLE WELT, OH, WIE SO WUNDERBAR DU BIST WO MÄNNER ENDLICH WISSEN WO DIE KLITORIS WOHL IST

N

IC

DIE PERFEKTE WELT KENNT NUR FRIEDE, FREUDE, SPASS DIE PERFEKTE WELT KENNT NUR LIEBE, KEINEN HASS

DIE PERFEKTE WELT IST SICHER DURCHFÜHRBAR UND DER TRAUM VOM HAPPY END WIRD ENDLICH WAHR

DIE MAUER WÜRDE FALLEN UND DIE TYRANNEN STERBEN AUS MENSCHENRECHTE WÄREN DANN AN JEDEM ORT ZUHAUS UND FRIEDEN IN KAMBODSCHA KEIN KRIEG IN VIETNAM KEIN SCHUSS TRIFFT MARTIN LUTHER KING ER TRIFFT DEN KU KLUX KLAN


141 (BARBARA)

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DIE ERDE WÜRD‘ SICH DREHEN UM DIE SANFTESTEN VOLL CHARME UND KATHOLIKEN NÄHMEN PRO- -TESTANTEN IN DEN ARM APARTHEIT WÄRE ABGESCHAFFT UND ARMUT WÄR VORBEI OB OST, OB WEST, OB SÜD, OB NORD WÄR VÖLLIG EINERLEI DOCH IN DER ECHTEN MUSS MAN KÄMPFEN, JEDEN TAG

IN DER ECHTEN WELT DA GEHT’S NICHT OHNE BISS UND DOCH WIRD AUS: “DAS MUSS SEIN!“ EIN KOMPROMISS

N

IC

GLAUBT MIR BITTE, ES WAR SO VIEL SCHWERER ALS ICH EINST BEGANN FRAUENRECHT – MEIN GOTT, DAS WOLLTE NIEMAND UND SCHON GAR KEIN MANN WIR GALTEN ALS DAS LETZTE UND MAN LACHTE UNS NUR AUS SPÜRTEN NUR VERACHTUNG SAHN KEINEN WEG DA RAUS DOCH IHR WERDET WEITER KÄMPFEN UND IHR WERDET WEITER STREITEN IHR MÜSST STARK SEIN, FÄUSTE HOCH BESIEGT DIE UNGERECHTIGKEITEN IHR WOLLT, DASS SEXISMUS ENDLICH STIRBT BEHALTET DIESEN SCHWUNG ICH WEISS, ALLES WAS IHR WOLLT DAS IST DIE GLEICHBERECHTIGUNG GLEICHBERECHTIGUNG DIE PERFEKTE WELT SO WIE WIR SIE GERNE SEHN DIE PERFEKTE WELT SIE KANN NUR DURCH EUCH GESCHEHN

DIE PERFEKTE WELT NEHMT DEN DEAL, UND SIE IST NAH DER TRAUM VOM HAPPY END WIRD ENDLICH WAHR FAST SCHON WAHR BEINAH WAHR


142 (BARBARA) DIE WELT WIRD WUN- -DERBAR RITA

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Nein! Hat Martin Luther King für achtundneunzig Prozent der Rechte für Schwarze gekämpft? BARBARA

(kurze Pause)

Sie wissen aber schon, dass sie ihn erschossen haben. RITA

Ja, weiß ich.

BARBARA

Sie lehnen die achtundneunzig Prozent also ab? RITA

Ich lehne die achtundneunzig Prozent ab.

BARBARA

Sie sind hartnäckig, Rita, aber ohne die Unterstützung der T.U.C. werden Sie die politische Richtung nicht ändern.

N

IC

RITA

Ich gehe nach Eastbourne, zur T.U.C..

BARBARA

Dann sehen wir uns da.

# 17 – Auf zum Krankenhaus

RITA Also los, Mädels. FRAUEN Bis dann, Barbara./ Tschüssikowski./ Danke, Barbara…


143 BERYL Ich brauch n Sturzbier. Noch irgendwer? CLARE Wat genau war dat mit den Elefanten essen?

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BERYL Oh Clare, halt die Klappe.

(Und sie sind verschwunden. Ende der Szene)

23. Szene

Im Krankenhaus. Die Monitore in CONNIES Zimmer leuchten, aber es ist kein Bett da. MONTY sitzt auf einem Stuhl und betet. RITA kommt mit Obst und Zeitschriften herein. RITA

Wo is Connie? (Pause)

Monty!? Oh nein. Nein, nein, nein!

MONTY

Wir haben erzählt. Sie wirkte putzmunter. Sie hat mich angelächelt, ich habe geredet und ihre Hand gehalten – und plötzlich war sie fort.

Ich habe sie geliebt.

N

IC

(Pause)

RITA

Wir haben sie alle geliebt, Monty.

MONTY

Nein, nein. Ich habe sie wirklich geliebt. Ich habe sie gefragt, ob sie mich heiraten will, 1956. Wir hatten was miteinander, aber es war keine Liebe, also, für sie nicht. RITA Das tut mir leid. Ich wusste dat nich.


144 MONTY Sie war eine sehr verschwiegene Frau. Und irgendwie auch etwas altmodisch. Sie wollte aus Liebe heiraten, glaube ich, und ihr war klar, dass sie mich nicht liebt. Also war’s das dann für sie. Einige Leute heiraten ja, um nicht allein sein zu müssen, aber sie hatte ihre Prinzipien. Man könnte sagen, sie war idealistische Frau. Eine Träumerin.

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RITA

Da steht mein Name drauf. (ein Briefumschlag)

MONTY

Ja, der ist für dich.

RITA

Ich glaube, ich weiß, was das ist.

MONTY

Ich hab’s gelesen. Absolut brillant.

RITA

Wirklich? Oh, Jesus.

(RITA nimmt den Umschlag)

MONTY

N

IC

Sie hat ihr ganzes Leben in diese Rede gesteckt. (Pause)

Ich habe sie im Stich gelassen, weißt du?

RITA

Nein, Monty, nein.

MONTY

Ich habe euch alle im Stich gelassen. RITA Wie jetzt?


145 MONTY Immer und immer wieder. (Ende der Szene)

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# 17b – Die gleiche Geschichte – Szenenwechsel

23. Szene

Auf einem Spielplatz oder in einem Park. EDDIE, Stan und BARRY sitzen auf einer Bank BARRY

Erinnert ihr euch noch an Len Wilson? Rote Haare, Sommersprossen, Glasauge. STAN

Nein. Wie hat er ausgesehen?

EDDIE

Ich erinner‘ mich. Aus West Ham.

BARRY

Seine Frau is Bürgermeister in Hornchurch geworden und jetzt nennt er sich Bürgermeistergattin.

N

IC

EDDIE

Warum dat denn?

STAN

Um sein Haushaltsgeld zu kriegen.

BARRY

Der hat jetzt ne Handtasche für sein ganzen Kram und weil er ne Handtasche hat, hat er sich auch passende Pumps gekauft. EDDIE Ihr redet über mich, ne? Ihr macht euch lustig?!


146 BARRY Wat is dann mit Len passiert? STAN Am Ende hatte er ne Geschlechtsumwandlung, die er nich wollte.

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EDDIE Ja, is ja gut. Wat willst du mir sagen, Stan?

STAN

Hinter jeder starken Frau steht ein Mann, der auf seine Operation wartet. BARRY

Krieg dat wieder in Griff, Eddie. Wir müssen alle unsere Familie ernähren.

(RITA erscheint. SIE hat den Umschlag mit der Rede in der Hand. EDDIE ist da, anscheinend allein) RITA

Entschuldige, ich bin zu spät.

EDDIE

Ich wusste, dat du zu spät kommst.

RITA

N

IC

Wo sind die Kinder. Ich nehm sie.

EDDIE

Die Kinder kommen wieder zu Mutter.

RITA

Die Abmachung war, dass ich sie hier abhole.

EDDIE

Ja, aber die Mutter meiner Kinder zu sein reicht dir ja nich, ne? Du musst ja die Welt retten… RITA Eddie, hör ma, ich muss das machen. Es is gerade alles sehr viel, aber dat is nich für immer. Aber ich muss dat jetzt machen.


147 EDDIE Die Kinder müssen beaufsichtigt werden, die brauchen Essen, gewaschene Wäsche, und wat weiß ich. RITA

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Nein, ich kenn dich, Eddie. Dat is weil du keine saubere Wäsche hast, so gebügelt, wie deine Mutter das immer gemacht hat. EDDIE

Mach mich nich verantwortlich, du hast dat immer gemacht. RITA

Du hast meine Kinder gestohlen, mitten in der Nacht! EDDIE

Dat war nich mitten in der Nacht. Es war mitten in der Nacht, als du nach Hause gekommen bist und gemerkt hast, dat sie weg sind. (ein Ball springt über die Bühne und SHARON hinterher) RITA

Hey – Süße.

EDDIE

Wir gehen wieder zu Oma.

N

IC

SHARON

Ich will nich wieder zu Oma. Die leckt die Teller ab. EDDIE

Wenn du den Krieg erlebt hättest, würdest du auch die Teller ablecken. (GRAHAM taucht auf)

GRAHAM

Hey, Mum. RITA Hast du verstanden, warum ich nich bei deinem Konzert sein konnte.


148 GRAHAM Is schon in Ordnung. EDDIE Okay, nehmt euern Kram, wir gehn.

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RITA Du musst mit deinen Vater gehen, mein Schatz. EDDIE

Graham! Komm jetzt!

RITA

(zu Sharon)

Es ist nur noch diese Woche, Süße. Ich versprech‘ es. EDDIE

Sie ist zerbrochen.

RITA

Wat is zerbrochen?

EDDIE

Unsere Ehe.

Du bist abgehauen.

N

IC

RITA

EDDIE

Ich bin nich abgehauen, sondern du.


149 # 18 – Wir hatten es beinah RITA ICH SOLL DICH WOHL HASSEN, TU ICH NICH DU WILLST, DASS ICH BETTEL‘, NICHTS FÜR MICH EDDIE

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ICH BIN ALLEIN –

RITA

DU KOMMST NICH NACH HAUS

RITA/EDDIE

DA SIND WIR UNS EINIG

EDDIE

WAR‘S DAT JETZT? IST ES AUS?

RITA

Es scheint so, oder? (EDDIE geht)

RITA

N

IC

BIN NOCH HIER, ICH GEBE NICHT AUF ICH BIN NOCH MUTTER, EHEFRAU DOCH ALLES KAM SO FURCHTBAR SCHNELL WEISS SCHON NICHT MEHR SO GENAU

ICH MUSS DEN WEG WEITER GEHN ICH LASSE SIE DOCH NICH IM STICH DU WENDEST DICH VON MIR AB DOCH GRADE JETZT, DA BRAUCH ICH DICH

ICH HAB GEDACHT, DIE ZUKUNFT SIE LIEGT FUNKELND VOR MIR DIE TRÄUME, DIE ICH HATTE WAREN TRÄUME MIT DIR

ICH DACHTE: ‚WIR‘ FÜR IMMER BIS ZUM ENDE EIN PAAR ABER NIEMALS WAR MEIN LEBEN SCHLIMMER OH BABE, WIR HATTEN ES BEINAH


150 (RITA) WAS WIRD AUS UNSRER TOCHTER ICH WILL SIE EINFACH GLÜCKLICH SEHN DASS DIE HOFFNUNG IN IHR BRENNT SIE SOLL NEUE WEGE GEHN

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ZUM ERSTEN MAL HÖR ICH MICH SELBER DAS WAR NOCH NIEMALS SO ZUVOR ES BEGANN ALS LEISES FLÜSTERN

RITA/FRAUEN

PLÖTZLICH KLINGT ES WIE EIN CHOR ICH HAB GEDACHT, DIE ZUKUNFT SIE LIEGT FUNKELND VOR MIR DIE TRÄUME, DIE ICH HATTE WAREN TRÄUME MIT DIR DAS LEBEN WAR NIE EINFACH DOCH WIR BLIEBEN STETS DA HEUT SEHN WIR DIE MOMENTE UND WIR HATTEN SIE BEINAH

RITA

DAS HEISST NICHT, DAS ICH FORTGEH DU BIST MIR NICHT EGAL DOCH ICH WILL DAS TUN, DENN DAS IST MEINE WAHL

N

IC


151 24. Szene

# 19 – Auf nach Eastbourne

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Eastbourne – ein ‚on the road-Song’. Voll und ganz Musical. Die Szene ist der Song. Wir sehen, wie RITA, die FRAUEN, Monty und seine Gewerkschaftsfreunde mit Transparenten einen Bus besteigen. TOOLEY und HOPKINS reisen erster Klasse oder mit dem Helikopter. Die Gewerkschaftstypen nehmen den Zug. CASTLE und WILSON werden in ihren Limos gefahren. LISA fährt selbst – ihren Mini. Die ganze Zeit über hält und beschützt RITA Connies Rede. MÄNNER

AUF NACH EASTBOURNE DIE T.U.C. AN DER SEE 10 AUF NACH EASTBOURNE BIER UND BURGER TUN NICH WEH

ICH VERSPRECH DIR, DASS GEFEIERT WIRD BIS DER WIRT NACH HAUSE IRRT BETT UND FRÜHSTÜCK SIND FÜR LAU DU ZAHLST NUR FÜR DIE NEBENFRAU EASTBOURNE WIR FAHRN AN DIE SEE

SOLO-MANN

MIT DER T.U.C.

FRAUEN

N

IC

WIR HAM NUR DIESE CHANCE

SANDRA

SCHWESTERN, ZU DEN WAFFEN

FRAUEN

EINE EINZIGE CHANCE

CASS

ICH HOFF‘ SIE WIRD ES SCHAFFEN

10 T.U.C. wegen der Reime bitte überall „deutsch“ aussprechen/singen: Tee-Uhh-Zee.


152 FRAUEN SPRICH NUR ÜBER GLEICHEN LOHN BERYL DROH RUHIG MIT KASTRATION

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FRAUEN RITA, KOMM, DU SCHAFFST DAS SCHON!

MÄNNER

DRUCKSACHE, FACHSPRACHE AUFSCHUB, EINSCHUB, NACHSCHUB ZWISCHEN DEM GEWERKSCHAFTSKRAM GEHT’S ÖFTER IN DEN STRIPCLUB

FRAUEN

ICH BIN DAFÜR ICH STIMM DAFÜR ICH KRAMPF DAFÜR ICH MAMPF DAFÜR ICH RENN DAFÜR ICH PENN DAFÜR GLAUBE MIR, ICH BRENN DAFÜR...

MÄNNER

N

IC

HEISSER FLIRT AM STRAND KNUTSCHEN DANN AM PIER UND NOCH MEHR DRINKS, DENN DARAUS FOLGT DANN KOTZE NUR AUS BIER FRAUEN

NEU, NEU, NEU MACH ALLES NEU, NEU, NEU

HAROLD

OH, ICH BIN FURCHTBAR GERNE AN DER KÜSTE OH, ICH BIN FURCHTBAR GERNE AN DER... ALLE AUF NACH EASTBOURNE DIE T.U.C. AN DER SEE AUF NACH EASTBOURNE


153 HOPKINS IST NICHT GRADE MONTPELLIER MÄNNER IN DIESER WOCHE...

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

FRAUEN REDEN WIR

MÄNNER

DIE WOCHE BRINGT UNS SEHR VIEL BIER FRAUEN

IN DIESER WOCHE ZEIGT ES SICH WIR WERDEN ALLES ÄNDERN

MÄNNER

DAS GLAUB ICH NICH

ALLE

AUF NACH EASTBOURNE! (Ende der Szene)

N

IC


154 25. Szene BARBARA Anstelle von Uneinigkeit brauchen wir Einigkeit. Anstelle von Unruhe brauchen wir Produktivität, und anstelle von Streit brauchen wir Harmonie! Und ein Nein werde ich nicht akzeptieren.

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ALLE

Feurig wie Ihre Haare!

(Backstage bei der T.U.C. gibt es ‚Green Room‘-Atmosphäre. RITA ist nervös und hält Connys Rede) RITA

(liest)

„Herr Präsident, werte Kongressmitglieder, liebe Kollegen, Brüder und Schwestern.“ (Es klopft an der Tür. RITA öffnet und Monty kommt herein)

Monty!

MONTY

Psst! Hörst du das?

RITA

Was?

N

IC

MONTY

So klingt es, wenn Nonnen den Papst ausbuhen. Dreitausend Gewerkschaftsmitglieder buhen den Labour-Premierminister aus. RITA

Ach du Scheiße. Harold Wilson ist hier?

MONTY

Yeah, und diese Bar bar bar barbara Castle. RITA Monty, ich bin so nervös.


155 MONTY Du wirst dat großartig machen. Aber du willst dat nich ablesen, oder? RITA Oh Gott, ich kann dat doch nich auswendig lernen!

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MONTY Dat sieht doch furchbar aus.

LAUTSPRECHERSTIMME

(verzerrt)

Redner zum Tagesordnungspunkt fünf, Aufruf in zwei Minuten. MONTY

Das bist du. Tagesordnungspunkt fünf ist die Gesetzesänderung für gleiche Lohnzahlung. (LISA kommt, mit einem Presseausweis um den Hals) LISA

Rita.

RITA

Lisa!? Wat machst du denn hier?

N

IC

LISA

Ich bring dir das Biba-Kleid.

RITA

Oh Gott, es is so schön. Wie bist du denn nach hier hinten gekommen? LISA

Ich habe einen Presseausweis. Ich arbeite für den ‚Spectator‘. RITA

Dat is spitze.


156 MONTY Na, offensichtlich hast du den ‚Spectator‘ noch nie gelesen. Na dann, wie man bei den Orthopäden sagt: Hals- und Beinbruch. (MONTY verschwindet. RITA und LISA umarmen sich)

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RITA Also hast du ne Arbeit? Wat sacht dein Mann dazu? LISA

Er weiß es nicht. Ich habe ihm erzählt, ich bin das Wochenende über in Monaco. RITA

Du darfst ihn nich verlassen, Lisa. Bitte. Es geht hier nich um Hass gegen Männer. LISA

Du hast völlig Recht. Und ich hasse Männer nicht. Nur bei meinem Mann, da mache ich eine Ausnahme. Schau mal, ich habe einen Einser-Abschluss aus Cambridge und mein Mann kann sich nicht mal vorstellen, dass ich arbeiten könnte, egal wie gut ich bin. Hier geht es nicht nur um euch Arbeiterinnen, du tust das für uns alle. RITA

Würdest du dir meine Rede einmal anhören? LISA

N

IC

Natürlich.

RITA

(liest)

„Herr Präsident, werte Kongressmitglieder... LISA

...du wirst das aber nicht ablesen, oder?

RITA Ach, Jesus! Ich hab ja versucht es zu lernen, aber mit all dem ganzen andern Kram...


157 LISA Du wirst großartig sein. LAUTSPRECHERSTIMME (verzerrt)

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Redner zum Tagesordnungspunkt fünf, Gesetzesänderung für gleiche Lohnzahlung, bitte auf die Seitenbühne. LISA

Du solltest dich jetzt besser fertig machen. Viel Glück.

(RITA verschwindet auf der Toilette, um das Biba-Kleid anzuziehen. TOOLEY kommt Zigarre rauchend herein. Er sieht die Rede, liest für einen Moment und zerreißt sie. RITA kommt zurück) TOOLEY

(pfeift anerkennend)

Ich wusste nicht, dass Sie so ein Hingucker sind. RITA

Sie sind Onkel Sam, ne?

TOOLEY

(bedrohlich/lüstern)

N

IC

Und sie sind der Tommy. Wir könnten eine ganz besondere Beziehung haben. (RITA will gehen)

Mir gefällt Ihr Kleid. Sind Sie Kommunistin? Wissen Sie, ich könnte eine spezielle Stellung für Sie einrichten, Baby. LAUTSPRECHERSTIMME

(verzerrt)

Redner zum Tagesordnungspunkt fünf, bitte zur Bühne.


158 TOOLEY Sie sind dran. (ER blockiert die Tür)

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Und Mami, wer passt heute auf deine Kinder auf? Ich vermute Daddy, seit er gekündigt wurde. Ich vermute mal, so ein Streik kann eine Beziehung ganz schön belasten. Ich habe nie geheiratet, ich bevorzuge Pferde. RITA

Wo ist meine Rede?

TOOLEY

Nervös? Ich mag nervöse Bräute. Ängstliches Fleisch schmeckt zarter. (TOOLEY nähert sich Rita)

RITA

Fassen Sie mich nicht an!

TOOLEY

Noch ein kleiner Tipp für öffentliches Reden. Vergiss nicht die vier D’s. Drive, Diktion, und denk dran, du bist nur ein kleines Mädchen!

(Und TOOLEY ist gegangen. RITA rennt durch den Raum und versucht panisch, Connies Rede wieder zusammen zu setzen. SIE bricht zusammen und beginnt zu weinen. BERYL, SANDRA, CLARE und CASS kommen herein)

N

IC

BERYL

Wat is denn hier los?

RITA

Er hat Connies Rede zerrissen.

BERYL

Wer?

CASS (zischt durch die Zähne) Dieser Ami-Lappen?


159 RITA Ich weiß nich, wat ich sagen soll! BERYL Keine Panik, wir kleben dat wieder zusammen.

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LAUTSPRECHERSTIMME (verzerrt)

Redner zum Tagesordnungspunkt fünf, Rita O’Grady bitte jetzt zur Bühne. SANDRA

Du hast doch in Liverpool auch keine Rede gebraucht. BERYL

Stimmt, du hast dir wat ausgedacht.

CLARE

Und du warst total, hier...dingens...

CASS

Komm schon, Süße. Du bist dran.

RITA

Ich kann dat nich. Ich kann nich...

N

IC

BERYL

Rita O’Grady! Du schwingst jetzt deinen Arsch da rauf. Du wirst Connie Riley nich enttäuschen. (RITA hält kurz inne)

RITA

Allet klar. Ich bin soweit.

(SIE gehen los. Ende der Szene)


160 #19a – Bei der T.U.C.

26. Szene Die T.U.C. Das Auditorium. TOOLEY und HOPKINS gehen.

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LAUTSPRECHERSTIMME Tagesordnungspunkt fünf, Gesetzesänderung für gleiche Lohnzahlung, Rita O’Grady von der NUVB. (RITA klopft unbeholfen gegen das Mikrofon) RITA

Hallo. Is dat an?

N

IC

(Klopft und das Mikrofon pfeift)

So, also wir streiken, weil, man muss ja irgendwas machen. Connie hätte jetzt gesagt, dass wir die Arbeiterklasse sind, Männer und Frauen. Und wir Frauen haben immer weniger verdient, manchmal nur die Hälfte von den, wat ihr Männer verdient, obwohl wir den gleichen Job machen, mit euch zusammen. Und dat is nich fair, oder? Keine von uns will für ein Taschengeld arbeiten. Taschengeld hatte ich als kleines Mädchen, vielen Dank. Wir Frauen arbeiten, um die Miete zahlen zu können und unsere Kinder zu versorgen. Wir kommen nich aus‘m Weltall. Wir sind eure Ehefrauen, eure Schwestern, eure Töchter, manchmal eure Mütter, die mit sechzig oder fünfundsechzig immer noch arbeiten. Ich habe eine Frau gesehen, die bestimmt schon siebzig war und immer noch bei Wimpeys, hier die Straße runter, kellnern musste. Das hat mit dat Herz gebrochen. Am Anfang ging es um Lohngruppe C, dat war alles, was wir wollten. Aber jetzt geht es um gleichen Lohn. Dat steht uns zu, und deshalb schämen wir uns auch nich, dafür zu kämpfen. Ich bin nich perfekt. Ich habe für meine eigene Tochter eine Krankenschwesteruniform gekauft und sie ausgelacht, als sie gesagt hat, dass sie Ärztin werden will. Diese Uniform is dat einzige in ihrem Schrank, dat nich rosa is. Was soll das alles? Warum kann sie denn nich Ärztin werden?


161 #20a – Aufstehn RITA

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ALL DIE JAHRE DENKST DU DASS MAN DICH EINFACH BETRÜGT DU WEISST, ES STIMMT UND DOCH HAST DU DICH STETS GEFÜGT IMMER ZWEITE REIHE FESTE HIERARCHIE FORTSCHRITT WIRD VERSPROCHEN DOCH KOMMT ANSCHEINEND NIE AUFSTEHN AUFSTEHN

Während dem Krieg haben Frauen als Ärztinnen gearbeitet, als Busfahrerinnen und Bäuerinnen. Ergo haben wir den Krieg gemeinsam gewonnen. Und trotzdem wird von uns Frauen immer noch verlangt, uns zu begnügen, auf morgen zu warten. Wann is morgen? In zehn Jahren? In zwanzig? In fünfzig? AUFSTEHN, AUFSTEHN, STIMMT IHR MIR ZU, DANN LASST UNS RAUSGEHN

Wir Frauen haben euch Männer immer unterstützt, immer wenn ihr uns gebraucht habt, wah‘n wir da. Ihr musstet nie darum bitten. Heute sind wir hier, weil wir euch brauchen. Euch brauchen, um für die Gesetzesänderung für gleichen Lohn zu stimmen.

N

IC

DESHALB SOLLEN HEUTE ALLE AUFSTEHN UND JEDER LEISTET ENDLICH WIDERSTAND

Wir sind alle eine Familie. Die T.U.C, Brüder und Schwestern, Kollegen, alle. Dat habt ihr gesagt, nich ich. Ihr Männer, seid ihr glücklich darüber, dat eure Töchter als Bürger zweiter Klasse aufwachsen? Es sind eure Töchter. Ihr könnt das ändern, ihr könnt. Aber es wird sich nichts ändern, wenn man es nicht versucht. Also steht auf für die Rechte der Frauen. Hör ma, und wenn nich jetzt, wann dann? AUFSTEHN AUFSTEHN AUFSTEHN

DIE WELT AUF UNSERN SCHULTERN DIE SICH IMMER SCHNELLER DREHT WIR MITTENDRIN, DAS HERZ DER WELT DAS DOCH DANEBEN STEHT


162 RITA/FRAUEN DARUM HELFT UNS BITTE HEUT UND ICH WEISS, ES FÄLLT EUCH SCHWER RITA

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DOCH WIR BRAUCHEN EUCH GRAD HEUT SEHR GEMEINSAM SIND WIR MEHR, OH... RITA/FRAUEN

AUFSTEHN, AUFSTEHN, STIMMT IHR MIR ZU, DANN LASST UNS RAUSGEHN DENN NUR ZUSAMMEN SIND WIR EINE MACHT LERNEN, WIE MAN’S RICHTIG MACHT SO SOLL UNSER LEBEN SEIN KOMMT SCHON

AUFSTEHN YEAH, AUFSTEHN LASST UNS ALLE HEUT GEMEINSAM RAUSGEHN WIR LEISTEN WIDERSTAND, DOCH NICHT ALLEIN UND DER SIEG WIRD UNSER SEIN AUFSTEHN RITA

FRAUEN

N

IC

SCHLUSS MIT ANGST UND HEUCHELEI OOOH (ETC.) DRUM SCHLIESST EUCH AN UND SEID MIT DABEI MÄNNER, FRAUEN, WIR SIND EINS WAS DEINS IST, WIRD AUCH MEINS

FRAUEN/MÄNNER

FALLS IHR DENKT, DASS WIR DOCH VERLIERN LASST MICH HIER UND JETZT VERSICHERN DAT WIRD NICH PASSIERN, HÖRT, WAS ICH EUCH HEUT SAG, ICH GLAUBE, HEUTE IST DER TAG!

OOOH (ETC.)


163 RITA/MÄNNER

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AUFSTEHN, AUFSTEHN, STIMMT IHR MIR ZU, DANN LASST UNS ALLE RAUSGEHN DENN NUR ZUSAMMEN SIND WIR EINE MACHT LERNEN, WIE MAN’S RICHTIG MACHT SO SOLL UNSER LEBEN SEIN KOMMT SCHON

AUFSTEHN AUFSTEHN LASST UNS ALLE HEUT GEMEINSAM RAUSGEHN STETS GEMEINSAM, NIE ALLEIN UND DER SIEG WIRD UNSER SEIN KOMMT SCHON!

RITA/FRAUEN/MÄNNER

AUFSTEHN AUFSTEHN LASST UNS ALLE HEUT GEMEINSAM RAUSGEHN WIR LEISTEN WIDERSTAND, DOCH NICHT ALLEIN UND DER SIEG WIRD UNSER SEIN AUFSTEHN – HEUT PRÄSIDENT

Der Gesetzesentwurf für gleiche Lohnzahlung ist hiermit beschlossen. Gleicher Lohn ist ab nun T.U.C.-Grundsatz!

AUFSTEHN – HEUT! AUFSTEHN

N

IC

RITA/FRAUEN/MÄNNER

EDDIE

RAUSGEHN KLAR SEHN NUR MIT DIR WILL ICH AM MORGEN AUFSTEHN ICH LAG FALSCH, DU HATTEST RECHT GLAUBE MIR, ICH FÜHL MICH SCHLECHT DU BIST ALLES, WAS ICH BRAUCH


164 (EDDIE) Wow! Du siehst klasse aus. RITA Is nur geliehen.

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EDDIE Es tut mir leid, Rita. Ich hab dich hängen lassen. Ich hab mich selbst hängen lassen. Ich geh jetzt ma nich davon aus, dass du mich zurückhaben willst, aber ich liebe dich, Rita O’Grady. Es ist Wahnsinn, was du geschafft hast. Wahnsinn. RITA

Eddie, du bist so ein Trottel.

BARBARA

Emmeline Pankhurst hat das Wahlrecht für Frauen erstritten und ist zu Recht eine bedeutende Persönlichkeit der Geschichte. Die Frauen der Ford-Werke in Dagenham haben heute die Welt verändert, und sie werden ihren Platz in den Geschichtsbüchern an der Seite der Suffragetten einnehmen. Sie haben gleichen Lohn für alle durchgesetzt, ein weiterer Schritt nach vorn, in der immerwährenden Geschichte von Frauen, die für ihre Rechte aufstehen.

N

IC

RITA/FRAUEN/MÄNNER

AUFSTEHN AUFSTEHN STIMMT IHR MIR ZU DANN LASST UNS ALLE RAUSGEHN DENN NUR ZUSAMMEN SIND WIR EINE MACHT LERNEN, WIE MAN’S RICHTIG MACHT SO SOLL UNSER LEBEN SEIN KOMMT SCHON

AUFSTEHN AUFSTEHN LASST UNS ALLE HEUT GEMEINSAM RAUSGEHN WIR LEISTEN WIDERSTAND, DOCH NICHT ALLEIN UND DER SIEG WIRD UNSER SEIN AUFSTEHN – HEUT! HOCH MIT DEN HÄNDEN, KOMMT SCHON AUFSTEHN – HEUT! WIR BRAUCHEN HILFE, KOMMT SCHON AUFSTEHN – HEUT!


165 (RITA/FRAUEN/ MÄNNER) HEUT, HEUT! HEUT, HEUT!

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(ENDE)

#21 - Bows

COMPANY

MADE IN DAGENHAM WOHN IN DAGENHAM JETZT GIBT’S GLEICHEN LOHN IN DAGENHAM MADE IN DAGENHAM WIR SIND DAGENHAM GIRLS/JUNGS (ETC.)

WIR SIND MADE IN DAGENHAM

N

IC

#22 - Play Out


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