MERRILY WE ROLL ALONG Textbuch

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Textbuch (dt.)

Buch von GEORGE FURTH Musik und Songtexte von STEPHEN SONDHEIM

Nach dem gleichnamigen Stück von GEORGE S. KAUFMAN und MOSS HART

Deutsche Fassung von SABINE RUFLAIR und JANA MISCHKE (2024)

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Teil 1

Teil 2

ROLLENVERZEICHNIS

FRAUEN

MARY FLYNN

GUSSIE CARNEGIE

BETH

SCOTTY

DORY

K.T.

MEG KINCAID

NACHRICHTENSPRECHERIN

MRS. SPENCER

ERSTE SÄNGERIN

MÄNNER

FRANKLIN SHEPARD CHARLEY KRINGAS

JOE JOSEPHSON

FRANK JR. JEROME

TYLER

TERRY

RU

BUNKER

MR. SPENCER NACHRICHTENSPRECHER FOTOGRAF

WEITERE ROLLEN MASKENBILDNER*IN STAGE MANAGER*IN RICHTER*IN PIANIST*IN

GÄSTE

MENGE

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LIEDER DER CHARAKTERE

Beth #8 Jeder Tag tut weh #11 Ein Triumph #14 Bobby und Jackie und Jack #15 Jeder Tag tut gut #16A Übergang 7 #16 Da raus

Charley

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#5 Alte Freunde – Wie es war #6 Frank GmbH

#7 Alte Freunde #9 Ist halt so #11 Ein Triumph

#13 Gefunden

#13A Die Crème - Teil 4 #14 Bobby und Jackie und Jack #16 Da raus

#17 Wir sind dran – Teil 1

#17A Wir sind dran – Teil 2 #17B Wir sind dran – Teil 3

Ensemble #2 Alle an Bord #3 Der Frank #4 Übergang 1 #6A Übergang 2 #7C Übergang 3 #9 Ist halt so #11A Übergang 4

#12 Die Crème – Teil 1

#12A Die Crème – Teil 2

#12D Die Crème – Teil 3

#13B Übergang 5

#17B Wir sind ran - Teil 3 #18 Applaus

Dory

#13A Die Crème – Teil 4 #15A Übergang

Frank #7 Alte Freunde

#7A Die Vernunft - Teil 1 #9 Ist halt so #11 Ein Triumph #13 Gefunden

#13A Die Crème – Teil 4 #14 Bobby und Jackie und Jack #15 Jeder Tag tut gut #16 Da raus

#17 Wir sind dran – Teil 1

#17A Wir sind dran – Teil 2 #17B Wir sind dran – Teil 3

Frank Jr.

Gäste

#16A Übergang 7

#13A Die Crème - Teil 4

Gussie

#7B Die Vernunft – Teil 2 #10A Opening Akt Zwei #12A Die Crème - Teil 2 #12C Die Vernunft #13A Die Crème - Teil 4

Jerome #9 Ist halt so

Joe

K.T.

#9 Ist halt so #11 Ein Triumph #13A Die Crème - Teil 4 #16 Da raus

#9 Ist halt so

Mary #5 Alte Freunde – Wie es war #7 Alte Freunde #9 Ist halt so #11 Ein Triumph #15 Jeder Tag tut gut #16 Da raus #17B Wir sind dran – Teil 3

Mrs. Spencer

Pianist*in

Scotty

Tyler

Erste Sängerin

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#16A Übergang 7

#14 Bobby und Jackie und Jack

#9 Ist halt so

#9 Ist halt so #15A Übergang 6

#16 Da raus

ABLAUF

AKT EINS

SZENE EINS: Bel Air, Kalifornien - 1976 (Frank, Mary: 40 Jahre alt)

SZENE ZWEI: NBC-Studio, New York City - 1973 (Frank, Mary, Charley: 37)

SZENE DREI: Franks Apartment, New York City - 1968 (Frank, Mary, Charley: 31)

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SZENE VIER: Gerichtsgebäude in Manhattan, New York City –1967 (Frank, Mary, Charley: 30)

AKT ZWEI

SZENE EINS: Alvin Theatre, New York City – 1964 (Frank, Mary, Charley: 27).

SZENE ZWEI: Stadthaus von Gussie und Joe, New York City - 1962 (Frank, Mary, Charley: 25).

SZENE DREI: Downtown Club, New York City - 1960 (Frank, Mary, Charley: 23)

SZENE VIER: New York City - 1957 -1959 (Frank, Mary, Charley: 20-22)

SZENE FÜNF: Ein Dach in der 110th Street, New York City - 1957 (Frank, Mary, Charley: 20).

NURZUR ANSICHT

1. AKT

PROLOG

Nr. 1 Ouvertüre

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Hinter einem Gazevorhang liegt die Bühne im Dunkel. Das ORCHESTER beginnt die Ouvertüre. Mit „Gefunden“ erscheint FRANKLIN SHEPARD im Licht. Er sitzt vorne rechts an einem Piano hinter der Gaze - ein gutaussehender, selbstbeherrschter Mann um die 40 im eleganten Smoking. Er spielt mit dem Orchester, ist aber offensichtlich in seiner eigenen Welt Ebenso offensichtlich ist er ein außergewöhnlich versierter und ausdrucksstarker Pianist.

NURZUR ANSICHT

Das Orchester gleitet in den Vamp von „Alle an Bord“. Das ENSEMBLE tritt auf und FRANKLIN stoppt sein Spiel, sieht erst auf seine Hände und dann nachdenklich in die Ferne.

Im Verlauf des Liedes werden Szenen und Bilder auf den Gazevorhang projiziert, Momente aus der Geschichte, die wir später sehen. Fotos von FRANKLIN SHEPARD, MARY FLYNN und CHARLEY KRINGAS, jeweils im Alter von acht Jahren, dann auf ihren Schulen und Universitäten, gefolgt von einem Durcheinander an Eindrücken: Die drei zusammen beim Quatschmachen in der Fotobox, ihre ersten Erfolge als Autoren, FRANKLINS Hochzeit und Scheidung, Kritiken, Zeitungsprofile, Klatschpresse, Berichte über den kreativen Bruch zwischen FRANKLIN und CHARLEY, FRANKLINS Karriere im Filmbusiness, CHARLEYS Pulitzer Preis etc. All das kulminiert passend zum Ende der Nummer in einer projizierten, überdimensionalen Einladung mit dem Text:

Einladung

anlässlich der Premiere seines neuen Kinofilms „Darkness before Dawn“ lädt Franklin Shepard in seine Residenz ein

1740 Bellagio Drive

Bel Air, Kalifornien 4. Oktober 1976

Im Verlauf des Stückes werden in den Szenenübergängen dieselben Bilder erneut eingeblendet, dann jeweils passend zum Geschehen

Nr. 2 Alle an Bord

ENSEMBLE (AUßER FRANK)

(Soli-Aufteilung siehe Klavierauszug!))

REISS DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN WIR GEH ‘ N IN DEN TAG HINEIN

TAG HINEIN VOLLER IDEEN

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BRECHEN FRÖHLICH AUF

FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSREN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN

TREIBEN WIR FORT ALLE AN BORD ALLE AN BORD ALLE AN BORD

GRUPPE 1

TRÄUME SIND UNSTERBLICH, FIND D EINEN TRAUM

GRUPPE 2

WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT VERSTEHT, ZEIT VERGEHT

GRUPPE 1

NURZUR ANSICHT

SOLO 7

ZEIT VERRINNT DER ERNST BEGINNT DOCH EIN TRAUM , DER NIMMT SICH D EN RAUM

HALT IHN FEST

GRUPPE (gleichzeitig)

WIE WAR DAS MÖGLICH?

SOLO 7

ER BRAUCHT ZEIT

GRUPPE

FRÜHER WAR ALLES KLAR

SOLO 7

ZEIT VERRINNT

GRUPP E (gleichzeitig)

WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM ’ N?

HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM ’ N?

SOLO 7

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BIEG DEN TRAUM…

GRUPP E

WIE WAR DAS MÖGLICH?

WO WAR DER ANFANG?

SOLO 7

MIT DEM WEG…

GRUPPE (gleichzeitig)

IST DAS NICHT DEUTLICH, KANNST D U ’ S NICHT SEH ‘ N?

LASS DIR DAS GLÜCK NICHT EINFACH ENTGEH ’ N

ALLE

WIE KONNTE SICH D EIN LEBEN SO DREH ‘ N?

GRUPPE 1

DU TREIBST

GRUPPE 2 (gleichzeitig)

WIE WAR DAS MÖGLICH?

GRUPPE 3

WIE WAR DAS MÖGLICH?

GRUPPE 1

DU TREIBST FORT

GRUPPE 2

FRÜHER WAR ALLES KLAR

GRUPPE 3

IST ES NICHT IMMER KLAR?

GRUPPE 1

ALLE TREIBEN FORT

GRUPPE 2

WO FÄNGT D AS ENDE AN

GRUPPE 2,3

WO BEGINNT DIE SCHIEFE BAHN

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ALLE

KRIEGST DU NIEMALS WIRKLICH MIT , WIE ES ABWÄRTS GEHT?

CHARLEY

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

ALLE AUßER CHARLEY

WO WAR DER ANFANG?

MARY

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

MARY, CHARLEY

SUCH DIE RICHTUNG AUS UND DANN GEH DIE STRAßE L AN G BALD SCHON WIRST DU FRÖHLICH SEIN

ALLE

FRÖHLICH SEIN

FOLGST EINEM TRAUM

TRÄUME UFERN AUS

MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN ?

LUSTIG SEIN ?

WAS FÜR EIN ORT ALLE AN BORD

GRUPPE

EIN WEG IST STEIL EIN ANDRER EBEN

EINE N NIMMST DU IM FLUG STOLPERST DU HEUT

AUF SCHOTTERWEGEN

WER HAT DIE ZEIT

S ICH AUFZUREGE N?

WEGE GIBT ES GENUG

GRUPPE 1

EINMAL

JEDER IST NUR

EINMAL DRAN

MAN HAT KEINE WAHL

GRUPPE 2

EIN WEG IST STEIL

EIN ANDRER EBEN

EINEN NIMMST DU IM FLUG

STOLPERST DU HEUT DU BIST DRAN

SCHAU DIE LANDSCHAFT AN

GEH NOCH EIN STÜCK

SCHAU NICHT ZURÜCK

SCHAU NICHT ZURÜCK

SCHAU NICHT ZURÜCK

SCHAU NICHT ZURÜCK

SCHAU NICHT ZURÜCK

SCHAU NICHT ZU -

GRUPPE

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

WO WAR DER ANFANG?

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

AUF SCHOTTERWEGEN

W ER HAT DIE ZEIT

SICH AUFZUREGEN ? WEGE GIBT ES GENUG MANCHE NIMMST DU IM FLUG

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ALLE

KRUMM UND G E RAD E AUS WIR PASSEN UNS DER STRAßE AN TREIBEN IN DEN TAG HINEIN

TAG HINEIN

DA IST EIN TRAUM !

TRÄUME UFERN AUS MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN?

STIMM T MIT EIN WAS FÜR EIN ORT

ALLE AN BORD

ALLE AN BORD

ALLE AN BORD

ALLE AN -

Prolog Ende

SZENE EINS

(Laute, lebhafte Musik.

FRANKLIN erwacht aus seinem Tagtraum, steht auf und steigt über eine Treppe auf ein Podest. Von dort beobachtet er im Verborgenen die ENSEMBLEMITGLIEDER, welche sich zeitgleich einander zuwenden und animierten Smalltalk beginnen. Sie sind nun die FREUNDE und GÄSTE auf einer Party in Franks Haus in Bel Air.

Im Bühnenvordergrund liegt ein Patio mit einer Bar, direkt im Off ist der Swimmingpool. Im Bühnenhintergrund sind große Glasfenster und -türen, darüber einen Balkon. Durch die Fenster sehen wir drinnen Gäste tanzen und Drinks schlürfen. Andere Gäste stehen vorne auf der Bühne im Patio. Allesamt sind sie in den Dreißigern oder Vierzigern, reich, erfolgreich und extrem gut gelaunt.

MARY FLYNN, 40, übergewichtig, zerzaust, früher sicher hübsch, sitzt an der Bar. Sie ist schon ordentlich betrunken und legt fleißig nach.

Während des Stücks wird sie mit jeder Szene fünf Kilogramm leichter. Projektion: BEL AIR, KALIFORNIEN 1976.

Nr. 3 Der Frank

GAST (TYLER)

(zu einem anderen Gast)

ICH SO: „FRANK, DER FILM WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS…“

GAST (TERRY)

(zu einem weiteren Gast)

ICH SO: „FRANK, DU WIRST NOCH CHEF VOM STUDIO…“

GAST (SCOTTY) (zu DORY)

ICH SO: „FRANK, GUCK MAL HIER, DEINE PRESSESCHAU“

GAST (DORY)

ICH SO: „FRANK KENNT DAS PUBLIKUM GANZ GENAU.“

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TYLER

MARY

(zu einem anderen Gast)

ICH SO: „FRANK, DER FILM WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS…“

(An der Bar, mit Blick auf ihr Glas, das sie in Richtung RU hebt, eines attraktiven jungen Mannes).

Ich hab tief ins Glas geschaut.

RU Ach?

MARY

RU

FRANK

Kein Spaß drin.

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Oh.

(tritt auf dem Balkon aus dem Schatten, hebt sein Glas und ruft mit übertriebenem Enthusiasmus nach unten)

PARTY!

GRUPPE 1

DER FRANK –

JEROME

DER LIEBT DEN ERFOLG –

FRANK

Das Fest steigt drinnen!

GRUPPE 2

DER FRANK –

FRANK

NURZUR ANSICHT

TERRY

Und der Film war gut?

EIN HÄNDCHEN FÜR GOLD

FRANK

Noch Champagner?

(ab, um mehr Champagner zu holen)

SCOTTY

ER HAT STIL UND VISIONEN

TERRY

WIE MACHT ER DAS?

TYLER

ER HAT SINN FÜR DAS BUSINESS

K.T.

EIN ECHTES ASS

ALLE

DER FRANK !

(FRANK kommt mit dem Champagner zurück und schenkt ein. Musik untendrunter weiter.)

RU (zu MARY)

Ich hab das Drehbuch für Franks Film geschrieben.

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MARY

FRANK

Keine Sorge, ich sag’s nicht weiter.

(FRANK sieht MEG auf sich zueilen. Offensichtlich will er nicht mit ihr allein sein und wendet sich der Gruppe um TYLER zu. Sie stellt sich zu ihm.)

Oh, Tyler, das ist Meg, die fantastische Hauptdarstellerin in meinem Film Mein alter Kumpel Tyler hier hat den Anrufbeantworter erfunden.

TYLER

Und jetzt haben die Leute Angst, dass ich noch was erfinde.

(Sie geben einander die Hand. FRANK wandert mit dem Champagner zur nächsten Gruppe und überlässt MEG dem Gespräch mit TYLER.)

GRUPPE 1

DER FRANK –

RU (zu MARY)

Und was machen Sie?

JEROME

AGIERT MIT VERSTAND

MARY

Trinken.

GRUPPE 2

DER FRANK –

RU

Nein, im richtigen Leben.

ALLE

DER IST SO CHARMANT

MARY Richtig trinken.

K.T.

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IST EIN FREUND 1

MEG

IST EIN SCHATZ

BUNKER

UND SEIN FILM IST COOL

TERRY

SEINE FRAU IST BEZAUBERND

MÄNNER

SEIN SOHN NICHT SCHWUL

ALLE

TAG FÜR TAG SÄGEN NEIDER AM SCHÖNEN STUHL VON FRANK!

1 Alternative:

SO EIN FREUND SO EIN SCHATZ UND SEIN WERK: PASSION!

SEINE FRAU IST BEZAUBERND UND AUCH SEIN SOHN

UND MAN MAG, UND MAN LIEBT UND FAST HASST MAN SCHON DEN FRANK

FRANK

(zu den Gästen)

„ OBEN IST DIE LUFT SEHR DÜNN “

(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)

ICH FIND ’ S OBEN ECHT NICHT SCHLIMM

(Wieder Gerede, dann Ruhe)

HOLT TIEF LUFT, WIR SIND DRAN

UNSER TRAUM

FÄNGT ERST AN BLUT UND SCHWEIß

DAS BRINGT GELD

DAS MACHT GLÜCKLICH

NUR DAS ZÄHLT

GRUPPE 1

DIE ART –

BUNKER

Und das Komponieren fehlt dir nicht?

GRUPPE 1

DER TYP HAT ES RAUS

FRANK

Anderes Leben..

NURZUR ANSICHT

GRUPPE 2

APART!

JEROME

Der amerikanische Traum in Person!

MEG

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(ins Off Richtung Pool blickend)

UND WAS FÜR EIN HAUS!

GRUPPE 1

ER HAT DAS, WAS MAN WEITHIN CHARISMA NENNT

GRUPPE 2

IST EIN GANZ FEINER KERL, DEN MAN GERNE KENNT

ALLE

MEG

ER IST DIE ART VON MANN, DEM MAN ALL DAS GÖNNT, DER FRANK!

(Musik Ende.

Während des folgenden Dialogs bahnen sich leise Ausschnitte von Gesprächen, Hintergrundmusik oder Piano ihren Weg von der Party, die sich im Off erahnen lässt, an unsere Ohren. GÄSTE gehen rein und raus )

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FRANK

MARY

MEG

MARY

NURZUR ANSICHT

FRANK

(nähert sich FRANK)

Franklin?

(nervös, bestrebt ihr auszuweichen. Er ändert die Richtung und geht zu MARY.)

Meg, das hier ist Mary Flynn.

(ernstgemeint)

Mary ist meine engste, älteste, beste Freundin. Unsre Freundschaft geht wahnsinnig weit zurück.

Und kaum voran.

Also, Frank hat mir Ihr Buch gegeben und ich hab es immer wieder gelesen

War´s beim ersten Mal zu schwer?

(laut zu den GÄSTEN)

Ihr Lieben, drinnen haben wir Orchester und Tanz.

(Die Musik setzt wieder ein. Frank ab.)

TYLER

ICH SO: „FRANK, ICH NEHM DICH MIT NACH MEXIKO“

JEROME

ICH DENK, FRANK GEHT WOHL ZURÜCK ZU PARAMOUNT

MARY

(zum Publikum)

DAS SIND DIE MACHER

DAS IST DAS LEBEN

DAS HIER SIND DIE, DIE

DEN TON ANGEBEN

GRUPPE 1

…MEXIKO

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MARY

DAS IST FRANKS AUFGEBOT

GRUPPE 2

…UND ZURÜCK ZU PARAMOUNT…

MARY

ALLE

FRANK

ALLE S O HOHL WIE BROT

NURZUR ANSICHT

UND BEI EINEM FILM, DER SO VIEL EINSPIELT

SAGT MAN DANACH: (zu Frank)

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!

MARY

DANKE!

(FRANK gesellt sich zu einer Gruppe, steht mit dem Rücken zu uns. Mit einer wahnsinnig komischen, mit großen Bewegungen untermalten Geschichte bringt er sie zum Lachen.)

DAS SIND DIE MACHER

DAS IST DAS LEBEN

DAS SIND DIE LEUTE ZUM ÜBERGEBEN

FRANK (geht zu MARY)

DARAUF HÄTTEN WIR NIE GETIPPT

NIE GETIPPT

DASS WIR HEUT HIER STEH ‘ N MANN , WIR WÄRN VÖLLIG AUSGEFLIPPT WIR IM INNERSTEN KREIS

GRUPPE 1

…MEXIKO…

FRANK

WAS DIE PARTY BEWEIST

GRUPPE 2

…UND ZURÜCK ZU PARAMOUNT…

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FRANK

UND SIEH MAL AN, WER DIE SCHMEIßT!

GRUPPE 1

…MEXIKO…

GRUPPE 2

WUNDERBAR, FRANK!

GRUPPE 1

…ACAPULCO, MEXIKO…

GRUPPE 2

WUNDERBAR, FRANK!

ALLE

FRANK

UND BEI EINEM FILM, DER SO VIEL EINSPIELT, WAS KOMMT DANACH?

Ähh, Paramount!

(Musik untendrunter weiter.

FRANK dreht sich zu MARY und hält ihr den kleinen Finger entgegen.)

„Was muss so?“

MARY

(hält ebenfalls den kleinen Finger hoch)

„Und bleibt so?“

FRANK, MARY

(haken ihre Finger ineinander)

„Nur wir.“

FRANK

Danke dass du eingeflogen bist, alte Freundin

MARY

FRANK

Danke für das Ticket, alter Freund. Ich hab einen Brief von Frankie gekriegt.

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MARY

FRANK

MARY

FRANK

MARY

K.T.

Wenigstens dir schreibt mein Sohn.

NURZUR ANSICHT

MARY

Um sich zu bedanken, dass ich bei seinem Schulabschluss war.

Ich war nicht eingeladen.

Ich auch nicht

Wie geht’s Frankie?

Das hat er mich auch gefragt. Mensch, könnt ihr zwei denn nicht –

(kreuzt zu Frank und unterbricht)

Frank, meine nächste Show fang ich so an: „Ich halte mich an Franklin Shepard, denn wo Frank ist, sind die A-Promis.“

(lächelt und geht)

Ich hab gerade kapiert, wofür das „A“ steht.

(Frank lächelt und wendet sich zum Gehen)

JEROME

(hält ihn auf)

Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du das Haus in Malibu verkaufst?

FRANK

Das willst du nicht. Die Hütte hat nicht mal einen Pool.

MARY

FRANK

(zu laut)

Kein Pool?!?

(Musik bricht ab. Alle Blicke richten sich auf sie.)

In meinem Rattenloch in New York ist das Klo dauerhaft verstopft und die Küche ein Gesundheitsrisiko – aber KEIN POOL?!? (schreit)

ABREISSEN!

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ALLE

MARY

ALLE

MARY

NURZUR ANSICHT

(sie reißt ihre Arme zur Seite und verschüttet dabei ihren Drink. FRANK geht wieder zu ihr.)

Komm, wir holen uns einen Kaffee.

(nimmt ihren Arm und geht nach links)

DER FRANK

Kaffee trink ich nicht.

UMGEHT DEN SKANDAL

Koffein ist schlecht für die Gesundheit

GRUPPE 2

DENN FRANK

FRANK

Ich weiß, dass der Film belanglos war.

JEROME

IST FURCHTBAR LOYAL

FRANK

Aber der nächste…wart’s ab.

(FRANK kreuzt nach rechts)

MARY

Ich hab das Warten aufgegeben.

ALLE

MARY

ALLE

ER IST HÖFLICH UND FINDET GENAU DEN TON

(fröhlich, hebt ihr Glas Richtung TERRY an der Bar)

DAS GING LOS MIT DEM WEIN BEI DER KOMMUNION

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DER FRANK

FRANK (zu den Gästen)

ALLE WARNEN DICH VOR M RUHM

(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)

ICH SAG: SCHAUT EUCH BITTE UM!

(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)

AB JETZT GILT: WIR SIND DRAN

ICH SAG JA, FANG ’ N WIR AN

ICH SAG: LOS UND OKAY

ICH SAG: DRINNEN GIBT ’ S BUFFET!

ALLE

NURZUR ANSICHT

DER FRANK

TERRY

Franks Film war super!

ALLE

IST FAST SCHON AM ZIEL

TYLER

ALLE

Frank kennt sein Publikum!

DOCH FRANK

BUNKER

Frank versteht das Business!

ALLE

DER PLANT NOCH SO VIEL!

ALLE

(deutet auf MEG, die rot anläuft)

Und er hat sie zum Star gemacht!

ER HAT DAS, WAS MAN WEITHIN CHARISMA NENNT IST EIN GANZ FEINER KERL, DEN MAN GERNE KENNT UND VIELLEICHT WIRD ER IRGENDWANN PRÄSIDENT

DER FRANK!

DER FRANK!

DER FRANK!

Nr. 3a Zwischenspiel

(Die Musik stoppt.)

MEG

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FRANK

NURZUR ANSICHT

GUSSIE

(geht zu FRANK)

Oh, Frank –

(FRANK sieht, wie GUSSIE aus der hinteren rechten Tür hereinkommt und sie beobachtet. Schnell weicht er aus. MEG bemerkt, dass irgendwas im Busch ist, bleibt stehen und auf Distanz.)

Vorhin ist eine Sternschnuppe runtergefallen. Ich lief über die Wiese und direkt vor mir…

(laut, für alle)

Und direkt vor uns, was haben wir da? Einen aufsteigenden Stern. Ganz egal was die Kritiker über den Film schreiben, dich werden sie auf jeden Fall lieben.

Auf jeden Fall. Egal, was sie über den Film schreiben.

(Reich, arrogant, ein Broadway-Star. Die gewohnte Aufmerksamkeit wird ihr an dieser Küste verwehrt. Sie kommt nach vorne.)

MARY

(zu niemandem im Speziellen)

Die Spannung fällt.

FRANK

Meg, du kennst doch meine Frau, Gussie.

MEG

Wer den Broadway kennt, kennt Gussie Carnegie.

GUSSIE

Zu Diensten

SCOTTY

(zu MEG, über die Lichter unter ihnen)

Ab morgen liegt dir alles das zu Füßen.

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GUSSIE

Scotty. Das ist die Vorstadt.

FRANK

(zu GUSSIE, nach einer peinlichen Pause)

Warst du jetzt drinnen?

GUSSIE

Wenn man eine Party gibt, sollte man auch anwesend sein.

FRANK

Hast du gesungen?

GUSSIE

Keiner hat gefragt.

(GUSSIE hinten links ab. FRANK flüchtet erneut vor MEG, doch sie folgt ihm in kurzer Distanz.)

MEG

FRANK

Franklin –

(warnt sie leise)

Später.

MEG

(mit gesenkter Stimme)

Du ignorierst mich.

FRANK

Richtig.

MEG

FRANK

Ich hab aber Gefühle.

Und ich eine Frau.

MEG

FRANK

Ich liebe dich so sehr.

Und ich liebe dich.

(Er geht nach hinten, weg von ihr.)

TYLER (laut)

So, ich bin dann mal weg. Morgen flieg ich nach New York.

BUNKER

Oh, geh auf jeden Fall in das neue Stück von Charles Kringas.

(Die Musik endet plötzlich.

Frank bleibt stehen. Der Partytalk verstummt.)

Das ist eigentlich die einzige Show der letzten Jahre, die ihren Pulitzer wirklich verdient hat. Meiner Meinung nach hat jede Generation genau einen Autor, der –

(Die Totenstille und Blicke der anderen machen klar, dass er etwas sehr Falsches gesagt hat.)

Oh mein Gott. Was ist?

MARY

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Weißt du nicht, dass du in diesem Haus niemals nicht sprechen darfst von –(schreit)

CHARLES KRINGAS!

FRANK (geht zu ihr)

Mary.

MARY (ihn ignorierend, laut)

Es ist nämlich so: Charley, Frank und ich waren mal unzertrennliche Freunde.

GUSSIE

Kommt jemand mit rein?

MARY

FRANK

Bis zu der Totalkatastrophe von Fernsehinterview, in dem Charley –

Verdammt nochmal, jetzt reicht’s

GUSSIE

Ganz vorsichtig, Mary.

JEROME

(tritt ein, Papiere in der Hand)

Hey, die Besucherzahlen von der Ostküste sind da!

SCOTTY

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(tritt mit Jerome auf, reißt die Faust gen Himmel)

Und sie gehen durch die Decke!

(Aufregung, Lärm im ganzen Raum)

FRANK

Also können wir die Pfandflaschen wegschmeißen

SCOTTY

TYLER

(zu MEG)

Und du, hör zu. (liest)

„DIE Entdeckung in ‚Darkness before Dawn‘ ist Meg Kincaid, die blauäugige Heldin.“

(erhebt das Glas, laut, um sich die Aufmerksamkeit zu sichern)

Auf Franklin Shepard, den ich noch aus unserer gemeinsamen Anfangszeit in einer miefigen Bar im Greenwich Village kenne.

JEROME

MARY

(ebenfalls das Glas hebend)

Auf Frank Shepard. Herzlichen Glückwunsch an den Wunsch-Klienten eines jeden Anwalts. Mit vierzig Jahren schon ein Hit in New York, jetzt ein Hit in Hollywood, verheiratet mit einer Broadway-Legende, umgeben von Menschen, die für ihn arbeiten und jeder Menge Geld…

(Alle lachen.)

Ach so, kommen jetzt die Reden?

(hebt das Glas)

Auf Franklin Shepard, den Produzenten. Den Mann, der alles hat. Und ich bin fett, betrunken und am Arsch, und ich würde trotzdem um nichts in der Welt mit ihm tauschen.

(Eine schreckliche Stille.)

TERRY

Gott, so spät? Mein Bett ruft.

MARY

(gehässig, impliziert dass er schwul ist)

Er wartet.

GUSSIE

Raus, du Schnapsdrossel!

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FRANK

Gussie!

GUSSIE (zu FRANK)

Schaff die fette Alkoholikerin hier raus.

FRANK

MARY

(ist bereits bei MARY angekommen, ruhig)

Darf ich dir das Glas abnehmen?

(sehr laut)

Nein, du toller Hecht. Du darfst mir nicht das Glas abnehmen.

(will sich loswinden. Sie fällt hart zu Boden und reißt aus Versehen mit lautem Krach alles von der Bar mit. Die Gäste schnappen schockiert nach Luft. Mary versucht, sich aufzurichten, fällt aber wieder hin.)

Oh nein. Jetzt lädt er mich nicht wieder ein.

(RU hilft ihr auf die Füße und geht mit ihr nach hinten.)

Also bitte – geht nicht, nur weil ich gehe.

(Sie stolpert und RU fängt sie auf. Sie windet sich aus seinem Griff und spricht die Gäste von der Treppe aus an.)

Aber zuerst, Ruhe. Ich hab gesagt:

(schreit)

Ruhe!!

(Die Gäste halten schockiert inne und hören zu.)

Ich will was sagen. Hören alle zu? Ihr seid ein Haufen Scheiße.

(sie dreht sich zu FRANK und zeigt mit dem Finger auf ihn)

Und genau das hast du verdient.

(Sie wendet sich zum Gehen, fällt nochmal hin und krabbelt ab. RU folgt ihr.)

TYLER

(nach einer kurzen Pause)

So traurig.

TERRY

Ist die nicht irgendwie wichtig?

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DORY

Nein, die ist Kritikerin.

Nr. 3b Zwischenspiel

JEROME

Sie hatte mal einen Bestseller.

GUSSIE

Dass ich das noch erleben darf. Endlich ist Frank sie los.

FRANK

Und ich finde keine Worte für den Verlust.

SCOTTY

DORY

NURZUR ANSICHT

MEG

FRANK

(MEG, TYLER und SCOTTY hatten beim Aufräumen der Flaschen geholfen. MEG schreit plötzlich schrill auf und greift nach ihrer Hand. Sie blutet.)

Was ist?

Sie hat sich am Glas geschnitten.

Nicht schlimm. Lässt gleich nach.

(zu den anderen)

Meg hat sich die Hand richtig verletzt.

(GUSSIE geht weg, stellt sich neben TERRY.)

MEG

FRANK

Nein wirklich, nicht schlimm.

Ru oder irgendwer, macht was. Holt Jod. (RU ab.)

TERRY (zu GUSSIE)

Tja, wenn man jung ist, und ein Star, reicht eine Kleinigkeit und man ist der Nabel der Welt.

GUSSIE

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MEG

SCOTTY

Bitch. (geht weg)

Es hört schon auf. Ich lass mal Luft dran.

(MEG läuft nach draußen. FRANK will ihr instinktiv folgen, sieht aber GUSSIE und lässt es. GUSSIE hat seinen Impuls bemerkt Franks und ihre Augen treffen sich kurz, bevor er sich abwendet.)

(etwas zu fröhlich zu FRANK und GUSSIE)

Ihr zwei wisst aber ganz genau, wie man Drama kreiert.

RU (bringt das Jod mit herein)

Hier ist das Jod, wo ist sie?

FRANK

Unten auf der Wiese.

GUSSIE

RU

NURZUR ANSICHT

In der Rolle des verletzten Rehs

(will abgehen, aber wendet sich vorher noch einmal an FRANK)

Mr. Shepard?

FRANK (abgelenkt)

Frank.

RU

Bevor ich gehe, wollte ich kurz fragen –(lächelt)

Wie werde ich Sie?

FRANK

Rat kommt von raten, und das mach ich nicht

(RU will abgehen.)

Hey…

(RU hält inne, dreht sich um.)

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GUSSIE

FRANK

GUSSIE

FRANK

Schreib nicht nur mit dem hier (zeigt auf seinen Kopf)

Schreib mit dem hier. (zeigt auf sein Herz)

Und jetzt raus.

(RU ab, FRANK und GUSSIE bleiben allein zurück. Im Hintergrund Klaviermusik. Drinnen sehen wir GÄSTE tanzen und die Party genießen. FRANK wendet sich zum Gehen.)

Rat kommt von raten? Hast du das auf einem T-Shirt gesehen?

Entschuldige bitte, was ist jetzt wieder los?

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GUSSIE

FRANK

Du und die kleine Schlampe, das ist jetzt wieder los.

Bitte lass das. Drinnen läuft eine Party.

Betrügen lasse ich mich vielleicht, aber demütigen nicht

Wann lässt du es gut sein? Ich habe nie gesagt, dass du zu alt für die Rolle bist. Das Studio hat gesagt, dass du zu alt für die Rolle bist.

GUSSIE

Ich kann es nicht nachvollziehen. Wie ich mich scheiden lassen konnte von einem, der den Boden unter meinen Füßen angebetet hat für einen schlechten Witz von Mann wie dich.

FRANK (seufzt)

In meinem Leben habe ich nur einen Fehler gemacht. Aber den immer wieder. Ich habe „ja“ gesagt, obwohl ich „nein“ meinte. Bitte entschuldige (Er dreht sich nach hinten.)

GUSSIE

Wag es nicht, mich so stehen zu lassen.

FRANK

Okay. Willst du wissen, ob es stimmt? Es stimmt. Aber was du nie verstehen wirst: Sie ist sensibel, sie ist mitfühlend, sie inspiriert mich. Sie ist gerade das Einzige, was mich über Wasser hält.

(Die Musik endet und die Gäste drinnen applaudieren. Eine neue Musik fängt an.)

Nr. 3C Zwischenspiel („Gefunden“)

GUSSIE

Wie erbärmlich.

(Sie kreuzt nach vorne links.)

Nach all den Jahren ziehe ich den Hut vor Charley Kringas. Der streberische Wurm hat dich schon damals durchschaut.

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FRANK

Und ich beneide Charley Kringas jeden Tag

GUSSIE

Wahnsinn - das von einem Mann, dessen Werk das Publikum noch auf dem Weg ins Parkhaus vergisst.

FRANK

Ich schwöre, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, wenn ich nochmal anfangen könnte, mit Charley, mit Shows, die die Welt verändern, ich würde alles hier aufgeben, sofort

GUSSIE

Du hast dir jetzt so lang in die Tasche gelogen, du glaubst das wahrscheinlich wirklich

FRANK

Siehst du nicht, wie ich mich für das hier schäme? Dass ich mich selbst genauso ekelhaft finde wie du? Dass ich nur so tue, als würde das hier irgendwas bedeuten? Damit die Leute nicht mitkriegen, wie sehr ich mein Leben hasse und will, dass es endlich vorbei ist –

RU

FRANK

(tritt mit MEG wieder auf, sie ziert sich)

Ich hab sie gefunden. Sie war auf der Wiese und hat gesungen.

(sammelt sich. Er gibt RU das Jod.)

Entschuldigung. Hier.

RU (zu MEG)

Halten Sie bitte kurz still. Ich mach ein bisschen Jod auf die Hand.

JEROME

(tritt hinten mittig mit DORY auf)

Meine bessere Hälfte und ich sagen Gute Nacht

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MEG

(als Reaktion auf RU, der das Jod aufträgt)

Au, au!

GUSSIE

(geht zu RU und MEG)

Meg, mein Mann hat mich gerade informiert, dass du die blauäugige Schlampe bist, die ihn als einzige über Wasser hält.

FRANK

Gussie, hör auf!

GUSSIE

Auf jeden Fall, ich höre auf. Aber vielleicht ist sie jetzt nicht mehr ganz so blauäugig!

(GUSSIE reißt RU das Jod aus der Hand und schleudert es MEG direkt in die Augen. MEG schreit und reißt die Hände ans Gesicht. Die anderen rennen dazu, die folgenden Sätze laufen durcheinander.)

Und hier ist mein Toast auf dich, Frank!

MEG (gleichzeitig)

Meine Augen! Meine Augen!

GUSSIE

Mögest du immer alles bekommen, was du verdienst!

JEROME

Frank, ruf im Krankenhaus an! Ruf an und sag, dass es einen Unfall gab!

MEG

(gleichzeitig)

Oh Gott!

DORY

GUSSIE

TYLER

(gleichzeitig)

Ruf einen Krankenwagen, schnell!

(gleichzeitig)

Er hat sie gebumst, Dory!

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RU

MEG

(gleichzeitig)

Wir haben keine Zeit für den Krankenwagen, Frank. In mein Auto.

(gleichzeitig)

Haben Sie Wasser, Mr. Shepard? Wasser, und Tücher?

(gleichzeitig)

Hilfe! Bitte, Hilfe!

JEROME

TYLER

(führt MEG hektisch nach draußen)

Frank, wir müssen das der Polizei melden, sofort!

(gleichzeitig)

Mein Auto hat ein Telefon, Frank.

JEROME

Frank, Frank, schnell! Los!

GUSSIE

(folgt den anderen Gästen nach draußen und schreit in Richtung FRANK, der wie versteinert dasteht)

Es ist vorbei, hast du gesagt? Jetzt ist es vorbei. Du und sie und ich und die ganze Scheiße ist vorbei! (ab)

FRANK (alleine, windet sich, schreit)

AAAHHHH!

Nr. 4 Übergang 1

SOLO 1

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

WO WAR DER ANFANG?

WIE IST DAS ALLES PASSIERT?

GRUPPE 1

TRÄUME SIND UNSTERBLICH, FIND D EINEN TRAUM

GRUPPE 2

WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT

GRUPPE 3

… VERSTEHT , ZEIT VERGEHT

GRUPPE 1

LÄUFT EIN PLAN MAL ANDERS AN DANN VERGISST MAN MANCHMAL DEN TRAUM

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SOLO 1

HALT IHN FEST

GRUPPE

WIE WAR DAS MÖGLICH?

SOLO 1

ER BRAUCHT ZEIT

GRUPPE

FRÜHER WAR ALLES KLAR

SOLO 1

ZEIT VERRINNT

GRUPPE

WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM ’ N?

HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM ’ N?

SOLO 1

BIEG DEN TRAUM…

GRUPPE

WIE WAR DAS MÖGLICH?

WO WAR DER ANFANG?

SOLO 1

MIT DEM WEG…

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SOLO 2

W ANN KONNTEST DU DEN PFAD NICHT MEHR SEH ‘ N?

W IE KONNT ’ ES SO DEN BACH RUNTER GEH ‘ N?

WIE KONNTE SICH DEIN LEBEN SO DREH ‘ N?

GRUPPE 1

NEUNZEHNFÜNFUNDSIEBZIG…

GRUPPE 2

NEUNZEHNVIERUNDSIEBZIG…

GRUPPE 1

NEUNZEHNDREIUNDSIEBZIG…

Ende der ersten Szene

SZENE ZWEI

(Projektion: NBC STUDIO 1973. Wir befinden uns im Backstagebereich eines Nachrichtenstudios. Weit hinten auf der Bühne sitzen ein Nachrichtensprecher und eine Nachrichtensprecherin an ihrem Tisch und verlesen die Abendnachrichten. Vorne rechts ist ein Maskentisch, links wird ein Interviewsetting aufgebaut.

Die Atmosphäre ist hektisch und konzentriert, wie in einem Nachrichtenstudio mit Live-Sendung zu erwarten: Ein*e MASKENBILDNER*IN, ein AUFNAHMELEITER (RU), ein*e STAGE MANAGER*IN und andere wuseln herum.

NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE

Ein Lied dringt langsam und hintergründig an unser Ohr und fadet dann wieder aus: Frank Sinatra singt „Gefunden“)

NACHRICHTENSPRECHER IN

Das war Frank Sinatra mit dem Lied „Gefunden” aus dem Broadway-Musical und erfolgreichen Kinofilm „Musical Husbands”. Die beiden Komponisten der Show, Franklin Shepard und Charles Kringas, sind gleich live bei uns im Studio. Aber zuerst, die Nachrichten. Hal?

NACHRICHTENSPRECHER

„News from New York“, die Schlagzeilen: Amerika feiert heute den langerhofften Beginn des Waffenstillstandes in Vietnam. Die Zahl der gefallenen amerikanische Soldaten beläuft sich mittlerweile auf etwa 46.000. Judy?

NACHRICHTENSPRECHERIN

Die Lokalnachrichten: Bürgermeister Abe Beame…

(Licht blendet über ihnen ab und der Ton fadet aus. RU wendet sich MARY zu, die gerade hereingekommen ist, und führt sie in die Maske. Diese MARY ist sehr fröhlich, sehr aufgeregt.)

MASKENBILDNER * IN

NURZUR ANSICHT

(hält einen Handspiegel vor das Gesicht von CHARLEY KRINGAS, einem impulsiven Brillenträger, der auf dem Maskenstuhl sitzt.)

So, Mr. Kringas, was denken Sie?

CHARLEY (senkt den Handspiegel)

Ich denke, das ist mein schlimmster Alptraum. Ich seh aus wie Richard Nixon.

MARY

Charley, Charley.

(MARY umarmt ihn.)

CHARLEY

Sprich mich nicht an.

(MARY nimmt die Hände weg.)

Diese bescheuerte Sache ist deine Schuld. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie zum Teufel du mich zu dieser öffentlichen Demütigung überredet hast.

(Auftritt mit einem Getränketablett. Er reicht MARY einen Drink.)

Ihr Drink, Miss Flynn.

CHARLEY (nimmt MARY das Glas ab.)

Mary, wie aufmerksam.

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MARY

Komm schon. Ich brauch einen Drink.

CHARLEY

Einen Drink. Was willst du?

MARY

Flasche Vodka mit Strohhalm.

(CHARLEY gibt MARY das Glas zurück. RU ab.)

Und wo steckt Frank? (trinkt)

CHARLEY

Oh, Frank. Vermutlich unterschreibt der gerade irgendwo den Vertrag für die nächste Filmmusik. Oder eine Platte… ich kann dir nur sagen, wo Frank nie ist: Bei mir und der Arbeit für unsere Show.

MARY

Also, als ich dieses Interview mit K.T. ausgemacht habe, habe ich sehr klar gesagt, dass ihr beide hier nur über euer neues Werk redet, und über die ganze Arbeit, die ihr schon reingesteckt habt.

CHARLEY

Guten Morgen! Seit Frank mit Gussie verheiratet ist, arbeitet er nicht mehr an Werken, sondern Netzwerken.

MARY

Ja, und wo hat er das gelernt? Auf der dämlichen Yacht hat er das gelernt. Und wer hat ihn auf die dämliche Yacht geschickt, hä?

CHARLEY

Ich hab die Schnauze voll von Frank. Ich hab ein eigenes Stück angefangen, allein. Und wenn Frank nicht innerhalb von 30 Sekunden hier aufkreuzt, siehst du mich durch diese Tür gehen.

(sieht auf die Uhr)

Charley, ich kenn Frank. Wenn ihr euch wieder zusammenrauft, wenn du es heute öffentlich ansprichst, dann verspreche ich dir, dass ihr morgen wieder an der Show sitzt. Hilf mir, ihn zu retten.

Nr. 5 Alte Freunde – Wie es war

(CHARLEY sieht auf die Uhr. Die Zeit ist um. Er steht auf und will gehen. MARY hält ihn mit der Hand und der ersten Zeile des Liedes auf.)

HE, MEIN FREUND

BLEIB MAL KURZ STEH ‘ N , MEIN FREUND

TU UNS NICHT WEH, MEIN FREUND SCHMEIß ALTE FREUNDSCHAFT NICHT HIN

MACH ’ S NICHT SCHWER UNS WIRD ES IMMER GEBEN ICH, DU, ER WIR HÄNGEN ALLE MIT DRIN

UND ICH FIND FREUNDE , WIE WIR ES SIND HELFEN, WENN EINER SPINNT JETZT IST DIE RUNDE AN DIR

AN UNS SIEHT MAN

WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO?

(Sie hält ihren kleinen Finger hoch. Nach einer kurzen Pause hakt CHARLEY seinen Finger um ihren.)

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CHARLEY

NUR WIR.

MARY

CHARLEY, KANN ES NICHT SEIN, WIE ES WAR?

ICH FAND ES TOLL , SO WIE ES WAR, CHARLEY –ICH UND DU, WIR WAR ‘ N NETTER, STIMMT’S?

WIR WAR ‘ N NETT

KIDS IN STÄDTE N MIT BÄUME N – NETT IRGENDWIE…

ICH ERKENN UNS NICHT WIEDER UND MERK LANGSAM IST ES MIR EGAL

GUCK DOCH MAL , CHARLEY NICHTS IST MEHR SO, WIE ES WAR ICH WILL ES ZURÜCK, WIE ES WAR –DER GEDANKE LÄSST MICH NICHT LOS

WEIßT DU NOCH, DAMALS?

ES WAR GUT , ES WAR WIRKLICH GUT HILF MIR DOCH, CHARLEY HOL ES UNS ZURÜCK

Das musst du doch einsehn, Charley. Es war großartig damals, wir drei

CHARLEY

Nein, das musst DU doch einsehn, Mary: „Uns drei“ gibt’s nicht mehr. Wir sind eins und eins und eins.

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MARY

CHARLEY

GAR NICHTS IST SO, WIE ES WAR ICH WILL ES ZURÜCK, WIE ES WAR ALS ES ALLES EINFACHER WAR

DAS PROBLEM, CHARLEY IST NUR LEIDER SEHR KLAR: JEDER SUCHT DIE SCHULD DARIN, WIE ES WAR DARIN, WIE ES NIEMALS JEMALS WAR

(MARY leert ihr Glas in einem Zug.)

CHARLEY

Ich glaub’s nicht. Nach all den Jahren. Du bist immer noch in ihn verliebt.

MARY

(zuckt mit den Schultern)

Dann rette halt mich.

K.T.

(tritt vorne links auf)

Charley? Frank? Es läuft jetzt Werbung, danach kommen wir. Mir nach, bitte.

CHARLEY

Frank ist nicht da.

K.T. (Panik.)

Er ist nicht da? Shit, wo ist Frank?

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FRANK

FRANK

(FRANK, GUSSIE, JEROME und TERRY werden von RU und dem/der MASKENBILDNER*IN hereingetrieben. Allgemeine Umarmungen. RU ab. TERRY und JEROME gehen nach hinten und beraten sich flüsternd.)

Frank ist da. Und Frank ist peinlich berührt. Aber seit Gussie und ich verheiratet sind, gibt es nur noch Meetings, Meetings, Meetings.

(kreuzt zu CHARLEY und umarmt ihn.)

Hey, Kumpel.

CHARLEY

Hallo. Lang ist’s her.

NURZUR ANSICHT

MARY

K.T.

Und ich hab dich echt vermisst, mein Freund. Und Mary. Mensch, Mary.

(umarmt MARY. Weicht ein Stück zurück und betrachtet sie.)

Du siehst super aus. Hast du abgenommen?

Neunzig Kilo emotionalen Ballast

So, Frank, Frank – auf den Stuhl, bitte. Und Charley, zu mir.

(K.T. und CHARLEY gehen in Richtung Interview. FRANK wird auf dem Stuhl von der MASKE zurecht gemacht.)

GUSSIE

K.T.

(hält K.T. an)

K.T., ich glaube, mein Ex-Mann lungert draußen rum. Könnten Sie arrangieren, dass keiner reinkommt? Er ist ein richtiger Parasit geworden.

Natürlich. Charley, bitte weiter – wir müssen…

(CHARLEY und K.T. gehen zum Interviewsetting. MASKENBILDNER*IN mit den Utensilien ab.)

GUSSIE

Entschuldigung, Mrs. Shepard. Es ist total unangebracht, aber ich habe ein Drehbuch geschrieben, „Darkness before Dawn“, und das hätte die perfekte Rolle für Sie.

Das ist total unangebracht, geben Sie her.

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MARY

FRANK

MARY

(RU gibt GUSSIE das Skript und geht dann zu der Interviewplattform, um CHARLEY zu verkabeln.)

Wenn ich nicht will, dass die Leute mir ein Drehbuch in die Hand drücken, darf ich nicht mehr aus dem Haus gehen. Frank, hast du Mary schon erzählt, dass du für drei neue Filme unterschrieben hast?

Oh nein.

Aber bitte, ich will es Charley sagen. Ich warte auf den richtigen Moment.

Oh Gott.

GUSSIE

Ich hab es Frank erklärt. Als Broadway-Komponist liegt dir New York zu Füßen. Als Filmproduzent liegt dir die ganze Welt zu Füßen.

(K.T. hastet zurück zur Maskenecke.)

K.T.

MARY

JOE

Frank, wir sind dran. Jetzt, bitte.

Oh Scheiße

(Sie gehen zur Interview-Plattform. GUSSIE will ihnen nach. Vorne rechts tritt JOE JOSEPHSON auf, ein zwielichtig wirkender Mann Ende fünfzig. Während des folgenden Gesprächs sehen wir RU zu K.T. gehen und in ihr Ohr flüstern.)

Gussie?

(Sie dreht sich zu ihm um.)

Hallo, Gussie.

GUSSIE

Oh, Joe.

JOE

Du siehst gut aus.

GUSSIE

Es ist grade ganz schlecht

JOE

GUSSIE

Ich hatte nur gehofft, dass du mich vielleicht bisschen unterstützen könntest. Hundert, oder so.

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JOE

Joe, Joe. Ich –

(Sie gibt auf. Sucht in ihrer Tasche und gibt ihm Scheine.)

Das geht so nicht weiter. Das ist das letzte Mal.

Ich hab schon Investoren für meine neue Show –

GUSSIE (rückwärts)

Entschuldige. Ich muss jetzt rein. Tut mir leid.

(Sie wendet sich ab und geht in den Regieraum offstage. Nach einer kurzen Pause schlürft JOE in die andere Richtung ab.)

NACHRICHTENSPRECHER

NURZUR ANSICHT

Die wichtigste Meldung des Tages: Der Supreme Court hat heute die Abtreibung legalisiert. In der Begründung heißt es: „Die Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft sollte eine Frau mit ihrem Arzt treffen.“ Damit endet eine lange, kontroverse Diskussion. Judy?

(Wir hören noch einige Takte von Frank Sinatras „Gefunden“; RU hat in der Zwischenzeit FRANK das Mikrofon angesteckt.)

NACHRICHTENSPRECHER

Für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die gerade erst eingeschaltet haben: Das war Frank Sinatra mit dem Superhit von Franklin Shepard und Charles Kringas, unseren nächsten Gästen, live aus New York.

(Licht an auf der Interview-Plattform wo FRANK, CHARLEY und K.T. plaudern, lachen und sich austauschen.)

K.T.

FRANK

Übrigens, Frank, vielen Dank für das Interview.

Das war doch selbstverständlich, nach dem, was Sie bei meiner Scheidung für mich getan haben…!

CHARLEY

Darum sind wir hier.

K.T.

FRANK

Oh, und wie geht es Ihrem Sohn?

(holt seine Brieftasche hervor)

Wollen Sie ein Foto sehen?

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K.T.

FRANK

Nein. Aber machen Sie das gleich nochmal auf Sendung - dann schmelze ich mit Tränen in den Augen dahin und führ mich auf wie eine Verrückte. Die Leute lieben große Emotionen. Und wenn ich richtig verstanden hab, darf man gratulieren? Man munkelt, dass Sie einen Produzentendeal über drei Filme unterschrieben haben?

(stellt pantomimisch Applaus dar)

(unbehaglich)

Wo haben Sie das denn her?

K.T.

K.T.

NURZUR ANSICHT

Ich hab meine Ohren überall. Keine Sorge. Ich weiß, dass ich das in der Sendung nicht erwähnen darf.

CHARLEY

(mit unterdrückter Wut)

Ich vermute, dass Sie das vor mir nicht erwähnen dürfen.

Oh? Oh.

FRANK

Ich hab auf den richtigen Moment gewartet, um es dir zu sagen. Aber das ändert ja nichts an unserem Plan. Es sind jeweils nur zwei oder drei Monate am Stück.

CHARLEY (überlappend)

Es sind immer nur zwei oder drei Monate am Stück.

FRANK

Ich hab noch gar nicht unterschrieben.

CHARLEY (überlappend)

Weißt du eigentlich, wie lange ich jetzt rumsitze und warte, dass du mit dem aktuellen Projekt fertig wirst?

K.T.

(gleichzeitig)

Die Herren, einen Moment bitte. (sieht auf die Uhr)

Wir sind gleich dran –

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FRANK

Ich muss meinen Sohn absichern. Meine Ex-Frau nimmt mich aus. Was, wenn wir die Show fertigmachen, wir bringen sie raus und sie wird verrissen?

CHARLEY

Ich muss vier Kinder absichern. Und es geht mir am Arsch vorbei, ob sie verrissen wird. Dass ich sie gut finde. Dass du sie gut findest. Das zählt. Das ist alles, was zählt.

K.T.

(darüber)

Okay, Gentlemen, es kann jede Sekunde losgehn.

CHARLEY

Für ihn ist es erst dann gut, wenn es ein verkacktes Vermögen einbringt!

K.T.

FRANK

K.T.

(Das „Auf Sendung“-Zeichen leuchtet auf. Lächelt schnell in die Kamera.)

Hallo. Hier sind wir wieder. Herzlich willkommen zum Talk mit den Stars bei „Today in New York“. Bei mir sind heute zwei unglaublich talentierte Menschen. Der Herr zu meiner Rechten ist –

(Eine kurze Pause, in der FRANK, der bislang starr in die Kamera gelächelt hatte, überrascht realisiert, dass K.T. auf ihn wartet.)

Ah. Oh – Franklin Shepard. War mir entwischt.

(sieht zu CHARLEY und zeigt dann auf ihn)

Und - ?

CHARLEY

(ebenfalls starr vor Schreck und Respekt vor der Kamera)

Und das stimmt. Warum soll er lügen? Ich weiß leider nicht mehr, wer ich bin.

FRANK

Das ist mein bester Freund und noch besserer Schreibpartner Charley Kringas.

K.T.

Die beiden sind verantwortlich für die Musik von „Musical Husbands“, und zwar im Bühnenstück und im Film. Ebenfalls von ihnen stammt – (legt sich die Hand aufs Herz) „Sweet Sorrow“… und ihre neuste Zusammenarbeit trägt den Namen „Erst recht links“, aber mehr dazu später.

CHARLEY

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K.T.

FRANK

Wesentlich später, wie es scheint

(spricht während des Interviews immer nur FRANK an)

Und Sie haben kürzlich ihre Hauptdarstellerin Gussie Carnegie geheiratet, ist das richtig?

Ja, das stimmt.

CHARLEY

(bestrebt, nicht außen vorgelassen zu werden)

Und ich habe Evelyn geheiratet.

K.T.

In Fachkreisen heißt es, sie seien die nächsten Rodgers und Hammerstein, Lerner und Loewe –

CHARLEY

– Irving und Berlin.

K.T.

Von vorne. Sie kommen beide aus Chicago und gingen auf die gleiche Schule und die gleiche Universität.

CHARLEY

Nein. Ich war an der Columbia. Er an der Julliard.

K.T.

Also waren Sie eigentlich ihr ganzes Leben lang eng befreundet.

CHARLEY

Bis jetzt.

FRANK

Wie alle Partner haben wir auch mal Streit oder kleine Ausreißer, aber der Zauber, der entsteht nur bei mir und Charley. Charley und mir.

K.T.

(in die Kamera)

Wie berührend.

(zu FRANK)

Und wie läuft so eine Zusammenarbeit zwischen Ihnen ab?

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Nr. 6 Frank GmbH

CHARLEY

Oh, darf ich?

K.T.

Gerne.

CHARLEY

Wie läuft die Zusammenarbeit ab? Also.

ER MACHT –

(deutet ein Arpeggio auf einem fiktiven Piano an.)

UND ICH MACH

(tippt pantomimisch auf einer Schreibmaschine, das Orchester untermalt mit KlickGeräuschen)

UND PLÖTZLICH SUMMEN WIR MIT

HMMM - HMMM - HMMM

UND SO ENTSTEHT UNSER LIED

HMMM - HMMM - HMMM

UND ER MACHT –(am „Klavier“)

UND ICH MACH –(an der „Schreibmaschine“)

UND DANN MACHT ES „DRRRRING“!

UND DANN ER

(spielt FRANKS konzentrierte Geschäftstelefonate an einem fiktiven Hörer nach)

„ JA DD A JA DD A JA DD A JA DD A , JA, JEROME, JA DD A NEIN, JEROME, JA DD A JA DD A JA DD A JA DD A “ –(zu K.T.)

SEIN BERATER, JEROME –(wieder ins „Telefon“)

„JADDA JADDA JADDA JADDA JADDA, TU ES, JEROME…“ (legt den „Hörer“ auf)

KLICK –

„SORRY, CHARLEY“ (Arpeggio am „Piano”)

UND ICH MACH –(„Schreibmaschine“)

UND PLÖTZLICH WIPPEN WIR MIT –

HMMM - HMMM - HMMM –(macht eine Sprechanlage nach)

BZZZ!

( CHARLEY )

„WART MAL, CHARLEY.“

BZZZ!

(zu K.T.)

DIE SEKRETÄRIN –BZZZ!

ÜBERS SPRECHGERÄT… (als FRANK)

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„JA, FRAU BZZZ…“ ( nasal, als Sekretärin)

„HIER ‘ S EIN BOTE, SIR“ (als FRANK)

„DANKE FRAU BZZZ, HALTEN SIE IHN KURZ HIN

PLANEN BITTE DIE FAHRT

SAGEN ’ S BITTE DER BANK FAXEN BITTE L.A.

MACHEN –“

DRRRING!

„WART MAL, CHARLEY“ (wieder in den „Hörer“)

JADDA JADDA JADDA STOß DIE AKTIEN AB JADDA MACH DEN DEAL JADDA JADDA JADDA JADDA JADDA –“

BZZZ!

(in den “Hörer”)

“BLEIB MAL GANZ KURZ DRAN…“ BZZZ!

„JA, FRAU BZZZ…“ „IHR GESPRÄCHSTERMIN…“ „DANKE, FRAU BZZZ, HALTEN SIE SIE KURZ HIN

FAXEN BITTE DIE FAHRT

SAGEN ’ S BITTE L.A.

PLANEN BITTE DIE BANK…“

UND DER HÖRER GLÜHT

UND DER DEAL LÄUFT AN

UND DER REST VON UNS BLEIBT GANZ KURZ DRAN UND JETZT IST ER EINE FIRMA UND WILL FILME PRODUZIEREN JA ?

UND ICH SITZ ZUHAUS

MEINE FRAU SAGT: SCHÖN! UND ICH WART AUF SEINE FILMIDEEN UND ICH GEHE MANCHMAL SEGELN UND ICH LERNE MEDITIEREN JA ?

( CHARLEY )

ER DÜST LOS NACH KALIFORNIEN

ICH ZUR THERAPIE , HURRA UND SO LÄUFT ES, WENN MAN ARBEITET MIT DER FRANK GMBH

(lacht)

Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so gut gefällt. Ich bin jetzt komplett ehrlich. Und Sie kümmern sich anschließend um die Klage.

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K.T.

(unangenehm berührt, wendet sich schnell an FRANK)

Und wenn Sie dann zusammenarbeiten, hab ich mich schon immer gefragt, was kommt dann normalerweise zuerst, die Worte oder die Musik?

CHARLEY

(Seitenblick zu FRANK)

Normalerweise der Vertrag.

K.T. (zu CHARLEY)

Also das klingt, als ob Sie denken, dass Kunst und Geld nicht zusammengehn.

CHARLEY

GELD?

(Arpeggio im Orchester)

WER S AGT DENN WAS VON GELD ?

(noch ein Arpeggio, Musik weiter)

ICH HABE NICHTS GEGEN GELD

HMMM - HMMM - HMMM –

ICH MEIN, ES DREHT JA DIE WELT –

HMMM - HMMM - HMMM –

DOCH IST ES –(grunzend wie ein Schwein greift er nach imaginären Scheinen)

GELD HIER –(grunz, grunz)

GELD DA –(schnauft, grabscht Geld wie ein durchgedrehter, sabbernder Oktopus)

WENN ES NUR UMS –(schnauft)

GELD GEHT –(leicht)

UND DU SOLLTEST… (spielt ein imaginäres Arpeggio, zeigt auf FRANK. Musik untendrunter weiter)

CHARLEY )

Also, Frank kann Geld richtig gut. Aber wissen Sie was? Andere können das besser. Und Frank kann Musik richtig gut. Und wissen Sie was? Niemand kann das besser.

DOCH DAS TELEFON GLÜHT UND DER BUZZER SIRRT UND ICH WEIß NICHT WIRKLICH, WIE ’ S PASSIERT DOCH ER MACHT ‘ N HAUFEN KOHLE UND DIE IST JA AUCH FÜR MICH JA?

ALSO DENK ICH: „FEIN, SCHREIB ICH HALT ALLEIN“ DOCH DAS SPÜRT ER DENN KAUM STEIG ICH EIN MACHT ’ S DRRRRING! (in den „Hörer“, als FRANK) „HALLO KUMPEL, SCHREIBEN WIR NE SHOW?

HAB ’ N SUPER PLOT ALLE RECHT E FREI UND DER CLOU DABEI IST DER TURNAROUND AUF DIE GARANTIE DER VERGÜTUNGSFEE UND TANTIEMEN, DIE“

UND SCHWUPPS, BIN ICH IN KALIFORNIEN MACH DIE DEALS UND SEHE KLAR: BACK IN BUSINESS UND DAS MEIN ICH SO MIT DER FRANK GMBH

STILL UND UNBEMERKT PASSIERT ES STÜCK FÜR STÜCK LIEGT’S OFFEN DA ANFANGS WAR ES NUR EIN LIED UND JETZTJETZT DIE FRANK GMB –(Musik endet plötzlich.)

Halt, einen Moment, halt Ich geh zu weit.

K.T.

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(sehr bestrebt, das Thema zu wechseln)

Franklin, ich würde gerne wissen –

CHARLEY

(unterbricht sie)

Es ist nämlich so, Frank und ich sind nicht eng befreundet. Nicht wie früher.

K.T.

Ja, Frank –

CHARLEY

(unterbricht erneut)

Und Freundschaft ist wie… eine Pflanze. Man muss sie gießen, und pflegen und sich kümmern. Und… Ich vermisse sie und ich will sie wieder haben. Also –(Leiser Musikeinsatz)

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NOCH IST NICHTS UNWIDERRUFLICH NOCH SIND WIR JA BEIDE DA ALTE FREUNDE, DIE VERLIER ’ N SICH NICHT… (Musik hält wieder an. In die Kamera)

Meine Damen und Herren, lassen Sie nicht zu, dass ich den besten Komponisten verliere, den ein Textdichter jemals hatte. Rufen Sie ihn an, schreiben Sie ihm, stoppen Sie ihn auf der Straße. Sie erkennen ihn an seinem dicken Scheckheft (FRANK steht auf und will gehen, wird aber von K.T. und dem Mikrofonkabel zurückgehalten.)

…und sagen Sie ihm, er soll sich gefälligst wieder ans Piano setzen.

(Die Musik fängt langsam und leise wieder an und wird im Verlauf immer lauter und hektischer.)

STILL UND UNBEMERKT PASSIERT ES TAG FÜR TAG LÄUFST DU GEFAHR

GIBST EIN INTERVIEW, NUR GUT GEMEINT…

(Er sieht sich um, realisiert wo ER gerade sitzt. Mit gespieltem Erstaunen, um die Peinlichkeit zu überdecken:)

OH MEIN GOTT, GRADE PASSIERT ES ICH WERD AUCH SO ’ N EXEMPLAR

NUR EIN PREIS NOCH, DER SO GOLDEN SCHEINT… (noch einmal in die Kamera)

Falls es irgendwer nicht mitgekriegt hat, das ist mein erster Fernsehauftritt. Und mein letzter!

NEIN, GANZ EGAL WAS AUCH PASSIERT IST WIR GEH ‘ N GLEICH IN EINE BAR (gestikuliert in Richtung FRANK)

DENN NOCH IMMER STECKT MEIN BESTER FREUND IN DER (in den „Hörer“)

( CHARLEY )

„JADDA JADDA JADDA JADDA SCHNELL, JEROME, RUF DEN PRÄSIDENT

SO ’ N BEKLOPPTER DREHT GRAD IM FERNSEHN DURCH…”

IN DER –BZZZ! BZZZ! DRRRRING! –

IN DER FRANK GMB –(in die Kamera)

Sie erreichen ihn über jede Bank in Amerika. - H!

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K.T.

Und wir schalten kurz in die Werbung. (Das „Auf Sendung“-Zeichen erlischt.)

Danke, Jungs. Wow. (Sie geht ab.)

FRANK

Was für ein Gemetzel. Respekt.

CHARLEY

Frank –

FRANK

Oh, du hast jetzt genug gesagt. Seit Jahren werd ich von dir attackiert und muss meinen Lebensstil verteidigen. Aber das… ich weiß echt nicht, wie jemand seinen ältesten, seinen besten Freund so demütigen und verraten kann. Aber ich weiß eins: Das machst du nicht nochmal Verschwinde aus meinem Leben

CHARLEY

Entschuldigung –

FRANK

Entschuldigung! Nachdem du mich öffentlich blamiert hast, verspottet, abgestraft, obwohl ich mein letztes Hemd für dich geben würde.

CHARLEY

Lass mich doch bitte mal –

FRANK

Halt den Mund! All die Jahre war ich dein Freund. Ich war immer auf deiner Seite. Egal was passiert ist. Und nur weil ich mein Leben nicht so führe wie du deins, oder nicht so wie du es gerne hättest, musst du mich niedermachen und noch auf mir rumtrampeln, wenn ich am Boden liege. Aber ich mag mein Leben, also darf ich dich bitten, dich verdammt nochmal daraus zu entfernen.

(will abgehen)

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MARY

GUSSIE

(tritt hektisch auf, hält Frank auf)

Jungs, hey. Wir drei sollten jetzt einen monströsen Drink bestellen und reden. Wir müssen ganz dringend reden.

(tritt auf mit JEROME und TERRY)

Oh, Frank, Frank. Geht’s dir gut?

CHARLEY

Frank, können wir uns bitte unterhalten?

FRANK

(ignoriert CHARLEY und spricht zu den anderen, während er – offensichtlich zutiefst verletzt – versucht, sich unter Kontrolle zu halten)

Es gibt da so ein Volk in Afrika und wenn einer von ihnen was richtig Gemeines oder Böses macht, oder sie irgendwie betrügt, dann sehen sie ihn einfach nicht mehr. Einfach – sie sehen ihn einfach nicht. Sie sprechen nicht mehr mit ihm, sehen ihn nicht an, sie nehmen ihn nicht wahr. Weil er für sie tot ist. Ein für alle Mal tot. (wendet sich zum Gehen)

CHARLEY

(legt eine Hand auf FRANKS Schulter, um ihn aufzuhalten)

Frank? Ich würd gern erklären –

(FRANK hält inne und wischt die Hand weg. Dann geht er weiter, ohne sich umzudrehen. CHARLEY greift nach FRANKS Arm und versucht es erneut.)

Kann ich bitte erklären, wo das herkam?

(FRANK schwingt herum, wirft CHARLEY zu Boden. CHARLEY steht auf und stürzt sich auf FRANK.)

MARY

(während die beiden aufeinander einschlagen, bis sie schlussendlich von den anderen auseinandergebracht und ins OFF getrieben werden)

Frank! Charley! Hört auf! Charley, Frank! Schluss!! Nein!! Nein!! (FRANK geht zuerst ab, dann wird CHARLEY losgelassen. Er rückt sich die Kleidung zurecht, wendet sich dann zu MARY und verbeugt sich vor ihr mit offenen Armen, als wolle er sagen: „Zufrieden?“. Dann geht er auf der andere Bühnenseite ab. Nach einer verzweifelten Pause geht MARY ebenfalls ab.)

Nr. 6a Übergang 2

GRUPPE

EIN WEG IST STEIL E IN ANDRER EBEN

EINEN NIMMST DU IM FLUG

STOLPERST DU HEUT

AUF SCHOTTERWEGEN

WER HAT DIE ZEIT SICH AUFZUREGEN ? WEGE GIBT ES GENUG

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SOLO 1

NEUNZEHNZWEIUNDSIEBZIG…

SOLO 2

NEUNZEHNEINUNDSIEBZIG…

GRUPPE 1

EINMAL

JEDER IST NUR

GRUPPE 2

EIN WEG IST STEIL

EIN ANDRER EBEN EINMAL DRAN

MAN HAT KEINE WAHL

DU BIST DRAN

EINEN NIMMST DU IM FLUG

STOLPERST DU HEUT

AUF SCHOTTERWEG EN SCHAU DIE

WER HAT DIE ZEIT LANDSCHAFT AN SICH AUFZUREGEN ? GEH NOCH EIN STÜCK WEGE GIBT ES GENUG

SOLO 1

NEUNZEHNHUNDERTSIEBZIG…

GRUPPE 2

MANCHE NIMMST DU IM FLUG

SOLO 2

NEUNZEHNNEUNUNDSECHZIG…

ALLE

WO FÄNGT DAS ENDE AN WO BEGINNT DIE SCHIEFE BAHN

KRIEGST DU NIEMALS WIRKLICH MIT, WIE ES ABWÄRTS GEHT?

NEUNZEHNACHTUNDSECHZIG…

Ende der zweiten Szene

FRANK

(Projektion: 1968

Ein unfassbar schickes, ultra-modernes Apartment mit versetzten Ebenen an der Westseite des Central Park mit einer umwerfenden Aussicht auf New York. Eine Tür hinten führt in die Eingangshalle, eine weitere in den Gang mit den Schlafzimmern. Eine Tür rechts führt in die Küche.

FRANK ist am Telefon. Um ihn herum offene Koffer, Kisten, Souvenirs, Truhen. Das Licht blendet über ihm auf, er trägt ein Shirt und Boxershorts.)

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(aufgeregt ins Telefon)

Also ist sie nicht da? Kommt sie denn zurück?

(Die Türklingel )

Sie glauben nicht – einen Moment bitte, es klingelt.

(hält den Hörer zu und ruft)

Tür ist offen!

(in den Hörer)

Nochmal, bitte. Wann kommt sie zurück?

(hört zu)

Nach der Vorstellung?

(Aus der Eingangshalle kommt FRANK JR., 9 Jahre alt.)

Nein, keine Nachricht. Oder doch, Moment, sagen Sie ihr –FRANK JR.

(Show-Pose)

Ta – Da!

(FRANK erblickt seinen Sohn, legt sofort auf, rennt auf ihn zu, fällt auf die Knie, umarmt und küsst ihn. Während er spricht, hebt er ihn hoch und FRANK JR. umklammert ihn mit Armen und Beinen. Im Verlauf der Szene umarmt und streichelt FRANK seinen Sohn, wann immer es geht.)

Frankie! Mein kleiner Frankie! Oh, Gott! Ich glaub es nicht. Oh, Papi hat dich so vermisst! Mein Gott, bist du groß geworden! Papi braucht ein bisschen Liebe. Mehr. Mehr. Mehr.

SZENE DREI

FRANK JR.

(während der Umarmung)

Papi, wir haben dein Schiff gesehen. Aber dich nicht.

(MARY und CHARLEY treten auf, schmeißen sich in eine gemeinsame Show-Pose.)

Ta – Da!

(Sie rennen zu FRANK. Großes Geschrei, Küsse, Gelächter und eine dicke Umarmung zu dritt, während sie auf und ab springen.)

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CHARLEY

Es ist ein Wunder, dass wir nicht immer noch an der Gangway rumgammeln, um dich zu überraschen. Alter Schwede…

FRANK

Die Erste Klasse geht nicht über die Gangway. Wir hatten eine fette Rampe am Bug und der Captain hat uns persönlich in die Limousine gesetzt.

CHARLEY

Klaro. Wir Blödis. Das hättest du wissen müssen, Mary.

(Beide starren auf FRANKS nackte Beine.)

FRANK

(an FRANK JR. gerichtet)

Sag mir doch, dass ich keine Hose anhab!

(sucht seine Hosen)

CHARLEY

Wir haben Beth überredet. Sie hat Frankie aus Houston hergeschickt.

FRANK JR.

Papi, ich hab alle zweiunddreißig Postkarten an die Wand gemacht. Am besten ist der Alligator, und der Panama-Kanal.

CHARLEY

(stellt sich hinter eine der Truhen, so dass der Deckel ihn vor FRANK JR. und dem Publikum versteckt. Er schaut konzentriert hinein.)

Guckt mal, er hat einen Alligator für Frankie mitgebracht. Was für eine tolle –

(Er schreit auf und widersetzt sich einem „Alligatoren-Angriff“, wobei der „Alligator“ ihn mit jeder Attacke tiefer und tiefer in die Truhe zieht. Die anderen lachen. Schlussendlich verschwindet er komplett in der Truhe.)

FRANK

MARY

(CHARLEY wirft ihm aus der Truhe seine Hosen zu.)

Danke vielmals, Onkel Charley.

(zieht die Hose an)

Davon kriegt er auch gar keine Alpträume.

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FRANK

Fang mit der Reise an, und dann besorg mir einen Touristenführer, der mir dieses monströse Apartment erklärt.

Erstmal - ich verdanke euch echt viel, weil ihr mich zu der Reise überredet habt. Sie war von vorne bis hinten „reich“– reichhaltiges Essen, glorreiche Tage, reiche Leute.

CHARLEY

Also, die arme Evelyn, meine arme Frau, die niemals aus unserem ärmlichen Haus auf dem Land in die Stadt kommt, die Arme, bringt unsere vier armen Kinder gerade zu ihrer armen Mutter…

FRANK

Hab’s kapiert.

CHARLEY

… wo sie schon auf Frankie warten und dann… wartet Evelyn auf uns im –

MARY

(zu CHARLEY)

Halt, halt, halt! (zu FRANK)

Wo? Wo? Das rätst du nie!

FRANK Im Downtown Club.

MARY (enttäuscht)

Charley!

(CHARLEY zeigt auf sich selbst, er ist unschuldig)

FRANK

Mal überlegen. Eine ranzige Bar im Greenwich Village oder die schicke Willkommensparty im Colony Club? Hmm. Eine schwere Wahl.

CHARLEY

Oh, Frank, bitte entschuldige. Du musst mir unbedingt noch erklären, was „in“ und „out“ ist. Du weißt ja, wie wichtig ich das finde.

FRANK

Moment. Moment, Moment, Moment.

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MARY

(FRANK nimmt ein eingepacktes Buch und einen schönen Umschlag aus der Truhe.)

Geschenke. Fast vergessen.

(gibt FRANK JR. die Geschenke und spricht ihn an)

Gib das Tante Mary und das Onkel Charley.

(während FRANK JR. sie verteilt)

Und für dich, mein Kleiner, sind ungefähr vierzig Geschenke im Flugzeug unterwegs von Gibraltar nach Texas. Und glaub mir, das Warten lohnt sich.

(hat ihr Geschenk ausgepackt)

Mein Buch. Die spanische Version.

FRANK

Ich hab es in Valparaiso in Chile gekauft, da stand es überall in den Schaufenstern.

CHARLEY

(nimmt sein Geschenk von FRANK JR. entgegen und öffnet es)

Oh, Mary, erzähl Frank doch mal, wie der Erfolg dich verändert hat. Okay, ich mach’s. Mary ist übergelaufen.

MARY

Charley!

CHARLEY

(zu FRANK JR.)

Frankie, erzähl Tante Mary von deinen vielen Klassenkameraden, die nur einen Traum im Leben haben: Theaterkritikerin zu werden.

MARY

Mund zu, Geschenk auf.

CHARLEY

Hab ich gemacht.

MARY

Was ist es?

CHARLEY (an FRANK gerichtet)

Was ist es?

FRANK

Ein Vorvertrag. Man hat uns ein kleines Vermögen angeboten für die Verfilmung von „Musical Husbands“.

CHARLEY

(setzt sich auf die Truhe)

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FRANK

Frankie, bring das zu Papi zurück und sag ihm ganz deutlich: „Nicht für alles Geld der Welt.“

(FRANKIE JR. geht zu CHARLEY und nimmt den Umschlag entgegen.)

Gern geschehen, Charley. Diese Dankbarkeit Toll

FRANKIE JR.

FRANK

MARY

NURZUR ANSICHT

(ist bei FRANK angekommen und überreicht ihm den Umschlag)

„Nicht für alles Geld der Welt.“

(unterbricht ihn)

Mein Schatz, legst du das bitte für Onkel Charley aufs Bett?

(FRANK JR. geht mit dem Umschlag in Richtung Schlafzimmer ab.)

(folgt FRANK JR. mit seiner Übernachtungstasche)

Und dann putzt du dir die Zähne, wäschst dein Gesicht, ziehst den Schlafanzug an … und machst das, was Kinder halt so machen (ab)

FRANK (laut)

Ich bin einunddreißig Jahre alt. Beth hat mich fertig gemacht mit der Scheidung. Ich muss an meinen Sohn denken. Also bitte entschuldige, dass ich Geld brauche.

CHARLEY (lauter)

Dann lass uns arbeiten, und das Geld wird kommen. Frank, wir können unser Zeug nicht immer hintenanstellen.

MARY

(erscheint in der Tür zu den Schlafzimmern mit dem Schlafanzug des Jungen in der Hand und versucht, Ruhe herzustellen, wobei sie in FRANK JR.s Richtung gestikuliert.)

Shhhhh. Leute! Jetzt nicht!

(verschwindet Richtung Schlafzimmer)

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FRANK

Charley, ich sag’s dir, mit diesem Film können wir was bewegen

CHARLEY

Schwester! Doktor! Wärter! Pfleger! Stationsleitung! Irgendwer! Hilfe!

FRANK

Glaub mir!

CHARLEY

Nein, glaub du mir!

FRANK

Hör mal bitte zu –

CHARLEY

Frank, Frank, hör du mir zu. Ja? Nein, nein, nein! Niemals, auf keinen Fall, nein!

Nr. 7 Alte Freunde

MARY

(tritt zum Geschreie der anderen wieder auf und brüllt darüber)

HEY!!

(Musikeinsatz. Sie wenden sich MARY zu, die leise, charmant und sehr bewusst ihren kleinen Finger hebt.)

WAS MUSS SO?

FRANK

(Kurze Pause, dann hebt auch er den Finger.)

UND BLEIBT SO?

CHARLEY

(Motzige Pause. Dann der Finger.)

NUR WIR.

FRANK

(warm und vertraut zu CHARLEY)

HE, MEIN FREUND

ALLES OKAY, MEIN FREUND ?

LASS MICH NICHT STEH ‘ N , MEIN FREUND WIR SIND SPEZIELL, GIB ES ZU!

ALLES TREIBT

ALLES IST STETS IM WANDEL EINES BLEIBT

UND DAS SIND WIR, ICH UND DU

OFT GESEH ‘ N : KUMPELS DIE K OMM ’ N UND GEH ‘ N

MAN LÄSST DIE EINEN STEH ‘ N UND SUCHT SICH ANDRE DAFÜR

DOCH SIEH MAL, MA N N WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO?

UND BLEIBT SO ? NUR WIR

CHARLEY (taut auf)

SO, MEIN FREUND

ERSTMAL „HALLO“, MEIN FREUND

D E N STATUS QUO, MEIN FREUND

HÄTT ICH GERN, SAG MIR , WIE ’ S IST (mit MARY)

ALTER FREUND

WIRD SCHNELL EIN ALTBEKANNTE R U N D MIR SCHEINT

D AS HAB ICH SCHRECKLICH VERMISST

ALLE DREI

OFT GESEH ‘ N: KUMPELS DIE KOMM ’ N UND GEH ‘ N DU TRIFFST AUF IRGENDWEN

UND HOFFST, DER PASST DANN ZU DIR

DOCH UNS SIEHT MAN

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FRANK

ECHT ALTE FREUNDSCHAFT AN

UND SO IST DAS:

EIN FREUND RÜGT DEINE TAT

DOCH EIN ALTER FREUND STEHT BEREIT

MARY

FRANK

EIN FREUND GIBT DIR ‘ NEN RAT

DOCH EIN ALTER FREUND, DER VERZEIHT

UND LÄSST DICH IMMER DEINEN WEG GEH ‘ N

CHARLEY (freundlich, aber bestimmt)

HILFT DIR , D E N WEG ZU SEH ‘ N

MARY (zu CHARLEY)

SIEHT DIR NACH, WENN DU IRRST

FRANK

FALLS DU IRRST –

CHARLEY

WENN DU IRRST –

MARY (schnell)

GANZ EGAL , DER PUNKT IST:

ALTE FREUNDE SIND DA , WENN DU IRRST –

NURZUR ANSICHT

FRANK

ODER NICHT , BIS DU ’ S SPÜRST

CHARLEY (irritiert)

WAS DENN SPÜRST?

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FRANK

FALLS DU IRRST –

CHARLEY

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WENN DU IRRST –

MARY

(schnell)

DAS DING IST:

ALTE FREUNDE, DIE NORDEN DICH MAL EIN, DOCH HALTEN ZUSAMM ’ N

FRANK

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ALTE FREUNDE, DIE FORDERN NICHT –

CHARLEY

BESSER, SIE FORDERN DICH –

FRANK

SIE F ORDERN NICHTS, WAS MAN NICHT KANN

CHARLEY

WIE SOLL MAN JEMANDEN FORDERN, DER ’ S KANN ?

MARY

MARY

NURZUR ANSICHT

MAN KANN DIE FORDERUNG STELL‘N ABER ZUR RICHTIGEN ZEIT

(Die nächsten Zeilen werden laut und durcheinander über die Musik gesprochen.)

Leute, Jungs, Männer, Freunde, kommt schon. Ihr müsst miteinander reden, nicht übereinander, durcheinander, aneinander vorbei. Miteinander, okay?

CHARLEY

Du hast natürlich immer recht. Immer. Das letzte Mal, dass du zugegeben hast, dass du falsch lagst, war an einem eisigen Dienstag im Dezember 1954 in Chicago…

FRANK

Wenn du recht hättest, wäre ich der erste, der es zugibt. Aber mit dir kann man nicht diskutieren. Es gibt nur deine Sicht und die falsche Sicht.

ALLE DREI

HALT MEIN FREUND

S AG M AL , WIE BLEIBT MAN FREUND UND WER BESCHREIB T , MEIN FREUND WIE ALTE FREUNDSCHAFT SICH HÄLT?

IRGENDWANN

WAREN WIR NUR BEKANNTE

ABER DANN

WURDEN WIR TEIL EINER WELT

STILL UND LEIS

DREHT SICH DER FREUNDESKREIS UND IRGENDWANN, WER WEIß STEHT JEMAND GUTES VOR DIR DOCH NICHTS KOMMT AN UNS ALTE FREUNDE RAN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO?

ZWEI BRAUCHT MAN

ZWEI ALTE FREUNDE, DANN PACKEN DIE FEST MIT AN WENN ES MAL SCHWIERIGER WIRD

FRANK

EINER GEIGT DIR MAL DEZENT DIE MEINUNG

MARY

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EINER ZEIGT DIR

CHARLEY

DASS DER ANDERE

ALLE DREI

IRRT

OFT GESEH ‘ N: FREUNDSCHAFTEN KOMM ’ N UND GEH ‘ N NEUE SIND AUCH GANZ SCHÖN DOCH MIT DER ZEIT SAGST DU DIR: ICH GLAUB DARAN WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO ? UND BLEIBT SO ?

(in über die Jahre perfektionierter mehrstimmiger Harmonie)

NUR WIR !

GUSSIE

(Auftritt mit JOE)

Oh, Schande! Ich habe alles verpasst!

JOE

GUSSIE

Meine Frau verpasst gar nichts.

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MARY

GUSSIE

MARY

GUSSIE

Ich wusste nicht, dass die ganze Bande da ist. Meine Zweitbesetzung hat in der letzten Zeit gespielt und Joe sagt, ich muss sie mir aus Höflichkeit ansehen. Aber zuerst muss er sich Franks neues Apartment ansehen. Kennt ihr das Chaos-Loch, in dem er vorher gewohnt hat?

Ich hab’s ihm eingerichtet.

NURZUR ANSICHT

Morgen mach ich einen Termin beim Arzt für die Zungenentfernung.

(wendet sich ab, für sich)

Immer macht sie einem falsche Hoffnungen.

(fröhlich auf CHARLEY zu)

Guck mal, Joe. Charles ist auch da. Jetzt ist die Welt perfekt.

CHARLEY

Hi, Gussie. Ich hab es nicht klingeln hören.

GUSSIE

Ich wette, weil ich nicht geklingelt habe. Unnötig, wenn man die Schlüssel hat. Ich mache die Inneneinrichtung. Für einen guten Preis. Für umsonst. Hier.

(Sie geht herum und überreicht jedem eine andersfarbige Stoffprobe aus ihrer riesigen Tasche.)

Die Möbel werden verschiedene Töne von „Anemone“. So…

(geht zu CHARLEY und gibt ihm ein Stoffmuster)

Stuhl,

(geht zu FRANK und gibt ihm ein Stoffmuster)

Stuhl,

(geht zu JOE und gibt ihm ein Stoffmuster)

Fußhocker,

(geht zu MARY und gibt ihr ein Stoffmuster)

Sofa.

(MARY legt die Stirn in Falten.)

Oh, ich brauch eine Gehirntransplantation. Ganz vergessen – wir haben ein MiniWillkommensgeschenk gekauft. Nicht der Rede wert Diesen furchtbar teuren, exklusiven Champagner. Ich mach ihn auf.

(Kurze Pause)

„Ja, bitte.“

(Noch kürzere Pause)

Okay, gerne.

MARY

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Ich schau mal nach Frankie.

CHARLEY

Schön, dich zu sehen, Joe. Und deine Frau.

(MARY und CHARLEY gehen in Richtung Schlafzimmertüren ab.)

GUSSIE

JOE

(zu JOE)

Hasi, in der Küche sind Gläser. Und weil es Franks Wohnung ist, hat er die Ehre. (reicht FRANK den Champagner)

Moshi-moshi, Darling. Die Show wartet nicht!

Gerade zuhause und schon kommandiert sie mich rum.

(JOE geht in die Küche.)

GUSSIE

Die ganze Bande, wie nett.

(Sie stehen weit auseinander, beide mit dem Gesicht nach vorne. GUSSIE senkt die Stimme, nimmt ihre Puderdose heraus und richtet ihr Make-Up. Während der Unterhaltung beginnt FRANK, den Champagner zu öffnen.)

Sehen sie uns?

FRANK Ja.

GUSSIE

Ich hab nicht mal ausgepackt. Ich bin mir jetzt sicher. Ich verlasse Joe.

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FRANK

(hält mit dem Champagner inne)

Daran wird er zerbrechen

GUSSIE

Er oder ich. Ich ruf dich vom Theater an.

FRANK

Ich bin verabredet.

GUSSIE

Nein, bitte, bitte, warte auf meinen Anruf.

FRANK

Gussie –

GUSSIE

Ich dreh sonst durch.

FRANK (Pause. Dann)

Ich warte.

GUSSIE

Küsschen, Küsschen

(MARY, CHARLEY und JOE kommen wieder herein.)

JOE

FRANK

Du hast dem Mann die Küche mit allem Möglichen eingerichtet, außer Gläsern.

Moment, ich hol sie. Die sind noch verpackt.

(gibt JOE den Champagner und geht ab)

GUSSIE

JOE

MARY

JOE

MARY

(mit Blick in die Puderdose)

Oh Gott, seht mich an. Also, bloß nicht! Ich geh mal aufs Örtchen, mich restaurieren. (GUSSIE ab)

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Das ist erstklassiger Champagner.

Ich trink kein’n Alkohol.

Wie, nie?

Kaum. Ich hab’n Hang zur Maßlosigkeit. Zu viel Kaffee, zu viele Zigaretten, zu viel Essen…

CHARLEY

Zu viel Frank.

(MARY wendet sich ab.)

JOE

Ist Frank der Einzige auf der Welt, der nicht weiß, dass du in ihn liebst?

(MARY stoppt ihn mit einer Handbewegung. JOE gestikuliert in Richtung FRANK und GUSSIE.)

Und wie viele wissen von den beiden?

CHARLEY

(tauscht einen schockierten Blick mit MARY aus. Dann)

Also, ein oder zwei – wissen es nicht.

JOE

MARY

JOE

Ich hab mich entschieden, es nicht zu wissen. Sie ist ein Riesenstar am Broadway und er ist total angesagt… offensichtlich in mehrfacher Hinsicht. Wenn es eben sein muss… Solange sie mich um Gottes willen nicht verlässt.

Aber Frank war jetzt acht Monate weg. Ich glaub, die Sache ist vom Tisch.

(öffnet den Champagner)

Ach so, Gussie ist ihm nachgeflogen und aufs Schiff gegangen.

CHARLEY

Was?

MARY

GUSSIE

Wir hatten keine Ahnung, dass Gussie auf dem Schiff war.

(tritt wieder auf)

Ich bin immer wieder erstaunt, dass jeder in der Stadt weiß, was ich so mache. Es waren nur die letzten zwei Wochen.

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FRANK

GUSSIE

MARY

GUSSIE

Okay. Wir tun einfach so, als wären das Champagner-Gläser.

(JOE schenkt ein.)

(reicht das Tablett herum)

Das ist deins. Hier, Charley. Eins reicht, Joe. Mary?

Danke, nein.

Ach ja, du trinkst nicht. Gut, mehr für uns.

(hebt das Glas auf FRANK)

Auf unser Ausnahmetalent.

JOE (tritt vor)

NURZUR ANSICHT

GUSSIE

JOE

MARY

GUSSIE

(kommt mit einem Tablett voller Gläser, die er GUSSIE reicht)

Danke. Immer schön, wenn man gesehen wird.

(Sie trinken.)

Okay. Gus, die Show, die Show, let’s go.

Oh, buuuh. Eine Minute zu spät und die Klatschpresse flippt aus.

Und, Frank? See you later?

Frank ist schon mit uns verabredet.

Ach?

FRANK

Eigentlich wär es besser, wenn ich hierbleibe und auspacke.

MARY

GUSSIE

Das ist ein Witz, oder?

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JOE

Och, Mary, lass Frank doch mal auspacken. Gute Nacht, Mister Arbeitstier. Und Charley, alle lieben Charley

Wir bleiben in Kontakt.

(GUSSIE und JOE über die Eingangshalle ab)

CHARLEY

Tschüss

(ab Richtung Schlafzimmer)

MARY

FRANK

Kommst du echt nicht mit?

Ich kann nicht. Akzeptier’s doch bitte.

MARY

Komm schon, Frank. Bitte.

(FRANK schüttelt den Kopf. Ein kurzer Moment, dann nimmt MARY die Champagnerflasche.)

Auf uns.

(MARY trinkt aus der Flasche.)

FRANK

Mary!

MARY

(in Richtung CHARLEY)

Okay, Charley, wir liefern Frankie ab und dann lassen wir beide die Sau raus.

(MARY mit der Champagnerflasche ab. CHARLEY kommt mit der Übernachtungstasche, der Jacke des Kleinen und dem schlafenden FRANK JR. auf dem Arm.)

CHARLEY

Eine Minute.

(legt FRANK JR. auf dem Piano ab)

Mach Schluss mit Gussie

FRANK

(zieht dem schlafenden FRANK JR. die Jacke über)

Gussie ist meine Sache.

CHARLEY

Ja, und du bist meine. Mach Schluss mit diesem peinlichen Leben.

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FRANK

Mann, ich mag den Erfolg. Ich mag es, dass zwei von zwei meiner Shows ein Hit sind. Ich komme voran.

(Eine Pause. Dann)

Ich muss nachdenken.

CHARLEY

Dann denk mal drüber nach, heute mit mir und Mary feiern zu gehen. Frank, irgendwas stimmt nicht mit Mary. Seit ihr Buch so erfolgreich ist, hat sie kein einziges Wort mehr geschrieben Sie braucht uns. Uns beide.

FRANK

(legt seinen Kopf neben den seines Sohnes, sucht die Nähe)

Ich hab versprochen, dass ich auf einen Anruf warte. Ich muss. Ich hab’s versprochen.

CHARLEY

Warte auf ihren Anruf und mach ein für alle Mal Schluss. Und dann komm vorbei

FRANK

Ich werd da sein.

CHARLEY

Ich liebe dich, Mann.2

FRANK

Ich dich auch.

CHARLEY

Du hast mir gefehlt.

FRANK

Du mir auch.

CHARLEY

Und ich will, dass wir wieder zusammenarbeiten.

2 Alternative: „Ich brauche dich, Mann.“

FRANK

Raus hier, bevor wir beide noch rumheulen.

CHARLEY

(CHARLEY hebt den Arm von FRANK JR. auf und ab und imitiert mit ihm einen Bauchredner und seine Puppe.)

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FRANK

„Gute Nacht, Papi. Hör auf Onkel Charley. Der hat nämlich immer Recht.“

(CHARLEY spielt einen tiefen Schlusston auf dem Piano und trägt FRANK JR. ab)

(geht zum Piano und „antwortet“ auf CHARLEYS Ton. Dann geht er in Richtung Eingangshalle.)

Bis gleich.

(ruft CHARLEY hinterher)

Ich vermisse ihn jetzt schon.

Nr. 7a Die Vernunft - Teil 1

(FRANK kommt wieder nach vorne. Als er am Piano vorbeigeht, hält er kurz inne, um den Deckel zu schließen und spielt dabei geistesabwesend ein Arpeggio. Er bleibt stehen, setzt sich auf den Klavierhocker und klimpert. Aus der wahllosen Klimperei wird der Vamp zu „Gefunden“.)

FRANK

DANKE, FREUNDE IHR ERINNERT MICH ALTE FREUNDE

WISSEN GUT, WAS ICH BRAUCH ICH SCHAFF ’ S AUCH…

(Orchester setzt ein.)

SO, MEIN FREUND LANGSAM MUSST DU VERNÜNFTIG SEIN UND DAS HEIßT:

SIEH DIE WELT, WIE SIE IST LAUF NICHT WEG

SIEH DIE FAKTEN KLAR TRÄUME GERN

ABER UMSETZBAR MIT VERNUNFT

(Spielt mit beiden Händen eine Dissonanz. Sanft:)

CHARLEY IST CHOLERISCH

CHARLEY IST STUR

CHARLEY IST MEIN FREUND

(FRANK)

CHARLEY MACHT MICH KLEIN , W ENN

CHARLEY MAL SCHÄUMT

CHARLEY WILL MIR HELFEN

MARY ’ S MEINE FREUNDIN

MARY, DIE TRÄUMT

MARY DENKT GANZ PUR

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GUSSIE

MARY IST AUCH NERVIG

CHARLEY TORTUR

CHARLEY KANN NICHTS DURCHZIEH ‘ N

ALLES LÄUFT NUR DURCH IHN

ALTE FREUNDE WOLL ‘ N NICHT, DASS MAN SICH BEWEGT!

ST ILL ZUSTEHN , WÄR DOCH SCHADE

WEGE LAUFEN NICHT GRADE…

(klimpert einhändig)

ALSO, FREUND

SIEHST DU NICHT, WAS DA VOR UNS LIEGT

GLÜCK UND GLANZ

DOCH WIR MÜSSEN NACH VORN

NEUES SEH ‘ N

UND ES ZULASSEN TRÄUME NEHM ’ N UND SIE ANPASSEN MIT VERNUNFT MIT VERNUNF T

AUSPROBIERN

WEITER OFFEN SEIN

SCHWIMMEN MIT DEM STROM TRÄUME KOMM ’ N ANDRE GEHN DIR VERLORN UND DU WÄCHST

UND SIEHST ZU, WIE DIE WELT ZU WACHSEN SCHEINT WIE EIN TRAUM

EIN ALTER TRAUM ALTER FREUND

(Er spielt einen Moment lang weiter und bemerkt dann GUSSIE, die im Türrahmen steht. Er stoppt sein Spiel.)

Spiel weiter.

FRANK

Du wolltest doch anrufen.

GUSSIE

Ich hab gesagt, dass ich Kopfschmerzen habe und mich wieder herfahren lassen.

FRANK

Ich bin verabredet, Gussie. Ich treff mich mit Mary und Charley. Und außerdem muss ich dir was sagen. Ich glaub, …

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GUSSIE

FRANK

GUSSIE

FRANK

GUSSIE

FRANK

(unterbricht)

Frank, ich hab’s gemacht. Ich hab dem Chauffeur gesagt, er soll meine Sachen in ein Hotel bringen.

Mach das nicht. Nein. Das geht nicht! Eine Ehe haben wir schon auf dem Gewissen. Ich kann nicht damit leben, wenn du Joe für mich verlässt.

Ich verlasse ihn für mich.

Warum? Und warum auf einmal? Warum heute?

Weil mir heute klar wurde, wie schnell ich dich verlieren kann

Meine Freunde warten auf mich.

Nr. 7b Die Vernunft – Teil 2

GUSSIE

Die sind auch morgen für dich da. Ich brauch dich heute.

(Musik untendrunter weiter)

MAN MUSS WISSEN, WAS MAN WILL, DARLING D A IST WISSEN WIRKLICH MACHT

WIE ICH DIR VOR LANGER ZEIT SAGTE: WOLLEN DARF MAN ALLES

WOLLEN DARFST DU JA AUCH MICH , DARLING WOLLEN DARFST DU MICH AUCH… NICHT

EINS WILL ICH NUR SAGEN

SOLLTEST DU DICH FRAGEN: FRANKLIN, ICH WILL DICH

(GUSSIE)

(langsam auf ihn zu)

DIE VERNUNFT

REDET DIR BEIM ERWACHSENWERDEN ZU UND SIE SAGT:

DU SETZT JETZT EIN SIGNAL SUCH DIR AUS

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FRANK

WAS IST WICHTIG UND WAS DU WÄHLST

DAS IST RICHTIG

ICH BIN EGAL

DEINE WAHL

NURZUR ANSICHT

(Frank zieht sich ein bisschen zurück.)

MACH NUR BITTE , WAS DU WILLST, DARLING MACH NICHTS, WEIL DU DENKST, DU MUSST MACH NICHTS, WEIL ES BESSER WÄR , DARLING WOLLEN IST NICHTS SCHLIMMES

UND HAST DU AUF ETWAS LUST, DARLING DANN STEH AUF UND NIMM ES DINGE KOMMEN SCHNELL ZUM SCHLUSS, DARLING ALSO SAG MIR, WAS DU… – HM?

(Sie fallen einander in die Arme und küssen sich. GUSSIE geht zum Schlafzimmer. FRANK folgt ihr, hält kurz beim Telefon inne. GUSSIE wartet im Flur. Er wählt die Nummer der Telefonauskunft 411.)

Die Nummer vom Downtown Club, bitte?

Nr. 7c Übergang 3 (Gussie ab.)

ENSEMBLE

REISS DIE FENSTER AUF S IEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN WIR GEH ‘ N IN DEN TAG HINEIN TAG HINEIN SUCHEN DEN TRAUM

BRECHEN FRÖHLICH AUF FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSREN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT ALLE AN BORD ALLE AN BORD ALLE AN BORD

SZENE VIER

(Projektion: „Gerichtsgebäude in Manhattan, 1967“)

RICHTER *IN

(Voiceover)

Im Fall „Shepard“ hat das Gericht nach reiflicher Überlegung beschlossen, die weitere Verhandlung unter Ausschluss von Presse und Öffentlichkeit zu führen. Nach einer einstündigen Unterbrechung führen wir den Prozess hinter verschlossenen Türen mit der nächsten Zeugin fort. Die Verhandlung ist vertagt.

(Geräusch eines Gerichtshammers.

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K.T.

K.T.

Licht blendet auf über den Treppen eines Gerichtsgebäudes. Es ist 1967. Eine Reporterin (K.T.) wartet ungeduldig und gereizt auf einen Fotografen, der sogleich mit einer Blitzlichtkamera herein sprintet.)

Du hast den Star verpasst. Bleib in meiner Nähe. Wir erwischen sie, wenn sie rauskommt.

FOTOGRAF

Ich hab mich von der Friedensdemo losgeeist. Was hast du?

Frau vom Komponisten will jeden Penny und das Kind. Der Typ hat Glück, wenn sie ihn nicht komplett nackig macht.

FOTOGRAF

Ich dachte, das ist ‘ne heiße Nummer.

K.T.

NURZUR ANSICHT

Die Richterin3 liest die Aussage der Hauptzeugin und schließt die Verhandlung für die Öffentlichkeit. Glaub mir, das ist ‘ne heiße Nummer.

(Die Tür zum Gerichtsgebäude geht auf und heraus treten JOE und GUSSIE, die sich mit Sonnenbrille und Schal zu maskieren versucht. Sie gehen zügig nach vorne zu einem imaginären Taxi.)

GUSSIE

JOE

(zu Joe, während sie gehen)

Wir sind nur Freunde, das ist völlig übertrieben dargestellt

(im Gehen)

Du müsstest es eigentlich besser wissen. Du bist berühmt.

3 oder „Der Richter“, je nach Besetzung

K.T.

JOE

K.T.

JOE

GUSSIE

Moment, Miss Carnegie. Warum waren Sie vorgeladen?

Oh, Steuern, Tantiemen und solche Schlamassel…

(GUSSIE stößt JOE in die Rippen und sie gehen weiter. K.T. und der Fotograf stellen sich ihnen in den Weg.)

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K.T.

Miss Carnegie, was haben Sie beide mit dem Skandal zu tun?

Gar nichts

JOE

GUSSIE

NURZUR ANSICHT

(zieht JOE zur Seite und versucht, den Fotografen zu umgehen)

Und außerdem ist es kein Skandal. Kein Kommentar.

(stellt sich wieder in den Weg)

Können Sie uns sagen, warum Sie zur Aussage vorgeladen wurden?

Meine Frau und ich sind wahrscheinlich die besten Freunde von Mr. Shepard.

(stößt JOE an, damit er aufhört. Zieht ihn mit. Zu K.T.)

Haben Sie mich nicht verstanden? Kein Kommentar.

(GUSSIE schlägt das Mikrofon von K.T. zur Seite, sie gehen ab.)

K.T. (zum Fotografen)

Und wie jeder weiß: „Kein Kommentar“ heißt „Sowas von schuldig“.

(JEROME, CHARLEY und MARY treten aus dem Gerichtsgebäude mit SCOTTY und TYLER im Schlepptau. K.T. und der Fotograf hasten zu den Stufen. JEROME sieht die Presse und flüstert CHARLEY etwas ins Ohr, woraufhin dieser wieder hineingeht.)

K.T.

JEROME

Herr Anwalt, ein Statement für die Presse?

Kein Statement. (zu seiner Gruppe)

Bleibt hier.

K.T.

Nach meinem Verständnis wird Gussie Carnegie heute Nachmittag hinter verschlossenen Türen aussagen.

JEROME

So verstehen wir das auch.

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K.T.

JEROME

Warum?

Das wissen wir nicht.

(CHARLEY kommt heraus.)

K.T.

JEROME

Vielleicht weiß Mr. Shepard ja mehr. Kommt er noch?

Mr. Shepard hat das Gebäude eben über den Seiteneingang verlassen.

FOTOGRAF (zu K.T.)

Den kenn ich.

(Beide rechts ab.)

JEROME

(prüft, ob noch mehr Presse anwesend ist)

Jetzt, Charley.

(CHARLEY signalisiert durch die Tür zu FRANK, der nun blass, erschöpft und aufgeregt aus ihr heraustritt.)

CHARLEY

Frank, es reicht.

MARY

Wir finden alle, dass das so schnell wie möglich aufhören muss.

CHARLEY

Gib Beth, was sie haben will.

FRANK

Charley, sie will aber alles.

JEROME

Ich hab’s dir gleich gesagt, Frank, „Einige dich, egal wie.“ Ich mein, sie klagt auf grobe Vernachlässigung von Frau und Kind…

FRANK

Beth will mit meinem Sohn nach Houston ziehen. Nur über meine Leiche.

CHARLEY

Du weißt, was sie für heute Nachmittag geplant haben.

JEROME

Und Beth sitzt da mit deinem Sohn auf dem Schoß.

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MARY

Mach dem ein Ende, Frank. Lass los. Fahr weg.

CHARLEY

Erspar dir die Schmerzen.

FRANK

Ich kann doch meine Familie nicht einfach aufgeben.

TYLER

MARY

FRANK

Frank, ich hab die Yacht gekauft. Komm mit. Hauen wir ab. Ruhen uns aus.

Und wenn du wiederkommst, wohnst du bei mir.

CHARLEY

Mach’s, Frank, mach’s. Wir wollen das alle. Geh.

NURZUR ANSICHT

Ohne meinen Sohn kann ich nicht leben.

(Eine feminine, toughe, angespannte Frau Ende 20 tritt aus dem Gerichtsgebäude.

Bei ihr sind ihr Vater MR. SPENCER und ihr Sohn FRANK JR. Sie wollen rechts abgehen, aber der Junge starrt unentwegt FRANK an.)

Beth!

(BETH geht weiter, versucht ihn zu ignorieren. FRANK schreit mit aller Kraft.)

Beeeeeth!

JEROME

Mach’s nicht noch schlimmer.

FRANK

Ich geb nicht auf.

BETH

(kurz vor dem Off rechts zu MR. SPENCER)

Ich komm gleich, Papa.

MR. SPENCER

Elizabeth, sei nicht blöd

BETH

Gleich, hab ich gesagt.

(beugt sich herunter und gibt FRANK JR. einen Kuss)

Mami ist gleich wieder da. Du gehst mit Opa.

MR. SPENCER

Deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen.

FRANK JR.

(schaut zurück, während MR. SPENCER ihn ins Off zieht und ruft)

Papa! Papa! Papa! Papa!

(er ruft im Off weiter, immer leiser werdend)

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BETH

FRANK

BETH

(wartet, bis JEROME links abgegangen ist)

Ich will, dass du nachgibst, Frank.

Ohne meinen Sohn kann ich nicht leben –

Der Nachmittag wird dir nicht gefallen.

Nr. 8 Jeder Tag tut weh (Musik setzt ein.)

Es ist nicht mein Ziel, dir weh zu tun. Aber ich mach’s, wenn ich muss.

FRANK

Wie geht’s Frankie?

BETH

FRANK

Was glaubst du denn, wie’s ihm geht? Ich denk die ganze Zeit, ich hätte es verhindern können. Ich war vor Gussie gewarnt. Ich hätte es verhindern können.

Liebst du mich noch?

BETH

Warst du mit ihr im Bett?

FRANK

(nachdrücklich)

Liebst du mich noch?

BETH

(anfangs zaghaft)

JEDER TAG TUT WEH

IST DIR DAS NICHT KLAR

D U WARST SO LANG EIN TEIL VON MIR, FRANK DAVON BLEIBT ETWAS DA

NOCH EIN TAG VERGEHT UND ICH FRAG MICH , KANN DAS DENN SEIN?

WANN KANN ICH ALL DAS ENDLICH VERGESSEN?

(immer wütender)

NEIN, ICH MUSS MIR

DIE SEELE ZERFRESSEN

UND STARK SEIN, ENTSCHEIDEN DIE NÄCHTE DURCHWEINEN UND ZWEIFELN UND LEIDEN UND JA

JEDER TAG TUT WEH UND ES IST S O KLAR

DU WARST SO LANG EIN TEIL VON MIR, FRANK UND DER BLEIBT JETZT HALT DA

(in rasender Wut)

ES TUT HÖLLISCH WEH

ES IST SO EIN SCHLAG

ALL DIE TAGE UND WOCHEN UND JAHRE, JAHRZEHNTE

EIN LEBEN LANG LEIDE ICH DRAN

BIS ZUM LETZTEN TAG

BIS ZUM LETZTEN TAG

BIS ZUM LETZTEN TAG!

(wieder leise)

Warst du mit ihr im Bett?

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FRANK

Du bist alles für mich, Beth.

BETH

FRANK

Fandest du ihr Leben so attraktiv, dass du unseres geopfert hast?

Ich liebe dich, für immer.

BETH

FRANK

War es so?

(sieht zur Seite. Dann)

BETH

Ja.

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(geht auf ihn zu und streckt die Hand aus)

Ich will, dass wir –

(Plötzlich rennt FRANK JR. von der Seite auf FRANK zu. MR. SPENCER eilt ihm hinterher.)

FRANK JR.

Papa! Papa! Papa!

(BETH will ihn zu ihrem Vater zurückschieben, damit sie das Gespräch mit FRANK beenden kann.)

Nein, Frankie, nein. Du musst bei –

FRANK

BETH

(umklammert FRANK JR.)

Er ist auch mein Sohn!

(In der Aufregung sind K.T. und der Fotograf wieder dazu gekommen. Ein Blitz, und der Fotograf hat das Chaos eingefangen. FRANK und BETH halten schockiert inne. FRANK fährt herum zum Fotografen.)

Hau ab!

(CHARLEY, MARY, JEROME und die anderen kommen angerannt.)

(greift FRANK JR. an der Hand und geht mit ihm und MR. SPENCER ab)

Ich kann das nicht!

FRANK

Beth, warte!

(Der FOTOGRAF macht ein Foto von FRANK, wie er der abgehenden BETH hinterherruft. FRANK wirbelt herum.)

Hau ab, hab ich gesagt!

(FRANK stößt den FOTOGRAFEN nach hinten, sie rangeln und FRANK schleudert ihn auf den Boden.)

Is’ gut jetzt?

FOTOGRAF

Das ist mein Job, Mann.

FRANK

Such dir ‘nen richtigen.

CHARLEY

Hey, ganz ruhig. Beruhig dich, Mann. Nicht aufregen.

(Der FOTOGRAF rafft sich auf und geht zu den Stufen.)

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K.T.

MARY

FRANK

Ich lass die Bilder verschwinden, Sie Held. Dafür schulden Sie mir aber was.

(K.T. geht ebenfalls zu den Stufen und CHARLEY führt FRANK zurück zur Gruppe.)

Bitte hör auf mich und Charley. Wir wollen, dass du dich ausklinkst.

Mary, hilf mir. Ich will einfach zurück an die Arbeit.

CHARLEY

FRANK

SCOTTY

MARY

NURZUR ANSICHT

TYLER

Dazu bist du grade überhaupt nicht in der Verfassung. Fahr ein bisschen mit Tyler durch die Welt.

Will ich aber nicht.

Ich sag es dir als deine Agentin: Arbeit ist jetzt nicht dran.

Ich hab dich lieb. Und Charley hat dich lieb. Hör auf uns.

Die beste Rache ist ein gutes Leben!

Nr. 9 Ist halt so (Musik)

SCOTTY

NA JETZT LIEF ES BEKNACKT UND JETZT LIEGST DU IM DRECK

N A DANN NIMM DIR JETZT GEFÄLLIGST DIE AUSZEIT

MARY

AM BESTEN GEH DAHIN WO DICH NICHTS AN SIE ERINNERT, JA?

TYLER

SIND DIE KOFFER GEPACKT

FAHR ‘ N WIR ZWEI EINFACH WEG

KOMM DOCH MIT AUFS SCHIFF

WIR ZIEHEN UNS RAUS, HEUT...

CHARLEY, MARY

DU MUSST JA WAS MACHEN

ABER NICHTS, WAS ES VERSCHLIMMERT

CHARLEY, MARY, TYLER

JA?

SCOTTY, TYLER

(enthusiastisch zu den anderen)

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –

(MARY und CHARLEY werfen ihnen einen warnenden Blick zu.)

FRANK (abgestumpft, leer)

Ja.

JOE

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UND DANN GEHST DU VOM GAS

UND DANN SIEHST DU MAL LICHT

UND DANACH ZIEH ICH MIT EUCH DIESE SHOW AUF

SCOTTY

EIN SPIEL IST VERLOREN

UND IM NÄCHSTEN FÄNGST DU NEU AN JA?

TYLER MANN, DAS BOOT WIRD ’ N SPAß!

JEROME

DAS VERÄNDERT DIE SICHT

TYLER

MEINE GÄSTE SAGEN

ICH HAB ’ S SO DRAUF

CHARLEY, MARY

IN JEDEM ENDE

LIEGT AUCH IRGENDWO EIN ANFANG JA?

SCOTTY

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST

ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –

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TYLER

(gleichzeitig)

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –

JOE (gleichzeitig)

MACHST DU DIR KEINEN KOPF MEHR DRUM…

JEROME

(gleichzeitig)

WEIL DAS ALLES DOCH EINFACH VIEL ZU VIEL IST –

FRANK (unterbricht gereizt)

Ja!

NURZUR ANSICHT

MARY

(Pause, dann MARY, wütend)

OKAY, IST HALT SO LEBEN IST HART UND DAS IST HALT SO

ICH MEIN, WEIßT DU NICHT LEUTE LIEBEN UND HASSEN SICH MANCHMAL IST ALLES GEGEN DICH MACH DIE AUGEN AUF IST HALT SO

OKAY, SEI DOCH FROH SCHLIMMER WIRD ES NICHT IST DOCH SO

(MARY)

EINE BLUME WELKT

EINE FRUCHT VERDIRBT

UND DER BÖSE LEBT

UND DER GUTE STIRBT

UND GEBETE WERDEN NICHT ERHÖRT

UND DAS IST HALT SO

OKAY IST HALT SO

WEIßT BESCHEID UND

JETZT GIB DOCH NICHT SO SCHNELL AUF

VIELLEICHT PLATZEN DIE ILLUSIONEN

DEIN TRAUM GEHT DABEI NICHT DRAUF

NACH DEM GRIFF INS KLO

KOMMT DIE ZEIT

UND DANN RAFFST DU DICH WIEDER AUF

UND MAN ZÄHLT BIS ZEHN

MAN WIRD ’ S ÜBERSTEH ‘ N WENN MAN STOLPERT, MUSS MAN WEITERGEH ‘ N NACH DEM STURM KANN MAN VIEL KLARER SEH ‘ N UND MAN WÄCHST NUR SO

UND DANN IRGENDWO

BRINGT ’ S DICH WEITER DU WÄCHST NUR SO

OKAY, GROßER KNALL

ALLE SIND GEMEIN

JEDER TAG WIRD JETZT DIE HÖLLE SEIN

ABER TROTZDEM BIST DU NICHT ALLEIN

(Pause, dann, weil FRANK nicht antwortet, mit einem Lächeln)

GUCK MAL HIER, HALLO?

(Er sieht sie and und lächelt zum ersten Mal)

ICH MEIN, IST HALT SO. JA?

JOE

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UND DANN DATEST DU MAL –

SCOTTY

SCHREIBST ‘ NE ANDERE SHOW

JEROME, SCOTTY, JOE

UND IN EIN PAAR WOCHEN

BIST DU GELASS ’ NER

MARY

TYLER

EIN WEG IST ZU ENDE UND JETZT NIMMST DU HALT DEN ZWEITEN JA?

WIR FAHR ‘ N DURCH DEN KANAL

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BIS L A ODER SO UND ZU MEINER NEUEN BUDE AM WASSER

CHARLEY

DENN WENN DU JETZT HIERBLEIBST WIRST DU EINFACH WEITER LEIDEN JA?

SCOTTY, K.T., BUNKER , J OE & TYLER

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!

M A RY (gleichzeitig)

ICH MEIN, WAS ‘ NE CHANCE DAS GEHT, ZACK, VORBEI

CHARLEY

ICH MEIN, SONNE, SEE UND VÖLLEREI

CHARLEY, MARY

ICH MEIN, AUßERDEM HAST DU UNS ZWEI

ALLE (durcheinander, siehe Klavierauszug)

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!

WEIL DAS ALLES DOCH EINFACH VIEL ZU VIEL (GEWORDEN) IST

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!

FRANK

JA!

MAN MUSS SICH BEFREIN

AUF SICH SELBER BESINN ’ N EINMAL INNEHALTEN

UND NICHT NUR LEIDEN

DANN HILFT DIE SE REISE

BEIM VERGESSEN UND VERGEBEN

JA?

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ALLE

JA!

FRANK

JA! (zu Charley)

UND DANACH HAUN WIR REIN

KÖNN ’ N WAS NEUES BEGINN ’ N

EINE SHOW VIELLEICHT, WO ZWEI SICH SCHEIDEN DIE SPIELT IM GERICHTSSAAL DAS IST RICHTIG NAH AM LEBEN!

JA?

GRUPPE

JA !

FRANK

NURZUR ANSICHT

JA!

GRUPPE 1

EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST HOL TIEF LUFT, TIEF LUFT

GRUPPE 2 (gleichzeitig)

REIß DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN BALD SCHON WIRST DU FRÖHLICH SEIN STIMMST MIT EIN ALLE AN BORD ALLE AN BORD

GRUPPE 3

(gleichzeitig)

UND DU GEHST MAL VOM GAS

UND DANN SIEHST DU MAL LICHT

UND IN EIN PAAR WOCHEN

BIST DU GELASS ’ NER HOL TIEF LUFT, HOL TIEF LUFT

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ALLE

(Das ENSEMBLE steht gesammelt da, um FRANK zu verabschieden, der mit TYLER auf die Yacht geht.)

(einig)

ZÄHL BIS ZEHN

DU WIRST ’ S ÜBERSTEH ‘ N

WENN MAN STOLPERT, MUSS MAN

WEITERGEH ‘ N

NACH DEM STURM KANN MAN VIEL KLARER SEH ‘ N

UND MAN WÄCHST NUR SO

UND DANN IRGENDWO

BRINGT ’ S DICH UM

UND DANN WÄCHST DU SO

MARY

OKAY, GROßER KNALL

ALLE SIND GEMEIN

JEDER TAG WIRD JETZT DIE HÖLLE SEIN –

ALLE JA

MARY

ABER TROTZDEM BIST DU NICHT ALLEIN: GUCK MAL HIER, HALLO?

GRUPPE 2

IST HALT SO! IST HALT SO! IST HALT SO!

GRUPPE 1

GUCK MAL HIER, HALLO? HIER, HALLO? HIER, HALLO? (…) JA! JA! JA! JA! (…)

GRUPPE 2 (gleichzeitig)

JA! JA! JA! JA! (…)

GRUPPE 3 (gleichzeitig)

ES IST HALT SO!

ES IST HALT SO!

ES IST HALT SO!

ES IST HALT SO!

(FRANK steht mit einer Kapitänsmütze neben BUNKER auf dem Schiff und winkt der Menge zum Abschied zu.)

Ende AKT EINS

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Nr. 10 Entr’acte

SZENE EINS

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Nr. 10a Opening

(Beim Entr‘acte wird langsam GUSSIE sichtbar, im sexy Abendkleid läuft sie auf und ab. Die Bühne ist leer.)

GUSSIE

(denkt anscheinend an FRANK)

ER IST DOCH EIN KIND

DENK ICH , ER DENKT AN LIEBE?

DENKT ER , ICH KÖNNTE NÜTZLICH FÜR IHN SEIN?

DENKT ER VIELLEICHT , ICH SETZ MICH FÜR IHN EIN?

IST DAS EIN WUNSCHKONZERT?

DOCH EIN KLEINES BISSCHEN

BAHNT SICH HIER WAS RICHTIGES AN... ACH, KLEINER, NOCH EIN KÜSSCHE N DOCH DIE GANZE LIEBE BEKOMMT MEIN MANN... NA GUT, EIN WUNSCHKONZERT!

(leidet einen Hauch zu viel)

EINEN DARF ICH GAR NICHT LIEBEN UND DEN ANDERN LIEB ICH NICHT WER GEHÖRT ZU WEM

ICH GEH IMMER ZU DEM, DER DIE GRÖßTEN PROBLEME VERSPRICHT

(Auf einmal beltet sie los, die Musik klingt wie bei einem Striptease, sie verfällt in Musicalgesten und es wird klar: Sie tritt gerade in einer Show auf. Vielleicht kommen sogar ein paar männliche Tänzer dazu.)

AM ANFANG WAR ES EIN LIED, ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN UND IMMER DA

ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT DAS WAR WIR HABEN UNS GEFUNDEN

(GUSSIE)

(Bewegt sich in den hinteren Teil der Bühne, als ob dort an der Rückwand ihr Publikum säße, ihre Stimme blendet nach und nach aus )

NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE...

(Sie geht hinten ab und wir sind in einer kleinen Straße neben dem Bühneneingang des Alvin Theaters in New York. Heute hat „Musical Husbands“ Premiere. Die Projektion: ALVIN THEATER 1964.

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FRANK

JOE

JOE JOSEPHSON tritt auf, er kaut auf einer Zigarre herum und schaut ständig auf die Uhr, er läuft hektisch vor dem Bühneneingang auf und ab. Sein Blick huscht zwischen der Tür und unserer rechten Bühnenseite hin und her. Plötzlich sind LAUTE STIMMEN zu hören: CHARLEY, MARY, BETH und FRANK mit dem schlafenden 5jährigen FRANK JR. auf dem Arm kommen dazu, laut in Gespräche vertieft.)

(will sie zum Schweigen bringen)

Psst. Psssst. Da drin läuft eure Premiere, schon vergessen?

Entschuldige. Tut uns wirklich leid, aber es ist was ganz Tolles passiert.

Wisst ihr, was toll war? Wie ihr da drinnen kurz vor dem großen Hit auf einmal von den Sitzen springt und wie die Bekloppten den Mittelgang raufrennt.

CHARLEY

Das war wegen Evelyn. Sie hat Wehen gekriegt, einfach so.

MARY

Und weil Evelyn eben so ist wie sie ist, hat sie uns nicht Bescheid gesagt, - erst als die Wehen alle fünf Minuten kamen. Wir haben sie eben erst in ein Taxi gesetzt.

JOE (zu CHARLEY)

Also was machst du dann jetzt noch hier?

CHARLEY

Meine Frau hat mich nicht ins Taxi gelassen.

FRANK

Evelyn wollte, dass Charley auf jeden Fall unsere erste Premiere miterlebt.

CHARLEY

Hier - Sie hat mir sogar ein Diktiergerät mitgegeben, damit ich den Applaus aufnehmen kann.

JOE

Dein Wort in Gottes Gehörgang.

JOE

FRANK

Wenn der Applaus vorbei ist, steht hier für dich sofort ein Taxi, Charley. Dann kannst du mit mir und Beth in Rekordzeit noch ins Krankenhaus flitzen, versprech ich dir.

(BETH geht schnell rechts hinter dem Theater ab)

JOE

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(lauscht an der Tür)

Die sind ganz leise.

FRANK

Kein Mucks.

MARY

Wenn das Publikum so leise ist, dann heißt das, die konzentrieren sich alle ganz doll.

(Die drei MÄNNER drehen sich um und schauen sie an, sie schüttelt mit dem Kopf )

Halt die Klappe, Mary.

JOE

Wir sollten nochmal reingehen, wenn alles vorbei ist.

(dreht sich um, schaut hinauf zu Gott)

Also, ich mein nicht „vorbei vorbei“.

BETH

FRANK

BETH

(kommt wieder rein, nimmt FRANK JR., redet mit den SPENCERS und zeigt hinter die Bühne)

Pass auf, Mama, das Taxi, wo die Uhr schon läuft, das ist für Charley. Papa und du müsst das dahinter nehmen, ja?

(küsst den schlafenden FRANK JR.)

Wir sehen uns ganz bald, Sohnemann, und dann erzähl ich dir haarklein, was passiert ist. Ach, ich wollte doch, dass er bei der Premiere dabei ist.

Frank! Er war doch jetzt da. Beeil dich, Mama. Wir sagen beide danke und haben dich beide lieb. Und jetzt los!

MR. SPENCER

(ab mit MRS. SPENCER, und FRANK JR. auf dem Arm)

Ich versteh einfach nicht, wie man als normaler Mensch in New York City leben kann oder leben will.

BETH, CHARLEY, FRANK, MARY

(gleichzeitig mit MR. SPENCER)

leben kann oder leben will.

FRANK

Charley? Komm, wir schreiben noch eine Show.

BETH

MARY

JOE

Jaaaaa!

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Und noch eine und noch eine und noch eine...

Und ich produzier sie.

CHARLEY

Moment, Moment! Du würdest „Erst recht links“ auf die Bühne bringen, Joe?

JOE

BETH

FRANK

Na, erstmal braucht ihr ein paar echte Hits, damit Geld reinkommt. Dann, dann könnt ihr euren politischen Flop in die Welt setzen und damit zeigen, wie bodenständig ihr seid. Ich hab ja jetzt eine andere Idee für euch. Richtig kommerzielles Ding. Da werdet ihr erst schreiend wegrennen und dann nur noch jubeln.

Du weißt, dass ich dir nie reinrede. Aber das muss ich jetzt loswerden. Mach‘s für mich. Noch eine Show mit Joe - für mich - und dann könnt ihr „Erst recht links“ angehen.

Ich weiß, welche Musik ich schreiben will. Und ich weiß auch, dass es gerade alles ziemlich schwer für dich ist, aber vertrau mir, bitte.

BETH

MARY

BETH

MARY

FRANK

Und vertraust du mir, bitte?

Beth. Jungs. Jetzt müsst ihr euer eigenes Zeug machen, wann denn sonst?

Du hast keine Kinder, Mary. Und dein Buch ist gerade ein Bestseller geworden. Aus deiner Perspektive sagt sich das alles ganz schön leicht.

Ach, glaub mir. Erfolg ist auch nicht so toll, wie er aussieht.

Ich glaube, Charley und ich werden hervorragend mit Erfolg umgehen können.

CHARLEY

Ja, genau: so gut wie wir mit dem Scheitern klarkommen...

Nr. 11 Ein Triumph

(JOE öffnet die Tür zur Bühne - riesiger APPLAUS dröhnt heraus. CHARLEY schaltet sein Diktiergerät ein; die MUSIK setzt ein.)

JOE

FRANK

HÖRT EUCH DAS AN!

(Noch eine Welle von Applaus aus dem Saal )

DAS DA, HÖRT EUCH DAS AN!

(und noch eine)

UND IHR WISST , WAS DAS HEIßT MUSS ICH SAGEN, WAS DAS HEIßTNEIN, PST, KEINE ZEIT FÜR TRÄUMEREIEN, JETZT NUR NICHTS BESCHREIEN –

(JUBEL aus CHARLEYs Diktiergerät)

CHARLEY

HÖRT EUCH DAS AN!

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JOE

NURZUR ANSICHT

FRANK

(JOE öffnet die Tür zur Bühne - riesiger APPLAUS dröhnt heraus )

BITTE, HÖRT EUCH DAS AN

(Nochmal JUBEL, JOE geht ab, ins Theater )

IST DENN SO WAS ERLAUBT? GEHT DENN DAS ÜBERHAUPT?

KANN DAS SEIN, ALSO NEIN, OB UNS DAS JEMAND GLAUBT?

(CHARLEY öffnet die Tür zur Bühne - großer APPLAUS und alle baden in dem Klang.)

SO KLINGT DOCH EIN TRI -

(Die Musik wird immer schneller und aufgeregter )

UMPH!

EIN TRIUMPH!

DEN KEIN MENSCH ÜBERTRUMPFT

KEINE SHOWS MEHR IN DER ALTEN BAR, WO DIE SEELE VERDUMMT

UND KEIN FACHMÄNNISCHER KOMMENTAR, DASS MAN „DAS NICHT GERN SUMMT“

CHARLEY

ICH WERD MIR THEATERKARTEN LEISTEN, LANG GENUG HAB ICH BEI DIR GESCHNORRT –

MARY

KEINE VORSPRECHEN UM JEDEN PREIS, W ENN MAN KOMMT UND SOFORT –

CHARLEY

SAGT DER HERR SCHMERZVERZERRT

SCHON BEIM ERSTEN

AKKORD:

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ALLE

JOE

NURZUR ANSICHT

FRANK

„Jungens, Jungens, das ist sehr, wirklich sehr - wie sagt man? ‚Interessant.‘ Und glaubt mir, wenn sich das irgendein Publikum ansehen würde, würde ich das auch sofort produzieren.

(Stülpt die Hand vor den Mund, um lauter zu sein und ruft den nächsten Autor herein )

Der Nächste!“

WIR SIND TOLL!

WIR SIND TOLL!

(JOE kommt zurück, man hört wieder JUBEL )

SO EIN VOLLER ERFOLG!

ICH MUSS NICHT MEHR UNTERRICHTEN, LASS MICH NICHT MEHR QUÄL‘N

CHARLEY

ICH SPIEL DAS KLAVIER HALT NICHT WENN DA SECHS TASTEN FEHL‘N

MARY

NIEMAND WILL UNS ERST DIE WELT ERKLÄREN UND SCHICKT UNS DANN RAUS ZUR SEKRETÄRIN

MARY, FRANK & CHARLEY

UND DAFÜR

DANKEN WIR

DEM AMTIERENDEN GOTT!

WIR SIND TOLL!

WIR SIND TOLL!

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BETH

DIE FAMILIE WIRD SCHMOLL‘N MAMA, PAPA UND DIE OMI GESCHIMPFT IM AKKORD: „DER IST EINE HALBE MAKKARONI, WAS TREIBT IHR DENN DORT?

ACH DAS KLAPPT SOWIESO NIE“ UND DANN KRIEGT FÜR DIE SHOW DIE ARME KLEINE MAKKARONI DEN TONY

AWARD

FRANK

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‚Ich möchte als erstes all denen danken, den Hunderten von Leuten, die all meine Shows abgelehnt haben. Nur so konnte ich heute mit dieser Show gewinnen.‘

(CHARLEY öffnet die Tür zur Bühne - lauter JUBEL.)

Vielen Dank!

HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

KLINGT DAS NICHT EINFACH GUT?

DAS IST EINFACH GUT!

DAS HÖRT SICH AN , ALS OB GUT WIRD WAS DOCH SCHON SO LANGE WÄHRT

BETH

FRANK

HÖRT EUCH DAS AN!

BITTE, HÖRT EUCH DAS AN

KLINGT DAS NICHT EINFACH GUT? DAS IST EINFACH GUT!

HÖRT SICH GUT AN FÜR DIE FRAU

DIE BISHER IHREN MANN ERNÄHRT

(gleichzeitig)

HÖRT EUCH DAS AN

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

DAS IST WAHNSINN!

MARY

HÖRT EUCH DAS AN! VOLL VERRÜCKT!

JOE

HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, KLINGT DAS NICHT GUT, DAS IST EINFACH ZU GUT DAS IST WAHNSINN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

BETH (gleichzeitig)

HÖRT EUCH DAS AN!

BITTE, HÖRT EUCH DAS AN!

DAS IST WAHNSINN!

DAS DA, HÖRT EUCH DAS AN !

FRANK (gleichzeitig)

HÖRT EUCH DAS AN!

DAS HÖRT SICH AN , ALS OB GUT WIRD WAS LANGE WÄHRT HÖRT EUCH DAS AN!

HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

MARY & CHARLEY

KLINGT DAS NICHT GUT –

DAS IST WIRKLICH EIN –HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN! HALLO, DAS IST –

CHARLEY

HÖRT EUCH DAS AN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

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MARY

WAHNSINN!

LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!

ALLE

DA DRIN KLINGT DOCH DAS PUBLIKUM WIE DYNAMIT

ALS OB GRADE DER PAPST VOR DIE GLÄUBIGEN TRITT

JOE

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KINDER, SO KLINGT AM BROADWAY EIN RICHTIGER HIT!

ALLE

EIN TRIUMPH!

EIN TRIUMPH!

EIN IMMENSER TRIUMPH!

FRANK, CHARLEY

WENN ICH KRITIKER SCHON SAGEN HÖRE: DAS HÄLT SICH NICHT LANG

SAG ICH: WIR SIND KEINE AMATEURE WIR FANGEN ERST AN

JOE (Zu FRANK und CHARLEY)

SAGT HALLO ZU HUNDERTTAUSEND GÄSTEN, DAS IST EIN VERDAMMTER MEILENSTEIN!

FRANK

ABER EINS GEFÄLLT MIR DOCH AM BESTEN

CHARLEY

NA , WAS WIRD DAS SEIN ?

FRANK, CHARLEY

DU BIST DA, MEIN FREUND, WIE‘S IMMER WAR, MEIN FREUND!

FRANK, CHARLEY, MARY

DAS IST EIN WAHRER FREUND, MIT ODER OHNE APPLAUS!!

TRIO, BETH

AN UNS SIEHT MAN

WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN

ALLE

WIR HABEN HIER EINEN SICHEREN BLOCKBUSTER -

DURCHBRUCH MIT ALLEN SCHIKANEN, ‘NEN KNÜLLER BEJUBELTES SCHLAGZEILENPRACHTEXEMPLAR VON GEWALTIGEM HIT!

(SIE öffnen die Tür nochmal – JUBEL.)

EIN TRIUMPH!

(und nochmal)

EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH!

J OE

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Für genau so einen Moment machen wir das doch alles. Und jetzt gehen wir rein und tun ganz bescheiden.

(Ab ins Theater )

CHARLEY

Nein, nicht jetzt, ich kriege ein Kind.

FRANK

Wir kommen mit.

MARY

BETH

Ich auch.

Und die Premierenfeier?

CHARLEY

Ihr zwei geht auf die Party.

(gibt FRANK das Diktiergerät und will ab gehen, dreht sich aber nochmal um) Frank, eine Show mach ich noch für Joe Josephson. Aber nur eine.

FRANK

(legt das Diktiergerät auf den Boden an der Bühnenseite) Eine noch. Und dann sind wir dran.

(FRANK, CHARLEY, MARY und BETH kommen zusammen und hüpfen )

CHARLEY

Eine noch.

(SIE umarmen sich. BETH jubelt. CHARLEY geht auf der rechten Bühnenseite ab und sagt dabei zu MARY)

Komm.

MARY Gleich.

BETH

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FRANK

BETH

(wenn CHARLEY weg ist, zu FRANK)

MARY

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Als Evelyn ihr letztes Kind gekriegt hat, war ich dabei, und ich will bei dem auch dabei sein. Aber geh du ruhig.

Nein, Schatz, auf keinen Fall. Nein, nein, nein.

Doch, doch, doch. Ich bin so stolz auf dich. Wenn wir uns im Krankenhaus nicht sehen, dann zuhause, ja?

(Kleine Pause )

Ich lieb dich so sehr.

(Sie küsst ihn und schubst ihn ins Theater. Er geht durch den Bühneneingang ab und tritt hinten auf der Bühne wieder auf, durch eine dünnen Gazevorhang im Backstagebereich sichtbar.)

(hält BETH auf)

Bitte Beth, Gussie ist da, bleib doch bitte bei Frank.

BETH (im Gehen)

Manchmal muss man auch Vertrauen haben, Mary.

MARY

BETH

JOE

(hält sie nochmal auf)

Und manchmal lieber nicht.

Ich möchte keinen Mann haben, dem ich nicht vertrauen kann.

(BETH geht rechts ab, MARY hinterher. FRANK tritt hinter dem Gazevorhang vor, JOE kommt dazu.)

Hey, Mister Big Man! Bist du bereit für die super-duper Party?

FRANK

Ich kann nur ganz kurz bleiben.

GUSSIE

JOE

GUSSIE

(tritt auf, sieht die beiden und ruft von oben zu ihnen)

Oh, ist das nicht genau das, wofür wir so hart arbeiten? War das nicht einfach himmlisch?

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FRANK

GUSSIE

Ich muss uns noch ein bisschen bei den Geldgebern gutquatschen. Nehmt ihr mal das Auto.

(ab, ruft GUSSIE zu)

Bald kann ich mir diesen Big Man hier nicht mehr leisten, wart's nur ab.

Oh, eine verwandte Künstlerseele zu finden, was für ein Segen das ist. So oft wollte ich dir schon einfach nur danken. Aber, mein lieber Franklin Shepard, da hat man sich wohl gegen uns verschworen; nie sind wir uns über den Weg gelaufen.

Ich habe Ihnen wirklich viel zu verdanken, Miss Carnegie.

Habe ich dir das nicht schon vor Jahren gesagt? Das Schicksal hat uns zusammengebracht.

(küsst die Rose und wirft sie zu FRANK)

Also, die letzten Monate hattest du immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Heute Abend zeige ich dir den wahnsinnigen Rausch, wenn man die Nummer eins ist. Alle wollen den Mann der Stunde sehen.

(GUSSIE geht die Treppen runter ab und FRANK will in die andere Richtung abgehen. Dann fällt ihm CHARLEYS Diktiergerät wieder ein, er holt es und will gehen, hält aber nochmal an. Er steht still auf der Mitte der Bühne und drückt „Play“: der APPLAUS ist zu hören. FRANK schließt die Augen, schluckt einmal und verbeugt sich vor seinem eingebildeten Publikum )

Nr. 11a Übergang 4

ENSEMBLE

(verschiedene Soli, Aufteilung siehe Klavierauszug)

TRÄUME SIND

UNSTERBLICH, FIND DEINEN TRAUM, WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT VERSTEHT

ZEIT VERGEHT

ZEIT VERRINNT

UND NICHTS BEGINNT

ABER DU VERGISST NIE DEN TRAUM

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SOLO

HALT IHN FEST

GRUPPE

EIN WEG IST LEICHTER

SOLO

ES BRAUCHT ZEIT

GRUPPE

EIN WEG GEHT NUR BERGAUF

SOLO

ZEIT VERRINNT

GRUPPE

QUÄLST DICH DURCH DEINEN

HINDERNISLAUF

ODER DU FREUST DICH WAHNSINNIG DRAUF

SOLO

BIEG DEN TRAUM -

GRUPPE

MAL BIST DU GLEICH DA

SOLO

MIT DEM WEG ...

GRUPPE

MAL GEHT ES ÜBER STOCK, ÜBER STEIN

HAUPTSACHE IST,

DAS KRIEGT DICH NICHT KLEIN SAG DIR GANZ FEST,

DAS KRIEGT DICH NICHT KLEIN!

ENSEMBLE

(in drei Gruppen aufgeteilt)

NEUNZEHNVIERUNDSECHZIG...

NEUNZEHNDREIUNDSECHZIG

NEUNZEHNZWEIUNDSECHZIG...

Ende der ersten Szene

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SZENE ZWEI

Nr. 12 Die Crème – Teil 1

(Im eleganten Stadthaus von GUSSIE und JOE in Sutton Place, natürlich mit Klavier und Cocktailpianist. Die Türen im hinteren Teil der Bühne führen direkt zu einem Gewächshaus. Es läuft eine große PARTY. Die Projektion: „SUTTON PLACE 1962“)

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GÄSTE

(verschiedene Soli, siehe Klavierauszug)

KENNST DU SCHON – ?

WIE WAR'S DENN – ?

DAS KANN GAR NICHT SEIN! ALSO SO – ?

DAS WAR‘S DANN!

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

KENNST DU SCHON – ?

DARLING!

WIE WAR'S DENN – ?

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

MAN SPRICHT DAVON – !

ALSO SO – ?

DARLING!

DAS WAR‘S DANN!

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

WIR WAR‘N DABEI – !

HAST DU MAL – ?

KENNST DU SCHON – ?

DARLING!

WIE WAR'S DENN – ?

JEMAND MÜSSTE – !

DIE AVANTGARDE – !

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

DIE AVANTGARDE – !

SO TOTAL – !

ALSO SO – ?

DARLING!

DAS WAR‘S DANN!

WENN MAN WÜSSTE – !

KEIN GUTER START – !

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

MAN SPRICHT DAVON – !

DAS WAR –

ALLE GÄSTE

TOLL – !

WAR GENIAL – !

DAS HAT FEUER – !

DAS HAT KLASSE – !

DAS WAR NICHTS – !

DAS WAR MIST – !

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BETH

DAS WAR ABSOLUTE LEERE – !

DAS IST SPANNEND – !

DAS HAT LEBEN – !

DAS IST BESSER – !

DAS HAT ALLES – !

DAS IST –HI!

SCHRECKLICH!

WUNDERVOLL!

(FRANK und BETH treten auf, das laute Gerede verschwindet langsam unter dem DIALOG.)

Frank! Frank!

(FRANK schaut zu ihr. Sie zeigt auf etwas hinter der Bühne.)

Der Bürgermeister ist da Gott

FRANK (ungeduldig)

Ich weiß Weiß ich ja

BETH

FRANK

(Ihr verschlägt es den Atem. Und gleich nochmal.)

Frank! Da! Meine Lieblingsschauspielerin!

(zeigt wieder hinter die Bühne, völlig durch den Wind)

(will, dass sie aufhört)

Ja, seh ich. Seh ich ja.

BETH

FRANK

Aber hast du auch gesehen, wer mit ihr da ist?

(peinlich berührt)

Ich such hier nicht nach Promis, Beth. Sondern nach Charley.

ALLE

Das geht doch gleichzeitig. Ich hab noch nie so viele Stars auf einem Haufen gesehen.

(Auf einmal quiekt sie laut, zeigt in den hinteren Teil der Bühne und alle blasierten GÄSTE halten inne und schauen dorthin.)

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WAS? WER?

WO?

(Die GÄSTE sehen CHARLEY hereinkommen und starren ihn enttäuscht an.)

OH…

(Die MENGE wendet sich ab. Wirklich lautes Gerede, das unter dem Dialog weiterläuft; die MUSIK läuft ebenfalls die ganze Szene durch, außer es ist anders vermerkt.)

CHARLEY

(geht zu FRANK)

Und, was hat er gesagt?

FRANK

Ich hab noch nicht mit ihm geredet. Aber er hat uns ja nicht eingeladen, weil wir so gut hierher passen. Er will unsere Show haben, da bin ich mir jetzt ganz sicher.

CHARLEY

Ja, ich auch. Aber vielleicht sollten wir uns nicht zu sicher sein.

(zeigt die ganzen süßen Backwaren, die in seinen Taschen stecken)

Ich bin nur für die süßen Teilchen zuständig, du machst das ganze geschäftliche Zeug.

FRANK

Mach ich, Charley. Wart's nur ab. Wir haben so viel Zeit ins Schreiben gesteckt - das muss sich jetzt auszahlen.

BETH

Mir wäre egal, was er verlangt - sag einfach ja. Wir waren so lange arm, ich finde wir sollten jetzt reich werden.

FRANK

BETH

(bringt sie zum Schweigen)

Beth, hier sind kultivierte Menschen.

(ärgert ihn)

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FRANK

Oh Gott, ja. Hätt‘ ich das gewusst, hätt‘ ich Ohrringe angelegt.

(sieht etwas am anderen Ende des Zimmers)

Komm. Es geht los.

CHARLEY

Was ist hier los?

FRANK

Die da drüben. Die rauchen Marihuana.

BETH

Das hab ich schon mal gerochen. Bei den Künstlern im Greenwich Village. Ich dachte, so riecht der Herbst.

Nr. 12a Die Crème – Teil 2

FRANK

Los.

GÄSTE

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(in kleinen Gruppen)

DARLING!

DIE NEUE SHOW – !

DARLING!

DER ABEND WAR – !

MIST

WAR DAS GUT?

EINFACH ALLES! SO EIN KÖNNER!

EINFACH NICHTS, ABER FRÜHER!

EINFACH UNSINN NUR FÜR KENNER!

DAS WAR – !

FRANK

GUSSIE

(sieht GUSSIE und reicht ihr die Hand)

Hallo! Falls Sie sich noch an mich erinnern können: Franklin Shepard. Das hier ist Charley Kringas, er schreibt die Texte.

(GUSSIE umarmt CHARLEY fest und zerdrückt alle Backwaren.)

Und das ist Beth. Meine Frau.

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BETH

GUSSIE

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Ob ich mich erinnern kann? Nur wegen dir schmeißen wir doch diese Party. Also, so steht's dann jedenfalls in der Steuererklärung.

(zu BETH)

Schreibst du auch Lieder?

Nein, ich verdiene grade das Geld in der Familie.

Darf ich ihn mal ganz kurz entführen?

(Ohne auf ihre Antwort zu warten, zieht GUSSIE FRANK zur Seite. CHARLEY geht ab, um sich von den matschigen Backwaren in den Taschen zu befreien )

Ich habe für heute Abend die reichsten und einflussreichsten Leute der ganzen Stadt eingeladen. Aber keiner von denen ist so reich oder einflussreich, wie du es mal wirst. Ich nenne sie „die Crème“. Das Sahnehäubchen der Snoberia.

DAS SIND SIE

DIE SZENE , VON DER MAN LIEST

DER CLUB, WO MAN JEDEN KENNT MAN IST JA AUCH WER

GRUPPE 3

HI!

GRUPPE 1

SCHRECKLICH!

GRUPPE 2

WUNDERVOLL!

GUSSIE

DAS SIND SIE. MAN BLEIBT UNTER SICH –

GÄSTE (zueinander)

OH! STIMMT...

GUSSIE

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MAN KOMMT NIE ALLEIN -

GÄSTE

WAS? NEIN!

GUSSIE

MAN ZEIGT SEIN GESICHT

GÄSTE

WER? –DER?

GUSSIE

ANSICHT

GÄSTE

GUSSIE

WIE FINDEN WIR DAS?

NURZUR

MAN TUT SEINE PFLICHT –

DENN DIE, MEIN KIND, MACHEN KULTUR UND SCHREIBEN DRAUF LOS ERÖFFNEN ‘NE BAR SCHAFFEN HAUTE COUTURE SIE SCHENKEN UNS DIE GRÖßTEN SHOWS

GRUPPE 3

ALBEE!

GRUPPE 2

WARHOL!

GRUPPE 1

KUROSAWA!

GUSSIE

DANN SEH‘N SIE KULTUR UND LESEN DRAUFLOS BEVÖLKERN DIE BAR

TRAGEN HAUTE COUTURE... DAS SCHEINT SCHON SONDERBAR, JA, DOCH SIE SIND DIE ALLERGRÖßTEN IN DEM ALLERBESTEN VIERTEL IN DER BESTEN STADT DES LANDES AUF DER IST - SCHON - KLAR

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GRUPPE 3

EPISCH!

GRUPPE 2

VALIUM!

GRUPPE 1

SUBJEKT!

(PARTYLÄRM. GUSSIE bringt FRANK zurück zu seinen Freunden )

Nr. 12b Die Crème Teil 2 (Underscore)

GUSSIE

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(Ein Kellner kommt vorbei, GUSSIE nimmt sich zwei Weingläser von seinem Tablett )

Beth, Darling, du hast ja gar keinen Seelentröster in der Hand.

(Dreht sich zu BETH und in der schnellen Bewegung - oder vielleicht absichtlich schüttet sie BETH den ganzen Wein aufs Kleid.)

Oh nein, ich schneide mir die Pulsadern auf.

(GUSSIE dreht sich suchend nach JOE um )

BETH

Ist nicht schlimm.

(leise zu Frank)

Denk ich. Immerhin gehört mir jetzt das Kleid.

GUSSIE

Joe. Joe. Komm schnell. Wir haben hier eine gigantische Katastrophe. (zu BETH)

Ach, es ist ein Skandal.

(JOE löst sich von einer Gruppe und kommt vorbei. Er lehnt sich vor, um GUSSIE einen Kuss auf die Wange zu geben. Irritiert weicht sie vor ihm zurück.)

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JOE

GUSSIE

Führe mal bitte diese bildschöne Person hinauf zu meinem Ankleidesaal. Sie wird sich dort was zum Anziehen raussuchen. Bitte Joe, jetzt. Ich bin vor Scham ganz gelähmt.

Haben Sie schon mit meiner Frau gesprochen? Wir haben uns was überlegt. Für den Broadway vielleicht.

Joe, wenn du dich jetzt nicht bewegst, stürze ich mich in den Müllschlucker. Jetzt!

(JOE ab, mit BETH an seinen Fersen, die versucht den Fleck zu verdecken Zu FRANK)

Deine neuen Lieder sind einfach bezaubernd.

FRANK

GUSSIE

(holt ein paar Notenblätter aus der Tasche)

Ich hab sogar noch ein paar ganz neue dabei.

(lacht)

Du bist großartig.

FRANK

Ich bewundere Leute wie Sie immer. Man hat das Gefühl, Sie kennen jeden und machen alles.

GUSSIE

Stimmt. Eines Tags hab ich mir mein Ich ausgedacht. Und seitdem verändere ich mich nicht mehr. Stattdessen verändere ich die Leute um mich herum.

(hinter FRANKs Rücken hat sie SCOTTY hergewunken.)

Scotty!

(während Scotty zu ihr eilt)

Meine Liebe, das ist dein neuer Mandant, Franklin Shepard.

SCOTTY

Klar, ruf mich morgen an. Oder ich klingel mal durch.

(spielt einen Telefonhörer am Ohr)

Ich steh im Telefonbuch.

FRANK

GUSSIE

FRANK

GUSSIE

(spielt einen Telefonhörer am Ohr)

Ich auch.

Na, seht ihr was ihr alles gemeinsam habt!

(wirft SCOTTY einen Kuss zu und bewegt sich mit FRANK weg)

Das wäre dann deine neue Agentin. Gern geschehen.

(GUSSIE und FRANK gehen nach hinten durch eine Tür; GUSSIE öffnet die Tür zum Gewächshaus und sie gehen hinein. Als sie die Tür hinter sich schließt, hören die PARTYGERÄUSCHE und MUSIK schlagartig auf; die Party geht als Pantomime weiter.)

Joe hat mir dieses Gewächshaus zur Hochzeit geschenkt. Er neigt dazu, mir zu Füßen zu liegen.

Wirklich schön.

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FRANK

GUSSIE

Nimm's mit nach Hause, wenn‘s dir gefällt. Joe hab ich geheiratet, weil er mich gut fand und weil ich sein Leben gut fand. Den vor ihm hatte ich geheiratet, weil, naja, weil er gesagt hat, er könne schreiben, und ich ihm geglaubt hab. Und den ersten? Na, erste Male zählen ja nicht wirklich, oder?!

Dieses Gewächshaus passt gar nicht wirklich nach New York. Genau wie ich.

(mit tieferer Bedeutung)

Nur am Anfang nicht, Darling. Inzwischen ist das für mich das Allerschönste in diesem Dreckloch. Wie alt bist du?

FRANK

Fünfundzwanzig. Stört mich aber nicht. Bis ich denke: Ich bin ein Vierteljahrhundert alt - und dann krieg ich Panik. Ich will so viel machen und komm irgendwie nicht richtig in die Gänge. Ich kann –

(hält sich selbst zurück)

GUSSIE

Wenn ich jemanden sehr schnell sehr gut kennen lernen möchte, dann spiele ich ein Spiel. Ich erzähle dir eine Wahrheit über mich und du antwortest direkt und ehrlich mit einer Wahrheit über dich. Ich nenne es „Gefangenenaustausch“. Ich bin nicht wirklich glücklich.

(Pause)

Jetzt du. „Ich bin nicht wirklich glücklich.“

FRANK

Ich bin wirklich glücklich.

GUSSIE

Hmm. Ich bin nur noch ein winziges Stück vom Ziel entfernt.

FRANK

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GUSSIE

Ich bin kilometerweit vom Ziel entfernt. Na, eher viele Hunderttausend Kilometer.

Die Bühne ist mein Leben.

FRANK

Komponieren ist mein Leben.

GUSSIE

Der Erfolg will nicht schnell genug kommen.

FRANK

Der Erfolg will gar nicht kommen.

GUSSIE

Ich habe fünf Broadwayshows gespielt.

FRANK

Ich hab jeden zweiten Akt davon gesehen.

GUSSIE

NURZUR ANSICHT

FRANK

Wer schummelt denn da? Ich habe fünf Broadwayshows gespielt.

Ach, wo soll ich da anfangen... Ich kann –

GUSSIE

Singen ist meine große Liebe.

FRANK

Musik ist meine große Liebe.

GUSSIE

Schauspiel ist meine zweitgrößte Liebe.

FRANK

Musik ist meine zweitgrößte Liebe.

GUSSIE

Ich glaube, uns hat das Schicksal zusammengebracht.

(Eine Pause.)

Jedenfalls. Ich hab diese ganzen Shows gespielt und kaum eine davon lief länger als unser Gespräch hier. Aber Joe hat sich eben ein Skript gesichert, das mein Leben auf den Kopf stellen kann. Und deins. Wir wollen, dass du und dein Partner Musik und Texte dazu schreiben.

(Sie lächelt breit. FRANK lächelt nicht zurück.)

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FRANK

Sehe ich etwa Enttäuschung auf diesem entzückenden Gesicht?

Wir hatten gehofft, dass er „Erst recht links“ mit uns machen will. Die Show, die Charley und ich ihm präsentiert hatten.

GUSSIE

Oh nein, Darling, keineswegs.

FRANK

Wir haben aber drei Jahre daran gearbeitet.

GUSSIE

Die Show hier könnt ihr viel schneller fertigkriegen. Er meinte aber, ich soll nochmal betonen: wir wollen sie schnell, laut und lustig.

Nr. 12c Die Vernunft

(GUSSIE)

Ich brauche einen Hit. Was sagst du?

(Keine Antwort. Lange Pause. Die MUSIK setzt im Hintergrund ein, langsam und geschmeidig. GUSSIE singt leise und verständnisvoll.)

MAN MUSS WISSEN, WAS MAN WILL, DARLING DA IST WISSEN WIRKLICH MACHT DU KRIEGST ALLES, WAS DU WILLST, DARLING IMMER MIT DER RUHE

ES PASSIERT NICHTS ÜBER NACHT, DARLING GIB DIR NOCH EIN BISSCHEN ZEIT DU HAST EINE GABE, DU BIST FLEIßIG , ABERNOCH NICHT GANZ BEREIT.

DIE VERNUNFT

IST EINE GANZ EIGNE KUNST WANN MUSS MAN ERWACHSEN SEIN UND IRGENDWIE KLUG?

DIE VERNUNFT

SAGT , DU WIRST GANZ GROß SCHON BALD GEHT ES LOS SIE WEIß , WAS SIE TUT UND DANN SAGST DU BLOß...?

(Die MUSIK läuft im Hintergrund weiter.)

FRANK

NURZUR ANSICHT

(Eine lange, schmerzhafte und schwierige Entscheidung. Dann leise)

Na gut.

GUSSIE

Also, bei der Show ist nix mit subtil und nix mit Tiefe. Nur so Boom, Bäm, Vorhang. Ein großer Spaß, Opulenz, Glitter, Broadway!

FRANK (unglücklich)

Na gut.

(FRANK schließt die Augen ganz fest und schluckt einmal )

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GUSSIE

(sie lächelt, im Gehen)

Was seh ich da? Einen kurzen Zweifel?

FRANK

(überrascht, dass sie noch da ist)

Ach, das mache ich immer, wenn ich einen Moment festhalten will. Ich mach die Augen ganz fest zu und schlucke einmal. Ich mach quasi ein Foto, das ich behalten kann. Wie einen Schatz.

GUSSIE

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(versteht rein gar nichts, lächelt)

Du bist ein Schatz.

(SIE gehen im hinteren Teil der Bühne entlang aus dem Gewächshaus, zurück zur Party. Sie werden von lautem Gebrabbel und Musik überrollt.)

Nr. 12d Die Crème Teil 3

GÄSTE

(wie im vorherigen Teil)

DAS IST TOLL, IST GENIAL

DAS HAT FEUER, DAS HAT KLASSE

DAS IST NICHTS, DAS IST MIST

DAS IST ABSOLUTE LEERE

DAS IST SPANNEND, DAS HAT LEBEN

DAS IST BESSER, DAS HAT ALLES

DAS IST...

GUSSIE

(setzt sich mehrfach auf die Tasten des Klaviers, um Aufmerksamkeit zu bekommen)

Psssst. Pssssst. Alle, die noch nicht zu viel getrunken, geraucht und gefuttert haben, kommen jetzt mal pronto hierher. Hopp hopp.

(Die GÄSTE versammeln sich nach und nach am Klavier, SIE geht zurück zu FRANK. BETH quetscht sich durch die GÄSTE. Sie trägt eins von GUSSIES Kleidern und führt es FRANK stolz vor.)

BETH

FRANK

Frank! Ach, schau doch mal –!

Gefällt mir sehr gut, Schatz.

(zu MARY, die gleich hinter ihnen hereingekommen ist) Wo warst du denn?

MARY

Ich musste mir erst ein Kleid leihen. Von dem Typen in der Wohnung über mir

(FRANK lacht und küsst MARY auf die Wange.)

GUSSIE

BETH

MARY

(zu BETH)

Oh, Darling, das sieht ja umwerfend an dir aus. Behalt es, ja? Ich bin sowieso zu fett dafür.

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BETH

FRANK

GUSSIE

Ach, Gussie, das ist unsere Freundin, Mary Flynn. Sie arbeitet bei einem Magazin, aber ganz bald bringt sie ihr erstes Buch raus.

(zu GUSSIE)

Sorry für die Verspätung. Zum Glück habt ihr nicht gewartet.

Mary, Charley und Frank sind unzertrennlich.

Wir müssen uns aber jetzt mal kurz trennen. Ich muss mit Charley reden.

(hält ihn auf)

Nein, nein, ich habe doch was mit euch vor.

(zu MARY)

Mary Flynn, wärst du so gut und suchst Charley für ihn? Ganz lieben Dank.

(Küsst ihren Finger und berührt damit MARYs Nase. GUSSIE dreht sich lächelnd zu BETH um - MARY folgt ihr dabei kurz mit gruseligen Krallenhänden, bevor sie sich auf die Suche nach Charley macht.)

Dein Mann ist der talentierteste Komponist weit und breit. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich verrückt nach ihm bin.

BETH (lächelt fröhlich zurück)

Das hoff ich auch.

(Sie lachen zusammen wie zwei kleine Mädchen; die GÄSTE reden noch immer. GUSSIE geht wieder zum Klavier und setzt sich mehrfach mit Schwung auf die Tasten, damit es ruhig wird.)

GUSSIE

Ruhe jetzt, alle zusammen! Ruhe bitte. Passt gut auf, denn eines Tages könnt ihr erzählen, dass ihr „damals dabei gewesen“ seid.

(MARY kommt mit CHARLEY dazu.)

Neben mir steht der aller-aller-allerspannendste Komponist seit Menschengedenken und noch früher - und er spielt uns eins seiner Lieder vor. Und wenn er fertig ist, werdet ihr nur noch Gift schlucken wollen - einfach weil es nichts mehr gibt, für das es zu leben lohnt.

(Die kurzen Gesten zwischen FRANK und CHARLEY, zu denen wir nichts hören, machen klar, dass FRANK diese Chance gern annimmt und CHARLEY eigentlich eher mit gemischten Gefühlen mitmacht.)

Also platziert eure Hintern stabil und schließet die Sprechluken. Es ist mir eine große Ehre, dass sie hier sind: Franklin Shepard und Charles... komischer Nachname irgendwas...

(GUSSIE macht ein lustiges Gesicht und einen Knicks, dann tut sie so als ob sie sich in den Kopf schießt, als Strafe fürs Vergessen )

Egal, das Lied ist jedenfalls aus einer kleinen Show, die sie aufführen wollen. Und das wir hoffentlich in eine große Show packen, die wir aufführen wollen.

CHARLEY

Eine große Show? Wovon redet die, Frank?

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FRANK

Später. Sing erstmal.

Nr. 13 Gefunden

(FRANK spielt das Intro auf dem Klavier.)

CHARLEY

(Zuerst verunsichert und nervös, wird er nach und nach ruhiger und selbstsicherer, vor allem weil MARY und BETH ihm Zeichen geben und ermutigend anschauen und weil er das Gefühl bekommt, dass das Publikum hingerissen ist )

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GUSSIE

AM ANFANG WAR ES EIN LIED

ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN

UND IMMER DA

ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT DAS WAR: WIR HABEN UNS GEFUNDEN

NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE

AUCH MANCHMAL BITTER UND SCHWER

DOCH WENN'S SO WAR, DANN NUR MINUTEN, NICHT MEHR DENN EINS WAR KLAR:

WIR HATTEN UNS GEFUNDEN

ICH WOLLTE IMMER ZU VIEL WAS IST VIEL

WENN MAN HOFFT

DASS ES GEHT?

DU WOLLTEST EBEN NUR HALB

NUR NICHTS HALS

ÜBER KOPF -

IST OKAY.

(Ein paar Takte ohne Text. FRANK und ER schauen sich herzlich und zufrieden an )

NOCH EHE MAN SICH’S VERSIEHT

HAT MAN DAS EINFACHE GLÜCK DANN DOCH VERPASST WIR KÖNNEN NICHT MEHR ZURÜCK ICH GLAUBE FAST:

WIR DREH‘N DIE ALTEN RUNDEN

GEH‘N KEINEN SCHRITT NACH VORN

WIR HABEN UNS GEFUNDEN UND VERLORN

(Großer APPLAUS mit vielen OOHS und AAAHS )

(applaudiert am lautesten, ruft)

Moment, Moment, Moment! Noch nicht wegrennen. Wir wollen es nochmal hören. Oder?! Zeigt es ihnen. Das ist doch Musik, die euch jede Minute im Leben begleiten muss, nicht wahr? Setzt euch wieder hin, hin, hin. Dann machen sie es nochmal. Encore! Zugabe!

(Dabei läuft sie herum und platziert LEUTE, damit sie besser sehen können.)

CHARLEY

Nein. Sag nein, Frank.

MARY

BETH

FRANK

Charley hat Recht.

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Die fanden es super.

Die denken, wir sind große Klasse.

CHARLEY

FRANK

Und weißt du, was wirkliche Klasse ist? Zu wissen, wann man gehen muss.

Ich sing mit. Komm schon.

Nr. 13a Die Crème Teil 4

(SIE fangen nochmal von vorn an, CHARLEY fühlt sich sichtlich unwohl damit )

CHARLEY, FRANK

AM ANFANG WAR ES EIN LIED ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN

UND IMMER DA

ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT ES WAR –

DORY

NURZUR ANSICHT

CHARLEY , FRANK

(Zu zwei anderen Gästen, flüstert deutlich hörbar)

ICH SO: „JOE,

WIR HABEN DIE SHOW UNS GEFUNDEN WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS“

GUSSIE

PSSST!

CHARLEY , FRANK

NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE AUCH MANCHMAL BITTER –

SCOTTY CHARLEY , FRANK

KENNST DU SCHON – ? –

GAST

GANZ SICHER – - !

UND SCHWER

GAST 2

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

MARY

PSST!

GAST

PSST!

DOCH WENN'S SO WAR

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CHARLEY , FRANK

DANN NUR MINUTEN, JOE

(summt laut, aber schief mit)

DADADADADA

GÄSTE CHARLEY , FRANK

IMMER DIESE

NICHT MEHR POLITISCHEN ZAUBERTRICKS

DENN EINS WAR KLAR -

(CHARLEY und FRANK singen weiter, aber die Aufmerksamkeit der GÄSTE schwindet; Sie singen zueinander und ignorieren FRANK und CHARLEY immer mehr )

CHARLEY , FRANK – WIR HABEN UNS GEFUNDEN.

GÄSTE

(gleichzeitig, verschiedene Soli)

DA WAR

STAU IN DEM TUNNEL

EIN SATZ MIT X!

CHARLEY , FRANK

ICH WOLLTE IMMER ZU VIEL WAS IST VIEL

WENN MAN HOFFT DASS ES GEHT?

GÄSTE

(gleichzeitig, verschiedene Soli, siehe Klavierauszug)

AUF DEM LAND GEH‘N DIE TICKETS DANN WEG WIE NIX HAST DU MAL – ?

JEMAND MÜSSTE – !

ES IST VERFLIXT!

SO TOTAL – !

WENN MAN WÜSSTE – !

EIN SATZ MIT X!

IMMER DIESE POLITISCHEN ZAUBERTRICKS ...

HAST DU MAL – ?

JEMAND MÜSSTE – !

ES IST VERFLIXT!

SO TOTAL – !

WENN MAN WÜSSTE – !

EIN SATZ – ! PSST!

CHARLEY , FRANK (gleichzeitig)

DU WOLLTEST EBEN NUR HALB, NUR NICHTS HALS –

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GUSSIE

PSSSSSSSSSSSSSSSSSSSST!

(Es wird kurz ganz still, FRANK und CHARLEY, die bisher geschrien haben, werden wieder leiser, ziemlich verunsichert )

FRANK , CHARLEY

ÜBER KOPF, IST OKAY...

(Eine GÄSTEGRUPPE lacht laut CHARLEY schmeißt seine Noten auf das Klavier und geht ab; FRANK, MARY und BETH eilen ihm nach; die GÄSTE bleiben und merken nichts )

GRUPPE 1

DARLING!

DIE NEUE SHOW DARLING!

DER ABEND WAR –MIST

WAR DAS GUT?

GRUPPE 2

HAST DU MAL – - ?

JEMAND MÜSSTE –EINFACH ALLES –

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ES IST VERFLIXT! SO EIN KÖNNER! SO TOTAL –EINFACH NICHTS – WENN MAN WÜSSTE –ABER FRÜHER!

EIN SATZ MIT X! EINFACH UNSINN AUF DEM LAND NUR FÜR KENNER!

GEH‘N DIE TICKETS DANN DAS WAR TOLL WEG WIE NIX... WAR GENIAL

IMMER DIESE SO EIN KÖNNER! POLITISCHEN ZAUBERTRICKS...

DAS WAR NICHTS NUR FÜR KENNER! DAS WAR ABSOLUTE LEERE! WAHRE KÖNNER!

ALLE

NURZUR ANSICHT

DAS IST SPANNEND

DAS HAT LEBEN

DAS IST BESSER

DAS HAT ALLES

DAS IST KUNST

DAS IST ECHT

DAS IST TIEF

DAS IST WIRKLICH

DAS IST...

Nr. 13b Übergang 5

ENSEMBLE

UND WIR BRECHEN AUF FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSERN TRÄUMEREIN

GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT

REIß DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN IMMER IN DEN TAG HINEIN

TAG HINEIN...

NEUNZEHNEINUNDSECHZIG

MAL GEHT ES LEICHTER MAL BIST DU GLEICH DA MAL SPIELT DAS STEUER PLÖTZLICH VERRÜCKT WIRST DU VERDRÄNGT

ZU BODEN GEDRÜCKT

MAL WILLST DU DOCH VIEL LIEBER ZURÜCK...

Ende der zweiten Szene

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Nr. 14 Bobby und Jacky und Jack

(Wir sind im „Downtown Club“, einem kleinen Nachtclub mit karierten Tischdecken und Kerzen in Chiantiflaschen. FRANK, BETH, CHARLEY und ein Pianist führen ihre Nummern auf. In dem kleinen Publikum sitzen auch JOE JOSEPHSON und GUSSIE.)

Die Projektion: DOWNTOWN CLUB 1960)

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CHARLEY

NEUNZEHNSECHZIG

BETH

FRANK

WAR DOCH SO SCHLECHT NICHT

ACH GOTT, WAS WAR DAS FÜR EIN JAHR!

ALLE DREI

SCHLAGZEILEN, NAMEN ERFINDUNGEN UND KLATSCH WER WEIß NOCH , WAS ALLES GESCHAH

KOPIERER

UND LASER

DIE PILLE, DER TWIST BRASILIENS HAUPTSTADT IST

BETH

BRASILIA, WIE IHR WISST

ALLE DREI

CHRUSCHTSCHOW GIBT RUHE UND BEIDE SCHUHE AB

CHARLEY

FÜR NIXON WAR‘S ZU KNAPP

ALLE DREI

DIE FÜNFZIGER SIND ARCHIVIERT, WIR HABEN SIE DURCHEXERZIERT

FRANK

GOODBYE, EISENHOWER!

CHARLEY

DAS WEIßE HAUS WIRD BLAUER

ALLE

ICH KENNE DIE FAMILIE, DIE HIER GASTIERT

(Sie verschwinden hinter einem provisorischen Vorhang. Der Pianist spielt einen irischen Jig. Wenn sie zurückkommen, haben sie Kennedy-Perücken und -Requisiten dabei. FRANK und CHARLEY geben sich jetzt besonders posh, BETH singt nur noch gehaucht.)

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CHARLEY

MIT BOBBY -

BETH

UND JACKIE -

FRANK

UND JACK -

ALLE DREI

UND DAS SIND NUR DIE VORN AN DECK:

NOCH ETHEL UND TEDDY UND PAT MIT SOHN

CHARLEY

PLUS EUNICE

BETH

FRANK

UND PETER

NURZUR ANSICHT

UND JEAN

PIANIST

UND JOAN

CHARLEY

UND WIE HEIßT DER – ?

BETH

STEPHEN

FRANK

UND KOMM, SAG SCHON DER TYP BEI DER ARMY -

BETH, CHARLEY

DER BEI DER ARMY?

FRANK

CAPTAIN… MAJOR…

CHARLEY

S A RGENT !

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FRANK

RICHTIG!

ALLE DREI

WAS FÜR EIN KONGLOMERAT

WIE MERKT MAN SICH DIESEN SALAT? NA EINER SIEHT GUT AUS

IST JUNG UND REICH UND EINE SIEHT GUT AUS

IST JUNG UND REICH

DIE ANDERN SEH‘N GUT AUS

SIND JUNG UND REICH –WIE GLÜCKLICHE MADEN IM SPECK

SIND BOBBY UND JACKIE UND JACK UND ETHEL UND TED UND EUNICE UND PAT UND JOAN

UND STEVE UND PETER UND SA R GE UND JEAN –

UND SICHERLICH NOCH GANZE KOMPANIEN UND CO –

UND ROSE UND JOE

(FRANK spielt die Blechflöte, CHARLEY und BETH tanzen. BETHs Eltern, MR. und MRS. SPENCER, kommen VORN AUF DIE BÜHNE, reden mit dem KELLNER [TYLER] und setzen sich an einen freien Tisch )

ALLE DREI

WIR SCHAFFEN NIVEAU IN VIER JAHREN

BETH

DIE WELT DER KULTUR KOMMT ZU UNS

ALLE DREI

WIR HOL‘N KREATIVE UND DIVEN IN SCHAREN

CHARLEY

DIE GROßEN

BETH

DIE SCHÖNEN

FRANK

DIE KUNST

BETH

MEIN ORCHESTER ZELEBRIERT BACH UND VIVALDI

UND MÜNCH GIBT EIN STÜCK VON RAVEL

DANN NOCH LEONTYNE PRICE ALS TOSCA

BESSER ALS JEDER ROCKSTAR

UND DANN TANZT MARGOT FONTEYN „GISELLE“

CHARLEY

Gleichzeitig?

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BETH

WÄR DAS NICHT ORIGINELL?

FRANK

EINE LESUNG MIT AUDEN EIN GAST AUS EUROPA -

CHARLEY

UND BERNSTEIN SETZT SICH ANS KLAVIER

BETH UND GALINA

(Hebt die Betonung performativ hervor)

WISCHN J EWSKJA

FRANK, CHARLEY

GESUNDHEIT!

BETH

SINGT LYRISCHSTE OPER SCHON IHR NAME ERFRISCHT IHR SOPRAN IMPONIERT!

ALLE DREI

WIR SCHAFFEN NIVEAU IN ACHT JAHREN EIN PARADIES FÜRS FEUILLETON

FRANK

WIE WÄR DIE MONROE ?

CHARLEY (nickt)

SIEHT NETT AUS UND SPIELT GUT

BETH

UND OLEG CASSINI -

(FRANK, CHARLEY und der PIANIST schauen sie an)

ICH FIND SEINEN STIL GUT

CHARLEY

UND WAS IST MIT HEIFETZ?

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BETH

UND CALLAS!

FRANK

UND GIELGUD!

ALLE DREI

WAR JEDER MAL KURZ VIRTUOS

DANN GEHT UNSRE PARTY ERST LOS!

FRANK

NURZUR ANSICHT

(Noch ein irischer Jig. FRANK, BETH stellen sich hinter dem Pianisten am Klavier an CHARLEY kommt dazu, reiht sich hinten ein und meldet sich hektisch.)

Ist ja gut, Bobby. Ich mach dich zum Justizminister. Stell dich nicht so an.

CHARLEY

JA, BOBBY

BETH

UND JACKIE

FRANK

UND JACK

ALLE DREI

DIE LAUERN IN IHREM VERSTECK

FRANK

DENN NACH DEN ACHT JAHREN SIND SIE AM ZUG

CHARLEY

WIR HABEN NACH BOBBY –

PIANIST

NOCH NICHT GENUG -

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BETH

DANN PETER UND STEPHEN -

FRANK, CHARLEY, PIANIST

(zu BETH) ‘NE FRAU WÄR KLUG

BETH

UND DANN NOCH DER COLONEL -

FRANK, CHARLEY & PIANIST

COLONEL?

BETH

MAJOR?

FRANK, CHARLEY

MAJOR?

BETH

NURZUR ANSICHT

NA DER!

FRANK S A RGENT !

BETH

JA...

ALLE DREI

WIR GEH‘N SO SCHNELL NICHT MEHR WEG WIR HABEN EIN HEER IM GEPÄCK

FRANK

AUCH WAHLEN SIND IRGENDWANN UNMODERN

BETH

WIR REGELN DIE THRONFOLGE CLAN - INTERN

MIT KINDERN DER KINDER VOM GANZ HARTEN KERN

FRANK

WAS ANDRES HÄTT GAR KEINEN ZWECK -

ALLE DREI

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FRANK

SO WIRD UNSER LAND DANN EIN EINZIGER ANHANG

VON BOBBY UND JACKIE UND JACK UND ETHEL UND TED UND EUNICE UND PAT UND JOAN

UND STEVE UND PETER UND SARGE UND JEAN UND ROSE UND JOE UND DEM UND DER UND MEHR UND MEHR UND MEHR UND MEHR EIN NEUES JAHRZEHNT FÜR DAS VOLK

(drücken die Daumen)

VIELLEICHT WIRD‘S SOGAR EIN ERFOLG.

(Die Akteure verbeugen sich nach links und rechts BETH und CHARLEY gehen hinter dem Vorhang ab.)

(als Moderator des Abends)

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, das Ensemble unserer Revue „Frank and Friends“, die jetzt schon im fünften und nicht ganz rekordverdächtigen Monat zu sehen ist, dankt Ihnen, dass Sie heute hier sind, im Upstairs Room des Downtown Club, wo wir jeden Abend zweimal für Sie auftreten. Außer heute Abend.

(CHARLEY rennt mit einem Schild über die Bühne: „Just Married“ - alte Schuhe und Dosen hängen daran. FRANK heiratet wohl heute Abend noch ) Lass das. Kommen Sie bitte wieder und bringen Sie noch einen Freund mit. Oder kommen Sie wieder und finden hier einen neuen Freund. Oder kommen Sie wieder und seien Sie hier ein guter Freund. Vielen Dank.

(FRANK ab. Licht auf TYLER. Er geht zu JOE JOSEPHSON, der neben einer viel jüngeren GUSSIE sitzt.)

Verzeihung, ich habe Ihren Namen auf der Gästeliste für heute Abend gesehen, Mr. Josephson. Ich bin hier Kellner. Also eigentlich hab ich drei verschiedene Jobs, aber nur bis meine Erfindung so richtig durchstartet. Ich hab nämlich eine neue Maschine entwickelt, die an Ihr Telefon geht, wenn Sie nicht zuhause sind. Oder auch, wenn Sie zuhause sind. Aber irgendwie bekomme ich nicht genügend Investoren dafür.

JOE

Guter Mann, wissen Sie, es tut mir ja leid, aber es gibt schon Telefonisten, die ganz genau das machen, was Ihre bedepperte Maschine hier machen soll.

TYLER

TYLER

Mr. Josephson, ich brauche nur 4.000 Dollar und Sie bekommen noch heute einen Vertrag über 50% vom Gewinn.

JOE

MARY

Piano, piano. Ich wohn im Penthouse, nicht im Irrenhaus. Ich investiere ja gern meinen letzten Cent, wenn Sie mit einer guten Idee ankommen, sowas wie diese neuen 3DFilme.

(TYLER sammelt seine Dokumente zusammen, legt JOEs Rechnung auf den Tisch und geht rechts ab; dann JOE zu GUSSIE)

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MARY

Wann gibt's hier eigentlich mal einen Kellner, der einfach nur Kellner ist?

(Geht zu den SPENCERS, die ganz offensichtlich unzufrieden sind)

Mr. und Mrs Spencer? Hallo! Ich bin Mary Flynn. Frank und Beth kommen gleich.

(MARY setzt sich)

Sie freuen sich bestimmt sehr über die Hochzeit.

MRS. SPENCER

„Freuen“ ist nicht das richtige Wort dafür.

Eines Tages wird Frank mal so ein wichtiger Mann sein, glauben Sie mir.

MR. SPENCER

Warum sollten wir?

MRS. SPENCER

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Arbeiten Sie auch in diesem Showbusiness?

MARY

Ich bin nur Fan. Aber sowas wie Franks Musik habe ich noch nie gehört.

MR. SPENCER

Wir auch nicht.

MARY

(ignoriert das)

Ich arbeite beim Magazin „Look“.

MRS. SPENCER

Na sehen Sie, eine solide Anstellung.

MARY

Ich find's schrecklich.

MRS. SPENCER

Tja, darum heißt es eben „Arbeit“.

(MARY entscheidet sich, ab sofort genauso stumm herumzusitzen wie die beiden. FRANK und BETH kommen auf die Bühne. Sie halten sich an den Händen und wünschen sich gegenseitig ohne Worte viel Glück. Dann geht BETH zu ihren ELTERN und FRANK zu JOE JOSEPHSON.)

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FRANK

Mr. Josephson, kennen Sie mich noch? Frank Shepard. Wir alle vom Ensemble sind einfach platt: So ein wichtiger Mann wie Sie kommt hier vorbei und schaut sich unsere Revue an.

JOE

GUSSIE

Und kennen Sie noch Shirley Molinsky? Jetzt heißt sie Gussie Carnegie. Neue Nase, neue Kleider, neuer Name - und ta-daa, man staune, was sich darunter verbirgt.

Ach du. Ich war halbtags bei ihm als Sekretärin - ich brauchte ja Geld für den Schauspielunterricht.

FRANK

Wir haben Sie alle schon auf der Bühne gesehen, Sie waren großartig.

JOE

GUSSIE

Ein großes Talent, verschwendet an billige Provinzstücke - und dann kam ich. Aber ihr macht was richtig, denk ich - meine Verlobte hier kämpft sich gerade durch eine richtig schlimme Scheidung, aber ihr, ihr bringt sie zum Lachen.

Joe, Joe, Joe. (schlägt JOE, dann zu FRANK)

Ihr wart einfach goldig.

FRANK

Ach, wissen Sie, eigentlich sind wir um Lichtjahre besser. Aber alle hatten so ‘ne Angst, weil Sie beide da sind. Und ich bin heute ja sowieso völlig durch den Wind. Ich heirate heute noch.

JOE

Die Kleine aus der Show?

FRANK (nickt) Beth

JOE

Sie sind so schrecklich jung. Jung gefreit, teuer bereut.

FRANK

Ich bin 23. Aber mein Freund, der die Texte schreibt, der hat schon ein Kind–

(CHARLEY kommt zu FRANK.)

Ah, Mr. Josephson, das ist Charley Kringas. Wir hatten bei Ihnen unsere Songs vorgestellt. Wir arbeiten zusammen. Und komplementieren uns quasi.

CHARLEY

Genau, ich mach ihm Komplimente und er mir.

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GUSSIE

(Da keiner lacht, entscheidet sich CHARLEY für den Rückzug )

JOE (will gehen)

FRANK.

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Masel tov. Ihr macht ja jetzt schon kommerziellere Sachen, find ich gut. Und wer heiratet, braucht ja auch Moneten. Allerdings, wenn sie nicht schwanger ist, würd ich sagen: Rette sich, wer kann.

(CHARLEY und FRANK schauen sich an, dann schaut CHARLEY zum Boden und FRANK schaut weg. Einen kurzen, angespannten Augenblick lang braucht JOE, dann versteht er und lässt das Lächeln.)

Schöne Hochzeit wünsch ich.

(Geht zu FRANK)

Talentierte Leute vergesse ich nie, Hank.

Frank.

(GUSSIE küsst ihren Zeigefinger und berührt damit Franks Nase, dann geht sie mit JOE ab.)

CHARLEY

Du musst nicht, wenn du nicht willst, Frank.

FRANK

Ich will aber, Charley.

(BETH hatte pantomimisch mit ihren Eltern gestritten. MARY seilt sich von ihnen ab und geht zu FRANK und CHARLEY)

MARY

FRANK

Weißt du, wenn das irgendwie stimmt, dass wir alle so werden wie unsere Eltern, sitzt du tiefomat in der Tinte.

Denkst du, ich hab mich falsch entschieden?

MARY

Also wenn du wirklich wissen willst, was ich –

BETH

(Kommt dazu und unterbricht sie)

Frank, jetzt nicht überreagieren, aber meine Eltern wollen uns vor der Trauung nochmal sprechen.

(MARY und CHARLEY, die zwischen den beiden stehen, ziehen sich gleichzeitig zurück und lassen FRANK und BETH allein )

Ich bin nicht schwanger.

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FRANK

Was?

BETH

FRANK

Willst du mich immer noch heiraten?

Willst du denn?

BETH

FRANK

Na, erst wollte ich wegen des Babys. Und jetzt wegen dir.

Und ich wegen dir.

BETH

FRANK

Ich bin doch schwanger.

NURZUR ANSICHT

BETH

Beth!

Ich wollte nur sichergehen.

(Sie gehen zu den SPENCERS)

MRS. SPENCER

Elizabeth.

BETH

Na, wie seh ich aus, Mama?

MRS. SPENCER

BETH

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Dein Vater und ich möchten dir nur eines sagen.

Mama, du hast mir schon alles gesagt. Zwei Tage am Stück.

MRS. SPENCER

Der Typ da hat nicht mal eine richtige Arbeit!

BETH

FRANK

(zu FRANK)

Meine Tochter meinte, sie fängt wieder als Sekretärin an, damit ihr beide genug Geld habt.

Das sollte doch unter uns bleiben!

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Mrs. Spencer, ich habe nicht vor, mein Leben lang in diesem Club zu spielen. Ich will komponieren. Und damit ich das machen kann, spiele ich hier, begleite ich Sänger beim Vorsingen oder spiele bei Tanzstunden, schreibe Arrangements und mache alles Mögliche. Damit ich mir das Komponieren leisten kann.

MR. SPENCER

Oh, wir geben dir auch jetzt sofort 2.000 Dollar auf die Hand.

BETH

Papa!

MR. SPENCER

FRANK

Sagt doch dieses lächerliche Trauerspiel von Hochzeit einfach ab.

Mr. Spencer, Beth und ich werden auf jeden Fall heiraten. Hoffentlich mit Ihrem Segen, aber wir werden heiraten.

CHARLEY (fährt dazwischen)

Der Pfarrer ist grade gekommen.

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BETH

Wo ist Evelyn?

MRS. SPENCER

Wer ist Evelyn? Die Pfarrerin etwa?

CHARLEY

Evelyn ist meine Frau. Sie sitzt ganz hinten. Sie schluchzt immer so, dass Trauungen schon öfter mal unterbrochen werden mussten. Ich will das ja nicht persönlich nehmen.

BETH

Los geht‘s.

MRS. SPENCER

Elizabeth?

(hält BETH fest, nimmt einen Ring ab)

Omas Ring.

BETH

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Oh, danke, Mami!

(umarmt erst MRS. SPENCER, dann auch MR. SPENCER)

Papa.

(BETH und FRANK gehen auf ihre Positionen. Die Spencers bleiben allein zurück )

MRS. SPENCER

Na, zumindest ist er kein Schwarzer.

(Der PFARRER, ein Afroamerikaner, tritt durch den Vorhang auf )

MR. SPENCER

Und zumindest ist sie nicht schwanger.

(MRS. SPENCER sieht den PFARRER und bekommt riesige Augen.)

PFARRER

Liebe Freundinnen und Freunde, einen schönen guten Abend. Bevor Sie ja sagen, bitten Frank und Beth noch kurz um Ihre Aufmerksamkeit. Frank?

Nr. 15 Jeder Tag tut gut

(Musik im Hintergrund)

FRANK

Meine liebe Beth, ich freu mich so, dass wir heute hier heiraten, hier wo wir uns kennengelernt haben und wo ich dich lieben gelernt habe. Und ich möchte unseren guten, allerbesten Freunden danken, dass sie heute mit dabei sind, beim wichtigsten Moment in unserem Leben.

PFARRER

Beth?

BETH

MARY

(wendet sich an FRANK)

JEDER TAG TUT GUT....

(LICHT auf MARY, die am vorderen Bühnenrand zu einem Tisch geht)

IST DIR DAS NICHT KLAR...

MARY, BETH

WEIL DU JETZT IN MEIN LEBEN GEHÖRST UND DU BIST IMMER DA

FRANK, MARY

NOCH EIN TAG VERGEHT UND ICH DENKE: KANN DAS DENN SEIN?

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BETH

ES WIRD DOCH NIEMALS IMMER NUR BESSER DOCH DANN WIRD ES NOCH SCHÖNER UND FESTER UND GRÖßER UND WEITER

FRANK, BETH

UND STÄRKER, BEREITER VERTRAUTER, BEFREITER

TRIO

UND JA JEDER TAG TUT GUT

MARY

ES IST MIR SO KLAR

BETH, MARY

DASS DU IRGENDWIE ZU MIR GEHÖRST UND DU BLEIBST IMMER DA

TRIO

WENN DU MICH VERLÄSST BLEIBT MIR GAR NICHTS MEHR

FRANK, BETH

ICH WILL TAGE UND WOCHEN UND JAHRE UND DANN

FRANK, BETH, MARY

NICHTS MEHR

TRIO

TAGE UND WOCHEN UND JAHRE, JAHRZEHNTE UND DANN BIS ZUM LETZTEN TAG

(FRANK schiebt BETH den Ehering auf den Finger )

FRANK, BETH

BIS ZUM LETZTEN TAG

(FRANK und BETH küssen sich )

MARY

NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE

BIS ZUM LETZTEN TAG!

(Das Licht wird langsam dunkler, dann verlischt es ganz.)

Nr. 15a Übergang 6

TYLER

WIE WAR DAS MÖGLICH?

FRÜHER WAR ALLES KLAR

WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM‘N? HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM’N?

DORY

WIE WAR DAS MÖGLICH?

WO WAR DER ANFANG?

WANN KONNTEST DU DEN PFAD NICHT MEHR SEH‘N?

WO KONNT ’ ES SO DEN BACH RUNTERGEH‘N?

BEIDE

NURZUR ANSICHT

WIE KONNTE SICH DEIN LEBEN SO DREH‘N? NEUNZEHNNEUNUNDFÜNFZIG...

Ende der dritten Szene

SZENE VIER

Nr. 16 Da raus

(Die Projektion: NEW YORK CITY 1957-1959. CHARLEY sitzt am Schreibtisch, vor ihm eine elektrische Schreibmaschine. FRANK am Klavier, mit einem Stift im Mund, Notizzettel vor ihm ausgebreitet )

CHARLEY (tippt)

FRANK

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(spielt eine kleine Melodie am Klavier)

CHARLEY (tippt)

FRANK

CHARLEY

(spielt die Melodie nochmal, aber zwei Töne verändert)

(tippt etwas energischer; BING - er hat das Ende der Zeile erreicht; er hört auf, dreht am Knauf und schiebt die Seite hoch - liest, was er geschrieben hat)

FRANK

(verändert einen anderen Ton)

CHARLEY (grunzt missmutig)

FRANK (versucht es mit noch einer anderen Note)

CHARLEY (rollt die Seite wieder runter)

FRANK (versucht noch einen anderen Ton, langsam verzweifelt)

CHARLEY (streicht alles wieder durch)

FRANK

(spielt die Melodie nochmal, verändert eine andere Note, schlägt schließlich mit der ganzen Hand auf die Bassnoten und wirft angeekelt den Stift weg. Musik im Hintergrund. Die folgenden Sätze werden gesprochen.)

FRANK

KOMMST DU WEITER?

CHARLEY KLAR. DU?

FRANK TOP

CHARLEY

JA, SICHER

(Das Telefon klingelt. FRANK nimmt ab )

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FRANK

IMBISS YING - YANG

(LICHT auf MARY, sie sitzt an ihrem Schreibtisch und ruft an.)

MARY HI

FRANK (Zu CHARLEY)

M ARY

CHARLEY

LIEBEN GRUß

MARY … (singt)

ICH GLAUB ICH HAB ‘NEN JOB.

FRANK (gesprochen)

WO?

MARY „WAHRE LIEBE“

FRANK

MODEL?

MARY

DANKE. KLEINE TEXTE

FRANK

WAS IST MIT DEM BUCH?

MARY

WAS SOLL DAMIT SEIN?

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FRANK

SCHREIBST DU TROTZDEM WEITER AN DEM BUCH?

MARY JA...

FRANK GUT...

MARY NEIN....

FRANK (ermahnend)

MARY

MARY

NURZUR ANSICHT

JA, ICH WEIß, DENK SCHÖN AN GOETHE...

CHARLEY (tippt)

FRANK (ergänzt einen neuen Ton zu seiner Melodie)

MARY

(tippt langsam, schaut nach jedem Buchstaben nochmal nach)

CHARLEY (tippt enthusiastisch)

FRANK (versucht es mit zwei Akkorden)

CHARLEY (dreht die Seite hoch und liest)

FRANK (versucht eine andere Akkordkombination)

MARY (tippt)

CHARLEY

(schiebt die Seite wieder runter und streicht alles durch; Mary tippt weiter)

FRANK

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MARY

CHARLEY

(spielt die Melodie mit zwei neuen Akkorden, schreibt sie auf und pfeift dabei)

(liest was sie geschrieben hat, stöhnt und rutscht enttäuscht im Stuhl zusammen)

(rutscht enttäuscht im Stuhl zusammen)

FRANK

CHARLEY

(seufzt, legt den Stift weg, rutscht in sich zusammen)

(MARY, FRANK und CHARLEY laufen vorn an der Bühne durcheinander, jede und jeder hat seinen eigenen Spot)

MEIN DRAMA IST FERTIG

FRANK

ICH GEHE ZUM VORSPIEL -

MARY

ICH HAB EINE SEITE

FRANK - BEGLEITUNG FÜR PROBEN

CHARLEY

UND WO GEH‘N WIR ESSEN?

MARY

ICH WECHSEL ZUM PLAYBOY

FRANK

DANN RIEF DER VERLAG AN

CHARLEY

ICH ÄNDER DEN ANFANG

MARY

AM MONTAG KOMMT MAMA

FRANK

ICH WAR IM THEATER

CHARLEY

ICH ÄNDER DAS ENDE

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FRANK

GANZ NETT: MY FAIR LADY

MARY

ICH HAB KEINE SEITE

CHARLEY

HAB FAST ‘NEN AGENTEN

ALLE

FRANK

WIR TREFFEN UNS ALLE AM SONNTAG

WIR GEHEN DA RAUS: „HALLO, HIER SIND WIR!“

DA VORNE DAS ZIEL

IST NICHT WEIT

ES GEHT GRADEAUS

EINFACH AUSPROBIER ’ N

WIR KÖNNEN JA NICHTS VERLIER‘N NUR KOSTBARE ZEIT!

(Die MUSIK läuft im Hintergrund weiter, auf der Bühne lebendiges Treiben: CHARLEY im Gespräch mit einem AGENTEN; FRANK spielt dieselben Takte einer Probenmusik immer und immer wieder, während Tänzer dazu üben; MARY trifft in der U-Bahn einen Musiker.

Plötzlich hat FRANK eine Idee, spielt mitten in der Probe seine Melodie und schreibt sie dann enthusiastisch auf. Er geht, genau wie CHARLEY und MARY wieder auf andere Positionen )

ICH HAB HEUT EIN TREFFEN

CHARLEY

ICH SCHREIBE VERLAGEN

MARY

ICH HAB EINE SEITE

FRANK

MIT DEM PRODUZENTEN

CHARLEY

ICH SCHMEIßE DIE UNI

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MARY

MEIN NEUER SPIELT GEIGE

FRANK

EIN AUFTRITT IM TANZCLUB!

CHARLEY

SIE SPIELEN MEIN DRAMA!

MARY

ICH WECHSEL ZU „WOMAN“

FRANK

ICH ÄNDER DAS NOCHMAL

MARY

ICH HAB ALLE SEITEN

CHARLEY

WIR GEH‘N IN DIE PROBEN

MARY

ICH HASS ALLE SEITEN

GENAU WIE DEN GEIGER ICH WECHSEL ZU „POPULAR SCIENCE“

ALLE

WIR GEHEN DA RAUS VÖLLIG UNGEHEMMT

WIR SEHEN DAS ZIEL SCHON GANZ NAH

EIN STÜCK GRADEAUS ÄNGSTE SIND UNS FREMD

WIR GEBEN DAS LETZTE HEMD DENN MEHR IST NICHT DA!

(ALLE DREI werfen sich gleichzeitig in die Aktivität, die MUSIK läuft im Hintergrund weiter; CHARLEY und MARY tippen wie wild, FRANK pfeift und summt und probiert verschiedene Stile für seine Melodie aus. Nach einer Weile spielt er triumphierend einen Akkord und schaut zu CHARLEY rüber, gleichzeitig greift MARY zum Telefon und wählt eine Nummer )

FRANK (gesprochen)

KOMMST DU WEITER?

CHARLEY

KLAR. DU?

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FRANK

SCHLUSS

CHARLEY

MOMENTCHEN

(Das Telefon klingelt.)

FRANK

(FRANK nimmt ab.)

IMBISS KLINGKLANG

MARY

HI

FRANK (Zu CHARLEY)

MARY

CHARLEY

LIEBEN GRUß

MARY (singt)

ICH HAB ‘NEN NEUEN JOB

FRANK (gesprochen)

WO?

MARY „CHIC“.

FRANK AHA?!

MARY

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MIT SCHÖNEN BILDERN DIE MAN AUFKLAPPT

FRANK

WAS IST MIT DEM BUCH?

MARY

WAS SOLL DAMIT SEIN?

FRANK

HAT JETZT DER VERLAG DEIN MANUSKRIPT?

MARY

JA...

FRANK

GUT...

MARY

NEIN....

FRANK (ermahnend)

MARY…

MARY

NA, ICH WAR NICHT -

CHARLEY

(Reißt die Seite aus der Schreibmaschine)

FERTIG!

FRANK (Ins Telefon)

ICH RUF NOCHMAL AN

MARY KLAR

(Sie legt auf, ihr Spot geht aus.)

CHARLEY

(geht zu Frank)

ES IST EIN ENTWURF

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FRANK

KLAR

CHARLEY

IST BESTIMMT SAUSCHLECHT

FRANK

KLAR

CHARLEY

MUSS ES WIRKLICH NOCHMAL ÜBERARBEI –

FRANK

SINGST DU‘S JETZT?

CHARLEY

KLAR!

WAS IST SO TOLL AN NEW YORK? AN DEM GESTANK

DEM GEDRÄNGEL UND DEM GRAU? AN HITZE, LÄRM UND DEM STRAßENKAMPF IM STAU?

HEUTE IST ES SCHÖN

(Im Folgenden wird JOE JOSEPHSON von seiner SEKRETÄRIN [GUSSIE] hereingerollt und hört bedächtig zu. GUSSIE wartet hinter seinem Stuhl. FRANK und CHARLEY haben jetzt ein Vorspiel: CHARLEY singt und FRANK begleitet ihn.)

SIE HABEN HOFFNUNG GEBORGT

Das mach ich noch–

IN MASSEN SUCHEN SIE IN DEN BLOCKS IHR GLÜCK HAT DAS NOCH CHARME ODER IST DAS SCHON VERRÜCKT? HEUTE IST ES SCHÖN!

(Unterbricht sie, breit lächelnd)

SEHR GUT! NEIN, ECHT!

IHR SEID SCHON GAR NICHT SCHLECHT ICH HÖRE DOCH SOFORT

WO POTENZIAL DRINSTECKT

DAS IST SCHON GROßER SPORT

ES IST NUR NICHT PERFEKT

(Zu FRANKs Melodie)

DA FEHLT EIN LIED, DAS MAN SUMMT

DA FEHLT EIN SCHMISSIGES

DUM - DUM - DUM - DI - DUM WO MAN EIN BISSCHEN RUM - DUM - DUM - DUM - DI - DUMMT EINFACH MEHR MELODIE!

DAS PUBLIKUM IST NICHT DUMM

DIE WOLL‘N EIN LIED

DAS MAN SCHÖN BEIM BÜGELN SINGT

DAS GEHT NICHT, WENN ALLES WIE STRAWINSKY KLINGT EINFACHE MELODIEN!

IHR WOLLT NIVEAU BLOß KEINE HOHLE SHOW WIE WÄR EIN MITTELDING FÜR KOPF UND HERZ UND OHR?

EIN BISSCHEN SPAß UND SWING ICH MACH ES EUCH MAL VOR....

(FRANK spielt nochmal am Klavier)

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CHARLEY

(übertreibt)

WAS IST SO TOLL AN NEW YORK?

ICH HASSE DIESES GEDRÄNGEL UND DAS GRAU DOCH DU BIST DA UND ICH FÜHL MICH -

(Schüttelt den Kopf, lächelnd)

JA GENAU

DA FEHLT MAGIE

ICH SCHWÖR EUCH, KEINER

SUMM - MM - MM - MM - MM - MM - MMT DIESE MELODIE. TRAUT EUCH, SCHREIBT MEHR

DAS BÜRO RUFT EUCH AN

SCHREIBT NICHT SO SCHWER DAS BÜRO RUFT DANN AN

SUCHT EINE NETTE

MELODIE - DIE - DIE - DIE....

(ER summt „Some enchanted evening“, aber falsch)

DIE - DIE - DIE - DIE - DIE...

(GUSSIE schiebt JOE zur linken Bühnenseite hinaus. FRANK und CHARLEY stehen kurz am Bühnenrand, entgeistert und vernichtet; MARY kommt dazu)

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CHARLEY

SIE PROBEN NICHT WEITER SIE HABEN KEIN GELD MEHR...

MARY

HEFT 1 WAR DAS LETZTE MEIN BUCH WILL DOCH KEINER

FRANK

IM TANZCLUB WAR RAZZIA DANN WERD ICH WOHL LEHRER

MARY

AM MONTAG KOMMT PAPA

CHARLEY

WIR ZAHL‘N KEINE MIETE

FRANK

ICH WURDE BESTOHLEN

MARY

EIN DATE MIT DEM GEIGER

CHARLEY

VERLIEREN DIE WOHNUNG

MARY

ICH BRECHE ZUSAMMEN

ALLE

WIR TREFFEN UNS ALLE AM SONNTAG

SIE SCHMEIßEN UNS RAUS

TÜR ZU: „HAUT BLOß AB!“

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DA HINTEN DAS ZIEL:

SCHON GANZ BLASS

ES GEHT GRADEAUS ABER NUR BERGAB

WIR BLEIBEN DRAN , BIS ES KLAPPT… BIS IRGENDWER ÜBERSCHNAPPT...

(Kurze Pause)

FRANK UND UNSER DEBÜT...

CHARLEY (gesprochen)

JA?

FRANK (singt)

WIRD EINE REVUE

CHARLEY (gesprochen)

NURZUR ANSICHT

WAS?!

MARY WAS?!

FRANK (singt)

WIR SCHREIBEN UNS EINE REVUE

MARY (gesprochen)

WAS?!

CHARLEY WO?

MARY

ECHT?

CHARLEY WANN?

FRANK

NICHT NUR SONGS: GESCHICHTEN SKETCHE, STÜCKE FÜRS KLAVIER -

CHARLEY YEAH!

MARY (Malt ein Schild in die Luft)

„FRANK AND FRIENDS“...

FRANK (singt)

WIR MACHEN EINE SHOW

CHARLEY (gesprochen)

NURZUR ANSICHT

WO?

FRANK (Die Szene verwandelt sich zum Vorsingen)

DER CLUB MACHT WIEDER AUF

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MARY

WIR SCHREIBEN GANZ VIEL NEUES –

CHARLEY

SCHREIBEN VIEL UM –

FRANK

WAS IST MIT DER FRAU?

CHARLEY

IST WAS MIT ‘NER FRAU?

FRANK

NA, WIR BRAUCHEN GANZ BESTIMMT NE FRAU

CHARLEY

NA, MARY –

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MARY

OH, ICH MACH ECHT NUR PRIVAT THEATER

(Währenddessen sind ZWEI FRAUEN hereingekommen, mit Notenblättern in der Hand und bereit für ihr Vorsingen. Die ERSTE SÄNGERIN fängt an: schrill und schief ein Pianist begleitet.)

ERSTE SÄNGERIN

WAS IST SO TOLL AN NEW YORK? AN DEM GESTANK

DEM GEDRÄNGEL UND DEM GRAU?

AN HITZE, LÄRM UND DEM STRA –

Ich kann auch höher!

FRANK

Vielen Dank. Die nächste Strophe, bitte.

ZWEITE SÄNGERIN (BETH)

SIE HABEN HOFFNUNG GEBORGT

FRANK

Einen Ton höher.

BETH

FRANK

IN MASSEN SUCHEN SIE IN DEN BLOCKS IHR GLÜCK.

(Schaut MARY und CHARLEY an - sie sind alle zufrieden mit ihr)

Einen Ton höher.

BETH - HAT DAS NOCH CHARME ODER IST DAS SCHON VERRÜCKT -

FRANK

Danke. Wir nehmen dich.

BETH

(Reicht ihm die Hand)

BETH, HI.

FRANK

FRANK, HI.

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BETH

MARY

BIN ICH JETZT ECHT DABEI?

(Reicht ihr die Hand)

UND MARY

CHARLEY (Reicht ihr die Hand)

CHARLEY

FRANK

NUR MAL SO:

AM SAMSTAG IST DIE ERSTE SHOW (Pause)

DIE ANDEREN

NURZUR ANSICHT

WAS?!

MARY

DAS KANN GAR NICHT SEIN!

CHARLEY

NIEMALS ZU SCHAFFEN!

FRANK

ANSCHEINEND SIND WIR DRAN, WEIL JEMAND DA AUSFÄLLT

CHARLEY

DIE SONGS SIND NICHT FERTIG

MARY

KOSTÜME ERST RECHT NICHT

BETH

FRANK

WIE LERN ICH SO SCHNELL ALLE LIEDER?

ICH KANN DIR DIE NOTEN UND TEXTE HEUT ABEND NOCH BRINGEN

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BETH (gleichzeitig)

OKAY, DANN KANN ICH DAS ALLES NOCH ÜBEN UND

SAMSTAG BIN ICH AUF ‘NER HOCHZEIT ZUM SINGEN OH GOTT, MUSS ICH TANZEN?

ICH BIN ECHT KEIN TÄNZER...

CHARLEY (gleichzeitig)

ICH HAB NOCH NICHT MAL DIE KENNEDY - NUMMER NA EIGENTLICH GAR NICHTS SCHON VOLLSTÄNDIG FERTIG UND MACHEN WIR WERBUNG FÜR UNSERE VORSTELLUNG? WOLLEN WIR DANN ETWA FLYER VERTEILEN?

FRANK (gleichzeitig)

KEINE SORGE, WIR BAUEN DA DANN EINEN ÜBERGANG IN DEN TANZ EIN JA, DER BLEIBT DRIN, NUR OHNE DAS LANGE GEPLÄNKEL....

MARY (gleichzeitig)

WIR NEHMEN DEN KNEIPENSKETCH JETZT INS PROGRAMM ODER NICHT? ICH BRAUCH DOCH ZWEI TAGE, UM WAS NEUES ZU SCHREIBEN...

ALLE

WIR KLÄREN DAS ALLES AM SONNTAG!

WIR GEHEN DA RAUS: „HALLO, HIER SIND WIR!“ DA VORNE DAS ZIEL IST NICHT WEIT

ES GEHT GRADEAUS EINFACH AUSPROBIER‘N. WIR KÖNNEN JA NICHTS VERLIER‘N NUR KOSTBARE ZEIT!

WIR STÜRMEN DA RAUS: „HALLO, WIR NOCHMAL!“ WIR SIND FÜR DAS ZIEL SO BEREIT

WIR GEH‘N GRADEAUS EIN FÜR ALLE MAL DER WEG IST SCHÖN LANG UND SCHMAL DAS STOLPERN IST FAST EGAL DOCH WO IST DIE ZEIT!

DIE KOSTBARE ZEIT!

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Nr. 16a Übergang 7

BETH , FRANK JR .

NURZUR ANSICHT

WIR GEHN GRADEAUS PASSEN UNS DER STRAßE AN UND MIT UNSERN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT

BETH , FRANK JR ., MRS SPENCER

TRÄUME UFERN AUS MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN?

STIMM T MIT EIN WAS FÜR EIN ORT ALLE AN BORD

BETH , FRANK JR .

ALLE AN BORD

FRANK JR .

ALLE AN BORD

Ende der vierten Szene

SZENE FÜNF

(Es ist 5.30 Uhr am Morgen, gleich wird die Sonne über der 110th Street in New York aufgehen. Wir sind auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses.

FRANK trägt seine Uniform von der Armee. Er liest ein Skript. Es ist ziemlich kühl. Dann hört FRANK CHARLEY kommen und stopft das Skript hinten in seinen Gürtel. Er schaut über die Weite der Stadt. Die Projektion: EIN DACH IN DER 110th STREET 1957)

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CHARLEY

(gerade aufgewacht, ein Fernglas baumelt um seinen Hals)

Warum sitzt du auf dem Dach?

FRANK

Weiß nicht. Ich wollte einfach hier oben sein.

CHARLEY

Du hättest ja mal Bescheid sagen können.

FRANK

Du hast gepennt.

CHARLEY

(schaut auf die Uhr)

Jetzt hat der Wecker geklingelt. Hast du schon was gesehen?

FRANK

Äh-äh.

CHARLEY

Ist was?

FRANK Nö.

CHARLEY

Was hast du hier verloren, so früh?

FRANK

Konnte nicht schlafen.

(zieht die Skripte raus)

Ich hab gestern deine Stücke gelesen, Charley. Die waren so gut, da konnte ich nicht einschlafen.

CHARLEY

Ach, ich hab gedacht, du warst sauer. Dann sag ich jetzt allen, die hier übernachten: Wenn sie mich gut finden, sollen sie mich wecken. Dann weiß ich Bescheid.

FRANK

Ich hab halt wach gelegen, ständig so hin und her, und nachgedacht: Die letzten zwei Jahre bei der Armee waren einfach so zum Fenster rausgeschmissen. Und dann komm ich zurück und lese deine Stücke

CHARLEY

Zum Fenster rausgeschmissen? Und die ganze Musik, die du mir vorgespielt hast? Die war gut.

FRANK Echt?

CHARLEY

Klar! Mann, du schreibst eben nicht nur mit dem hier...

(zeigt auf seinen Kopf) sondern auch mit dem hier.

(zeigt auf sein Herz)

FRANK

Also, dieses eine Stück - „Politik-Chic“... Über den Senat. Ich seh das eher als Musical was meinst du?

CHARLEY

Fahre fort.

FRANK

Ich hab auch einen besseren Titel: „Erst recht links“.

CHARLEY

Das ist besser?

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FRANK

Ich denk, das Thema ist wichtig.

Nr. 17 Wir sind dran

(Musik im Hintergrund)

Musicals mögen die Leute. Da kann man wichtige Gedanken gut verpacken und die Leute hören sich das an. Gedanken, die echt was reißen könnten. Charley, wir zwei können die Welt verändern.

ETWAS BEWEGT SICH

TRÄGT DICH WEG

DICH HÄLT NICHTS AUF DU ÜBERLEGST NICHT , WAS DICH WECKT DU REIßT DIE FENSTER AUF

ZÄHL BIS DREI

WER IST MITTENDRIN

WIR SIND MITTENDRIN FEUER FREI

WIR SIND MACHER, DAS IST DAS LEBEN WIR SIND DIE, DIE DEN TON ANGEBEN UND WIR WERDEN'S BEWEISEN

HOL TIEF LUFT, WIR SIND DRAN HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR SCHAU‘N NICHT MEHR ZU ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!

(Die Musik läuft im Hintergrund weiter. MARY kommt dazu: sehr jung, mit Pantoffeln und Schlafanzug, Lockenwickler im Haar, ein Fernglas in der Hand. Sie sieht die beiden Männer - „oh“ - und will wieder verschwinden )

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CHARLEY

Hallo!

FRANK (zu MARY)

Hallo! Gerade noch rechtzeitig.

MARY

Wir wollten’s uns nur anschauen. Meine Mitbewohnerin und ich - Tschuldigung. (Dreht sich abrupt um und geht hektisch ab.)

CHARLEY

Die studiert bestimmt am Barnard College. Die Mädels dort haben alle eine Macke.

FRANK

Wie spät ist es?

CHARLEY

Kurz vor sechs. Willst du eigentlich mal heiraten?

FRANK Nö.

CHARLEY

Ich auch nicht.

(zuckt mit den Schultern)

Vielleicht, wenn ich mal älter bin. Viel älter.

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Nr. 17a Wir sind dran - Teil 2 (Musik)

FRANK

FÜHLST DU WIE SCHEU ES HIER UM UNS...

CHARLEY WAS?

FRANK

ÜBERQUILLT?!

ZEIT FÜR WAS NEUES UNSRE KUNST

DIE ETWAS SAGEN WILL! KOMM, SCHREIB MIT MIR VOLLES HERZBLUT UND PRÄZISION SATZ FÜR SATZ UND DANN TON FÜR TON DIESE WELT BRAUCHT UNS ZWEI!

BEIDE

UND WIR WERDEN‘S BEWEISEN

SIEHST DU, WIR SIND DRAN HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR GEHÖR‘N DAZU ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!

FÜHL DEN WIND , WER IST MITTENDRIN WIR SIND MITTENDRIN!

SCHON ALS KIND WAR DER KOPF IMMER VOLL IDEEN KONNTEN WIR UNSRE ZUKUNFT SEHEN SPÄTER MAL , IRGENDWANN...

CHARLEY

SPÄTER FÄNGT JETZT AN

BEIDE

MARY

FRANK

MARY

WENN‘S SCHIEF GEHT, SIND WIR DRAN

GEBT UNS ZEIT, WIR GREIFEN AN –

TRAU‘N UNS ALLES ZU

ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!

ICH UND DU!

(Musik spielt im Hintergrund aus. CHARLEY schaut hoch und sieht MARY wiederkommen - jetzt sind die Lockenwickler draußen und sie trägt einen Mantel über ihrem Schlafanzug.)

Ich wollte vorhin nicht so overdressed sein, sorry... Ist es schon vorbei?

Nein, nein, gar nicht. Es muss gleich losgehen.

Meine Mitbewohnerin kommt auch noch.

CHARLEY

Ich bin Charley Kringas und der ist Frank Shepard.

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MARY

Mary Flynn.

CHARLEY

Wir wohnen jetzt im 5. Stock.

FRANK

(unterbricht, damit sie bleiben muss)

Offiziell eingezogen bin ich erst, wenn ich aus der Army entlassen bin - nächste Woche.

CHARLEY

Frank hat das Wochenende frei bekommen, damit er beim Umzug helfen kann. Gibt ja auch viel zu transportieren: eine Schreibmaschine, zwei Matratzen und ein Klavier.

MARY (überrascht, zu FRANK)

Hast du die letzten zwei Tage immer Klavier gespielt?

FRANK (zu CHARLEY)

Wir müssen wieder ausziehen.

MARY

Nein, nein, das war wirklich schön. Einfach schön.

FRANK

Da sag ich einfach: danke.

MARY

Ich hab mich sogar hier oben aufs Dach gesetzt, damit ich das besser hören kann.

(peinlich berührt, wird rot)

Ich red immer drauf los und leide später still daheim. (zu CHARLEY, verspielt)

Kannst du auch was „einfach Schönes“?

CHARLEY

Ich schreibe.

FRANK Er...

CHARLEY

Ich studier an der Columbia. Er an der Julliard.

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MARY

FRANK

NURZUR ANSICHT

MARY

FRANK

Das will ich auch machen. Schreiben.

(Zu FRANK)

Aber wie kann man Musik komponieren, wie geht das? Das ist für mich das allergrößte Geschenk.

Da ist sie, die Frau, die ich mal heiraten muss. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du immer genau das Richtige sagst?

Noch nie. Aber das will ich jetzt wirklich wissen.

Naja, wenn man Musik schreibt, braucht man keine Wörter. Da geht‘s um Klang und Gefühl und... Für mich geht es bei Musik um alles.

(CHARLEY macht sich darüber lustig und zeigt lachend auf FRANK )

MARY

FRANK

Das ist halt so kreativ.

Ohne Musik müsste ich sterben.

CHARLEY

Eines Tages wird Frank ein richtig großer Komponist.

MARY …

Ganz sicher. (Zu FRANK)

Für mich bist du das jetzt schon.

(Auf einmal kommt MARYS MITBEWOHNERIN dazu, die Haare zu Locken aufgedreht, im Hausmantel )

MARYS MITBEWOHNERIN

Mary, kommst du (sieht sie alle)

Oh! Da sind Männer!

(Sie quiekt, dreht sich um und rennt weg )

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MARY …

Evelyn! Evelyn!

(MARY dreht sich wieder zu den beiden.)

Das war Evelyn.

CHARLEY (schaut auf die Uhr)

Wir sollten mal lieber. Es müsste genau jetzt passieren.

(CHARLEY und MARY schauen durch ihre Ferngläser.)

FRANK

Seht ihr was?

CHARLEY

Vielleicht haben wir‘s auch schon verpasst. Er müsste gleich da hinten.... (ER sieht es.)

Da! Da ist er!

MARY

FRANK

Ich kann ihn sehen!

Wo?

MARY

(gibt FRANK ihr Fernglas und zeigt in den Himmel)

Da ist er! Da.

FRANK

Einfach fantastisch.

MARY Fantastisch.

CHARLEY

Aber schöner wär‘s, wenn er unsrer wäre, oder?

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FRANK

Der gehört allen.

MARY

Wie spricht man das nun richtig aus: „Schputnik“ (Mit Sch)

Oder Sputnik? (Mit S)

CHARLEY

Man sagt einfach „Wunder“. Oh Gott.

(FRANK gibt MARY das Fernglas; sie und CHARLEY schauen weiter durch )

FRANK

Wir haben doch echt unfassbares Glück.

(Er versinkt in sich, schließt die Augen und schluckt - er nimmt ein Foto auf.)

Nur ein kurzer Moment... Ein Moment, den wir drei hier zusammen verbringen können... Und kurz danach ist nichts mehr, wie es vorher war und wird auch nie mehr so sein. Ist euch klar, dass wir jetzt alles machen können? Wirklich alles, jeden Traum, den wir mal hatten. Was für eine Zeit, in der wir anfangen dürfen. Was für eine Zeit, in der wir leben dürfen.

Nr. 17b Wir sind dran – Teil 3

(MUSIK setzt ein. Ab jetzt kommt der Rest des ENSEMBLES nach und nach dazu, einzeln oder zu zweit, im Schlafanzug, Bademantel, etwas schnell Übergeworfenem etc., manche mit Fernglas, manche ohne, aber alle wollen dabei sein, wenn am Himmel eine neue Ära beginnt)

ETWAS BEWEGT SICH TRÄGT DICH WEG DICH HÄLT NICHTS AUF

DU ÜBERLEGST NICHT WAS DICH WECKT DU REIßT DIE FENSTER AUF

MARY

ZÄHL BIS DREI

WER IST MITTENDRIN

MARY , CHARLEY , FRANK

WIR SIND MITTENDRIN FEUER FREI

WIR SIND MACHER, DAS IST DAS LEBEN WIR SIND DIE, DIE DEN TON ANGEBEN UND WIR WERDEN'S BEWEISEN...

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ALLE

HOL TIEF LUFT, WIR SIND DRAN

HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR SCHAU‘N NICHT MEHR ZU

ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!

FRANK , CHARLEY , MARY

STELL DIR VOR

HIER HÄNGT MAL ‘NE PLAKETTE DRAN: „HIER FING UNSRE GESCHICHTE AN BLIEBEN UNS IMMER TREU. TRÄUMTEN IMMER NEU.“

ALLE

WENN‘S SCHIEF GEHT, SIND WIR DRAN GEBT UNS ZEIT, WIR GREIFEN AN

AUF DAS MORGEN ZU

ICH UND DU, MANN ICH UND DU!

ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU!

(Mehr LICHT auf FRANK, als er CHARLEY seine Hand reicht. Doch dann zeigt FRANK nur den kleinen Finger, damit CHARLEY sich einhakt. Das macht CHARLEY. Dann winkt FRANK auch MARY dazu und sie hakt ihren kleinen Finger mit ein. Ein Band der Freundschaft.)

Nr. 18 Applaus

Nr. 19 Exit Music

ALLE

HE, MEIN FREUND ALLES OKAY, MEIN FREUND? LASS MICH NICHT STEH‘N, MEIN FREUND WIR SIND SPEZIELL, GIB ES ZU!

NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE

ALLES TREIBT

ALLES IST STETS IM WANDEL EINES BLEIBT UND DAS SIND WIR, ICH UND DU

NURZUR ANSICHT

OFT GESEH‘N: KUMPELS DIE KOMM’N UND GEH‘N MAN LÄSST DIE EINEN STEH‘N UND SUCHT SICH ANDRE DAFÜR

DOCH SIEH MAL, MANN WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO? NUR WIR

ENDE

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