Jetzt sofort verfügbare
entdecken
VERTRAUENSFRAGE
Total! Okay, vielleicht ist das ein bisschen dick aufgetragen. Aber immerhin hat St. Pölten mit der Übernahme von N1 TV durch die NÖN (die in ab sehbarer Zeit auch ein Inhouse-Studio im Pressehaus St. Pölten einrichten möchte), mit dem Branchenprimus ORF Niederösterreich sowie P3TV nunmehr gleich drei TVSender in der Stadt. Und das ist eine gute Nachricht, weil sie nämlich – zumal alle in unterschiedlichem Besitz ste hen – eines garantiert, das in der Demokratie essenziell ist: Pluralismus! Dieser findet sich nicht minder im Print- bzw. Zeitungssektor, sind doch praktisch alle überregionalen Anbieter in der Hauptstadt mit eigenen Redaktionen ver treten, von den ureigensten St. Pöltner Mediengewächsen, die quasi hier für hier gegründet wurden, ganz zu schwei gen. Die Spannbreite ist dabei groß. Es gibt jene, die den Fokus eher aufs rein Wirtschaftliche legen und daher wie ein Bilderbuch der in der Redaktion einflatternden Pres seaussendungen anmuten. Qualitätsjournalismus sieht an ders aus. Dann sind da jene, die eine klare Agenda der da hinterstehenden Institution verfolgen, auch dies – solange für die Leser ersichtlich – völlig legitim, man muss sich aber im Klaren sein, dass man eben oft nur eine Sichtweise der Dinge geliefert bekommt bzw. manches ganz außen vor bleibt. Schließlich ist da die große Mitte jener Titel, die das Tages- und Wochengeschehen festhalten, bis hin zu jenen, die sich als Magazin tief in die Materie eingra ben. Sie alle haben ihre Berechtigung, solange die Vielfalt der Szene insgesamt gewahrt bleibt. Denn nur so ist ge währleistet, dass das Leben, wie es passiert, möglichst rea listisch Niederschlag in der Öffentlichkeit findet. Deshalb ist stets auch der Konsum gleich mehrerer Titel empfoh len, um so etwaiger Eindimensionalität und Wirklichkeits verzerrung entgegenzuwirken. Letzterer kann man leicht beim ausschließlichen, rein auf Algorithmen gestützten In ternet-Medien-Konsum auf den Leim gehen. Dabei lautet das Match gar nicht, wie heute gerne inszeniert, etablierte Medien (die ja selbst mittlerweile auch digitale sind) ge
TV
gen „neue“ im Sinne aller Formen, wo ungefilterte und einseitige Informationen auf einen niederprasseln, son dern wichtig wäre auch hier eine gegenseitige Ergänzung. Ganz auf etablierte Medien sollte man hingegen keines falls verzichten, weil sie als Profibetrieb mit klarem Im pressum im Idealfall eines bieten: solides Handwerk, das auf Recherche und Unabhängigkeit baut. Darauf muss man sich als Leser freilich verlassen können bzw. muss man sich dieses Vertrauen als Medium erst er arbeiten. Dass in diesem Bemühen manche zuletzt zurück getretene Kollegen mit ihrem unsauberen, offensichtlich auf persönliche Vorteile bedachten Nahverhältnis zur Po litik dem Berufsstand insgesamt massiv geschadet haben, steht außer Streit. Für die meisten unserer Zunft in St. Pöl ten getraue ich mich aber voll Überzeugung das Wort Ale xander van der Bellens zu bemühen: „So sind wir nicht!“ Und auch wenn in einer kleinen Stadt aufgrund der per sönlichen Nähe die Gefahr einer gewissen Verhaberung vielleicht sogar größer ist, so ist das Verhältnis zwischen den beiden Seiten derselben Medaille (Politik braucht Öf fentlichkeit, Medien schaffen diese mit) von Seriosität ge tragen. Man weiß um die Rolle des jeweils anderen und respektiert sie, auch wenn man – v. a. als Politiker – mit der Berichterstattung nicht immer glücklich sein mag. Als Journalist kann man da am ehesten auf die alte Regel ver trauen: Fühlen sich alle ungerecht behandelt, liegt man meistens richtig, sprich man hat ausgewogen und sauber gearbeitet.
In diesem Sinne: Vertrauen Sie uns. Schauen Sie uns bei unserer Arbeit gerne – ja unbedingt – auf die Finger. Mes sen Sie uns an unserer Arbeit und seien Sie sich des im mens wichtigen Wertes einer freien Presse bewusst. Dort, wo sie fehlt oder unterdrückt wird, schlägt immer die Stunde der Autokraten, der Unfreiheit. Mag sein, dass wir nicht perfekt sind, aber wie formulierte es Albert Camus: „Eine freie Presse mag gut oder schlecht sein. Aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein!“
Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmens gegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blatt linie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller, Timo Wöll Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngru ber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Michael Reibnagel, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmül ler Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Matthias Köstler, Hannah Strobl Cover: Andreas Reichebner Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.
IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...
in der Engelbert Dollfuss he rumgeistert. Der christlich-soziale Bundeskanzler wurde zwar in Texing im Bezirk Melk geboren, taugt als Aushängeschild aber wenig. 1933 schuf er den austro faschistischen Ständestaat. Er re gierte diktatorisch, indem er mit Polizeigewalt verhinderte, dass die gewählte Volksvertretung nach ei ner Geschäftsordnungspanne neu erlich zusammentrat (er nannte das dann „Selbstausschaltung des Parlamentes“).
Historisch ist eigentlich alles klar. Dennoch muss bis Sommer erst ein „partizipativer Vermittlungs prozess“ abgehalten werden um rauszufinden, was aus dem derzeit geschlossenen Dollfuss-Museum in dessen Geburtsort werden soll. Die ÖVP in Mank wartet einen Sesselkreis ab und hängt Straßen schilder wieder auf, die Dollfuss verehren. Und ÖVP-Nationalrat Fritz Ofenauer sah in einer Rede den „Anstoß für die Handlungs unfähigkeit des Parlaments“ gleich bei der SPÖ – weil deren National ratspräsident zurückgetreten sei.
Zitat Ofenauer: „Wenn Kollege Krainer am Rande des U-Aus schusses von Dollfuss-Parlament spricht, obwohl er genau weiß, dass der sozialistische NR Präsi dent Renner damals durch seinen Rücktritt den Anstoß zur Hand lungsunfähigkeit des Parlaments gegeben hat. Das sind Tendenzen, die das Fundament unserer Demo kratie untergraben. Und da muss ich sagen: Wehret den Anfängen.“
in der das Veranstaltungszen trum sein 30-jähriges Jubiläum fei ert. Spätestens nach der Betriebsü bernahme durch NXP 1992 wurde so richtig der Turbo gezündet. Fast 10 Millionen Besucher konnten seither begrüßt werden, 4.500 Ver anstaltungen wurden umgesetzt, die Stars gaben sich die Klinke in die Hand. Kleines Who is Who ge fällig? Albert Hammond, Andreas Gabalier, Avicii, Beastie Boys, Bil derbuch, Billie Eilish, Billy Idol, Christina Stürmer, Circus Roncalli & The Kelly Family, Davis Cup mit Dominic Thiem, Die Seer, DJ Ötzi, EAV, Ed Sheeran, Edmund, Erich von Däniken, Foo Fighters, Freddy Quinn, Georg Danzer, Gilbert O‘ Sullivan, Grace Jones, Hansi Hinterseer, Helene Fischer, Helmut Lotti, Imagine Dragons, Ina Regen, Iris Berben, Jovanotti, Kastelruther Spatzen, Kurt Ost bahn, Lenny Kravitz, Macklemore, Martin Rütter, Michael Flatley‘s Lord Of The Dance, Michael Nia varani, Mike Krüger, Muse, Nik P., OTTO, Paul Pizzera, Peter Corne lius, Peter Kraus, Pixies, Placebo, RAF Camora, Rainhard Fend rich, Reinhard Mey, Robert Plant, Roland Düringer, Roxy Music, Scooter, Seiler und Speer, Semino Rossi, Shaolin Mönche, Silber mond, Sportfreunde Stiller, Status Quo, Sunrise Avenue, The Chip pendales, The Cure, The Killers, The Strokes, The Who, Thommy Ten & Amélie van Tass, Tiësto, Umberto Tozzi, Wolfgang Ambros, Zucchero u. v. m. Noch Fragen?!
in der der Wilhelmsburger Lu kas Renz aus 1.700 Nominie rungen vom „Forbes“ unter die 30 spannendsten Persönlichkeiten un ter 30 im deutschsprachigen Raum gewählt wurde! Ausschlaggebend dafür war v. a. sein Green-De eptech-Start-up HydroSolid, das mit innovativen Wasserstoff-Spei chern in einem der zukunftsträch tigsten und wichtigsten Märkte der Welt visionär unterwegs ist. Die Auszeichnung empfindet Renz vor allem „als Anerkennung für die vielen Momente, in denen nicht immer alles funktioniert. In denen du nachts wachliegst und grübelst, wie es weitergehen soll. Jeder Unternehmer kennt das –und kennt er es nicht, ist er kein richtiger Unternehmer“, lacht er. HydroSolid räumte heuer zudem bereits als bestes Greentech-Startup, bester Businessplan Österreich, bestes Start-up Österreich 2022 sowie als Marke des Jahres ab. Zudem lief erst vor wenigen Tagen Renz‘ Handy heiß, weil ihn die Landeshauptfrau beim „Gründer land NÖ Preis“ vor 1.000 Besu chern als herausragendes Beispiel anführte. „Diese Wertschätzung ist schon cool“, freut er sich, ebenso über den Umstand, dass er zuletzt von der FH als Vortragender ein geladen wurde „nicht zu einem Thema, sondern über meinen Werdegang.“ Wer weiß, vielleicht werden sich die Studenten einmal an diesen Tag zurückerinnern, als ihnen ein neuer Didi Mateschitz über seinen Werdegang erzählte.
DREI ABGESANDTE
Im Frühjahr vermuteten 26 Land tagsabgeordnete bei fünf landes nahen, ausgelagerten Gesellschaften fragwürdige Querfinanzierungen bis hin zur Korruption und beauftragten den Landesrechnungshof mit einer Sonderprüfung.
Dieser hat seine Berichte zu drei der fünf Organisationen mittlerweile fertig und abgesandt. Nun haben diese verfassungsmäßig zehn Wochen Zeit um Stellung zu nehmen. Erst danach werden dem Landtag die Be richte vorgelegt.
Vor der Landtagwahl würde wohl nichts öffentlich werden, wurde schon länger spekuliert. Leider, leider. Wobei: Auftritt der „Strategen“ im Regierungsviertel. Vielleicht prescht ja doch noch eine der „fertigen“ Or ganisationen vor und präsentiert ei nen Prüfbericht, der im Großen und Ganzen unspektakulär ausfällt? Die ÖVP könnte dann argumentieren, es sei eh nichts dran. Während die um fangreichen und heikleren Prüfbe richte rund um EVN und Hypo fix erst nach der Wahl öffentlich werden.
GLOCKENSPIEL
Süßer die Glocken nie klingen … nie hat dies wohl mehr zuge troffen, als heuer, wurde doch die ser Tage das neue Glockenspiel im Rathausturm installiert und anläss lich der Eröffnung des Christkindl marktes das erste Mal in Betrieb ge nommen. Dabei können die 48, von St. Pöltner Betrieben gesponserten und in der Innsbrucker Glockengie ßerei Grassmayr gefertigten Glocken nicht nur Weihnachtsklassiker spie len, sondern dem Vernehmen nach auch Poppigeres wie „L’Amour Tou jours“. Man darf also gespannt sein, wann sie eingesetzt werden – viel
leicht ein Frequency Outlet am Rat hausplatz? Wann die Glocken ab so fort jedenfalls immer läuten werden, ist anlässlich der Geburt eines Babys in St. Pölten. Eine schöne Geste!
KOLUMNE MICHAEL MÜLLNERSCHEINBARE STADT
Wenn ich dieser Tage meinen Bei trag leiste und mit dem LUP-Bus im Stau stehe, dann fühle ich mich rich tig urban. Seit Jahren keimt in mir ja ein Verdacht: Dass das Manage ment der Bautätigkeiten und der da durch bedingten Einschränkungen nicht ganz optimal läuft. Falls die zu ständigen Stellen tatsächlich super Arbeit leisten, dann gebührt ihnen größter Dank – wir wollen uns nicht ausmalen, was erst ohne deren Bestleistung rauskäme. Urbanität hat ihren Preis. Früher raunzten alle, dass nichts Weiter geht. Heute raunzen alle, weil Gstät ten in Bestlage verbaut werden und der Verkehr zunimmt. Es gibt sie wirklich, die Wiener, die St. Pölten als erweiterten Speckgürtel sehen. Es gibt sie wirklich, die Häuslbauer, die nicht mehr nach PL ausweichen um ein Eigenheim zu bauen. Nur städtische Wachstumsschmerzen? Mir scheint, die Zahl der Angefres senen und Enttäuschten wächst. Ruhe finde ich dann beim Rathaus, auf der städtischen Website ordne ich mir die Welt wieder ein. Jede „Neuigkeit“ (Presseaussendung) wird mit einem der 16 Leitthemen des Masterplans „stp*25|50“ ver knüpft. So trifft „Die kunstsinnige Stadt“ auf „Die schlanke Verwal tungsstadt“. Zur Not passt „Die l(i) ebenswerte Stadt“ immer. Bei all dem schönen Schein faszi niert mich dann umso mehr, wel che Chance da am Eisberg vertan wurde. Man hätte sich vor die be sorgten Anrainer hinstellen kön nen, sich ein paar verbale Watschen abholen, sich für das gebrochene Versprechen entschuldigen und die Notwendigkeiten erklären können. Man hätte Vertrauen schaffen kön nen. Schade drum.
Initiative des Umweltministeriums, die neun Städte bei der Entwicklung von Kli maneutralitäts-Konzepten begleitet. Am einjährigen Bearbeitungsprozess nach St. Pöltens erfolgreicher Bewerbung beteiligten sich bis zu 20 Magistrats abteilungen und über 60 Stakeholder. Ergebnis ist die Klimastrategie. Als vom Ministerium anerkannte „Pionierstadt“ könnte St. Pölten finanzielle Mittel zur Umsetzung der Strategie lukrieren.
Lokale Wege für globale Ziele benennt das Dokument, an dem neben Mitarbeitern des Magistrats und des Landes NÖ ex terne Experten und Initiativen mit gearbeitet haben. „Alle müssen an einem Strang ziehen“, spricht Pro jektleiterin Carina Wenda einfach aus, was nicht einfach ist.
Unterschiedliche Interessen, feh lende Information, verschiedene Er wartungen, persönliche Bedürfnisse, führen zu Zielkonflikten. Stich wörter: Parkplatz oder Baum, Bus oder Privat-Pkw, Schnellstraße oder Wachtelkönig. „Wollen wir unseren Grünraum konservieren und uns regional versorgen oder weiter woh nen, wie es viele lieben – im neuen Einfamilienhaus, damit neue Flä chen versiegelt, zusätzlichen Verkehr produzieren und weitere Infrastruk tur herstellen? Daran zeigt sich das Konfliktfeld im Kontext Stadtent wicklung und Klimawandel“, sagt Daniela Allmeier vom Planungsbüro Raumposition, eine der Autorinnen der Klimastrategie.
Die Stadtplanerin weist darauf hin, dass das Auto das Stadtle ben in den vergangenen 50 Jahren grundlegend verändert hat. „Die Autoorientierung hat massiv unsere Raumentwicklung beeinflusst und unsere Städte wie Gemeinden ge prägt.“ Das alte Erbe schleppen wir allerdings mit: Baugründe, die schon vor Jahrzehnten gewidmet wurden, Alt-Projekte, die nicht von heute auf
MÖGE DIE MISSION GELINGEN
St. Pölten möchte vorzeigen, wie Ballungszentren dazu beitragen können, dass Österreich klimaneutral wird. Die Klima-Strategie zeigt auf über 100 Seiten auf, was zu tun ist, um die Stadt „Fit4Urban Mission“ zu machen.
morgen verändert werden können. „Die Debatte muss breiter angelegt, die Sachlagen hinterfragt werden“, sagt Allmeier, denn es reiche nicht aus, was wir derzeit tun: „Wir ha ben keine Zeit, müssen aber eine 180-Grad-Drehung machen.“
Ob das gelingen kann, entschei
det die Politik – sie muss Rückende ckung geben und die notwendigen Ziele klar vertreten. In fünf Be reichen, definiert die Klimastrategie: Energie/Gebäude/Wärme, Mobilität, Stadtplanung, Bewusstseinsbildung/ Kommunikation sowie Veränderung der Verwaltungsstruktur.
Energie & Wärme
Klimaziele erreichen kann nur, wer eine Energiewende schafft. Und da hat St. Pölten keine schlechten Start positionen mit der Fernwärme und ausreichend Flächen für Windräder und Sonnenkollektoren. Die Fern wärme sollte allerdings schnellst möglich ohne Gas und möglichst wenig Müllverbrennung auskom men, empfiehlt die Klima-Strategie – wie auch GLOBAL 2000. „Müll sollte aus unserer Sicht vermieden, und wenn das nicht geht, recycelt werden“, erklärt Johannes Wahl müller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. Statt Müllver brennung könnten Großwärme pumpen, Solarenergie und Geother mie viel stärker eingesetzt werden. „Diese innovativen Technologien, deren Umsetzung in Linz und Wien bereits geplant wird, sieht man in der St. Pöltner Strategie noch in ferner Zukunft“, schlägt Wahlmül ler eine Änderung der Prioritäten vor: „Die St. Pöltner Stadtregierung sollte den Landesenergieversorger
Positive Botschaften haben positive Auswirkungen.
EVN stärker dazu animieren, nicht nur in alten Kategorien der Müllver brennung zu denken.“
Ein bisserl besser geht sofort: Die Fernwärmeleitungen werden laufend erneuert, haben daher we niger Wärmeverlust, was den Erd gasverbrauch reduziert, erklärt Fernwärme-Geschäftsführer Anton Waxenegger.
Wo die Fernwärme nicht hin kommt, sollte klimaschonend En ergie erzeugt werden und die Stadt eine Vorreiterrolle einnehmen. Tipps dazu finden sich in der Klima-Stra tegie, vom Ausbau der Energiebera tung über das Anbringen von Pho tovoltaik auf öffentlichen Gebäuden bis zur Abwärmenutzung aus der Industrie.
Den Bedarf an Heizwärme sen ken können thermische Sanierungen von Wohngebäuden – bei einer Sa nierungsrate von drei Prozent um rund 20 Prozent bis 2030. Aber nicht jedes Haus darf außen wär megedämmt werden, etwa weil es denkmalgeschützt ist oder das den Bebauungsbestimmungen in einer Schutzzone widerspricht – wieder ein Zielkonflikt. „Auch beim Bauen muss man abwägen – wo muss ich kompromisslos sein, wo kann ich großzügiger sein. Dieses Dilemma sollte man sichtbar machen“, emp fiehlt Daniela Allmeier. Ali Acik von der Stadtplanung erläutert: „Wie wir mit unseren schützenswerten Gebäuden umgehen wollen und die Energiefrage gelöst werden kann, erfordert wohl künftig eine gesamt gesellschaftliche Diskussion über Werte.“ Jedes Gebäude lege Zeugnis ab über vergangene Epochen und Kulturen ab. Daher sei das „Einpa cken“ nicht die einzige Lösung, um baukünstlerisch wichtige Gebäude zukunftsfit zu machen: „Photovol taik-Anlagen sind bei Schutzzonen möglich – außerhalb der Einsehbar
keit vom öffentlichen Raum“, versi chert St. Pöltens Stadtplanungschef Jens de Buck
Mobilität & Verkehr
Der motorisierte Individualverkehr spuckt Jahr für Jahr mehr Treib hausgase in die St. Pöltner Luft. „Daher ist die Verkehrswende drin gend erforderlich, um die Klima krise zu bekämpfen“, bekräftigt Projektleiterin Carina Wenda. Ver kehrswende, das heißt Förderung nachhaltiger Mobilität: Rad fahren, zu Fuß gehen, mit Öffis fahren. Mit einem Zielkonflikt-Dauerbrenner:
Schnellstraße oder keine Schnellstraße
„Der Politik muss hier endlich auch bewusstwerden, dass ein gleichzei tiges Bekenntnis zum Klimaschutz und ein bedingungsloses Festhalten an der S34 nicht möglich ist, denn das wäre im übertragenen Sinne, gleichzeitig mit einer Friedensverein barung die nächste Bombe zu zün den“, drückt Dieter Schmidradler, Obmann des Vereins „Verkehrs wende“, das Anliegen der Klima-Ini tiativen drastisch aus. In einem offe nen Brief an Bürgermeister Matthias
Stadler fordern diese den Stadtchef auf, „sich von der weiteren Forcie rung der S34 zu distanzieren.“ Die Stadt hat Strafrechtsexperten Alois Birklbauer konsultiert, der urteilte, dass Bund und ASFINAG rechtlich verpflichtet sind, die Schnellstraße zu errichten. Ein Widerspruch der S34 zum NÖ Klimaschutzprogramm oder zum Pariser Klimaschutzab kommen bestehe nicht.
Wie es mit der S34 weitergeht, ist ungesichert. Sicher ist: Verkehrs wende in St. Pölten heißt, dass der private Pkw-Verkehr reduziert wird, die Parkplätze verringert werden. Das hat zur Folge, dass Straßenflä chen neu definiert werden. „Wir haben nur eine bestimmte Straßen breite zur Verfügung. Daher müssen die Flächen zwischen den Mobili tätsformen neu verteilt werden, zu gunsten der Fußgänger und Radfah rer, also der aktiven Mobilität, und zulasten des motorisierten Individu alverkehrs“, erklärt Carina Wenda.
Der neue Domplatz wird etwa einen wertvollen Beitrag zur Mobili tätswende leisten, ist Manuel Ham mel aus der Stadtplanung überzeugt: „Einige Zeit nach der Umgestal tung wird sich kaum jemand mehr vorstellen können, wie ein derartig attraktiver, zentraler Platz als Park platz ‚verschwendet‘ werden konnte – genauso, wie wir es schon beim Rathausplatz erlebt haben.“ Und für die Radfahrer soll einiges getan werden in den nächsten zehn Jahren. Dazu gehört der lückenlose Ausbau des bestehenden Radroutennetzes hin zu einem Radwegenetz. „Nur wenn ich sicher, attraktiv, komfor tabel und ohne erheblichen Zeitver lust von A nach B gelange, werde
SCHNELLSTRASSE. Die S34 und in welcher Form sie kommt bzw. ob sie überhaupt kommt, erhitzt nach wie vor die Gemüter.
ich diesen Weg nicht mit dem Auto zurücklegen“, so Hammel. Zur At traktivierung gehören auch Radser vicestationen, die Öffnung von Ein bahnstraßen für den Radverkehr, ein Lastenrad-Sharing-Angebot, aber auch verkehrsberuhigte Bereiche vor Schulen.
Letztere hat der Gemeinderat im Vorjahr mit dem Masterplan „Ak tive Mobilität“ beschlossen, denn Fußgänger- und Begegnungszonen erhöhen die Sicherheit für die Kin der – und die Fläche wird für Be grünungsmaßnahmen frei. „Eine verkehrsberuhigte Schulstraße setzt allerdings ein gezieltes Umfeldma nagement mit ‚Elternhaltestellen‘ vo raus, da sonst im umliegenden Stra ßennetz ein Verkehrschaos entstehen kann“, weiß Manuel Hammel.
Das alles funktioniert übrigens in klimafreundlichen Städten wie Rot terdam, Münster und Kopenhagen deshalb ohne nennenswerten Wider stand, weil die Bevölkerung schon länger vom Privat-Pkw entwöhnt wurde und an wenige Parkplätze, ein gut ausgebautes Radwegenetz, funktionierende Öffis und kurze Wege zum Einkaufen gewöhnt ist, erklärt Manuel Hammel. Allerdings sind auch diese Kommunen nur in Teilbereichen ihres Gebiets Mu
sterstädte, so Hammel. Was damit zusammenhängt, dass ein Stadtzen trum andere klimafreundliche Maß nahmen erfordert als Randbezirke.
Stadtzentrum & ländlicher Raum Verdichteter Siedlungsraum in der Nähe von gut erreichbaren Öffis hat einen deutlich geringeren En ergieverbrauch als verstreute Sied lungen. St. Pölten hat beides, einen urbanen Stadtkern, aber auch rural geprägte Stadtteile. Das integrierte Stadtentwicklungskonzept kennt 27 Stadtteile, „wobei sich die weitere Siedlungsentwicklung auf die Kern stadt konzentriert“, erklärt Jens de Buck. Die bestehende Stadt soll sich in Lagen verdichten, die durch den öffentlichen Verkehr bereits gut er schlossen sind. „Dadurch werden die bestehenden Stadtteile gestärkt, das städtische Wachstum nimmt we niger Flächen in Anspruch und der Gedanke der Stadt der kurzen Wege wird fortgeführt“, so de Buck.
Während im ländlichen Raum die Infrastruktur die Stadtplanung beschäftigt, hat das Stadtzentrum andere Klimawandel-Sorgen. Hier müssen Grünräume entwickelt wer den, um Hitze zu reduzieren.
Kühlung & Grünräume
Die Traisen ist St. Pöltens natürliche Kaltluftschneise. Langfristig plane risches Ziel ist ein „Grünes Netz“ in der Stadt, das einen wichtigen Beitrag zur Klimawandelanpassung darstellt und die Lebensqualität ver
Wir haben keine Zeit, müssen aber eine 180-Grad-Drehung machen.
ALLMEIER, PLANUNGSBÜRO RAUMPOSITIONMANUEL HAMMEL, STADTPLANUNG ST. PÖLTEN
bessert. Das Grüne Netz, das sind begrünte Straßen, Alleen, Prome naden, auch begrünte Dachflächen. „Bei der Entwicklung neuer Flächen muss in Zukunft großes Augenmerk auf die Minimierung der Versiege lung gelegt werden – beispielsweise im Wegebau innerhalb von Parkan lagen mittels sogenannter wasser gebundener Decken“, sagt Jens De Buck. Regenwasser kann dort versi ckern, sie werden gerade im Sturm 19 Park und entlang der Traisen ge baut.
„Die öffentlichen Grünräume müssen wir wie unseren Augapfel hüten“, mahnt Daniela Allmeier, denn entsiegeln von Flächen ist nur mit großem Aufwand, manchmal überhaupt nicht möglich. „Dass eine neue Grünfläche mit großen Bäumen entsteht, ist schwer um setzbar – auch wegen der Materi alien und Schadstoffe, die durch die Versiegelung in den Boden gelangt sind“, erklärt Carina Wenda.
Auch in Straßen mit Einbauten unterm Pflaster können sich Bäume nicht optimal entwickeln, und nicht
über einem Bodendenkmal – am Domplatz. Die Baumwurzeln wür den die archäologischen Funde zer stören, betont Wenda die Vorgaben des Bundesdenkmalamts. Flach wurzler sind laut Bundesdenkmal amt allerdings sehr wohl möglich. Die Diskussion über den zentralen Platz, der nutzungsoffen sein soll, mit einem flexiblen Möblierungs konzept, sieht Expertin Daniela All meier als positive Entwicklung: „Die Entscheidung für die Gestaltung ist vor zehn Jahren gefallen. Damals war die Debatte eine andere – da hat noch niemand zu wenige Bäumen bei einer Platzgestaltung kritisiert, sondern dass die Parkplätze damit wegfallen. Die Bevölkerung fordert jetzt Qualitäten ein und Beiträge zur Klimawandelanpassung. Und das ist gut so.“
Und die Leute sind jetzt ganz schnell beim Be- und Verurteilen von Aktivitäten, betiteln manches Vorhaben als Greenwashing. „Das wäre nur dann zu unterstellen, wenn hinter der Klima-Rahmenstrategie kein aufrichtiges Commitment der
Stadtpolitik stehen sollte – wovon wir jedoch nicht ausgehen wollen“, meint Dieter Schmidradler, der auch bestätigt, dass die zahlreichen Initi ativen des Netzwerks „Klimahaupt stadt 2024“ in den Entwicklungs prozess der Klima-Rahmenstrategie eingebunden waren.
Und Carina Wenda denkt, dass städtische Entwicklung das Ab wägen verschiedener öffentlicher Interessen bedingt, wodurch eben Zielkonflikte nicht ausgeschlossen werden können. „Das bedeutet, dass man es nicht immer jedem/jeder recht machen kann. Ich kann aller dings nur betonen, dass das Thema ernst genommen wird. Die aktu ellen Projekte, wie die Bewerbung zur Pionierstadt, die Neugestaltung der Promenade, die Entwicklungen neuer Parkanlagen verdeutlichen diese Absichten.“
Bewusstseinsbildung & Kommunikation
Wie geht’s weiter mit der Klima schutz-Strategie? „Zur Umsetzung der Klimaschutz-Strategie brauchen wir den Mut und die Bereitschaft jeder und jedes Einzelnen, im Um welt- und Klimaschutz bei sich selbst anzufangen und auf privater und beruflicher Ebene alles zu un ternehmen, hier Bewegung ins Spiel zu bringen“, sagt Klima-Aktivist Schmidradler. Die Initiativen „ar beiten intensiv daran, möglichst alle maßgeblichen Stakeholder zu erreichen und zu verbinden, um eine solche Aufbruchstimmung zu unterstützen.“ Für das Netzwerk „Klimahauptstadt 2024“ wäre es besonders wichtig, dass auch die führenden Persönlichkeiten aus St. Pöltens Politik und Wirtschaft sich ihrer Verantwortung und Vorbild wirkung bewusstwerden und ihrer seits den Wendepunkt in St. Pöltens Umwelt- und Klimapolitik glaub würdig gegenüber der Bevölkerung und den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln.
Seit dem Beitritt zum Klima bündnis gebe es bereits umfassende Maßnahmen zur Bewusstseinsbil dung, sagt Carina Wenda. In Zu
Einige Zeit nach der Umgestaltung wird sich kaum jemand mehr vorstellen können, wie ein derartig attraktiver, zentraler Platz als Parkplatz „verschwendet“ werden konnte.
kunft sollen diese Initiativen und Angebote ausgebaut werden, etwa durch eine Kommunikations- und Bildungsoffensive in Schulen, durch Beteiligungsprogramme, aber auch durch magistratsinterne Weiterbil dungen. Im Magistrat wird gerade
eine Klima-Koordinationsstelle ein gerichtet.
„Positive Botschaften haben po sitive Auswirkungen“, weiß Dani ela Allmeier: „Wenn wir uns an passen müssen, dann hat das auch nicht nur negative Auswirkungen
– weniger Autos bewirken breitere Gehsteige und mehr Bäume in der Stadt.“ Die Stadtplanerin nennt als positives Beispiel die Grätzl-Oasen in Wien, wo Parkplätze zu grünen und kühlenden Bausteinen wurden und die Bürger eigene Ideen umset zen konnten. „Das hat auch soziale Aspekte, stärkt die Nachbarschaft, bildet Bewusstsein.“
St. Pölten ist stolz auf sein BestPractice-Beispiel, den VCÖ-Preisgewürdigten „Grüne Loop“: Mobi lität, Freiraum und Natur werden statt der ehemaligen Promenade ab 2023 verbunden. Viele Best-Prac tice-Beispiele aus anderen Städten zeigt die Klima-Rahmenstrategie auf, und über hundert Vorschläge, um St. Pölten klimafit zu machen.
Sollte damit die Bewerbung zur Pionierstadt erfolgreich sein, be käme die Stadt Bundesunterstüt zung von rund zwei Millionen Euro. Möge die Mission gelingen!
PLANÄNDERUNG
Statt dem geplanten Naherholungsgebiet entsteht am Eisberg in den nächsten Jahren mit dem Sicherheits zentrum ein Großprojekt zur Bündelung der städtischen Polizeikräfte. Die Anrainer sind verärgert und fürchten um ihre Lebensqualität, doch die Stadt sieht keine Alternative für den Standort und betont die Bedeutung des Vorhabens.
Verschwitzt, aber stolz, stehen die Häuslbauer vor ihren fast fertigen Neubauten. Viele ha ben mitten in der Corona-Pandemie Zuversicht und Erspartes zusam mengekratzt und der Stadt Bauland abgekauft. Um stolze 180 Euro pro Quadratmeter und mit einem ra schen Bauzwang, wie sie freimütig erzählen. Wenn man von der Wun dererstraße über die Chmelstraße zur Ströbitzerstraße spaziert, dann ist man wirklich im Allerneuesten St. Pölten. Vor den Einfamilienhäusern parken Kinderwägen. „Wir haben hier schon ganz früh eine Whats App-Gruppe gegründet. Viele waren schon als Interessenten vorm Kauf dabei, während der Bauzeit tauschte man sich über Baufirmen aus. Naja und jetzt halt über den Wahnsinn, den sie da drüben vorhaben“, erzählt
PLANUNGSSTAND. Statt dem versprochenen Wald kommen 1.300 Arbeits- und 1.100 Parkplätze.
eine Anrainerin. Der „Wahnsinn“ ist ein Bauprojekt des Landes Nieder österreich. Als „Sicherheitszentrum“ wurde jahrelang über die Mega-An siedelung spekuliert, seit Juli 2022 ist fix, wo gebaut wird. „Ich kann diesen Euphemismus nicht mehr hö ren. Das ist kein Sicherheitszentrum, das ist eine Polizeikaserne mit 1.300 Leuten, die jeden Tag mit dem Auto an unserer Siedlung vorbeirauschen.
Deswegen bin ich nicht nach zwan zig Jahren von Wien wieder zurück nach St. Pölten gezogen“, ärgert sich ein anderer. Für diese Reportage führten wir dutzende Gespräche um ein Gespür dafür zu bekommen, was die Neosiedler am Eisberg wirklich denken. Sind es nur ein paar Queru lanten, die um den Wert ihrer schi cken Neubauten fürchten? Zeigt sich ein gesellschaftliches Problem, dass zwar jeder anständige Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen will –aber nicht in der Nachbarschaft?
Wer Visionen hat …
Im Kern kritisieren die Anrainer ein gebrochenes Versprechen. Die Stadt planung hatte für den Eisberg eine klare Vision. Mit kontinuierlichem
Wohnbau und einem massiven Ausbau des Naherholungsgebietes Stadtwald-West wird der Eisberg zum attraktiven Siedlungsgebiet. Das bestehende Gewerbegebiet an der B1 wird nur nach Westen hin erweitert. So steht es nicht nur im rechtsgültigen Stadtentwicklungs konzept (das die Wenigsten lesen), sondern so wurde es auch aktiv als Argument für den Grundkauf und die Ansiedelung angepriesen. „Mir wurden 3.600 Bäume versprochen, wenn ich beim Fenster rausschaue. Jetzt bekomme ich 1.300 Polizisten. Nein, danke“, ärgert sich ein Anrai ner. Ein anderer ergänzt: „Ich wohne schon ewig am Eisberg. Aber die neuen Häuslbauer, die wurden mit völlig falschen Erwartungen hier raufgelockt. Und jetzt entwertet die Stadt mit diesem willkürlichen Me gaprojekt einen ganzen Stadtteil.“
Das Bauvorhaben funktioniert so: Das Bundesministerium für In neres sucht für die Polizeidienststel len einen zentralen Standort in St. Pölten um Synergien bestmöglich zu nutzen. Das Land Niederösterreich stellt dafür bis 2029 um 208 Milli onen Euro das Sicherheitszentrum fertig, in das sich der Bund dann ein mietet. Der Stadt St. Pölten kommt die Aufgabe zu, den passenden Grund bereitzustellen. Ansich rühmt sich St. Pölten, durchaus nicht un begründet, mit jahrzehntelangem, strategischen Grundstückserwerb. Damit man eben selber Assets in der Hand hat, um solche Projekte im Sinne der gewollten Stadtentwick lung zu verwirklichen. Es gab eine perfekte Location dafür: den Stand ort der ehemaligen Kopalkaserne. Doch diese ist in Privatbesitz und die Stiftung wollte den Grund par tout nicht verkaufen – ein Verkauf würde dem Stiftungszweck wider sprechen. Land und Bund wiederum bestanden auf Eigentum und lehnten die angebotene Baurechtsvariante ab – auch nachvollziehbar, wenn über 200 Millionen Euro Steuer geld verbaut werden. So scheiterte die Ansiedelung am bestgeeigneten Standort mit perfekter Verkehrsan bindung und ohne Anrainerthematik.
HAUPTQUARTIER
Das neue „Sicherheitszentrum“ wird laut Bundesministerium für Inneres das „zukünftige Herzstück moderner und professioneller Polizeiarbeit“ in Niederösterreich sein. Doch schon heute arbeiten rund 300 Polizistinnen und Polizisten auf der Schanze, wie das Gewerbegebiet an der B1 westlich des Stadtwaldes genannt wird: Landeskriminalamt, Logistikabteilung sowie die Diensthundein spektion St. Pölten sind schon da. 2024 soll mit der ersten Bauphase begon nen werden, 2027 folgt die zweite Phase. 2029 soll alles fertig sein. Anfangs übersiedeln die Landespolizeidirektion mit ihren zahlreichen Abtei lungen, das Stadtpolizeikommando und das St. Pöltner Polizeikommissariat sowie das Einsatztrainingszentrum mit zwei modernen Indoor Schießanlagen sowie Schulungs und Taktikräumen. Der Personalstand wird dann auf 1.000 Personen steigen.
In der zweiten Bauphase wird dann ein neues Bildungszentrum samt Neben anlagen errichtet sowie das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) übersiedeln. Im Vollausbau sind dann 1.300 Arbeitsplätze geplant. Dafür wer den 20.000 Quadratmeter Bürofläche errichtet, für 1.100 Fahrzeuge benötigt man Parkplätze. Rund 208 Millionen Euro wird das Projekt kosten. Ein Hub schrauberlandeplatz mit eigenem Hangarbetrieb ist laut Ministerium nicht ge plant, jedoch soll es für Großeinsätze entsprechende Sammlungspunkte am Freigelände geben, bei denen auch Hubschrauber gut landen können.
Da sich im zukünftigen Sicherheitszentrum auch das polizeiliche Verwaltungs zentrum befinden wird, ist laut Ministerium auch mit einer hohen Besucher frequenz zu rechnen. Eine Gesamtverkehrsplanung wird dafür durchgeführt. Zudem geht man davon aus, dass viele Mitarbeiter schon jetzt in St. Pölten und Umgebung wohnen und sich durch die Umsiedlung der Dienststellen nur ein innerstädtischer Ortswechsel ergibt. Und somit wohl kein massiver Zuzug. Im Bildungszentrum werden dann Polizeischüler ausgebildet, vorrangig aus Niederösterreich.
3.600 Bäume wurden versprochen, jetzt bekomme ich 1.300 Polizisten.
DES ZUKÜNFTIGEN SICHERHEITSZENTRUMS
STADTENTWICKLUNG. Der Eisberg sollte hochwertiges Siedlungsgebiet werden –der Ausbau als Naherholungsgebiet der ganzen Stadt zu Gute kommen.
Zwickmühle
Bei anderen Projekten tritt die Stadt – wie jede andere Gemeinde – nur als Verwaltung auf, sie ist strikt an Gesetze gebunden und somit oft schnell fein raus, wenn sich etwa pri vate Bauherren im Rahmen der Ge setze und Bebauungspläne bewegen. Hier aber ist es komplexer, Grund stücke verkauft sie wie jeder Private und somit war es natürlich auch eine strategische Entscheidung, welchen Grund man für welchen Zweck vor sieht – letztlich musste man im Rat haus wohl eine Interessensabwägung treffen. „Der Bürgermeister hätte der Landeshauptfrau doch einfach sagen können, dass es hier nicht geht, weil er den Bürgern im Wort ist und hier ein Naherholungsgebiet kommt“, ärgert sich ein weiterer Anrainer.
DER EISBERG
Seit jeher gilt der Eisberg als Top Wohngegend. Zwar kein Villenviertel, aber doch eine beliebte Wohngegend mit Nähe zum Stadtwald und kurzer Distanz zu Bahnhof und Innenstadt. Rund 1.700 Einwohner und 2,5 Quadratkilometer zählt das oft sehr windige Stadtviertel, das von der Westbahn und der Bun desstraße 1 begrenzt wird. Da Bauland für Einfamilienhäuser im Stadtgebiet knapp ist, war die Nachfrage nach den Grundstücken groß.
Durch den lehmhaltigen Boden am Eisberg versickert Regenwasser nicht gut. Vor der Erschließung neuer Parzellen musste also ein Retentionsbecken ge baut werden, ein riesiges Rückhaltebecken zum „Regenwassermanagement“. Der Erdaushub wurde zur „Eisbergspitze“ samt Pavillon aufgeschüttet, rund herum wurden Wege angelegt und aufgepflanzt – ein Naherholungsgebiet sollte entstehen, so die Vision der Stadt, die den Grundstücksinteressenten als „Gartenstadt“ und „stadt.wald.west“ detailliert präsentiert wurde. Im Stadtentwicklungskonzept ist der Eisberg als Siedlungsgebiet definiert, ein multifunktionales Viertelzentrum soll mit der laufenden Siedlungstätigkeit ent lang der Waldstraße entstehen. Das bestehende Gewerbegebiet, wo auch das Landeskriminalamt jetzt schon angesiedelt ist, sollte eigentlich nur nach We sten hin, also Richtung Prinzersdorf, weiterentwickelt werden. Nun kommt es anders: Das geplante Sicherheitszentrum soll ab 2024 direkt neben der Wohn siedlung entstehen.
Im Rathaus betont man, dass „Stadtentwicklung nie ein statischer Prozess sein kann. Auf gesellschaft liche Änderungsprozesse muss man ebenso reagieren, wie auf veränderte Zielsetzungen. Von der Ansiedelung erwartet man sich steigende Kauf kraft, eine Aufwertung als (Aus-) Bildungsstadt und somit bessere Zu kunftschancen am Arbeitsmarkt.“
Das Land traf dann eine Vorent scheidung: Das Sicherheitszentrum sollte an das bestehende Areal rund um das Landeskriminalamt ando cken, also am Eisberg entstehen. Die Stadt zückte Plan B: Die Erweite rung des dortigen Gewerbegebietes nach Westen, fernab von Anrainern. Doch auch hier spielten private Grundstücksbesitzer nicht mit. Das
Schicksal wiederholte sich bei Plan C, auch hier wurde die Rechnung ohne einem widerspenstigen Grund stücksbesitzer nördlich des Bestand objektes gemacht. Somit blieb nur Plan D: die Errichtung auf den Flä chen östlich des Bestandes und an grenzend an die frisch entstandene Wohnsiedlung samt Naherholungs versprechen.
Im konkreten Fall wird betont, dass mit „privaten Eigentümern keine Einigung erzielt werden konnte, wo mit die jetzt vorliegenden Pläne die einzige Möglichkeit waren, ein Si cherheitszentrum in St. Pölten umzu setzen.“ Wenn Kompromisse nötig werden, müsse man die entstehenden Konflikte im folgenden Planungs prozess bestmöglich lösen. Dieser startet demnächst mit einer strate gischen Umweltprüfung. Bevor der Gemeinderat die Umwidmung der Flächen sowie den Bebauungsplan beschließt, können alle Bürger in die Entwürfe Einsicht nehmen und Stellungnahmen abgeben. Mit ihrer Stimmenmehrwert kann die SPÖ im Alleingang entscheiden. Ablehnende Reaktionen kommen von der FPÖ („Die Menschen sollten sich auf politische Aussagen verlassen kön nen.“) und den Grünen („Das Pro jekt hat nur negative Auswirkungen auf die Gemeinde, schon bisher ha ben wir dagegen gestimmt.“). Die St.
Pöltner ÖVP ließ unsere Anfrage un beantwortet.
Besorgte Anrainer haben unter dessen in einem aufwändigen 3DModell visualisiert, wie das Bau vorhaben anhand der aktuellen Informationen aussehen könnte. Aktuell geht man von einer Bebau ungshöhe von 15 Metern aus – weil das der Höhe des Bestandobjektes entspricht und diese Höhe plane risch sinnvoll sei. Theoretisch ginge es sogar noch höher – und damit „dichter“. Womit das Stadtbild mit dem Anspruch in Konflikt gerät, möglichst wenig Land zu versiegeln. Doch nicht nur die Verbauung selbst, auch der Verkehr macht den Anrai nern Sorgen. Über tausend Arbeits plätze, über tausend Fahrzeuge, wie soll das gehen? Konkrete Antworten gibt es keine, die entsprechenden Pläne und Konzepte müssen erst er stellt werden. Mit dem Bebauungs plan hat der Gemeinderat hier ein wesentliches Instrument in der Hand und wird die relevanten Kriterien selber vorgeben. Seitens der Stadt verspricht man, bestmöglich auf die Interessen der Anrainer Rücksicht nehmen zu wollen und mit diesen „in Austausch zu treten, sobald die Unterlagen der Fachabteilungen da für eine qualifizierte Grundlage bil
den.“ Doch vielfach haben die An rainer das Vertrauen verloren: „Seit wir im Juli aus den Medien von die sem Projekt erfahren haben, hat man keinen Schritt auf uns zu gemacht. Kein Wort des Bedauerns, kein auf klärendes Gespräch, warum der ver sprochene Plan geändert wird. Das Vertrauen ist zerstört.“
Manche wundern sich über das „Beverly Hills St. Pöltens“, in dem sich eine wohlhabende Klientel an gesiedelt hat, die wohl etwas naiv alle Versprechungen geglaubt hat. In den geführten Gesprächen wirken die Anrainer durchwegs realistisch und im Leben stehend, artikulieren klar, was sie stört und was sie er warten, scheinen vielfach auch zu Entscheidungsträgern gut vernetzt. Wieso man da nicht versucht hat, den Unmut einzufangen und die An rainer an Bord zu holen, ist eines der großen Rätsel dieser verfahrenen Ge schichte. „Letztlich handelt es sich beim Sicherheitszentrum, genauso wie bei der massiven Geruchsbelästi gung durch die privatisierte Müllver arbeitungsanlage um ein von Men schenhand gemachtes Problem. Das ist ärgerlich, stimmt mich aber auch optimistisch, dass mit gutem Willen Lösungen möglich sind“, formuliert es eine Anrainerin hoffnungsvoll. Die junge Mutter will einfach in Ruhe ihr Eigenheim genießen, der Tochter beim Aufwachsen zusehen. Bevor sie sich mit dem Kinderwagen auf den Weg zum Stadtwald verab schiedet, lacht sie noch: „Wer weiß, vielleicht arbeitet sie in 25 Jahren da drüben als Polizistin?“ Andere sehen es weniger optimistisch, fürch ten reduzierte Lebensqualität durch Verkehr, Lärm und rücksichtslose Bebauung. Zumindest diese Sorgen könnte man mit einem qualitativ hochwertigen Planungsprozess in den Griff bekommen.
RAUMORDNUNG & CO.
In jedem Bundesland gibt es ein ei genes Raumordnungsgesetz sowie eine Bauordnung. Wir baten den St. Pöltner Architekten Paul Pfoser, der neben der Entwicklung und Leitung von Wohnbauprojekten im Zentral raum zudem im Team des Master plans St. Pölten 25/50 aktiv ist, um eine kleine Einführung: „Im Raumordnungsgesetz wird die Widmung festgelegt: Grünland, Industriegebiet, Betriebsgebiet, Wohngebiet etc. Dieses fällt in die Kompetenz der Länder. Der Bebau ungsplan regelt die Dichte, Gebäu dehöhe, Bebauungsart und wird vom Gemeinderat anhand des Flä chenwidmungsplanes festgelegt. Der Gemeinderat hat somit die ge setzlichen Möglichkeiten, Bebau ungspläne abzuändern. In St. Pöl ten wurde darüber hinaus mit dem integrierten Stadtentwicklungskon zept 2016 und dem Landschafts konzept 2010 festgeschrieben, wo zukünftige Umwidmungen stattfin den sollen. Jeder Bürger kann in laufenden Verfahren eine Stellung nahme abgeben.
Neue Projekte werden im Zuge des Bewilligungsverfahrens da hingehend geprüft, ob sie den Be bauungsbestimmungen und der Bauordnung entsprechen. Somit ist gerade der Bebauungsplan ein wesentliches Werkzeug, das Qua litäten wie Dichten und Gebäude höhen festlegt. Jeder Grundstücks eigentümer sollte sich informieren, welche Bebauungsbestimmungen für sein bzw. Nachbargrundstücke bestehen, da es sich um grundle gende Werte der Liegenschaften handelt. Siehe dazu https://st poelten.map2web.eu.“
Die jetzt vorliegenden Pläne waren die einzige Möglichkeit ein Sicherheitszentrum in St. Pölten umzusetzen.
VERTRETER DER STADT ST. PÖLTENSCHÖNE AUSSICHT. Mit der geplanten Bebauungshöhe würde der Komplex die ganze Siedlung überblicken.
ROSMARIN GEFÄLLIG?
als Paradebeispiel gegenseitiger Befruch tung – auch gleich in der anschließenden Bank-Aula verlegt wurde. Der Terrazzo-Boden hingegen findet sich als Vertäfelung der Bar im Lokal wieder, was nicht minder lässig wirkt wie das große Wandbild von Andi Fränzl.
Guter Kaffee, gute Küche
Im Mai hat Dietmar Kirchner-Schindele im Raiffeisencorner sein neues Lokal „Rosmarin“ eröffnet. Dieses erfreut sich bereits großer Beliebtheit und hat schon die ersten Stammgäste gewonnen.
Was wenig wundert, immerhin ist KirchnerSchindele schon ewig im Geschäft und hat als einer der Hauptprotagonisten von Schubert, Emmi und Vinzenz Pauli einige der erfolg reichsten St. Pöltner Gastrogeschichten der letzten Jahre mitgeschrieben, von seinem beliebten Cateringbetrieb ganz abgesehen.
Terrazzo, Holz und Urbanschick „Nach fast 15 Jahren hatte ich allerdings Lust auf etwas Neues“, verrät er, und so traf es sich gerade recht, dass die Raiffeisenbank einen Betreiber für das Café im neuen RaiffeisenCorner suchte. „Im ersten Moment war ich ja skeptisch und dachte mir – in einer Bank?
Aber nach den ersten Gesprächen mit den Direktoren Thomas Schauer und Gerhard Buchinger, die wirklich großartige Menschen sind, war mir schnell klar, dass das ein tolles Projekt ist.“ Alleine, dass das Haus nach den neuesten Öko-Standards gebaut ist, „und der wertschätzende Umgang mit den Mitarbei tern hier gelebt wird, hat mir getaugt.“ Und so stürzte sich der Gastronom ins – ar chitektonisch betrachtet – fast gemachte Bett, war das Lokal doch bereits fertig geplant. Kirchner-Schindele mit seinem Feingespür für Atmosphäre schlug allerdings einen Holz boden anstelle der geplanten Terrazzolösung vor, mit dem Ergebnis, dass selbiger – quasi
Gastronomisch bleibt Kirchner-Schindele sei ner Grundphilosophie treu, die er schlicht mit „guter Kaffee und gute Küche“ umschreibt. Für ersteres sorgt mit Felix Teiretzbacher mitt lerweile ein waschechter Kaffeeröst-Weltmei ster mit seinem FELIX Kaffee, für zweiteres holte sich der Wirt mit Ernst „der Koch“ Koch einen alten Weggefährten an Bord. Der le gendäre 1. Küchenchef des Vinzenz Pauli schwingt nunmehr nämlich im Rosmarin den Kochlöffel – dies wie eh und je äußerst kreativ und gaumenschmeichelnd! Dass man dabei auf regionale Waren und Lieferanten aus der Region setzt, versteht sich von selbst, hatte Kirchner-Schindele das Thema Nachhaltigkeit doch bereits auf der Agenda, als es vielen noch als Nischenthema vermeintlich idealis tisch-naiver Weltverbesserer galt. Kredenzt werden im Rosmarin sowohl Mittagsmenüs „immer ein vegetarisches oder veganes sowie eines mit Fleisch“, als auch à la carte Küche, „wobei wir einen Schwerpunkt auf ve gane Speisen legen, man aber ebenso Klas siker wie Schnitzel bekommt.“ Oder ab und an auch Ernsts legendäre Grammelknödel in Pralinengröße, dies zumindest, wenn man sie im Zuge eines Caterings aus dem Hause Rosmarin bestellt.
Urbanes Flair trifft gemüt liche Gastrokultur: FELIX
Kaffee, EMMI Patisserie, vegane Köstlichkeiten, öster reichische Küchenklassiker uvm. machen das „Rosma rin“ zum neuen Hotspot.
Catering, Feste & eine Aula
Diesen Zweig hat der Gastronom sozusa gen in die Rosmarin-Küche mitgenommen, ebenso wie er nach wie vor das Pausenbuffet im Landestheater betreibt, „weil mir einfach die Nähe zur Kultur mit ihrer ganz anderen Klientel taugt.“ Weitere oft belieferte Hot spots sind zudem das Schloss Viehofen oder das Kellerschlössl Dürnstein, wobei es ver anstaltungstechnisch querbeet geht: Hoch zeiten, Firmenfeiern, Geburtstage, Weih nachtsfeiern etc., die gesamte Bandbreite. Feiern kann man freilich auch direkt im Rosmarin „und das barrierefrei sowie in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof“, streicht Kirchner-Schindele hervor. Dann schließen die Tore des Café-Restaurants nicht wie für ge wöhnlich um 19 Uhr, sondern halten für bis zu 120 Personen exklusiv länger offen. Dies könnte in absehbarer Zeit im Übrigen auch für die direkt ans Lokal anschließende Aula des Raiffeisencorners gelten. So möchte die Bank den spannenden Raum für diverse Veranstaltungen nutzen, und auch KirchnerSchindele sieht vorm geistigen Auge „schon einen richtigen Kommunikationsraum mit Lesungen, Verkostungen sowie kleineren Events“ erstehen.
Seinen Sprung ins neue Gastro-Becken hat er jedenfalls nicht bereut. „Das Gesamtpaket ist einfach sehr attraktiv!“ Was nicht minder für die Besucher gilt, welche die Mischung aus urbanem Flair und gemütlicher Gastrokul tur im Rosmarin schätzen. Und so verspricht das Lokal in einem der aktuell spannendsten Stadtteile, der gerade die Metamorphose vom ehemaligen Schmuddelbezirk zum hip pen Urbangrätzel durchmacht, zum absolu ten Szenehotspot zu avancieren.
Rosmarin –Café/Restaurant/Catering
Mo–Fr 7.30 Uhr bis 19 Uhr www.rosmarin.org
GEMEINWOHL UNTERM GIEBELKREUZ
Keine Frage – mit dem Raiffeisen Corner hat die Raiffeisenbank Region St. Pölten in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein klares Statement gesetzt, wofür man vom Klimaschutzministerum mit dem „klimaaktiv Gold“ Standard zertifiziert wurde.
Photovoltaik, Erdwärme, perfekte Dämmung, Beleuchtung, die sich nur ein schaltet, wenn man am Arbeitsplatz ist, u.v.m. waren ausschlaggebende As pekte. Dass man zudem die Angestellten mit 500 Euro beim Erwerb des Klima tickets unterstützt und so zum Umstieg auf die Öffis animiert, ist nicht minder ein handfester Beitrag zum Umweltschutz, wie das attraktive Home-OfficeAngebot, das die Mitarbeiter nicht nur im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützt, sondern zugleich weniger Verkehr indiziert. Wie ein grüner Faden zieht sich dieser nachhaltig-verantwortungsvolle Um gang mit Menschen und Ressourcen durch, den man auch – als nur eine von drei Banken österreichweit – mit dem Vorlegen der ersten Gemeinwohlbilanz unter Beweis stellt, in der die Bank ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit darstellt. Last but not least zeigt man mit der „Energiesparinitiative“ auch im Produkt portfolio Flagge. So können Kunden ein Nachhaltigkeitssparkonto eröffnen, das bei einer Laufzeit von 5 Jahren mit 2,5 % fix verzinst ist. Der Clou: Dieses Geld füttert einen Fonds, aus dem ausschließlich nachhaltige, regionale Projekte ge fördert werden. Quasi das Spiegelprodukt dazu ist der Raiffeisen Nachhaltig keitskredit für Privatkunden, der bei der Finanzierung von Photovoltaikanlage, Wärmepumpe und Co. unterstützen soll und auf 10 Jahre mit 3,5 % fix verzinst ist. Zudem fördert die Bank mit dem „Going Green“ Kredit auch Unternehmen bei der Energiewende, wobei die Bank selbst dabei 0,5 % der Kreditrate über nimmt.
„EIN ERDBEBEN ERWARTE ICH AUF KEINEN FALL“
Nun ist es fix: Niederösterreich wählt am 29. Jänner einen neuen Landtag. Aufgrund der bundespolitischen Makrolage – Stichwort ÖVP-KorruptionsUntersuchungs-Ausschuss – wähnen manche gar das Undenkbare: einen Verlust der VP-Regierungsabsoluten in Niederösterreich. Politologe Peter Filzmaier hält dies aber für ziemlich unwahrscheinlich. Wir sprachen mit ihm über die besondere Konstellation dieser Wahlen, Eigenheiten des Proporzsystems sowie Wählen in Krisenzeiten –innerparteilichen ebenso wie allgemeinen.
Laut bisheriger Demoskopie könnte die ÖVP-NÖ ihre historische absolute Mehrheit verlieren. Was könnte dies politisch für das Land NÖ und für die Landespartei –auch personell – bedeuten? Die Volkspartei Niederösterreich wird nach jetzigem Stand ihre ab solute Mehrheit an Mandaten im Landtag verlieren. Sie könnte aber diese Mehrheit in der Landesregie rung behalten, wenn ihr nämlich nach der Wahl statt bisher sechs in Zukunft immer noch fünf von neun Regierungssitzen zustehen. Im nie derösterreichischen Proporzsystem haben ja kleinere Parteien keinen Anspruch auf eine Regierungsbe teiligung, fallen also bei der Be rechnung der dortigen Sitzzahl so zusagen weg. Daher kann die ÖVP auch mit knapp über 40 Prozent der Stimmen mehr als 50 Prozent der Regierungssitze haben. Im benach barten Oberösterreich haben ihr da für 2021 sogar 37 Stimmenprozente genügt.
Durch das Proporzsystem waren auch SPÖ und FPÖ bisher mit in der Landesregierung vertreten. Würde ein Verlust der ÖVP„Absoluten“ also ein wirkliches politisches Erdbeben oder nur eine graduelle Machtverschie
bung im Proporz bedeuten?
Wer könnte von der Machtverschiebung besonders profitieren?
Es ist, wie gesagt, offen, ob es wirk lich eine Machtverschiebung gibt. Ein Erdbeben erwarte ich auf kei nen Fall, weil wir eben den Proporz nach Parteienstärke in der Regie rung haben und keine freie Koali tionsbildung. Die Volkspartei Nie derösterreich wird klar Erster der Wahl werden, und nur einen Teil ihrer Macht abgeben müssen. Auch die Wahl eines Nicht-ÖVP-Landes hauptmanns im Landtag ist kaum möglich, weil es einen gemeinsamen Vorschlag für die ganze Landesre gierung geben muss.
Ist das Proporzsystem Ihrer Meinung nach noch tragbar, oder sollte zum Mehrheitssys tem gewechselt werden?
Das Proporzsystem ist nur ge schichtlich sehr gut argumentier bar. Man wollte alle Parteien ab einer bestimmten Mindestgröße von knapp zehn Prozent der Stim men quasi an einen Regierungstisch zwingen, weil die politischen Lager ja 1934 aufeinander geschossen ha ben. Wer an einem Tisch sitzt, trägt seine Streitigkeiten mit Worten und nicht mit Maschinengewehren aus. Nur müssen wir das ja heute hof fentlich nicht mehr befürchten, und der Proporz ist nicht zeitgemäß so wie wurde mit Ausnahme von Nie der- und Oberösterreich inzwischen überall abgeschafft. Auch in Niede rösterreich haben alle Parteien ir gendwann ein Ende des Proporzes zumindest überlegt, nur nie alle zur gleichen Zeit. Denn der Standpunkt bestimmt hier die Perspektive: Par teien sind allzu oft für oder gegen den Proporz, je nach dem ob sie dadurch machtpolitisch Vor- oder Nachteile haben.
Es heißt, das Proporzsystem lähme allgemein die parlamentarische Kontrolle bzw. Rolle der Opposition, weil alle Parteien über einem gewissen Stim menanteil mit in der Regierung
sitzen, ganz im Gegenteil zum Mehrheitssystem. Können Sie dieser Kritik als Politikwissenschaftler etwas abgewinnen, oder reden sich die Kritiker das Mehrheitssystem nur schön?
Die von Ihnen angesprochene Kritik ist richtig. Weil ja im Proporzsystem jederzeit ein Wahlergebnis zustande kommen kann, bei dem alle Parteien zu Regierungsparteien werden – das heißt, dass ihnen mindestens ein Landesrat zusteht – auch wenn das in Niederösterreich derzeit nicht der Fall ist. Dann gibt es im Landtag, der auch Funktionen der Kontrolle gegenüber der Regierung hat, keine einzige Oppositionspartei mehr. Re gierungsparteien kontrollieren statt dessen sich selbst, in Oberösterreich z. B. ist das infolge des Wahlergeb nisses bis 2021 so gewesen.
Wie wird ein kohärentes Regie rungsprogramm erstellt, wenn die Regierung nicht Ergebnis von Verhandlungen, sondern einer schieren Regierungsbildung rein per Wahlergebnis ist?
Der Proporz regelt ja nur die Beteili gung an der Regierung und die Zahl der einer Partei zustehenden Lan desräte als Regierungsmitglieder, da für gibt es wirklich keine Verhand lungen. Inhaltlich wird trotzdem mehrheitlich ein Regierungspro gramm und auch die konkrete Zu ständigkeit der einzelnen Landesräte beschlossen. Entweder mit absoluter Mehrheit – so wie derzeit seitens der ÖVP – oder durch die Vereinbarung von zwei Parteien, die eine solche Mehrheit haben, was dann – formal nicht ganz richtig – als defacto-Ko alition bezeichnet werden kann, da diese Parteien in der Regel auch im Landtag kooperieren und gemein
sam für oder gegen etwas stimmen. Dafür braucht es Verhandlungen.
Wird die ÖVP-NÖ die Suppe für die skandalgebeutelte BundesÖVP auslöffeln müssen oder sind Bundes- und Landespolitik strikt zu trennen?
Die niederösterreichische Volks partei verfolgt bereits im Vorwahl kampf die klar erkennbare Strategie ihre Kommunikation auf die Lan despolitik zu beschränken. Doch natürlich kann das nicht durch gehend funktionieren. Wie auch? Wählerinnen und Wähler in Nieder österreich lesen ja genauso Tag für Tag die bundespolitischen Negativ schlagzeilen. Auch das von der ÖVP propagierte Bild einer harmonischen gemeinsamen Politik im Bundesland wird durch die Skandale und Kor ruptionsvorwürfe auf bundespoli tischer Ebene geradezu konterka riert.
Sollte die ÖVP-NÖ tatsächlich ähnlich stark verlieren wie etwa in Tirol, würde dies das bundespolitische Fass zum Überlaufen bringen?
Und was genau soll die ÖVP dann tun? Nach einem schlechten Ergeb
Das von der ÖVP propagierte Bild einer harmonischen gemeinsamen Politik im Bundesland wird durch die Skandale und Korruptionsvorwürfe auf bundespolitischer Ebene geradezu konterkariert.PETER FILZMAIER
DER LANDTAG – WAS WIR WÄHLEN
Bei den NÖ-Landtagswahlen wird das Landesparlament, also der Gesetzgeber für Niederösterreich mit 56 Abgeordneten gewählt. Gleichzeitig leitet sich aus dem Wahlergebnis auch die Landesregierung ab – und in NÖ sogar ziemlich direkt.
Denn hier werden Landesregierungen nicht durch Koalitionsverhandlungen, sondern nach dem Proporz gebildet: Jede Partei, die einen gewissen Stim menanteil bei der Landtagswahl erreicht, ist mit einem oder mehreren Landes räten an der Landesregierung beteiligt. Aktuell sind dies ÖVP, SPÖ und FPÖ. Die kleineren Parteien Grüne und NEOS sind in Opposition. Die ÖVP stellt als stärkste Fraktion die Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Der Landtag kann eigene Gesetze beschließen, die dann von der Landesregierung exeku tiert werden. Alleiniges Entscheidungsrecht haben Bundesländer etwa bei den Themen Abfallwirtschaft, Kindergärten, Raumordnung, Natur- und Landschafts schutz. Es gibt allerdings eine lange Reihe von „Querschnittsmaterie“, die sich Länder und Bund teilen. Neben der Gesetzgebung, übernehmen die Bundes länder außerdem einen Teil der Verwaltungsaufgaben des Bundes. Das nennt man mittelbare Bundesverwaltung.
Landtagswahlen haben aber auch indirekte Auswirkungen auf die Bundesge setzgebung. So hängt vom Ergebnis der Landtagswahlen die Zusammenset zung des Bundesrats ab. Dieser hat als „zweite Kammer“ neben dem Nati onalrat bei zahlreichen Gesetzesvorhaben des Bundes ein Vetorecht, das der Nationalrat allerdings überstimmen kann. Und nicht zuletzt üben die Bundes länder auch über die weit bekanntere Landeshauptleutekonferenz erheblichen Einfluss auf die Bundespolitik aus. Die wahre Macht dieser Konferenz kann allerdings nur erahnt werden, da sie eine informelle Gruppe ohne jegliche Ver ankerung in der Verfassung ist.
AKTUELLE MANDATSVERTEILUNG NÖ LANDTAG
nis auch auf Bundesebene unbedingt wählen wollen, damit man dort möglichst bald auch verliert? Durch eine Neuwahlentscheidung im Bund als neuerliche Turbulenz auch die folgenden Landtagswahlkämpfe in Kärnten und Salzburg zusätzlich er schweren? Das wäre nicht logisch.
Neue parteipolitische Akteure sind in NÖ oberflächlich betrachtet momentan noch nicht wahrnehmbar. Haben Sie da eventuell anderslautende Infor mationen/Hinweise, beispiels weise die Partei MFG?
Eine neue Partei hätte zwar auf grund der allgemeinen Stimmungs lage der insbesondere auf Bundes ebene großen Enttäuschung und Verärgerung über etablierte Parteien Chancen, doch muss sich diese erst einmal organisieren und da wird die Zeit bis zur Landtagswahl langsam arg knapp. Die MFG beispielsweise ist eine Einthemenpartei, die – man verzeihe mir das Wortspiel – auf der Coronawelle mitgeschwommen ist, aber dabei nur von der Protest stimmung und Verunsicherung pro fitierte, ohne durch eigene Kraft ir gendwie zu überzeugen.
Und allgemein bezüglich Wählen in Krisenzeiten: Ist mit vermehrter Protestwahl, geringerer Wahlbeteiligung etc. zu rechnen? Was kann man aus der Erfahrung der Vergangenheit diesbezüglich sagen?
Es gibt keinen automatischen Be gründungszusammenhang, dass Kri sensituationen zu einer niedrigeren Wahlbeteiligung führen würden. Gerade Krisen können ja auch zur Meinung führen, dass es nun auf die eigene Stimme mehr ankomme als früher. In Tirol ist zuletzt im September die Wahlbeteiligung ge stiegen, wenn auch von einem sehr niedrigem Ausgangsniveau.
Die MFG beispielsweise ist eine Einthemenpartei, die – man verzeihe mir das Wortspiel – auf der Coronawelle mitgeschwommen ist.
PETER FILZMAIER
RUSSISCHER WINTER
Österreichische Unternehmen haben lange gute Geschäfte in und mit Russland gemacht. Das ist spätestens seit dem 24. Februar vorbei.
ZUGEKNÖPFT. Fragt man Unterneh men nach den Folgen der Sanktionen, stößt man großteils auf Schweigen.
Der Krieg in der Ukraine tobt nach wie vor. Auch über die Wintermonate dürfte es aus heutiger Sicht keine Waffenruhe geben, ein Ende des Konflikts zeichnet sich nicht ab. Als Reak tion auf den russischen Angriffskrieg am 24. Februar haben zahlreiche Staaten umfassende Wirtschafts sanktionen gegen das Land beschlossen. Das betrifft unter anderem ein Militärgüterembargo, ein Ölem bargo, die Einschränkung des Zahlungsverkehrs aber auch ein Exportverbot für zahlreiche Güter, etwa aus dem Technologiebereich. Die Sanktionen sollten Russland dazu bewegen, die Kriegshandlungen ein zustellen – bisher ohne Erfolg.
Auch Unternehmen aus bzw. mit einem Sitz in Niederösterreich sind von den Sanktionen betroffen. Will man sie zu den Auswirkungen der Sanktionen befragen, bekommt man aber meist dünne Antwor ten. Die Industriellenvereinigung möchte sich zur Thematik erst gar nicht äußern: zu heikel. Auch die Wirtschaftskammer bittet um Verständnis, dass Un ternehmen aufgrund der politischen Lage äußerst scheu seien, öffentliche Stellungnahmen abzugeben.
Der Leiter der Abteilung Außenwirtschaft, Europa und Verkehrspolitik, Patrick Hartweg gibt aber ei nen Überblick zur aktuellen Situation: „Grundsätz lich hat sich für jedes Unternehmen der Export nach Russland extrem verteuert. Höherer bürokratischer Aufwand bezüglich Sanktionsbetroffenheit, Einho
lung von Exportgenehmigungen, Verteuerung der Transportkosten und Unsicherheiten beim Zahlungs verkehr mussten berücksichtigt werden.“ Es gäbe aktuell aber sicher alternative Märkte, bei denen mit geringerem Aufwand gute Geschäfte zu machen sind.
Es geht bergab Einige sind dann aber doch bereit, sich zur Causa Prima zu äußern. Wolfgang Stix leitet mit der Styx Naturcosmetics GmbH ein Naturkosmetik-Unter nehmen. 1965 wurde das Familienunternehmen aus Ober-Grafendorf gegründet und ist heute in mehre ren Ländern aktiv, seit 1992 auch in Russland. Dort war Styx in seinem Segment sogar Marktführer. Der zeit ist die Situation alles andere als einfach. „Wir haben in Russland einen Umsatzeinbruch von 90 Prozent. Wir hatten dort über 2.500 Shop-Systeme und müssen jetzt einmal schauen, wie es weitergeht.“ Die aktuelle Situation bedauert er. „Wir Österreicher hatten zum russischen Markt einen guten Zugang. Das war eine Erfolgsgeschichte, die jetzt einmal komplett unterbrochen ist. Keiner weiß, wie es wei tergeht.“ Erstmals in der Unternehmensgeschichte werde er ein Umsatzminus einfahren – damit ist er aber in guter bzw. schlechter Gesellschaft. Dass der russische Markt in den letzten Jah ren deutlich an Attraktivität verloren hat, bestätigt ein Blick in die Außenhandelsbilanz (siehe Grafik).
Schon der Beginn des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine 2014 machte sich dort bemerkbar. 2014 wurden aus Niederösterreich noch Waren im Wert von 395,8 Millionen Euro nach Russland ex portiert, 2015 waren es nur noch 278,2. Generell nimmt Russland aber für Niederösterreich keinen herausragenden Stellenwert ein. Lediglich 1,15 Pro zent aller Warenexporte gingen 2021 dort hin. Heuer dürfte es einen weiteren Dämpfer setzen. „In den er sten sieben Monaten 2022 haben die gesamten ös terreichischen Warenexporte gegenüber der Vorjah resperiode um 17,9 % zugenommen, während die Warenexporte nach Russland mit einer Steigerung von 1,1 % gegenüber dem Vorjahr in etwa gleich geblieben sind. Diese Entwicklung kann auch für Niederösterreich angenommen werden, da im ersten Halbjahr noch etliche Lieferungen aus Altverträgen abgearbeitet werden mussten. Über das Jahr gesehen, wird mit einem Minus zu rechnen sein“, so Hartweg.
Ein Blick hin auf die Unternehmerseite bestätigt das. Die Voith ist mit ihrem Tochterunternehmen Voith Hydro Balakovo in Russland aktiv. Aktuell gibt man sich mit Blick auf das Russland-Geschäft zugeknüpft. „Voith Hydro Balakovo, wie die ehema lige VolgaHydro firmiert, verfolgt derzeit kein Neu geschäft in Russland. Wir halten unseren Geschäfts betrieb noch eingeschränkt aufrecht, um bestehende Aufträge im Rahmen der geltenden Regularien ab zuwickeln“, heißt es von einem Konzernsprecher. Offener kommuniziert die Agrana, die sowohl in der Ukraine als auch in Russland aktiv ist. Auf ei ner eigenen Website schlüsselt der Konzern auf, in welchem Umfang in den beiden Ländern Geschäfte gemacht werden. Man plane derzeit keinen Rückzug aus Russland heißt es auf der Website, stehe aber hinter den Sanktionen und habe entschieden, vorerst keine weiteren Investitionen in Russland zu tätigen.
Zukunft unsicher
Wie ist die Lage in Russland selbst? Das österrei chische AußenwirtschaftsCenter ist dort weiterhin tätig und berät Unternehmen bei allen Angelegen heiten rund um den russischen Markt. Aktuell kein leichtes Unterfangen: „Im Fokus steht die Infor mation über die Auswirkungen der EU-Sanktionen aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie russische Gegenmaßnahmen. Wir überprüfen täglich zahlreiche russische Unternehmen auf ihre Sanktionsbetroffenheit und helfen den öster reichischen Unternehmen dabei sicherzustellen, dass sie an keine sanktionierten Unternehmen in Russland liefern“, erläutert Lukas Zitz, der österreichische Wirtschaftsdelegierte-Stv. in Moskau. Während vor allem am Beginn noch teilweise unklar war, welche Güter von den Sanktionen betroffen sind, haben sich die Unternehmen inzwischen weitgehend darauf ein gestellt bzw. den Markt verlassen. Einen Blick in die
Zukunft will man auch im AußenwirtschaftsCenter nicht wagen: „Eine seriöse Einschätzung zur weite ren Entwicklung ist leider nicht möglich.“
So überraschend der Krieg in der Ukraine im Fe bruar für viele begann, klar ist, dass Geschäfte mit Russland nicht erst seit heuer, sondern schon in den letzten Jahren mit einem großen Risiko behaftet wa ren. Aus aktueller Perspektive scheint eine Besserung der Beziehungen und Wiederaufnahme normaler Wirtschaftsbeziehungen unwahrscheinlich.
2014 395,8 523,2 2015 278,2 489,8 2016 260,2 496,5
2017 292,7 500,8 2018 330,6 528 2019 316,6 474,3 2020 319 420,2 2021 284,61 596* Angaben
WILLKOMMEN IN ST. PFOSER
St. Pölten hat nicht gerade den Ruf, sich in der Nachkriegsära mit aufregenden architektonischen Lösungen hervorgetan zu haben. Vorwiegend prägen funktionale bis nüchterne, böse Zungen ätzen mitunter gar „schirche“ Bauten diese Ära. Einer, der demgegenüber die Stadt seit Jahrzehnten mit spannender Architektur in- wie outdoor mitprägt, ist Architekt Wolfgang Pfoser.
Dessen Ouevre führt man sich am besten in seinem Architek turbüro am Rathausplatz zu Gemüte, wo sich eine Wall Of Fame mit Bildern realisierter Projekte gleich über zwei Geschosse erstreckt. Kleiner Auszug gefällig: Millenni umskirche Stattersdorf, Ambulato rium Sonnenschein, ehemaliges Bür gerspital, Bildungshaus St. Hippolyt, Zubau Mary Ward, BORG Revita lisierung, Rathausbezirk & Stadt museum, ehemaliges Grandhotel „Pittner“, diverse Wohnbauprojekte. Auch bei Boris Podreccas Tor zum Landhaus sowie Hans Holleins Lan desmuseumsbau war Pfoser stark involviert, und aktuell setzt er den Zubau zur ehemaligen Synagoge um. Mit letztgenanntem landet man auch gleich bei einer Trademark sei nes Unternehmens. „Wir planen und realisieren viele Revitalisierungen und Erweiterungen. Mich hat seit je her die Verbindung von Alt und Neu fasziniert!“ Auch das „Stammhaus“ am Rathausplatz selbst fällt in diese Kategorie: Die Fassade orientierte sich um 1970 anlässlich des Neu baus unter der Ägide von Architekt
Letztlich muss ein Bedarf gegeben sein.Ich muss wissen, wofür und für wen ich etwas baue.
WOLFGANG PFOSER
ALT UND NEU. Pfoser gilt als Meister der Verbindung von Alt und Neu, wie etwa im Falle des Zubaus zur ehemaligen Synagoge. Er setzte auch die Millenni umskirche in Stattersdorf um.
Reinhard Pfoser am barocken Vor gängerbau. 2020 folgte ein Dach ausbau sowie ein weiteres „Update“ – die blau-grünen Fensterläden etwa strahlen italienisches Flair aus und verstärken damit das an lauen Som merabenden aufkommende PiazzaFlair am Rathausplatz nachhaltig. Da trifft es sich gut, dass das im Erdgeschoss eingemietete Modehaus zufälligerweise „Casa Moda“ heißt. Früher war hier jahrzehntelang die „St. Pöltner Wohnkultur“ situiert. „Mein Vater hat nach dem Architek turstudium Innenraumgestaltungen entworfen, Möbel designt und ge meinsam mit einer Großtischlerei umgesetzt. Diese wurden neben an deren Designerstücken und Wohnac cesoires in der von den Eltern ge gründeten Wohnkultur verkauft, wobei vor allem seine Nähtischchen berühmt waren“, erinnert sich der Sohn zurück. Ebenso machte sich Pfoser Senior als Architekt einen Namen, war etwa federführend bei Großprojekten wie WIFI, Feu erwehrzentrale, Stadtsäle, WeselyHaus oder dem Neubau von HTL und HAK involviert.
Bedarfsorientierte Architektur
Bei letzterem schnupperte bereits der angehende Architekt Wolfgang Pfoser, Jahrgang 1955, während des Studiums erste Praxisluft im vä terlichen Architekturbüro. Zuvor hatte er die „klassische“ Bildungs laufbahn absolviert. Nach der Grill parzer Volksschule besuchte er das Gymnasium in der Josefstraße „das auch eine Dependance im damaligen Böck-Haus in der Klostergasse hatte – mir fehlt bis heute die Fantasie, wie wir da hin und her gekommen sind und wie sich das zeitlich ausge gangen ist“, lacht er.
Im Anschluss inskribierte er an der TU Wien – damals in den frühen 70ern noch alles andere denn ein Ort
studentischer Aufsässigkeit „sondern es war eher noch alles relativ regle mentiert. Im Grunde genommen wa ren wir Einzelkämpfer, es gab noch nicht die großen Zeichensäle.“ Am Lehrplan stehen Titanen wie Gott fried Semper, Otto Wagner oder Adolf Loos, „wir unternahmen auch viele Exkursionen nach Osteuropa“, weitere Studienreisen unternimmt er nach Italien, in die Schweiz, Frank reich und Großbritannien. Unter den Professoren finden sich klingende Namen wie Karl Schwanzer, Boris Podrecca oder Anton Schweighofer, bei dem Pfoser diplomiert. Schon da mals, und dies wird den Architekten nie wieder loslassen, fasziniert ihn, wie sich Politik, gesellschaftliche Umwälzungen und der Zeitgeist in Architektur manifestieren. „Viel
Mich hat seit jeher die Verbindung von Alt und Neu fasziniert!
WOLFGANG PFOSERleicht ist es zu platt formuliert, dass jede Generation die Architektur be kommt, die sie verdient, aber es lässt sich jedenfalls das Gesamtklima ei ner Gesellschaft darin ablesen.“ Als Beispiel bringt Pfoser einen Vergleich der Olympischen Spiele in Deutsch land – einmal die monumentalen, autoritär wirkenden Bauten von Werner March für die Spiele 1936 in Berlin, als schon die Nazis an der Macht waren, das andere Mal die Spiele 1972 mit den Bauten von Günter Behnisch „die eine unglaub liche Leichtigkeit, Aufbruch, ja ein demokratisches Grundverständnis zum Ausdruck bringen und Beleg ei ner offenen Gesellschaft sind.“
Im Zuge seiner Diplomarbeit, in der es u. a. darum geht, ein „Quar tier für Kinder in der Großstadt“ zu planen, integriert Pfoser Bildungs einrichtungen in einen alten Wiener Gründerzeithof mit benachbarter Jahrhundertwende-Schule – dabei von den Bedürfnissen der Kinder ausgehend. Damit kristallisiert sich schon damals sein architektonischer Grundzugang heraus, dem er bis
heute treu geblieben ist: Architek tur ist kein Selbstzweck, sondern muss für die Leute da sein. „Letzt lich muss ein Bedarf gegeben sein. Ich muss wissen, wofür und für wen ich etwas baue. Welche Bedürfnisse haben die Menschen, die dort leben und sich bewegen. Von dem ausge hend erarbeite ich ressourcenscho nende, nachhaltige Lösungen.“
Mensch versus Profit
Dieser Zugang steht freilich teils diametral – womit wir mitten in der aktuellen St. Pöltner Architek turdebatte landen – dem entgegen, was derzeit mitunter im Wohnbau passiert. So wird vielfach aus rei nen Spekulationsgründen zunächst etwas hingeklotzt und erst im zwei ten Schritt auf den Bedarf, sprich die mögliche Klientel und ihre Be dürfnisse geachtet. Dem nicht genug, eine weitere Sünde in Pfosers (und nicht nur seinen) Augen, ist eine der Gewinnmaximierung geschul dete Flächenausreizung zu beobach ten. Zur Visualisierung präsentiert er ein Modellfoto von einem im
Bau befindlichen Projekt nördlich des Bahnhofs, bei dem mit schlan ken Baukörpern gut belichtete und belüftete Wohnungen – gruppiert um sechs Höfe – von ihm konzi piert wurden. „Diesem geförderten Wohnprojekt stehen frei finanzierte Blockrandbebauungen mit für Wohnnutzung sehr großen Gebäu detiefen gegenüber.“ Als Laie stellt man sich die Frage: Will ich da leben bzw. wo würde ich lieber leben?
Diesbezüglich dürfe man sich auch nicht von Effekthascherei blen den lassen. So stellt der Architekt etwa im Hinblick auf die Wohn- und Lebensqualität die spektakulären neuen TrIIIple-Wohntürme in Wien in Frage, „weil sie an den Bedürfnis sen der Menschen vorbeigehen und ein Paradebeispiel für Greenwashing sind.“ Mit dem für Wien berühmt gewordenen sozialen Wohnbau, der den Menschen im Fokus hatte „wenn ich etwa an den WashingtonHof denke“, hat das nichts mehr zu tun. Wobei es Pfoser mit dem Bei spiel nicht um alte Ideen geht, son dern schlicht um das Primat einer humanbezogenen Grundhaltung, „was umgekehrt nicht heißt – was leider auch manchmal in St. Pölten passiert – dass ich deshalb banal bauen muss.“
Handlungsunfähige Politik?
Ein Kernthema in all diesen Be langen ist die Frage der Verdich
tung, was in St. Pölten seit einigen Jahren unter dem Schlagwort „St. Beton“ heiß diskutiert wird. Wobei es nicht nur um die Verdichtung im Sinne der bestmöglichen Nutzung der im Flächenwidmungsplan ausge wiesenen Areale geht – diesbezüglich zieht Pfoser etwa eine Verdichtung bereits gewidmeter Baulandflächen in der Innenstadt dem Versiegeln von Böden auf der grünen Wiese fern jeder intakten Infrastruktur ein deutig vor – sondern es geht um die Frage der maximalen Verdichtung der Flächen selbst. Wie hoch darf also etwa gebaut werden, wie sieht es mit Durchlüftung, Grünflächen etc. aus? Diesbezüglich ist heute bei vielen Bauträgern ein maximales Ausreizen gesetzlicher Mindeststan dards zu beobachten.
Dass die Stadt diesbezüglich nach dem Motto „wenn so gewidmet ist, haben wir keine Handhabe“ gar nicht eingreifen kann, stellt der Ar chitekt in Frage. „Über die Bebau ungspläne hat die Kommune sehr wohl direkt Einfluss, wenn es z. B. um Bauklassen, also die Bauhöhe geht.“ Tatsächlich hat sich dies bezüglich insbesondere im durch die neue Westbahn ausgelösten Bauboom und dem damit einher gehenden Investitionsschub ein in teressantes Phänomen herauskris tallisiert: Grundstücke wechseln innerhalb kürzester Zeit mehrmals den Besitzer, werden aber mit jedem neuen Kauf wertvoller, weil interes santerweise auch jeweils eine höhere Bauklasse bewilligt wird – kurzum also höher gebaut werden darf, was
wiederum mehr Geschosse, damit mehr Wohnungen und so am Ende des Tages mehr Profit bedeutet. Ein Paradebeispiel aus jüngster Vergan genheit war das ehemalige MetroAreal, und auch für das LeinerProjekt zwischen Rathausplatz und Promenade wurde die Bauklasse V – womit man bei 17 Meter Trau fenhöhe liegt – genehmigt, während die Gebäude ringsum mit Bauklasse III, also maximal 11 m belegt sind. Nun ist es nicht so, dass Pfoser Än derungen per se ablehnt, „vielleicht gibt es ja städtebaulich nachvoll ziehbare Gründe, aber bei derart exponierten Flächen würde ich mir jedenfalls eine städtebauliche Stu die wünschen, wie sich das auf das Gesamtensemble der Promenade, wo die ehemalige Stadtmauer ver lief, auswirkt und in der eben genau diese Fragen durchdacht werden.“
Man darf ruhig selbstbewusster sein Dass man gegenüber Investoren ak tuell prinzipiell vielleicht zu zuvor kommend agiert, „ist teils mensch lich verständlich, weil die Stadt ja jahrzehntelang nicht gerade mit Investoreninteresse verwöhnt war. Das hat sich mit der neuen West bahn aber geändert, dadurch zählen wir jetzt zum Speckgürtel von Wien, aber mit deutlich niedrigeren Preisen als etwa in Klosterneuburg, Mödling und Co.“ Durch die neu gewonnene Aufmerksamkeit fühlt man sich also in gewisser Weise geschmeichelt, lässt sich dadurch aber bisweilen blenden, was in Pfosers Augen auf
grund der Attraktivität St. Pöltens schlicht nicht angebracht ist. Ganz im Gegenteil fordert er mehr Selbst bewusstsein ein. „Man kann den Investoren durchaus das Leben ein bisschen schwer machen, indem man klare Auflagen erteilt und – wenn sie Sonderwünsche haben – auch ‚Ge genleistungen‘ für die Allgemeinheit sowie spannende Umsetzungen for dert.“ Pfoser verweist diesbezüglich auf Beispiele aus Barcelona, Ham burg oder Salzburg, „wo man für die Erdgeschosszone in der Innenstadt eine gemischte Nutzung vorschreibt – das schafft Urbanität!“ Als St. Pöltner Negativbeispiel und damit vertane Chance führt er dahingegen das Karmeliterhof-Projekt an. Eine städtebauliche Studie Pfosers hätte eine Vermischung aus Wohnen, Ver waltung und Kultur mit einem brei ten Platz vor der Barockfassade des ehemaligen Klosters vorgesehen. Die tatsächliche Umsetzung ist dahin gegen ein Paradebeispiel exzessiver monostruktureller Verdichtung. „Die Stadt hätte hier aber, da es ja ihr Grundstück war, jede Möglich keit gehabt – ich hätte mir für eine so exponierte Lage mitten in der City jedenfalls einen Wettbewerb und eine breite Diskussion samt Bür
gerbeteiligung gewünscht.“ Der Ar chitekt appelliert daher in Richtung aller Parteien, das Heft in die Hand zu nehmen. „Es ist einfach zu wenig zu sagen ‚Ich kann nix machen‘ oder ‚St. Beton‘ zu plakatieren.“
Sinnvolle Instrumentarien Umgekehrt anerkennt Pfoser durch aus die städtischen Bemühungen der letzten Jahre. So beurteilt er etwa die „Schutzzonenverordnung“ ebenso wie die Installation des Gestaltungs beirates absolut positiv, weil sich die Politik dadurch wieder Handlungs spielraum zurückholt. Dass es bei einem neu geschaffenen Gremium wie dem Gestaltungsbeirat „noch Anlaufschwierigkeiten gibt, liegt in der Natur der Sache. Aber generell ist das ein gutes Instrumentarium, das sich auch in anderen Städten bewährt hat und mit dem man vor allem auch auf sich ändernde Rah menbedingungen – wenn wir etwa an den Klimawandel denken – rea gieren kann.“
Auch für den Denkmalschutz, der bisweilen als Bremser dargestellt wird, bricht Pfoser eine Lanze. Ge rade aufgrund seiner „Spezialisie rung“, Neues in alte Bausubstanz zu integrieren, ebenso aber auch auf
WESELY-HAUS. Vater Reinhard plante den ursprünglichen Autohaus-Bau, Sohn Wolfgang erstellte eine Studie für ein 2015 angedachtes „Haus der Zukunft“.
Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir gerade eine zweite Gründerzeit erleben.
WOLFGANG PFOSERKOLUMNE BEATE STEINER
KLARTEXT
Jetzt ist sie dran, die Politik. Jetzt haben sie es schwarz auf weiß, unsere Politiker: Sie sollen den Ex perten Rückendeckung geben und die St. Pöltner überzeugen. Nämlich von dem, was die Experten sagen: Dass sich die Welt verändert. Und wir mit ihr. Weil, wenn wir unseren Lebensstil, unsere Lebenseinstel lung nicht korrigieren, gestaltet sie sich neu, die Erde – ohne uns. Mit Blitz & Donner, mit Flut & Dürre, mit Beben & Lava-Speien. Wie die Men schen ab sofort – nicht in Zukunft –mit ihrer Umwelt umgehen sollen, was wichtig ist, was weniger, das ist klar. Zumindest Fachleuten und denen, die sich objektiv mit der Zer störung unseres Planeten beschäf tigen. Blöd nur, dass die meisten von uns das nicht ernst nehmen. Die einen, weil sie nicht wollen, dass sich in ihrem Leben etwas än dert: „Ich bin immer mit dem Auto ins Kaffeehaus gefahren. Warum soll ich die zwei Kilometer den Bus nehmen oder zu Fuß gehen?“ Die anderen, weil sie zwar schon dafür sind, dass neue Bäume gepflanzt werden, aber doch nicht gerade vor ihrem Haus – da muss der Parkplatz bleiben. Die Dritten, weil sie keine Ahnung haben, aber unbedingt mit reden und ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. Die Politiker sind verbal Meister im Lösen dieser Zielkonflikte: „Jeder hat Recht, weil jeder hat eine Wählerstimme.“ Die Verantwortlichen sollten jetzt aller dings Klartext reden, hinter – auch unpopulären – Maßnahmen stehen. Sonst sind Projekte wie die KlimaRahmenstrategie leere Kilometer. Lavieren sollte out sein, Meinung in. Nicht: „Wer will mich?“ zählt, sondern „Das bin ich und das zie hen wir gemeinsam durch.“
WOLFGANG PFOSERgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Diözesanbauamtsleiter hat er im mer wieder mit dem Amt zu tun „das ich bisher zu 100% verteidigt habe.“ Zugleich räumt der Architekt ein, dass sich in den letzten Jahren ein gewisser Rigorismus eingeschlichen hat: „Aktuell könnte ich mir etwa eine gelungene Realisierung wie in Waidhofen/Ybbs, wo auf den Wehr turm ein Glaskubus gesetzt wurde –wieder ein gemeinsames Projekt mit Hans Hollein – nicht vorstellen.“
Ein weiteres probates Mittel, um Bauqualität – sowohl funktional als auch ästhetisch – zu heben, sei die Auslobung von Architekturwettbe werben. Solche sind freilich nur bei öffentlichen Großbauten und im so zialen Wohnbau ab 39 Wohnungen vorgeschrieben – der frei finanzierte Wohnbau dahingegen hat keine Vor gaben diesbezüglich. „Es macht aber für Kommunen jedenfalls Sinn, für ihre eigenen Projekte Wettbewerbe auszuschreiben.“ Obwohl ein alter Hase im Geschäft nimmt der Ar chitekt nach wie vor selbst an Wett bewerben teil, „weil das jung und frisch hält“, schmunzelt Pfoser. Ge winnt man, „ist das natürlich eine wunderbare Auszeichnung.“ Wird man hingegen nur zweiter, „ist es hart, weil man quasi haarscharf dran war, das Projekt aber nicht umge setzt wird.“ Am allerschlimmsten sei jedoch, „wenn du einen Wettbewerb gewinnst, das Projekt dann aber doch nicht realisiert wird.“ Dass Wettbewerbe, wie gerne kolportiert, sowieso eine ausgemachte Sache seien, stellt Pfoser, der zahlreiche Wettbewerbe auch von der anderen Seite, nämlich als Jurymitglied erlebt hat, in Abrede. „Unterschiede gibt es eher hinsichtlich der Qualität des Wettbewerbes. Ich war etwa einmal Jurymitglied in Vorarlberg – da ha ben wir uns pro eingereichtem Pro jekt einen halben Tag lang Zeit ge
nommen. Da wurde wirklich alles aus allen Perspektiven beleuchtet. Dementsprechend fundiert ist dann auch die Jury-Entscheidung.“
Pfoser Town
Im Hinblick auf die architektonische Zukunft St. Pöltens ist Pfoser, so die neuen Instrumentarien greifen und man Mut und Selbstbewusstsein zeigt, durchaus zweckoptimistisch. „Wir müssen uns nur im Klaren sein, dass wir gerade eine zweite Grün derzeit erleben.“ Dementsprechend bedürfe es zukunftsfähiger Lösungen am Puls der Zeit, die sich vor allem an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, nachhaltig sind und Res sourcen schonen. Und es sei auch historisch betrachtet beileibe nicht alles schlecht, was in den letzten Jahren umgesetzt wurde, „wenn ich etwa an spannende Gebäude wie die Wirtschaftskammer, das Regie rungsviertel – wo es freilich an einer gesunden Durchmischung mangelt –oder den jüngst realisierten Raiffei sen-Corner denke.“
Ganz abgesehen natürlich von den eigenen Spuren, die die Fami lie Pfoser in der Stadt bislang hin terlassen hat und die eindeutig auf der Positivseite St. Pöltnerischer Architekturlösungen zu verorten sind. Als Vater Reinhard Pfoser in Pension ging, schenkte ihm die Fa milie eine St. Pölten-Karte, wo sämt liche seiner Projekte eingezeichnet waren. Unter Sohn Wolfgang sind zahlreiche weitere hinzugekommen, die mit Feingefühl und Understate ment das Stadtbild bereichern. Und wer weiß, vielleicht folgen ja noch weitere – mit Sohn Paul, gleich falls Architekt, ist bereits die näch ste Pfoser-Generation am Werken, wenngleich als Alpenland-Projekt leiter aktuell „noch auf der anderen, nämlich der Bauherren-Seite“, lacht Wolfgang Pfoser.
Es ist einfach zu wenig zu sagen „Ich kann nix machen“ oder „St. Beton“ zu plakatieren.
SpezialEinsatz in St. Pölten!
SKIURLAUB IM MARIAZELLERLAND
Die Skiberge an der Mariazellerbahn punkten mit guter Erreichbarkeit und der Nähe zu Wien, familienfreundlichen Angeboten und einem gemeinsamen Kartenverbund. Mit nur einem Ticket können Wintersportler:innen und Familien gleich drei Skigebiete mit insgesamt 42 Pistenkilometern und jeder Menge Zusatzangeboten entdecken.
ANNABERGER FAMILIENPARADIES
Das Skigebiet Annaberg (895-1.300 m) liegt zwischen märchenhaften Wäldern, sanften und steilen Schneehängen und hat so ziemlich alles zu bieten, was sich Groß und Klein von einem Skiurlaub erwarten. Wintersportbegeisterte Familien finden mitten in der Na turpark-Gemeinde familienfreundliche Gastgeber:innen, variantenreiche Pisten und jede Menge Höhepunkte für Kids vor.
Annaberger Winterfreuden
Sechs Lifte erschließen 12,5 schneesichere Pistenkilometer, zudem lassen der „AnnaPark“, der Snowpark für Groß und Klein, mit den Sektionen „Family“, „FunCross“ und „Wa veride“ die Herzen der Skifahrer:innen und Snowboarder:innen höher schlagen. Wöchentliche Höhepunkte sind der Skitouren-Abend (Do) sowie das Nachtrodeln (Sa). www.annabergerlifte.at
GEMEINDEALPE MITTERBACH
Der schönste Ausblick, die steilste Naturpiste und der coolste Snowpark Niederösterrei chs: Es gibt viele Gründe für einen actionreichen Skitag auf der Gemeindealpe (8001.620 m). Auf dem Mitterbacher Hausberg kommen nahe Mariazell speziell ambitio nierte Wintersportler:innen wie Tiefschnee-Fans und Freestyler:innen auf ihre Kosten. Unterhalb des Gipfels lockt die Freeride Area zu aufregenden Tiefschneeabfahrten, Freestyler:innen und Snowboarder:innen sind vor allem im Snowpark (mit eigenem Schlepplift) anzutreffen. Abgerundet wird das vielseitige Skierlebnis mit Funslope, Speed strecke und Skiline Höhenmeterstatistik. www.gemeindealpe.at
BÜRGERALPE MARIAZELL
Auf den Mariazeller Hausberg (851-1.267 m) gelangen Wintersportler:innen direkt vom Ortszentrum aus mit dem brandneuen Bürgeralpe Express. Oben angekommen, lo cken attraktive Abfahrten für anspruchsvolle Skifahrer:innen wie auch leichte Pisten für Anfänger:innen. Auch Winterwandernde und Skitourengeher:innen sind auf der Bürger alpe gern gesehene Gäste.
Direkt bei der Bergstation bietet sich der Berggasthof für eine Stärkung an, die „Süßen“ sollten unbedingt den Grießauflauf in der Edelweisshütte probieren. www.buergeralpe.at
ABSEITS DER PISTE: WINTERFREUDEN IM MARIAZELLERLAND
ENTSPANNT URLAUBEN
IN DEN JUFA-HOTELS
Am besten lässt sich die Winterzeit mit Familie und Freund:innen in einem der drei JUFA-Hotels Annaberg, Erlaufsee und Sigmundsberg genießen. Es stimmt das Rundherum und garantiert schöne Momente zu leistbaren Preisen!
www.jufahotels.com/mariazellerland
Langlaufen: Leidenschaftliche Langläufer:innen sollten unbedingt die Loipen in St. Ae gyd am Neuwalde entdecken. Mit ca. 80 km Loipen ist das Nordische Zentrum das größte und vielseitigste Langlaufgebiet im Mostviertel. Und: Es zählt – neben Annaberg – zu den Top-Langlaufgebieten Niederösterreichs! Besonderen Langlaufgenuss verspricht auch die Fadental-Schnittlermoos-Loipe mit Start beim Hubertussee.
Rodeln: Wer lieber auf Kufen unterwegs ist, findet in Mariazell perfekte Vorausset zungen: Die 2,5 km lange Rodelbahn auf der Bürgeralpe eignet sich bestens für rasante Abfahrten mit der Familie oder mit Freund:innen – bevor es gemütlich mit dem Bürger alpe Express wieder retour zum Start geht. In Annaberg ist die Rodelwiese mit Förderband der Annaberger Lifte sehr beliebt.
Web-Tipp: www.mariazellerland.jetzt
www.gemeindealpe.at
Hinein ins Skivergnügen
Die Gemeindealpe Mitterbach ist der höchste Ausflugsberg im Mariazeller Land. Das actionreiche Skigebiet begeistert mit 15,5 bestens präparierten Pistenkilometern und besonders viel Abwechslung. Hier können sich Skifahrer*innen und Snowboarder*innen aller Fahrlevels so richtig austoben. Zwei Sesselbahnen und zwei Schlepplifte stehen Wintersportlern zur Verfügung. Im Bereich des 1.626 m hohen Gipfels kommen Adrenalinjunkies auf der steilsten Piste Niederösterreichs –mit 74 % Gefälle – voll und ganz auf ihre Kosten. Außerdem laden dort die FreerideAreas zum genussvollen Powdern ein. Gleich bei der Mittelstation liegt der
coolste Snowpark Niederösterreichs. Mit seinen Tubes, Boxen und Rails ist er der Shred-Hotspot für alle begeisterten Freestyler. High-Speed-Fans messen ihre persönliche Bestzeit auf der Speedstrecke mit Geschwindigkeitsmessung. In der Funslope sorgen Sound-Speedboosts, High-Fives, kleine Sprünge, Steilkurven sowie die neue Wellenbahn für Action und Spaß bei großen und kleinen Wintersportbegeisterten.
Gemütliche Verschnaufpausen legt man in vier ausgezeichneten Skihütten, die direkt an der Piste liegen, ein.
• Tagesskipass gültig für Gemeindealpe Mitterbach und Mariazeller Bürgeralpe
• An- und Abreise mit der Himmelstreppe der Mariazellerbahn
• Kostenloser Transport der Wintersportausrüstung in der Himmelstreppe
• Gratisfahrt Mitterbach - Mariazell mit der Himmelstreppe mit gültigem Skipass und in Skikleidung
Mehr Infos unter: www.mariazellerbahn.at/kombiangebot
Täglicher Betrieb von 9:00 bis 16:00 Uhr · Letzte Berg-/Talfahrt: 15:45 Uhr Pistensperre: 16:30 – 8:30 Uhr Mittwoch ist die Abfahrt vom Berg (Berghütten) bis 19:30 Uhr möglich. Bei Schlechtwetter oder unzureichender Schneelage sind Betriebseinschränkungen möglich.
©Bergbahnen Mitterbach/Leiminger ©BergbahnenBIG MONEY GIVE AND TAKE
Missbrauchte ein österreichischer Großspender Kinder während seiner Besuche in asiatischen SOS-Kinderdörfern? Reagierten die Verantwortlichen rechtzeitig und angemessen auf die Vorwürfe? Es liegt an einer privaten Kommission darauf transparente Antworten zu liefern. Die Ermittlungen der Behörden wurden nach dem Tod des Spenders nämlich eingestellt.
In der kleinen Gemeinde in Niederösterreich galt der betagte Herr als etwas seltsam. Vermö gend, aber einsam. Keine Frau, keine Kinder. Aber dem SOS-Kinderdorf habe er schon zu Lebzeiten sein Ei genheim übergeben und stets Un summen gespendet, für Dörfer in Asien. Dort habe er sich auch regel mäßig auf Besuch aufgehalten. In der Heimat war er auffallend freundlich zu Kindern, machte Geschenke und Komplimente – und wurde beobach tet, wie er Kinder beobachtete. Kon kreter wurden die Gerüchte nicht. Die Kinder hielt man auf Abstand.
Die Staatsanwaltschaft St. Pölten bestätigt, dass im November 2021 eine Sachverhaltsdarstellung einge gangen ist. Aus einem asiatischen Land war ein konkreter Bericht an die SOS-Kinderdorf-Zentrale in Ti rol geschickt worden, diese leitete ihn an die Behörde weiter: Zwischen 2010 und 2014 soll es glaubwürdige Übergriffe des Großspenders auf acht Kinder gegeben haben, weitere Besuche wurden ihm verboten. Doch dauerte die Aufarbeitung offenbar bis 2021, da waren dann die Delikte nach dem Recht des asiatischen Lan des bereits verjährt.
Es blieb beim internen Bericht von einer SOS-Kinderdorf-Organisation an die andere. Die österreichische Strafverfolgungsbehörde hatte nun zu prüfen, ob nach österreichischem Recht noch eine Strafbarkeit vorlag. Zwar wurden Ermittlungsschritte gesetzt, jedoch starb der Mann im August 2022. Entsprechend der Ge setze wurde somit das Ermittlungs verfahren eingestellt – bevor eine Anklage eingebracht oder gar ein öf fentliches Strafverfahren abgehalten werden konnte.
Somit liegen Aufarbeitung sowie Konsequenzen in der Hand der be troffenen Spenden-Organisation. Sie machte den Fall öffentlich. Eine unabhängige Kommission unter der Leitung von Waltraud Klasnic un tersucht die Vorfälle und wird im Frühjahr 2023 einen Abschlussbe richt veröffentlichen, wie Elisabeth Hauser, Geschäftsführerin von SOSKinderdorf in Österreich berichtet.
ELISABETH HAUSER, SOS-KINDERDORFWieso beschäftigt sich SOS-Kinderdorf so intensiv mit Kinderschutz und Präven tion, auch innerhalb der eigenen Organisation?
Dieser intensive Prozess hat 2012 Fahrt aufgenommen, als wir beim renommierten Historiker Horst Schreiber eine Studie in Auftrag gaben, aus der dann das bekannte Buch „Dem Schweigen verpflichtet“ entstand.
Für uns als Organisation war das wirklich erhellend, weil nicht nur die anonymisierten Geschichten der einzelnen Opfer erzählt wurden, sondern weil auch dargestellt wurde, welche Strukturen zwischen den 1950er- bis 1990er-Jahren prägend waren. Es ging darum, das Umfeld offenzulegen, in dem Übergriffe und das Verschweigen dieser möglich waren. Heute ist unser Hauptin teresse Übergriffe zur Sprache zu bringen – wir sind dem Reden ver pflichtet. Demnach müssen wir als Organisation alles tun, um ein Um feld zu schaffen, in dem Betroffene das Nötige zur Sprache bringen kön nen.
Wie gelingt das?
Bei uns stehen Menschen zueinan der in intensiven Beziehungen. Es geht täglich darum, dass man die ses Nähe-Distanz-Verhältnis be werkstelligt. Dazu muss man große Achtsamkeit auf die Integrität jedes einzelnen legen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei Schulungen und laufenden Fortbildungen der Mit arbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir müssen aber auch verstehen, dass trotzdem etwas passieren wird – und was passiert dann? Das ist genau die der Punkt, die wesentliche Frage, wie wir jetzt damit umgehen.
Sie haben den Fall eines Großspenders bekannt gemacht, der während seiner Besuche Kinder missbraucht haben soll. Wie gingen Sie damit um?
Wir haben im Mai 2021 von insge samt siebzehn Vorfällen erfahren, die sich weltweit in verschiedenen Län derorganisationen ereignet haben sollen. Die Föderation, sozusagen unsere internationale Organisation, hat zur Klärung dieser Vorfälle eine Senatskommission gegründet. Als
Wer Gewalt beobachtet, der ist verpflichtet sie zu melden. Kinder sind darauf angewiesen, dass Erwachsene auf sie schauen und sie schützen.
SOS-KINDERDORF –
EIN DORF FÜR
DIE GANZE WELT
Hermann Gmeiner gründete 1949 in Tirol das erste SOS-Kinderdorf und schuf damit eine weltumspannende Idee, die heute mit 550 SOS-Kinderdörfern in 137 Ländern vertreten ist. Mehr als 1.500 unterschiedliche Programme stärken Familien und betreuen Kinder und Jugendliche. Die Projekte umfassen Kinder gärten und Schulen, Medizin- und Sozialzentren sowie Nothilfeprogramme. Im Jahr 2021 erreichte man damit weltweit 1,28 Millionen Menschen.
In Österreich wurde 1.688 Kindern und Jugendlichen ein stabiles Zuhause ge boten. 3.035 Kinder und Jugendliche profitierten gemeinsam mit ihren Fami lien von regelmäßigen Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Die Vision: Jedem Kind soll ein liebevolles Zuhause geboten werden, ein Aufwachsen in Würde und Wärme. Rund ein Drittel der dafür nötigen Finanzmittel stammen von privaten Spendern. Die Organisation setzt sich auch für die Einhaltung und Weiterentwicklung der Kinderrechte ein. Um Fälle von Gewalt und Missbrauch in den eigenen Einrichtungen aufzuklären, wurden Meldestellen eingerichtet und eine unabhängige Kommission mit der Aufarbeitung beauftragt.
SOS-Kinderdorf bietet verschiedene Möglichkeiten, um Missstände oder Fehl verhalten zu melden. Auf www.sos-kinderdorf.at/meldestelle sind diese ange führt. Wer generell eine Gefährdung von Kindern vermutet, kann sich (auch anonym) an die Kinder- und Jugendhilfe in den jeweiligen Bezirken wenden. In St. Pölten erreicht man die Jugendhilfe im Rathaus unter 02742-333-2531.
österreichische Länderorganisation haben wir davon unabhängig rea giert und zusätzlich die „Indepen dent Childprotection Commission“ (kurz: ICC) rund um Waltraud Klasnic beauftragt alle diese Fälle zu prüfen. Die ICC ist eigenständig, arbeitet völlig unabhängig und hat von uns alle nötige Unterstützung erhalten um die Fälle zu prüfen. Wir erwarten im Frühjahr einen Ab schlussbericht, der auch genau prüft, was wir als Organisation anders hätten machen sollen. Der konkrete Vorwurf an den mittlerweile ver storbenen Großspender ging bei uns im November 2021 ein. Wir haben dann die Staatsanwaltschaft infor miert und zusätzlich der ICC das Mandat erteilt, sich auch diesen Vor wurf noch genau anzusehen.
Die Strafverfolgungsbehörde nahm nach Ihrer Anzeige Er mittlungen gegen den Mann auf, das Verfahren wurde aber eingestellt, als der hochbetagte Mann im August 2022 verstarb. Eine öffentliche, strafrechtliche Aufarbeitung wird es also nicht geben. Wie transparent werden Sie diesen Fall machen – auch mögliche Fehler, die in Ihrer Or ganisation passiert sind?
Es obliegt der ICC ihre Erkenntnisse zu bewerten und zu kommunizieren. Wir haben darauf keinen Einfluss. Aber uns ist Transparenz natürlich sehr wichtig, damit wir als Orga nisation lernen und somit auch das Vertrauen in uns gestärkt wird.
HERMANN GMEINER. Setzte neue Maßstäbe in der außerfamiliären, langfristigen Betreuung von Kindern.
Im Heimatort des Spenders war es ein offenes Geheimnis, dass er seit Jahrzehnten sehr großzügig an Ihre Organisation spen dete und regelmäßig auf Besuch in die von ihm mitfinanzierten Dörfer flog. Es gab Gerüchte, dass er junge Buben besonders gernhabe. Das asiatische Land
Was damals hätte anders laufen können ist eine wesentliche Frage.ELISABETH
HAUSER, SOS-KINDERDORF
hatte bereits 2014 an Österreich berichtet, dass der Spender nicht mehr kommen darf. Wa rum hat man nicht schon da mals Konsequenzen gezogen? Was damals hätte anders laufen kön nen, ist eine wesentliche Frage, die uns die unabhängige Kommission aufzeigen soll. Wir haben damals die Entscheidung des Gastlandes akzep tiert und dem Spender erklärt, dass er das Dorf nicht mehr besuchen darf. Er war zwar verärgert, hat die Entscheidung aber akzeptiert.
Als die Vorfälle zwischen 2010 und 2014 angeblich passiert sind – gab es damals keine internen Vorschriften, wie mit Besuch von Spendern umzugehen ist? Richtlinien wie beispielsweise eine „Child Safeguarding Policy“ gab es damals auch, aber die Ernsthaf tigkeit dieser Vorschriften ist in den letzten Jahren massiv verbessert worden. Auch die einzelnen Län derorganisationen haben ihre Struk turen vor Ort angepasst. In den letz ten zwei bis drei Jahren hat sich die Geschwindigkeit, mit der zusätzliche Ausbildungen und Meldesysteme implementiert werden, massiv er höht. Bei den Besuchen durch Spen der vor Ort möchten wir natürlich transparent machen, was mit den Spenden passiert. Zugleich hat aber das Kindeswohl Vorrang. Ein Spen der kann beispielsweise nicht das
Zimmer eines Kindes besuchen, wenn das die Privatsphäre des Kin des verletzen würde.
Viele Menschen fragen sich, wie sie mit Beobachtungen oder Gerüchten umgehen sollen. Man sieht etwas, man hört Geschichten. Aber wie verhält man sich richtig, wenn man einerseits nicht wegschauen will, ande rerseits aber auch niemanden vernadern möchte?
Das ist eine sehr wichtige Frage, die uns als Organisation betrifft, die sich aber auch für die ganze Gesellschaft stellt. Vorweg, wir ha ben Meldestellen eingerichtet, die sicherstellen, dass jeder Beobach tung nachgegangen wird. Wir wol len eine Kultur schaffen, in der man nicht wegschaut und in der es ein fach und sicher ist, Missstände zu melden. Natürlich sind gerade in unserer Organisation die Mitarbei terinnen und Mitarbeiter dahinge hend hoch sensibilisiert, weil für die Kinder mitunter schon gewisse Ge fährdungslagen vorherrschen oder passiert sind. Daher brauchen sie ganz besonderen Schutz. Nun aber zur Frage, was jeder machen kann, egal ob als Freund, Familienmitglied oder Nachbar. Ganz, ganz wichtig ist es, die Kinder zu stärken. Kinder haben ein unglaublich gutes Senso rium dafür, ob sich etwas gut oder falsch anfühlt. Wir müssen ihnen
bei passenden Gelegenheiten vermit teln, dass ihre Gefühle immer richtig sind. Wenn es sich nicht gut anfühlt, dann sollen sie es auch ausdrücken und benennen. Kinder sollen sich mit einer Selbstverständlichkeit an vertraute Personen wenden können. Sie sollen lernen Nein zu sagen. Als Erwachsene müssen wir den Kin dern glauben, wenn sie sich äußern. Es ist ganz schlecht, wenn man ba gatellisiert. Wenn ein Kind sagt, dass der Nachbar komisch war, dann ist es nicht ausreichend es beschwich tigend abzutun, indem man sagt: „Naja, das ist halt ein Netter.“ Wenn man die Wahrnehmung des Kindes auf diese Art wegwischt, dann wird sich das Kind abgewöhnen zu arti kulieren, wenn sich etwas komisch anfühlt. Kurz: Das Kind hat immer recht damit, was es empfindet.
Oft fällt es auch Erwachsenen schwer, Verhalten zu deuten. Definitiv, nicht jedes eigenwillige Verhalten lässt auf strafrechtlich Re levantes schließen. Wenn sich etwas komisch anfühlt, sollte man jeden falls genau hinschauen. Leider wis sen viele zu wenig, dass es in jedem Bezirk eine Kinder- und Jugendhilfe gibt. Dort kann man auch anonym anrufen und mit Sozialarbeitern über die eigene Beobachtung spre chen. Das hilft oft besser einzuord nen, was man da eigentlich wahr nimmt. Man muss also nicht sofort zur Polizei gehen und jemanden aus der Nachbarschaft oder dem familiären Umfeld anzeigen. Diese Meldungen über den Verdacht einer Kindeswohlgefährdung werden do kumentiert und bearbeitet – oft sind sie der erste Schritt zu einer Lösung. Man muss klar sagen: Wer Gewalt beobachtet, der ist verpflichtet sie zu melden. Kinder sind darauf angewie sen, dass Erwachsene auf sie schauen und sie schützen. Damit sind nicht nur Eltern gemeint, diese Verant wortung haben wir alle, die ganze Gemeinschaft. Auch aus einer ge wissen Distanz kann man relevante Beobachtungen einbringen und viele Verdachtsfälle entstehen, weil Dritte ihre Beobachtungen melden.
WENN ES EINMAL NICHT MEHR GEHT
Die Geburt eines Babys beschreibt im gesellschaftlichen Diskurs vorderhand ein glückliches Erlebnis, kann aber in vielen Familien auch zur Belastung werden. Das war vor der Pandemie und der in vielen Bereichen unsicherer gewordenen Welt schon so, wurde aber dadurch zusätzlich verstärkt. Was tun, wenn es in der Familie mit Kleinkindern einmal nicht mehr so funktioniert? Das „Netzwerk Familie“ bietet Information, Unterstützung und Begleitung –freiwillig, kostenfrei und vertraulich.
Mama, Mitte 20, zwei Kin der, zweieinhalb und sieben Jahre alt, von zwei ver schiedenen Vätern, die beide nicht mehr präsent sind. Mama hat eine Angsterkrankung, wird regelmäßig von Panikattacken aus der Spur ge worfen. Noch dazu lebt die Klein familie in einer teuren Wohnung, die nicht mehr leistbar ist. Die Lage ist prekär. Von solchen Fällen weiß Sozialarbeiterin Sabine HolzingerGrath, Familienbegleiterin und fach liche Leiterin vom „Netzwerk Fami lie“ zu berichten. Tagtäglich wird sie und ihr Team mit Problemen dieser Art konfrontiert. Aber dafür wurde das „Netzwerk Familie“ im Rah men von „Tut gut“ Niederösterreich ja geschaffen: Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren Hilfe und Beglei tung bei Problemen im Alltag anzu bieten.
„Uns wurde dieser Fall vom Kin dergarten, natürlich in Absprache mit der Mutter, gemeldet. Nach dem Erstgespräch mit der Mutter erfolgte die Einbindung einer Psy chotherapie, für die ältere Tochter wurde der Kontakt zu KiPKE – ei ner Einrichtung der Caritas, die sich um Kinder und Jugendliche von psychisch kranken Eltern(teilen) kümmert – hergestellt, ein guter Kindergartenplatz für die jüngere Tochter gefunden. Wir haben dann auch eine sichere Wohnsituation, finanziell erschwinglich für die Al leinerziehende, geschaffen“, erzählt Holzinger-Grath, deren Team vor allem das Ziel des gesunden Auf wachsens von Kindern und deren Chancengleichheit am Herzen liegt. Die Familienbegleiterinnen vom „Netzwerk Familie“ verstehen sich dabei als „Casemanagerinnen“.
Keine Konkurrenz
„Wir sind keine Konkurrenz zu be stehenden sozialen Einrichtungen, im Gegenteil, wir wollen vermitteln und sehen uns als vernetzend tätig. Dazu gehen wir in die Familien und schauen, was von Nöten ist, aber auch, wo es Ressourcen innerfami liär gibt. Wir bieten einerseits Ent lastungsgespräche an, andererseits
holen wir zusätzliche Angebote, die gebraucht werden, in die Familie hi nein“, so Holzinger-Grath. Dabei ist die Hilfe nach allen Seiten offen, ob es nun die Familienhilfe, Schuldner beratung, psychiatrische Vereine, die Kinderbetreuung, der Verein Woh nen oder die Caritas Sozialberatung ist. Ebenso werden gemeinsam mit den Familien Anträge auf finanzi elle Unterstützung, wie Kinderbe treuungsgeld und Mindestsicherung durchgeführt, auch die Beantragung von Lebensmittelgutscheinen fällt darunter. Auch mit SOMA-Märk ten und anderen sozialen Vereinen, wie Kiwanis oder Lions-Club arbei ten die Case-Managerinnen zusam men, sogar mit Licht ins Dunkel.
„Wir sind ein interdisziplinäres Team aus Lebens- und Sozialar beiterinnen, Psychologinnen, Er
milie woanders anbinden können.“ Ob etwa Kinderjugendhilfe oder psychiatrische Angebote, „niemand wird im Regen stehen gelassen.“
Erstgespräch im Vier-Augen-Prinzip
Das Erstgespräch in der Familie er folgt im Vier-Augen-Prinzip, das heißt zwei Familienbegleiterinnen sind anwesend. Zu Beginn gibt es eine Zieldefinition, in Folge wird in punkto Erreichung der Ziele und zusätzlicher Herausforderungen evaluiert.
nährungswissenschaftlerinnen, Krankenpflegerinnen und Pädago ginnen“, so Holzinger-Grath, „und vor allem sind wir ein freiwilliges Angebot, kostenfrei, vertraulich und aufsuchend.“ Meist werden die Familienbegleiterinnen über die Ringrufnummer, die zwischen 8 und 17 Uhr besetzt ist, von in Schwie rigkeiten geratenen Familien ange rufen. Entweder weil Familien von Ärzten oder Hebammen darauf hin gewiesen wurden oder weil sie von anderen Stellen den Folder erhalten haben. „Beim Ersttelefonat werden einmal die Anliegen erhoben, ob die Kinder unter 3 Jahren sind und ob der Wohnort passend ist“, erklärt die Familienbegleiterin das Proze dere, „aber wenn das nicht der Fall ist, schaut das Team, ob wir die Fa
„Wir bieten auch Väteranbin dung an, wählen die Termine für Erstgespräche so aus, dass auch der Vater dabei sein kann. Das wird gut angenommen.“ Vorausgesetzt natürlich, die Väter sind noch im Familienverbund, denn die Gruppe alleinerziehender Mütter innerhalb der zu betreuenden Familien wird immer größer. Etwa dann, wenn Väter sich das Leben mit Baby an ders vorgestellt haben oder aber ihre vermeintliche Freiheit wieder haben wollen. Bei den 0-3-Jährigen gibt es bereits viele Alleinerziehende, deren schwierige Situation durch Trennungen in der Schwangerschaft entstehen. Meist fehlt es auch am sozialen Netz. „Wir hören sehr oft, dass die Großeltern selbst noch be rufstätig sind oder ihr Leben auch noch genießen wollen und nicht im mer da sein können oder wollen, um auf die Enkel aufzupassen.“ Auch gibt es viele Fälle, wo die Familien weit weg von ihren Herkunftsfami lien wohnen.
Obwohl es viele Angebote in Nie derösterreich gibt, erreichen diese oft die Familien nicht oder die Fami lien die Angebote nicht. Dann ist das „Netzwerk Familie“ tätig. „Es ist aber manchmal so, dass viele zwar informiert sind, aber es Hemm schwellen gibt, bei den zuständigen Stellen anzurufen. Dann helfen wir dabei, rufen gemeinsam an. Ich habe etwa einmal einer Mutter einen Satz aufgeschrieben, den sie sagen muss. Dann hat sie das allein geschafft, wir helfen also auch ganz niederschwel lig.“ Das Team begleitet Menschen
Das Handy erweist sich in vielen Familien als Konkurrent für die Babys um die Aufmerksamkeit von Mama und Papa.
aber auch zu Terminen. „Wir stellen sicher, dass psychisch Kranke auch zu den ihnen zugewiesenen Termi nen erscheinen.“
„Seit 2015, dem Jahr, wo das ‚Netzwerk Familie‘ gegründet wurde, gab es 888 Kontaktaufnah men, 454 Familienbegleitungen und 155 kurzfristige Unterstützungen“, weiß Sabine Holzinger-Grath, die von Beginn an dabei war und das Netzwerk mitaufgebaut hat. Das Team, das im Raum Krems, Tulln, St. Pölten, Korneuburg, Hollabrunn und im Mostviertel rund um Am stetten und Scheibbs agiert, ist stetig im Wachsen, zurzeit gehören zehn Familienbegleiterinnen und drei Netzwerkmanagerinnen dazu. „Die Netzwerkmanagerinnen vernetzen und stellen unser Angebot bei den Netzwerkpartnern vor.“
Es müssen nicht immer die großen Katastrophen sein. „Es können auch nur Unsicherheiten sein, die man bei und nach einer Schwangerschaft erlebt. Fragen etwa, wie verändert sich das Leben mit dem Baby, stehen da oft im Fokus. Auch die Gewohn heiten verändern sich mit einem Säugling, oder wenn die Mama un ter einer postpartalen Depression zu leiden beginnt.“ Schließlich ist das Idealbild der glücklichen Familie allgegenwärtig im gesellschaftlichen Narrativ, der Druck von außen auf die Familien sehr groß, viele sind diesem nicht mehr gewachsen.
Gerade seit den Zeiten der Pande mie ist ein vermehrtes Auftreten von psychischen Problemen zu sehen. „In diesen Zeiten sind die Belas tungen, die auf Schwangere und die Familien einwirken, gestiegen. Spe ziell im Bereich der Vorbereitungen zur Geburt. Die Treffs mit Baby gruppen haben nicht stattgefunden, die Geburten in den Spitälern waren schwierig, die Väter durften teil
weise nicht dabei sein, wenn, dann wurden sie nur ganz kurzfristig davor angerufen. Viele Säuglinge wurden nach der Geburt gleich von der Mutter getrennt, weil etwa die Mama positiv war und so weiter. Das hinterlässt Spuren. Die Groß familie hat auch ausgesetzt, es hat wenig bis keinen Kontakt gegeben. Durch diese Faktoren haben sich die psychischen Belastungen verstärkt, postpartale Depressionen und De pressionen überhaupt haben in der Pandemie zugenommen.“
Verhaltensauffälligkeiten von Kindern, oft ausgelöst durch so ziale Medien, Behinderungen, Essstörungen, Pseudo-Autismus, Schreibabys, Fütterungsstörungen und Frühgeburten sind ebenfalls große Themen, die von den Famili enbegleiterinnen bearbeitet werden müssen, ebenso wie Alkohol- und Drogensucht bei Müttern. „Wenn Mütter rauchen oder schwere Dro gen in der Schwangerschaft nehmen, schauen wir, dass sie in speziellen Krankenhäusern entbinden“, so die Sozialarbeiterin, die auch eine Ge fahr in der vermehrten SmartphoneNutzung erkennt. „Bei Besuchen in den Familien sehen wir vermehrt, dass schon drei Monate alte Babys
vor den Flatscreens sitzen. Wir klä ren dann, was dahintersteckt, viel leicht eine Überforderung der Mut ter. Wir versuchen diese Dinge im persönlichen Gespräch zu erläutern, geben Tipps. Oder dass sich das Handy in vielen Familien als Kon kurrent für die Babys um die Auf merksamkeit von Mama und Papa erweist. Ganz wenige in den pro blemgeplagten Familien lesen etwa am Abend Geschichten vor.“ Auch die Interaktion und folglich die Bin dung zwischen Mama/Bezugsperson und Baby wird durch das Smart phone erheblich gestört.
Im Durchschnitt dauert eine Fa milienbegleitung ein halbes Jahr. „Ich habe eine Familie, die begleite ich schon fünf Jahre, die Familie hat schon drei Kinder.“
Regelmäßige Teambesprechung, Mediation, Fortbildungen, perma nente Evaluation der Arbeit der Familienbegleiterinnen und ein Abschlussgespräch, sorgen für die Qualität der Unterstützung. „Wenn die Familie ihr Leben selbstständig meistern kann, dann ist unsere Ar beit erfolgreich zu Ende gebracht“, freut sich Sabine Holzinger-Grath, die sich manchmal denkt, „dass ei nige schon sehr viel Pech haben, da ist die Chancengerechtigkeit nicht gegeben.“ Um das auszugleichen, daran arbeiten die Familienbegleite rinnen vom „Netzwerk Familie“.
NETZWERK FAMILIE
Information, Unterstützung und Begleitung von Familien mit Kindern von 0 bis 3 Jahren: 0676 8587 0345-22 netzwerkfamilie@noetutgut.at
www.noetutgut.at/netzwerk-familie
Wenn das Kind im Kinderwagen auf einen Schmetterling zeigt und die Mutter nicht mehr reagiert, weil sie mit dem Smartphone beschäftigt ist, werden Interaktionen zwischen Mutter und Kind erheblich gestört.NETZWERK. Sabine Holzinger-Grath hilft Familien.
Die Realität auf Regional TVEbene sieht dann doch ein bisschen anders aus. Als ich etwa P3TV besuche, finde ich mich plötzlich in einer mondänen Gründerzeitvilla wieder, die mit hohen Räumen, klassischem Fisch grätparkett sowie einem sonnigen Wintergarten aufwartet, wohin ich mich nach einer ausgiebigen Runde durchs rund 200 Quadrat meter große Studio zum Plausch mit den neuen Besitzern des Sen ders zurückziehe. Beim Eintreten muss ich auch nicht irgendwelche Sicherheitsschleusen durchqueren, sondern werde nur von einem we delnden Empfangskomitee namens Eddi, dem Studiohund, begrüßt. Der P3-Standort am Schulring ist dabei übrigens so etwas wie ein letz ter Nachhall des Vorbesitzers, des Agrarverlages, dem das Gebäude gehört. Nach vierjährigem Ausflug in die Welt des Fernsehmachens hat
RETURN TO SENDER
Die Welt ist voller Klischees. Eines betrifft etwa Fernsehstudios: Otto Normalverbraucher, durch die berühmten ORF-Peichl-Torten konditioniert, stellt sich diesbezüglich meist einen Riesenbunker vor, wo es nur so piepst und blinkt, wenn man eintritt, und geschäftiges, ja geradezu gestresstes Treiben herrscht.
sich das Medienimperium mit Bau ernbund-DNA wieder zurückgezo gen und den Sender per EmployeeBuy-out verkauft. Damit wurde auch so etwas wie ein Interregnum „externer“ Geschäftsführer, Sender chefs und Chefredakteure beendet, fließt in den Adern der neuen Be sitzer, allesamt „alte“ Mitarbeiter, doch reines P3-Blut. Das gilt im fast wörtlichen Sinne nicht nur für Sven Vajda, Sohn des legendären P3TV-
Gründers und langjährigen Master minds Rudi Vajda, sondern nicht minder für Thomas Schulz, der ebenfalls bereits seit 16 Jahren beim Sender ist. Der dritte im Bunde, Stefan Sieder, ist mit Eintrittsdatum 2016 dagegen fast so etwas wie das Bambi in der Runde. Was alle drei miteinander verbindet und letztlich für ihren Wechsel von der Mitarbei ter- auf die Unternehmerseite aus schlaggebend war, ist ihre – ja nen
nen wir es getrost so – Liebe zum Sender. „Wir wollen einfach nicht, dass P3TV zerstört wird“, stellt Vajda klar, und Schulz meint „Ich könnte mir nie vorstellen, dass der Sender geschlossen wird – das war für uns einfach keine Option, dazu macht es einfach viel zu viel Spaß.“ Geradezu nüchtern und kaufmän nisch ergänzt Sieder: „Wir wissen einfach, dass P3TV funktioniert.“
Seitenwechsel
Der Switch auf die Führungsebene war dabei kein leichter für die drei „weil natürlich ist es etwas anderes, ob du Mitarbeiter und Kollege bist oder plötzlich als Vorgesetzter die ganze Verantwortung trägst.“ In tern hat sich das Triumvirat die Kernbereiche Organisation, Ver
trieb, Technik, Produktion, Redak tion aufgeteilt, mit drei Angestellten plus einem Lehrling bildet man eine kleine schlagkräftige Truppe mit einem durchaus bemerkenswerten Führungs-Mitarbeiterverhältnis: Auf jeden Chef kommt aktuell quasi ein Mitarbeiter, was Schulz schmun zelnd mit „naja, wir haben ohnedies flache Hierarchien“ quittiert. Und läuft nach einer Konsolidierungs phase bis Weihnachten alles nach Plan, könnten im kommenden Jahr ja neue Mitarbeiter dazu stoßen. Bis dahin heißt es für die Neo-Chefs aber, dem bekannten Bonmot ent
darum einzufangen, was hier in der Region passiert – weil das Identifi kation aufbaut“, so Schulz. Der Me dienmacher möchte das aber nicht mit einem wie immer gearteten Boulevardjournalismus verwechselt wissen: „Wir werden sicher nicht als siebtes Medium über einen Unfall berichten oder irgendwelche Hor rormeldungen bringen. Im Grunde genommen möchten wir vielmehr positive Berichterstattung leisten –das ist auch das, wonach sich die Leute sehnen.“ Das heißt freilich nicht, wie Vajda einräumt, dass man nicht auch einmal kritisch be richtet, „aber wir betreiben keinen Investigativjournalismus, sondern unser Ziel ist objektive Regionalbe richterstattung.“ Unter „regional“ – so hat man die eigene Nische de finiert – fallen dabei „jene Themen, die für den ORF Niederösterreich in der Regel zu klein sind. Zugleich brechen wir aber die großen gesell schaftlichen Themen aufs Regionale herunter und schauen, wie es den Leuten hier vorort damit so geht.“
sprechend, in den sauren Apfel des Unternehmertums: Als Selbststän diger arbeitet man selbst und stän dig!
Erfolgskonzept
Was den Gesamtauftritt des Senders betrifft, so bleibt man dem jahrzehn telang erprobten P3TV-Prinzip treu: „Letztlich sind wir der Regional sender vor der Haustür. Wichtig ist überspitzt formuliert, dass der Karli Onkel und die Mitzi Tante im Fern sehen nicht nur über die Frau Lan deshauptfrau etwas erfahren, son dern vielleicht bei Veranstaltungen auch neben ihr zu sehen sind, selbst zu Wort kommen. Dass sie den Nef fen beim Kicken bewundern kön nen oder bei der Aufführung in der Musikschule. Es geht also schlicht
Dass das Bedürfnis nach Bericht erstattung vor der Haustüre – entge gen gewisser Allgemein-Trends – im TV-Bereich eher steigend, denn sin kend ist, davon sind die Fernsehma cher überzeugt. „Wenn man sich an sieht, wie viele Lokal TV Sender seit der Liberalisierung des Marktes ent standen sind, dann geht die Tendenz eindeutig nach oben“, so Sieder. Ein wachsender Markt bedeutet frei lich auch größere Konkurrenz, die sich etwa durch die Übernahme von N1 TV durch die NÖN abzeichnet. Ein Problem für die Jungunterneh mer? „Natürlich beobachtet man aufmerksam die Entwicklungen. Es geht ja auch um den Werbemarkt, und da ist immer ein bisschen die Sorge, dass ein neuer Gambler die sen durch Dumpingpreise zusam menhauen könnte. Aber letztlich konzentrieren wir uns auf uns selbst und unsere Stärken. Alle unsere Mitarbeiter sind erfahren und von der Pieke auf ausgebildet, wir haben ein im Vergleich sehr hohes Niveau – gerade auch im Hinblick auf das optische Auftreten.“
SERIENJUNKIE
Wir schreiben das Jahr 1981. Es ist ein herrlicher, sonniger Tag. Alle Kinder spielen fröhlich im Hof. Alle Kinder? Nein, denn da gibt es ein Mädchen, das enthusiasmiert auf 15 Uhr gewartet hat. Endlich wieder eine Folge von Raumschiff Enter prise mit Kirk, sexistischen Witzen und immer einem Happy End. Wie hab ich sie geliebt!
Wir schreiben das Jahr 2022. Der erste Schnee fällt flockig vom Him mel. Die Spaziergänger wandeln lachend mit ihren Kindern und/oder Hunden am Feldweg vor unserem Haus vorbei. Alle in der Siedlung sind auf den Beinen. Alle? Nein, denn da bin wieder ich! Hab da grad eine spannende Serie auf Netflix entdeckt. Und eine Folge ist defi nitiv zu wenig. Danach kann ich ja immer noch raus gehen. Oder mal die Weihnachtsdekokiste heraus holen, oder die Küche putzen, oder die Kolumne schreiben, oder mit dem Sohn für den Biotest lernen. Jetzt will ich schon wissen, wie es weitergeht. Wer war der Mörder und wann zieht der junge Mann endlich sein T-Shirt aus? Aber dann raff ich mich auf. Kann ja nicht sein, dass ich den ganzen Nachmittag am Sofa herumlieg. Obwohl ich könnt mir ja dabei die Fußnägel lackieren oder ich falte daneben die Wäsche zusammen. Ob ich jetzt noch – nur noch eine Folge – ansehen soll?
Im Kinderzimmer ist es still! Das Kind lernt sicher gerade! (einge bauter Witz für Teenagereltern)
Draußen geht die Sonne unter. Jetzt wird’s frisch draußen. Zahlt sich echt nicht mehr aus rauszuge hen. Und Netflix spricht jetzt mit mir: „Schauen Sie noch ‚Sense8‘?“
Ich antworte höflich und prompt: „Weiterschauen!“
Neue Wege
In Selbstbeweihräucherung ergeht man sich deshalb freilich nicht, zumal man sich auch eigener De fizite durchaus bewusst ist, „etwa hinsichtlich Social Media, das wir aufgrund mangelnder Ressourcen lange Zeit sehr stiefmütterlich be handeln mussten, das aber natür lich aufgrund der Fragmentierung des Medienkonsums immer wich tiger wird.“ Soll heißen, die Seher gewohnheiten verändern sich, ge schaut wird nicht nur mehr über den Fernseher, sondern auch am Handy und am Tablet – immer und überall. Es geht dabei längst nicht mehr um ganze Sendungen, sondern um Einzelbeiträge, die der Konsu ment gezielt abrufen möchte. Mit Streaminginhalten auf der eigenen Homepage versucht P3TV diesem Trend seit geraumer Zeit Rechnung zu tragen, zugleich spürt man in Zeiten steten Videokonsums aber auch steigenden (Tages)Aktualitäts druck. „Im Gegensatz zu vielen an deren Regionalsendern sind wir mit zwei Ausgaben pro Woche schon recht gut aufgestellt. Aber manches, das ich heute drehe, ist zwei Tage später vielleicht schon uninteres sant.“ Die diesbezüglich richtige Ba lance zu finden, stellt zusehends eine
Herausforderung dar „weil wenn wir etwa manche Beiträge gleich on line stellen, laufen wir Gefahr, uns umgekehrt die eigene Geschichte für die nächste P3TV-Ausgabe, die viel leicht erst einen Tag später auf Sen dung geht, ‚abzustechen‘“, so Vajda.
Andererseits ist der Zug Richtung Tagesaktualität in einem Umfeld, wo auf Social Media tagtäglich tau sende neue Videos hochgeladen wer den, unumkehrbar „weshalb diese durchaus ein Langfristziel darstellt. Aktuell ist es aber noch Zukunfts musik“, so Sieder.
Dass Regionalfernsehen generell aufgrund einer überbordenden Kon kurrenz aus dem privaten SocialMedia-Bereich, wo jeder User quasi sein eigener Medienmacher ist und Inhalte via diversen Plattformen ver treibt, auf Sicht ein Auslaufmodell werden könnte, glaubt Vajda hinge gen nicht. „Zum einen greift nicht jeder unseren Content auf. Zum anderen mangelt es dem privaten Youtuber in der Regel auch an jour nalistischem Know-how bzw. legt er gar keinen Wert darauf. Er filmt et was, aber er hinterfragt nicht, er re cherchiert nicht, er überprüft nicht. Das macht der seriöse Journalist. Abgesehen davon glaube ich, dass die Medienkompetenz der Nutzer soweit fortgeschritten ist, dass sie das durchaus zu unterscheiden und richtig einzuordnen wissen und sich daher auch bewusst sind, welche Qualität P3TV hat.“
LOKAL TV. Im Studio am Schulring werden zwei Sendungen pro Woche produziert.
„EINFACH EINE COOLE GESCHICHTE“
Medienprofi Michael Ausserer wurde vor zwei Jahren als Geschäftsführer der NÖN engagiert und hat innerhalb kürzester Zeit den angestaubten Medien-Tanker wieder flott gemacht. Nicht nur, dass man die Nummer-1-Position als meisterverkaufte Zeitung Nie derösterreichs zurückerobert hat, steigt man mit NÖN-N1 jetzt sogar ins Fernsehgeschäft ein. Zeit, für ein Gespräch.
Sind Sie eigentlich der berühmte Wunderwuzzi?
Für Medien-Insider mutet die Entwicklung der NÖN in den letzten Jahren ja ein bisschen wie eine kleine Wiederauferstehung an?
Erfolg ist immer Teamleistung! Wir sind tatsächlich sehr gut unterwegs und konnten zuletzt immer positive Jahresergebnisse erzielen – das ist in diesen herausfor dernden Zeiten schon ein starkes Ausrufezeichen, zu gleich Bestätigung unserer Bemühungen: Wir haben im Vorjahr ja mitten während der Corona-Pandemie einen Relaunch gewagt. Mit Erfolg: Die NÖN ist wieder die Nummer eins in Niederösterreich bei den Verkaufszei tungen! Aktuell implementieren wir ein neues Redakti onssystem, bauen einen Webshop auf und setzen die ein geleitete Digitalisierung zielstrebig um.
Antizyklisches Investieren quasi – und das, wie manche Schwarzmaler im Hinblick auf den Printsektor meinen, in eine sterbende Branche. Also was Regionalmedien betrifft, sehe ich das gar nicht so pessimistisch, sondern glaube sogar an einen Turn around. Selbst im Print sind wir relativ stabil, und di gital geht sowieso durch die Decke. Den Menschen ist zusehends Regionalität, Heimat, Nähe wichtig – in allen Lebensbereichen, vom Urlaub bis zur Ernährung. Die NÖN mit ihrer historisch gewachsenen Regionalität hat diesbezüglich natürlich immense Glaubwürdigkeit und ein dementsprechend gutes Standing bei den Menschen. Wir sind immerhin mit 600 Mitarbeitern in jeder Ecke Niederösterreichs vertreten – das kann kein anderes Medium bieten!
Und ihr stellt euch mit NÖN-N1-TV aktuell noch breiter auf: War das ehemals ausschlaggebend für Ihre Bestellung, immerhin haben Sie als Fern sehmacher auch Café Puls in lichte Höhen geführt?
AUFWÄRTS. Mit dem Launch von NÖN-N1-TV baut Michael Ausserer die NÖN weiter zur multimedialen Marke aus.
Das war sicher einer der Gründe, wobei ich mich selbst als Medien- und Kommunikationsprofi betrachte – ich kenne die Branche ja von allen Seiten. Bereits mit 16 habe ich meine ersten Zeitungsartikel verfasst, bei RAI Südtirol in Bozen Radiobeiträge gemacht, Fernsehen bei Puls 4, dann war ich Chefredakteur des Medienhauses der Erzdiözese Wien und jetzt bei der NÖN ist die Verle gerseite hinzugekommen – letztlich, das ist mein Credo, geht es im Medienbereich um die bestmögliche Ver schränkung sämtlicher Tasks, um erfolgreich zu sein.
Bestmögliche Vernetzung also nach innen, um maximalen Output zu generieren? Wenn wir etwa ein Schwerpunktthema setzen, dann schauen wir, ob vielleicht eine Presseaussendung dazu
passt, welche Anknüpfungen gibt es im B2B- und B2CBereich, wie begleiten wir das marketingtechnisch, wel che Kunden würden sich vielleicht gerne in diesem Um feld präsentieren. Unsere Strategie geht dabei nicht von einzelnen Vertriebswegen aus, sondern primär einmal vom Content, also vom Inhalt, den wir dann aber über alle unsere Kanäle – Zeitung, online, Social Media und jetzt eben auch TV – spielen. Bei alledem – das ist ganz wichtig hervorzustreichen – gibt es aber immer eine ganz klare Trennung zwischen Redaktion und Verkauf. Das ist bei uns selbstverständlich! Ebenso, dass jede Werbung ganz eindeutig als solche gekennzeichnet wird.
Das heißt, versteckte Beinschab-Tools bzw. genehme Berichterstattung gegen Werbung wird man in der NÖN nicht finden?
Ganz sicher nicht, das nehmen wir sehr ernst. Wir ha ben ein gültiges Redaktionsstatut. Unsere Journalisten sind allesamt nach dem Journalisten-Kollektivvertrag angestellt und können frei agieren – nur so kannst du glaubwürdig sein für dich selbst und für die Leser. Uns kommt diesbezüglich auch unser breites Mitarbeiternetz zugute – unsere Leute sind ja quasi in jeder Gemeinde präsent, man hat also ein Gesicht zum Journalisten, trifft ihn vorort. Daher wissen die Leute aus direktem Kontakt, wofür die NÖN steht und können das leicht überprüfen: für seriösen Journalismus und ebensolche Berichterstattung, im Übrigen auch positive.
Negative findet man dahingegen zuhauf im Internet. Läuft es da ein bisschen à la „Video killed the Radiostar“ ab – ist das Internet der Totengräber des etablierten Journalismus? Was wir aktuell jedenfalls beobachten können, ist eine Demokratisierung der Medienlandschaft. Jeder, der Elo quenz und das nötige technische Know-how besitzt, kann auf seinem Social-Media-Kanal Infos verbreiten. Das führt zu einer unglaublichen Informationsflut, wo durch es für die Leser zusehends schwierig wird, einzu ordnen, was richtig ist und was falsch. Gerade dies ist aber umgekehrt die große Chance für etablierte Medien, weil es die ureigenste Aufgabe des Journalismus ist, quasi Licht ins Dunkel zu bringen, den Lesern also einen Durchblick zu verschaffen, auf Basis guter Recherche Fakt von Fake zu trennen. Ich glaube daher sogar an eine Trendumkehr, dass also in Zukunft die Arbeit der Journalisten wieder mehr geschätzt werden wird als es vielleicht aktuell der Fall ist.
Wobei einige schwarze Schafe – Stichwort Chats – durch ihr schlampiges Naheverhältnis zur Politik ja der Branche gerade eher mächtig geschadet haben. Wasser auf den Mühlen jener, die meinen „de Medien san sowieso olle kauft!“ Wie kann man wieder Vertrauen aufbauen?
Durch Unabhängigkeit. Bei der NÖN leben wir seit je her Äquidistanz zu allen Parteien, wobei aber jede Par
tei – wie alle anderen Partner auch – Werbung bei uns schalten kann. Diese wird aber ohne jede Ausnahme als solche gekennzeichnet und hat keinerlei Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung. Man kann sich Bericht erstattung bei uns nicht kaufen!
Wobei gerade im Regionalmedien-Bereich, weil im Dorf sozusagen jeder jeden kennt, durchaus eine gewisse Gefahr der Verhaberung besteht. Wie geht die NÖN damit um?
In der Wahrnehmung kommt ein Bürgermeister in der Berichterstattung sicher öfter vor, was aber alleine dem Umstand geschuldet ist, dass er in der Regel auch prä senter ist bei relevanten Anlässen. Mit Verhaberung hat das aber nichts zu tun, und schon gar nicht mit irgendei ner politischen Farbe – denn in der einen Gemeinde ist es vielleicht ein ÖVP-Politiker, in der Nachbargemeinde einer der SPÖ oder einer anderen Partei. Was für uns letztlich als einziges Kriterium ausschlaggebend ist, sind die Geschichten selbst, ob sie also relevant sind, ob sie die Leser interessieren, ob sie vielleicht eine ge wisse Brisanz in sich bergen. In diesem Fall ist es unser klares Credo, die unterschiedlichen Positionen zu einem Thema zu vermitteln, verschiedene Seiten zu Wort kom men zu lassen. In der NÖN wird man daher keine ein seitigen Artikel finden, weil wir das Gegenteil leben.
Um nochmals auf NÖN-N1-TV zu kommen. Dessen Sitz ist aktuell in Mödling, wird es auch in St. Pölten eine Dependance geben? Ja, wir planen hier in der Zentrale in der Gutenberg straße ein zweites Inhouse-Studio, wo wir etwa Inter views mit aufzeichnen können. Wir begrüßen ja bereits jetzt sehr viele Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Kul tur und Wirtschaft bei uns im Haus. Gleichzeitig möch ten wir mittelfristig neue Sendungen entwickeln und das Programm schrittweise erweitern. Am Ende des Tages ist es unser Ziel, DER überall sichtbare Videoplayer Nie derösterreichs schlechthin zu werden – nicht zuletzt na türlich auch auf allen unseren eigenen Plattformen. So können wir die Reichweite erhöhen und die NÖN als multimediale Marke stärken
Klingt nach einer klaren Mission und viel Arbeit. Abnützungserscheinungen sind aber noch nicht zu erkennen – Sie sprühen richtiggehend vor Elan. (lacht) Weil ich einfach dankbar für diese Aufgabe bin. Es gibt tatsächlich keinen einzigen Tag, an dem ich in der Früh nicht mit Freude in die Arbeit fahre. Nieder österreich ist ein so spannendes und vielfältiges Land, auch die Mentalität der Leute ist je nach Region anders. Was aber alle eint, ist die Liebe zum Bundesland – und die NÖN, die du in jedem Winkel findest. Das ist schon bemerkenswert, dass die NÖN aufgrund ihrer gewach senen Historie so etwas wie eine einigende und Identität stiftende Klammer in Niederösterreich ist. Die NÖN ist einfach eine coole Geschichte!
EGGER IST ST. PÖLTEN!
„BRAU DICH“ lautet der aktuelle Slogan der österreichischen Privatbrauerei und unterstreicht die hohe Qualität des St. Pöltner Bieres. Nicht nur mit dem in der Region allbekannten Bier kann Egger bei den Konsumentinnen und Konsumenten punkten, auch das breite Limonadenangebot stammt zu 100% aus St. Pölten und wird seit den 1970er-Jahren in Unterradlberg hergestellt bzw. abgefüllt.
„Egger gehört einfach zu St. Pölten“, steht sodenn auch für Geschäfts führer Reinhard Grießler außer Streit. Wie Grießler selbst, kommen die meisten der 260 Mitarbeiter der Getränkesparte aus dem Großraum St. Pölten. „Wobei man als Familienunternehmen nicht einfach nur ‚Ar beitgeber‘ ist, sondern einem die Mitarbeiter – auch wenn es abgedro schen klingt – als diejenigen, die quasi den Betrieb schupfen, wirklich am Herzen liegen.“ Das zeigt sich an zahlreichen Benefits wie einer Zusatzpension, Feriencamp für Kinder, Zuzahlung zum frisch gekoch ten Mittagessen im hauseigenen Restaurant, Weiterbildungsmöglich keiten, diversen Firmenfesten und vielem mehr. Assets, die auch die Lehrlinge schätzen. Aktuell bildet man sieben Buben und Mädchen aus und freut sich über weitere Bewerber.
Frisch & weltmeisterlich
Zum anderen spiegelt sich im Engagement des Egger Teams auch die Dynamik und ein unübersehbarer Imagewandel des Unternehmens wider. Wurde Egger-Bier früher – zu Unrecht – gern wegen des be nachbarten Holzverarbeitungsbetriebes als „Spannplattenbier“ verun glimpft, zählt man seit einigen Jahren bei den Bierweltmeisterschaf ten zu den absoluten Spitzenreitern, heimste etwa erst heuer erneut bei der Falstaff Biertrophy den 1. Platz bei den Märzen-Bieren ein. Und begnügte man sich früher bei den Antialkoholika mit dem eher neutralen Markenlogo „Radlberger“, so hat man den Limonaden mitt lerweile ein ursprungsstarkes LIMÖ dazu verpasst, kredenzt neben Klassikern wie Granny‘s Apfelsaft etwa auch CÖLA aus der Kolanuss und Unkraut im Tee-Segment. Der Markenauftritt vermittelt also Fri sche und Zeitgeist, dies aber nicht als reiner Werbe-Gag, sondern
durchaus mit Substanz unterfüttert „denn immerhin zählen Brauerei und die Getränkeproduktion zu den innovativsten ihrer Art in Öster reich“, so Grießler. Tatsächlich wurde erst 2020 von Egger die modernste Glasanlage Österreichs in Betrieb genommen – Kostenpunkt satte 25 Millionen Euro, womit man auch ein klares Bekenntnis zum Standort St. Pölten abgelegt hat. Dem nicht genug hat man neben den PET-Flaschen im Limo-Bereich auch ein Revival der Mehrwegflasche, sprich Glas, als zu sätzliches Gebinde eingeleitet „ganz neu – auch bei der Gastro beliebt – die 0,33 Liter Flaschen.“
Stadtverbunden & nachhaltig Damit unterstreicht das Unternehmen auch seine Bemühungen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Themen, die man bei Egger seit Jahren ernst nimmt. So stammt etwa die Energie am Standort fast zur Gänze aus der fabrikseigenen Biomasse-Anlage. Der Restausstoß wird per Zukauf von Klimazertifikaten kompensiert, sodass Egger kli maneutral produziert. Nachhaltigkeit strebt man zudem im Zuge langfristiger Partnerschaf ten an. Eine solche verbindet einen etwa mit dem Magistrat St. Pölten, das bei diversen Veranstaltungen im Rathaus oder zum Beispiel auch beim Hauptstadtball Egger ausschenkt. Ebenso ist das Egger-Sorti ment in diversen Gastrobetrieben der Stadt vertreten, als neuestes Flaggschiff natürlich auch in Otto Raimitz Klang.Spiel in Stattersdorf, wo Egger seit jeher der „Lokal-Platzhirsch“ war. Wie formuliert es Grießler: „St. Pölten ist Egger und Egger ist St. Pöl ten! Es geht um Teamwork, ja – Familie!“
VOGEL.FREI
Hauptfigur meines 2018 geschriebenen Theaterstückes „Der Siegelring“ (Editions L´Harmattan Verlag) ist die historische Person Tahéreh, die im Persien des 19. Jahrhunderts wirkte. Die junge Frau war die erste Anhängerin des Báb und die Erste, die das Symbol der Jahrhunderte lang dauernden Unterdrückung, den Schleier, öffentlich ablegte und damit das Grundprinzip der Gleichwertigkeit der Geschlechter, zum Leben erweckte.
Nicht nur wegen dieses mu tigen und symbolischen Auftretens wurde sie unter Hausarrest gestellt und später hin gerichtet, sondern vielmehr für ihr heldenhaftes Leben und ihre Über zeugung. Die Nachricht über ihre Exekution im Spätsommer 1852 in der Hauptstadt Persiens erreichte kurze Zeit später Europa. Dr. Ja kob E. Polak, der damalige öster reichische Leibarzt des Shahs, sagte: „Ich war Zeuge ihrer Hinrichtung, die vom Kriegsminister und seinen Adjutanten vollzogen wurde. Die schöne Frau Tahéreh erduldete den langsamen Tod mit übermensch licher Stärke!“
Tahéreh wurde von zahlreichen westlichen Frauen wie Männern zu einem Vorbild auserkoren. Darun ter die zwei weiteren historischen Hauptfiguren des Stückes: Sarah Bernhardt, die berühmte Schau spielerin, und Marianne Hainisch, Verfechterin gleicher Bildungschan cen für Frauen und Mitgründerin des ersten Mädchengymnasiums Österreichs. Das französische En fant Terrible Sarah Bernhardt be
auftragte ihren Dramaturgen, ein Stück über Tahérehs Leben zu ver fassen. Sie wollte die „Persische Jeanne d´Arc“ auf der Bühne dar stellen! Die niederösterreichische Frauenrechtlerin und Mutter des ersten Bundespräsidenten Ma rianne Hainisch hingegen sagte: „Tahéreh ist mein höchstes Frauenideal. Ich war erst siebzehn Jahre alt, als ich von ihrem Tod hörte und ich sagte mir: Ich werde versuchen, für die Frauen Österreichs das zu tun, wofür Tahéreh ihr Leben für die Frauen Persiens hingab!“
Was war Tahéreh für ein Mensch? Für Literaturliebhaber ist sie eine hervorragende Dichterin; für Dra maturgen ist ihr avantgardistisches Leben ein faszinierender Stoff. Für Frauenvereine eine Vorkämpferin für Frauenrechte und Quelle der Inspiration. Für ihre Zeitgenossen nicht nur ein Symbol der Emanzipa tion der Frauen, sondern ein Symbol für die Emanzipation der Mensch heit. Für manche Theologen eine Religionswissenschaftlerin und der allererste weibliche Apostel einer Religion. Jedoch für andere Theo
logen eine Ketzerin, deren Namen man nicht in den Mund nehmen sollte!
PEN-Club Austria
Ehrenmitglied Mahvash Sabet
Montag, 1. August 2022: Seit der Früh erhalte ich im Minutentakt Nachrichten. Eine Freundin ruft mich an und fragt, ob das Gerücht stimmt? Ich höre allerdings nur je des zweite Wort, da ich gleichzei tig schockiert auf eine WhatsApp Mitteilung starre: „Mahvash Sabet wurde mit 12 anderen Baha’i in Teheran verhaftet.“ Nicht schon wieder, denke ich mir, nicht schon wieder Mahvash! Erst 2017 wurde sie, gemeinsam mit sechs ihrer Glau bensgeschwister nach zehn Jahren Haft, aus dem berüchtigten Evin Gefängnis entlassen. Sie alle sind ein Symbol der Resilienz im Iran und bekannt in der ganzen Welt für ih ren Mut als Gewissensgefangene. Mahvash Sabet hat einen Bezug zu Österreich: Ihre im Gefängnis ge schriebenen Gedichte voller Liebe, Stärke und Hoffnung wurden vom Präsidenten des österreichischen PEN-Clubs, Dr. Helmuth A. Nie derle, übersetzt. „Keine Grenzen. Gedichte aus dem Gefängnis“, er schienen im Löcker Verlag. Die von PEN-International im Jahr 2017 als „Writer of Courage“ ausgezeichnete Autorin ist jetzt mit 69 Jahren wie der im Gefängnis.
Tahéreh ist mein höchstes Frauenideal. Ich werde versuchen, für die Frauen Österreichs das zu tun, wofür Tahéreh ihr Leben für die Frauen Persiens hingab.
MARIANNE HAINISCH
Tagelang wusste niemand, wo sie festgehalten wurde. Mehr als 100 Tage im Evin Gefängnis, auch in Isolierungshaft, sind inzwischen vergangen. Mahvash Sabet ist kein Einzelfall, sondern nur das Symbol von hunderten anderen Baha’i, die grundlos inhaftiert sind. Grundlos ist eigentlich das falsche Wort. Es gibt einen Grund: Sie sind Baha’i!
Die „Baha´i Frage“ Baha’i sind die Anhänger der im 19. Jahrhundert in Persien vom Báb und Bahà’u’llàh gestifteten
Religion. Und seit damals wurden und werden sie bis heute in ihrem Ursprungsland verfolgt. Egal wer gerade an der Macht ist, nur die In tensität wechselt. Welches Unrecht haben sie begangen? Sind es etwa die Grundsätze nach dessen sie stre ben? Zum Beispiel, dass alle Men schen gleich sind, dass die Seele des Menschen kein Geschlecht, keine Hautfarbe, keine Nationalität hat? Dass Vorurteile jeglicher Art abge legt werden sollen? Dass, wenn sich Familien keine Ausbildung für alle Kinder leisten können, Mädchen
Vorrang haben? Dass Religion mit Wissenschaft übereinstimmen soll? Oder dass, wenn Religion zum Hass führt, sich davon zu entfernen eine wahrhaft religiöse Handlung wäre? Die Vereinten Nationen veröffent lichten ein Geheimpapier der ira nischen Regierung, unterschrieben 1991 vom obersten Führer, indem die wirtschaftliche und soziale Aus löschung der Baha’i festgeschrieben wird und noch heute als Staatsdok trin gilt. Auf dem mit „Die Baha’i Frage“ betitelten Dokument steht im Klartext: „Den Baha´i soll die
Beschäftigung verwehrt werden, sobald sie sich als Baha´i identifi zieren, die Regierung sollte ihren Fortschritt und ihre Entwicklung in jeglicher Form verhindern …“ Das Ziel, die Auslöschung, bleibt gleich, aber die Methode wurde geändert: nicht, wie damals nach der isla mischen Revolution, als hunderte Baha’i – darunter junge Frauen wie die 17-jährige Mona Mahmudine jad – öffentlich hingerichtet und tausende willkürlich inhaftiert wur den. Nein, diesmal sollte man ihnen langsam die Luft zum Atmen weg nehmen. Es sollte weniger auffal len als eine Massenhinrichtung. So fängt die Diskriminierung schon bei den Kindern an: Die Ehen werden nicht anerkannt und das führt zu
einer Verstärkung der sozialen Iso lierung. In den Schulbüchern wer den sie karikiert und als „unrein“ beschrieben. Die Ausgrenzung geht mit Bildungsverweigerung weiter. Vielen Schülern wird ein Schulver weis angedroht, Jugendliche werden unter Druck gesetzt ihrem Glauben abzuschwören, um Zugang zur Uni versität zu erhalten. Die Erwachse nen wurden aus dem öffentlichen Dienst entlassen. Den Bauern nimmt man die Felder weg, die sie seit Ge nerationen bewirtschaften. Den Händlern werden die Geschäfte ver siegelt. Ihre Häuser werden gekenn zeichnet und mit Beschimpfungen beschmiert. Dazu noch die staatliche Desinformation und Hetzkampagne durch Hassreden in den Medien, groteske Videos und Fake News im Internet, die, wie jeder weiß, we der moralische noch geographische Grenzen haben. Die Benachteiligung folgt bis in die Friedhöfe: historische Baha´i Friedhöfe werden zerstört und in regelmäßigen Abständen werden Gräber geschändet. Schließ lich ist die Baha’i Religion laut dem Artikel 13 der iranischen Verfassung nicht anerkannt – Verbrechen gegen sie werden nicht geahndet, sie sind vogelfrei! Trotz all der Repressalien sind sie in ihrem Herzen frei wie Vö gel, wie meine Freundin Renate sa gen würde. Frei zu denken. Frei zu entscheiden. Vogel.Frei!
Felder und Äcker wiederholt enteig net. Nachbarn haben diese schänd liche Tat auf das Schärfste verurteilt und gefilmt: So wurden über die so zialen Medien Millionen Menschen zu Zeugen. Gleichzeitig wurde ih nen in den staatlichen Medien wie der einmal „Spionage für Israel“ un terstellt, darauf hinweisend, dass die heiligen Stätten der Baha’i in Israel liegen. Dabei wurde bewusst die Tat sache verschwiegen, dass der Stifter des Baha’i Glaubens, Bahà’u’llàh, auf Betreiben der persischen Re gierung im Jahr 1868 nach Akka verbannt und dort eingekerkert wurde. So liegt seine Ruhestätte im damaligen osmanischen Reich im heutigen Israel. Würde diese Argu mentation auch für alle anderen Re ligionen, die ihre Heiligen Stätten in Israel haben gelten, so müssten alle Juden, Christen und selbst Moslems ebenfalls Spione sein!
Welle der Solidarität Doch dieses Mal gab es eine bei spiellose Welle der Solidarität nicht nur der Nachbarn, sondern auch von zahllosen Iranern aus dem Iran und aus der ganzen Welt. In einer Erklärung hunderter prominenter Iraner heißt es: „Wenn es um die Bürger- und Menschenrechte geht, betrachten wir uns auch als Baha’i.“ Die deutsch-iranische Journalistin Maryam Mirza schreibt: „Wir alle, unsere Eltern und die Eltern unserer Eltern, haben einen Anteil an der aktuellen Situation der iranischen Baha‘í. Lasst uns unsere Stimme erheben, damit wir die Schande unseres historischen kollektiven Anti-Baha‘ismus wiedergutmachen können.“ Darüber hinaus erhoben zahlreiche Menschen, staatliche-, zi vilgesellschaftliche- und Menschen rechtsorganisationen weltweit ihre Stimme gegen das Unrecht. In Ös terreich waren es unter anderem Or bis 1877 inhaftiert wurde.
Dienstag, 2. August 2022: Die nächste Nachricht: Auf Anweisung der Behörden und mit Unterstüt zung von 200 Beamten wurden im Dorf Roushankuh die bescheidenen Häuser von Baha’i-Bauern mit Bull dozern dem Erdboden gleich ge macht! Wohnviertel der Baha’i, die seit Generationen in diesem Dorf leben, wurden mit Metallzäunen abgeriegelt! Auch das ist kein Ein zelfall, bereits in der Vergangenheit wurden, nicht nur in diesem Dorf,
Wenn es um die Bürger- und Menschenrechte geht, betrachten wir uns auch als Baha’i.
ERKLÄRUNG PROMINENTER IRANER IN UND AUSSERHALB IRANS
ZUR AUTORIN
Isma Forghani ist in Frankreich ge boren und betrachtet sich als Welt bürgerin. Sie studierte Jus an der Pariser Sorbonne, heute lebt sie nahe St. Pölten. Neben literarischen und juristischen Übersetzungstä tigkeiten legte sie 2019 ihr erstes Theaterstück, „Der Siegelring“ vor, das sich mit Tahéreh beschäftigt, die im Persien des 19 Jahrhunderts die Lehre des Báb verkündete und als Erste den Schleier öffentlich ablegte. Nächste Aufführungen anlässlich des Internationalen Frauentages: 8. März OHO Oberwart, 10. März im Rah men von Soroptimist in Klagenfurt.
ganisationen wie PEN Österreich, das Wiener Forum für Demokratie & Menschenrechte usw., aber auch Religionsvertreter, Politiker und Künstler wie die Schriftstellerin und Trägerin des Ingeborg-Bachmann Preises 2021, Nava Ebrahimi, mit ihrem Artikel „Unbemerktes Un recht“ in der Kleinen Zeitung. Die Stellungnahme des Netzwerks „In terreligiöser Dialog“ der Diözese St. Pölten für Religions- und Gewis sensfreiheit im Allgemeinen und die Situation der Baha’i im Speziellen, möchte ich als St. Pöltnerin beson ders hervorheben.
ALLE Fälle von Ungerechtigkeit und Qual im Iran erfüllen mein Herz mit Kummer und Trauer
In Anbetracht der Eskalation der staatlichen Verfolgung der größten nicht muslimischen religiösen Min derheit im Iran habe ich diese zwei Vorfälle aus hunderten Fällen, allein seit Juli dieses Jahres berichtet. Da runter viele inhaftierte Jugendliche und junge Ehepaare, die von ihren kleinen Kindern getrennt wurden. Sie müssen als Sündenböcke für alle Plagen herhalten, sogar für Corona. Natürlich sind die Baha’i nicht die Einzigen, die Menschenrechtsverlet zungen erdulden müssen. Die Liste der Verfolgten und Unterdrückten ist lang, sehr lang. Und hinter jedem Namen steht eine Lebensgeschichte und eine Familie, die mitleidet. Ei gentlich müsste jede einzelne Ge schichte laut erzählt werden. Leider ist es mir nicht möglich nüchtern die Ungerechtigkeiten aufzählen. Ich verweise deshalb auf die Listen der Experten des Menschenrechts ausschusses der Vereinten Nationen oder NGOs wie Amnesty Internati onal, die mit viel Hingabe und Mut diese schwere Arbeit leisten und un sere Anerkennung verdienen. Man kann den Grad der Zivilisation ei ner Gesellschaft an dem Stand der Frauenrechte ablesen oder gemäß Dostojewski nach dem Zustand ih rer Gefangenen. Jetzt frage ich mich: Welches Bild haben wir von einer Gesellschaft, wo Gefängnisse mit Ju gendlichen, die für die Besserung der Gesellschaft arbeiten, überfüllt sind?
Die vielen Fälle von Ungerech tigkeit und die tiefe Qual so vieler Menschen im Iran zu sehen, lastet schwer auf jedem erweckten Gewis sen und erfüllt das Herz eines jeden unvoreingenommenen Beobachters mit Kummer und Trauer. Ist nicht die Zeit gekommen für die Able gung von Vorurteilen jeder Art, die Gleichberechtigung, die Glaubens freiheit, für Harmonie zwischen Glauben und Vernunft, und für ge genseitigen Respekt zwischen den Völkern und Nationen? Wie heißt es so schön, nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist!
KOLUMNE ROUL STARKAADVENT
Schau ich mir auf Facebook die Diskussionen an, ob es denn Ad ventkranz oder Adventskranz heiße, weiß ich, warum es Kriege gibt. Üb rigens: Beides ist richtig, in Deutsch land mehr der Adventskranz, in Ös terreich mehr der Adventkranz. So wie Schweinebraten und Schweins braten. Beim Schweindi haben wir das Fugen-S halt gern.
Ist einem trotz Fugen-S fad, schüt tet man einen Kübel Farbe auf ein Kunstwerk, klebt sich am Boden fest und kommt sich dabei recht gut und Klima rettend vor. Hab gestern mit dem Klima gesprochen, es ist ihm relativ wurscht.
Wir haben viel Schreckliches auf der Welt. Doch wirkliche Vergehen wie Ananas auf Pizza oder Toast werden nicht mehr beachtet, über junge Katzis wird einfach drübergescrollt. Ein Toast Hawaii kam nächtens zu mir, sich ordentlich ausweinen über seinen Karriereknick. Ich zündete für den Toast ein Lichtlein an und erzählte ihm von der Liebe und von der Geduld. „Was ist die Liebe, was ist die Geduld?“, fragte der Toast. „Schau, es ist so“, sagte ich, „in der Weihnachtszeit kannst du mit dei ner Frau über den neuen Europa platz fahren und gemeinsam die Ge duld üben.“ „Aha“, sagte der Toast, „und die Liebe?“ „Ganz einfach“, sagte ich, „in der Adventzeit kauft meine Frau einen Azwenzkranz und einen Adventkalender. Beim Ka lender mach ich schon vor dem 1. Dezember ein Kasterl auf und esse die Schokolade, die drin ist. Meine Frau macht das auch. Dann tun wir so, als wüssten wir nichts davon. Das nennt man Liebe.“ „Hm. Su per. Magst mich essen?“, sagte der Toast Hawaii. „Ja“, sagte ich, „aber erzähl’s nicht weiter.“
DER BROTBERUFENE
Die Bäckerei und Café-Konditorei Fröstl in der Wiener Straße ist eine St. Pöltner Genuss-Institution, die bis ins Jahr 1946 zurückreicht. Es ist dies zugleich auch das Geburtsjahr des jetzigen Betreibers, Norbert Fröstl. „Der Fröstl“ – das ist nicht nur ein Teil St. Pöltner Stadtgeschichte, es ist auch die Geschichte von einem, für den sein Beruf Berufung ist.
Um zwei in der Früh steht er auf. Bis um etwa halb sechs arbeitet er in der Bäckerei, da nach geht’s ins Geschäft. Von sieben Uhr bis zehn ist er dann wieder in der Bäckerei tätig. Kurz niederlegen, um ein Uhr mittags ins Geschäft, üblicherweise bis 18 oder 19 Uhr, danach noch kurz in die Bäckerei. Dann ins Bett fallen, Licht aus. Same procedure as every day. Ohne Pause.
„Man muss gern arbeiten“, meint Norbert Fröstl lapidar. Und kon kretisiert: „Man freut sich, dass das Gebäck so schön geworden ist.“ Dass es gut schmeckt, ist Ehren sache. Jeder, der beim Fröstl schon einmal Brot gekauft hat, wird das bestätigen.
Der bildende Künstler und StadtFlaneur Walter Berger („Radnetz No. 1“) etwa ist schon lange be kennender Fan der Traditions-In stitution: „Zu meiner Volksschul zeit 1958 bis 1962 wohnten wir in einem Jakob-Prandtauer-Haus in der Schmidgasse 5, das später lei der abgerissen wurde. In dieser Zeit wurde ich zur Bäckerei Fröstl ein kaufen geschickt. Da stand noch die Frau Fröstl, die Mutter des jetzigen Seniorchefs Norbert, hinterm Ver kaufspult.“ Danach zog es Berger nach Wien (und Rom). „Seit 2004, nach meiner Rückkehr in mein Haus in St. Pölten, bin ich wieder Stamm kunde bei Fröstl. Das Brot ist super und dann gibt es ja auch den 5erSemmelwecken und Käsegebäck.“
Alles vom Feinsten, versteht sich.
Im Grunde bewältigt Norbert Fröstl alles, was mit der Bäckerei zu tun hat, allein (von gelegentlichen Hilfen einmal abgesehen). Das mag unglaublich in den Ohren jener klingen, die sowas wie eine „WorkLife-Balance“ im Hinterkopf haben. Für ihn hingegen ist die Arbeit sein Leben. „Früher, als ich noch Gesel len hatte, bin ich sogar zum Fern schauen gekommen.“ Jetzt gehe das gar nicht mehr. Im Lokal hilft sein Sohn Michael von halb sieben bis eins mit, um danach einkaufen zu gehen. Norbert Fröstl selbst ist Wit wer und hat einen Sohn sowie eine Stieftochter.
St. Pöltner Institution in der Wiener Straße
Die Bäckerei Fröstl existiert seit 1946, dem Geburtsjahr von Nor bert Fröstl. Das Kaffeehaus wurde
1977 eröffnet. „Am Sonntag haben wir damals so um neun Uhr aufge sperrt“, erinnert er sich. „Und die Leute sind Schlange gestanden. Jetzt wird um sieben geöffnet. Bin mir nicht sicher, ob damals viele sonst am Sonntag offen gehabt haben.“ Damals kamen alle, jung und alt. Heutzutage spricht das Kaffeehaus eher Ältere an, wenig Junge finden sich unter den Gästen, obgleich es sich beim ausgezeichneten Mittags menü durchaus noch generations übergreifend mischt: Da wird klas sische Hausmannskost angeboten (Reisfleisch! Gefüllte Paprika! Ge röstete Knödel!) – durchaus ein Fest für jene, die ihr Essen lieber verspei sen als fotografieren, wie es etwa in Boboville seit einiger Zeit Usus ist.
„Da Fröstl“, wie ihn seine Kli entel liebevoll nennt, ist wohl der letzte Überlebende unter den klas sischen Kaffeehäusern St. Pöltens und die Qualität seiner angebotenen Produkte ist ungebrochen. Mit sei nen gewölbeartigen Räumlichkeiten wirkt das Kaffeehaus beinahe ein wenig aus der Zeit gefallen. Eine ansonsten etwas verloren gegan gene Gediegenheit alter Schule zieht sich durch jede Nische und jeden Durchgang. Der Garten ist im Som mer eine kleine, ein wenig versteckte Oase inmitten städtischer Geschäf tigkeit und forcierten InnenstadtHipstertums. „Man trifft Leute beim Fröstl, die man sonst in der Stadt nie trifft“, meint Stammgast
Man freut sich, dass das Gebäck so schön geworden ist.
NORBERT FRÖSTLECHT SÜSS. Auch Süßigkeiten gehen weg wie warme Semmeln.
Frunz, der noch vor einigen Jahren unter anderem im Cinema Paradiso oder in der Seedose schön schräge Veranstaltungen („Plattenquiz“ etc.) ins Leben gerufen hatte. Ein Besuch dort ist wie das Eintauchen in ein Paralleluniversum, in dem man ein wenig durchatmen kann, bevor man sich dem galoppierenden Wahnsinn namens Alltag erneut aussetzt.
Wie Norbert Fröstls Lebens lauf aussieht? „Jo, normal hoid!“ Gelernt habe er in einer Bäckerei in Amstetten. „Ich wollte immer schon Bäcker werden.“ Er denkt kurz nach: „Vielleicht haben’s mir auch meine Eltern eingeredet.“ Er lacht. Und wenn schon. Bereut hat er’s nie. Auch nicht, als er noch in seinen Jugendjahren mit einem Be kannten auf Saison in Italien war. Er passte aufs Gebäck und dessen Herstellung auf, da sein Mitstrei ter das Wort Streiten offenbar et was zu ernst nahm: „Er war einer, der sich nichts gefallen lassen hat.“ Der junge Herr Norbert sei mit ihm gut ausgekommen, „aber er hat halt ganz gern gerauft, wenn ihm was von irgendwem dort nicht gepasst hat“, erinnert er sich. Und so hatte er die Verantwortung als Saisonier in Bella Italia mehr oder weniger al leine zu tragen.
Lang, lang ist das her. „Heute weiß man nie, wieviel man zuberei ten soll“, holt der Bäcker und Cafe tier uns in die St. Pöltner Gegenwart zurück. „Am Nationalfeiertag zum
Beispiel war gar nichts los.“ Er resü miert: „Früher war das anders. Da gab’s ja zum Beispiel noch die Wan dertage, wo die Leute Proviant ge kauft haben; man konnte sich drauf verlassen.“ Und dann komme heute auch noch der Zwang zum Energie sparen dazu. „Man muss halt den Ofen zurückschalten, wenn man fer tig ist.“
Leicht hat’s der langjährige In haber sowieso nicht: „Ich hab‘ eine Steuerrückzahlung von 140.000 Euro“, gesteht er. Ein nicht sehr zu verlässiger Steuerberater dürfte ihm das eingebrockt haben, was ihn, als das Ganze spruchreif wurde, wie ein Schlag getroffen hatte. „Seit zwei Jahren frisst das meine ganze Pen sion.“ Gottseidank bekomme er in den nächsten Jahren eine Lebens versicherung ausbezahlt – „die geht dann ohnehin dafür drauf.“ Er war nie im Krankenstand und von einem längeren Urlaub könne er nur träu men. „Vielleicht mit 80 einmal …?“
Und auch die Corona-Maßnah men hatten ihn schwer getroffen. Und das betreffe nicht nur die Zeit der zahllosen Lockdowns: „Viele,
die vor Corona noch gekommen sind, kommen nimmer.“
Ob er sich von der Politik wert geschätzt oder gar unterstützt fühle? „Nein!“ Ein Nein, das wie aus der Pistole geschossen kommt. Und kein weiterer Kommentar dazu. Der würde sich erübrigen.
Und dennoch: „Ich möchte mit niemandem tauschen.“ Auch im Hinblick auf die dräuende Strom rechnung meint Fröstl: „Für mich genügt’s, wenn sich’s ausgeht.“ Und er ergänzt: „Ich würd‘ Pen sion wahrscheinlich sowieso nicht aushalten. Ich hab‘ immer gern ge arbeitet.“ Schließlich habe er schon als Zehnjähriger begeistert in der Bäckerei mitgeholfen: „Habe da mals als Kind schon das Holz in den Ofen geschoben – ich wollte immer was tun!“ Wenn der Bäckersmann derlei erzählt, funkeln seine Augen und er wirkt für ein paar Momente tatsächlich wieder wie der kleine Bub, der sich gleichsam spielerisch auf ein arbeitsames, aber erfüllendes Leben vorbereitet.
Und der sich mit Hingabe um sein „schönes Gebäck“ kümmert.
Für mich genügt’s, wenn sich’s ausgeht.
NORBERT FRÖSTL
Man trifft dort Leute, die man sonst nie trifft.FRUNZ EIN KLASSIKER. Im „Fröstl“ vergehen die Stunden irgendwie anders. Ruhiger, scheinbar ein wenig aus der Zeit gefallen.
LICHTSPIELE
Kann sich noch jemand an die alten Leuchtschriften erinnern, die übli cherweise über Kinoeingängen an gebracht waren?
Die meisten derer, die diese Zeilen hier lesen, wohl nicht – zu lange ist das her. Ich erinnere mich, als Kind (und auch noch als Jugendli cher) in staunender Vorfreude unter diesen durchgeschritten zu sein – und plötzlich war ich in einem anderen Universum. Der Kinosaal drinnen dunkelte schon verhei ßungsvoll – Abenteuer jenseits des Alltags erwarteten mich; und nicht selten veränderte der eine oder andere gezeigte Film meine ge wohnte Wahrnehmung und meine Sicht der Welt.
Seit 20 Jahren verändert das Ci nema Paradiso in St. Pölten kontinu ierlich die Stadt und die Sicht darauf. Man darf mit Fug und Recht be haupten, dass urbanes Leben, wie wir es hierorts kennen, mit dem Ci nema seine Initialzündung erfahren hat – und das gegen massive an fängliche Widerstände, vor allem in jener Zeit, als ein Platz ein Parkplatz zu sein hatte und nichts anderes. Es ist mehr als ein Kino (als ob das nicht schon genug wäre): mit sei nem Café ist’s zugleich ein Biotop, ein Way of Life, ein Beweis dafür, dass mit Beharrlichkeit, Stilwillen und Herzblut etwas sehr Schönes erreicht werden kann.
Seit einigen Wochen prangt nun auch eine Leuchtschrift überm und neben dem Eingang. Da kommen nicht nur Erinnerungen hoch, son dern auch eine Riesenfreude, dass es in einer mitunter recht prosa ischen und banalen Gegenwart Orte gibt, in denen das Staunen nicht nur möglich sondern erwünscht ist. Dafür ein herzliches Dankeschön!
MODERN UND ALTBEWÄHRT
Das NÖ DOK im Stadtmuseum St. Pölten (Dokumentationszentrum für moderne Kunst Niederösterreich) ist schon dem Namen nach eine jener Institutionen der Stadt, die der zeit genössischen Kunst und damit der Gegenwart breiten Raum widmet. Zugleich setzt man in der Führung auf Kontinuität, wurde dieser Tage doch Leopold Kogler nicht nur als Präsident der NÖ Kunstvereine, son dern auch als Leiter der Institution wiedergewählt. Großes Augenmerk
möchte er in Zukunft u. a. auf Ver mittlung sowie die Umsetzung von Fair Pay im Kunstbereich legen. The menschwerpunkte legt er auf Demo kratie und Freiheit sowie Ökologie und Nachhaltigkeit.
Und man präsentiert weiterhin natürlich großartige zeitgenössische Künstler. Bis 15. Jänner kann man etwa die Werke der frischgebackenen Anerkennungspreisträgerinnen des Landeskulturpreises, Maria Legat und Carola Dertnig, bewundern.
MOSAIKSTEINE
Wie fängt man 100 Jahre Niederösterreich ein, also jene Zeit nach 1922, ab der Wien und Niede rösterreich als jeweils eigenes Bun desland quasi getrennte Wege gin gen? Eine bemerkenswerte Antwort darauf haben Reinhard Linke und Christian Postl in ihrem Buch „100 Jahre Niederösterreich – Rückblick auf eine bewegte Zeit“ gegeben. Also eigentlich gleich 100 Antworten. So haben sie für jedes einzelne Jahr ein Ereignis exemplarisch herausgepickt, ergänzt um 400 Bilder ist damit eine einzigartige Chronik des Bundes landes entstanden. Wie meinte Linke auf die Frage nach der Auswahl: „Ich denke, es gibt wichtige Jahre, die auf jeden Fall vorkommen müssen: 1955 – der Staatsvertrag, 1986 – Landes
hauptstadt, 1989 – Fall des Eisernen Vorhangs. Das sind die Marksteine. Und dann sucht man aus den Be reichen Politik, Wirtschaft, Land wirtschaft, Kultur zusammen und kommt zu 100 Mosaiksteinchen –ich denke, das hat schon ein gutes Bild ergeben.“ Ein absolut lesens und sehenswertes noch dazu.
Weihnachtsaktion
ALLER GUTEN DINGE SIND 24!
LEISE UND LAUT
Es gibt ja diesen bitterbösen Witz aus der untersten „Schwarzer Humor“Schublade: „Nur Rolf pickt am Golf“ … na gut, lassen wir das. In der Bühne im Hof pickt Rolf jedenfalls nirgendwo, also eigentlich heißt es ja sowieso „ohne Rolf“, wobei Rolf dann trotzdem sehr präsent ist. Na wie auch immer, die zwei Schweizer Sprachgenies, die sich hinter dem Namen verbergen, sind jedenfalls definitiv ohne Worte da, denn tatsächlich kommunizieren sie rein über Plakate, also das geschrie bene Wort. Kein Muckser, kein Laut kommt ihnen aus, und dennoch bie gen sich die Besucher vor Lachen. Es ist sooooo schwer zu erklären, aber sei sooooo sehr ans Herz gelegt – am 3. Februar gastieren sie mit ihrem neuen Programm „Jenseitig“ – Gevater Tod is in da house.
Buchen Sie bis 24/12 Ihre Lieblingsveranstaltung von Jänner bis Juni 2023 im Festspielhaus und erhalten Sie 24 % Ermäßigung auf bis zu 2 Karten. Buchbar unter Angabe des Codes Weihnacht24.
Alles andere denn leise geht es hinge gen bei Louie’s Cage Percussion am 19. und 20. Februar zu. Und auch mit dem Jenseits haben die sechs Vollblut musiker eher weniger am Hut, sondern hauen sich voller Lebensfreude und genialer Musik quer durch den Gemü segarten von Klassik über Pop bis Jazz ins Geschehen. „Boomtastic“ nennen sie ihr neues Programm, das erstmals als Kinder-Programm daherkommt –aber keine Angst liebe Fans: Auch Er wachsene ohne Kids dürfen kommen und mitgrölen, wenn etwa „Hey, hey Wickie“ angestimmt wird!
DIE ICH NICHT MAG, GIBT ES NICHT“
Berlin – Salzburg – Dessau: Neelam Brader ist in vielen Konzertsälen, Kirchen und Theatern in ganz Europa zuhause. Die Mezzo-Sopranistin beehrt auch immer wieder ihre Heimatstadt St. Pölten.
Gesungene Geschichten“ ver zauberten die siebenjährige Neelam Brader. Das war Ende der 1990er-Jahre. Damals durfte die kleine Neelam mit ihren Eltern zu jeder neuen Opern- und Operettenaufführung im Stadtthe ater in St. Pölten mitkommen. „Ich war neugierig, wie die Sänger und Sängerinnen ihren Gefühlen Aus druck verleihen. Mit meinen Schwe stern habe ich dann oft die Opern, Operetten und Musicals nachge spielt – und ich fühlte mich selbst mitten im Geschehen“, erzählt die heute 31-Jährige. Seit einigen Jahren ist ihr Kindheitstraum Wirklichkeit geworden: Neelam Brader ist als Mezzo-Sopranistin mitten im Büh nen-Geschehen, begeistert Publikum und Kritiker, etwa im Anhaltischen Theater in Dessau als Lucile in Mo lières „Der Bürger als Edelmann“: „Neelam Brader setzt hier gesang lich Höhepunkte. Ihre Stimme be rührt, transportiert etwas Wahrhaf tiges in den Episoden aus schönem Schein und leeren Gesten.“
Vom musikbegeisterten Eltern haus in die Theater und Konzertsäle war es allerdings ein weiter Weg. Die fünfjährige Neelam lernte Vio line, besuchte dann das BORG. In der Oberstufe hängte sie die Vio line an den Nagel, überzeugte durch Vorsingen im besonders musika lischen Zweig und machte ihre erste Gesangsausbildung bei Lotte Kasser. Nächstes Ziel: das Mozarteum in
„MUSIK,NEELAM BRADER
Ich finde es schön, mit meinem Gesang die Menschen zu berühren und sie aus dem Alltag in eine ganz andere Welt zu entführen.
NEELAM BRADER
Salzburg. „Wer möchte nicht an einem Ort studieren, wo Mozart seine ersten musikalischen Schritte getan hat?“ Im vergangenen Jahr schloss Neelam Brader erfolgreich ihr Studium bei Professor Mario Diaz mit dem Master der renom mierten Musikuniversität ab.
Neelams Eltern – St. Pöltens ehe maliger Vizebürgermeister Alfred Brader und seine Gattin Gabriele –haben ihre Tochter stets unterstützt, damit sie ihren beruflichen Traum verwirklichen konnte. Sie waren bei vielen Aufführungen dabei, „was in den Jahren ihrer Berufstätigkeit oft nicht sehr einfach und wegen großer Distanzen manchmal auch strapa ziös war. Aber ihr Hiersein hat mir immer viel bedeutet und mir Kraft gegeben, meine Arbeit gut zu ma chen und an meinem Ziel festzu halten. Ich kann mich immer auf sie verlassen.“
Kleine und große Bühnen Schon während ihres Studiums war die Mezzosopranistin Mitglied und Solistin des Salzburger Bachchores, trat in der Opéra de Monte Carlo auf, wie auch bei den Salzburger Festspielen. „Ich finde es schön, mit meinem Gesang die Menschen zu berühren und sie aus dem Alltag in eine ganz andere Welt zu entführen.
Selbstverständlich bin ich vor einem Auftritt nervös. Doch wenn sich der Vorhang hebt, bin ich mitten in ei ner musikalischen Geschichte, ich bin die Figur, die ich singe, lebe, leide und freue mich mit ihr.“ Die Lieb lingsoper der jungen Musikerin ist „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss. „Die Rolle des Oktavian ist sehr anspruchsvoll und schwierig, doch ich liebe Herausforderungen und freue mich schon sehr, sie ein mal zu singen.“ Am liebsten an der Wiener Staatsoper. „Aber weil das Leben kein Wunschkonzert ist, freue ich mich auf jede kleine wie große Bühne, auf der ich mein Können un ter Beweis stellen darf.“
An ihrer Heimatstadt St. Pölten schätzt die Sängerin die vielen ver schiedenen Auftrittsmöglichkeiten für Künstler, beim Barockfestival, bei Musica Sacra. Aber: „Wünschen würde ich mir, dass es im Bereich der Oper wieder eigenständige Produkti onen gibt, die den Sängerinnen und Sängern der Opernmusik die Chance eröffnen, in St. Pölten auch eine mu sikalische Heimat zu finden.“
Neelam Brader lebt derzeit in Berlin, pendelt zwischen Deutsch land und Österreich. „In Berlin ist der Sitz meiner Agentur, und diese Stadt bietet viele Möglichkeiten sich künstlerisch zu entfalten. Aber auch
in Österreich habe ich viele Kon zerte und singe in einigen Kirchen.“ Sie ist etwa kürzlich bei einem Ad ventkonzert in Walpersdorf aufge treten, am 11. Dezember ist sie mit dem Musikverein St. Pölten in der Franziskanerkirche zu hören, am Christtag dann im Dom, mit dem Giovanni Orchestra Salzburg tritt sie bei Neujahrskonzerten auf.
Als Künstlerin ist Neelam Bra der daran gewöhnt viel zu reisen, manchmal darf auch Hündin Cola mit. „Sie sorgt dafür, dass ich ge nug Bewegung an der frischen Luft habe.“ Diese ergänzt die sportliche Neelam im Sommer mit Stand UpPaddeln, im Winter beim Snow boarden. Entspannung findet die be geisterte Theatergängerin auch bei Jazz-Musik: „Musik, die ich nicht mag, gibt es eigentlich nicht.“
ZUR PERSON
Neelam Brader, Mezzosopran, Jahr gang 1991, St. Pöltnerin mit indischen Wurzeln, maturierte am BORG, stu dierte am Salzburger Mozarteum und pendelt derzeit zwischen ihrem Wohnort Berlin und Bühnen in Öster reich und Deutschland.
www.neelambrader.com
VORWORT
Wir wollen Begeisterung für Kunst in ihren verschiedensten Facetten schaffen, denn Kultur lebt nicht nur in alten Mei sterwerken sondern in jeder und jedem von uns. So vielfältig die Menschen von Pottenbrunn bis St. Georgen sind, so di vers und schöpferisch ist auch St. Pöltens Kulturszene.
In den folgenden Ausgaben des MFGMagazins finden Sie ab sofort einen Querschnitt der reichhaltigen St. Pöl tener Kulturszene: Tipps für Kulturge nuss für jeden Geschmack und Hinter grundinfos zu den Kulturinstitutionen der Stadt. Von Perlen der Klassik bei den Meisterkonzerten über internationale und heimische Stars beim Barockfestival und dem Jazz im Hof bis zu den jungen, dynamischen Musiker:innen aus der Re gion, die am Musik.stp-Festival Urlaubs feeling in die Landeshauptstadt holen. St. Pölten bietet über das gesamte Jahr verteilt jede Menge musikalische Höhe punkte. Doch hier spielt nicht nur die Musik, auch in den Institutionen der Stadt, wie Festspielhaus, Landesthea ter, Bühne im Hof, Theater des Balletts, Stadtmuseum, Volkshochschule, Stadt bücherei, Musikschule, Kunstschule sowie der Tangente 2024 und den ZUK KER.stp-Nachbarschaftsprojekten wird täglich Kultur gelebt und gelehrt.
Ihr Alfred Kellner, Leiter des Fachbereichs Kultur und Bildung
JETZT ABOS SICHERN UND BIS – 30 % SPAREN!
Early Bird Abo Barockfestival St. Pölten Saison 2023, 10. bis 24. Juni 2023
Mit Künstler:innen wie Viola da Gamba Vir tuose Fahmi Alqhai, Radio String Quartet Vi enna, das belgische Huelgas Ensemble u.v.m. Großes Abo (7 Konzerte), Early BIRD PREIS: EUR 110,– statt EUR 140,–Kleines Abo (3 Konzerte), Early BIRD PREIS: EUR 45,– statt EUR 60,– (ausgenommen Er öffnungs- und Abschlusskonzert)
+ Einladung zur Programmpräsentation Barockfestival und Jazz im Hof Festival am 23. März 2023 im Rahmen einer Soirée im Bürgermeisterzimmer
30 % Ermäßigung auf eine Tageskarte (2 Konzerte) für das Jazz im Hof Festival von 24. bis 26. August 2023 gegen Vorlage des Early Bird Abos. Mit Künstler:innen wie Yaron Herman, Shake Stew mit Lukas Kranzelbin der, Michel Godard und Anne Paceo u.v.m. Der Frühbucher-Bonus für das Early Bird Abo ist von 5. bis 23. Dezember 2022 gültig barockfestival.at
Weihnachtsgeschenk-Abo der Meisterkonzerte Mit Stars wie dem Janoska Ensemble, Sopra nistin Ildikó Raimondi und Jazz von Nicki Par rott und Martin Breinschmid 3 Konzerte am 4. März, 25. März, 14. Mai Spezialpreis: 55,– Euro
Großes Abo (6 Konzerte): 90,– Euro klangweile.at
Festival Musica Sacra Abo Mit altbewährten Bekannten und neuen Größen, wie Wolfgang Mitterer, Christina Gansch, Gabor Tarkövi, Domkantorei St. Pöl ten, Valentin Kunert, L‘Orfeo Barockorchester
30 % Ermäßigung im Vergleich zum Einzelkartenkauf (5 Konzerte inkl. Sitzplatz)
Kategorie A: 135,– Euro Kategorie B: 95,– Euro Kategorie C: 65,– Euro festival-musica-sacra.at
Aktion gültig bis 23. Dezember 2022
ST. PÖLTENS MUSIKWELT AUF EINER
Zum zweiten Mal verewigt musik.stp 17 ausgewählte Songs aus den neuen Veröffentlichungen von St. Pöltner Künstler:innen auf hochwertigem Vinyl. Mit einer Mischung der Richtungen Metal, Rap, Alternative-Pop, Reggae sowie R’n’B entstand mit diesem Sam pler ein wertvolles Zeitdokument regionaler Musik, verewigt auf einer Doppel-Vinyl in den Farben der Stadt. Auch das von Künstlerin Linda Partaj eigens gestaltete Cover-Artwork ist ein Unikat. Eines der Highlights ist „Dieser gottverdammte Song“ des Starma nia‘21- Teilnehmers Marcel Kaiser. Auf der Live-Aufnahme performt der Herzogenburger am musik.stp-Festival zum ersten Mal im Duo mit Christoph Richter an den Keyboards vor Publikum! Weitere Infos und Bestellungen unter www.close2fan.com.
Der Verlust jeglicher Privatsphäre im Netz liegt oft nur einen Maus klick entfernt. Die aktuelle Ausstellung „DigiDic“, kurz für Digitale Dictatur, des Instituts für Medienarchäologie im Stadtmuseum St. Pölten, widmet sich bis März 2023 den komplexen Zusammen hängen in einer Welt, die sich in einer unglaublichen Geschwin digkeit auf eine Monopolisierung der globalen Digitalwirtschaft zubewegt. Die interaktive Ausstellung wirft einen Blick hinter die www-Oberflächen und gibt Anleitungen für Besucher:innen zur di gitalen Selbstverteidigung. Anschaulich gemacht anhand von Wer ken nationaler und internationaler Künstler:innen. Im Jänner 2023 warten spannende Workshops der AK NÖ. Mehr unter Ima.or.at und stadtmuseum-stpoelten.at
VERANSTALTUNGSTIPPS
3. Dezember EröffnungsgalaMeisterkonzerte Stadtsaal, Völklplatz 1
8. Dezember 300 Jahre Kaiserstuckdecke Rathaus, Rathausplatz 1
6. Jänner
Neujahrskonzert der Stadtkapelle Jahnturnhalle, Jahnstraße 15
20. Jänner Schikk“ & „Wrong Company Freiraum, Herzogenburger Str. 12
28. Jänner Sisnation und Rocquette Freiraum, Herzogenburger Str. 12
4. März Janoska-EnsembleMeisterkonzerte Stadtsaal, Völklplatz 1
25. März Ildiko Raimondi und Cornelia Sonnleithner Meisterkonzerte Stadtsaal, Völklplatz 1
13. Jänner
DIGIDIC FOTOS FAHMI ALQHAI, MUSIK.STP, CIMA
Creative Wellbeing: Selfcare – mit Freude und Kraft gut für sich selbst sorgen Volkshochschule, Kolpingstraße 1
Bis März 2023 DigiDic-Ausstellung Stadtmuseum, Prandtauerstraße 2 Jänner bis März 2023 Bilderbuchkino für Kinder von 4–6 Jahren jeden zweiten Freitag im Monat, 13. Jänner/17. Februar/10. März Stadtbücherei, Prandtauerstraße 7
Weitere Veranstaltungen finden Sie unter events.st-poelten.at
FESTSPIELHAUS
Neujahrskonzert, 1.1.,6.1.,9.1.; Voodoo Jürgens 13.1., Cornelius Obonya 16.2. www.festspielhaus.at
LANDESTHEATER NÖ
Die Blendung, Parzifal, Drei Schwe stern, Der Geizige, Don Quijote ... www.landestheater.net
THEATER DES BALLETTS
Neujahrskonzert 7.1., Ballett Jeunesse 31.1., Wintergala 2.2., 3.2., Mythos Coco 18.3. u.v.m. www.europaballett.at
EIN ROHRBÖCK
Eingebettet zwischen den Freak Brothers, Beavis and Butt-Head und Robert Crumb, beeinflusst also von der US-amerikanischen UndergroundComix-Szene, ist der St. Pöltner Andreas Rohrböck gerade auf der Suche nach seinem ureigenen Stil. Erste Erfolge kann er dabei schon verbuchen. Eben erst erhielt er, aka. MADIG & VULGAIRE den Deutschen Karikaturenpreis 2022 als Bester Newcomer.
rige Rohrböck, der mit dem Kari katurenzeichnen 2013/14 während seines Studiums an der NDU in St. Pölten begonnen hat. Aber warum dann überhaupt zeichnen? „Man kann sich einreden, dass man die er wischt, aber man erreicht sie nicht“, so der Zeichner, der seine Cartoons digital erstehen lässt, „es ist letzt endlich nur für die eigene Szene.“ Ganz so ist das aber freilich nicht, denn als er heuer eine seiner Arbei ten beim Deutschen Karikaturen preis einreichte, wurde er prompt mit dem Newcomerpreis ausgestat tet. Gut, auch eine eingeengte Szene, könnte man meinen, aber dadurch eröffnen sich dem in Krems auf gewachsenen Grafik-Designer nun abseits seiner Cartoons-Blase einige Möglichkeiten, ins Visier einer brei teren Öffentlichkeit zu gelangen. Und das möchte Rohrböck auch: „Das wäre schon cool, auch für Zei tungen Cartoons zu machen, etwas von mir abgedruckt zu sehen.“ Aber was er dabei auf keinen Fall machen würde, „meine künstlerische Frei heit möchte ich nicht absoften.“
Subversiv
Eigentlich könnte diese Ge schichte, schon bevor sie be gonnen hat, hier enden. Denn Andreas Rohrböck glaubt selbst nicht daran, dass seine rotzigen und, wie er selbst sagt, schändlichen Cartoons, diejenigen erreichen, „die sie am dringendsten brau
chen.“ Zu sehr sind die Menschen, denen er seine tiefschwarzen und dabei doch sehr zuckerlbunten Car toons gerne ins Gesicht schleudern würde, in ihren eigenen Bubbles ver graben. „Mich nervt die Ignoranz der Menschen gegenüber Dingen, die wichtig sind“, so der 32-jäh
Seine Cartoons, die mit gesellschaft lichen Werten und Tabus spielen, sollen nicht harmlos werden, nicht dem größten gemeinsamen Humor unterworfen sein. Wie sagt ein ge zeichneter Protagonist einer seiner madig vulgären Bildergeschichten auf die Frage: „Stimmt das, dass ihr Leute aus St. Pölten etwas gefühls kalt seid? – Das ist ein Klischee. Bei der Beerdigung meiner Mutter hab ich sogar gelacht.“
Wenn ich auf Papier zeichne, kenne ich mich irgendwann vor lauter Strichen nicht mehr aus.
ANDREAS ROHRBÖCKRohrböcks Cartoons möchten ver stören, ziehen den Betrachter in die Komplizenschaft. „Darf ich darü ber lachen?“ ist eine Frage, die man sich sogleich stellt, wenn man mit seinen rotzig-frechen, tief in den Ab gründen nicht nur der niederöster reichischen Seele wühlenden, den amoralischen Dreck hervorquel lenlassenden Werken konfrontiert ist. Subkultureller, subversiver Hu mor, das zeichnet die Arbeiten von Rohrböck, der sich durch die Schule quälte, aus. „Wer geht schon gerne in die Schule? Unser Schulsystem tö tet doch jeden Gedanken“, ereifert sich der als MADIG & VULGAIRE bekannte Zeichner über seine Jahre im Gymnasium und in der HAK Krems, die er nur durch „ein ver rücktes Gekritzel“ in seine Schulbü cher hinein, überstanden hat. Erst auf der NDU in St. Pölten lernte er Gleichgesinnte kennen. „Die sind so wie ich“, war eine neue Erfahrung für den am iPad Werkenden. Jetzt juckt es Rohrböck, mit seinen Car toons so ein bisserl nebenbei Geld zu verdienen und auch ausstellungs mäßig etwas zu tun, „vielleicht auch ein Buch herausbringen.“
Ziel, ein ganz eigener Stil Wie er zu seinen Motiven kommt? „Die Themen sind immer da, ir gendwas fällt mir immer ein. Zu Beginn wollte ich nichts zu gesell schaftlichen Themen zeichnen, das kam erst später, weil einfach aktu elle Themen immer mitschwingen“, erzählt Rohrböck. „Ich habe auch mehrfach meinen Stil gewechselt, möchte in Richtung Alleinstellungs merkmal kommen, eine Marke schaffen, meinen Namen bekannter machen. Jeder soll, wenn er etwas sieht von mir, gleich wissen ‚Aha, das ist der‘ – das bin ich.“ Warum er digital mit dem iPad zeichnet? „Erste Entwürfe, grobe Skizzen sind zwar immer mit der Hand ge
zeichnet, aber irgendwann kenne ich mich dann vor lauter Strichen nicht mehr aus.“ Da fällt es ihm im digitalen Umfeld leichter, seine Bildgeschichten zu produzieren. „Es hat allerdings einen entscheidenden Nachteil, dass es kein richtiges Ori ginal gibt“, so der Cartoonist, der schon einige Sommerworkshops bei der Karikaturenakademie in Kassel belegte.
Warum der Name MADIG & VULGAIRE? „Es gibt eine Modeund Luxusmarke, die ZADIG & VOLTAIRE heißt, da habe ich für eine Drogeriekette Grafiken dazu gemacht“, so Rohrböck, der sich dadurch inspirieren ließ. Aber ei gentlich würde er jetzt lieber seinen eigenen Namen unter den Bildern sehen, seine eigene Marke kreieren. Im Prozess der Stilfindung wäre das dann auch ein Thema.
Vorwiegend Männer
Auf Rohrböcks Cartoons tummeln sich gehörig viele Männer, die sich um Werte, gesellschaftliche, mora lische Überlegungen und Tabus ei nen feuchten Dreck scheren. Warum so wenig Frauen auf den Cartoons zu sehen sind, beantwortet er lapi dar: „Ich kann keine Frauen zeich nen.“
Seit 2016 lebt er in St. Pölten, vorher war er in Krems beheimatet. „Krems ist zwar schöner vom An sehen her, aber fad. Krems ist fer tig, eine richtige Touristenstadt. St. Pölten ist ein rohes Ding, wo man etwas verändern kann, hier lebt die Szene.“ Beim KUNST:WERK, dem Ausstellungsprojekt des St. Pöltner Künstlerbundes wurde er noch ab gelehnt, bei KulturhauptSTART St. Pölten hat er schon angedockt. „Es ist cool, öffentlich auszustellen.“ Und cool, helle Köpfe in der Stadt zu wissen, die für schrägen Humor in schrägen Zeiten sorgen.
DAS FRÜHJAHRSPROGRAMM IN DER TISCHLEREI!
Die Frühjahrssaison der Tischlerei Melk Kulturwerkstatt wartet wieder mit einem bunten Programmreigen auf. Die Besucher:innen dürfen sich auf Kon zerte, Kabaretts, Mitmach-Abende und Theater für Kinder freuen.
Zum Start im Februar erwartet die Gäste am Valentinstag, 14.02., Musikgenuss mit dem Trio Brein, Schmid & Gansch. „Keine Angst“ hat Katharina Straßer bei ihrem Kabaretta bend am 24.02.
Der März startet mit einer Programmneuheit: Beim „PowerPoint Karaoke“ am 01.03. lädt die Tischlerei zum Mitmachen. Die Strottern spielen am 02.03. gleich zweimal auf, um 16.00 Uhr mit ihrem Kinderprogramm „Die Blumengeschichte“ und um 20.00 Uhr ge meinsam mit Christoph Bochdansky mit „Die Nachtgesänge“. Kabarettschwerpunkte set zen Florian Scheuba gemeinsam mit Florian Klenk am 11.03., Angelika Niedetzky mit ih
rem Programm „Der schönste Tag“ am 25.03. sowie Alfred Dorfer mit „Und…“ am 30.03.
Sein neues Programm „beziehungsweise“ stellt Gery Seidl am 13.04. auf der TischlereiBühne erstmals dem Publikum vor. „Krisen fest“ präsentiert sich Radikaloptimist Cle mens Maria Schreiner am 22.04. „Frederick die Maus“ stattet der Tischlerei am 26.04. einen Besuch ab und unterhält die jüngsten Besucher:innen.
Der Salon Spontan gastiert am 05.05. mit „One Night Only“, dem improvisiertesten Musical der Stadt in Melk. Zu einer musika lischen Reise von Aretha Franklin bis zu den Backstreet Boys entführt der Schmusechor am 13.05. Der Hot Pants Road Club feiert mit der „30th Anniversary Show“ am 20.05. das 30-jährige Bandjubiläum in der Tischlerei.
Tickets unter www.tischlereimelk.at
ANSTECKUNG EINMAL ANDERS
Allmählich neigt sich das Jahr zu Ende – aus Sicht der Freunde der Kultur St. Pölten können wir, auch wenn sich die krisenge schüttelten Zeiten vielleicht etwas anders anfühlen, durchaus ein positives Resümee ziehen.
Nach all den Corona-Herausforderungen konnten wir endlich wieder zahlreiche Ver anstaltungen und gemeinsame Stunden mit einander verbringen, was uns einmal mehr bewusst gemacht hat, wie wichtig Kultur und zugleich auch ihre gesellschaftliche, soziale und verbindende Wirkung ist. Neuerungen gab es auch hinter den Kulis sen, dürfen wir doch Theresa Berger aus dem Gölsental als neue Kraft in unserem Team begrüßen. In der Bühne im Hof hat sie schon ihre erste Feuertaufe bestanden, wobei sie sich sehr über die warmherzige Aufnahme in unserem Kreis gefreut hat: „Ich war ja su pernervös, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Als ich dann, nach einem wirklich grandiosen Auftritt von Katharina Straßer, aber ein paar Mitglieder des Vereins kennen lernen durfte, wurde ich so herzlich begrüßt, dass meine ganze Aufregung verflogen ist!“
Ich finde es bezeichnend für unseren Verein, und dafür möchte ich mich aufrichtig bei al len bedanken, dass wir wie eine große Fami lie sind, zusammenhalten und dafür sorgen,
dass sich alle wohlfühlen. Nicht zuletzt, dass wir alle für die Kultur brennen und damit auch andere begeistern. Theresa: „Ich hatte keine Vorkenntnisse oder Erfahrungswerte, wie es ist im Kulturbereich zu arbeiten. Ich muss auch sicher noch einiges lernen, aber die Freude und Zufriedenheit in dieser Szene ist ansteckend und sollte über die Genera tionen hinweg jedem zuteil werden. Kultur verbindet, und in den vielen aktuellen He rausforderungen ist ein starker Zusammen halt umso wichtiger!“
Dem kann man eigentlich nichts mehr hin zufügen. Wenn die jungen Leute so denken, dann braucht uns um die Zukunft, auch wenn sie jetzt ein wenig düster erscheint, nicht bange zu sein. Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Lieben ein gesegnetes Weihnachts fest, und freue mich auf ein Wiedersehen im Neuen Jahr bei unseren Veranstaltungen
Ihr Lothar Fiedler (Präsident Freunde der Kultur St. Pölten)
VORTEILSBEISPIELE BEI JEDER MITGLIEDSCHAFT
• Bühne im Hof: 10 % Ermäßigung auf je zwei Karten (nur Eigenveranstaltungen)
• Festspielhaus St. Pölten: 20 % Ermäßi gung auf je zwei Karten (nur Eigenveranstaltungen), ca. 30 % Ermäßigung bei Wahlabos
• Landestheater Niederösterreich: 20 % Ermäßigung auf je zwei Karten (ausgenommen Silvester und Premieren)
• Tonkünstler-Orchester: Ermäßigung auf ausgewählte Termine
• Museum Niederösterreich: Jahreskarte
7. Februar
Wanderausstellung „Boden für Alle“ NÖ Landesbibliothek
16. Februar
Sonderausstellung „Aufsässiges Land – Bauernaufstände und Arbeiterunruhen seit 1848“ Preview für unsere Mitglieder, Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich
24. Februar
„Giselle“ von Akram Khan English National Ballet Festspielhaus St. Pölten
3. März
Makedonissimo – Very Macedonian Festspielhaus St. Pölten
9. März
Probenbesuch „Pygmalion“ Landestheater Niederösterreich
16. März
Sonderausstellung „Kommunikation im Tierreich“ Haus für Natur im Museum Niederösterreich
20.
April
Vortragsreihe zur Geschichte des Landes NÖ Niederösterreichisches Landesarchiv
28. April
Lukas Resetarits Bühne im Hof
12. Mai
Premiere „Am Beispiel der Kohlrabi – Wie können wir die Erde reparieren?“ Landestheater Niederösterreich
18. Mai
Hans Theessink & Ernst Molden Bühne im Hof
INFORMATIONEN
www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941
Altösterreichs Spuren findet man noch im mer in der heutigen Ukraine, dort, wo die entfernteste Provinz der österreichisch-unga rischen Monarchie gelegen war; die so viele bedeutende Menschen hervorgebracht hat, die mit ihrem Geist, mit ihrer Intellektualität, als Literaten, als Künstler mit ihrer Kreativität und als Wissenschafter mit ihrem Forscher geist Europa ungemein bereichert haben. Es geht nicht um Nostalgie, sondern um den Schmerz und die Wut, die einen ergreifen, wenn man daran denkt, was jetzt gerade dort passiert. Was dort durch den russischen Angriffskrieg entgegen jede Vernunft, jede Moral, jedes Menschenrecht in Gefahr ge bracht wird, zerstört wird. Es geht vor allem um das Schicksal der Menschen, die brutal aus ihrer Hoffnung auf ein Leben in einer freien, demokratischen, gerechten Welt ge rissen werden. Denen durch Raketenangriffe und zerstörte Infrastruktur die Lebensgrund lage genommen wird. Eine Bevölkerung, der im 21. Jahrhundert der Glaube an eine gerechte Welt genommen wird, die ihre Hei mat verliert, die millionenfach auf der Flucht ist in die friedlichen Nachbarländer vor dem Chaos, das wahnwitziges Großmachtstreben einer völlig abgehobenen Macht und deren Despoten verursacht.
Mit unserer Ausstellung „Fatamorgana – Alt österreichs Spuren in der Ukraine“ möchten wir nicht eine untergegangene Monarchie glorifizieren, sondern aufzeigen, was über Jahrhunderte friedlich aufgebaut wurde und nun in wenigen Monaten der Zerstö rung ausgesetzt wird.
In meiner Funktion als Präsident der Volks hilfe Österreich, die viel an Unterstützung leistet, und zugleich als Obmann des NÖ Kulturforums ist es mir ein Anliegen, zu do kumentieren, wie sehr uns die Menschen und ihre Heimat in dieser geschichtsträch tigen Region am Herzen liegen, die einmal zu Österreich gehörte. In der Hoffnung auf ein baldiges Ende dieses Krieges mitten in Europa zeigen wir diese Bilder, um aufzurüt teln und unseren Glauben an Frieden und Demokratie zu beweisen.
Neueste Ausstellung des NÖ Kulturforums
FATAMORGANA –ALTÖSTERREICHS SPUREN IN STÄDTEN DER UKRAINE
Eine sehenswerte neue Ausstellung präsentiert das NÖ Kulturforum in seiner Galerie im KS/KulturSozialZentrum Krems-Lerchenfeld seit 29.11: Fatamorgana – Altösterreichs Spuren in Städten der Ukraine.
Oper in Lemberg.
Ulrich Gansert, emeritierter Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien, überzeugt nicht nur mit seinen Ölbildern, Collagen und Installationen, sondern auch mit seinen Fotos. Er selbst blickt auf eine wechselvolle Biografie zurück, die ihn von seinem Geburtsort Breslau (*1942) über die Brandenburgische Kleinstadt Treuen brietzen, wo er mit seiner Familie nach dem Krieg aufwuchs, schlussendlich nach Wien führte. Hier lebt er, betreibt sein Atelier und ist immer wieder in wichtigen Galerien mit Werkschauen zu sehen. Von 1967 bis 1969 studierte Ulrich Gansert an den Kölner Werk schulen und anschließend bis 1972 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Rudolf Hausner. 1971 war er mit Gottfried Helnwein, seinem Studienkollegen, Grün dungsmitglied der Künstlergruppe Zoetus.
1973 schloss er sich der Künstlergruppe Der Kreis an. 1973/74 hatte er einen Lehrauftrag als Gastdozent an der Gesamthochschule Kassel und übernahm 1974 einen Lehrauf trag an der Akademie in Wien. Von 1988 bis 2004 wirkte er hier als Assistenzprofessor. Mit dem NÖ Kulturforum arbeitet Ulrich Gansert seit vielen Jahren eng zusammen. Mit diesem präsentierte er in mehreren Aus stellungen seine Fotografien, auch in der KSGalerie in Krems ist er sozusagen Stammgast. Oft mit seiner Familie zu Urlaubsaufenthalten in Rossatz in der Wachau, hat er eine enge Beziehung zu Niederösterreich aufgebaut. Jeder Besuch in der geliebten Wachau lässt sein Herz höherschlagen. Sein Faible für Nie derösterreich hat er – gemeinsam mit dem NÖ Kulturforum – immer wieder durch wun derbare Fotoausstellungen bewiesen. Her
vorzuheben: Denkmal statt Arbeit – eine Be schäftigung mit ehemaligen Industriebauten in NÖ, die teils leider verfallen, teils anders genützt und selten noch als Arbeitsstätten betrieben werden. Mit sensiblen Schwarz weiß-Bildern dokumentiert er diese wichtige Facette unseres Landes. Dazu hat das NÖ Kulturforum auch ein Buch herausgebracht, ebenso wie zur Ausstellung Bahnnostalgie in NÖ, in der er, der begeisterte Bahnfahrer, wehmütig stillgelegte Bahnstrecken und Bahnbauten fotografiert und für die Zukunft bildlich dokumentiert hat. Seiner Herkunftsregion Schlesien und dem Südosten Mitteleuropas ist Ulrich Gansert emotional sehr verbunden und beschäftigt sich gerne mit diesen Regionen und den hier lebenden Menschen. In einer vielbeachteten Ausstellung hat er schon das Leben der Roma in den Ländern hinter dem ehemaligen Ei sernen Vorhang festgehalten und mit dem NÖ Kulturforum auch in einem herrlichen Bildband dokumentiert. Gansert, der in Schlesien geborene Künstler, bereiste oft diese Region im Osten Europas und wandelte dort mit seinen Kameras auf den Spuren Altösterreichs. Vor einigen Jahre brachte er mit Unterstützung des NÖ Kul turforums einen prächtigen Bildband unter dem Titel „Auf den Spuren von Paul Celan“ heraus – übrigens zweisprachig, deutsch und ukrainisch – in dem er mit großer Akribie in den ehemals fernsten Provinzen der K.u.K.Monarchie wie dem alten Gallizien nach den Spuren dieses Vielvölkerstaates sucht. Dabei widmet er sich insbesondere auch dem jü dischen Element und den zahlreichen Intel lektuellen und Literaten wie Joseph Roth, Paul Celan oder Rosa Ausländer, deren Spu ren nach dem furchtbaren Holocaust noch aufzufinden sind. Besonders die Städte die ser Region haben es ihm angetan, wie etwa
Czernowitz, Lemberg, Brody, Ternopil, Berdi tschew u. a.
Eben diese Orte sind Gegenstand der jüngs ten Ausstellung des NÖ Kulturforums mit Fo tografien Ulrich Ganserts, die nun bis auf wei teres in der KS-Galerie in Krems-Lerchenfeld zu sehen sind. Eine Fatamorgana – dieser Ti tel wurde ganz zu recht gewählt, hat doch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine auch vor diesen Städten mit ihren Bauten – Bahn höfen, Rathäusern, Theatern, Gymnasien, Kir chen, Synagogen – nicht Halt gemacht und wahrscheinlich so manches beschädigt oder gar unwiederbringlich zerstört. Österreich hat in dieser schweren Zeit den Menschen in der
Ternopil
Ukraine viel geholfen und viele Flüchtende aufgenommen. Ulrich Ganserts Fotos mögen mithelfen, Altösterreichs Spuren im Westen und Südwesten der Ukraine zu dokumentie ren – und vielleicht den Vertriebenen Hoff nung auf eine Rückkehr zu geben.
Das NÖ Kulturforum beabsichtigt, diese Aus stellung im Jahr 2023 gemeinsam mit dem Stadtmuseum in St. Pölten zu präsentieren.
JOURNALISTISCHES NO-GO
Superlative sind im Journalismus Anlass über etwas zu berichten. Wohl auch deshalb scheint sich ak tuell fast jeder für die Erhaltung der der Wiener Zeitung einzusetzen. Über die Qualität des Blattes traue ich mich nicht zu urteilen. Gelesen habe ich sie kaum. Alles in allem befürchte ich aber, wird es sich um einen leisen Tod handeln, der un serem Medienmarkt mehr schaden als helfen wird.
Aber nicht das, was bald fehlen wird, bereitet mir ernste Sorgen, sondern vielmehr der Plan, was daraus entstehen soll: Eine Aus bildung für Journalisten, finanziert vom Bundeskanzleramt und dem direkt unterstellt. Eine gewisse Kompetenz in Sachen Medienarbeit mach ich den Mitarbeitern dort nicht streitig – wenn ich richtig zähle, be schäftigen sich unter Karl Neham mer damit 73 Menschen.
Doch wenn das Bundeskanzleramt die Oberhand über journalistische Kompetenzvermittlung gewinnt, läuten bei einem jeden Journalisten die Alarmglocken. Erschwerend kommt dazu, dass das „Media Hub Austria“, wie das Weiterbildungs institut der Wiener Zeitung heißt, nicht einfach größer werden soll. Mit fünf Millionen Euro ist dessen Finanzierung marktbeherrschend hoch angesetzt.
Als Absolvent von fast einem Dut zend unterschiedlicher Aus- und Weiterbildungen im Journalismus läuft es mir kalt auf. Die oberste Pri orität im Journalismus ist Unabhän gigkeit. Wir müssen Leser unbeein flusst und nur mit deren Interesse im Hinterkopf informieren. Wenn das schon in der Ausbildung in den Hintergrund gerät, dann gute Nacht.
25 JAHRE CITY-FLYER
Ältere Semester erinnern sich noch an den zusammengefalteten A3 Flyer, der 1997 erstmals in den St. Pöltner Beiseln die Runde machte und die lokale Szene- und Kultur berichterstattung gehörig verändern sollte, weil er der Szene endlich ein Gesicht gab: Der City Flyer war ge boren! Seit damals ist der CF in ver schiedenen digitalen und analogen Erscheinungsweisen ein treuer Beglei ter durch die St. Pöltner Kulturszene
und hat diese mit viel Herzblut, Lei denschaft und Know-how nicht nur begleitet, sondern nachhaltig mitge prägt. Zahlreiche Bands, Künstler und Initiativen wurden hier erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorge stellt. Wie das alles in 25 Jahren zu gegangen ist, liest man am besten im City Flyer nach, wo Gründer Werner Harauer im Interview mit Alexander Greiml einen spannenden Blick zu rückwirft. Wir wünschen alles Gute!
Der Mensch ist ja ein Gewohn heitstier … überhaupt bei guten und liebgewonnenen Sachen. Und so findet auch heuer wieder – dies mal am 16. Dezember – der legen däre Weihnachts-Seniorenfloor im VAZ St. Pölten statt, frei nach dem Motto „klotzen nicht kleckern“! Soll heißen, dass gleich mit zwei Floors aufgewartet wird: Der Mainfloor im VAZ Hauptgebäude wird mit 70ties Disco Classics, den coolsten Hits der 80er sowie den kultigsten Songs der 90er beschallt, fein auf den Platten teller gelegt von DJane Ginger Red, DJ Soundchameleon, DJ Kobsch u.a. Das Warehouse wiederum wartet mit finest House & Club Music am Cot
tageClub mit DJ Margo, James Illu sion u. a. auf, auf dass getanzt wer den möge bis die Fußsohlen glühen. Dem nicht genug darf man sich heuer als Special auf DeIcco mit apulischen Leckereien und Rotwein vom Fass freuen … Seniorenfloor-Herz, was willst du mehr!
DIE INFLUENCERIN
Alles begann mit Fotos und Videos auf Instagram für den Privatgebrauch, bis Schwester Carina eine neue Plattform namens TikTok aufs Tapet brachte. Mitten im Lockdown begann Linda Lime dort ihre Videos hochzuladen – heute hat die gebürtige Obritzbergerin über 1,5 Millionen Follower, ihren Beruf als Lehrerin 2021 an den Nagel gehängt und zählt zu Österreichs erfolgreichsten Influencerinnen.
Hattest du jemals Zweifel an deiner Entscheidung, den sicheren Lehrerjob aufzugeben?
Am Anfang hab ich schon manch mal mit der Entscheidung gehadert. Andererseits waren schon die ersten zwei Monate meiner Selbstständig keit so unglaublich, dass ich wusste, es war die richtige, und ich durfte in diesem Jahr richtiggehend über mich hinauswachsen. Wenn man sich zu 100 % einer Sache widmet und seine ganze Leidenschaft und Liebe reinsteckt, dann wird das was!
Gibt es eigentlich Parallelen zwischen Lehrersein und Influencer?
Die Jobs überschneiden sich auf alle Fälle. Ich möchte meiner Commu nity – quasi meiner Klasse – Werte wie Nächstenliebe, Dankbarkeit, Abenteuerlust, Geschwisterliebe, Fa milie und Zusammenhalt vermitteln. Und du brauchst als Influencerin eine gute Planung – eine Fähigkeit, die auch im Lehrerberuf wichtig ist.
Wie wichtig wird beziehungs weise soll Social Media aus schulischer Sicht werden?
Es ist sehr spannend, wie die Schule aktuell noch mit Social Media um geht. Als ich 2020 TikTok vor gestellt habe, wurde das von der Schule belächelt. Meiner Meinung nach ist Social Media aber ein im mens wichtiger Teil unserer heu tigen Gesellschaft – jeder nutzt So cial Media! Natürlich ist es wichtig Deutsch, Englisch, Mathematik etc. zu vermitteln. Aber es darf auch ein bisschen Kreativität nicht fehlen, und zwar auf heutige Weise – das heißt etwa Content für Social Media produzieren zu können. Ich würde es jedenfalls total cool finden, wenn die Schule z. B. Kurse zur Video-Fo tobearbeitung, Social Media Marke ting oder auch zum Programmieren anbietet. Da sich viele Lehrerinnen und Lehrer nicht so gut damit aus kennen, müssten hierfür Experten eingeladen werden.
Du kannst mittlerweile auf über 1,5 Millionen Follower auf TikTok verweisen. Wie schafft man eine solche Popularität? Durch viel Fleiß, Zeit und Herzblut!
Ich hab anfangs ja drei Videos pro Tag hochgeladen, und wenn man etwas mit so viel Freude und Liebe zum Detail macht, dann merken das auch die Zuschauer, werden regel recht davon angesteckt und folgen dir. Natürlich gehört auch ein ge wisses Know-how für Videobear beitung dazu, deshalb biete ich auch eine TikTok-Schule an, in der ich Unternehmen oder Privatpersonen das beibringe.
Welche Art von Content kreierst du und welche Videos machen dir selbst am meisten Spaß? Ich produziere Content in vier ver schiedenen Bereichen: Abenteuer, Kunst, Comedy, Familie. Am meis ten Spaß machen mir die AbenteuerVideos, in denen ich u. a. Hotels oder Ausflugsziele teste und selbst ein kleines Abenteuer erlebe.
Wie viele Videos postest du pro Tag und wie viel Zeit geht dafür drauf? Anfangs waren es drei Videos pro Tag, heute sind es weniger, da sich der Aufwand pro Video durch viele Faktoren stark erhöht hat. Außer dem habe ich etliche Kooperati onen, die nochmals sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Je nach Video können zwei bis zehn Stunden Ar beitszeit hineinfließen!
Ist es nicht mitunter mühsam, immer wieder etwas „Neues“ erfinden zu müssen? Woher kommt die Inspiration? Ideen hole ich mir selbst auf TikTok, wo ich per Hashtags recherchiere oder Videos speichere, die mir gefal len, um so Ideen für meine nächsten eigenen Videoproduktionen zu sam meln. Natürlich ist es wie in jedem Job manchmal mühsam, aber mir macht es immer noch großen Spaß!
Erstellst du deine Posts eigent lich alleine oder hast du Helfer? Mein Team besteht aus drei Per sonen: Meinem Freund, der mein Videograf und Fotograf ist; meiner Schwester Carina, die immer noch mein großes Vorbild ist, weil sie im mer am Zacken der Zeit lebt und immer über die neusten Trends Be scheid weiß; schließlich meiner Mit
TIPPS & TRICKS
• Gutes Licht! Nur bei guten Licht verhältnissen wird auch ein Video ausgespielt.
• Sei authentisch! Sonst erkennen es die Zuschauer sofort!
• Sei in deinen Videos selbstbe wusst!
• Entwickle Formate, die deine Zu schauer interessieren und einen Mehrwert bieten!
• Analysiere deine eigenen Videos und optimiere sie laufend, um Reichweiten zu erzielen!
arbeiterin, die für mich den Content vorschneidet, damit ich dann den Feinschnitt und die Voiceovers ma chen kann. Hier ist natürlich eine gute Kommunikation zwischen al len das A & O.
Wie darf man sich das Leben als Influencerin generell vorstellen – mit einem klassischen Nineto-five-Job wird das ja nichts zu tun haben?
Ich kann mir die Zeit selbst eintei len und als mein eigener Chef auch die Projekte selbst aussuchen, die ich umsetzen möchte. Das war im Vergleich zum Lehrerjob anfangs durchaus gewöhnungsbedürftig, weil einem die feste Struktur fehlt. Mein Arbeitstag beginnt gegen 8.30 Uhr, wenn ich meine E-Mails beantworte. Dann überlege ich neue Videoideen für meinen Contentcreation-Day, an dem ich meine Videos produziere –da drehen wir dann sieben bis zehn Videos am Tag. Zudem muss ich auch Zeit für Marketing, Buchhal tung und Networking einplanen.
Klingt durchaus anstrengend. Manche glauben ja hinge gen, „na gut, da macht man gschwind ein paar Videos, da steckt eh nix dahinter.“
Jeder, der eine Karriere als Influ encer anstrebt, muss in den ersten ein, zwei Jahren sehr viel Zeit für Content investieren, um damit Geld verdienen zu können. Als ich Social Media neben meinem Lehrerberuf gemacht habe, hatte ich keine Frei zeit mehr, deshalb kam irgendwann die Erkenntnis, dass ich mit einem der beiden Berufe aufhören muss. Mit meiner Reichweite kann ich mittlerweile schon große Deals ab schließen und mit tollen Brands zusammenarbeiten, und wenn man gerne im Mittelpunkt steht, zahlt es sich auf alle Fälle aus diesen Weg zu versuchen. Der Influencerjob ist aber sicher nicht für jeden etwas –und es steckt eben viel Arbeit dahin ter. Ich arbeite tatsächlich von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends, sieben Tage die Woche.
Viele Influencer nutzen ihre Reichweite, um eigene Marken zu kreieren. Was sind diesbezüg lich deine Projekte und Pläne?
Ich habe die Marke Linda Lime mit der Marke Fruitsisters kom biniert. Zusammen mit meiner Schwester sind wir die Fruitsisters, welche junge Mädchen inspirieren wollen, die Werte, die ich vermit teln möchte, zu leben. Hier haben wir auch Merch wie Jausenboxen, Pullis, Armbänder uvm. entwickelt, damit unsere Fans etwas von uns in der Hand haben können. Mein nächstes Projekt ist es, die TikTokSchule weiter auszubauen – wir ha ben hier ja schon unsere ersten Ab solventen – aber da kann ich mehr im Frühjahr verraten.
Wie ist das rechtlich? Musst du Werbung, wie im Falle klassischer Medien, als solche kenn zeichnen oder passiert das im Falle von Product Placement eher unterschwellig?
Ich muss jedes Video, für das ich bezahlt werde, mit Werbung oder Anzeige markieren. Das nehme ich auch sehr ernst, weil ich rechtlich dafür haften muss, wenn das nicht passiert. Allerdings nenne ich in meinen Videos auch Marken, wofür ich kein Geld bekommen habe, die muss ich dann logischerweise auch nicht kennzeichnen.
Wie gehst du mit dem großen Fan-Andrang um? Stresst das manchmal auch?
Wenn ich in die Stadt gehe, werde ich immer erkannt und um Fotos gebeten. Das war am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, aber es ge hört jetzt zu meinem Leben dazu. Ich bin ein sehr sozialer Mensch und freu mich jedes Mal, wenn Fans auf mich zukommen. Und falls mir der Andrang mal zu viel werden sollte, kann ich immer noch ins Aus land reisen, weil ich dort noch nicht so bekannt bin wie im deutschspra chigen Raum.
Was ist deine persönliche Grundmotivation: Ist es mitt lerweile einfach sozusagen ein Job, mit dem man Geld verdient, oder geht es um den Spaß, die Öffentlichkeit und den „Ruhm“?
Ich habe ja früher immer Videos von meinen Urlauben und anderen Er lebnissen gedreht und möchte mein Leben wie in einem digitalen Tage
Je nach Video können zwei bis zehn Stunden Arbeitszeit hineinfließen.MULTICHANNEL. Linda Limes Beiträge findet man auf Instagram und TikTok.
buch festhalten. Darauf kann ich dann immer zurückgreifen, und mir macht es einfach eine riesige Freude, das mit Leuten zu teilen und ihnen dabei etwas mit auf den Weg zu ge ben. Natürlich gibt es auch Tage, an denen es mich weniger freut, aber ich bin sehr dankbar, dass ich mit einem Handy und WLAN mein Hobby zum Beruf machen konnte. Dadurch, dass ich selbst sehr gut da von leben kann, möchte ich alle, die es interessiert, inspirieren, es einmal nebenberuflich zu probieren und sich selbst ein Business aufzubauen.
Was ist das Besondere an diesem Beruf? Und kann man ihn ewig machen oder besteht in einem schnelllebigen Medium wie Social Media nicht die Ge fahr, dass die Fans irgendwann das Interesse verlieren? Als Influencer hat man eine große Verantwortung und Einfluss auf eine Vielzahl von Menschen, mit der man wirklich Gutes tun und kleine
Veränderungen bewirken kann. Man muss natürlich immer am Za cken der Zeit sein, um da nicht in Vergessenheit zu geraten. Das stresst mitunter und übt großen Druck aus. Selbst im Urlaub musst du Content produzieren, wobei man sich den Stress natürlich selbst macht. Aber es zeigt zugleich, dass man für die sen Beruf brennt. Langfristiger Er folg in dieser Branche hängt stark von einer strukturierten Planung, kreativen Ideen sowie gutem Mar keting ab.
Wo siehst du dich in zehn Jahren?
Das ist sehr schwer, sich vorzustel len. Aber da habe ich sicher schon zwei Kinder, eine Familie und werde sicher noch im Social Media Bereich tätig sein. Vielleicht ist die TikTokSchule schon so groß, dass man mehrere Unternehmen unterstützt, erfolgreich Produkte zu vermarkten oder Branding aufzubauen. Aber wer weiß, was die Jahre bringen.
Zuletzt: Was empfiehlst du unseren Lesern, die vielleicht auch davon träumen, einmal auf Social Media durchzustarten?
Ich möchte alle Leser und Leser innen inspirieren, diesen Schritt zu wagen und die ersten Videos hoch zuladen. Vielleicht haben manche Bedenken „Was könnten denn die Nachbarn, Freunde oder die Familie davon halten“ – aber man ist Herr scher und Meister seines eigenen Lebens und muss sich daher eher die Frage stellen „Will ich es den anderen recht machen, oder will ich meinem Traum folgen?“ Wenn je mand diese Leidenschaft verspürt, dann sofort machen und durchstar ten!
FOLLOW ME
Instagram @linda_lime
TikTok @linda.lime
MASSEUR-LEGENDE HANS FEHRINGER HAT WAS ZU ERZÄHLEN
Der Großraumhubschrauber von Benjamin Englisch kam nie, dafür Alfred Tatar mit einer Karottentorte. Im dicken Kuvert von Ernst Ogris war gar nicht soviel drin. Hans Fehringer hat in 20 Jahren als Kicker und vor allem 35 Jahren als Masseur einiges erlebt und freut sich schon auf die Weihnachtskarte von Antonin Panenka.
Novemberabend, es ist grau, kalt (5 Grad), nass und windig. Der SKN St. Pölten trägt sein letztes Zweitliga-Heim spiel 2022 in der NV Arena gegen SV Lafnitz aus. Ein VIP kann den Beginn der zweiten Hälfte nicht er warten und kommt als Erster mit großem Vorsprung aus dem kom fortablen, warmen Business-Bereich: Hans Fehringer (72). „Ich geh’ ja nicht wegen dem Essen hin“, lacht er ein paar Tage später auf diese Beobachtung angesprochen. Er will das Spiel sehen, alte Freunde und Weggefährten treffen. Dazwischen gönnt er sich „vielleicht ein Seiterl“. Fehringer hat selbst 20 Jahre lang gekickt und war 35 Jahre Masseur bei VSE, FCN, SCN, Flash und SKN St. Pölten. Entzugserscheinungen plagen den topfitten Pensionisten, der selbst nach wie vor mit Freun den kickt, keine. „Das wäre viel leicht passiert, hätte ich von einem Tag auf den anderen aufgehört. Aber ich war schon in den letzten Jahren nicht mehr immer überall dabei. Und außerdem kann ich jetzt mein größtes Geschenk genießen, und viel Zeit mit meiner Familie verbringen“, sagt Fehringer, zwei facher Vater, vierfacher Großvater und seit kurzem auch stolzer Ur opa. Und ergänzt sofort: „So eine Frau, wie meine Elisabeth, musst du
natürlich auch erst einmal finden, die so großes Verständnis für mein Hobby hat.“
Ein Kommen und Gehen Unter 39 Cheftrainern hat Fehringer als Masseur gearbeitet. Je länger das Gespräch dauert, umso mehr gerät er ins Schwärmen und lobt die Vor züge seiner Lieblinge. Ganz beson ders schätzte Fehringer die Zusam menarbeit mit Thomas Parits und
Karl Daxbacher: „Das waren Sirs.“ Mit Martin Scherb konnte er auch besonders gut. „Der ist ebenso ein Ehrenmann, wie Thomas Nentwich. Das sind alles Menschen mit Hand schlagqualität“, betont Fehringer. Als Didi Kühbauer verpflichtet wurde, hatte Fehringer hingegen ein „bisschen Bammel“, weil der schon einmal einen Physio gestanzt hatte. „Aber der Didi ist auch ein ganz netter Kerl. Bei ihm musst’ halt
Beruf und Privates strikt trennen“, weiß Fehringer, „in der Kabine hat es damals richtig geknistert. Bei ihm ist jeder Spieler mindestens schon eine halbe Stunde vor Trainings beginn bereit gewesen.“ Nachdem Hans und Didi einander besser ken nen und schätzen gelernt hatten, bat Fehringer den Burgenländer, ein mal ein Flascherl Wein aus seiner Heimat zum Kosten mitzunehmen: „Als ich ihm dann gesagt habe, dass der wirklich gut schmeckt, hat Didi gemeint: ‚Asso? Pur hast den ge trunken? Wir nehmen den nur zum Spritzen.’“
Kulinarische Genüsse erlebten die Fehringers auch mit Alfred Ta tar, einst Spieler, Co-Trainer (un ter Kurt Garger) und Trainer in St. Pölten. „Der Fredl ist einer der g’scheitesten Menschen, die ich kenne“, erzählt Fehringer, „war damals auch schon Vorreiter in Sa chen Ernährung. Süßes hat der nie angerührt.“ Mit einer Ausnahme! Als KSC-Spieler kam Tatar vor einem Heimspiel in Krems mittags in St. Pölten vorbei, um sich von Fehringer bandagieren zu lassen. Nach gutem Zureden verputzte Tatar zu seinem Glas Milch einen Faschingskrapfen. Weil ihm der so gut schmeckte, dann gleich noch einen. „Wir haben nur so geschaut und der Fredl hat zwei Stunden danach eine super Partie g’spielt“, lacht Fehringer. Richtig geschaut haben die Fehringers dann aber als Tatar, noch als aktiver Spieler, bei einem Geburtstag vom Hans über raschend mit einer selbst gebacke nen Karottentorte aufgekreuzt ist. „Elisabeth hat mir am Abend dann gesagt, dass ich ihn unbedingt an rufen und sagen muss, dass das die beste Torte ihres Lebens war.“
Legendär war auch die Wiener Fahrgemeinschaft, die Tatar mit Mario Kempes, Leopold „Poldi“ Rotter und Hubert Baumgartner bildete. Einmal lief das Quartett in Zivilkleidung von der Strobl-Tank stelle (damals „Esso“, heute „Eni“) hektisch zum Training auf der Renn bahn, wo heute das Regierungsvier tel liegt. Sie hatten sich wegen eines
Staus auf der Autobahn verspätet gehabt und das Auto gleich dort ab gestellt, um nicht vielleicht bei der Parkplatzsuche noch ein paar Mi nuten aufzureißen. Aber sie kamen zu spät und Parits brummte ihnen eine Strafe auf. „Dem Mario war’s wurscht“, lacht Fehringer, „aber der Hubert war völlig fertig, weil er in seiner langen Karriere sonst nie zu spät gekommen war.“
Poldi Rotter wie ein Ziehsohn Wenn Fehringer auf den Poldi zu sprechen kommt, funkeln seine Au gen erst so richtig: „Der ist wie ein Ziehsohn für mich! Wir haben nach wie vor sehr engen Kontakt, auf ihn ist als Mensch immer hundert Pro zent Verlass. Als Spieler hat er stets alles gegeben von der ersten bis zur letzten Minute.“ In Leoben lief Rotter sogar einmal mit einer ge brochenen großen Zehe auf, bekam vor dem Spiel und in der Hälfte eine Spritze. „ Das müssen unglaubliche Schmerzen gewesen sein“, weiß Fehringer.
Eine „Hassliebe“ verband Fehringer hingegen mit Ernst Ogris. Als die Reviere aber erst einmal abgesteckt waren und der „Ogal“ wusste, wie weit er bei seinen Schmähs gehen durfte, lief es gut mit den beiden. Für viel Getuschel sorgte Ogris im mer am Zahltag. Die Spieler beka men damals noch jeden Monat ein Kuvert mit Geld in die Hand ge drückt und Ogris hatte darauf be standen, in 50-Schilling-Scheinen ausgezahlt zu werden. Dementspre chend dick war sein Kuvert, das er allen ungefragt unter die Nase rieb. „In Wahrheit war er ein herzens guter Mensch und ist leider viel zu früh gestorben“, bedauert Fehrin ger. Überhaupt fehlen ihm in der heutigen Zeit etwas die echten und die zugereisten St. Pöltner im Klub. „Der Didi Ramusch, Michael Paal oder der Rudi Steinbauer sind alle hier geblieben. Denen läufst ständig über den Weg. Am Voith Platz sind die meisten Spieler nach der Partie zum Corner bei der Tribüne und ha ben sich mit den Zuschauern unter halten. Das gibt es heute fast nicht mehr. Wo sind beim SKN die St. Pöltner?“, fragt Fehringer und gibt selbst die Antwort, „ja, ein paar gibt es. Viele sind es aber nicht. Das habe ich der Vereinsführung auch schon persönlich gesagt.“
Kandisin hilft
Dass der Placebo-Effekt bei dem einen oder anderen Fußballer gut wirkt, kann Fehringer auch bestä tigen. VSE-Stürmer Franz Zach hat er einst sehr erfolgreich mit Rasier schaum behandelt, weil er sonst ge rade nichts greifbar hatte. „Einem anderen habe ich immer wieder ein Kandisin gegeben“, lacht Fehringer.
Recht bald durchschaut – im Gegensatz zu vielen anderen, auch Journalisten – hat Fehringer hinge gen den selbst ernannten „Investo renvertreter“ Benjamin Englisch, der den FCN St. Pölten in „Flash“ umbenennen und dank Millionen aus Amerika in die Champions League führen wollte: „Als der ge sagt hat, dass wir künftig nicht mehr mit dem Bus fahren brauchen, wenn wir in Lustenau spielen, sondern mit dem Großraum-Hubschrauber von Völtendorf dort hin fliegen, war mir klar, dass der einen Vogel hat.“ Großen Spaß hatte Fehringer mit
seinen Wölfen auch noch nach dem Abstieg im Sommer 2021: „Wenn ich gerade da aufgehört hätte, wäre das komisch gewesen.“ Auch hinter den Kulissen kam er zu Einsätzen, als beispielsweise die Eismaschine streikte, oder Lampen ausgetauscht
werden mussten. „Ich habe nämlich keine zwei linken Hände“, lacht der gelernte Elektriker.
Wichtige Traditionen Ein besonderes Anliegen ist Fehrin ger, dass der traditionelle Weih nachtbesuch der SKN-Kicker in der Kinder-Abteilung des Universi tätsklinikums St. Pölten weiterge führt wird: „Dabei unterstützt mich Martin Eckelbacher bestens.“ Die VIP-Karte auf Lebenszeit war sein schönstes (sehnlich gewünschtes) Abschiedsgeschenk. „Dass du als Masseur in St. Pölten einmal einen Europameister, Antonin Panenka, und einmal einen Weltmeister, Ma rio Kempes, auf der Bank liegen hast, ist sowieso nicht zu glauben“, sinniert Fehringer, „oder einen La jos Detari!“ und klatscht sich dabei selbst auf den Kopf. „Dem Antonin werd’ ich zu Weihnachten wieder schreiben. Wir schicken uns immer Karten.“
„DER SKN WIRD IMMER MEIN HERZENSVEREIN BLEIBEN“
Unter Martin Scherb kurz im Tor gespielt. Interviews von Didi Kühbauer redigiert. Pressekonferenzen abgehalten. Den Verein auf Social Media positioniert. Tobias Weber hat in eineinhalb Jahrzehnten inmitten des Wolfsrudels einiges erlebt.
Wehmut schwang keine mit. Nach 15 Jahren war es Zeit, was Neues zu machen. Der SKN wird immer mein Herzensverein bleiben. Ich bin ja nicht weg“, sagt Tobias Weber. Als Medienbeauf tragter, vulgo Pressesprecher, hat er die Geschicke des Vereins in den letzten Jahren mitgeprägt, fungierte unter anderem als Bindeglied zu den Journalisten und war für die immer wichtiger werdenden Social-Media-Auftritte des Vereins verantwortlich. Gelernt hat der 29-Jährige den Job von der Pike auf. Auf der FH St. Pölten machte er seinen Master in Medien und Kommunikationsbera tung. Bereits als Teenager schnupperte er in die Pressear beit der „Wölfe“ rein, betreute doch sein Vater Gerhard Weber einst die St. Pöltner, bis diese Arbeit aufgrund der Professionalisierung des SKN mit seinem damaligen Job als Chefredakteur der „Sportzeitung“ nicht mehr gut vereinbar war. Tobias war seit seinem 14. Lebens jahr Torhüter bei den SKN Juniors und darf sogar stolz auf einen Einsatz in der Kampfmannschaft der „Ersten“ verweisen. Martin Scherb brachte ihn bei einem Bene fizspiel gegen den SV Horn (0:2) in der Schlussphase für Michael Loidl. „Mein Kasten ist sauber geblieben. Wir haben dann kein Tor mehr kassiert“, schmunzelt Weber. Bei den sportlich emotionalen Highlights in seiner Ära als Medienbeauftragter tut er sich schwer, eine Top 3 zu reihen, zu viele schöne Erinnerungen kommen hoch: „Ich würde sagen der Heimsieg gegen Sturm Graz im Cup-Halbfinale, das Rückspiel in der Europa-LeagueQuali gegen PSV Eindhoven, wo es noch einmal richtig eng war, und natürlich der 3:2-Heimsieg gegen LASK in der 2. Liga, als es um den Titel ging.“ Kurze Pause: „Na aber der erste Bundesliga-Heimsieg gegen Admira, wo der ‚Schützi’ (Daniel Schütz, Anm.) in der Nachspiel zeit das Siegtor gemacht hat, das war auch ein richtiger Hammer!“
Freitagabend in Kajaani
Seine „schwerste Zeit“ erlebte Weber, als er im fin nischen Kajaani ein Auslandssemester absolvierte und deswegen gleich mehrere Heimspiele versäumte. „Das war schon auch bisschen kurios. Wenn die Kollegen Freitagabend fort gegangen sind, bin ich in der WG geblieben und hab’ verzweifelt nach brauchbaren Live-
Streams gesucht, um unsere Spiele zu sehen. Meistens waren die Streams dann eineinhalb Minuten hinten und bevor ich ein Tor gesehen habe, habe ich immer schon diverse Jubel-Nachrichten am Handy gehabt“, lacht Weber. Zum Abschied bekam er vom Geschäftsführer Matthias Gebauer vor seinem letzten offiziellen Heim spiel gegen SV Lafnitz eine aktuelle Dress „Tobias 4 ever“ überreicht und auch die Wolfbrigade dankte ihm nach 15 gemeinsamen Jahren mit einem entsprechenden Plakat und Huldigungen. Ein wunderschönes Geschenk machte ihm aber die Mannschaft. Denn die besiegte die Steirer mit 2:1 und Weber durfte seinen Job als Tabel lenführer niederlegen. Ob die Wölfe ihre Saison im Op timalfall mit dem Meistertitel krönen, wird Weber als Daumen drückender Fan in der NV Arena verfolgen. Die eine oder andere Partie geht sich vielleicht auch be ruflich aus. Denn Weber ist der Branche erhalten geblie ben, als Junior Sportsponsoring Manager bei Liga-Be werbssponsor „Admiral“ tätig: „Eine Aufgabe, die mir bereits jetzt sehr viel Spaß macht.“
TRUST
SOHNDer Mann mit der drama tisch hindeutenden Fal settstimme SOHN wurde als rührseligster britischer Wahlwiener mit seinem Projekt Trouble Over Tokyo bekannt. Mit seinem bislang dritten Album „Trust“ dürften dann viele überrascht sein. Sohn zieht andere Register und schöpft aus der Ruhe die nötige Kraft. Ein introvertiertes Album voller schöner Momente, die seine nachdenkliche Seite un terstreicht.
HOPE YOU‘RE PROUD
FAT NICK
Der aus Florida stam mende Soundcloud-Pio nier Fat Nick erkundet auf seinem sechsten Al bum „Hope You‘re Proud“ neue Genres. Neben dem klassischen Trap-Rap, für den er bekannt ist, versucht er sich an PopPunk und Hyperpop – und zwar mit über raschend gutem Ergebnis. Ansonsten lebt das Feature-starke Album vor allem von Fat Nicks Hooks und Lyrics, die kaum selbsti ronischer sein könnten.
ZUM SCHAUEN
OSKARS KLEID
HÜSEYIN TABAKBen, ein dickköpfiger Vater, der in Trennung lebt, findet nur ganz langsam wieder zu seinem ebenso dickköpfigen, aber völlig anderen 9-jäh rigen Sohn Oskar, mit dem es nur ein wirkliches Problem gibt: Er ist gar kein Sohn. Er ist ein Mäd chen. Bens ganze Welt gerät aus den Fugen und die Familie befindet sich in einem völ ligen Ausnahmezustand.
SHE SAID
MARIA SCHRADERHarvey Weinstein war einer der mächtigsten Filmprodu zenten Hollywoods. Diese Position nutzte er, um junge Schauspielerinnen sexuell zu belästigen, zu nötigen und zu vergewaltigen. Hollywood schwieg. Die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey ließen den Skandal auf fliegen. SHE SAID erzählt diese Geschichte und den Beginn der #MeToo-Bewegung.
ZUM HÖREN
FEORM FALORX
PLAIDWas, noch nie vom Feorm-Festival auf dem Planeten Falorx gehört?
Um diese intergalaktische Bildungslücke zu schließen, begleiten uns Andy Turner und Ed Hanley auf ihrem elf ten Album (Deluxe-Set inkl. Graphic Novel) eben dorthin. Die Musik jedoch klingt alles andere als fremd – sondern ist zugänglicher als zuletzt: Naiv-verspielte, in sich verwo bene Melodien und Akkorde, Arpeggios und seltener Flirts mit 4/4 Takten.
JOURNÉE DE MERDE
THE CARACAL PROJECTThe Caracal Project ge hört wie Imanu oder Bu unshin zu jener jungen in novativen Generation von Producern, welche konstant die eher starren Leitplanken des Genres Drum&Bass ver biegt, dabei aber nie verunfallt klingt. Nicht täuschen lassen sollten sich Frankophile vom seltsamen Titel dieses Tracks: Für mich heuer eines der musikalischsten und vor allem originellsten Stücke weit und breit.
ZUM SPIELEN
Christoph SchippCALL OF DUTY: MODERN WARFARE 2
INFINITY WARDDer neueste Ableger der Serie erweist sich als gelungenes Gesamtpaket, bei dem Tempo, Gunplay und Kartenvielfalt stimmen. Eine actiongeladene Kampagne, die zwar ihre Höhen und Tiefen hat, aber insgesamt einen guten Eindruck hinterlässt. Abgerundet wird das Shooter-Erlebnis durch Coop-Missionen, einen umfangreichen Mul tiplayer, Warzone 2.0 und DMZ.
GOAT SIMULATOR 3
COFFEE STAIN NORTH
Der „Goat Simulator 3“ ist wie sein Vorgänger ein Game, welches man nicht ernst neh men kann und konsequent hemmungslosen Schwachsinn zelebriert. Eine durchgeknallte Sandbox, die zum Erkunden einlädt und für den einen oder anderen La cher sorgt. Zusätzlich gibt es viele Dinge zum Freischalten. Abstruse Quests führen einen durch die offene Welt. Multiplayer inklusive!
KILLER COUNTRY
JERRY LEE LEWISDer vor Kurzem ver storbene Jerry Lee Le wis war ein begnadeter Rock’n’Roller, der nicht nur beim Klavierspiel seinem Ruf als Bad Boy (oder gleich „Killer“) alle Ehre machte. Doch setzte er auch im Country Maßstäbe und servierte hinter mancher zu Herzen ge henden Sentimentalität irrlichterndes mu sikalisches Feuer: ein gereifter Mann, der aber – wie’s so schön heißt – nichts anbren nen ließ. SEHR cool.
BLOOD HARMONY
LARKIN POEBlood Harmony, das sech ste Studioalbum von Lar kin Poe vereint alles, was die beiden Schwestern Rebecca und Megan Lovell ausmacht. Süd staaten-Blues trifft auf Southern Rock. Und auch vor Soul und sogar Gospel schrecken die Beiden nicht zurück. Manches erinnert vielleicht auch an Sheryl Crow und Konsor ten. Doch ein Fixpunkt bleibt, egal in wel chem Genre man sich bewegt: der Sound der charakteristischen Lap-Steel-Gitarre.
ZUM LESEN
ROTER HUNGER
Holodomor – Tötung durch Hunger – ist die Hungerkata strophe, die sich in den Jah ren 1932/33 in der Ukraine ereignete. Die Kornkammer Europas wurde von Josef Sta lin erst durch kommunistische Zwangskollektivierung, danach durch Ab riegelung des Landes und Verhinderung von Hilfslieferungen vernichtet. Etwa 4 Millionen Menschen starben an den Folgen.
NACHRUF AUF DIE ARKTIS
BIRGIT LUTZNoch können wir die Welt retten. Die erfahrene ArktisSpezialistin und Expeditions leiterin nimmt uns mit auf eine Reise in diese außerge wöhnliche Region, zeigt den dramatisch rasanten Wandel, liefert wissenschaftliche Einordnung und ermuntert uns zu neuem Denken und Han deln. Denn noch können wir das Ruder he rumreißen und den Planeten erhalten.
Manshee | C. Schumacher H. Fahrngruber | M. Müllner Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Michael Reibnagel (von links nach rechts) ANNE APPLEBAUMHIGHLIGHT
ANDREAS FERNER – „CHILL AMAL, FESSOR!“
2. FEBRUAR Fern jeder „political correctness“ behandelt Ös terreichs lustigster Lehrer, Andreas Ferner, in seinem neuen Programm die großen Aufreger-Themen unserer Zeit, des Schul betriebes und seines Lebens. Scharf wie Chilli sind die Pointen, ibizamäßig entlarvend der allgemeine Bildungsbefund, herzzer reißend komisch die Stories aus Schule und Leben. In der Ober stufe der österreichischen Kabarettisten angekommen, kämpft Ferner gegen die Unbildung von Kardashian-Po-Doubles, Spe senrittern und Insta-Influencern, die doch besser im Unterricht aufgepasst hätten.
9. DEZEMBER Unter dem Na men Cari Cari singen und spie len sich Drummerin Stephanie Widmer und Gitarrist Alexan der Köck durch hypnotischen Indie-Rock mit 60s-Flair. Ihre Philosophie hat sich seit ihrem bejubelten Debüt nicht geän dert: „Do it yourself“. Musik, Videos, Artworks – alles ent springt der grenzenlosen Fanta sie der beiden Ausnahmetalente.
DESIGNVERLIEBT
10. & 11. DEZEMBER Der kommende „Designverliebt“ Kreativmarkt bringt Weih nachtsstimmung in die Glanz stoff Konerei. Altbekannte so wie neue Designer und Kreative aus ganz Österreich und Europa präsentieren ihre neuesten Pro dukte, und das im weihnacht lichen Flair. Wie gewohnt bei freiem Eintritt, mit Kinder-Ecke und jeder Menge Eyecatchern.
15. DEZEMBER In ihrem Pro gramm „Das kann doch einen Schneemann nicht erschüt tern“ präsentieren Lissi & Herr Timpe gemeinsam mit der gran diosen Guten Morgen Combo einen Mix aus selbstkompo nierten Songs, wie die aktuelle Single „Nimmer lang“, und ab soluten Lieblingsklassikern wie „Sugar Baby“ oder „Quando, quando“.
16. DEZEMBER „Es“ lebt! Geweckt vom Bimmeln und von den Pimmeln diverser Ak teure, vom Geklirre der freudig zu Boden geworfenen (leeren) Rakiflaschen und den Glocken einer gewissen Simone, ist „es“ wieder erwacht. Das große Comeback der einzig moralisch UND musikalisch gefestigten Formation des Landes: UGLY FRITZ & the Spanners!
LIMUKA
17. DEZEMBER Zum 20 Jahre Jubiläum von „LiMuKa – Live Musik Karaoke“ führt Aus trofred durch den Abend. Eine hochkarätige Band begleitet die mutigen Sängerinnen und Sän ger wieder live auf der Bühne. Aktuell stehen bei LIMUKA 357 Lieder zur Auswahl – zum vorab Üben vor dem Spiegel fin det man die komplette Songlist auf www.limuka.at
20. DEZEMBER Sky du Mont kommt in seine neue Lieblings stadt. Mit Charme und vergnüg lichen Weihnachtsgeschichten wird er sein Publikum in eine zauberhaft vorweihnachtliche Stimmung versetzen – Tiefgang mit viel Augenzwinkern ist ga rantiert! Der Gesamterlös geht an die betreute Wohnstätte „DomiZiel - Behindert LEBEN. Betreut WOHNEN.“
EIN VOLKSFEIND
27. JÄNNER Henrik Ibsens Drama stellt die Frage, wie wir in einer Welt, die im Sinne der Wachstumslogik regiert wird, mit der Wahrheit umgehen. Die Regisseurin Anne Bader öffnet mit ihrer Inszenierung den ge sellschaftspolitischen Resonanz raum des Stücks, um heutige Fragen zu unserem Verhältnis zu Klima, Natur und Nachhal tigkeit neu zu stellen.
EROS RAMAZZOTTI
17. APRIL In den über 35 Jahren seiner Karriere hat der rekord verdächtige Singer-Songwriter 70 Millionen Tonträger ver kauft und weltweit über 2 Mil liarden Streams erreicht. Mit seinem neuen Album „Battito Infinito“ feiert Eros Ramaz zotti sein großes Comeback und macht im Zuge seiner gleichna migen Welttour Station in der Wiener Stadthalle.
WIENER STADTHALLE | KONZERT
CARI CARI FESTSPIELHAUS | KONZERTAUSSENSICHT
NÖ WÄHLT. SAME PROCEDURE AS EVERY (ELECTION) YEAR?
GEORG RENNER
Der Wilhelmsburger arbeitet als Journalist bei der „Kleinen Zeitung“.
Wahlkampf
Atmosphärisches drehen.“
In den kommenden Wochen wird der Wahlkampf über Niederösterreich hereinbrechen, und es steht zu befürch ten, dass man schon jetzt ganz genau sagen kann, wie er gelaufen sein wird. Die ÖVP, die wenn schon nicht ihre Absolute, dann zumindest den 4er vor dem Ergeb nis verteidigen will, wird landauf, landab das angebliche „Miteinander“ inszenieren, das v. a. aus der Landes hauptftrau und dann lange niemandem besteht. Die SPÖ wird nicht wissen, wo sie zwischen sozialer Wärme und kantiger Oppositionspolitik zu liegen kommen soll. Die FPÖ wird Udo Landbauer und die böse Migrationskrise zeigen und versuchen, vergessen zu lassen, dass sie in der Landesregierung für Asyl verantwortlich ist. Die Grünen werden versuchen, daran zu erinnern, dass sie eh da und grün sind, und die Neos erinnern schon seit Wochen da ran, dass sie auch eine Spitzenkandidatin haben.
Es wird, kurz gesagt, im Wahlkampf sehr viel darum gehen, wer atmosphärisch wo steht, wessen Bundespar tei die bösere ist – und nur wenig um landespolitische Auseinandersetzung in der Sache. Das mag damit zu tun haben, dass ÖVP, SPÖ und FPÖ schon jetzt gemeinsam in der Landesregierung sitzen und daher vieles gemein sam beschlossen haben. Aber auch damit, dass jene Politikfelder, die im Landtag verhandelt werden, weit komplexer sind, als einem die Parteien im Wahlkampf zutrauen.
Etwa die Frage nach der Raumordnung: Braucht es die Einkaufszentren am Ortsrand, die mittlerweile iko nischer sind als die Burgen und Kirchen des Landes? Wo sollen neue Windräder entstehen? Wie verhandeln wir die Frage, wo große Photovoltaik-Anlagen Platz bekom men – auf Kosten von Feldern? Braucht es neue Straßen, Bahnen, Radwege? Hat Niederösterreich die Pandemie gut bewältigt, bräuchte es neue Strukturen? Und was ge nau ist im Land eigentlich förderwürdig?
Man kann schon verstehen, dass die Parteien von sol chen Fragen wenig wissen wollen – es ist einfacher, auf Gemeinsamkeit, Heimat, Wärme usw. zu setzen. Aber das sollte uns nicht hindern, darüber zu reden.
JAKOB WINTER
Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.
Wechsel trotz Wechselstimmung“
Zum ersten Mal seit langer Zeit herrscht in Niederöster reich so etwas wie eine Wechselstimmung. Nur mehr 31 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass sich ihr Land in die richtige Richtung entwickelt. Und trotzdem sprechen zwei Gründe dafür, dass sich an der Spitze der Landesregierung wenig ändern wird. Erstens: Es ist den Konkurrenten der ÖVP in den vergangenen fünf Jahren nicht gelungen, einen Herausforderer aufzubauen, dem die Wählerinnen und Wähler zutrauen, Mikl-Leitner in ihrem Amt zu beerben. Politische Swings sind in den Bundesländern äußerst selten, in fünf der neun Länder gibt seit 1945 durchgängig eine einzige Partei den Ton an. Wenn es zu Wechseln kam, dann meist, weil die re gierende Partei von einem Skandal erschüttert wurde und weil charismatische Gegenkandidaten das Momen tum nutzten.
An Skandalen würde es nicht mangeln, die Korrupti onsermittlungen gegen führende Vertreter der ÖVP – da runter der Niederösterreicher Wolfgang Sobotka – wä ren geneigt, Wähler umzustimmen. Doch Mikl-Leitners persönliche Beliebtheitswerte haben davon nur minima len Schaden genommen. Die ÖVP wird an Zustimmung verlieren, um die Macht muss sie aber kaum zittern.
Zweitens: Mikl-Leitner lässt der Konkurrenz we nig Raum, sich zu profilieren. Ihr „Strompreisrabatt“ kommt auf den Energiepreisdeckel des Bundes noch obendrauf. Der FPÖ hat Mikl-Leitner die Asyl-Agenden in der Landesregierung übertragen – die Freiheitlichen können nun schwer ihre eigene Politik kritisieren.
Und die SPÖ? Die würde gerne darauf hinweisen, dass Niederösterreich bei den Öffnungszeiten von Kin dergärten, Krippen und Horten noch Aufholbedarf hat. Bloß hat die Landeshauptfrau auch dieses Thema zu ihrem gemacht – und kürzlich einen massiven Ausbau versprochen.
Bleibt zu hoffen, dass sie es ernster meint als mit man chen ihrer Versprechen vor der Wahl 2018. Oder haben Sie jemals wieder etwas von der Verlängerung der Wie ner U-Bahnen nach Niederösterreich gehört?
„Der
wird sich vor allem um
„Kein
LET THE GAME BEGIN
Vom Kindergeburtstag zum Betriebsausflug oder einfach als sportlicher Freizeitspaß. NXP Lasertron in St. Pölten bietet abwechslungsreiche Action für kleine und große Gruppen.
Seit über zehn Jahren ist Europas einzige Multilevel Cybersport-Arena mit dem USOriginal LASERTRON in St. Pölten ein Fixpunkt für Freunde des Laser-Tag-Sports. Mit Bowling bahnen und Billardtischen steht Entertain ment für jeden Anlass am Programm.
NXP Lasertron www.lasertron.at
Bimbo Binder Promenade 15, 3100 St. Pölten Laser-Tag auf zwei Ebenen Zwölf Bowlingbahnen Billardtische und Airhockey Getränke und Snacks
DIE
LETZTE GENERATION.
Auch in St. Pölten gibt es bereits erste Klebe-Aktionen von Umweltaktivisten. Noch sind die Versuche nicht immer von Erfolg gekrönt!
HABITAT DG 52
HABITAT DG 52 Wohnen im Herzen
Wohnen im Herzen
wischen dem Hauptbahnhof und dem Universitätsklinikum - in der allerbesten Innenstadtlage der Landeshauptstadt St. Pölten errichtet die Allgemei ne gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in der Daniel Gran-Straße eine zukunftsweisende klimafitte Niedrigenergie Wohnhausanlage samt Tiefgarage.
ZZwischen dem Hauptbahnhof und dem Universi tätsklinikum - in der allerbesten Innenstadtlage der Landeshauptstadt St. Pölten errichtet die Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in der Daniel Gran-Straße eine zukunftsweisende klima fitte Niedrigenergie Wohnhausanlage samt Tiefga rage.
- alle Wohnungen mit Kaufoption
wischen dem Hauptbahnhof und dem Universi tätsklinikum - in der allerbesten Innenstadtlage der Landeshauptstadt St. Pölten errichtet die Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in der Daniel Gran-Straße eine zukunftsweisende klima fitte Niedrigenergie Wohnhausanlage samt Tiefga rage. - alle Wohnungen mit Kaufoption
Hauptbahnhof und Universitätsklinikum in DREI Gehminuten erreichbar
- nur 21 Minuten mit dem Zug nach Wien
- Hauptbahnhof und Universitätsklinikum in DREI Gehminuten erreichbar - nur 21 Minuten mit dem Zug nach Wien - Eigengarten im Erdgeschoß
- Eigengarten im Erdgeschoß
- großzügige Balkone und Terrassen - Tiefgaragenplätze
Terrassen - Tiefgaragenplätze
- großzügige Balkone und Terrassen
- Tiefgaragenplätze
St. Pöltens
St. Pöltens geplante Fertigstellung Herbst 2023
geplante Fertigstellung Herbst 2023
Bettina Hoheneder
Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in St. Pölten Gen.m.b.H.
Allgemeine gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in St. Pölten Gen.m.b.H.