MFG - Das Magazin / Ausgabe 78

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WEIL EINE GRUPPE MÖCHTE ICH SEIN

Verbringst du genügend Zeit in den richtigen Facebook-Gruppen, bekommst du garantiert mit, was St. Pölten bewegt. Egal ob Klatsch und Tratsch, Erfahrungsaustausch und Hilfestellung oder die heißesten News – knapp ein Drittel der St. Pöltnerinnen und St. Pöltner ist online dabei. Doch wissen alle, worauf sie sich dabei einlassen?

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martphones verbinden uns rund um die Uhr mit dem Internet. Soziale Medien wie Facebook begleiten uns durch den Tag und sind zu universellen Kommunikationsinstrumenten geworden: Wir informieren uns im Newsfeed über Neuigkeiten aus aller Welt, bekommen mit, was sich im Freundeskreis tut und chatten mit Kollegen. Besonders die sogenannten Gruppen hat Facebook in den letzten Jahren weiterentwickelt und herausgeputzt. Mit Erfolg, wie mehr als 16.000 Mitglieder in St. Pöltens größter

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Facebook-Gruppe („Was ist los in St. Pölten“) zeigen. Gut moderierte Gruppen mit einer kritischen Größe an aktiven Usern nehmen es locker mit der Bedeutung von regionalen Zeitungsausgaben auf, wie Medienwissenschaftler Jan Krone im nebenstehenden Interview ausführt. Doch was macht ihren Reiz aus und was treibt die Admins an? Was ist los in St .Pölten? Seit 2013 stieg Ricardo Zanot schleichend zum Admin auf, als sich die Gründerin von „Was ist los in St.

Pölten“ zurückzog. Heute ist er Herr über 16.000 Mitglieder. „Dass eine Diskussion über Corona nicht ausartet, dem musst du schon gewachsen sein“, lacht er, wenn er auf die kontroversesten Themen der letzten Jahre zurückblickt. „Das Potential der Gruppen ist das Bedürfnis der Menschen, sich mitzuteilen. Menschen wollen loswerden, was sie betrübt. Bei uns wird man als Mitglied aufgenommen, erst dann kann man mitlesen und schreiben. Das schafft etwas Intimität und die Leute reden sehr offen, teilweise zu offen. Als Moderator muss ich dann bremsen und an die Spielregeln erinnern.“ Aber kann man es allen recht machen? „Es gibt immer auch Kritik. Anfangs wurde ich oft als Diktator beschimpft, aber langsam checken die Leute, dass es mir nicht um Zensur geht, sondern um die Art und Weise, wie man formuliert. Ich akzeptiere beispielsweise keine pauschalen Beschimpfungen von Bevölkerungsgruppen. Und momentan kommt es sehr häufig vor, dass bei anfangs ganz unverfänglichen Themen plötzlich irgendwer in die Corona-Richtung überleitet und dann geht es ab. Reizthemen sind derzeit: Corona, Impfen und Ausländer. Zum Moderieren braucht man einen guten Überblick, was in der Stadt passiert. Bei hitzigen Diskussionen muss man eine gewisse Ruhe reinbringen. Dass es bei uns unterm Strich relativ gesittet zugeht, das ist hart erkämpft.“ Die Kunst ist den richtigen Moment zu erkennen, wann man eingreift. Manche Themen eskalieren rasch: „Es kann sein, dass ich eine Stunde nicht aufs Handy schau und schon beschimpfen sich fünfzig Leute gegenseitig.“ Greift er dann ein, folgen Fragen: Warum wurde das Posting vom Moderator überhaupt freigeschal-


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