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UNESCO: positiver Einfluss zum Schutz des Gebietes?
von Marielena Rizzi Daldoss
Auch in Südtirol wurden von der UNESCO, der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization, Stätten ausgewählt, die geschützt, aufgewertet und für zukünftige Generationen instandgehalten werden sollen. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit und der Schönheit ihrer Landschaft, aber auch ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung, wurden die Dolomiten am 26. Juni 2009 in Sevilla von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Es handelt sich dabei um ein „serielles Welterbegut“, weil es insgesamt 9 Berggruppen mit denselben (geologischen) Eigenschaften miteinschließt, in insgesamt 5 verschiedenen Provinzen (Provinz Bozen-Südtirol, Trient, Belluno, Pordenone und Udine).
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Die Voraussetzungen
Um von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt zu werden, muss es sich um ein Gut von außergewöhnlicher Bedeutung handeln, welches aufgrund seiner Unersetzbarkeit nicht nur vom jeweiligen Land, sondern von der gesamten Völkergemeinschaft bewahrt werden muss. Es reicht jedoch nicht aus, „einzigartig“ zu sein, die Stätte muss bei der Antragstellung vom jeweiligen Land bereits angemessen geschützt worden sein und das Gebiet muss in eine Kernzone (das eigentliche Kulturerbe) und eine Pufferzone (welche die Kernzone weiter schützen soll) eingeteilt sein. Außerdem sind entsprechende Entwicklungspläne notwendig, die das Ziel der Erhaltung der Integrität des Territoriums verfolgen.
Die Anerkennung in die Tat umgesetzt
Die Eintragung der Dolomiten in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben gab vielen die Hoffnung, dass sich die Dinge ändern würden, dass es zu einem Wendepunkt kommen würde, welcher zu einem neuen Bewusstsein und mehr Aufmerksamkeit zum Schutz der Umwelt und der Landschaft führen würde. Gemäß den Richtlinien der UNESCO wurde 2010 eine eigene Stiftung „Dolomiti –Dolomiten – Dolomites – Dolomitis UNESCO“ gegründet, welche neue Maßnahmen zum Schutz des Welterbes einführen und die Bewusstseinsbildung, die Kommunikation und die Zusammenarbeit der fünf betroffenen Provinzen fördern sollte. Sie hat auch den Bildungsauftrag, über dieses Welterbe zu informieren.
Die Entwicklungsstrategie der Weltkulturerben sollte folgende Haupt-Kriterien erfüllen:
• Verbot der Errichtung neuer Infrastrukturen,
• Management des gesteigerten Tourismus aufgrund der Anerkennung selbst.
Im Spezifischen sollten in den Dolomiten Maßnahmen zum Verbot der Erweiterung der Skigebiete und dem Bau von neuen Aufstiegsanlagen in den Kern- und Pufferzonen und zur Entwicklung eines umweltfreundlichen und nachhaltigen Tourismus ergriffen werden, welche das Weltkulturerbe erhalten und wertschätzen sollten. Wenn man jedoch, 13 Jahre nach Anerkennung, das Landschaftsbild der
Dolomiten beobachtet, wird deutlich, dass genau die Landschaft das erste „Opfer” des Weltkulturerbes geworden ist. Die Straßen der Dolomitenpässe verwandeln sich jedes Jahr in unendliche Autoschlangen, welche Umwelt- und Lärmverschmutzung mit sich bringen. Wunderschöne Wiesen am Fuße der Berge werden hingegen in Parkplätze verwandelt, welche den jeweiligen Besitzern (Privateigentümern oder Gemeinden) mehrere Millionen Euro einbringen, oder von Luxus-Hotels übersäht. Das Weltkulturerbe, welches geschützt und so wenig wie möglich vom Menschen „berührt“ werden sollte, um eben erhalten zu werden, wird so Anlaufstelle vom Massentourismus, welcher die eigentliche Qualität der Naturgebiete, sowie die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung entwertet. Dies besagt auch eine Studie, durchgeführt von der Stiftung Dolomiten UNESCO im Jahr 2020. Die Studie zeigt die genaue Anzahl der Touristen auf, welche sich im Pragser Tal und den Drei Zinnen aufgehalten haben, untersucht die Auswirkungen dieser Touristenströme auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft und schlägt Maßnahmen zur Reduzierung dieser Massen vor. Die darauffolgende Verstärkung der nachhaltigen Mobilität und teilweise Sperrung der Straßen vonseiten der Gemeinde sind erste Schritte in die richtige Richtung.
Ist diese Studie nun ein Positivbeispiel, welchen Einfluss die UNESCO und deren Stempel auf gewisse Gebiete haben kann? Werden jene Naturschutzgebiete besser geschützt? Oder führt der Fakt, dass die Dolomiten nun zum UNESCO-Welterbe gehören, nur dazu, dass der Tourismus in Südtirol unaufhaltsam steigt?
Dazu kann ich nur eines sagen. Auch wenn eine Stätte zum Weltkultur- oder Naturerbe gehört, müssen in erster Linie immer der Staat oder die Gemeinden selbst dafür sorgen, dass der Schutz des Gebietes gewährleistet wird. Da es sich jedoch laut Definition um Güter handelt, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit von der gesamten Völkergemeinschaft bewahrt werden müssen, sollte die UNESCO selbst auch ihren Einsatz und ihr Interesse zeigen und sich nicht ihrer Verantwortung entziehen.