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Stimmungstief statt Mutterglück?

Interview mit Babyblues-Coach Kristina Lunemann

MamasNest® Babyblues – Stimmungstief statt Mutterglück?

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Endlich ist das Baby da, doch das große Mutterglück will sich noch nicht so recht einstellen? Hierbei kann es sich um den Babyblues handeln, von dem viele Frauen kurz nach der Geburt betroffen sind. Dabei ist es völlig normal, dass der Körper zunächst Zeit braucht, um sich wieder zu regenerieren und den Hormonhaushalt zu stabilisieren. „Eine Geburt ist ein sehr individuelles Ereignis, welches das Leben völlig auf den Kopf stellt. Während und nach der Geburt werden die meisten Frauen mit Gefühlen konfrontiert, die sie vorher nicht kannten“, sagt Babyblues-Coach und Buchautorin Kristina Lunemann. Im Interview erklärt die Expertin, was es mit dem Babyblues auf sich hat.

Frau Lunemann, was genau ist eigentlich unter dem Begriff Babyblues zu verstehen?

Einen Babyblues erleben bis zu Dreiviertel aller Mütter kurz nach der Geburt. Dies ist eine kurze Phase von bis zu 14 Tagen, die meist zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Entbindung entsteht. Als typische Kennzeichen eines Babyblues gelten: Niedergeschlagenheit, Empfindsamkeit und Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Erschöpfung, Traurigkeit und häufiges Weinen – daher ist diese Phase umgangssprachlich auch unter dem Begriff „Heultage” bekannt.

Diese Symptome rühren aber nicht daher, dass man sich über das Baby plötzlich nicht mehr freut, nicht wahr?

Der Babyblues hat tatsächlich eine körperliche Ursache: der starke Hormonabfall nach der Geburt. Der Östrogen-

Unsere Expertin

Kristina Lunemann unterstützt Frauen dabei, sich in der Familienphase gesund und wohl zu fühlen. Als Babybluescoach und Hüterin von MamasNest®, einem psychologischen Online-CoachingProgramm, begleitet sie Mütter, die von ihren Erfahrungen während und nach einer Geburt überrollt oder überrascht wurden. Die Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin hat eine Ausbildung in Systemischer Therapie und ist staatlich geprüfte Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie leistet ihren Klientinnen zahlreiche, praktische Hilfestellungen für die emotional herausfordernde Zeit nach der Geburt: Von der einwöchigen SOS-Beratung für Notfälle über das Eins-zu-Eins Online-Coaching für konkrete Fragestellungen bis hin zur vierwöchigen Monatsbegleitung mit Zugang zum virtuellen Babyblues-Café, bietet die Expertin zahlreiche Möglichkeiten der Unterstützung. Zudem ist sie als Beraterin beim Verein „Schatten und Licht” tätig, der sich um postpartale Belange von Frauen kümmert. noch überfordert sind, ist dieses Krankheitsbild sehr belastend. Ungefähr zehn bis zwanzig Prozent aller Mütter sind davon betroffen.

Was können Betroffene tun?

Aus eigener Erfahrung weiß ich rückblickend, was ich mir damals aus Schuldgefühlen, Scham, Angst und zu hoch gesteckten Ansprüchen an diese Situation nicht geholt habe: Hilfe. Das kann zum Beispiel ein qualifiziertes Postpartum-Coaching sein. Auch der Austausch mit anderen betroffenen Müttern hilft – sowie auch das klare Kommunizieren innerhalb der Familie und Partnerschaft.

Was beinhaltet denn ein Postpartum-Coaching?

Ein Postpartum Coach steht Müttern in der emotionalen Zeit nach der Geburt zur Seite, hilft dabei, mögliche Geburtstraumata aufzuarbeiten und gibt praktische Hilfestellung für die emotional herausfordernde Zeit nach der Geburt. Individuelle Unterstützung und qualifizierte Beratung nehmen den Druck von den Schultern und entlasten die ganze Familie. Es werden Methoden und Übungen an die Hand gegeben, um die neuen Aufgaben und Herausforderungen in kleinen Schritten zu bewältigen und wieder zur Ruhe zu kommen.

Kristina Lunemann, Babybluescoach

info@mamasnest.online

www.mamasnest.online

wert steigt in der Schwangerschaft um ein Vielfaches an. Auch der Progesteronspiegel steigt allein im dritten Trimester um das Zehnfache. Östrogen stabilisiert die Stimmung, während Progesteron entspannend und angstlösend wirkt. Beide Hormone sinken fast auf null nach der Geburt. Da fühlt sich frau wie im freien Fall. Oxytocin und Prolaktin steigen nach der Geburt zwar an, schaffen aber nicht immer direkt einen seichten Übergang.

Erledigen sich die Symptome nach einiger Zeit von alleine?

Meistens besteht die Phase bis zu 14 Tage nach der Geburt, was aber auch individuell variieren kann. Es dauert einige Zeit, bis der Hormonspiegel sich wieder auf sein Normallevel eingependelt hat. Sollte sich die Stimmung nach über drei Wochen nicht bessern, könnte dies ein Anzeichen einer postpartalen Depression mit anhaltenden Stimmungstiefs und Erschöpfung sein. Besonders für Frauen, die sich in ihrer neuen Rolle als Mutter zurechtfinden müssen und

BUCHTIPP

„Mamas erste Monate: Was du unbedingt über die Zeit

nach der Geburt wissen musst” von Kristina Lunemann, ist ein Ratgeber für frischgebackene Mütter. In ihrem Buch stellt die Autorin die Bedürfnisse von Müttern in den Vordergrund und thematisiert behutsam Situationen, die nach einer Geburt auftreten können: vom Babyblues bis hin zum Geburtstrauma. Der kompakte Ratgeber im Journalformat steckt voller praktischer Vorschläge, konkreter Werkzeuge und hilfreicher Tipps, um das Hineinwachsen ins Mama-sein besser zu bewältigen und postpartaler Erschöpfung entgegenzuwirken.