Textbuch (dt.)

Buch von GEORGE FURTH Musik und Songtexte von STEPHEN SONDHEIM
Nach dem gleichnamigen Stück von GEORGE S. KAUFMAN und MOSS HART
Deutsche Fassung von SABINE RUFLAIR und JANA MISCHKE (2024)
Textbuch (dt.)
Buch von GEORGE FURTH Musik und Songtexte von STEPHEN SONDHEIM
Nach dem gleichnamigen Stück von GEORGE S. KAUFMAN und MOSS HART
Deutsche Fassung von SABINE RUFLAIR und JANA MISCHKE (2024)
Bühnenvertrieb:
Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden
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Teil 1
Teil 2
FRAUEN
MARY FLYNN
GUSSIE CARNEGIE
BETH
SCOTTY
DORY
K.T.
MEG KINCAID
NACHRICHTENSPRECHERIN
MRS. SPENCER
ERSTE SÄNGERIN
MÄNNER
FRANKLIN SHEPARD CHARLEY KRINGAS
JOE JOSEPHSON
FRANK JR. JEROME
TYLER
TERRY
RU
BUNKER
MR. SPENCER NACHRICHTENSPRECHER FOTOGRAF
WEITERE ROLLEN MASKENBILDNER*IN STAGE MANAGER*IN RICHTER*IN PIANIST*IN
GÄSTE
MENGE
Beth #8 Jeder Tag tut weh #11 Ein Triumph #14 Bobby und Jackie und Jack #15 Jeder Tag tut gut #16A Übergang 7 #16 Da raus
Charley
#5 Alte Freunde – Wie es war #6 Frank GmbH
#7 Alte Freunde #9 Ist halt so #11 Ein Triumph
#13 Gefunden
#13A Die Crème - Teil 4 #14 Bobby und Jackie und Jack #16 Da raus
#17 Wir sind dran – Teil 1
#17A Wir sind dran – Teil 2 #17B Wir sind dran – Teil 3
Ensemble #2 Alle an Bord #3 Der Frank #4 Übergang 1 #6A Übergang 2 #7C Übergang 3 #9 Ist halt so #11A Übergang 4
#12 Die Crème – Teil 1
#12A Die Crème – Teil 2
#12D Die Crème – Teil 3
#13B Übergang 5
#17B Wir sind ran - Teil 3 #18 Applaus
Dory
#13A Die Crème – Teil 4 #15A Übergang
Frank #7 Alte Freunde
#7A Die Vernunft - Teil 1 #9 Ist halt so #11 Ein Triumph #13 Gefunden
#13A Die Crème – Teil 4 #14 Bobby und Jackie und Jack #15 Jeder Tag tut gut #16 Da raus
#17 Wir sind dran – Teil 1
#17A Wir sind dran – Teil 2 #17B Wir sind dran – Teil 3
Frank Jr.
Gäste
#16A Übergang 7
#13A Die Crème - Teil 4
Gussie
#7B Die Vernunft – Teil 2 #10A Opening Akt Zwei #12A Die Crème - Teil 2 #12C Die Vernunft #13A Die Crème - Teil 4
Jerome #9 Ist halt so
Joe
K.T.
#9 Ist halt so #11 Ein Triumph #13A Die Crème - Teil 4 #16 Da raus
#9 Ist halt so
Mary #5 Alte Freunde – Wie es war #7 Alte Freunde #9 Ist halt so #11 Ein Triumph #15 Jeder Tag tut gut #16 Da raus #17B Wir sind dran – Teil 3
Mrs. Spencer
Pianist*in
Scotty
Tyler
Erste Sängerin
#16A Übergang 7
#14 Bobby und Jackie und Jack
#9 Ist halt so
#9 Ist halt so #15A Übergang 6
#16 Da raus
AKT EINS
SZENE EINS: Bel Air, Kalifornien - 1976 (Frank, Mary: 40 Jahre alt)
SZENE ZWEI: NBC-Studio, New York City - 1973 (Frank, Mary, Charley: 37)
SZENE DREI: Franks Apartment, New York City - 1968 (Frank, Mary, Charley: 31)
SZENE VIER: Gerichtsgebäude in Manhattan, New York City –1967 (Frank, Mary, Charley: 30)
AKT ZWEI
SZENE EINS: Alvin Theatre, New York City – 1964 (Frank, Mary, Charley: 27).
SZENE ZWEI: Stadthaus von Gussie und Joe, New York City - 1962 (Frank, Mary, Charley: 25).
SZENE DREI: Downtown Club, New York City - 1960 (Frank, Mary, Charley: 23)
SZENE VIER: New York City - 1957 -1959 (Frank, Mary, Charley: 20-22)
SZENE FÜNF: Ein Dach in der 110th Street, New York City - 1957 (Frank, Mary, Charley: 20).
Nr. 1 Ouvertüre
Hinter einem Gazevorhang liegt die Bühne im Dunkel. Das ORCHESTER beginnt die Ouvertüre. Mit „Gefunden“ erscheint FRANKLIN SHEPARD im Licht. Er sitzt vorne rechts an einem Piano hinter der Gaze - ein gutaussehender, selbstbeherrschter Mann um die 40 im eleganten Smoking. Er spielt mit dem Orchester, ist aber offensichtlich in seiner eigenen Welt Ebenso offensichtlich ist er ein außergewöhnlich versierter und ausdrucksstarker Pianist.
Das Orchester gleitet in den Vamp von „Alle an Bord“. Das ENSEMBLE tritt auf und FRANKLIN stoppt sein Spiel, sieht erst auf seine Hände und dann nachdenklich in die Ferne.
Im Verlauf des Liedes werden Szenen und Bilder auf den Gazevorhang projiziert, Momente aus der Geschichte, die wir später sehen. Fotos von FRANKLIN SHEPARD, MARY FLYNN und CHARLEY KRINGAS, jeweils im Alter von acht Jahren, dann auf ihren Schulen und Universitäten, gefolgt von einem Durcheinander an Eindrücken: Die drei zusammen beim Quatschmachen in der Fotobox, ihre ersten Erfolge als Autoren, FRANKLINS Hochzeit und Scheidung, Kritiken, Zeitungsprofile, Klatschpresse, Berichte über den kreativen Bruch zwischen FRANKLIN und CHARLEY, FRANKLINS Karriere im Filmbusiness, CHARLEYS Pulitzer Preis etc. All das kulminiert passend zum Ende der Nummer in einer projizierten, überdimensionalen Einladung mit dem Text:
Einladung
anlässlich der Premiere seines neuen Kinofilms „Darkness before Dawn“ lädt Franklin Shepard in seine Residenz ein
1740 Bellagio Drive
Bel Air, Kalifornien 4. Oktober 1976
Im Verlauf des Stückes werden in den Szenenübergängen dieselben Bilder erneut eingeblendet, dann jeweils passend zum Geschehen
Nr. 2 Alle an Bord
ENSEMBLE (AUßER FRANK)
(Soli-Aufteilung siehe Klavierauszug!))
REISS DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN WIR GEH ‘ N IN DEN TAG HINEIN
TAG HINEIN VOLLER IDEEN
BRECHEN FRÖHLICH AUF
FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSREN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN
TREIBEN WIR FORT ALLE AN BORD ALLE AN BORD ALLE AN BORD
GRUPPE 1
TRÄUME SIND UNSTERBLICH, FIND D EINEN TRAUM
GRUPPE 2
WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT VERSTEHT, ZEIT VERGEHT
GRUPPE 1
SOLO 7
ZEIT VERRINNT DER ERNST BEGINNT DOCH EIN TRAUM , DER NIMMT SICH D EN RAUM
HALT IHN FEST
GRUPPE (gleichzeitig)
WIE WAR DAS MÖGLICH?
SOLO 7
ER BRAUCHT ZEIT
GRUPPE
FRÜHER WAR ALLES KLAR
SOLO 7
ZEIT VERRINNT
GRUPP E (gleichzeitig)
WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM ’ N?
HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM ’ N?
SOLO 7
BIEG DEN TRAUM…
GRUPP E
WIE WAR DAS MÖGLICH?
WO WAR DER ANFANG?
SOLO 7
MIT DEM WEG…
GRUPPE (gleichzeitig)
IST DAS NICHT DEUTLICH, KANNST D U ’ S NICHT SEH ‘ N?
LASS DIR DAS GLÜCK NICHT EINFACH ENTGEH ’ N
ALLE
WIE KONNTE SICH D EIN LEBEN SO DREH ‘ N?
GRUPPE 1
DU TREIBST
GRUPPE 2 (gleichzeitig)
WIE WAR DAS MÖGLICH?
GRUPPE 3
WIE WAR DAS MÖGLICH?
GRUPPE 1
DU TREIBST FORT
GRUPPE 2
FRÜHER WAR ALLES KLAR
GRUPPE 3
IST ES NICHT IMMER KLAR?
GRUPPE 1
ALLE TREIBEN FORT
GRUPPE 2
WO FÄNGT D AS ENDE AN
GRUPPE 2,3
WO BEGINNT DIE SCHIEFE BAHN
ALLE
KRIEGST DU NIEMALS WIRKLICH MIT , WIE ES ABWÄRTS GEHT?
CHARLEY
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
ALLE AUßER CHARLEY
WO WAR DER ANFANG?
MARY
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
MARY, CHARLEY
SUCH DIE RICHTUNG AUS UND DANN GEH DIE STRAßE L AN G BALD SCHON WIRST DU FRÖHLICH SEIN
ALLE
FRÖHLICH SEIN
FOLGST EINEM TRAUM
TRÄUME UFERN AUS
MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN ?
LUSTIG SEIN ?
WAS FÜR EIN ORT ALLE AN BORD
GRUPPE
EIN WEG IST STEIL EIN ANDRER EBEN
EINE N NIMMST DU IM FLUG STOLPERST DU HEUT
AUF SCHOTTERWEGEN
WER HAT DIE ZEIT
S ICH AUFZUREGE N?
WEGE GIBT ES GENUG
GRUPPE 1
EINMAL
JEDER IST NUR
EINMAL DRAN
MAN HAT KEINE WAHL
GRUPPE 2
EIN WEG IST STEIL
EIN ANDRER EBEN
EINEN NIMMST DU IM FLUG
STOLPERST DU HEUT DU BIST DRAN
SCHAU DIE LANDSCHAFT AN
GEH NOCH EIN STÜCK
SCHAU NICHT ZURÜCK
SCHAU NICHT ZURÜCK
SCHAU NICHT ZURÜCK
SCHAU NICHT ZURÜCK
SCHAU NICHT ZURÜCK
SCHAU NICHT ZU -
GRUPPE
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
WO WAR DER ANFANG?
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
AUF SCHOTTERWEGEN
W ER HAT DIE ZEIT
SICH AUFZUREGEN ? WEGE GIBT ES GENUG MANCHE NIMMST DU IM FLUG
ALLE
KRUMM UND G E RAD E AUS WIR PASSEN UNS DER STRAßE AN TREIBEN IN DEN TAG HINEIN
TAG HINEIN
DA IST EIN TRAUM !
TRÄUME UFERN AUS MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN?
STIMM T MIT EIN WAS FÜR EIN ORT
ALLE AN BORD
ALLE AN BORD
ALLE AN BORD
ALLE AN -
Prolog Ende
(Laute, lebhafte Musik.
FRANKLIN erwacht aus seinem Tagtraum, steht auf und steigt über eine Treppe auf ein Podest. Von dort beobachtet er im Verborgenen die ENSEMBLEMITGLIEDER, welche sich zeitgleich einander zuwenden und animierten Smalltalk beginnen. Sie sind nun die FREUNDE und GÄSTE auf einer Party in Franks Haus in Bel Air.
Im Bühnenvordergrund liegt ein Patio mit einer Bar, direkt im Off ist der Swimmingpool. Im Bühnenhintergrund sind große Glasfenster und -türen, darüber einen Balkon. Durch die Fenster sehen wir drinnen Gäste tanzen und Drinks schlürfen. Andere Gäste stehen vorne auf der Bühne im Patio. Allesamt sind sie in den Dreißigern oder Vierzigern, reich, erfolgreich und extrem gut gelaunt.
MARY FLYNN, 40, übergewichtig, zerzaust, früher sicher hübsch, sitzt an der Bar. Sie ist schon ordentlich betrunken und legt fleißig nach.
Während des Stücks wird sie mit jeder Szene fünf Kilogramm leichter. Projektion: BEL AIR, KALIFORNIEN 1976.
Nr. 3 Der Frank
GAST (TYLER)
(zu einem anderen Gast)
ICH SO: „FRANK, DER FILM WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS…“
GAST (TERRY)
(zu einem weiteren Gast)
ICH SO: „FRANK, DU WIRST NOCH CHEF VOM STUDIO…“
GAST (SCOTTY) (zu DORY)
ICH SO: „FRANK, GUCK MAL HIER, DEINE PRESSESCHAU“
GAST (DORY)
ICH SO: „FRANK KENNT DAS PUBLIKUM GANZ GENAU.“
TYLER
MARY
(zu einem anderen Gast)
ICH SO: „FRANK, DER FILM WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS…“
(An der Bar, mit Blick auf ihr Glas, das sie in Richtung RU hebt, eines attraktiven jungen Mannes).
Ich hab tief ins Glas geschaut.
RU Ach?
MARY
RU
FRANK
Kein Spaß drin.
Oh.
(tritt auf dem Balkon aus dem Schatten, hebt sein Glas und ruft mit übertriebenem Enthusiasmus nach unten)
PARTY!
GRUPPE 1
DER FRANK –
JEROME
DER LIEBT DEN ERFOLG –
FRANK
Das Fest steigt drinnen!
GRUPPE 2
DER FRANK –
FRANK
TERRY
Und der Film war gut?
EIN HÄNDCHEN FÜR GOLD
FRANK
Noch Champagner?
(ab, um mehr Champagner zu holen)
SCOTTY
ER HAT STIL UND VISIONEN
TERRY
WIE MACHT ER DAS?
TYLER
ER HAT SINN FÜR DAS BUSINESS
K.T.
EIN ECHTES ASS
ALLE
DER FRANK !
(FRANK kommt mit dem Champagner zurück und schenkt ein. Musik untendrunter weiter.)
RU (zu MARY)
Ich hab das Drehbuch für Franks Film geschrieben.
MARY
FRANK
Keine Sorge, ich sag’s nicht weiter.
(FRANK sieht MEG auf sich zueilen. Offensichtlich will er nicht mit ihr allein sein und wendet sich der Gruppe um TYLER zu. Sie stellt sich zu ihm.)
Oh, Tyler, das ist Meg, die fantastische Hauptdarstellerin in meinem Film Mein alter Kumpel Tyler hier hat den Anrufbeantworter erfunden.
TYLER
Und jetzt haben die Leute Angst, dass ich noch was erfinde.
(Sie geben einander die Hand. FRANK wandert mit dem Champagner zur nächsten Gruppe und überlässt MEG dem Gespräch mit TYLER.)
GRUPPE 1
DER FRANK –
RU (zu MARY)
Und was machen Sie?
JEROME
AGIERT MIT VERSTAND
MARY
Trinken.
GRUPPE 2
DER FRANK –
RU
Nein, im richtigen Leben.
ALLE
DER IST SO CHARMANT
MARY Richtig trinken.
K.T.
IST EIN FREUND 1
MEG
IST EIN SCHATZ
BUNKER
UND SEIN FILM IST COOL
TERRY
SEINE FRAU IST BEZAUBERND
MÄNNER
SEIN SOHN NICHT SCHWUL
ALLE
TAG FÜR TAG SÄGEN NEIDER AM SCHÖNEN STUHL VON FRANK!
1 Alternative:
SO EIN FREUND SO EIN SCHATZ UND SEIN WERK: PASSION!
SEINE FRAU IST BEZAUBERND UND AUCH SEIN SOHN
UND MAN MAG, UND MAN LIEBT UND FAST HASST MAN SCHON DEN FRANK
FRANK
(zu den Gästen)
„ OBEN IST DIE LUFT SEHR DÜNN “
(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)
ICH FIND ’ S OBEN ECHT NICHT SCHLIMM
(Wieder Gerede, dann Ruhe)
HOLT TIEF LUFT, WIR SIND DRAN
UNSER TRAUM
FÄNGT ERST AN BLUT UND SCHWEIß
DAS BRINGT GELD
DAS MACHT GLÜCKLICH
NUR DAS ZÄHLT
GRUPPE 1
DIE ART –
BUNKER
Und das Komponieren fehlt dir nicht?
GRUPPE 1
DER TYP HAT ES RAUS
FRANK
Anderes Leben..
GRUPPE 2
APART!
JEROME
Der amerikanische Traum in Person!
MEG
(ins Off Richtung Pool blickend)
UND WAS FÜR EIN HAUS!
GRUPPE 1
ER HAT DAS, WAS MAN WEITHIN CHARISMA NENNT
GRUPPE 2
IST EIN GANZ FEINER KERL, DEN MAN GERNE KENNT
ALLE
MEG
ER IST DIE ART VON MANN, DEM MAN ALL DAS GÖNNT, DER FRANK!
(Musik Ende.
Während des folgenden Dialogs bahnen sich leise Ausschnitte von Gesprächen, Hintergrundmusik oder Piano ihren Weg von der Party, die sich im Off erahnen lässt, an unsere Ohren. GÄSTE gehen rein und raus )
FRANK
MARY
MEG
MARY
FRANK
(nähert sich FRANK)
Franklin?
(nervös, bestrebt ihr auszuweichen. Er ändert die Richtung und geht zu MARY.)
Meg, das hier ist Mary Flynn.
(ernstgemeint)
Mary ist meine engste, älteste, beste Freundin. Unsre Freundschaft geht wahnsinnig weit zurück.
Und kaum voran.
Also, Frank hat mir Ihr Buch gegeben und ich hab es immer wieder gelesen
War´s beim ersten Mal zu schwer?
(laut zu den GÄSTEN)
Ihr Lieben, drinnen haben wir Orchester und Tanz.
(Die Musik setzt wieder ein. Frank ab.)
TYLER
ICH SO: „FRANK, ICH NEHM DICH MIT NACH MEXIKO“
JEROME
ICH DENK, FRANK GEHT WOHL ZURÜCK ZU PARAMOUNT
MARY
(zum Publikum)
DAS SIND DIE MACHER
DAS IST DAS LEBEN
DAS HIER SIND DIE, DIE
DEN TON ANGEBEN
GRUPPE 1
…MEXIKO
MARY
DAS IST FRANKS AUFGEBOT
GRUPPE 2
…UND ZURÜCK ZU PARAMOUNT…
MARY
ALLE
FRANK
ALLE S O HOHL WIE BROT
UND BEI EINEM FILM, DER SO VIEL EINSPIELT
SAGT MAN DANACH: (zu Frank)
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
MARY
DANKE!
(FRANK gesellt sich zu einer Gruppe, steht mit dem Rücken zu uns. Mit einer wahnsinnig komischen, mit großen Bewegungen untermalten Geschichte bringt er sie zum Lachen.)
DAS SIND DIE MACHER
DAS IST DAS LEBEN
DAS SIND DIE LEUTE ZUM ÜBERGEBEN
FRANK (geht zu MARY)
DARAUF HÄTTEN WIR NIE GETIPPT
NIE GETIPPT
DASS WIR HEUT HIER STEH ‘ N MANN , WIR WÄRN VÖLLIG AUSGEFLIPPT WIR IM INNERSTEN KREIS
GRUPPE 1
…MEXIKO…
FRANK
WAS DIE PARTY BEWEIST
GRUPPE 2
…UND ZURÜCK ZU PARAMOUNT…
FRANK
UND SIEH MAL AN, WER DIE SCHMEIßT!
GRUPPE 1
…MEXIKO…
GRUPPE 2
WUNDERBAR, FRANK!
GRUPPE 1
…ACAPULCO, MEXIKO…
GRUPPE 2
WUNDERBAR, FRANK!
ALLE
FRANK
UND BEI EINEM FILM, DER SO VIEL EINSPIELT, WAS KOMMT DANACH?
Ähh, Paramount!
(Musik untendrunter weiter.
FRANK dreht sich zu MARY und hält ihr den kleinen Finger entgegen.)
„Was muss so?“
MARY
(hält ebenfalls den kleinen Finger hoch)
„Und bleibt so?“
FRANK, MARY
(haken ihre Finger ineinander)
„Nur wir.“
FRANK
Danke dass du eingeflogen bist, alte Freundin
MARY
FRANK
Danke für das Ticket, alter Freund. Ich hab einen Brief von Frankie gekriegt.
MARY
FRANK
MARY
FRANK
MARY
K.T.
Wenigstens dir schreibt mein Sohn.
MARY
Um sich zu bedanken, dass ich bei seinem Schulabschluss war.
Ich war nicht eingeladen.
Ich auch nicht
Wie geht’s Frankie?
Das hat er mich auch gefragt. Mensch, könnt ihr zwei denn nicht –
(kreuzt zu Frank und unterbricht)
Frank, meine nächste Show fang ich so an: „Ich halte mich an Franklin Shepard, denn wo Frank ist, sind die A-Promis.“
(lächelt und geht)
Ich hab gerade kapiert, wofür das „A“ steht.
(Frank lächelt und wendet sich zum Gehen)
JEROME
(hält ihn auf)
Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du das Haus in Malibu verkaufst?
FRANK
Das willst du nicht. Die Hütte hat nicht mal einen Pool.
MARY
FRANK
(zu laut)
Kein Pool?!?
(Musik bricht ab. Alle Blicke richten sich auf sie.)
In meinem Rattenloch in New York ist das Klo dauerhaft verstopft und die Küche ein Gesundheitsrisiko – aber KEIN POOL?!? (schreit)
ABREISSEN!
ALLE
MARY
ALLE
MARY
(sie reißt ihre Arme zur Seite und verschüttet dabei ihren Drink. FRANK geht wieder zu ihr.)
Komm, wir holen uns einen Kaffee.
(nimmt ihren Arm und geht nach links)
DER FRANK
Kaffee trink ich nicht.
UMGEHT DEN SKANDAL
Koffein ist schlecht für die Gesundheit
GRUPPE 2
DENN FRANK
FRANK
Ich weiß, dass der Film belanglos war.
JEROME
IST FURCHTBAR LOYAL
FRANK
Aber der nächste…wart’s ab.
(FRANK kreuzt nach rechts)
MARY
Ich hab das Warten aufgegeben.
ALLE
MARY
ALLE
ER IST HÖFLICH UND FINDET GENAU DEN TON
(fröhlich, hebt ihr Glas Richtung TERRY an der Bar)
DAS GING LOS MIT DEM WEIN BEI DER KOMMUNION
DER FRANK
FRANK (zu den Gästen)
ALLE WARNEN DICH VOR M RUHM
(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)
ICH SAG: SCHAUT EUCH BITTE UM!
(Gerede flammt auf und legt sich wieder.)
AB JETZT GILT: WIR SIND DRAN
ICH SAG JA, FANG ’ N WIR AN
ICH SAG: LOS UND OKAY
ICH SAG: DRINNEN GIBT ’ S BUFFET!
ALLE
DER FRANK
TERRY
Franks Film war super!
ALLE
IST FAST SCHON AM ZIEL
TYLER
ALLE
Frank kennt sein Publikum!
DOCH FRANK
BUNKER
Frank versteht das Business!
ALLE
DER PLANT NOCH SO VIEL!
ALLE
(deutet auf MEG, die rot anläuft)
Und er hat sie zum Star gemacht!
ER HAT DAS, WAS MAN WEITHIN CHARISMA NENNT IST EIN GANZ FEINER KERL, DEN MAN GERNE KENNT UND VIELLEICHT WIRD ER IRGENDWANN PRÄSIDENT
DER FRANK!
DER FRANK!
DER FRANK!
Nr. 3a Zwischenspiel
(Die Musik stoppt.)
MEG
FRANK
GUSSIE
(geht zu FRANK)
Oh, Frank –
(FRANK sieht, wie GUSSIE aus der hinteren rechten Tür hereinkommt und sie beobachtet. Schnell weicht er aus. MEG bemerkt, dass irgendwas im Busch ist, bleibt stehen und auf Distanz.)
Vorhin ist eine Sternschnuppe runtergefallen. Ich lief über die Wiese und direkt vor mir…
(laut, für alle)
Und direkt vor uns, was haben wir da? Einen aufsteigenden Stern. Ganz egal was die Kritiker über den Film schreiben, dich werden sie auf jeden Fall lieben.
Auf jeden Fall. Egal, was sie über den Film schreiben.
(Reich, arrogant, ein Broadway-Star. Die gewohnte Aufmerksamkeit wird ihr an dieser Küste verwehrt. Sie kommt nach vorne.)
MARY
(zu niemandem im Speziellen)
Die Spannung fällt.
FRANK
Meg, du kennst doch meine Frau, Gussie.
MEG
Wer den Broadway kennt, kennt Gussie Carnegie.
GUSSIE
Zu Diensten
SCOTTY
(zu MEG, über die Lichter unter ihnen)
Ab morgen liegt dir alles das zu Füßen.
GUSSIE
Scotty. Das ist die Vorstadt.
FRANK
(zu GUSSIE, nach einer peinlichen Pause)
Warst du jetzt drinnen?
GUSSIE
Wenn man eine Party gibt, sollte man auch anwesend sein.
FRANK
Hast du gesungen?
GUSSIE
Keiner hat gefragt.
(GUSSIE hinten links ab. FRANK flüchtet erneut vor MEG, doch sie folgt ihm in kurzer Distanz.)
MEG
FRANK
Franklin –
(warnt sie leise)
Später.
MEG
(mit gesenkter Stimme)
Du ignorierst mich.
FRANK
Richtig.
MEG
FRANK
Ich hab aber Gefühle.
Und ich eine Frau.
MEG
FRANK
Ich liebe dich so sehr.
Und ich liebe dich.
(Er geht nach hinten, weg von ihr.)
TYLER (laut)
So, ich bin dann mal weg. Morgen flieg ich nach New York.
BUNKER
Oh, geh auf jeden Fall in das neue Stück von Charles Kringas.
(Die Musik endet plötzlich.
Frank bleibt stehen. Der Partytalk verstummt.)
Das ist eigentlich die einzige Show der letzten Jahre, die ihren Pulitzer wirklich verdient hat. Meiner Meinung nach hat jede Generation genau einen Autor, der –
(Die Totenstille und Blicke der anderen machen klar, dass er etwas sehr Falsches gesagt hat.)
Oh mein Gott. Was ist?
MARY
Weißt du nicht, dass du in diesem Haus niemals nicht sprechen darfst von –(schreit)
CHARLES KRINGAS!
FRANK (geht zu ihr)
Mary.
MARY (ihn ignorierend, laut)
Es ist nämlich so: Charley, Frank und ich waren mal unzertrennliche Freunde.
GUSSIE
Kommt jemand mit rein?
MARY
FRANK
Bis zu der Totalkatastrophe von Fernsehinterview, in dem Charley –
Verdammt nochmal, jetzt reicht’s
GUSSIE
Ganz vorsichtig, Mary.
JEROME
(tritt ein, Papiere in der Hand)
Hey, die Besucherzahlen von der Ostküste sind da!
SCOTTY
(tritt mit Jerome auf, reißt die Faust gen Himmel)
Und sie gehen durch die Decke!
(Aufregung, Lärm im ganzen Raum)
FRANK
Also können wir die Pfandflaschen wegschmeißen
SCOTTY
TYLER
(zu MEG)
Und du, hör zu. (liest)
„DIE Entdeckung in ‚Darkness before Dawn‘ ist Meg Kincaid, die blauäugige Heldin.“
(erhebt das Glas, laut, um sich die Aufmerksamkeit zu sichern)
Auf Franklin Shepard, den ich noch aus unserer gemeinsamen Anfangszeit in einer miefigen Bar im Greenwich Village kenne.
JEROME
MARY
(ebenfalls das Glas hebend)
Auf Frank Shepard. Herzlichen Glückwunsch an den Wunsch-Klienten eines jeden Anwalts. Mit vierzig Jahren schon ein Hit in New York, jetzt ein Hit in Hollywood, verheiratet mit einer Broadway-Legende, umgeben von Menschen, die für ihn arbeiten und jeder Menge Geld…
(Alle lachen.)
Ach so, kommen jetzt die Reden?
(hebt das Glas)
Auf Franklin Shepard, den Produzenten. Den Mann, der alles hat. Und ich bin fett, betrunken und am Arsch, und ich würde trotzdem um nichts in der Welt mit ihm tauschen.
(Eine schreckliche Stille.)
TERRY
Gott, so spät? Mein Bett ruft.
MARY
(gehässig, impliziert dass er schwul ist)
Er wartet.
GUSSIE
Raus, du Schnapsdrossel!
FRANK
Gussie!
GUSSIE (zu FRANK)
Schaff die fette Alkoholikerin hier raus.
FRANK
MARY
(ist bereits bei MARY angekommen, ruhig)
Darf ich dir das Glas abnehmen?
(sehr laut)
Nein, du toller Hecht. Du darfst mir nicht das Glas abnehmen.
(will sich loswinden. Sie fällt hart zu Boden und reißt aus Versehen mit lautem Krach alles von der Bar mit. Die Gäste schnappen schockiert nach Luft. Mary versucht, sich aufzurichten, fällt aber wieder hin.)
Oh nein. Jetzt lädt er mich nicht wieder ein.
(RU hilft ihr auf die Füße und geht mit ihr nach hinten.)
Also bitte – geht nicht, nur weil ich gehe.
(Sie stolpert und RU fängt sie auf. Sie windet sich aus seinem Griff und spricht die Gäste von der Treppe aus an.)
Aber zuerst, Ruhe. Ich hab gesagt:
(schreit)
Ruhe!!
(Die Gäste halten schockiert inne und hören zu.)
Ich will was sagen. Hören alle zu? Ihr seid ein Haufen Scheiße.
(sie dreht sich zu FRANK und zeigt mit dem Finger auf ihn)
Und genau das hast du verdient.
(Sie wendet sich zum Gehen, fällt nochmal hin und krabbelt ab. RU folgt ihr.)
TYLER
(nach einer kurzen Pause)
So traurig.
TERRY
Ist die nicht irgendwie wichtig?
DORY
Nein, die ist Kritikerin.
Nr. 3b Zwischenspiel
JEROME
Sie hatte mal einen Bestseller.
GUSSIE
Dass ich das noch erleben darf. Endlich ist Frank sie los.
FRANK
Und ich finde keine Worte für den Verlust.
SCOTTY
DORY
MEG
FRANK
(MEG, TYLER und SCOTTY hatten beim Aufräumen der Flaschen geholfen. MEG schreit plötzlich schrill auf und greift nach ihrer Hand. Sie blutet.)
Was ist?
Sie hat sich am Glas geschnitten.
Nicht schlimm. Lässt gleich nach.
(zu den anderen)
Meg hat sich die Hand richtig verletzt.
(GUSSIE geht weg, stellt sich neben TERRY.)
MEG
FRANK
Nein wirklich, nicht schlimm.
Ru oder irgendwer, macht was. Holt Jod. (RU ab.)
TERRY (zu GUSSIE)
Tja, wenn man jung ist, und ein Star, reicht eine Kleinigkeit und man ist der Nabel der Welt.
GUSSIE
MEG
SCOTTY
Bitch. (geht weg)
Es hört schon auf. Ich lass mal Luft dran.
(MEG läuft nach draußen. FRANK will ihr instinktiv folgen, sieht aber GUSSIE und lässt es. GUSSIE hat seinen Impuls bemerkt Franks und ihre Augen treffen sich kurz, bevor er sich abwendet.)
(etwas zu fröhlich zu FRANK und GUSSIE)
Ihr zwei wisst aber ganz genau, wie man Drama kreiert.
RU (bringt das Jod mit herein)
Hier ist das Jod, wo ist sie?
FRANK
Unten auf der Wiese.
GUSSIE
RU
In der Rolle des verletzten Rehs
(will abgehen, aber wendet sich vorher noch einmal an FRANK)
Mr. Shepard?
FRANK (abgelenkt)
Frank.
RU
Bevor ich gehe, wollte ich kurz fragen –(lächelt)
Wie werde ich Sie?
FRANK
Rat kommt von raten, und das mach ich nicht
(RU will abgehen.)
Hey…
(RU hält inne, dreht sich um.)
GUSSIE
FRANK
GUSSIE
FRANK
Schreib nicht nur mit dem hier (zeigt auf seinen Kopf)
Schreib mit dem hier. (zeigt auf sein Herz)
Und jetzt raus.
(RU ab, FRANK und GUSSIE bleiben allein zurück. Im Hintergrund Klaviermusik. Drinnen sehen wir GÄSTE tanzen und die Party genießen. FRANK wendet sich zum Gehen.)
Rat kommt von raten? Hast du das auf einem T-Shirt gesehen?
Entschuldige bitte, was ist jetzt wieder los?
GUSSIE
FRANK
Du und die kleine Schlampe, das ist jetzt wieder los.
Bitte lass das. Drinnen läuft eine Party.
Betrügen lasse ich mich vielleicht, aber demütigen nicht
Wann lässt du es gut sein? Ich habe nie gesagt, dass du zu alt für die Rolle bist. Das Studio hat gesagt, dass du zu alt für die Rolle bist.
GUSSIE
Ich kann es nicht nachvollziehen. Wie ich mich scheiden lassen konnte von einem, der den Boden unter meinen Füßen angebetet hat für einen schlechten Witz von Mann wie dich.
FRANK (seufzt)
In meinem Leben habe ich nur einen Fehler gemacht. Aber den immer wieder. Ich habe „ja“ gesagt, obwohl ich „nein“ meinte. Bitte entschuldige (Er dreht sich nach hinten.)
GUSSIE
Wag es nicht, mich so stehen zu lassen.
FRANK
Okay. Willst du wissen, ob es stimmt? Es stimmt. Aber was du nie verstehen wirst: Sie ist sensibel, sie ist mitfühlend, sie inspiriert mich. Sie ist gerade das Einzige, was mich über Wasser hält.
(Die Musik endet und die Gäste drinnen applaudieren. Eine neue Musik fängt an.)
Nr. 3C Zwischenspiel („Gefunden“)
GUSSIE
Wie erbärmlich.
(Sie kreuzt nach vorne links.)
Nach all den Jahren ziehe ich den Hut vor Charley Kringas. Der streberische Wurm hat dich schon damals durchschaut.
FRANK
Und ich beneide Charley Kringas jeden Tag
GUSSIE
Wahnsinn - das von einem Mann, dessen Werk das Publikum noch auf dem Weg ins Parkhaus vergisst.
FRANK
Ich schwöre, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, wenn ich nochmal anfangen könnte, mit Charley, mit Shows, die die Welt verändern, ich würde alles hier aufgeben, sofort
GUSSIE
Du hast dir jetzt so lang in die Tasche gelogen, du glaubst das wahrscheinlich wirklich
FRANK
Siehst du nicht, wie ich mich für das hier schäme? Dass ich mich selbst genauso ekelhaft finde wie du? Dass ich nur so tue, als würde das hier irgendwas bedeuten? Damit die Leute nicht mitkriegen, wie sehr ich mein Leben hasse und will, dass es endlich vorbei ist –
RU
FRANK
(tritt mit MEG wieder auf, sie ziert sich)
Ich hab sie gefunden. Sie war auf der Wiese und hat gesungen.
(sammelt sich. Er gibt RU das Jod.)
Entschuldigung. Hier.
RU (zu MEG)
Halten Sie bitte kurz still. Ich mach ein bisschen Jod auf die Hand.
JEROME
(tritt hinten mittig mit DORY auf)
Meine bessere Hälfte und ich sagen Gute Nacht
MEG
(als Reaktion auf RU, der das Jod aufträgt)
Au, au!
GUSSIE
(geht zu RU und MEG)
Meg, mein Mann hat mich gerade informiert, dass du die blauäugige Schlampe bist, die ihn als einzige über Wasser hält.
FRANK
Gussie, hör auf!
GUSSIE
Auf jeden Fall, ich höre auf. Aber vielleicht ist sie jetzt nicht mehr ganz so blauäugig!
(GUSSIE reißt RU das Jod aus der Hand und schleudert es MEG direkt in die Augen. MEG schreit und reißt die Hände ans Gesicht. Die anderen rennen dazu, die folgenden Sätze laufen durcheinander.)
Und hier ist mein Toast auf dich, Frank!
MEG (gleichzeitig)
Meine Augen! Meine Augen!
GUSSIE
Mögest du immer alles bekommen, was du verdienst!
JEROME
Frank, ruf im Krankenhaus an! Ruf an und sag, dass es einen Unfall gab!
MEG
(gleichzeitig)
Oh Gott!
DORY
GUSSIE
TYLER
(gleichzeitig)
Ruf einen Krankenwagen, schnell!
(gleichzeitig)
Er hat sie gebumst, Dory!
RU
MEG
(gleichzeitig)
Wir haben keine Zeit für den Krankenwagen, Frank. In mein Auto.
(gleichzeitig)
Haben Sie Wasser, Mr. Shepard? Wasser, und Tücher?
(gleichzeitig)
Hilfe! Bitte, Hilfe!
JEROME
TYLER
(führt MEG hektisch nach draußen)
Frank, wir müssen das der Polizei melden, sofort!
(gleichzeitig)
Mein Auto hat ein Telefon, Frank.
JEROME
Frank, Frank, schnell! Los!
GUSSIE
(folgt den anderen Gästen nach draußen und schreit in Richtung FRANK, der wie versteinert dasteht)
Es ist vorbei, hast du gesagt? Jetzt ist es vorbei. Du und sie und ich und die ganze Scheiße ist vorbei! (ab)
FRANK (alleine, windet sich, schreit)
AAAHHHH!
Nr. 4 Übergang 1
SOLO 1
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
WO WAR DER ANFANG?
WIE IST DAS ALLES PASSIERT?
GRUPPE 1
TRÄUME SIND UNSTERBLICH, FIND D EINEN TRAUM
GRUPPE 2
WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT
GRUPPE 3
… VERSTEHT , ZEIT VERGEHT
GRUPPE 1
LÄUFT EIN PLAN MAL ANDERS AN DANN VERGISST MAN MANCHMAL DEN TRAUM
SOLO 1
HALT IHN FEST
GRUPPE
WIE WAR DAS MÖGLICH?
SOLO 1
ER BRAUCHT ZEIT
GRUPPE
FRÜHER WAR ALLES KLAR
SOLO 1
ZEIT VERRINNT
GRUPPE
WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM ’ N?
HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM ’ N?
SOLO 1
BIEG DEN TRAUM…
GRUPPE
WIE WAR DAS MÖGLICH?
WO WAR DER ANFANG?
SOLO 1
MIT DEM WEG…
SOLO 2
W ANN KONNTEST DU DEN PFAD NICHT MEHR SEH ‘ N?
W IE KONNT ’ ES SO DEN BACH RUNTER GEH ‘ N?
WIE KONNTE SICH DEIN LEBEN SO DREH ‘ N?
GRUPPE 1
NEUNZEHNFÜNFUNDSIEBZIG…
GRUPPE 2
NEUNZEHNVIERUNDSIEBZIG…
GRUPPE 1
NEUNZEHNDREIUNDSIEBZIG…
Ende der ersten Szene
(Projektion: NBC STUDIO 1973. Wir befinden uns im Backstagebereich eines Nachrichtenstudios. Weit hinten auf der Bühne sitzen ein Nachrichtensprecher und eine Nachrichtensprecherin an ihrem Tisch und verlesen die Abendnachrichten. Vorne rechts ist ein Maskentisch, links wird ein Interviewsetting aufgebaut.
Die Atmosphäre ist hektisch und konzentriert, wie in einem Nachrichtenstudio mit Live-Sendung zu erwarten: Ein*e MASKENBILDNER*IN, ein AUFNAHMELEITER (RU), ein*e STAGE MANAGER*IN und andere wuseln herum.
Ein Lied dringt langsam und hintergründig an unser Ohr und fadet dann wieder aus: Frank Sinatra singt „Gefunden“)
NACHRICHTENSPRECHER IN
Das war Frank Sinatra mit dem Lied „Gefunden” aus dem Broadway-Musical und erfolgreichen Kinofilm „Musical Husbands”. Die beiden Komponisten der Show, Franklin Shepard und Charles Kringas, sind gleich live bei uns im Studio. Aber zuerst, die Nachrichten. Hal?
NACHRICHTENSPRECHER
„News from New York“, die Schlagzeilen: Amerika feiert heute den langerhofften Beginn des Waffenstillstandes in Vietnam. Die Zahl der gefallenen amerikanische Soldaten beläuft sich mittlerweile auf etwa 46.000. Judy?
NACHRICHTENSPRECHERIN
Die Lokalnachrichten: Bürgermeister Abe Beame…
(Licht blendet über ihnen ab und der Ton fadet aus. RU wendet sich MARY zu, die gerade hereingekommen ist, und führt sie in die Maske. Diese MARY ist sehr fröhlich, sehr aufgeregt.)
MASKENBILDNER * IN
(hält einen Handspiegel vor das Gesicht von CHARLEY KRINGAS, einem impulsiven Brillenträger, der auf dem Maskenstuhl sitzt.)
So, Mr. Kringas, was denken Sie?
CHARLEY (senkt den Handspiegel)
Ich denke, das ist mein schlimmster Alptraum. Ich seh aus wie Richard Nixon.
MARY
Charley, Charley.
(MARY umarmt ihn.)
CHARLEY
Sprich mich nicht an.
(MARY nimmt die Hände weg.)
Diese bescheuerte Sache ist deine Schuld. Ich weiß wirklich nicht mehr, wie zum Teufel du mich zu dieser öffentlichen Demütigung überredet hast.
(Auftritt mit einem Getränketablett. Er reicht MARY einen Drink.)
Ihr Drink, Miss Flynn.
CHARLEY (nimmt MARY das Glas ab.)
Mary, wie aufmerksam.
MARY
Komm schon. Ich brauch einen Drink.
CHARLEY
Einen Drink. Was willst du?
MARY
Flasche Vodka mit Strohhalm.
(CHARLEY gibt MARY das Glas zurück. RU ab.)
Und wo steckt Frank? (trinkt)
CHARLEY
Oh, Frank. Vermutlich unterschreibt der gerade irgendwo den Vertrag für die nächste Filmmusik. Oder eine Platte… ich kann dir nur sagen, wo Frank nie ist: Bei mir und der Arbeit für unsere Show.
MARY
Also, als ich dieses Interview mit K.T. ausgemacht habe, habe ich sehr klar gesagt, dass ihr beide hier nur über euer neues Werk redet, und über die ganze Arbeit, die ihr schon reingesteckt habt.
CHARLEY
Guten Morgen! Seit Frank mit Gussie verheiratet ist, arbeitet er nicht mehr an Werken, sondern Netzwerken.
MARY
Ja, und wo hat er das gelernt? Auf der dämlichen Yacht hat er das gelernt. Und wer hat ihn auf die dämliche Yacht geschickt, hä?
CHARLEY
Ich hab die Schnauze voll von Frank. Ich hab ein eigenes Stück angefangen, allein. Und wenn Frank nicht innerhalb von 30 Sekunden hier aufkreuzt, siehst du mich durch diese Tür gehen.
(sieht auf die Uhr)
Charley, ich kenn Frank. Wenn ihr euch wieder zusammenrauft, wenn du es heute öffentlich ansprichst, dann verspreche ich dir, dass ihr morgen wieder an der Show sitzt. Hilf mir, ihn zu retten.
Nr. 5 Alte Freunde – Wie es war
(CHARLEY sieht auf die Uhr. Die Zeit ist um. Er steht auf und will gehen. MARY hält ihn mit der Hand und der ersten Zeile des Liedes auf.)
HE, MEIN FREUND
BLEIB MAL KURZ STEH ‘ N , MEIN FREUND
TU UNS NICHT WEH, MEIN FREUND SCHMEIß ALTE FREUNDSCHAFT NICHT HIN
MACH ’ S NICHT SCHWER UNS WIRD ES IMMER GEBEN ICH, DU, ER WIR HÄNGEN ALLE MIT DRIN
UND ICH FIND FREUNDE , WIE WIR ES SIND HELFEN, WENN EINER SPINNT JETZT IST DIE RUNDE AN DIR
AN UNS SIEHT MAN
WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO?
(Sie hält ihren kleinen Finger hoch. Nach einer kurzen Pause hakt CHARLEY seinen Finger um ihren.)
CHARLEY
NUR WIR.
MARY
CHARLEY, KANN ES NICHT SEIN, WIE ES WAR?
ICH FAND ES TOLL , SO WIE ES WAR, CHARLEY –ICH UND DU, WIR WAR ‘ N NETTER, STIMMT’S?
WIR WAR ‘ N NETT
KIDS IN STÄDTE N MIT BÄUME N – NETT IRGENDWIE…
ICH ERKENN UNS NICHT WIEDER UND MERK LANGSAM IST ES MIR EGAL
GUCK DOCH MAL , CHARLEY NICHTS IST MEHR SO, WIE ES WAR ICH WILL ES ZURÜCK, WIE ES WAR –DER GEDANKE LÄSST MICH NICHT LOS
WEIßT DU NOCH, DAMALS?
ES WAR GUT , ES WAR WIRKLICH GUT HILF MIR DOCH, CHARLEY HOL ES UNS ZURÜCK
Das musst du doch einsehn, Charley. Es war großartig damals, wir drei
CHARLEY
Nein, das musst DU doch einsehn, Mary: „Uns drei“ gibt’s nicht mehr. Wir sind eins und eins und eins.
MARY
CHARLEY
GAR NICHTS IST SO, WIE ES WAR ICH WILL ES ZURÜCK, WIE ES WAR ALS ES ALLES EINFACHER WAR
DAS PROBLEM, CHARLEY IST NUR LEIDER SEHR KLAR: JEDER SUCHT DIE SCHULD DARIN, WIE ES WAR DARIN, WIE ES NIEMALS JEMALS WAR
(MARY leert ihr Glas in einem Zug.)
CHARLEY
Ich glaub’s nicht. Nach all den Jahren. Du bist immer noch in ihn verliebt.
MARY
(zuckt mit den Schultern)
Dann rette halt mich.
K.T.
(tritt vorne links auf)
Charley? Frank? Es läuft jetzt Werbung, danach kommen wir. Mir nach, bitte.
CHARLEY
Frank ist nicht da.
K.T. (Panik.)
Er ist nicht da? Shit, wo ist Frank?
FRANK
FRANK
(FRANK, GUSSIE, JEROME und TERRY werden von RU und dem/der MASKENBILDNER*IN hereingetrieben. Allgemeine Umarmungen. RU ab. TERRY und JEROME gehen nach hinten und beraten sich flüsternd.)
Frank ist da. Und Frank ist peinlich berührt. Aber seit Gussie und ich verheiratet sind, gibt es nur noch Meetings, Meetings, Meetings.
(kreuzt zu CHARLEY und umarmt ihn.)
Hey, Kumpel.
CHARLEY
Hallo. Lang ist’s her.
MARY
K.T.
Und ich hab dich echt vermisst, mein Freund. Und Mary. Mensch, Mary.
(umarmt MARY. Weicht ein Stück zurück und betrachtet sie.)
Du siehst super aus. Hast du abgenommen?
Neunzig Kilo emotionalen Ballast
So, Frank, Frank – auf den Stuhl, bitte. Und Charley, zu mir.
(K.T. und CHARLEY gehen in Richtung Interview. FRANK wird auf dem Stuhl von der MASKE zurecht gemacht.)
GUSSIE
K.T.
(hält K.T. an)
K.T., ich glaube, mein Ex-Mann lungert draußen rum. Könnten Sie arrangieren, dass keiner reinkommt? Er ist ein richtiger Parasit geworden.
Natürlich. Charley, bitte weiter – wir müssen…
(CHARLEY und K.T. gehen zum Interviewsetting. MASKENBILDNER*IN mit den Utensilien ab.)
GUSSIE
Entschuldigung, Mrs. Shepard. Es ist total unangebracht, aber ich habe ein Drehbuch geschrieben, „Darkness before Dawn“, und das hätte die perfekte Rolle für Sie.
Das ist total unangebracht, geben Sie her.
MARY
FRANK
MARY
(RU gibt GUSSIE das Skript und geht dann zu der Interviewplattform, um CHARLEY zu verkabeln.)
Wenn ich nicht will, dass die Leute mir ein Drehbuch in die Hand drücken, darf ich nicht mehr aus dem Haus gehen. Frank, hast du Mary schon erzählt, dass du für drei neue Filme unterschrieben hast?
Oh nein.
Aber bitte, ich will es Charley sagen. Ich warte auf den richtigen Moment.
Oh Gott.
GUSSIE
Ich hab es Frank erklärt. Als Broadway-Komponist liegt dir New York zu Füßen. Als Filmproduzent liegt dir die ganze Welt zu Füßen.
(K.T. hastet zurück zur Maskenecke.)
K.T.
MARY
JOE
Frank, wir sind dran. Jetzt, bitte.
Oh Scheiße
(Sie gehen zur Interview-Plattform. GUSSIE will ihnen nach. Vorne rechts tritt JOE JOSEPHSON auf, ein zwielichtig wirkender Mann Ende fünfzig. Während des folgenden Gesprächs sehen wir RU zu K.T. gehen und in ihr Ohr flüstern.)
Gussie?
(Sie dreht sich zu ihm um.)
Hallo, Gussie.
GUSSIE
Oh, Joe.
JOE
Du siehst gut aus.
GUSSIE
Es ist grade ganz schlecht
JOE
GUSSIE
Ich hatte nur gehofft, dass du mich vielleicht bisschen unterstützen könntest. Hundert, oder so.
JOE
Joe, Joe. Ich –
(Sie gibt auf. Sucht in ihrer Tasche und gibt ihm Scheine.)
Das geht so nicht weiter. Das ist das letzte Mal.
Ich hab schon Investoren für meine neue Show –
GUSSIE (rückwärts)
Entschuldige. Ich muss jetzt rein. Tut mir leid.
(Sie wendet sich ab und geht in den Regieraum offstage. Nach einer kurzen Pause schlürft JOE in die andere Richtung ab.)
NACHRICHTENSPRECHER
Die wichtigste Meldung des Tages: Der Supreme Court hat heute die Abtreibung legalisiert. In der Begründung heißt es: „Die Entscheidung zur Beendigung einer Schwangerschaft sollte eine Frau mit ihrem Arzt treffen.“ Damit endet eine lange, kontroverse Diskussion. Judy?
(Wir hören noch einige Takte von Frank Sinatras „Gefunden“; RU hat in der Zwischenzeit FRANK das Mikrofon angesteckt.)
NACHRICHTENSPRECHER
Für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die gerade erst eingeschaltet haben: Das war Frank Sinatra mit dem Superhit von Franklin Shepard und Charles Kringas, unseren nächsten Gästen, live aus New York.
(Licht an auf der Interview-Plattform wo FRANK, CHARLEY und K.T. plaudern, lachen und sich austauschen.)
K.T.
FRANK
Übrigens, Frank, vielen Dank für das Interview.
Das war doch selbstverständlich, nach dem, was Sie bei meiner Scheidung für mich getan haben…!
CHARLEY
Darum sind wir hier.
K.T.
FRANK
Oh, und wie geht es Ihrem Sohn?
(holt seine Brieftasche hervor)
Wollen Sie ein Foto sehen?
K.T.
FRANK
Nein. Aber machen Sie das gleich nochmal auf Sendung - dann schmelze ich mit Tränen in den Augen dahin und führ mich auf wie eine Verrückte. Die Leute lieben große Emotionen. Und wenn ich richtig verstanden hab, darf man gratulieren? Man munkelt, dass Sie einen Produzentendeal über drei Filme unterschrieben haben?
(stellt pantomimisch Applaus dar)
(unbehaglich)
Wo haben Sie das denn her?
K.T.
K.T.
Ich hab meine Ohren überall. Keine Sorge. Ich weiß, dass ich das in der Sendung nicht erwähnen darf.
CHARLEY
(mit unterdrückter Wut)
Ich vermute, dass Sie das vor mir nicht erwähnen dürfen.
Oh? Oh.
FRANK
Ich hab auf den richtigen Moment gewartet, um es dir zu sagen. Aber das ändert ja nichts an unserem Plan. Es sind jeweils nur zwei oder drei Monate am Stück.
CHARLEY (überlappend)
Es sind immer nur zwei oder drei Monate am Stück.
FRANK
Ich hab noch gar nicht unterschrieben.
CHARLEY (überlappend)
Weißt du eigentlich, wie lange ich jetzt rumsitze und warte, dass du mit dem aktuellen Projekt fertig wirst?
K.T.
(gleichzeitig)
Die Herren, einen Moment bitte. (sieht auf die Uhr)
Wir sind gleich dran –
FRANK
Ich muss meinen Sohn absichern. Meine Ex-Frau nimmt mich aus. Was, wenn wir die Show fertigmachen, wir bringen sie raus und sie wird verrissen?
CHARLEY
Ich muss vier Kinder absichern. Und es geht mir am Arsch vorbei, ob sie verrissen wird. Dass ich sie gut finde. Dass du sie gut findest. Das zählt. Das ist alles, was zählt.
K.T.
(darüber)
Okay, Gentlemen, es kann jede Sekunde losgehn.
CHARLEY
Für ihn ist es erst dann gut, wenn es ein verkacktes Vermögen einbringt!
K.T.
FRANK
K.T.
(Das „Auf Sendung“-Zeichen leuchtet auf. Lächelt schnell in die Kamera.)
Hallo. Hier sind wir wieder. Herzlich willkommen zum Talk mit den Stars bei „Today in New York“. Bei mir sind heute zwei unglaublich talentierte Menschen. Der Herr zu meiner Rechten ist –
(Eine kurze Pause, in der FRANK, der bislang starr in die Kamera gelächelt hatte, überrascht realisiert, dass K.T. auf ihn wartet.)
Ah. Oh – Franklin Shepard. War mir entwischt.
(sieht zu CHARLEY und zeigt dann auf ihn)
Und - ?
CHARLEY
(ebenfalls starr vor Schreck und Respekt vor der Kamera)
Und das stimmt. Warum soll er lügen? Ich weiß leider nicht mehr, wer ich bin.
FRANK
Das ist mein bester Freund und noch besserer Schreibpartner Charley Kringas.
K.T.
Die beiden sind verantwortlich für die Musik von „Musical Husbands“, und zwar im Bühnenstück und im Film. Ebenfalls von ihnen stammt – (legt sich die Hand aufs Herz) „Sweet Sorrow“… und ihre neuste Zusammenarbeit trägt den Namen „Erst recht links“, aber mehr dazu später.
CHARLEY
K.T.
FRANK
Wesentlich später, wie es scheint
(spricht während des Interviews immer nur FRANK an)
Und Sie haben kürzlich ihre Hauptdarstellerin Gussie Carnegie geheiratet, ist das richtig?
Ja, das stimmt.
CHARLEY
(bestrebt, nicht außen vorgelassen zu werden)
Und ich habe Evelyn geheiratet.
K.T.
In Fachkreisen heißt es, sie seien die nächsten Rodgers und Hammerstein, Lerner und Loewe –
CHARLEY
– Irving und Berlin.
K.T.
Von vorne. Sie kommen beide aus Chicago und gingen auf die gleiche Schule und die gleiche Universität.
CHARLEY
Nein. Ich war an der Columbia. Er an der Julliard.
K.T.
Also waren Sie eigentlich ihr ganzes Leben lang eng befreundet.
CHARLEY
Bis jetzt.
FRANK
Wie alle Partner haben wir auch mal Streit oder kleine Ausreißer, aber der Zauber, der entsteht nur bei mir und Charley. Charley und mir.
K.T.
(in die Kamera)
Wie berührend.
(zu FRANK)
Und wie läuft so eine Zusammenarbeit zwischen Ihnen ab?
Nr. 6 Frank GmbH
CHARLEY
Oh, darf ich?
K.T.
Gerne.
CHARLEY
Wie läuft die Zusammenarbeit ab? Also.
ER MACHT –
(deutet ein Arpeggio auf einem fiktiven Piano an.)
UND ICH MACH
(tippt pantomimisch auf einer Schreibmaschine, das Orchester untermalt mit KlickGeräuschen)
UND PLÖTZLICH SUMMEN WIR MIT
HMMM - HMMM - HMMM
UND SO ENTSTEHT UNSER LIED
HMMM - HMMM - HMMM
UND ER MACHT –(am „Klavier“)
UND ICH MACH –(an der „Schreibmaschine“)
UND DANN MACHT ES „DRRRRING“!
UND DANN ER
(spielt FRANKS konzentrierte Geschäftstelefonate an einem fiktiven Hörer nach)
„ JA DD A JA DD A JA DD A JA DD A , JA, JEROME, JA DD A NEIN, JEROME, JA DD A JA DD A JA DD A JA DD A “ –(zu K.T.)
SEIN BERATER, JEROME –(wieder ins „Telefon“)
„JADDA JADDA JADDA JADDA JADDA, TU ES, JEROME…“ (legt den „Hörer“ auf)
KLICK –
„SORRY, CHARLEY“ (Arpeggio am „Piano”)
UND ICH MACH –(„Schreibmaschine“)
UND PLÖTZLICH WIPPEN WIR MIT –
HMMM - HMMM - HMMM –(macht eine Sprechanlage nach)
BZZZ!
( CHARLEY )
„WART MAL, CHARLEY.“
BZZZ!
(zu K.T.)
DIE SEKRETÄRIN –BZZZ!
ÜBERS SPRECHGERÄT… (als FRANK)
„JA, FRAU BZZZ…“ ( nasal, als Sekretärin)
„HIER ‘ S EIN BOTE, SIR“ (als FRANK)
„DANKE FRAU BZZZ, HALTEN SIE IHN KURZ HIN
PLANEN BITTE DIE FAHRT
SAGEN ’ S BITTE DER BANK FAXEN BITTE L.A.
MACHEN –“
DRRRING!
„WART MAL, CHARLEY“ (wieder in den „Hörer“)
JADDA JADDA JADDA STOß DIE AKTIEN AB JADDA MACH DEN DEAL JADDA JADDA JADDA JADDA JADDA –“
BZZZ!
(in den “Hörer”)
“BLEIB MAL GANZ KURZ DRAN…“ BZZZ!
„JA, FRAU BZZZ…“ „IHR GESPRÄCHSTERMIN…“ „DANKE, FRAU BZZZ, HALTEN SIE SIE KURZ HIN
FAXEN BITTE DIE FAHRT
SAGEN ’ S BITTE L.A.
PLANEN BITTE DIE BANK…“
UND DER HÖRER GLÜHT
UND DER DEAL LÄUFT AN
UND DER REST VON UNS BLEIBT GANZ KURZ DRAN UND JETZT IST ER EINE FIRMA UND WILL FILME PRODUZIEREN JA ?
UND ICH SITZ ZUHAUS
MEINE FRAU SAGT: SCHÖN! UND ICH WART AUF SEINE FILMIDEEN UND ICH GEHE MANCHMAL SEGELN UND ICH LERNE MEDITIEREN JA ?
( CHARLEY )
ER DÜST LOS NACH KALIFORNIEN
ICH ZUR THERAPIE , HURRA UND SO LÄUFT ES, WENN MAN ARBEITET MIT DER FRANK GMBH
(lacht)
Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so gut gefällt. Ich bin jetzt komplett ehrlich. Und Sie kümmern sich anschließend um die Klage.
K.T.
(unangenehm berührt, wendet sich schnell an FRANK)
Und wenn Sie dann zusammenarbeiten, hab ich mich schon immer gefragt, was kommt dann normalerweise zuerst, die Worte oder die Musik?
CHARLEY
(Seitenblick zu FRANK)
Normalerweise der Vertrag.
K.T. (zu CHARLEY)
Also das klingt, als ob Sie denken, dass Kunst und Geld nicht zusammengehn.
CHARLEY
GELD?
(Arpeggio im Orchester)
WER S AGT DENN WAS VON GELD ?
(noch ein Arpeggio, Musik weiter)
ICH HABE NICHTS GEGEN GELD
HMMM - HMMM - HMMM –
ICH MEIN, ES DREHT JA DIE WELT –
HMMM - HMMM - HMMM –
DOCH IST ES –(grunzend wie ein Schwein greift er nach imaginären Scheinen)
GELD HIER –(grunz, grunz)
GELD DA –(schnauft, grabscht Geld wie ein durchgedrehter, sabbernder Oktopus)
WENN ES NUR UMS –(schnauft)
GELD GEHT –(leicht)
UND DU SOLLTEST… (spielt ein imaginäres Arpeggio, zeigt auf FRANK. Musik untendrunter weiter)
CHARLEY )
Also, Frank kann Geld richtig gut. Aber wissen Sie was? Andere können das besser. Und Frank kann Musik richtig gut. Und wissen Sie was? Niemand kann das besser.
DOCH DAS TELEFON GLÜHT UND DER BUZZER SIRRT UND ICH WEIß NICHT WIRKLICH, WIE ’ S PASSIERT DOCH ER MACHT ‘ N HAUFEN KOHLE UND DIE IST JA AUCH FÜR MICH JA?
ALSO DENK ICH: „FEIN, SCHREIB ICH HALT ALLEIN“ DOCH DAS SPÜRT ER DENN KAUM STEIG ICH EIN MACHT ’ S DRRRRING! (in den „Hörer“, als FRANK) „HALLO KUMPEL, SCHREIBEN WIR NE SHOW?
HAB ’ N SUPER PLOT ALLE RECHT E FREI UND DER CLOU DABEI IST DER TURNAROUND AUF DIE GARANTIE DER VERGÜTUNGSFEE UND TANTIEMEN, DIE“
UND SCHWUPPS, BIN ICH IN KALIFORNIEN MACH DIE DEALS UND SEHE KLAR: BACK IN BUSINESS UND DAS MEIN ICH SO MIT DER FRANK GMBH
STILL UND UNBEMERKT PASSIERT ES STÜCK FÜR STÜCK LIEGT’S OFFEN DA ANFANGS WAR ES NUR EIN LIED UND JETZTJETZT DIE FRANK GMB –(Musik endet plötzlich.)
Halt, einen Moment, halt Ich geh zu weit.
K.T.
(sehr bestrebt, das Thema zu wechseln)
Franklin, ich würde gerne wissen –
CHARLEY
(unterbricht sie)
Es ist nämlich so, Frank und ich sind nicht eng befreundet. Nicht wie früher.
K.T.
Ja, Frank –
(unterbricht erneut)
Und Freundschaft ist wie… eine Pflanze. Man muss sie gießen, und pflegen und sich kümmern. Und… Ich vermisse sie und ich will sie wieder haben. Also –(Leiser Musikeinsatz)
NOCH IST NICHTS UNWIDERRUFLICH NOCH SIND WIR JA BEIDE DA ALTE FREUNDE, DIE VERLIER ’ N SICH NICHT… (Musik hält wieder an. In die Kamera)
Meine Damen und Herren, lassen Sie nicht zu, dass ich den besten Komponisten verliere, den ein Textdichter jemals hatte. Rufen Sie ihn an, schreiben Sie ihm, stoppen Sie ihn auf der Straße. Sie erkennen ihn an seinem dicken Scheckheft (FRANK steht auf und will gehen, wird aber von K.T. und dem Mikrofonkabel zurückgehalten.)
…und sagen Sie ihm, er soll sich gefälligst wieder ans Piano setzen.
(Die Musik fängt langsam und leise wieder an und wird im Verlauf immer lauter und hektischer.)
STILL UND UNBEMERKT PASSIERT ES TAG FÜR TAG LÄUFST DU GEFAHR
GIBST EIN INTERVIEW, NUR GUT GEMEINT…
(Er sieht sich um, realisiert wo ER gerade sitzt. Mit gespieltem Erstaunen, um die Peinlichkeit zu überdecken:)
OH MEIN GOTT, GRADE PASSIERT ES ICH WERD AUCH SO ’ N EXEMPLAR
NUR EIN PREIS NOCH, DER SO GOLDEN SCHEINT… (noch einmal in die Kamera)
Falls es irgendwer nicht mitgekriegt hat, das ist mein erster Fernsehauftritt. Und mein letzter!
NEIN, GANZ EGAL WAS AUCH PASSIERT IST WIR GEH ‘ N GLEICH IN EINE BAR (gestikuliert in Richtung FRANK)
DENN NOCH IMMER STECKT MEIN BESTER FREUND IN DER (in den „Hörer“)
( CHARLEY )
„JADDA JADDA JADDA JADDA SCHNELL, JEROME, RUF DEN PRÄSIDENT
SO ’ N BEKLOPPTER DREHT GRAD IM FERNSEHN DURCH…”
IN DER –BZZZ! BZZZ! DRRRRING! –
IN DER FRANK GMB –(in die Kamera)
Sie erreichen ihn über jede Bank in Amerika. - H!
K.T.
Und wir schalten kurz in die Werbung. (Das „Auf Sendung“-Zeichen erlischt.)
Danke, Jungs. Wow. (Sie geht ab.)
FRANK
Was für ein Gemetzel. Respekt.
CHARLEY
Frank –
FRANK
Oh, du hast jetzt genug gesagt. Seit Jahren werd ich von dir attackiert und muss meinen Lebensstil verteidigen. Aber das… ich weiß echt nicht, wie jemand seinen ältesten, seinen besten Freund so demütigen und verraten kann. Aber ich weiß eins: Das machst du nicht nochmal Verschwinde aus meinem Leben
CHARLEY
Entschuldigung –
FRANK
Entschuldigung! Nachdem du mich öffentlich blamiert hast, verspottet, abgestraft, obwohl ich mein letztes Hemd für dich geben würde.
CHARLEY
Lass mich doch bitte mal –
FRANK
Halt den Mund! All die Jahre war ich dein Freund. Ich war immer auf deiner Seite. Egal was passiert ist. Und nur weil ich mein Leben nicht so führe wie du deins, oder nicht so wie du es gerne hättest, musst du mich niedermachen und noch auf mir rumtrampeln, wenn ich am Boden liege. Aber ich mag mein Leben, also darf ich dich bitten, dich verdammt nochmal daraus zu entfernen.
(will abgehen)
MARY
GUSSIE
(tritt hektisch auf, hält Frank auf)
Jungs, hey. Wir drei sollten jetzt einen monströsen Drink bestellen und reden. Wir müssen ganz dringend reden.
(tritt auf mit JEROME und TERRY)
Oh, Frank, Frank. Geht’s dir gut?
CHARLEY
Frank, können wir uns bitte unterhalten?
FRANK
(ignoriert CHARLEY und spricht zu den anderen, während er – offensichtlich zutiefst verletzt – versucht, sich unter Kontrolle zu halten)
Es gibt da so ein Volk in Afrika und wenn einer von ihnen was richtig Gemeines oder Böses macht, oder sie irgendwie betrügt, dann sehen sie ihn einfach nicht mehr. Einfach – sie sehen ihn einfach nicht. Sie sprechen nicht mehr mit ihm, sehen ihn nicht an, sie nehmen ihn nicht wahr. Weil er für sie tot ist. Ein für alle Mal tot. (wendet sich zum Gehen)
CHARLEY
(legt eine Hand auf FRANKS Schulter, um ihn aufzuhalten)
Frank? Ich würd gern erklären –
(FRANK hält inne und wischt die Hand weg. Dann geht er weiter, ohne sich umzudrehen. CHARLEY greift nach FRANKS Arm und versucht es erneut.)
Kann ich bitte erklären, wo das herkam?
(FRANK schwingt herum, wirft CHARLEY zu Boden. CHARLEY steht auf und stürzt sich auf FRANK.)
MARY
(während die beiden aufeinander einschlagen, bis sie schlussendlich von den anderen auseinandergebracht und ins OFF getrieben werden)
Frank! Charley! Hört auf! Charley, Frank! Schluss!! Nein!! Nein!! (FRANK geht zuerst ab, dann wird CHARLEY losgelassen. Er rückt sich die Kleidung zurecht, wendet sich dann zu MARY und verbeugt sich vor ihr mit offenen Armen, als wolle er sagen: „Zufrieden?“. Dann geht er auf der andere Bühnenseite ab. Nach einer verzweifelten Pause geht MARY ebenfalls ab.)
Nr. 6a Übergang 2
GRUPPE
EIN WEG IST STEIL E IN ANDRER EBEN
EINEN NIMMST DU IM FLUG
STOLPERST DU HEUT
AUF SCHOTTERWEGEN
WER HAT DIE ZEIT SICH AUFZUREGEN ? WEGE GIBT ES GENUG
SOLO 1
NEUNZEHNZWEIUNDSIEBZIG…
SOLO 2
NEUNZEHNEINUNDSIEBZIG…
GRUPPE 1
EINMAL
JEDER IST NUR
GRUPPE 2
EIN WEG IST STEIL
EIN ANDRER EBEN EINMAL DRAN
MAN HAT KEINE WAHL
DU BIST DRAN
EINEN NIMMST DU IM FLUG
STOLPERST DU HEUT
AUF SCHOTTERWEG EN SCHAU DIE
WER HAT DIE ZEIT LANDSCHAFT AN SICH AUFZUREGEN ? GEH NOCH EIN STÜCK WEGE GIBT ES GENUG
SOLO 1
NEUNZEHNHUNDERTSIEBZIG…
GRUPPE 2
MANCHE NIMMST DU IM FLUG
SOLO 2
NEUNZEHNNEUNUNDSECHZIG…
ALLE
WO FÄNGT DAS ENDE AN WO BEGINNT DIE SCHIEFE BAHN
KRIEGST DU NIEMALS WIRKLICH MIT, WIE ES ABWÄRTS GEHT?
NEUNZEHNACHTUNDSECHZIG…
Ende der zweiten Szene
FRANK
(Projektion: 1968
Ein unfassbar schickes, ultra-modernes Apartment mit versetzten Ebenen an der Westseite des Central Park mit einer umwerfenden Aussicht auf New York. Eine Tür hinten führt in die Eingangshalle, eine weitere in den Gang mit den Schlafzimmern. Eine Tür rechts führt in die Küche.
FRANK ist am Telefon. Um ihn herum offene Koffer, Kisten, Souvenirs, Truhen. Das Licht blendet über ihm auf, er trägt ein Shirt und Boxershorts.)
(aufgeregt ins Telefon)
Also ist sie nicht da? Kommt sie denn zurück?
(Die Türklingel )
Sie glauben nicht – einen Moment bitte, es klingelt.
(hält den Hörer zu und ruft)
Tür ist offen!
(in den Hörer)
Nochmal, bitte. Wann kommt sie zurück?
(hört zu)
Nach der Vorstellung?
(Aus der Eingangshalle kommt FRANK JR., 9 Jahre alt.)
Nein, keine Nachricht. Oder doch, Moment, sagen Sie ihr –FRANK JR.
(Show-Pose)
Ta – Da!
(FRANK erblickt seinen Sohn, legt sofort auf, rennt auf ihn zu, fällt auf die Knie, umarmt und küsst ihn. Während er spricht, hebt er ihn hoch und FRANK JR. umklammert ihn mit Armen und Beinen. Im Verlauf der Szene umarmt und streichelt FRANK seinen Sohn, wann immer es geht.)
Frankie! Mein kleiner Frankie! Oh, Gott! Ich glaub es nicht. Oh, Papi hat dich so vermisst! Mein Gott, bist du groß geworden! Papi braucht ein bisschen Liebe. Mehr. Mehr. Mehr.
FRANK JR.
(während der Umarmung)
Papi, wir haben dein Schiff gesehen. Aber dich nicht.
(MARY und CHARLEY treten auf, schmeißen sich in eine gemeinsame Show-Pose.)
Ta – Da!
(Sie rennen zu FRANK. Großes Geschrei, Küsse, Gelächter und eine dicke Umarmung zu dritt, während sie auf und ab springen.)
CHARLEY
Es ist ein Wunder, dass wir nicht immer noch an der Gangway rumgammeln, um dich zu überraschen. Alter Schwede…
FRANK
Die Erste Klasse geht nicht über die Gangway. Wir hatten eine fette Rampe am Bug und der Captain hat uns persönlich in die Limousine gesetzt.
CHARLEY
Klaro. Wir Blödis. Das hättest du wissen müssen, Mary.
(Beide starren auf FRANKS nackte Beine.)
FRANK
(an FRANK JR. gerichtet)
Sag mir doch, dass ich keine Hose anhab!
(sucht seine Hosen)
CHARLEY
Wir haben Beth überredet. Sie hat Frankie aus Houston hergeschickt.
FRANK JR.
Papi, ich hab alle zweiunddreißig Postkarten an die Wand gemacht. Am besten ist der Alligator, und der Panama-Kanal.
CHARLEY
(stellt sich hinter eine der Truhen, so dass der Deckel ihn vor FRANK JR. und dem Publikum versteckt. Er schaut konzentriert hinein.)
Guckt mal, er hat einen Alligator für Frankie mitgebracht. Was für eine tolle –
(Er schreit auf und widersetzt sich einem „Alligatoren-Angriff“, wobei der „Alligator“ ihn mit jeder Attacke tiefer und tiefer in die Truhe zieht. Die anderen lachen. Schlussendlich verschwindet er komplett in der Truhe.)
FRANK
MARY
(CHARLEY wirft ihm aus der Truhe seine Hosen zu.)
Danke vielmals, Onkel Charley.
(zieht die Hose an)
Davon kriegt er auch gar keine Alpträume.
FRANK
Fang mit der Reise an, und dann besorg mir einen Touristenführer, der mir dieses monströse Apartment erklärt.
Erstmal - ich verdanke euch echt viel, weil ihr mich zu der Reise überredet habt. Sie war von vorne bis hinten „reich“– reichhaltiges Essen, glorreiche Tage, reiche Leute.
CHARLEY
Also, die arme Evelyn, meine arme Frau, die niemals aus unserem ärmlichen Haus auf dem Land in die Stadt kommt, die Arme, bringt unsere vier armen Kinder gerade zu ihrer armen Mutter…
FRANK
Hab’s kapiert.
CHARLEY
… wo sie schon auf Frankie warten und dann… wartet Evelyn auf uns im –
MARY
(zu CHARLEY)
Halt, halt, halt! (zu FRANK)
Wo? Wo? Das rätst du nie!
FRANK Im Downtown Club.
MARY (enttäuscht)
Charley!
(CHARLEY zeigt auf sich selbst, er ist unschuldig)
FRANK
Mal überlegen. Eine ranzige Bar im Greenwich Village oder die schicke Willkommensparty im Colony Club? Hmm. Eine schwere Wahl.
CHARLEY
Oh, Frank, bitte entschuldige. Du musst mir unbedingt noch erklären, was „in“ und „out“ ist. Du weißt ja, wie wichtig ich das finde.
FRANK
Moment. Moment, Moment, Moment.
MARY
(FRANK nimmt ein eingepacktes Buch und einen schönen Umschlag aus der Truhe.)
Geschenke. Fast vergessen.
(gibt FRANK JR. die Geschenke und spricht ihn an)
Gib das Tante Mary und das Onkel Charley.
(während FRANK JR. sie verteilt)
Und für dich, mein Kleiner, sind ungefähr vierzig Geschenke im Flugzeug unterwegs von Gibraltar nach Texas. Und glaub mir, das Warten lohnt sich.
(hat ihr Geschenk ausgepackt)
Mein Buch. Die spanische Version.
FRANK
Ich hab es in Valparaiso in Chile gekauft, da stand es überall in den Schaufenstern.
CHARLEY
(nimmt sein Geschenk von FRANK JR. entgegen und öffnet es)
Oh, Mary, erzähl Frank doch mal, wie der Erfolg dich verändert hat. Okay, ich mach’s. Mary ist übergelaufen.
MARY
Charley!
CHARLEY
(zu FRANK JR.)
Frankie, erzähl Tante Mary von deinen vielen Klassenkameraden, die nur einen Traum im Leben haben: Theaterkritikerin zu werden.
MARY
Mund zu, Geschenk auf.
CHARLEY
Hab ich gemacht.
MARY
Was ist es?
CHARLEY (an FRANK gerichtet)
Was ist es?
FRANK
Ein Vorvertrag. Man hat uns ein kleines Vermögen angeboten für die Verfilmung von „Musical Husbands“.
CHARLEY
(setzt sich auf die Truhe)
FRANK
Frankie, bring das zu Papi zurück und sag ihm ganz deutlich: „Nicht für alles Geld der Welt.“
(FRANKIE JR. geht zu CHARLEY und nimmt den Umschlag entgegen.)
Gern geschehen, Charley. Diese Dankbarkeit Toll
FRANKIE JR.
FRANK
MARY
(ist bei FRANK angekommen und überreicht ihm den Umschlag)
„Nicht für alles Geld der Welt.“
(unterbricht ihn)
Mein Schatz, legst du das bitte für Onkel Charley aufs Bett?
(FRANK JR. geht mit dem Umschlag in Richtung Schlafzimmer ab.)
(folgt FRANK JR. mit seiner Übernachtungstasche)
Und dann putzt du dir die Zähne, wäschst dein Gesicht, ziehst den Schlafanzug an … und machst das, was Kinder halt so machen (ab)
FRANK (laut)
Ich bin einunddreißig Jahre alt. Beth hat mich fertig gemacht mit der Scheidung. Ich muss an meinen Sohn denken. Also bitte entschuldige, dass ich Geld brauche.
CHARLEY (lauter)
Dann lass uns arbeiten, und das Geld wird kommen. Frank, wir können unser Zeug nicht immer hintenanstellen.
MARY
(erscheint in der Tür zu den Schlafzimmern mit dem Schlafanzug des Jungen in der Hand und versucht, Ruhe herzustellen, wobei sie in FRANK JR.s Richtung gestikuliert.)
Shhhhh. Leute! Jetzt nicht!
(verschwindet Richtung Schlafzimmer)
FRANK
Charley, ich sag’s dir, mit diesem Film können wir was bewegen
CHARLEY
Schwester! Doktor! Wärter! Pfleger! Stationsleitung! Irgendwer! Hilfe!
FRANK
Glaub mir!
CHARLEY
Nein, glaub du mir!
FRANK
Hör mal bitte zu –
CHARLEY
Frank, Frank, hör du mir zu. Ja? Nein, nein, nein! Niemals, auf keinen Fall, nein!
Nr. 7 Alte Freunde
MARY
(tritt zum Geschreie der anderen wieder auf und brüllt darüber)
HEY!!
(Musikeinsatz. Sie wenden sich MARY zu, die leise, charmant und sehr bewusst ihren kleinen Finger hebt.)
WAS MUSS SO?
FRANK
(Kurze Pause, dann hebt auch er den Finger.)
UND BLEIBT SO?
CHARLEY
(Motzige Pause. Dann der Finger.)
NUR WIR.
FRANK
(warm und vertraut zu CHARLEY)
HE, MEIN FREUND
ALLES OKAY, MEIN FREUND ?
LASS MICH NICHT STEH ‘ N , MEIN FREUND WIR SIND SPEZIELL, GIB ES ZU!
ALLES TREIBT
ALLES IST STETS IM WANDEL EINES BLEIBT
UND DAS SIND WIR, ICH UND DU
OFT GESEH ‘ N : KUMPELS DIE K OMM ’ N UND GEH ‘ N
MAN LÄSST DIE EINEN STEH ‘ N UND SUCHT SICH ANDRE DAFÜR
DOCH SIEH MAL, MA N N WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO?
UND BLEIBT SO ? NUR WIR
CHARLEY (taut auf)
SO, MEIN FREUND
ERSTMAL „HALLO“, MEIN FREUND
D E N STATUS QUO, MEIN FREUND
HÄTT ICH GERN, SAG MIR , WIE ’ S IST (mit MARY)
ALTER FREUND
WIRD SCHNELL EIN ALTBEKANNTE R U N D MIR SCHEINT
D AS HAB ICH SCHRECKLICH VERMISST
ALLE DREI
OFT GESEH ‘ N: KUMPELS DIE KOMM ’ N UND GEH ‘ N DU TRIFFST AUF IRGENDWEN
UND HOFFST, DER PASST DANN ZU DIR
DOCH UNS SIEHT MAN
FRANK
ECHT ALTE FREUNDSCHAFT AN
UND SO IST DAS:
EIN FREUND RÜGT DEINE TAT
DOCH EIN ALTER FREUND STEHT BEREIT
MARY
FRANK
EIN FREUND GIBT DIR ‘ NEN RAT
DOCH EIN ALTER FREUND, DER VERZEIHT
UND LÄSST DICH IMMER DEINEN WEG GEH ‘ N
CHARLEY (freundlich, aber bestimmt)
HILFT DIR , D E N WEG ZU SEH ‘ N
MARY (zu CHARLEY)
SIEHT DIR NACH, WENN DU IRRST
FRANK
FALLS DU IRRST –
CHARLEY
WENN DU IRRST –
MARY (schnell)
GANZ EGAL , DER PUNKT IST:
ALTE FREUNDE SIND DA , WENN DU IRRST –
FRANK
ODER NICHT , BIS DU ’ S SPÜRST
CHARLEY (irritiert)
WAS DENN SPÜRST?
FRANK
FALLS DU IRRST –
CHARLEY
WENN DU IRRST –
MARY
(schnell)
DAS DING IST:
ALTE FREUNDE, DIE NORDEN DICH MAL EIN, DOCH HALTEN ZUSAMM ’ N
FRANK
ALTE FREUNDE, DIE FORDERN NICHT –
CHARLEY
BESSER, SIE FORDERN DICH –
FRANK
SIE F ORDERN NICHTS, WAS MAN NICHT KANN
CHARLEY
WIE SOLL MAN JEMANDEN FORDERN, DER ’ S KANN ?
MARY
MARY
MAN KANN DIE FORDERUNG STELL‘N ABER ZUR RICHTIGEN ZEIT
(Die nächsten Zeilen werden laut und durcheinander über die Musik gesprochen.)
Leute, Jungs, Männer, Freunde, kommt schon. Ihr müsst miteinander reden, nicht übereinander, durcheinander, aneinander vorbei. Miteinander, okay?
CHARLEY
Du hast natürlich immer recht. Immer. Das letzte Mal, dass du zugegeben hast, dass du falsch lagst, war an einem eisigen Dienstag im Dezember 1954 in Chicago…
FRANK
Wenn du recht hättest, wäre ich der erste, der es zugibt. Aber mit dir kann man nicht diskutieren. Es gibt nur deine Sicht und die falsche Sicht.
ALLE DREI
HALT MEIN FREUND
S AG M AL , WIE BLEIBT MAN FREUND UND WER BESCHREIB T , MEIN FREUND WIE ALTE FREUNDSCHAFT SICH HÄLT?
IRGENDWANN
WAREN WIR NUR BEKANNTE
ABER DANN
WURDEN WIR TEIL EINER WELT
STILL UND LEIS
DREHT SICH DER FREUNDESKREIS UND IRGENDWANN, WER WEIß STEHT JEMAND GUTES VOR DIR DOCH NICHTS KOMMT AN UNS ALTE FREUNDE RAN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO?
ZWEI BRAUCHT MAN
ZWEI ALTE FREUNDE, DANN PACKEN DIE FEST MIT AN WENN ES MAL SCHWIERIGER WIRD
FRANK
EINER GEIGT DIR MAL DEZENT DIE MEINUNG
MARY
EINER ZEIGT DIR
CHARLEY
DASS DER ANDERE
ALLE DREI
IRRT
OFT GESEH ‘ N: FREUNDSCHAFTEN KOMM ’ N UND GEH ‘ N NEUE SIND AUCH GANZ SCHÖN DOCH MIT DER ZEIT SAGST DU DIR: ICH GLAUB DARAN WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO ? UND BLEIBT SO ?
(in über die Jahre perfektionierter mehrstimmiger Harmonie)
NUR WIR !
GUSSIE
(Auftritt mit JOE)
Oh, Schande! Ich habe alles verpasst!
JOE
GUSSIE
Meine Frau verpasst gar nichts.
MARY
GUSSIE
MARY
GUSSIE
Ich wusste nicht, dass die ganze Bande da ist. Meine Zweitbesetzung hat in der letzten Zeit gespielt und Joe sagt, ich muss sie mir aus Höflichkeit ansehen. Aber zuerst muss er sich Franks neues Apartment ansehen. Kennt ihr das Chaos-Loch, in dem er vorher gewohnt hat?
Ich hab’s ihm eingerichtet.
Morgen mach ich einen Termin beim Arzt für die Zungenentfernung.
(wendet sich ab, für sich)
Immer macht sie einem falsche Hoffnungen.
(fröhlich auf CHARLEY zu)
Guck mal, Joe. Charles ist auch da. Jetzt ist die Welt perfekt.
CHARLEY
Hi, Gussie. Ich hab es nicht klingeln hören.
GUSSIE
Ich wette, weil ich nicht geklingelt habe. Unnötig, wenn man die Schlüssel hat. Ich mache die Inneneinrichtung. Für einen guten Preis. Für umsonst. Hier.
(Sie geht herum und überreicht jedem eine andersfarbige Stoffprobe aus ihrer riesigen Tasche.)
Die Möbel werden verschiedene Töne von „Anemone“. So…
(geht zu CHARLEY und gibt ihm ein Stoffmuster)
Stuhl,
(geht zu FRANK und gibt ihm ein Stoffmuster)
Stuhl,
(geht zu JOE und gibt ihm ein Stoffmuster)
Fußhocker,
(geht zu MARY und gibt ihr ein Stoffmuster)
Sofa.
(MARY legt die Stirn in Falten.)
Oh, ich brauch eine Gehirntransplantation. Ganz vergessen – wir haben ein MiniWillkommensgeschenk gekauft. Nicht der Rede wert Diesen furchtbar teuren, exklusiven Champagner. Ich mach ihn auf.
(Kurze Pause)
„Ja, bitte.“
(Noch kürzere Pause)
Okay, gerne.
MARY
Ich schau mal nach Frankie.
CHARLEY
Schön, dich zu sehen, Joe. Und deine Frau.
(MARY und CHARLEY gehen in Richtung Schlafzimmertüren ab.)
GUSSIE
JOE
(zu JOE)
Hasi, in der Küche sind Gläser. Und weil es Franks Wohnung ist, hat er die Ehre. (reicht FRANK den Champagner)
Moshi-moshi, Darling. Die Show wartet nicht!
Gerade zuhause und schon kommandiert sie mich rum.
(JOE geht in die Küche.)
GUSSIE
Die ganze Bande, wie nett.
(Sie stehen weit auseinander, beide mit dem Gesicht nach vorne. GUSSIE senkt die Stimme, nimmt ihre Puderdose heraus und richtet ihr Make-Up. Während der Unterhaltung beginnt FRANK, den Champagner zu öffnen.)
Sehen sie uns?
FRANK Ja.
GUSSIE
Ich hab nicht mal ausgepackt. Ich bin mir jetzt sicher. Ich verlasse Joe.
FRANK
(hält mit dem Champagner inne)
Daran wird er zerbrechen
GUSSIE
Er oder ich. Ich ruf dich vom Theater an.
FRANK
Ich bin verabredet.
GUSSIE
Nein, bitte, bitte, warte auf meinen Anruf.
FRANK
Gussie –
GUSSIE
Ich dreh sonst durch.
FRANK (Pause. Dann)
Ich warte.
GUSSIE
Küsschen, Küsschen
(MARY, CHARLEY und JOE kommen wieder herein.)
JOE
FRANK
Du hast dem Mann die Küche mit allem Möglichen eingerichtet, außer Gläsern.
Moment, ich hol sie. Die sind noch verpackt.
(gibt JOE den Champagner und geht ab)
GUSSIE
JOE
MARY
JOE
MARY
(mit Blick in die Puderdose)
Oh Gott, seht mich an. Also, bloß nicht! Ich geh mal aufs Örtchen, mich restaurieren. (GUSSIE ab)
Das ist erstklassiger Champagner.
Ich trink kein’n Alkohol.
Wie, nie?
Kaum. Ich hab’n Hang zur Maßlosigkeit. Zu viel Kaffee, zu viele Zigaretten, zu viel Essen…
CHARLEY
Zu viel Frank.
(MARY wendet sich ab.)
JOE
Ist Frank der Einzige auf der Welt, der nicht weiß, dass du in ihn liebst?
(MARY stoppt ihn mit einer Handbewegung. JOE gestikuliert in Richtung FRANK und GUSSIE.)
Und wie viele wissen von den beiden?
CHARLEY
(tauscht einen schockierten Blick mit MARY aus. Dann)
Also, ein oder zwei – wissen es nicht.
JOE
MARY
JOE
Ich hab mich entschieden, es nicht zu wissen. Sie ist ein Riesenstar am Broadway und er ist total angesagt… offensichtlich in mehrfacher Hinsicht. Wenn es eben sein muss… Solange sie mich um Gottes willen nicht verlässt.
Aber Frank war jetzt acht Monate weg. Ich glaub, die Sache ist vom Tisch.
(öffnet den Champagner)
Ach so, Gussie ist ihm nachgeflogen und aufs Schiff gegangen.
CHARLEY
Was?
MARY
GUSSIE
Wir hatten keine Ahnung, dass Gussie auf dem Schiff war.
(tritt wieder auf)
Ich bin immer wieder erstaunt, dass jeder in der Stadt weiß, was ich so mache. Es waren nur die letzten zwei Wochen.
FRANK
GUSSIE
MARY
GUSSIE
Okay. Wir tun einfach so, als wären das Champagner-Gläser.
(JOE schenkt ein.)
(reicht das Tablett herum)
Das ist deins. Hier, Charley. Eins reicht, Joe. Mary?
Danke, nein.
Ach ja, du trinkst nicht. Gut, mehr für uns.
(hebt das Glas auf FRANK)
Auf unser Ausnahmetalent.
JOE (tritt vor)
GUSSIE
JOE
MARY
GUSSIE
(kommt mit einem Tablett voller Gläser, die er GUSSIE reicht)
Danke. Immer schön, wenn man gesehen wird.
(Sie trinken.)
Okay. Gus, die Show, die Show, let’s go.
Oh, buuuh. Eine Minute zu spät und die Klatschpresse flippt aus.
Und, Frank? See you later?
Frank ist schon mit uns verabredet.
Ach?
FRANK
Eigentlich wär es besser, wenn ich hierbleibe und auspacke.
MARY
GUSSIE
Das ist ein Witz, oder?
JOE
Och, Mary, lass Frank doch mal auspacken. Gute Nacht, Mister Arbeitstier. Und Charley, alle lieben Charley
Wir bleiben in Kontakt.
(GUSSIE und JOE über die Eingangshalle ab)
CHARLEY
Tschüss
(ab Richtung Schlafzimmer)
MARY
FRANK
Kommst du echt nicht mit?
Ich kann nicht. Akzeptier’s doch bitte.
MARY
Komm schon, Frank. Bitte.
(FRANK schüttelt den Kopf. Ein kurzer Moment, dann nimmt MARY die Champagnerflasche.)
Auf uns.
(MARY trinkt aus der Flasche.)
FRANK
Mary!
MARY
(in Richtung CHARLEY)
Okay, Charley, wir liefern Frankie ab und dann lassen wir beide die Sau raus.
(MARY mit der Champagnerflasche ab. CHARLEY kommt mit der Übernachtungstasche, der Jacke des Kleinen und dem schlafenden FRANK JR. auf dem Arm.)
CHARLEY
Eine Minute.
(legt FRANK JR. auf dem Piano ab)
Mach Schluss mit Gussie
FRANK
(zieht dem schlafenden FRANK JR. die Jacke über)
Gussie ist meine Sache.
CHARLEY
Ja, und du bist meine. Mach Schluss mit diesem peinlichen Leben.
FRANK
Mann, ich mag den Erfolg. Ich mag es, dass zwei von zwei meiner Shows ein Hit sind. Ich komme voran.
(Eine Pause. Dann)
Ich muss nachdenken.
CHARLEY
Dann denk mal drüber nach, heute mit mir und Mary feiern zu gehen. Frank, irgendwas stimmt nicht mit Mary. Seit ihr Buch so erfolgreich ist, hat sie kein einziges Wort mehr geschrieben Sie braucht uns. Uns beide.
FRANK
(legt seinen Kopf neben den seines Sohnes, sucht die Nähe)
Ich hab versprochen, dass ich auf einen Anruf warte. Ich muss. Ich hab’s versprochen.
CHARLEY
Warte auf ihren Anruf und mach ein für alle Mal Schluss. Und dann komm vorbei
FRANK
Ich werd da sein.
CHARLEY
Ich liebe dich, Mann.2
FRANK
Ich dich auch.
CHARLEY
Du hast mir gefehlt.
FRANK
Du mir auch.
CHARLEY
Und ich will, dass wir wieder zusammenarbeiten.
2 Alternative: „Ich brauche dich, Mann.“
FRANK
Raus hier, bevor wir beide noch rumheulen.
CHARLEY
(CHARLEY hebt den Arm von FRANK JR. auf und ab und imitiert mit ihm einen Bauchredner und seine Puppe.)
FRANK
„Gute Nacht, Papi. Hör auf Onkel Charley. Der hat nämlich immer Recht.“
(CHARLEY spielt einen tiefen Schlusston auf dem Piano und trägt FRANK JR. ab)
(geht zum Piano und „antwortet“ auf CHARLEYS Ton. Dann geht er in Richtung Eingangshalle.)
Bis gleich.
(ruft CHARLEY hinterher)
Ich vermisse ihn jetzt schon.
Nr. 7a Die Vernunft - Teil 1
(FRANK kommt wieder nach vorne. Als er am Piano vorbeigeht, hält er kurz inne, um den Deckel zu schließen und spielt dabei geistesabwesend ein Arpeggio. Er bleibt stehen, setzt sich auf den Klavierhocker und klimpert. Aus der wahllosen Klimperei wird der Vamp zu „Gefunden“.)
FRANK
DANKE, FREUNDE IHR ERINNERT MICH ALTE FREUNDE
WISSEN GUT, WAS ICH BRAUCH ICH SCHAFF ’ S AUCH…
(Orchester setzt ein.)
SO, MEIN FREUND LANGSAM MUSST DU VERNÜNFTIG SEIN UND DAS HEIßT:
SIEH DIE WELT, WIE SIE IST LAUF NICHT WEG
SIEH DIE FAKTEN KLAR TRÄUME GERN
ABER UMSETZBAR MIT VERNUNFT
(Spielt mit beiden Händen eine Dissonanz. Sanft:)
CHARLEY IST CHOLERISCH
CHARLEY IST STUR
CHARLEY IST MEIN FREUND
(FRANK)
CHARLEY MACHT MICH KLEIN , W ENN
CHARLEY MAL SCHÄUMT
CHARLEY WILL MIR HELFEN
MARY ’ S MEINE FREUNDIN
MARY, DIE TRÄUMT
MARY DENKT GANZ PUR
GUSSIE
MARY IST AUCH NERVIG
CHARLEY TORTUR
CHARLEY KANN NICHTS DURCHZIEH ‘ N
ALLES LÄUFT NUR DURCH IHN
ALTE FREUNDE WOLL ‘ N NICHT, DASS MAN SICH BEWEGT!
ST ILL ZUSTEHN , WÄR DOCH SCHADE
WEGE LAUFEN NICHT GRADE…
(klimpert einhändig)
ALSO, FREUND
SIEHST DU NICHT, WAS DA VOR UNS LIEGT
GLÜCK UND GLANZ
DOCH WIR MÜSSEN NACH VORN
NEUES SEH ‘ N
UND ES ZULASSEN TRÄUME NEHM ’ N UND SIE ANPASSEN MIT VERNUNFT MIT VERNUNF T
AUSPROBIERN
WEITER OFFEN SEIN
SCHWIMMEN MIT DEM STROM TRÄUME KOMM ’ N ANDRE GEHN DIR VERLORN UND DU WÄCHST
UND SIEHST ZU, WIE DIE WELT ZU WACHSEN SCHEINT WIE EIN TRAUM
EIN ALTER TRAUM ALTER FREUND
(Er spielt einen Moment lang weiter und bemerkt dann GUSSIE, die im Türrahmen steht. Er stoppt sein Spiel.)
Spiel weiter.
FRANK
Du wolltest doch anrufen.
GUSSIE
Ich hab gesagt, dass ich Kopfschmerzen habe und mich wieder herfahren lassen.
FRANK
Ich bin verabredet, Gussie. Ich treff mich mit Mary und Charley. Und außerdem muss ich dir was sagen. Ich glaub, …
GUSSIE
FRANK
GUSSIE
FRANK
GUSSIE
FRANK
(unterbricht)
Frank, ich hab’s gemacht. Ich hab dem Chauffeur gesagt, er soll meine Sachen in ein Hotel bringen.
Mach das nicht. Nein. Das geht nicht! Eine Ehe haben wir schon auf dem Gewissen. Ich kann nicht damit leben, wenn du Joe für mich verlässt.
Ich verlasse ihn für mich.
Warum? Und warum auf einmal? Warum heute?
Weil mir heute klar wurde, wie schnell ich dich verlieren kann
Meine Freunde warten auf mich.
Nr. 7b Die Vernunft – Teil 2
GUSSIE
Die sind auch morgen für dich da. Ich brauch dich heute.
(Musik untendrunter weiter)
MAN MUSS WISSEN, WAS MAN WILL, DARLING D A IST WISSEN WIRKLICH MACHT
WIE ICH DIR VOR LANGER ZEIT SAGTE: WOLLEN DARF MAN ALLES
WOLLEN DARFST DU JA AUCH MICH , DARLING WOLLEN DARFST DU MICH AUCH… NICHT
EINS WILL ICH NUR SAGEN
SOLLTEST DU DICH FRAGEN: FRANKLIN, ICH WILL DICH
(GUSSIE)
(langsam auf ihn zu)
DIE VERNUNFT
REDET DIR BEIM ERWACHSENWERDEN ZU UND SIE SAGT:
DU SETZT JETZT EIN SIGNAL SUCH DIR AUS
FRANK
WAS IST WICHTIG UND WAS DU WÄHLST
DAS IST RICHTIG
ICH BIN EGAL
DEINE WAHL
(Frank zieht sich ein bisschen zurück.)
MACH NUR BITTE , WAS DU WILLST, DARLING MACH NICHTS, WEIL DU DENKST, DU MUSST MACH NICHTS, WEIL ES BESSER WÄR , DARLING WOLLEN IST NICHTS SCHLIMMES
UND HAST DU AUF ETWAS LUST, DARLING DANN STEH AUF UND NIMM ES DINGE KOMMEN SCHNELL ZUM SCHLUSS, DARLING ALSO SAG MIR, WAS DU… – HM?
(Sie fallen einander in die Arme und küssen sich. GUSSIE geht zum Schlafzimmer. FRANK folgt ihr, hält kurz beim Telefon inne. GUSSIE wartet im Flur. Er wählt die Nummer der Telefonauskunft 411.)
Die Nummer vom Downtown Club, bitte?
Nr. 7c Übergang 3 (Gussie ab.)
ENSEMBLE
REISS DIE FENSTER AUF S IEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN WIR GEH ‘ N IN DEN TAG HINEIN TAG HINEIN SUCHEN DEN TRAUM
BRECHEN FRÖHLICH AUF FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSREN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT ALLE AN BORD ALLE AN BORD ALLE AN BORD
(Projektion: „Gerichtsgebäude in Manhattan, 1967“)
RICHTER *IN
(Voiceover)
Im Fall „Shepard“ hat das Gericht nach reiflicher Überlegung beschlossen, die weitere Verhandlung unter Ausschluss von Presse und Öffentlichkeit zu führen. Nach einer einstündigen Unterbrechung führen wir den Prozess hinter verschlossenen Türen mit der nächsten Zeugin fort. Die Verhandlung ist vertagt.
(Geräusch eines Gerichtshammers.
K.T.
K.T.
Licht blendet auf über den Treppen eines Gerichtsgebäudes. Es ist 1967. Eine Reporterin (K.T.) wartet ungeduldig und gereizt auf einen Fotografen, der sogleich mit einer Blitzlichtkamera herein sprintet.)
Du hast den Star verpasst. Bleib in meiner Nähe. Wir erwischen sie, wenn sie rauskommt.
FOTOGRAF
Ich hab mich von der Friedensdemo losgeeist. Was hast du?
Frau vom Komponisten will jeden Penny und das Kind. Der Typ hat Glück, wenn sie ihn nicht komplett nackig macht.
FOTOGRAF
Ich dachte, das ist ‘ne heiße Nummer.
K.T.
Die Richterin3 liest die Aussage der Hauptzeugin und schließt die Verhandlung für die Öffentlichkeit. Glaub mir, das ist ‘ne heiße Nummer.
(Die Tür zum Gerichtsgebäude geht auf und heraus treten JOE und GUSSIE, die sich mit Sonnenbrille und Schal zu maskieren versucht. Sie gehen zügig nach vorne zu einem imaginären Taxi.)
GUSSIE
JOE
(zu Joe, während sie gehen)
Wir sind nur Freunde, das ist völlig übertrieben dargestellt
(im Gehen)
Du müsstest es eigentlich besser wissen. Du bist berühmt.
3 oder „Der Richter“, je nach Besetzung
K.T.
JOE
K.T.
JOE
GUSSIE
Moment, Miss Carnegie. Warum waren Sie vorgeladen?
Oh, Steuern, Tantiemen und solche Schlamassel…
(GUSSIE stößt JOE in die Rippen und sie gehen weiter. K.T. und der Fotograf stellen sich ihnen in den Weg.)
K.T.
Miss Carnegie, was haben Sie beide mit dem Skandal zu tun?
Gar nichts
JOE
GUSSIE
(zieht JOE zur Seite und versucht, den Fotografen zu umgehen)
Und außerdem ist es kein Skandal. Kein Kommentar.
(stellt sich wieder in den Weg)
Können Sie uns sagen, warum Sie zur Aussage vorgeladen wurden?
Meine Frau und ich sind wahrscheinlich die besten Freunde von Mr. Shepard.
(stößt JOE an, damit er aufhört. Zieht ihn mit. Zu K.T.)
Haben Sie mich nicht verstanden? Kein Kommentar.
(GUSSIE schlägt das Mikrofon von K.T. zur Seite, sie gehen ab.)
K.T. (zum Fotografen)
Und wie jeder weiß: „Kein Kommentar“ heißt „Sowas von schuldig“.
(JEROME, CHARLEY und MARY treten aus dem Gerichtsgebäude mit SCOTTY und TYLER im Schlepptau. K.T. und der Fotograf hasten zu den Stufen. JEROME sieht die Presse und flüstert CHARLEY etwas ins Ohr, woraufhin dieser wieder hineingeht.)
K.T.
JEROME
Herr Anwalt, ein Statement für die Presse?
Kein Statement. (zu seiner Gruppe)
Bleibt hier.
K.T.
Nach meinem Verständnis wird Gussie Carnegie heute Nachmittag hinter verschlossenen Türen aussagen.
JEROME
So verstehen wir das auch.
K.T.
JEROME
Warum?
Das wissen wir nicht.
(CHARLEY kommt heraus.)
K.T.
JEROME
Vielleicht weiß Mr. Shepard ja mehr. Kommt er noch?
Mr. Shepard hat das Gebäude eben über den Seiteneingang verlassen.
FOTOGRAF (zu K.T.)
Den kenn ich.
(Beide rechts ab.)
JEROME
(prüft, ob noch mehr Presse anwesend ist)
Jetzt, Charley.
(CHARLEY signalisiert durch die Tür zu FRANK, der nun blass, erschöpft und aufgeregt aus ihr heraustritt.)
CHARLEY
Frank, es reicht.
MARY
Wir finden alle, dass das so schnell wie möglich aufhören muss.
CHARLEY
Gib Beth, was sie haben will.
FRANK
Charley, sie will aber alles.
JEROME
Ich hab’s dir gleich gesagt, Frank, „Einige dich, egal wie.“ Ich mein, sie klagt auf grobe Vernachlässigung von Frau und Kind…
FRANK
Beth will mit meinem Sohn nach Houston ziehen. Nur über meine Leiche.
CHARLEY
Du weißt, was sie für heute Nachmittag geplant haben.
JEROME
Und Beth sitzt da mit deinem Sohn auf dem Schoß.
MARY
Mach dem ein Ende, Frank. Lass los. Fahr weg.
CHARLEY
Erspar dir die Schmerzen.
FRANK
Ich kann doch meine Familie nicht einfach aufgeben.
TYLER
MARY
FRANK
Frank, ich hab die Yacht gekauft. Komm mit. Hauen wir ab. Ruhen uns aus.
Und wenn du wiederkommst, wohnst du bei mir.
CHARLEY
Mach’s, Frank, mach’s. Wir wollen das alle. Geh.
Ohne meinen Sohn kann ich nicht leben.
(Eine feminine, toughe, angespannte Frau Ende 20 tritt aus dem Gerichtsgebäude.
Bei ihr sind ihr Vater MR. SPENCER und ihr Sohn FRANK JR. Sie wollen rechts abgehen, aber der Junge starrt unentwegt FRANK an.)
Beth!
(BETH geht weiter, versucht ihn zu ignorieren. FRANK schreit mit aller Kraft.)
Beeeeeth!
JEROME
Mach’s nicht noch schlimmer.
FRANK
Ich geb nicht auf.
BETH
(kurz vor dem Off rechts zu MR. SPENCER)
Ich komm gleich, Papa.
MR. SPENCER
Elizabeth, sei nicht blöd
BETH
Gleich, hab ich gesagt.
(beugt sich herunter und gibt FRANK JR. einen Kuss)
Mami ist gleich wieder da. Du gehst mit Opa.
MR. SPENCER
Deine Mutter würde sich im Grabe umdrehen.
FRANK JR.
(schaut zurück, während MR. SPENCER ihn ins Off zieht und ruft)
Papa! Papa! Papa! Papa!
(er ruft im Off weiter, immer leiser werdend)
BETH
FRANK
BETH
(wartet, bis JEROME links abgegangen ist)
Ich will, dass du nachgibst, Frank.
Ohne meinen Sohn kann ich nicht leben –
Der Nachmittag wird dir nicht gefallen.
Nr. 8 Jeder Tag tut weh (Musik setzt ein.)
Es ist nicht mein Ziel, dir weh zu tun. Aber ich mach’s, wenn ich muss.
FRANK
Wie geht’s Frankie?
BETH
FRANK
Was glaubst du denn, wie’s ihm geht? Ich denk die ganze Zeit, ich hätte es verhindern können. Ich war vor Gussie gewarnt. Ich hätte es verhindern können.
Liebst du mich noch?
BETH
Warst du mit ihr im Bett?
FRANK
(nachdrücklich)
Liebst du mich noch?
BETH
(anfangs zaghaft)
JEDER TAG TUT WEH
IST DIR DAS NICHT KLAR
D U WARST SO LANG EIN TEIL VON MIR, FRANK DAVON BLEIBT ETWAS DA
NOCH EIN TAG VERGEHT UND ICH FRAG MICH , KANN DAS DENN SEIN?
WANN KANN ICH ALL DAS ENDLICH VERGESSEN?
(immer wütender)
NEIN, ICH MUSS MIR
DIE SEELE ZERFRESSEN
UND STARK SEIN, ENTSCHEIDEN DIE NÄCHTE DURCHWEINEN UND ZWEIFELN UND LEIDEN UND JA
JEDER TAG TUT WEH UND ES IST S O KLAR
DU WARST SO LANG EIN TEIL VON MIR, FRANK UND DER BLEIBT JETZT HALT DA
(in rasender Wut)
ES TUT HÖLLISCH WEH
ES IST SO EIN SCHLAG
ALL DIE TAGE UND WOCHEN UND JAHRE, JAHRZEHNTE
EIN LEBEN LANG LEIDE ICH DRAN
BIS ZUM LETZTEN TAG
BIS ZUM LETZTEN TAG
BIS ZUM LETZTEN TAG!
(wieder leise)
Warst du mit ihr im Bett?
FRANK
Du bist alles für mich, Beth.
BETH
FRANK
Fandest du ihr Leben so attraktiv, dass du unseres geopfert hast?
Ich liebe dich, für immer.
BETH
FRANK
War es so?
(sieht zur Seite. Dann)
BETH
Ja.
(geht auf ihn zu und streckt die Hand aus)
Ich will, dass wir –
(Plötzlich rennt FRANK JR. von der Seite auf FRANK zu. MR. SPENCER eilt ihm hinterher.)
FRANK JR.
Papa! Papa! Papa!
(BETH will ihn zu ihrem Vater zurückschieben, damit sie das Gespräch mit FRANK beenden kann.)
Nein, Frankie, nein. Du musst bei –
FRANK
BETH
(umklammert FRANK JR.)
Er ist auch mein Sohn!
(In der Aufregung sind K.T. und der Fotograf wieder dazu gekommen. Ein Blitz, und der Fotograf hat das Chaos eingefangen. FRANK und BETH halten schockiert inne. FRANK fährt herum zum Fotografen.)
Hau ab!
(CHARLEY, MARY, JEROME und die anderen kommen angerannt.)
(greift FRANK JR. an der Hand und geht mit ihm und MR. SPENCER ab)
Ich kann das nicht!
FRANK
Beth, warte!
(Der FOTOGRAF macht ein Foto von FRANK, wie er der abgehenden BETH hinterherruft. FRANK wirbelt herum.)
Hau ab, hab ich gesagt!
(FRANK stößt den FOTOGRAFEN nach hinten, sie rangeln und FRANK schleudert ihn auf den Boden.)
Is’ gut jetzt?
FOTOGRAF
Das ist mein Job, Mann.
FRANK
Such dir ‘nen richtigen.
CHARLEY
Hey, ganz ruhig. Beruhig dich, Mann. Nicht aufregen.
(Der FOTOGRAF rafft sich auf und geht zu den Stufen.)
K.T.
MARY
FRANK
Ich lass die Bilder verschwinden, Sie Held. Dafür schulden Sie mir aber was.
(K.T. geht ebenfalls zu den Stufen und CHARLEY führt FRANK zurück zur Gruppe.)
Bitte hör auf mich und Charley. Wir wollen, dass du dich ausklinkst.
Mary, hilf mir. Ich will einfach zurück an die Arbeit.
CHARLEY
FRANK
SCOTTY
MARY
TYLER
Dazu bist du grade überhaupt nicht in der Verfassung. Fahr ein bisschen mit Tyler durch die Welt.
Will ich aber nicht.
Ich sag es dir als deine Agentin: Arbeit ist jetzt nicht dran.
Ich hab dich lieb. Und Charley hat dich lieb. Hör auf uns.
Die beste Rache ist ein gutes Leben!
Nr. 9 Ist halt so (Musik)
SCOTTY
NA JETZT LIEF ES BEKNACKT UND JETZT LIEGST DU IM DRECK
N A DANN NIMM DIR JETZT GEFÄLLIGST DIE AUSZEIT
MARY
AM BESTEN GEH DAHIN WO DICH NICHTS AN SIE ERINNERT, JA?
TYLER
SIND DIE KOFFER GEPACKT
FAHR ‘ N WIR ZWEI EINFACH WEG
KOMM DOCH MIT AUFS SCHIFF
WIR ZIEHEN UNS RAUS, HEUT...
CHARLEY, MARY
DU MUSST JA WAS MACHEN
ABER NICHTS, WAS ES VERSCHLIMMERT
CHARLEY, MARY, TYLER
JA?
SCOTTY, TYLER
(enthusiastisch zu den anderen)
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –
(MARY und CHARLEY werfen ihnen einen warnenden Blick zu.)
FRANK (abgestumpft, leer)
Ja.
JOE
UND DANN GEHST DU VOM GAS
UND DANN SIEHST DU MAL LICHT
UND DANACH ZIEH ICH MIT EUCH DIESE SHOW AUF
SCOTTY
EIN SPIEL IST VERLOREN
UND IM NÄCHSTEN FÄNGST DU NEU AN JA?
TYLER MANN, DAS BOOT WIRD ’ N SPAß!
JEROME
DAS VERÄNDERT DIE SICHT
TYLER
MEINE GÄSTE SAGEN
ICH HAB ’ S SO DRAUF
CHARLEY, MARY
IN JEDEM ENDE
LIEGT AUCH IRGENDWO EIN ANFANG JA?
SCOTTY
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST
ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –
TYLER
(gleichzeitig)
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST –
JOE (gleichzeitig)
MACHST DU DIR KEINEN KOPF MEHR DRUM…
JEROME
(gleichzeitig)
WEIL DAS ALLES DOCH EINFACH VIEL ZU VIEL IST –
FRANK (unterbricht gereizt)
Ja!
MARY
(Pause, dann MARY, wütend)
OKAY, IST HALT SO LEBEN IST HART UND DAS IST HALT SO
ICH MEIN, WEIßT DU NICHT LEUTE LIEBEN UND HASSEN SICH MANCHMAL IST ALLES GEGEN DICH MACH DIE AUGEN AUF IST HALT SO
OKAY, SEI DOCH FROH SCHLIMMER WIRD ES NICHT IST DOCH SO
(MARY)
EINE BLUME WELKT
EINE FRUCHT VERDIRBT
UND DER BÖSE LEBT
UND DER GUTE STIRBT
UND GEBETE WERDEN NICHT ERHÖRT
UND DAS IST HALT SO
OKAY IST HALT SO
WEIßT BESCHEID UND
JETZT GIB DOCH NICHT SO SCHNELL AUF
VIELLEICHT PLATZEN DIE ILLUSIONEN
DEIN TRAUM GEHT DABEI NICHT DRAUF
NACH DEM GRIFF INS KLO
KOMMT DIE ZEIT
UND DANN RAFFST DU DICH WIEDER AUF
UND MAN ZÄHLT BIS ZEHN
MAN WIRD ’ S ÜBERSTEH ‘ N WENN MAN STOLPERT, MUSS MAN WEITERGEH ‘ N NACH DEM STURM KANN MAN VIEL KLARER SEH ‘ N UND MAN WÄCHST NUR SO
UND DANN IRGENDWO
BRINGT ’ S DICH WEITER DU WÄCHST NUR SO
OKAY, GROßER KNALL
ALLE SIND GEMEIN
JEDER TAG WIRD JETZT DIE HÖLLE SEIN
ABER TROTZDEM BIST DU NICHT ALLEIN
(Pause, dann, weil FRANK nicht antwortet, mit einem Lächeln)
GUCK MAL HIER, HALLO?
(Er sieht sie and und lächelt zum ersten Mal)
ICH MEIN, IST HALT SO. JA?
JOE
UND DANN DATEST DU MAL –
SCOTTY
SCHREIBST ‘ NE ANDERE SHOW
JEROME, SCOTTY, JOE
UND IN EIN PAAR WOCHEN
BIST DU GELASS ’ NER
MARY
TYLER
EIN WEG IST ZU ENDE UND JETZT NIMMST DU HALT DEN ZWEITEN JA?
WIR FAHR ‘ N DURCH DEN KANAL
BIS L A ODER SO UND ZU MEINER NEUEN BUDE AM WASSER
CHARLEY
DENN WENN DU JETZT HIERBLEIBST WIRST DU EINFACH WEITER LEIDEN JA?
SCOTTY, K.T., BUNKER , J OE & TYLER
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!
M A RY (gleichzeitig)
ICH MEIN, WAS ‘ NE CHANCE DAS GEHT, ZACK, VORBEI
CHARLEY
ICH MEIN, SONNE, SEE UND VÖLLEREI
CHARLEY, MARY
ICH MEIN, AUßERDEM HAST DU UNS ZWEI
ALLE (durcheinander, siehe Klavierauszug)
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!
WEIL DAS ALLES DOCH EINFACH VIEL ZU VIEL (GEWORDEN) IST
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST!
FRANK
JA!
MAN MUSS SICH BEFREIN
AUF SICH SELBER BESINN ’ N EINMAL INNEHALTEN
UND NICHT NUR LEIDEN
DANN HILFT DIE SE REISE
BEIM VERGESSEN UND VERGEBEN
JA?
ALLE
JA!
FRANK
JA! (zu Charley)
UND DANACH HAUN WIR REIN
KÖNN ’ N WAS NEUES BEGINN ’ N
EINE SHOW VIELLEICHT, WO ZWEI SICH SCHEIDEN DIE SPIELT IM GERICHTSSAAL DAS IST RICHTIG NAH AM LEBEN!
JA?
GRUPPE
JA !
FRANK
JA!
GRUPPE 1
EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST ICH MEIN, EIGENTLICH GUT, DASS DAS PASSIERT IST HOL TIEF LUFT, TIEF LUFT
GRUPPE 2 (gleichzeitig)
REIß DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN BALD SCHON WIRST DU FRÖHLICH SEIN STIMMST MIT EIN ALLE AN BORD ALLE AN BORD
GRUPPE 3
(gleichzeitig)
UND DU GEHST MAL VOM GAS
UND DANN SIEHST DU MAL LICHT
UND IN EIN PAAR WOCHEN
BIST DU GELASS ’ NER HOL TIEF LUFT, HOL TIEF LUFT
ALLE
(Das ENSEMBLE steht gesammelt da, um FRANK zu verabschieden, der mit TYLER auf die Yacht geht.)
(einig)
ZÄHL BIS ZEHN
DU WIRST ’ S ÜBERSTEH ‘ N
WENN MAN STOLPERT, MUSS MAN
WEITERGEH ‘ N
NACH DEM STURM KANN MAN VIEL KLARER SEH ‘ N
UND MAN WÄCHST NUR SO
UND DANN IRGENDWO
BRINGT ’ S DICH UM
UND DANN WÄCHST DU SO
MARY
OKAY, GROßER KNALL
ALLE SIND GEMEIN
JEDER TAG WIRD JETZT DIE HÖLLE SEIN –
ALLE JA
MARY
ABER TROTZDEM BIST DU NICHT ALLEIN: GUCK MAL HIER, HALLO?
GRUPPE 2
IST HALT SO! IST HALT SO! IST HALT SO!
GRUPPE 1
GUCK MAL HIER, HALLO? HIER, HALLO? HIER, HALLO? (…) JA! JA! JA! JA! (…)
GRUPPE 2 (gleichzeitig)
JA! JA! JA! JA! (…)
GRUPPE 3 (gleichzeitig)
ES IST HALT SO!
ES IST HALT SO!
ES IST HALT SO!
ES IST HALT SO!
(FRANK steht mit einer Kapitänsmütze neben BUNKER auf dem Schiff und winkt der Menge zum Abschied zu.)
Ende AKT EINS
Nr. 10 Entr’acte
Nr. 10a Opening
(Beim Entr‘acte wird langsam GUSSIE sichtbar, im sexy Abendkleid läuft sie auf und ab. Die Bühne ist leer.)
GUSSIE
(denkt anscheinend an FRANK)
ER IST DOCH EIN KIND
DENK ICH , ER DENKT AN LIEBE?
DENKT ER , ICH KÖNNTE NÜTZLICH FÜR IHN SEIN?
DENKT ER VIELLEICHT , ICH SETZ MICH FÜR IHN EIN?
IST DAS EIN WUNSCHKONZERT?
DOCH EIN KLEINES BISSCHEN
BAHNT SICH HIER WAS RICHTIGES AN... ACH, KLEINER, NOCH EIN KÜSSCHE N DOCH DIE GANZE LIEBE BEKOMMT MEIN MANN... NA GUT, EIN WUNSCHKONZERT!
(leidet einen Hauch zu viel)
EINEN DARF ICH GAR NICHT LIEBEN UND DEN ANDERN LIEB ICH NICHT WER GEHÖRT ZU WEM
ICH GEH IMMER ZU DEM, DER DIE GRÖßTEN PROBLEME VERSPRICHT
(Auf einmal beltet sie los, die Musik klingt wie bei einem Striptease, sie verfällt in Musicalgesten und es wird klar: Sie tritt gerade in einer Show auf. Vielleicht kommen sogar ein paar männliche Tänzer dazu.)
AM ANFANG WAR ES EIN LIED, ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN UND IMMER DA
ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT DAS WAR WIR HABEN UNS GEFUNDEN
(GUSSIE)
(Bewegt sich in den hinteren Teil der Bühne, als ob dort an der Rückwand ihr Publikum säße, ihre Stimme blendet nach und nach aus )
NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE...
(Sie geht hinten ab und wir sind in einer kleinen Straße neben dem Bühneneingang des Alvin Theaters in New York. Heute hat „Musical Husbands“ Premiere. Die Projektion: ALVIN THEATER 1964.
FRANK
JOE
JOE JOSEPHSON tritt auf, er kaut auf einer Zigarre herum und schaut ständig auf die Uhr, er läuft hektisch vor dem Bühneneingang auf und ab. Sein Blick huscht zwischen der Tür und unserer rechten Bühnenseite hin und her. Plötzlich sind LAUTE STIMMEN zu hören: CHARLEY, MARY, BETH und FRANK mit dem schlafenden 5jährigen FRANK JR. auf dem Arm kommen dazu, laut in Gespräche vertieft.)
(will sie zum Schweigen bringen)
Psst. Psssst. Da drin läuft eure Premiere, schon vergessen?
Entschuldige. Tut uns wirklich leid, aber es ist was ganz Tolles passiert.
Wisst ihr, was toll war? Wie ihr da drinnen kurz vor dem großen Hit auf einmal von den Sitzen springt und wie die Bekloppten den Mittelgang raufrennt.
CHARLEY
Das war wegen Evelyn. Sie hat Wehen gekriegt, einfach so.
MARY
Und weil Evelyn eben so ist wie sie ist, hat sie uns nicht Bescheid gesagt, - erst als die Wehen alle fünf Minuten kamen. Wir haben sie eben erst in ein Taxi gesetzt.
JOE (zu CHARLEY)
Also was machst du dann jetzt noch hier?
CHARLEY
Meine Frau hat mich nicht ins Taxi gelassen.
FRANK
Evelyn wollte, dass Charley auf jeden Fall unsere erste Premiere miterlebt.
CHARLEY
Hier - Sie hat mir sogar ein Diktiergerät mitgegeben, damit ich den Applaus aufnehmen kann.
JOE
Dein Wort in Gottes Gehörgang.
FRANK
Wenn der Applaus vorbei ist, steht hier für dich sofort ein Taxi, Charley. Dann kannst du mit mir und Beth in Rekordzeit noch ins Krankenhaus flitzen, versprech ich dir.
(BETH geht schnell rechts hinter dem Theater ab)
JOE
(lauscht an der Tür)
Die sind ganz leise.
FRANK
Kein Mucks.
MARY
Wenn das Publikum so leise ist, dann heißt das, die konzentrieren sich alle ganz doll.
(Die drei MÄNNER drehen sich um und schauen sie an, sie schüttelt mit dem Kopf )
Halt die Klappe, Mary.
JOE
Wir sollten nochmal reingehen, wenn alles vorbei ist.
(dreht sich um, schaut hinauf zu Gott)
Also, ich mein nicht „vorbei vorbei“.
BETH
FRANK
BETH
(kommt wieder rein, nimmt FRANK JR., redet mit den SPENCERS und zeigt hinter die Bühne)
Pass auf, Mama, das Taxi, wo die Uhr schon läuft, das ist für Charley. Papa und du müsst das dahinter nehmen, ja?
(küsst den schlafenden FRANK JR.)
Wir sehen uns ganz bald, Sohnemann, und dann erzähl ich dir haarklein, was passiert ist. Ach, ich wollte doch, dass er bei der Premiere dabei ist.
Frank! Er war doch jetzt da. Beeil dich, Mama. Wir sagen beide danke und haben dich beide lieb. Und jetzt los!
MR. SPENCER
(ab mit MRS. SPENCER, und FRANK JR. auf dem Arm)
Ich versteh einfach nicht, wie man als normaler Mensch in New York City leben kann oder leben will.
BETH, CHARLEY, FRANK, MARY
(gleichzeitig mit MR. SPENCER)
leben kann oder leben will.
FRANK
Charley? Komm, wir schreiben noch eine Show.
BETH
MARY
JOE
Jaaaaa!
Und noch eine und noch eine und noch eine...
Und ich produzier sie.
CHARLEY
Moment, Moment! Du würdest „Erst recht links“ auf die Bühne bringen, Joe?
JOE
BETH
FRANK
Na, erstmal braucht ihr ein paar echte Hits, damit Geld reinkommt. Dann, dann könnt ihr euren politischen Flop in die Welt setzen und damit zeigen, wie bodenständig ihr seid. Ich hab ja jetzt eine andere Idee für euch. Richtig kommerzielles Ding. Da werdet ihr erst schreiend wegrennen und dann nur noch jubeln.
Du weißt, dass ich dir nie reinrede. Aber das muss ich jetzt loswerden. Mach‘s für mich. Noch eine Show mit Joe - für mich - und dann könnt ihr „Erst recht links“ angehen.
Ich weiß, welche Musik ich schreiben will. Und ich weiß auch, dass es gerade alles ziemlich schwer für dich ist, aber vertrau mir, bitte.
BETH
MARY
BETH
MARY
FRANK
Und vertraust du mir, bitte?
Beth. Jungs. Jetzt müsst ihr euer eigenes Zeug machen, wann denn sonst?
Du hast keine Kinder, Mary. Und dein Buch ist gerade ein Bestseller geworden. Aus deiner Perspektive sagt sich das alles ganz schön leicht.
Ach, glaub mir. Erfolg ist auch nicht so toll, wie er aussieht.
Ich glaube, Charley und ich werden hervorragend mit Erfolg umgehen können.
CHARLEY
Ja, genau: so gut wie wir mit dem Scheitern klarkommen...
Nr. 11 Ein Triumph
(JOE öffnet die Tür zur Bühne - riesiger APPLAUS dröhnt heraus. CHARLEY schaltet sein Diktiergerät ein; die MUSIK setzt ein.)
JOE
FRANK
HÖRT EUCH DAS AN!
(Noch eine Welle von Applaus aus dem Saal )
DAS DA, HÖRT EUCH DAS AN!
(und noch eine)
UND IHR WISST , WAS DAS HEIßT MUSS ICH SAGEN, WAS DAS HEIßTNEIN, PST, KEINE ZEIT FÜR TRÄUMEREIEN, JETZT NUR NICHTS BESCHREIEN –
(JUBEL aus CHARLEYs Diktiergerät)
CHARLEY
HÖRT EUCH DAS AN!
JOE
FRANK
(JOE öffnet die Tür zur Bühne - riesiger APPLAUS dröhnt heraus )
BITTE, HÖRT EUCH DAS AN
(Nochmal JUBEL, JOE geht ab, ins Theater )
IST DENN SO WAS ERLAUBT? GEHT DENN DAS ÜBERHAUPT?
KANN DAS SEIN, ALSO NEIN, OB UNS DAS JEMAND GLAUBT?
(CHARLEY öffnet die Tür zur Bühne - großer APPLAUS und alle baden in dem Klang.)
SO KLINGT DOCH EIN TRI -
(Die Musik wird immer schneller und aufgeregter )
UMPH!
EIN TRIUMPH!
DEN KEIN MENSCH ÜBERTRUMPFT
KEINE SHOWS MEHR IN DER ALTEN BAR, WO DIE SEELE VERDUMMT
UND KEIN FACHMÄNNISCHER KOMMENTAR, DASS MAN „DAS NICHT GERN SUMMT“
CHARLEY
ICH WERD MIR THEATERKARTEN LEISTEN, LANG GENUG HAB ICH BEI DIR GESCHNORRT –
MARY
KEINE VORSPRECHEN UM JEDEN PREIS, W ENN MAN KOMMT UND SOFORT –
CHARLEY
SAGT DER HERR SCHMERZVERZERRT
SCHON BEIM ERSTEN
AKKORD:
ALLE
JOE
FRANK
„Jungens, Jungens, das ist sehr, wirklich sehr - wie sagt man? ‚Interessant.‘ Und glaubt mir, wenn sich das irgendein Publikum ansehen würde, würde ich das auch sofort produzieren.
(Stülpt die Hand vor den Mund, um lauter zu sein und ruft den nächsten Autor herein )
Der Nächste!“
WIR SIND TOLL!
WIR SIND TOLL!
(JOE kommt zurück, man hört wieder JUBEL )
SO EIN VOLLER ERFOLG!
ICH MUSS NICHT MEHR UNTERRICHTEN, LASS MICH NICHT MEHR QUÄL‘N
CHARLEY
ICH SPIEL DAS KLAVIER HALT NICHT WENN DA SECHS TASTEN FEHL‘N
MARY
NIEMAND WILL UNS ERST DIE WELT ERKLÄREN UND SCHICKT UNS DANN RAUS ZUR SEKRETÄRIN
MARY, FRANK & CHARLEY
UND DAFÜR
DANKEN WIR
DEM AMTIERENDEN GOTT!
WIR SIND TOLL!
WIR SIND TOLL!
BETH
DIE FAMILIE WIRD SCHMOLL‘N MAMA, PAPA UND DIE OMI GESCHIMPFT IM AKKORD: „DER IST EINE HALBE MAKKARONI, WAS TREIBT IHR DENN DORT?
ACH DAS KLAPPT SOWIESO NIE“ UND DANN KRIEGT FÜR DIE SHOW DIE ARME KLEINE MAKKARONI DEN TONY
AWARD
FRANK
‚Ich möchte als erstes all denen danken, den Hunderten von Leuten, die all meine Shows abgelehnt haben. Nur so konnte ich heute mit dieser Show gewinnen.‘
(CHARLEY öffnet die Tür zur Bühne - lauter JUBEL.)
Vielen Dank!
HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
KLINGT DAS NICHT EINFACH GUT?
DAS IST EINFACH GUT!
DAS HÖRT SICH AN , ALS OB GUT WIRD WAS DOCH SCHON SO LANGE WÄHRT
BETH
FRANK
HÖRT EUCH DAS AN!
BITTE, HÖRT EUCH DAS AN
KLINGT DAS NICHT EINFACH GUT? DAS IST EINFACH GUT!
HÖRT SICH GUT AN FÜR DIE FRAU
DIE BISHER IHREN MANN ERNÄHRT
(gleichzeitig)
HÖRT EUCH DAS AN
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
DAS IST WAHNSINN!
MARY
HÖRT EUCH DAS AN! VOLL VERRÜCKT!
JOE
HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, KLINGT DAS NICHT GUT, DAS IST EINFACH ZU GUT DAS IST WAHNSINN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
BETH (gleichzeitig)
HÖRT EUCH DAS AN!
BITTE, HÖRT EUCH DAS AN!
DAS IST WAHNSINN!
DAS DA, HÖRT EUCH DAS AN !
FRANK (gleichzeitig)
HÖRT EUCH DAS AN!
DAS HÖRT SICH AN , ALS OB GUT WIRD WAS LANGE WÄHRT HÖRT EUCH DAS AN!
HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
MARY & CHARLEY
KLINGT DAS NICHT GUT –
DAS IST WIRKLICH EIN –HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN! HALLO, DAS IST –
CHARLEY
HÖRT EUCH DAS AN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
MARY
WAHNSINN!
LEUTE, HÖRT EUCH DAS AN!
ALLE
DA DRIN KLINGT DOCH DAS PUBLIKUM WIE DYNAMIT
ALS OB GRADE DER PAPST VOR DIE GLÄUBIGEN TRITT
JOE
KINDER, SO KLINGT AM BROADWAY EIN RICHTIGER HIT!
ALLE
EIN TRIUMPH!
EIN TRIUMPH!
EIN IMMENSER TRIUMPH!
FRANK, CHARLEY
WENN ICH KRITIKER SCHON SAGEN HÖRE: DAS HÄLT SICH NICHT LANG
SAG ICH: WIR SIND KEINE AMATEURE WIR FANGEN ERST AN
JOE (Zu FRANK und CHARLEY)
SAGT HALLO ZU HUNDERTTAUSEND GÄSTEN, DAS IST EIN VERDAMMTER MEILENSTEIN!
FRANK
ABER EINS GEFÄLLT MIR DOCH AM BESTEN
CHARLEY
NA , WAS WIRD DAS SEIN ?
FRANK, CHARLEY
DU BIST DA, MEIN FREUND, WIE‘S IMMER WAR, MEIN FREUND!
FRANK, CHARLEY, MARY
DAS IST EIN WAHRER FREUND, MIT ODER OHNE APPLAUS!!
TRIO, BETH
AN UNS SIEHT MAN
WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN
ALLE
WIR HABEN HIER EINEN SICHEREN BLOCKBUSTER -
DURCHBRUCH MIT ALLEN SCHIKANEN, ‘NEN KNÜLLER BEJUBELTES SCHLAGZEILENPRACHTEXEMPLAR VON GEWALTIGEM HIT!
(SIE öffnen die Tür nochmal – JUBEL.)
EIN TRIUMPH!
(und nochmal)
EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH! EIN TRIUMPH!
J OE
Für genau so einen Moment machen wir das doch alles. Und jetzt gehen wir rein und tun ganz bescheiden.
(Ab ins Theater )
CHARLEY
Nein, nicht jetzt, ich kriege ein Kind.
FRANK
Wir kommen mit.
MARY
BETH
Ich auch.
Und die Premierenfeier?
CHARLEY
Ihr zwei geht auf die Party.
(gibt FRANK das Diktiergerät und will ab gehen, dreht sich aber nochmal um) Frank, eine Show mach ich noch für Joe Josephson. Aber nur eine.
FRANK
(legt das Diktiergerät auf den Boden an der Bühnenseite) Eine noch. Und dann sind wir dran.
(FRANK, CHARLEY, MARY und BETH kommen zusammen und hüpfen )
CHARLEY
Eine noch.
(SIE umarmen sich. BETH jubelt. CHARLEY geht auf der rechten Bühnenseite ab und sagt dabei zu MARY)
Komm.
MARY Gleich.
BETH
FRANK
BETH
(wenn CHARLEY weg ist, zu FRANK)
MARY
Als Evelyn ihr letztes Kind gekriegt hat, war ich dabei, und ich will bei dem auch dabei sein. Aber geh du ruhig.
Nein, Schatz, auf keinen Fall. Nein, nein, nein.
Doch, doch, doch. Ich bin so stolz auf dich. Wenn wir uns im Krankenhaus nicht sehen, dann zuhause, ja?
(Kleine Pause )
Ich lieb dich so sehr.
(Sie küsst ihn und schubst ihn ins Theater. Er geht durch den Bühneneingang ab und tritt hinten auf der Bühne wieder auf, durch eine dünnen Gazevorhang im Backstagebereich sichtbar.)
(hält BETH auf)
Bitte Beth, Gussie ist da, bleib doch bitte bei Frank.
BETH (im Gehen)
Manchmal muss man auch Vertrauen haben, Mary.
MARY
BETH
JOE
(hält sie nochmal auf)
Und manchmal lieber nicht.
Ich möchte keinen Mann haben, dem ich nicht vertrauen kann.
(BETH geht rechts ab, MARY hinterher. FRANK tritt hinter dem Gazevorhang vor, JOE kommt dazu.)
Hey, Mister Big Man! Bist du bereit für die super-duper Party?
FRANK
Ich kann nur ganz kurz bleiben.
GUSSIE
JOE
GUSSIE
(tritt auf, sieht die beiden und ruft von oben zu ihnen)
Oh, ist das nicht genau das, wofür wir so hart arbeiten? War das nicht einfach himmlisch?
FRANK
GUSSIE
Ich muss uns noch ein bisschen bei den Geldgebern gutquatschen. Nehmt ihr mal das Auto.
(ab, ruft GUSSIE zu)
Bald kann ich mir diesen Big Man hier nicht mehr leisten, wart's nur ab.
Oh, eine verwandte Künstlerseele zu finden, was für ein Segen das ist. So oft wollte ich dir schon einfach nur danken. Aber, mein lieber Franklin Shepard, da hat man sich wohl gegen uns verschworen; nie sind wir uns über den Weg gelaufen.
Ich habe Ihnen wirklich viel zu verdanken, Miss Carnegie.
Habe ich dir das nicht schon vor Jahren gesagt? Das Schicksal hat uns zusammengebracht.
(küsst die Rose und wirft sie zu FRANK)
Also, die letzten Monate hattest du immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit. Heute Abend zeige ich dir den wahnsinnigen Rausch, wenn man die Nummer eins ist. Alle wollen den Mann der Stunde sehen.
(GUSSIE geht die Treppen runter ab und FRANK will in die andere Richtung abgehen. Dann fällt ihm CHARLEYS Diktiergerät wieder ein, er holt es und will gehen, hält aber nochmal an. Er steht still auf der Mitte der Bühne und drückt „Play“: der APPLAUS ist zu hören. FRANK schließt die Augen, schluckt einmal und verbeugt sich vor seinem eingebildeten Publikum )
Nr. 11a Übergang 4
ENSEMBLE
(verschiedene Soli, Aufteilung siehe Klavierauszug)
TRÄUME SIND
UNSTERBLICH, FIND DEINEN TRAUM, WEIL, BEVOR MAN DIE ZEIT VERSTEHT
ZEIT VERGEHT
ZEIT VERRINNT
UND NICHTS BEGINNT
ABER DU VERGISST NIE DEN TRAUM
SOLO
HALT IHN FEST
GRUPPE
EIN WEG IST LEICHTER
SOLO
ES BRAUCHT ZEIT
GRUPPE
EIN WEG GEHT NUR BERGAUF
SOLO
ZEIT VERRINNT
GRUPPE
QUÄLST DICH DURCH DEINEN
HINDERNISLAUF
ODER DU FREUST DICH WAHNSINNIG DRAUF
SOLO
BIEG DEN TRAUM -
GRUPPE
MAL BIST DU GLEICH DA
SOLO
MIT DEM WEG ...
GRUPPE
MAL GEHT ES ÜBER STOCK, ÜBER STEIN
HAUPTSACHE IST,
DAS KRIEGT DICH NICHT KLEIN SAG DIR GANZ FEST,
DAS KRIEGT DICH NICHT KLEIN!
ENSEMBLE
(in drei Gruppen aufgeteilt)
NEUNZEHNVIERUNDSECHZIG...
NEUNZEHNDREIUNDSECHZIG
NEUNZEHNZWEIUNDSECHZIG...
Ende der ersten Szene
Nr. 12 Die Crème – Teil 1
(Im eleganten Stadthaus von GUSSIE und JOE in Sutton Place, natürlich mit Klavier und Cocktailpianist. Die Türen im hinteren Teil der Bühne führen direkt zu einem Gewächshaus. Es läuft eine große PARTY. Die Projektion: „SUTTON PLACE 1962“)
GÄSTE
(verschiedene Soli, siehe Klavierauszug)
KENNST DU SCHON – ?
WIE WAR'S DENN – ?
DAS KANN GAR NICHT SEIN! ALSO SO – ?
DAS WAR‘S DANN!
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
KENNST DU SCHON – ?
DARLING!
WIE WAR'S DENN – ?
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
MAN SPRICHT DAVON – !
ALSO SO – ?
DARLING!
DAS WAR‘S DANN!
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
WIR WAR‘N DABEI – !
HAST DU MAL – ?
KENNST DU SCHON – ?
DARLING!
WIE WAR'S DENN – ?
JEMAND MÜSSTE – !
DIE AVANTGARDE – !
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
DIE AVANTGARDE – !
SO TOTAL – !
ALSO SO – ?
DARLING!
DAS WAR‘S DANN!
WENN MAN WÜSSTE – !
KEIN GUTER START – !
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
MAN SPRICHT DAVON – !
DAS WAR –
ALLE GÄSTE
TOLL – !
WAR GENIAL – !
DAS HAT FEUER – !
DAS HAT KLASSE – !
DAS WAR NICHTS – !
DAS WAR MIST – !
BETH
DAS WAR ABSOLUTE LEERE – !
DAS IST SPANNEND – !
DAS HAT LEBEN – !
DAS IST BESSER – !
DAS HAT ALLES – !
DAS IST –HI!
SCHRECKLICH!
WUNDERVOLL!
(FRANK und BETH treten auf, das laute Gerede verschwindet langsam unter dem DIALOG.)
Frank! Frank!
(FRANK schaut zu ihr. Sie zeigt auf etwas hinter der Bühne.)
Der Bürgermeister ist da Gott
FRANK (ungeduldig)
Ich weiß Weiß ich ja
BETH
FRANK
(Ihr verschlägt es den Atem. Und gleich nochmal.)
Frank! Da! Meine Lieblingsschauspielerin!
(zeigt wieder hinter die Bühne, völlig durch den Wind)
(will, dass sie aufhört)
Ja, seh ich. Seh ich ja.
BETH
FRANK
Aber hast du auch gesehen, wer mit ihr da ist?
(peinlich berührt)
Ich such hier nicht nach Promis, Beth. Sondern nach Charley.
ALLE
Das geht doch gleichzeitig. Ich hab noch nie so viele Stars auf einem Haufen gesehen.
(Auf einmal quiekt sie laut, zeigt in den hinteren Teil der Bühne und alle blasierten GÄSTE halten inne und schauen dorthin.)
WAS? WER?
WO?
(Die GÄSTE sehen CHARLEY hereinkommen und starren ihn enttäuscht an.)
OH…
(Die MENGE wendet sich ab. Wirklich lautes Gerede, das unter dem Dialog weiterläuft; die MUSIK läuft ebenfalls die ganze Szene durch, außer es ist anders vermerkt.)
CHARLEY
(geht zu FRANK)
Und, was hat er gesagt?
FRANK
Ich hab noch nicht mit ihm geredet. Aber er hat uns ja nicht eingeladen, weil wir so gut hierher passen. Er will unsere Show haben, da bin ich mir jetzt ganz sicher.
CHARLEY
Ja, ich auch. Aber vielleicht sollten wir uns nicht zu sicher sein.
(zeigt die ganzen süßen Backwaren, die in seinen Taschen stecken)
Ich bin nur für die süßen Teilchen zuständig, du machst das ganze geschäftliche Zeug.
FRANK
Mach ich, Charley. Wart's nur ab. Wir haben so viel Zeit ins Schreiben gesteckt - das muss sich jetzt auszahlen.
BETH
Mir wäre egal, was er verlangt - sag einfach ja. Wir waren so lange arm, ich finde wir sollten jetzt reich werden.
FRANK
BETH
(bringt sie zum Schweigen)
Beth, hier sind kultivierte Menschen.
(ärgert ihn)
FRANK
Oh Gott, ja. Hätt‘ ich das gewusst, hätt‘ ich Ohrringe angelegt.
(sieht etwas am anderen Ende des Zimmers)
Komm. Es geht los.
CHARLEY
Was ist hier los?
FRANK
Die da drüben. Die rauchen Marihuana.
BETH
Das hab ich schon mal gerochen. Bei den Künstlern im Greenwich Village. Ich dachte, so riecht der Herbst.
Nr. 12a Die Crème – Teil 2
FRANK
Los.
GÄSTE
(in kleinen Gruppen)
DARLING!
DIE NEUE SHOW – !
DARLING!
DER ABEND WAR – !
MIST
WAR DAS GUT?
EINFACH ALLES! SO EIN KÖNNER!
EINFACH NICHTS, ABER FRÜHER!
EINFACH UNSINN NUR FÜR KENNER!
DAS WAR – !
FRANK
GUSSIE
(sieht GUSSIE und reicht ihr die Hand)
Hallo! Falls Sie sich noch an mich erinnern können: Franklin Shepard. Das hier ist Charley Kringas, er schreibt die Texte.
(GUSSIE umarmt CHARLEY fest und zerdrückt alle Backwaren.)
Und das ist Beth. Meine Frau.
BETH
GUSSIE
Ob ich mich erinnern kann? Nur wegen dir schmeißen wir doch diese Party. Also, so steht's dann jedenfalls in der Steuererklärung.
(zu BETH)
Schreibst du auch Lieder?
Nein, ich verdiene grade das Geld in der Familie.
Darf ich ihn mal ganz kurz entführen?
(Ohne auf ihre Antwort zu warten, zieht GUSSIE FRANK zur Seite. CHARLEY geht ab, um sich von den matschigen Backwaren in den Taschen zu befreien )
Ich habe für heute Abend die reichsten und einflussreichsten Leute der ganzen Stadt eingeladen. Aber keiner von denen ist so reich oder einflussreich, wie du es mal wirst. Ich nenne sie „die Crème“. Das Sahnehäubchen der Snoberia.
DAS SIND SIE
DIE SZENE , VON DER MAN LIEST
DER CLUB, WO MAN JEDEN KENNT MAN IST JA AUCH WER
GRUPPE 3
HI!
GRUPPE 1
SCHRECKLICH!
GRUPPE 2
WUNDERVOLL!
GUSSIE
DAS SIND SIE. MAN BLEIBT UNTER SICH –
GÄSTE (zueinander)
OH! STIMMT...
GUSSIE
MAN KOMMT NIE ALLEIN -
GÄSTE
WAS? NEIN!
GUSSIE
MAN ZEIGT SEIN GESICHT
GÄSTE
WER? –DER?
GUSSIE
GÄSTE
GUSSIE
WIE FINDEN WIR DAS?
MAN TUT SEINE PFLICHT –
DENN DIE, MEIN KIND, MACHEN KULTUR UND SCHREIBEN DRAUF LOS ERÖFFNEN ‘NE BAR SCHAFFEN HAUTE COUTURE SIE SCHENKEN UNS DIE GRÖßTEN SHOWS
GRUPPE 3
ALBEE!
GRUPPE 2
WARHOL!
GRUPPE 1
KUROSAWA!
GUSSIE
DANN SEH‘N SIE KULTUR UND LESEN DRAUFLOS BEVÖLKERN DIE BAR
TRAGEN HAUTE COUTURE... DAS SCHEINT SCHON SONDERBAR, JA, DOCH SIE SIND DIE ALLERGRÖßTEN IN DEM ALLERBESTEN VIERTEL IN DER BESTEN STADT DES LANDES AUF DER IST - SCHON - KLAR
GRUPPE 3
EPISCH!
GRUPPE 2
VALIUM!
GRUPPE 1
SUBJEKT!
(PARTYLÄRM. GUSSIE bringt FRANK zurück zu seinen Freunden )
Nr. 12b Die Crème Teil 2 (Underscore)
GUSSIE
(Ein Kellner kommt vorbei, GUSSIE nimmt sich zwei Weingläser von seinem Tablett )
Beth, Darling, du hast ja gar keinen Seelentröster in der Hand.
(Dreht sich zu BETH und in der schnellen Bewegung - oder vielleicht absichtlich schüttet sie BETH den ganzen Wein aufs Kleid.)
Oh nein, ich schneide mir die Pulsadern auf.
(GUSSIE dreht sich suchend nach JOE um )
BETH
Ist nicht schlimm.
(leise zu Frank)
Denk ich. Immerhin gehört mir jetzt das Kleid.
GUSSIE
Joe. Joe. Komm schnell. Wir haben hier eine gigantische Katastrophe. (zu BETH)
Ach, es ist ein Skandal.
(JOE löst sich von einer Gruppe und kommt vorbei. Er lehnt sich vor, um GUSSIE einen Kuss auf die Wange zu geben. Irritiert weicht sie vor ihm zurück.)
JOE
GUSSIE
Führe mal bitte diese bildschöne Person hinauf zu meinem Ankleidesaal. Sie wird sich dort was zum Anziehen raussuchen. Bitte Joe, jetzt. Ich bin vor Scham ganz gelähmt.
Haben Sie schon mit meiner Frau gesprochen? Wir haben uns was überlegt. Für den Broadway vielleicht.
Joe, wenn du dich jetzt nicht bewegst, stürze ich mich in den Müllschlucker. Jetzt!
(JOE ab, mit BETH an seinen Fersen, die versucht den Fleck zu verdecken Zu FRANK)
Deine neuen Lieder sind einfach bezaubernd.
FRANK
GUSSIE
(holt ein paar Notenblätter aus der Tasche)
Ich hab sogar noch ein paar ganz neue dabei.
(lacht)
Du bist großartig.
FRANK
Ich bewundere Leute wie Sie immer. Man hat das Gefühl, Sie kennen jeden und machen alles.
GUSSIE
Stimmt. Eines Tags hab ich mir mein Ich ausgedacht. Und seitdem verändere ich mich nicht mehr. Stattdessen verändere ich die Leute um mich herum.
(hinter FRANKs Rücken hat sie SCOTTY hergewunken.)
Scotty!
(während Scotty zu ihr eilt)
Meine Liebe, das ist dein neuer Mandant, Franklin Shepard.
SCOTTY
Klar, ruf mich morgen an. Oder ich klingel mal durch.
(spielt einen Telefonhörer am Ohr)
Ich steh im Telefonbuch.
FRANK
GUSSIE
FRANK
GUSSIE
(spielt einen Telefonhörer am Ohr)
Ich auch.
Na, seht ihr was ihr alles gemeinsam habt!
(wirft SCOTTY einen Kuss zu und bewegt sich mit FRANK weg)
Das wäre dann deine neue Agentin. Gern geschehen.
(GUSSIE und FRANK gehen nach hinten durch eine Tür; GUSSIE öffnet die Tür zum Gewächshaus und sie gehen hinein. Als sie die Tür hinter sich schließt, hören die PARTYGERÄUSCHE und MUSIK schlagartig auf; die Party geht als Pantomime weiter.)
Joe hat mir dieses Gewächshaus zur Hochzeit geschenkt. Er neigt dazu, mir zu Füßen zu liegen.
Wirklich schön.
FRANK
GUSSIE
Nimm's mit nach Hause, wenn‘s dir gefällt. Joe hab ich geheiratet, weil er mich gut fand und weil ich sein Leben gut fand. Den vor ihm hatte ich geheiratet, weil, naja, weil er gesagt hat, er könne schreiben, und ich ihm geglaubt hab. Und den ersten? Na, erste Male zählen ja nicht wirklich, oder?!
Dieses Gewächshaus passt gar nicht wirklich nach New York. Genau wie ich.
(mit tieferer Bedeutung)
Nur am Anfang nicht, Darling. Inzwischen ist das für mich das Allerschönste in diesem Dreckloch. Wie alt bist du?
FRANK
Fünfundzwanzig. Stört mich aber nicht. Bis ich denke: Ich bin ein Vierteljahrhundert alt - und dann krieg ich Panik. Ich will so viel machen und komm irgendwie nicht richtig in die Gänge. Ich kann –
(hält sich selbst zurück)
GUSSIE
Wenn ich jemanden sehr schnell sehr gut kennen lernen möchte, dann spiele ich ein Spiel. Ich erzähle dir eine Wahrheit über mich und du antwortest direkt und ehrlich mit einer Wahrheit über dich. Ich nenne es „Gefangenenaustausch“. Ich bin nicht wirklich glücklich.
(Pause)
Jetzt du. „Ich bin nicht wirklich glücklich.“
FRANK
Ich bin wirklich glücklich.
GUSSIE
Hmm. Ich bin nur noch ein winziges Stück vom Ziel entfernt.
FRANK
GUSSIE
Ich bin kilometerweit vom Ziel entfernt. Na, eher viele Hunderttausend Kilometer.
Die Bühne ist mein Leben.
FRANK
Komponieren ist mein Leben.
GUSSIE
Der Erfolg will nicht schnell genug kommen.
FRANK
Der Erfolg will gar nicht kommen.
GUSSIE
Ich habe fünf Broadwayshows gespielt.
FRANK
Ich hab jeden zweiten Akt davon gesehen.
GUSSIE
FRANK
Wer schummelt denn da? Ich habe fünf Broadwayshows gespielt.
Ach, wo soll ich da anfangen... Ich kann –
GUSSIE
Singen ist meine große Liebe.
FRANK
Musik ist meine große Liebe.
GUSSIE
Schauspiel ist meine zweitgrößte Liebe.
FRANK
Musik ist meine zweitgrößte Liebe.
GUSSIE
Ich glaube, uns hat das Schicksal zusammengebracht.
(Eine Pause.)
Jedenfalls. Ich hab diese ganzen Shows gespielt und kaum eine davon lief länger als unser Gespräch hier. Aber Joe hat sich eben ein Skript gesichert, das mein Leben auf den Kopf stellen kann. Und deins. Wir wollen, dass du und dein Partner Musik und Texte dazu schreiben.
(Sie lächelt breit. FRANK lächelt nicht zurück.)
FRANK
Sehe ich etwa Enttäuschung auf diesem entzückenden Gesicht?
Wir hatten gehofft, dass er „Erst recht links“ mit uns machen will. Die Show, die Charley und ich ihm präsentiert hatten.
GUSSIE
Oh nein, Darling, keineswegs.
FRANK
Wir haben aber drei Jahre daran gearbeitet.
GUSSIE
Die Show hier könnt ihr viel schneller fertigkriegen. Er meinte aber, ich soll nochmal betonen: wir wollen sie schnell, laut und lustig.
Nr. 12c Die Vernunft
(GUSSIE)
Ich brauche einen Hit. Was sagst du?
(Keine Antwort. Lange Pause. Die MUSIK setzt im Hintergrund ein, langsam und geschmeidig. GUSSIE singt leise und verständnisvoll.)
MAN MUSS WISSEN, WAS MAN WILL, DARLING DA IST WISSEN WIRKLICH MACHT DU KRIEGST ALLES, WAS DU WILLST, DARLING IMMER MIT DER RUHE
ES PASSIERT NICHTS ÜBER NACHT, DARLING GIB DIR NOCH EIN BISSCHEN ZEIT DU HAST EINE GABE, DU BIST FLEIßIG , ABERNOCH NICHT GANZ BEREIT.
DIE VERNUNFT
IST EINE GANZ EIGNE KUNST WANN MUSS MAN ERWACHSEN SEIN UND IRGENDWIE KLUG?
DIE VERNUNFT
SAGT , DU WIRST GANZ GROß SCHON BALD GEHT ES LOS SIE WEIß , WAS SIE TUT UND DANN SAGST DU BLOß...?
(Die MUSIK läuft im Hintergrund weiter.)
FRANK
(Eine lange, schmerzhafte und schwierige Entscheidung. Dann leise)
Na gut.
GUSSIE
Also, bei der Show ist nix mit subtil und nix mit Tiefe. Nur so Boom, Bäm, Vorhang. Ein großer Spaß, Opulenz, Glitter, Broadway!
FRANK (unglücklich)
Na gut.
(FRANK schließt die Augen ganz fest und schluckt einmal )
GUSSIE
(sie lächelt, im Gehen)
Was seh ich da? Einen kurzen Zweifel?
(überrascht, dass sie noch da ist)
Ach, das mache ich immer, wenn ich einen Moment festhalten will. Ich mach die Augen ganz fest zu und schlucke einmal. Ich mach quasi ein Foto, das ich behalten kann. Wie einen Schatz.
GUSSIE
(versteht rein gar nichts, lächelt)
Du bist ein Schatz.
(SIE gehen im hinteren Teil der Bühne entlang aus dem Gewächshaus, zurück zur Party. Sie werden von lautem Gebrabbel und Musik überrollt.)
Nr. 12d Die Crème Teil 3
GÄSTE
(wie im vorherigen Teil)
DAS IST TOLL, IST GENIAL
DAS HAT FEUER, DAS HAT KLASSE
DAS IST NICHTS, DAS IST MIST
DAS IST ABSOLUTE LEERE
DAS IST SPANNEND, DAS HAT LEBEN
DAS IST BESSER, DAS HAT ALLES
DAS IST...
GUSSIE
(setzt sich mehrfach auf die Tasten des Klaviers, um Aufmerksamkeit zu bekommen)
Psssst. Pssssst. Alle, die noch nicht zu viel getrunken, geraucht und gefuttert haben, kommen jetzt mal pronto hierher. Hopp hopp.
(Die GÄSTE versammeln sich nach und nach am Klavier, SIE geht zurück zu FRANK. BETH quetscht sich durch die GÄSTE. Sie trägt eins von GUSSIES Kleidern und führt es FRANK stolz vor.)
BETH
FRANK
Frank! Ach, schau doch mal –!
Gefällt mir sehr gut, Schatz.
(zu MARY, die gleich hinter ihnen hereingekommen ist) Wo warst du denn?
MARY
Ich musste mir erst ein Kleid leihen. Von dem Typen in der Wohnung über mir
(FRANK lacht und küsst MARY auf die Wange.)
GUSSIE
BETH
MARY
(zu BETH)
Oh, Darling, das sieht ja umwerfend an dir aus. Behalt es, ja? Ich bin sowieso zu fett dafür.
BETH
FRANK
GUSSIE
Ach, Gussie, das ist unsere Freundin, Mary Flynn. Sie arbeitet bei einem Magazin, aber ganz bald bringt sie ihr erstes Buch raus.
(zu GUSSIE)
Sorry für die Verspätung. Zum Glück habt ihr nicht gewartet.
Mary, Charley und Frank sind unzertrennlich.
Wir müssen uns aber jetzt mal kurz trennen. Ich muss mit Charley reden.
(hält ihn auf)
Nein, nein, ich habe doch was mit euch vor.
(zu MARY)
Mary Flynn, wärst du so gut und suchst Charley für ihn? Ganz lieben Dank.
(Küsst ihren Finger und berührt damit MARYs Nase. GUSSIE dreht sich lächelnd zu BETH um - MARY folgt ihr dabei kurz mit gruseligen Krallenhänden, bevor sie sich auf die Suche nach Charley macht.)
Dein Mann ist der talentierteste Komponist weit und breit. Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich verrückt nach ihm bin.
BETH (lächelt fröhlich zurück)
Das hoff ich auch.
(Sie lachen zusammen wie zwei kleine Mädchen; die GÄSTE reden noch immer. GUSSIE geht wieder zum Klavier und setzt sich mehrfach mit Schwung auf die Tasten, damit es ruhig wird.)
Ruhe jetzt, alle zusammen! Ruhe bitte. Passt gut auf, denn eines Tages könnt ihr erzählen, dass ihr „damals dabei gewesen“ seid.
(MARY kommt mit CHARLEY dazu.)
Neben mir steht der aller-aller-allerspannendste Komponist seit Menschengedenken und noch früher - und er spielt uns eins seiner Lieder vor. Und wenn er fertig ist, werdet ihr nur noch Gift schlucken wollen - einfach weil es nichts mehr gibt, für das es zu leben lohnt.
(Die kurzen Gesten zwischen FRANK und CHARLEY, zu denen wir nichts hören, machen klar, dass FRANK diese Chance gern annimmt und CHARLEY eigentlich eher mit gemischten Gefühlen mitmacht.)
Also platziert eure Hintern stabil und schließet die Sprechluken. Es ist mir eine große Ehre, dass sie hier sind: Franklin Shepard und Charles... komischer Nachname irgendwas...
(GUSSIE macht ein lustiges Gesicht und einen Knicks, dann tut sie so als ob sie sich in den Kopf schießt, als Strafe fürs Vergessen )
Egal, das Lied ist jedenfalls aus einer kleinen Show, die sie aufführen wollen. Und das wir hoffentlich in eine große Show packen, die wir aufführen wollen.
CHARLEY
Eine große Show? Wovon redet die, Frank?
FRANK
Später. Sing erstmal.
Nr. 13 Gefunden
(FRANK spielt das Intro auf dem Klavier.)
CHARLEY
(Zuerst verunsichert und nervös, wird er nach und nach ruhiger und selbstsicherer, vor allem weil MARY und BETH ihm Zeichen geben und ermutigend anschauen und weil er das Gefühl bekommt, dass das Publikum hingerissen ist )
GUSSIE
AM ANFANG WAR ES EIN LIED
ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN
UND IMMER DA
ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT DAS WAR: WIR HABEN UNS GEFUNDEN
NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE
AUCH MANCHMAL BITTER UND SCHWER
DOCH WENN'S SO WAR, DANN NUR MINUTEN, NICHT MEHR DENN EINS WAR KLAR:
WIR HATTEN UNS GEFUNDEN
ICH WOLLTE IMMER ZU VIEL WAS IST VIEL
WENN MAN HOFFT
DASS ES GEHT?
DU WOLLTEST EBEN NUR HALB
NUR NICHTS HALS
ÜBER KOPF -
IST OKAY.
(Ein paar Takte ohne Text. FRANK und ER schauen sich herzlich und zufrieden an )
NOCH EHE MAN SICH’S VERSIEHT
HAT MAN DAS EINFACHE GLÜCK DANN DOCH VERPASST WIR KÖNNEN NICHT MEHR ZURÜCK ICH GLAUBE FAST:
WIR DREH‘N DIE ALTEN RUNDEN
GEH‘N KEINEN SCHRITT NACH VORN
WIR HABEN UNS GEFUNDEN UND VERLORN
(Großer APPLAUS mit vielen OOHS und AAAHS )
(applaudiert am lautesten, ruft)
Moment, Moment, Moment! Noch nicht wegrennen. Wir wollen es nochmal hören. Oder?! Zeigt es ihnen. Das ist doch Musik, die euch jede Minute im Leben begleiten muss, nicht wahr? Setzt euch wieder hin, hin, hin. Dann machen sie es nochmal. Encore! Zugabe!
(Dabei läuft sie herum und platziert LEUTE, damit sie besser sehen können.)
CHARLEY
Nein. Sag nein, Frank.
MARY
BETH
FRANK
Charley hat Recht.
Die fanden es super.
Die denken, wir sind große Klasse.
CHARLEY
FRANK
Und weißt du, was wirkliche Klasse ist? Zu wissen, wann man gehen muss.
Ich sing mit. Komm schon.
Nr. 13a Die Crème Teil 4
(SIE fangen nochmal von vorn an, CHARLEY fühlt sich sichtlich unwohl damit )
CHARLEY, FRANK
AM ANFANG WAR ES EIN LIED ES WAR GANZ LEISE UND SCHÖN
UND IMMER DA
ICH KONNTE LANGE NICHT SEH’N WIE GUT ES WAR –
DORY
CHARLEY , FRANK
(Zu zwei anderen Gästen, flüstert deutlich hörbar)
ICH SO: „JOE,
WIR HABEN DIE SHOW UNS GEFUNDEN WIRD GLEICH DIE NUMMER EINS“
GUSSIE
PSSST!
CHARLEY , FRANK
NEIN, GANZ PERFEKT WAR ES NIE AUCH MANCHMAL BITTER –
SCOTTY CHARLEY , FRANK
KENNST DU SCHON – ? –
GAST
GANZ SICHER – - !
UND SCHWER
GAST 2
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
MARY
PSST!
GAST
PSST!
DOCH WENN'S SO WAR
CHARLEY , FRANK
DANN NUR MINUTEN, JOE
(summt laut, aber schief mit)
DADADADADA
GÄSTE CHARLEY , FRANK
IMMER DIESE
NICHT MEHR POLITISCHEN ZAUBERTRICKS
DENN EINS WAR KLAR -
(CHARLEY und FRANK singen weiter, aber die Aufmerksamkeit der GÄSTE schwindet; Sie singen zueinander und ignorieren FRANK und CHARLEY immer mehr )
CHARLEY , FRANK – WIR HABEN UNS GEFUNDEN.
GÄSTE
(gleichzeitig, verschiedene Soli)
DA WAR
STAU IN DEM TUNNEL
EIN SATZ MIT X!
CHARLEY , FRANK
ICH WOLLTE IMMER ZU VIEL WAS IST VIEL
WENN MAN HOFFT DASS ES GEHT?
GÄSTE
(gleichzeitig, verschiedene Soli, siehe Klavierauszug)
AUF DEM LAND GEH‘N DIE TICKETS DANN WEG WIE NIX HAST DU MAL – ?
JEMAND MÜSSTE – !
ES IST VERFLIXT!
SO TOTAL – !
WENN MAN WÜSSTE – !
EIN SATZ MIT X!
IMMER DIESE POLITISCHEN ZAUBERTRICKS ...
HAST DU MAL – ?
JEMAND MÜSSTE – !
ES IST VERFLIXT!
SO TOTAL – !
WENN MAN WÜSSTE – !
EIN SATZ – ! PSST!
CHARLEY , FRANK (gleichzeitig)
DU WOLLTEST EBEN NUR HALB, NUR NICHTS HALS –
GUSSIE
PSSSSSSSSSSSSSSSSSSSST!
(Es wird kurz ganz still, FRANK und CHARLEY, die bisher geschrien haben, werden wieder leiser, ziemlich verunsichert )
FRANK , CHARLEY
ÜBER KOPF, IST OKAY...
(Eine GÄSTEGRUPPE lacht laut CHARLEY schmeißt seine Noten auf das Klavier und geht ab; FRANK, MARY und BETH eilen ihm nach; die GÄSTE bleiben und merken nichts )
GRUPPE 1
DARLING!
DIE NEUE SHOW DARLING!
DER ABEND WAR –MIST
WAR DAS GUT?
GRUPPE 2
HAST DU MAL – - ?
JEMAND MÜSSTE –EINFACH ALLES –
ES IST VERFLIXT! SO EIN KÖNNER! SO TOTAL –EINFACH NICHTS – WENN MAN WÜSSTE –ABER FRÜHER!
EIN SATZ MIT X! EINFACH UNSINN AUF DEM LAND NUR FÜR KENNER!
GEH‘N DIE TICKETS DANN DAS WAR TOLL WEG WIE NIX... WAR GENIAL
IMMER DIESE SO EIN KÖNNER! POLITISCHEN ZAUBERTRICKS...
DAS WAR NICHTS NUR FÜR KENNER! DAS WAR ABSOLUTE LEERE! WAHRE KÖNNER!
ALLE
DAS IST SPANNEND
DAS HAT LEBEN
DAS IST BESSER
DAS HAT ALLES
DAS IST KUNST
DAS IST ECHT
DAS IST TIEF
DAS IST WIRKLICH
DAS IST...
Nr. 13b Übergang 5
ENSEMBLE
UND WIR BRECHEN AUF FAHREN UNSERN FLUß ENTLANG UND MIT UNSERN TRÄUMEREIN
GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT
REIß DIE FENSTER AUF SIEH DIR MAL DIE LANDSCHAFT AN IMMER IN DEN TAG HINEIN
TAG HINEIN...
NEUNZEHNEINUNDSECHZIG
MAL GEHT ES LEICHTER MAL BIST DU GLEICH DA MAL SPIELT DAS STEUER PLÖTZLICH VERRÜCKT WIRST DU VERDRÄNGT
ZU BODEN GEDRÜCKT
MAL WILLST DU DOCH VIEL LIEBER ZURÜCK...
Ende der zweiten Szene
Nr. 14 Bobby und Jacky und Jack
(Wir sind im „Downtown Club“, einem kleinen Nachtclub mit karierten Tischdecken und Kerzen in Chiantiflaschen. FRANK, BETH, CHARLEY und ein Pianist führen ihre Nummern auf. In dem kleinen Publikum sitzen auch JOE JOSEPHSON und GUSSIE.)
Die Projektion: DOWNTOWN CLUB 1960)
CHARLEY
NEUNZEHNSECHZIG
BETH
FRANK
WAR DOCH SO SCHLECHT NICHT
ACH GOTT, WAS WAR DAS FÜR EIN JAHR!
ALLE DREI
SCHLAGZEILEN, NAMEN ERFINDUNGEN UND KLATSCH WER WEIß NOCH , WAS ALLES GESCHAH
KOPIERER
UND LASER
DIE PILLE, DER TWIST BRASILIENS HAUPTSTADT IST
BETH
BRASILIA, WIE IHR WISST
ALLE DREI
CHRUSCHTSCHOW GIBT RUHE UND BEIDE SCHUHE AB
CHARLEY
FÜR NIXON WAR‘S ZU KNAPP
ALLE DREI
DIE FÜNFZIGER SIND ARCHIVIERT, WIR HABEN SIE DURCHEXERZIERT
FRANK
GOODBYE, EISENHOWER!
CHARLEY
DAS WEIßE HAUS WIRD BLAUER
ALLE
ICH KENNE DIE FAMILIE, DIE HIER GASTIERT
(Sie verschwinden hinter einem provisorischen Vorhang. Der Pianist spielt einen irischen Jig. Wenn sie zurückkommen, haben sie Kennedy-Perücken und -Requisiten dabei. FRANK und CHARLEY geben sich jetzt besonders posh, BETH singt nur noch gehaucht.)
CHARLEY
MIT BOBBY -
BETH
UND JACKIE -
FRANK
UND JACK -
ALLE DREI
UND DAS SIND NUR DIE VORN AN DECK:
NOCH ETHEL UND TEDDY UND PAT MIT SOHN
CHARLEY
PLUS EUNICE
BETH
FRANK
UND PETER
UND JEAN
PIANIST
UND JOAN
CHARLEY
UND WIE HEIßT DER – ?
BETH
STEPHEN
FRANK
UND KOMM, SAG SCHON DER TYP BEI DER ARMY -
BETH, CHARLEY
DER BEI DER ARMY?
FRANK
CAPTAIN… MAJOR…
CHARLEY
S A RGENT !
FRANK
RICHTIG!
ALLE DREI
WAS FÜR EIN KONGLOMERAT
WIE MERKT MAN SICH DIESEN SALAT? NA EINER SIEHT GUT AUS
IST JUNG UND REICH UND EINE SIEHT GUT AUS
IST JUNG UND REICH
DIE ANDERN SEH‘N GUT AUS
SIND JUNG UND REICH –WIE GLÜCKLICHE MADEN IM SPECK
SIND BOBBY UND JACKIE UND JACK UND ETHEL UND TED UND EUNICE UND PAT UND JOAN
UND STEVE UND PETER UND SA R GE UND JEAN –
UND SICHERLICH NOCH GANZE KOMPANIEN UND CO –
UND ROSE UND JOE
(FRANK spielt die Blechflöte, CHARLEY und BETH tanzen. BETHs Eltern, MR. und MRS. SPENCER, kommen VORN AUF DIE BÜHNE, reden mit dem KELLNER [TYLER] und setzen sich an einen freien Tisch )
ALLE DREI
WIR SCHAFFEN NIVEAU IN VIER JAHREN
BETH
DIE WELT DER KULTUR KOMMT ZU UNS
ALLE DREI
WIR HOL‘N KREATIVE UND DIVEN IN SCHAREN
CHARLEY
DIE GROßEN
BETH
DIE SCHÖNEN
FRANK
DIE KUNST
BETH
MEIN ORCHESTER ZELEBRIERT BACH UND VIVALDI
UND MÜNCH GIBT EIN STÜCK VON RAVEL
DANN NOCH LEONTYNE PRICE ALS TOSCA
BESSER ALS JEDER ROCKSTAR
UND DANN TANZT MARGOT FONTEYN „GISELLE“
CHARLEY
Gleichzeitig?
BETH
WÄR DAS NICHT ORIGINELL?
FRANK
EINE LESUNG MIT AUDEN EIN GAST AUS EUROPA -
CHARLEY
UND BERNSTEIN SETZT SICH ANS KLAVIER
BETH UND GALINA
(Hebt die Betonung performativ hervor)
WISCHN J EWSKJA
FRANK, CHARLEY
GESUNDHEIT!
BETH
SINGT LYRISCHSTE OPER SCHON IHR NAME ERFRISCHT IHR SOPRAN IMPONIERT!
ALLE DREI
WIR SCHAFFEN NIVEAU IN ACHT JAHREN EIN PARADIES FÜRS FEUILLETON
FRANK
WIE WÄR DIE MONROE ?
CHARLEY (nickt)
SIEHT NETT AUS UND SPIELT GUT
BETH
UND OLEG CASSINI -
(FRANK, CHARLEY und der PIANIST schauen sie an)
ICH FIND SEINEN STIL GUT
CHARLEY
UND WAS IST MIT HEIFETZ?
BETH
UND CALLAS!
FRANK
UND GIELGUD!
ALLE DREI
WAR JEDER MAL KURZ VIRTUOS
DANN GEHT UNSRE PARTY ERST LOS!
FRANK
(Noch ein irischer Jig. FRANK, BETH stellen sich hinter dem Pianisten am Klavier an CHARLEY kommt dazu, reiht sich hinten ein und meldet sich hektisch.)
Ist ja gut, Bobby. Ich mach dich zum Justizminister. Stell dich nicht so an.
CHARLEY
JA, BOBBY
BETH
UND JACKIE
FRANK
UND JACK
ALLE DREI
DIE LAUERN IN IHREM VERSTECK
FRANK
DENN NACH DEN ACHT JAHREN SIND SIE AM ZUG
CHARLEY
WIR HABEN NACH BOBBY –
PIANIST
NOCH NICHT GENUG -
BETH
DANN PETER UND STEPHEN -
FRANK, CHARLEY, PIANIST
(zu BETH) ‘NE FRAU WÄR KLUG
BETH
UND DANN NOCH DER COLONEL -
FRANK, CHARLEY & PIANIST
COLONEL?
BETH
MAJOR?
FRANK, CHARLEY
MAJOR?
BETH
NA DER!
FRANK S A RGENT !
BETH
JA...
ALLE DREI
WIR GEH‘N SO SCHNELL NICHT MEHR WEG WIR HABEN EIN HEER IM GEPÄCK
FRANK
AUCH WAHLEN SIND IRGENDWANN UNMODERN
BETH
WIR REGELN DIE THRONFOLGE CLAN - INTERN
CHARLEY
MIT KINDERN DER KINDER VOM GANZ HARTEN KERN
FRANK
WAS ANDRES HÄTT GAR KEINEN ZWECK -
ALLE DREI
FRANK
SO WIRD UNSER LAND DANN EIN EINZIGER ANHANG
VON BOBBY UND JACKIE UND JACK UND ETHEL UND TED UND EUNICE UND PAT UND JOAN
UND STEVE UND PETER UND SARGE UND JEAN UND ROSE UND JOE UND DEM UND DER UND MEHR UND MEHR UND MEHR UND MEHR EIN NEUES JAHRZEHNT FÜR DAS VOLK
(drücken die Daumen)
VIELLEICHT WIRD‘S SOGAR EIN ERFOLG.
(Die Akteure verbeugen sich nach links und rechts BETH und CHARLEY gehen hinter dem Vorhang ab.)
(als Moderator des Abends)
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste, das Ensemble unserer Revue „Frank and Friends“, die jetzt schon im fünften und nicht ganz rekordverdächtigen Monat zu sehen ist, dankt Ihnen, dass Sie heute hier sind, im Upstairs Room des Downtown Club, wo wir jeden Abend zweimal für Sie auftreten. Außer heute Abend.
(CHARLEY rennt mit einem Schild über die Bühne: „Just Married“ - alte Schuhe und Dosen hängen daran. FRANK heiratet wohl heute Abend noch ) Lass das. Kommen Sie bitte wieder und bringen Sie noch einen Freund mit. Oder kommen Sie wieder und finden hier einen neuen Freund. Oder kommen Sie wieder und seien Sie hier ein guter Freund. Vielen Dank.
(FRANK ab. Licht auf TYLER. Er geht zu JOE JOSEPHSON, der neben einer viel jüngeren GUSSIE sitzt.)
Verzeihung, ich habe Ihren Namen auf der Gästeliste für heute Abend gesehen, Mr. Josephson. Ich bin hier Kellner. Also eigentlich hab ich drei verschiedene Jobs, aber nur bis meine Erfindung so richtig durchstartet. Ich hab nämlich eine neue Maschine entwickelt, die an Ihr Telefon geht, wenn Sie nicht zuhause sind. Oder auch, wenn Sie zuhause sind. Aber irgendwie bekomme ich nicht genügend Investoren dafür.
JOE
Guter Mann, wissen Sie, es tut mir ja leid, aber es gibt schon Telefonisten, die ganz genau das machen, was Ihre bedepperte Maschine hier machen soll.
TYLER
Mr. Josephson, ich brauche nur 4.000 Dollar und Sie bekommen noch heute einen Vertrag über 50% vom Gewinn.
JOE
MARY
Piano, piano. Ich wohn im Penthouse, nicht im Irrenhaus. Ich investiere ja gern meinen letzten Cent, wenn Sie mit einer guten Idee ankommen, sowas wie diese neuen 3DFilme.
(TYLER sammelt seine Dokumente zusammen, legt JOEs Rechnung auf den Tisch und geht rechts ab; dann JOE zu GUSSIE)
MARY
Wann gibt's hier eigentlich mal einen Kellner, der einfach nur Kellner ist?
(Geht zu den SPENCERS, die ganz offensichtlich unzufrieden sind)
Mr. und Mrs Spencer? Hallo! Ich bin Mary Flynn. Frank und Beth kommen gleich.
(MARY setzt sich)
Sie freuen sich bestimmt sehr über die Hochzeit.
MRS. SPENCER
„Freuen“ ist nicht das richtige Wort dafür.
Eines Tages wird Frank mal so ein wichtiger Mann sein, glauben Sie mir.
MR. SPENCER
Warum sollten wir?
MRS. SPENCER
Arbeiten Sie auch in diesem Showbusiness?
MARY
Ich bin nur Fan. Aber sowas wie Franks Musik habe ich noch nie gehört.
MR. SPENCER
Wir auch nicht.
MARY
(ignoriert das)
Ich arbeite beim Magazin „Look“.
MRS. SPENCER
Na sehen Sie, eine solide Anstellung.
MARY
Ich find's schrecklich.
MRS. SPENCER
Tja, darum heißt es eben „Arbeit“.
(MARY entscheidet sich, ab sofort genauso stumm herumzusitzen wie die beiden. FRANK und BETH kommen auf die Bühne. Sie halten sich an den Händen und wünschen sich gegenseitig ohne Worte viel Glück. Dann geht BETH zu ihren ELTERN und FRANK zu JOE JOSEPHSON.)
FRANK
Mr. Josephson, kennen Sie mich noch? Frank Shepard. Wir alle vom Ensemble sind einfach platt: So ein wichtiger Mann wie Sie kommt hier vorbei und schaut sich unsere Revue an.
JOE
GUSSIE
Und kennen Sie noch Shirley Molinsky? Jetzt heißt sie Gussie Carnegie. Neue Nase, neue Kleider, neuer Name - und ta-daa, man staune, was sich darunter verbirgt.
Ach du. Ich war halbtags bei ihm als Sekretärin - ich brauchte ja Geld für den Schauspielunterricht.
FRANK
Wir haben Sie alle schon auf der Bühne gesehen, Sie waren großartig.
JOE
GUSSIE
Ein großes Talent, verschwendet an billige Provinzstücke - und dann kam ich. Aber ihr macht was richtig, denk ich - meine Verlobte hier kämpft sich gerade durch eine richtig schlimme Scheidung, aber ihr, ihr bringt sie zum Lachen.
Joe, Joe, Joe. (schlägt JOE, dann zu FRANK)
Ihr wart einfach goldig.
FRANK
Ach, wissen Sie, eigentlich sind wir um Lichtjahre besser. Aber alle hatten so ‘ne Angst, weil Sie beide da sind. Und ich bin heute ja sowieso völlig durch den Wind. Ich heirate heute noch.
JOE
Die Kleine aus der Show?
FRANK (nickt) Beth
JOE
Sie sind so schrecklich jung. Jung gefreit, teuer bereut.
FRANK
Ich bin 23. Aber mein Freund, der die Texte schreibt, der hat schon ein Kind–
(CHARLEY kommt zu FRANK.)
Ah, Mr. Josephson, das ist Charley Kringas. Wir hatten bei Ihnen unsere Songs vorgestellt. Wir arbeiten zusammen. Und komplementieren uns quasi.
CHARLEY
Genau, ich mach ihm Komplimente und er mir.
GUSSIE
(Da keiner lacht, entscheidet sich CHARLEY für den Rückzug )
JOE (will gehen)
FRANK.
Masel tov. Ihr macht ja jetzt schon kommerziellere Sachen, find ich gut. Und wer heiratet, braucht ja auch Moneten. Allerdings, wenn sie nicht schwanger ist, würd ich sagen: Rette sich, wer kann.
(CHARLEY und FRANK schauen sich an, dann schaut CHARLEY zum Boden und FRANK schaut weg. Einen kurzen, angespannten Augenblick lang braucht JOE, dann versteht er und lässt das Lächeln.)
Schöne Hochzeit wünsch ich.
(Geht zu FRANK)
Talentierte Leute vergesse ich nie, Hank.
Frank.
(GUSSIE küsst ihren Zeigefinger und berührt damit Franks Nase, dann geht sie mit JOE ab.)
CHARLEY
Du musst nicht, wenn du nicht willst, Frank.
FRANK
Ich will aber, Charley.
(BETH hatte pantomimisch mit ihren Eltern gestritten. MARY seilt sich von ihnen ab und geht zu FRANK und CHARLEY)
MARY
FRANK
Weißt du, wenn das irgendwie stimmt, dass wir alle so werden wie unsere Eltern, sitzt du tiefomat in der Tinte.
Denkst du, ich hab mich falsch entschieden?
MARY
Also wenn du wirklich wissen willst, was ich –
BETH
(Kommt dazu und unterbricht sie)
Frank, jetzt nicht überreagieren, aber meine Eltern wollen uns vor der Trauung nochmal sprechen.
(MARY und CHARLEY, die zwischen den beiden stehen, ziehen sich gleichzeitig zurück und lassen FRANK und BETH allein )
Ich bin nicht schwanger.
FRANK
Was?
BETH
FRANK
Willst du mich immer noch heiraten?
Willst du denn?
BETH
FRANK
Na, erst wollte ich wegen des Babys. Und jetzt wegen dir.
Und ich wegen dir.
BETH
FRANK
Ich bin doch schwanger.
BETH
Beth!
Ich wollte nur sichergehen.
(Sie gehen zu den SPENCERS)
MRS. SPENCER
Elizabeth.
BETH
Na, wie seh ich aus, Mama?
MRS. SPENCER
BETH
Dein Vater und ich möchten dir nur eines sagen.
Mama, du hast mir schon alles gesagt. Zwei Tage am Stück.
MRS. SPENCER
Der Typ da hat nicht mal eine richtige Arbeit!
BETH
FRANK
(zu FRANK)
Meine Tochter meinte, sie fängt wieder als Sekretärin an, damit ihr beide genug Geld habt.
Das sollte doch unter uns bleiben!
Mrs. Spencer, ich habe nicht vor, mein Leben lang in diesem Club zu spielen. Ich will komponieren. Und damit ich das machen kann, spiele ich hier, begleite ich Sänger beim Vorsingen oder spiele bei Tanzstunden, schreibe Arrangements und mache alles Mögliche. Damit ich mir das Komponieren leisten kann.
MR. SPENCER
Oh, wir geben dir auch jetzt sofort 2.000 Dollar auf die Hand.
BETH
Papa!
MR. SPENCER
FRANK
Sagt doch dieses lächerliche Trauerspiel von Hochzeit einfach ab.
Mr. Spencer, Beth und ich werden auf jeden Fall heiraten. Hoffentlich mit Ihrem Segen, aber wir werden heiraten.
CHARLEY (fährt dazwischen)
Der Pfarrer ist grade gekommen.
BETH
Wo ist Evelyn?
MRS. SPENCER
Wer ist Evelyn? Die Pfarrerin etwa?
CHARLEY
Evelyn ist meine Frau. Sie sitzt ganz hinten. Sie schluchzt immer so, dass Trauungen schon öfter mal unterbrochen werden mussten. Ich will das ja nicht persönlich nehmen.
BETH
Los geht‘s.
MRS. SPENCER
Elizabeth?
(hält BETH fest, nimmt einen Ring ab)
Omas Ring.
BETH
Oh, danke, Mami!
(umarmt erst MRS. SPENCER, dann auch MR. SPENCER)
Papa.
(BETH und FRANK gehen auf ihre Positionen. Die Spencers bleiben allein zurück )
MRS. SPENCER
Na, zumindest ist er kein Schwarzer.
(Der PFARRER, ein Afroamerikaner, tritt durch den Vorhang auf )
MR. SPENCER
Und zumindest ist sie nicht schwanger.
(MRS. SPENCER sieht den PFARRER und bekommt riesige Augen.)
PFARRER
Liebe Freundinnen und Freunde, einen schönen guten Abend. Bevor Sie ja sagen, bitten Frank und Beth noch kurz um Ihre Aufmerksamkeit. Frank?
Nr. 15 Jeder Tag tut gut
(Musik im Hintergrund)
FRANK
Meine liebe Beth, ich freu mich so, dass wir heute hier heiraten, hier wo wir uns kennengelernt haben und wo ich dich lieben gelernt habe. Und ich möchte unseren guten, allerbesten Freunden danken, dass sie heute mit dabei sind, beim wichtigsten Moment in unserem Leben.
PFARRER
Beth?
BETH
MARY
(wendet sich an FRANK)
JEDER TAG TUT GUT....
(LICHT auf MARY, die am vorderen Bühnenrand zu einem Tisch geht)
IST DIR DAS NICHT KLAR...
MARY, BETH
WEIL DU JETZT IN MEIN LEBEN GEHÖRST UND DU BIST IMMER DA
FRANK, MARY
NOCH EIN TAG VERGEHT UND ICH DENKE: KANN DAS DENN SEIN?
BETH
ES WIRD DOCH NIEMALS IMMER NUR BESSER DOCH DANN WIRD ES NOCH SCHÖNER UND FESTER UND GRÖßER UND WEITER
FRANK, BETH
UND STÄRKER, BEREITER VERTRAUTER, BEFREITER
TRIO
UND JA JEDER TAG TUT GUT
MARY
ES IST MIR SO KLAR
BETH, MARY
DASS DU IRGENDWIE ZU MIR GEHÖRST UND DU BLEIBST IMMER DA
TRIO
WENN DU MICH VERLÄSST BLEIBT MIR GAR NICHTS MEHR
FRANK, BETH
ICH WILL TAGE UND WOCHEN UND JAHRE UND DANN
FRANK, BETH, MARY
NICHTS MEHR
TRIO
TAGE UND WOCHEN UND JAHRE, JAHRZEHNTE UND DANN BIS ZUM LETZTEN TAG
(FRANK schiebt BETH den Ehering auf den Finger )
FRANK, BETH
BIS ZUM LETZTEN TAG
(FRANK und BETH küssen sich )
MARY
BIS ZUM LETZTEN TAG!
(Das Licht wird langsam dunkler, dann verlischt es ganz.)
Nr. 15a Übergang 6
TYLER
WIE WAR DAS MÖGLICH?
FRÜHER WAR ALLES KLAR
WIE BIST DU SO VOM WEG ABGEKOMM‘N? HAST DU DIE FALSCHE ABFAHRT GENOMM’N?
DORY
WIE WAR DAS MÖGLICH?
WO WAR DER ANFANG?
WANN KONNTEST DU DEN PFAD NICHT MEHR SEH‘N?
WO KONNT ’ ES SO DEN BACH RUNTERGEH‘N?
BEIDE
WIE KONNTE SICH DEIN LEBEN SO DREH‘N? NEUNZEHNNEUNUNDFÜNFZIG...
Ende der dritten Szene
Nr. 16 Da raus
(Die Projektion: NEW YORK CITY 1957-1959. CHARLEY sitzt am Schreibtisch, vor ihm eine elektrische Schreibmaschine. FRANK am Klavier, mit einem Stift im Mund, Notizzettel vor ihm ausgebreitet )
CHARLEY (tippt)
FRANK
(spielt eine kleine Melodie am Klavier)
CHARLEY (tippt)
FRANK
CHARLEY
(spielt die Melodie nochmal, aber zwei Töne verändert)
(tippt etwas energischer; BING - er hat das Ende der Zeile erreicht; er hört auf, dreht am Knauf und schiebt die Seite hoch - liest, was er geschrieben hat)
FRANK
(verändert einen anderen Ton)
CHARLEY (grunzt missmutig)
FRANK (versucht es mit noch einer anderen Note)
CHARLEY (rollt die Seite wieder runter)
FRANK (versucht noch einen anderen Ton, langsam verzweifelt)
CHARLEY (streicht alles wieder durch)
FRANK
(spielt die Melodie nochmal, verändert eine andere Note, schlägt schließlich mit der ganzen Hand auf die Bassnoten und wirft angeekelt den Stift weg. Musik im Hintergrund. Die folgenden Sätze werden gesprochen.)
FRANK
KOMMST DU WEITER?
CHARLEY KLAR. DU?
FRANK TOP
CHARLEY
JA, SICHER
(Das Telefon klingelt. FRANK nimmt ab )
FRANK
IMBISS YING - YANG
(LICHT auf MARY, sie sitzt an ihrem Schreibtisch und ruft an.)
MARY HI
FRANK (Zu CHARLEY)
M ARY
CHARLEY
LIEBEN GRUß
MARY … (singt)
ICH GLAUB ICH HAB ‘NEN JOB.
FRANK (gesprochen)
WO?
MARY „WAHRE LIEBE“
FRANK
MODEL?
MARY
DANKE. KLEINE TEXTE
FRANK
WAS IST MIT DEM BUCH?
MARY
WAS SOLL DAMIT SEIN?
FRANK
SCHREIBST DU TROTZDEM WEITER AN DEM BUCH?
MARY JA...
FRANK GUT...
MARY NEIN....
FRANK (ermahnend)
MARY
MARY
JA, ICH WEIß, DENK SCHÖN AN GOETHE...
CHARLEY (tippt)
FRANK (ergänzt einen neuen Ton zu seiner Melodie)
MARY
(tippt langsam, schaut nach jedem Buchstaben nochmal nach)
CHARLEY (tippt enthusiastisch)
FRANK (versucht es mit zwei Akkorden)
CHARLEY (dreht die Seite hoch und liest)
FRANK (versucht eine andere Akkordkombination)
MARY (tippt)
CHARLEY
(schiebt die Seite wieder runter und streicht alles durch; Mary tippt weiter)
FRANK
MARY
CHARLEY
(spielt die Melodie mit zwei neuen Akkorden, schreibt sie auf und pfeift dabei)
(liest was sie geschrieben hat, stöhnt und rutscht enttäuscht im Stuhl zusammen)
(rutscht enttäuscht im Stuhl zusammen)
FRANK
CHARLEY
(seufzt, legt den Stift weg, rutscht in sich zusammen)
(MARY, FRANK und CHARLEY laufen vorn an der Bühne durcheinander, jede und jeder hat seinen eigenen Spot)
MEIN DRAMA IST FERTIG
FRANK
ICH GEHE ZUM VORSPIEL -
MARY
ICH HAB EINE SEITE
FRANK - BEGLEITUNG FÜR PROBEN
CHARLEY
UND WO GEH‘N WIR ESSEN?
MARY
ICH WECHSEL ZUM PLAYBOY
FRANK
DANN RIEF DER VERLAG AN
CHARLEY
ICH ÄNDER DEN ANFANG
MARY
AM MONTAG KOMMT MAMA
FRANK
ICH WAR IM THEATER
CHARLEY
ICH ÄNDER DAS ENDE
FRANK
GANZ NETT: MY FAIR LADY
MARY
ICH HAB KEINE SEITE
CHARLEY
HAB FAST ‘NEN AGENTEN
ALLE
FRANK
WIR TREFFEN UNS ALLE AM SONNTAG
WIR GEHEN DA RAUS: „HALLO, HIER SIND WIR!“
DA VORNE DAS ZIEL
IST NICHT WEIT
ES GEHT GRADEAUS
EINFACH AUSPROBIER ’ N
WIR KÖNNEN JA NICHTS VERLIER‘N NUR KOSTBARE ZEIT!
(Die MUSIK läuft im Hintergrund weiter, auf der Bühne lebendiges Treiben: CHARLEY im Gespräch mit einem AGENTEN; FRANK spielt dieselben Takte einer Probenmusik immer und immer wieder, während Tänzer dazu üben; MARY trifft in der U-Bahn einen Musiker.
Plötzlich hat FRANK eine Idee, spielt mitten in der Probe seine Melodie und schreibt sie dann enthusiastisch auf. Er geht, genau wie CHARLEY und MARY wieder auf andere Positionen )
ICH HAB HEUT EIN TREFFEN
CHARLEY
ICH SCHREIBE VERLAGEN
MARY
ICH HAB EINE SEITE
FRANK
MIT DEM PRODUZENTEN
CHARLEY
ICH SCHMEIßE DIE UNI
MARY
MEIN NEUER SPIELT GEIGE
FRANK
EIN AUFTRITT IM TANZCLUB!
CHARLEY
SIE SPIELEN MEIN DRAMA!
MARY
ICH WECHSEL ZU „WOMAN“
FRANK
ICH ÄNDER DAS NOCHMAL
MARY
ICH HAB ALLE SEITEN
CHARLEY
WIR GEH‘N IN DIE PROBEN
MARY
ICH HASS ALLE SEITEN
GENAU WIE DEN GEIGER ICH WECHSEL ZU „POPULAR SCIENCE“
ALLE
WIR GEHEN DA RAUS VÖLLIG UNGEHEMMT
WIR SEHEN DAS ZIEL SCHON GANZ NAH
EIN STÜCK GRADEAUS ÄNGSTE SIND UNS FREMD
WIR GEBEN DAS LETZTE HEMD DENN MEHR IST NICHT DA!
(ALLE DREI werfen sich gleichzeitig in die Aktivität, die MUSIK läuft im Hintergrund weiter; CHARLEY und MARY tippen wie wild, FRANK pfeift und summt und probiert verschiedene Stile für seine Melodie aus. Nach einer Weile spielt er triumphierend einen Akkord und schaut zu CHARLEY rüber, gleichzeitig greift MARY zum Telefon und wählt eine Nummer )
FRANK (gesprochen)
KOMMST DU WEITER?
CHARLEY
KLAR. DU?
FRANK
SCHLUSS
CHARLEY
MOMENTCHEN
(Das Telefon klingelt.)
FRANK
(FRANK nimmt ab.)
IMBISS KLINGKLANG
MARY
HI
FRANK (Zu CHARLEY)
MARY
CHARLEY
LIEBEN GRUß
MARY (singt)
ICH HAB ‘NEN NEUEN JOB
FRANK (gesprochen)
WO?
MARY „CHIC“.
FRANK AHA?!
MARY
MIT SCHÖNEN BILDERN DIE MAN AUFKLAPPT
FRANK
WAS IST MIT DEM BUCH?
MARY
WAS SOLL DAMIT SEIN?
FRANK
HAT JETZT DER VERLAG DEIN MANUSKRIPT?
MARY
JA...
FRANK
GUT...
MARY
NEIN....
FRANK (ermahnend)
MARY…
MARY
NA, ICH WAR NICHT -
CHARLEY
(Reißt die Seite aus der Schreibmaschine)
FERTIG!
FRANK (Ins Telefon)
ICH RUF NOCHMAL AN
MARY KLAR
(Sie legt auf, ihr Spot geht aus.)
CHARLEY
(geht zu Frank)
ES IST EIN ENTWURF
FRANK
KLAR
CHARLEY
IST BESTIMMT SAUSCHLECHT
FRANK
KLAR
CHARLEY
MUSS ES WIRKLICH NOCHMAL ÜBERARBEI –
FRANK
SINGST DU‘S JETZT?
CHARLEY
KLAR!
WAS IST SO TOLL AN NEW YORK? AN DEM GESTANK
DEM GEDRÄNGEL UND DEM GRAU? AN HITZE, LÄRM UND DEM STRAßENKAMPF IM STAU?
HEUTE IST ES SCHÖN
(Im Folgenden wird JOE JOSEPHSON von seiner SEKRETÄRIN [GUSSIE] hereingerollt und hört bedächtig zu. GUSSIE wartet hinter seinem Stuhl. FRANK und CHARLEY haben jetzt ein Vorspiel: CHARLEY singt und FRANK begleitet ihn.)
SIE HABEN HOFFNUNG GEBORGT
Das mach ich noch–
IN MASSEN SUCHEN SIE IN DEN BLOCKS IHR GLÜCK HAT DAS NOCH CHARME ODER IST DAS SCHON VERRÜCKT? HEUTE IST ES SCHÖN!
(Unterbricht sie, breit lächelnd)
SEHR GUT! NEIN, ECHT!
IHR SEID SCHON GAR NICHT SCHLECHT ICH HÖRE DOCH SOFORT
WO POTENZIAL DRINSTECKT
DAS IST SCHON GROßER SPORT
ES IST NUR NICHT PERFEKT
(Zu FRANKs Melodie)
DA FEHLT EIN LIED, DAS MAN SUMMT
DA FEHLT EIN SCHMISSIGES
DUM - DUM - DUM - DI - DUM WO MAN EIN BISSCHEN RUM - DUM - DUM - DUM - DI - DUMMT EINFACH MEHR MELODIE!
DAS PUBLIKUM IST NICHT DUMM
DIE WOLL‘N EIN LIED
DAS MAN SCHÖN BEIM BÜGELN SINGT
DAS GEHT NICHT, WENN ALLES WIE STRAWINSKY KLINGT EINFACHE MELODIEN!
IHR WOLLT NIVEAU BLOß KEINE HOHLE SHOW WIE WÄR EIN MITTELDING FÜR KOPF UND HERZ UND OHR?
EIN BISSCHEN SPAß UND SWING ICH MACH ES EUCH MAL VOR....
(FRANK spielt nochmal am Klavier)
CHARLEY
(übertreibt)
WAS IST SO TOLL AN NEW YORK?
ICH HASSE DIESES GEDRÄNGEL UND DAS GRAU DOCH DU BIST DA UND ICH FÜHL MICH -
(Schüttelt den Kopf, lächelnd)
JA GENAU
DA FEHLT MAGIE
ICH SCHWÖR EUCH, KEINER
SUMM - MM - MM - MM - MM - MM - MMT DIESE MELODIE. TRAUT EUCH, SCHREIBT MEHR
DAS BÜRO RUFT EUCH AN
SCHREIBT NICHT SO SCHWER DAS BÜRO RUFT DANN AN
SUCHT EINE NETTE
MELODIE - DIE - DIE - DIE....
(ER summt „Some enchanted evening“, aber falsch)
DIE - DIE - DIE - DIE - DIE...
(GUSSIE schiebt JOE zur linken Bühnenseite hinaus. FRANK und CHARLEY stehen kurz am Bühnenrand, entgeistert und vernichtet; MARY kommt dazu)
CHARLEY
SIE PROBEN NICHT WEITER SIE HABEN KEIN GELD MEHR...
MARY
HEFT 1 WAR DAS LETZTE MEIN BUCH WILL DOCH KEINER
FRANK
IM TANZCLUB WAR RAZZIA DANN WERD ICH WOHL LEHRER
MARY
AM MONTAG KOMMT PAPA
CHARLEY
WIR ZAHL‘N KEINE MIETE
FRANK
ICH WURDE BESTOHLEN
MARY
EIN DATE MIT DEM GEIGER
CHARLEY
VERLIEREN DIE WOHNUNG
MARY
ICH BRECHE ZUSAMMEN
ALLE
WIR TREFFEN UNS ALLE AM SONNTAG
SIE SCHMEIßEN UNS RAUS
TÜR ZU: „HAUT BLOß AB!“
DA HINTEN DAS ZIEL:
SCHON GANZ BLASS
ES GEHT GRADEAUS ABER NUR BERGAB
WIR BLEIBEN DRAN , BIS ES KLAPPT… BIS IRGENDWER ÜBERSCHNAPPT...
(Kurze Pause)
FRANK UND UNSER DEBÜT...
CHARLEY (gesprochen)
JA?
FRANK (singt)
WIRD EINE REVUE
CHARLEY (gesprochen)
WAS?!
MARY WAS?!
FRANK (singt)
WIR SCHREIBEN UNS EINE REVUE
MARY (gesprochen)
WAS?!
CHARLEY WO?
MARY
ECHT?
CHARLEY WANN?
FRANK
NICHT NUR SONGS: GESCHICHTEN SKETCHE, STÜCKE FÜRS KLAVIER -
CHARLEY YEAH!
MARY (Malt ein Schild in die Luft)
„FRANK AND FRIENDS“...
FRANK (singt)
WIR MACHEN EINE SHOW
CHARLEY (gesprochen)
WO?
FRANK (Die Szene verwandelt sich zum Vorsingen)
DER CLUB MACHT WIEDER AUF
MARY
WIR SCHREIBEN GANZ VIEL NEUES –
CHARLEY
SCHREIBEN VIEL UM –
FRANK
WAS IST MIT DER FRAU?
CHARLEY
IST WAS MIT ‘NER FRAU?
FRANK
NA, WIR BRAUCHEN GANZ BESTIMMT NE FRAU
CHARLEY
NA, MARY –
MARY
OH, ICH MACH ECHT NUR PRIVAT THEATER
(Währenddessen sind ZWEI FRAUEN hereingekommen, mit Notenblättern in der Hand und bereit für ihr Vorsingen. Die ERSTE SÄNGERIN fängt an: schrill und schief ein Pianist begleitet.)
ERSTE SÄNGERIN
WAS IST SO TOLL AN NEW YORK? AN DEM GESTANK
DEM GEDRÄNGEL UND DEM GRAU?
AN HITZE, LÄRM UND DEM STRA –
Ich kann auch höher!
FRANK
Vielen Dank. Die nächste Strophe, bitte.
ZWEITE SÄNGERIN (BETH)
SIE HABEN HOFFNUNG GEBORGT
FRANK
Einen Ton höher.
BETH
FRANK
IN MASSEN SUCHEN SIE IN DEN BLOCKS IHR GLÜCK.
(Schaut MARY und CHARLEY an - sie sind alle zufrieden mit ihr)
Einen Ton höher.
BETH - HAT DAS NOCH CHARME ODER IST DAS SCHON VERRÜCKT -
FRANK
Danke. Wir nehmen dich.
BETH
(Reicht ihm die Hand)
BETH, HI.
FRANK
FRANK, HI.
BETH
MARY
BIN ICH JETZT ECHT DABEI?
(Reicht ihr die Hand)
UND MARY
CHARLEY (Reicht ihr die Hand)
CHARLEY
FRANK
NUR MAL SO:
AM SAMSTAG IST DIE ERSTE SHOW (Pause)
DIE ANDEREN
WAS?!
MARY
DAS KANN GAR NICHT SEIN!
CHARLEY
NIEMALS ZU SCHAFFEN!
FRANK
ANSCHEINEND SIND WIR DRAN, WEIL JEMAND DA AUSFÄLLT
CHARLEY
DIE SONGS SIND NICHT FERTIG
MARY
KOSTÜME ERST RECHT NICHT
BETH
FRANK
WIE LERN ICH SO SCHNELL ALLE LIEDER?
ICH KANN DIR DIE NOTEN UND TEXTE HEUT ABEND NOCH BRINGEN
BETH (gleichzeitig)
OKAY, DANN KANN ICH DAS ALLES NOCH ÜBEN UND
SAMSTAG BIN ICH AUF ‘NER HOCHZEIT ZUM SINGEN OH GOTT, MUSS ICH TANZEN?
ICH BIN ECHT KEIN TÄNZER...
CHARLEY (gleichzeitig)
ICH HAB NOCH NICHT MAL DIE KENNEDY - NUMMER NA EIGENTLICH GAR NICHTS SCHON VOLLSTÄNDIG FERTIG UND MACHEN WIR WERBUNG FÜR UNSERE VORSTELLUNG? WOLLEN WIR DANN ETWA FLYER VERTEILEN?
FRANK (gleichzeitig)
KEINE SORGE, WIR BAUEN DA DANN EINEN ÜBERGANG IN DEN TANZ EIN JA, DER BLEIBT DRIN, NUR OHNE DAS LANGE GEPLÄNKEL....
MARY (gleichzeitig)
WIR NEHMEN DEN KNEIPENSKETCH JETZT INS PROGRAMM ODER NICHT? ICH BRAUCH DOCH ZWEI TAGE, UM WAS NEUES ZU SCHREIBEN...
ALLE
WIR KLÄREN DAS ALLES AM SONNTAG!
WIR GEHEN DA RAUS: „HALLO, HIER SIND WIR!“ DA VORNE DAS ZIEL IST NICHT WEIT
ES GEHT GRADEAUS EINFACH AUSPROBIER‘N. WIR KÖNNEN JA NICHTS VERLIER‘N NUR KOSTBARE ZEIT!
WIR STÜRMEN DA RAUS: „HALLO, WIR NOCHMAL!“ WIR SIND FÜR DAS ZIEL SO BEREIT
WIR GEH‘N GRADEAUS EIN FÜR ALLE MAL DER WEG IST SCHÖN LANG UND SCHMAL DAS STOLPERN IST FAST EGAL DOCH WO IST DIE ZEIT!
DIE KOSTBARE ZEIT!
Nr. 16a Übergang 7
BETH , FRANK JR .
WIR GEHN GRADEAUS PASSEN UNS DER STRAßE AN UND MIT UNSERN TRÄUMEREIN GROß UND KLEIN TREIBEN WIR FORT
BETH , FRANK JR ., MRS SPENCER
TRÄUME UFERN AUS MANCHE RICHTEN CHAOS AN KANN DAS DENN NICHT LUSTIG SEIN?
STIMM T MIT EIN WAS FÜR EIN ORT ALLE AN BORD
BETH , FRANK JR .
ALLE AN BORD
FRANK JR .
ALLE AN BORD
Ende der vierten Szene
(Es ist 5.30 Uhr am Morgen, gleich wird die Sonne über der 110th Street in New York aufgehen. Wir sind auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses.
FRANK trägt seine Uniform von der Armee. Er liest ein Skript. Es ist ziemlich kühl. Dann hört FRANK CHARLEY kommen und stopft das Skript hinten in seinen Gürtel. Er schaut über die Weite der Stadt. Die Projektion: EIN DACH IN DER 110th STREET 1957)
CHARLEY
(gerade aufgewacht, ein Fernglas baumelt um seinen Hals)
Warum sitzt du auf dem Dach?
FRANK
Weiß nicht. Ich wollte einfach hier oben sein.
CHARLEY
Du hättest ja mal Bescheid sagen können.
FRANK
Du hast gepennt.
CHARLEY
(schaut auf die Uhr)
Jetzt hat der Wecker geklingelt. Hast du schon was gesehen?
FRANK
Äh-äh.
CHARLEY
Ist was?
FRANK Nö.
CHARLEY
Was hast du hier verloren, so früh?
FRANK
Konnte nicht schlafen.
(zieht die Skripte raus)
Ich hab gestern deine Stücke gelesen, Charley. Die waren so gut, da konnte ich nicht einschlafen.
CHARLEY
Ach, ich hab gedacht, du warst sauer. Dann sag ich jetzt allen, die hier übernachten: Wenn sie mich gut finden, sollen sie mich wecken. Dann weiß ich Bescheid.
FRANK
Ich hab halt wach gelegen, ständig so hin und her, und nachgedacht: Die letzten zwei Jahre bei der Armee waren einfach so zum Fenster rausgeschmissen. Und dann komm ich zurück und lese deine Stücke
CHARLEY
Zum Fenster rausgeschmissen? Und die ganze Musik, die du mir vorgespielt hast? Die war gut.
FRANK Echt?
CHARLEY
Klar! Mann, du schreibst eben nicht nur mit dem hier...
(zeigt auf seinen Kopf) sondern auch mit dem hier.
(zeigt auf sein Herz)
FRANK
Also, dieses eine Stück - „Politik-Chic“... Über den Senat. Ich seh das eher als Musical was meinst du?
CHARLEY
Fahre fort.
FRANK
Ich hab auch einen besseren Titel: „Erst recht links“.
CHARLEY
Das ist besser?
FRANK
Ich denk, das Thema ist wichtig.
Nr. 17 Wir sind dran
(Musik im Hintergrund)
Musicals mögen die Leute. Da kann man wichtige Gedanken gut verpacken und die Leute hören sich das an. Gedanken, die echt was reißen könnten. Charley, wir zwei können die Welt verändern.
ETWAS BEWEGT SICH
TRÄGT DICH WEG
DICH HÄLT NICHTS AUF DU ÜBERLEGST NICHT , WAS DICH WECKT DU REIßT DIE FENSTER AUF
ZÄHL BIS DREI
WER IST MITTENDRIN
WIR SIND MITTENDRIN FEUER FREI
WIR SIND MACHER, DAS IST DAS LEBEN WIR SIND DIE, DIE DEN TON ANGEBEN UND WIR WERDEN'S BEWEISEN
HOL TIEF LUFT, WIR SIND DRAN HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR SCHAU‘N NICHT MEHR ZU ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!
(Die Musik läuft im Hintergrund weiter. MARY kommt dazu: sehr jung, mit Pantoffeln und Schlafanzug, Lockenwickler im Haar, ein Fernglas in der Hand. Sie sieht die beiden Männer - „oh“ - und will wieder verschwinden )
CHARLEY
Hallo!
FRANK (zu MARY)
Hallo! Gerade noch rechtzeitig.
MARY
Wir wollten’s uns nur anschauen. Meine Mitbewohnerin und ich - Tschuldigung. (Dreht sich abrupt um und geht hektisch ab.)
CHARLEY
Die studiert bestimmt am Barnard College. Die Mädels dort haben alle eine Macke.
FRANK
Wie spät ist es?
CHARLEY
Kurz vor sechs. Willst du eigentlich mal heiraten?
FRANK Nö.
CHARLEY
Ich auch nicht.
(zuckt mit den Schultern)
Vielleicht, wenn ich mal älter bin. Viel älter.
Nr. 17a Wir sind dran - Teil 2 (Musik)
FRANK
FÜHLST DU WIE SCHEU ES HIER UM UNS...
CHARLEY WAS?
FRANK
ÜBERQUILLT?!
ZEIT FÜR WAS NEUES UNSRE KUNST
DIE ETWAS SAGEN WILL! KOMM, SCHREIB MIT MIR VOLLES HERZBLUT UND PRÄZISION SATZ FÜR SATZ UND DANN TON FÜR TON DIESE WELT BRAUCHT UNS ZWEI!
BEIDE
UND WIR WERDEN‘S BEWEISEN
SIEHST DU, WIR SIND DRAN HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR GEHÖR‘N DAZU ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!
FÜHL DEN WIND , WER IST MITTENDRIN WIR SIND MITTENDRIN!
SCHON ALS KIND WAR DER KOPF IMMER VOLL IDEEN KONNTEN WIR UNSRE ZUKUNFT SEHEN SPÄTER MAL , IRGENDWANN...
CHARLEY
SPÄTER FÄNGT JETZT AN
BEIDE
MARY
FRANK
MARY
WENN‘S SCHIEF GEHT, SIND WIR DRAN
GEBT UNS ZEIT, WIR GREIFEN AN –
TRAU‘N UNS ALLES ZU
ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!
ICH UND DU!
(Musik spielt im Hintergrund aus. CHARLEY schaut hoch und sieht MARY wiederkommen - jetzt sind die Lockenwickler draußen und sie trägt einen Mantel über ihrem Schlafanzug.)
Ich wollte vorhin nicht so overdressed sein, sorry... Ist es schon vorbei?
Nein, nein, gar nicht. Es muss gleich losgehen.
Meine Mitbewohnerin kommt auch noch.
CHARLEY
Ich bin Charley Kringas und der ist Frank Shepard.
MARY
Mary Flynn.
CHARLEY
Wir wohnen jetzt im 5. Stock.
FRANK
(unterbricht, damit sie bleiben muss)
Offiziell eingezogen bin ich erst, wenn ich aus der Army entlassen bin - nächste Woche.
CHARLEY
Frank hat das Wochenende frei bekommen, damit er beim Umzug helfen kann. Gibt ja auch viel zu transportieren: eine Schreibmaschine, zwei Matratzen und ein Klavier.
MARY (überrascht, zu FRANK)
Hast du die letzten zwei Tage immer Klavier gespielt?
FRANK (zu CHARLEY)
Wir müssen wieder ausziehen.
MARY
Nein, nein, das war wirklich schön. Einfach schön.
FRANK
Da sag ich einfach: danke.
MARY
Ich hab mich sogar hier oben aufs Dach gesetzt, damit ich das besser hören kann.
(peinlich berührt, wird rot)
Ich red immer drauf los und leide später still daheim. (zu CHARLEY, verspielt)
Kannst du auch was „einfach Schönes“?
CHARLEY
Ich schreibe.
FRANK Er...
CHARLEY
Ich studier an der Columbia. Er an der Julliard.
MARY
FRANK
MARY
FRANK
Das will ich auch machen. Schreiben.
(Zu FRANK)
Aber wie kann man Musik komponieren, wie geht das? Das ist für mich das allergrößte Geschenk.
Da ist sie, die Frau, die ich mal heiraten muss. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du immer genau das Richtige sagst?
Noch nie. Aber das will ich jetzt wirklich wissen.
Naja, wenn man Musik schreibt, braucht man keine Wörter. Da geht‘s um Klang und Gefühl und... Für mich geht es bei Musik um alles.
(CHARLEY macht sich darüber lustig und zeigt lachend auf FRANK )
MARY
FRANK
Das ist halt so kreativ.
Ohne Musik müsste ich sterben.
CHARLEY
Eines Tages wird Frank ein richtig großer Komponist.
MARY …
Ganz sicher. (Zu FRANK)
Für mich bist du das jetzt schon.
(Auf einmal kommt MARYS MITBEWOHNERIN dazu, die Haare zu Locken aufgedreht, im Hausmantel )
MARYS MITBEWOHNERIN
Mary, kommst du (sieht sie alle)
Oh! Da sind Männer!
(Sie quiekt, dreht sich um und rennt weg )
MARY …
Evelyn! Evelyn!
(MARY dreht sich wieder zu den beiden.)
Das war Evelyn.
CHARLEY (schaut auf die Uhr)
Wir sollten mal lieber. Es müsste genau jetzt passieren.
(CHARLEY und MARY schauen durch ihre Ferngläser.)
FRANK
Seht ihr was?
CHARLEY
Vielleicht haben wir‘s auch schon verpasst. Er müsste gleich da hinten.... (ER sieht es.)
Da! Da ist er!
MARY
FRANK
Ich kann ihn sehen!
Wo?
MARY
(gibt FRANK ihr Fernglas und zeigt in den Himmel)
Da ist er! Da.
FRANK
Einfach fantastisch.
MARY Fantastisch.
CHARLEY
Aber schöner wär‘s, wenn er unsrer wäre, oder?
FRANK
Der gehört allen.
MARY
Wie spricht man das nun richtig aus: „Schputnik“ (Mit Sch)
Oder Sputnik? (Mit S)
CHARLEY
Man sagt einfach „Wunder“. Oh Gott.
(FRANK gibt MARY das Fernglas; sie und CHARLEY schauen weiter durch )
FRANK
Wir haben doch echt unfassbares Glück.
(Er versinkt in sich, schließt die Augen und schluckt - er nimmt ein Foto auf.)
Nur ein kurzer Moment... Ein Moment, den wir drei hier zusammen verbringen können... Und kurz danach ist nichts mehr, wie es vorher war und wird auch nie mehr so sein. Ist euch klar, dass wir jetzt alles machen können? Wirklich alles, jeden Traum, den wir mal hatten. Was für eine Zeit, in der wir anfangen dürfen. Was für eine Zeit, in der wir leben dürfen.
Nr. 17b Wir sind dran – Teil 3
(MUSIK setzt ein. Ab jetzt kommt der Rest des ENSEMBLES nach und nach dazu, einzeln oder zu zweit, im Schlafanzug, Bademantel, etwas schnell Übergeworfenem etc., manche mit Fernglas, manche ohne, aber alle wollen dabei sein, wenn am Himmel eine neue Ära beginnt)
ETWAS BEWEGT SICH TRÄGT DICH WEG DICH HÄLT NICHTS AUF
CHARLEY
DU ÜBERLEGST NICHT WAS DICH WECKT DU REIßT DIE FENSTER AUF
MARY
ZÄHL BIS DREI
WER IST MITTENDRIN
MARY , CHARLEY , FRANK
WIR SIND MITTENDRIN FEUER FREI
WIR SIND MACHER, DAS IST DAS LEBEN WIR SIND DIE, DIE DEN TON ANGEBEN UND WIR WERDEN'S BEWEISEN...
ALLE
HOL TIEF LUFT, WIR SIND DRAN
HIER FÄNGT WAS GANZ GROßES AN WIR SCHAU‘N NICHT MEHR ZU
ICH UND DU, MANN, ICH UND DU!
FRANK , CHARLEY , MARY
STELL DIR VOR
HIER HÄNGT MAL ‘NE PLAKETTE DRAN: „HIER FING UNSRE GESCHICHTE AN BLIEBEN UNS IMMER TREU. TRÄUMTEN IMMER NEU.“
ALLE
WENN‘S SCHIEF GEHT, SIND WIR DRAN GEBT UNS ZEIT, WIR GREIFEN AN
AUF DAS MORGEN ZU
ICH UND DU, MANN ICH UND DU!
ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU! ICH UND DU!
(Mehr LICHT auf FRANK, als er CHARLEY seine Hand reicht. Doch dann zeigt FRANK nur den kleinen Finger, damit CHARLEY sich einhakt. Das macht CHARLEY. Dann winkt FRANK auch MARY dazu und sie hakt ihren kleinen Finger mit ein. Ein Band der Freundschaft.)
Nr. 18 Applaus
Nr. 19 Exit Music
ALLE
HE, MEIN FREUND ALLES OKAY, MEIN FREUND? LASS MICH NICHT STEH‘N, MEIN FREUND WIR SIND SPEZIELL, GIB ES ZU!
ALLES TREIBT
ALLES IST STETS IM WANDEL EINES BLEIBT UND DAS SIND WIR, ICH UND DU
OFT GESEH‘N: KUMPELS DIE KOMM’N UND GEH‘N MAN LÄSST DIE EINEN STEH‘N UND SUCHT SICH ANDRE DAFÜR
DOCH SIEH MAL, MANN WAS ALTE FREUNDSCHAFT KANN WAS MUSS SO? UND BLEIBT SO? NUR WIR
ENDE