Erzgebirgeurlaubsmagazin2013

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urlaubsMagazin 2014


Vorwort

I n h a lt

W Deutsches Uhrenmuseum Glashütte Schillerstraße 3a 01768 Glashütte / Sa. Tel: 035053 46 283; Fax: 035053 46 285 Email: info@uhrenmuseum-glashuette.com Web: www.uhrenmuseum-glashuette.com

Glashütte ist seit mehr als 165 Jahren ein bedeutendes Zentrum deutscher Uhrmacherkunst. Unweit von Schloss Weesenstein gelegen, präsentiert sich die lebendige Uhrmacherstadt mit zahlreichen namhaften Herstellern sowie einem modernen Uhrenmuseum, das in Europa seinesgleichen sucht. Unter dem Motto „Faszination Zeit – Zeit erleben“ inszeniert das Museum nicht nur den Mythos Glashütte, sondern verschafft auch einen emotionalen und philosophischen Zugang zum Phänomen Zeit. Auf 1000 m2 Ausstellungsfläche werden mehr als 450 einmalige Exponate präsentiert und multimedial erlebbar gemacht: Glashütter Taschen-, Pendel- und Armbanduhren verschiedener Epochen, Marinechronometer, historische Urkunden und Fotos sowie astronomische Modelle und Messinstrumente sind hier kunstvoll in Szene gesetzt. Am Ende des Rundgangs kann man einem Uhrmacher in der Restaurierungswerkstatt bei der Arbeit zusehen. Als moderne Zeitwelt spricht das Museum nicht nur Uhrenenthusiasten an, sondern wendet sich bewusst auch an junge Menschen und Familien, die mehr über die Geheimnisse der Zeitmessung

Öff nungszeiten: täglich von 10 – 17 Uhr

erfahren möchten.

Preise: Erwachsene 6,00 Euro Ermäßigt 4,00 Euro Freier Eintritt für Kinder unter 6 Jahren Führungen auf Anfrage

Begeben Sie sich auf eine interessante und außergewöhnliche Reise

Eine Stiftung der Stadt Glashütte und der Uhrenmanufaktur Glashütte Original.

durch die vielfältigen Facetten der Zeit!

as ist Heimat? Heimat ist ein Ort, der immer mit Menschen und deren Geschichten, mit Erinnerungen verbunden ist. Ein Ort, an dem man sich unglaublich wohlfühlt, sich fallen lassen kann, aufgenommen wird. Heimat ist, wo man Gleichgesinnte trifft, wo Traditionen stolz machen. So ist unser Erzgebirge eine der traditionsreichsten Regionen Deutschlands. Wir sagen: »Alles kommt vom Bergbau her!« Sehr lange gab der Bergbau den Takt an. Aus ihm entwickelten sich schließlich Handwerk, Industrie, nicht zuletzt auch unsere Weihnachtstraditionen sowie Sitten und Bräuche, die bis heute lebendig sind. Heute sind hier viele Menschen mit modernen und innovativen Ideen zu Hause, denn die Erzgebirger gelten als pfiffig und erfinderisch. Wir haben für Sie in unserer Reiseregion Menschen und spannende Geschichten aufgespürt, die wir Ihnen mit der ersten Ausgabe dieses Urlaubsmagazins vorstellen wollen. Mit entsprechenden Tipps und Informationen können Sie diesen Geschichten auf die Spur gehen. Vielleicht entdecken Sie den einen oder anderen »Bekannten« aus diesem Heft auf Ihrer Reise durch´s Erzgebirge wieder. Wir laden Sie ein, unsere Erlebnisheimat mit allen Facetten kennenzulernen. Finden Sie Ihren persönlichen Lieblingsort. Kommen Sie zur Ruhe und fühlen Sie sich wohl. Lernen Sie Land und Leute kennen. Entdecken Sie ein Stück Heimat für sich! Und vielleicht haben Sie schon einen Hinweis auf weitere spannende Geschichten aus dem Erzgebirge, über die wir im nächsten Heft berichten können.

12 Veranstaltungshöhepunkte 2014 16 Gemüse schnitzen im Selbstversuch

2 Heimatgefühl

Persönlichkeiten aus dem Erzgebirge verraten uns, was für sie Heimat ist.

Frank Vogel Landrat des Erzgebirgskreises Vorsitzender des Tourismusverbandes Erzgebirge e.V.

18 Stoneman Miriquidi – eine deutschlandweit einmalige Mountainbikestrecke 22 Wanderwochen – die Waldgeister sind los 24 Hoch hinaus für Anfänger – Formel 1 im Eiskanal 32 Besuch beim Trachtenseiler 36 Tradition in jungen Händen 40 Musikfest Erzgebirge

20 Kaffee-Kurt am Kammweg

Ein internationales Café mitten im Wald.

44 Auf den Spuren Karl Stülpners – dem Robin Hood des Erzgebirges 48 Eisenbahnromantik 50 Oldtimerträume 54 Von Stroh zu Spitze – Klöppelkunst 64 Service

27 Trainieren für den

großen Erfolg Heimat der Olympiasieger

Mit einem herzlichen »Glück auf« heißen wir Sie im Erzgebirge – der Erlebnisheimat – willkommen!

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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60 Wir sind Weihnachten

Begleiten Sie die Türmerfamilie durch die Weihnachtszeit.

Erlebnisheimat Erzgebirge

65 Impressum


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P ANORA M A

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Was ist Heimat? »Un laafst du bis ans End dr Welt, un suchst, weil dir dr Friedn faahlt. Dan findst de net, der is nirgnst vergrobn, dan musst du im Herzen salber trogn.« Dieses Zitat vom Heimatdichter Anton Günther begleitet Annett Illig durchs Leben

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Erlebnisheimat Erzgebirge


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KP aANORA p i t e l nM am Ae

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Ae KP aANORA p i t e l nM am

»Zu Hause kriege ich den Kopf frei und tanke Kraft für neue Aufgaben. Ich fahre auf meiner KTM auf der Motocross-Strecke in Zwönitz, genieße die Stunden in der Familie und verbringe viel Zeit mit meiner Freundin. Dann bin ich kein Profi hinterm Steuer, sondern einfach ich.«

»Gemütliches Heim und schöner Garten – das ist eine Oase. Wenn meine Kinder fröhlich umherflitzen und das Haus mit Lachen erfüllen, dann fühle ich eine innere Ruhe und Zufriedenheit, dann ist alles vollkommen. Gemeinsam singen wir gern oder erfinden abenteuerliche Geschichten.«

Sepp Wiegand

Annett Illig

Rallye-pilot aus Zwönitz. Der 22-jährige Motorsportler aus dem Erzgebirge gilt als derzeit gröSStes deutsches Rallye-Talent.

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Erlebnisheimat Erzgebirge

Sopranistin aus Mildenau

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Ae KP aANORA p i t e l nM am

KP aANORA p i t e l nM am Ae

»Viele Länder der Welt habe ich bereits entdeckt, denn Reisen ist eine meiner Leidenschaften. Zu Hause bin ich mit Leib und Seele Imker. Eines haben meine Bienen und ich gemeinsam: Wir fliegen ständig aus, teils auch in die Ferne, doch kehren wir immer wieder gern in unsere Heimat zurück. Das Erzgebirge ist meine Haamit, fast so wie ein Bienenstock!«

»Tokyo, München, Prag … – das sind Stationen meines Lebens. Doch angekommen bin ich hier. Hier habe ich meine Familie gegründet, Freunde gefunden und berufliche Erfolge gefeiert. Hier fühle ich mich zu Hause.«

Klaus Schreyer

Naoshi Takahashi

Reiseonkel / Weltenbummler & Imker aus Cunersdorf

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Dirigent und Generalmusikdirektor des Eduard-von-Winterstein-Theaters in Annaberg-Buchholz

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P ANORA M A

»Bei Training und Wettkämpfen im Eiskanal ist höchste Konzentration gefragt. Daheim kann ich meinen Gedanken und Hobbys freien Lauf lassen. Dann entdeckt man wunderbare Dinge am Wegesrand!«

»Riesenrad, Kettenkarussell, Autoscooter, Schießwagen und jede Menge Naschereien. Die Annaberger KÄT gehört alljährlich mit dazu – hier darf man einfach mal wieder Kind sein!«

Aileen Frisch

Anke Wischnewski

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Rennrodlerin beim SSV Altenberg

Rennrodlerin beim WSC Oberwiesenthal

Unsere Sport-Stars trainieren für Sotschi

Unsere Sport-Stars trainieren für Sotschi

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Erlebnisheimat Erzgebirge

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KP aANORA p i t e l nM am Ae

BUNTE ERLEBNISVIELFALT Sparen mit der ErzgebirgsCard

1 x KAUFEN = 100 x SPAREN Die bunte Erlebnisvielfalt des Erzgebirges können Sie kostengünstig und bequem mit dem Kauf der ERZGEBIRGSCARD erleben. • Mit der ERZGEBIRGSCARD erhalten Sie freien Eintritt in 100 verschiedenen Freizeiteinrichtungen im deutschen und tschechischen Erzgebirge sowie attraktive Ermäßigungen in 31 weiteren Einrichtungen. • Im Gültigkeitszeitraum gilt die ERZGEBIRGSCARD als Fahrausweis auf allen Bus- und Straßenbahnlinien sowie in den Zügen des Nahverkehrs im Verbundraum des Verkehrsverbunds Mittelsachsen.

»Musik ist unser Leben … Wenn Menschen das Beisammensein und unsere Lieder genießen, mitsingen, tanzen und den Alltag für kurze Zeit vergessen, dann macht uns das glücklich.«

• Zur Karte gibt es einen informativen Freizeitführer. INFORMATIONEN erhalten Sie bei allen beteiligten Einrichtungen, angeschlossenen Tourist-Informationen und Fremdenverkehrsämtern sowie beim

De Hutzenbossen

Tourismusverband Erzgebirge e. V. Telefon: 03733 18800-88 www.erzgebirge-tourismus.de

Andreas Tiede & Peter KreiSSl

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Erlebnisheimat Erzgebirge Erlebnisheimat Erzgebirge

www.erzgebirgscard.de

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ganzjährig

Höhepunkte 2014

Jubiläum

500-Jahre Barbara Uthmann 2014 wird in vielfältiger Weise an das Wirken der bedeutendsten Montanunternehmerin und Bortenverlegerin Sachsens im 16. Jahrhundert erinnert. Ein Festwochenende vom 22. bis 24. August 2014, Sonderausstellungen, Theaterstücke, Designerarbeiten, spektakuläre Aktionen sowie Unternehmerinnenkonferenz und Spitzenmodenacht werden zahlreiche Aspekte ihres segensreichen Wirkens ins Licht der Öffentlichkeit rücken. www.annaberg-buchholz.de

Februar

2. Februar 2014

Zwönitzer Lichtmess Mariä Lichtmess ist der Tag, mit dem sich der weihnachtliche Festkreis schließt. Heute ist Mariä Lichtmess in Zwönitz letzter Höhepunkt der »dunklen Jahreszeit« und noch einmal Anlass für ein großes Fest. www.zwoenitz.de

Mai Kammweg & Erzgeb. Aussichtsbahn

Jubiläum

www.kammweg.de · www.aussichtsbahn.de

300 Jahre Silbermann-Orgel Freiberg Gottfried Silbermann zählt gemeinhin als der Stradivari unter den Orgelbauern. Die Freiberger Domorgel von 1714 ist nicht nur seine erste große Orgel, sondern zugleich eines der bedeutendsten historischen Instrumente der Welt. 2014 feiert sie ihren 300. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr werden viele Höhepunkte geboten, u.a. eine Festwoche vom 28. September bis 4.Oktober 2014. www.freiberger-dom.de www.freiberg-service.de

Januar 13.–19. Januar 2014

17.– 25. Mai 2014

Frühjahrswanderwochen »Echt Erzgebirge« www.erzgebirge-tourismus.de

31. Mai – 1. Juni 2014

Erlebnistage »Montane Kulturlandschaft Erzgebirge« Erleben Sie das Erzgebirge auf dem Weg zum UNESCO Weltkulturerbe. Entdecken Sie 800 Jahre Bergbau bei bergbaulichen Führungen oder auf Wanderungen. www.erzgebirge-tourismus.de

Mai 2014

Eröffnung

Bobbahn Altenberg

Stoneman Miriquidi

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20.– 29. Juni 2014

494. Annaberger KÄT Einst aus einer katholischen Wallfahrt entstanden, ist die KÄT heute das traditionsreichste und größte Volksfest im Erzgebirge. www.annaberg-buchholz.de

20. Juli 2014

Rollendes Museum August Horch Klassik 2014 Am 20. Juli 2014 wird am Zwickauer August Horch Museum wieder die August Horch Klassik gestartet. Historische Automobile und Motorrad-Veteranen werden sich unter dem guten Namen des Automobilpioniers August Horch auf einen Rundkurs begeben. www.horch-museum.de

22. Juli 2014

Bergstreittag Schneeberg Der Schneeberger Bergstreittag wird jedes Jahr zum Maria-Magdalena-Fest am 22. Juli begangen. Er erinnert an einen der ersten Lohnstreiks überhaupt vor über 500 Jahren. Höhepunkt ist die große Bergparade, die in Schneeberg-Neustädtel beginnt und zum Berggottesdienst in der St. Wolfgangskirche übergeht. www.schneeberg.de 19.– 20. Juli 2014

1. Erzgebirgische Eisenbahnund Oldtimererlebnistage

Rennschlitten- und

Die nationale und internationale Wintersportund Kufen-Elite trifft sich in Altenberg. Höhepunkt im Winterplan ist der FIL Weltcup Rennrodel. www.bobbahn-altenberg.de

Juni

Juli

Saisonstart

Roland Stauder bringt im Erzgebirge eine Mountainbikestrecke ins Rollen, die sich in ähnlicher Form seit vier Jahren in den Dolomiten bewährt und die deutschlandweit einmalig ist. www.erzgebirge-tourismus.de

Erlebnisheimat Erzgebirge

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H ö h e p u n kt e

H ö h e p u n kt e

Die Erlebnistage für Groß & Klein. Fahren Sie an diesem Wochenende mit den Eisen- und Schmalspurbahnen sowie Oldtimerbussen, besichtigen Sie Modellbahnanlagen, Bahnmuseen und Ausstellungen. Erleben Sie Technik aus alter Zeit. www.erzgebirge-tourismus.de

August 15.– 17. August 2014

Oktober 13. September  2014

1.– 31. Oktober 2014

Schwarzenberger

4. Freiberger Nachtschicht

Erzgebirgische

Altstadt-

mit bergmännischem

Spezialitätenwochen

und EdelweiSSfest

Zapfenstreich

www.schwarzenberg.de

September 12.– 21. September 2014

Musikfest Erzgebirge Das Musikfest Erzgebirge offeriert Kunstgenüsse im Zusammenspiel von Landschaft, Architektur und ­Musik. Binnen kürzester Zeit hat es sich zu einem ­wichtigen Bestandteil der Musikkultur Sachsens ­entwickelt. www.musikfest-erzgebirge.de

12.– 21. September 2014

Bergfest Pobershau Alle fünf Jahre findet das Bergfest im Marienberger Ortsteil Pobershau statt. Der ganze Ort erstrahlt dabei in einer bunten Lichterillumination. www.marienberg.de

12.– 14. September 2014

12. Deutscher Bergmannstag In Verbindung mit dem Pobershauer Bergfest wird der Deutsche Bergmannstag in Marienberg und dem Ortsteil Pobershau ausgerichtet. Die große Bergparade sowie viele weitere Veranstaltungen machen die gesamte Festwoche zu einem einmaligen Erlebnis! www.marienberg.de

www.freiberg-service.de

20.– 28. September 2014

HerbstWanderwochen »Echt Erzgebirge« www.erzgebirge-tourismus.de

19.– 21. September 2014

Europäisches

www.erzgebirge-tourismus.de

19. Oktober 2014

15.Tag des traditionellen Handwerks im Erzgebirge Der Tag des traditionellen Handwerks im Erzgebirge führt in Werkstätten, in denen sich alles ums Schnitzen, Klöppeln, Sticken, Schmieden, Töpfern dreht. Hier erleben Sie hautnah die Verwandlung vom Holzscheit zum Räuchermännchen, aber auch die Arbeitsabläufe zahlreicher anderer Gewerke. Dieser Erlebnistag bietet Gelegenheit, sich von der Qualität und Aktualität der hiesigen Handwerkstradition zu überzeugen. www.erzgebirge-tourismus.de

Blasmusikfestival Bad Schlema Bad Schlema hat sich auf der kulturellen Landkarte fest als musikalischer Anziehungspunkt für das Europäische Blasmusikfestival/Internationales Musikfest etabliert. Erstklassige Orchester aus mindestens elf europäischen Nationen, die in ihren jeweiligen Heimatländern ein hohes Ansehen besitzen, treten zum Europäischen Blasmusikfestival auf. www.bergmannsblasorchester.de

26.– 28. September 2014

17.– 19. Oktober 2014

Osterzgebirgisches Puppentheaterfest In Bärenfels tanzen im wahrsten Sinne die Puppen: zum Osterzgebirgischen Puppentheaterfest. Alljährlich im Herbst kann man sich hier und in der näheren Umgebung an künstlerischem Figurentheater in seiner ganzen Bandbreite erfreuen – vom traditionellen Handpuppenspiel bis zum modernen Objekttheater. www.puppentheaterfest.de

Landeserntedankfest Sachsen in Zwönitz www.slk-miltitz.de

Dezember Wir sind Weihnachten! Der Weihnachtsmonat ist der traditionell wichtigste Monat der Reiseregion Erzgebirge, die deutschlandweit als »Weihnachtsland« bekannt ist. Eine Hoch-Zeit für Reisen in den Süden Sachsens, wo jahrhundertealte Bräuche und Traditionen wie Historische Mettenschichten, Bergparaden, Hutzenabende und Lichterfahrten noch tief verwurzelt sind und mit Freude gelebt werden. www.erzgebirge-tourismus.de

Erlebnisheimat Erzgebirge

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Wu de Walder haamlich  rauschen*

*  unberührte

Wälder, frische Wiesen und klare Bäche

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S p o rtli c h & Vital

Gemüse schnitzkunst Ein Selbstversuch

Im Hotel Forstmeister, bei Arthur Felger, kann man einen Kurs in asiatischem Gemüseschnitzen besuchen Text: Sabine Schulze · Fotos: Bernd März

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S p o rtli c h & Vital

Lehrpfad lernt man bei Wildkräuterwanderungen, wie man dem Leben mithilfe von Mutter Natur mehr Gesundheit und Würze gibt. Kräuterpädagogen vom Verein Kräuterkreationen e.V. aus dem Laborantendorf Bockau wissen auf alle Fragen Antwort. Während Arthur über chinesische Kultur plaudert, bin ich glücklich über das »Perfekt!«, das er meinen Blütenblättern aus Salatgurkenrinde gab. Sorgfältig lege ich mein Wunderwerk zu den anderen Teilen in den Wasserbehälter. Da drin bleiben sie noch wenige Tage frisch. Nur so schafft es der Sachse, speziellen Großaufträgen für stattliche Banketts, wie dem Presseball in Halle, Herr zu werden. Hochmut kommt vor dem Fall. In meinem speziellen Fall handelt es sich um den Verlust zweier Blütenblätter der zur Königin gekrönten Blüte: der Rose. Kurz vor Vollendung rutsche ich mit dem Messer ab. Lehrgeld, meint der Meister – ich ärgere mich. Vergänglich ist sie natürlich sowieso, diese asiatische Kunst. Sie

ist etwas für Genießer des Augenblicks. Eine Augenweide, die durch das Material eben so besonders ist. Der Zeitfaktor spielt eine große Rolle und macht zugleich den Unterschied zum erzgebirgischen Holzschnitzer: Das Handwerk muss zügig vorangehen, denn das Material welkt schnell. Unser Kohlrabi ist noch frisch genug für den letzten Part: Ein Schwan erhält sein Federnkleid. Die Aufgabe erscheint mir nach nur einem Tageskurs einfach. Unglaublich, mit wie viel Leichtigkeit und Geduld uns Arthur durch diesen Tag begleitete. Auch Sigrids Augen leuchten, als sie aus ihren ganzen Einzelteilen ihr Werk zusammensetzt. Sie wird morgen beim Aufbaukurs noch viel mehr lernen. Ich dagegen halte stolz das Zertifikat für den absolvierten Grundkurs in der Hand und spüre: So ein bisschen gehöre ich jetzt auch zu den Schnitzkünstlern im Erzgebirge … a Früchte- und Gemüseschnitzkurse unter www.forstmeister.de

V

or tausend Jahren dem chinesischen Kaiserhaus vorbehalten, mache ich heute erste Versuche im asiatischen Gemüseschnitzen: Vier Köche, eine Seniorin, Kursleiter Arthur Felger und ich sitzen im Hotel »Forstmeister« in Schönheide. »Vegetable and fruits art« steht auf dem Hemd des Meisters. Wie diese vollendete Kunst aussieht, zeigt uns Arthur Felger vorab als Bild: ein filigranes Gebilde aus Blättern, Blüten und Schwan. »Jeder nimmt dieses Schaustück heute mit«, garantiert Felger. Unvorstellbar! Pflaster habe ich vergessen, denke ich, als mich die Klingen der Schnitzwerkzeuge feindselig anblinken. Arthur – so nennen wir den Meister – hat keines dabei. Es sei ein schlechtes Omen. Auch wenn sie angeblich keine Vorteile haben, angesichts der vier Profiköche im Raum fühle ich mich benachteiligt. Ich beschließe: Sigrid – die pfiffige Seniorin – ist meine Verbündete. Sie bekam diesen Kurs zum 70. Geburtstag geschenkt. Vor zwanzig Jahren im Urlaub in Sri Lanka gesehen, fasziniert sie diese Kunst bis heute. Dann kommt der Satz, der mir Mut und Arthur noch viel sympathischer macht: »Es geht heute darum, dass ihr es am Ende geschafft habt. Hässlich gibt es nicht – nur abstrakte Kunst.« Die geschnitzten Skulpturen adeln jedes Buffet. Um Meister des Fachs zu werden, benötigt man wie ein Holzbildhauer das innere Auge. Wir widmen uns zuerst der Geometrie. Ich darf für weitere Blütenübungen ein gleichschenkliges Dreieck aus einer riesigen Möhre schneiden. Ich schiele zu meinem Nachbarn. Ob er, der Hotel-Koch, sonst nach Maß Gemüse schnippelt? Gelacht wurde bisher viel – meines verstummt, als ich die hauchzarten Blüten der anderen mit meinen vergleiche. »Da müssen wir nacharbeiten«, mahnt mich der Profi. a Inhaltsverzeichnis

Einweihung in die Kunst des Gemüseschnitzens

Präzision, Geduld und Fleiß – so wird man wie Felger Träger der Goldmedaille der internationalen Kochkunstschau. »In Deutschland gibt es höchstens drei auf gleichem Niveau«, erklärt Arthur. Angefangen hat er mit einem Grundkurs beim zweifachen Weltmeister Xiang Wang für sein damaliges Restaurant. Immer mehr Kurse und raffiniertere Figuren – nach 18 Jahren gab Arthur sein Lokal auf und wurde Gemüseschnitzer. Nun war er schon Lehrmeister von prominenten Köchen. Wer dabei dem Kohlrabi Format gab, verrät der diskrete und bescheidene Mann aber nicht. Im »Forstmeister« ist Arthur Felger seit Jahren mit seinen Kursen Stammgast. »Bewusst leben und genießen mit gesunder Küche« – so das Credo des malerischen Landhotels. Gemüse findet man in raffinierten Kompositionen auf der Speisekarte. Man setzt auf Lieferanten aus der Region und würzt mit Kräutern aus dem eigenen Garten. Auf dem sechs Kilometer langen Hotel-

Erlebnisheimat Erzgebirge

Freude am Lernen

Filigrane Kunstwerke

Kleine Kräuterkunde

Tipps Lauterer Vugelbeerfast Alljährlich im Herbst zieht das »Vugelbeerfast«, als Oktoberfest des Erzgebirges, viele Besucher in das Erzgebirgsstädtchen Lauter. Das Volksfest ist der Eberesche – im Erzgebirge »Vogelbeerbaum« ­genannt – gewidmet. Besondere Höhepunkte sind die Krönung der »Vugelbeerkönigin« und die Wahl der »Vugelbeerprinzessin«. www.lauter-sachsen.de

Kräuterküche in der GLÖCK’L-SCHENKE in Rechenberg-Bienenmühle Die Glöck’l-Schenke in Rechenberg-Bienenmühle ist ein echter Geheimtipp für Kräuterfans und jene, die es werden wollen. Im Zeitraum von April bis Oktober finden hier regelmäßig Kräuterabende mit einem ­reichlich gedeckten Kräuterbuffet statt. Das kundige Kräuterweibl lädt Gäste zu einem Plausch rund um das Thema Kräuter ein. Wer noch mehr wissen möchte, dem sind die zweimal im Jahr stattfindenden Kräuterwochenenden in der Glöck’l-Schenke empfohlen. www.pension-gloecklschenke.de

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Schaukäsen auf dem RÖSSLER-HOF Der Familienbetrieb produziert Fleisch und Milchprodukte und verkauft sie im eigenen Hofladen. Joghurt, Eis und Käse sind dabei besondere Leckerbissen. Auf Voranmeldung kann man in der Schaukäserei mehr darüber erfahren, Käse verkosten und sogar selbst bei der Käserherstellung Hand anlegen. www.roessler-hof.de/schaukaesen.htm

Weitere Tipps zur Kräuterküche, Kräuterwanderungen und Kräuterkurse im Internet www.erzgebirge-tourismus.de

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S p o rtli c h & Vital

Seit vier Jahren pilgern MountainbikeFans in die Dolomiten. Teils sind es Wiederholungstäter, deren Stoneman wächst und wächst. Denn nach jedem Umlauf kommt ein weiterer Kalkstein zu der von Stauder handgefertigten Trophäe hinzu.

»Die Menschen kommen fast noch davor. Sie sind authentisch und ehrlich.« Streckenpflege und Marketing erledigt Stauder stets mit Blick auf Synergieeffekte. Sein Credo: Mögen die Leute die Trails, kommen sie wieder – auch in Hotels und Restaurants. »So entsteht ein Mehrwert,

Roland Stauder inmitten der Erzgebirgsidylle

Über Stock

und Stein durch den Miriquidi Roland Stauder bringt im Erzgebirge eine Mountainbikestrecke ins Rollen, die sich in ähnlicher Form seit vier Jahren in den Dolomiten bewährt. Der Stoneman Miriquidi soll einzigartig und grenzenlos werden. Und hat nach Ansicht des 41-Jährigen enormes touristisches Potenzial. Text: Anna Neef · Fotos: Uwe Meinhold

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Erlebnisheimat Erzgebirge

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S p o rtli c h & Vital

Ein Schritt zurück bringt Roland Stauder weit nach vorn. Nach 23 Jahren professionellem Radsport – er gehört zu den weltweit erfolgreichsten Mountainbikern – konzentriert sich der Familienvater aufs Wesentliche: »Das Radfahren im Einklang mit der Natur«, so der 41-Jährige, der dieses Gefühl in den (Hochpustertaler) Sextner Dolomiten vermittelt. Dort hat er eine 120 Kilometer lange Tour über Stock und Stein kreiert, den Stoneman. Einen Ableger, den Stoneman Miriquidi, bringt Stauder 2014 ins Erzgebirge – rund um Oberwiesenthal, grenzüberschreitend, einmalig. Das Prinzip: eine Strecke, eine Karte, ein Armband, Stempelstellen und ein freies Zeitfenster. »Ungeübt sollte man nicht sein.« Lohn fürs Strampeln ist die Stoneman-Trophäe – je nach genutztem Zeitaufwand in Bronze (3 Tage), Silber (2 Tage) oder Gold (1 Tag). »So kann sich jeder herantasten.«

von dem alle profitieren.« Er träumt von fünf Strecken in Mitteleuropa: in Österreich, der Schweiz, Italien, Spanien und Deutschland, wobei hier die Wahl nicht nur wegen des »faszinierenden« Mischwalds aufs Erzgebirge fiel. Stauder glaubt: »Das Erzgebirge hat viel Potenzial.« Und Garmisch ausgestochen. »Da wäre die Strecke ähnlich wie in den Dolomiten geworden. Hier dagegen ist der Wald der Hit. Die Menschen kommen fast noch davor. Sie sind authentisch und ehrlich«, so Stauder, der beim Stoneman viel Wert auf den Geländecharakter legt. »Mit anspruchsvollen Trails.« Die Stempelstellen plant er auf den neun Gipfeln – das lässt in Sachen Streckenprofil tief blicken. Stoneman steht für Herausforderung und Genuss gleichermaßen. Man könnte auch sagen: Sportlicher Ehrgeiz trifft Sinn für Natur. a

Begehrte Stoneman-Trophäe

ROLAND STAUDER ist 23 Jahre lang sehr erfolgreich Mountainbike-Rennen gefahren. Mit dem Stoneman-Projekt kehrt er zu seinen radfahrerischen Wurzeln zurück – Gefühle und Naturerlebnis stehen vor Leistung und Technik. Sein Stoneman in den Dolomiten ist eine 120 Kilometer lange Bike-Tour, hat über 4000 Höhenmeter und ist mit steinernen Männchen markiert. Es gilt, fünf Checkpoints zu erreichen, dort ein Armband abzustempeln, einen Uphill und einen Singletrail zu überwinden. Ab dem Start hat man maximal drei Tage Zeit, um alle Stempelstellen zu erreichen. Nach dem Stoneman Miriquidi im Erzgebirge soll der nächste in Österreich entstehen. www.stoneman.it

Tipps »Mountainbike«

Trailcenter Rabenberg Das neu eröffnete Trailcenter Rabenberg ist Deutschlands erster Mountainbike (MTB-)Singletrail-Park. Die Trails sind mit Wellen, Wurzelpassagen und Holzstegen gespickt, die bei Einsteigern, Familien und versierten Mountainbikern gleichermaßen das Adrenalin in Wallung bringen. Das gesamte Streckennetz umfasst rund 50 Kilometer und verspricht damit mehrtägigen Fahrspaß. www.trailcenter-rabenberg.de

Erzgebirgs-Bike-Marathon Seiffen + Tour Einmal im Jahr wird der beschauliche Kurort Seiffen – weltbekannt für seine erzgebirgische Volkskunsttradition – zum Mekka für Mountainbike-Fans. Denn jeweils am ersten Augustwochenende (2014 am 2./3. August) treffen sich hier mehr als 1 500 Gleichgesinnte, um beim Erzgebirgs-Bike-Marathon (EBM) ihre Kräfte zu messen. Und das schon seit 1993! Der älteste Mountainbike-Marathon Deutschlands, eine Mixtur aus Spitzen- und Breitensport, Sportevent und Familienveranstaltung, ist längst Kult. Aber auch an allen anderen Tagen im Jahr kann man die Strecke nach Herzenslust ausprobieren: Die 28 Kilometer lange Runde ist als »EBM-Tour« ausgeschildert. www.seiffen.de · www.ebm100.de

Erlebnisheimat Erzgebirge

Mad East Challenge Auf verrückter Mission können wagemutige Radsportler die »MAD EAST CHALLENGE 500« am 28. und 29. Juni 2014 bezwingen. Das dreitägige Mountainbike-Etappenrennen bestehend aus einem Prolog und zwei Marathons ist das einzige grenzüberschreitende Marathon-Rennen, bei dem die Strecke durch Tschechien und Deutschland führt. Ein Höhepunkt in der Streckenführung sind die Fahrten an der Rennschlitten- und Bobbahn Altenberg. www.madmission.de Ideales Basislager für Mountainbiker ist das »Forsthaus Frenzel« in Lengefeld. www.gasthof-forsthaus.com

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F

S p o rtli c h & Vital

Tipps

ür die einen ist er fest geplantes Etappenziel der Wanderung am Grünen Graben, für die anderen eine Überraschung inmitten unberührter Natur: Der Kaffee-Kurt. Startet man am Wanderparkplatz in Kühnhaide, entlang der Schwarzen Pockau Richtung Pobershau, bahnt sich ein idyllischer Wanderweg durch pure Natur. Weite Wiesen voller Sommerblüten vom Vergissmeinicht über die Kuckuckslichtnelke bis hin zu prächtig blühenden Disteln und Fingerhut wechseln sich ab mit dichtem frischen Wald. Nicht umsonst zählt das Tal der Schwarzen Pockau – das »Schwarzwassertal« – zu den schönsten im Erzgebirge. Seinen Namen erhielt der kleine Fluss

von seiner Schwärze, die aus den umliegenden Mooren stammt. Parallel zu ihm verläuft der Grüne Graben, ein im 17. Jahrhundert für den Bergbau angelegter Kanal. Folgt man der vom Kaffee-Kurt gelegten »Fährte«, wird man dorthin gelenkt. Ausgediente Fahrräder, auf denen kleine Holztafeln die Öffnungszeiten und die »Speisekarte« präsentieren, machen ganz sicher eines: hungrig! Der Pfad wird schmal, Forellen hüpfen im Grünen Graben, die Feuchte am Weg lässt die Flora üppig wachsen. Zu hören ist hier nichts – außer Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und vielleicht noch dem eigenen Magen. Schwer vorstellbar, dass hinter einer der vielen Wegbiegungen ein Imbiss

Fix die Kaffeemühle gedreht

KaffeE-kurt am Kammweg

Zwischen Brasilien und Guatemala – ein internationales Café mitten im erzgebirgischen Wald Text & Fotos: Sabine Schulze

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Kapitelname

Erlebnisheimat Erzgebirge

Entdeckertouren am Kammweg Tagestour »Zwischen Kühnhaide & Pobershau« Streckenlänge: 20,6 km (Laufzeit ca. 6h); Start & Ziel: Wanderparkplatz ­Schwarzwassertal Kühnhaide Einkehrmöglichkeiten: Gaststätte Schwarzwassertal, Gaststätte & Pension Waldeck Tagestour »Rund um Olbernhau« Streckenlänge: 18,7 km (Laufzeit ca. 5 h) Start & Ziel: Olbernhau, Rittergut Innenstadt Einkehrmöglichkeiten: Hotel Saigerhütte, Hotel zum Poppschen Gut www.kammweg.de

Bauerngolf im Landhotel »Altes Zollhaus« Neuhermsdorf Sie suchen noch nach einer originellen Aktivität an der frischen Luft? Dann spielen Sie doch einmal Bauerngolf – eine lustige, sportliche Abwandlung des normalen Golfes. Jeder kann ohne Vorkenntnisse mit Holzschläger und Ball auf der Zollhauswiese unterhaltsame Stunden verleben. Ob als Einzelkämpfer oder im Team – der Spaß steht im Vordergrund, wenn Sie in landschaftlich wunderschöner Umgebung in Gummistiefeln die zahlreichen Hindernisse auf dem Parcours meistern. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei! www.landhotel-altes-zollhaus.com

sein soll. Und dann der letzte Hinweis: »Kaffee und Kuchen, 100 Meter«. Dann steht man vor ihm: Ein rustikaler, selbst gezimmerter, mobiler Unterstand, umringt von Korbtruhen und allerlei Dingen aus Uromas Zeiten. Mittendrin: ein verschmitzt dreinschauender Mann, die Kaffeemühle fest in der Hand. »Welcher Kaffee soll’s denn sein? Der milde brasilianische oder der kräftige aus Guatemala?«, fragt der Mann mit der roten Mütze. Schnell kommt man mit dem Inhaber des »Waldcafés« ins Gespräch. Die Bohnen landen in der Mühle und verbreiten ihren Duft, wenn Steffen Konkol – so heißt der Kaffee-Mann – mit geübten Händen das historische Gerät bedient. Auf Diät sollte man hier nicht sein, denn es gibt neben Speckfettbemmen, eigens kreierten »Rucksackkeksen« und erzgebirgischem Kräutertee leckeren Blechkuchen. »Selbstgebacken und an jedem Wochenende anderen«, strahlt der 49-Jährige stolz. Ein bisschen Aussteiger, ein wenig Exot und doch einfach der nette Typ von nebenan – beim Kaffee-Kurt eine Pause einzulegen, ist wie ein Treffen mit einem guten Bekannten. Seine kleinen Lachfalten und das sonnige Gemüt erklärt er sich so: »Ich habe es hier nur mit entspannten Leuten zu tun.« Gerastet hat der Naturliebhaber, der Kurt mit zweitem Vornamen heißt, hier oft als Kind. Schon damals waren auf diesem Wanderweg viele

Die Monster sind los! Sie jagen in rasanter Fahrt auf breiten Wegen den Fichtelberg hinab. Ein einmaliges Erlebnis für jedermann. Monsterrollern ist der Spaß für kleine & große Abenteuerlustige. Und das ist eine der längsten MonsterrollerTouren Deutschlands: Mit dem 4er Sessellift- oder der Schwebebahn geht es zunächst auf den 1 215 m hohen Fichtelberg und von dort ganze 8 km spaßbetont bergab in Richtung Neudorf. Ziel ist der Bahnhof Vierenstraße. Von dort werden Sie in einer der letzten Schmalspurbahnen traditionell nach Oberwiesenthal zurück chauffiert. Für die gesamte Tour sollten Sie ca. 2,5 Stunden einplanen. www.monsterroller.info

Ausflügler unterwegs. Vor zehn Jahren kam ihm die Idee, eine Oase zur Rast zu schaffen. Nach einigen Hürden mit der Bürokratie ging es vor vier Jahren los. Schleppte er damals die meisten Dinge zu Fuß, hilft ihm heute ein geländegängiges Auto. Denn das Waldcafé wird jeden Samstagmorgen von Mai bis Oktober aufs Neue aufgeschlagen – und sonntags wieder abgebaut. Geöffnet ist außerdem an Feiertagen. Logisch, der Kaffee-Kurt hat ein Faible für Kaffeemühlen. Aus mehr als einem Dutzend kann er inzwischen wählen. Seine älteste aus dem Jahr 1932 stammt wie die meisten anderen vom Flohmarkt. Seine neueste Beute: eine Kaffeemühle für Linkshänder, »um endlich einmal den rechten Arm zu entlasten«, scherzt er. Er gibt ihr nur noch den letzten technischen Feinschliff, um den frischen Bohnen das beste Aroma zu entlocken. »Urlaub? Brauche ich nicht!«, versichert Steffen Konkol. Stattdessen tüftelt er in der freien Zeit an neuen Kuchenrezepten oder anderen kulinarischen Experimenten. Die neuesten davon kann man vor der nächsten Wandersaison in seiner Bude auf dem Olbernhauer Weihnachtsmarkt vom 1. bis 3. Advent erleben. Nur so viel sei verraten: Ein heißer Singvogel ist neben dem klassischen Kaffee dann auch dabei. So wird durch den Kaffee-Kurt ein bisschen Vogelgezwitscher vom Grünen Graben in die knackige Winterzeit gebracht.

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Bahne frei – heit ruscheln mir is Bargel nei.*

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Beim Zaunkönig

Der Wandertross

Märchenwesen erkunden die Natur

Geschnitzte Figuren

Zu Besuch bei den

Waldgeistern Text: Anna Neef · Fotos: Bernd März

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ie Wanderwochen »Echt Erzgebirge« bieten zweimal im Jahr Touren durch die Natur. Sie sind kurz oder lang und widmen sich verschiedenen Themen. In Ehrenfriedersdorf lockt der Waldgeisterweg Familien an. Wer mag, kann in ein Kostüm schlüpfen. Ein blauäugiger Fliegenpilz, eine zarte Fee und ein grasgrüner Frosch laufen ungeduldig auf und ab. Der Waldschrat wirbelt umher. »Du kimmst aah noch draa«, sagt Carmen Krüger, die unter dem Kostüm steckt. Eilends verwandelt sie alle Kinder in Eulen, Bären, Schlümpfe und Wunderblumen. Hexe Schlotterknie notiert Eiswünsche für die Rast. Abmarsch! Zielstrebig erobert der Tross den Waldgeisterweg in Ehrenfriedersdorf. Drei Kilometer ist die Familientour der Wanderwochen lang. Zaunkönig, Hans Guck-in-die-Luft und Rübezahl lunzen aus dem Tann heraus. Rund 35 Figuren säumen den Pfad, den Schnitzer aus dem Ort, Geyer und Thum seit zehn Jahren bestücken. Aus a Inhaltsverzeichnis

Baumstümpfen formen sie fabelhafte Märchenwesen. »Stets kommen neue hinzu«, sagt Krüger, die im normalen Leben nicht als Waldschrat, sondern in der Touristikbranche arbeitet – und redet, wie ihr »dor Schnobel stieht«. Ihre Natürlichkeit kommt an. Vor allem bei den Kindern, die unterwegs Drache Feuerhorn und Hexe Baba Jaga nass machen. »Jeder Neuling wird getauft«, so Krüger. Mit Wasser aus der Wunderquelle werden Figuren geputzt. Knobelspaß gibt’s auch. Alles ganz in Ruhe. Nur beim Griff in die Wundertüte mit kleinen Präsenten kommt Hektik auf. Leer geht keiner aus. a Die Wanderwochen »Echt Erzgebirge« Die Wanderwochen »Echt Erzgebirge« finden zweimal im Jahr statt: stets vom dritten Samstag bis vierten Sonntag im Mai und September. Geboten werden bis zu 35 verschiedene Touren zu unterschiedlichen Themen wie Natur, Bergbau und Geschichte. Familien- und Sporttouren variieren zwischen drei und 20 Kilometern. Alle werden geführt. www.erzgebirge-tourismus.de/sportlich-vital/wandern/wanderwochen

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*  Winterzauber

& Rodelspass


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Hoch hinaus

Tipps Auf die Hosen, fertig, los!

für Anfänger

Ein außergewöhnlicher Wettbewerb ist ­alljährlich im Februar am Neudorfer Skilift zu erleben: die »Weltmeisterschaft im Arsch­ leder-Wettruscheln«. »Ruscheln« ist die im Erzgebirge gängige Bezeichnung für Rodeln. Veranstalter dieses Wintersport-Ereignisses mit Kult-Status ist der Skiverein Sehmatal e.V.

Ein Formel-1-Selbstversuch in der Rennschlitten- und Bobbahn Altenberg – einer der anspruchsvollsten ihrer Art!

Und wie Vieles im Erzgebirge wurde auch dieser außergewöhnliche Wettkampf einst von den Bergleuten ins Leben gerufen. Sie fuhren auf ihren Schutz-Ledern, die den Hosenboden bedeckten und daher im Volksmund auch Arschleder heißen, ins Bergwerk ein. www.sehmatal.de

Text: Thomas Kaufmann · Fotos: Egbert Kamprath Konzentration am Start

M

it gut 125 Metern Höhenunterschied und einem maximalen Gefälle von 15 Prozent schlängelt sich der DKB-Eiskanal in den Altenberger Kohlgrund hinab. 1 413 Meter lang ist die Rennschlitten- und Bobbahn, auf der sich seit dem Jahr 1986 Leistungssportler aus aller Welt den bis zu 17 Kurven stellen. Von Oktober bis Februar ist der Eiskanal für Trainingszwecke und Wettkämpfe sowie Gästebobfahrten in Betrieb. »Wir machen heute eine entspannte Trainingsfahrt«, meint Matthias Benesch, der die Bahn wie aus dem Effeff kennt. Der einstige Europameister von 2001 und EM-Dritte von 2002 im Vierer-Bob kam 1987 zur damaligen SG Dynamo Zinnwald und ist heute Geschäftsführer der Wintersport Altenberg (Osterzgebirge) GmbH. Die WIA kümmert sich um die Betreibung der Sportstätte. Unzählige Male steuerte Benesch Zweier- und Vierer-Bobs in Richtung Kohlgrund hinunter, da kann doch nichts schiefgehen. Eigentlich nicht, wenn da nicht Diana Sartor wäre. Die Skeleton-Weltmeisterin von 2004, die im nur sechs Kilometer von Altenberg entfernten Kurort Bärenfels beheimatet ist und dort eine Pension führt, hat sich als Co-Pilotin angekündigt. a Inhaltsverzeichnis

Diana Sartor

Im Vierer Gästebob

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»Der Einzige, der hier mal mit einem Bob in der Kurve 1 gestürzt ist, war Benesch«, feixt die heute 41-Jährige, die dennoch einsteigen wird. »Da ich aber nicht wie beim Skeleton selbst auf dem Schlitten liege und steuern kann, ist mir schon etwas mulmig«, räumt Sartor ein. Über Urlaubsgäste der damals noch von den Eltern betriebenen Pension sei sie 1994 zum Skeleton gekommen. »Eigentlich war es mehr eine Wette, ob ich es mir getrauen würde, einmal mit solch einem Schlitten zu fahren. Doch anstatt Angst zu verspüren, habe ich das Gefühl der Geschwindigkeit genossen und den Sport weiterbetrieben«, so Diana Sartor, die dann regelmäßig trainierte und bereits 1996 Deutsche Meisterin wurde. 2008 beendete Sartor, die mittlerweile zweifache Mutter ist, ihre erfolgreiche Karriere als Leistungssportlerin. »Erstmal machen wir uns so richtig warm. Ein bisschen Laufen auf der Stelle, zwei, drei Kniebeugen«, sagt Benesch motivierend und legt los. Ich mache mit, auch wenn ich einen Teil der Erwärmung durch den Marsch vom Haupteingang in Höhe der Mitte der Bahn bereits absolviert habe. Helme und Schutzbrillen liegen schon parat. Blau – passend zum Bob, den ich mir vorher noch einmal ge-

nauer anschauen möchte. Tatsächlich wie im Fernsehen … nur eben in der SommerVariante – mit Gummi-Rädern statt Kufen. »Ist vielleicht einen Tick langsamer als im Winter, wo man mit bis zu 105 Sachen als Gast die Bahn hinunterfährt. Allerdings wird beim Gästebob im Sommer von ganz oben gestartet. Da hat man mehr davon und ist fast genauso schnell. Um die 90 km/h dürften drin sein. Aber wir fahren heute gemütlich«, kündigt der Eiskanal-Chef an.

»Alles okay?« Getrieben von der Ungewissheit, was einen jetzt erwartet, presse ich ein »Ja, klar!« heraus. Dann geht es erst einmal an die Verteilung der Sitzplätze für die Fahrgäste. Für diese gilt, abweichend zum Wettkampf­ sport: Der Lenker steigt als Letzter ein. Sicher ist sicher. Schließlich verfügt der

Bob über zwei Überrollbügel, Festhaltegriffe für die Mitfahrer und Sicherheitsgurte. Auch hier gilt: Anschnallen ist Pflicht. Ein letztes Fragen von Benesch: »Alles okay?« Getrieben von der Ungewissheit, was einen jetzt erwartet, presse ich ein »Ja, klar!« heraus. Denn war es mir bislang gelungen, die Aufregung etwas herunterzuspielen, gibt es nun kein Zurück mehr. Eine Lautsprecherdurchsage erklingt: »Arbeiten an der Bahn einstellen. Freigabe der Strecke für Fahrt vom Bobstart«. Die Ampel schaltet auf Grün. Mit etwas Schwung rollen wir los. Das fühlt sich aber entspannt an, denke ich mir. Doch spätestens nach der ersten Kurve und einer langen Gerade nehmen wir so richtig Fahrt auf. Diana Sartor meint noch, mit einem Winken und einem kräftigen »Yeeaah« an der Bahn stehende Zuschauer begrüßen zu müssen. »Bitte während der Fahrt nicht hinauslehnen«, denke ich mir dagegen und automatisch geht der Kopf noch ein kleines Stückchen tiefer. Immerhin wollte ich meine 1,84 Meter Körpergröße bis hinunter ins Ziel retten. Dann kommt das Omega – welches seinem Namen einer kurzen Rechts-, einer langen Links- und wieder einer kurzenRechtskurve verdankt – und zum ersten b Erlebnisheimat Erzgebirge

Schneeschuhwandern abseits von Piste & Loipe Schneeschuhwandern im winterlichen Erzgebirge verbindet Aktivität, Genuss und Naturerlebnis. Denn abseits von Pisten und Loipen lernt man die reizvolle Landschaft aus ganz neuen Blickwinkeln kennen. Erfahrene Guides geben praktische Hinweise zum Schneeschuhwandern und führen zu traumhaften Zielen in unberührter Winterlandschaft. Individuelle Touren sind aber ebenso möglich. Die erforderliche Ausrüstung – Schneeschuhe und Teleskopstöcke – kann man vielerorts ausleihen. www.erzgebirge-tourismus.de

Hillclimbing im Wintersport Beim Hillclimbing wird derjenige gekürt, welcher als Erster die Piste von unten nach oben mit Skiern oder anderen Steighilfen bezwingt, wobei die Wettkämpfer den Skihang in voller Länge von unten nach oben absolvieren müssen. Ein Wettkampf, der den Teilnehmern alles abverlangt. In Breitenbrunn wird dieser Wettkampf vom Sportverein »SG Breitenbrunn e.V.« während der Wintermonate organisiert und ausgetragen. Na dann: »Ski Heil« Informationen zu weiteren Winterportaktivitäten rund um Breitenbrunn unter www.breitenbrunn-erzgebirge.de

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Mal macht sich in der Magengegend ein leicht flaues Gefühl bemerkbar. Dennoch genieße ich den rasanten Ritt. »Gut in die Kurven hineinlegen«, hatte Benesch vor Fahrtantritt geraten, und vor allen in den langen Kurven, in denen der Bob fast senkrecht steht, funktioniert das ganz gut. Da, wo es gefühlt etwas steiler wird, stemme ich mich etwas in meinen Sitz. Zugegeben, beim Kreisel habe ich ein wenig die Orientierung verloren. Als Hintermann bin ich ja auch nur Mitfahrer und nicht für die Navigation zuständig. Das muss der Herr Benesch schon machen. Noch einmal Zick-Zack-Kurs ist in Kurve 13-14 angesagt. »Da sind wir sogar einmal angeeckt«, gesteht der Pilot später. Nichts also mit der neuen Bestzeit. Bei 1:13.45 Minuten stoppt die Uhr. Ein purer Adrenalin-Kick war es dennoch. Und so langsam trudeln wir

nach dem Zielkreisel aus, ohne allerdings die gesamte Schlusssteigung zu bewältigen. Benesch: »Bis ganz nach oben schafft man es nur im Winter.« Na gut: Wer seinen Bob liebt, der schiebt. Also. Alle raus aus dem blauen Geschoss und dann kommt das »Anschieber-Feeling« doch noch hoch, welches ich beim Start etwas vermisst habe. Aber mit vereinten Kräften ist die kleine Steigung kein Problem. Und auf dem Weg in Richtung Endstation rollt der Bob sowieso wie von allein. »Gleich nochmal«, meint auch Diana Sartor, die natürlich auch ein Lob an Benesch für die sichere Fahrt verteilt. Mit dem Transporter geht es schließlich wieder zum Start, der sicherlich nicht zum letzten Mal Ausgangspunkt der rasanten Fahrt gewesen ist. »Das nächste Mal im Winter!«, verspricht Benesch. a

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Erleichterung nach turbulenter Fahrt

Gästebob Neben Zuschauen bei Training und Wettbewerb kann man im EISKANAL auch mitmachen. Eine Fahrt mit dem Gästebob oder beim Ice-Tubing – das sind einmalige ­Erlebnisse mit Adrenalin-Garantie. In den Sommer­ monaten rollt der Gästebob auf Rädern die Bahn hinab. Weitere Informationen, Termine & Preise www.dkb-eiskanal.de

Pension Sartor im Kurort Bärenfels Bärenstr. 7, 01773 Altenberg OT Kurort Bärenfels Tel.: +49 (0) 35052 2034-5 www.pension-sartor.de

Tipps »Hüttenzauber« Die Heimat der Olympiasieger Text: Thomas Kaufmann Fotos: Bernd März

Blockhaus Beerenhütte In der gemütlichen Beerenhütte in Zinnwald, auf dem Kamm des Osterzgebirges, können Gäste wunderbare Speisen genießen. Die Blockhausbaude der Familie Beer ist vor allem für ihre saisonal wechselnde »beerige« Speise­-­ karte bekannt. Außerdem lädt eine gemütliche Grill-Kotta aus Finnland zum Verweilen ein. Blockhaus Beerenhütte Neugeorgenfeld 25, 01773 Altenberg OT Zinnwald Tel.: + 49 (0) 35056 229674 www.beerenhuette.de

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Berghütte Fichtelstreich Im Kamin knistert das wärmende Feuer und zaubert einen gemütlichen, winterlichen Duft in die Berghütte am Oberwiesenthaler Rodelhang. Stilsicher und komfortabel ausgestattet, wird hier jeder Urlaubstag zu einem Erlebnis der besonderen Art. Berghütte Fichtelstreich Weststraße 12 a, 09484 Oberwiesenthal Tel.: +49 (0) 37348 235566 www.fichtelstreich.de

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Holzfällerhaus Bergstrasse Im gemütlichen Holzfällerhaus der Bergstrasse 10 in Holzhau laden 6 exklusive Appartments mit modernem Ambiente zu einem Aufenthalt ein. Nach einem aktiven Wintersporttag können Sie in der Blockhüttensauna entspannen. Eine urige Kneipe verwöhnt Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten. Holzfällerhaus Bergstraße Tel.: +49 (0) 37327 7942 www.bergstrasse10.de

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M Trainer René Sommerfeldt

Erfahrene Trainer für den Nachwuchs

ittwochs herrscht Hochbetrieb an der Oberwiesenthaler Außenstelle des Olympiastützpunktes (OSP) Chemnitz/Dresden. »Der Vormittag ist dem Profilsportunterricht vorbehalten. Da sind alle Bereiche im Einsatz«, sagt Ulrich Meyer, Leiter der Außenstelle, die Heimat für 128 Sportler ist. 58 Skilangläufer, 17 Biathleten, 20 Rennrodler, 20 Skispringer, 4 Nordische Kombinierer und 9 Alpinsportler trainieren am Fichtelberg und vertreten als Leistungssportler die deutschen Farben bei internationalen Höhepunkten – bis hin zu Olympia. Einer, der regelmäßig am Olympiastützpunkt ein und aus geht, ist René Sommerfeldt. In der Saison 2003/04 gewann der heute 39-Jährige als erster Deutscher überhaupt den Gesamtweltcup der Skilangläufer. Bei Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen holte Sommerfeldt je einmal Silber und Bronze mit der 4 x 10-kmStaffel, wurde 2001 im 50-km-Freistil-Rennen von Lahti WM-Zweiter. Im OlympiaWinter 2014 soll sich Sommerfeldt als Cheftechniker um das Präparieren der Bretter für die Langläufer des Deutschen Skiverbandes kümmern. »An Russland und die dortigen Weltcups habe ich durchaus gute Erinnerungen. Das war im kalten Norden. Jetzt aber geht es in den Süden, da sind die Bedingungen sicher etwas anders. Ich habe die Aufgabe dennoch gern angenommen, sehe mich aber sonst schon eher im Trainerbereich.« An der Deutschen Sporthochschule in Köln hat sich der zweifache Familienvater, der in Oberwiesenthal sesshaft geworden ist und eine Ferienwohnung betreibt, nach seinem Karriereende das nötige Rüstzeug dafür geholt. Bei einem Rundgang führt uns Sommerfeldt durch den Oberwiesenthaler Sportkomplex, der ebenso Internat und Gymnasium beinhaltet. Bereits 2007 wurden die Oberwiesenthaler aufgrund der erfolgreichen Arbeit als »Eliteschule des Jahres« geehrt. Doch ein Ausruhen auf dem Erfolg gibt es nicht: Trockentraining ist für zwei junge Biathletinnen angesagt. Theresa Neubert, selbst einmal aktive Sportlerin, betreut

Beim Kräftemessen

Leistungsdiagnostik

Trockentraining für die 12-jährigen Biathletinnen

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Alles was zählt bei Wettkämpfen

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»Alle drei Minuten wird eine Stufe höher geschaltet. Sie wird wohl sieben schaffen.«

Sarah Hasche und Aline Wildenhain. Die beiden Zwölfjährigen peilen mit dem Luftgewehr eine an einem Mattenstapel befestigte Zielscheibe an. Minutenlang, immer fixiert aufs Ziel. Im Kraftraum stählen sich derweil die Rennrodler Ralf Palik, Chris Eißler und Bruno Banani. Letzterer, aus dem Königreich Tonga im Südpazifik, gilt als Exot im Eiskanal. »Er hat aber schon ein gewisses Talent und sich in den vergangen zwei Jahren, seitdem er hier in Deutschland ist, gesteigert«, erklärt Ulrich Meyer. Für Palik und Eißler heißt das Ziel, einen Platz im deutschen Team beim Herren-Weltcup zu erhalten. »Sich gegen die starke Thüringer Konkurrenz zu behaupten, wird schwierig. Aber wir gehen es an«, so Palik. Anke Wischnewski, im Vorjahr Gesamtdritte im Damen-Weltcup, will ebenfalls noch einmal als Rodlerin nach Sotschi. An einem Handkraft-Trainer Marke Eigenbau drückt sie Gewichte nach unten. Damit soll das Abdrücken am Start simuliert werden. Für den A- bis C-Junioren-Nachwuchs hat Rodeltrainer Wilfried Jüchert unterdessen einen Hindernis-Parcours aufgebaut. Über Kästen, Sprungpferd, Matten und Kletterstange müssen die sieben Jungs und Mädchen: Fitnesstest auf Zeit. Nebenan am Laufband sind die U-20-Skilangläufer ebenso bei der Leistungsdiagnostik gefragt. Peter Dick, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Leipzig, überwacht am Computer das Ankämpfen von Theresa Lützendorf auf Skirollern gegen das grüne Band. »Eine maximale Dauer gibt es nicht. b Erlebnisheimat Erzgebirge

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Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt …*

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Biathlon für Jedermann Beim WSC Erzgebirge Oberwiesenthal e.V. können Interessenten ein Gästebiathlon in der Sparkassen-Skiarena anmelden & ausprobieren. Auch Wettkämpfe, z.B. mit Langlaufski etc., lassen sich hier durchführen, um den besten Schützen einer Gruppe zu ermitteln. Die Mindestteilnehmerzahl liegt bei 5 Personen. www.wsc-erzgebirge.de

Rollertraining in der Sparkassen-Skiarena

Sprungtraining

Alle drei Minuten wird eine Stufe höher geschaltet. Sie wird wohl sieben schaffen«, schätzt Dick ein, während Lützendorf mit einer Geschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde unterwegs ist. Mit einer Maske wird die Atmung überwacht. In den Pausen, die durch ein kurzes Klingeln angekündigt werden, misst Evelyn Pilz, medizinischtechnische Assistentin am OSP, den Laktatwert. Auch Markus Hofmann und René Sommerfeldt verfolgen als Trainer den Ablauf. In der Sparkassen-Skiarena, dem Oberwiesenthaler Langlauf- und Biathlon-Zentrum in 1 100 Meter Höhe über NN, ist für die von Jens Einsiedel betreuten Nordischen Kombinierer Rollertraining angesetzt. Allen voran Terence Weber, der als zweifacher Deutscher Jugendmeister auch im Alpencup erfolgreich unterwegs ist und einmal in die Fußstapfen von Eric Frenzel treten könnte. Der dreifache Weltmeister und NKGesamt-Weltcupsieger von 2012/13 und Weber kommen aus dem gleichen Verein: dem Skisportverein Geyer, etwa 30 Kilometer entfernt von Oberwiesenthal. Einsiedel und Sommerfeldt motivieren Weber, der mit schnellen Stockschüben vorbeizieht, zu weiteren Höchstleistungen. Im Anschluss an das Sprungtraining auf den Fichtelbergschanzen, auf denen auch Weltcup-Starter Richard Freitag trainiert, hat Olaf Hegenbarth drei Schützlinge zur Sonderschicht gerufen. Martin Hamann, Jona Willimowski und Felix Kunath sollen auf dem Trampolin Absprung und Flughaltung üben. Auch wenn die mit Schaumstoff gefüllte Sprunggrube einen gewissen Spaßfaktor bietet, muss Hegenbarth hin und wieder korrigierend eingreifen. »Das sieht keinesfalls wie Skispringen aus«, ermahnt er. Hochbetrieb herrscht allerdings nicht immer. In den Wintermonaten kann es durchaus vorkommen, dass so etwas wie Ruhe eingekehrt – aber nur, weil ein Großteil der Sportler ausgeflogen ist. Deutschland-, europa- und weltweit – auf der Jagd nach Erfolgen. a Nach vorheriger Anmeldung werden Führungen für Gästegruppen (mind. 10 Teilnehmer) durch den ­Olympia­stützpunkt angeboten. Informationen, Terminabsprache und Preise unter Tel.: + 49 (0) 37348 23930 Informationen zur Stadt Kurort Oberwiesenthal unter www.oberwiesenthal.de

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*  Steigerlied


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BE R G B A U e rl e b e n

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BE R G B A U e rl e b e n

Seit 1831 unverändert »im Trend«

So wird der Bergmann schick gemacht: In der Maßschneiderei Trachten Seiler in Marienberg werden Trachten & Uniformen originalgetreu hergestellt. Familie Seiler

jedes ein Unikat: das Bergmannshabit Text: Sabine Schulze · Fotos: Wolfgang Schmidt

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enn in der Adventszeit tausende Menschen dicht gedrängt und in dicke Jacken gehüllt die Straßen der Bergstädte säumen, sind die Bergmänner der Berg- und Hüttenvereine nicht weit. Schon von Weitem erkennt man sie an den aufwendig verzierten Paradehabits – den Uniformen, die sie bei den Bergaufzügen tragen. Kennern vom Fach verraten Farben und Formen, in welchem Bergrevier die Männer zu Hause sind. Einer, der sich damit genau auskennt, ist KlausJürgen Seiler. Aus seiner Hand stammen die meisten der hochwertigen Uniformen. Sie tragen an dezenter Stelle den golden gestickten Schriftzug »Trachten Seiler«. Dass sich dahinter der einzige Hersteller deutschlandweit verbirgt, ist sicher den wenigsten bewusst. Mitten in der Bergstadt Marienberg betreibt Klaus-Jürgen Seiler im Elternhaus mit Sohn Markus und Ehefrau Thea seit 1977 seine Maßschneiderei mit Ladengeschäft. Landhauskleider mit biederen Blümchen oder frech kariert reihen sich an Lederwesten, Loden und Filzhüte. Mittendrin: eine schwarze, schlichte Jacke, die erst auf den zweiten Blick mehr hermacht als vieles andere im Verkaufsraum – der Freiberger Bergkittel. Er ist das Kleidungsstück für besonders festliche oder offizielle Anlässe. Seine Herstellung unterliegt ebenso einer Trachtenordnung wie die des Berghabits. Diese Ordnung – »Trachten der Berg- und Hüttenleute im Königlichen Sachsen« – stammt aus dem Jahre 1831. Heute, über 180 Jahre später, ist der Bildband mit Kupferstichen für den Maßschneider wertvolle Basis der inzwischen CAD-programmierten Schnittmuster. Auch wenn die Kupfertafeln heute lediglich kopierte Versionen der Originale sind, geben sie doch mit detaillierten Beschreibungen preis, was jedes einzelne Kleidungsstück der Bergleute in den unterschiedlichen Revieren ausmacht. Der Laie erfreut sich bei den traditionellen Bergaufzügen im Erzgebirge an einer illustren Ansammlung von teils prächtig geschmückten Bergmännern. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass die Knappschaften je nach Herkunft und ihren Tätigkeiten einen Querschnitt durch ihre verschiedenen Hierarchiestufen zeigen – von der prächtigen Uniform des Oberberghauptmanns mit Samtjacke und Samthut und den vielen b

Tipp Bergstadtfest in Freiberg Alljährlich am letzten Juni-Wochenende lädt das Bergstadtfest in die Silberstadt Freiberg ein. Im Jahr 2014 dürfen sich Gäste vom 26. bis 29. Juni wieder auf hochkarätige Bands aller Musikgenres, edle Tropfen im Weindorf und zünftige Frühschoppen im Bierdorf freuen. Weitere Höhepunkte sind die Wahl der Bergstadtkönigin am Donnerstag sowie die Bergparade mit Bergmännischer ­Aufwartung am Sonntagvormittag. www.bergstadtfest.de www.freiberg-service.de

»Es ist wichtig, dass Traditionen erhalten bleiben.«

Aufwendige Bestickung einer Fahne

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Bergparade

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Tipps »Bergbau erleben« Zinnkammern Pöhla Glück Auf und Herzlich Willkommen zum Bergbau­ erlebnis in den größten Zinnkammern Europas! Nach einer 3 km langen untertägigen Zugfahrt im Stollen beginnt eine Führung durch die Arbeitswelt des Bergmanns. Hier kann man die »Geheimnisse« des Wismutbergbaus erfahren. Zudem gibt es Lasershows, Konzerte und verschiedene Veranstaltungen unter Tage. www.zinnkammern.de

Besucherbergwerk »Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald« In der bedeutenden, traditionsreichen Erzlagerstätte von Zinnwald kann ein beeindruckendes Bergwerk ­besucht werden (2,8 km Rundgang, ca. 1,5 Stunden), das durch die Befahrung imposanter Schauorte in den »Flöz«-Abbauen und der gewaltigen »Reichtroster Weitung« bleibende Eindrücke von der faszinierenden ­Arbeitswelt unter Tage verschafft. Erleben und genießen Sie an rustikaler Tafel »vor Ort« einen zünftigen Bergschmaus. Dieser kann auf Voranmeldung ­gebucht werden. www.besucherbergwerk-zinnwald.de

Stickereien bis hin zum viel schlichteren Habit des Hauers. Dazwischen finden sich Zimmermann und Schmied, Offizianten, Hüttenälteste, Schichtmeister und viele mehr. Und auch wenn die Stoffe rein optisch bei Rangniederen schlichter werden, sind sie nicht von minderer Qualität. »Wir verwenden ausschließlich hochwertige Materialien aus Deutschland, die auch wirklich strapazierfähig sind«, erklärt der 61-Jährige. Schließlich weiß er aus Erfahrung als Hüttenältester der Knappschaft Marienberg, wie vielen Anlässen bei jedem Wetter eine Tracht trotzen muss. Sogar die Hüte fertigt der »Trachtenseiler« in seiner Werkstatt selbst – die grünen für die Bergleute und die schwarzen für die Hüttenarbeiter, mal mit Federbüschel und Schweißtuch, mal ohne – je nachdem, wie viel »Luxus« dem Bergmann laut Rang zusteht. Sohn Markus bestickt diese mit den kunstvollen, individuellen Symbolen der verschiedenen Bergbrüderschaften. Tausend kleine Dinge sind es, die das Habit eben erst komplett machen. Gut eine Woche näht Hans-Jürgen Seiler an Puffjacke, Weste, Arschleder, Kniebundhose, Knieleder und Gamaschen, befestigt dreißig Knöpfe mit Schlägel und Eisen und mehrere Meter Flecht- und Samtband, Fransen und Kordeln, von denen die meisten natürlich nicht »von der Stange«, sondern selbst gemacht sind. Einmal nur nimmt der Fachmann dafür am Kunden Maß – das richtige Augenmaß und eine große Portion Erfahrung ersetzen weiteren Aufwand. »Erst« achtzig Jahre jung ist die Ordnung des eleganten Freiberger Bergkittels. Er ist der Festtagskittel, der heute nicht nur von Bergmännern zu Feierlichkeiten getragen wird. Vielmehr ist er das schicke Kleidungsstück, mit dem sich sein Träger stolz zum Erzgebirge bekennt. »Jeder Bergkittel, der getragen wird, ist eine Bereicherung für die Region«, stellt Seiler klar. Sogar Studenten, die an der Technischen Universität Freiberg ihre Abschlussarbeit verteidigen, gehören zum Kundenkreis des Schneidermeisters. Der dreifache Familienvater findet diesen Trend gut: »Es ist wichtig, dass Traditionen erhalten bleiben und die Kinder und Enkelkinder noch etwas über unser Brauchtum erfahren – auch wenn die wenigsten Bergleute in den Knappschaften der Region heute noch echte Bergmänner sind.« a

Abenteuer Bergwerk Bernsteinzimmer Beim Rundgang durch das Bergwerk erfahren Sie ­Interessantes zur Geschichte des Fortuna-Stolln und zum Mythos Bernsteinzimmer. Zum Bergwerk gehört die Gaststätte Huthaus mit Galerie und Steigerstube. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, eine 220-PS-Einzylinder-Kolben­dampfmaschine, ­ eine Schachtkaue und eine Mineralienschleiferei zu ­besichtigen. www.fortuna-bernstein.de

Der Freiberger Bergkittel

Ein Bergmann wird eingekleidet

Trachten Seiler MaSSschneiderei und Landhausmoden Selbst gefertigte Hüte für jeden Rang

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www.trachten-seiler.de

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BE R G B A U e rl e b e n

Der große Marmorsaal – Erlebnis- und Veranstaltungsraum

Fachkundiger Bergwerksleiter Martin Riedel

Tradition in jungen Händen Eine berufliche Kehrtwende mit Seltenheitswert hat Martin Riedel vollzogen: Der 30-Jährige leitet Sachsens ältestes Schaubergwerk »Herkules-Frisch-Glück« in Waschleithe. Wenn er den Gästen von der einst mühseligen Untertage-Arbeit berichtet, spricht er ein Stück weit aus Erfahrung. Denn der Schwarzenberger ist gelernter Berg- und Maschinenmann. Text: Anna Neef · Fotos: Bernd März

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Am Fürstenberg kennt Martin Riedel jeden Weg und Steg, jeden Stein und jedes Loch im Wald. »Ich bin hier schon als Kind herumgegeistert, habe das Gebiet erkundet«, sagt er. Seit gut zwei Jahren hat er für das historische Areal offiziell den Hut auf, oder um im Bild zu bleiben: den Grubenhelm. Der Schwarzenberger, der aus Pöhla stammt, ist mit 30 Lenzen vermutlich Sachsens jüngster Leiter eines Besucherbergwerks, das obendrein als ältestes des Freistaats gilt. In Akten als Silber- und Schwefelkiesgrube erstmals 1688 erwähnt, wurden unter anderem Eisen, Kalkstein und Marmor abgebaut. Ab 1926 diente die Anlage als Lehr- und Besucherbergwerk, 1939 geschlossen und 1966 wiedereröffnet. Nun schleust Jungspund Riedel Neugierige durch die sagenhafte Untertage-Welt mit imposanten Marmorsälen, smaragdgrünen Seen und verwinkelten Stollen in 80 Metern Tiefe. »Das Bergwerk ist mit Außengelände mit Abstand auch das größte Sachsens«, sagt Riedel, der immer zu tun hat. »Die Anlage will gepflegt sein.« Auch in Phasen, in denen keine Gäste die 250 Stufen hinabsteigen, um mit Schlägel und Eisen im Selbstversuch Marmor abzubauen oder Mettenschichten zu feiern. Ein Knochenjob. »So ist Bergbau«, sagt Riedel wissend. Er kennt den Beruf genau, weil er 2004 zur ersten Riege junger Männer gehörte, die sich im Erzgebirge wieder zum Berg- und Maschinenmann ausbilden ließen. »Eine Kehrtwende für mich«, so der Schwarzenberger, der das Tischler-Handwerk aufgab und seine Wunschausbildung als Jahrgangsbester abschloss. Fünf Jahre arbeitete er in seinem Traumjob. Bis zur Stellenausschreibung für Waschleithe. »Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen.« Ein Dutzend Bewerber stach er aus, ringt nun mit einem

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Untertägige Bergseen

Heiraten unter Tage

weiteren Mitarbeiter um den Erhalt des Kleinods. Das ist kein Zuckerschlecken. »Aber ich mache es gern.« Führungen, die Pflege des langen Wegenetzes am Bergwerk, Ausbau, Schriftkram, Abrechnungen und Souvenirverkauf – selbst Hochzeitsfeiern bereitet er vor. »Bei uns geben sich viele Paare ein Untertage-Jawort.« Bei Rundgängen überzeugt Riedel alte Bergbau-Hasen mit fundiertem Wissen und kleine Leute mit kreativen Ideen. »Kinder sind leicht zu begeistern«, sagt der 30-Jährige, der in seiner Familie der Einzige ist, dessen Herz für den Bergbau schlägt. Dafür umso heftiger. a

Führungen Führungen gibt es im Schaubergwerk »Herkules-Frisch-Glück« in Waschleithe dienstags bis sonntags jeweils 13, 14 und 15 Uhr sowie während der Sommerferien in Sachsen bereits ab 10 Uhr. Ein Rundgang eignet sich für Kinder ab 4 Jahre und dauert etwa eine Stunde. Schaubergwerk »Herkules-Frisch-Glück« Am Fürstenberg 6, 08344 Grünhain-Beierfeld/OT Waschleithe Tel.: +49 (0) 3774 24252 www.schaubergwerk-waschleithe.de

Welchen Weg hat das Erz einst genommen? Das erfahren Entdecker dank der neuesten Errungenschaft im Besucherbergwerk Waschleithe hautnah: In der bergmännischen Erlebniswelt gibt es Geschichte zum Anfassen. Pochwerk, Erzwäsche und Rennofen sind einmal pro Monat zum »Fürstenberger Hüttentag« in Betrieb. Der Lohn nach Mineralienschürfen, Zinnschmelzen und Erzwaschen funkelt edel. So kann sich jeder am Ende der Erlebnisstrecke eine eigene Fürstenberger-Münze prägen. Die hat zwar (noch) keinen reellen Wert. Dafür einen ideellen. Und spannend ist der Rundgang allemal – im Übrigen für Besucher jeden Alters. www.schaubergwerk-waschleithe.de

Tipp Kinderbergwerk Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge Hier können Kinder ihr eigenes Bergwerk in Besitz nehmen. Am Fuße des markanten Förderturmes des Bergbaumuseums Oelsnitz steht auf einem Hügel ein kleiner Bruder. Er beherbergt eine Spielförderanlage, über die Kinder »Bodenschätze« aus dem Kinderbergwerk fördern. Unter dem Förderturm gibt es verwinkelte Gänge zu entdecken. In der Sandspiellandschaft fesselt die Suche nach fossilen Abdrücken von Karbonpflanzen. Die Pflanzen selbst können dann im einmaligen »Karbonwald« des Museums bestaunt werden. Wer nach diesen ersten Entdeckungen Lust auf mehr hat, sollte sich eine Erlebnisführung im Bergbaumuseum nicht entgehen lassen: Ob Grubenlampentour oder eine Schatzssuche im Bergwerk, hier ist für jeden etwas dabei. www.bergbaumuseum-oelsnitz.de

Erlebnisheimat Erzgebirge

Markanter Förderturm

Grubenlampentour

Und sonstige Entdeckungen

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Do kimmste aus’n staune net mer raus!* *  Geheimnisvolle

Schatzkammer über und unter tage

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nicht vor

Qualität fürchten Im gespräch

Hans-Christoph Rademann, Intendant des Musikfestes Erzgebirge

Tipp Das Musikfest Erzgebirge unter der Intendanz von Hans-Christoph Rademann bietet hohe Kunst – tief verwurzelt. Erleben Sie den faszinierenden Brückenschlag zwischen den vielfältigen Traditionen dieser faszinierenden Kulturregion und den bewegenden Interpretationen internationaler Künstler. Freuen Sie sich vom 12. bis 21. September 2014 auf ein hochkarätiges Programm, bei dem die Musik Augen und Ohren gleichermaßen erfreut. Festivalbüro Musikfest Erzgebirge Tel.: +49 (0) 351 8106298 Freizeit-Tipps rund um das Musikfest Erzgebirge sowie Serviceinformationen und Buchung von Unterkünften unter www.erzgebirge-tourismus.de oder Tel.: +49 (0) 3733 18800-88

Konzerthöhepunkte 2014 Bach Collegium Japan King’s College Choir (Cambridge) RIAS Kammerchor Gesamtprogramm & Ticketinformationen unter www.musikfest-erzgebirge.de

Erleben Sie das Musikfest Erzgebirge

Konzert Musikfest Erzgebirge

TEXT: Claudia Kallmeier · Fotos: Wolfgang Schmidt

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m Anfang standen Zweifel. Ein hochkarätiges KlassikFestival, hier im Erzgebirge? In einer Region, die mit ihren idyllischen Landschaften, dem lebendigen Brauchtum und der weltberühmten Volkskunst zweifellos attraktiv ist – aber Hochkultur? Weltstars? Unbedingt! Für HansChristoph Rademann, Intendant des Musikfestes Erzgebirge, ist das kein Widerspruch, allenfalls eine Herausforderung. Er selbst, der aus Schwarzenberg stammt und heute als Chordirigent in der ganzen Welt unterwegs ist, vollführt den Spagat zwischen regionaler Verwurzelung und internationalem Anspruch schon fast sein ganzes Leben. »Beim Musikfest haben wir von Anfang an auf ein hohes Niveau gesetzt, ohne Kompromisse«, sagt er. »Man darf sich nicht vor Qualität fürchten.« Die ersten beiden Ausgaben des Festivals 2010 und 2012 hätten das Konzept bestätigt. »Es gab viele Aha-Erlebnisse, nicht nur beim Publikum, auch bei den Künstlern, Organisatoren und Sponsoren.« Eines gibt Rademann zu: »Das Erzgebirge ist, was das Kulturangebot angeht, ein vernachlässigter Landstrich, neben den Metropolen Leipzig und Dresden ein weißer Fleck auf der Landkarte.« Das soll sich ändern, Vieles ist in den letzten Jahren schon passiert. Schritt für Schritt entdeckt das Erzgebirge sein reiches musikalisches Erbe wieder, erkennen die Menschen, welche Schätze sich in ihren Dorfkirchen, Museen und Archiven verbergen: bestens erhaltene, hunderte Jahre alte Orgeln. Allein 15 stammen vom international bekannten Orgelbaumeister Gottfried Silbermann, der vor 300 Jahren von seiner Freiberger Werkstatt aus eine einzigartige Orgellandschaft schuf. Zahllose a Inhaltsverzeichnis

berühmte Musiker haben ihre Wurzeln im Erzgebirge, darunter mehrere Thomaskantoren, wie Johann Kuhnau und Johann Hermann Schein, oder Kreuzkantor Rudolf Mauersberger. Der älteste Musikverlag der Welt, Breitkopf & Härtel in Leipzig, trägt den Namen des Schneebergers Gottfried Christoph Härtel. Woher kommt diese reiche Musiktradition, der das Musikfest Erzgebirge neuen internationalen Glanz verleiht? Wahrscheinlich passt hier, wie so oft im Erzgebirge, die Redensart »Alles kommt vom Bergwerk her«. Eine »gewisse Urmusikalität« erkennt Hans-Christoph Rademann in den Menschen der Region. »Obwohl der Menschenschlag – bei aller Herzlichkeit – eine gewisse Rauheit hat.« Beides habe seinen Grund im harten Leben, das sie zu früheren Zeiten hier führten. Die Arbeit im Wald oder im Bergwerk war schwer. Dazu kamen die langen b

Wahrscheinlich passt hier, wie so oft im Erzgebirge, die Redensart »Alles kommt vom Bergwerk her«.

H.-C. Rademann im Gespräch

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Winter, in denen die Bergleute wochenlang kaum Tageslicht sahen. »Mit der Musik schufen sich die Menschen einen Gegenpol«, glaubt Rademann. »So wie die Lichter, die noch heute zur Weihnachtszeit überall im Erzgebirge leuchten.« Die Kurrenden haben hier seit jeher einen hohen Stellenwert. Auch Hans-Christoph Rademann, heute 48, hat seine musikalische Karriere einst als Kurrendesänger begonnen. »Meine Kindheit in Schwarzenberg habe ich als Idylle in Erinnerung, in der Musik in vielen Facetten den Alltag bestimmte.« Der Vater war Kirchenmusikdirektor, der Sohn lernte Geige, Orgel und Klavier, vor dem Essen wurde gemeinsam gesungen, Hausmusik war fester Bestandteil des Familienlebens. Mit zehn ging er zum Dresdner Kreuzchor. Seitdem ist die internationale Musikwelt sein Zuhause – die Heimat aber blieb das Erzgebirge. Und ist es noch heute. Lebensnotwendig sei seine Verwurzelung in der Region, sagt Rademann. »Wenn ich in der Welt unterwegs bin, reist meine Biografie immer mit. Ein Besuch in der Heimat gibt mir die Gelegenheit, mich wieder auf das Wesentliche zu besinnen.« Das sei schon damals als Kruzianer so gewesen. »Wir haben uns

natürlich als etwas Besonderes gefühlt, aber wenn ich zurück nach Schwarzenberg kam, haben mich Freunde und Familie ganz schnell wieder geerdet.« Die Eltern leben noch in Schwarzenberg, und ebenso der Bruder, der als Holzbildhauer arbeitet. Für Hans-Christoph Rademann ist es mit dem beruflichen Erfolg immer schwieriger geworden, die Besuche im Erzgebirge zu organisieren. Aber eines richtet er sich immer ein: Das Gansessen zu Weihnachten mit der ganzen Familie ist ein Pflichttermin – irgendwann zwischen Weihnachtskonzerten und den Proben für die Auftritte zum Jahreswechsel. a

Zur Person Hans-Christoph Rademann (geb. 1965) wuchs als Kantorensohn im Erzgebirge auf. Bereits während seines Studiums gründete er den Dresdner Kammerchor, einen der führenden deutschen Chöre, den er noch heute leitet. Er ist Gründer und Intendant des Musikfestes Erzgebirge, das im September 2010 seine Premiere feierte. Im Juni 2013 übernahm Hans-Christoph Rademann die Leitung der Internationalen Bachakademie Stuttgart. Er ist Mitglied der Erzgebirgischen Theater- und Orchesterstiftung und Schirmherr des Christlichen Hospizdienst Dresden e. V. Hans-Christoph Rademann zählt heute zu den gefragtesten Chordirigenten und anerkanntesten Chorklangspezialisten weltweit.

Tipps

Schloss Lauenstein Hoch über dem Müglitztal thront auf einem steil abfallenden Felssporn das Schloss Lauenstein – ein Kleinod sächsischer Renaissancearchitektur. Höchst lebendig wird es auf Schloss Lauenstein, wenn in der Falknerei Vorführungen mit Greifvögeln stattfinden. www.schloss-lauenstein.de

Musikgenuss im Konzertsaal unter Tage Die Kulturtage »artmontan« versprechen außergewöhnliche Veranstaltungen an ungewöhnlichen Veranstaltungsorten. Egal, ob zu Dixieland oder Wiener Melodien, es wandeln sich überwiegend Untertage-Räume sowie Produktionsstätten in Industriebetrieben zu Konzertsälen. Im nächsten Jahr erwartet alle Jazz- und Dixieland-Musikfreunde »Heiße Töne – wippende Füße«. Programm & Karten gibt es unter www.artmontan.de

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300 Jahre Silbermann-Orgel Freiberg Gottfried Silbermann zählt gemeinhin als der Stradivari unter den Orgelbauern. Die Freiberger Domorgel von 1714 ist nicht nur seine erste große Orgel, sondern zugleich eines der bedeutendsten historischen Instrumente der Welt. 2014 feiert sie ihren 300. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr werden viele Höhepunkte geboten, u. a. eine große Festwoche vom 28. 9.– 4. 10. 2014 www.freiberg-service.de www.silbermann.org


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Tipps Miniaturpark Klein-Erzgebirge Die Burg Scharfenstein en miniature gibt es im Klein-Erzgebirge zu bestaunen. Der Miniaturpark, idyllisch im Stadtpark von Oederan gelegen, ist im Sommer eine kunterbunte Oase im Grünen. Mehr als 200 handgefertigte Modelle zeigen ein Erzgebirgs-Panorama im Miniaturformat, darunter die größten Sehenswürdigkeiten der Region sowie die schönsten sächsischen Burgen und Schlösser. Während der Sommerferien locken zahlreiche Veranstaltungen wie Vollmond-Nacht und Märchenwoche.

Auf den Spuren von Karl Stülpner: Eine Tagestour – nicht nur für Geschichtsinteressierte

Öffnungszeiten April bis November täglich von 10 bis 18 Uhr Richard-Wagner-Straße 2, 09569 Oederan Tel.: +49 (0) 37292 5990 www.klein-erzgebirge.de

Text: Sabine Schulze · Fotos : Uwe Meinhold

Burg Scharfenstein

»Der Stülpner hat geschmunzelt. Er sagte sich: Den geplagten Bauern ist geholfen, die Hungerleider haben Fleisch, die Offiziere ihr Mahl. Drei Fliegen habe ich mit einer Klappe geschlagen und eine vierte dazu, denn ich darf gleich wieder in die Wälder.«*

Karl Stülpner

* S. 43 aus: »Das schwebende Fräulein. Sagen aus dem Erzgebirge« von Helga und Hansgeorg Meyer

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egenden über das Leben von Karl Stülpner gibt es im Erzgebirge viele. Wie hoch der Wahrheitsgehalt ist? Wer weiß … Fakt ist: Der Wildschütz wird in Romanen und Theaterstücken als Volksheld geehrt. Geboren wurde der Beschützer der Armen, der jene illegal mit Fleisch aus den Wäldern versorgte, 1764 in Scharfenstein. Immer wieder kam er mit dem Gesetz in Konflikt. Spuren hat der Robin Hood des Erzgebirges einige hinterlassen – wer Lust hat, geht mit auf Suche. Die Burg Scharfenstein erhebt sich auf einem Bergsporn über dem Zschopautal. Erbaut um 1250 von den Herren von Waldenburg, soll sie Stülpner über 500 Jahre später belagert haben. »Der da drinnen in der Burg … hat den Stülpner gefangen setzen wollen. Jetzt wird der Stülpner, er ganz allein, den da drinnen samt seiner Übermacht einsperren«, so die Legende. Heute ist die Burg eine Erlebnisburg zum Anfassen für die ganze Familie. Wenn sich die Gemäuer mehrmals im Jahr in die magische Märchenburg verwandeln, zieht Kinderlachen in den Bergfried ein. Der Antwort auf die Frage, wie viel Wahrheit in den Mythen um Stülpner steckt, kommt man in der Ausstellung zur 800-jährigen Burggeschichte näher. Eine weitere Lebensstation befindet sich unweit der Greifensteine. Zwischen Ehrenfriedersdorf und Geyer bot das große Waldstück Nahrung für die Armen und gute Verstecke. Ein bekannter Unterschlupf ist die Stülpnerhöhle – entstanden aus einer Bruchstelle des Zinnbergbaus, der die Gegend seit dem 13. Jahrhundert dominierte. Wenn man heute die Treppen wie in ein Verließ hinabsteigt, bekommt man einen Eindruck, wie einsam Stülpner gehaust haben muss. So bescheiden er war, sehnte sich das achte Kind einer Landarbeiterfamilie nach mehr: »… und träumte von einem friedlichen, festen Dach überm Kopf und wie er Frau und Kinder um sich hat … und sich des Abends mit seiner Tabakspfeife vor die Haustür setzt«. Apropos Greifensteine: Unweit der Höhle formieren sich sieben Granitfelsen zu einer einzigartigen Kulisse für sommerliche Open-Air-Theatervorstellungen des Eduard-von-WintersteinErlebnisheimat Erzgebirge

Theaters. In mancher Saison kam auch Karl Stülpner persönlich als Heldenfigur auf diese Naturbühne. Seine Pfeife geraucht und gemütlich einen Likör getrunken haben soll Karl Stülpner im Gasthaus »Zur Linde« in Großolbersdorf. Das denkmalgeschützte Haus zwischen Kirchhofsmauer und Kirchteich strahlt noch heute einen besonderen Charme aus. Inmitten internationaler Gerichte findet man auch einen »Hirschgulasch Karl Stülpner«. Der Wildschütz selbst war befreundet mit dem damaligen Betreiber der Lokalität, der gleichzeitig Vormund seiner Frau Christiane war. Die Tochter des Ortsrichters lernte Stülpner bei seinen gesetzeswidrigen Eskapaden kennen. Für seine Frau und die gemeinsame Tochter kehrte er 1800 dem Wildererleben den Rücken und trat als rechtschaffener Mann in die sächsische Armee ein. Nach Stülpners Desertion 1807 ging es turbulent weiter. Er zog ins Böhmische, wo Handelsgeschäfte Wohlstand brachten. Als er zurückkehrte, kaufte er sein Elternhaus und verstrickte sich wieder in Schmuggelgeschäfte. Nach Christianes Tod und einer gescheiterten zweiten Ehe folgten Wanderjahre, in denen er überall seine Geschichten mit viel Romantik erzählte. Schriftsteller hielten diese fest, ein Verleger wurde gefunden. Stülpner selbst sollte davon nichts mehr haben. Völlig verarmt, krank und fast blind starb er kurz vor seinem 79. Geburtstag in Scharfenstein. Im Schatten eines kräftigen Ahornbaumes ist bis heute sein Grab auf dem Großolbersdorfer Friedhof erhalten. »Dem Sohn unserer Wälder Karl Stülpner« steht auf dem Grabstein in der Nische aus viel Grün und schlichten Blüten. So bescheiden würde ihm das sicher gefallen. a

Ferienerlebnisse für kleine Abenteurer: »Die Jagd nach dem gestohlenen Klosterschatz« Mit Fritz Stülpner, dem Ururenkel des legendären Karl Stülpner, geht es bei einer Abenteuerwanderung auf nicht ganz ungefährliche Schatzsuche. Im Spiegelwald gilt es, den jahrhundertealten Klosterschatz zu heben. Doch da haben die Räuber Kuno und Franz auch noch ein Wörtchen mitzureden. Zu allen Ferienterminen finden im Laufe des Jahres spannende Abenteuerwanderungen zu verschiedenen Themen für Kinder & Familien statt. Informationen sowie Termine für 2014 unter www.schlossschwarzenberg.de

An mehreren Tagen im Jahr verwandelt sich Burg Scharfenstein in eine Märchenburg. Hexen, Prinzen und Feen verzaubern die Kinder und führen durch ein Mitmach- und Erlebnisprogramm. Informationen und Termine für die Märchenburg: Burg Scharfenstein, Schlossberg 1, OT Scharfenstein, 09430 Drebach, Tel.: +49 (0) 3725 707227 www.die-sehenswerten-drei.de

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Steigt ei! Mr fahrn mit’m Bahn’l glei ding nauf!* *  Ein

Traum aus Diesel und Dampf

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Eis e n b ah n r o ma n tik

Im Lokführerstand

Gartengrundstück von Niels Reuter

Wie ein Jungentraum

wahr wurde Nostalgie und technische Raffinesse begeistern Niels Reuter, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat und den Traum auch im heimischen Garten auslebt Text: Sabine Schulze · Fotos : Bernd März

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chwer beladen mit großen Objektiven und Kameras stehen die vorwiegend männlichen Fans am Bahndamm und warten auf den perfekten Schnappschuss. Da kündigt sich das Objekt der fotografischen Begierde laut schnaufend an. Es sendet Rauchzeichen aus dem Erzgebirgswald. Dann rollt sie laut tutend heran, die eher betagte Dame mit Format, klassisch in Schwarz-Rot. Es ist die Dampflokomotive mit den Waggons der Fichtelbergbahn – der Bimmelbah’, wie alle Schmalspurbahnen im Erzgebirge liebevoll genannt werden. Ein Hauch von Nostalgie und Beschaulichkeit schwebt über dem Bahnhof – wie eine Oase mitten in unserer eiligen, rastlosen Zeit. Ob bei der Fichtelbergbahn, der Preßnitztalbahn, der Weißeritztalbahn oder der Museumsbahn Schönheide – dieses Szenario spielt sich zu jeder Jahreszeit entlang der Gleise ab. Wer meint, diese Liebhaber der historischen Bahnen halten den Altersa Inhaltsverzeichnis

durchschnitt jenseits der 50, der irrt. Immer mehr junge Leute verfallen der Eisenbahner-Leidenschaft – hinter Kameras, en miniature oder direkt auf dem Lokführerstand. Niels Reuter ist einer, der es geschafft hat, sich seinen Jungentraum zu erfüllen. Mit fünf Jahren begann seine Faszination – 30 Jahre später ist der gelernte Tischlermeister nun seit vergangenem Frühjahr Lokführer auf einem Dampfross der Fichtelbergbahn. Einmal Kurort Oberwiesenthal – Cranzahl hin und zurück bitte! »Tuhuuut« – langsam, laut ruckend und zischend setzt sich der eiserne Koloss in Bewegung. Konzentriert steht Niels Reuter im Lokführerstand und lotst die Bimmelbahn aus ihrem Bahnhof. »Anfahren kann fast jeder, das Bremsen ist eher das Problem«, schmunzelt der junge Mann. Die Nummern der Loktypen kennt er auswendig, seit er ein kleiner Steppke war. Damals, als Fünfjähriger, kletterte er Tag für Tag mit leuchtenden Augen auf den

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Küchenstuhl und lauschte dem Näherkommen des Zuges, denn direkt am heimischen Garten in Oberschaar fuhr die Preßnitztalbahn entlang. 1984 wurde es still an den Bahngleisen, Rückbau aufgrund von Rationalisierungen hieß das. Ein kleines Trostpflaster von den Bahnarbeitern für den traurigen Niels wurde zum Schlüsselerlebnis: Der Junge fuhr seine ersten Meter auf der Lok und wurde infiziert von dem Eisenbahnfieber. Ausgediente Andreaskreuze, Signale, Schilder, jedes noch so kleine Teil sammelte er seitdem mit dem Fahrrad auf. Als 1990 einige Enthusiasten wieder Leben auf den Bahndamm brachten, kam Niels im Verein Preßnitztalbahn bei vielen Arbeitseinsätzen zum Wiederaufbau der Bahnlinie den Lokomotiven endlich näher. Parallel dazu nahm die private Gartenbahn immer mehr Gestalt an. Heute gleicht das Grundstück einer überdimensionalen Modellbahnanlage. Nach dem Gästetransport tagsüber mit der »echten« Bahn tüftelt er mit zwei Kumpels am Feierabend daheim weiter. Maßstabsgetreu 1:2,4 ist der Nachbau der Diesellok, die er als Kind an den Bahngleisen bei den Großeltern in Buchholz beobachtete. Das ist kein Kinderkram, hier steht Computertechnik und viel handwerkliche Metallbauleistung dahinter. Noch heute schafft er vieles, was bei der Bahn in den Schrott geht, für seinen Gartentraum beiseite. Und wenn dann immer noch Zeit bleibt, findet man den sympathischen Mann beim Erzgebirgszweigverein, der Feuerwehr, seiner Band »Kaffee und Kuchen im Zelt« oder im Keller – vor der Modelleisenbahn, Spur HO. Wichtigster Ruhepol im rastlosen Leben des Familien­ vaters sind seine Frau und die 3 Kinder. »Rausgucken ist trotzdem besser als reingucken«, sagt Niels Reuter mit Blick auf die Fotografen am Bahndamm. Was die Menschen so sehr an den stählernen Kolossen beeindruckt, kann er sich nur so erklären: »Hier lebt noch die alte Zeit, werden viele Geschichten von früher erzählt.« Doch wie in jedem anderen Beruf stehen auch bei ihm immer neue Regelwerke und Gesetze auf der Tagesordnung. Den Hauch Romantik, den die Schmalspurbahnen für die hunderttausenden Fahrgäste jährlich verbreiten, spürt Niels trotzdem immer wieder. Und auch wenn die Strecke jeden Tag dieselbe für ihn ist, entdeckt er in jeder Jahreszeit neue Dinge. Was stets gleich bleibt, ist sein Anspruch, einen wohlklingenden Pfiff an den Wegkreuzungen in die Erzgebirgsdörfer zu schicken. Denn das, so betont er, bringt das Flair der guten alten Zeit zurück … Er tut es und zuckelt in den nächsten Bahnhof ein, wo bereits viele Fahrgäste den stählernen Fotostar erwarten. a

Tipps »Bahnerlebnisse«

Mondscheinfahrt

Übernachten

mit der Fichtelbergbahn

mit Erlebnisfaktor

Eine Bimmelbahnfahrt bei Mondschein – Faszination pur. Alles beginnt mit einer Fahrt von Kurort Oberwiesenthal nach Kretscham-Rothensehma. Dann heißt es »Aussteigen bitte«, zu Fuß geht es in Begleitung einer Reiseleitung durch Wald und Flur des schönen Erzgebirges. Im Anschluss wartet am Haltepunkt »Vierenstraße« ein gemütliches Lagerfeuer mit einem rustikalen Schmaus und handgemachter Erzgebirgsmusik auf die Gäste. Während der Rückfahrt im Dampfsonderzug können Sie vielleicht sogar den Mond beobachten. Mondscheinfahrten finden am 12. Juli und 9. August 2014 statt. Weitere Angebote, Informationen und Buchung: SDG Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH Fichtelbergbahn Tel.: +49 (0) 037348 151-0 www.fichtelbergbahn.de

GrüSS dich, altes Haus – Schlössertour mit der Erzgebirgsbahn Majestätische Burgen und romantische Schlösser bergen Schätze aus längst vergangenen Zeiten. Manch eine Sage rankt sich um die alten Gemäuer. Tipp: mit der 48-Stunden-­ ErzgebirgsCard auf Erlebnisreise »Burgen & Schlössertour«

Die Fichtelbergbahn im oberen Erzgebirge schnauft täglich von Cranzahl in die höchstgelegene Stadt Deutschlands, den Kurort Oberwiesenthal. Streckeninformation, Fahrplan & Erlebnisangebote unter www.fichtelbergbahn.de

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Deutschlandweit einmalig, bietet das Wolkensteiner Zughotel Übernachtungen in originalen Schlafwagenabteilen der 1. und 2. Klasse. Das Zughotel befindet sich unterhalb des Schlosses Wolkenstein in reizvoller Umgebung. Einzigartig sind auch die Ferienwohnungen auf Rädern. Die Ferienzüge verfügen über einen gemütlichen Wohnbereich, voll ausgestatteten Küchenbereich, separate Schlafräume sowie Bad und WC. Das Restaurant verwöhnt die Gäste mit gutbürgerlicher Küche. Wolkensteiner Zughotel Am Bahnsteig 10 09429 Wolkenstein Tel.: +49 (0) 37369 5821 kontakt@wolkensteiner-zughotel.de www.wolkensteiner-zughotel.de

Braumeisters Dampfzug Genießen Sie eine Fahrt mit der Weißeritztalbahn und erleben Sie erfrischenden Biergenuss pur. Eine Verkostung sächsischer Bierspezialitäten sowie Geschichten und Anekdoten zu Braukunst und Handwerkstradition lassen diesen Ausflug zum besonderen Erlebnis werden. Kontakt & Buchung SACHSENTRÄUME – Entdecken und Genießen Könneritzstraße 11, 01067 Dresden Tel.: +49 (0) 351 21391340 info@sachsentraeume.de www.sachsen-traeume.de

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Oldtim e rtr ä u m e

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Oldtim e rtr ä u m e

Kunstwerke auf vier Rädern

Werner Zinke restauriert Oldtimerträume. Das Besondere an der Marke »Zinke« beschreibt der ehemalige Rallyefahrer selbst so: »Die Basis der Arbeit ist Ehrfurcht, Ursprünglichkeit und Solidarität.« Text: Thomas Kaufmann · Fotos: Bernd März

Ein Horch 853 auf Testfahrt

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er rund um die Bergstadt Zwönitz mit dem Auto unterwegs ist, sollte Vorsicht walten lassen. Vielleicht passiert es, dass ein besonderer Hingucker den Weg kreuzt und einen zum Bau- bzw. Bremsklötzer-Staunen verleitet. Dabei könnte es sich durchaus um einen Zeitzeugen der Automobilgeschichte drehen, der sich als Produkt der »Oldtimer-Fabrik« von Werner Zinke auf Testfahrt befindet.

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Horch – die geflügelte Weltkugel

Restaurationsarbeiten

Doch bei der Technische Restaurationen GmbH in Zwönitz kommen die historischen Vehikel keinesfalls vom Band. Allesamt sind kleine »Kunstwerke«, die von Sammlern und Liebhabern in Auftrag gegeben werden. Auf die Frage, wie viele Schmuckstücke durch seine Hände gegangen sind, muss Werner Zinke einen Moment lang überlegen. »Um die 200 werden es in 20 Jahren mit Sicherheit gewesen sein«, schätzt der Senior-Chef des im April 1990 gegründeten Unternehmens ein. »Mit einer Ausstellung von Westautos und einer Waschanlage, die es damals in der ehemaligen DDR noch gar nicht gab, hat es angefangen. 18 000 Leute kamen zur Einweihung und manch einer, der mit seinem Trabant durch die Waschanlage durch war, ist eine kleine Runde gefahren und hat sich hinten wieder angestellt«, erinnert sich der heute 70-Jährige an den damals so besondern Moment. Sein Traum, mit der Restauration von Old- und mittlerweile auch Youngtimern auf eigenen Beinen zu stehen, wurde Wirklichkeit. Schon 1969 begann der Zwönitzer nach der Arbeit als Elektromeister und späterer Technischer Leiter in einer Möbelfabrik in der heimischen Garage mit dem Wiederaufbau von Überbleibseln der vor dem Zweiten Weltkrieg in Sachsen beheimateten Automobil-Marken: DKW, Wanderer, Horch, Auto-Union, u.v.a.m. »Sozusagen als Feierabendtätigkeit. Bereits Ende der 80er Jahre gehörten das August-Horch-Museum in Zwickau und das Dresdner Verkehrsmuseum zu den Auftraggebern. Die vorhandenen Kontakte und die anfangs gesammelten Erfahrungen haben mir sicher in die Karten gespielt«, so Werner Zinke. Mittlerweile ist der Kundenstamm gehörig gewachsen. Einige Beispiele gefällig? Historische Sammlung Audi AG Ingolstadt, VW-Museum und Autostadt Wolfsburg, Museum für Technik und Verkehr Berlin – die Namen gehen runter wie Öl. Hinzu kommt eine Vielzahl von privaten Kunden aus Deutschland,

Werner Zinke mit einem Horch

Norwegen, Österreich, Frankreich, Russland, den Niederlanden und den USA. Als Hüter der sächsischen Automobilgeschichte sehen sich die Zinkes jedoch nicht. »Wir sind zwar schon etwas sachsenlastig. Aber auch Porsche, Mercedes, BMW, Rolls Royce, Jaguar, ­Delahaye, Hispano Suiza, Talbot und viele andere Marken sind bei uns schon vom Hof gefahren«, räumt Werner Zinke ein. Von Baujahr 1886 bis zur Nachkriegszeit reicht die Palette. Alte Pläne, Zeichnungen und Fotos dienen als Grundlage für den möglichst originalgetreuen Wiederaufbau, stets in Absprache mit dem Kunden. Angefangen bei der Karosserie, die anfangs oftmals aus Holz gefertigt wurde, über Seitenteile, Motorund Innenraum, bis hin zu wiederaufbereiteten Ledersitzen und Stoffbezügen. Alles kommt bei den Zinkes aus einer Hand. Die Technische Restaurationen GmbH beschäftigt 50 Mitarbeiter. »Bis auf Chrom und Zahnräder machen wir alles selbst«, sagt der Senior-Chef, der Kfz-Motorenbauer und -Mechatroniker, Werkzeugmacher, Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Tischler, Fahrzeuginnenausstatter, Sattler, Elektriker, Lackierer, Konstrukteure und Einzelhandelskaufleute unter seinen Fittichen hat – insgesamt 16 Gewerke. Ein nicht geringer Teil der Belegschaft hat die Ausbildung hier absolviert. »Damit sind wir für die Zukunft recht gut aufgestellt«, so Werner Zinke, der bereits die Nachfolge geregelt hat. Sohn Falk Zinke und Tochter Steffi Ott sind in die Fußstapfen des Automobil-Experten getreten. Damit ist eines sicher: Die altehrwürdigen Boliden werden nicht so schnell von den Straßen – auch nicht von denen rund um Zwönitz – verschwinden. Dank der Zinkes. a Technische Restaurationen Werner Zinke GmbH Färberweg 11, 08297 Zwönitz, Tel.: +49 (0) 37754 717-90

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Oldtim e rtr ä u m e

Tipps

Rollendes Museum:

Motorradmuseum

August Horch Klassik

Schloss Augustusburg

Am 20. Juli 2014 wird am Zwickauer August Horch Museum wieder die August Horch Klassik gestartet. Historische Automobile und Motorrad-Veteranen werden sich unter dem guten Namen des Automobilpioniers August Horch auf einen Rundkurs begeben. Erleben Sie die Faszination der Kraftfahrzeuge aus mehreren Jahrzenten hautnah! Wer die Fahrzeuggeschichte ganzjährig erleben möchte, sollte sich einen Besuch im August Horch Museum nicht entgehen lassen www.horch-museum.de

Das Motorradmuseum gehört zu den bedeutendsten und umfangreichsten Zweiradsammlungen Europas. Auf einer Ausstellungsfläche von 1200 m2 wird anhand von 175 hochinteressanten Exponaten die technische Entwicklung des Motorrades von 1885 bis heute eindrucksvoll in Szene gesetzt. Weltweit einzigartig ist die museale Darstellung der geschichtlichen Entwicklung der Zschopauer Motorradfirmen DKW, Auto Union und MZ. www.die-sehenswerten-drei.de

LandPARTIE – Romantische Touren zu Landgasthöfen Start am Landhaus Heidehof in Dippoldiswalde. Fahrt durch das romantische Müglitztal über Weesenstein, Glashütte zur Mühle und Bäckerei Bärenhecke, kurze Plauderei mit dem Müller. Stärkung bei Kaffee und Kuchen oder kleine Brotverkostung. Weiterfahrt über Lauenstein, Geising nach Altenberg (evtl. Kräuterlikör) nach Bärenfels. Mittag im Naturhotel Gasthof Bärenfels bei Buttermilchgetzen oder »Erzgebirgs-Burger«.

Stürmische Leidenschaft Auf zwei Rädern eilends über Stock und Stein: Das Enduro-Team KTM-Sturm aus Zschopau wirbelt bundesweit Staub auf. Es gehört zu den erfolgreichsten deutschen Rennställen im Motorrad-Geländesport. Vater des Erfolgs ist mit Harald Sturm, Jahrgang 1956, ein viermaliger Enduro-Europameister. Zudem war er Mitglied der DDR-Mannschaft, die 1987 die begehrte Six-Days-Trophy gewann. Heute ebnen Sturm und seine Mitstreiter Talenten aus dem Erzgebirge den Weg, geben ihnen auf knatternden Gelände-Kisten eine Chance. Die jungen Wilden zahlen in Edelmetall zurück: mit nationalen und internationalen Meistertiteln. www.ktm-sturm.de Weitere Informationen zur Motorradstadt Zschopau www.zschopau.de

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Für Rallye-Fans ein Muss Ein halbes Jahrhundert und kein bisschen leiser: Die Rallye Erzgebirge hat 2013 ihre 50. Auflage ­erlebt. Tradition verpflichtet. Auch deshalb jagen stets bis zu 100 Teams nach Bestzeiten. Teils auf Schnee und Eis. Als Nachfolger der Wismut-Rallye, die zur DDR-Meisterschaft für Trabant- und ­Wartburg-Piloten gehörte, bietet die »Erze« nach wie vor sehenswerten Motorsport auf 13 Prüfungen, die über gut 120 Kilometer von Stollberg über ­Annaberg bis Aue-Schwarzenberg reichen. Spektakuläre Szenen begeistern Tausende Fans. Und das Rallye-Fieber klingt nicht ab: Die 51. Auflage gibt’s am 11. und 12. April 2014. www.erzgebirgsrallye.de

Erlebnisheimat Erzgebirge

Nächster Halt ist das Bauernmuseum Hermsdorf – hier können Sie längst vergessene Gebrauchsgegenstände aus bäuerlicher Wirtschaft bestaunen. Über den Erzgebirgskamm mit herrlichen Ausblicken geht’s zum Brauereimuseum Rechenberg-Bienenmühle. Zum Abendbrot lädt das Hotel Dachsbaude in Neuhausen zu erzgebirgischen Spezialitäten und Vogelbeerbrause ein. Alle Informationen zur Tour & Strecke:

De schennsten Manner schnitz mr uns salbst.* *  Einzigartige Handwerkskunst: Geübte Hände

lassen aus Holz wahre Kunstwerke entstehen

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Traditionshandwerk

Filigrane moderne Klöppelkunst

Geklöppelte Designertaschen

Von Stroh zu Spitze Nur gute Klöppelbriefe überdauern die Zeit, sagt Beatrice Müller. Die Mittvierzigerin hält und fügt die Fäden der Klöppelschule im Schneeberger Kulturzentrum »Goldne Sonne« zusammen. Sie spinnt dabei ein Netz von Ideen, das Tradition und Moderne dieser Handarbeitskunst verbindet. Text: Anna Neef · Fotos: Bernd März

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Traditionshandwerk

Erlebnisheimat Erzgebirge

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er Werdegang von Beatrice Müller ist ein außergewöhnliches Geflecht. Keiner in ihrer Familie hat je geklöppelt. Trotzdem hegte sie schon als Kind den Wunsch, genau damit – wie einst viele Frauen im Erzgebirge – ihr Geld zu verdienen. »Es ist mein Traumjob«, sagt die zweifache Mutter und strahlt das auch aus. Die Leiterin der Schneeberger Klöppelschule war Annaberger Klöppelkönigin und nennt renommierte Preise ihr Eigen. Für Taschen, einen »Hauch von Gold« und »Nachtschattengewächse« zum Beispiel. Stroh ist die neue Herausforderung. »Als Spitze verarbeitet wird es für mich zu Gold. Wie im Märchen«, sagt Müller mit Blick auf den Schnürli-Kurs der Schweizer Dozentin Monika Schmied, die im Oktober 2014 zeigt, wie Spitzen aus Rosshaar und Stroh entstehen. Neben dem Erhalt traditioneller Muster als Fundament sind laut Müller neue Impulse der Schlüssel, um das Klöppeln attraktiv und dauerhaft salonfähig zu halten. »Wir vermitteln historische Techni-

ken, bauen darauf dann mit zeitgenössischen Variationen auf.« Ein Quell der Kreativität sprudelt vor der eigenen Haustür: Klöppeln hat in Schneeberg dank der Angewandten Kunst als Fakultät der Westsächsischen Hochschule ein gewisses Renommee. Dort legte auch Müller ihr Diplom ab – in Textildesign, Fachrichtung Klöppeln. Dass es die Fachschule gibt, findet die gelernte Täschnerin enorm wichtig. »Nur durch Probieren und Experimentieren entstehen gute Klöppelbriefe, die die Zeit überdauern. Da ist die Angewandte Kunst Vorreiter.« Dort, so Müller, entstanden schon in den 1960er Jahren wertvolle Vorlagen. Und die Königsdisziplin? Da zögert sie keine Sekunde: »Binche. Wer diese Technik feinster Fäden beherrscht, der kann es wirklich.« Für den Meisterkurs 2014 reist eine Dozentin aus Belgien nach Schneeberg ins soziokulturelle Zentrum an, wo das Angebot breit gefächert ist. Neben Kursen für Anfänger und das Erlernen traditioneller Muster stehen extravagante, teils regionsspezifische Techniken wie

Hohl-, Nadel- und dreidimensionale Margaretenspitze im Lehrplan. »Es gibt unendlich viele Möglichkeiten«, sagt Müller. »Mit Edelstahl, Holz oder eben sogar Stroh und Rosshaar.« Aus historischen Bahnen darf und soll sie ausbrechen. »Dafür bin ich dankbar.« Nur das eröffne der Spitze die Chance, ihren Stellenwert zu steigern – fern vom DeckchenCharme. a Kurse für Kinder und Erwachsene, Anfänger und Fortgeschrittene sowie Exkursionen bietet die Klöppelschule des Kulturzentrums »Goldne Sonne«, Fürstenplatz 5 in 08289 Schneeberg, ganzjährig an. Darunter auch 2014 spezielle Angebote wie die 7. Sommerakademie mit vier parallel laufenden Workshops im Juli und der Kurs »Schnürli – Spitzen aus Rosshaar und Stroh« im Oktober. Tel.: +49 (0) 3772 370911 www.goldne-sonne.de

Barbara Uthmann »500 Jahre Barbara Uthmann« werden 2014 in der erzgebirgischen Klöppelhochburg Annaberg-Buchholz gefeiert, die die Heimat von Barbara Uthmann (1514 – 1575) war. Sie gilt als bedeutende Montanunternehmerin und Bortenverlegerin des Erzgebirges, die im 16. Jahrhundert bis zu 900 Bortenwirkerinnen beschäftigte. Daran wird im Jahr ihres 500. Geburtstags vielseitig erinnert – mit Ausstellungen, einer Spitzenmodenacht, einem Festwochenende im August, den Annaberger Klöppeltagen im September, einem BarbaraUthmann-Kolloquium und weiteren themenbezogenen Angeboten im Jahresverlauf. Tourist-Information Annaberg-Buchholz Buchholzer Straße 2 09456 Annaberg-Buchholz Tel.: +49 (0) 3733 19433 www.annaberg-buchholz.de

Klöppelexpertin Beatrice Müller

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Tipps »Von Hand gemacht«

Wo Engel entstehen Sie sind exklusiv, zeitgemäß und von zeitloser Schönheit: Die farbenfrohen Figuren und Spieldosen aus der ­Traditionsmanufaktur Wendt & Kühn. Mit ihren bezaubernden Engeln, ­Blumenkindern und kunstvollen ­Miniaturen hat sich die Grünhaini­ chener Firma Wendt & Kühn unter Sammlern einen Namen gemacht. Heute genauso wie vor fast 100 Jahren werden die Figuren in aufwendiger Handarbeit in den Werkstätten von erstklassig ausgebildeten Fachkräften gefertigt.

Von der Borste zum Pinsel In der Manufaktur der Firma Mühle entstehen exklusive Rasierpinsel, zum Beispiel aus Silberspitz-Dachszupf. Das wertvolle Haar vom Rücken des Dachses wird grammgenau abgewogen und ausgekämmt, dann in der Formbüchse aufgestoßen, mit einem Faden gebunden und in eine Ringzwinge eingeklebt. Nach dem Aus­ härten wird das Pinselhaar mit ­einem stilvollen Griff kombiniert. MÜHLE Markenshop Hauptstraße 18, 08329 Stützengrün www.muehle-shaving.com

Die Werkstätten von Wendt & Kühn können 2 × im Jahr zu den Schautagen besichtigt werden. www.wendt-kuehn.de

Handgearbeitete Mode Zwei kreative Köpfe, handwerkliches Talent und Fachwissen – das ergibt ein junges Modelabel namens »mydearlove«. Dahinter stehen die DiplomDesignerinnen Anke Ott & Monique Baumann, beides Absolventinnen der Fakultät »Angewandte Kunst Schneeberg« (Westsächsische Hochschule Zwickau). Gemeinsam entwerfen und schneidern Sie Kleidung für große Mädchen mit jung gebliebenem Herz. Dabei ist es dem Label wichtig, vorhandene regionale Elemente zu nutzen, wie z. B. Stoffe des Traditionsunternehmens »AUER WERKSTUBE«. Perfekt in Szene gesetzt, treten die Kleidungsstücke von Aue aus den Weg in die Modewelt an. www.mydearlove.de www.facebook.com/mydearlove.shop

Kuh(-le) BIO Taschen Unter dem Markennamen aruzzi taugo® fertigt Nicole Rinas aus AnnabergBuchholz Schulranzen, Taschen und Etuis aus pflanzlich gegerbtem Leder – unter anderem auch aus echtem, ­ebenfalls pflanzlich gegerbtem Kuhfell. Konsequent ökologisch ausgewählte Materialien werden nach höchsten handwerklichen Standards zu Schul­ ranzen, Taschen und Etuis verarbeitet. Wichtiges Anliegen des Unternehmens: altes Handwerk in der Region ­erhalten. Hierfür werden Produkte des Hauses vorrangig in der Region ­bzw. in Sachsen produziert. Kombiniert mit tollen Designs und Farben sind diese Taschen ein echter Hingucker! www.aruzzitaugo.com

Tipps »Handwerk genießen«

Ein Herz für kleine Sammler Mitten im Wald bewohnen fleißige ­Honigsammler zu Tausenden die Schauimkerei Blockhausen. Vor Jahren bauten Jutta und Steffen Gabriel einen Bauwagen zur Bienenstube um. Seither wächst die Zahl der Völker. Einige leben in kunstvollen Beuten, die 2011 bei der Weltmeisterschaft im KettensägenSchnitzen entstanden und echte ­Blickfänge sind. Gaumenfreuden sind ­zuckersüß: in Form von Honig, direkt »eingeflogen« von Streuobstwiesen und Wäldern. Wie wichtig die kleinen Brummer sind, erfahren Gäste im B ­ ienenland beim Nisthilfen-Bau. Schauimkerei Blockhausen Hauptstraße 123, 09619 Voigtsdorf www.schauimkerei.de

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Kunst & Kneipe

Auf historischen Spuren

In einer Straße der Schwarzenberger Altstadt beginnt die kleine Welt von »Kunst und Kneipe – Zur Freien Republik Schwarzenberg«. Von Dienstag bis Samstag ab 18 Uhr öffnen die Künstler und Kneipiers Jörg Beier und Lydia Schönberg entweder das Cafe »Piano« oder den Weinkeller »Zum Drachen«. In beiden geht es ­rustikal zu. Mediterrane Gerichte laden zum Essen ein und neben Kleinkunstveranstaltungen steht ein Klavier für Jedermann zum Spielen. Im Erdgeschoss befindet sich die Galerie »Silberstein« mit Ausstellungen von national und international bekannten Künstlern. Die Geschichte der »Freien Republik Schwarzenberg«, ein Kuriosum der Nachkriegszeit, kann man im Treppenhaus studieren. www.freie-republik-schwarzenberg.de

Ein meisterhafter Koch

Auf Pfaden des Sächsischen Prinzenraubs wandeln Gäste der Köhlerhütte Fürstenbrunn. 1455 befreite der mutige Köhler Georg Schmidt den entführten Prinz Albrecht aus den Fängen eines Ritters. An die Heldentat erinnert ein Obelisk, der nach wie vor an der Einkehr steht. Im familiengeführten Hotel & Restaurant trifft Tradition auf Moderne. Jedes Frühjahr schwelt ein Meiler in Gedenken an Köhler Schmidt. ­Ganzjährig locken zwischen Ski- und Wander­freuden saisonale Küche, ­kulturelle Leckerbissen und nahe ­Ausflugsziele.

Benjamin Unger, Küchenchef des ­Familienhotels Blauer Engel in Aue, ist mit Leib und Seele Koch. Er sorgt durch seine Neuinterpretation traditioneller Gerichte mit modernen Kochtrends für innovative Kreationen und eine spannende Küche, die zu den ­besten in Sachsen zählt. In den Restaurants St. Andreas und Tausendgülden­ stübchen können Gäste genussvolle Stunden ­erleben. Wer selbst einmal den Löffel schwingen und dem Küchen­ chef des Hauses einige Kochtricks abringen möchte, kann einen der angebotenen Exklusiv-Kochkurse buchen:

250 Quadratmeter · 11 Punkte · 1 Zauber

Köhlerhütte Fürstenbrunn Am Fürstenberg 7, 08344 GrünhainBeierfeld/OT Waschleithe www.koehlerhuette.com

Informationen & Preise zu Kochkursen sowie passende Arrangements: Hotel Blauer Engel Altmarkt 1, 08280 Aue www.hotel-blauerengel.de

Die Verkaufsgalerie ist täglich für Sie geöffnet.

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Entdecken Sie bei Ihrem Streifzug durch das Erzgebirge Außergewöhnliches: Die Wendt & Kühn Figurenwelt. Sie werden fasziniert sein von der Fröhlichkeit der Blumenkinder und dem unbekümmerten Lächeln der weltberühmten Elfpunkteengel. Begegnen Sie einer einzigartigen Geschichte, und holen Sie sich Empfehlungen für Dekorationen und Geschenke.

Wendt & Kühn Figurenwelt · Hauptstraße 97 · 09548 Seiffen www.wendt-kuehn.de


Gahr für Gahr gieht’s zen Advent of’’n Buden nauf, werd a Mannl aufgeweckt: »Komm, nu stehste auf!«* *  das

Lied vom Raachermannel wird zur Adventszeit angestimmt

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Wir begleiten die Türmerfamilie von St. Annen in Annaberg-Buchholz durch die Adventszeit und entdecken alte Tradtitionen, die heute noch lebendig sind und liebevoll gepflegt werden. Traditionen von Räuchermännern, Schwibbögen und Mettenschicht – Neunerlei einmal anders! Text: Sabine Schulze · Fotos: Uwe Meinhold

Wir sind Weihnachten a Inhaltsverzeichnis

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»Wenn der Stress am Heiligabend 18 Uhr aufhört, beginnt die Weihnachtszeit«, erzählt die Türmerfamilie Marit, Matthias und Toni Melzer. Die drei leben seit 15 Jahren in der höchstgelegenen Wohnung von Annaberg-Buchholz – 42 Meter und 211 Stufen über den historischen Gassen der Bergstadt. 400 Mal jährlich bedient Türmer Matthias die Kirchenglocken von St. Annen – zu

besonderen Anlässen per Hand. Wie fast jede Familie im Erzgebirge pflegen auch die Melzers ihre eigenen Familientraditionen in der gemütlichsten Zeit des Jahres. Auch wenn die Adventszeit auf dem Kirchturm alles andere als still ist und Glockenläuten, Turmführungen und Kirchenchorproben den Alltag bestimmen. b Inhaltsverzeichnis a


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Butterstollen Rosinen, Mandeln, Butter, Zitronat … Trotz gleicher Zutaten schmeckt jeder Butterstollen anders. Es sind die kleinen Back-Geheimnisse aus Uromas Zeiten, die das spezielle Aroma geben. Bei Melzers übernimmt das Backen am Samstag vorm ersten Advent der Hausherr. Vier Wochen ruht der Stollen bis zum Anschnitt. Wer sich nicht traut selbst zu backen und keinen Stollen kaufen möchte, lässt in vielen kleinen Bäckereien nach eigenem Rezept und mitgebrachten Zutaten vom Meister backen.

Bergparaden Wenn die Bergmänner in ihren Habits aufmarschieren, säumen tausende Schaulustige die Straßen der Bergstädte. In Annaberg-Buchholz findet die größte Bergparade statt: Mehr als 1 000 Trachtenträger aus Deutschland versammeln sich am 4. Adventssonntag und geben vor St. Annen ihr beeindruckendes Abschlusskonzert. Marit begeistert ihr Logenplatz: »Es ist faszinierend, wie aus allen Gassen die Menschen Richtung Kirche strömen.«

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Toni Melzer liebte Nussknacker schon als Kleinkind. Die kleine Sammlung des 12-Jährigen zählt 15 Stück. In den meisten erzgebirgischen Wohnungen fungieren die Kunstwerke mit Biss als reine Schauobjekte. Toni aber nutzt sie in ihrer ursprünglichen Aufgabe: »Sie können wirklich Nüsse knacken.« Liebhaber kommen in Neuhausen auf ihre Kosten. Dort stehen im Nussknackermuseum über 5 000 Figuren aus der ganzen Welt.

Nussknacker

»Wenn de Peremett sich dreht, is unnre schennste Zeit« – so ein erzgebirgisches Lied. Heiligabend dreht sich im Kirchturm die 120 Jahre alte Pyramide zum ersten Mal. Das Erbstück stellt Christi Geburt sowie mit Waldtieren, Jäger und »Holzweibl« das einfache Leben der Erzgebirger dar. Matthias richtet die MasseFiguren genau aus, damit die Rüböllampen die Pyramide zum Laufen bringen. Ein besonderes Erlebnis für Groß und Klein ist es, wenn in den erzgebirgischen Orten die großen Pyramiden angeschoben werden.

Pyramide

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Mettenschichten Mettenschichten – die Jahresabschlussfeiern der Bergleute – feiert man heute in fast allen der über 20 Schaubergwerke der Region meist mit zünftiger Bergmannsmusik, »Speckfettbemm« und Glühwein. Die Mettenschicht für Kinder im Schaubergwerk Herkules-Frisch-Glück in Waschleithe möchte Toni am 4. Dezember besuchen. Dann empfängt Berggeist Knuffel die jüngeren Besucher in seinem unterirdischen Reich.

Aus jedem Fenster im Kirchturm leuchtet ein Schwibbogen mit dem klassischen Johanngeorgenstädter Motiv. Dieses zeigt mit zwei Bergleuten, Schnitzer und Klöpplerin die früheren Haupterwerbsquellen. Der Türmer erklärt, woher die Tradition kommt: »Früher waren die Stollenmundlöcher der Bergwerke beleuchtet. Die Lichter waren Ausdruck der Sehnsucht der Bergleute nach Tageslicht, das sie in den Wintermonaten kaum sahen.« Die Melzers nutzen die Feiertage für eine Lichterfahrt durchs funkelnde Erzgebirge. Mit Broten, Tee und der Lieblingsweihnachtsmusik soll dieses Mal die Reise zum größten Schwibbogen der Welt nach Gelenau gehen.

Schwibbogen

Tipp Weihnachtsleckereien

Bergmann und Engel »Zur Geburt schenkte man früher dem Jungen einen Bergmann und dem Mädchen einen Engel«, erklärt Museumspädagogin Nicole Opitz beim Rundgang durch die Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz. In diesem einzigartigen Museum erzählen über 1 000 Exponate die Geschichte der Erzgebirger. Selbst halten die Melzers einen Bergmann besonders in Ehren. Er wurde von Emil Löschner, von 1909 bis 1953 Türmer in St. Annen, geschnitzt und kam nur durch Zufall nach vielen Jahren wieder auf den Kirchturm zurück. Ein Annaberger Sammler sah das Exemplar beim Stöbern im Internet – im Saarland –, erwarb es und schenkte es schließlich dem Türmerpaar.

Räuchermänner Wichtel, Imker, Architekt, Krankenschwester oder Türke – Räuchermänner gibt es heute in den originellsten Varianten. Im Kirchturm reihen sich vom Erdgeschoss zur Türmerwohnung etwa 100 »Männln«. Sie rauchen gemütlich ihre Pfeife und verbreiten den typischen Weihrauchgeruch. Selbst hergestellt, duften Räucherkerzchen natürlich am besten. Die Melzers besuchten dafür die Räucherkerzenherstellung Jürgen Huss in Neudorf und drehten dort unter Anleitung des Chefs persönlich die schwarzen Kegel, die »Weihrichkarzln«, selbst.

Neunerlei und erzgebirgischer Stollen sind symbolträchtige Weihnachtsspeisen. Beim Neunerlei werden neun Speisen zu einem Festessen kombiniert, wobei jede ihre eigene Bedeutung hat. So stehen zum Beispiel Gänsebraten mit Klößen für Wohlstand und Linsen für Segen und »kleines Geld«. www.erzgebirge-tourismus.de Sie möchten das erzgebirgische Neunerlei probieren? Hier finden Sie eine Übersicht von Gasthäusern, die das traditionelle Essen zur Weihnachtszeit anbieten:

Das Neunerlei zum Heiligabend kommt bei den meisten Familien Punkt 18 Uhr auf den Tisch. Marit und Matthias aber sind an Weihnachten in der Kirchgemeinde so eingebunden, dass zum Kochen keine Zeit bleibt. Deshalb lassen sie sich in der Weihnachtszeit gern bedienen – zum Beispiel im Ratskeller »Zum Neinerlaa« in ihrer Heimatstadt. Neben dem leckeren typischen Festschmaus erfahren sie dort auch um die Bedeutung der neun Bestandteile: »Semmelmilch bringt schöne Haut, Linsen das Kleingeld, Bratäpfel die Gesundheit«, zählt Geschäftsführerin Sophie Köhler auf.

Neunerlei

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enn an Heiligabend die Glocken Anna, Margarethe, Peter und Paul verstummen, wird es still im Kirchturm. Dann leben die Türmer von St. Annen genau das, was sie im Advent den tausenden Besuchern auf dem Kirchturm vermittelten: sich auf den ursprünglichen Weihnachtsgedanken zu besinnen und die Ruhe und Liebe in Familie zu genießen. a

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Service

Richtung Leipzig Holzhausen

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Nossen Kriebstein 4

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Saara

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Oberwiera

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Hohenstein-Ernsthal Neukirchen

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Brand-Erbisdorf Oederan

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Thalheim

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Grünhain-Beierfeld

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Eibenstock

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Breitenbrunn

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Richtung Prag

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Nejdek

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Deutschneudorf

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Jílové

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Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg)

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Litvínov

Annaberg-Buchholz

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Cranzahl

Carlsfeld

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Großrückerswalde

Schlettau

Schwarzenberg

Oberbärenburg

Hermsdorf RechenbergZinnwald Bienenmühle Neu-Rehefeld 171 Holzhau Cinovec DeutschSayda Český georgenthal Jiřetín Nové Město Neuhausen

Mildenau

Lauter Stützengrün

Pfaffroda

Zöblitz

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Großschirma

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Reinsberg

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Mittweida

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Deutschland Germany

Klášterec nad Ohří (Klösterle)

Stráž nad Ohří

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Tschechien Czech Republic

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Karlovy Vary Unbenannt-1 1

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Per Post senden wir Ihnen gern weiteres Informationsmaterial. Ein umfangreiches Sortiment an Wegbeschreibungen, Kartenmaterial und Souvenirs finden a Inhaltsverzeichnis

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IMPRESSUM Herausgeber: Tourismusverband Erzgebirge e.V. Geschäftsstelle, Adam-Ries-Str. 16, 09456 Annaberg- Buchholz Tel.: +49 (0) 3733 188 00 88, Fax: +49 (0)3733 188 00-20 info@erzgebirge-tourismus.de, www.erzgebirge-tourismus.de

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Fotos: August Horch Museum Zwickau gGmbH S. 52 oben li.; Augustusburg-Scharfenstein-Lichtenwalde Schlossbetriebe gGmbh S. 52 oben Mitte; Activcamp Beer GbR S. 26 li.; aruzzi taugo GmbH  & Co. KG S. 56 oben 1. v. re.; Berghütte Fichtelstreich /  E. Schulze S. 26 Mitte; Bergbaumuseum Oelsnitz / Erzgeb.-Foto Lorenz S. 37 rechts; BUR Werbeagentur GmbH S. 42 u. links, S. 53, S. 62 Bild Neunerlei; D. Drescher S. 52 unten re.; EBM-Seiffen S. 19 u. Mitte; R. Gaens Titel, S. 14, 15, S. 21 li., U4; R. Gebler S. 19 re. unten; F. Graetz S. 52 o. rechts; J. Görner S. 10 oben; Hotel Blauer Engel GmbH – Fotografie Hertel Stollberg S. 56 unten 1. v. re.; Hotel und Restaurant Köhlerhütte – Fürstenbrunn S. 56 unten 2.v.re.; Hans-Jürgen Müller GmbH & Co. KG S. 56 oben 2. v. li.; E. Kamprath S. 8; T. Kuerbis S. 21 re. oben; kul(T)our

­ igenbetrieb Erzgebirgskreis – Foto Weigel S. 42 unten Mitte; E Klein Erzgebirge e.V. – C. Wegner & H. Drichelt S. 45 rechts; Landhotel Altes Zollhaus S. 21 Mitte; B. März S. 4, S. 9 oben, S. 10 unten, S. 11, 23, 31, 46, 47; P. Masukowitz/Sportpark Rabenberg S. 19 u. links; F. Matuschek S. 45 unten re.; U. Meinhold S. 2, 3, 5 – 7, 56 unten li.; mydearlove – Ott & Baumann GbR S. 56 oben 2. v. re; http://office.microsoft.com S. 52 u. links; Sport Richter – A. Richter S. 26 unten re.; Stadtmarketing Freiberg GmbH/Matthias Seifert S. 33 re.; SDG Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH S. 49 li.; Stadt Annaberg-B. – M. Förster S. 9 unten; Stadt Grünhain – Beierfeld S. 37 re. oben, S. 62 Bild Mettenschicht; Stadt Sayda S. 62 Bild Schwibbogen; terra mineralia – Foto D. Müller S. 38, 39; TMGS mbH S. 49 re.; W. Schmidt S. 58, 59, 62 Bild Stollen, Kapelle Mädchen, Weihachtsmarkt ­Freiberg; W. Thieme S. 42 unten re.; Tourismusverband Erzgebirge e.V.; Wendt & Kühn KG S. 56 oben 1. v. l.

Gestaltung: Sandstein Kommunikation GmbH, www.sandstein.de Redaktionsschluss: Oktober 2013 Rechtshinweise: Der Tourismusverband Erzgebirge e.V. / Herausgeber übernimmt keine Garantie für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit. Bitte informieren Sie sich bei konkreten Anfragen direkt bei den angegebenen Adressen. Für allgemeine Auskunft steht Ihnen der Tourismusverband Erzgebirge e.V. gern zur Verfügung.

Diese Broschüre »Urlaubsmagazin 2014« des Tourismusverbandes ­Erzgebirge e.V. wurde mit Fördermitteln des Freistaates Sachsen im Rahmen des Förderplan Tourismus erstellt.


Tourismusverband Erzgebirge e.V. Adam-Ries-StraSSe 16 09456 Annaberg-Buchholz Tel.:: + 49 (0) 37 33 188 00-88 Fax: + 49 (0) 37 33 188 00-20 info@erzgebirge-tourismus.de www.erzgebirge-tourismus.de


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