Musikfest Erzgebirge 2016 // WEGE

WEGE 9.–18.�.���6

Programmbuch

WEGE

Programmbuch

PYRIT Elba, Italien

Inhaltsverzeichnis —7 Grußworte

— 62 Annaberg-Buchholz Abenteuerreise #4

— 17 Konzerte, Ausführende & Orte

— 72 Wolkenstein Gastmahl & Abendmusik #5

— 18 Schwarzenberg Der richtige Lebensweg #1

— 82 Annaberg-Buchholz Pilgermusik – pilgernde Musik #6

— 36 Stollberg Wo die andern Wandrer gehn #2

— 96 Zwönitz Souvenirs #7

— 52 Nachtklang #3

Annaberg-Buchholz

— 116 Zschopau Im Laufe des Jahres #8

— 132 Freiberg Begegnungen #9

— 202 Marienberg Letzte Reise #14

— 148 Schneeberg Berühmte Knabenchöre #10

— 215 Festgottesdienste

— 162 ... in der Unterwelt #11 Pöhla

— 180 Olbernhau Wie klingt das Wetter? #12 — 188 Olbernhau Unterwegs im Gasthaus #13

— 223 Begleitprogramm Wege zur Musik — 235 Dank — 237 Impressum

grusswort

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

BL E IG L A N Z Freiberger Gangbezirk, Erzgebirge, Deutschland

Liebe Freunde des Musikfestes Erzgebirge, nachdem Heinrich von Kleist im Jahr 1800 das Erzgebirge bereist hatte, notierte er in einem Brief: »die Täler grün, fruchtbar, zu Gärten gebildet; die Menschen warm u. herzlich […]. Das Enge des Gebirges scheint überhaupt auf das Gefühl zu wirken u. man findet darin viele Gefühlsphilosophen, Menschenfreunde, Freunde der Künste, besonders der Musik.« —— Die musikalische Geschichte des Erzgebirges verknüpft sich in diesen Tagen ganz selbstverständlich und selbstbewusst mit der internationalen Musikszene. Innerhalb weniger Jahrgänge ist mit dem Musikfest Erzgebirge ein Festival entstanden, das sich weit über Sachsens Grenzen hinaus sehen und hören lässt, das Anlass bietet für den Gedankenaustausch mit Gästen aus anderen Regionen und Ländern. g rus swort

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—— Musik ist natürlich – aber natürlich auch nicht selbstverständlich. Sie bedarf der Pflege und der Vermittlung. Wir vom Musikfest Erzgebirge wissen um den Wert der Musik und um die Musik als Wert. Es geht uns um die Verantwortung, Emotionen zu wecken und dieses wertvolle Kulturgut intensiv zu vermitteln. So haben wir in diesem Jahr unser Konzertprogramm für die Jüngeren und Jüngsten erweitert. Tatkräftig unterstützt werden wir dabei von den Städten, Gemeinden und Kirchgemeinden der Region.

—— Unseren treuen Förderern ist es darüber hinaus zu danken, dass wir die vierte Ausgabe des Musikfestes Erzgebirge erneut mit hochkarätigen Gästen und einer stattlichen Anzahl festlicher Abendkonzerte bestreiten können. Die Wiener Sängerknaben werden in Schneeberg gastieren. Einer der besten russischen Chöre, Intrada aus Moskau, gastiert in der Wolkensteiner Kirche. Im »Nachtklang«-Konzert suchen drei Ensembles aus Köln, Trossingen und London nach neuen Wegen zur Alten Musik. Unter Tage werden wir in den Zinnkammern Pöhla Musik über den alten Mythos von »Orpheus in der Unterwelt« erleben und im Treibehaus der Saigerhütte Olbernhau einen unterhaltsam-mitreißenden Abend mit Musik aus den englischen Wirtshäusern des 17. Jahrhunderts. Und zum Abschlusskonzert erklingt Mozarts berühmtes Requiem und eine Vespermusik, in einer mitteleuropäischen Kooperation zwischen dem Dresdner Kammerchor und dem Barockorchester Wrocław.

—— Als Botschafter des Erzgebirges sage ich dem Konzertpublikum überall auf der Welt: in meiner Heimat, dem Erzgebirge, verbindet sich Traditionsbewusstsein mit Weltoffenheit, eben durch die Kultur. Ich freue mich auf die kommenden Tage.

Machen wir uns gemeinsam auf den Weg – zur Musik!

Hans-Christoph Rademann Intendant

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde, liebe Gäste aus nah und fern, im Spätsommer 1785 schrieb Johann Wolfgang Goethe angesichts seiner lang ersehnten Fahrt ins Erzgebirge unter Tage: »Von Dresden aus habe ich die Erlaubnis, in Schneeberg anzufahren, welches mich sehr freut und eine ganz besondere Gunst zeigt. Da werde ich denn also die Kobolde in ihrem eigensten Hause sehen und das Innere eines Gebürges, das mir höchst interessant ist.« —— Es ist diese Vorfreude auf etwas Überraschendes, Verheißungsvolles und auch Geheimnisvolles, die ich selbst erlebe, wenn es auf das Musikfest Erzgebirge zu geht. Es ist gelungen, ein Festival zu entwickeln, das publikumswirksam ist und gleichzeitig inhaltlich in die Tiefe geht. Unser Musikfest verbindet die Kulturgeschichte der Region mit der europäischen Musikwelt. Traditionsbewusstsein und Internationalität gehen beim Musikfest Erzgebirge Hand in Hand.

—— Nun ist das nicht das Werk märchenhafter ›Kobolde‹, sondern das Verdienst des Organisationsteams rund um Prof.

Hans-Christoph Rademann, dem ich ausdrücklich für das künstlerische Engagement in seiner sächsischen Heimat danke.

—— Das Programm ist äußerst facettenreich und hochkarätig: vom festlichen Händel-Oratorium über Liederabende und Chormusik bis hin zum Auftritt der legendären Wiener Sängerknaben. Immer sind wir eingeladen, mit den Konzerten über die Musik hinaus etwas über Formen des Unterwegsseins, über Lebenswege oder kulturelle Entwicklungslinien zu erfahren.

—— Ich freue mich auf diesen Weg des Festivals und wünsche Ihnen und uns bewegende Konzerterlebnisse.

Dr. Matthias Rößler Landtagspräsident

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Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste und Freunde der Musik, mit großer Freude heiße ich Sie zum vierten Musikfest Erzgebirge herzlich willkommen. Als mir der Intendant Prof.

Hans-Christoph Rademann im Jahr 2008 seine Vision von der Etablierung eines Musikfestivals im Erzgebirge vorstellte, um Liebhaber klassischer Musik und hochkarätiger Künstler an außergewöhnlichen Spielstätten zusammenzubringen, war ich Feuer und Flamme. Niemand konnte jedoch ahnen, dass dieses Format innerhalb kürzester Zeit einen solch großen Zuspruch im In- und Ausland erfahren wird.

—— Was macht das Musikfest Erzgebirge so besonders? Ich meine, das ist die ideale Verschmelzung von Landschaft, einzigartigen Sakralbauten, besonderen Auftrittsorten, von regio­ naler Kulturgeschichte und den meisterlichen Darbietungen von Stars der Barockmusik. Man erlebt ein Zusammenspiel aus Tradition und Hochkultur. Die »Wege 2016« sind für Sie, liebe Musikfreunde, abwechslungsreich angelegt. Sie schlagen in Sachen Gestaltung und Spielorte neue Richtungen ein. Unter Tage etwa, in den Zinnkammern Pöhla, oder im »Treibehaus« der Saigerhütte Grünthal in Olbernhau lässt das Musikfest einmal mehr keine Zweifel daran, dass im Erzgebirge hohe Kunst tief verwurzelt ist.

—— Mein Dank gilt den Initiatoren und Organisatoren, ebenso allen Förderern, Unterstützern, den Kommunen und Kirchgemeinden, ohne die das Musikfest Erzgebirge so nicht möglich wäre. Sie alle leisten der Kulturlandschaft hier einen hoch geschätzten Dienst. Freuen Sie sich mit mir auf Musikgenuss pur und seien Sie alle mit einem herzlichen Glück auf gegrüßt!

Frank Vogel Landrat des Erzgebirgskreises und Kuratoriumsvorsitzender

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Sehr geehrte Damen und Herren, im Erzgebirge sind hohe Künste tief verwurzelt. Hier vereinen sich Musik, Handwerkskunst, Architektur und Landschaft auf ganz besondere Weise. Um dies zu erleben, machen sich seit 2010 die Liebhaber dieser Region und seiner Kultur alle zwei Jahre aus ganz Deutschland und Europa auf den Weg: zum Musikfest Erzgebirge.

—— In diesem Jahr geht die Reise für die Musikfreunde sogar weiter. Das Musikfest nimmt sie mit nach Stollberg und auf eine bekannte Reise Franz Schuberts, lockt sie in Annaberg-Buchholz mit nächtlichen Klängen und hält zwischen Olbernhau und Schneeberg weitere Abenteuerreisen bereit. International gefeierte Künstler wie die Wiener Sängerknaben, das La Folia Barockorchester und der Dresdner Kammerchor lassen Werke von Heinrich Schütz, Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach und Johann Adolph Hasse erklingen.

—— Das Musikfest ist uns ein besonderes Anliegen. Die Einmaligkeit und die herausragende Qualität des Musikfestes Erzgebirge haben uns überzeugt. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Erzgebirgssparkasse unterstützen daher gemeinsam sehr gerne dieses weit über die Region hinausstrahlenden Festivals.

—— Wir wünschen Ihnen musikalischen Hochgenuss an geschichtsträchtigen Orten, spannende Erkundungen und malerische Wege.

Dr. Michael Ermrich Vorsitzender des Vorstands der Ostdeutschen Sparkassenstiftung

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Roland Manz Vorsitzender des Vorstands der Erzgebirgssparkasse

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Unsere Energie für die Mozarts von morgen Um sein Talent zu entfalten, braucht jeder Künstler Energie.

Energie in Form von Kraft und Motivation, Energie in Form von Unterstützung durch andere. Als führender regionaler Energiedienstleister in Ostdeutschland spenden wir gern die notwendige Energie für die Mozarts von morgen und das Musikfest Erzgebirge 2016.

Mehr über unser kulturelles Engagement erfahren Sie unter www.enviaM-Gruppe.de/Engagement

Hohndorf Stollberg

Lößnitz

Zwönitz

Schneeberg Grünhain Schlettau Schwarzenberg Grünstädtel Eibenstock

Pöhla

Freiberg

Zschopau

Marienberg

Olbernhau

-Annaberg-

Buchholz

hohe Kunst, tief verwurzelt

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

G OE T H I T Geyer, Erzgebirge, Deutschland

Konzerte, Ausführende & Orte

Ko n z e r t e , A u s f ü h r e n d e & O r t e

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#1

Freitag | 9.9.2016 20 Uhr | Schwarzenberg St. Georgenkirche

GILLIAN WEBSTER, GERLINDE SÄMANN, Sopran JAMES GILCHRIST, Tenor ANDREAS WOLF, Bass

Liveübertragung im Rahmen des ARD-Radiofestivals

DER RICHTIGE LEBENS­ WEG

GAECHINGER CANTOREY HANS-CHRISTOPH RADEMANN, Dirigent FEST L I C H . G L A NZ V O L L

Programm Georg Friedrich Händel (1685–1759) L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato HWV 55 Pastoral-Ode für Soli, Chor und Orchester

Concerto grosso G-Dur op. 6 Nr. 1 HWV 319 Teil I: L‘Allegro ~ Pause (15 Min.) ~

Concerto grosso e-Moll op. 6 Nr. 3 HWV 321 Teil 2: Il Penseroso

Orgelkonzert B-Dur op. 7 Nr. 1 HWV 306 Teil 3: Il Moderato

»The hidden soul of harmony«

Händels musikalisches Plädoyer für den richtigen Weg im Leben Georg Friedrich Händel ist nicht gerade als Mann der Mäßigung bekannt geworden, sondern eher als eine Persönlichkeit der Extreme, die tiefe Melancholie und Charme versprühende Inspiration in sich vereinte. Der englische Historiker Charles Burney, einige Jahre Geiger in Händels Orchestern, machte diese beiden Persönlichkeiten schon am Mienenspiel des be-

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

rühmten Sachsen fest: »Händels gewöhnliche Miene war etwas finster und sauertöpfisch; wenn er aber einmal lächelte, so war es wie die Sonne, die aus einer schwarzen Wolke hervorbricht.

Aus seinen Zügen strahlten dann auf einmal Verstand, Witz und gute Laune mit einer Stärke hervor, die ich nicht leicht bei sonst jemand bemerkt habe.« Zahlreiche Anekdoten des 18.

Jahrhunderts ranken sich vor allem um den Künstler Händel, dessen Verhalten nach Art eines ›Dr. Jekyll & Mr. Hyde‹ blitzschnell von musikalischer Sensibilität in kompromisslose Brutalität umschlagen konnte.

—— Erstaunlicherweise wissen wir über diesen Aufsehen erregenden Menschen und Künstler wenig Privates. Bis heute verschwindet die Person hinter der öffentlichen Persönlichkeit und natürlich hinter ihrer Musik. Händel war ein leidenschaftlicher Lebemann, Gesellschaftsmensch und Musikunternehmer, der über einen großen Bekanntenkreis verfügte. Wenn sich der Charakter eines Menschen in seinen Leidenschaften äußert, dann hatte er bei Händel seinen Sitz in der Musik – und in einer unbändigen Ess- und Trinklust.

—— In seiner 1754 veröffentlichten Radierung The Charming Brute (Das charmante Vieh) schoss sich der Bühnenmaler Joseph Goupy mit einer bösen Karikatur auf den Musiker und Vielfraß Händel ein: Ein Koloss mit Schweineschnauze und Perücke sitzt im Bratenrock auf einem Weinfass und spielt auf einer Orgel. Um ihn herum ein Arsenal an Flaschen, Schinken, Töpfen, aus der Jackentasche ragt eine ellenlange Speisekarte (»Dinner«). Zu seinen Füßen finden sich Musikinstrumente (Pauken, Hörner, Trompeten), vor der Flaschensammlung liegt die Handschrift eines Musikstücks (mit der ironischen Vortragsangabe »Moderato«). Von außen hält dem musizierenden Fettsack eine Hand den Spiegel vor, und in der Fußleiste des Bildes konstatiert ein Spruchband »I am myself alone« – was »Ich bin mir selbst genug« oder »Ich bin einzigartig« heißen kann. Dass dieses »charmante Vieh« – der Titel fasst treffend Händels Persönlichkeiten ineins – vom Zeichner an eine OrK ONZERT # 1

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—— Joseph Goupy, Das charmante Vieh, 1754

gel gesetzt wurde, verweist auf den Oratorienkomponisten, der in den Aufführungen seiner Werke als besondere Attraktion ganze Orgelkonzerte zum Besten gab. L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato fällt in die Anfänge von Händels Oratorienzeit, in der sich Aufstieg des Oratoriums und Niedergang der italienischen Oper überlagerten. L‘Allegro schrieb Händel Anfang 1740 (ein Jahr vor dem Messiah), Ende 1740 entstand Deidamia, seine letzte italienische Oper. Der italienische Titel und die dreiteilige Anlage des englischsprachigen Oratoriums (das man eher

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als »pastoral ode« bezeichnen sollte) deuten in Richtung Oper.

Konzipiert als allegorisches Streitgespräch, das um zwei gegensätzliche Gemütshaltungen (»Allegro«, den Heiteren – »Penseroso«, den Gedankenvollen) kreist, repräsentieren die ersten beiden Teile im Sinne klassischer Rhetorik These und Antithese. Der dritte Teil ist der Synthese vorbehalten, die eine gemäßigte Gemütshaltung (»Moderato« – den Ausgeglichenen) als goldenen Mittelweg präsentiert.

—— Ende 1739 hatte Händel von James Harris, einem gebildeten Dilettanten, John Miltons zum Libretto bearbeitete Gedichte L’Allegro (»the merrry man«) und Il Penseroso (»the pensive man«) erhalten, mit der Empfehlung, aus ihnen ein Oratorium zu machen. Milton (1608–1674), der Verfasser von Paradise lost, galt auf der Insel als »England’s best poet« und war ebenso populär wie der Purcell-Zeitgenosse John Dryden (1631–1700), von dem Händel bereits zwei Texte vertont und mit großem Erfolg aufgeführt hatte: Alexander’s Feast und Ode for St. Cecilia’s Day. Warum nicht Englands besten Komponisten etwas vom besten Dichter vertonen lassen? Charles Jennens, Händels damaliger Librettist, der spätere Dichter des Messiah, überarbeitete auf des Meisters Wunsch Harris’ Text und schrieb einen neuen dritten Teil (Il Moderato) dazu. Zuerst hatte Händel dafür Miltons At a Solemn Music vorgesehen, doch verwarf er diese Idee wieder.

—— Nach der Uraufführung am 27. Februar 1740 am Theatre Royal in Lincoln’s Inn Fields und vier weiteren Aufführungen im März und April ersetzte Händel 1741 Il Moderato durch seine Ode for St. Cecilia’s Day, in der es – wie in Miltons At a Solemn

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ein Kaleidoskop wechselnder Stimmungen

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Music – um die Wirkung der Musik auf den Menschen geht.

Offensichtlich wollte Händel in L’Allegro diesem Thema breiten Raum geben, denn eine richtige Handlung hat das Werk nicht, in ihm geht es um Menschliches, Allzumenschliches: Geselligkeit, gute Laune, gesellschaftliche Aktivitäten und um Einsamkeit, Melancholie, Nachdenklichkeit. Den Rahmen bilden atmosphärische Schilderungen vom Leben auf dem Land und in der Stadt.

—— Diesem Kaleidoskop wechselnder Stimmungen begegnet Händel mit einer bildhaften Musiksprache, in der obligate Instrumente eine große Rolle spielen. Gleich zu Beginn, in der Sopranarie »Come rather goddess«, ordnet er die Oboe dem fröhlichen »Allegro« zu, während die tiefen Instrumente zum »Penseroso« gehören, wie das Violoncello in der Sopranarie »But oh, sad virgin«. Im dritten Teil führt Handel dann mit musikalischen Mitteln eine wunderbare Synthese herbei, indem er im Duett »As steals the morn« zum Sopran die Oboe und zum Tenor das Fagott gesellt: »Allegro« und »Penseroso« in schönster Harmonie vereint! Kommt noch hinzu, dass es sich bei dem Text des Duetts um eine elegante Variation der 1. Szene aus dem 5. Akt von Shakespeares’ Tempest handelt, in der sich auch die Konflikte des Stücks zu lösen beginnen. »The charm dissolves apace,/And as the morning steals upon the night,/Melting the darkness«, heißt es bei Shakespeare und bei Händel: »As steals the morn upon the night/And melts the shades away:/So Truth does Fancy‘s charm dissolve«.

—— Sämtliche Nummern mit obligatem Instrument verknüpfen Arie und Instrumentalkonzert miteinander, sei es in der rasenden Jagd mit Solohorn (»Mirth, admit me of thy crew«) oder einer lauschigen Nachtszene mit virtuos zwitschernder Flöte (»Sweet bird«), die die Nachtigall imitiert. In L‘Allegro wird der Text zum klingenden, bewegten Bild. Mit »Populous cities please me then« wechselt die Szenerie in die Stadt, dessen pulsierendes Nachtleben (»busy hum of men«) sich im stimmlichen Gewusel des Chors widerspiegelt, während »throngs of knights

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—— William Hogarth, Die lachende Gesellschaft, um 1740

and barons bold« mit Trompeten und Pauken auftreten. Der häufige Doppelschritt Solo – Chor, ein »call and response«, das sich Händel von Purcell abgeschaut hat, verstärkt das Bildhafte der Musik. So klingt das ansteckende Gelächter von »Haste thee nymph«, in dem sich erst der Tenor und dann der Chor lachend die Seiten hält (»ho-ho-ho-holding both his sides«), verdächtig nach Purcells Fairy Queen! Eine weitere englische Farbe findet sich am Schluss des ersten Teils in »Or let the merry bells ring round«, wo Händel das typische change ringing (Wechselläuten) englischer Kirchenglöcken imitiert und dafür ein Carillon (mit Tasten zu spielendes Glockenspiel) einsetzt.

K ONZERT # 1

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die goldene Regel menschlichen Zusammenlebens

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—— Wie erwähnt, geht es in L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato auch um die Macht der Musik, man könnte dieses Oratorium sogar als »Musik über Musik« bezeichnen, ist doch der ganze Text durchzogen von musikalischen Bildern. Gegen nagenden Kummer (»eating cares«) werden im zweiten Teil »soft Lydian airs« empfohlen, und Händel lässt tatsächlich den Solosopran durch ein Labyrinth von Sechzehntelnoten rennen (»the melting voice through mazes running«), um schließlich über die heilende Kraft der Musik zu »the hidden soul of harmony« zu gelangen.

—— Mag es in L’Allegro vordergründig um die Ausgeglichenheit menschlicher Befindlichkeiten gehen, so thematisiert Händel hintergründig die goldene Regel menschlichen Zusammenlebens. Nach dem traumschönen Duett »As steals the morn« überrascht er seine Hörer mit einem Schlusschoral von deutscher Schwere, dessen Melodie sich notengetreu aus zwei lutherischen Choralzitaten zusammensetzt: »Thy pleasures, Moderation, give (»Jesu, meine Freude«) in them alone we truly live« (»Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort«). Wer sich im Leben auf den Pfad Christi begibt, muss sich um das Reich Gottes keine Sorgen machen.

—— L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato ist auch eine Komposition über das »Musik-Machen«. In der Version der Uraufführung vom 27. Februar 1740, die wir heute Abend hören, artikuliert sich Händels Aufführungspraxis seiner Oratorien. Anstelle instrumentaler Einleitungen zu den drei Teilen des Werks ent-

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—— William Hogarth, Nacht. Aus: Die vier Tageszeiten, 1736

schied er sich damals (wie heute Hans-Christoph Rademann) für zwei seiner Concerti grossi (op. 6, Nr. 1 & Nr. 3) und für sein Orgelkonzert op. 7, Nr. 1. Da Händel selbst an der Orgel saß, könnte man diese Einleitung zum versöhnenden Schlussteil, frei nach Schumann, mit »Der Dichter spricht« überschreiben.

Nicht zuletzt ist die Aufführung gerade dieses Oratoriums in seiner Urfassung eine perfekte Visitenkarte für die neu formierten Ensembles der Bachakademie mit dem originalgetreuen Nachbau einer Truhenorgel aus der Werkstatt des Händel-Zeitgenossen Gottfried Silbermann.

Henning Bey K ONZERT # 1

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Ausführende Gillian Webster

Bekannt wurde Gillian Webster als Erster Sopran am Royal Opera House Covent Garden, wo sie Rollen wie Euridice, Pamina, Katja Kabanowa, La Contessa, Michaela und Mimi verkörperte; Rollen, die sie inzwischen an Häusern in ganz Europa singt. Ihr Repertoire spannt sich von Vivaldi über Mozart und Wagner bis hin zu Mahler; ihre große Liebe gilt indes der Barockmusik. Unter dem Dirigenten Paul McCreesh hat sie eine Anzahl Oratorien und Kantaten von Georg Friedrich Händel gesungen, ebenso Opernrolen wie Agrippina, Gismonda oder Ginevra. Gillian Websters zweite große musikalische Leidenschaft gilt der Kammermusik. Mit dem Wanderer Trio, dem Arpeggione und dem Talich Quartet verbinden sie die gemeinsamen Interpretationen von Werken Schuberts und Schoenbergs.

Gerlinde Sämann

Gerlinde Sämann, geboren in Nürnberg, studierte am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium Klavier und Gesang.

Ihr Repertoire reicht von historischen Werken über Lied und Oratorium bis hin zu Avantgarde und zeitgenössischem Musiktheater. Seit 1991 tritt die blinde Sopranistin solistisch mit verschiedensten Ensembles und Gruppen auf: mit dem Balthasar-Neumann-Chor und Ensemble, dem Dresdner Kammerchor, dem Dresdner Kreuzchor, dem RIAS Kammerchor, dem Mädchenchor Hannover, dem Choeur de Chambre Accentus, Arsyis Bourgogne, dem Mittelalter-Ensemble Estampie, VocaMe, Armonico Tributo Austria, der himmlischen cantorey, l’arpeggiata, Akademie für alte Musik Berlin, La Petite Bande, sette voci, Cantus Cölln, etc. Was die Künstlerin auszeichnet, ist ihre flexible und feinsinnige Musikalität und Interpretation, die das Publikum in ein spezielles und ungewöhnliches Erleben vieler Klangnuancen entführt.

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James Gilchrist

James Gilchrist war zunächst Chorsänger am New College in Oxford und dem King’s College (Cambridge), wo er Medizin studierte. 1996 entschloss er sich zu einer professionellen Laufbahn als Sänger und nahm Gesangsunterricht bei Janice Chapman und Noelle Barker. International bekannt wurde Gilchrist 2000 als Teilnehmer der Bach Cantata Pilgrimage des Monteverdi Choir und der English Baroque Soloists unter der Leitung von John Eliot Gardiner. Er trat als Konzert-, Opernund Oratoriensänger auf. So zuletzt u. a. in Händels Solomon zusammen mit Les Violons du Roy, in Schumanns Das Paradies und die Peri, in Haydns Schöpfung im Leipziger Gewandhaus, in Brittens Nocturne mit dem NHK Symphony Orchestra in Tokyo und im War Requiem mit dem San Francisco Symphony Orchestra sowie als Evangelist in Bachs Johannes- und Matthäus-Passion zusammen mit dem Zürcher Kammerorchester. Zum 60.

Jahrestages des Kriegsendes sang er 2005 in der Aufführung von Brittens War Requiem unter Thomas Neuhoff in der Bonner Beethovenhalle. Mit dem Bach-Verein Köln unter Thomas Neuhoff arbeitet Gilchrist regelmäßig zusammen. Auf CD nahm Gilchrist Werke von Johan Sebastian Bach (Matthäuspassion mit dem Gabrieli Consort unter Paul McCreesh sowie zahlreiche Kantaten), Schubert, Schumann, Vaughan Williams und Britten auf.

Andreas Wolf

Der junge deutsche Bass-Bariton Andreas Wolf hat sich bereits international in Oper und Konzert etabliert. Er arbeitet mit Dirigent wie William Christie, René Jacobs, Ivor Bolton, Helmut Rilling, Jérémie Rhorer, Hans-Christoph Rademann, Peter Dijkstra, Jean-Christophe Spinosi, Alessandro De Marchi, Jordi Savall, Paul Goodwin, Bertrand de Billy and Sylvain Cambreling. Zu bisherigen und zukuenftigen Higlights gehoeren Guglielmo in Michael Hanekes Cosi fan tutte am Teatro Real in K ONZERT # 1

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Madrid, La Monnaie in Bruessel und den Wiener Festwochen, Leporello/Don Giovanni am La Monnaie, Figaro/Le Nozze di Figaro am Teatro Real Madrid, Papageno/Die Zauberflöte an der Genfer Oper, sowie Auftritte beim Festival in Aix-en-Provence, an der Oper Stuttgart, dem Theater an der Wien, der Scottish Opera, der Komischen Oper Berlin, mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden, Bach-Collegium Stuttgart, Chor des BR, Freiburger Barockorchester, RIAS Kammerchor, der Akademie für Alte Musik Berlin, Concerto Köln und der Bayerischen Staatsoper in Muenchen.

Gaechinger Cantorey

Mit der Saison 2016–17 beginnt eine neue Zeitrechnung für die Ensembles der Bachakademie, die ab sofort unter dem gemeinsamen Namen GAECHINGER CANTOREY auftreten werden. »Gaechinger Cantorey«, die historisierte Schreibweise des traditionsreichen Chornamens, meint sowohl den seit Hans-Christoph Rademanns Amtsantritt als Akademieleiter (2013) Schritt für Schritt reformierten Chor wie auch das dazu tretende, neu formierte Barockorchester der Bachakademie. Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter Johann Sebastian Bachs, wies der Begriff »Chor« nicht bloß in die heute übliche Richtung eines ausschließlich mit Sängern besetzten Ensembles. »Chor« konnte genauso gut für »Instrumentalchor«, ein Orchester also, stehen. Vor dem Hintergrund dieser Tradition fasste Bach 1730 in einer schriftlichen Eingabe an den Rat der Stadt Leipzig Sänger und Instrumentalisten unter dem Begriff einer »Wohlbestallten Kirchen-Music« zusammen und dachte laut über die musikalische Idealbesetzung nach, die seiner Meinung nach einem Kantor zur Verfügung zu stehen hatte. Dass in dieser Idealbesetzung die Instrumente des Orchesters mit den Stimmen der Chorsänger zu einem homogenen und zugleich durchsichtigen Gesamtklang verschmelzen sollten, war für den Thomaskantor selbstverständlich. Heute erreicht man diese authentische Klangvorstellung nur durch die Verwendung von Barockinst-

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rumenten, den Einsatz von in barocker Aufführungspraxis versierten Spielern sowie die Besetzung eines Chors mit Sängern, die gleichermaßen den Anforderungen eines »Ripienisten« (Ensemblesängers) wie eines »Concertisten« (Solisten) gewachsen sind.

Hans-Christoph Rademann

Hans-Christoph Rademann wurde in Dresden geboren und wuchs in Schwarzenberg auf. Er studierte an der Musikhochschule Dresden Chor- und Orchesterdirigieren. Bereits während seines Studiums gründete er den Dresdner Kammerchor, den er noch heute leitet. 1999–2004 war er Chefdirigent des NDR Chors und 2007–2015 Chefdirigent des RIAS Kammer­ chors. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Alte Musik, insbesondere die Erschließung bislang unbekannter Schätze der Dresdner und der sächsischen Musikgeschichte. Seit Juni 2013 ist Hans-Christoph Rademann Akademieleiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart; darüber hinaus hat er eine Professur für Chorleitung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Für seine Verdienste erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. die Sächsische Verfassungsmedaille (2008), die Johann Walter Plakette des Sächsischen Musikrats e. V., den Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden (2014) und den Preis der Europäischen Kirchenmusik der Stadt Schwäbisch Gmünd (2016). Seit 2015 ist Hans-Christoph Rademann offizieller Botschafter des Erzgebirges. Seine Aufnahmen wurden mehrfach mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik (zuletzt 2014) ausgezeichnet und erhielten außerdem u. a. den Classics Today 10/10 oder den Best Baroque Vocal Award 2014 für seine Einspielung von Carl Philipp Emanuel Bachs Magnificat.

K ONZERT # 1

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Schwarzenberg

Schwarzenberg – Die Perle des Erzgebirges Die Bergstadt Schwarzenberg, auch »Perle des Erzgebirges« genannt, hat ihren Namenszusatz schon vor langer Zeit bekommen und wird ihm heute mehr denn je gerecht. In über 850 Jahren aufregender Geschichte gewachsen, steht Schwarzenberg für ein beliebtes Ausflugs- und Touristenziel, ist aber ebenso ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort.

—— Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen u. a. die Wahrzeichen Schwarzenbergs, Schloss und Kirche Sankt Georgen, das Museum Schloss Schwarzenberg, das Meißner Porzellanglockenspiel und das Eisenbahnmuseum. Erwähnung sollten an dieser Stelle auch die Waldbühne als zweitgrößte Freilichtbühne Deutschlands und das Besucherbergwerk Zinnkammern Pöhla mit Europas wohl größten Zinnkammern finden.

—— Ebenso ist Schwarzenberg vielen durch die »Unbesetzte Zone 1945« und den damit verbundenen Mythen und Legenden ein Begriff. Das Gebiet um Schwarzenberg blieb vom 11.

Mai bis 25. Juni 1945 von Alliierten unbesetzt. Der Schriftsteller Stefan Heym schrieb Jahre später über diese geschichtliche Besonderheit einen Roman und seither haftet der Stadt die Legende einer »Freien Republik Schwarzenberg« an.

—— Zu den jährlichen Veranstaltungshöhepunkten zählen der Ostermarkt (Ostersonntag & Ostermontag), das Altstadt- und Edelweißfest (3. Wochenende im August) und der Schwarzenberger Weihnachtsmarkt mit seiner über 475-jährigen Tradition (Freitag vor dem 2. Advent bis 3. Advent). Die restaurierten kleinen Gässchen von Alt- und Vorstadt bieten dabei für diese und viele weitere Veranstaltungen einen ganz besonders schönen Rahmen. www.schwarzenberg.de K ONZERT # 1

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WeiĂ&#x; und schieferblau ruht das Städtchen Schwarzenberg tief in der Niederung der Landschaft, umgeben von Bergen ‌ Viele tausend Menschen machen diese romantische Landschaft zu der lebendigsten des Obergebirges und zugleich zu der besuchtesten von Fremden; und in der That ist sie es werth, von Jedem besucht zu werden.

Johann Traugott Lindner auf einer Wanderung durch das Erzgebirge 1844

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Samstag | 10.9.2016 16 Uhr | Stollberg BĂźrgergarten

»WO DIE ANDERN WANDRER GEHN«

TOBIAS BERNDT, Bariton DANIEL HEIDE, Hammerflügel

W Ö RT L I C H . M US I K A L I S C H

Programm Franz Schubert (1797–1828) Winterreise.

Ein Cyclus von Liedern von Wilhelm Müller. Für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte komponiert von Franz Schubert. Op. 89. Erste Abtheilung (Lied I–XII). Februar 1827. Zweite Abtheilung (Lied XIII–XXIV). October 1827.

Ewiger Frost.

Vierundzwanzig Splitter 1 »In einer Schlafmohnkapsel lag ich und träumte Um meine leere Mitte gerollt, das metaphysische Tier« (Durs Grünbein, Inside out outside in. Aus: Niemands Land Stimmen) 2

Winterreise. Schubert verzichtet auf den Artikel im Titel von Wilhelm Müller – und schießt den Zyklus damit aus dem Biedermeier in die Moderne.

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Jeder kulturbeflissene Europäer kennt den Zyklus heute. Wir können schwelgen in ihm, können die Lieder genießen, uns in der romantischen Entfremdung baden. Aber natürlich ist er so nicht angelegt.

Die Schöne Müllerin – erklungen beim letzten Musikfest Erz-

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

gebirge, an dieser Stelle, mit den beiden heutigen Interpreten – war lange der bekanntere und beliebtere Liedzyklus. In Winterreise ist die Katastrophe von Anfang an klar. Es könnte auch ein Delirium sein … Jedenfalls eine weitgehend menschenleere Szenerie. Krähe, bellende Hunde, zuletzt ein einsamer Leiermann – diesmal dominiert die Leere.

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»Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh‘ ich wieder aus« – allein über diesen Beginn ließe sich heute ein Roman schreiben. Entfremdung von allen anderen. Flucht in eine Traumwelt.

Weltschmerz.

5 »Sieh dies Lindenblatt! du wirst es Wie ein Herz gestaltet finden; Darum sitzen die Verliebten Auch am liebsten unter Linden.« »Doch du lächelst; wie verloren In entfernten Sehnsuchtträumen Sprich, Geliebter, welche Wünsche Dir im lieben Herzen keimen?« Ach, ich will es dir, Geliebte, Gern bekennen, ach, ich möchte, Daß ein kalter Nordwind plötzlich Weißes Schneegestöber brächte; Und daß wir, mit Pelz bedecket Und im buntgeschmückten Schlitten, Schellenklingelnd, peitschenknallend, Über Fluß und Fluren glitten.

(Heinrich Heine)

K ONZERT # 2

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Fremdheit im eigenen Land.

7 Ist der Wanderer der Winterreise ein Byronscher Held?

Wilhelm Müller, der Textdichter, hegte Bewunderung für Lord Byron.

—— »Denke meiner – geh nicht bei meinem Grabe vorüber, ohne einen Gedanken an die, deren Überreste dort ruhen: der einzige Schmerz, den mein Busen nicht zu ertragen vermöchte, würde das Vergessen werden von dir sein. Vernimm meine zärtlichsten letzten hinschwindenden Töne, das Leid um die Todten kann die Tugend nicht tadeln, gib mir alles, warum ich je dich bat – eine Thräne, die erste, die letzte Belohnung einer so treuen Liebe. Er schritt durch das Thor, ging über den Kreuzgang, und erreichte die Kammer, als das Lied vorbei war.« (Aus: Lord Byron, Der Korsar) 8 Schubert vertonte den Liederzyklus so, wie er die Gedichte fand: erst zwölf, und als er eine zweite Buchausgabe mit vierundzwanzig Gedichten fand, einen zweiten Abschnitt von zwölf Liedern, ohne die bestehenden nach Müllers Weise zu ordnen. Eine durchgängige Geschichte wird ja auch nicht erzählt; eher sind es vierundzwanzig Traumfetzen, die vorüberwehen, und zu denen man sich die Geschichte allmählich denkt, umso tiefer man in diese schneebedeckte Welt einsinkt.

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Schuberts Freunde waren ratlos, als sie die Lieder hörten. Joseph von Spaun verklärt das dreißig Jahre später zu »verblüfft« (Der Zyklus habe die Freunde Schuberts »diskombobubiliert«, übersetzt Ian Bostridge). Wir können uns peinlich betretenes Schweigen vorstellen.

Franz von Schober mochte immerhin den Lindenbaum.

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—— Caspar David Friedrich, Der Wanderer über dem Nebelmeer, 1818 K ONZERT # 2

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Wer sich in die Freunde hineinversetzen möchte, kann das kaum, in dem er die Texte liest oder die Musik Schuberts hört.

Sie sind längst unangreifbar, ewig, europäisches Kulturerbe.

Nein, er muss zeitgenössische Lyrik lesen, zeitgenössische Musik hören. Dann versteht er vielleicht, wie die Zeitgenossen Schuberts das Werk aufnahmen. Roh. Rätselhaft.

10 Auch heute noch gibt es gefährliche Buchstaben. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (1984) erschien erst 2006 in einem tschechischen Verlag.

11 1795 erscheint Jean Pauls Hesperus oder 45 Hundposttage, der größte literarische Erfolg seit dem Werther. Jean Paul wird bald zum Lieblingsdichter der Deutschen. »Ja, es wird zwar ein anderes Zeitalter kommen, wo es licht wird, und wo der Mensch aus erhabnen Träumen erwacht und die Träume – wiederfindet, weil er nichts verlor als den Schlaf.

– Aber noch streitet die zwölfte Stunde der Nacht: die Nachtraubvögel ziehen; die Gespenster poltern; die Toten gaukeln; die Lebendigen träumen.« (Jean Paul, 1794) 12 Politische Deutungen der Reise. Natürlich. Depression.

Ein Wintermärchen. Oder auch, in einem der späteren Gedichte: »Die Wahrheit schwindet von der Erde, Auch mit der Treu ist es vorbei, Die Hunde wedeln noch und stinken Wie sonst, doch sind sie nicht mehr treu.« (Heinrich Heine) 42

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»Von der Straße her ein Posthorn klingt.

Was hat es, daß es so hoch aufspringt, Mein Herz?« Eines der wenigen Zeichen der Zivilisation. Oder nur einge­ bildet?

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Ist eigentlich heute noch ein musikalischer Welterfolg denkbar zu diesem Thema?

Ich lass los, lass jetzt los, und ich schlag‘ die Türen zu.

Es ist Zeit, nun bin ich bereit und ein Sturm zieht auf.

Die Kälte, sie ist nun ein Teil von mir.

(Frozen/Die Eiskönigin)

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Erstaunlich: die Reise beginnt im Hause der Geliebten: »Sollst meinen Tritt nicht hören – sacht, sacht die Türe zu!« Das lässt – in Kombination mit der Erklärung in der Wetterfahne (»Was fragen sie nach meinen Schmerzen? Ihr Kind ist eine reiche Braut«) am ehesten den Schluss zu, hier stehle sich der Hauslehrer der Tochter aus reichem Hause davon.

Der Musiklehrer?

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Eine spannende geistige Verbindung, der man einmal nachstapfen sollte: 1828 wird Jules Verne geboren.

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Ian Bostridge spricht in einem Vortrag über Winter­reise von einem »Heiligen Monster«.

K ONZERT # 2

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Politische Deutungen der Reise II. Nämlich andererseits: »Der stürmische Morgen«. Ach, natürlich schwingen diese Dinge mit. Aber der Griechen-Müller hat hier vor allem die enttäuschte Liebe im Blick gehabt. Die Innerlichkeit des Wanderers.

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Die musikwissenschaftliche Forschung redet sehr viel über Tonartenbezüge. Ob die die Hörer des Zyklus überhaupt wahrnehmen? Fühlbar und hörbar werden die Melodiebewegungen, das Auf-der-Stelle-Treten, das lustige Springen, das eisige Erstarren. Und natürlich das Wandern, das Wandern. »Mäßig, in gehender Bewegung« hatte Schubert über den Entwurf von »Gute Nacht« geschrieben. Überhaupt musikalische Metaphern des Gehens, des Tappens, des Stehenbleibens. Des Umsinkens.

20 Der Wegweiser. Andeutungsreich und doch eindeutig, wohin die Reise geht: »Eine Straße muss ich gehen, die noch keiner ging zurück.« 21

Peter Schreier (übrigens auch Theo Adam). Matthias Goerne. Dietrich Fischer-Dieskau. Hermann Prey. Christa Ludwig, Mitsuko Shirau, Brigitte Fassbaender. Quasthoff. Prégardien.

Jonas Kaufmann! Und dann die Bearbeitungen... Die Umschreibungen... Das Weiterdenken... Ein Kosmos.

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Schneefall wird den Abend beleuchten archaisches Gleißen unter unzähligen deren Summe das Dunkel ist. Sieh dich kunstlos an, Kunststück Versunkenheit sprich – schwebend, latent – namenlos farblos und atemlos, was diese Kontur diesen Kontrast ergibt. Abheben sich –

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wie Hörer, krass. Dabei gelassen liegen ungehoben und unbetreten – gelandet wie aus dem All, eines der Shuttles sein.

(Steffen Popp, Schneefall) Will kein Gott auf Erden sein? Sind wir selber Götter!

—— Schneevariationen: Wilson Bentley, Studien über Schnee­kristalle, Tafel 19, 1902 K ONZERT # 2

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Die Nebensonnen. Das rätselhafteste Gedicht Müllers.

Die »besten zwei« sind bereits untergegangen. Ein trügerisches Wetterphänomen? Oder sinds die Augensterne der Geliebten?

Auch Glaube, Liebe, Hoffnung wurden hineingedeutet. Aber welche davon sind bereits »hinunter«?

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Der Leiermann – kein Abschluss, kein tiefer Fall ins Nichts, vielleicht doch, bei aller Depression, eher eine angedeutete »ewige Wiederkunft«?

—— »Der Ewige-Wiederkunfts-Gedanke, diese höchste Formel der Bejahung, die überhaupt erreicht werden kann.« (Friedrich Nietzsche) —— »In jedem Nu beginnt das Sein; um jedes Hier rollt sich die Kugel Dort. Die Mitte ist überall. Krumm ist der Pfad der Ewigkeit.« Zarathustra antwortet: »wie gut wisst ihr, was sich in sieben Tagen erfüllen musste: und wie jenes Unthier mir in den Schlund kroch und mich würgte! Aber ich biss ihm den Kopf ab und spie ihn weg von mir. Und ihr, – ihr machtet schon ein Leier-Lied daraus?« Martin Morgenstern

Ausführende Tobias Berndt

Der gebürtige Berliner Tobias Berndt begann seine musikalische Ausbildung im Dresdner Kreuzchor und studierte bei Hermann Christian Polster in Leipzig und bei Rudolf Piernay in Mannheim. Er lernte außerdem bei Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Quasthoff. Mehrfach mit Stipendien und Preisen

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internationaler Wettbewerbe ausgezeichnet, gewann er u. a. den hochdotierten Wettbewerb Das Lied in Berlin und ging weiterhin als 1. Preisträger beim Brahms-Wettbewerb in Pörtschach sowie beim Cantilena Gesangswettbewerb in Bayreuth hervor.

Tobias Berndt ist nach diversen Wettbewerbserfolgen ein gefragter Liedinterpret. So gab er Liederabende bei den Festspielen in Bergen/Norwegen, im Festspielhaus Baden-Baden, im Wiener Musikverein und beim Lucerne Festival. Nach zahlreichen Auftritten in Europa, Japan, Südafrika und Russland war er 2013 gemeinsam mit Thomas Quasthoff als Rezitator in der schönen Magelone von Johannes Brahms beim Heidelberger Frühling zu hören. 2014 arbeitete er mit Pianisten wie Alexander Fleischer, Daniel Heide und Eric Schneider zusammen und war u. a. in Schuberts Die schöne Müllerin, der Winterreise und dem Schwanengesang, mit Schumanns Dichterliebe und dem Eichendorff-Liederkreis, sowie mit Brahms‘ Die schöne Magelone in Liederabenden bei verschiedenen Festivals erleben.

Daniel Heide

1976 in Weimar geboren, begann Daniel Heide seine pianistische Ausbildung im Alter von fünf Jahren. Schon während seines Studiums richtete er seinen Fokus auf kammermusikalisches Musizieren und das Begleiten von Sonaten- und Liederabenden. Zahlreiche Konzerte und Verpflichtungen zu Orchesterkonzerten, Sonaten- und Liederabenden in vielen deutschen Städten, in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Schottland, Italien, Spanien, Tschechien und Island folgten. Seine Partner dabei waren Künstler wie Antje Weithaas, Tabea Zimmermann, Julian Steckel, Isang Enders, Dragos Manza, Feng Ning, Gernot Süssmuth, Hye Yoon Park, Alexander Kniazev und Benoit Fromanger. Schon früh hat er Anregungen in Meisterkursen bekommen, u. a. bei Dietrich Fischer-Dieskau, Thomas Quasthoff, Christa Ludwig und Francoise Pollet. Als Liedbegleiter widmet er sich seit 2011 in erster Linie der von ihm begründeten Reihe K ONZERT # 2

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Der lyrische Salon, die im KulturSchloss Ettersburg unter Mitwirkung von Roman Trekel, Stella Doufexis, Britta Schwarz, Ruth Ziesak, Tobias Berndt, Hanns Zischler und Lothar Odinius. Der Franz-Liszt-Preisträger unterrichtet an den Hochschulen von Berlin (Hanns Eisler) und Weimar (Franz Liszt) Künstlerische Liedgestaltung, Kammermusik und Korrepetition. www.der-lyrische-salon.de

TOBIAS BERNDT • BARITON DANIEL HEIDE • HAMMERFLÜGEL

FRANZ SCHUBERT

DIE SCHÖNE MÜLLERIN —— Die CD entstand beim Musikfest Erzgebirge 2014 und ist nach dem Konzert erhältlich.

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Prüssing & Köll Herrenausstatter Dresden – urspr. 1892 –

KOMPETENZ IN KLASSIK ◊

Heinrichstraße 5 Dresden

www.pruessingundkoell.de

Stollberg

Stollberg Tradition und Moderne, Industrie und Natur, Geschäftigkeit und Entspannung, Arbeit und Freizeit – Gegensätze, die viele Menschen zwar im Einzelnen schätzen, die aber selten besonders gut vereinbar sind. Stollberg hat jedoch das Glück, dass es in dieser Hinsicht kaum Reibungspunkte gibt: —— Wir haben den Vorteil der verkehrstechnischen Anbindung an die Bundesautobahn 72. Industrie- und Gewerbeansiedlungen treffen im Gewerbegebiet auf hervorragende Infrastruktur und unsere Wohngebiete zeigen sich facettenreich.

Flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind ausreichend vorhanden, Spielplätze ebenso, unsere Schulen arbeiten mit Ganztagsangeboten und halten engen Kontakt zu den ortsansässigen Betrieben. Sportplätze und insbesondere der neue Sportpark an der Glückaufstraße bieten eine echte Vielfalt: Fußball, Leichtathletik, Tennis, Beach-Volleyball, ein Bolzplatz und seit kurzem auch einen Indoor-Fitness-Bereich im neu entstandenen Funktionsgebäude. Einrichtungen zur gesundheitlich Versorgung (Arztpraxen, Apotheken und das Kreiskrankenhaus) sind ebenso wie die meisten unserer Bildungs-, Betreuungs-, Versorgungs- und Sporteinrichtungen erlaufbar.

—— Eine ganz besondere Empfehlung ist ein bauliches Ensemble im Zentrum, das erst vor wenigen Jahren wieder »wach geküsst« wurde: unser »Bürgergarten«. Das einstige Ballhaus verlor seine Bedeutung mit der Wende und fand – dank der Bemühungen des Bürgergartenvereins und der Stollberger selbst – wieder zu alter Würde, aber auch zu neuem Glanz. Der neoklassizistische Saal empfiehlt sich zum Beispiel für Orchesterund Chorkonzerte, aber auch für Kabarettabende und – natürlich – Bälle. Wir laden Sie herzlich ein, das festliche Ambiente zu einer unserer nächsten Veranstaltungen zu genießen. www.stollberg-erzgebirge.de K ONZERT # 2

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Samstag | 10.9.2016 20.30 Uhr | Annaberg-Buchholz Altes Stadtbad

In Kooperation mit Dieses Konzert ist Teil der Konzertreihe für Alte Musik »Nachklang«.

Sendetermin des Konzertmitschnitts: 13.9.2016 | 20.03 Uhr

NACHT­ KLANG

PIANOTOPIA ENSEMBLE X.Y KOMOS ENSEMBLE

N Ä C HT L I C H . UNGEW Ö HN L I C H

Pianotopia Zwei

Zwei Gleisstränge verlaufen parallel, berühren sich nie und sind dennoch funktional aufs Engste miteinander verbunden. Diese sinnstiftende innere Verbindung macht aus Zwei Eins.

—— Was wäre passiert, wenn Mozart und Bach zeitgleich in der gleichen Stadt gewohnt und miteinander musiziert hätten heute, in einem Club in Berlin oder Paris?

—— Das Duo Pianotopia arbeitet künstlerisch mit dieser virtuellen Verbindungsachse zwischen den beiden Komponisten, stellt ihre Werke in den Kontext einer neuen Zeit – technisch, elektronisch, improvisatorisch, freigeistig – und zeigt dadurch die universelle Stärke dieser Musik über Epochen und Stilgrenzen hinweg. Altes und Neues werden zu Einem.

Zwei Komponisten Zwei Interpreten Zwei Instrumente Zwei Ebenen

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Mozart und Bach Kurt Holzkämper und Chris Geisler Kontrabass und Klavier akustisch und elektronisch

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Programm Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Andante KV 345

Nach dem solistischen, frei inspirierten Herantasten an dieses Stück durch das Klavier, beginnt ein enger und sehr intimer Dialog zwischen Klavier und Bass und spürt der Atmosphäre der Komposition nach. Durch die erweiterte Harmonik und das geänderte Metrum (aus dem ursprünglichen 3/4 Takt wurde ein 4/4) entstehen neue Assoziationen.

—— In der Überleitung werden gesampelte Klänge einer alten Kirchenorgel in ein rhythmisches Motiv verwandelt. Das Ganze findet in einer Klang-Atmosphäre statt, welche die NASA in den 70er Jahren bei der Voyager-Mission aufnahm.

Diese Mission hatte das Ziel, die Ränder unserer Galaxie zu erforschen und das menschliche Kulturgut evtl. existierenden Außerirdischen vorzustellen. Auch hier war Bachs Musik auf der sogenannten »Golden Records« enthalten.

Johann Sebastian Bach (1685–1750) Praeludium c-Moll BWV 847

Die für Bach typische rhythmische Komponente wird hier herausgearbeitet mit einem unterlegten Rhythmus, der aus den gesampelten Schaltgeräuschen des Stellwerks einer großen Weigle Orgel (Johanneskirche Stuttgart) zusammengesetzt ist.

Die Vorhalteakkorde werden jeweils nicht aufgelöst, die Rahmentöne in den Bass gelegt, wodurch sich die Grundlage für eine neu komponierte, wie losgelöst und in Zeitlupe wirkende Melodie entwickelt.

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ensemble x.y Für ein Ensemble für zeitgenössische Musik, das sich mit Werken der Barock-Ära befasst, besteht die Hoffnung, dass deren musikalisches Vokabular und die heutige Ästhetik ein neues Licht auf diese Musik wirft, die mit der Zeit die Last so vieler verschiedener »Moden« von Aufführungspraxis angesammelt hat. Spiegelbildlich hofft man natürlich auch, dass die musikalische Technik, das Vokabular und die Ästhetik des Barock einen neuen Ausdruck in der Musik von heute inspirieren hilft.

—— Vordergründig nähern wir uns den Noten mit einer Einstellung, die der von Barockmusikern ähnlich ist: indem wir sie für die Instrumente arrangieren, die uns zur Verfügung stehen, indem wir über den geschriebenen Text improvisieren, um uns von ihm zu lösen und ihn zum Leben zu erwecken, und indem wir die individuellen Talente der einzelnen Mitspieler nutzen, um die Musik zu formen, wobei der individuelle Stil jedes Interpreten zur Wirkung des Ganzen beiträgt. In der Barockmusik war die Unterscheidung zwischen Komponist und Interpret weniger klar als heute – und das ist ein Zustand, den wir bewundern und ebenfalls für unser Tun beanspruchen.

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Programm Cipriano de Rore (1515–1565) Ancor che col partire zusammen mit

Heinrich Ignaz Franz von Biber (1644–1704) Battalia

Cipriano de Rore

Ancor che col partire (instrumental)

Anonym Ricercar

Claudio Monteverdi (1567–1643) Lamento della Ninfa

ensemble x.y (Eigenkomposition) Ciaccona

Anonym Ricercar

Claudio Monteverdi Hor che‘l ciel e la terra

K ONZERT # 3

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Komos Ensemble »Going beyond Borders«

Berauscht von Musik und Wein zieht der Gott Dionysos seinem Festzug, genannt Komos, voran. Er ist als Namensgeber unseres Ensembles so etwas wie ein Patron geworden. Ist er doch als Gegensatz zu dem strengen Apollon auch der Gott des Tanzes, der Leidenschaften und der Entgrenzung. Grenzen werden ebenfalls in unserem heutigen Programm »Going beyond borders« überschritten, sowohl im Sinne von kulturellen, religiösen, epocheneinteilenden,´und nationalen Grenzen wie in musikalischer Hinsicht.

—— In unserem fast irisch anmutenden Arrangement des Marienliedes A virgen mui groriosa aus dem 13. Jh. eröffnet die reine Jungfrau Maria die Reise und der für Christen heidnische Dionysos gesellt sich tanzend als ihr erotischer Gegenpol dazu.

Diese erste ungewöhnliche Symbiose wird gleich weitergeführt in einer Konfrontation von zwei Musikstilen, wie sie sowohl zeitlich als auch räumlich nicht weiter auseinander liegen könnten: wir befinden uns einerseits mit dem Medieval Dance noch im Mittelalter und andererseits im New Orleans der 20er Jahre. Die Aufgeschlossenheit, mit der diese beiden Welten einander zuhören und dann ein Einvernehmen riskieren, zeigt, warum Crossover-Experimente dieser Art in unserer heutigen Zeit immer populärer werden. So wird die historische Perkussion zum Blues-Schlagzeug und das Barockcello zum swingenden Bass. Hermanas Reina y cautiva ist ein musikalisches Erbe der sephardischen Juden in Spanien, die zwangsgetauft oder ab 1492 vertrieben wurden. Der 7/8-Takt und die orientalisch angehauchte Melodie sind Signale für den Kontakt mit der maurischen Kultur. Heart’s Ease, aus der Sammlung The English Dancing Master (1651) von John Playford kündet vom Wunsch nach Linderung von Herzschmerz und dieser findet auch in einer der

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leidenschaftlichsten Tanzformen der Welt ihren Ausdruck, im Tango. Abgesehen von den geografischen und den kulturellen, können auch hierarchische Schwellen übertreten werden und diese Transgressionen sind vielleicht die provokativsten. Ein Musterbeispiel für vollkommen perfektionierte Rollen- und Rangeinteilung ist der französische Hof zur Zeit Louis IV. Lullys Marche pour la Cérémonie des Turcs (1670), ist eine Balletteinlage aus dem Stück Le Bourgeois Gentilhomme von Molière. Wir stellen dem berühmten absolutistischen Satz des Sonnenkönigs, »L’état, c’est moi«, das rotzige »Here we are now, entertain us« der rebellischen Jugend gegenüber und durchbrechen damit sicher nicht nur die Hörgewohnheiten des damaligen Publikums!

Programm Alphonso X »El Sabio«, 13. Jh. A virgen mui groriosa

Anonym, 13. Jh. Medieval Dance

Tradicional sefardí o judío-español Hermanas Reina y cautiva

Anonym, 17. Jh.

Heart’s Ease. Aus: John Playford (1623–1686), The English Dancing Master, 1651

Jean-Baptiste Lully (1632–1687) Marche pour la Cérémonie des Turcs

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Diskographie »Nachtklang« Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll – und sorgt zunehmend für Begeisterung: Das Musikfest Erzgebirge und Deutschlandradio Kultur schaffen seit 2012 einen besonderen Ort fernab gewohnter Konzertroutinen. Und sie laden junge Künstler und Ensembles dazu ein, in Clubatmosphäre unkonventionell, experimentierfreudig, intermedial, interkulturell und gattungsübergreifend mit Alter Musik vor 1800 umzugehen.

—— In Kurzkonzerten präsentieren sich die Musiker beim Nachtklang. Am Ende vergibt das Publikum den Nachtklang-Preis: eine CD-Produktion bei Deutschlandradio Kultur.

Die CDs sind nach dem Konzert erhältlich.

ensemble nu:n, estampie

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Les haulz et le bas, ars supernova

Lao Xao Trio, Múa ô - Regenschirmtanz

K ONZERT # 3

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Sonntag | 11.9.2016 14.30 Uhr | Annaberg-Buchholz Altes Stadtbad

ABEN TEUER REISE

HEINZ RUDOLF KUNZE JENS CARSTENS JULIA GINSBACH

J UNG . ERFR I S C HEND

Programm Quentin Qualle.

Live-Hörspiel

»Nur über Begeisterung kann man Werte transportieren.« Heinz Rudolf Kunze im Interview

Zwischen Wiener Sängerknaben, Bach und Händel steht dieses Jahr auf unserem Speisezettel ganz selbstverständlich Heinz Rudolf Kunze. Warum? Sagen wir einfach, ein sechsjähriger Fan wies uns auf seinen nassen Helden Quentin Qualle hin – und wir haben uns von seiner Begeisterung anstecken lassen. Nicht zuletzt galt es, den Konzertort, ein altes, stillgelegtes Stadtbad, mit neuem Leben zu füllen.

—— Oliver Geisler: Heinz Rudolf Kunze, rund 25 Studioalben haben Sie veröffentlicht, zahlreiche Libretti für Musicals und diverse Buchveröffentlichungen säumen Ihre künstlerische Biografie. Wie konnte sich da eine junge, glibberige Qualle einen Platz erobern?

Wie und wo sind Sie sich denn erstmals begegnet?

—— Heinz Rudolf Kunze: Die Frage müsste eigentlich lauten: Warum hat das so lange gedauert? Ich bin oft gefragt worden: Warum machst du nichts für Kinder? Ich habe mit den Schultern gezuckt und gesagt: weil ich schon so viel für Erwachsene mache. Ehrlich gesagt, ist mir lange einfach nichts passendes

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eingefallen. Solche Erfindungen lassen sich nicht erzwingen.

Vor drei Jahren aber hat es plopp gemacht – und Quentin ist mir aus dem Nichts eingefallen. Die beiden Worte standen am Anfang – QQ, die Alliteration kam aus dem Nichts. Damit herumzuspielen, machte mir Spaß, und dann fing ich an zu basteln, wie viele Namen man eigentlich auf eine Quallenfamilie verteilen kann.

—— Dann war relativ schnell abzusehen, welche Wortspäße man unterhalb der Meeresoberfläche noch machen kann. So kam dann eins zum Andern. Von Anfang an war klar, dass ich zu den Quentin-Büchern auch Musik haben möchte. Also eigentlich sogar andersherum: Zuerst waren die Songs da, und dann haben wir um die Songs herum die Geschichten gestrickt. Die schreibt Jens Carstens, mein Schlagzeuger, auf. Er hat eine Tochter, die fast noch in dem Alter ist, dass sie Quentins Kundschaft sein könnte. Wir haben Julia Ginsbach gefunden, die hat Erfahrung mit Kinderbüchern; die Optik ist da ja eine ganz wichtige Sache. Erst als Julia mir Quentin und seine Freunde anschaulich gemacht hat und ich die sehen konnte, ging die Geschichte weiter. Und auch Jens treibt mich immer zu weiteren Geschichten an.

—— OG: Wenn ich das so höre, steht bei Ihnen am Anfang immer die Sprache, der Text?

—— HRK: Das ist wohl so. Mit Jens und Julia hatte ich mich im Vorfeld darauf verständigt, dass wir die Texte keinesfalls zu simplifiziert machen und die Eltern sich beim Vorlesen langweilen müssen. Als Vater habe ich eine Menge Kinderbücher gelesen, die ich schrecklich langweilig fand. Das möchten wir gern vermeiden: die Großeltern sollen auch mal kichern können, auch wenn die Kleinen die Witze nicht verstehen.

—— OG: Als Vorlesender kommt man einfach mit ins Schmunzeln …

—— HRK: Ja, das ist das Käpt‘n-Blaubär-Prinzip.

—— OG: Wie sind denn Ihre Erfahrungen: Kommen zu den Quentin-Konzerten die gestandenen Kunze-Fans oder ein neues Publikum? Wie ist die Mischung?

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—— HRK: Soweit ich das beurteilen kann, spielt das KunzeFan-sein diesmal nicht so eine große Rolle. Langjährige Kunze­ fans erwarten wir zum Beispiel bei Konzerten meiner zweiten Band Räuberzivil. Bei Quentin habe ich eher das Gefühl, dass die Kinder den Konzertbesuch entscheiden. Sicher, ein paar der Eltern kennen mich. Und manchmal werden mir beim Autogrammschreiben nach Quentin-Konzerten auch Kunze-Platten entgegengehalten. Aber das erweitert unsere Erfahrungspalette. Ein Konzertpublikum, das zu mehr als der Hälfte aus Kindern besteht, ist etwas sehr schönes. Diese Begeisterung!

Menschen zwischen vier und acht man kann verzaubern, ihre Aufmerksamkeit kitzeln. Das sind schöne Erlebnisse.

—— OG: Quentin Qualle ist nicht einfach nur der nette Kerl von der Muschel nebenan, sondern auch einer, der sich einmischt, der etwas bewegt und mit seinen Freunden das Abenteuer regelrecht sucht. Wie viel Heinz Rudolf Kunze steckt in Quentin? Oder finden Sie sich eher in dem Quallen-Opa mit dem geheimnisvollen Namen Gerd wieder?

—— HRK: Eher das. Für Quentin bin ich zu alt. Es ist ja bei den Quentin-Geschichten immer so, dass es irgendeine Art von Problem gibt, eine Spannungskurve und eine Lösung. Ich möchte die Sache aber niemals überfrachten. Manchmal bin ich ganz erschrocken, wie trocken, staubig und pädagogisch zeigefingermäßig Kinderbücher sind. Ich bin in der Vergangenheit empört gewesen, wenn man mich Oberlehrer genannt hat. Ich bin allergisch gegen Botschaften, deswegen bin ich nicht Lehrer geworden! Also das hat mich sehr gekränkt. Mit »Pop-Denker« dagegen kann ich gerade noch leben. Nein, mit Quentin Qualle will ich niemanden erziehen. Nur über Begeisterung kann man Werte transportieren.

—— OG: Nun kommen Sie mit mit Ihrem Live-Hörspiel-Team und der Quallenfamilie ins Erzgebirge. Da halten sich üblicherweise wenig Quallen auf. Waren Sie schon einmal in der Region? Was kennen Sie vom Erzgebirge?

—— HRK: Naja, also mal sehen … in Aue habe ich schon ge-

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spielt … und in einigen anderen Orten Lesungen gemacht … In Annaberg ein open-air-Konzert gegeben … Und in Wernesgrün bin ich regelmäßig. Ist das eigentlich noch Erzgebirge?

—— OG: Können wir noch als Ausläufer gelten lassen.

—— HRK: Die Gegend kenne ich jedenfalls gut. Überhaupt gibt es kaum eine Gegend in Deutschland, wo ich noch nie war. Doch, der Bayerische Wald. Aber sonst kenne ich alles.

—— Quentin Qualle im Kreise seiner Erfinder und Freunde.

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—— OG: Im Oktober gehen Sie auf ausgedehnte Deutschland-Tournee, zahlreiche Konzerte in allen Landesteilen stehen an.

Wer kümmert sich da eigentlich um Quentin? Oder ist der als »Inspirationsqualle« irgendwie immer mit dabei?

—— HRK: Das kann man nie vorhersagen. Klar, Quentin hat dann erst mal Pause, man muss sich schon sehr konzentrieren auf so einer Tour. Da bin ich einfach sehr fokussiert auf das Hauptthema. Aber bei den Begegnungen, den Gesprächen, die man führt, da kann es schon sein, dass da etwas für Quentin abfällt.

—— OG: Eine kitzlige Frage zuletzt. Sie haben kürzlich für ein Lied mit vieldeutigem Text Beifall von der völlig falschen Seite bekommen – auch aus Sachsen. Wie gehen Sie damit um?

—— HRK: Ich habe mir das nicht allzu sehr zu Herzen genommen. Man muss eigentlich wirklich den Kopf schütteln: dass Leute ein Lied so missverstehen! Dass ein Liedtext, der die NSU-Morde und die Blindheit auf dem rechten Auge beschreibt, von Rechten gegen Ausländer instrumentalisiert wird, ist schon sehr krank. Wenn ich die Pegida-Umzüge sehe: das ist doch ein neues Mittelalter, eine neue Hieronymus-Bosch-Zeit.

Und da umarmen die Leute, die ich versucht habe zu beschreiben, dieses Lied! Ich muss diesen Gedanken auf Distanz halten, sonst werde ich verrückt.

—— OG: Wir wünschen uns und Ihnen jedenfalls weiterhin die Weitsicht, die Welt in Musik zu gießen, wir freuen uns sehr auf Sie und auf Quentin, und es ist uns eine Ehre, dass Sie im Erzgebirge Station machen, bevor es dann wieder auf große Reise geht. Sind Sie schon aufgeregt?

—— HRK: Ach was. Wir stecken schon mitten in der Vorbereitung auf ein ganz neues Album. Das wird die Leute sehr überraschen! Damit hat niemand gerechnet, das verspreche ich Ihnen!

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

STROM UND ERDGAS FÜR ALLE UND ÜBERALL Das Musikfest Erzgebirge wird unterstützt von den Stadtwerken Annaberg-Buchholz. Profitieren Sie von unseren günstigen Preisen. Eine kostenlose Beratung gibt‘s in einer unserer Servicefilialen.

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Ausführende Heinz Rudolf Kunze

Heinz Rudolf Kunze, geboren 1956, studierte Germanistik und Philosophie auf Lehramt und ist heute Rocksänger, Liedermacher, Musicaltexter, Schriftsteller und war Dozent an der Hochschule in Osnabrück. Seinen größten Single-Erfolg hatte er mit »Dein ist mein ganzes Herz«, viele seiner Alben erreichten Gold-Status und wurden mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er u. a. den niedersächsischen Staatspreis für sein Lebenswerk, den Praetorius Musikpreis, den Deutschen Schallplattenpreis, dreimal die Goldene Stimmgabel, den Goldenen Löwen von RTL und er ist Kulturbotschafter des Landes Niedersachsen.

Jens Carstens

Jens Carstens, 1971 in Radevormwald (NRW) geboren, lebt mit seiner Frau und Tochter in Wedel bei Hamburg. Schon im Alter von sieben Jahren begann er mit dem Schlagzeug- und Klavierspielen. An der Musikhochschule Hamburg nahm er am Studiengang Popularmusik teil. Der passionierte Musiker, Komponist und Produzent hat unter anderem für Rolf Zuckowski, Rosenstolz, Udo Lindenberg und Tony Christie gespielt und ist aktuell erfolgreich mit Helene Fischer und Heinz Rudolf Kunze auf Tour. Außerdem fungiert er als Produzent und Komponist u. a. für Heinz Rudolf Kunze. »Quentin Qualle. Die Muräne hat Migräne« war sein Debüt als Bilderbuchautor.

Julia Ginsbach

Julia Ginsbach wurde 1967 in Darmstadt geboren. Nach ihrer Schulzeit studierte sie Musik, Kunst und Germanistik. Heute arbeitet sie als freie Illustratorin und lebt mit ihrer Familie und vielen Tieren auf einem alten Pfarrhof in Norddeutschland.

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Wir machten noch abends einen Spaziergang um das reinliche Annaberg und weilten mit Interesse auf dem Kirchhofe am Dresdener Tore am Leichensteine jener Barbara Uttmann, der Erfinderin des Spitzenklöppelns, die im 16. Jahrhundert hier verstarb … und ein spätes Abendrot schimmerte unter ziehendem Gewölk friedlich über die einsame Landschaft.

Carl Gustav Carus zu Besuch in Annaberg, 1836

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Sonntag | 11.9.2016 ab 16 Uhr | Wolkenstein Schloss und Kirche

GAST­ MAHL & ABEND­ MUSIK

INTRADA EKATERINA ANTONENKO, Dirigentin

W Ö RT L I C H . M US I K A L I S C H

Programm Dmitri Bortnjanski (1751–1825) Da woskresnet Bog

Michail Glinka (1804–1857) Cherubim-Gesang op. 27

Pjotr Tschaikowski (1840–1893) Da isplawitsa molitwa moja

Sergei Rachmaninow (1873–1943) Aus der Vesper: Priidite Blagoslowi dusche moja Bogoroditse Dewo Blagoslowen esi Gospodi Aus der Liturgie: Tebe poem

Georgi Swiridow (1915–1998)

Drei Chöre aus der Musik für die Tragödie Zar Feodor Ioannowitsch von Tolstoi: Bogoroditse Dewo Heilige Liebe Bußvers

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Alfred Schnittke (1934–1998) Drei geistliche Chöre: Bogoroditse Dewo Gospodi Iisuse Das Gebet des Herrn

Arvo Pärt (*1935) Bogoroditse Dewo

Wege der russischen Musik.

Kompositionen zwischen Tradition und neuer Zeit Der ukrainische Komponist Dmitri Bortnjanski (1751–1825) war im 19. Jahrhundert nicht nur in seinem Sprachraum einer der bedeutendsten Chorkomponisten überhaupt. Er feierte Erfolge als Opernkomponist in Italien, führte die Sankt Peterburger Hofsängerkapelle zum internationalen Niveau und steuerte gar eine Melodie zum großen Zapfenstreich bei. Dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. waren seine Chorwerke ein Standard, an den man sich zu richten hatte. Sein Chorkonzert Nr. 34 ist ein solches »Standardwerk«.

—— In einer ganz anderen Weise setzte der Russe Michail Glinka richtungsweisende Maßstäbe in der russischen klassischen Musik. Als Schöpfer zahlreicher Volkslied-Vertonungen verstand er im zu seiner Zeit sehr westlich beeinflussten Russland mit einer eigenen Musiksprache eine Musik zu schöpfen, K ONZERT # 5

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die modern, russisch, aber nicht historisierend war. Die Einflüsse des russischsten aller Komponisten reichen bis in die Gegenwart: so war sein »Patriotisches Lied« die Nationalhymne des neuen Russlands nach dem Zerfall der Sowjetunion. Der Cherubim-Gesang Op. 27 klingt wie eine streng liturgische Komposition, ist jedoch wie die meisten Stücke Glinkas auch immer eine Liebeserklärung an Russland.

—— Als ein großer Verehrer Bortnjanskis gab Pjotr Tschaikowski (1840–1893) wenige Jahre vor seinem Tod eine Gesamtausgabe des Komponisten in 10 Bänden heraus. Auch Glinka schätzte der stets scharfzüngige Kritiker als einen Meister seines Fachs und lobte ihn im Tschaikowski-Ton als »einen Riesen im Mäntelchen des Dilettantismus«. Das 1886 uraufgeführte Trio mit Chor Da isprawitsa molitwa moja stammt aus einer Sammlung von »neun liturgisch-musikalischen Dichtungen«, die Tschaikowski in den Jahren zuvor auf verschiedenen Stationen seiner Europareisen schrieb. Diese knappe Sammlung von Chorgesängen (für gemischten Männerchor) markiert einen weiteren Wendepunkt im russischen Liturgiegesang. Ein zunehmender russischer Nationalismus verlangte auch hier nach einer musikalischen Identität, die das Volk nur durch Kirchengesänge erreichen konnte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich aus diesem Grund viele weitere russische Komponisten zur selben Zeit der Liturgie zuwandten. In diesem Stück liegt jedoch auch ein starker persönlicher Bezug Tschaikowskis, der mit zunehmendem Alter nach göttlichem, spirituellem suchte, und dem gleichzeitig eine zunehmende Verwestlichung der russischen Kirchenmusik widerstrebte. Der Zyklus war eines der ersten Stücke, die aufgrund ihrer musikalischen Schönheit auch außerhalb von Gottesdiensten bei Chorkonzerten zur Aufführung gebracht wurden.

—— Eine Tradition, die später auch Sergej Rachmaninow (1873–1943) fortführte. Seine Nachtvesper ist dafür beispielhaft, da nicht nur der Komponist selbst es als »sein schönstes Stück« bezeichnete. Viele sehen darin auch die höchste musi-

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kalische Leistung der russischen orthodoxen Kirche überhaupt.

In höchster Eile, innerhalb von zwei Wochen im Jahr 1915, hat Rachmaninow auf höchst unterschiedliche Art und Weise die orthodoxen Texte zur Nachtvesper, einen feierlichen Gottesdienst, welcher traditionell von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang geht, vertont.

—— Zu diesem Zeitpunkt war Georgi Swiridow (1915–1998) noch gar nicht geboren. Als ein Kind der Sowjetunion, wo geistliche Musik immer zwischen Verachtung und Verbot schwebte, hat er als Schüler des großen Zeitgenossen Dmitrij Schostakowitsch die Wurzeln seiner Vokalkompositionen im russischen Volkslied gesucht. Swiridows Kompositionen wurden von einigen Kritikern als einfach und rückwärtsgewandt verachtet. Be genauem Hinhören ist zweifellos zu erkennen: sie sind volksnah und ehrlich.

—— Alfred Schnittke (1934–1998), ein Zeitgenosse Swiridows, suchte sich seine Bezüge nicht beim Volk. Seine stark an Bernd Alois Zimmermann oder Luciano Berio orientierende Kompositionsweise war den Russen fremd. In Westdeutschland konnte er jedoch schon früh beachtliche Erfolge verbuchen. Für Schnittke, der aus einem atheistischen Elternhaus stammte, war es seine täglich betende Großmutter, die in seiner Kindheitserinnerung eine entscheidende Weiche stellte: Schnittke beschäftigte sich sein leben lang mit Spiritualität im eigenen Leben. In seiner Musik fand diese Beschäftigung in seinen geistlichen Chören Ausdruck.

—— Mit Arvo Pärt (*1935) kommt der wahrscheinlich bedeutendste zeitgenössische Komponist zur Aufführung. Unüberhörbar hat sich der Einfluss Schostakowitschs und Glinkas, aber auch der Wiener Schule in seiner Musik verankert. Seit 1970 ist Pärt Mitglied der russisch-orthodoxen Kirche. Sein Bogoroditse Dewo ist eine persönliche Beschäftigung mit einem der innigsten orthodoxen Gebete: Der Anbetung Marias.

Oleg Jampolski K ONZERT # 5

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Ausführende Intrada

Das Vokalensemble Intrada unter der Leitung von Ekaterina Antonenko (gegründet 2006) ist ein Moskauer Chor der neuen Generation, der sich durch ein hohes professionelles Niveau auszeichnet. Intrada tritt in Russlands angesehensten Konzertsälen wie Moskauer und Sankt Petersburger Philharmonien, Mariinski Konzerthalle, der Große Saal des Moskauer Konservatoriums, Moskauer Internationales Haus der Musik und im Moskauer Kreml auf. Intrada führt zusammen mit den führenden europäischen Kollektiven und Dirigenten, wie The Tallis Scholars unter Peter Phillips, Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, Le Poème Harmonique unter Vincent Dumestre, Frieder Bernius, Peter Neumann, Alte Musik auf. Intrada hat Russland mit Erfolg auf europäischen Musikfestivals vertreten und ist regelmäßiger Teilnehmer von Kammermusik-Festivals wie »Swjatoslaw Richters Dezemberabende«, »Earlymusic« in Sankt Petersburg, »Botschaftergaben« im Moskauer Kreml, und auch vom Moskauer Weihnachtsfestival. Intrada führt zeitgenössische Werke des XX. Jahrhunderts zum ersten Mal in Russland auf, darunter die Messe für Doppelchor von F. Martin und The little Match Girl Passion von David Lang.

Ekaterina Antonenko

Ekaterina Antonenko studierte Chorleitung am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium (Prof. Vladimir Sukhanov).

Von 2010 bis 2012 studierte sie als DAAD-Stipendiatin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Sie besuchte Meisterkurse bei Frieder Bernius, Marc Minkowski und Hans-Christoph Rademann. 2013 promovierte sie im Fach Musikwissenschaft zum Thema »Kirchliche Musik von Baldassare Galuppi«. Seit

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2012 unterrichtet sie an der Dirigentenabteilung des Moskauer Tschaikowski-Konservatoriums.

—— Das von ihr im Jahr 2006 in Moskau gegründete INTRADA Vokalensemble ist heute in den bedeutendsten Sälen Russlands zu Gast: in der Moskauer und Sankt-Petersburger Philharmonie, im Moskauer Haus der Musik, im Großen, Kleinen und Rachmaninow-Saal des Moskauer Konservatoriums, in der Tretjakow-Galerie, im Puschkin-Museum und im Moskauer Kreml. Das INTRADA Vokalensemble konzertiert regelmäßig mit renommierten Dirigenten wie Vladimir Jurowski, Frieder Bernius, Peter Phillips, Peter Neumann und Christopher Moulds. Auf Einladung von Peter Phillips dirigierte Antonenko »The Tallis Scholars« in der Christ Church Kathedrale in Oxford. Im Januar 2015 assistierte sie Hans-Christoph Rademann bei den Proben zu Alfred Schnittkes Bußversen mit dem RIAS Kammerchor. Im August und September 2015 leitete Antonenko eine Einstudierung mit dem Dresdner Kammerchor zu der Aufführung von Händels Alexanderfest auf dem Festival Wratislawia Cantans.

K ONZERT # 5

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Wolkenstein

Bergstadt Wolkenstein im Annaberger Land

Ein mächtiger Gneisfelsen, scheinbar bis in die Wolken ragend, trägt eine der ältesten Siedlungen des Erzgebirges.

Im Mittelalter als sichere Lage für eine Burg oberhalb eines bedeutenden Handelsweges erwählt, bietet die kleine Stadt einen imposanten Anblick. Ihre Silhouette wird geprägt vom wuchtigen Schloss sowie der Kirche St. Bartholomäus. Diese beiden Bauten, die sich in Ruf- und Hörweite befinden, dienen als Kulisse des musischen Abends.

Auch als Schauplatz von Dokumentar- und Spielfilmen ist die Altstadt gefragt, schließlich ist ihre mittelalterliche Struktur noch immer erkennbar, gibt es verträumte Winkel und traumhafte Ausblicke.

Wolkenstein gilt als Wander- und Kletterparadies, das eindrucksvolle Felsmassiv der Wolkensteiner Schweiz und die Wolfsschlucht sind nahe Ziele. Ebenfalls unweit der Stadt sprudelt heilkräftiges Thermalwasser, dessen wohltuende Wirkung man in der Silber-Therme Warmbad in einer modernen Thermen-, Sauna- und Wellnesslandschaft genießen kann. In den umliegenden Waldhufendörfern lässt sich ländliche Idylle erleben, während in der Umgebung diverse Zeugnisse der Verkehrs- und Bergbaugeschichte zu erkunden sind. Mit etwas Glück findet man einen besonderen, lilafarbenen Stein am Wegesrand: Amethyst, der in der Gegend konzentriert vorkommt. Besonders schöne Stücke dieser Quarzvarietät präsentiert die Ausstellung »Land der Amethyste« im Schlossmuseum. Erleben Sie Geschichte in WolkenStein! www.stadt-wolkenstein.de

K ONZERT # 5

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Montag | 12.9.2016 20 Uhr | Annaberg-Buchholz St. Annenkirche

Konzertmitschnitt

PILGERNDE MUSIK – PILGER­ MUSIK

VOCES8

W Ö RT L I C H . M US I K A L I S C H

Programm Maurice Duruflé (1902–1986) Ubi caritas Aufbruch

Arr. Stefan Claas (*1968) Maria durch ein Dornwald ging

Arr. Barnaby Smith (*1983) Angelus ad virginem Wege.Ziele.Wünsche

Benjamin Britten (1913–1976) A Hymn to the Virgin

Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594) Magnificat primi toni

Thomas Tallis (1505–1585), arr. VOCES8 O nata lux

Pause.Innehalten.Reflexion.Rekreation

Orlando Gibbons (1583–1625) Drop, drop slow tears

Sergei Rachmaninow (1873–1943) Bogoroditse Dewo

Thomas Tallis, arr. VOCES8 Te lucis ante terminum

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Wege.Ungeduld.Erwartung.Ermüdung

gregorianischer Choral Requiem aeternam

Gabriel Faurè (1845–1924), Arr. Barnaby Smith Pie Jesu

gregorianischer Choral In paradisum

Gregorio Allegri (1582–1652) Miserere mei

gregorianischer Choral, arr. Sam Dressel (*1989) Salve Regina

Ankommen.Freude.Erleichterung.Wehmut

William Byrd (1543–1623) Sing joyfully

Giovanni Gabrieli (1557–1612) Jubilate Deo

Ola Gjeilo (*1978) Ubi caritas

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Pilgern.

Eine Annäherung Pilgerten die Menschen in früheren Zeiten fast ausschließlich aus religiösen Motiven, so wird heute auch gepilgert, ohne einer bestimmten Religion anzugehören: einfach, um den Alltagsstress zu vergessen und den Kopf freizubekommen. Und trotzdem: Egal, ob man sich nur eine Auszeit gönnen möchte oder einen Schicksalsschlag verarbeiten will – der Pilgerweg bleibt immer auch ein spiritueller Weg.

Unterwegs sein ist wichtiger als Ankommen Pilgern ist kein typisches christliches Merkmal: In allen Weltreligionen ist die Pilgerreise eine besondere Beziehungspflege zwischen Gott und den Menschen. Reisende sind Suchende, die sich als Moslem, Jude, Hinduist, Buddhist oder Christ auf den Weg machen, um mit ihrem Gott Verbindung aufzunehmen.

Da die Tradition des Pilgerns in jeder Religion etwas anders gelagert ist, gibt es nicht die eine Entstehungsgeschichte des Pilgerns. Zurück geht der Pilgerbrauch aber immer auf eine Erfahrung, die gläubige Menschen gemacht haben: Auf bestimmten Wegen oder an bestimmten Orten spüren sie göttliche Kräfte.

Pilgerwege gibt es viele, aber eines verbindet sie alle: Egal, ob das Grab des Heiligen Jakobus in Spanien besucht wird oder die Statue der Heiligen Maria im französischen Lourdes das Ziel ist – Pilger sind immer auch auf der Reise zu sich selbst.

Und diese Wegstrecke ist oft der wahre Grund des Pilgerns und unterscheidet es von allen anderen Formen der Fortbewegung.

Einer der ersten Pilger: Abraham Abraham, der als Vater der drei monotheistischen Religionen (Islam, Judentum und Christentum) gilt, hat es laut Bibel vor-

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—— Begrüßung der Pilger in Saint-Jean-Pied-de-Port, Frankreich gemacht. Als einer der ersten Pilger zieht er los, weil Gott es so von ihm verlangt. Im ersten Buch Mose heißt es: »Der Herr sprach zu Abraham: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde. Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.« (Genesis 12, 1) Zusammen mit seiner Frau K ONZERT # 6

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Sarah, seiner Familie, seinem Neffen Lot und dessen Familie verlässt Abraham seine Heimat und macht sich auf den Weg. Schon in seiner Pilgergeschichte geht es in erster Linie um die Erlebnisse auf dem Weg und weniger um das Ziel, welches er, zumindest örtlich, noch nicht einmal kennt.

Pilgerboom im Mittelalter Im Mittelalter erlebt das Pilgern einen Boom. Es gab drei bedeutende Fernpilgerziele, zu denen ein Christ in seinem Leben pilgern konnte: Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela.

Letzteres hat seine Blütezeit vor allem der Tatsache zu verdanken, dass das Heilige Land, also auch Jerusalem, von Arabern besetzt und Rom vielen bußwilligen Pilgern aufgrund der für die damaligen Verhältnisse schon ordentlich ausgebauten Straßen nicht anstrengend genug war. Das Ziel jeder Pilgerreise konnte und kann aber jeder als heilig betrachtete Wallfahrtsort, etwa eine Kirche oder das Grab einer Heiligen, sein.

—— Herkunft und Bildung sind beim Pilgern zweitrangig.

Pilger kommen aus jedem Stand – eine Idee, die im standesgeprägten Mittelalter gerade Menschen aus den unteren Schichten begeisterte. Die Motive der Reise waren und sind jedoch äußerst vielfältig. Zuallererst sind die Menschen aus religiösen Gründen unterwegs: Pilgern für das Seelenheil, aus Dankbarkeit, aufgrund eines Gelübdes oder als Buße. Im Spätmittelalter nahmen sogar weltliche Gerichte das Pilgern in ihren Strafenkatalog auf. Das ging so weit, dass eine Strafpilgerreise nach Santiago vor der Todesstrafe bewahren konnte. Im 15. Jahrhundert pilgerten Menschen zunehmend auch aus Abenteuerlust und weil sie andere Länder und Kulturen kennenlernen wollen.

Martin Luther hält Pilgern für »Narrenwerk« Dabei bringen sogenannte Berufspilger die spirituelle Reise im Spätmittelalter immer mehr in Verruf. Sie lassen sich von rei-

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chen Leuten bezahlen und pilgern im Namen ihres Auftraggebers eine bestimmte Strecke, mit der sich ihr Kunde dann brüstet. Auch andere Trittbrettfahrer nutzen die großzügigen Rechte, die es jedem Pilger zu dieser Zeit erlauben, zollfrei zu reisen und umsonst verpflegt und untergebracht zu werden, aus. Dabei wird der eigentliche Sinn des Pilgerns völlig verdreht.

—— Während der Reformationszeit nimmt das Pilgern stark ab. Martin Luther ist nicht ganz unschuldig daran. Er vergleicht das religiös motivierte Pilgern im 16. Jahrhundert mit dem Ablasshandel, bei dem sich Menschen durch den Kauf von sogenannten Ablassbriefen weniger Zeit im Fegefeuer erhofften.

Luther bezeichnet das Pilgern als »Narrenwerk« und spottet über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela: »Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt.« In Norwegen wird das Pilgern ab 1537 sogar unter Todesstrafe verboten und von den damals herrschenden Protestanten als Irrlehre angeprangert.

—— Doch auch die Pilgerbewegung wird reformiert: Die Beweggründe des Pilgers werden in der breiten Masse nicht länger vom Zwang und festen Regeln geprägt, sondern gelten als freiwillig und individuell. Die Strecke muss beispielsweise nicht mehr in einer bestimmten Anzahl von Tagen zurückgelegt werden. Spätestens seit dieser Veränderung ist das auch der Hauptunterschied zwischen einer Pilgerreise und einer Wallfahrt, zwischen denen die Grenzen manchmal verschwimmen.

Während der Wallfahrer Dauer, Ziel und Anliegen ganz klar definiert hat, sind es beim Pilger eher die Begegnungen und Erlebnisse unterwegs, die den Reiz der Reise ausmachen.

—— Eine Pilgerreise war und ist immer auch ein Abenteuer.

Trotzdem bleibt das Pilgern nach dem Boom im Mittelalter bis weit in das vergangene Jahrhundert hinein eine Beschäftigung, die nur wenige Menschen für sich entdecken.

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—— Gustav Bauernfeind, Klage der Gläubigen an der Klagemauer in Jerusalem, 1904

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Der moderne Pilger Erst seit einigen Jahrzehnten ist das Pilgern in Europa von einer breiten Öffentlichkeit wiederentdeckt worden. 1987 wird der Jakobsweg vom Europarat zur europäischen Kulturroute erhoben und ausdrücklich empfohlen. Wiederentdeckte Wegenetze, steigendes kulturelles Interesse und der Wunsch nach Entschleunigung locken viele Menschen auf den »Camino«.

Auch deutsche Pilger frequentierten in den vergangenen Jahren wieder vermehrt die Strecken. Zu verdanken ist dieser Aufschwung auch Moderator und Comedian Hape Kerkeling. Mit der Veröffentlichung seines Bestsellers Ich bin dann mal weg im Jahr 2006 hat er nicht nur eine neue Redewendung geprägt, sondern ebenso die deutschen Pilgerzahlen in die Höhe schnellen lassen.

—— Pilgern ist heute wieder genau das, was Hippocrates, der berühmte Arzt der Antike, mit dem Zitat »Gehen ist des Menschen beste Medizin« verdeutlicht: eine ganzheitliche Bewegungskur für Leib und Seele. Hatten die meisten Menschen damals keine andere Fortbewegungsmittelwahl als die eigenen Füße, ist diese Sehnsucht nach Einfachheit in der Gegenwart wieder ein Luxusgut, das das eigene Leben ordnen oder durcheinander bringen soll. Dabei entdecken viele Menschen die Form des Pilgerns für sich. Nicht unbedingt ausschließlich religiös motiviert, aber doch auf der Suche – nach sich selbst, nach anderen oder nach Gott.

—— Das Besondere an der modernen Pilgerbewegung: Die Reise zu sich selbst, die alle Pilger verbindet, ist gleichzeitig sehr individuell. Das »Auf dem Weg sein« ist auch abseits der Pilgerbewegung zum Lebensmotto geworden und so spiegelt sich die lateinische Wortbedeutung von »Pilger«, nämlich Gast/Fremder (»pergere«), im Lebensstil einer ganzen Gesellschaft wider: Der Weg ist das Ziel.

Daniel Schneider K ONZERT # 6

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Ausführende VOCES8

Das britische Vokalensemble VOCES8 hat sich schnell als eine der führenden jungen Gruppen etabliert und ist seinen Kinderschuhen längst entwachsen. Inzwischen gilt es nicht nur als eines der erfolgreichsten Ensembles Englands, sondern sogar als das vielleicht vielfältigste.

—— Die zwei Sängerinnen und sechs Sänger beherrschen das ernste Fach ebenso wie das unterhaltsame und bieten ein Repertoire von früher Polyphonie bis zu Jazz- und Poparrangements. Mit ihrer überzeugenden Kombination aus musikalischem Können, klanglichem Reiz und einer mitreißenden Bühnenpräsenz begeistern sie weltweit. Immer wieder ist VOCES8 auch in Orchesterkooperationen zu erleben, sei es mit dem französischen Barockensemble »Les Inventions« oder dem British Film Orchestra. VOCES8 hat mit Jim Clements einen eigenen »Arranger in Residence« und arbeitet eng mit Komponisten wie Ola Gjeilo, Alexander Levine oder Thomas Hewitt Jones zusammen.

—— Auf ausgedehnten Tourneen mit Konzerten und Workshops bereisen sie die ganze Welt und singen regelmäßig in den USA, Asien und natürlich Europa. Sie waren bei einer Reihe wichtiger Festivals und Konzerthallen eingeladen, darunter beim National Centre for the Performing Arts Bejing, Tokyo Opera City, Tel Aviv Opera House oder der Wigmore Hall. In Deutschland waren sie zu Gast beim Rheingau Musik Festival oder dem Heidelberger Frühling und freuen sich über Verpflichtungen von der chor.com in Dortmund, dem Musikfest Stuttgart, dem Stimmen-Festival Lörrach und von vielen größeren und kleineren Veranstaltern im ganzen deutschsprachigen Raum.

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—— Als zweiten Schwerpunkt sieht das Ensemble seine Nachwuchsarbeit und gibt jährlich dutzende Workshops, kooperiert mit Jugend- und Erwachsenenchören und initiiert immer wieder große Education-Projekte. Seit ihrer Gründung haben die Sänger mit mehr als 125.000 Menschen gearbeitet und riefen in England hierfür eine eigene Initiative »Hatch my ideas!« ins Leben. 2013 erschien bei Edition Peters zudem ein Sachbuch über ihr Education-Konzept, »The VOCES8 Method«. Gleichzeitig bezogen die Sänger im Herzen London eine ehemalige Kirche und haben dort mit dem »Gresham Centre« eine Heimat für ihre Nachwuchsprojekte und sonstigen Aktivitäten gefunden.

Unter den hiesigen öffentlichen Gebäuden zeichnet sich besonders die große Stadtkirche zu Sankt Anna aus.

Eine ungeheure Steinmasse, die unstreitig unter allen Kirchen Sachsens die größte ist und gewiß in ganz Teutschland wenige ihres Gleichen findet.

Karl Ruhheim auf der Reise durch das Erzgebirge, 1805

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-Annaberg-

Buchholz

Annaberg-Buchholz – eine Musikstadt Die Wurzeln der städtischen Musikkultur von Annaberg-Buchholz reichen zurück bis ins Jahr 1498. In der Annaberger Latein­ schule, der St. Annenkirche und zu städtischen Festen entwickelte sich ein reges Musikleben. Noch heute werden in Kirchen, dem Eduard-von-Winterstein-Theater, dem Erzhammer, der Musikschule und im Bergmusikkorps »Frisch Glück« sowie in vielen Schulen und Vereinen die musikalischen Traditionen der Stadt gepflegt und in die Zukunft getragen. Als Hauptstadt des Erzgebirgskreises stellt Annaberg-Buchholz ein Zentrum von Wirtschaft, Kultur, Tourismus und Verwaltung dar. Ein breites Branchenspektrum sowie leistungsfähige Handwerksbetriebe prägen die Wirtschaftsstruktur. Vielfältige kulturelle Glanzlichter zwischen Tradition und Moderne bilden im Ensemble mit der traumhaften Lage am Fuß des Pöhlbergs ein attraktives Angebot für Entdeckungsreisen. Die vielfältige Museenlandschaft der Stadt wird seit 2010 um einen touristischen Magneten ergänzt: Die Manufaktur der Träume – Sammlung Erika-Pohl Ströher. Im Erlebnismuseum wird einzigartige erzgebirgische Volkskunst in faszinierender Weise inszeniert. Mit etwa 1.000 Exponaten aus über vier Jahrhunderten repräsentiert das Haus weltweit eine der größten Privatsammlungen. Weihnachtlich-bergmännische Traditionen und Bräuche lassen in der Advents- und Weihnachtszeit eine Atmosphäre entstehen, die einzig und allein im Erzgebirge zu finden ist. Der Annaberger Weihnachtsmarkt sowie die große Bergparade am vierten Advent bilden dabei besondere Glanzlichter. Jeweils im Frühsommer lockt die Annaberger Kät, das größte Volksfest des Erzgebirges. Annaberg-Buchholz ist eine Stadt, die die Vielfalt des Erzgebirges in all ihren Facetten bündelt. www.annaberg-buchholz.de K ONZERT # 6

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Dienstag | 13.9.2016 20 Uhr | Zwรถnitz Trinitatiskirche

Konzertmitschnitt

SOUVENIRS

DOROTHEE MIELDS, Sopran DAVID ERLER, Altus GEORG POPLUTZ, TOBIAS MÄTHGER, Tenor FELIX SCHWANDTKE, Bass DRESDNER BAROCKORCHESTER W Ö RT L I C H . M US I K A L I S C H

Programm Heinrich Schütz (1585–1672)

Attendite, popule meus, legem meam, SWV 270 (aus Symphoniae Sacrae I) Herr unser Herrscher, wie herrlich, SWV 343 (aus Symphoniae Sacrae II) Hütet euch, dass eure Herzen nicht beschweret werden, SWV 351 (SS II) Freuet euch des Herren, ihr Gerechten, SWV 367 (SS II) Jubilate Deo omnis terra, SWV 262 (SS I) Singet dem Herrn ein neues Lied, SWV 342 (SS II) Frohlocket mit Händen und jauchzet dem Herren, SWV 349 (SS II) Veni, dilecte mi, SWV 274 (SS I) ~ Pause ~ Herr, neige deine Himmel und fahr herab, SWV 361 (SS II)

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Es steht Gott auf, dass seine Feinde zerstreuet werden, SWV 356 (SS II) Fili mi Absalon, SWV 269 (SS I) Lobet den Herrn, alle Heiden, SWV 361 (SS II) Benedicam Dominum in omni tempore, SWV 267 (prima pars) Exquisivi Dominum et exaudivit me, SWV 268 (seconda pars) (SS I) Meine Seele erhebt den Herrn, SWV 344 (SS II)

Neuartiger Kitzel.

Heinrich Schütz und die musikalische Neuvermessung Mitteleuropas. »Dabei kommt es gar nicht darauf an, dass man wirklich weit weg in unbekannte Fremde fährt. Dieser Zustand des Reisens ist ein innerer Zustand. Man verhält sich anders zur Außenwelt«, notierte der bedeutende mitteleuropäische Schriftsteller und Intellektuelle Béla Balász 1925. Reisen als eine Geisteshaltung – dies kann man in Reinkultur an Heinrich Schütz studieren.

Zwar war er auch ganz real geographisch äußerst umtriebig: K ONZERT # 7

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Weit über 20 Lebens- und Reisestationen lassen sich auflisten, unter anderem Venedig, Florenz, Kopenhagen, Breslau, Dresden, Hamburg, Wolfenbüttel, Weißenfels, Zeitz, Bad Köstritz und Teplitz. Aber gleichermaßen ist sein künstlerisches Schaffen geprägt von jenem besagten inneren Zustand, mit dem er der äußeren Welt begegnet. Es ist ein Zustand der Neugier, aus der eine Kultur entsteht, die sich immer wieder überprüft. Eine Kultur, der Prozesse, Etappen und Veränderungen wichtiger sind, als auf einem einmal gefunden Standpunkt zu verharren.

Heinrich Schütz erinnert sich in fortgeschrittenem Alter, er sei ein »die Welt zu durchsehen auch begieriger Mensch« gewesen.

Und das meint eben immer beides: Reisen im Raum und Entdeckungstouren des Geistes in neue künstlerische Territorien.

—— Wie Wegzeichen, Orientierungspunkte oder komponierte Postsäulen hat Schütz dann im Laufe seines Lebens bestimmte kompositorische Entdeckungen gebündelt und als Werksammlungen veröffentlicht. Der erste und zweite Teil der Symphoniae sacrae sind solche Wegmarken einer Weltanschauung und Philosophie des Auf-dem-Weg-seins. Die Werksammlungen Symphoniae sacrae I & II sind bemerkenswerten Zeugnisse musikalischer Bildungsreisen und Souvenirs, die so nur ein Komponist mit besagtem inneren Zustand der Offenheit und Neugier verfassen konnte. Dass es sich hierbei tatsächlich um die berühmten ›Mitbringsel‹ handelt, schildert Schütz in der Vorrede zu den Symphoniae sacrae I; die Werke entsprangen demnach dem Bedürfnis, »irgend etwas mitzubringen«, nachdem Schütz 1628 endlich ein zweites Mal in seinem Leben nach Venedig reisen konnte. Seit 1620 hatte er vergeblich versucht, wieder das Zentrum der musikalischen Welt im 17. Jahrhundert anzusteuern. »Aus antrieb verhoffentlich eines bessern geistes« wolle er reisen, wie er in einem Brief an seinen Landesherrn Johann Georg I. formulierte. Und weiter führt er ihm gegenüber die Idee der Musik als Wissensspeicher und klingende Ansichtskarten aus, die Auskunft geben über die Begegnungen, Erfahrungen und neuen Eindrücke: »Ich habe Geist und Kraft aufgewandt, um

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aus dem Ertrag meines Fleißes einiges nach dieser Art für Euch als Beispiel vorzulegen.« —— Doch zunächst galt es, die überaus beschwerliche Reise zu überstehen, die »in die zehende Woche geweret«, also 10 Wochen dauerte und deutliche körperliche Spuren hinterließ.

Und dann gab es konkrete Aufgaben, die zu erfüllen waren, bevor der Geist geschult werden konnte. Noch von Dresden aus hatte er in Cremona »2 Discantgeigen vndt 3 Tenorgeigen« geordert. Ob sie aus der berühmten Werkstatt Amati stammen, ist ungewiss. Insgesamt habe er einen »zimlichen Vorraht von allerhandt Musicalischen sachen beyhanden bracht.« Zudem wollte er neue Musiker anwerben. Unter den Gefolgsleuten, die 1629 mit nach Dresden zurückkehrten, war Francesco Castelli aus Mantua, der als Nachfolger des Stargeigers Carlo Farina vorgesehen war. Aber um ein Haar hätten wir heute überhaupt nichts mehr, an das wir uns erinnern könnten! Im Laufe des Jahres 1629 brach in der Republik Venedig eine Pestepidemie aus, die bis Ende 1630 etwa ein Drittel der Bevölkerung dahinraffte. Schütz hatte offensichtlich Glück gehabt und war mit seinen Gefolgsleuten rechtzeitig wieder abgereist.

—— 15 Jahre nach seiner großen Lehrzeit bei Giovanni Gabrieli weilte Schütz also wieder in Venedig. Und der Sagittarius musste feststellen: Nahezu alles an der Musik hatte sich »geendert, […] sich mercklichen verbessert vnd zugenommen.« Im Vorwort zu den Symphoniae sacrae I sprach er von einem »neuartigen Kitzel« in der Musik. Die große, aufregende und eben

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aus antrieb verhoffentlich eines bessern geistes

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kitzelnde Errungenschaft von Komponisten wie Claudio Monteverdi war die Subjektivierung der Musik durch gesteigerten Affektgehalt. Was im 16. Jahrhundert in der Madrigalkunst begann und sich um 1600 mit der Idee der Oper verbündete, hielt nun Einzug auch in die geistliche Musik. Kontrastreich wie die Malerei jener Zeit spürt die Musik im Geist dieser Avantgarde dem Maximum an Ausdruck, Bildhaftigkeit und Bedeutungsvielfalt nach – innerhalb des festen Rahmens des Generalbasses.

—— Bei Schütz hinterlässt das neue Denken einer neuen Zeit, in der durch Persönlichkeiten wie Galileo Galilei gänzlich neue Vorstellungen von der Ordnung der Welt entstehen, allein

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—— Matthäus Merian, Hafnia metropolis et portus celeberrimus Daniae. Coppen­hagen. Kupferstich aus: Neuwe Archontologia cosmica, Frankfurt a. M. 1646 oder 1638 schon in der Auswahl der Texte dieser Werksammlung seine Spuren. Nahezu alle ausgewählten Texte der Symphoniae sacrae I stehen in direkter Rede mit einem lyrischen Ich im Zentrum.

Die Reduktion der Sänger auf 1–4 Vokalisten hat vor allem den Effekt, dass das Wort befreit und emanzipiert wird. Was an Raumklang und klanglicher Größe (zum Beispiel gemessen an den Psalmen Davids) abhanden kommt, wird hinsichtlich der gestalterischen Flexibilität, der Bandbreite von Affekten und Gestaltungsmitteln gesteigert.

—— Nehmen wir beispielhaft das »Veni, dilecte mi«, eine Vertonung aus dem Hohelied Salomons. Es handelt sich um einen K ONZERT # 7

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brodelnden, verheißungsvollen Dialog zwischen Mann und Frau: »Komm in meinen Garten, Geliebter, um die köstlichen Früchte zu genießen.« Allein die unterschiedliche Vertonung des Kommens zeigt Schütz‘ vollendete Kunst, mit nur wenigen Tönen umfängliche Bedeutungen und Atmosphären zu erzeugen. Der Sopran 1 hebt mit einem gedehnten Notenwert an.

Die Sängerin ruft, womöglich auch über eine größere Distanz hinweg, zumal synkopisch oder auf der zweiten Takthälfte, wodurch der Ruf stets einen gewissen drängend-verbindlichen aber eben auch lockenden Charakter hat. Die männliche Antwort »venio« – »ich komme« ganz kontrastiv als aufsteigender Achtellauf gestaltet, enthält die klar Botschaft: hier eilt jemand, läuft hörbar und wendet sich der Rufenden zu. In einem späteren Abschnitt des Werkes steigert die Frau ihr werben, kommt ihm vielleicht auch ein Stück entgegen – nun mit punktierten Rhythmen und Synkopen, deren Notenwerte im Vergleich zum Anfang halbiert sind. Und der Mann? Der wird noch bewegter, die Achtelketten laufen auf- und abwärts, bis sie endlich vereint sind. Die Vereinigung ist dann so einfach wie tiefsinnig als homophone Passage komponiert, bevor sich der Rausch des gemeinsamen Trinkens in perlenden Achtelketten Bahn bricht und darin an jene verheißungsvolle Auszierung erinnert, mit der zu Beginn des Werkes der »hortus« – »Garten« gezeichnet worden war.

—— Zu den Sängern der lateinischen ›concerti‹ der Symphoniae sacrae I treten jeweils Instrumentalisten hinzu, deren exakte Besetzung Schütz diesmal nicht, wie in vielen anderen Werkzyklen, offen lässt, sondern ganz exakt vorgibt: Zink, Blockflöten, Posaunen und Violinen mischen den Texten und Gesangsstimmen ganz charakteristische Farben bei, imitieren die Stimmen oder eilen ihnen voraus, entflirren in himmlische Sphären oder errichten einen profunden Klangboden, aus dem gesungene Gedanken erwachsen. Kurzum: Als Heinrich Schütz aus Venedig zurückkehrte, hatte er nichts Geringeres im Gepäck als eine neue musikalische Welt, die er nun mit den mitteleuropäischen

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eine neue musikalische Welt

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Möglichkeiten und Errungenschaften zu verschmelzen suchte.

Offensichtlich war Schütz aber klar, das es nicht reichen würde, in Dresden und Mitteldeutschland hübsch anzusehende Souvenirs zu verteilen, um der Musikkultur neue Impulse zu verleihen. Es galt, die künstlerische Substanz und die Strukturen der Kunstausübung zu verbessern. In einem Memorial zur »Vorbesserung der Music betreffend« schlägt er zunächst vor, alle Hofmusiker vorzuladen, um herauszufinden, »was vor imperfection in der Music sich befinden würde.« Aus dieser Analyse heraus sollen unzulängliche Instrumentalisten in den Dienst als Sänger wechseln, vor allem aber sollten neue, fähige Musiker gewonnen werden, die im Sinne einer ›zeitgemäß informierten Aufführungspraxis‹ die neue Musik angemessen wiedergeben konnten. Auf dieses musikpädagogische Programm verweist Schütz auch ausdrücklich im Vorwort zu den Symphoniae sacrae II. Zwar sind diese erst 1647 in Dresden gedruckt worden. Aber es handelt sich dabei wohl um eine revidierte Fassung von Werken, die bereits in den 1630er Jahren während seines Aufenthalts am dänischen Hof entstanden waren, die Schütz aber lediglich »mit der Feder abgeschrieben« hatte. Die Symphoniae sacrae II stehen zeitlich und ästhetisch im Horizont von Schütz‘ Vorhaben, einen wirkmächtigen, transalpinen Kulturtransfer zu verwirklichen und die zeitgenössische italienische Musik in einer eigenen protestantisch-mitteldeutschen Lesart zu etablieren. Er bemängelt die »dem meisten theil noch verborgen gebliebene heutige Italianische Manier/beydes dero composition und rechten Gebrauch betreffend«. Und Schütz‘ Bestandsaufnahme der Gegenwart fällt drastisch aus. Selbst an den gut aufK ONZERT # 7

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—— Allegorische Stadtansicht von Kopenhagen mit drei singenden Sirenen, aus »Thesaurus philopoliticus.

Das ist: Politisches Schatzkästlein« von Daniel Meissner und Eberhard Kieser, 1638

gestellten mitteldeutschen Höfen wolle sich die Musik »weder recht fügen noch gebührlich abgehen,« indem »derogleichen auffgesetzte Sachen offtmahls so übel angebracht zerlästert und gleichsam geradebrecht worden seynt das sie einen verständigen Gehöre nichts anders als Eckel und Verdruß ja auch dem Autori selbsten und der löblichen deutschen Nation als were dieselbige zu der Edlen Music Kunst so gar ungeschickt (wie es dann gewißlich an solcher Beschuldigung bey etlichen Ausländischen nicht ermangelt) eine gantz unrechtmäßige Verkleinerung erwecken müssen.« —— In Dresden war sein Projekt einer neuen, internationalen Musikkultur vorerst zum Scheitern verurteilt. Der allseits wütende Dreißigjährige Krieg verschob die Interessen der Mächtigen zu sehr von der Kultur hin zum Militärischen und Wirtschaftlichen. Zudem waren die beiden Musiker, die

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Schütz als wichtige ›Projektpartner‹ aus Venedig mitgebracht hatte, der Lautenist Christoph Kittel und der Geiger Franceso Castelli, 1631 überraschend verstorben. Und bereits 1630 verlor Schütz einen Freund und bedeutenden Befürworter der ›italienischen Manier‹: Johann Hermann Schein verstarb in Leipzig.

Ernüchtert und verbittert angesichts der sozialen und kulturellen Wirklichkeit in Dresden wendet er sich an seinen Landesherrn, um an den Hof von Christian IV. nach Dänemark gehen zu können. Und so weilte Schütz 1633–1635 am dänischen Hof, als Hofkapellmeister angestellt. Die Symphoniae sacrae II sind der Musik gewordene Beleg dafür, dass Schütz auch im europäischen Norden die Idee einer neuen Musikkultur am Puls der Zeit weiterverfolgte und um 1650 mit der Drucklegung der Symphoniae sacrae II (und dem Teil III) noch einmal verstärkt anging. Denn die Werke flankiert die Empfehlung der Schulung im Geiste der neuen Musik, wenn Schütz im Vorwort sein »freundliches bitten« notiert, die Musiker »wollen ehe und zuvor sie sich unterstehen eines oder das andere dieser Stücken offentlich zu gebrauchen sich nicht schämen deswegen zuvor eines Vnterrichts bey solcher Manier Erfahrnen zu erholen auch an der Privat übung keinen Verdruß zu schöpffen.« —— Schütz wies den Weg, der über seinen italienischen Amtsnachfolger Marco Giuseppe Peranda und andere bis zu der spätbarocken Blütezeit italienischer Kunst am Dresdner Hof im 18. Jahrhundert führt. So sind die Kompositionen auch heute wirkmächtige Souvenirs – Erinnerungsstücke –, die mit ihrer Suggestivkraft, ihrem emotionalen Gehalt und den universellen Botschaften immer noch einen ›neuartigen Kitzel‹ verschaffen. Einen Kitzel, der immer dann entstehen kann, wenn Reisen und Auf-dem-Weg-sein als innerer Zustand Herz und Geist aufschließen für das Neue.

Oliver Geisler

K ONZERT # 7

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Ausführende Dorothee Mields

Dorothee Mields ist eine der führenden Interpretinnen für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und wird von Publikum und Presse besonders für ihr einzigartiges Timbre und ihre berührenden Interpretationen geliebt. Ihre makellose Technik und Stimmführung prädestinieren sie ebenso für die Werke zeitgenössischer Komponisten. Sie konzertiert mit dem Collegium Vocale Gent, dem Freiburger Barockorchester, der Nederlandse Bachvereiniging, dem Bachcollegium Japan, RIAS Kammerchor, Orchestra of the 18th Century, Beethovenorchester Bonn, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, L’Orfeo Barockorchester, der Lautten Compagney und dem Klangforum Wien, und mit Dirigenten wie Stefan Asbury, Ivor Bolton, Frans Brüggen, Beat Furrer, Paul Goodwin, Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt, Sir Roger Norrington, Emilio Pomárico, Hans-Christoph Rademann, Masaaki Suzuki und Jos van Veldhoven. Eine stetig wachsende Diskographie mit etlichen preisgekrönten Aufnahmen dokumentiert ihr künstlerisches Schaffen.

David Erler

David Erler stammt aus dem sächsischen Vogtland und studierte als Stipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung München Gesang bei Marek Rzepka in Leipzig. Als europaweit gefragter Solist arbeitet er mit Peter Van Heyghen, Jos van Immerseel, Wolfgang Katschner, Hermann Max, Hans-Christoph Rademann, Ludger Rémy und Roland Wilson sowie mit Ensembles wie Collegium Marianum Prag, Ensemble Inégal, Gesualdo Consort Amsterdam, Lautten Compagney Berlin, Les Muffatti Brüssel und Weser-Renaissance Bremen. Vokalensembles wie amarcord, Calmus, Singer Pur, Singphoniker und Stimmwerck laden ihn

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als Gastsänger ein, zahlreiche CD- und Rundfunkproduktionen sowie Festivalengagements (Bachfest Leipzig, Händelfestspiele Halle, Resonanzen Wien, Musica Antiqua Brügge) zeugen von seiner künstlerischen Arbeit. Zudem ist er Herausgeber der Kantaten von Johann Kuhnau beim Pfefferkorn Musikverlag Leipzig.

Georg Poplutz

Der Tenor Georg Poplutz konzertiert regelmäßig bei namhaften Festivals und in bedeutenden Konzerthäusern und Kirchen in Deutschland und Europa und arbeitete dabei u. a. zusammen mit L. Güttler, T. Kaljuste, H. Max, Sir R. Norrington, R. Otto, L. Rémy, M. Schneider, M. Suzuki, W. Toll und R. Wilson. Er singt außerdem im Johann Rosenmüller Ensemble von A. Paduch sowie in K. Junghänels Cantus Cölln und wirkt mit an der aktuellen Heinrich-Schütz-Gesamtaufnahme mit H.-Ch. Rademann. Weitere Rundfunk-, DVD- und etwa 30 CD-Aufnahmen dokumentieren sein Singen, darunter neuerdings Schuberts Die schöne Müllerin mit Romantischer Gitarre und Quintbass. Auch mit seinem Klavierpartner Hilko Dumno verbindet ihn seit einigen Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die in Liederabenden immer wieder zu erleben ist. Poplutz studierte nach einem Lehramtsstudium noch bei B. Possemeyer und Ch. Prégardien Gesang und erhält nun weitere künstlerische Impulse von C. Meyer-Bruetting.

Tobias Mäthger

Tobias Mäthger, 1977 geboren, studierte Gesang, Dirigieren sowie Schulmusik in Dresden und ist als freischaffender Sänger, Dirigent, Pädagoge und Kirchenmusiker tätig. Bereits heute kann er auf eine vielfältige, erfolgreiche nationale und internationale Konzerttätigkeit zurückblicken. Er ist Mitglied und Solist des Dresdner Kammerchores sowie langjähriger AssisK ONZERT # 7

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tent von Hans-Christoph Rademann. Daneben arbeitete er mit namhaften Künstlern und Ensembles wie z.B. Marc Minkowski, Peter Schreier, Ludger Rémy, Ekkehard Klemm, Hermann Max, Matthias Goerne, der Dresdner Staatskapelle, der Dresdner Philharmonie, dem Dresdner Kreuzchor und der Dresdner Singakademie zusammen. Ein besonderes Engagement gilt vor allem der Neuedition und Aufführung wiederentdeckter Werke Alter Meister. Zahlreiche Tondokumente seines bisherigen Schaffens liegen im Rahmen von CD-Produktionen und Rundfunkanstalten vor.

Felix Schwandtke

Der junge Bassist Felix Schwandtke stammt aus dem sächsischen Freiberg und kam über den Chorgesang zur Musik. Nach ersten musikalischen Erfahrungen im Freiberger Knaben­chor wechselte er ans Sächsische Landesgymnasium für Musik in Dresden. Seit 2008 studiert er an der Hochschule für Musik Dresden, gegenwärtig in der Gesangsklasse von Matthias Henneberg sowie in der Liedklasse von Olaf Bär. Eine langjährige und intensive Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Dresdner Kammerchor und dessen Chefdirigenten Hans-Christoph Rademann. Im Rahmen der ersten Gesamteinspielung der Werke Heinrich Schütz‘ übernimmt er in CD-Produk­tionen und Konzerten regelmäßig die Basspartie. Darüber hinaus arbeitet er mit weiteren namhaften Dirigenten der Alten Musik wie Andreas Spering oder Ludger Rémy.

Dresdner Barockorchester

Dresden und die Barockmusik haben eine gemeinsame Geschichte, da die Stadt im 17. und 18. Jahrhundert eine Musikstadt von europäischem Rang war. Hier lebten und wirkten bedeutende Komponisten und Musiker der Zeit wie zum Beispiel Jan Dismas Zelenka, Johann David Heinichen und Johann Adolph

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Hasse. 1991 entdeckten Absolventen der Dresdner Musikhochschule ein gemeinsames Interesse an dieser Musikepoche und gründeten das Dresdner Barockorchester. Lebendiges Musizieren auf barocken Instrumenten im Sinne der historischen Aufführungspraxis und besonders die Wiederentdeckung vergessener Werke aus der Sammlung der Dresdner Hofkapelle sind den Musikern des Orchesters wichtige Anliegen und wurden zu ihren Markenzeichen. Eine fruchtbare Zusammenarbeit verbindet das Orchester mit dem Dresdner Kammerchor und seinem Leiter Hans-Christoph Rademann unter anderem bei Aufführungen der großen Oratorien Bachs und Händels und bei der jüngsten Gesamteinspielung der Werke von Heinrich Schütz. Publikum und Presse bestätigten immer wieder die ergreifende Wirkung der Verschmelzung von Chorklang und historischem Instrumentarium. Das hohe Können der Interpreten ist durch zahlreiche CD-Einspielungen dokumentiert.

K ONZERT # 7

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CCarus

HEINRICH SCHÜTZ: DIE GESAMTEINSPIELUNG historisch informiert, heute interpretiert

Hans-Christoph Rademann · Dresdner Kammerchor NEU

Heinrich Schütz: Die Gesamteinspielung Box I Carus 83.041 (11 CDs & DVD) Die ersten acht Folgen der preisgekrönten HeinrichSchütz-Gesamteinspielung, erstmals in einer Box mit 11 CDs und einer BonusDVD mit dem Arthaus-Film „Heinrich Schütz. Der Vater der deutschen Musik“.

Carus 83.258

Carus 83.257

Heinrich Schütz

Heinrich Schütz

Symphoniae Sacrae III

2 CDs

Weihnachtshistorie

Mields · Hofbauer · Jantschek · Stosiek · Erler · Kunath Poplutz · Mäthger · Schicketanz · Schwandtke

Sämann · Jantschek · Werneburg · Stosiek · Kunath Poplutz · Mäthger · Schwandtke

Dresdner Kammerchor · Dresdner Barockorchester Hans-Christoph Rademann

Dresdner Kammerchor · Dresdner Barockorchester Hans-Christoph Rademann

Carus 83.258 (2 CDs)

Carus 83.257

Carus 83.238 (SACD)

Carus 83.255

Heinrich Schütz Psalmen Davids

2 SACDs Mields · Werneburg · Erler · Kunath Poplutz · Mäthger · MacLeod · Schwandtke

Dresdner Kammerchor · Dresdner Barockorchester Hans-Christoph Rademann

Carus 83.232 (2 CDs)

CCarus

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Eine Koproduktion mit

SÄCHSISCH ES www.mozartfest-sachsen.de www.mozart-sachsen.de

mozartfest Mozart und Böhmen

„vom Besehn der

frembden Länder“ 7. – 16. OKTOBER 2016 Das Exklusivkonzert

Marco Beasley Václav Luks & Collegium 1704, 14.10., 20.00 Uhr Dresden Mendelssohn Kammerorchester Leipzig, La Folia Barockorchester & Mahan Esfahani Terézia Kru liaková & Ensemble, Minguet Quartett & Matthias Kirschnereit, lautten compagney Nostitz Quartett Prag, BERLIN Christina Pluhar VOCALCONSORT L‘Arpeggiata BERLIN 13.10. , 20.00 Uhr Dresden

7.10., 20.00 Uhr Gera 8.10., 20.00 Uhr Weißenfels

www.schütz-musikfest.de

Zwรถnitz

Zwönitz – Alte Bergstadt mit Zukunft Unsere Stadt gehört nicht zu den großen Bergstädten, die ihre Gründung dem »Berggeschrey« verdanken, doch hat der Ort, der im Jahre 2010 seine 850-Jahrfeier beging, auch eine lange Bergbaugeschichte. Schon unter der Herrschaft des Klosters Grünhain schürfte man nach Zinn, Silber und Eisenstein.

Letzteres brachte Erfolg und war sicher die Grundlage für den Betrieb zahlreicher Eisenhämmer, eine Grundlage der späteren Zwönitzer Industrie. Die Zwönitzer nutzten auch das vorzügliche Stollenwasser für ihre Röhrwasserleitung und tun das noch heute. Viele der alten Bergwerke wurden nach der Wende wieder aufgewältigt, manche können unter der Obhut des Bergmännischen Traditionsvereins sogar wieder besichtigt werden. Überhaupt sind die Zwönitzer sehr traditionsbewusst. Davon zeugt nicht nur der vom Erzgebirgszweigverein betreute heimatkundliche Lehrpfad mit zahlreichen Tafeln und Schildern zur Heimatgeschichte, auch historische Gebäude wie das Hotel »Roß« am Markt und die Postmeilensäule am gleichen Standort stehen für die Zwönitzer Geschichte. Gleich drei Museen beherbergt die Stadt: das technische Museum Papiermühle im Ortsteil Niederzwönitz, das sich für das UNESCO-Weltkulturerbe bewirbt, das Heimatmuseum Knochenstampfe im Ortsteil Niederzwönitz und die Gebhardtsche Sammlung in der historischen Austel-Villa. Einen besonderen Rahmen für Musik bietet die Zwönitzer St. Trinitatiskirche. Sie wurde nach dem Brand im Jahre 1688 neu geweiht und erhielt einen barocken Kanzelaltar des Zwönitzer Meisters Gottfried Ullrich. Ab 1980 wurde das Gotteshaus renoviert und eine neue Orgel der Firma Eule eingebaut, der alte Prospekt jedoch erhalten und sorgsam restauriert. www.zwoenitz.de K ONZERT # 7

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Mittwoch | 14.9.2016 20 Uhr | Zschopau St. Martinskirche

IM LAUF DES JAHRES

LA FOLIA BAROCKORCHESTER ROBIN PETER MÃœLLER, Violine & Leitung

K L E I N . FE I N

Programm Francesco Geminiani (1681–1762)

Concerto grosso La Folia nach Corellis Violinsonate d-Moll op. 5 Nr. 12 Adagio – Allegro – Adagio – Vivace – Allegro – Andante – Allegro – Adagio – Adagio – Allegro – Adagio – Allegro

Antonio Vivaldi (1678–1741)

La Primavera. Concerto für Solo-Violine, Streicher und Basso continuo E-Dur RV 269 Allegro – Largo e pianissimo sempre – Allegro

Antonio Vivaldi

L‘Estate. Concerto für Solo-Violine, Streicher und Basso continuo g-Moll RV 315 Allegro non molto – Adagio – Presto

~ Pause ~

Antonio Vivaldi

L‘Autunno. Concerto für Solo-Violine, Streicher und Basso continuo F-Dur RV 293 Allegro – Adagio – Allegro

Antonio Vivaldi

L‘Inverno. Concerto für Solo-Violine, Streicher und Basso continuo f-Moll RV 297 Allegro non molto – Largo – Allegro

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Antonio Vivaldi

Il grosso mogul. Concerto für Solo-Violine, Streicher und Basso continuo D-Dur RV 208 Allegro – Recitativo (Grave) - Allegro

Ins Offene.

Vivaldis Wagnisse.

Im Grunde genommen tappen wir bei den Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi im Dunkeln. Und das, obwohl es sich um eines der populärsten Instrumentalwerke überhaupt handelt. Oder um angesichts dieses barocken Meisterwerks im Bild zu bleiben: Wir fischen im trüben Nebel. Nebel ist ja insgesamt ein gutes Stichwort für Vivaldis epochales Werk, schließlich entstand es in der gleichsam mythischen und oft nur schwer sichtbaren Lagunenstadt Venedig. Wir wissen also nichts über die Entstehungsbedingungen, können mit keinem faszinierenden Gründungsmythos oder einer Urszene aufwarten, die dann das Werk mit einer besonderen Aura ausstattet. Man denke da etwa an die Entstehung des Messiah von Händel und dessen literarische Verewigung in Stefan Zweigs Sternstunden der Menschheit.

Wenn wir uns in das Werk hineintasten, werden wir also nicht auf einen festen Grund stoßen (auch das eine reizvolle Analogie zum Entstehungsort), sondern vielmehr wird sich ein vager, aber umso erstaunlicherer Raum öffnen.

—— Die Vier Jahreszeiten sind wie eine Experimentierstube, wo Antonio Vivaldi in einer atemberaubenden und wegweisenden Versuchsanordnung erkundet, wie weit sich die BildK ONZERT # 8

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haftigkeit und Ausdruckskraft von Musik steigern lassen. Das kompositorische Experiment begann vermutlich um 1715 und mündete in der Veröffentlichung einer Werksammlung 1725 in einem der angesagtesten europäischen Verlage, bei Le Cène in Amsterdam. Die Sammlung, in der auch die vier Concerti enthalten sind, die wir als Le quattro stagioni kennen, erschien unter dem Titel Il Cimento dell’ Armonia e dell’Invenzione. Dieser Titel wird häufig als Der Wettstreit zwischen Harmonie und Einfall übersetzt. Dabei bedeutet das italienische Wort »cimento« genauso gut »Wagnis« oder »Probe«.

—— Es ist dieser Charakter des Wagnisses, des Vagen und Experimentierfreudigen, auch des Revolutionären, wodurch die vier Concerti (Frühling – Sommer – Herbst – Winter) mit ihren jeweils drei kontrastiven Sätzen den Instrumentalisten als Musik gewordene Aufforderung entgegentreten, sich ‘ins Offene’ zu wagen.

—— Der Begriff der Concerti bedarf einer kurzen Erläuterung: Wir haben es hier mit einem stark standardisierten Formmodell zu tun, das stilbildend bis in das 19. Jahrhundert wirkte. Vivaldis Name ist ganz unmittelbar mit der Entwicklung dieser dreiteiligen Struktur verbunden, die das Concerto grosso weitestgehend zurückdrängte. Die Folge schnell – langsam – schnell ermöglicht, das barocke Denken in Kontrasten in eine bestmögliche Form zu gießen: Sind die Ecksätze immer auch Möglichkeiten, Virtuosentum auszustellen, so sind die Mittelsätze mit ihren oft improvisiert wirkenden, gleichsam

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Die Vier Jahreszeiten sind wie eine Experimentierstube

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

kristallineren Strukturen und den lyrisch-tastenden Melodieentwicklungen so etwas wie die Rückseite der goldglänzenden Oberfläche des Barockzeitalters.

—— Nun sind feste Strukturen Segen und Fluch zugleich: Einerseits geben sie Halt und Form, andererseits können sie immer auch als Beschränkung von gestalterischer Freiheit repressiv auf den Kompositionsprozess einwirken. Genau in diese Kerbe schlug ein berühmter Komponistenkollege: »Vivaldi war ein langweiliger Mensch. Er hat nicht 500 Konzerte geschrieben, sondern 500 Mal dasselbe Konzert.« So urteilte oder besser: spottete Igor Strawinsky angesichts der im frühen 20.

Jahrhundert wiederentdeckten Werke des »prete rosso.« —— Das Verhältnis von Struktur und Freiheit auszuloten und Grenzbereiche zu erkunden, kann als Grundimpuls für das ‘Wagnis’ der Vier Jahreszeiten begriffen werden. Damit für die Interpreten aber letztlich auch für die Hörer Vivaldis komponierte Versuchsanordnung und der musikalische Durchgang durch den Jahreskreis in einer bestimmten Erzählstruktur nachvollziehbar werden, stehen dem Werkzyklus vier erklärende Sonette voran, die mit sprachlichem Bilderreichtum Szenen und allegorische Situationen vorstellen. Im Frühling beispielsweise wird das Zwitschern der Vögel beschrieben, bevor dann Blitz und Donner die Szenerie durchzucken. Schließlich tritt aber wieder Ruhe ein und ein Schäfer rastet mit seinem Hund unter einem Baum. Am Ende wird mit idealtypischen Elementen der Schäferdichtung der Tanz von Nymphen und Schäfern zum Klang des Dudelsacks ins sprachliche Bild gesetzt. Im Sinne einer Programmmusik und von Vivaldis Anliegen, die Bildhaftigkeit von Musik auszuloten, übersetzt der Komponist diese Szenen in Töne, Phrasen, Klangfarben und Passagen von bezwingender Plastizität.

—— In der Erstausgabe, und diese editorische Raffinesse hat sich bis heute gehalten, stehen die einzelnen Phrasen der Sonette über den entsprechenden Phrasen in den Instrumentalstimmen. So erhellen sich Text und Musik gegenseitig und K ONZERT # 8

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entwerfen eben jene Bilder und Szenen, die nach der Wiederentdeckung Vivaldis im 20. Jahrhundert derart populär wurden.

—— Eine Vivaldi-Szene verdient eine besondere Betrachtung.

Im Winter beschreibt er auch das Schlittschuhlaufen – Stolpern und Hinfallen inklusive. Dieser Volkssport fand ab dem frühen 17. Jahrhundert in Mittel- und Nordeuropa große Verbreitung.

—— Aber in Italien?! Ja, auch in Italien, denn in Europa herrschte vom 15.–18. Jahrhundert eine so genannte Kleine Eiszeit, deren wirtschaftliche, politische und auch kulturgeschichtliche Konsequenzen im Grunde bis heute nicht hinreichend Beachtung finden. Kriege, Hungersnöte, soziale Spannungen, wiedererstarkter Aberglaube, ja auch Fremdenhass sind Effekte der Wetterkapriolen, die die Kleine Eiszeit verursachten. Und natürlich waren auch Phänomene des Klimawandels spürbar.

Unter anderem waren dies extreme Kälteeinbrüche in sonst eher milden Klimazonen. Und so kam es eben auch dazu, dass die Lagune in Venedig u. a. 1708/09 zufror. Es ist vermutlich dieses konkrete Ereignis, auf das Vivaldi in seinen Quattro stagioni Bezug nimmt.

—— Vielleicht eröffnet sich dem heutigen Hörer auch eine neue Perspektive und die Möglichkeit, Vivaldis Meisterwerk in einem neuen, gleichsam zeitgenössischen Licht zu sehen: Als ein Denkanstoß, das Verhältnis von Mensch und Natur zu beleuchten und sogar als eine Möglichkeit, einmal über eine Klanggeschichte des Klimawandels nachzudenken.

—— Venedig war nicht nur ein Laboratorium, dessen Ergebnisse nach ganz Europa exportiert wurden und dort für Furore sorgten. Wir müssen uns Venedig auch als einen Knotenpunkt der frühneuzeitlichen Globalisierung vorstellen: Wie in einem Brennglas sind in dieser Stadt verschiedenste Bereiche der Welt, seien es kulturelle, ökonomische, ethnische oder religiöse, verdichtet. Und Venedig schwankt: Im Hinblick auf den Umgang mit dem Fremden pendelt der Zeitgeist zwischen Angst und Faszination. In diesem Horizont steht letztlich auch

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—— Erste Seite der Solo-Violinstimme mit den eingefügten Gedichtzeilen, Erstdruck, 1725 K ONZERT # 8

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eine Chiffre für das Grenz­ überschreitende, Überraschende und Fremde in der Musik «

das Violinkonzert in D-Dur Il grosso mogul. Die Bezeichnung »Großmogul« ist eine europäische Zuschreibung, wie insgesamt das Mogulreich über die historische Realität eines raumgreifenden Staats auf dem indischen Subkontinent mit bis zu 150 Millionen Einwohnern hinaus immer auch als eine Projektionsfläche für exotistische Phantasien und Sehnsüchte diente. Unbeschränkte Macht, unermesslicher Reichtum, sexuelle Libertinage und überbordende Sinnlichkeit sind die leitenden Stereotype der Zeit beim Blick Richtung Osten. In Vivaldis Lesart ist Il grosso mogul wohl weniger Beschreibung einer konkreten historischen Herrscherfigur als vielmehr eine Chiffre für das Grenzüberschreitende, Überraschende und Fremde in der Musik.

—— Es handelt sich um ein Violinkonzert, das hinsichtlich seiner Strukturen auflösenden Form, seiner glühenden Emotionen vor allem im ersten Satz, seiner exotischen Anreicherungen der Melodik und Harmonik, der ungewöhnlich langen Phrasen, der schwindelerregenden technischen Anforderungen und der geradezu provokativ egoistisch ausufernden unbegleiteten Passagen der Solo-Violine die Grenzen des Zeittypischen sprengte. Und dann ist da dieser gleichsam mystische 2. Satz, bei dem sich die Musik in einzelne Elementarteile aufzulösen scheint und die Violine eher tastend und flüsternd spricht, als dass sie singt. Unüberhörbar sind aber in jedem Fall die Anleihen an die Musik der Sinti und Roma sowie bei außereuropä-

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ischen Harmoniemodellen. Vielleicht ist es auch der Versuch, der Flüchtigkeit und Einmaligkeit der Improvisation mit den Möglichkeiten der Notenschrift Dauer zu verleihen, ohne den Charakter des Momentanen und Unwiederholbaren aufzugeben. Ob es tatsächlich so war, dass der Stargeiger am Sächsischen Hof, Johann Georg Pisendel, nach dem er das Werk inklusive eines improvisierten zweiten Satzes gehört hatte, diese Improvisationen verschriftlichte und damit die ursprüngliche Fassung ersetzte, wissen wir nicht. Es bleibt eine – wenn auch reizvolle – Anekdote. Sicher ist, dass es jener Pisendel war, der in einer epochalen Kulturleistung Vivaldis moderne Kompositionen nach Mitteldeutschland brachte und so die Entwicklung der hiesigen Musik der entscheidend befeuerte.

—— Ein solches Werk wie Il grosso mogul ist in der Gegenwart Vivaldis eigentlich nur noch schwerlich vermittelbar, weil er die Hauptpfade der Ästhetik doch zu deutlich verlässt und eher die verborgenen und meist abenteuerlichen Seitengassen aufsucht.

Man könnte so weit gehen zu sagen, dass der Titel (der vermutlich nachträglich hinzugefügt ist) die Möglichkeit war, dieses Werk überhaupt in die kulturelle Öffentlichkeit im frühen 18.

Jahrhundert bringen zu können. Mit dem Titel Il grosso mogul wurde ein ästhetischer Freiraum des Exotischen geschaffen, der das Werk integrierbar und rezipierbar werden ließ.

—— Aber vielleicht dachten manche damaligen Musiker und Hörer auch noch an etwas ganz anderes: Um 1650 wurde in der indischen Kollur-Mine ein Rohdiamant gefunden, der mit seinen rund 800 Karat bis heute als fünftgrößter Diamant der Welt geführt wird. Er gehörte zu den Insignien des indischen Herrschers, wodurch er eben auch selbst den Namen Großmogul erhielt. Es soll der venezianische Kunsthandwerker Hortentio Borgis gewesen sein, der den Stein schließlich zu einer spitzkegeligen Rose schliff. Seit der Eroberung Delhis durch den persischen Schah ist der Stein verschollen. Was bleibt, ist eine Komposition, die durchaus ebenso zu strahlen und zu faszinieren weiß.

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—— Große Diamanten. Tafel aus der schwedischen Enzyklo­ pädie Nordisk familjebok, 1907. Nr. 1: Großmogul

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—— Eröffnet wird das Konzert mit einem Werk, das Sinnbild ist für die Abenteuerlust, Experimentierfreude und die kreative Neugier des Barock. Francesco Geminiani (1687–1762) war ein gefeierter Violinist und Komponist, den es von Neapel zunächst nach Rom verschlug und der schließlich in Irland landete, wo er über die Musik hinaus unter anderem auch mit italienischen Gemälden handelte. Der Musikkenner Charles Burney (1726– 1814) pries seine Concerti grossi, die Geminiani an »die Spitze aller damals lebenden Meister« setzen würden. Seine Werke wurden für ihre harmonische Kühnheit und die kunstvollen Regelverletzungen geschätzt – er war gewissermaßen der Rebell unter den Barockkomponisten. Dass er bis heute berühmt und bekannt ist, verdankt er dann aber vor allem einer Komposition, die der besagte Burney in durchaus positivem Sinne als »musikalische Kochkunst« bezeichnete: Geminiani bearbeite um 1726 Violinkonzerte von Arcangelo Corelli (1653–1713) und veröffentlichte sie als Concerti Grossi […] Composti delli Sei Soli della seconda parte dell‘Opera Quinta d‘Arcangelo Corelli per Francesco Geminiani. Darin enthalten sind auch die Folia-Variationen, die heute Abend erklingen. »Folia« ist so etwas wie die heimliche Hymne der europäischen Barockmusik. Es handelt sich dabei um ein harmonisch-melodisches Satzmodel mit Ursprüngen im 15. Jahrhundert, das im 17. und 18. Jahrhundert zu unzähligen Variationswerken in ganz Europa inspirierte und so zur heimlichen Hymne Europas avancierte. Der Name »Folia« (oder auch folía, follia oder französisch: folie) bedeutetet übermütige Ausgelassenheit, Verrücktheit, Narrheit oder auch lärmende Lustbarkeit. Es ist ein Fest der Kreativität, das hier mit Francesco Geminiani gefeiert wird und sich immer wieder – neugierig, beherzt und mutig – ins Offene wagt. Kein Wunder also, dass sich dann Vivaldi hinzugesellt …

Oliver Geisler

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Ausführende Robin Peter Müller

Robin Peter Müller, in Dresden geboren, gehört zu den gefragtesten Musikern seiner Generation sowohl auf historischem Instrument als auch auf der modernen Violine. Seit mehreren Jahren widmet er sich gemeinsam mit dem von ihm gegründeten La Folia Barockorchester intensiv der historisch informierten Aufführungspraxis. In kurzer Zeit gelang es ihm, mit dem jungen Orchester national und international für Aufsehen zu sorgen. Zudem ist Robin Peter Müller u. a. regelmäßig als Konzertmeister Gast der Hamburger Symphoniker, den Chaarts (Chamber Artists, Schweiz) sowie des NDR Elbphilharmonie Orchesters.

—— Gastspiele in ganz Europa sowie CD-Produktionen u. a. bei den Labels Deutsche Harmonia Mundi/ SONY und Sony Classical dokumentieren das Renommee des jungen Geigers.

La Folia Barockorchester

La Folia – dieser Begriff stand im Barockzeitalter für Kühnheit, Wildheit, Ausgelassenheit, Lustbarkeit und insgesamt für eine künstlerische Haltung der Freiheit und überbordenden Kreativität.

—— Seit seiner Gründung 2007 belebt das La Folia Barockorchester, auf historischen Instrumenten, mit eben diesen Attributen die internationale Musikszene und sorgt wortwörtlich für Furore. Ob in kammermusikalischer Besetzung oder mit spätbarocker Opulenz, ob mit Instrumentalmusik oder in der Zusammenarbeit mit Vokalsolisten – immer steht das junge Ensemble um den Gründer und Konzertmeister Robin Peter Müller für vitale und mitreißende Interpretationen der Musik

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des 17. und 18. Jahrhunderts. Historisch informiert sucht das La Folia Barockorchester stets nach Möglichkeiten, die Emotionen und Inhalte der vergangenen Jahrhunderte in der Gegenwart erlebbar werden zu lassen. Verlebendigung, Bildhaftigkeit, Spielfreude – das sind Ansichten der Barockzeit, die als Einsichten die Interpretationen des La Folia Barockorchesters grundieren.

—— In nur wenigen Jahren hat das LFBO Publikum wie Fachpresse gleichermaßen begeistert und sich zu einem der gefragtesten Originalklang-Orchester in Europa entwickelt.

Zahlreiche Auftritte in den Musikmetropolen Europas (u. a. mit Jan Vogler, Simone Kermes und Stefan Temminh) sowie drei CD-Veröffentlichungen dokumentieren die rasante Entwicklung des Orchesters.

—— Zu den Höhepunkten der Saison 2016/2017 zählen die Gastspiele bei dem Festival Oude Muziek Utrecht, dem Musikfest Erzgebirge, dem Bucharest Early Music Festival (RO), beim Al Bustan Festival Beirut (LBN) und den Thüringer Bachwochen sowie die erstmalige Zusammenarbeit mit Anna Prohaska bei den Dresdner Musikfestspielen.

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Zschopau

Zschopau – die idyllische Bergstadt grüßt seine Gäste Die über 700 Jahre alte Stadt Zschopau mit den Ortsteilen Krumhermersdorf, Ganshäuser und Wilischthal liegt im landschaftlich reizvollen Zschopautal.

—— Im Jahre 1292 wurde Zschopau erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1493 die Privilegien einer »Freien Bergstadt«.

—— Das mittelalterliche Ambiente des historischen Stadtkerns mit seinen zahlreichen barocken Bürgerhäusern um den Alt- und Neumarkt, das im neuen Glanz erstrahlende Schloss Wildeck mit dem alten Bergfried »Dicker Heinrich«, die Stadtkirche St. Martin mit der drittgrößten Barockorgel Sachsens und die restaurierten Gebäude und Straßen sind nur einige der lohnenden Ziele. Auf weitere wollen wir Sie aufmerksam machen: das ehemalige Alte Rathaus mit Portalen, Stadtwappen und Glockenspiel aus 17 Bronzeglocken, das Neue Rathaus mit Renaissanceportal und konservierten Fundamentresten des früheren Treppenturmes im Hinterhof, das Wilkehaus, ein Fachwerkhaus von 1457, das durch seine vier Reihen Andreaskreuze und den beschnitzten Eckstiel mit Kerbschnittblüte beeindruckt, das imposante Bodemer-Herrenhaus von 1805, Ursprung einer aufblühenden Spinnereiindustrie, die alte Zschopau-Steinbrücke, 1812–1815 als Nachfolger einer überdachten Holzbrücke gebaut, mit dem Gedenkstein »Zschap mei Geeß«, dem Dankgebet der einstigen Fuhrleute.

—— Freuen Sie sich auf einen Besuch in der kleinen Bergstadt Zschopau und entdecken Sie selbst ihre schönsten Ecken! www.zschopau.de K ONZERT # 8

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Donnerstag | 15.9.2016 20 Uhr | Freiberg Dom St. Marien

Konzertmitschnitt

BEGEG­ NUNGEN

MATTHIAS SÜSS, PAVEL ČERNÝ, Orgel

K L E I N . FE I N

Programm GROSSE ORGEL — Matthias Süß

Johann Sebastian Bach (1685–1750) Passacaglia c-Moll BWV 582

KLEINE ORGEL — Pavel Černý

Johann Caspar Kerll (1627–1693)

Capriccio sopra il cucu (1. Fassung, datiert 17. Juli 1679 in Prag)

Johann Caspar F. Fischer (ca. 1670–1746) Passacaglia (Musikalisches Parnassus, Suita »Uranie«) GROSSE ORGEL — Matthias Süß

Johann Sebastian Bach.

Aus »Achtzehn Choräle von verschiedener Art« Schmücke dich, o liebe Seele BWV 654 Cantus firmus im Sopran KLEINE ORGEL — Pavel Černý

Carolus Luython (1557–1620) Ricercar

Matthias Süß

Johann Erasmus Kindermann (1616–1655) Präambulum in d Drifache Fuga super 1. ‚Christ lag in Todesbanden‘ 2. ‚Christus, der selig macht‘ 3. ‚Da Jesus an dem Creutze stundt‘

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

GROSSE ORGEL — Pavel Černý

Josef Ferdinand Norbert Seger (1716–1782) Toccata und Fuga d-Moll (Acht Toccaten und Fugen, Erstausgabe 1793 in Leipzig) Matthias Süß

Johann Kuhnau (1660–1722) Toccata in A Pavel Černý

Karl Franz Pitsch (1786–1858)

Fantasie und Fuge auf den Tod Felix Mendelssohn Bartholdys

Die riesige Musikmaschine Orgel.

Begegnungen im Erzgebirge

Orgelbauer sind immer unterwegs. Sie folgen ihren Aufträgen – oder ihrer Neugier. Gottfried Silbermann, geboren 1683 in Kleinbobritzsch, verließ im Alter von 18 Jahren seine erzgebirgische Heimat gleich für neun Jahre, um bald nach seiner Rückkehr sein erstes Meisterstück in Angriff zu nehmen: die große Orgel im Dom zu Freiberg. Das Ziel seiner Wanderung quer durchs Reich war von Anfang an klar: Straßburg, wo der fünf Jahre ältere Bruder Andreas eine Werkstatt betrieb. Andreas Silbermann wiederum hatte sich zunächst nach Wien gewandt; hier wirkte der gebürtige Lausitzer Johann Eugen CasK ONZERT # 9

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par (1623–1706), der als kaiserlich habsburgischer Orgelbauer seinen Namen klangvoll in Eugenio Casparini italienisiert hatte. Von hier ging Andreas zu Friedrich Rinck nach Dürkheim in die linksrheinische Pfalz und wandte sich anschließend nach Süden, ins Elsass. In den Jahren 1704 bis 1706 zog es ihn sogar nach Paris, wo er dem berühmten Hoforgelbauer François Thierry (1677–1649) zuarbeitete.

—— Zusammen mit den Orgelbauern auf den Weg machen sich Klangvorstellungen, individuelle Ideen für die Weiterentwicklung der riesigen Musikmaschine Orgel und nicht zuletzt die auf ihr gespielte Musik. Immer wieder frappiert, wie unterschiedlich die Instrumente klingen können, bei allen Ähnlichkeiten im Äußeren, in der Mechanik oder in der Tonerzeugung an sich. Die in nördlichen Breiten (Holland, Niedersachsen, Hansestädte, Skandinavien) verbreiteten Orgeln klingen hell, klar, obertönig, mit starken Prinzipalen und Mixturen in der Krone und majestätischen Bässen als Fundament. Süddeutsche Orgeln gefallen sich eher, wie man sagt, »grundtönig«, beinhalten schöne Flöten und Streicher, weiche Prinzipale und andere, differenzierte Schattierungen. Die Franzosen dagegen lieben, das hat sich bis heute nicht geändert, kräftige Farben, Zungenstimmen, die »Trompette«, »Cromorne«, »Bombarde« heißen, dazu das aus Oktaven, Terz und Quinte zusammengesetzte »Cornet«.

—— Wenn ein sächsischer Orgelbauer also zuerst nach Österreich und anschließend nach Frankreich zieht (das Heilige Römische Reich hatte das Elsass nach dem Dreißigjährigen Krieg an die französische Krone abtreten müssen) und anschließend sein Wissen und seine Erfahrungen an seinen Bruder weitergibt, der es wiederum es mit nach Hause ins Erzgebirge nimmt – muss da nicht ein neuer Typ von Orgeln entstehen? In der Tat zeigt die Freiberger Orgel Ingredienzen aus allen genannten Stilen. Johann Sebastian Bach, der eher im Banne der norddeutschen Schule stand, brauchte daher lange, um sich mit Silbermanns Stil und Klangideal (und auch mit dem System der

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Stimmung, ein Kapitel für sich!) anzufreunden, während Gottfried Silbermann enormen Respekt gegenüber dem gefürchteten Gutachter Bach zeigte.

—— Die Nachwelt indes identifiziert die Werke der beiden kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Hofkünstler gerne miteinander. Natürlich klingt die Passacaglia c-Moll, das Meisterwerk des jungen Orgelvirtuosen Bach, auf den 44 Registern der Domorgel prachtvoll, unabhängig davon, ob ein Organist das Thema und die folgenden zwanzig Variationen im vollen Werk durchspielt oder klanglich voneinander absetzt.

Für das ungewöhnlich lange, aus 15 Tönen bestehende Thema der Passacaglia wird gerne eine Tonfolge aus einer Messe des Franzosen André Raison (1640–1719) angeführt; die Variationskunst, die Bach vermutlich bei Dieterich Buxtehude in Lübeck

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ein neuer Typ von Orgeln

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kennengelernt hatte, übertrifft freilich jedes Vorbild, vor allem im Zentrum des Werks, wo sich das Thema in luftige Arpeggien aufzulösen scheint. Zum Schluss dient es Bach als Grundlage einer ausgreifenden Fuge.

—— Die Bearbeitung des Abendmahl-Chorals Schmücke dich, o liebe Seele (Text von Johann Frank, 1649) gehört in die sogenannte Leipziger Handschrift mit 17 kunstvoll bearbeiteten Chorälen aus Bachs letzten Lebensjahren. Einhundert Jahre später sprach Robert Schumann von »vergoldeten Blättergewinden« und einer »dareingegossenen Seligkeit« und traf damit den lyrischen, meditativen Charakter des Werks mit Worten der Romantik. Der cantus firmus erscheint schön koloriert und verziert im Sopran.

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—— Elias Lindner, Entwurf zum Prospekt der Silbermannorgel im Dom zu Freiberg, Kupferstich 1714

—— Drei Jahre nach der großen Domorgel baute Gottfried Silbermann in der Jakobikirche ein weiteres Instrument in Freiberg. Auch die Kirche St. Johannis musste nicht auf ein Instrument Silbermanns verzichten; diese 1719 vollendete, einmanualige Orgel mit 14 Registern steht heute ebenfalls im Dom und wird in diesem Konzert im Wechsel mit der großen Orgel gespielt und weist zunächst Wege in die sogenannte süddeutsche Tradition.

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—— Zu deren herausragenden Vertretern gehört Johann Caspar Kerll (1627–1693). Der gebürtige Vogtländer studierte in Wien und Rom, wurde Hoforganist in Brüssel und Hofkapellmeister in München. Als kaiserlicher Hoforganist wirkte er ab 1677 in Wien, bevor er sein letztes Lebensjahrzehnt, die Belagerung Wiens durch die Türken fliehend, wieder im Dienst der bayerischen Wittelsbacher verbrachte. Kerlls nicht sonderlich zahlreiche Orgelmusik umfasst acht Toccaten, sechs Canzonen und fünf Stücke mit anderen Gattungstiteln, unter ihnen das Capriccio sopra »Il Cucù«, das den Kuckucksruf über 200 mal kunstvoll aneinanderreiht.

—— Von Ost nach West zog der um eine Generation jüngere Johann Caspar Ferdinand Fischer (1656–1746). Der gebürtige Böhme leitete über dreißig Jahre die Hof- und Kirchenmusik des Markgrafen zu Baden in Rastatt. Sein Schaffen umfasst sehr viel mehr (vor allem geistliche) Vokal- als Instrumentalmusik. Gleichwohl machte diese mehr Furore. In einer Sammlung namens Ariadne musica etwa versammelte Fischer Vorspiele für Orgel in zwanzig verschiedenen Tonarten und brachte Johann Sebastian Bach womöglich auf die Idee, in seinem Wohltemperierten Klavier den Kreis von gleichartigen Stücken in allen 24 möglichen Tonarten zu schließen. Eine andere Sammlung nannte Fischer Musicalischer Parnassus; sie enthält neun, nach den Musen benannte Suiten im französischen Stil für Tasteninstrumente. Urania, die Sternenkunde, beschließt mit einer Passacaglia den Zyklus.

—— Einhundert Jahre Musikgeschichte liegen zwischen Fischer und seinem gerade noch modernen französischen Stil und Carolus Luython (1557–1620) und seinem gerade noch modernen franko-flämischen Stil. Gemeint damit ist polyphone, im dichten Kontrapunkt zu fünf oder sechs Stimmen gearbeitete Musik. Sie wird, im weltlichen Bereich, im italienischen Madrigal gipfeln und in der instrumentalen Musik sich im Ricercar am breitesten entfalten. Luython stammte aus Antwerpen, sang im Chor des Kaisers Maximilian II. in Wien K ONZERT # 9

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und folgte dessen Nachfolger Rudolf II. nach Prag. Nach dem Tod dieses Herrschers (1612), der wie immer mit der Entlassung der gesamten Dienerschaft verbunden war, Musiker inclusive, verliert sich Luythons Spur.

—— Zu den Vermittlern zwischen den Stilen gehört der Nürnberger Erasmus Kindermann (1616–1655). Er lernte in Venedig, bekleidete Organistenämter in seiner Heimatstadt und in Schwäbisch Hall. Führend war er auf dem Feld des Liedes. Sein Bestreben, italienische Satztechniken und Ausdrucksweisen mit der deutschen Sprache zu verbinden, erinnert an seinen Zeitgenossen Heinrich Schütz. Mit dem Unterschied, dass von Kindermann sich auch rein instrumentale Musik erhalten hat.

Neben dem Präambulum erklingt mit der Fuge über drei Passions- und Osterchoräle ein besonderes Kunststück; beide Werke überliefert die 1645 gedruckte Sammlung Harmonia organica.

—— Der böhmische Musiker Josef Ferdinand Norbert Seger (1716–1782), Organist an verschiedenen Prager Kirchen, hatte einen besonderen Verehrer: Kaiser Joseph II. Der sonst so nüchterne und rationale Herrscher übertrug ihm 1782 das Hoforganistenamt in Wien – Segers Tod verhinderte die Übernahme. Schade, sonst hätte er gewiss den gerade in Wien angekommenen Salzburger Organisten und Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart kennengelernt! Nach der Blüte im Barock, im aufgeklärten und antiklerikalen Zeitalter gehörte Orgelmusik nicht mehr in die erste Reihe musiksalischen Fortschritts, wie man der gleichwohl reizvollen, 1793 in Leipzig gedruckten (und von dem Überrumpelungspotential des berühmtem, gleichnamigen Schwesterstücks Johann Sebastian Bachs weit entfernten) Toccata mit Fuge d-moll anhören kann.

—— Die Nähe zum berühmtesten Thomaskantor aller Zeiten rückt Leben und Werk von Johann Kuhnau (1660–1722) in ungebührlichen Schatten. Anders als sein unmittelbarer Nachfolger Johann Sebastian Bach galt der aus dem östlichen Erzgebirge stammende Kuhnau als Gelehrter, Intellektueller und genoss in der Universitätsstadt Leipzig hohes Ansehen, was ihm

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—— Titelblatt des Erstdruckes der Acht Toccaten und Fugen von Josef Seger, 1793.

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Querelen mit dem Rat der Stadt, hierin Bach ähnlich, jedoch nicht ersparte. Er studierte Jura, wurde 1684 zum Thomasorganisten und 1701 zum Thomaskantor ernannt. Neben seinen Kompositionen verfasste er Musikerromane und erläuterte in seiner Schrift Der musicalische Quack-Salber (1700), was unter einem wahren Virtuosen zu verstehen sei: einer, der improvisieren kann! Wegweisend, auch für Bach, waren Sammlungen wie die Neue Clavierübung (in zwei Teilen) und die Musicalische Vorstellung einiger biblischer Historien (-Sonaten), eine Art frühe Programmmusik. Diese Werke richteten sich an professionelle Musiker wie auch an Laien, die ihren »von anderen Studiis ermüdeten Geist an dem Claviere wiederum zu erfrischen suchen«: in solchen Sätzen zeigt sich die stilistische Eleganz eines gebildeten Autors ebenso wie in der Musik an sich!

—— Nicht allzu weit entfernt, im Adlergebirge auf der böhmischen Seite der Grenze wurde Karl Franz Pitsch (1786–1858) geboren. An der Prager Universität studierte er Philosophie; später finden wir ihn in Brünn und in Wien, wo er sogar Beethoven begegnet sein soll. Seine Passion galt jedoch der Musik, insbesondere der Orgel; ab 1832 wirkte er an der prachtvollen Prager Nikolauskirche, ab 1841 zusätzlich als Direktor der Prager Orgelschule. Wie viele Kirchenmusiker im 19. Jahrhundert gilt Pitsch, der den im November 1847 verstorbenen Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Musik sehr bewunderte, als Bewahrer der kontrapunktischen Satzkunst. Im elegischen Stil jener Zeit rühmt diese Kunst die Niederrheinische Musikzeitung in einem am 24. Juli 1858 erschienenen Nachruf: »Wer je Zeuge der Leistungen unseres Pitsch als Organist gewesen, wird zu dem offenen Bekenntnisse gedrängt werden, dass dieser Meister unter seinen süddeutschen Bundesgenossen keinen Nebenbuhler zu scheuen hatte. Es bezieht sich dieser Ausspruch sowohl auf die Pitsch eigenthümlich gewesene Behandlung des Riesen-Instrumentes, wie auf die geistsprühende Art seiner stets thematischen und namentlich fugirten Improvisation. In erstgenannter Hinsicht musste Pitsch‘ gewandte und markige

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Behandlung des Pedals und die wahrhaft drastische Art seiner Registermischung auf Jeden überraschend und erhebend wirken, dem jenes unselbstständige Gebahren unserer Organisten bisher als ausnahmslose Norm der wahren Behandlung dieses Instrumentes erschienen.« Andreas Bomba

Ausführende Matthias Süß

1957 im erzgebirgischen Aue geboren, erhielt Matthias Süß im Alter von 7 Jahren seinen ersten Klavierunterricht. Musikalische Impulse bot ihm von 1967 bis 1975 die Mitgliedschaft im Dresdner Kreuzchor, währenddessen er u. a. auch Orgelunterricht bei Kreuzorganist Herbert Collum nahm. Von 1975 von 1981 studierte Matthias Süß Kirchenmusik an der Hochschule für Musik »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig. 1980 wurde er Preisträger beim VI. Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig. 1981 übernahm Matthias Süß das Amt des Kantors und Organisten an der Trinitatiskirche in Chemnitz. 2004 wurde er an die St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz und zum Kirchenmusikdirektor für den Kirchenbezirk Annaberg berufen. Mit Konzerten gastiert Matthias Süß regelmäßig im In und Ausland, Europa und Südamerika, sowie in Zusammenarbeit mit der Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz und der Erzgebirgsphilharmonie Aue. Es liegen mehrere Rundfunk- und Fernsehaufnahen sowie CD-Einspielungen vor.

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Pavel Černý

Der Organist, Pädagoge und Orgelsachverständige Pavel Černý ist oft Gast bei Konzerten in mehreren Ländern Europas und konzertierte auch in den USA, Japan, Brasilien, Afrika und Cuba. Er wirkt als Orgeldozent an der Musikakademie in Prag, an der Janáček-Musikakademie in Brno und als Jury-Mitglied bei Wettbewerben. Nach dem Prager Konservatorium studierte er an der Musikakademie in seiner Heimatstadt Prag und seine Ausbildung wurde mittels Besuchen von Meisterkursen bei einigen bedeutenden europäischen Organisten ergänzt.

Pavel Černý erweckte Aufmerksamkeit mit 1. Preisen bei den Orgelwettbewerben in Opava (1990), Lubljana (1992) und beim Prager Frühling (1994). Weitere Auszeichnungen wurden ihm von bedeutenden Musik- und Kulturorganisationen verliehen.

Pavel Černý nimmt regelmäßig CDs sowie für Rundfunk und Fernsehen auf. Er gewann u. a. auch den Preis der deutschen Kritik (1998) für die CD mit vierhändigem Orgelspiel mit Organist Martin Rost (Stralsund). Bei besonderen Gelegenheiten konzertiert er auch mit einem tragbaren Instrument aus dem 18. Jh., das er selbst restaurierte unter wissenschaftlicher Leitung in den Niederlanden. Er wirkt zudem als künstlerischer Berater bei verschiedenen internationalen Orgelfestivals mit.

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Silbermann-Tage . – .. »Fantasien von allerley Gestalt« . Musikfestival und XIII. Internationaler Gottfried-Silbermann-Orgelwettbewerb Gottfried-Silbermann-Gesellschaft e. V.

Info-Telefon: 03731/ 2 06 53 69 www.silbermann.org

Freiberg

Freiberg Die Stadt mit dem Charme ihrer historischen Baukunst ist idyllisch gelegen am Fuße des Erzgebirges. Das Gesicht Freibergs ist geprägt durch den Reichtum und Wohlstand, den 800 Jahre Silberbergbau brachten. Die Silberstadt Deutschlands fasziniert durch ihren geschlossenen Altstadtkern. Mit engen Gassen, historischen Fassaden und malerischen Ensembles strahlt sie große Lebendigkeit aus. Beeindruckende Kulturdenkmäler zeugen von der langen und bedeutenden Tradition des Silberbergbaus. Die Universitätsstadt Freiberg ist Sitz der TU Berg­ akademie. Sie betreibt bis heute erfolgreich das, wofür sie 1765 gegründet wurde: praxisnahe Ausbildung und Forschung. Ihr klares Profil mit den vier Gebieten Geowissenschaften, Energie, Umwelt und Werkstoffe greift die aktuellen Themen einer modernen Industrie­nation auf.

—— Auf der Spur des Silbers kann in Freiberg vielerorts gewandelt werden: in Sachsens ältestem und bedeutendstem Silberbergwerk, im Museum, im Schloss Freudenstein, beim Bergstadtfest oder der Mettenschicht. Aus der Bergbautradition resultiert ein großer kultureller Reichtum. So ist Freiberg stolz auf seine weltberühmten Silbermannorgeln, die noch heute durch ihre Klänge bezaubern, seinen imposanten Dom, das älteste Stadttheater der Welt, seine beeindruckende Stadtarchitektur mit einem der schönsten Marktplätze Deutschlands.

—— Die Montanregion Erzgebirge ist eine einzigartige Kulturlandschaft, geprägt vom Bergbau- und Hüttenwesen. Das Freiberger Umland kann auf vielfältige Weise erkundet werden: gut ausgebaute Wander- und Radwege locken ebenso wie im Winter ein flächendeckendes Loipennetz. Entdeckt werden können hier zahlreiche Schlösser und Burgen und natürlich die Stätten der erzgebirgischen Holzkunst. www.freiberg.de K ONZERT # 9

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Freitag | 16.9.2016 20 Uhr | Schneeberg St. Wolfgangskirche

Konzertmitschnitt Ein Konzert im Rahmen von Grundton D in Kooperation mit dem Deutschlandfunk Sendetermin: 5.3.2017, 21.05 Uhr

BERÜHMTE KNABEN­ CHÖRE

JOOWON CHUNG, Sopran TERRY WEY, Altus WIENER SÄNGERKNABEN BACH CONSORT WIEN RUBÈN DUBROVSKY, Dirigent

FEST L I C H . G L A NZ V O L L

Programm Johann Georg Pisendel (1687–1755) Sonata c-Moll, für Orchester

Johann Adolph Hasse (1699–1783) Miserere c-Moll, für Soli, Chor und Orchester

Johann Joseph Fux (1660–1741) Salve Regina, für Chor und Orchester

Jan Dismas Zelenka (1679–1755) Christe eleison, für Alt und Orchester

Antonio Caldara (1670–1736) Ego sum panis vivus, für Chor

Antonio Vivaldi (1678–1741)

Concerto op. 3 Nr. 10 h-Moll, für Orchester ~ Pause (20 Min.) ~

Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Motette »Tilge Höchster meine Sünden« BWV 1083 nach Giovanni Battista Pergolesis »Stabat Mater«, für Sopran, Alt und Orchester

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In Regionen denken – Europa hören.

Barockmusik von Neapel über Venedig und Wien durch Böhmen bis Leipzig und Dresden Niemand nahm im 18. Jahrhundert das Wort »Europa« in den Mund. Die Idee eines in wirtschaftlicher oder geographischer Hinsicht geeinten Kontinents existierte zwar als machtpolitisches Ziel, die überschaubare Lebenswelt prägten jedoch Kleinstaaterei, beengte Horizonte und Partikularinteressen. Unabhängig davon, ob man in Frankreich oder Sachsen, Schweden oder einem der südlich der Alpen gelegenen Länder lebte!

Kunst und Musik aber waren »europäisch«, ohne dass man sie so nannte. Zwar gab es einen französischen und einen italienischen, in gewissen Grenzen auch einen deutschen und einen englischen Geschmack – auf dem ganzen Kontinent wurde jedoch, bei allen individuellen Ausprägungen der Künstler, die gleiche Musik gemacht. Wer weite Wege auf sich nahm, bemerkte andernorts lokale Vorlieben und brachte sie mit nach Hause. Clevere Komponisten wie Antonio Vivaldi förderten die Verbreitung ihrer Musik, indem sie sie drucken ließen; andere, wie Johann Sebastian Bach, liehen Stimmen und Partituren leichtfertig und vertrauensvoll an Kollegen aus; gab es keine gdruckten Vorlagen, schrieben Schüler schrieben Werke ihrer Lehrer ab. Und wer es sich leisten konnte, wie der sächsische Kurfürst Friedrich August II., verpflichtete berühmte Musiker für sein Opernhaus und zeigte damit seinen Zeitgenossen, in welchem Glück und Wohlstand er lebte (oder zu leben glaubte).

—— Das Programm des heutigen Konzerts präsentiert den italienischen und deutschsprachigen Anteil dieser – so sagt man erst heute! – »gesamteuropäischen« Musikkultur des BaK ONZERT # 1 0

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auf dem ganzen Kontinent wurde die gleiche Musik gemacht

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rock und wie sie sich gegenseitig durchdringt. Konfessionell richtet es sich an der katholischen Sphäre aus, wie sie in Italien, am habsburgischen Kaiserhof, aber auch im offiziellen Sachsen herrschte, wo der Kurfürst und oberste Repräsentant der lutherischen Stammlande bekanntlich konvertiert war, um sich die polnische Königskrone aufs Haupt setzen zu dürfen.

—— Johann Georg Pisendel stammte aus der (protestantischen) Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach. Er spielte in der Ansbacher Hofkapelle und vervollkommnete sein Können bei den Hofkapellmeistern, zwei Italienern namens Francesco Pistocchi und Giuseppe Torelli. 1712 ging er als Erster Violinist nach Dresden und avancierte, nach einem längeren Italien-Aufenthalt, der ein ganzes Jahr Studium bei Antonio Vivaldi in Venedig einschloss, zum Hofkapellmeister des sächsischen Kurfürsten. Pisendels kompositorische Hinterlassenschaft ist überschaubar, besteht im wesentlichen aus Konzerten, Trios, Concerti grossi und Sonaten. Die kurze, nur zweisätzige c-Moll-Sonate sollte wohl im Gottesdienst erklingen, als Besinnungsmusik zwischen den Lesungen.

—— Der gebürtige Hamburger Johann Adolph Hasse hatte das Glück, mit einer der berühmtesten Opernsängerinnen seiner Zeit verheiratet zu sein: Faustina Bordoni. Kennengelernt hatte er sie während seiner Studien bei Nicola Porpora und Alessandro Scarlatti in Neapel. Hasse und Bordoni waren die Stars der Dresdner Oper, an die der Kurfürst sie 1733 verpflichtete – eine Attraktion, die auch Zuhörer wie den Leipziger

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Director musices Bach anlockte. Hasse war als Hofkapellmeister überdies – wenn auch nicht exklusiv – für die Kirchenmusik zuständig. Das heute aufgeführte Miserere entstand jedoch in Venedig, für eines jener Hospitäler, in dem unehelich geborene und von ihren Familien verstoßene »Findelkinder« lebten und eine gute musikalische Ausbildung genossen. Aufgeführt wurde die Vertonung des Psalms 50 traditionell in der Karwoche; Hasse gliedert den Text in acht Nummern und wendet viel Phantasie auf, ihn bilder- und affektreich auszudrücken.

—— Johann Joseph Fux kam in der Steiermark zur Welt und wirkte ab 1696 in Wien. 1701 wurde er Kapellmeister am Stephansdom, 1715 Hofkapellmeister. Zehn Jahre später veröffentlichte er mit dem Gradus ad Parnassum ein Lehrwerk über die Grundlagen des Kontrapunkts, das alsbald in keinem Kompositionsunterricht fehlen durfte; auch Johann Sebastian Bach besaß ein Exemplar. Der Komponist Fux hinterließ ein unermessliches, aus 18 Opern, über 50 Messen, 57 Vespern mit Psalmvertonungen, 10 Oratorien und Instrumentalwerken bestehendes Œuvre. Die Antiphon Salve Regina, mater miseri­

—— Canaletto, Wien, vom Belvedere aus gesehen aus, 1758-61 K ONZERT # 1 0

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cordiae entstand im 11. Jahrhundert; sie gehört liturgisch an den Schluss des Vespergottesdienstes und wird in Form der gregorianischen Melodie oder, wie hier, in einer schlichten Vertonung gesungen.

—— Zu den Schülern von Fux gehört der Böhme Jan Dismas Zelenka. Ursprünglich als Kontrabassist engagiert avancierte er am Dresdner Hof 1735 zum Kirchen-Compositeur, nachdem die Hofkapellmeisterstelle mit Johann Adolph Hasse ungleich prominenter besetzt worden war. Wenn Kyrie und Gloria, die Keimzelle der späteren h-Moll-Messe, die Johann Sebastian Bach 1733 an den Dresdner Hof gesandt hatte, hier je aufgeführt worden sind, dann nur, wenn Zelenka sich tatkräftig für diese Kompositionen des Leipziger Kollegen eingesetzt hätte.

Zelenka selbst hinterließ insgesamt 21 Messvertonungen zum Teil ähnlichen Ausmaßes, dazu (für die Karwoche) einen Zyklus Lamentationes Jeremiae und Responsorien. Neben dem strengen, in der Kirchenmusik geforderten kontrapunktischen Stil beherrschte Zelenka auch die ariose Kunst, wie sie sich im heute musizierten, um 1740 entstandenen und als einzelnes Stück überlieferten Christe eleison zeigt.

—— Der Cellist und Komponist Antonio Caldara begann seine Karriere in seiner Heimatstadt Venedig. Ab 1700 finden wir ihn in Mantua, ab 1709 in Rom und ab 1716 in Wien. Er wirkte unter Johann Joseph Fux als Vizekapellmeister der Hofkapelle und komponierte wie am Fließband: rund 3400 Werke umfasst sein Katalog, darin unglaubliche 80 Opern, 43 Oratorien, über 100 Messen und zahllose kleinere liturgische Werke, ferner auch reine Instrumentalmusik. Johann Sebastian Bach, der sich sehr für die moderne italienische Musik interessierte, hütete in seiner Bibliothek eine Vertonung des Magnificat aus der Feder Caldaras. Für eine Aufführung um 1740 bearbeitete er daraus den dritten Satz Suscepit Israel. Die schlichte zweistimmige Motette Ego sum panis vivus (Ich bin das Brot des Lebens, nach Joh. 6, 51–52) untermalte während der Messe die Austeilung der Kommunion.

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—— Antonio Vivaldi schließlich gilt als einer der Erfinder des Violinkonzerts. In diesen dreisätzigen, streng typisierten Werken wirkte er über den ganzen Kontinent stilbildend, von London über die Niederlande bis an die deutschen Höfe; Pisendel reiste 1716 von Dresden nach Venedig, um den Meister aufzusuchen, der am Ospedale della Pietà familienlose Mädchen in Musik unterwies. Johann Sebastian Bach stürzte sich auf die Drucke von Vivaldis Konzerten, um sich diesen Stil anzueignen. Verkaufsfördernd wirkten nicht nur die wunderbar sanglichen und eingängigen Themen, aus denen Vivaldi seine Konzerte entwickelte, sondern auch die Gruppierung in Sammlungen, die Vivaldi anfangs sogar mit Opuszahlen kenntlich machte. 1711 erschien in Amsterdam, unter dem sonderbaren Titel L’estro armonico (Harmonische Stechfliege), sein Opus 3, eine Sammlung von zwölf Konzerten. Das Konzert Nr. 10 verlangt gleich vier solistisch hervortretende Violinen – Bach gefiel es so sehr, dass er es als Concerto für vier Cembali BWV 1065 bearbeitete.

—— Zu den Kompositionen, die sich im frühen 18. Jahrhundert in Europa wie ein Lauffeuer verbreiteten, gehört die Vertonung des Stabat mater, eines Passionsgedichtes aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, aus der Feder von Giovanni Battista Pergolesi. Zu dem Erfolg bei trug auch der frühe Tod des in Neapel wirkenden Musikers; nur 26-jährig erlag er 1736 der Tuberkulose, und rasch bildeten sich Legenden um den Frühvollendeten. Wie kaum ein anderer beherrschte Pergolesi aber auch die Kunst, mit Musik das Gefühl der Menschen anzusprechen, Klänge, Motive und musikalische Gesten mit den Texten in Übereinstimmung zu bringen, in seinen Opern ebenso wie in der Kirchenmusik mit dem Stabat mater, seinem letzten Werk, an der Spitze.

—— Warum und zu welchem Anlass Johann Sebastian Bach dieses Stück mit einem neuen Text, der gereimten Paraphrase des 51. Psalms eines uns nicht bekannten Dichters unterlegte – es ist die einzige Psalmvertonung aus Bachs Feder –, wissen wir K ONZERT # 1 0

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die Kunst, mit Musik das Gefühl der Menschen anzusprechen

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leider nicht. Klar ist nur, dass im lutherisch-orthodoxen Gottesdienst das mystisch-schwärmerische Gedicht über die Leiden der Gottesmutter Maria keinen Platz hatte. Wie üblich beließ es Bach nicht bei der Neutextierung. Zu den beiden Vokalstimmen und dem Part der ersten Violine fügte er eine obligate Stimme für die Viola und eine Orgel-Continuopartie hinzu. Aus einer drei- wird also eine vierstimmige Komposition; offenbar reizte es Bach, auch hier seinem kontrapunktischen Steckenpferd die Sporen zu geben. Aus den zwölf Nummern Pergolesis machte Bach überdies 14 (seine Namenszahl! B = 2, A = 1, C = 3, H = 8, Summe: 14 – Bachs Absicht?), indem er die Nr. 5 in zwei Stücke teilt und das abschließende »Amen« ausweitet.

—— Von Johann Sebastian Bach, dem sächsischen Organisten und Kirchenmusiker, der weite Wege ging, um von »norddeutschen« Komponisten wie Reincken und Buxtehude ebenso zu lernte wie von den Italienern und Franzosen und in Dresden gerne die Oper besuchte, sagt man heute, er vereinige in sich das gesamte europäische Musikerbe seiner Zeit. Das geschieht über geographische und konfessionelle Grenzen hinweg, die manche – jenseits der Musik – wieder zu errichten im Begriff sind.

Andreas Bomba

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Sehr geehrte Damen und Herren, mit der Benefizkonzertreihe »Grundton D« engagiert sich der Deutschlandfunk in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz seit mehr als 25 Jahren für Baudenkmale in Not. Der Erlös der Veranstaltungen fließt in den Erhalt der Konzertorte. Eine Erfolgsgeschichte, die sich auch in Zahlen ausdrücken lässt: Mehr als viereinhalb Millionen Euro kamen durch die Konzertreihe »Grundton D« dem Denkmalschutz in Deutschland bereits zu Gute. 2016 kooperiert »Grundton D« zum inzwischen dritten Mal mit dem Musikfest Erzgebirge.

Die herausragenden Konzerte in Zschopau und Lößnitz sind allen in denkwürdiger Erinnerung geblieben. Dieses Jahr gehört die St. Wolfgangskirche in Schneeberg zu den zehn unbedingt erhaltenswerten Baudenkmalen im ganzen Bundesgebiet, die bei »Grundton D« zur Bühne für hochkarätige Musikerinnen und Musiker werden. Das Konzert mit den Wiener Sängerknaben verspricht einmal mehr Tausenden Zuhörerinnen und Zuhörern vor Ort sowie am Radio oder im Internet, Augen, Ohren und Herzen zu öffnen für den wunderbaren Ort, in dem es erklingt. Wir freuen uns auf den Tag, an dem sich die Wege von Musikfest Erzgebirge, Deutschlandfunk, Musikern und Publikum in Schneeberg treffen und hoffen, dass die Musik uns hilft, bewährte Wege in turbulenter Zeit nicht zu verlieren und in Sackgassen neue Wege zu erkunden. Gutes Gelingen dabei wünscht Ihnen Christoph Schmitz Leiter der Abteilung Musik im Deutschlandfunk www.deutschlandfunk.de/grundton-d K ONZERT # 1 0

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Ausführende Joowon Chung

Joowon Chung entdeckte schon als Kind ihre Liebe zum Gesang. Nach dem Besuch einer Schule mit musischem Profil nahm sie ein Gesangsstudium an der Nationaluniversität Seoul bei Hyunju Yoon auf. In Deutschland setzte die junge Sopranistin ihr Studium an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« Dresden fort. 2011 führte sie ihr Interesse an der Musik des Barock an die Abteilung Alte Musik der Hochschule für Musik »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig. Dort besuchte sie die Meisterklasse bei Gundula Anders, die sie im Juni 2015 mit dem Examen abschloss.

—— In Meisterkursen bei Emma Kirby und Dorothee Mields erhielt sie wichtige Impulse für den Gesang in der historischen Aufführungspraxis. Joowon Chung trat bereits beim Bachfest Leipzig, den Mendelssohn Festtagen Leipzig, dem Musikfest Erzgebirge und dem Festival Musicale Estense in Modena auf.

Auf der Opernbühne sang sie in Glucks »Orfeo ed Euridice« und Hasses »La Semiramide Riconosciuta«. 2013 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb cantateBach! in Greifswald.

Terry Wey

Terry Wey erhielt seine Gesangsausbildung als Solist der Wiener Sängerknaben bei Silvija V. Purchar sowie später bei Kurt Equiluz und Christine Schwarz an der Konservatorium Wien Privatuniversität, an welcher er auch Klavier-Konzertfach studierte. Über erste Auftritte mit dem Clemencic Consort unter René Clemencic 2003 fand der junge Preisträger mehrerer Wettbewerbe (u. a. MIGROS-Genossenschaftsbund Zürich,

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Kärntner-Sparkasse Wörthersee Musikstipendium) rasch Anschluss an die internationale Konzert- und Opernszene.

—— Seine Liebe zur Renaissancemusik führte zur Gründung des Vokalensembles Cinquecento sowie zu Auftritten mit führenden Ensembles wie dem Huelgas Ensemble, Gesualdo Consort Amsterdam oder Weser-Renaissance. Seine Diskografie umfasst neben acht CDs von Cinquecento (hyperion) auch Gesamtaufnahmen von Albinonis »Il Nascimento dell’Aurora« (oehms classics), Händels »Israel in Egypt« (Carus) und »Faramondo« (Virgin classics), sowie Bachs H-Moll-Messe unter Marc Minkowski (naïve) und Pergolesis »Stabat Mater« mit dem Counter-Kollegen Valer Barna-Sabadus (Oehms).

Wiener Sängerknaben

Der wohl berühmteste Knabenchor der Welt blickt auf eine lange Tradition zurück: Spätestens seit 1296 singen Knaben in der Wiener Burgkapelle. 1498 verlegte Maximilian I. seinen Hof samt Kapelle nach Wien. Musiker wie Mozart, Salieri und Bruckner wirkten am Wiener Hof; Joseph Haydn, Michael Haydn und Franz Schubert sangen als Knaben im Chor.

—— Schon im Mittelalter begleitete die Hofmusikkapelle den Kaiser auf Reisen - heute gehören die Tourneen zur Ausbildung der Wiener Sängerknaben: Seit 1926 haben rund 1000 Konzertreisen in 97 Länder stattgefunden; dabei wurden über 27.000 Konzerte gesungen.

—— Gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern und dem Herrenchor der Wiener Staatsoper setzen die Sängerknaben die kaiserliche Tradition fort: sie singen bei den Messen in der Wiener Burgkapelle. Auch im MuTh, ihrem eigenen Konzertsaal, kann man die Wiener Sängerknaben regelmäßig bei Chorkonzerten, Weltmusikprojekten und Kinderopern erleben.

—— 2015 wurde ein langfristiger Vertrag mit Universal Music – Deutsche Grammophon unterzeichnet; das erste gemeinsame Projekt ist eine Weihnachts-CD. K ONZERT # 1 0

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Bach Consort Wien

Gegründet im Jahre 1999, entwickelte sich das Bach Consort Wien unter der Leitung von Rubén Dubrovsky rasch zu einem der wichtigsten Barockensembles Österreichs. Neben zahlreichen Auftritten im Wiener Musikverein ist das Ensemble auf den Konzertbühnen Europas präsent. Seinem kammermusikalischen Gründungsgeist ist das Ensemble bis heute treu geblieben. Ein wichtiger Aspekt der Ensembletätigkeit ist die Neuentdeckung von Werken bedeutender Barockkomponisten.

So hat das Bach Consort Wien im Fux-Jahr 2010 Johann Josef Fux´ Oratorium »Christo nell orto«, im Rahmen der Festivals Osterklang Wien und Psalm Graz, zum ersten Mal wiederaufgeführt.

—— Zu den Spielstätten des Bach Consort Wien zählen unter anderen Theater an der Wien, Wiener Musikverein, Osterklang Wien, Styriarte/Graz, ORF Radiokulturhaus, Palais Esterhazy Eisenstadt, Brucknerhaus Linz und Feldkirch (A), Händelfestspiele/Halle, Festival Rhein Vokal, Schwetzingen (D), Winterthur (CH), Ancona (I), Zagreb, Barockabende Varazdin (HR), Via Stellae/Santiago de Compostela, Palau de la Musica Valencia Palau de la Musica Barcelona (E) und Estoril Festival (P).

Rubén Dubrovsky

Der Wahlwiener wurde als Sohn einer polnisch-italienischen Künstlerfamilie in Buenos Aires geboren. Seinen Weg als Musiker prägen zwei unterschiedliche Erfahrungen, die er bis heute gekonnt und auf inspirierende Weise verbindet: einerseits die klassische Ausbildung als Cellist und Dirigent, andererseits seine passionierte Forschungsarbeit über die traditionelle südamerikanische Musik und ihre gemeinsamen Wurzeln mit der europäischen Barockmusik.

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—— Der vielseitige Künstler ist Mitbegründer und Leiter des Bach Consort Wien. Unter seinem Dirigat entstand 2011 die erste Produktion in der Geschichte der Semperoper Dresden von Monteverdis L´incoronazione di Poppea. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die Opern von G. F. Händel, bisher mit szenischen Produktionen von Giulio Cesare, Rinaldo, Radamisto und Agrippina (Kiel), Tamerlano (Bonn) sowie Orlando (Wien). Zu den Höhepunkten als gefragter Konzertdirigent zählen Joseph Haydns Jahreszeiten am Schloss Esterházy, die TV Liveübertragung von Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Chor und Orchester des Spanischen Rundfunk in Madrid, Konzerte mit dem Hilliard Ensemble und dem Zürcher Kammerorchester in der Tonhalle Zürich und Rheingau Festival (ARTE/SWR) und das Wiener Osterkonzert im Stephansdom mit Vivica Genaux (ORF/3sat).

Es wurde eine wahrhaft musikalisch-deklamatorische Abendunterhaltung gegeben: ich phantasirte frei zum Fridolin – die Bauern sperrten das Maul auf, als ich so trunken über die Tasten wegfuhr. Als auch dieses vorbei war, ward ein fideles Tänzchen veranstaltet.

Robert Schumann über einen Kneipenbesuch in Schneeberg, 17. März 1828

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Schneeberg

Schneeberg – Pracht von Silberglanz bis Kobaltblau Schneeberg, die erste Stadt an der Sächsischen Silberstraße, verdankt seine Entstehung dem Bergbau. Kurz nach 1450 soll das erste Bergwerk auf dem Schneeberg angelegt worden sein, geschürft wurde nach Eisenerz. Die Stadtgründung erfolgte 1471 aufgrund reicher Silberfunde und nur 10 Jahre später wurden dem Ort die Rechte einer freien Bergstadt verliehen. Das nach einem verheerenden Stadtbrand bis 1725 errichtete Marktensemble mit seinen überwiegend im Hochbarock erbauten Bürgerhäusern ist einzigartig im Erzgebirge. Das Rathaus ist ein neugotischer Bau, welcher anstelle eines durch Brand zerstörten Barockbaues in den Jahren 1851/52 errichtet wurde. Die St. Wolfgangskirche zählt zu den größten und architektonisch ausgeprägtesten Kirchen der Spätgotik. In den Jahren 1516–1540 erbaut, erhielt sie 1539 den ersten und bis dahin vollkommensten Altar der lutherischen Reformation aus der Werkstatt Lucas Cranach d. Ä. Die Kirche wurde 1945 vollständig zerstört, jedoch in langwierigen Restaurationsarbeiten wieder aufgebaut. Im »Bortenreuther-Haus« befindet sich das Museum für bergmännische Volkskunst. Dieses ethnographische Spezialmuseum bietet dem Betrachter einen interessanten Einblick in die Schnitz- und Klöppelkunst des West­erzgebirges. Das Schneeberger Revier war vom 16. bis 19. Jahrhundert weltgrößter Fundort für Kobalterze, welche zur Herstellung des berühmten Kobaltblau verwendet werden. Eines der wichtigsten Denkmale des Kobaltbergbaus ist das Technische Museum »Siebenschlehener Pochwerk«. Es diente der Aufbereitung der abgebauten Erze. Das Kobalt aus dem Schneeberger Revier fand u. a. Verwendung auf Meißner Porzellan, auf chinesischem Porzellan und im blauen Glas aus Venedig. www.schneeberg.de K ONZERT # 1 0

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Samstag | 17.9.2016 11 Uhr | Pรถhla Zinnkammern

»... IN DER UNTER­ WELT«

YU SHAO, Tenor ENSEMBLE DIDEROT JOHANNES PRAMSOHLER, Violine & Leitung

K L E I N . FE I N

Programm André Campra (1660–1744) Triosonate in g-Moll

Jean-Baptiste Lully (1632–1687)

Dieu des enfers Aus: Concert pour Orphée (Ballett »La Naissance de Venus«) für Tenor und Basso continuo

Louis-Nicolas Clérambault (1676–1749) La félicité. Sonate in g-Moll

Louis-Nicolas Clérambault

Orphée Kantate für Tenor, Violine/Flöte und Basso continuo

Michel Blavet (1700–1768) Concerto à 4 in a-Moll Allegro – Gavotte I/II – Allegro

Jean-Philippe Rameau (1683–1764) Orphée Kantate für Tenor, Violine und Basso continuo

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Über Weltwissen und Unterwelten Orpheus und das Projekt der Aufklärung Das auf der Erde vorhandene Wissen versammeln: das ist das Ziel einer Enzyklopädie. Das Wort kommt aus dem Griechischen; heute spricht man, jedenfalls in Deutschland, mit einem anderen griechischen Wort eher von einem »Lexikon«. Die erste und berühmteste Enzyklopädie stammt aus Frankreich.

Die Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers erschien in 35 Bänden zwischen 1751 und 1780 und gilt als das Schlüsselwerk der »Aufklärung«. Nicht länger sollte Wissen der Geheimniskrämerei einiger Eingeweihter vorbehalten sein; alle Welt sollte daran partizipieren und damit in die Lage versetzt werden, die Welt mitzugestalten. Der Sturz überkommener Herrschaftsverhältnisse rund ein halbes Jahrhundert später war die mittelbare Folge. Bis dahin schrieben über 140 Autoren, die sogenannten »Enzyklopädisten«, rund 70.000 Artikel; herausgegeben wurde das gesammelte Weltwissen von Jean Baptiste le Rond d’Alembert (1717–1783) und Denis Diderot (1713–1784), nach dem der Südtiroler Geiger Johannes Pramsohler das heute gastierende »Ensemble Diderot« benannt hat.

—— Natürlich mussten die Enzyklopädisten die wissbegierigen Leser darüber aufklären, was eine Enzyklopädie überhaupt ist. Das Stichwort findet sich im fünften Band; es wird definiert als enchaînement de connoissances, also Verbindung oder Verkettung des Wissens, genauer: jener Kenntnisse (connoissances éparses sur la surface de la terre), die auf der Oberfläche der Erde verbreitet sind. Damit begeben sich die Autoren auf glattes Eis, weil diese Definition Erscheinungen unter-, über- und außerirdischer Art, immaterielle zumal und unwissenschaftliche, K ONZERT # 1 1

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ausschließen könnte. Es ist also nicht ohne Pikanterie, wenn ein »Ensemble Diderot« sich unter Tage begibt, um Musik zu machen, die uns in die Zeit der Aufklärung führt!

—— Spielen wir diesen Gedanken noch einen Moment weiter und schauen in den zehnten Band, was den Autoren – in diesem Fall dem Philosophen und Komponisten Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), dem Schriftsteller Louis de Jaucourt (1704–1779) und dem noch jungen Arzt Jean-Joseph Menuret (1739–1815) – zum Thema Musique eingefallen ist. »Musik ist die Wissenschaft der Klänge«, heißt es auf Seite 898, »soweit sie das Ohr auf angenehme Weise zu berühren in der Lage ist, oder die Kunst, Klänge so anzuordnen oder zu leiten, dass durch den Zusammenklang, ihre Abfolge und relative Dauer angenehme Empfindungen entstehen.« —— Natürlich hatten die Enzyklopädisten dabei konkrete Musik im Ohr – Musik in jener Art, wie sie im heutigen Konzert erklingt. Darauf deutet nicht zuletzt das Wort agréable, also »angenehm« hin, dass sie gleich zweimal verwenden. Es handelt sich um jene Musik, die am französischen Hof und in der Hauptstadt Paris gespielt und gesungen wurde und die, wie alle anderen Künste, Moden und Sitten auch, von hier nach ganz Europa ausstrahlten. Jeder Fürst um 1700, besonders die im deutschsprachigen Raum, wollte sein und leben wie Ludwig XIV.; nicht zuletzt diesem kostspieligen Vergnügen verdankt das kleinstaatliche Deutschland hunderte von Schlösser und Kirchen, wie sie nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges neu entstanden. Maler, Architekten und Musiker wurden gebraucht, um diese – wenn man so will – Parallelwelt mit Kunst und Leben zu erfüllen.

—— In Frankreich selbst wirkte, das hat sich bis heute nicht geändert, die Metropole als Fokus und Reagenzglas. Am Hof, aber auch in der Stadt, in der sich seit Ludwig XIV. die Könige kaum mehr aufhielten, entwickelte sich ein reges, sich gegenseitig befruchtendes Musikleben. Louis-Gabriel Guillemain (1707–1770) nahm dazu einen Umweg über Lyon und Dijon;

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die Metropole als Fokus und Reagenzglas

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erst 1759 trat der Geiger in königliche Dienste. Sein Werk umfasst zahlreiche Zyklen von Kammermusik für verschiedenste Besetzungen. Der letzte, gleichzeitig Höhepunkt seines Schaffens, trägt die Opuszahl 18, erschien im Jahre 1762 und heißt Amusements pour le violon seul. Zu diesen Belustigungen gehören zwölf virtuose Capricci. Wenn Louis-Claude Daquin, seinerzeit Organist an der Kathedrale Notre-Dame, »Genialität, Lebhaftigkeit und Feuer« des Kollegen rühmt, könnte er diese Stücke gemeint haben: »Seine Hand ist sprudelnd und kann von keiner Schwierigkeit gebremst werden. Dieser fantastische Künstler ist einer der fruchtbarsten unter den großen Meistern, seine Werke sind pikant und voller Schönheit.« —— Weniger am Hof, aber doch in Paris lebte und wirkte zur gleichen Zeit Michel Corrette. 1758 übernahm er von seinem Vater das Amt des Organisten am Jesuiten-Kolleg. 1762 trat er in die Dienste des Duc d’Angoulême. Viel beachtet wurden seine Traktate und Lehrbücher für verschiedene, zum Teil ungewöhnliche Instrumente von Flöte und Mandoline bis Harfe und Drehleier (für die er sogar Konzerte schrieb!). Auch die Sänger bedachte er mit einem Parfait Maître à chanter. 1738 bereits war die École d’Orphée erschienen, eine Violinschule, in der Corrette den französischen mit dem italienischen Stil vergleicht und die er 1782 mit L‘Art de se perfectionner sur le violon fortsetzt. Als Komponist trat Corette mit Balletten, Komödien und sonstigen Unterhaltungsmusiken in Erscheinung. Für die in der Stadt gern gesehenen Opéras comiques schrieb er 25 Concerto comique genannte Intermezzi oder Zwischenaktmusiken; sie greifen Themen und Motive aus den Bühnenstücken auf. Im K ONZERT # 1 1

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Zentrum des letzten dieser Concerti steht die Arie Quand on sait aimer et plaire aus dem Singspiel Le Devin du Village von Jean-Jacques Rousseau, die Mme Pompadour, die beim Volk unbeliebte, mächtige Mätresse Ludwigs XV. einst selbst auf der Bühne gesungen hatte. Der erste Satz variiert eine Air des Sauvages (Lied der Wilden) aus Les Indes galantes von Jean-Philippe Rameau, der letzte ein populäres Tanzlied, das sich auf die Rue Furstemberg im lebenslustigen Pariser Quartier Latin beziehen mag.

—— Der älteste der heute gespielten Komponisten ist Louis-Nicolas Clérambault (1676–1749). Sein Vater bereits gehörte zur Elitetruppe der 24 Violons du Roy, des königlichen Kammerorchesters. Er lernte das Orgelspiel und war ab 1715 einige Jahre Organist an der Pariser Kirche St. Sulpice, ein bis auf den heutigen Tag prestigeträchtiger Posten. Außerdem spielte er in der Maison Royale, einer von Ludwig XIV. gegründeten Schule für adlige (und unehelich geborene...) Mädchen in St. Cyr bei Versailles. Dies verschaffte ihm das Privileg, geistliche Musik für Frauenstimmen zu komponieren und mag ihn inspiriert haben, die Kunst der Kantate für sich zu entdecken, auch wenn heute eher seine farbenreichen Orgelsuiten bekannt sind. Clérambaults zwischen 1710 und 1726 in fünf Büchern gedruckte Kantaten sind jedoch weltlicher Natur und wurden – wie auch Correttes Konzerte – im Concert spirituel aufgeführt, einer vom König im Jahre 1725 den Pariser Bürgern zugestandene, öffentliche Keimzelle des modernen Musikbetriebs. Die Stoffe behandeln, hierin dem zeitüblichen Gebrauch folgend, Themen der antiken Dichtung. Am Orpheus-Stoff, der – wie das heutige Konzert – in der Unterwelt spielt, interessierte Clérambault und sein Publikum weniger das tragische Ende als die Kunst des Sängers, mit Musik und Tränen Mächtige, hier Pluto, den Hüter der Unterwelt, im Zeichen der Liebe zum Einlenken zu bewegen.

—— Der gebürtige Lothringer Joseph Bodin de Boismortier (1689–1755) verdiente sein Geld zunächst als Kassenbeamter

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—— Frans Francken d.J., Orpheus in der Unterwelt, frühes 17. Jh.

und Steuereintreiber im südfranzösischen Perpignan und im Anjou. Erfolge als Komponist und Flötist feierte er, nun in Paris, ab 1721, wobei seine eingängige Musik breite Kreise begeistern konnte, eine Folge eben auch des sich entfaltenden öffentlichen Konzertlebens. Bis etwa 1750 erschienen 97 Sammlungen mit Konzerten, Suiten, Sonaten, Kantaten und Ballettmusiken, dazu ein nicht mehr erhaltenes Lehrwerk für die Traversflöte, die in Boismortiers Musik eine Hauptrolle spielt.

—— Ebenfalls als Flötenvirtuose bekannt war der gleichaltrige, aus Marseille (andere Quellen sagen: Avignon) stammende Pierre-Gabriel Buffardin (1690–1768). Über seine Ausbildung und seine Jugend ist wenig bekannt; auch verläuft sein Lebensweg ungewöhnlich. 1713 trifft er in Konstantinopel (!) Johann Jacob Bach, Johann Sebastian Bachs älteren Bruder, der in schwedischen Diensten steht und auf der Flucht vor russischen Truppen hier Zuflucht gefunden hatte. Nachdem er 1715 vom K ONZERT # 1 1

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sächsischen Kurfürsten zum Soloflötisten des Dresdner Hoforchesters ernannt worden war, unterrichte er auch den nachmaligen preußischen, schulbildenden Flötisten Johann Joachim Quantz (1697–1773). Der berühmten Kapelle diente Buffardin bis zum Ruhestand 1749; danach zog er zurück nach Paris und starb angeblich verarmt, weil der kriegführende sächsische Hof die Pension nicht bezahlte. Reizvoll ist die Vorstellung, der sächsisch-französische Kammervirtuose habe den Flötenpart im Domine Deus jener Missa gespielt, die Bach 1733 dem neuen sächsischen Kurfürsten widmete und schickte – wenn das Werk hier je erklungen ist! Aus Buffardins eigener Feder sind nur drei Werke bekannt, mit Sicherheit eine Sonate, dazu zwei Konzerte in e- und f-Moll.

—— Jean-Philippe Rameau schließlich ist der vielleicht wichtigste französische Komponist des 18. Jahrhunderts. 1683 in Dijon geboren kam er, wie so viele andere, über die Orgel zur Musik. Als Student und fahrender Musiker reiste er quer durch Oberitalien (Mailand) und Frankreich (Montpellier, Clermont-Ferrand und Lyon), bevor er sich 1722 oder 1723 in Paris niederließ. Rameau leitete das Privatorchester eines königlichen Generalsteuereintreibers, über den er mit dem Hof in Kontakt kam. Seinem ersten Erfolg, der »Tragédie lyrique« Hippolyte et Aristie 1733, folgten rund dreißig weitere Bühnenwerke, dazu etwas Kammermusik und geistliche Werke. Rameau steht bis heute, da seine Opern wieder gespielt werden, für die französische Musik des 18. Jahrhundert schlechthin; ihrer for-

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mit Musik und Tränen Mächtige im Zeichen der Liebe zum Einlenken zu bewegen

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—— Jacob Hoefnagel, Orpheus besänftigt die Tiere, 1613

malen und expressiven Eleganz bereitete die von Virtuosen beherrschte Oper italienischer Art aber zunehmend Konkurrenz.

Rameaus 1721 komponierte, aus je drei Rezitativen und Arien bestehende Orpheus-Kantate beinhaltet, anders als die Kantate Clérambaults über den gleichen Stoff, auch das Scheitern des Sängers; inmitten der zweiten Arie kann er sich nicht mehr beherrschen und dreht sich nach der ihm aus der Unterwelt folgenden Freundin um. Ein Liebender, sagt der Text, verliert durch Ungeduld allzuoft das, was er begehrt. Deshalb ist der glücklich, der seinen Willen im Zaum halten kann. In der Encyclopédie (Band 11, 1765) mag der Autor des Orphée-Artikels, Louis de Joucourt, Rameaus liebliche Kantate im Ohr haben, wenn er auf die Musik abhebt und beschreibt, wie die süßen Akkorde von Orpheus’ Leier die wildesten Tiere zähmt, die Winde sich drehen, die Bergketten sich neigen lässt und die Bäume zum Tanzen bringt!

Andreas Bomba K ONZERT # 1 1

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Ausführende Yu Shao

Yu Shao erhielt seinen ersten musikalischen Abschluss nach vier Jahren am Konservatorium Schanghai unter Wu Bo. Im selben Jahr, 2008, entschloss er sich, sein Studium in Frankreich fortzusetzen. 2010 wurde er in den Chor von Radio France aufgenommen. 2011 bestand er die französischen Examensprüfungen in den Fächern Gesang, Musiktheorie und Kammermusik.

2012 nahm er am Ausscheid des Gesangsworkshops der Pariser Oper als Finalist teil und wurde eingeladen, seine Studien unter José van Dam fortzusetzen.

Ensemble Diderot

Das Ensemble Diderot wurde 2008 von Johannes Pramsohler gegründet und widmet sich als Spezialensemble auf Originalinstrumenten vordergründig der Aufführung und Erforschung des barocken Triosonaten-Repertoires aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Es ist in Paris beheimatet und verdankt seinen Namen dem französischen Schriftsteller, Philosophen und Enzyklopädisten Denis Diderot. Das Ensemble, formiert in der ursprünglichen und klangvollsten Besetzungsform der Triosonate mit zwei Violinen, Cembalo und Cello, wird regelmäßig für sein energievolles und virtuoses Spiel gelobt und bildet ohne Zweifel eine der gegenwärtig interessantesten und originellsten Kammermusikformationen in Europa.

—— In der Vergangenheit war das Ensemble nicht nur in Deutschland und Frankreich, sondern auch in Großbritannien, Spanien, Italien und Polen zu hören. Darüber hinaus wurde es zu Residenzen nach Amilly (Frankreich) und Aldeburgh (Großbritannien) eingeladen. 2010 residierten die jungen Musiker als »Rheinsberger Hofkapelle« in der Schlossanlage von Friedrich dem Großen und Prinz Heinrich von Preußen in Rheinsberg/

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Brandenburg. Seit 2012 verbindet das Ensemble eine enge Zusammenarbeit mit dem Théâtre Roger Barat in Herblay (Frankreich), wo Monteverdis Combattimento di Tancredi e Clorinda, ergänzt durch Musik italienischer Meister des 17. Jahrhunderts, auf Grundlage von Texten von Torquato Tasso auf spektakuläre Weise in Szene gesetzt wurde. In Zusammenarbeit mit der Fondation Royaumont wird 2016 die Weltersteinspielung der Triosonaten Op. 2 von Jean-Jospeh Cassanéa de Mondonville erscheinen.

Johannes Pramsohler

Der in Südtirol geborene und mittlerweile in Paris lebende Barockgeiger Johannes Pramsohler hat sich in den letzten Jahren zu einem der vielseitigsten Musiker seines Fachs entwickelt.

Als künstlerischer Leiter und erster Geiger des 2009 von ihm gegründeten Ensemble Diderot erweckt er mit höchster Präzision und feinem Gespür für bedeutende Raritäten unbekanntes Repertoire zum Leben. Die Debüt-Einspielung des Ensembles mit Kammermusik vom Hofe Augusts des Starken sorgte international für grossen Beifall. Seine erste CD mit Weltersteinspielungen von Violinkonzerten aus Dresden wurde für den International Classical Music Award nominiert. Um künstlerisch noch freier in seinen Entscheidungen zu sein, hat Johannes 2013 sein eigenes Label gegründet. Die erste bei Audax Records erschienene Aufnahme mit mit Werken von Corelli, Telemann, Händel, Leclair und Albicastro wurde für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert. Johannes erhielt seine Ausbildung bei so bedeutenden Lehrern wie Georg Egger, Jack Glickman und Rachel Podger. Die Zusammenarbeit mit Reinhard Goebel ist bis heute eine wichtige Inspirationsquelle seiner Arbeit. Er ist Preisträger des Internationalen Telemann-Wettbewerbs Magedeburg. Seit 2008 hat Johannes die Ehre, Reinhard Goebels Geige, eine P. G. Rogeri aus dem Jahr 1713, sein Eigen zu nennen.

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Pรถhla

In den größten Zinnkammern Europas Um 1900 bestimmte nicht mehr allein der Bergbau das Landschaftsbild des Erzgebirges. Maschinenbau, Blechverarbeitung, Färbereien, Papierfabriken und Textilfabriken kamen hinzu.

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg erschallte das größte Berggeschrei, dass das Erzgebirge je erlebt hatte. Die fieberhafte Suche und die reichen Funde an Uranpechblende zogen Tausende von Arbeitskräften hierher. Die alten Bergwerke, die noch bis zum Kriegsende auf Kobalt, Wismut, Nickel, Flussspat bauten, wurden zu den ersten Urangruben der SAG Wismut. Nach Pöhla, einem kleinen Ort im Erzgebirge, kam die SDAG Wismut erst im Jahre 1967. Durch Übertagebohrungen in den 50er/ 60er Jahren entdeckte man hier große Komplexerzlagerstätten, deren Skarngesteine mit Uran, Zinn, Wolfram, Eisen, Silber vergesellschaftet sind. Die Wismut trieb Ende 1967 einen ca. 8 km langen Hauptstollen bis zum Fuße des Fichtelbergs auf ca. 600m ü.M. Bei etwa 3000m wurde die Zinnerzlagerstätte »Hämmerlein« an- und den Jahren 1976/77 die Zinnkammern als Experimentalabbau aufgefahren. Vorrangiges Ziel der Wismut blieb aber die Uranerzlagerstätte Tellerhäuser, die bei ca. 6000m mit 2 Blindschächten, 6 Hauptsohlen, 7 Nebensohlen, ein halbes Dutzend Wetterüberüberhaun ausgerichtet, vorgerichtet und 1979 in den Abbau von Uranerz überführt wurde. Mit der politischen Wende endete der Wismutbergbau im Erzgebirge. Im Jahr 1991 begann die neu entstandene Wismut GmbH die Flutung der Lagerstätte Tellerhäuser und führte bis heute umfangreiche Sanierungsarbeiten Untertage und Übertage durch. Geblieben sind die auch geologisch überaus interessanten Zinnkammern als einmalige Zeugen der Wismut-Bergbaugeschichte. www.zinnkammern.de K ONZERT # 1 1

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Samstag | 17.9.2016 16 Uhr | Olbernhau Stadtkirche

SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER EVA GÖDAN, PROF. JOHANNES VOIT, Moderation & Vermittlung

WIE KLINGT DAS WETTER?!

LA FOLIA BAROCKORCHESTER ROBIN PETER MÃœLLER, Violine & Leitung

J UNG . ERFR I S C HEND

—— Gabriele Bella, Die gefrorene Lagune, Venedig, 1708

Schlittschuhlaufen in Venedig Frühling, Sommer, Herbst und Winter: Die vier Jahreszeiten, die den venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi zu seiner wohl berühmtesten Komposition inspiriert haben, bestimmen heute wie damals unseren Jahresablauf. Und doch sind sie Veränderungen unterworfen: Bescherte die »Kleine Eiszeit« zu Lebzeiten Vivaldis den Menschen ungewohnte Klimaschwankungen, so ist es heute der vom Menschen verursachte Klimawandel, der mancherorts für milde Winter, heiße Sommer oder aber für Wetterkatastrophen sorgt. In einem dreistündigen Kompositionsworkshop setzen sich Jugendliche zwischen acht und 12 Jahren künstlerisch mit dem Thema Klimawandel

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—— Abel Grimmer, Winter, 1607

auseinander. Sie untersuchen Naturmaterialien und Alltagsgegenstände auf ihre klanglichen Möglichkeiten und finden musikalische Entsprechungen für Wetterphänomene. Die dabei entstehenden Kompositionen erklingen anschließend in einem Konzert neben Vivaldis berühmten »Vier Jahreszeiten«.

—— Eine Gruppe von Schülern aus dem Erzgebirge hat sich bereits im Vorfeld mit dem Thema Klimawandel und mit Vivaldis »Vier Jahreszeiten« beschäftigt. Die durch die Komposition ausgelösten Assoziationen und Geschichten haben sie in Live-Projektionen übersetzt. Im Konzert werden ausgewählte Sätze von Vivaldis Werk mit diesen Bilderwelten heutiger Jugendlicher konfrontieren.

Konzept und Workshopleitung; Eva Gödan und Johannes Voit www.klangkulisse.eu K ONZERT # 1 2

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—— Bitte mal mich aus!

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Ausführende Eva Gödan M.A.

Geboren 1978 in Hamburg, studierte Schulmusik und Theaterpädagogik in Dresden und an der Universität der Künste in Berlin. Nach Abschluss des 1. und 2. Staatsexamens Klassenlehrerin in Dresden-Hellerau. Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung. Theater- und musikpädagogische Engagements sowie künstlerische Leitungen u. a. am Staatsschauspiel, Societätstheater , »die bühne« und der JVA in Dresden sowie am Maxim Gorki Theater, der Staatsoper unter den Linden in Berlin, an der Kölner Philharmonie und der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft Freiberg. Langjährige konzertpädagogische Beraterin des Jugendprogramms »freakquency« der Dresdner Philharmonie. Vielfältige Dozenten, Lehr- und Jurytätigkeiten.

—— Veröffentlichung u. a. Kinder- Orgelführer für die Hofkirche in Dresden und den Dom zu Freiberg (Preisträgerin des Sächsischen Heimatpreises). Mitbegründerin von »Klangkulisse« - Neue Musik trifft zeitgenössisches Theater und »HEIMLICHT« – Zeitgenössisches Musiktheater im privaten Raum.

Im Zentrum ihrer Arbeit stehen das Wechselspiel von Theater, Musik und Performance sowie die künstlerische Auseinandersetzung mit ungewöhnlichen Räumen und Orten.

Johannes Voit

Geboren 1980 in Nürnberg, studierte Schulmusik, Anglistik/ Amerikanistik und Komposition in Dresden und Norwich (England) und promovierte in Musikwissenschaft. Nach dem Studium Tätigkeit als Komponist, Musikvermittler und Opernchorsänger. Mitarbeiter des Instituts für Neue Musik der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und Leiter des Education-Projekts »Neue Musik erleben und gestalten«.

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Lehraufträge am music career service Dresden, der Universität zu Köln und dem kompositionspädagogischen Weiterbildungsstudiengang KOMPÄD. Dozent zahlreicher Schulprojekte und Lehrerfortbildungen in Deutschland und Österreich. Stipendiat des Siemens Arts Program, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Paul Sacher Stiftung. Teilnehmer der ersten Körber Masterclass on Music Education. 2012-2015 Referent für Musikvermittlung an der Kölner Philharmonie. 2015 Berufung auf eine Juniorprofessur für Musikvermittlung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.

Überall die Einfachheit, Gutmüthigkeit und Dienstfertigkeit, die man finden möchte und die man so selten findet.

Friedrich Karl von Savigny auf einer Reise ins Erzgebirge, 13. September 1799

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Samstag | 17.9.2016 20 Uhr | Olbernhau Treibehaus in der SaigerhĂźtte

Konzertmitschnitt

UNTER­ WEGS IM GASTHAUS

BAROKKSOLISTENE BJARTE EIKE, Violine & Leitung

N Ä C HT L I C H . UNGEW Ö HN L I C H

Programm An Alehouse Session.

Lieder, Gesänge und Tänze aus den Gasthäusern Englands des 17. Jahrhunderts.

Gasthäuser.

Vom ersten Nachtlager bis zur Eckkneipe Bis in die Antike reicht die Geschichte der Gasthäuser zurück.

Die Entwicklung der kommerziellen Gastlichkeit hatte ihren Ursprung in der beginnenden Reisetätigkeit der Menschen. Aus primitiven Wirtsstuben, in denen Speise, Trank und Unterkunft auf niedrigstem Niveau angeboten wurden, entwickelte sich über die Jahrhunderte eine Vielfalt an Gastronomie-Betrieben, die keine Wünsche offenlässt. Vom Gourmettempel über Traditionslokale bis hin zur einfachen Eckkneipe reicht die Palette.

Und jede Region auf der Welt hat ihre ureigene Kneipenkultur.

—— Gastfreundschaft zu gewähren und in Anspruch zu nehmen, gehört zu den ältesten Tugenden unter kultivierten Menschen. In den noch sehr dünn besiedelten Gebieten des heutigen Europas und des Mittelmeerraums war man auf dieses Geben und Nehmen angewiesen, wollte man auf langen und beschwerlichen Reisen nicht verhungern und verdursten. Und ein einfaches Nachtlager auf dem Heu machte dem Gastgeber auch keine großen Umstände. Man kann sogar von einem regelrechten Gesetz der Gastfreundschaft sprechen, das in vorchristlicher Zeit und im Mittelalter zum Verhaltenskodex gehörte. Eine erste kommerzielle Form von Gastlichkeit entwickelte sich bereits im 3. Jahrtausend vor Christi Geburt im Orient. Sie ging mit der zu-

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nehmenden Reise- und Handelstätigkeit der Menschen einher.

Besonders an den Hauptverkehrswegen entstanden Herbergen, in denen Speise, Trank und Unterkunft gegen Bezahlung angeboten wurden. Versorgt wurden dort auch die mitgeführten Last- und Reittiere. Eine frühe Form der Autobahnraststätte war somit geboren. Zu dieser Bewirtung in ländlichen Gebieten kamen später in den Hochkulturen der Antike, in Mesopotamien, Ägypten, dem heutigen Griechenland und im Römischen Reich dicht besiedelte Ballungsräume und Städte, deren Bürger auch gastronomisch versorgt sein wollten.

Auf ein Bier ins Zweistromland Schriftliche Überlieferungen beweisen, dass schon im Zweistromland, zwischen Euphrat und Tigris, dem heutigen Irak, in Bierschenken den Gästen verschiedene Bierspezialitäten angeboten wurden. Das Brauhandwerk war Sache der Frauen, deshalb gelten sie als die Pioniere des Gastgewerbes. Damit die Gastwirtinnen keine Wucherpreise für das begehrte Getränk nahmen, legte König Hammurabi um 1700 vor Christus auf seinen Gesetzestafeln die korrekte Preisgestaltung für den Bierverkauf fest. Bier sollte demzufolge nicht mit harter Silberwährung, sondern mit Getreide entlohnt werden. Die Griechen der Antike begeisterten sich mehr für den Wein. In den Städten und größeren Orten gab es Verkaufsläden, in denen man neben Waren des täglichen Bedarfs auch Wein kaufen, aber auch

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Man kann sogar von einem regelrechten Gesetz der Gastfreundschaft sprechen

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an Ort und Stelle verkosten konnte. Darüber hinaus wurden billige Schlafplätze angeboten, denn meist lagen diese Gasthäuser in zentraler Lage und in der Nähe von Tempelanlagen, die viele Besucher aus nah und fern anlockten. Bei der Obrigkeit genossen diese Weinschenken allerdings keinen guten Ruf. Hohen Beamten war es strengstens verboten, diese Gasthäuser zu besuchen. Doch konnten viele der Verlockung wohl nicht widerstehen.

Fastfood bei den Römern Ähnlich wie bei den Griechen sah auch die Gastronomie-Szene im antiken Römischen Reich aus. Gasthäuser gab es viele, aber sie waren bei der Oberschicht verpönt. Deren legendäre Orgien wurden nicht etwa in feudalen Restaurants abgehalten, sondern in den luxuriösen Behausungen der reichen Römer. Dort ließ man von Sklaven auftischen. Die vielen Tavernen, die es in den Städten, auf dem Land und in der Nähe der Militärlager in den römischen Provinzen gab, waren dem gemeinen Volk vorbehalten. Da viele Menschen der einfachen Bevölkerung über keine eigene Herd- oder Kochstelle verfügten, mussten sie, wenn sie eine warme Mahlzeit zu sich nehmen wollten, Garküchen (Popina) und Imbissstände aufsuchen. Von diesen gab es unzählige in den großen römischen Metropolen. Es waren zur Straße hin offene Ladenlokale mit gemauerten Theken, in die muldenartige Feuerstellen eingearbeitet waren. Darüber hingen große Kessel, in denen einfache Speisen garten. Wer es sich leisten konnte, bestellte Fleisch dazu, das auf offenem Feuer gegrillt wurde. Auch Wein wurde in verschiedenen Preis- und Qualitätsklassen angeboten. Es war eine Art Fastfood-Gastronomie, denn Speis und Trank waren für den sofortigen Verzehr oder für die Mitnahme nach Hause bestimmt. Für Gäste, die verweilen wollten, stand meist nur ein kleiner Raum zur Verfügung, der spärlich möbliert war. Neben den Garküchen buhlten auch Trinkstuben (Taberna Vinariae) und Weinschenken (Cau-

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—— David Teniers d.J., Bauern tanzen vor einer Kneipe, um 1660

pona) um Kundschaft. Das Getränkeangebot dort wurde durch den Verkauf von Grundnahrungsmitteln ergänzt. Um Kunden anzulocken, benutzten die Römer bunte Wirtshausschilder, auf denen sie ihr Angebot anpriesen.

Von Klosterschänken und Zapfwirten Mit dem Niedergang des römischen Imperiums um das Jahr 500 nach Christus verlor auch die Kneipenkultur an Bedeutung. Es brauchte Jahrhunderte, bis das Gastgewerbe wieder in Schwung kam. Es waren die Klöster, die sich auf diesem Sektor hervortaten. Durch ihre großen Küchen und ihre Kenntnisse im Bierbrauen waren die Mönche prädestiniert, Klosterschänken zu betreiben. Die Namen vieler historischer Gasthäuser, wie »Klosterbräu« oder »Klosterstube«, deuten noch heute darauf hin. Daneben entstanden, wie schon in vorchristlicher Zeit, an Verkehrsknotenpunkten Gasthäuser und Herbergen, die K ONZERT # 1 3

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—— Anonymer Braunschweiger Maler, Eine Kneipe mit Akrobat und Dudelsackspieler, um 1555

speziell auf die Bedürfnisse der Reisenden zugeschnitten waren. Zu einem wahren Wirtshausboom führte die Entstehung der Städte im Spätmittelalter. Sogenannte Zapfwirte, die meist selbstgebrautes Bier und Wein aus eigener Herstellung anboten, gab es an jeder Ecke. Damit die Stadtoberen den Überblick behielten, mussten die Wirte einen grünen Zweig sichtbar über ihrer Türe anbringen. Eine Tradition, die sich besonders in den Weinregionen bis heute gehalten hat. Für das leibliche Wohl in Form von einfachen Speisen sorgten die Kochwirte. Mit der Zeit entstanden Gasthäuser, die Speisen, Getränke und Herbergszimmer gleichermaßen anboten. Dass in manchen dieser Lokalitäten auch der Prostitution nachgegangen wurde, rundete das Leistungsspektrum für den Kneipenbesucher des Mittel-

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alters ab. Die meisten Gastwirte des Mittelalters führten ihre Betriebe im Nebenerwerb und gingen ihren Hauptbeschäftigungen als Bäcker, Brauer oder Metzger nach. Den Gastwirt als ausschließlichen Hauptberuf kennt man erst seit dem 16. und 17. Jahrhundert.

Wirtshausschilder werden Pflicht Als sich der Standard der Gasthäuser im 17. Jahrhundert erheblich verbesserte, kehrten reichere Schichten in die Häuser der gehobenen Kategorien ein. Vor allem, wenn sie sich mit ihrem Gefolge auf Reisen befanden, brauchten sie eine standesgemäße Unterkunft. Damit jeder sehen konnte, wo sie Herberge bezogen hatten, stellten sie Schilder mit ihrem Wappen vor den Türen der Wirtshäuser auf. Für die Gastwirte eine gute Werbung, die sich bald verselbständigte. Das Wirthausschild, das schon die Römer gekannt hatten, wurde über 1000 Jahre später neu erfunden und sogar zur Pflicht. Für die städtischen Steuereintreiber und Kontrolleure waren diese Schilder ein wichtiges Orientierungsmerkmal. Wichtiges Regelwerk jener Zeit waren die Wirtshausordnungen. Fast in ganz Europa galt der Paragraph, nach dem der Wirt jeden Gast, ob Edel- oder Bettelmann, seinem Stand gemäß und gegen entsprechende Bezahlung, bewirten und beherbergen musste. Bei Personen mit ansteckenden Krankheiten musste dieser Paragraph, der bis ins 18. Jahrhundert Bestand hatte, allerdings nicht befolgt werden.

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Der Wirt musste jeden Gast, ob Edel- oder Bettelmann, bewirten und beherbergen

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Gutbürgerlich und proletarisch Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts entstand allmählich der Wirtshaustyp, wie wir ihn heute kennen. Die wohnliche Einrichtung nach dem individuellen Geschmack des Besitzers und seine regionalen Küchen- und Getränkespezialitäten wurden zu wichtigen Unterscheidungsmerkmalen für die Gäste. Parallel zu dieser »gutbürgerlichen« Gaststube – ein Attribut, das auch heute noch gebräuchlich ist – etablierten sich vor allem im dichten Gassengewirr der Großstädte düstere Spelunken, in denen sich halbseidenes Gesindel und armes Proletariervolk traf. In den Arbeitervierteln der Industriemetropolen wurde der Alkohol zum vermeintlichen Hilfsmittel, um Abwechslung in den grauen Alltag zu bringen. Deshalb führte man in Großbritannien zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Sperrstunde in den Pubs ein. Man wollte verhindern, dass die Fabrikarbeiter alkoholisiert und unausgeschlafen zur Schicht erschienen. Auf diese Zweiklassengesellschaft geht auch die Entstehung der elitären Clubs in Großbritannien zurück. Die Oberschicht wollte beim abendlichen Drink nicht auf den Pöbel treffen, vor allem aber die Sperrstunde umgehen. In Deutschland hat sich die Arbeiterkneipe als Kultlokal in der typischen Eckkneipe manifestiert. Vor allem in den Städten des Ruhrgebiets waren die einfachen Wirtshäuser in den Wirtschaftswunderjahren florierende Kleinbetriebe und wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Viertel. Mit dem Niedergang des Bergbaus mussten immer mehr dieser typischen Kneipen aufgeben. Seither wurden SzeneGasthäuser immer wichtiger, die mit besonderem Flair, besonderer Küche und besonderen Attraktionen aufwarten können – Erlebnisgastronomie. Die berühmte kleine Kneipe an der Ecke kann bei diesem Wettbewerb kaum mehr mithalten.

Alfried Schmitz

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Ausführende Barokksolistene

In dem Ensemble versammeln sich Künstler von hohem solistischem Niveau – alle von ihnen zählen zu den besten auf ihrem Instrument –, die hier eine Plattform finden, sich als Künstler und Musiker voll zu entfalten. Barokksolistene gibt es als Kammerorchester, Pub-Band, frei improvisierende Gruppe, Cross-over-Ensemble oder als kleines und feines Kammermusikensemble. Barokksolistene wird gefördert durch das Norwegian Arts Council.

Bjarte Eike

Eike wurde an der Grieg Academy in Norwegen ausgebildet und hat mit Richard Gwilt in London gearbeitet. Er war Artist in Residence beim Bergen International Festival 2008 und beim Nordwind Festival for performing arts am Radialsystem Berlin 2009. Er hat an vielen Aufnahmen mitgewirkt.

Zur Zeit unterrichtet Eike Barockvioline an der Norwegian Academy of Music und ist Gastdozent am Royal Danish Music Conservatory. Auch als freier Violinist und Konzertmeister ist Eike immer auf der Suche nach neuen Wegen, sich der klassischen Musik zu nähern. Obwohl von seiner Ausbildung her tief in der so genannten »historisch informierten Aufführungspraxis« verwurzelt, integriert er in seine Programme gerne andere Künste wie Videokunst, Tanz, Moderation, Improvisation etc.

Neben seiner Arbeit mit Barokksolistene arbeitet er regelmäßig zusammen mit führenden Ensembles der Alten Musik wie Concerto Palatino, I Fagiolini, Dunedin Consort, Caecilia Consort, Weser Renaissance, Sirius Viols, Chelycus, Altapunta und Bergen Barokk.

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Olbernhau

Olbernhau

Stadt der sieben Täler Die Stadt Olbernhau liegt in einer Gegend, die geradezu einlädt zu einem Urlaub im Erzgebirge. Es gibt viele gut ausgeschilderte Wanderwege, z. B. durch das Bärenbachtal, durch das Natzschungtal zur Aussichtsplattform des Stößerfelsens oder auch hinauf auf den Hainberg.

—— Olbernhau hat aber auch viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Das bekannteste ist das Museum Saigerhütte mit dem Kupferhammer. Der historische Gebäudekomplex ist nahezu originalgetreu erhalten geblieben, bzw. rekonstruiert worden.

In der Alten Faktorei sind Schauwerkstätten der Holz- und Drechslerwaren untergebracht. Im ehemaligen Treibehaus befindet sich das Saigerhüttenmuseum. Der Kupferhammer, den schon Zar Peter der Große von Russland besuchte, ist noch voll funktionsfähig. Bei Führungen werden die drei großen und bis zu vier Meter langen Hämmer durch Wasserkraft in Betrieb genommen und das Feuer im Kamin wie damals mit einem riesigen Blasebalg angefacht.

—— In der Stadtmitte direkt am Markt befindet sich das Heimatmuseum Olbernhau. Das ehemalige Rittergut beherbergt heute z. B. Zeugnisse der Gewehrmanufaktur in Olbernhau, der Spielzeugproduktion, sowie eine 3,20 m hohe Weihnachtspyramide und mechanische Berge. In der Weihnachtszeit findet im Rittergut die traditionelle Handwerkschau statt. Zum Weihnachtschor-Singen strömen alljährlich über Tausend Sangesfreudige in den Hof der altehrwürdigen Gebäude. Olbernhau ist die Stadt mit den meisten Holzkunst-Werkstätten. Von hier stammen das Olbernhauer Reiterlein und das Kantenhocker-Räuchermännchen. Es werden aber auch Lichterbögen, Nussknacker, Räuchermännchen und Spieldosen hergestellt. www.olbernhau.org K ONZERT # 1 3

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Erst auf dem geräumigen Markt von Schneeberg Athem schöpfend, traten wir dem stattlichen Gasthause zur Sonne ab, wo unsrer die beste Aufnahme wartete. Wirth und Wirthin, beide von gefälligem Aeußern, waren auf das Eifrigste bemühet, uns die Unbilden des beschwerlichen Tages vergessen zu machen. Es mochte ihnen leichter, als Andern gelingen, da sie das Wesen danach haben, und jene verbindliche Güte, deren ich früher Erwähnung that, sich sogleich auf sächsischem Boden empfinden läßt.

Caroline Baronin de la Motte-Fouqué, Reiseerinnerungen 1823

Großes Gold für Gersdor-

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Sonntag | 18.9.2016 20 Uhr | Marienberg St. Marienkirche

REGULA MÜHLEMANN, Sopran ANETA PETRASOVÁ, Alt PAUL SCHWEINESTER, Tenor KREŠIMIR STRAŽANAC, Bass

Konzertmitschnitt

LETZTE REISE

DRESDNER KAMMERCHOR BAROCKORCHESTER WROCŁAW HANS-CHRISTOPH RADEMANN, Dirigent FEST L I C H . G L A NZ V O L L

Programm Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Vesperae solennes de Confessore KV 339 für Soli, Chor und Orchester ~ Pause (20 Min.) ~

Wolfgang Amadeus Mozart

Requiem d-Moll KV 626 für Soli, Chor und Orchester in der Ergänzung durch Joseph von Eybler und Franz Xaver Süßmayr

Unvollendete Reise Zwischen Auftragswerk und Legendenbildung Ewige Ruhe, requiem aeternam, erbitten wir für unsere Verstorbenen. Der musikalischen Form der Totenmesse, eben dem Requiem, wächst dabei eine ganz eigene Symbolik zu. Sie bildet den Abschluss, die Abrundung des irdischen Lebenswegs. Und wiederum wird das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart unter diesen Messkompositionen als ganz herausragend angesehen: als »Opus summum viri summi«, als »höchstes Werk des höchsten Menschen«, hat es der Thomaskantor Johann Adam Hiller einst bezeichnet, obwohl – ja, obwohl das Werk, dass wir heute Abend hören, so eigentlich gar nicht von Mozart stammt.

Mozarts Lebensweg brach ja 1791 ab, bevor der Komponist ‚sein‘ Requiem vollenden konnte: gerade einmal der Eröffnungssatz war vollständig niedergeschrieben, von den meisten Folgesätzen waren lediglich die Gesangsstimmen und die Harmonien

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—— Das letzte Mozart-Porträt entstand 1789 in Dresden. Die Silberstiftzeichnung stammt von Doris Stock und entstand im Hause Christian Theodor Körners.

der Begleitung skizziert. Die Sätze Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und der Schlussatz fehlten.

—— Gerade die Umstände der Entstehung dieses »Opus summum« wirken bis heute geheimnisumflort. Selbst und gerade dem, der sonst nicht viele Werke Mozarts kennt, schweben sie mystisch über dem Notentext: ein anonymer, vielleicht gar jenseitig angehauchter Bote habe das Werk in Auftrag gegeben; und der Komponist sei sich nach und nach bewusst geworden, dass er hier sein eigenes Requiem schreibe... Ist das nicht der beste Stoff für Legenden?

—— In Wirklichkeit müssen wir uns die Sache profaner vorstellen. Eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Werkes fällt zuerst dem musikverrückten Grafen Franz von Walsegg zu, der auf Schloss Stuppach am Fuß des Semmerings residierte. Als seine Frau Anna im Februar 1791 starb, bestellte der Graf bei Mozart anonym eine Totenmesse, die er zum ersten Todestag seiner Frau unter eigenem Namen aufzuführen gedachte – und K ONZERT # 1 4

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Mozart für diese urheberrechtliche Schummelei vergleichsweise fürstlich entlohnte.

—— Die Tatsache, dass Mozart bei seinem Tod nur Fragmente des Auftragswerks hinterließ, der dicke Vorschuss jedoch mit einiger Sicherheit schon ausgegeben war, brachte Constanze Mozart in ernsthafte Bedrängnis. Um die versprochene Restsumme von Walsegg einfordern zu können, musste das Werk schnellstmöglich abgeschlossen werden. Constanze beauftragte in chaotischer Reihenfolge befreundete Schüler und Freunde ihres verstorbenen Mannes, hier schnell noch schriftliche Tatsachen für den Auftraggeber zu schaffen. Direkt nach Mozarts Tod werkelte ein unbekannter Tonsetzer am »Kyrie«, damit In­ troitus und Kyrie bei einer Trauerfeier für die Verblichene aufgeführt werden konnten. Joseph von Eybler (der später bei einer Aufführung des Requiems einen Schlaganfall erleiden sollte, von dem er sich nie mehr erholte) versuchte sich an einigen vorsichtigen weiteren Ergänzungen; danach fiel Franz Xaver Süßmayr die Aufgabe zu, das Werk bis Frühling 1792 zu vollenden. Daneben existieren inzwischen zahlreiche von Süßmayr abweichende Fassungen – von Franz Beyer (aus den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts), Robbins Landon, Levin/Andrews, Masaaki Suzuki, Duncan Druhs oder Benjamin-Gunnar Cohrs.

Einige Bearbeiter bedienten sich aus anderen Werken Mozarts, um die klaffenden Lücken zu füllen; andere schufen zeitgenössische Ergänzungen der Mozartschen Fragmente. Bis heute ist indes die Fassung nach Eybler/Süßmayr die am meisten aufgeführte Version des Requiems geblieben; und auch wenn etwa Süßmayrs Orchestrierung einiger Sätze Fragen aufwirft, so ist

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obwohl das Werk so eigentlich gar nicht von Mozart stammt

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—— Der Beginn des »Dies irae« im Autograph mit Eyblers Instrumentation. Rechts oben die Anmerkung: »Alles, was nicht mit einer Bleyfeder eingezäunt ist, ist Mozarts Handschrift bis auf pagina 32.«

seiner Lesart quasi in direkter kompositorischer Erbelinie doch der ›Nimbus‹ des Requiems nach wie vor eigen.

—— Dass die Aureole des Mozart-Requiems bis hinüber in unser Jahrhundert leuchtet, beweisen nicht nur die zahllosen Aufführungen. Auch neuere kuriose Blüten treibt seine Ruhmesgeschichte. So gelang es etwa einem unbekannten Mozart-Verehrer 1958, von der vorletzten Seite des Requiem-Autographen das Stück herauszureißen, auf dem der »Höchste der Menschen« seine vermutlich letzten Federstriche getan hatte.

Das Stückchen Papier mit der Anweisung, die gerade erklungene Fuge zu wiederholen (»Quam olim da capo«), bleibt bis heute verschollen.

—— Im heutigen Konzert ergänzen die Vesperae solennes de Confessore KV 339 die Aufführung des Requiems. Die feierlichen Vespersätze komponierte Mozart 1780 mit vierundzwanzig K ONZERT # 1 4

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Jahren im Dienst des Erzbischofs von Salzburg – genauso jung, wie Süßmayr bei der Bearbeitung des Requiems war. Sie sind für den Vesper- oder Abendgottesdienst im Salzburger Dom geschrieben. Üblich war es zu Mozarts Zeiten, auf fünf Psalmen das Magnificat folgen zu lassen; der Komponist unternimmt es dabei, verschiedene kompositorische Schwerpunkte zu setzen, indem er diverse stilistische Vorbilder zitiert. Am bekanntesten ist heute der fünfte der sechs Sätze, das »Laudate Dominum«, das auch oft einzeln aufgeführt wird.

—— Mit dem Weggang des Komponisten aus Salzburg, mit dem Ende seiner Anstellung bei Erzbischof Colloredo, wandte sich Mozart den weltlichen Musikgattungen zu. Die Vesperae sollten seine letzte vollendete kirchenmusikalische Komposition bleiben.

Martin Morgenstern

Ausführende Regula Mühlemann

Regula Mühlemann, die in Luzern studierte, zeichnet sich neben ihrer erfolgreichen Opernkarriere durch eine rege Konzerttätigkeit aus. Zu Beginn der Spielzeit 2015/16 war Regula Mühlemann in Mozarts Messe in c-Moll und als Zerlina (Don Giovanni) in einer konzertanten Aufführung an der Seite von Erwin Schrott im Rahmen des Yehudi Menuhin Festivals Gstaad zu erleben. Danach folgten weitere Konzerte u.a. mit dem Kammerorchester Basel, dem Chamber Orchestra of Europe unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin, dem RIAS- und dem Dresdner Kammerchor. In der Spielzeit 2016/17 wird sie nach einer Konzerttournee mit dem Verbier Festival Chamber Orchestra u. a. in Konzerten in der Tonhalle Zürich, dem KKL Luzern und der Dresdner Frauenkirche zu hören sein. Regula

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Mühlemann erhielt zahlreiche Preise, darunter ein Stipendium der Friedl-Wald-Stiftung, der Elvira-Lüthi-Wegmann-Stiftung, der Armin Weltner und der Jmanuel und Evamaria Schenk Stiftung. Regula Mühlemann ist Exklusivkünstlerin von Sony Classical und wird im Oktober ihr Debütalbum präsentieren.

Aneta Petrasová

Aneta Petrasová, in Prag geboren, begann ihre früheste musikalische Ausbildung auf der Querflöte. Neben ihrem Studium auf dem Prager Akademischen Gymnasium besuchte sie die Musikschule der Hauptstadt Prag und beteiligte sich erfolgreich an mehreren Gesangwettbewerben. Nach dem Abitur studierte sie an der Brünner JAMU (Janáček-Akademie für musische Künste), wo sie ihren Bachelorabschluss erreichte. Während des Studiums hatte sie Auftritte in der Kammeroper der JAMU. Danach wurde sie an die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden aufgenommen, wo sie 2014 ihr Diplomstudium abschloss. Zur Zeit setzt sie in Dresden ihr Studium fort.

Neben ihrem Studium konnte sie kleinere solistische Erfahrungen sammeln. Ab 2013 war sie Mitglied des Dresdner Kammerchors, und seit 2015 beteiligt sie sich an Projekten des Collegium 1704 und des Dresdner Ensembles »AuditivVocal«. Sie ist Stipendiatin der Richard Wagner-Gesellschaft 2012 und der Brücke/Most-Stiftung des DAAD.

Paul Schweinester

Paul Schweinester wurde in Innsbruck geboren und war Sopransolist der Wiltener Sängerknaben. 2009 schloss er sein Diplomstudium im Konzertfach Gesang an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien mit Auszeichnung ab und setzte sein Studium am Conservatorio Santa Cecilia in Rom fort. Schon früh sammelte er erste professionelle Erfahrungen etwa bei den Tiroler Festspielen Erl unter Gustav Kuhn, K ONZERT # 1 4

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den Wiener Festwochen und den Festspielen in Reinsberg. Paul Schweinester kann bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Im September 2014 debütierte er bei den Haydn-Festspielen in Eisenstadt mit Haydns Jahreszeiten. Konzerte und Liederabende führten ihn zum NDR Hamburg, zur Wiener Jeunesse Musicale sowie zum Festival Bogotá. Von 2009 bis 2012 gehörte er zum festen Ensemble der Wiener Volksoper und war hier u.a. in Hochzeit des Figaro, Entführung aus dem Serail und Verkaufte Braut zu hören.

Krešimir Stražanac

Krešimir Stražanac, geboren 1983 in Osijek (Kroatien), studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart. Nach dem Studium wurde er zum festen Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich. Er ist Gewinner des internationalen La Voce-Wettbewerbs des Bayerischen Rundfunks sowie des 1. internationalen Hugo-Wolf-Wettbewerbs im Geburtshaus Hugo Wolfs (Slovenj Gradec, Slowenien). Auch war er Finalist des Richard-Wagner-Wettbewerbs im Teatro La Fenice in Venedig und Finalist des internationalen Belvedere Wettbewerbs 2013 in Amsterdam. Besonders gerne widmet sich Krešimir Stražanac dem Kunstlied- und Konzertrepertoire.

So sang er zahlreiche Liederabende/ Rezitals in der Bayreuther Stadthalle, im Zagreber HGZ, beim Dubrovnik Sommerfestival, im Grand Théâtre de Dijon, der Slowenischen Philharmonie in Ljubljana, in Lienz, Périgueux, Stuttgart, Venedig und in Japan Neuerschienen ist mit ihm u.a. Anfang 2016 die CD-Aufnahme von Bachs Johannes-Passion mit dem Bayerischen Rundfunk/ Concerto Köln unter der Leitung von Peter Dijkstra.

Hans-Christoph Rademann siehe Konzert #1

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Marienberg

Marienberg – Glanz und Renaissance einer Bergstadt »Wo eyn man ercz suchen will, das meg her thun mit rechte« – so die Zusicherung des Markgraf von Meißen an Siedler, Bergleute und Köhler im 12. Jahrhundert. Das Silber des Erzgebirges zog in den Bann und die Suche nach dem »Ercz« war 1519 im heutigen Marienberger Raum mehr als ein Glücksfall für die Stadtgründung 1521 durch Herzog Heinrich den Frommen.

Nördlich der Alpen zeigt die bis heute einzig erhaltene Idealstadtanlage dieser Epoche, mit welch Weitraum und Regelmäßigkeit Marienberg konzipiert wurde. Einer der größten quadratischen Marktplätze Europas oder das Rathaus mit einem der bedeutendsten Eingangsportale Sachsens geben Zeugnis dieser europäischen Blütezeit. Die italienische Renaissance und das Silber waren Impulse für Freiraum, Kultur und wirtschaftliche Entwicklung, die bis in die Gegenwart weiterwirken. Seit sechs Jahren erzählt eines der wenigen noch erhaltenen Bauwerke bergbaulichen Ursprungs im Erzgebirge – das Bergmagazin – wieder Kulturgeschichte der Region und das Knarren der über 200 Jahre alten Holzbalken lässt ahnen, welch eine Geschichte dieses markante Haus atmet. Seit 2006 gibt das wiedererrichtete Besucherbergwerk »Pferdegöpel« auf dem Rudolphschacht Einblicke in die bergbauliche Tradition und Geschichte. Die von Pferden angetriebene Mechanik der Förderanlage, altes Handwerk in der Bergschmiede oder die Möglichkeit untertage einzufahren, sind seit Eröffnung Besuchermagnet. www.marienberg.de

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EISEN Taimyr-Halbinsel, Sibirien, Russland

Gottesdienste

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Festgottesdienst 11.9.2016 Johann Sebastian Bach (1685–1750)

Liebster Gott, wenn werd ich sterben BWV 8 Aria »Die Seele ruht in Jesu Händen« aus: Herr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott BWV 127

Barbara Christina Steude, Sopran Ulrike Zech, Alt Martin Krumbiegel, Tenor, Sebastian Richter, Bass Chemnitzer Barockorchester Chor der Kantorei St. Georgen Schwarzenberg KMD Matthias Schubert, Leitung Pfarrer Rolf Scholz, Predigt

Ausführende Barbara Christina Steude

Die Sopranistin Barbara Christina Steude wurde in der Bachstadt Mühlhausen/Thüringen geboren. Sie studierte Kirchenmusik und Gesang und Gesangspädagogik in Dresden bei Elisabeth Wilke und wird seit 2009 von Karin Mitzscherling betreut. Ihr besonderes Interesse gilt neben vokaler Kammermusik der Musikpflege Bachs und Barockmusik aller Couleur im spannungsreichen Kontext mitteleuropäischer Musikgeschichte bis zur heutigen Zeit. In- und Auslandsgastspiele führten sie ebenso zum Rheingau-Musikfestival, den Dresdner

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Musikfestspielen, so wie nach Japan, Südkorea, Frankreich, Luxemburg, Österreich, Tschechien und in die Schweiz. Sie unterrichtet als Dozentin im Fach Gesang an der Hochschule für Kirchenmusik in Dresden und an der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Halle/ Saale.

Ulrike Zech

Die Altistin Ulrike Zech studierte in Greifswald Kirchenmusik und schloß ein Gesangsstudium bei Christiane Junghanns an der Dresdner Musikhochschule an. Nach ihrem Examen nahm sie an Meisterkursen bei Brigitte Fassbaender, Elisabeth Schwarzkopf und Hartmut Höll teil. Noch als Studentin startete sie ihre aktive Gesangskarriere, die sie unter anderem als Solistin zum Dresdner Kreuzchor, den Dresdner Kapellsolisten, der Dresdner Philharmonie oder dem Dresdner Barockorchester führten. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie zudem mit dem Frauenkirchenkantor Matthias Grünert. Seit vielen Jahren arbeitet Ulrike Zech zudem als Gesangslehrerin und Stimmbildnerin beim Dresdner Kreuzchor und dem Kammerchor der Dresdner Frauenkirche.

Martin Krumbiegel

Martin Krumbiegel war Mitglied des Thomanerchores Leipzig und studierte Musikwissenschaft an der Universität Leipzig, wo er 1994 seine Promotion abschloss. Eine private Gesangsausbildung erhielt er bei Andreas Sommerfeld. Verpflichtungen als Konzert- und Oratoriensänger führten ihn an bedeutende Konzerthäuser Deutschlands sowie ins Ausland nach Frankreich, Holland, Schweden und Litauen. Er war seit der Gründung 1993 bis 2012 künstlerischer Leiter des Leipziger Oratorienchores. Ab 2001 übernahm er ebenfalls die Leitung der Capella Fidicinia Leipzig, eines Spezialensembles für ältere Musik. Martin Krumbiegel lehrt an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig im Institut für Musikwissenschaft. 2010 wurde ihm eine Professur verliehen.

Gottesdienste

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Chemnitzer Barockorchester

Das Chemnitzer Barockorchester setzt sich aus Musikern der Robert-Schumann-Philharmonie, Freischaffenden der Chemnitzer Region und gleichgesinnten Musikern aus ganz Deutschland zusammen. Es gründete sich im Dezember 2003 anlässlich eines Benefizkonzertes in der Schlosskirche Chemnitz zu Gunsten der Finanzierung des dortigen Orgelneubaus und für den Elternverein krebskranker Kinder. Seither steht es unter der künstlerischen und organisatorischen Leitung von Ekkehard Hering. Wichtigster Arbeitsschwerpunkt des Ensembles ist die Beschäftigung mit der Musik des 18. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis.

Besondere Projekte wie die Aufführung unbekannterer Kompositionen von sächsischen Barockmeistern gehören ebenso zur Arbeit des Orchesters.

KMD Matthias Schubert

Matthias Schubert wurde 1969 in Annaberg-Buchholz geboren.

1990 begann er - nach einer Ausbildung zum Maler – ein Studium der Kirchenmusik an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, das er 1995 erfolgreich abschloss. Seine erste Stelle als Kantor führte Matthias Schubert an die St. Laurentius-Kirche nach Crimmitschau, in der unter seiner Leitung eine lebendige und anspruchsvolle Kirchenmusik wuchs. Ehrenamtlich ist Matthias Schubert unter anderen Mitglied des Fördervereins Crimmitschauer Kirchenmusik e.V., er unterstützt die Deutschen Stiftung für Denkmalschutz sowie den Förderverein für die Byzantinische Kirche in der Abtei Niederaltaich e.V. Seit 2013 arbeitet er als Kantor und Kirchenmusikdirektor in Schwarzenberg.

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MDR RundfunkGottesdienst 18.9.2016 Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749) Gott, man lobet Dich in der Stille zu Zion

Joowon Chung, Sopran Stefan Kunath, Altus Tobias Mäthger, Tenor Cornelius Uhle, Bass Barockorchester Wrocław Kantorei der St. Marienkirche KMD Rudolf Winkler, Leitung Volkmar Freier, Predigt Die Aufführung der Kantate von Gottfried Heinrich Stölzel wurde durch Bert Siegmund, Musikakademie Kloster Michaelstein ermöglicht, der das Aufführungsmaterial erstellt hat.

Liveübertragung

Gottesdienste

KULTUR

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Ausführende Joowon Chung siehe Konzert #10

Stefan Kunath

Altus Stefan Kunath (*1987), ehemaliges Mitglied des Dresdner Kreuzchors, studierte Gesang bei Margret Trappe-Wiel in Dresden und besuchte Kurse bei Paul Agnew, Wolfgang Katschner und Monika Mauch. Im Rahmen der Hochschule war er in Händels Jephta als Hamor und in Glucks Orpheus und Eurydike in der Titelrolle zu hören. 2011 debütierte er am Nationaltheater Brno als Amor in der Uraufführung von La Dafne von Zouhar und Hanzlík und wirkte bei der Barockopernproduktion des Ekhof-Festival Gotha 2012 mit. Besonders widmet er sich der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und trat mit Ensembles wie dem Sächsischen Vocalensemble, dem Dresdner Kammerchor und der Lautten Compagney Berlin auf.

Tobias Mäthger siehe Konzert #7

Cornelius Uhle

Der Bariton Cornelius Uhle war Mitglied des Dresdner Kreuzchores und wurde dort bereits als Knabensopran mit ersten solistischen Aufgaben betraut. 1999 war er Preisträger beim Bundeswettbewerb »Jugend musiziert«. Er studierte Gesang an der HfM »Carl Maria von Weber« in Dresden bei Prof. Christiane Junghanns und KS Olaf Bär (Liedklasse). 2004 erhielt er das »Musik Stipendium Hellerau« des Europäischen Zentrums der Künste. 2005 debütierte er als Figaro beim Lausitzer Opernsommer, 2007 war er in der Hauptrolle der Schlüsseloper (UA) von W. Krätzschmar zu erleben, sowie 2008 und 2009 erfolgreich als Papageno in der Zauberflöte. Schwerpunkt seiner deutsch-

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landweiten Konzerttätigkeit ist jedoch der Oratorien- und Liedbereich. Besonderes Interesse gilt dabei dem Spannungsfeld zwischen historischer Aufführungspraxis und zeitgenössischer Musik, sodass er auf diesen Gebieten die Zusammenarbeit mit den verschiedensten Ensembles und Festivals ausbauen konnte. Diverse Konzertreisen u. a. nach Belgien (Messias), Polen (Matthäuspassion), Österreich (Winterreise) sowie CD- und Rundfunkaufnahmen runden seine Gesangstätigkeit ab.

Barockorchester Wrocław siehe Konzert #14

Kirchenmusikdirektor Rudolf Winkler

Rudolf Winkler wurde 1965 in Dresden geboren. Seinen ersten musikalischen Unterricht erhielt er mit sieben Jahren. Nach einer Lehrausbildung als Möbeltischler bei den Deutschen Werkstätten Hellerau, der eine Qualifizierung zum Orgelbauer folgen sollte, zu der es aber nicht kam, studierte Winker ab 1984 Kirchenmusik an der damaligen Kirchenmusikschule Dresden.

1988 endete dieses Studium mit dem B–Examen, welches ihn in seine erste Stelle nach Nossen führte, die er über 14 Jahre inne hatte. Seit 2003 ist Rudolf Winkler als Kantor und Kirchenmusikdirektor an der St. Marienkirche in Marienberg im Erzgebirge und dem dazugehörigen Kirchenbezirk tätig. Über die gesamte Dienstzeit hinweg pflegte Winkler eine regelmäßige Orgelkonzerttätigkeit, die ihn neben dem Spiel in Deutschland auch nach Frankreich und in die Schweiz führte. Die zurückliegenden zehn Jahre seiner Arbeit waren geprägt durch die Aufführungen der großen Oratorien von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Georg Friedrich Händel, Johannes Brahms, Joseph Haydn und vieler Messen einschließlich dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart.

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E I S E N-R E IC H E R Z Hämatit von Itabira, Brasilien

Wege zur Musik.

Begleitprogramm Detaillierte Informationen erhalten Sie im Festivalbüro unter 0351.810 62 98 oder unter info@musikfest-erzgebirge.de — Mai bis Oktober 2016 Als Bereicherung zu den Konzerten und Gottesdiensten kann »Das begehbare Programmheft« zum Musikfest Erzgebirge in der Manufaktur der Träume in Annaberg-Buchholz erkundet werden.

—— Die Sonderausstellung zum Thema »Kulturtransfer über den Erzgebirgskamm« bietet Besuchern vielfältige Einblicke in die Kulturgeschichte hinter der Musik, die vom 9. bis zum 18.

September 2016 in den zahlreichen Bergstädten des Festivalgebiets erklingt.

—— Fotografien, Gemälde, Schnitzkunst von Rudolf Hannawald und ausgewählte Leihgaben des Regionalmuseums B e g l e i t p r o g r amm

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Chomutov lassen ein farbenreiches Bild der Kulturlandschaft Erzgebirge entstehen, beleuchten die Verbindungen des Festivalprogramms zur Region und erhellen das diesjährige Musikfest-Motto, »WEGE«.

Manufaktur der Träume Sonderausstellung zum Musikfest Erzgebirge Buchholzer Straße 2 • 09456 Annaberg-Buchholz Telefon: 03733 | 19433 Geöffnet täglich 10–18 Uhr www.manufaktur-der-traeume.de

— 9.–18.9. Das leibliche Wohl Während des Musikfestes Erzgebirge bieten wir Ihnen vor und nach den Konzerten sowie in den Konzertpausen mit unseren Cateringpartnern warme und kalte Getränke sowie kleine Speisen an.

— 9.–18.9. Zum Nachhören In den Konzertpausen und nach den Konzerten können Sie CDs und DVDs der diesjährigen Musikfest-Künstler erwerben.

Mit freundlicher Unterstützung des Musikhauses Philipp, Schwarzenberg

— 9.–18.9. Stadtführungen Vor den Konzerten können Sie ausgewählte gastgebenden Städte mit einer kostenlosen Stadtführung erkunden. Folgende Termine und Treffpunkte können wir Ihnen anbieten: 9.9., Schwarzenberg, 16.30 Uhr, Treffpunkt: St. Georgenkirche 12.9., Annaberg-Buchholz, 16.30 Uhr, Treffpunkt: St. Annenkirche 13.9., Zwönitz, 16.30 Uhr, Treffpunkt: Trinitatiskirche 14.9., Zschopau, 16.30 Uhr, Treffpunkt: St. Martinskirche 16.9., Schneeberg, 16.30 Uhr, Treffpunkt: St. Wolfgangskirche 18.9., Marienberg, Sonderveranstaltung: Wanderkonzert im Anschluss an den MDR Rundfunkgottesdienst, ca. 11 Uhr), Treffpunkt: vor der St. Marienkirche.

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

— 9.9. Konzerteinführung Schwarzenberg Dr. Martin Morgenstern, St. Georgenkirche, 18.45 Uhr

— 10.9. Konzerteinführung Stollberg Dr. Martin Morgenstern, Ballsaal im Bürgergarten, 15 Uhr

— 10. und 11.9. Sonderfahrten Ganztägig gibt es Sonderfahrten der Erzgebirgischen Aussichtsbahn zwischen Schwarzenberg und Annaberg Buchholz.

Informationen unter www.erzgebirgische-aussichtsbahn.de

— 12.9. Freundeskreistreffen Vor dem Konzert findet der jährliche Freundeskreis-Empfang statt, der Austausch unter Musikfreunden, direkte Gespräche mit dem Festivalteam und Erörterungen über künftige Pläne des Musikfestes Erzgebirge umfasst. Altes Stadtbad, Benediktplatz 3, 09456 Annaberg-Buchholz, 18 Uhr

— 12.9. Konzerteinführung »Pilgern – eine Annäherung« Gerda Montkowski, Seitenkapelle der Annenkirche, 18.45 Uhr

— 13.9. Konzerteinführung Zwönitz Dr. Oliver Geisler, Trinitatiskirche, 18.45 Uhr

— 14.9. Konzerteinführung Zschopau Dr. Andreas Bomba, St. Martinkirche, 18.45 Uhr

— 16.9. Konzerteinführung Schneeberg Dr. Martin Morgenstern, St. Wolfgangskirche, 18.45 Uhr

— 18.9. Konzerteinführung Marienberg Dr. Andreas Bomba, St. Marienkirche, 18.45 Uhr B e g l e i t p r o g r amm

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DIE ZUGABE KOMMT AUS DER NATUR RAUS AUS DER ABENDGARDEROBE – REIN IN DIE WANDERSCHUHE

Das Erzgebirge verspricht musikalischen Hochgenuss inmitten reizvoller Landschaften. Die stimmungsvollen Konzerte des Musikfestes Erzgebirge klingen bei einer Wanderung durch leise rauschende Wälder noch lange nach.

Service- und Buchungsnummer: + 49 (0) 37 33 188 00-88 www.erzgebirge-tourismus.de

Auf ein Wiedersehen bei den Silbermanntagen, 6.–17. September 2017 und beim nächsten Musikfest Erzgebirge, 7.–16. September 2018.

hohe Kunst, tief verwurzelt – dieser Gedanke verbindet das Musikfest Erzgebirge mit den vielfältigen Traditionen des erzgebirgischen Handwerks.

—— Bereits zur Festivalpremiere 2010 gab daher der Landrat des Erzgebirgskreises und Vorsitzende unseres Kuratoriums, Frank Vogel, dieser Verbindung einen sichtbaren Ausdruck. Er stiftete dem Musikfest Erzgebirge ein Maskottchen – den Picus.

Dem singenden Picus 2010 und dem Barockcellisten 2012 folgte 2014 der Dirigent. In diesem Jahr nun ist es ein Barocktrompeter. In einer limitierten Edition, die nicht im Handel erhältlich ist, wird er den Künstlern des Musikfestes Erzgebirge am Ende

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

—— Starsopranistin Anette Dasch und Festivalintendant Hans-Christoph Rademann 2012

—— Der Landrat des Erzgebirgskreises Frank Vogel überreicht den Musikfest-Picus 2014

des Konzertes überreicht. Als Dankeschön für herausragende musikalische Leistungen und als beständiger Botschafter der Kulturlandschaft Erzgebirge.

—— Wir danken dem Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e. V. und dem Gestalter Andreas Fleischer für die Entwicklung und Herstellung des Musikfest-Picus. www.erzgebirgskreis.de www.erzgebirge.org B e g l e i t p r o g r amm

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Erze

PYRIT

BLEIGLANZ

Elba, Italien

Freiberger Gangbezirk, Deutschland

Hämatit

EISEN-REICHERZ

Cumberland, England

Hämatit von Itabira, Brasilien

EISEN

ASTROPHYLLIT

Taimyr-Halbinsel, Sibirien, Russland

Chibin-Massiv, Kola, Russland

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

FLORIT Aktscha-Tau, Kasachstan

TURMALIN Namibia

GOETHIT Geyer, Erzgebirge, Deutschland

Erze

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Hohe Kunst braucht Freunde.

Gestalten Sie das Musikfest Erzgebirge mit.

Binnen kürzester Zeit hat sich das Musikfest Erzgebirge zu einem wichtigen Bestandteil der Musikkultur Sachsens entwickelt. Der Zusammenklang von Landschaft, Architektur und Musik fasziniert und begeistert Besucher aus nah und fern.

—— Bedeutende Medienpartner wie Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur, MDR Figaro und die Freie Presse lassen das Musikfest Erzgebirge weithin sichtbar erstrahlen.

—— Mittlerweile konnten so bedeutende Künstler wie Philippe Herreweghe, Masaaki Suzuki, Annette Dasch, die Sächsische Staatskapelle Dresden, The Sixteen, die Regensburger Domspatzen, die Wiener Sängerknaben oder die King‘s Singers im Erzgebirge begrüßt werden.

—— Für die Zukunft brauchen wir Sie an unserer Seite – als musikbegeisterte und enthusiastische Freunde. Und als Förderer der Idee, im traditionsreichen Erzgebirge ein modernes, hochkarätiges Musikfest zu entwickeln.

—— Seien Sie herzlich willkommen im Freundeskreis des Musikfestes Erzgebirge.

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Musikfest Erzgebirge Dr. Oliver Geisler Buchenstraße 6 01097 Dresden Tel. +49 (0)351 810 62 98 Fax +49 (0)351 810 61 82 Mail info@musikfest-erzgebirge.de www.musikfest-erzgebirge.de

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

OHNE SIE GEHT NICHTS. Wir danken unseren Förderern, Sponsoren und Partnern …

FÜR DIE MEDIALEN WEGE. Gehört und gelesen werden wir hier …

Deutschlandfunk

Deutschlandradio Kultur

KULTUR Radio, Fernsehen, Online

TREUE WEGGEFÄHRTEN. Auf Straßen und Schienen sind wir unterwegs mit …

FÜR DIE RAST. Die passenden Hotels, Pensionen und Restaurants findet für Sie …

Tourismusverband Erzgebirge www.erzgebirge-tourismus.de Tel. +49 (0)3733 188 00 88

HIER WIRD GASTFREUNDSCHAFT GROSSGESCHRIEBEN. Wir danken allen Städten, Kommunen und Kirchgemeinden.

Musikfest Erzgebirge 2016 — Personen Intendant Prof. Hans-Christoph Rademann Schirmherr Präsident des Sächsischen Landtages Dr. Matthias Rößler Kuratoriumsvorsitzender Landrat des Erzgebirgskreises Frank Vogel Kuratoriumsmitglieder Thomas Colditz, Steffen Flath, Bernhard Hess, Dr. Jürgen-Uwe Ohlau (✝), Prof. Günther Schneider, Sandro Viroli Organisationsteam Ben Uhle, M.A., Geschäftsführer Dr. Oliver Geisler, Dramaturgie/Freundeskreis Dr. Martin Morgenstern, Öffentlichkeitsarbeit Anne-Kathrin Cendelin, Künstlerisches Betriebsbüro Cornelius Nitzsche, Künstlerisches Betriebsbüro Konzertservice Juliane Blechschmidt, Leah Böttger, Theresa Köbsch, Klaas Johan Lewerenz, Clarissa Lütz, David Rademann, Felix Zöllner, Paul Zöllner Wir danken den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in den Kirchgemeinden und an den Veranstaltungsorten.

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MUSIKFEST ERZGEBIRGE 2016

Impressum Bildnachweise Die Abbildung der Erze erfolgt mit freundlicher Unterstützung des CeNak (Centrum für Naturkunde), Mineralogisches Museum Hamburg, Universität Hamburg. S.20 – wikimedia commons; S.23 – zeno.org; S.25 – wikimedia commons, henryart; S. 37 – web gallery of art; S.41 – wikimedia commons; S.63 – Martin Huch, Loewe Verlag; S. 83 – wikimedia commons; S. 86, wikimedia commons; S.98/99 – Schütz-Haus Bad Köstritz; S.102 – Schütz-Haus Bad Köstritz; S.119 – imslp.org, public domain; S.122 – wikimedia commons; S.135 – Internationale Gottfried Silbermann Gesellschaft; S.137 – imslp.org, public domain; S.149 – wikimedia commons; S.169 – wikimedia commons; S.171 – wikimedia commons; S.178 – wikimedia commons; S.179 – wikimedia commons; S.189 – wikimedia commons; S.190 – wikimedia commons; S.199 – wikimedia commons; S.201 – wikimedia commons Redaktion — Dr. Oliver Geisler | Musikfest Erzgebirge Konzept & Gestaltung — knisterwerk | Layout — Thomas Pegel | sachenwerk Druck: Verlagsdruckerei Schmidt Redaktionsschluss — 18.8.2016 | Änderungen vorbehalten

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Musikfest Erzgebirge Buchenstraße 6 01097 Dresden Tel. +49 (0)351 810 62 98 Fax +49 (0)351 810 61 82 Mail info@musikfest-erzgebirge.de

Vom 9.–18. September 2016 befindet sich das Festivalbüro hier: Altes Stadtbad Annaberg-Buchholz Benediktplatz 3 09456 Annaberg-Buchholz Tel. +49 (0)3733 67 94 580

www.musikfest-erzgebirge.de