FOLLIES Textbuch

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Textbuch

FOLLIES

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Buch von JAMES GOLDMAN Musik und Gesangstexte von STEPHEN SONDHEIM

Deutsche Fassung von Martin G. Berger (2019)

Bühnenvertrieb in Deutschland:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden ----------------------------------------------------------------e-mail: post@musikundbuehne.de Internet: www.musikundbuehne.de vorläufig (für DD)

04/19

Alle Rechte vorbehalten.

Hierzu zählen insbesondere das Recht der Übersetzung, Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und sonstige Medien, der mechanischen Vervielfältigung und der Vertonung (Neuvertonung), die Verwendung zu Bühnenzwecken, Vorlesungen und Aufführungen, gleich ob von Amateur- oder Profibühnen sowie anderen Interessenten.

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Text, Komposition sowie Text- und Musikmaterial des Bühnenwerks werden Bühnen / Veranstaltern ausschließlich für Zwecke der Aufführung nach Maßgabe des jeweiligen Aufführungsvertrags zur Verfügung gestellt. Jede darüber hinausgehende Verwertung von Text und /oder Musikmaterial des Bühnenwerks bedarf der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für dessen Vervielfältigung, Verbreitung, elektronische Verarbeitung, Übermittlung an Dritte und Speicherung über die Laufzeit des Aufführungsvertrags hinaus. Die vorstehenden Sätze gelten entsprechend, wenn Bühnen / Veranstaltern der Text oder das Musikmaterial des Bühnenwerks ohne vorherigen Abschluss eines Aufführungsvertrages zur Ansicht zur Verfügung gestellt wird. Weitere Einzelheiten richten sich nach den zwischen Bühnen / Veranstaltern und Verlag getroffenen Vereinbarungen.

Dieser Text und die damit verbundene Komposition gilt bis zum Tag der Uraufführung / deutschsprachigen Erstaufführung / bis zur Erstübersetzung / der Neuübersetzung als nicht veröffentlicht im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Es ist nicht gestattet, vor diesem Zeitpunkt das Werk oder einzelne Teile daraus zu beschreiben oder seinen Inhalt in sonstiger Weise öffentlich mitzuteilen oder sich öffentlich mit ihm auseinanderzusetzen.

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Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Dieses Material darf weder verkauft, noch verliehen, noch sonst irgendwie weitergegeben werden.

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Wird das Stück nicht zur Aufführung angenommen, so ist das Manuskript umgehend zurückzusenden an:

Musik und Bühne Verlagsgesellschaft mbH

Bahnhofstraße 44-46 | 65185 Wiesbaden ----------------------------------------------------------------e-mail: post@musikundbuehne.de Internet: www.musikundbuehne.de

FIGUREN ..........................................................................................................................................................................3 AKT I ................................................................................................................................................................................4 Nr. 1 „Prolog“ ............................................................................................................................................................ 4 Nr. 1a „Ouvertüre“ .................................................................................................................................................... 5

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Nr. 2 „Die traumschönen Frau'n“ .............................................................................................................................. 7 Nr. 2a „Die traumschönen Frau'n (Underscore)“ ...................................................................................................... 8 Nr. 3 „Schau mich nicht an (Strophe)“..................................................................................................................... 11

Nr. 3a „Wer ist die denn? (Underscore)“ ................................................................................................................. 12 Nr. 3b „Loveland (Underscore)“ .............................................................................................................................. 13

Nr. 4 „Schau nicht zu mir“ / „Don't look at me“ ...................................................................................................... 15 Nr. 4a „Noch ein Kuss (Underscore)“....................................................................................................................... 17

Nr. 5 „Warten auf Mädels, die oben sind“ ............................................................................................................... 18

Nr. 6 „Montage (Rege regt sich Regen am Dach / Ah, Parie! / Broadway Baby)“ „Montage (On the roof the rain stirs / Ah, Paris! / Broadway Baby)“ ........................................................................................................................ 25

Nr. 7 „Der Weg, den man nicht ging“ / „The road you didn't take“ ......................................................................... 29 Nr. 8 „Ah Parie! (Underscore)“ ................................................................................................................................ 31 Nr. 8a „Beguine“ ...................................................................................................................................................... 33 Nr. 9 „Bolero d'Amore“ (optional) ........................................................................................................................... 33

Nr. 10 „Aus Buddys Sicht“ / „Through Buddy's eyes“ .............................................................................................. 34

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Nr. 11 „Wer ist die denn? (Underscore)“ ................................................................................................................. 36

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Nr. 12 „Wer ist die denn?“ / „Who's that woman?“ ................................................................................................ 37

Nr. 12a „Fanfare“ ..................................................................................................................................................... 40 Nr. 13 „Regen regt sich rege (Underscore)“ ............................................................................................................ 42 Nr. 14 „Bin noch hier“ / „I'm still here“ ................................................................................................................... 43

Nr. 14a „Nach 'Bin noch hier'“ ................................................................................................................................. 45 Nr. 15 „Zu viele Morgen“ / „Too many mornings“ ................................................................................................... 47

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AKT II .............................................................................................................................................................................50 Nr. 16 „Die Eine“ / „The one“ .................................................................................................................................. 52 Nr. 17 „Noch ein Kuss“ / „One more kiss“ ............................................................................................................... 57 Nr. 18 „Dich verlassen?“ / „Leave you?“ ................................................................................................................. 59 Nr. 19-1 „Loveland“ / „Loveland“ ............................................................................................................................ 64

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Nr. 19-2 „Du wirst morgen lieben“ / „You're gonna love tomorrow“ ...................................................................... 68 Nr. 19-2a „Morgen Abgang“ .................................................................................................................................... 74 Nr. 19-3 „Buddy's Blues“ / „Buddy's Blues“............................................................................................................. 74 Nr. 19-4 „Ich verlier' den Verstand“ / „I'm losing my mind“ .................................................................................... 79 Nr. 19-5 „Die Geschichte von Lexie und Nancy“ / „The story of Lexie and Nancy“ ................................................. 80 Nr. 19-6 „Leben, Lachen, Lieben“ / „Living, loughing, loving“ ................................................................................. 82 Nr. 19-7 „Finale“ ...................................................................................................................................................... 84 Nr. 19-8 „Vorhang“ .................................................................................................................................................. 86

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Nr. 20 „Applausmusik“ ............................................................................................................................................ 87

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FIGUREN Sally Durant Plummer Phyllis Rogers Stone Buddy Plummer Benjamin Stone

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Die junge Sally Die junge Phyllis

Der junge Buddy Der junge Ben

Carlotta Campton Stella Deems Max Deems

Hattie Walker Solange La Fitte Emily Whitman

Theodore Whtiman Heidi Schiller

Die junge Heidi

Dimitri Weisman Roscoe

Die junge Stella

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Dee Dee West

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Sandra Crane Kevin

Ensemble: Showgirls, Sänger*innen, Tänzer*innen, andere Gäste, Kellner*innen, Fotografen etc.

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AKT I Die Bühne des Weismann-Theaters.

Nr. 1 „Prolog“

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(Der Vorhang ist ein alter asbestverseuchter Brandschutzvorhang, staubverkrustet, seit Jahren ungenutzt.

Wir hören sanfte Pauken, wie einen Donner längst vergangener Zeit. Langsam hebt sich der Vorhang.

Die Bühne liegt im Dämmerlicht, ist grau und gigantisch. Lichtblitze enthüllen hier und dort die Hülle, die Überbleibsel, alles, was noch von dem einst berühmten Theater übriggeblieben ist.

Die Bühne selber ist enorm groß. Die Backsteinmauer ganz hinten ist nur noch teilweise vorhanden, große Teile des Portals fehlen. An den Seiten stehen typische Bühnenpodeste aus Metallgerüsten mit Deckplatten aus Holz. Hinten und rundherum ist es so dunkel, dass man denken könnte, das Theater wäre unendlich breit und tief.

Allein und regungslos steht auf der Bühne ein SHOWGIRL. Sie ist groß und schlank und wunderschön.

Ihre Haut ist unnatürlich blass, ihr Kleid schwarz-weiß und hauteng, einfach, aber extravagant.

Die Musik beginnt; sanft, langsam, romantisch, seltsam. Das SHOWGIRL erwacht zum Leben als ob sie ein Geist wäre, der in dem Theater jahrelang auf genau diesen Moment gewartet hat. Sie bewegt sich so, wie sich Showgirls einmal bewegten – aber langsam, fast gleitend. Aus der Dunkelheit, aus dem Nichts, kommt ein ZWEITES SHOWGIRL, wie das erste in schwarz-weiß.

Dann, sich brüsk durch die Geister bewegend, stolziert ein Haushofmeister auf die Bühne, gefolgt von einer Reihe uniformierter KELLNER und KELLNERINNEN, die Tablette mit Gläsern und anderem Party-Equipment.

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Sie laufen durch die SHOWGIRLS ohne sie zu sehen und gehen ab, als aus der Dunkelheit eine Gruppe von sechs TÄNZERINNEN sichtbar wird. Jung und entzückend, wie die Geister in schwarz-weiß gekleidet, singen und tanzen sie etwas jazziges, aber in Zeitlupe und bewegen die Münder ohne ein Geräusch.

Mehr KELLNER und KELLNERINNEN rennen geschäftig umher; mehr Geister treten auf. Vier MUSIKER treten schnell auf, tragen ihre Instrumente. Sie gehen über eine Treppe auf eines der Bühnenpodeste, wo ein Klavier (kein Flügel) und Stühle auf sie warten.

Mittendrin öffnet sich eine schwere Bühnentür, eine Lichtsäule fällt auf die Bühne und enthüllt SALLY DURANT PLUMMER. Sie ist blond, klein, hat ein süßes Gesicht und ist, obwohl sie neunundvierzig ist, immer noch erstaunlich so wie das Mädchen, das sie vor dreißig Jahren war. Sie schaut sich um, errötet und ist schrecklich aufgeregt, hier zu sein.)

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SALLY: Entschuldigung. Ich weiß, ich bin zu früh. Ich hab's nicht mehr ausgehalten. Ich bin Sally Durant Plummer. Ich war mal ein Weismann Girl. Es war so glamourös, wenn alle Augen auf einen gerichtet waren... Das wird eine entzückende Party. Gott, bin ich gern hier.

(Die JUNGE SALLY, die sich danach sehnt, SALLY zu folgen, wird von den TÄNZERINNEN eingefangen, als sie vorbei tanzen und SALLY abgeht.

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Und plötzlich schwillt die langsame, seltsame Musik an zu einem spannungsvollen Akkord und bricht dann in leicht.luftiges Potpourri aus Musik der zwanziger und dreißiger, als...)

Nr. 1a „Ouvertüre“

(… die Gäste ankommen. Die Bühne ist plötzlich voller Farbe und Energie, Paar nach Paar kommt aufgeregt herein – alle zwischen 50 und 80. Sie laufen nach vorne, an den geisterhaften SHOWGIRLS vorbei.

Mitten in der Aufregung treten BEN STONE und PHYLLIS ROGERS STONE auf. PHYLLIS ist eine große, majestätische Frau, stylish und intelligent. Ihr zierliches Gesicht ist heute wahrscheinlich noch schöner als vor dreißig Jahren. Ihr Ehemann BEN ist groß, gepflegt, distinguiert: ein erfolgreicher Mann mit autoritärer Ausstrahlung.

Sie bewegen sich zur Rampe und beobachten das Treiben ironisch. Die JUNGE PHYLLIS löst sich – ganz wie die Junge Sally zuvor – von einer Gruppe TÄNZERINNEN und geht zu PHYLLIS, als wäre sie fasziniert von dem, was aus ihr geworden ist.

Im selben Moment erscheint der JUNGE BEN im Schatten. Blasses Gesicht, ganz in grau gekleidet, bewegt er sich auf BEN zu und beobachtet ihn.)

PHYLLIS: Jetzt schau Dir das hier an...

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BEN: Und wiedermal wird ein Theater abgerissen. Wie kannst Du mich als liebende Ehefrau nur auf so eine Veranstaltung schleppen?

PHYLLIS: Ich wollte nochmal her, Ben. Ich wollte mal was, als ich vor dreißig Jahren hier ankam, aber ich hab' vergessen, es aufzuschreiben und Gott allein weiß, was es war.

BEN: Naja, ich bin froh, dass Du froh bist: Das ist schon mal einer von uns.

(Sie lacht leicht, lächelt und geht an ihm vorbei.)

PHYLLIS: Ach Ben, ich liebe es, wie Du es hasst, wenn ich glücklich bin und Du nicht.

(SIE läuft königlich in die Gasse und ab. Die JUNGE PHYLLIS folgt ihr. Immer mehr Gäste kommen an.

Und noch mehr. Der JUNGE BUDDY erscheint.)

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JUNGER BUDDY: HALLO IHR ÜBER MIR! BRAUCHT IHR NOCH LÄNGER HIER?

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(Am Ende, als letzter Gast, BUDDY PLUMMER. Er ist ein attraktiver, lebendiger 53-Jähriger. Sein traurig-süßes Gesicht hat davon Falten bekommen, dass er jahrelang zu viel gelächelt hat. Er hat sich beeilt und er sorgt sich augenscheinlich um irgendetwas. Er kann nicht aufhören zu lächeln und er kann nicht aufhören zu sprechen und er kann nicht stillstehen.)

BUDDY: (lächelnd zu einem Gast) Meine Frau... sie hat den frühen Flug genommen. Haben Sie sie nicht gesehen? Nicht? Ultrasüß, ungefähr so groß. Es ist echt verrückt – ich reise so viel, aber ans Fliegen gewöhne ich mich nicht.

Ich hab mal so 'nen Typen draußen in Denver getroffen – Salt Lake City. Wurscht, er ist in der Flughafenbar und meine Fresse, ist der Kerl dicht. Er hat Flugangst, sagt er und ich natürlich: „Schau mal, Junge, wenn's Dir so mies geht, dann flieg halt nicht.“ „Geht nicht“, sagt er. „Ich bin der Pilot.“ (Die Musik schwillt an; Plötzlich ist überall helle Aufregung. Ein Bühnenpodest bewegt sich nach vorne und darauf steht in einem Spot regungslos DIMITRI WEISMANN. Ein scharfzüngiger, lebendiger, energetischer Mann – er muss 80 sein, aber er sieht eher aus wie 65. ER erwacht zum Leben während er spricht.)

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WEISMANN: Herzlich willkommen zu unserem ersten – und letzten – Wiedersehen. Wir schreiben das Jahr 1971 und obwohl mich die letzten dreißig Jahre haben altern lassen, lassen Sie mich Ihnen versichern: ich bin immer noch Dimitri Weismann. Jedes Jahr zwischen den Weltkriegen habe ich in diesem Theater die „Follies“-Revue produziert. Seitdem war dieses Haus Heimat von Ballett, Kino, Rotlicht-Kino und jetzt bäumt es sich ein letztes Mal zu voller Pracht auf und wird – ein Parkhaus.

Bevor es endgültig verschwunden war, verspürte ich den Drang, Sie und Euch ein letztes Mal zu sehen... eine letzte Chance, die alte Zeit zu verklären, durch das eine oder andere Lied zu stolpern und einander anzulügen... ein bisschen. Es gibt eine Kapelle, Freigetränke, Essen umsonst und den unvermeidlichen Roscoe, parat wie immer, um sie uns anzupreisen: die Weismann Girls! Also werft einen letzten Blick – sie werden diese Stufen nie wieder herunter schreiten. Meine Damen, auf die Plätze.

(Alle ehemaligen Follies-Girls gehen in die Gassen.)

Maestro, wenn ich bitten darf...

(Das Licht wird heller, die Musik beginnt mit einem Vamp und ROSCOE – ein älterer Tenor mit Zylinder, weißer Fliege und weißem Frack – erscheint hoch oben auf einer Treppe. ER wirft sich in eine majestätische Pose, öffnet seinen Mund und beginnt mit absolut prächtiger Stimme zu singen, begleitet von der vierköpfigen Bühnen-Band.)

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Nr. 2 „Die traumschönen Frau'n“

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ROSCOE: ZIEHT DEN HUT VOR UNSER'N TRAUMSCHÖNEN FRAU'N! FLIEHT NICHT, WARTET HIER AUF SIE

SELBST DIE SCHÖNSTEN BLUMEN VON MUTTER NATUR ERBLEICHEN DA NUR: WAREN NIE SO BEGEHRT WURDEN NIE SO VEREHRT...

JUBELT IHRER PRACHT ZU! KOMMT, IHR DÜRFT SCHAU'N: GOLD UND GLITZER, VIEL WIE NIE

SCHÖNHEIT SO SCHLICHT UND SO SCHIER SCHÖNHEIT, DIE SCHWEBT, IHR ERLEBT SIE NUR HIER!

JETZT FÜR EUCH: DIE TRAUMSCHÖNEN FRAU'N!

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(ROSCOE tritt zurück, die Musik explodiert als das ganze Orchester übernimmt und hoch auf einem Bühnenpodest das Licht DEE DEE WEST erhellt, die sich in eine Pose wie vor dreißig Jahren geworfen hat, bereit, die Show-Treppe hinunter ihren großen Auftritt hinzulegen. Sie trägt, wie jede DAME, eine Schärpe, auf der das Jahr, in dem sie bei den Follies auftrat, in Gold geschrieben steht. Sie lächelt und kommt herunter. Eine nach der anderen folgen die DAMEN. Manche groß und sicher, manche nervös und gehemmt, manche amüsiert, manche sehr ernsthaft. Die Jahreszahlen auf ihren Schärpen rangieren zwischen 1918 und 1941. Es fühlt sich an, als ob eine ganze Ära, die ganze Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die Treppe runterkommt. Einmal unten, stolzieren die DAMEN über die Bühne, wie sie es damals auch taten. Währenddessen singen sie.)

ALLE: SACHTE! DENN HIER LEBEN TRAUMSCHÖNE FRAU'N RATI-O IST SCHNELL PASSÈ

SCHÖNHEIT FORDERT OPFER! KANN SEIN, ES PASSIERT, DASS MAN SICH VERLIERT

KLAR, BEI SO LORELEIS SIND SITTEN BLOß DETAILS...

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(ALLE) VORSICHT! AUF DER HUT BEI TRAUMSCHÖNEN FRAU'N JEDE MAKELLOS WIE SCHNEE...

SO WURDE SAMSON EINST KAHL! HIER STEH'N EUCH VIELE DELILEN ZUR WAHL:

JEDE FEIN, EIN TRAUMSCHÖNER EDELSTEIN SO TRAUMSCHÖN, LASST SIE HEREIN:

ROSCOE: DIE TRAUMSCHÖNEN

ALLE: FRAU'N!

Nr. 2a „Die traumschönen Frau'n (Underscore)“

(Die DAMEN-Reihe bricht in dem Moment auseinander, wo keiner mehr singt. Sie rufen sich Grüße zu, quietschen, umarmen und küssen einander. KELLNER laufen durch die Gegend mit Getränken.

SALLY, geblendet vom Entzücken der ganzen Situation steht lächelnd da und saugt es auf. Sie sieht BUDDY nicht, als er zu ihr kommt.)

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BUDDY: (Zögert einen Moment lang, als ob er unsicher ist, wie er es angehen soll. Dann setzt er ein Lächeln auf...)

Hi, Hase.

SALLY: (erschrocken, fast ängstlich, als sie sich zu ihm wendet) Oh, Buddy, Du bist gekommen.

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BUDDY: Sieh mal einer an, wie Du heute aussiehst! Wie war der Flug? Hast Du 'nen Film gesehen?

SALLY: Sei mir nicht böse, Buddy. Ich musste hierherkommen.

BUDDY: Schon okay; wir kriegen das wieder hin.

SALLY: Ich wollte so sehr.

BUDDY: Ich weiß, ich weiß, dass Du...

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SALLY: Oh, schau mal, da ist Stella Deems. Ich muss mit ihr reden.

(SALLY läuft zu STELLA, BUDDY verschwindet in der Party.

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Aufgeregte kleine GRUPPEN bilden sich; hier und da beginnen PAARE zu tanzen. Die ganze Zeit funktioniert das Stück eher wie ein Film. Die Bühnenpodeste bewegen sich vor und zurück, sodass die Bühne in einem Moment groß und leer ist, im nächsten Moment klein und intim. Und weil nichts im Bühnenbild konkret ist, fließt die Handlung dahin und treibt durch Zeit und Raum. Szenenwechsel geschehen so leicht wie Schnitte in Filmen und das Material kann mal hierhin, mal dorthin verschoben werden, oder, wenn es Sinn ergibt, gleichzeitig an völlig verschiedenen Stellen erscheinen.

HATTIE WALKER, eine ansprechende, robuste, sachliche Dame Mitte siebzig nähert sich BEN. PHYLLIS kommt dazu.)

HATTIE: Mister Stone, entschuldigen Sie! Mein Enkel ist Fan von Ihnen. Er ist elf, aber er liest all Ihre Reden.

BEN: Verschwendete Jugend. Ich hab' meine in der örtlichen Music-Hall verbracht. Der Notausgang war kaputt und so konnte ich jede Show sehen, die auf Tournee in meiner Stadt Station gemacht hat.

Sie1 trugen ein weißes Kleid, das bis hierher geschnitten war. Ich habe nicht eine Note von Ihrem Gesang gehört. Also, wenn Sie ihn das nächste Mal beim Lesen erwischen, jagen Sie ihn raus, dass er sich eine kaputte Tür sucht.

HATTIE: Mister Stone, Sie wissen aber ganz genau, wie man einem Mädchen ein gutes Gefühl gibt.

(HATTIE geht weg.)

PHYLLIS: Gute Güte, bist Du ein Charmebolzen.

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BEN: Du solltest mich mal sehen, wenn Du nicht dabei bist.

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(Der Fokus verschiebt sich hin zu SOLAGE LAFITTE, die energetisch mit WEISMAN spricht. SOLANGE ist sehr französisch und sehr modisch und sehr lebendig in ihrem Alter, von dem sie behauptet, es wäre 66.)

SOLANGE: Mitya, mon cher, ich bin's – Solange LaFitte. Weißt Du, was ich gemacht habe, seit meine Mode nicht mehr in Mode ist? Mehr Parfum verkauft als Chanel.

(Holt ein Probefläschchen aus ihrer Handtasche, zeigt es ihm.)

„Neanderthaler“ by Solange. Für den Mann, den man gut riechen kann. Vulgär, aber, Schätzchen, es wird Dein Leben verändern!

1Mit

„Sie“ meint er konkret Hattie, die er als junger Mann gesehen hat. Im Deutschen ist das aufgrund der doppelten Bedeutung von „sie“ missverständlich.

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(Sie hat das Fläschchen geöffnet, um ihm etwas anzubieten.)

(SOLANGE) Ich frage Dich: Wie ist es möglich, noch so auszusehen mit sechsundsechzig?

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WEISMANN: Zauberei?

SOLANGE: (holt ein anderes Fläschchen aus der Tasche) „Zauberei“ by Solange.

(Sie schlendert mit WEISMANN fort, wir sehen EMILY und THEODORE WHITMAN mit SANDRA CRANE. Die WHITMANS sind ein kleines, fröhliches, bröckeliges Paar in ihren Siebzigern.)

THEODORE: Wir haben uns ein Arthur Murray Tanzschulen Franchise gekauft.

EMILY: Schlauste Entscheidung unseres Lebens.

THEODORE: Wir geben Tanzunterricht und leben davon.

EMILY: Wir sind immer noch ein Team.

(Sie tanzen weg, SALLY kommt mit STELLA und MAX DEEMS herein. Sie sind ein korpulentes Paar und bewegen sich mit der besonderen Leichtigkeit, die schwere Menschen manchmal haben.)

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STELLA: … es war schwer für uns, loszulassen. Wir haben immer weiter gearbeitet bis 42. Dann eines Tages – wir hatten 'ne Mittagsshow im Radio in Philadelphia – schaut Max mich an und sagt: „Stella, Schatz, das ist hier doch der totale Scheißdreck.“ Das Mikro war an. Und Fünfzigtausend Hausfrauen bestens informiert.

MAX: Am nächsten Tag haben wir uns aufgemacht nach Florida. Sie hilft mir im Laden.

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STELLA: Singen tu ich jetzt in der Dusche. Knaller, oder? Schön, Dich wiederzusehen...

SALLY: Sally.

STELLA: Richtig.

(SALLY dreht sich zum Publikum und singt.)

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Nr. 3 „Schau mich nicht an (Strophe)“

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SALLY: Ta-da!

LEUTE, HIER IST SIE, DI-REKT AUS PHOENIX, LIVE UND IN FARBE: SALLY DURANT! ENDLICH IST SIE DA! AUGEN FRECH UND FREI!

PHYLLIS: (trifft unerwartet und unvorbereitet auf SALLY und ist so, nur für einen kurzen Moment, warm und offen. Die Bühne ist leer: nur die beiden sind darauf.)

Sally?

(Als PHYLLIS „Sally?“ sagt, treten die JUNGE PHYLLIS und die JUNGS SALLY von weit hinten auf und rennen, bereits kostümiert für die Show, die Treppe runter. Die JUNGE SALLY, das sieht man sofort, ist sehr viel mehr wie Sally jetzt: fröhlich, sprudelnd, frech, ein bisschen dümmlich. Bei Phyllis ist das ganz anders. Die JUNGE PHYLLIS ist offen, verletzlich, emotional und beflissen und man beginnt zu begreifen, wie viele Jahre konzentrierter Mühe es gekostet haben muss, aus einem warmen und naiven Mädchen diese unnahbare, gebildete Dame zu machen.)

JUNGE PHYLLIS: Sally! Sally, kommst Du jetzt endlich? Das war unser Einruf.

JUNGE SALLY: Gott, mein Haken ist aufgegangen.

JUNGE PHYLLIS: Lass mich mal.

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JUNGE SALLY: Okay, okay.

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(Die JUNGE PHYLLIS macht den Haken zu. Die BEIDEN MÄDCHEN schauen sich an, kichern und umarmen sich impulsiv. Dann freezen sie in der Umarmung.)

PHYLLIS: Sally?

SALLY: (fröhlich, sprudelnd, voller Energie) Phyllis! Du bist gekommen, Du bist wirklich hier. Du siehst aus wie Jackie Kennedy. Ich will Dich umarmen, aber ich kann nicht. Du siehst aus wie 'ne Königin oder sowas.

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PHYLLIS: (kontrolliert, cool, gönnerhaft, berührt Sally kaum, als sie sie umarmt.)

Na, wenn Du's nicht kannst – ich kann.

(PHYLLIS und SALLY umarmen sich, die JUNGE PHYYLIS und die JUNGE SALLY lösen ihre Umarmung auf und erwachen zum Leben.)

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Nr. 3a „Wer ist die denn? (Underscore)“ JUNGE PHYLLIS: Schnell, schnell!

(Die JUNGE SALLY und die JUNGE PHYLLIS rennen nach hinten und ab, die Erinnerung verschwindet.)

PHYLLIS: (macht einen Schritt zurück) Sally, süß wie eh und je.

SALLY: Ich? Ich hab 'nen Bauch und meine Haare sind schlecht gefärbt. Was soll's? New York hat sich extrem verändert. Heute Nachmittag war ich hinter der Ecke 44. Straße / Dritte und... also, Phyl, es war nicht mehr da.

PHYLLIS: Was?

SALLY: Unsere Wohnung, wo wir gelebt haben. Erinnerst Du Dich nicht mehr? Fünfter Stock. Ich hab geputzt und Du gekocht: Baked Beans und Erdnussbuttersandwiches.

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PHYLLIS: Du hast nie die Betten gemacht.

SALLY: Mach ich immer noch nicht, manchmal. Und diese gruselige Badewanne in der Küche...

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PHYLLIS: (ein bisschen überrascht) Weißt Du, ich glaube, ich hab's da geliebt.

SALLY: Du hattest Heimweh und hast viel geweint, aber wir hatten Spaß.

PHYLLIS: Du hast Buddy geheiratet, nicht wahr?

SALLY: (nickt) Du hast Ben geheiratet. Weiß ich. Ich hab in Zeitschriften über Euch gelesen. Hab sogar Euer Wohnzimmer gesehen in der Vogue. Es ist komplett weiß. Ist Ben noch in Washington?

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PHYLLIS: Er ist raus aus der Politik. Ist jetzt Präsident einer Stiftung. Hier in New York.

SALLY: Er ist heute hier?

PHYLLIS: Ja, er wird sich riesig freuen, Dich zu sehen.

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(Sie gehen gemeinsam ab, HATTIE WALKER tritt aus der Menge im Hintergrund und spricht mit DEE DEE WEST.)

HATTIE: (freundlich und mitfühlend) … ja, ja, ich weiß. Es ist traurig, wenn man den Ehemann verliert. Hab ich auch schon hinter mir.

Fünf Mal. Denkt man jetzt gar nicht, wenn man mich heute sieht. Ich hab immer die Irren geheiratet. Die rumgerast sind in Rennautos und Flugzeugen. Haben alle zu schnell gelebt, aber solange sie am Leben waren, meine Güte, war's großartig.

Nr. 3b „Loveland (Underscore)“

(Sie gehen ab. BUDDY erspäht BEN.)

BUDDY: Na, wer sagt's denn? Hey, Ben. Ben Stone.

BEN: Buddy.

BUDDY: Du siehst toll aus.

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BEN: Der Schein trügt. Wie viele Jahre haben wir uns nicht gesehen?

BUDDY: Nicht nachzählen. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich komme.

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BEN: Phyllis' Schuld.

(Der JUNGE BUDDY und der JUNGE BEN erscheinen. SIE laufen eine Straße hinunter auf dem Weg zur Uni. BEN und BUDDY können sie nicht sehen.)

JUNGER BUDDY: Ich hab ein super Date für Dich heute Abend.

JUNGER BEN: Ich kann nicht. Muss lernen.

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JUNGER BUDDY: Ach, komm schon, Ben. Ist alles schon in trockenen Tüchern. Sallys Mitbewohnerin. Sie heißt Phyllis Irgendwas.

JUNGER BEN: Was ist denn das für eine?

JUNGER BUDDY: Ein nettes Mädel. Was hast Du zu verlieren?

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(JUNGER BEN und JUNGER BUDDY verwehen.)

BUDDY: Ich wusste, dass aus Dir was Großes wird.

BEN: Ich hatte viel Glück.

BUDDY: Ich auch. Ich meine, von Kindesbeinen an sagen einem alle immer: „Es kommt auf die kleinen Dinge im Leben an“ und dann kommt raus: Das stimmt. Ich komme von Geschäftsreisen wieder, sehe Sally und bin froh, sie zu sehen. Keine großen Fisimatenten, kein Feuerwerk. Gehst Du manchmal fremd?

BEN: Das hab ich alles vor Jahren aufgegeben.

BUDDY: Ich auch. Nicht wie früher, was? Nichts bereuen, richtig, Ben?

(CARLOTTA CAMPION tritt auf. CARLOTTA ist ein ehemaliger Filmstar, die fantastisch in Form ist, dafür, dass sie fünfzig ist. Sie ist die Art Frau, die nicht nur alles gesehen hat, sondern der alles, was sie gesehen hat, auch gefallen hat. BEN wendet sich an CARLOTTA, BUDDY geht ab.)

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CARLOTTA: (lacht auf, weil sie sich froh erinnert) Ben Stone!

BEN: Nun, es gibt wohl kaum einen erbärmlicheren Ball als diesen, um zur Ballkönigin gekrönt zu werden, aber ich sage dennoch herzlichen Glückwunsch! Dieses Outfit ist ein Triumph der Zurückhaltung.

CARLOTTA: Ich hab immer gemocht, wie Du redest. Hab' Dein Bild in letzter Zeit gar nicht mehr in der Zeitung gesehen.

BEN: Danke, dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben.

CARLOTTA: Tja, dann musst Du mal mehr fernsehen. Ich habe jetzt meine eigene Serie.

(Weit im Hintergrund tanzen Paare. SALLY tritt zwischen ihnen hervor, läuft nach vorn und sieht BEN. Sie ringt nach Luft und hält an. Nach einer kurzen Pause spricht sie.)

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SALLY: Ben?

(Die JUNGE SALLY tritt auf, während CARLOTTA zur Party zurückkehrt. Die JUNGE SALLY trägt einen Straßenmantel und ist ganz allein. Ihre Augen flackern wütend als sie sich an BEN wendet.)

JUNGE SALLY: Ben. Ben Stone, ich will Gründe hören. Schau mich an, verdammt noch mal. Dreh Dich um und schau mich an!

SALLY: (leise) Ben, ich bin's.

Nr. 4 „Schau nicht zu mir“ / „Don't look at me“

(Die Erinnerung verschwindet als SALLY anfängt zu singen.)

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SALLY: LEUTE, HIER IST SIE, DI-REKT AUS PHOENIX, LIVE UND IN FARBE: SALLY DURANT!

ENDLICH IST SIE DA! AUGEN FRECH UND FREI!

FRISCH AUFGEMOTZT BISSCHEN VERROTZT NICHTSDESTOTROTZ:

(sie lächelt nervös)

HI, BEN!

(dann, bevor er antworten kann)

NEIN – SCHAU NICHT ZU MIR! BEN, DU, ICH GEH'!

(WA-)RUM BIN ICH HIER? DAS IST GAGA!

NEIN – SCHAU NICHT ZU MIR DER BLICK IST DER, DER FRAGT: HILFE, WER IST DIE?

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(SALLY) SAG DOCH WAS, BEN, IRGENDWAS!

NEIN, SPRICH' NICHT MIT MIR BEN, DENN ICH SEH' UNS, WIE WIR WAR'N, IMMER VAGER

SCHAU DOCH DIE LEUTE! UNTOT, ZUM GRUSELN UND DIESE PARTY, TRISTES GEWUSEL...

GOTT, BIN ICH GERN HIER!

(Die Musik geht weiter.)

BEN: Darf ich jetzt schauen?

(Sie nickt, lächelt nervös.)

Ja, durchaus möglich. Du könntest Sally sein. Bist Du bei Toscanini-Übertragungen immer weggepennt?

(Sie nickt.)

Hast Du Schokoriegel zum Frühstück gegessen?

SALLY: Mach ich immer noch, manchmal. Ach Ben, Du bist genauso, wie ich's mir gedacht hatte. Jetzt wo ich Dich sehe, fühl' ich mich wieder wie neunzehn, als wir vier zusammen um die Häuser gezogen sind.

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BEN & SALLY: TJA, JETZT SCHAU AUF UNS:

SALLY: FETT,

BEN: FAST SCHON GRAU

BEIDE: SPIEL'N NOCH DAS SPIEL WIR SIND GAGA

SALLY: IST DAS NICHT SCHRECKLICH?

BEN: WAS FÜR EIN TOLLHAUS!

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BEIDE: ICH BIN FAST HUNDERT DU SIEHST SO TOLL AUS! GOTT, BIN ICH GERN HIER!

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BEN: Was wir brauchen, sind Drinks!

Nr. 4a „Noch ein Kuss (Underscore)“

(ER legt lässig den Arm um SALLY und sie gehen durch die Bühnenpodest ab. Während sie gehen, beginnt das Orchester „Noch ein Kuss“ zu spielen. CARLOTTA und SANDRA reden miteinander.)

CARLOTTA: Ich komm' nie zum Reden. Im Flugzeug, auf Partys, immer wenn ich Männer treffe sagen die: „Wow, wow, eine echte Filmschauspielerin, erzählen Sie mir alles über sich!“ Ich komm' dann ungefähr bis „Geboren wurde ich in Idaho“ und dann fangen die an, über ihre Leben zu reden. Und nicht nur die Probleme: das volle Programm wird gegeben, mit Höhen und Tiefen. Die Meisten wollen nur reden. Manche wollen bloß einen Schoß, um mal kurz ihren Kopf reinzulegen. Manche wollen alles. Und in manchen Nächten bekommen sie's auch.

(HEIDI SCHILLER tritt auf, groß und königlich, in weiße Seide gekleidet. Sie ist in ihren 80ern. Die JUNGE HEIDI erscheint. WEISMANN tritt auf.)

HEIDI: (mit leichtem Wiener Akzent) Mitya, hör mal. Das ist mein Walzer, den sie da spielen. Du erinnerst Dich.

WEISMANN: Heidi, wie könnte ich ihn vergessen?

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HEIDI: Franz Lehar hat ihn für mich in Wien geschrieben. Ich nahm den Kaffee ein in meinem Gesellschaftszimmer. Hinein rauschte Franz und direkt zum Pianoforte: „Liebchen, für Dich!“ Oder war es Oscar Strauß? Fakten interessieren mich nicht. Was wirklich zählt, sind die Lieder.

(HEIDI und WEISMANN gehen ab. Fokus auf PHYLLIS und BUDDY.) PHYLLIS: (unterbricht ihn lachend)

Ach Buddy, nein, das kann nicht ich gewesen sein, oder?

BUDDY: Ich schwör's. Im Central Park. Du und Sally sind beide reingehüpft. Habt unsere Mutprobe bestanden.

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PHYLLIS: Gott, es ist so gut, Dich zu sehen – und wie viel Spaß das damals gemacht hat, Sachen zu machen.

Ben und ich machen Sachen nicht mehr, wir besprechen sie nur. Sogar unser Chauffeur ist ausgesprochen sprechbegabt.

BUDDY: Wahnsinn, was Du für ein Leben hast. Ich bin jetzt im Ölgeschäft. Klingt gigantisch, ist es aber nicht. Ich bin Vertreter und verkaufe diese Inseln und Bohrer. Ich bin gut im Verkaufen. Ich muss viel reisen, aber ich mag's, Menschen zu treffen, neue Orte zu sehen; hält einen fit.

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(Er hört auf zu sprechen, sieht sich um)

Phyl, schau Dich mal um. Bühneneingang, schwarzes Brett. Gott, die Zeit, die wir hier abgesessen haben, Ben und ich. Hier war immer alles voll mit Typen mit Blumen, die darauf gewartet haben, dass die Mädels runterkommen.

Nr. 5 „Warten auf Mädels, die oben sind“

DIE STIMME VOM JUNGEN BUDDY: (leise und gespenstisch aus weiter Ferne) HALLO IHR!

BUDDY: Ich hab hier sogar irgendwo meinen Namen eingeschnitzt.

DIE STIMME VOM JUNGEN BUDDY: ÜBER MIR! BRAUCHT IHR NOCH LÄNGER HIER?

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BUDDY: Ich find's gruselig hier. Dass wir jetzt alle wieder hier sind, wir vier, als ob's gestern wär'. Mir kommen die ganze Zeit Erinnerungen hoch, vieles, was ich mal...

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PHYLLIS: (zart, auf der Treppe sitzend) Ach, Buddy, 1941 ist doch eine Millionen Jahre her. Vergiss es. Wenn ich Fotos von mir selber von damals sehe, denke ich: „Jemand hat eine Fremde in mein Fotoalbum geklebt.“.

(BEN und SALLY kommen wieder.)

BEN: Anstecksträußchen, Sally? Bist Du Dir sicher?

SALLY: Jeden Abend hast Du eins mitgebracht.

BUDDY: Auf der Straße gekauft.

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PHYLLIS: Gardenien von gestern.

SALLY: Und dann sind wir ausgegangen und haben die ganze Nacht getanzt im Tommy's.

BUDDY: Tony's.

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BEN: Tony's. Wow, na ja.

BUDDY: (singt hoch zu den Feuertreppen) HALLO IHR! ÜBER MIR! BRAUCHT IHR NOCH LÄNGER HIER?

(Während er redet, erklingen immer wieder musikalische Spannungsstöße.)

Ich seh's alles vor mir. Wie einen Film in meinem Kopf, der läuft und läuft. Und nicht nur die schlechten Sachen. Die ganze Show.

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WARTEN AUF MÄ- DELS, DIE OBEN SIND KAUM IST DIE SHOW RUMGEBRACHT

„PLATZ DA, SPATZ – ICH LAD' DICH HEUT' EIN! SCHATZ, HAST DU 'NE FREUNDIN? WEIL: MEIN FREUND IST ALLEIN!“

BEN: HÖREN STATT SEH'N, WAS HOCH DROBEN IST SIE ZIEH'N SICH AN FÜR DIE NACHT

BUDDY: KLACKERND HÖRT MAN ABSÄTZE KNALL'N

BEN: FLACKERND DANN DAS GACKERN IN DER LÜFTUNG VERHALL'N

BEIDE: GOTT STAND MAN EWIG, UM IHN'N ZU GEFALL'N DEN MÄDELS, DIE NOCH OBEN SIND

BUDDY: HALLO IHR! ÜBER MIR! BRAUCHT IHR NOCH LÄNGER HIER?

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BEN: (immer begeisterter deutet er auf Dinge) DA HING DER SCHLÜSSEL UND DA WAR DEIN FACH FÜR DIE POST!

BUDDY: JA, ICH WEIß NOCH:

ICH UND BEN ICH UND BEN WAR'N DA AB ZEHN UND WENN ICH MIT BEN IN DIE KULISSEN KAM SAH'N WIR KRAM MIT GOTT VERFLUCHT WIE HIEß DER? ICH MEIN DEN ALTEN...

MAX! JA, SO HIEß DER.

WURSCHT NAJA, WIR WAR'N DA BIS DANN DER VORHANG FIEL DENN WENN DER VORHANG FIEL: CHAOS ZIEL- LOS!

MÄDELS SCHWEIßNASS UND TECHNIK, DIE UMBAUT TÜRENGEKNALL EN GROS

BEN: MÄDELS MIT FAST NIX AN, DIE NIX UMHAUT SAGEN KURZ ROT „HALLO!“

BUDDY: MÄDELS EN MASSE, WO JEDE SICH UMSCHAUT: „CIAO, BIS ZUR NÄCHSTEN SHOW“

BEIDE: MÄDELS, DIE RAU SIND UND MÄDELS DISKRET MÄDELS BERAUSCHT, HALB SCHON BEIM TET-A-TET MÄDELS WIE IRRE, ZWEI IMMER ZU SPÄT WER WARTET UND STEHT? UND STEHT? UND STEHT?

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PHYLLIS: WARTEN FÜR JUNGS, DIE DA UNTEN STEH'N WIR ZÖGERN'S GERNE HINAUS! WELCHES KLEID NEHM' ICH VON DEN ZWEI'N? (EINES WAR GELIEHEN, EINES BLAU UND ZU KLEIN)

SALLY: DIE KOMM'N IN SCHWUNG, WENN WIR RUNTERGEH'N...

KANN ICH MIT DEN HAAREN RAUS?

PHYLLIS: WICKELN GIGGELND STRUMPFHOSEN AB

SALLY: PLAPPERN MUNTER, KLAPPERN RUNTER, KOMMEN GANZ KNAPP

BEIDE: MIR WAR ENTFALL'N, DASS ICH'S MITERLEBT HAB': DIE JUNGS, DIE BRAV DA UNTEN STEH'N.

BUDDY: HALLO IHR!

SALLY: GLEICH SIND WIR UNTEN!

BEN: WIR WARTEN HIER!

PHYLLIS: JUNGS, BLEIBT MAL LOCKER!

BUDDY & BEN: WIE LANGE BRAUCHT DENN IHR?

SALLY & PHYLLIS: MENSCH, IST JA GUT JETZT!

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JUNGS: WOLLT IHR NOCH KOMMEN? DANN MÜSST IHR JETZT KOMMEN! DENN WOLLT IHR ECHT GEHEN, DANN SOLLTEN WIR GEHEN, IHR WOLLT DOCH DEN TISCH, UND DEN GEBEN DIE IRGENDWANN FORT!

MÄDELS:

KOMME! WIR KOMMEN! KÖNNT IHR MAL ENTSPANNT SEIN? WIR KOMMEN, FAST FERTIG! GEHT NUR NOCH UM STUNDEN...

WIR KOMMEN, WIR KOMMEN SOFORT!

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(Als ob die Kraft ihrer gemeinsamen Erinnerung sie gerufen hätte, rennen die JUNGE PHYLLIS und die JUGE SALLY von einem hohen Podest die Stufen runter und aus dem Dunkel erscheinen der JUNGE BUDDY und der JUNGE BEN. ALLE VIER sind fröhlich und aufgeregt und haben sich für das große Date in der großen Stadt schick gemacht. Die Musik pulsiert unter ihrem Dialog)

JUNGE SALLY: (ein süßer Knopf)2 Hi!

JUNGER BEN: Girls...

JUNGE PHYLLIS: (Sie himmelt ihn an) Ben...

JUNGER BUDDY: Sally...

(Während die jungen Versionen singen, stehen BEN, PHYLLIS, BUDDY und SALLY nah bei ihnen und sehen sie; nicht direkt, eher so als ob die Erinnerungen irgendwo in ihrem Kopf sind. Sie sind völlig fasziniert und sehr aufmerksam.)

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JUNGE SALLY: ENDLICH RAUS!

JUNGER BUDDY: SEHT TOLL AUS.

JUNGE PHYLLIS: HABT IHR DAS STÜCK GESEH'N?

JUNGER BEN: WOLL'N WIR GEH'N?

JUNGE PHYLLIS: WER HAT EUCH REINGEBRACHT?

2Original:

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„cute as a button“

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JUNGER BUDDY: GELD BRINGT MACHT BEI GOTT VERFLUCHT, MENSCH, WIE HEIßT ER? NA, DER PFÖRTNER?

JUNGE PHYLLIS: AL?

JUNGER BUDDY: NEIN.

JUNGE SALLY: GROß?

JUNGER BEN: FETT.

JUNGE PHYLLIS: JUNG?

JUNGER BUDDY: KAHL.

JUNGE SALLY: KALLE!

JUNGER BEN: JAP!

JUNGE SALLY: ALSO DANN...

JUNGER BUDDY: GEH'N WIR'S AN!

JUNGE PHYLLIS: UND WOHIN GEHT’S JETZT SO?

JUNGER BEN: IN SO EIN IN-BISTRO!

JUNGE SALLY: WAS?

JUNGER BUDDY: SUPER SHOW DA!

JUNGE PHYLLIS: HÄ? ICH DACHT', IHR WOLLTET HEUTE ZU TONY'S!

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JUNGER BUDDY: DAS DA IST AUCH GENIAL!

JUNGE SALLY: WIR SIND GESCHMINKT FÜR TANZEN BEI TONY'S!

JUNGER BEN: DAS IST EIN TOP-LOKAL!

JUNGE SALLY & JUNGE PHYLLIS: TSCHÜSSI, MACHT'S GUT, WIR SEH'N UNS BEI TONY'S!

JUNGER BEN & JUNGER BUDDY: (DIE) BAND DA IST ERSTE WAHL! JUNGS:

ICH MEINTE TONY'S? ICH SAG DOCH NICHT TONY'S! WAR BEN JE BEI TONY'S? ZU NOBEL BEI TONY'S! NA GUT, LASST UNS GEH'N

MÄDELS: DU MEINTEST TONYS, „LOS, GEH'N WIR ZU TONYS“ NEE, BEN SAGTE TONY'S GUT, EINER WOLLT' TONY'S ZUM TANZEN ZU TONY'S NA GUT, LASST UNS GEH'N

(Genau so plötzlich wie sie gekommen waren sind die Erinnerungen auch wieder verschwunden.

BEN, PHYLLIS, BUDDY und SALLY stehen einen Augenblick lang still, gefangen von der Freude am Jungsein, derer sie sich gerade entsonnen hatten. Dann, als die Musik weitergeht, klappen sie wieder in die Gegenwart zurück, schauen einander an, dann weg, alle zutiefst erschüttert von der Unmittelbarkeit der Vergangenheit und der Reue, was alles verloren und verschwendet wurde. Einen Augenblick lang tigern sie hin und her, als ob sie in einem Käfig der Vergangenheit gefangen wären. Dann erholen sie sich, erst sind sie wütend, dann wenden sie sich ans Publikum und singen.)

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BUDDY: WARTEN AUF MÄ- DELS, DIE OBEN SIND (WO) KAM SO VIEL DOOFHEIT NUR HER?

BEN: JUNG UND DUMM, DOCH ALTKLUG VERENGT LEBENSPHASEN, DURCH DIE SICH WOHL JEDER MAL ZWÄNGT

BUDDY, BEN, SALLY, PHYLLIS: WARTEN AUF MÄ- DELS, DIE OBEN SIND SCHÖN, ABER BITTE NIE MEHR!

VIEL WAR SPAß, DOCH'S ZEHRTE TIEF DRIN ALLES WAR ZWAR MÖGLICH, ABER NICHTS ERGAB SINN DAMALS WAR WARTEN DAS HIGHLIGHT SCHLECHTHIN: AUF MÄDELS, DIE NOCH OBEN SIND

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(Blackout. Dann Licht auf EMILY und THEODORE, die mit SOLANGE und HATTIE reden.)

EMILY: Teddy war GI, nicht wahr, Schatz? Du warst frisch zurück aus Frankreich und als wir getanzt haben, hat sich meine Bluse in deinen ganzen Orden verhakt.

THEODORE: Emmy, das war doch in einer von unseren Nummern.

EMILY: Ach, dann war's halt da. Aber Nummern sind ja auch echt, sie finden ja wirklich statt und ich habe Dich doch getroffen, oder etwa nicht?

Nr. 6 „Montage (Rege regt sich Regen am Dach / Ah, Parie! / Broadway Baby)“ „Montage (On the roof the rain stirs / Ah, Paris! / Broadway Baby)“

(Und plötzlich, ganz abrupt, ist die Bühne leer und dunkel – nur EMILY und THEODORE WHITMAN stehen für einen kurzen Moment ganz still in einem Spot und schauen nach vorne, als ob sie anfangen wollten, zu sprechen. Statt zu sprechen singen sie.)

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EMILY und THEODORE: REGE REGT SICH REGEN AM DACH, MACHT: PLITSCH-PLITSCHI-PLATSCH BLITZ-BLITZ-RABATZ SITZ, MIEZI-KATZ, WIR GEH'N NOCH NICHT NACH HAUSE

ENTSPANN', DENN REGE REGT SICH REGEN AM DACH, MACHT: PLANK-PLENKA-PLINK PLANK-PLENKA-PLINK-PLANKA TRINK NOCH 'NEN DRINK UND MEID' DIE KALTE BRAUSE

RE-GEN! HEY, NOCH NICHT GEH'N! GIEß, DASS ES KRACHT! DIE GANZE NACHT GEBEN WIR AUF UNS ACHT...

REGE REGT SICH REGEN AM DACH, MACHT: PLITSCH-PLISCHI-PLATSCH (KUSS) PLANKA-PLINK (KUSS) PLENK (KUSS) KLITSCHENASS, ICH HOFF, DAS HÖRT NIE AUF! HERRLICH, PLINK, POCHT ER (KUSS KUSS) AUF UNS DRAUF...

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(Die Nummer geht so schnell, wie sie gekommen war, fast als wäre sie nie passiert. Die WHITMANS stehen im Freeze auf einer Seite der Bühne, während SOLANGE LA FITTE aus der Dunkelheit nach vorne kommt.)

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SOLANGE: NEW YORK HAT NEON, BERLIN HAT BARS DOCH AH... PARIE! SHANGHAI HAT SEIDE, LA HAT STARS DOCH AH... PARIE!

IN KAIRO GIBT'S DIE BIZARR'N BASARS IN LONDON HALT DANN UND WANN TEA

DOCH GEHT’S UM LIEBE, OH! IST ES NIRGENDS SO KOMPLETT, COMPRIS?

MACHST DU GERN LIEBE, OH! WIRST DU HIER ERST FROH: IN AH, AH, AH, AH, AH, AH, AH, PARIE!

DIE RUINEN SAH ICH IN ROM STAND IN IGLOS GANZ OHNE STROM WAR AUCH OFT IN MOSKAU DORT IST MAN HIGH NA GUT, WOBEI: NUR AM ERSTEN MAI

IN BAHREIN WAR ICH UND SOHO FAND'S ECHT GUT UND DACHTE: „SOSO!“ DOCH BEI MONDENSCHEIN HEIßT'S „CIAO, BAHREIN!“ HALLO, MONTMATRE, HALLO...

(NEW) ORLEANS HAT JAZZSONGS UND PEKING REIS DOCH AH... PARIE! BEIRUT HAT SONNE – SONST NIX, ICH WEIß...

DOCH AH... PARIE!

IN ISTANBUL MACHT'S HAMAM DICH HEIß ATHEN HAT VIEL HÜBSCHE DEBRIS

UND KARLSBAD HAT 'NEN SPA DOCH FÜR OU-LA-LA FOLG' MIR UND SIEH:

IN KARLSBAD WIRD KURIERT (WO)ZU MAN DICH VERFÜHRT IN AH, AH, AH, AH, AH, AH, PARIE!

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(SOLANGE steht unbewegt, die Arme ausgestreckt, auf der den WHITMANS gegenüberliegenden Seite der Bühne, als HATTIE WALKER aus den Schatten vor stolziert und ihren Spot bekommt. Sie macht sich entschieden bereit, schaut das Publikum stahlhart an, atmet ein und beltet ihre Nummer.)

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HATTIE: BIN NUR EIN „BROADWAY BABY“ LATSCHE MIR DIE FÜßE WUND ALLES NUR AUS EINEM GRUND: ICH WILL IN 'NE SHOW

BROADWAY BABY LERN' GESANG UND TANZ UND SPIEL

ALLES FÜR DAS GROßE ZIEL – UND DAS IST 'NE SHOW

SCHÖN ZUM BROADWAY GEH'N UND MICH DORT SEH'N ALS LEUCHTSCHRIFT, HÄTT' REIZ!

STRAHL' STARK BEI NACHT UND TAG VOM BATT'RY PARK BIS WASHINGTON HEIGHTS

DIESE LADY MUSS GEWINNEN, WEIL SIE WAGT SCHLIMMSTENFALLS SPIEL' ICH DIE MAGD MANN, HAUPTSACHE SHOW!

HEY, MISTER PRODUCER! JETZT HÖR'N SIE MAL ZU, SIR! SEHR VIEL BRAUCH' ICH NICHT: MICH UND MEIN GESICHT PLUS EIN BISSCHEN SCHMINKE, ETWAS RAMPENLICHT

BIN EIN BROADWAY BABY SCHUFTE TAGS IM SUPERMARKT TRÄUME, DASS MICH JEMAND FRAGT: WILLST DU IN DIE SHOW?

BROADWAY BABY ABENDS DANN ZU CASTINGS FAHR'N IMBISSFRAß, UM GELD ZU SPAR'N DAS GEHT HALT NUR SO

NETT WÄR MAL, ICH HÄTT' NICHT NUR MEIN BETT, MEIN KÄTZCHEN, NICHT MEHR

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(HATTIE) WART' UND ACKER' HART FÜR MEIN PLAKAT AM GROßEN TIMES SQUARE!

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(Die Spots auf den WHITMANS und SOLANGE LA FITTE werden wieder hell, sie erwachen zum Leben und schließen sich HATTIE WALKER an – alle drei Songs hämmern gleichzeitig.)

HATTIE: „BROADWAY BABY“ LATSCHE MIR DIE FÜßE WUND ALLES NUR AUS EINEM GRUND: ICH WILL IN 'NE SHOW

BROADWAY BABY LERN' GESANG UND TANZ UND SPIEL UND SPIEL

SOLANGE: NEW YORK HAT NEON, BERLIN HAT BARS DOCH AH... PARIE! SHANGHAI HAT SEIDE, LA HAT STARS DOCH AH... PARIE!

IN KAIRO GIBT'S DIE BIZARR'N BASARS IN LONDON HALT DANN UND WANN TEA

DIE WHITMANS: REGE REGT SICH REGEN AM DACH, MACHT: PLITSCH-PLITSCHI-PLATSCH BLITZ-BLITZ-RABATZ SITZ, MIEZI-KATZ, WIR GEH'N NOCH NICHT NACH HAUSE

ENTSPANN', DENN REGE REGT SICH REGEN AM DACH, MACHT: PLANK-PLENKA-PLINK PLANK-PLENKA-PLINKPLANKA

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SOLANGE: AH, AH, AH, AH, AH!

EMILY und THEODORE: (Kuss Kuss) KÖSTLICH

SOLANGE: AH, AH, AH, AH, AH!

HATTIE: WENN ICH HEISS VOR FLEISS BRENN' NIMMT MICH ZIEGFELD ODER WEISMANN IN NE

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HATTIE: GROSSE BROADWAY SHOW!

SOLANGE: AH AH AH AH AH AH! AH AH AH! PARIE!

DIE WHITMANS: HERRLICH POCHT ER AUF UNS DRAUF...

(Die Nummer schraubt sich zu einem schamlosen Höhepunkt auf und endet mit einem Blackout. Fahles Licht auf BEN und SALLY, die gen Rampe schlendern. Sie hatten eine schöne Zeit zusammen und sie plappert vor sich hin. Der Geist von einem SHOWGIRL, groß und ganz in weiß, bewegt sich träge vor ihnen über die Bühne.)

SALLY: Ach, Ben, Dein Leben muss so glamourös sein. Die ganzen Promis und die Partys.

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BEN: Ach das. Die Diplomaten erzählen gerne dreckige Witze und die Schriftsteller geben damit an, wie viel Geld sie für Verfilmungen bekommen und Opernsänger reden eigentlich nur übers Essen.

SALLY: Echt?

BEN: Können diese Augen lügen? Nein, im Ernst, ich hab schon ein gutes Leben. Schlussendlich ist Erfolg doch, wenn man gut ist in dem, was man gerne macht. Wissen was man will und das dann machen, das ist das Geheimnis.

Nr. 7 „Der Weg, den man nicht ging“ / „The road you didn't take“ (Er singt)

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TJA, MANCHER WIRD DICHTER, MANCHER WIRD SCHWÄRMER, MANCHER BERÜHMT WIE BENJAMIN STONE

DER EINE WEG DIE EINE TÜR KEIN ZWEITER SCHUSS, NUR JETZT UND HIER! ENTWEDER / ODER SAGT MAN DIR

KLAR, MAN BEREUT DOCH MIT DER ZEIT VERGISST MAN'S UND MAN SAGT:

AN TÜR'N, DIE MAN NICHT NAHM, DENKT MAN DOCH FAST NIE ODER? DER WEG, DEN MAN NICHT GING, BRINGT NICHTS AUS DEM LOT DIE WAHL, ZU DER'S NICHT KAM, WAR HALT THEORIE ODER?

TRÄUME, HALB VERSÄUMT, JETZT TOT HAB ICH SIE GETRÄUMT? MIR DROHT, DASS ICH BALD GAR NICHTS DASS ICH BALD GAR NICHTS MEHR WEIß

(Er hält inne, steht still und erinnert sich, während die Musik weitergeht und das Licht den JUNGEN BEN und den JUNGEN BUDDY erhellt, die vorbeilaufen. Der JUNGE BEN hat sich für ein Date schick gemacht.)

JUNGER BUDDY: (gibt dem JUNGEN BEN einen Schlüsselbund) Bitte schön. Die Schlüssel für die alte Schrottkarre.

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JUNGER BEN: Danke.

JUNGER BUDDY: (holt seine Brieftasche raus) Brauchst Du ein bisschen Geld?

JUNGER BEN: Schon okay.

JUNGER BUDDY: Ach komm schon, ist doch nur Geld, was ist denn los?

JUNGER BEN: (bleibt sitzen, während der JUNGE BUDDY wegschlendert) Das verstehst Du nicht.

BEN: (verstört, schüttelt sich aus während er weitermacht) DAS BUCH, DAS ICH NIE LES', BRÄCHT' KEIN'N UNTERSCHIED, ODER? DIE FRAU'N, DIE ICH NIE TREFF', HÄTTEN EH KEIN'N ZWECK DIE (LEBEN), DIE ICH NIEMALS LEB', WÄR'N KEIN FREUDENLIED ODER? ODER? ODER?

CHANCE VERPASST? DANN BLICK SCHNELL WEG! WEGBLICKEN HEIßT GLÜCK, PERFEKT WÄR', WENN DU GAR NICHTS WENN DU BALD GAR NICHTS MEHR WEIßT! NICHTS MEHR WEIßT...

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(BEN steht gepeinigt da, die Musik geht weiter. Die JUNGE PHYLLIS erscheint hoch oben auf einem Bühnenpodest und schaut verliebt runter zum JUNGEN BEN, der mit den Schlüsseln vom Auto vom jungen Buddy rumspielt.)

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JUNGER BEN: Geliehenes Geld, geliehenes Auto. Irgendwann habe ich die scheißgrößte Limousine aller Zeiten.

JUNGE PHYLLIS: Wir haben doch uns Ben. Wär' das so ein großer Unterschied?

JUNGER BEN: Der größte.

(Sie verschwinden.)

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BEN: (sehr verstört singt er weiter) DU SEHNST DICH NACH FRAUEN, TRÄUMST AUCH VOM GELD, BE- NEIDEST BERÜHMTE BENJAMIN STONES

WÄHLST DEINEN WEG DIE ZEIT VERGEHT DIE SEHNSUCHT STIRBT, DER TRAUM VERWEHT

MAN SAGT „ADIEU“, DOCH MAN VERSTEHT, DASS RUHE HILFT GOTT, WIE SIE HILFT UND SCHLIEßLICH SIEHT MAN EIN:

DER WEG, DEN MAN NIE NIMMT IST AUCH SCHWER UND STARR ODER?

DIE WAHL, DIE MAN BESTIMMT BESSER ALS SIE SCHIEN!

BLEIBT MIR 'NE WELT VERWEHRT BLEIBT SIE TROTZDEM DA, ODER?

DER BEN, DER ICH NIE WERD' WER WEISS NOCH UM IHN?

(Die Nummer endet und BEN starrt in die Leere.)

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SALLY: Ich weiß noch um ihn. Ich glaube, ich habe ihn sogar mal geliebt.

(SIE nimmt BENs Hand und zieht ihn in den Tanz. Licht auf BUDDY und PHYLLIS.)

Nr. 8 „Ah Parie! (Underscore)“

BUDDY: Habt ihr Kinder, Phyl?

PHYLLIS: Ben wollte nicht sofort und dann war's zu spät.

BUDDY: Wir haben zwei: Tom und Tim. Sally hat die Namen ausgesucht. Sie sind jetzt in San Francisco und wenn sie sie vermisst, ruft sie sie an und streitet sich mit ihnen. Sie hat sich mit jedem, den sie kennt, verstritten.

Phyl, ich will doch einfach nur die alte Sally zurück. Ich will das Mädchen, das ich geheiratet habe.

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PHYLLIS: (trocken) Das ist unmöglich, aber macht ja nix.

BUDDY: Ich hab' sie angefleht, heute Abend nicht hierherzukommen. Es passiert gerade genau das, was ich mir gedacht hatte.

PHYLLIS: Was denn?

BUDDY: Sie liebt immer noch Ben.

PHYLLIS: Ich hab mich das immer gefragt, aber ich war mir nie sicher. Zeiten ändern sich. War vielleicht irgendwann mal wichtig.

(Das Licht findet die JUNGE PHYLLIS und den JUGEN BEN, die langsam vorbeischlendern. PHYLLIS, überrascht von der Süße ihrer Erinnerung, beobachtet die JUNGE PHYLLIS; wie sie den Verlobungsring ansieht, den der JUNGE BEN ihr gerade gegeben hat.)

JUNGE PHYLLIS: Ben, ich brauch doch nicht so einen teuren Ring.

JUNGER BEN: Das ist doch nix, Phyl; nur ein halbes Karat. Gib mir Zeit. Irgendwann geh ich zu Tiffany's und kauf den ganzen Laden.

JUNGE PHYLLIS: Dieses Geschenk kannst Du nie mehr übertreffen.

JUNGER BEN: Du wirst eine gute Ehefrau, Phyl.

JUNGE PHYLLIS: Gut ist nicht gut genug. Ich werd' lernen und lesen und mir meine Füße wund laufen im Metropolitan Museum. Du wirst so stolz auf mich sein.

(Sie schlendern Arm in Arm in die Schatten.)

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PHYLLIS: (fast wütend, als sie die Erinnerung wegwischt) Geld3, Buddy. Schlussendlich läuft das ganze Erwachsensein darauf hinaus. Wenn wir jung sind hält uns nichts auf und wir können drauf hoffen, alle möglichen Rollen zu übernehmen. Star, Mutter, Gastgeberin. Ich wollte sie alle. Hab gelernt, auszuwählen. Und plötzlich war die Auswahl in Stein gemeißelt. Ich hatte mal einen Liebhaber. Er hieß Jack, glaube ich. Er hat Schlagzeug gespielt, hatte lange Haare und sprach im Prinzip gar keine Sprache. Er war alles, was Ben nicht war und wir haben unsere Nachmittage mit französischem Wein und miteinander vertrödelt, Pophits im Radio gehört und Nachrichten. Ich dachte, das wäre die Antwort auf alles, aber solche Sachen gehen vorbei und in meinem Esszimmer habe ich Silberbesteck im Wert von sechzigtausend Dollar.

Nr. 8a „Beguine“

BUDDY: Was ist mit Dir passiert, Phyl?

PHYLLIS: (Die Augen hell, traurig und wütend) Ich hab meinen eigenen verschissenen Weg genommen und ich mach' keinen Aufriss.

(Sie wendet sich ab und geht stolz ab. Weiter hinten wurde ziemlich viel getanzt und gequatscht. Daraus lösen sich nun EMILY und THEODORE. BUDDY, der Phyllis hinterher geschaut hatte, bleibt übrig und geht ab, als EMILY, THEODORE und die TÄNZER um ihn herum beginnen, sich aufzustellen.)

Nr. 9 „Bolero d'Amore“ (optional)

Wichtig: Der „Bolero d'Amore“ ist eine optionale Sequenz und kann gestrichen werden, wenn gewünscht.

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(Die Musik geht leicht in einen Tango über und EMILY und THEODORE tanzen ihren alten Tanz.

Während sie das tun, verstofflichen sich die JUNGE EMILY und der JUNGE THEODORE aus den Schatten heraus und tanzen mit ihnen. Hinten schließen sich drei GEISTER-PAARE, die mal Teil der ursprünglichen Nummer waren, dem Tanz an. Es ist eine üppige, romantische Nummer und man kann die großen und kleinen Unterschiede sehen, die dreißig Jahre ausmachen.

Die Nummer endet in Dunkelheit und beim Applaus des Publikums applaudieren auch die GÄSTE.

Als das Licht wiederkehrt, stehen die GÄSTE um EMILY und THEODORE und gratulieren ihnen. Als das Tohuwabohu abstirbt, verschiebt sich der Fokus auf BEN und SALLY, die in einer Ecke miteinander quatschen. Die Bühne ist plötzlich ganz leer.)

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Original: „Bargains, Buddy.“, was wörtlich übersetzt „Händel“ oder „Deals“ heißt. Michael Kunze hat in seiner Übersetzung „Kompromisse“ gewählt, was bezogen auf den ersten Teil des Monologs Sinn ergibt, aber nicht ganz zum Abschluss mit den 60.000 Dollar passt.

Je nach Inszenierungsfokus bitte den passenden Begriff wählen.

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Nr. 10 „Aus Buddys Sicht“ / „Through Buddy's eyes“

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SALLY: … und Ben, ich hab früher immer ganz viel über die Zukunft nachgedacht. Alles, wovon ich immer dachte, dass es das Leben lebenswert macht, ist jetzt gar nicht mehr so wichtig. Ich wollte mal Karriere machen, aber die Follies wurden abgeschafft und weißt Du was? Mir ging's gut. Ich wollte Kinder und hab zwei wunderbare Jungs bekommen, die dann gemacht haben, was Jungs halt so machen: erwachsen werden und wegziehen. Ich vermisse sie, aber sie sind auch nicht die Antwort.

BEN: Was dann?

SALLY: Buddy. Er macht mein Leben lebenswert.

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SALLY: NIX PASSIERT, DOCH DIE WELT BLEIBT SPANNEND WEIL'S BUDDY GIBT

ICH SCHREIB' BRIEFE HANTIER' MIT PFANNEN WEIß, DASS ES BUDDY GIBT

JEDEN MORGEN DREH' ICH IM GARTEN RUNDEN KANNST DU DAS GLAUBEN?

JEDEN SONNTAG, GEH NICH'!

MAL' ICH ZIG STUNDEN...

UND JA, MIR FEHLT GANZ VIEL, KOMM KAUM RAUS, SEH' FAHL AUS NEIN, ICH HAB KEIN ZIEL, AUCH KEIN GELD, KEIN AUTO JA, MEIN KLEIDUNGSSTIL: SCHLIMM! DOCH SIEH' MICH MAL AUS

BUDDYS SICHT: WIE JUNG UND SCHÖN ICH BIN! DENN BUDDYS SICHT VERGISST MEIN ALTER

TJA, SO ERQUICKLICH LEBT MAN 'NE WEILE ICH BIN SO GLÜCKLICH DASS ICH GLEICH HEULE UND...

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(SALLYs Stimme bricht, als sie von der Erinnerung mitgerissen wird. Die Musik geht weiter und die JUNGE SALLY, verletzt und sehr traurig, kommt vorbeigerannt. Der JUNGE BEN folgt ihr.)

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JUNGE SALLY: (verletzt und wütend) Nein Ben. Nicht jetzt, nicht heute Abend, nie.

JUNGER BEN: Das meinst Du doch nicht ernst, Sally.

JUNGE SALLY: (Dreht sich zu ihm als er sie berührt) Du – Du gibst ihr einen Ring und machst dann mit mir rum. Lass die Spielchen!

JUNGER BEN: Ich will Dich, Du willst mich, Du weißt es.

JUNGE SALLY: (leidenschaftlich) Oh Gott, Ben...

(Sie fallen sich in die Arme und verschwinden.)

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SALLY: (beobachtet den JUNGEN BEN und die JUNGE SALLY kurz, reißt dann ihren Blick von ihnen, dreht sich zu BEN und singt lächelnd weiter) NIMM BUDDYS SICHT: WIE JUNG UND SCHÖN ICH BIN! DENN BUDDYS SICHT VERBIETET ALT SEIN

PRINZESSIN, HAUPTPREIS BLEIB' ICH SCHLICHT

NIMM BUDDYS SICHT: WIE JUNG UND SCHÖN ICH BIN! AN BUDDYS ARM WIRD BUDDY HALT SEIN UND ICH NIE ALT, NEIN...

TOD GIBT’S NICHT.

WAS ICH FÜR MICH SO FANTASIER' MEIN BESTES „ICH“ IM KOPF VON MIR SÄHST DU GRAD AUCH, SÄHST DU MICH HIER AUS BUDDYS SICHT

(Der Song endet. SALLY und BEN stehen sich sehr nah. Die Band auf der Bühne beginnt wieder zu spielen. Wortlos legen SALLY und BEN ihre Arme umeinander und beginnen zu tanzen. In diesem Moment wischt PHYLLIS auf die Bühne und geht an BEN vorbei.)

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Nr. 11 „Wer ist die denn? (Underscore)“

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PHYLLIS: Ben, schenkst Du mir mal was nach bitte?

(BEN nickt, geht ab)

Sally, wart' doch mal, bleib hier. Komm, wir quatschen ein bisschen. Erzähl mir alles. Vermisst Du New York?

Wo hast Du Dein Kleid her? Wie ist das Wetter so in Phoenix? Wie gefällt Dir mein Mann?

SALLY: Ben? Ich hab ihn immer gemocht, weißt Du doch.

PHYLLIS: Findest Du, dass er sich verändert hat?

SALLY: Nicht wirklich, also nicht tief im Innern.

PHYLLIS: Ich kratz' meistens nur an der Oberfläche. Buddy denkt, dass Du ihn immer noch liebst.

SALLY: (Ist Buddy nicht süß?)

Dieser Mann... er ist manchmal so eifersüchtig.

PHYLLIS: Nur auf wen? Das ist das Mysterium der Woche.

SALLY: Sorry, ich habe keine Lust, mich mit Dir zu streiten, Phyl. Das habe ich nicht nötig.

PHYLLIS: Wäre es Dir möglich, das etwas auszuführen?

(Lautes mädchenhaftes Gequietsche von Offstage. ALLE treten auf, WEISMAN vorneweg.)

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STELLA: (tritt auf mit SANDRA und DEE DEE) Ich mach mich nicht alleine zum Affen. Wenn ich die Spiegel-Nummer mache, machen wir alle die SpiegelNummer.

(Nach und nach erscheinen die DAMEN, die in der originalen Nummer drin waren auf der Bühne und bewegen sich lebhaft nach vorne zur Mitte, um ihre alten Positionen in der Chorus Line einzunehmen.)

PHYLLIS: Ich glaube kaum...

STELLA: Du auch, Phyllis.

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SALLY: Komm schon, Phyl.

(Sie macht einen Stepp-Schritt.)

PHYLLIS: Wenn Du's machst, kann ich's auch noch.

CARLOTTA: Ich hab seit dreißig Jahren nicht getanzt.

SANDRA: Und glaubt ihr's? Ich hab Lampenfieber!

DEE DEE: Nach der Nummer war ich schon mit neunzehn völlig fertig.

(Sie stellen sich alle hinter STELLA auf. SANDRA, DEE DEE, PHYLLIS, SALLY, EMILY und CARLOTTA.)

STELLA DEEMS: Na dann – Himmel, hilf!

(Zum Bandleader) Hit it, baby!

Nr. 12 „Wer ist die denn?“ / „Who's that woman?“

(Die Band beginnt. STELLA wirft ihren Kopf zurück und gleitet in die Nummer. Ihre Stimme ist immer noch fantastisch, aber die Bewegungen bringen sie etwas aus der Puste.)

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STELLA: WER IST DIE DENN? ICH KENN' DAS WEIB! STARRT MICH AUFGEMOTZT AN

LEBT ALS (OB) SIE'N KARUSSELL BETREIBT: MANN FOLGT AUF MANN FOLGT AUF MANN

ABEND, MORGEN – SIE LACHT OHNE SORGEN WO ICH HINGEH', KLEBT SIE AN MIR DRAN, MANN:

WER IST DIE DENN? OH NEE, ICH SEH': DIE FRAU, DIE MAN SCHLAU KENNT IST LAUFEND BETRÜBT

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(STELLA) SIE WAR NIE LANG VERLIEBT

WEIL SIE, WENN LIEBE MAL MEHR ALS EIN GAG WAR, GANZ SCHNELL WEG WAR

WER IST DIE, DIE DIE NACHT DURCHLACHT KAPUTT VON PARTY ZU PARTY SICH SCHLICH?

ICH MUSS, UM SIE ZU SEH'N NUR ZUM SPIEGEL GEH'N GOTT, OH GOTT! DIE FRAU BIN JA ICH!

ALLE: SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND WER'S DIE TRAURIGSTE DER STADT?

WELCHE LEBTE ZU RISKANT? WELCHE HAT IHR JUAN SCHON SATT?

SPIEGLEIN, SPIEGLEIN DIE DA GAR? DIE DEN CLOWN GEFRÜHSTÜCKT HAT?

HÄNGT SIE TÄGLICH AN DER BAR? KLINGT IHR LACHEN NIEMALS WAHR?

SÄH SIE'N SPIEGEL, WÜRD'S IHR KLAR: SPIEGLEIN, SPIEGLEIN! SPIEGLEIN, SPIEGLEIN! SPIEGLEIN, SPIEGLEIN!

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(STELLA stolziert in die Gasse und die „TÄNZERINNEN“, die ausgesungen haben, beginnen ernsthaft zu tanzen. Sie erinnern sich erstaunlich gut und haben Freude an sich selbst, während sie sich durch die alten Posen und hohen Kicks mogeln. Die Musik wird langsamer und die „TÄNZERINNEN“ stellen sich in eine Reihe, denn selbstverständlich kommt jetzt der Steppteil.

Er beginnt. Man hört das Steppen und hinten im Dämmerlicht erscheinen SECHS ERINNERUNGEN – die JUNGE PHYLLIS, die JUNGE SALLY und die anderen – auch aufgereiht und tanzend. Ihre kessen Kostüme bestehen aus Spiegelteilen, die schillern und reflektieren, wenn sie sich bewegen. Die ERINNERUNGEN im Hintergrund bewegen sich gespiegelt zu den „TÄNZERINNEN“ vorne. Tempo und Erregung steigen, die Schritte werden immer schwerer, schneller. Dann kommt die Explosion und Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich: Die ERINNERUNGEN stoßen zu den „TÄNZERINNEN“ im Vordergrund; STELLA DEEMS, gespiegelt von der JUNGEN STELLA, leicht und schlank, kommt aufgetanzt: die beiden Melodien werden zu einer und alle Frauen singen und tanzen gemeinsam.)

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DIE ANDEREN: SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND WER'S DIE TRAURIGSTE DER STADT?

WELCHE LEBTE ZU RISKANT? WELCHE HAT IHR JUAN SCHON SATT? JA MEISTENS NUR:

„HI, SCHATZ“ KUSS! „BYE- BYE, SCHATZ!“

SPIEGLEIN, SPIEGLEIN DIE DA GAR? DIE DEN CLOWN GEFRÜHSTÜCKT HAT?

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STELLA: WER IST DIE DENN? ACH SCHAU, DIE FRAU MIT HAAR AUF DEN ZÄHNEN HÄLT TRÄNEN VERSTECKT JAHRELANG LIEF'S PERFEKT FÜR SIE HIESS LIEBE JA MEISTENS NUR:

„HI, SCHATZ“ KUSS! „BYE- BYE, SCHATZ!“

WER IST DIE, DIE DIE NACHT DURCHLACHT KAPUTT VON PARTY ZU PARTY SICH SCHLICH?

STELLA: DAS BILD WAR FESTGEZURRT JETZT VERSCHWIMMT'S – ABSURD!

ALLE: GOTT, OH GOTT!

STELLA: GOTT, OH GOTT, OH GOTT!

DIE FRAU BIN JA ICH!

ALLE: SPIEGLEIN! SPIEGLEIN!

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(Die Nummer endet, die ERINNERUNGEN verschwinden und sieben Damen im besten Alter bleiben völlig aus der Puste zurück.)

STELLA: War das nicht der Hammer? Ich liebe das Leben, wisst ihr das? Ich hab meine Probleme und überall Blasen, wir haben keine Kinder, haben nie viel Geld verdient und die meisten meiner Liebsten sind tot. Aber insgesamt betrachtet...

(Sie verliert den Faden.)

Wo war ich?

(grinst) Ach, pfeif drauf, ich quatsch zu viel.

(Sie dreht sich weg und beeilt sich, zu MAX oben am Bankett zu kommen.)

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Nr. 12a „Fanfare“

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(Hinten erscheint WEISMANN.)

WEISMANN: Gibt's hier etwa hungrige Künstler?

(Aufgeregtes Geschnatter erhebt sich, als alle abgehen, übrig bleiben die STONES und die PLUMMERS. Obwohl die beiden Paare gemeinsam auf der Bühne sind, sind sie an unterschiedlichen Orten im Weisman Theater; kein Paar sieht oder hört das andere, während die Szene frei vor und zurück fließt.)

BUDDY: Kleine, Du warst großartig.

PHYLLIS: Na, Ben, war ich nicht zum Niederknien? Du sagst ja gar nichts.

BEN: Mir hat's die Sprache verschlagen. Woher um alles in der Welt konntest Du das noch?

PHYLLIS: Keine Ahnung. Muskelgedächtnis vielleicht? Erstaunlich, was so ein Körper alles nicht vergisst.

BEN: Allerdings.

(BEN geht weg von ihr, PHYLLIS folgt ihm.)

BUDDY: Ganz schön was los hier. Wie geht’s Ben?

SALLY: Ich glaube nicht, dass Phyllis ihn glücklich macht. Ich sehe Traurigkeit in seinen Augen.

BUDDY: Klar siehst Du die.

SALLY: Was soll das heißen?

BUDDY: (schluckt seinen Ärger runter) Schau mal, Sally, ich hab nachgedacht. Warum sage ich denen im Büro nicht einfach, dass ich keine Lust mehr aufs Reisen hab'? Wir könnten mehr ausgehen, ein bisschen Spaß haben. Ich hab Dich manchmal mit allem echt allein gelassen, aber ich werd' mir mehr Mühe geben. Ganz im Ernst, werd' ich. Komm, Kleine, lass uns heimgehen.

SALLY: Mich kriegt nichts auf der Welt von hier weg.

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PHYLLIS: Ben?

BEN: Jetzt ist nicht gut, Phyl.

PHYLLIS: Ja, prima, einfach weiter ausweichen. Meine Güte, wir hatten kein ehrliches Gespräch mehr seit 1942. Was denkst Du, gewinnen die Japaner den Krieg?

BEN: Mir ist grad nicht so nach ehrlichem Gespräch.

PHYLLIS: Mir schon. Wann hast Du das letzte Mal Liebe für mich empfunden? Vor zehn Jahren oder nie? Hast Du mal über Scheidung nachgedacht? Oder Selbstmord? Warum hast Du keine Affären? Oder hast Du welche? Hast Du in letzter Zeit viel geweint? Frisst Dich die Reue manchmal auf? Ist jeder weitere Tag mit mir eine Zumutung? Oder bist Du schon tot?

BEN: Ich habe meine Momente.

BUDDY: Wir hatten ein gutes Leben, Kleine.

SALLY: Seit wann?

BUDDY: Red' nicht so. Was willst Du eigentlich von mir? Egal, was ich mache, es ist nie gut genug. Ich komm' gut gelaunt nach Hause, nehm' Dich in den Arm und Du schaust mich an als hätte ich in der Kloake gebadet.

SALLY: Hast Du doch auch, oder? Du hast immer irgendwo eine Frau. Ja, ich bekomm' das mit. Du lässt mit Absicht Sachen in Deinen Taschen, damit ich es mitbekomme.

BUDDY: Margie! Margie – so heißt sie. Sie arbeitet im Kaufhaus und sie hat ein kleines Häuschen. Da ist es leise, wir sitzen da und reden stundenlang. Und sie kocht für mich und näht mir meine Knöpfe an und im Bett gibt sie mir das Gefühl, dass ich sowas wie 'ne Offenbarung bin. Sie ist neunundzwanzig und hübsch und weißt Du was mein Glück ist? Dass ich Dich liebe.

(Er dreht sich weg und geht wütend mit großen Schritten davon.)

PHYLLIS: Gott, war ich geil auf Dich am Anfang. [Was? Bin ich Dir zu ordinär? Ja, ich war ordinär, bevor Du mich umerzogen hast.]4 Was war ich schon? Ein Revuegirl, dass es auf dem Rücksitz treibt. Erinnerst Du Dich? Du warst dabei. Du blödes Arschloch, jetzt muss ich gleich heulen.

4Ergänzt

aus der alten Buchversion. Der Übersetzer hat das Gefühl, dass der Strich dieser Sätze das Verständnis sehr erschweren

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(Sie beißt sich auf die Lippe. Keine Tränen.)

BEN: Du hattest ein graues Kleid an und der Reißverschluss klemmte und Du hast die ganze Zeit geflennt wegen Deiner Mutter und was sie wohl sagen würde, wenn sie's wüsste. Du warst großartig.

PHYLLIS: Ich habe jahrelang davon geträumt, alt zu sein. Stell Dir vor. Ich konnte es nicht erwarten, dass wir endlich alt sind und alles einfach egal ist. Ich hab immer noch Zeit, um was mit meinem Leben zu machen. Ich will eine zweite Chance. Ich bin immer noch jung und ich rede gegen die Wand. Wo bist Du?

BEN: Genau da, wo Du bist und die Antwort auf all Deine Fragen ist „Ja“. Ja, ich habe Dich mal geliebt und ja, ich habe Affären und ja, ich bereue und Gott, ja, noch einen weiteren Tag mit Dir...

(Er bricht ab, dreht sich weg und stolziert davon.)

PHYLLIS: (greift nach einem Drink von KEVIN, einem vorbeikommendem Kellner) Ich nehm' den hier. Du hast ein hübsches Gesicht. Spielst Du zufällig Schlagzeug?

(PHYLLIS folgt dem Kellner ins Off. CARLOTTA und WEISMANN unterhalten sich gerade.)

Nr. 13 „Regen regt sich rege (Underscore)“

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WEISMANN: Ich? Ich weiß immer, wenn Sachen vorbei sind. Nach dem hier habe ich ein paar Theaterstücke produziert, dann war das auch vorbei. Ich hab geheiratet – ein oder zweimal – und dann war das vorbei. Jetzt habe ich eine Kunstsammlung, aber früher oder später...

CARLOTTA: Ich weiß, ich weiß... Als ich keine Filmrollen mehr bekommen habe, war ich in Vegas und jetzt bin ich Fernsehstar. (sie lacht leise) Ich hatte mal eine Follies Nummer, ein Solo, aber sie haben den Quatsch in den Voraufführungen gestrichen.

Weißt Du, sie dachten, es wäre ein trauriges Lied, aber die Leute haben sich immer schlapp gelacht. Dann haben sie mir gesagt, ich soll es trauriger singen. Hab ich gemacht. Bin raus und war wahnsinnig traurig und achtzehnhundert Menschen haben sich weggeschmissen. Was soll man da machen?

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Nr. 14 „Bin noch hier“5 / „I'm still here“

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CARLOTTA: TRAUER UND FREUDE – ALLES ERLEBT MAN MIT MIR: BIN NOCH HIER

MAL SAMT UND SEIDE, MAL SALZGEBÄCK UND EIN BIER BIN NOCH HIER

SCHNEEWEH'N DURCHSTAMPFT MIT LOCH IM SCHUH BLUESSONGS GEKLAMPFT UND SANG DAZU TRÄUME VERSCHWANDEN VOR MIR...

BIN NOCH HIER

ZEIT IN BARACKEN DANK DER SOZIALHILFE VERBRACHT BIN NOCH HIER

TANZTE HALB NACKEND DAS GAB DREI DOLLAR PRO NACHT BIN NOCH HIER

SAH MANCH VERKRACHT- EN, ARMEN STAR FERTIG GEMACHT VOM BOULEVARD HIEß DEPRESSION, DASS MAN DEPRI WAR?

NICHT BEI MIR! NAHM' BEI 'NEM GELDHAI QUARTIER UND BLIEB HIER

ICH WAR BEI GANDHI, WINDSORS UND WALLY DABEI BIN NOCH HIER

RADIO FING AN WIE MAHJONGG UND BLONDFÄRBEREI BIN NOCH HIER

5„Bin

noch hier“ („I'm still here“) ist ein sehr spezifisch amerikanisches Lied und ein Streifzug durch die amerikanische Geschichte. Erläuterungen zum Original und wie es ins Deutsche übertragen wurde, finden sich am Ende dieses Buches

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(CARLOTTA) ZOG NICHT FÜNF KIDS GROß FÜR P-R SCHLUG MICH DURCH HITSHOWS, FLOPS UND MEHR DUMM RUMGEFUMMELT AUF RUMMELN BIS UM VIER SCHAFFTE AUCH BRENDA FRAZIER [SHIRLEY TEMPLE]6 UND BIN HIER!

ICH SCHAFFTE AUCH HERBERT UND J. EDGAR HOOVER ACH, DAS GING SCHNELL WIE DER BLITZ SCHAFFST DU'S DURCH HERBERT UND J. EDGAR HOOVER IST ALLES AND'RE EIN WITZ

STÄNDIG GAB'S CASTING, SCHEIDUNG UND NICHTS DAVON CLEAN BIN NOCH HIER

WEIN UND DAS GRAS-DING, SEKTEN, ENTZUG, MEDIZIN ICH BIN HIER

MICH WOLLT' MCCARTHY VOR GERICHT SOFF' IN 'NER BAR, DIE KANNT' ER NICHT HATTE AUCH NIE SCHAUSPIELUNTERRICHT DUMM VON MIR...

WURSCHT, SAGT NUR EINER ZU DIR: BLEIB DOCH HIER!

PELZE VON HEUTE MORGEN BEIM PFANDLEIHER SEH'N – SO GING'S MIR

HEUT' TAUSEND LEUTE, MORGEN DANN PLÖTZLICH NUR ZEHN BIN NOCH HIER

ERST AUGEN-FUTTER, SEXY VAMP DANN NOCH DIE „MUTTER“, DANN BLOß „CAMP“ DANN PFLICHT UM PFLICHT UM PFLICHT UND... NIE MEHR KÜR LEST MEINE MEMOIREN: ICH BLIEB HIER!

ICH BRACHT' ES DURCH „HEY, LADY, SIND SIE NICHT DINGSDA?“ WOW, SIE WAR'N ECHT MAL 'NE PRACHT UND BESSER NOCH: „SORRY, ICH DACHT', SIE SIND DINGSDA TJA, WAS WOHL DIE HEUTE MACHT?“

6„Brenda

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Frazier“ war der Original-Text, „Shirley Temple“ eine spätere Alternative

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(CARLOTTA) TRAUER UND FREUDE ALLES ERLEBT MAN MIT MIR: BIN NOCH HIER

SATIN UND SEIDE, DANN SALZGEBÄCK UND EIN BIER BIN NOCH HIER

ICH KENN' DEN KREISLAUF STOPPE NIE FREU MICH, SAG: SCHEIß DRAUF: C'EST LA VIE!

HAB' LETZTES JAHR HINTER MIR UND BIN HIER! WENIGSTENS BIN ICH NOCH DA! UND BLEIB HIER! ICH BIN HIER! BIN NOCH HIER!

(Die Nummer endet mit einem Blackout. Dann geht das Licht wieder an und wir sehen BEN und SALLY, die in einer geschützten Ecke nah beieinandersitzen. Niemand anders ist zu sehen. BEN schaut in die Leere.)

Nr. 14a „Nach 'Bin noch hier'“

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BEN: Sally, um ehrlich zu sein, war das einzig Impulsive, was ich je gemacht habe, Phyllis zu heiraten. Wir müssen einander mal sehr geliebt haben. Und heute? Warum um Gottes Willen bleibt sie bei mir? Sie verachtet mich, weißt Du.

SALLY: Wie erträgst Du das? Ich lese ja viel – nur so Kitschromane, um die Zeit totzuschlagen... Ich träum' mich da manchmal rein, ich mach einfach die Augen zu und lass es kommen. Du fühlst nie was, das ist Dein Problem.

Komm schon, mach mal die Augen zu. Fühlst Du was?

BEN: Nicht viel.

(Der JUNGE BEN und die JUNGE SALLY erscheinen, sie trägt einen Slip, er Hosen und ein T-Shirt. Beide sind barfuß. Sie sitzen, die Arme zärtlich umeinandergeschlungen. BEN wirft einen kurzen Blick auf die Erinnerung und schaut dann weg.)

JUNGE SALLY: Ich liebe Dich, Ben. Für immer und ewig. Du bist der einzige auf der Welt. Ich könnte ohne Dich nicht leben, Ben. Ich würde mich umbringen.

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BEN: (hier und die ganze Zeit beobachtet er seine Erinnerung) Ich hab heute Nachmittag mit so 'nem Mädel geschlafen. Mach' ich ab und an, passiert. Als es vorbei war, stell Dir vor: da musste ich weinen. Ich würde meine... – gut, was habe ich? – also, meine Seele ist nicht viel wert, aber ich würde sie trotzdem verkaufen, um noch mal fünfundzwanzig zu sein.

SALLY: Es ist nicht zu spät. Ist es nie.

SALLY und JUNGE SALLY: Mein süßer Ben.

JUNGE SALLY: Ich gebe meine Bühnenkarriere gerne auf und Buddy liebt mich nicht, nicht so wie Du. Ich kann's gar nicht erwarten, dass der Krieg vorbei ist.

BEN: (zu seiner Erinnerung) Habe ich Dich geliebt, Sally? War das real?

(Die JUNGE SALLY dreht sich zu BEN, bewegt sich liebevoll vom JUNGEN BEN zu BEN und spricht gleichzeitig mit SALLY.)

SALLY und JUNGE SALLY: Ich schreib' Dir Briefe und ich strick' Dir Strümpfe. Ich werd' ganz gaga vom Warten auf Dich, aber irgendwie bekomm' ich es hin. Ich kann die ganze Ewigkeit abwarten, solange am Ende von allem Du stehst.

(BEN öffnet seine Arme. Die JUNGE SALLY schlüpft hinein. ER singt den Song und spielt die Szene mit der JUNGEN SALLY. SALLY steht zwar allein, aber ist auch in Bens Armen. Sie bewegt sich genau wie die junge Sally, als wären die beiden ein und dieselbe Person.)

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Nr. 15 „Zu viele Morgen“ / „Too many mornings“

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BEN: ZU VIELE MORGEN TAT ICH SO, ALS TASTE ICH ZART NACH DIR

TAUSENDE MORGEN TRÄUMT' ICH DICH HIERHER

SO VIEL ZEIT SINNLOS VÖLLIG OHNE PLAN

HÄTT' IN DIESER ZEIT GERN ZU ZWEIT ZEIT MIT DIR VERTAN

ZU VIELE MORGEN WÜNSCHT' ICH MIR DER RAUM WÄR' ERFÜLLT VON DIR

MORGEN UM MORGEN WURDE TAG UM TAG

JEDEN TAG DACHTE ICH, ER HÖRT NIE AUF JEDE NACHT HIEß: EIN WEIT'RER TAG FOLGT DRAUF JEDERZEIT DACHT' ICH GLEICH GESCHIEHT'S:

SALLY STEHT IN MEINER TÜR SALLY GEHT ZU MEINEM BETT SALLY SCHLÄFT IN MEINEM ARM STIRN AN STIRN, WIE ICH'S GERN HÄTT'

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SALLY: Wenn Du mich nicht küsst, Ben, dann muss ich glaub' ich sterben.

(Als ob Ben die Szene mit ihr spielt und nicht mit der Erinnerung, singt sie.)

SALLY: SO VIEL PLAN: WAS ICH ANZIEH'N SOLL UND WANN ICH HEUT' HERKOMM', WIE ZU DIR DRINGE?

NICHTS SPONTAN: WUSST' ICH HELF' DIR, FALLS ICH DIR NICHT MEHR EINFALL' SCHNELL AUF DIE SPRÜNGE FIEL DIR EIN UND SAH: DIE ANGST WAR FALSCH!

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(SALLY) WAR DAS JE REAL? HAB' ICH DICH JE SO STARK GELIEBT? KONNTEN WIR DENN MAL SO GLÜCKLICH SEIN?

BEN: JA, ES WAR REAL

SALLY: MEIN KLEID MÜSST' GRÜN SEIN...

BEN: HAB' DICH IMMER SO STARK GELIEBT

SALLY: WEIL'S DOCH GRÜN WAR DAMALS...

BEN: KOMM, WIR SIND NOCHMAL...

SALLY: DAMALS WAR ICH...

BEN SO...

BEN & SALLY: GLÜCKLICH

ZU VIELE MORGEN SINNLOS TUN ALS TASTE ICH ZART NACH DIR

WIE VIELE MORGEN GIBT ES NOCH FÜR UNS?

WIE VIEL ZEIT, KÖNN'N WIR HOFFEN, SPRINGT NOCH RAUS?

KAUM NOCH ZEIT! DOCH DIE ZEIT REICHT UNS JA AUS,

WIRD'S DIE ZEIT, IN DER'S ECHT GESCHIEHT:

SALLY STEHT IN MEINER/DEINER TÜR SALLY GEHT ZU MEINEM/DEINEM BETT SALLY SCHLÄFT IN MEINEM/DEINEM ARM STIRN AN STIRN WIE ICH'S GERN HÄTT'

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(Als die Musik verebbt, driftet die JUNGE SALLY zum JUNGEN BEN und Hand in Hand schlendern sie ab. SALLY gleitet in BENs Arme. Sie küssen sich leidenschaftlich. Während sie sich küssen, tritt BUDDY auf.)

ENDE AKT I

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AKT II (Wir kommen genau an die Stelle zurück, an der der erste Akt vorbei war.)

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BEN: (Während ER und SALLY auseinandergehen.)

Ich will Dich, Sally. Jetzt sofort. Komm, wir hauen ab hier.

SALLY: (hält ihn auf, als er sie wegziehen will) Nur eine Sache, Ben. Wir heiraten, oder? Ich mein, dieses Mal heiratest Du mich.

(BEN hält inne, friert ein und schaut sie an, während der JUNGE BEN und die JUNGE SALLY wieder auftauchen.

Er trägt eine Seemannsuniform, sie einen Mantel. Sie laufen eine Straße runter.)

JUNGE SALLY: Du liebst mich, Ben. Lass uns doch einfach jetzt sofort heiraten. Sie kann Dich nicht so lieben wie ich Dich liebe.

BEN: (hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart) Oh Gott, was mache ich?

JUNGER BEN: Gib mir etwas Zeit.

JUNGE SALLY: Wir haben keine. Ihr legt heute ab.

SALLY: Wir werden so glücklich.

JUNGE SALLY: Was, wenn Du nicht wiederkommst?

JUNGER BEN: Rechtsanwälte erschießt man nicht.

JUNGE SALLY: Ben, heirate mich.

BEN und JUNGER BEN: Sally, hör mal.

SALLY: Ich werde die beste Ehefrau für Dich!

JUNGE SALLY: Also, wenn Du mich wirklich liebst.

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JUNGER BEN: (die Irritation wird größer) Dich lieben, ja, ich liebe Dich.

JUNGE SALLY: Dann warum nicht?

BEN: Sally, hör mir zu. Stopp...

JUNGER BEN: Ich muss weg.

BEN: Bitte, wir müssen reden...

SALLY: (küsst BEN) Dummer Ben. Alles wird gut.

(Der JUNGE BUDDY tritt auf und sieht BEN und SALLY zusammen.)

JUNGER BUDDY: Nein!

JUNGE SALLY: Ich will einen Grund.

JUNGER BEN: Hör auf zu drängeln.

SALLY: Ich hol meine Stola und dann können wir los.

JUNGE SALLY: Schau mich an, verdammt noch mal!

(Der JUNGE BEN geht mit großen Schritten ab, die JUNGE SALLY blitzt ihn an.)

SALLY: Ich bin so glücklich.

JUNGE SALLY: Du drehst Dich jetzt um und schaust mich an.

(BEN und die JUNGE SALLY gehen in unterschiedliche Richtungen ab. Der JUNGE BUDDY kommt nach vorne.

BUDDY auch, sein junges Ich spiegelnd.)

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BUDDY: Was zum Teufel sehe ich nur in ihr? Ich weiß doch, dass das alles passiert ist.

(Dreht sich zu seinem jungen Ich) Warum zum Teufel habe ich sie geheiratet?

(Der JUNGE BUDDY geht ab.)

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Nr. 16 „Die Eine“ / „The one“ BUDDY: DIE EINE! YEAH! DIE EINE! YEAH!

MIT IHR FÜHLST DU DICH SO REICH, AUF ZACK NICHT ABGEWRACKT WIE'N GELIEH'NER FRACK

DIE EINE! YEAH! DIE EINE!

WAS DU AUCH FÜHLST, SIE STEHT FÜR DICH EIN BIST WEDER TRAUMMANN NOCH MIESES SCHWEIN KEIN FALSCHER PRINZ, DU KANNST EHRLICH SEIN, HAST DU NUR DIE EINE! YEAH! ICH HAB NUR...

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(ER hat keine Worte für das, was er fühlt, weswegen er in einen wütenden Tanz ausbricht, die Treppe runterspringt, sich dreht, all seine Wut und Reue steppt ohne Steppschuhe. Dann, ohne Vorwarnung, ändert sich die Musik und die Wut ist verflogen. BUDDY singt.)

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HEY, MARGIE, WAR WEG, SCHATZ HILF MIR BEIM GEPÄCK, SCHATZ

HEY, MARGIE, BIN WIEDER DAHEIM

UND DU, SCHATZ? VERMISST MICH? DU RIECHST GUT KOMM, KÜSS MICH!

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(BUDDY) HEY MARGIE, WILLST DU NOCH ZUM TANZ? - BIN DAHEIM

DES MOINES WAR GRÄSSLICH DAS GESCHÄFT GING SCHIEF SCHACHMATT, SCHATZ BIN PLATT, SCHATZ

ICH BRAUCHTE DICH, UM ZU ERZÄHL'N WIE'S LIEF ACH MANN, SCHATZ KOMM RAN, SCHATZ!

HEY, MARGIE, WILLST DU GERN ZUM TANZ GEH'N? 'NE RUNDE NOCH RAUSGEH'N? HALT AUSGEH'N?

GUT, DANN, SCHATZ SAG DU EINFACH AN, SCHATZ! ICH BLEIB AUCH DAHEIM! ICH BLEIB AUCH DAHEIM!

(ER hält eine imaginäre Margie in seinen Armen und tanzt sanft mir ihr.

Dann...)

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HEY, MARGIE, ES TAGT, SCHATZ MEIN FLUG GEHT, DAS NAGT, SCHATZ

BEVOR DU GLEICH WEINST, BLEIB' DAHEIM

DU SCHAFFST DAS ALLEIN, SCHATZ 'NE WOCHE WIRD`S SEIN, SCHATZ

HEY, MARGIE MACH'S GUT, SCHATZ DENN ICH MUSS JETZT HEIM...

(Die wütende Musik ist zurück.)

DIE EINE! YEAH! DIE EINE!

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(BUDDY) SIEHT, DASS DU NIX BIST, DOCH GLAUBT DEM SCHEIN SIE SIEHT DEN SINN AND'RER HÄFEN EIN

KANNST TROTZDEM TJA, JA, NA: ALLES SEIN

HAST DU NUR YEAH! DIE EINE! YEAH! ICH HAB NUR...

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(Der Tanz geht weiter, jetzt noch wütender; man sieht pure Verzweiflung in BUDDY, der sich auf der Bühne über imaginäre Hürden hievt. Der Tanz endet. SALLY tritt auf.)

BUDDY: Sally... ich will reden. Weißt du, ich hab nachgedacht, ach, über alles Mögliche, wie es zuhause mit Dir ist und so. Das Chaos, die Launen, Deine Anfälle, vier Tage im Bett ohne was zu sagen. Oder Du heulst die ganze Zeit, Gott, was dieses Haus schon an Tränen gesehen hat – oder Du fliegst zu Tom oder Tim und zeltest vorm Hauseingang, nur um Dich zu streiten. Es ist verrückt und – es ist aus, Kleine: Mehr gibt’s nicht zu sagen. Es ist vorbei.

SALLY: Du bist ohne mich besser dran und um mich musst Du Dir keine Sorgen machen. Weißt Du, Ben will mich heiraten. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten würde und ich habe natürlich ja gesagt.

BUDDY: Dich heiraten? Du bist entweder betrunken oder verrückt und mir ist wurscht, was von beidem.

SALLY: Er hat mich in seine Arme genommen und mich geküsst. Ich weiß jedes Wort, das er gesagt hat.

BUDDY: (in Rage) Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, alles genau so zu machen wie Du es wolltest, aber egal was wir tun, wo wir sind oder was wir haben, es ist nie das, was Du willst. Früher hat mich das zur Weißglut getrieben. Jetzt nicht mehr. Also wach' morgen mit 'nem Kater auf oder in der Klapsmühle, es ist mir vollkommen scheißegal.

(Er dreht sich um und geht schnell ab.)

SALLY: Er hatte mich im Arm und die Band hat gespielt. Ich heirate und ich werde für immer mit dem Mann zusammenleben, den ich liebe. Oh guter Gott, ist das nicht ein Wunder?

(Sie sitzt leise, lächelnd, hält sich selbst fest. Das Licht auf ihr geht langsam aus, dafür werden BEN und CARLOTTA in einer Ecke an der Rampe hell. SIE lacht, leise und kehlig. ER sitzt nah bei ihr, angespannt, verzweifelt und bei all dem ziemlich besoffen.)

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BEN: Bitte triff Dich später mit mir. Ich will einfach nicht alleine sein.

CARLOTTA: (warm, sarkastisch, angedödelt) Du bist verheiratet, Du kannst fremdgehen. Ich bin so dazwischen und ich betrüge grundsätzlich keine Männer, mit denen ich nur was habe.

BEN: Ich will doch nur reden. Ich erzähle Dir die faszinierenden Sagen meiner Abenteuer, ich amüsier' Dich.

CARLOTTA: Wir hatten mal Spaß miteinander; war sowas für Zwischendurch. Mehr hast Du mir nie bedeutet, Ben: was für Zwischendurch. Der Junge, den ich jetzt habe, ist auch nur was für Zwischendurch. Aber er ist sechsundzwanzig. Ich mag ihn. Nächstes Jahr mag ich einen anderen. Männer sind so süß.

(Der Fokus verschiebt sich auf ein PAAR, das rumknutscht. Wir sehen, dass es PHYLLIS und KEVIN sind, letzterer ist der Kellner, mit dem sie vorher gesprochen hatte. Er küsst ihren Hals.)

PHYLLIS: Ich hab mir früher immer einen Sohn gewünscht. (Sie schaut starr ins Nichts.) Ich wollte ihn Eddie nennen und ich bin immer in Läden gegangen und hab nach Anziehsachen für ihn geschaut. Wenn ich einen Schlafanzug gefunden habe, hab ich ihn genommen und in meinen Händen gehalten – junger Mann, Sie machen mich ganz feucht.

KEVIN: Na, das ist doch mal ein Kompliment.

PHYLLIS: Ich weiß nicht, was wir hier machen.

KEVIN: (verletzt) War nicht meine Idee. Sie haben damit angefangen.

PHYLLIS: Okay, okay, die irre Alte hat Dich belästigt. Gibt's noch was zu trinken?

KEVIN: Ich hol Ihnen was.

PHYLLIS: Komm her.

(Er zögert.)

Der Mond ist untergegangen, Du bist sicher. Also, jetzt, wo wir miteinander bekannt sind, sag mal: Findest Du mich attraktiv?

KEVIN: Keine Ahnung – ja, schon. Weiß auch nicht warum.

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PHYLLIS: Danke. Vögelst Du viel rum?

KEVIN: Klar. Immer.

PHYLLIS: Und führt das Deiner Erfahrung nach dazu, dass der Sex weniger Freude macht?

KEVIN: Was?

PHYLLIS: Dass man niemanden liebt.

KEVIN: Alter, keine Ahnung. Darüber denk' ich nie nach.

PHYLLIS: (Das Pokerface bröckelt) Guter Trick.

KEVIN: Hey, Sie, was haben Sie denn?

PHYLLIS: Wenn ich das wüsste, würd' ich's beheben lassen.

(Der Fokus verschiebt sich auf HEIDI SCHILLER in der Dunkelheit – weit hinten auf der Bühne. Sie sitzt allein, den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen, in ihrem Traum versunken. Als sie beginnt zu singen, hört man, dass ihre Stimme hoch, silbern, kristallin ist. Mitten im Song erscheint die JUNGE HEIDI und der Song wird ein Duett, eine alte und eine junge Stimme, übereinandergelegt.)

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Nr. 17 „Noch ein Kuss“ / „One more kiss“

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HEIDI: NOCH EIN KUSS DANN EIL'N WIR FORT NOCH EIN KUSS UND ADÉ!

NIE MEHR SEH' ICH DEIN GESICHT NUR EIN KUSS, DER SPRICHT: OH ZAUBER, GEH'!

NOCH EIN KUSS, DANN SCHMILZT MEIN HERZ NOCH EIN HAUCH ALTER ZEIT

(Die JUNGE HEIDI steigt mit ein.)

HEIDI und JUNGE HEIDI: NOCH EIN KLEINES STÜCK GENUSS WISSEND: DANN IST SCHLUSS ES IST JETZT SOWEIT

(IM) TRAUM SCHMECKEN FEHLER SÜSS (KAUM) WACH STIRBT DAS PARADIES

JUNGE HEIDI: DRUM: TANZE VOLL GLÜCK BLICK NICHT ZURÜCK WEIL ICH SONST ZERFLIESS' BLICK NIE ZURÜCK!

HEIDI: BLICK NIE ZURÜCK!

NOCH EIN KUSS DANN EIL'N WIR FORT

JUNGE HEIDI: OHNE TRÄNEN UND WEH!

HEIDI UND JUNGE HEIDI: ALLES SCHÖNE MUSS VERGEH'N

HEIDI: LIEBE GEHT SCHNELL VORBEI

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HEIDI: SCHATZ, GIB MIR NOCH

HEIDI UND JUNGE HEIDI: EI- NEN KUSS UND ADÉ!

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(Das Licht auf HEIDI und die JUNGE HEIDI geht aus. Licht auf PHYLLIS und BEN.)

PHYLLIS: Na, da sieht aber einer so aus, als wäre ihm nach was.

BEN: Ich hab nachgedacht.

PHYLLIS: Da sind wir schon zwei. Ben, weißt Du, dass ich statistisch betrachtet nicht darauf hoffen darf, vor 1995 zu sterben? Das ist noch verdammt lang hin und ich habe analysiert, was ich für Optionen habe. Scheiße, selbst auf der Galeere hat man die Auswahl: Man kann's nehmen wie ein Mann oder rumheulen. Was bleibt mir?

Schlussendlich kann ich es so zusammenfassen: So wie es mit uns war, wird es für mich nicht weitergehen, nicht einen Tag länger.

BEN: Wie recht Du hast. Keine Ahnung, wie ich Dich all die Jahre ertragen habe. Das einzige, was ich von Dir noch will, ist die Scheidung.

PHYLLIS: Süß, der Kleine: frisch verliebt mit dreiundfünfzig. Ich seh' Euch schon in Euren Bikinis in den Flitterwochen in Boca Raton. Das wird bestimmt der Knaller, wenn sie bei Deiner Stiftung in ihren Steppschuhen auftaucht.

BEN: Schwachsinn, ich hab Sally nie geliebt, also nie so, dass es irgendwie wichtig gewesen wäre. Es gibt niemanden in meinem Leben, nichts und niemanden. Das ist das, was mich umbringt.

PHYLLIS: Ich bin nichts. Das ist nicht viel.

BEN: Gott, ich sehe doch verliebte Leute auf der Straße – Liebe existiert, sie ist real und sie geschieht, aber ich komme einfach nicht dran.

PHYLLIS: Du hast keinen blassen Schimmer, was Liebe überhaupt ist. Ich hätte Dich vor Jahren verlassen sollen.

BEN: Verlass mich jetzt. Mehr will ich gar nicht. Pack Deine Sachen und lass mich einfach.

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Nr. 18 „Dich verlassen?“ / „Leave you?“

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PHYLLIS: LASSEN? LASSEN? ICH DICH VERLASSEN? KÖNNT' ICH DENN OHNE DICH SEIN?

WÜRF' ICH EINFACH GÄHNEND WEG, ALLES, WAS UNS EINT? WIE WISCHT MAN SICH TRÄNEN WEG DIE MAN GAR NICHT WEINT?

LIEBLING, HASE PACKT' ICH DIE PHASE GANZ OHNE FREUDEN, ALLEIN?

LIEB'S DOCH, SCHRÄNKCHEN AUFZUSPERR'N MIT DEINER ARZNEI HAB' DOCH DEN U-N-BRUNCH SO GERN – ZEHN ALTE HERRN AUS NAH UND FERN! DAS WÄR' DANN VORBEI!

DICH VERLASSEN? UND DEIN LITERATUR-ARCHIV? DEINE SEUFZER SO WAIDWUND-TIEF BLICKE LEER DÜSTER, KRYPTISCH, BEDEUTUNGSSCHWER? DEINE BOSHAFTEN GAGS, HÖHNISCH, BIZARR LIEBLOSEN SEX ZIRKA EINMAL IM JAHR DEIN BETRUG, KAUM VERSTECKT WUNDEN, DIE MAN NOCH LECKT SPIELCHEN NUR MIT VERLIERERN SEI STILL! ICH BIN JETZT HIER DRAN!

DICH LASSEN? LASSEN? ICH DICH VERLASSEN? GING'S MIR DENN OHNE DICH GUT?

SÄß' BEI WEIN UND BEEF TARTAR UND VERGÄß' DICH GANZ...

GÄB'S DA SUIZIDGEFAHR? LIEBLING, NOCH EIN TANZ?

WÄR' DER SCHMERZ SCHNELL PASSÉ AN DER SPANISCHEN SEE? GING DAS KLAR? DAS GING KLAR!

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(PHYLLIS) STIMMT'S, DASS WUT BALD VERHALLT MIT 'NEM KERL, HALB SO ALT, IN KATAR? SCHEIßE, JA!

NUR, DASS DAS SCHON PASSIERT IST UPPS, WAR DAS JETZT FIES, SCHATZ? WIE VERLÄSST MAN WOHL WEN, DEN MAN LÄNGST SCHON VERLIEß, SCHATZ?

ICH DICH LASSEN? NEIN, DIE FRAGE IST: LÄSST DU MICH?

GUT, ICH DENKE, DU LÄSST MICH ANS GELD LÄSST MICH ANS HAUS LÄSST MIR DIE BRAGUE- UND CHAGALL-BILDER RAUS! UND DU LÄSST MIR DIE FONDS, WEIL ICH ES DOCH BIN, UND NEUNZIG PROZENT VON DEIN'M JAHRESGEWINN AUCH DABEI: PERSONAL! MAUS, BEHALT' DIE ARZNEI SCHATZ, BEHALT' DAS REGAL SPATZ-EL, ICH NEHM' DEN FLÜGEL, HERZ, DU DAS SPINETT, DEI- NE FREUNDE, DEIN SIEGEL, (HALT,) ICH HAB'S NOCH NICHT KOMPLETT!

DENN: ICH DICH VERLASSEN? KÖNNT' ICH DICH LASSEN? LIEBLING, DIE WAHRHEIT, SIE NAHT:

„KÖNNT' ICH?“ WIRD BEJAHT (DOCH) WERD' ICH'S TU-UN? WERD' ICH DAS TUN?

RAT!

(Ihre Augen bohren sich tief in ihn. Die Bühne ist leer und das Licht seltsam.

Der JUNGE BEN erscheint hinten und spricht zu einer verzückten JUNGEN PHYLLIS.)

JUNGER BEN: Du wirst eine gute Ehefrau, Phyl.

JUNGE PHYLLIS: Ich geb mir Mühe. Oh, Ben, ich geb mir so verdammt viel Mühe. Ich bin jetzt nicht viel, das weiß ich, aber ich werd lernen und lesen – und ich lauf mir die Füße wund im Metropolitan Museum.

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PHYLLIS: Ich hab mir so verdammt viel Mühe gegeben. Ich hab gelernt, ich hab gelesen. Ich dachte, ich wär nicht viel – ich war großartig. Und ich hab mir meine verschissenen Füße wund gelaufen. (dreht sich zur JUNGEN PHYLLIS) Was ist mit Dir passiert, Phyl?

JUNGE PHYLLIS: Ich liebe Dich, Ben.

BEN: (zum JUNGEN BEN) Sie hat Dich geliebt – und was hast Du ihr gegeben?

JUNGER BEN: Irgendwann habe ich die scheißgrößte Limousine aller Zeiten.

BEN: (hasserfüllt zum JUNGEN BEN) Du warst ja so schlau.

PHYLLIS: (zur JUNGEN PHYLLIS) Wo bist Du hin?

JUNGE PHYLLIS: Wir haben doch uns Ben. Wär' das so ein großer Unterschied?

BEN: (zum JUNGEN BEN) Du hattest Alles und Du hast es weggeschmissen.

(BUDDY tritt auf, dampfend)

BUDDY: Du Bastard.

BEN: (wringt sich zurück in die Gegenwart) Was?

BUDDY: Du 14-Karat-Bastard.

(Der JUNGE BUDDY erscheint und bewegt sich zum jungen BEN.)

JUNGER BUDDY: Du bist mein bester Freund, der beste, den ich je hatte, Ben.

BEN: (zu BUDDY) Worum geht es hier?

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BUDDY: Das weißt Du verdammt gut.

JUNGER BUDDY: (zum JUNGEN BEN) Du würdest nichts mit Sally anfangen. Mit ihr tanzen gehen vielleicht, aber mehr nicht, oder?

BEN: Ich versteh's nicht.

BUDDY: Doch, das tust Du.

JUNGER BUDDY: Mehr nicht, oder, Ben?

JUNGER BEN: (zu JUNGEM BUDDY) Sie ist eine süße Maus, aber es gibt Grenzen.

BUDDY: Was hast Du ihr angetan?

JUNGER BUDDY: Du bist ein verschissener Lügner!

JUNGER BEN: Fick Dich.

SALLY: (erscheint mit der JUNGEN SALLY; zu BEN) Es wird spät, Ben. Wir sollten gehen.

PHYLLIS: (zu BEN) Du liebst Sally gar nicht. Junge, Du hast Nerven.

SALLY: Hast Du's Phyl schon gesagt?

BEN: Aber ich habe doch nie gesagt, dass ich Dich liebe, oder?

JUNGE SALLY: (zum JUNGEN BEN) Also, wenn Du mich wirklich liebst.

JUNGER BEN: (zur JUNGEN SALLY, die Szene von früher wieder aufnehmend) Liebe Dich, ja, ich liebe Dich.

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JUNGE SALLY: Dann warum nicht?

BEN: Es tut mir leid. Ich wollte Dich nie verletzen, Sally, aber es ist schon seit Jahren vorbei.

JUNGER BUDDY: (zur JUNGEN SALLY) Du liebst mich doch wirklich, oder, Kleine?

JUNGE SALLY: (wendet sich an den JUNGEN BUDDY) Von ganzem Herzen, Buddy...

BUDDY: (wendet sich an die JUNGE SALLY) Du lügst.

SALLY: (zu BEN) Bitte, Ben, ich will jetzt gehen.

BUDDY: (zu SALLY) Ben war weg und ich war da. Das war alles.

JUNGE SALLY: Verlass mich nicht, Ben.

SALLY: (wendet sich an die JUNGE SALLY) Du Idiotin!

JUNGE PHYLLIS: (zum JUNGEN BEN) Ich will ein Baby, Ben.

SALLY: (zur JUNGEN SALLY) Du hättest ihn haben können, aber Du hast alles falsch gemacht.

JUNGE PHYLLIS: (zum JUNGEN BEN) Ben, können wir nicht eins haben, können wir es nicht versuchen?

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Nr. 19-1 „Loveland“ / „Loveland“

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(SALLY und BUDDY sprechen gleichzeitig.)

SALLY: (zur JUNGEN SALLY) Er war verrückt nach Dir, aber Du hast ihn zu früh rangelassen!

BUDDY: (zum JUNGEN BUDDY) Du hast sie zurückgenommen. Sie hat Dich betrogen und Du hast sie geheiratet.

(PHYLLIS und BEN sprechen gleichzeitig)

PHYLLIS: (zu BEN) Ich durchschaue Dich. Du bist leer. Ein leerer Raum.

BEN: (zum JUNGEN BEN) Du hast sie nie geliebt. Warum hast Du sie geheiratet? Weil es sinnvoll war? Nur deshalb?

(Jetzt sprechen ALLE VIER gleichzeitig. Jeder wendet sich an sein vergangenes Ich. Sie werden immer wütender als ob sie ihren Erinnerungen körperlich etwas antuen wollten.)

BEN: (zum JUNGEN BEN) Schlau. Du wusstest, was Du tust: beide Augen waren offen. Du kannst Dein Leben nicht mit jemandem verbringen, den Du nicht liebst. Es ist verrückt. Du gefühlloser, geldgeiler Bastard. Schau Dir an, was Du mir angetan hast!

BUDDY: (zum JUNGEN BUDDY) Sie hat Dich nie geliebt und Du weißt das. Dein Bauchgefühl weiß das verdammt gut. Was hast Du denn erwartet in drei Teufels Namen? So eine zu heiraten. Du hast auf Dein Leben geschissen, das hast Du mir angetan.

PHYLLIS: (zur JUNGEN PHYLLIS Er hat Dich nie geliebt und Du wusstest das. Tief im Innern wusstest Du's. Du hast gedacht, dass er sich ändert, wenn Du ihn nur genug liebst. Du dümmliche Schlampe, Idiotin. Du hast mein Leben ruiniert!

SALLY: (zur JUNGEN SALLY) Den einzigen Mann, den ich je wollte, hast Du mir verloren. Alles, Du hast alles verloren. Du Pennerin. Du hast mir nichts gelassen. Ich könnte Dich umbringen. Ich könnte sterben!

(Jetzt sprechen ALLE ACHT gleichzeitig. Es ist jetzt sinnlos, völlig unverständlich und eher beängstigend.)

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JUNGER BUDDY: (zur JUNGEN SALLY) Schatz, ich liebe Dich so sehr. Ich kaufe Dir den Mond. Alles, was Du immer wolltest. Schatz, Buddy besorgt Dir alles.

JUNGE SALLY: (zum JUNGEN BUDDY) Liebling, Du bist der einzige. Was Du alles für mich tust. Was ich dank Dir empfinde. Ich liebe es, Buddy.

Himmel, ich liebe Dich.

JUNGE PHYLLIS: (zum JUNGEN BEN) Liebster, ach mein liebster Ben, ich werde so gut für Dich, Du wirst so glücklich. Ich werde alles, was Du immer wolltest, nur für Dich.

JUNGER BEN: (zur JUNGEN PHYLLIS) Herzchen, Du bist das Höchste der Gefühle. Und da wollen wir auch hin: ganz nach oben. Der Blick von da, der Blick ist der Wahnsinn.

BUDDY: (zum JUNGEN BUDDY) Ich hätte die ganze Zeit ein großartiges Leben haben können. Ich hatte die falsche Frau, das war alles. Du hast mich gefickt und dafür kriege ich Dich an den Eiern!

SALLY: (zur JUNGEN SALLY) Ich zahl Dir das heim, dass Du's weißt. All die Dinge, die ich nie hatte. Dafür wirst Du bezahlen!

PHYLLIS: (zur JUNGEN PHYLLIS) Ich hatte kein Leben – ich hab' nicht gelebt. Du kannst mir nicht antun, was Du mir angetan hast und damit davonkommen!

BEN: (zum JUNGEN BEN) Du hast mich umgebracht – ich bin seit dreißig Jahren tot. Das warst Du – Du warst das!

(Die aberwitzige Konfrontation wird immer größer. Am Höhepunkt, ganz so als ob es gar keinen anderen Ausweg gäbe, beginnt eine Trommel zu wirbeln, Trompeter in mittelalterlichen Kostümen treten aus den Schatten, wir hören laute Musik, Tropfen um Tropfen fällt etwas herab, alles voller Gold-Montbretien (Valentinsblumen) und Seide, und als das Licht sich zu einem hellen Gold hochschraubt, treten TÄNZER auf, angezogen wie Meißner Porzellan-Figuren. BEN, PHYLLIS, BUDDY und SALLY, die Augen wild und halb wahnsinnig, stehen in der Mitte von all dem und sehen das „Loveland“ das erste Mal.)

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ENSEMBLE: JUNG SEIN, EWIG LANG STÄNDIG LIEBESLIED-GESANG IM LOVELAND, WO JEDER MENSCH FÜR LIEBE LEBT

REGEN MACHT NICHT NASS STATT ZU LAUFEN SCHWEBT MAN, DAS IST LOVELAND! WO JEDER MENSCH DAS LEBEN LIEBT

HIER GIBT'S SONNENSTRAHL'N UND WONNEMOND WIR SIND TAUSEND TAGE MAI GEWOHNT

SCHATZ, GIB MIR DIE HAND FIND' MIT MIR DIES ZAUBERLAND, DAS LOVELAND LOVELAND! LOVELAND! LOVELAND!

[Hier gibt es zwei Versionen. Die eine ist die hier in den Regieanweisungen beschriebene, in der einzelne Showgirls nach vorne treten und die Sprüchlein passend zu ihren Kostümen aufsagen. In Version B spricht Roscoe die Zwischentexte und buchstabiert das Wort „Loveland“ durch. Der Übersetzer stellt beide Fassungen zur Verfügung.]

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(In einem Torbogen weit im Hintergrund erscheint ein baumlanges, atemberaubendes SHOWGIRL in einem außergewöhnlichen Kostüm. Ihr Kostüm hat, wie auch die folgenden, ein Motto. Ihr Motto ist „Musik“ und ihr gewaltiger Reifrock ist besetzt mit Lauten und Harfen, umrankt von Perlensträngen und Seidengirlanden und Was-noch-Alles. Über dem Rock die nackte Taille, eine züchtiges Mieder und ganz oben zum Abschluss ein hoch aufragender Kopfputz.)

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VERSION A

ERSTES SHOWGIRL: Verliebt klingt Dir die Stimme des Geliebten Als wär's Musik, die Liebende nur hör'n

(Während es spricht, schreitet das SHOWGIRL majestätisch zur Rampe, stolziert für das Publikum.

BEN, PHYLLIS, BUDDY, SALLY stehen jetzt an der Seite und schauen zu.

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH FÜR LIEBE LEBT!

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VERSION B

ROSCOE: L steht für die lebenslange Liebe Sie leuchtet Liebenden mit allerliebstem Licht

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH FÜR LIEBE LEBT!

ROSCOE: O steht für den off'nen Optimismus Liebenden steht oft er im Gesicht

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH DAS LEBEN LIEBT!

ROSCOE: V steht für verlässliche Verbindung Die, die verliebt sind, kostet sie kaum Überwindung

ENSEMBLE: LOVELAND! LOVELAND!

ROSCOE: E steht für die endlose Erwartung Liebende seh'n Enden meistens nicht

ENSEMBLE: LOVELAND! LOVELAND!

ROSCOE: L steht für die Lügen, die uns säumen A steht für den Anspruch, der vergeht

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH FÜR LIEBE LEBT!

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N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(Ein zweites SHOWGIRL mit einem Blütenreifrock tritt auf und gesellt sich zum ersten.)

ZWEITES SHOWGIRL: Verliebt sind des Geliebten Lippen Blüten Die samten sanft erblüh'n und Dich betör'n

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH DAS LEBEN LIEBT!

(Ein drittes SHOWGIRL, passend gekleidet, tritt auf und gesellt sich zu den anderen beiden.)

DRITTES SHOWGIRL: Verliebte fliegen fast schon vor Verzückung, Die sie gen Himmel treibt und fast verbrennt

ENSEMBLE: LOVELAND! LOVELAND!

(Ein viertes SHOWGIRL tritt auf und gesellt sich zu den anderen.)

VIERTES SHOWGIRL: Das Herz des Liebenden weiß ein Geheimnis, Das sein geliebter Mensch alleine kennt

ENSEMBLE: LOVELAND! LOVELAND!

(Ein fünftes SHOWGIRL kommt hinzu.)

FÜNFTES SHOWGIRL: Zwei Liebende sind Liebes-Turteltauben Getrennt fall'n sie in Ohnmacht, sterben schnell

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH FÜR LIEBE LEBT!

(Ein sechstes SHOWGIRL kommt hinzu, jetzt bilden sie einen neuen Halbkreis auf der Bühne.)

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SECHSTES SHOWGIRL: Verliebt sind des Geliebten Augen Perlen Sie strahlen wie die Sterne leuchtend hell

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH DAS LEBEN LIEBT!

ROSCOE: N steht für das „Nein“ zu Deinen Träumen D für Dauerzweifel, der besteht

ENSEMBLE: LOVELAND – WO JEDER MENSCH DAS LEBEN LIEBT!

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ENSEMBLE: LIEBE SCHMERZT HIER, DOCH MAN TRENNT SICH NIE ZEIT MISST MAN PRO HERZ, DAS BRICHT, DRUM SIEH: KLINGKLANG IMMERFORT UND STATT GELD GIBT'S KÜSSE DORT IM LOVELAND LOVELAND! LOVE, LOVE, LOVELAND LOVE, LOVE, LOVELAND LOVE!

(„Loveland“ endet und die Bühne ist voll mit SHOWGIRLS (in Meißner Porzellan-Optik) und KAVALIEREN. Sie stehen in einer dekorativen Pose und halten sie bis die neue Musik, hell und rhythmisch, beginnt. Der JUNGE BEN und die JUNGE PHYLLIS kommen nach vorne getanzt. Sie sind keine Erinnerungen mehr und tragen helle Kleidung und rote Bäckchen. Sie werfen sich verliebte Lächeln zu. Er trägt eine knallbuntes Marine-Outfit.)

Nr. 19-2 „Du wirst morgen lieben“ / „You're gonna love tomorrow“

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JUNGER BEN: WAS MORGEN BRINGT HÖR'N WIR NIE VON EXPERTEN

JUNGE PHYLLIS: OB FALSCHE FÄHRTEN?

JUNGER BEN: OB GLÜCK UND GUNST?

JUNGE PHYLLIS: OB HARAKIRI ODER FRÜHLINGSGÄRTEN...

JUNGER BEN: WIR SIND GEFÄHRTEN

JUNGE PHYLLIS: WIR HABEN UNS

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JUNGER BEN: ICH BAU' DIE ZUKUNFT WIE DU'S MAGST: EDEL, GELECKT!

JUNGE PHYLLIS: WENN DU NACH SYNONYMEN FRAGST HIER PASST: „PERFEKT“

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(BEN und PHYLLIS, fast gegen ihren Willen, werden nach vorne gezogen und sind nah bei ihren jüngeren Ichs, sehen und hören, was war oder nie geschehen ist oder hätte sein können.)

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JUNGER BEN und JUNGE PHYLLIS: WEIL ICH DICH AUCH IM STRESS EH IMMER HAB' WIRD AB JETZT JEDER TAG DER BESTE, DEN ES JE GAB

JUNGER BEN: ACH, DU WIRST MORGEN LIEBEN

JUNGE PHYLLIS: MHM...

JUNGER BEN: DENN DA BIST DU BEI MIR

JUNGE PHYLLIS: MHM...

JUNGER BEN: JA, DU WIRST MORGEN LIEBEN WEIL ICH'S DIR HÖCHSTPERSÖNLICH HIER GARANTIER'

JUNGE PHYLLIS: DIE SORGEN SIND VERTRIEBEN

JUNGER BEN: MHM

JUNGE PHYLLIS: NIE LANGEWEILE HIER!

JUNGER BEN: BYE-BYE...

JUNGE PHYLLIS: JA, DU WIRST MORGEN LIEBEN VERBRINGST DU DEINEN MORGEN KOMPLETT MIT MIR

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JUNGER BEN UND JUNGE PHYLLIS: JETZT GRAD WAR AUCH SCHON PERFEKT, SAGST DU JA...

NA, DANN BLEIB MAL DA DENN FANDST DU „JETZT“ SCHON WUNDERBAR

DANN WIRST DU MORGEN LIEBEN MHM BLEIB EINFACH WEITER HIER MHM SOLLTEST DU MORGEN LIEBEN DANN HÖR MIR ZU UND DANN KAPIER':

WIE MORGEN LÄUFT AB JETZT DEIN GANZES LEBEN AB MIT MIR!

(Die JUNGE PHYLLIS und der JUNGE BEN tanzen fröhlich ab und ziehen BEN und PHYLLIS mit sich raus. Kaum sind sie ab, tanzen der JUNGE BUDDY und die JUNGE SALLY auf, Hand in Hand, und brechen sofort in Gesang aus. ER trägt eine knallbunte Version einer Army-Uniform.)

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JUNGER BUDDY: SALLYLEIN WIR SIND EIN EHEPAAR

NUN MACH' ICH NUR FÜR DICH TRÄUME WAHR DEIN LEBEN VOM STRESS BEFREI'N

JUNGE SALLY: KOMMT MAL EIN – KANN JA SEIN! – STREIT, HALT ICH

(MICH) BRAV ZURÜCK, DENN MEIN GLÜCK HEISST FÜR MICH, MEIN STREBEN NUR DIR ZU WEIH'N!

JUNGER BUDDY: UND AUCH WENN ICH VIEL LEISTE UND GLÜCK FÜR DICH ERREICH'

JUNGE SALLY: UND AUCH WENN ICH DAS MEISTE AN GELDAUSGABEN STREICH'

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JUNGER BUDDY: SAG ICH DOCH, WAS LOS IS': ICH BIN NICHT NUR EIN ENGEL!

JUNGE SALLY: ICH HAB AUCH EIN GROßES FÜLLHORN VOLLER KLEINER MÄNGEL...

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(BUDDY und SALLY, wie Ben und Phyllis zuvor, werden zu ihren jüngeren Ichs gezogen. Sie stehen und schauen zu.)

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JUNGE SALLY: VIELLEICHT KOCH' ICH MIES

JUNGER BUDDY: AHA? BIN VIELLEICHT ZU GÄSTEN FIES

JUNGE SALLY: NAJA...

BEIDE: GANZ EGAL, WAS UNS BLAMIERT: LIEBE BRINGT UNS DURCH, BIS UNS WAS BESSERES PASSIERT

JUNGER BUDDY: VIELLEICHT NERVE ICH

JUNGE SALLY: ACH WAS! VIELLEICHT UNTERBRECH' ICH DICH

JUGER BUDDY: ACH DAS!

BEIDE: DOCH WERD' ICH DIR ZU BLASIERT BRINGT UNS LIEBE DURCH, BIS UNS WAS BESSERES PASSIERT

JUNGER BUDDY: VIELLEICHT SAUF' ICH MICH ZU BIS NACHTS IRGENDWANN

JUNGE SALLY: EGAL, LÄSST DU MIR EIN LICHTLEIN AN

BEIDE: DENN: JEDER MACHT FEHLER!

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JUNGE SALLY: DU, ICH STECH' DICH AUS

JUNGER BUDDY: NUR ZU! ICH VERMÜLL' DAFÜR DAS HAUS!

JUNGE SALLY: AUCH DU?

BEIDE: LIEBE MACHT SICH DA NICHTS DRAUS, WENN SIE UNS VERFÜHRT SIE BRINGT UNS TROTZDEM DURCH BIS UNS WAS BESS'RES DANN PASSIERT

(Der JUNGE BEN und die JUNGE PHYLLIS tanzen wieder auf und begrüßen den JUNGEN BUDDY und die JUNGE SALLY wie in „Die Mädels, die noch oben sind“. BUDDY und SALLY driften leise ab und auf der Bühne sind nur noch die Jungen und Schönen.)

JUNGE SALLY: Hi!

JUNGER BEN: Girls.

JUNGE PHYLLIS: Ben.

JUNGER BUDDY: Sally...

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JUNGE SALLY: VIELLEICHT KOCH' ICH MIES

JUNGER BUDDY: AHA? BIN VIELLEICHT ZU GÄSTEN FIES

JUNGE SALLY: NAJA...

BEIDE: IST DOCH WURSCHT, WAS UNS BLAMIERT:

LIEBE BRINGT UNS DURCH, BIS UNS WAS BESSERES PASSIERT

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JUNGER BEN: ACH, DU WIRST MORGEN LIEBEN

JUNGE PHYLLIS: MHM

JUNGER BEN: DENN DA BIST DU BEI MIR

JUNGE PHYLLIS: MHM

BEIDE: JA, DU WIRST MORGEN LIEBEN WEIL ICH'S DIR HÖCHSTPERSÖNLICH HIER GARANTIER'

JUNGE PHYLLIS: DIE SORGEN SIND VERTRIEBEN

JUNGER BEN: MHM

JUNGE PHYLLIS: NIE LANGEWEILE HIER!

JUNGER BEN: BYE-BYE!

BEIDE: JA, DU WIRST MORGEN LIEBEN VERBRINGST DU DEINEN MORGEN KOMPLETT MIT MIR

JETZT GRAD WAR AUCH SCHON PERFEKT, SAGST DU JA...

NA, DANN BLEIB MAL DA DENN FANDST DU „JETZT“ SCHON WUNDERBAR

DANN WIRST DU MORGEN LIEBEN MHM BLEIB EINFACH WEITER HIER MHM

SOLLTEST DU MORGEN LIEBEN DANN HÖR MIR ZU UND DANN KAPIER':

DENN MORGEN LÄUFT DEIN TAG SO AB

UND MONTAG LÄUFT DEIN TAG SO AB

IM JULI LÄUFT DEIN TAG SO AB

ES LÄUFT DEIN GANZES LEBEN JEDER TAG AB JETZT MIT MIR

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JUNGER BUDDY: VIELLEICHT NERVE ICH

JUNGE SALLY: ACH WAS! VIELLEICHT UNTERBRECH' ICH DICH

JUNGER BUDDY: ACH DAS! DENN WERD' ICH DIR ZU BLASIERT

BEIDE: BRINGT UNS LIEBE DURCH, BIS UNS WAS BESSERES PASSIERT

JUNGER BUDDY: VIELLEICHT SAUF' ICH MICH ZU KOMM ERST IRGENDWANN

JUNGE SALLY: EGAL, LÄSST DU MIR EIN LICHTLEIN AN

BEIDE: DENN: JEDER MACHT FEHLER!

JUNGE SALLY: DU, ICH STECH' ICH DICH AUS

JUNGER BUDDY: NUR ZU! ICH VERMÜLL' DAFÜR DAS HAUS!

JUNGE SALLY: AUCH DU?

BEIDE: LIEBE MACHT SICH DA NICHTS DRAUS, WENN SIE UNS VERFÜHRT

SCHATZ, LIEBE SPRINGT DANN EIN BIS UNS WAS LIEBE HÄLT UNS REIN BIS UNS WAS LIEBE MUSS HALT SEIN BIS UNS WAS BESS'RES DANN PASSIERT

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Nr. 19-2a „Morgen Abgang“ (Ein Show-Vorhang fällt vorn runter. BUDDY steckt seinen Kopf durch den Vorhang, grinst das Publikum gewinnend an und singt.)

Nr. 19-3 „Buddy's Blues“ / „Buddy's Blues“

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BUDDY: HALLO IHR! GENIEßT IHR DIE FOLLIES? DIE SHOW HIER WIRD NUR KURZ GESTOPPT BLEIBT SO, WIR TUN NOCH, WAS WIR SOLL'N, DIES IST NUR EIN KLEINER NOTFALL, GRADE FRISCH AUFGEPLOPPT

WISST IHR, ICH BIN GANZ VERWIRRT ZUR ZEIT, (MIR) SCHLOTTERN DIE KNIE WEIß GRAD NICHT AUS UND NICHT EIN DENN DAS WAS ICH WILL, DAS KRIEGE ICH NIE UND DAS WAS ICH KRIEG'... IHR WISST WAS ICH MEIN'?

(Er tritt durch den Vorhang und wir sehen ihn ganz. Er trägt sein Follies-Kostüm: karierte Schlabberhosen, ein hellblaues Jackett und eine glänzende Melone. An seiner Hüfte trägt er, der reisende Vertreter, ein Modell-Auto aus Sperrholz, das groß genug ist, dass er darin sitzen und herumflitzen kann.)

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ICH HAB DEN „BITTE-BITTE-LIEB-MICH! -OH-DAS-TUST-DU? -DANN-BIS-SPÄTER!“-BLUES

DAS „WENN-DU-MICH-VERACHTEST-BIST-DU-GLEICH-MEIN-EIN-UND-ALLES“-KRIBBELN

DIES „ICH-BIN-FÜR-DICH-TOLL? -TJA-DANN-BIST-DU-NICHT-GANZ-DICHT“

DAS „DANKE-FÜR'S-GESCHENK-ABER-WAS-STIMMT-DAMIT-NICHT?“

DIES „KOMM-MIR-NICHT-ZU-NAHE-DENN-DU-WEIßT-ICH-LIEB'-DICH-RASEND“-KRIBBELN

DEN „SAG-MIR-DOCH-“ICH-LIEB'-DICH“-ACH-DAS-TUST-DU? -DANN-ADDIO!“-BLUES

(ruft) Margie, oh, Margie!

(Ein SHOWGIRL kommt zappelnd an, eine Karikatur seiner geliebten „Margie“)

BUDDY: SIE SAGT, DASS SIE MICH LIEBE

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„MARGIE“: „Ich lieb' ihn!“,

BUDDY:

SAGT SIE NUR ICH BIN IHR VERTRAUT

„MARGIE“: „Vertraut! Vertraut!“

BUDDY: SIE SAGT, ICH SEI IHR RITTER

„MARGIE“: „Er's mein Ritter!“,

BUDDY:

SAGT SIE PERFEKT! SCHWÖRT SIE LAUT

„MARGIE“: „Perfekt, meine Fresse!“

BUDDY: SIE SAGT, KÄM'S MAL ZUR TRENNUNG

„MARGIE“: „Käm's zur Trennung“,

BUDDY:

SAGT SIE DANN WÜRD' IHR SCHLECHT WIE NIX

„MARGIE:“ Buäh!

N

BUDDY: SIE SAGT, SIE BLEIBT FÜR IMMER

„MARGIE:“ „Für immer“,

BUDDY:

SAGT SIE ICH MUSS VON IHR WEG – UND ZWAR FIX!

(BUDDY flitzt weg und versucht ihrer Umarmung zu entkommen. „MARGIE“ verfolgt ihn.)

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„MARGIE“: Bleib da! Bleib da!

Ich lieb Dich! Ich lieb Dich!

Komm her!

(ER dreht sich um und jagt sie in die Gasse.)

BUDDY: ICH HAB DEN „FLÜSTERST-MIR-INS-OHR-ICH-SEI-BRILLANT!-DOCH-WAS-WEISST-DU-SCHON?“-BLUES

DAS „DU-SAGST-MIR-ICH-STINKE-DOCH-ICH-LIEB'-DICH-IMMER-STÄRKER“-KRIBBELN

DIES „ICH-BEDEUTE-DIR-DIE-WELT?-DU-SPINNST-JA-KOMPLETT!“ „ICH-WEISS-DU-FINDEST-ANDRE-KERLE-DREI-MAL-SO-NETT!“

DAS „DU-DENKST-ICH-WÄR-TOLL-DOCH-DEIN-GESCHMACK-WAR-IMMER-SCHRECKLICH“-KRIBBELN

DEN „HAU-HIER-AB-ICH-BRAUCH-DICH!“ „KOMM-ZU-MIR-ICH-HASS-DICH“ „LIEBLING-ICH-TU-ALLES-DASS-DU-BEI-MIR-BLEIBST-UND-DASS-ICH- HÖR-DASS-DU-MICH-LIEBST-DOCH-WENN-DU'S-TUST-DANN-SCHREI-ICH: -“LASS-MICH!“-BLUES!

(Er ruft) Sally, oh, Sally!

(Ein anderes SHOWGIRL, dieses Mal eine Überzeichnung von „SALLY“, schwingt sich auf die Bühne.)

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BUDDY: SIE SAGT, SIE LIEBT 'NEN ANDERN

„SALLY“: „'nen Andern“,

BUDDY:

SAGT SIE EIN TYP, DER IHR GEFÄLLT

„SALLY“: „Fell! Fell!“

BUDDY: SIE SAGT, ER SEI EIN TRAUMMANN

„SALLY“: „Mannomannomannomannomann!“

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BUDDY:

SAGT SIE EIN TRAUMMANN VON WELT

„SALLY“: „Du Mann – er Welt!“

BUDDY: SIE SAGT, BEI MEINEM BODY

„SALLY“: „Buddy? Buäh!“

BUDDY:

SAGT SIE WÄR SIE FÜR AND'RE FREI

„SALLY“: „Frei-ei-ei!“

BUDDY: SIE SAGT ICH SEI EIN LOSER

„SALLY“: „Ein Loser!“

BUDDY:

SAGT SIE ICH LIEB' SIE SO SEHR, DASS ICH SCHREI'!

„SALLY“: Uh. Uh. Hau ab! Hau ab!

Ah! Ah!

(„MARGIE“ kommt wieder aus der Gasse. Es gibt eine Kollision von ALLEN DREIEN und während sie sich wieder auseinanderfummeln, singen sie.)

BUDDY: ICH HAB DEN

BUDDY, „MARGIE“ und „SALLY“: „BITTE-BITTE-LIEB-MICH! -OH-DAS-TUST-DU? -DANN-BIS-SPÄTER!“-BLUES

„MARGIE“ und „SALLY“: BLABLA-BLUES

BUDDY, „MARGIE“ UND „SALLY“: DAS „WENN-DU-MICH-VERACHTEST-BIST-DU-GLEICH-MEIN-EIN-UND-ALLES“-KRIBBELN

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„MARGIE“ und „SALLY“: KRIBBELN!

BUDDY: DIES „ICH-BIN-FÜR-DICH-TOLL? -TJA-DANN-BIST-DU-NICHT-GANZ-DICHT“

„MARGIE“ und „SALLY“: WOO!

BUDDY: DAS „DANKE-FÜR'S-GESCHENK-ABER-WAS-STIMMT-DAMIT-NICHT?“

„MARGIE“ und „SALLY“: WOO!

BUDDY: DIES „KOMM-MIR-NICHT-ZU-NAHE-DENN-DU-WEIßT-ICH-LIEB'-DICH-RASEND“-KRIBBELN

„MARGIE“ und „SALLY“: BLA-BLA-BLUES!

BUDDY: DEN „WENN DU WILLST, KANN ICH NICHT“ „WILLST DU NICHT, GUT, DANN MUSS ICH“ „GIB'S MIR ENDLICH! WILL'S NICHT HABEN!“ „GIBT'S JETZT NICHT! DANN MUSS ICH'S KRIEGEN!“

GROß, KLEIN LAUT, LEIS' JA, NEIN SCHWARZ, WEIß

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BUDDY: „BITTE-BITTE- LIEB-MICH- ACH-DAS-TUST-DU- DANN-BIS-SPÄTER“

„MARGIE“ und „SALLY“: GROB, FEIN KÜSS, BEIß GLÜCK, PEIN ANGSTSCHWEIß-

BUDDY, „MARGIE“ und „SALLY“: Blues!

(SIE jagen einander von der Bühne als die Nummer endet. Das Licht wird weniger, der Show-Vorhang teilt sich gerade so viel, dass sich ein anmutiger Rahmen ergibt, worin SALLY steht. Sie ist in einem enganliegenden, perlenbesetzten silbernen Abendkleid, als wäre sie eine Leinwand-Verführerin der 30er Jahre. Sie steht sehr ruhig während sie singt.)

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Nr. 19-4 „Ich verlier' den Verstand“ / „I'm losing my mind“

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SALLY: DER TAG ERWACHT ICH DENK: „DU FEHLST MIR“ KAFFEE GEMACHT ICH DENK: „DU FEHLST MIR“

WILL DICH SO SEHR GLAUB, ICH VERLIER' DEN VERSTAND!

DER MITTAG NAHT ICH DENK: „DU FEHLST MIR“ EIN FREUND SUCHT RAT ICH DENK: „DU FEHLST MIR“

SCHAUT ER NICHT HER? HEY, ICH VERLIER' DEN VERSTAND!

AM NACHMITTAG WENN ICH HAUSARBEITEN MACH' BLEIBST DU BEI MIR – FAST ECHT UND MANCHMAL SEH' ICH IN ALL DEM WIRREN KRACH KEIN LINKS, KEIN RECHTS KEIN FALSCH, KEIN RECHT

ICH LÖSCH' DAS LICHT UND DENK: „DU FEHLST MIR“ SCHLAF' NACHTS DANN NICHT UND DENK: „DU FEHLST MIR!“

HAST DU GEFÜHLE AUS NETTHEIT „LIEBE“ GENANNT? GLAUB', ICH VERLIER' DEN VERSTAND...

WILL DICH SO SEHR GLAUB, ICH VERLIER' DEN VERSTAND!

SCHAUT NIEMAND HER? HEY, ICH VERLIER' DEN VERSTAND!

AM NACHMITTAG WENN ICH HAUSARBEITEN MACH' BLEIBST DU BEI MIR – FAST ECHT UND MANCHMAL SEH' ICH IN ALL DEM WIRREN KRACH KEIN LINKS, KEIN RECHTS KEIN FALSCH, KEIN RECHT

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(SALLY) ICH LÖSCH' DAS LICHT UND DENK: „DU FEHLST MIR“ SCHLAF' NACHTS DANN NICHT UND DENK: „DU FEHLST MIR...“

HAST DU GEFÜHLE AUS NETTHEIT „LIEBE“ GENANNT? GLAUB', ICH VERLIER' DEN VERSTAND...

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(Das Licht fadet aus. SALLYs Gesicht bleibt in einem punktgenauen Spot noch sichtbar, während sich der Vorhang sanft schließt. Man hört Trompeten jazzig plärren, das Licht geht abrupt an und PHYLLIS stolziert auf die Bühne in einem kurzen knallroten Fransenröckchen, in dem man ihre langen, wohlgeformten Beine gut sehen kann. SIE wirft dem Publikum ein wissendes Grinsen zu und singt.)

Nr. 19-5 „Die Geschichte von Lexie und Nancy“ / „The story of Lexie and Nancy“

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PHYLLIS: TASCHENTÜCHER RAUS, DENN JETZT KOMMT MEIN COUPLET VON ZWEI FRAU'N, DIE TRAURIG WAR'N IHR KÖNNT HIER VON LEXIE „A“ UND NANCY „B“ NUR DIE DECKNAMEN ERFAHR'N

NUN: LEXIE HAT DIE REINHEIT, DIESE SCHÜCHTERN-SÜßE KLEINHEIT WIE DAS NUR MIT EINUNDZWANZIG WIRKLICH GEHT

NANCY STROTZT VOR FEINHEIT SIE KANN REIF UND SICHER SEIN SEIT SIE DIE KUNST, DAMIT AUCH UMZUGEH'N, VERSTEHT

BEIDE SIND SO TOLL, MAN DENKT: OHJEMINE, WARUM SEID IHR SO MIES DRAUF? GRÜNDE GIBT’S ZUHAUF. PASST AUF:

(PHYLLIS dreht sich nach hinten, der Show-Vorhang öffnet sich. Die Gold-Monbretien und die Seide vom „Loveland“ sind weg und an ihrer Stelle sehen wir jetzt verspiegelte Hänger mit stilisierten Torbögen und Brunnen. In der Spiegelung zu sehen, mit dem Rücken zum Publikum, sind Reihenweise SHOW-BOYS in flammend roten Zylindern und Fräcken. PHYLLIS durch sie durch während sie weitersingt.)

LEXIE IST SEXY, NUR, DASS SIE'S NICHT WEISS NANCY IST FANCY DOCH KÄLTER ALS EIS LEXIE WÄR GERNE FANCY NANCY WÄR GERNE SEXY LEXIE WÄR GERNE NANCY UND NANCY LEXIE

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(PHYLLIS) CHECK'S, DIE NANCY MAG'S SCHMUTZIG, DOCH GIBT SICH ZU ROH LEXIE IST PUTZIG DOCH DÄMLICH WIE STROH NANCY WÄR GERNE PUTZIG LEXIE WÄR GERNE NANCY ALL DAS RUMHOFFEN NUTZT NICH' (DAS) SCHICKSAL TRENNT SIE

VOLL IM RAUSCH WOLLEN SIE DEN ROLLENTAUSCH LEXIE LIEBT, WAS SIE VON NANCY SAH NANCY WILL SO SEIN, WIE LEXIE WAR

LEXIE HAT FANS, SIE IST LIEB, DOCH EIN BROT NANCY KENNT TRENDS, SIE IST DAFÜR FAST TOT LEXIE KENNT DIESE TRENDS NIE NANCY HAT DIESE FANS NIE WÄR'N LEXIE UND NANCY NUR EINE STATT ZWEI'N KÖNNT' ICH EUCH WEN NENNEN, DER SAGT: ENDLICH IST ALLES FEIN!

(PHYLLIS und die SHOW-BOYS beginnen zu tanzen. Am Höhepunkt der Nummer beginnen die SHOW-BOYS ihren Chant, laut und rhythmisch, durch das Plärren des Orchesters.)

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SHOW-BOYS: BITTE WECK' SIE: LEXIE „A“ KLEINE, REINE LEXIE „A“ SAG IHR, SIE IST BESSER ALS SIE SICH JE SAH

UND DU KENNST DIE NANCY „B“ ALTE, KALTE NANCY „B“ SAG IHR SIE IST SÜSSER ALS EIN KIRSCHSOUFLÈE

SEXY LEXIE! FANCY NANCY! BEIDE SCHNELL ZUSAMMEN KRIEGEN, DAS WÄR' SCHICK DENN SEIN'N KRAM ZUSAMMEN HABEN IST DOCH DER TRICK! YEAH!

(Sie tanzen bis die Nummer zu Ende ist. Die Bühne ist leer. PHYLLIS ist die letzte, die abgeht. Sie geht, wirft einen Blick über die Schulter, als BEN auftritt. ER trägt einen umwerfenden weißen Frack mit passendem Zylinder und hält einen schlichten Plastik-Stock in der Hand. Er wirft sich in eine elegante Pose wie ein charmanter Lebemann und wir hören aus dem Off Gesang.)

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Nr. 19-6 „Leben, Lachen, Lieben“ / „Living, loughing, loving“

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ENSEMBLE: SCHAUT IHN AN: DAS GENIE! SO 'NEN MANN GAB'S NOCH NIE!

EIN CHARMEUR BON VIVANT SAG'N SIE, SIR WIE IST DAS DENN SO:

WIE MACHT MAN DAS ALS DANDY DENN WENN DIE GEFÜHLE UNTEN SIND STATT FROH?

(Eine Line von SHOW-BOYS und SHOW-GIRLS stellt sich hinter BEN auf. BEN geht mit in die Line und leitet die Nummer wie ein klassischer Song-and-Dance-Performer.)

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BEN: / (ENSEMBLE:) BLÄST DER WIND MAL HEFTIG (JA?) LACH' IHM INS GESICHT (OH!) LERN WIE MAN LACHT LERN WIE MAN LIEBT LERN WIE MAN LEBT SO MACH'S ICH

STEIGT DIE MIETE KRÄFTIG (JA?) FIND' ICH HEULEN PLUMP (OH!) ICH SAGE: LACHT! ICH SAGE: LIEBT! ICH SAGE: LEBT...

HALT AUF PUMP!

SO MANCHER HETZT UND WETZT HINTER'M WOHLSTAND HER MANCHER LEBT NUR, WEIL SPORT IHM WAS GIBT MANCHER WILL GERNE EIN BRIEFMARKENSAMMLER SEIN

ICH LEB', WEIL ICH LEB' ICH LEB', WEIL ICH LACH' ICH LEB', WEIL ICH LIEB'

SO MANCHER DENKER DENKT JA: ICH BIN JETZT WER! SCHAUT ARROGANT, WER HINTER IHM BLIEB MANCHER PROTZT MIT VERSTAND LIEST HEGEL, MARX UND KANT ICH SAG LIEBER: LEBT!

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N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

ICH SAG LIEBER: LACHT! ICH SAG LIEBER: LIEBT!

ERFOLG IST SCHÖN UND ERFOLG IST NETT DOCH WER HOCH FLIEGT FÄLLT OFT TIEF WER NIX RISKIERT SCHEITERT NIE KOMPLETT

WARUM ALSO SCHIEBT MAN SO HYPERAKTIV? LEB' UND LACH' UND LIEB', DANN GEHT NIE ETWAS SCHIEF!

DRUM: KOMMT DEIN SCHIFF INS SCHWANKEN (NEIN!) BLEIB SEIN ERSTER MAAT (JA!) LERN WIE MAN LACHT LERN WIE MAN LIEBT LERN WIE MAN LEBT WÄR' MEIN RAT...

HEIßT DAS WILDE WANKEN, (JA?) DASS DAS ENDE NAHT? (NEIN!) ZWING DICH UND LACH' ZWING DICH UND LIEB' ZWING DICH UND LEB' MEINEN PFAD

BEN & ENSEMBLE: BLÄST DER WIND MAL HEFTIG LACH' IHM INS GESICHT! (Sie tanzen.)

BEN & ENSEMBLE: STEIGT DIE MIETE KRÄFTIG DANN IST LACHEN PFLICHT! (Sie tanzen.)

BEN: MANCHER STEHT STRAMM, WEIL ER TELEGRAMME MAG UND WENN FÜR IHN WER MASSENHAFT MACHT TJA, MANCHER KRIEGT DEN KICK VON SOZIALPOLITIK ICH LEB', WEIL ICH LEB' ICH LEB', WEIL ICH LIEB' ICH LEB', WEIL ICH...

(Er vergisst den Text, der DIRIGENT souffliert rein und BEN kehrt zu seiner Lässigkeit zurück.)

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SO MANCHER SIEHT SCHNELL TITEL ALS HAUPT-ERTRAG HAT'S LEBEN STRAMM ALS LINIE GEDACHT WIRD DIPLOMAT, WIE FEIN! NA GLÜCKWUNSCH, HAT DER SCHWEIN! ICH LEB', WEIL ICH LEB' ICH LEB', WEIL ICH LIEB' ICH...

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(BEN schmeißt plötzlich völlig, er hat keine Ahnung mehr, was als nächstes kommt. ER versucht weiterzutanzen, stottert ein oder zwei Phrasen, sucht Hilfe beim DIRIGENTEN, der ihm die Liedtexte zubrüllt.

Es hilft nichts. BEN wird immer verzweifelter. Die SHOW-GIRLS und SHOW-BOYS tanzen weiter als wäre nichts passiert. BEN versucht es ein letztes Mal mit Singen.)

BEN: ICH LEB', WENN – ICH LEB' LIEBT – ICH.

(Er stürzt nach vorne, raus aus dem Tanz und brüllt.)

Ich liebe mich nicht!

(Das ENSEMBLE tanzt immer weiter als ob er nicht existiert. BEN dreht sich um und brüllt jedes EnsembleMitglied einzeln an.)

ENSEMBLE: ERFOLG IST SCHÖN UND ERFOLG IST NETT DOCH WER HOCH FLIEGT, FÄLLT OFT TIEF WER NIX RISKIERT, SCHEITERT NIE KOMPLETT WARUM ALSO SCHIEBT MAN SO HYPERAKTIV? WARUM ALSO SCHIEBT MAN SO HYPERAKTIV? WARUM ALSO SCHIEBT MAN SO HYPERAKTIV?

N

IC

BEN: Schau mich an, ich bin nichts.

Seht ihr das nicht? Ich bin ein Betrüger.

Das ist alles gelogen.

Du könntest mich nie lieben.

Keiner könnte.

Du wärst dämlich, wenn Du mir vertrauen würdest.

Ich verletz' Dich nur. Lüg' Dich an.

Ihr Reißverschluss hat geklemmt und ich hab nur gesagt: „Phyl, ich liebe Dich... Phyl, ich liebe Dich...“

Nr. 19-7 „Finale“

(Die Follies fallen auseinander, Stück für Stück, die Bühne wird wieder die des Weismann Theaters. Nicht eins zu eins, aber aus Bens Sicht und in seinem Kopf, es ist wahnsinnig. Alles was man zuvor gesehen und gehört hat, sieht und hört man jetzt gleichzeitig, als ob die ganze Erfahrung der Nacht ausgekotzt würde. GEISTER, ERINNERUNGEN, GÄSTE usw. ALLE stehen in GRUPPEN auf Bühnenpodesten und bewegen sich vor und zurück.

Im Zentrum jeder Gruppe steht ein SOLIST und singt seine Nummer: HATTIE hier, CARLOTTA da, SOLANGE, HEIDI, DIE WHITMANS, STELLA, ROSCOE und so weiter und so fort. Der Gesang ist gespenstisch und überreizt.

Und in all dem tanzt vorne auf der Bühne BEN'S SHOW-ENSEMBLE immer weiter. Die Kakophonie ist schrecklich.)

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BEN: Phyllis!

(BEN rennt ab, das Chaos bleibt.)

ENSEMBLE: BITTE WECK' SIE: LEXIE „A“ KLEINE, REINE LEXIE „A“ SAG IHR, SIE IST BESSER ALS SIE SICH JE SAH (etc.)

N

IC

N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

(Das Chaos hat den Höhepunkt des Wahnsinns erreicht und wird weniger als das Licht dunkler wird. Leiser, leiser. Dann, für einen kurzen Augenblick, ist die Bühne dunkel und still. In der Stille, leise, hören wir BEN.)

BEN: (leise) Phyllis...

(Leichtes Licht erhellt die Bühne, die ganz leer ist, mit Ausnahme von BEN und PHYLLIS, wieder in ihrer Abendgarderobe. Weit, weit hinten ist nicht mehr die Brandmauer, sondern das graue Licht von kurz vor Sonnenaufgang, das auf Gebäude auf der anderen Straßenseite fällt.)

PHYLLIS: Ich bin hier, Ben. Gleich hier.

BEN: Ich brauche Dich, Phyl.

PHYLLIS: Weiß ich.

BEN: Ich hatte immer Angst vor Dir. Du durchschaust mich und ich habe immer gedacht: „Das kann nicht sein; es ist unmöglich, dass sie wirklich mich liebt.“ Wir können nicht nochmal 20 sein, aber...

PHYLLIS: Sei still, Ben. Hoffnung wächst nicht auf Bäumen. Wir müssen sie uns selber basteln... und ich bin hier, um Dir zu sagen, dass das das Härteste wird, was wir je machen werden. Komm, hol'n wir unsere Mäntel.

BEN: Du bist echt 'ne Nummer.

PHYLLIS: Scheiße, ja.

(SALLY und BUDDY treten auf.)

BUDDY: Hey, Kleine, ich bin's.

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N H U T R VE FÜ ZU w MU R R R w A T w SI R U AN .m K IE FF S us U B Ü IC ik ND DU HR HT un B R U db Ü C N ue HN H GE hn E N e. de

SALLY: (mit toter Stimme, Augen leer nach vorne) Ich hab das Geschirr in der Spüle vergessen. Hab's dagelassen, hatte mich so beeilt und es gibt keinen Ben für mich, niemals, nirgendwo.

BUDDY: Und es hat auch nie einen gegeben.

SALLY: Ich bin neunundvierzig und sonst gar nichts. Was mach' ich denn jetzt?

BUDDY: Wir gehen jetzt und erholen uns. Und dann planen wir was für morgen.

SALLY: (Schaut ins morgendliche Licht, das in die Theater-Ruine tropft) Es ist morgen.

Nr. 19-8 „Vorhang“

(Sie gehen. Während die BEIDEN PAARE nach hinten laufen, in die Morgensonne hinein, kommen die JÜNGEREN ICHS nach vorne und drehen sich. ALLE stehen als Silhouette im Freeze. Dann, leise und blass, als ob es Jahre später gesprochen wäre, hört man das Folgende.)

JUNGER BUDDY: HALLO IHR!

JUNGER BEN: ÜBER MIR!

JUNGER BUDDY und JUNGER BEN: BRAUCHT IHR NOCH LÄNGER HIER?

N

IC

JUNGE SALLY: Hi...

JUNGER BEN: Girls...

JUNGE PHYLLIS: Ben...

JUNGER BUDDY: Sally...

(Blackout. )

Vorhang.

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IC

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N Nr. 20 „Applausmusik“

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