MFG - Das Magazin / Ausgabe 78

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und Talente zu verzichten. In der Erste Bank haben wir uns für eine selbstverpflichtende Frauenquote in Führungspositionen von 40 Prozent entschieden. Ohne Zielwerte wird der Übergang wahrscheinlich nicht machbar sein. Allerdings: Quote allein schafft noch keine Veränderung, deshalb bauen wir auch auf eine Vielzahl von Mentoringprogrammen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Bank ermutigt Frauen ausdrücklich, sich auf Führungspositionen zu bewerben. Was raten Sie jungen Frauen, die Karriere in Unternehmen machen wollen? Macht euch sichtbar und seid mutig. Gerade wenn Frauen fast ausschließlich von Männern umgeben sind, sollten sie sich daran erinnern, ihre Fähigkeiten und Leistungen in den Vordergrund zu stellen. Nur keine falsche Bescheidenheit. Wie entspannen Sie in Ihrer Freizeit? Am besten entspanne ich mich am Wochenende beim Mountainbiken. Das macht auch meinen Kopf frei für neue Ideen. Außerdem bin ich ein Familienmensch und verbringe gerne und viel Zeit mit meiner Familie.

SAG‘ MIR, WO DIE FRAUEN SIND Auf nur 7,3 Prozent der österreichischen Chefsessel sitzt eine Frau. Daran hat sich seit dem Vorjahr nichts geändert. In den Aufsichtsräten sind Frauen mit einem Anteil von 28,6% vertreten. Die seit 2018 vorgeschriebene Quote von 30 Prozent erfüllt ein Fünftel der österreichischen Unternehmen nicht. St. Pöltner Unternehmen passen ins Bild: Auf den Vorstandsfotos der großen Betriebe finden sich kaum Frauen. Und auch im öffentlichen Dienst sagen Männer, was Sache ist. Zum Beispiel: • Sunpor: In leitender Funktion sind sechs Männer und eine Frau. • Salzer Papier: neun leitende Menschen, darunter zwei Frauen • Egger: drei Gruppenleiter, drei Männer • Geberit: zwei Geschäftsleiter • Universitätsklinikum: Die Klinikleitung teilen sich zwei Männer und eine Frau. Den klinischen Abteilungen stehen 17 Männer und eine Frau vor. • Magistrat der Stadt St. Pölten: Keine einzige Stabsstelle am Magistrat der Landeshauptstadt wird von einer Frau geleitet. Die Stadtprokuratur ist allerdings in vier Departments gegliedert, in dreien gibt es Chefinnen. • Fachhochschule: Die Geschäftsführung an der FH teilen sich drei Männer, Leiter des FH-Kollegiums ist ein Mann. • New Design Uni: An der NDU sind Rektor und Geschäftsführer männlich. • Gemeinderat: Ein Drittel der 42 Mandate halten Frauen. Von den 25 Sitzen der SPÖ wurden neun an Frauen vergeben, drei Frauen und sieben Männer sind für die ÖVP im Stadtparlament, mit je einer Frau und zwei Männern sind die Grünen und die FPÖ im Gemeinderat vertreten, die NEOS mit einem Mann.

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UN Wie Renate Gamsjäger (SPÖ), Romy Windl (ÖVP), Christina Engel-Unterberger (Grüne) und Irene Höfner (FPÖ) zu Frauenfragen stehen: • Was muss passieren, damit Frauen in unserer Gesellschaft gerechter behandelt werden und Männer nicht mehr bevorzugt? • Inwiefern ist das Thema „Benachteiligung von Frauen“ für Sie von persönlichem Interesse? • Brauchen wir eine Frauen-Quote? Warum ja, warum nein? Stadträtin RENATE GAMSJÄGER Grundsätzlich hängen die Ungleichbehandlungen von Frauen mit den Rollenerwartungen und -bildern von Frauen in unserer Gesellschaft zusammen. Nirgends in Eu­ ropa ist zum Beispiel der Anteil der Teilzeit beschäftigten Frauen so hoch wie in Österreich. Immer noch werden Frauen, die nicht beruflich für die Familie zurückstecken, schief angeschaut. Die Angebote zur Entlastung von Familien sind immer noch stark ausbaufähig. Auch wählen Mädchen immer noch die typischen Berufe, die per se schlechter bezahlt sind und schlechtere Aufstiegschancen haben. Unter diesen Voraussetzungen ist es klar, wo man ansetzen muss: Viel mehr Unterstützung von Mädchen und Burschen, um stereotype Berufswahlen aufzubrechen! Finanzielle Aufwertung „frauentypischer“ Berufe (vom Kindergarten bis zur Pflege), damit sie auch für Männer interessanter werden beziehungsweise die Lohnschere sich schließt. Ausbau von Familien unterstützenden Einrichtungen (Kindergärten, schulische Tagesbetreuung) mit hohem Qualitätsanspruch und kostenlos. Die Trennung von gratis-“pädagogischen“ Zeiten am Vormittag und einer kostenpflichtigen Nachmittagsbetreuung in den Kindergärten in NÖ ist die perfekte Hürde, um die Kinder nur halbtags in den Kindergarten zu geben und drängt damit die jungen Mütter geradezu in die Teilzeitarbeit. Wie könnte dieses Thema nicht von Interesse für mich sein? Es zeigt sich, dass Quoten sehr hilfreich sind. Immer wieder erlebe und beobachte ich, dass Männer in Führungspositionen immer nur an Männer denken, wenn es um Nachbesetzungen geht. Die Quote zwingt dazu, Frauen – seien sie noch so taff – nicht nur als „Sekretärinnen/Zuarbeiterinnen“ wahrzunehmen.


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