MFG - Das Magazin / Ausgabe 87

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MFG Ausgabe 12/23

AM WEG ZUR TOURISMUSSTADT?

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JOHANNES REICHL

DER MORGENSTERN GEHT NICHT UNTER

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s ist ein großes Privileg und eine unglaubliche Bereicherung für mein Leben, immer wieder verschiedenste Persönlichkeiten interviewen zu dürfen. Einer der beeindruckendsten Menschen, dem ich derart begegnen durfte, war ohne Zweifel Hans Morgenstern, der am 24. November verstorben ist. Er war dies nicht nur aufgrund der furchtbaren Wucht seiner schicksalhaften Lebensgeschichte, die mit dem Tod naher Verwandter im KZ, Flucht nach Palästina sowie Rückkehr in die „Nazi-Heimat“ belastet war, sondern insbesondere aufgrund seines humanistischen, ja fast übermenschlichen Umgangs damit. Denn trotz allem, was die Nazis und ihre Sympathisanten den Juden angetan hatten, ließ er sich die vielleicht größte aller menschlichen Leistungen nicht von ihnen rauben – er konnte verzeihen – und obsiegte gerade deshalb über sie. Die Vorstellung einer Kollektivschuld lehnte er kategorisch ab. „Manche Nazis haben eingesehen, dass es ein Fehler war – das kann ich verzeihen“, bekannte er und versuchte sogar so etwas wie Verständnis aufzubringen. „Viele haben in gewisser Weise nichts dafür können, denn sie sind von Klein auf so sozialisiert worden. Es zeigt einfach nur, dass der Mensch eben doch nicht so frei ist, wie wir uns das wünschen würden.“ Zugleich stellte er aber auch unmissverständlich klar: „Wer heute noch ein Nazi ist – das ist unverzeihlich!“ Aus der individuellen Verantwortung konnte sich niemand davon stehlen. Dabei haben die Nazis den Opfern ein lebenslanges Thema aufgezwungen – die eigene Geschichte sowie die Gewissheit eines unwiederbringlichen Verlustes. Hans Morgenstern erging es da nicht anders. Schon früh begann er, sich auf die Suche nach den Mitgliedern der ehemaligen jüdischen Gemeinde St. Pöltens zu begeben, trug Lebensgeschichten und Bilder zusammen und versammelte all dies in einem Album, als wollte er ein Stück Heimat, Familie zurückgewinnen. „Da war immer ein Gefühl von Trauer in mir, auch eine gewisse Einsamkeit, dass

es hier keine jüdische Gemeinde mehr gibt.“ Wie kein anderer kämpfte er gegen das Vergessen an. So ist es nicht zuletzt Morgensterns nimmermüdem Engagement zu danken, dass die Synagoge nicht geschleift wurde, und auch die Errichtung einer Gedenktafel für die St. Pöltner Holocaust-Opfer ging auf seine Initiative zurück. Dieser „Wiederherstellungsversuch“ endete freilich nicht auf lokaler Ebene, sondern Morgenstern spürte dem Jüdischen, den Juden und ihren Leistungen weltweit nach. Im Laufe der Jahre trug er so über 6.000 Lebensgeschichten zusammen, die 2011 als „Jüdisches Biographisches Lexikon“ erschienen. „Ich habe das nie verstanden – die Juden haben einen so bedeutenden Beitrag für die Gesellschaft geleistet, aber trotzdem wurden sie ausgerottet. Warum? Waren sie wirklich so niederträchtig, so minderwertig? Und natürlich wusste ich, dass sie es nicht waren – aber dieses Abarbeiten war so, als wollte ich mich dessen versichern, als wollte ich den Gegenbeweis antreten.“ 2013 titelten wir das Portrait über Hans Morgenstern mit „Der Letzte Jude“, denn das war er tatsächlich, der letzte lebende St. Pöltner, der in den Geburtsmatriken der Israelitischen Kultusgemeinde eingetragen worden war – danach blieben die Seiten leer. Nun ist auch dieses letzte Mitglied verstorben. Aber auch wenn Morgenstern einmal fatalistisch anmerkte „Ich habe keine Kinder. Vielleicht will ja der Liebe Gott, dass es aufhört. Ich weiß es nicht“, so steht fest, dass wir seine Geschichte, die Geschichte seiner Gemeinde und damit unsere eigene weitererzählen werden. Die Geschichte über einen großen und weisen Menschen. Ein Vorbild! Es mag ihn am Ende seines Lebens – nicht mit Genugtuung, in derlei Kategorien dachte er nicht – aber sicher mit Freude erfüllt haben, dass die Ehemalige Synagoge aktuell millionenschwer zum Kulturund Ausstellungszentrum umgebaut wird, um in Hinkunft nicht nur ein Ort der Erinnerung zu sein, sondern vor allem auch einer, wo das jüdische Leben in seiner Vielfalt gefeiert wird. Der Morgenstern geht nicht unter!

Offenlegung nach §25 Medien-Gesetz: Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG - Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Herausgeber/GF: Bernard und René Voak, in Kooperation mit dem Kulturverein MFG. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich. Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742/71400-330; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Chefredakteur-Stv.: Michael Müllner Chefin vom Dienst: Anne-Sophie Müllner Redaktionsteam: Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Johannes Mayerhofer, Michael Müllner, Andreas Reichebner, Thomas Schöpf, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kolumnisten: Thomas Fröhlich, Michael Müllner, Tina Reichl, Roul Starka, Beate Steiner, Thomas Winkelmüller Kritiker: Helmuth Fahrngruber, Thomas Fröhlich, David Meixner, Michael Müllner, Clemens Schumacher, Manuel Pernsteiner, Maximilian Reichl, Christoph Schipp, Robert Stefan, Thomas Winkelmüller Karikatur: Andreas Reichebner Bildredaktion: Anja Benedetter, Matthias Köstler, Hannah Strobl Cover: Adobe Stock, SEPAMedia, a.Kito Art Director & Layout: a.Kito Korrektur: Anne-Sophie Müllner Hersteller: Walstead NP Druck GmbH Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich.


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THOMAS WOLFSBERGER – Seite 8

OBERST ROBERT KLAUS – Seite 12

ERNESTINE GRIESSLER – Seite 20

PHILIPP GRAVENBACH – Seite 42

PATRIK MEDER – Seite 64

MARKUS MAYER – Seite 66

Editorial In was für einer Stadt leben wir

URBAN

7 Shortcut Urban 8 Mit dem Rücken zur Wand 12 Frohbotschaft vom Oberst 14 Grünrückschnitt 18 Haltet den Kassier 20 Ernestine Grießler 26 „A-Team“ für den Klimaschutz 30 Die Tourismus-Maschine

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34 Die Rückkehr der Sommerfrische 36 Founders-stp

64 Von der Leidenschaft, Welten zu formen

KULTUR

SPORT

SZENE

74 Kritiken 75 Veranstaltungen 76 Außensicht 78 Karikatur

40 Shortcut Kultur 42 Philipp Gravenbach 46 Harmonischer Wandel 50 Theatergruppe Perpetuum 54 „Gestorben geht immer!“ 62 Shortcut Szene

66 Maeximale Vorfreude 68 Harlem Globetrotters 72 SKN-Frauen

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15. MÄRZ 2024


St. Pölten Do. 25. Juli Domplatz Tickets: nxp.at, 02742/ 71400, oeticket.com facebook.com/zuccherofornaciari zucchero.it


IN WAS FÜR EINER STADT LEBEN WIR EIGENTLICH ...

... in der der Disput der heimischen Politik mit dem Verkehrsministerium lange Tradition hat. Jetzt war’s wieder einmal soweit: Der Gemeinderat hat einstimmig (!) eine Resolution verabschiedet, die die Verbesserung der Bahnverbindung nach Traisen fordert sowie den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke St. Pölten-Herzogenburg-Krems samt deren Elektrifizierung, und zwar bis spätes­ tens 2025. Das Déjà-vu nach der gleichlautenden 2022er-Resolution verdanken wir der Tatsache, dass das Ministerium das Vorhaben auf 2033 verschoben hat! Das erinnert an den jahrelangen Kampf um den Ausbau der Westbahnstrecke: einmal drin, dann wieder draußen unter dem damaligen blauen Ressort. Heute müssen unsere „bunten“ Stadtpolitiker eine grüne Ministerin daran erinnern, wie wichtig umweltfreundliche Öffis im Zentralraum sind.

... in der sich manche ganz umsonst gefürchtet haben. Im Vorjahr wollten Landtagsabgeordnete vom Landesrechnungshof wissen, ob Landesunternehmungen an ÖVPnahe Vereine spenden. Da sich bundesweit die jüngere ÖVP-Zeitgeschichte nicht ganz skandalfrei zugetragen hat, waren die Erwartungshaltungen an den Prüfbericht gerade vor der Landtagswahl im Jänner 2023 groß. Ebenso groß nun die Enttäuschung mancher, weil die konkrete Frage nach den Geldempfängern unbeantwortet bleibt, da die Arbeit des Prüforgans nur im Rahmen der Gesetze erfolgen kann und somit Daten zu den Vertragspartnern der Landesgesellschaften geheim bleiben. Anstatt diese Rahmenbedingungen anzupassen und zeitgemäße Transparenz anzustreben, freuen sich nun manche, dass „eh nichts rausgekommen ist.“ Kunststück, wenn man nicht hinschauen darf.

DIE GRÖSSERE HOFFNUNG von Ilse Aichinger Uraufführung Inszenierung Sara Ostertag | Musik Mira Lu Kovacs bis 02.03.24

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FOTOS JOHANNES REICHL, ADOBE STOCK

... in der aktuell die größte ShowProduktion vorbereitet wird, die jemals von St. Pölten aus auf Tournee gegangen ist: Während Thommy Ten & Amélie van Tass für „Dreifach zauberhaft – Die Las Vegas Show“ gerade in der US-Metropole mit den kreativsten Köpfen der Branche zusammenarbeiten (u. a. Kostüm-Designerin von Lady Gaga, die Style-Beraterin von Heidi Klum, Regisseur von America‘s Got Talent, Designern des Cirque du Soleil), wird bei NXP in Österreich an der Produktion gefeilt. Nach der Weltpremiere im März in St. Pölten gehen dann in drei Sattelschleppern und LKWs 100 Tonnen Technikequipment, 5km Kabel, 150 Scheinwerfer, 192m² Projektionsfläche, 50.000 Watt Ton, 50.000 Watt LED-Licht, 30 Funken-Fontänen, 24m² Center Stage, 16m² Bühne inkl. Steg, 150m Traversen, 50 Motoren uvm. auf Reisen!


FOTOS: JOSEF VORLAUFER, SEBASTIAN SCHUBERT, ADOBE STOCK

UM DIE WURSCHT ...

KOLUMNE MICHAEL MÜLLNER

STILLE POST

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eht es vielleicht beim seit geraumer Zeit leerstehenden Würstelstand am Neugebäudeplatz bald nicht mehr. So hat der Gemeinderat nunmehr den Ankauf des dort nach wie vor befindlichen Holzpavillons beschlossen, um dieses „Kleinod“, wie es hieß, für die Nachwelt zu retten. Tatsächlich erfuhr man im Gemeinderat manch Überraschendes, stand der kleine Holzpavillon doch zum Beispiel ursprünglich am Wiener Graben und diente einem Wiener

Café zu Werbezwecken. Erst in St. Pölten mutierte er dann ab 1978 zum klassischen Würstelstand und wurde Pilgerstätte für Würstelafficionados ebenso wie Trankler im Grätzl. Nun also der Versuch einer Wiederbelebung: Im kommenden Jahr wird der Holzbau dem TangenteFestival kostenlos zur Verfügung gestellt, danach wird noch nach einer geeigneten Nachnutzung gesucht. Für die Würscht, so wird versprochen, soll der 25.000 Euro teure Ankauf jedenfalls nicht sein.

IST H I E R I R G E N D W O E I N A RZT ?

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ch bräuchte bitte einen Termin! Einen raschen Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt des Vertrauens zu bekommen, ist oft unmöglich. Da kommt gerade recht, dass im November 2023 in der Mathilde Beyerknecht Straße in Harland, direkt neben dem bisherigen PVZ (Primärversorgungszentrum), das „Gesundheitszentrum“ auf über 13.000 Quadratmetern mit 14 Ordinationsräumen und TagesOP eröffnet hat. Privat finanziert vereint es unterschiedliche Anbieter aus dem Gesundheitsbereich. Einerseits das seit langem etablierte Team vom „Primärversorgungszentrum“

mit den bekannten Leistungen, allen voran der Allgemeinmedizin. Weiters aber auch: Apotheke, Fachärzte, Wahlärzte, Labor, medizinische Bedarfsartikel, Tiefgarage und Bäckerei.

Sie kennen das. Man hat was gehört, das kann eigentlich gar nicht sein, aber weil der Dings wen kennt, der das aus erster Hand weiß, kann man das so ruhig weitererzählen. Natürlich arbeiten wir hier ganz anders. Wenn Sie uns was ganz Arges erzählen wollen, dann immer her damit. Aber lassen Sie uns bitte nachfragen. Wir würden das schon gerne checken, bevor wir es schreiben. Ja, den anderen fragen wir auch, wenn’s recht ist? Ich weiß schon, wer braucht heute noch Fakten? Macht sich eh jeder die Welt, wie sie ihm gefällt. Gerade deshalb sind Transparenz und Informationsfreiheit wichtig. Es tut gut, wenn sich wer im Gewimmel an Bildern und im Gewirr an Gschichtln, Zeit nimmt, nachfragt und aufschreibt. Eine umfassende Reform für Infofreiheit braucht dieses Land wie einen Bissen Brot. Ob das noch was wird? Politik und Verwaltung haben oft tausend Gründe, wieso Transparenz ganz viel schlimm ist. Aber wissen Sie, was ich echt nicht packe? Wenn man nachfragt, ned mal garstig, und dann bekommt man von „den Privaten“ keine Antwort. Da macht ein Handelskonzern in Österreich im Vorjahr rund 10 Milliarden Umsatz und ist nicht bereit mit wenigen Zeilen zu erklären, warum er in St. Pölten 170.000 Quadratmeter Ackerland bebauen will um dort ein neues Logistikzentrum zu errichten. In der Sache bin ich ja für alles offen, das mag ein wichtiges Projekt und ein bestgeeigneter Standort sein. Aber diese Präpotenz des Schweigens, wenn es um Aspekte geht, die einen nicht nur selber betreffen, sondern uns alle, die regt mich auf.

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MIT DEM RÜCKEN Es ist eigentlich ein alter Hut. Wenn die Rathausmächtigen über das Gemeindebudget sprechen, führen sie aus, dass Gemeinden wie St. Pölten zu wenig von den Einnahmen des Staates bekommen. Nun haben sich Bund, Länder und Gemeinden auf einen neuen Finanzausgleich geeinigt – ein Regelwerk, wie die Steuern verteilt werden. Aus Sicht von St. Pölten wurde das Geldproblem aber wieder nicht gelöst.

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ielmehr sei die finanzielle Lage in den kommenden Jahren sogar noch schlimmer als bisher. Ein Grund dafür ist laut Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ), dass der Verteilungsschlüssel nicht angepasst wurde. Die Gemeinden erhielten zu wenig vom Steuerkuchen, weil zu viel an Bund und Länder wandert. Stadler ist auch Niederösterreich-Vorsitzender des Städtebundes und kennt somit die Meinung anderer Städte. Gerade die bevölkerungsreichen Statutarstädte, die auch die Aufgaben von Bezirksverwaltungsbehörden wahrnehmen und eine Zentrumsfunktion haben, seien aufgrund der steigenden Landesumlagen benachteiligt. Die Idee

dahinter ist, dass größere, vermeintlich finanzkräftigere Städte Umlagen an das Land zahlen und das Land dieses Geld wieder auf kleinere Gemeinden aufteilt. Diese Umverteilung soll den Vorteil ausgleichen, den größere Städte aus ihrer „Zentrumsfunktion“ haben. Jedoch ist

VORANSCHLAG 2024 261.877.400 Euro Geplante Aufwendungen

235.047.700 Euro Geplante Erträge

26.829.700 Euro Planmäßiges negatives Nettoergebnis

INVESTITIONEN 2024 20 Millionen Euro Kindergartenoffensive, Musikschul-Neubau, städtische Schulen, Fachhochschule, Stadtbücherei

10 Millionen Euro Kinderkunstlabor samt Park

50 Millionen Euro Seniorenwohnheim, Impfaktionen, Feuerwehren, karitative Vereine

6 Millionen Euro Grünraum und Erholung (Sturm 19 Park, Spielplätze, Sportanlagen, Alumnatsgarten)

3 Millionen Euro Nachhaltige Mobilität, beispielsweise Ausbau des Radwegenetzes (1 Millionen Euro), Umbau Promenade (400.000 Euro).

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umstritten, wie relevant der vermeintliche Größenvorteil wirklich ist. Laut Stadler stellen unter anderem diese Umlagen die Städte: „Mit dem Rücken zur Wand. Am Beispiel der Sozialhilfe reden wir in St. Pölten von einer Steigerung um 20 Millionen Euro auf fast 70 Millionen Euro – bei einem Gesamtbudget von 200 Millionen Euro ist das langfris­ tig nicht leistbar.“ Experten im Bereich Gemeindefinanzierung findet man im „Zentrum für Verwaltungsforschung“, kurz KDZ. Für deren Geschäftsführer Peter Biwald ist der beschlossene Finanzausgleich „weder innovativ noch zukunftsorientiert“ und er merkt an, dass „wichtige Reformen erneut nicht umgesetzt wurden.“ So fehlen eine Reform der Grundsteuer, eine Entflechtung der Transferleis­ tungen und ganz allgemein mehr Aufgabenorientierung im Finanzausgleich. Die zusätzlichen Mittel sind zwar eine Verbesserung für die Gemeinden, „jedoch werden sie nicht reichen, um die Mindereinnahmen durch Steuerreform & Co. abzufedern“, hält Biwald fest. Für das Finanzproblem der Gemeinden sieht er zwei Hauptfaktoren. Einerseits brauchen Gemeinden mehr Geld für steigende Kosten. Inflationsbedingt steigen Sach- und Personalkosten, aber auch die Beiträge an die Länder. Das KDZ erwartet, dass Umlagen für Sozialhilfe in den nächsten zwei Jahren um jeweils fünfzehn Prozent steigen, bei


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: ARMAN KALTEIS, KDZ-ZENTRUM FÜR VERWALTUNGSFORSCHUNG

ZUR WAND

Umlagen für Krankenanstalten werden mehr als zehn Prozent erwartet. Andererseits bewirken die Steuerreform sowie Entlastungspakete des Bundes, dass die Ertragsanteile nur um zwei bis fünf Prozent steigen werden. Mit rund 40 Prozent der Gesamteinnahmen sind diese aber die wichtigste Einnahmequelle für Gemeinden. Steigen die Löhne zukünftig um neun Prozent, führt dies (nach Abschaffung der „kalten Progression“) nun nur mehr zu einem Anstieg der Einkommenssteuer von drei bis vier Prozent. Somit steigen die Ertragsanteile durch die inflationsbedingten Lohnerhöhungen nicht mehr so stark wie früher. Für 2023/24 geht das KDZ davon aus, dass diese auf dem Niveau von 2022

stagnieren werden. Biwalds Fazit: „Mit einer erwarteten Einnahmensteigerung von vier bis fünf Prozent pro Jahr lassen sich die Ausgabensteigerungen von sechs bis zehn Prozent nicht bedecken.“ In seiner Dezember-Sitzung wird der St. Pöltner Gemeinderat einen

Budget-Voranschlag beschließen, bei dem die Stadt plant, um 27 Millionen Euro mehr auszugeben als einzunehmen. Das Minus wird ausgeglichen, indem man Reserven aus früheren Jahren auflöst. Auch wenn in der Regel der Rechnungsabschluss danach meist besser aussieht, als der Voranschlag davor, ist doch davon auszugehen, dass mit den aktuellen Rahmenbedingungen die Stadt zusehends verschuldet. Bei der Voranschlagspräsentation merkte Stadler an, dass die Stadt sowie ihre Gesellschaften weiterhin kräftig investieren, schließlich gehe es darum, eingegangene Verpflichtungen einzuhalten und den Bildungs- und Wirtschaftsstandort auch für die Zukunft abzusichern.

Wichtige Reformen wurden beim Finanzausgleich erneut wieder nicht umgesetzt. PETER BIWALD, ZENTRUM FÜR VERWALTUNGSFORSCHUNG MFG 12 23

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FINANZDIREKTOR THOMAS WOLFSBERGER

EIN PROGRAMM ZUR AUSGABENREDUKTION Im Rahmen der Präsentation des Voranschlags 2024 wurde von Ihnen und Bürgermeister Matthias Stadler darauf hingewiesen, dass die Kommunen mit dem Rücken zur Wand stehen. Während die Einnahmen um zwölf Millionen Euro steigen, würden die Aufwendungen um doppelt so viel steigen. Was treibt diese Aufwendungen so stark an, vor allem im Vergleich zu den Einnahmen? Der größte Posten ist das Personal. Wir haben eine deutliche Steigerung bei den Dienstposten im Kindergartenbereich. Aber auch die Lohnund Gehaltserhöhungen machen sich deutlich bemerkbar. So sehr ich jedem ein höheres Entgelt vergönne, so massiv wirken sich die Erhöhungen bei den Vertragsbediensteten im öffentlichen Dienst aber auch für uns als Gemeinde im Budget aus. In Summe reden wir da von einem Plus von elf Prozent zum Vorjahr beziehungsweise einem Mehraufwand von 6,8 Millionen Euro. Der nächste große Posten sind die Umlagen an das Land Niederösterreich, diese steigen zwischen 7,5 und 23 Prozent, was ein Plus an 6 Millionen Euro bedeutet. Natürlich steigen auch die Zuschüsse an unsere Tochtergesellschaften – die haben ja die gleichen Themen mit Steigerungen beim Personal, den Baukosten oder etwa den Kosten für das Kulturhauptstadtjahr. Dort erwarten wir plus 45 Prozent bzw. 6,4 Millionen Euro Mehraufwand. Gemeinhin nimmt man an, dass die allgemeine Teuerung die Einnahmen für den Staat, insbesondere durch Einkom10

menssteuer und Umsatzsteuer, deutlich erhöhen. Wieso kommt dieser „Spielraum“ beim Einnahmenplus bei der Stadt St. Pölten nicht ausreichend an? Wir reden bei zu geringen Einnahmen fast ausschließlich von den Ertragsanteilen, die sind aber der mit Abstand größte Einnahmen-Posten. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hatten wir 91,4 Millionen Euro, für 2023 sind es voraussichtlich 89 Millionen Euro. Österreichweit ist das ein Rückgang von 3,7 Prozent! Für 2024 werden zwar 94,4 Millionen

Euro prognostiziert, die Steigerung erfolgt aber überproportional, vor allem wegen des Bevölkerungswachstums in St. Pölten. Wieso ist das so, obwohl die Steuereinnahmen ja mit dem nominellen BruttoInlandsprodukt korrelieren sollten? Weil die Steuermaßnahmen so viel Geld kosten und die Spielräume des Bundes extrem einschränken: Die Abschaffung der kalten Progression kostet alleine 2024 2,8 Milliarden, das steigert sich bis 2027 auf 8,5 Milliarden Euro! Da bleibt dann nicht mehr viel zum Verteilen.

Gebührenerhöhungen wird es im Dezember geben, aber es soll ein Dämpfungspfad beschlossen werden. THOMAS WOLFSBERGER


MIT DEM RÜCKEN ZUR WAND

In den letzten Jahren wurde im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich und den Stadtbudgets wiederholt kritisiert, dass die Verteilung aus Sicht der Stadt St. Pölten nicht fair ist. Die Lage wurde immer wieder als angespannt und schwierig dargestellt. Was unterscheidet sich nun heute von der Situation früherer „Warnungen“? Zur Verteilung der Steuermittel muss man aus Sicht von St. Pölten sagen, dass es generell das Thema gibt, dass beim Finanzausgleich die Städte und Gemeinden im Westen mehr bekommen als im Osten und Süden. Das ist historisch bedingt, etwa durch den Getränkesteuerausgleich, et cetera und wird seither mit Fixschlüsseln betoniert. Ja, die Lage ist angespannt. Mit der Corona-Pandemie brachen 2020 die Ertragsanteile extrem ein. Die Lücke ist seither auch nur einmal, nämlich 2022, geschlossen worden. Teuerungen treffen die Städte massiv, während von den Steuern weniger Geld verteilt wird. Das Auseinanderklaffen zwischen zu wenig Einnahmen und zu hohen externen, und damit nicht beeinflussbaren, Ausgaben war noch nie so groß! Zudem hat St. Pölten viele große Projekte zu finanzieren.

Da die Stadtgemeinde ihre Einnahmen ja nicht in der breiten Masse selbstständig erhöhen kann, bleiben einnahmenseitig nur Gebührenerhöhungen, oder? Erwarten Sie als Leiter der Fachabteilung für Finanzen eine Erhöhung der gemeindeeigenen Abgaben und Gebühren und wenn ja, wann sollte diese durch den Gemeinderat beschlossen werden? Zweckgewidmete Gebührenerhöhungen gibt es natürlich, das hat aber nichts mit den allgemeinen finanziellen Engpässen zu tun. Wir haben in den Gebührenbereichen Wasser, Abwasser, Müll natürlich auch extreme Kostensteigerungen. Beim Müll sind diese stark personallastig, beim Wasser und Abwasser baukostenlastig. Personal und Baukosten sind aber extrem gestiegen. Es wird zukünftig eine jährliche Kalkulation der Gebühren geben, damit die Steigerungen in Zukunft dann jährlich nicht so intensiv ausfallen. Durch die entsprechenden Landesgesetze sind wir verpflichtet in den Gebührenbereichen kostendeckend zu sein! Beschlossen wird das wohl im Dezember 2023 für Erhöhungen ab 2024. Aber da die Erhöhungen stark sind, soll ein Dämpfungspfad mitbeschlossen werden. Das heißt 2024 wird nur auf die Hälfte der notwendigen Erhöhung angepasst, 2025 dann auf drei Viertel und erst 2026 die volle Erhöhung. Wenn die Einnahmen stagnieren, steigen wohl die Schulden? Die Schulden steigen nur aufgrund der Investitionen. Grundsätzlich dürfen Gemeinden Abgänge nicht durch Schulden finanzieren, als Statutarstadt wären wir von dieser Regel aber ausgenommen. Wir machen das dennoch nicht, weil wir noch genug Reserven mittelfristig haben. Aber: Wir müssen die Zeit nutzen, um wieder auszugleichen. Das geht nur mittels Ausgabenkürzungen, darum erarbeiten wir bis Sommer 2024 ein Programm zur Ausgabenreduzierung, das für die Budgets ab 2025 wirken soll.

KOLUMNE BEATE STEINER

WUNSCHZETTEL

FOTO ADOBE STOCK

Um wie viel Prozent steigen die Landesumlagen an? In einer Aussendung wird angeführt, die Umlage für Sozialhilfe steige um 20 Millionen Euro auf knapp 70 Millionen Euro. Die Umlage für Sozialhilfe steigt von 2023 auf 2024 von 15,6 Millionen auf 19,2 Millionen Euro. Bei der Jugendwohlfahrt steigt sie von 3 auf 3,7 Millionen Euro. Beim NÖKAS, also dem Krankenhaus, geht es von 21,9 auf 23,6 Millionen Euro. Der Standortbeitrag erhöht sich von 2,9 auf 3,2 Millionen Euro. Im Mittelfristplan steigen die Umlagen ohne der Berufsschulumlage gerechnet von 2023 bis ins Jahr 2028 von 43,4 Millionen auf 68,8 Millionen Euro an – das ist dann ein gewaltiges Plus von 58,2 Prozent.

Weihnachtsseligkeit quält sämtliche Sinne. Allüberall. Schneeflocken tanzen nicht nur vom Himmel, sondern beleuchten auch die dunklen Gassen, am Rathausplatz angereichert mit benebelndem Punsch-Bouquet und herzerweichenden Melodien. Die halbe Welt regrediert so in eine selige Kindheit, als das Christkind höchstpersönlich den Nadelbaum geschmückt und die Geschenke abgeliefert hat. Natürlich nur braven Kindern, die ihre Wünsche auf Zetterl gemalt hatten. Das probier‘ ich jetzt auch: Ich wünsch‘ mir, zum Beispiel, Antworten auf einige Fragen, die mir immer wieder durch den Kopf gehen, wenn ich durch die Talmi-glänzende Stadt gehe: Wie viel Wohlfühl-Kitsch braucht der Mensch? Wie viele Lichterl und Lautsprecher und Heizstrahler dürfen Energie verbrauchen dafür? Der Eislaufplatz liegt heuer auf Eis – zu teuer, zu energieaufwendig. Ja, aber für anderes fließt die Kohle aus dem Stadtbudget. Zum Beispiel für „Kunstwerke“ im öffentlichen Raum. Für den „Florian“ am Domplatz und sein Planschbecken war Geld da. Für einen Zugang zum Bad des antiken Florian hat’s nicht gereicht – das ist wieder zugepflastert. Übrigens unverständlich für viele Nicht-St. Pöltner aus aller Welt, von denen mich einige gefragt haben, warum wir unsere römischen und mittelalterlichen Schätze wieder unterm Domplatz vergraben haben und nicht zum Beispiel als Kulturstadt ganz Europa zugängig machen wollten. Okay, darüber brauchen wir nicht mehr reden, aber die Frage: „Sollen wir Energie und Geld sparen bei liebgewordenen Traditionen?“ wär‘ schon eine Diskussion wert. Ich tät’s mir wünschen …

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FROHBOTSCHAFT VOM OBERST

LOGISTIK-CHEF. Oberst Robert Klaus ist u. a. für sämtliche Liegenschaften der Landespolizeidirektion NÖ zuständig.

Im Juli 2022 wurden die Pläne zum Polizeisicherheitszentrum St. Pölten präsentiert, folgende Anrainerproteste im Hinblick auf die Standortwahl Eisberg inklusive. Seither ist es wieder verdächtig ruhig um das Projekt geworden, was zuletzt die Gerüchteküche brodeln ließ – Zeit für ein Update.

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ür dieses gingen wir diesmal sozusagen gleich zum „Schmied und nicht zum Schmiedl“, in diesem Fall also Oberst Robert Klaus, seines Zeichens Leiter der Logistikabteilung der Landespolizeidirektion Niederösterreich. In dieser Funktion hat er u. a. alle 250 Dienststellen und Polizeieinrichtungen des Landes zu betreuen und über 5.000 Bedienstete auszustatten. Um ein Gespür für die Dimensionen zu bekommen: Wir reden hier von rund 1.000 Fahrzeugen, 4.500 Diensthandys, 5.500 Faustfeuerwaffen, 2.500 Langwaffen etc., die Klaus mit seinem rund 120-köpfigen Team 12

verwaltet. „Eine Riesenaufgabe!“ Zugleich, und damit kommen wir zum Grund unseres Besuches, ist der Oberst aber auch für sämtliche Liegenschaften der Landespolizeidirektion NÖ verantwortlich, womit auch das geplante Sicherheitszentrum St. Pölten in seine Agenda fällt, „ohne Zweifel das größte Projekt meiner bisherigen Berufslaufbahn.“ Die Sache mit der Synergie Betraut ist er damit schon seit 2018 – damals wurde in der sogenannten „Sicherheitsleitlinie“ zwischen dem ehemaligen Innenminister Herbert Kickl und Landeshauptfrau Jo-

hanna Mikl-Leitner vereinbart, ein polizeiliches Sicherheitszentrum in St. Pölten zu realisieren „mit dem Grundgedanken, alle polizeilichen Organisationseinheiten in St. Pölten an einem Standort zusammenzuziehen.“ Im Commitment mit der Stadt St. Pölten wurde in Folge nach einem geeigneten Standort gesucht, und dieser schließlich – nach Prüfung diverser Alternativen – am Eisberg gefunden. Im Sommer 2022 wurde im Beisein von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Innenminister Gerhard Karner, Bürgermeister Matthias Stadler und Landespolizeidirektor Franz Popp das Projekt am geplanten Standort öffentlichkeitswirksam präsentiert. Was freilich nicht nur auf Gegenliebe stieß. Für Irritation bei Neo-Anrainern am Eisberg, schließlich sogar handfeste Proteste, sorgte vor allem der Umstand, dass das Sicherheitszentrum entgegen den ursprünglich vermittelten Planungen plötzlich unmittelbar ans neue Siedlungsgebiet anschließen sollte. Diesbezüglich gibt Oberst Robert Klaus im Gespräch aber nunmehr Entwarnung, was die Anrainer wohl als verfrühtes Weihnachtsgeschenk empfinden dürften. „Nachdem ein bestimmtes Grundstück nun doch erworben werden konnte, wird das Sicherheitszentrum, wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen, umgesetzt.“ Soll heißen, es wird sich Richtung Westen hin – dort wo heute noch einige Schrebergärten situiert sind – in der Flucht der bestehenden Gebäude von Hundestaffel und Logistikabteilung erstrecken und so vom neuen Siedlungsgebiet wegrücken.


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: JOHANNES REICHL, ZVG

Idealer Standort Den Eisberg-Standort selbst, der von manchen prinzipiell in Frage gestellt wurde, hält Oberst Klaus aber jedenfalls „ganz eindeutig für die beste und wirtschaftlichste Variante. Hier sind ja bereits seit 2003 die Logistikabteilung und die Hundestaffel sowie seit 2008 das Landeskriminalamt situiert – das sind praktisch neue Gebäude. Da macht es absolut Sinn, auch unsere restlichen Einrichtungen am Eisberg zusammenzuziehen.“ Zumal diese aktuell auf vier Standorte übers gesamte Stadtgebiet verteilt sind, „für die wir hohe Mieten zahlen müssen!“ Billig wird freilich auch das neue Sicherheitszentrum nicht. War das Projekt in seiner Ursprungsplanung 2018 noch mit rund 90 Millionen Euro budgetiert, so reden wir mittlerweile von geschätzten 200 Millionen, die die Umsiedlung der aktuell noch im Regierungsviertel situierten Landespolizeidirektion, der Polizeischule am Europaplatz oder des Stadtpolizeikommandos sowie diversen Abteilungen im Gebäude der ehemaligen Bundespolizeidirektion in neue Gebäudekörper am Eisberg kosten wird. Auch ein nach den modernsten Kenntnissen der Technik

Nachdem ein bestimmtes Grundstück nun doch erworben werden konnte, wird das Sicherheitszentrum, wie in der ursprünglichen Planung vorgesehen, umgesetzt. OBERST ROBERT KLAUS

ausgestattetes Cybercrime-Schulungszentrum für alle Polizistinnen und Polizisten im gesamten Bundesland wird realisiert, ebenso zwei Einsatztrainingszentren samt Schießanlage, was by the way manch Anrainer ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet. Unbegründet, wie Oberst Klaus überzeugt ist. „Ganz ehrlich, man hat hier nicht mehr oder weniger Beeinträchtigungen wie bei jedem anderen Bürogebäude. Und die Schussanlage ist ja indoor, das heißt man hört von außen praktisch nichts!“ Ebenso relativiert er die Angst vor einem angeblichen Verkehrschaos. „Wir haben schon jetzt 300 Mitarbeiter hier am Standort. Nach dem Endausbau werden es insgesamt rund 1.000 sein, die in der Regel einmal zu und einmal abfahren am Tag und dazwischen ihr Auto in der Tiefgarage parken.“

Realisierung diese Dekade? Bis dahin wird aber ohnedies noch einiges Wasser die Traisen hinunterfließen. Nicht weil das Projekt, wie zuletzt Gerüchte herumschwirrten, aus Kostengründen oder Streitigkeiten zwischen den Körperschaften abgeblasen wird – ganz im Gegenteil ortet der Oberst, „dass alle voll hinter dem Projekt stehen“ – sondern weil gut Ding bekanntlich Weile braucht. „Das Thema ist ja nicht der Bau an sich, der ist in etwa 18 Monaten realisiert, sondern was dauert sind die diversen Ausschreibungsverfahren mit dementsprechenden Einspruchsfristen“, erläutert der Oberst. Realistischerweise könne daher mit einer Fertigstellung „frühestens in fünf Jahren gerechnet werden.“ Augenzwinkernder Nachsatz „bis zu meiner Pensionierung wird sich das wohl nicht mehr ausgehen.“

GEPLANTES AREAL SICHERHEITSZENTUM ÜBERSICHT. Aus aktueller Sicht soll das Sicherheitszentrum – entgegen der Präsentation im Juli 2022 – Richtung Westen rücken und in der Flucht der bereits bestehenden Gebäude umgesetzt werden. MFG 12 23

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GRÜNRÜCKSCHNITT

Eine weitläufige Ackerfläche im Süden St. Pöltens soll als Industriegebiet bebaut werden und dem Handelskonzern REWE als Zentrallager dienen. Doch das Projekt stößt auf Widerstand, es droht eine Rückwidmung auf Grünland. Nun muss das Land Niederösterreich entscheiden, ob die Flächenwidmung korrekt ist.

I

m St. Pöltner Süden, genauer in den Katastralgemeinden Hart und Wörth, liegt ein Schatz begraben. Riesige Grundstücke, unbebaut und nur landwirtschaftlich genutzt – jedoch mit der Flächenwidmung „Bauland-Industriegebiet“. Das städtische Entwicklungskonzept aus dem Jahr 1992 definierte das Gebiet als Gewerbe- und Industriepark – ein gewaltiges Potential für Stadtentwicklung und Betriebsansiedelung. Jedoch hat die Sache einen Haken. Wenn die nahegelegene Traisen Hochwasser führt und über die Ufer tritt, werden wesentliche Flächen des Areals zum Überflutungsgebiet. Somit entstand die 335.000 Quadratmeter große „Aufschließungszone BI-A41“. Der Flächenwidmungsplan sieht vor, dass auf dieser nur unter 14

2.948 St. Pöltner Bürgerinnen und Bürger unterschreiben einen Initiativantrag auf Rückwidmung zu Grünland. Einhaltung von drei Aufschließungsbedingungen gebaut werden darf. Erstens muss die nötige technische Infrastruktur (etwa Kanal und Wasser) vorhanden sein. Zweitens wird der Anschluss des Areals an die S 34 oder eine überregionale Ersatzstraße vorausgesetzt. Und drittens muss Hochwassersicherheit gegeben sein. Im Sommer 2022 freute sich das St. Pöltner Rathaus über die Entscheidung des Einzelhandelskon-

zerns REWE, der einen Großteil der Flächen kaufen würde, um dort ein modernes, zentrales Frischelager für seine Supermärkte zu errichten: Innovative Logistik, die gerade auch für regionale Bauern Vorteile bringen soll. Welche Vorteile ein neuerrichtetes Logistikzentrum konkret bringt, wollte REWE auf mehrfache Anfragen hin nicht erklären. Auch zur möglichen Nachnutzung der leerwerdenden, heute noch genutzten Betriebsstätten, beantwortet der Handelsriese keine Fragen. Die Planungen seien noch nicht ausreichend weit fortgeschritten, heißt es dazu auf Anfragen. Bürgermeister Matthias Stadler sieht die zentrale Lage des seit Jahrzehnten als Betriebsgebiet gewidmeten Standortes als großen Vorteil und merkt an:


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: ADOBE STOCK, MARKUS BONNER

1.600 KFZ-Fahrten zum und vom Zentrallager erwartet eine Ersteinschätzung im Auftrag von REWE.

„Wird das Projekt nicht in St. Pölten umgesetzt, dann vielleicht in Loosdorf, Böheimkirchen oder vielleicht in der Slowakei, in Ungarn. Was wäre diesbezüglich aber aus Sicht des Umweltschutzes gewonnen?“ Jedenfalls traten bald erste Kritiker des Projektes auf den Plan. Immerhin geht es um die Neuerrichtung einer Betriebsansiedelung, die aufgrund ihrer Dimension zwangsläufig massiven Bodenverbrauch bedeutet. Zudem kam im Dezember 2022 eine 34-seitige „verkehrstechnische Ersteinschätzung“ eines Ziviltechnikerbüros im Auftrag von REWE zum Schluss, dass täglich mit rund 1.000 LKW- und 600 PKWFahrten zum und vom Standort zu rechnen ist. Romana Drexler ist in St. Pölten als Aktivistin gegen die S 34 stadtbekannt. Gemeinsam mit zahlreichen anderen Organisationen und mit Unterstützung der St. Pöltner Grünen organisierte sie Informationsstände und sammelte von Gemeindebürger­ innen und Gemeindebürgern 2.948 gültige Unterschriften für einen Initiativantrag an den Gemeinderat. Dieser solle beschließen, die betroffenen Grundstücke auf Grünland rückzuwidmen. Doch die SPÖ-Mehrheit im Gemeinderat entschied in seiner Sitzung im Juni 2023 anders und beschloss einen Änderungsantrag, der vorsah die bestehende Widmung (vorerst) beizubehalten und ein externes Rechtsgutachten einzuholen, ob die Rückwidmung aus rechtlichen Gründen nötig sei. Drexler und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter hatten sich bei ihrem Initiativantrag nämlich nicht nur auf ökologische Argumente gestützt. Sie haben sich vielmehr Niederösterreichs Bau- und Raumordnungsgesetze durchgelesen und kamen zum

Schluss: Diese riesige, unbebaute Aufschließungsfläche hätte man aufgrund der Hochwassergefahr schon längst wieder auf Grünland rückwidmen müssen. Weil genau das aber nicht geschehen war, brachten die St. Pöltner Grünen zudem im Mai 2023 beim Amt der NÖ Landesregierung eine Aufsichtsbeschwerde ein und wollten auf verwaltungsrechtlicher Ebene klären, ob diese Flächen überhaupt noch als Bauland-Industriegebiet gewidmet sein dürfen. Im Kern geht es dabei um die Fragen, was der Gesetzgeber mit diesem Satz meint: „Ein örtliches Raumordnungsprogramm ist abzuändern, wenn sich herausstellt, dass eine als Bauland gewidmete und noch nicht bebaute Fläche von Gefährdungen gemäß § 15 […] tatsächlich betroffen ist und die Beseitigung dieser Gefährdungen nicht innerhalb einer Frist von 5 Jahren sichergestellt werden kann.“ Bei den angesprochenen „Gefährdungen“ geht es eben um Flächen, die bei Hochwasser überflutet werden. Die Flächen sind derzeit als Bauland gewidmet, sie sind noch nicht bebaut. Und die 5-Jahres-Frist scheint offensichtlich auch schon längst abgelaufen. Die Bürgerinitiative sah die Beauftragung eines Gutachters durch den Magistrat skeptisch. Nicht nur wegen der Kosten, auch wegen der Fragestellung. Also entschied die Initiative, selbst ein Rechtsgutachten in Auftrag zu geben. Rechtsanwalt Wolfram Schachinger kam zum Ergebnis, dass die Rückwidmung zwingend vorzunehmen ist, weil es sich um eine Fläche handelt, die unbebaut ist und von einem Hochwasser tatsächlich gefährdet ist. Das Rechtsgutachten von Philipp Pallitsch, der im Auftrag der Stadt tätig wurde, verneint diese Pflicht. Die Aufschließungszone sieht vor, dass vor einer Bebauung die Hochwassersicherheit hergestellt sein muss – beispielsweise durch Dämme. Und diese Auflage verhinderte, dass es eine „tatsächliche Gefährdung“ der Grundstücke gäbe, auf die aber die Rückwidmungspflicht abzielt.

Traue keiner Studie, die du nicht selber gefälscht hast, fällt einem da ein. Oder: Zwei Juristen, drei Meinungen. Tatsächlich arbeiten sich beide Experten intensiv an der Thematik ab, zitieren einschlägige Gesetzesnormen und passende Fachliteratur – teilweise sogar sich gegenseitig. Das Ergebnis ist freilich diametral entgegengesetzt – und jeder Auftraggeber ist glücklich. Dazu muss man verstehen: Ein Rechtsgutachten dient ja nicht der Streitbeilegung – das machen Gerichte oder Oberbehörden. Sondern darum, den eigenen Standpunkt im rechtlichen Rahmenwerk besser einschätzen zu können und bei einer juristischen Auseinandersetzung „Munition“ in Form von Argumenten vortragen zu können. Romana Drexler ärgert sich auch Monate später noch über den Abänderungsantrag und die dadurch ausgelöste Gutachter-Beauftragung: „Warum muss das Rathaus, in dem etliche Juristen sitzen, einen externen Gutachter um Steuergeld beauftragen?“ 18.600 Euro inklusive Umsatzsteuer überwies das Rathaus jedenfalls für das Rechtsgutachten samt weiteren Stellungnahmen an den Gutachter. Drexler schätzt die Rechtskosten für ihre Initiative auf rund 8.000 Euro – die allesamt durch Spenden aufgebracht wurden. Wie geht es nun weiter? Bei der Landesregierung ist die Aufsichtsbeschwerde anhängig. Die Landesbeamten forderten die Stadt St. Pölten auf, zur Thematik Stellung zu nehmen. Diese brachte das eigene Rechtsgutachten vor. Zudem gaben sich die beiden Gutachter gegenseitig „Feedback“. Auf die Replik von Wolfram Schachinger folgte eine Duplik von Philipp Pallitsch. Mehrere Stellungnahmen runden das Paket ab, über dem nun die Fachaufsicht im Land brütet.

335.000 Quadratmeter zählt die „Aufschließungszone BI-A41“. MFG 12 23

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GRÜNRÜCKSCHNITT

KOLUMNE TINA REICHL

ALL I WANT FOR CHRISTMAS

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ACKERFLÄCHE. Obwohl seit Jahrzehnten als Industriegebiet gewidmet, wurden die Gründe nur landwirtschaftlich genutzt. Das nun geplante Bauprojekt erntet Kritik.

Laut Severin Nagelhofer vom zuständigen Amt der Landesregierung liegen mittlerweile alle Stellungnahmen vor und fließen „in die fachliche und rechtliche Bewertung mit ein. Mit einer Entscheidung ist in den nächsten Wochen zu rechnen.“ Dieses aufsichtsbehördliche Verfahren wird aber nur beantworten, ob das städtische Raumordnungsprogramm (und somit die konkrete Flächenwidmung) in der Vergangenheit zu ändern gewesen wäre. „Darüber hinaus sind in diesem Verfahren keine weiteren Feststellungen zu treffen.“ Ein Flächenwidmungsplan wird grundsätzlich vom Gemeinderat anhand der Landesgesetze erstellt. Änderungen sind selten, das Verfahren aufwändig. Bürgerinnen und Bürger sollen sich auf den Fortbestand eines Flächenwidmungsplans verlassen können. Aber natürlich ist eine Weiterentwicklung oder Änderung grundsätzlich denkbar. Was passiert nun konkret mit dem geplanten REWE-Lager? Wenn die Aufsichtsbehörde feststellt, dass

170.000 FOTO ADOBE STOCK

Nachdem jetzt schlagartig der Winter ins Land Einzug gehalten hat, zieht alles wie im Zeitraffer an mir vorbei. Zack – Advent! Schnell ein bisschen Deko im Haus verteilen, die Familie für den 24. einladen und dazwischen nicht vergessen zu atmen. Nein, halt! Heuer kriegt mich der Weihnachtswahnsinn nicht! Im Keller stapeln sich die Kisten mit Weihnachtszeug! Keine Kugeln mehr kaufen, keine Servietten, keine Kerzen, keine neue Lichterkette. Es reicht! Nach erfolgreichem Boykott des Black Fridays widersage ich dem ganzen kommerziellen Adventstress. Ich brauch keine Rabattaktionen, keine Megasales, keine Minus-20 Prozent Pickerl und keine Schnäppchen. Ich brauch Kuscheldecken, Kerzenschein und eine coole Playlist. Naja, die Designdays in der Glanzstoff wären heute. Der Christkindlmarkt am Rathausplatz hat ebenfalls schon geöffnet und vor mir liegen Prospekte von Lederleitner und Nentwich, die mich zur Eröffnung der Adventausstellung einladen. Phu! Ich ziehe die Decke hinauf bis zum Hals. „Bleibe stark!“ Meine Freundin Sabine schickt mir ihre ersten Beutefotos – einen wunderschönen Adventkranz mit eingeflochtenem Föhrenreisig und Ohrringe vom Kunsthandwerksmarkt. Ich hole mir einen Beruhigungstee aus der Küche. Mein Sohn sendet Grüße aus der winterlichen Stadt, er war grad bei Müller und hat sich ein neues Parfum geholt. Ich lasse mir ein Entspannungsbad ein. Jetzt schneit es sogar draußen. „Ui, wo hab ich denn den Eiskratzer fürs Auto hingelegt? Ob ich doch kurz ins Einkaufszentrum fahre?“ Ich drehe die Musik lauter: “All I want for Christmas is ..……….. yooooouuuuuuuuuuuuuu!”

Quadratmeter Ackerland sollen durch das Zentrallager versiegelt werden, befürchtet die Bürgerinitiative.

die Flächenwidmung falsch ist und eine Rückwidmung zu Grünland fällig ist, wird sich das St. Pöltner Rathaus dem wohl beugen. Realistischerweise wird man aber wohl bei einer Neufassung des Flächenwidmungsplans das Areal wieder als Bauland definieren. Wie weit der Zeitverlust die REWE-Pläne beeinflussen würde und ob das Projekt dadurch womöglich gefährdet wäre, ist nicht bekannt. Setzt sich das Rathaus durch und ist keine Rückwidmung nötig, weil bei rascher Umsetzung des Hochwasserschutzes die Voraussetzungen für eine Bebauung vorliegen, wird der Widerstand gegen das Frischelager wohl dennoch nicht verschwinden. Und dann ist da noch das Problem mit der fehlenden Anbindung an die S 34. Diese seit Jahrzehnten in Diskussion stehende Schnellstraße ist weiterhin umstritten und ein Baubeginn nicht absehbar. Es wäre schwer zu argumentieren, wenn sich die allein regierende SPÖ im Gemeinderat entschließen würde, die Flächenwidmung soweit abzuändern, dass diese überregionale Straße plötzlich doch keine Voraussetzung für eine Bebauung des Areals wäre. Immerhin ist St. Pöltens Süden jetzt schon ein stark verkehrsbelastetes Stadtgebiet – und da sind 1.600 zusätzliche Zu- und Abfahrten wohl auch ein eigenes Thema.


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTOS: ADOBE STOCK, MARKUS BONNER

Wir wünschen ein strahlendes Weihnachtsfest! Inserat_Christbaeume_Final.pdf

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13.11.2020

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HALTET DEN KASSIER Mehr als eine Viertelmillion Euro entwendet ein Magistratsbediensteter aus der St. Pöltner Stadtkasse. Am Landesgericht bekennt sich der 26-Jährige schuldig und entgeht vorerst einer Haftstrafe. Die „Causa Stadtkasse“ beschäftigt das St. Pöltner Rathaus aber auch nach dem Schuldspruch weiter.

VERWECHSLUNGSGELD. Statt in die Handkasse, wanderten 260.900 Euro in die eigene – für Videospiele und Luxusgüter.

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lles, was die Staatsanwältin meinem Mandaten vorwirft, trifft zu.“ Normalerweise versuchen Verteidiger in Strafverfahren die Anklage zumindest in Teilen zu widerlegen oder Vorwürfe kleinzureden. Nicht hier. Der Angeklagte ist geständig, alles ist so geschehen. Im Jahr 2017 beginnt er nach der Handelsschule bei der Finanzverwaltung. Er verdient rund 1.500 Euro netto im Monat, wird Stellvertreter des Hauptkassiers und darf Bargeld von den Konten der Stadt bei der Sparkasse beheben. Im Verfahren wird sein Vorgesetzter aussagen, dieses Geldholen sei normalerweise ein paar Mal im Jahr nötig, etwa wenn man das Wechselgeld in der Handkassa auffüllen müsse. Dann geht man zur Bank und holt ein paar tausend Euro, meistens glatte, runde Beträge. Das Bargeld kommt 18

in die Handkassa, der Beleg kommt in die Buchhaltung. Im Oktober 2021 war der Angeklagte mit diesem System durch seine jahrelange Tätigkeit bereits bestens vertraut. Er unterschreibt einen Auszahlungsbeleg, setzt den Betrag „50,00 Euro“ drauf und lässt einen zweiten Kollegen gegenzeichnen. Damit geht er zur Bank und holt das Geld. Jedoch hatte er zuvor noch ein paar Ziffern ergänzt – und so wurde aus „50 Euro“ beispielsweise „2.950 Euro“. Den Barbetrag zahlte er jedoch nicht in die Handkasse der Stadt ein, sondern behielt ihn für sich. Um diese Handlung zu vertuschen, verbuchte er den Beleg natürlich nicht als Kassaeingang, sondern täuschte einen Vorwand vor, etwa indem er den Betrag auf einem Konto für „Spesen aus dem Geldverkehr“ verbuchte. Nachdem die ersten derartigen Be-

hebungen im Oktober und November 2021 unentdeckt blieben, wurde er – mit den Worten des Strafrichters – offenbar „mutiger“ und erhöhte die Beträge. Vierzig unberechtigte Bargeldbehebungen wurden im Ermittlungsverfahren festgestellt, die Schadenssumme: 260.900 Euro. Der Verteidiger liefert ein Motiv. Sein Mandant habe ein Talent zum Fußballprofi gehabt, nach einer Verletzung in Jugendjahren sei daraus aber nichts geworden. Das war dann ein Problem für seinen Selbstwert und er habe begonnen intensiv die Videospiele „FIFA“ und „Fortnite“ auf der Playstation zu spielen. Tatsächlich werden rund 200.000 Euro ermittelt, die über diverse Zahlungsdienstleister vom Angeklagten an Dritte überwiesen wurden – angeblich Großteils für sogenannte „Lootboxen“. Damit kann man sich in


TEXT: MICHAEL MÜLLNER | FOTO: ADOBE STOCK

WA R DAS WIR K L IC H NÖT I G ? WAS D ER STADTR EC HNUNGS H O F Z U R CAUS A STADTK AS S E S AG T Im St. Pöltner Rathaus sorgte die „Causa Stadtkasse“ jedenfalls schon vor dem Urteil für gehörige Wellen. Als Mitarbeiter der Finanzverwaltung im Mai 2023 zufällig auf die Unregelmäßigkeit aufmerksam wurden, griff Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) rasch durch, entließ den verdächtigen Mitarbeiter und übergab die Hinweise den Ermittlungsbehörden. Der Gemeinderat beauftragte den Stadtrechnungshof unter der Leitung von Manfred Denk mit einer Prüfung der Vorfälle. Darüber wurde nun in der November-Sitzung des Stadtparlaments ein umfangreicher Bericht zur Kenntnis genommen. Der Bericht hält fest, dass die Fehlbeträge zwar in erster Linie auf dolose (also vorsätzliche und arglistige) Handlungen des damals stellvertretenden Kassiers zurückzuführen sind. (Es gab keine Anhaltspunkte gegen andere Mitarbeiter des Magistrats.) Der Bericht hält auch kritisch fest, dass wesentliche Grundsätze im Kassenbereich nicht (mehr) in die Arbeitsabläufe der zuständigen Stellen integriert waren oder sehr einfach umgangen werden konnten. Das Fehlen einer Funktionstrennung im Kassen- und Buchhaltungsbereich sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass diese dolosen Handlungen eines einzelnen möglich waren. Als Empfehlung spricht sich der Stadtrechnungshof dafür aus, dass ein „Internes Kontrollsystem“ durch die Finanzabteilung entwickelt und geführt wird. Konkret nennt er dazu auch 23 Maßnahmen. Über die Parteigrenzen hinweg einigten sich alle Gemeinderatsfraktionen in der Novembersitzung zudem auf einen Beschluss, der die Implementierung der Verbesserungen im Sinne des Prüfberichts bis Ende 2024 vorsieht. Im Nachhinein ist man bekanntlich immer klüger. Doch der Stadtrechnungshof hatte schon lange vor dem Auffliegen der Affäre empfohlen, dass eine neue Kassenordnung einzuführen sei und dass eine Funktionstrennung zwischen Kassenführung und Buchhaltung nötig sei. ÖVP-Gemeinderätin Susanne Binder-Novak betont zudem, dass man laut Bericht des Stadtrechnungshofs bei Beibehaltung des bis ins Jahr 2020 üblichen Systems im Magistrat die zur Verschleierung getätigten Fehlbuchungen mit großer Wahrscheinlichkeit schon beim Erstellen des Rechnungsabschlusses im Frühjahr 2022 bemerkt hätte. „Somit hätte man einen großen Teil des Schadens vermeiden können.“ Der Täter hatte seine Barbehebungen irreführenderweise auf ein Spesenkonto gebucht, welches folglich mit rund 150.000 Euro zum budgetierten Sollwert abwich. Wieso fiel das niemand auf? Thomas Wolfsberger, Leiter der Finanzverwaltung, merkt dazu an, dass auf besagtem Konto zur damaligen Zeit aus mehreren Gründen ungewöhnlich viele Kosten landeten: Es war die Zeit von Corona, viele Abbuchungsaufträge waren nicht gedeckt und die Gebühren dafür landeten auf diesem Konto. Es gab plötzlich Negativzinsen und allgemein deutlich höhere Spesen.

Die Fehlbeträge sind auf Handlungen des KassierStellvertreters zurückzuführen. Der Stadtrechnungshof stellt auch kritisch fest, dass Grundsätze, die derartige Handlungen vermeiden sollten, nicht integriert waren oder sehr leicht umgangen werden konnten.

Videospielen „Verbesserungen“ oder virtuelles Guthaben kaufen und somit vereinfach gesagt „besser“ spielen. Ganz überzeugt man mit der Suchterklärung den Schöffensenat nicht, wie es der vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung darlegt: „Ein schwer Suchtkranker hat keine zwei Rolex-Uhren, denn der versilbert alles sofort und steckt es in seine Sucht. Das Spielen war sicher ein Teil der Motivation, ihren Arbeitgeber zu schädigen, aber es ging auch um unberechtigten Vermögensaufbau.“ Zwölf teure Damenhandtaschen und zwei Rolex-Uhren wurden bei ihm sichergestellt. Den 30.000-Euro-Mercedes will er aber nicht vom gestohlenen Geld bezahlt haben, den habe die Oma bezahlt. „Bedarf es in Ihrem Fall einer Haft?“, fasst der Vorsitzende in der Urteilsbegründung die wesentliche Überlegung der Schöffen zusammen. Der Strafrahmen gibt bis zu fünf Jahre her, erschwerend wirken die hohe Schadenssumme, der lange Tatzeitraum, die Vielzahl der Übergriffe. Mildernd der ordentliche Lebenswandel, die Unbescholtenheit und das umfassende und reumütige Geständnis. Bei Ersttätern gilt das untere Drittel des Strafrahmens als üblich, womit man ziemlich genau bei den 20 Monaten Haft landet, die dann auch verhängt werden. Diese werden auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt: Setzt er die bereits begonnene Psychotherapie wegen seiner Spielsucht konsequent fort und lässt sich nichts mehr zu Schulden kommen, wird die Strafe nach den drei Jahren erlassen. Zusätzlich wird er zu einer unbedingten Geldstrafe von 240 Tagsätzen verurteilt, ohne nennenswertes Vermögen und Einkommen ist der Mindestsatz dafür 4 Euro, somit eher symbolische 960 Euro Geldstrafe. Schwerer wiegt die Verpflichtung, den Schaden samt Gerichtskosten zu ersetzen. Allein die Zinsen machen jährlich mehr als 10.000 Euro aus. Dass die Stadt einen relevanten Teil ihres Schadens tatsächlich je ersetzt bekommt, scheint unwahrscheinlich. Das Urteil ist jedenfalls rechtskräftig. MFG 12 23

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ERNESTINE GRIESSLER

DIE MACHERIN Klischees sind bekanntlich da, um gebrochen zu werden. Jenes des klassischen Bankbeamten geht in etwa so: Er/Sie ist korrekt, nüchtern, kontrolliert, diplomatisch. Die neue Geschäftsleiterin der Raiffeisenbank Region St. Pölten, Ernestine Grießler, scheint dazu die glatte Antithese: Ihr Lachen ist ansteckend, ihre Power mitreißend, ihre Geradlinigkeit erfrischend erdig. Wir sprachen mit der Bankerin über etwaige Nachwirkungen der Finanzkrise 2008, aktuelle Herausforderungen von Inflation bis gestiegenen Kreditzinsen, die Bank der Zukunft und wie man es als Frau in einer männerdominierten Branche bis an die Spitze schaffen kann. 2008 erschütterte die Finanzkrise die Welt, plötzlich geisterte das Bild von raffgierigen Bankern durch den Raum, kleine regionale Institute wurden unreflektiert mit Investmentbanken in einen Topf geworfen – konntet ihr den Flurschaden von damals mittlerweile bereinigen? Die Bankenkrise ging damals mit einer massiven Imagekrise der Branche einher – plötzlich rangierten Banker in der Beliebtheit der Berufsbilder an letzter Stelle. Viele Kolleginnen und Kollegen litten unter dieser Geringschätzung und Pauschalisierung von wegen „die Banken“, weil sie ja gar nichts dafür konnten. Mittlerweile ist das Bild aber wieder zurechtgerückt, weil die Kunden rasch begriffen, dass meine Regionalbank vorort eben nichts mit wild spekulierenden Investmentbanken zu tun hat, sondern hier Menschen am Werk sind, die ich nicht nur persönlich kenne, sondern die mir auch sicher nicht irgendetwas aufdrücken möchten, sondern sich seriös um meine Geldgeschäfte kümmern. Aus dieser Sicht hat die Krise langfristig sogar dazu beigetragen, dass die Kunden heute noch mehr zu schätzen wissen, was sie an ihrer Hausbank haben. Wobei der Spielraum der regionalen Banken immer enger zu werden scheint – laufend kommen neue Vorschriften, die das Korsett enger schnüren. Natürlich gibt es gesetzliche Regulatorien, die wir einhalten und umsetzen müssen. Diese sind aber in der Regel keine Schikane, sondern zumeist eine Reaktion auf ganz konkrete Probleme – denken wir etwa an den Bereich der Geldwäsche, Cybercrime, Terrorismusbekämpfung etc. Aus Sicht der Kunden – etwa im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Einlagen – machen diese Regeln durchaus Sinn, ja sind in ihrem Sinne, auch wenn sie für uns als Bank mit Mehraufwand einhergehen. Als Regionalbank ist unser Fokus trotzdem immer ganz eindeutig auf die 20

Bedürfnisse unserer Kunden ausgerichtet: Wir versuchen die bestmöglichen Lösungen zu finden, wenn wir etwa an den Bereich der Häuslbauer denken In diesem Segment wurden ja die Regeln für die Kreditvergabe EU-weit angezogen. Heute braucht man eine Eigenkapitalquote von 20 %, die Kreditrate darf maximal 40 % vom Nettoeinkommen betragen und der Kredit maximal über 35 Jahre laufen – viele können das nicht stemmen. Ist für sie der Traum vom Eigenheim damit ausgeträumt? Nicht unbedingt. Es lohnt trotzdem, gemeinsam mit unseren Beratern Möglichkeiten auszuloten, wie man vielleicht dennoch eine Finanzierung aufstellen kann, die den Vorgaben entspricht. Vielleicht kann man das Projekt ja adaptieren, indem man zum Beispiel kleiner baut oder gewisse Wünsche – etwa den geplanten Pool – auf später verschiebt. Oder wir schaffen einen Hebel, indem wir die Laufzeit des Kredits ausdehnen. Das muss man sich jeweils genau anschauen, umgekehrt kommunizieren wir aber auch ganz klar, wenn es sich nicht ausgeht. Bringt das Wegbrechen von Wohnbaukrediten nicht die Banken selbst in die Bredouille? Und wie stark betroffen ist man selbst von der aktuellen Wirtschaftslage, Stichwort Inflation? Natürlich verzeichnen wir aktuell weniger Wohnbaukredite, aber das hat nicht nur mit den neuen Vorgaben zu tun. Nicht minder relevant ist der Umstand, dass die Bau- und Materialkosten um gut 30% gestiegen sind, die Immobilienpreise sind hoch und die Kreditzinsen selbst ziehen an. Aktuell liegen sie wieder auf einem quasi „normalen“ Niveau, also in etwa auf der Höhe von vor gut 20 Jahren – die ungewöhnlich lange Niedrigzins-Phase ist leider vorbei. Von der Inflation sind wir selbst wie jedes andere Unternehmen auch betroffen, sehen uns etwa


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

Die Kunden wissen zu schätzen, was Sie an Ihrer Hausbank haben. ERNESTINE GRIESSLER

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mit höheren Personalkosten, gestiegenen Energiekosten oder etwa höherem Wareneinsatz konfrontiert sehen, wird die Luft für manche rasch dünn – übrigens mit negativen Effekten auf die Gesamtwirtschaft, weil dann in der Regel geplante Investitionen rückgestellt werden oder Personal abgebaut werden muss. Wo möglich, unterstützen wir unsere Partner, wieder auf die Beine zu kommen. Wenn die Langfristanalyse allerdings kein Potenzial auf Erholung erwarten lässt, sprechen wir schon von Restrukturierung. Diesbezüglich haben wir auch eine hohe Verantwortung für die Spareinlagen unserer Kunden.

DIE NEUE. Aus über 40 AnwärterInnen machte Ernestine Grießler das Rennen als neue Raiffeisen-Geschäftsleiterin.

mit höheren Energiepreisen, höheren Gehaltsabschlüssen, höheren Materialkosten etc. konfrontiert. Dennoch bemühen wir uns, wo immer möglich, Vorteile an unsere Kunden weiterzugeben. Wobei im Zuge der aktuellen Debatten der Vorwurf laut wurde, dass Banken zwar rasch Gebühren und Kreditzinsen erhöhen, sie es bei der Weitergabe positiver Effekte wie etwa gestiegenen Sparzinsen aber nicht so eilig haben. Dieser Eindruck mag entstehen, in unserem Fall stimmt er aber definitiv nicht. Bei den Krediten sind wir an den EURIBOR gebunden, mit dem wir automatisch alle drei Monate mitgehen – nach oben wie nach unten. Bei den Sparguthaben müssen wir hingegen im Zusammenspiel dazu auch die Gesamtliquidität des Institutes im Auge behalten. Dadurch, dass wir viele fixe Kredite laufen haben, die also nicht variabel steigen, müssen wir die Zinsspanne über das gesamte Portefeuille ziehen. Das heißt, wenn ich jetzt für alle Sparbücher automatisch in gleichem Maße die Zinsen erhöhen würde, kämen diese Ausgaben über den Einnahmen der Kreditzinsen zu liegen, womit die Gesamtliquidität gefährdet wäre. Ich kann also nicht 1:1 erhöhen, sondern muss die richtige Balance finden – wobei wir zuletzt sogar eine sehr erfolgreiche Aktion für ein 4% Sparbuch hatten. Als Bank ist man auch so etwas wie ein Seismograph der Wirtschaft – merkt ihr bereits Probleme, dass Kunden etwa ihre Schulden nicht mehr bedienen können oder Unternehmen straucheln? Bei Privaten schlägt es nicht so massiv durch, weil hier viele Kunden Fixzinskredite haben. Problematischer ist es im Unternehmenssektor, wo viele Kredite mit variablem Zinssatz abgeschlossen wurden und die Zinslast zuletzt stark gestiegen ist. Wenn sich Firmen gleichzeitig 22

Aufs Geld müssen selbstverständlich auch die Banken schauen, was sich seit geraumer Zeit in einem Strukturwandel niederschlägt: Digitalisierung und Automatisierung sind im Vormarsch, wenig lukrative Filialen werden geschlossen. Es geht darum, dass wir auf den gesellschaftlichen Wandel reagieren müssen. Wir schließen ja nicht blind, sondern orientieren uns an den Kundenbedürfnissen, schauen also sehr genau, welche Leistungen wo gebraucht werden. Wenn es zum Beispiel kaum analoge Banktransaktionen gibt, macht eine vollausgestattete Bankstelle wenig Sinn – vielleicht brauche ich dort aber einen Bankomaten oder andere technische Services. Teilweise gibt es auch Mischformen, kommen etwa Berater zu fixen Sprechstunden in die Bankstelle, wobei unser Ansatz zuletzt auch dahin ging, regionale Kompetenzzentren zu etablieren, wo Experten aus allen Bereichen konzentriert vorort für die Kunden da sind. Wobei digitale Wege, Onlinebanking nicht jedermanns/fraus Sache sind, v. a. ältere Personen tun sich damit mitunter schwer. Ich weiß gar nicht, ob das unbedingt mit dem Alter zusammenhängt. Wir haben viele ältere Kunden, die sehr digitalaffin sind und via App – wie bereits ein Großteil unserer Kunden – ihre Bankgeschäfte zu jeder Tageszeit und wo immer sie sind abwickeln möchten. Umgekehrt – und das hängt eher mit dem persönlichen Lebenszyklus zusammen – gibt es gerade im jüngeren Segment große Anschaffungen wie Eigenheim, Auto oder ähnliches, wo man eine persönliche Beratung bevorzugt. Letztlich geht es darum, unseren Kunden die Gewissheit zu geben, dass wir immer für sie da sind – und zwar egal auf welchem Kanal sie mit uns in Kontakt treten möchten! Der nächste große Gamechanger steht ebenfalls schon ante portas: Welche Rolle wird KI in Zukunft spielen? Ist der klassische Bankberater aus Fleisch und Blut ein Auslaufmodell? Also KI ist bereits jetzt sehr wichtig und wird es natürlich in zunehmendem Maße, wobei man genau schauen muss, wo ihr Einsatz Sinn macht und wo nicht. Im Hinblick auf standardisierte Prozesse, zum Beispiel als Frühwarnsystem bei Online-Kriminalität, Betrug oder Geldwäsche, wenn KI etwa ungewöhnliche Kontobe-


DIE MACHERIN

ZU R P E RS O N Wie sang dereinst Sting: „I’m an Englishman in New York.“ Abgewandelt auf Ernestine Grießler müsste es heißen „Ich bin eine Lungauerin in St. Pölten“, kommt die neue Geschäftsleiterin der Raiffeisenbank Region St. Pölten doch ursprünglich aus dem Salzburgischen. „Ich bin ein richtiges Bergkind, bin in einer 1.400 Seelen-Gemeinde aufgewachsen.“ Bis ins Teenager-Alter, danach zieht die Mama mit den Kindern zu den Flachlandlern ins weit entfernte St. Pölten – Kulturschock inklusive. „Ich kann mich noch gut erinnern, als wir das erste Mal die Fußgängerzone hinauf spaziert sind – da hat uns die Mama auf Höhe des damaligen Café Wolf zur Seite genommen und gemeint: ‚Ihr müsst nicht alle Leute grüßen wie bei uns im Dorf, das ist hier anders‘“ – wobei „anders“ für den Teenager nicht besser bedeutete. „Ich war ja im coolen Alter, zugleich ist man in der Pubertät aber auch recht introvertiert, da hab mich schon sehr entwurzelt gefühlt zu Beginn.“ Ein Zustand, der sich aber alsbald legt, weil es der Jugendlichen in der neuen Schule, der HAK, „recht gut gefallen hat“ und sie dort nicht nur neue Freundschaften schließt, sondern irgendwann auch so etwas wie Frieden mit der neuen Heimat.

Nach der Matura wechselt Grießler, die zu dem Zeitpunkt schon weiß, „dass Buchhaltung allein für mich nichts ist“, auf die Uni Wien und studiert Jus „weil mich die Frage der Gerechtigkeit immer interessiert hat.“ Im Zuge des ans Studium anschließenden Gerichtsjahres muss die Neo Frau Magistra aber erkennen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer unbedingt ident sind und die Justiz durchaus nach ihren ganz eigenen Mechanismen funktioniert, weshalb eine berufliche Karriere am Gericht flachfällt. Stattdessen verbindet sie quasi das Beste aus beiden gelernten Welten – also Recht UND Wirtschaft – und landet so im Bankensektor. Zunächst arbeitet die Juristin in der Rechtsabteilung der Volksbank, danach wechselt sie zur Sparkasse in den Bereich „Recht und Sanierung“, schließlich in den Bereich „Risikomanagement“. So ganz nebenbei, sprich berufsbegleitend, beginnt sie an der FH Wien „Unternehmensführung“ zu studieren, „weil ich meine wirtschaftlichen Skills vertiefen wollte“ – eine harte und anstrengende Lebensphase, wie sie sich erinnert. Zudem eine, in der sich die Mutter eines damals 11-jährigen Sohnes mit der klassischen Frage „Wie bringst du das denn alles unter einen Hut?“ konfrontiert sieht. Grießlers pragmatische Antwort: „Bei einem Mann geht es ja auch, also warum soll es nicht bei einer Frau gehen? In einer Partnerschaft muss man sich gegenseitig unterstützen, indem man gemeinsam Verantwortung übernimmt für das Zuhause, für die Familie. Und man muss begreifen, dass man nicht alles alleine schaffen muss, sondern dass der Partner die Sachen auch gut macht. Ohne dieses gegenseitige Vertrauen geht es nicht!“ Sie selber macht ihre Sache so vorzüglich, dass sie bei der Sparkasse schließlich bis zur Leiterin der Abteilung „Risikomanagement“ mit gut 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufsteigt und – wie das halt so ist bei kompetenten Leuten – in den Fokus der Mitbewerber gerät. So ereilt sie im Jänner dieses Jahres der Anruf jener Headhunter-Agentur, welche potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Gerhard Buchinger als Direktor der Raiffeisenbank Region St. Pölten eruiert – zuletzt über 40 an der Zahl, aus denen Grießler schließlich das Rennen machen wird. „Dabei habe ich gar nicht gleich zugesagt, weil es mir zunächst ja nicht darum ging, unbedingt eine ‚Frau Direktor‘ zu werden, sondern viel relevanter war, ob ich mich mit dem Unternehmen identifizieren kann.“ In den folgenden vertiefenden Gesprächen wird der Bankerin aber rasch klar: „Die Raiffeisenbank passt wunderbar zu mir – und ich passe wunderbar zur Raiffeisen!“

In einer Partnerschaft muss man sich gegenseitig unterstützen, indem man gemeinsam Verantwortung übernimmt für das Zuhause. ERNESTINE GRIESSLER

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DIE MACHERIN

wegungen erkennt und Alarm schlägt, ist sie ungemein wertvoll und trägt zu mehr Sicherheit bei. Den persönlichen Fachberater hingegen wird sie sicher nicht ersetzen können – Kundenberatung wird immer Kundenberatung bleiben, von Mensch zu Mensch, und das ist gut so! Das heißt, die Bank der Zukunft wird mit dem heutigen Geschäftsmodell noch vergleichbar sein? Also unsere Zukunft liegt sicher nach wie vor in unserem Kerngeschäft, nämlich Partner der privaten Haushalte und Firmen vorort zu sein, fußend auf unserem Genossenschaftsgedanken: „Was einer allein nicht kann, vermögen viele!“ Das heißt, wir transformieren das Geld unserer Sparer in Kredite, um Mitgliedern etwa den Traum vom Eigenheim zu ermöglichen, Unternehmensgründer bei der Umsetzung ihrer innovativen Ideen zu unterstützen oder – aktuell sehr relevant – bei der Transformation in erneuerbare Energien mitzuwirken, wodurch wir mit unseren Krediten auch indirekt zur Verbesserung der CO2-Bilanz, zu einer besseren Umwelt beitragen!

Was einer allein nicht kann, vermögen viele! ERNESTINE GRIESSLER

Dieser Nachhaltigkeitsgedanke wurde bei Raiffeisen ja zuletzt sehr hochgeschrieben, wenn ich etwa an die Gemeinwohlberichte denke oder den Raiffeisen Corner, der so etwas wie die bauliche Manifestation ökologischer und nachhaltiger Firmenphilosophie darstellt. Das war auch tatsächlich einer der Gründe, warum ich bei Raiffeisen begonnen habe, weil ich gesehen habe, die reden nicht nur über Dinge und wälzen großspurig Pläne, sondern setzen auch ganz konkret um. Wir haben hier im Haus Photovoltaik am Dach, heizen über Wärmepumpen, es gibt ein ausgeklügeltes energiesparendes Lichtsystem etc., ebenso findet man ein Nützlingshotel am Dach, und der Koch des „Rosmarin“ holt sich die frischen Kräuter für seine Speisen vom Dachgarten und seine Produkte aus der Region und viele weitere nachhaltige Aktivitäten wie das Artenschutzprojekt, die Raiffeisen Bienenschutzinitiative oder Aufbäumen sowie die Raiffeisen Energiesparinitiative. Dieser Zugang deckt sich wunderbar mit meinem eigenen. Zuhause versuche ich etwa auch Plastik zu vermeiden – die Duschgelflaschen sind längst der guten alten Seife gewichen – ich fahre, wenn möglich, mit dem Zug, und wir ziehen schon mal den Pulli an, um 1-2 Grad weniger heizen zu müssen. Das sind zwar vermeintlich kleine Schritte, aber wenn jeder einzelne von uns solche setzt, kann etwas Großes entstehen! Ganz wie es der Grundphilosophie von Raiffeisen entspricht. In dieser scheint nun auch die Gleichberechtigung der Geschlechter als Grundsatz Einzug gehalten zu haben – Sie sind die erste Geschäftsleiterin in der Geschichte des Instituts. Der Bankensektor gilt ja als Männerdomäne. Wie kann man es als Frau dennoch an die Spitze schaffen, haben Sie für junge Kolleginnen Karrieretipps? 24

Prinzipiell müssen Frauen Karriere machen wollen, und sie müssen es sich vor allem auch zutrauen. Man darf auch nicht falschen Erwartungen auf den Leim gehen, von wegen „Wenn ich ein Kind bekomme, kann ich keine Karriere mehr machen.“ Warum nicht? Männer können das ja auch, also warum sollen es Frauen nicht können? Manche Kolleginnen glauben zudem „Ich bin so fleißig und trage so viel bei, da werden die in der Chefetage schon auf mich aufmerksam werden“ – nur warten sie dann manchmal ewig. Man darf also ruhig sagen, dass man Karriere machen möchte, muss auf sich aufmerksam machen – so wie das ja auch die Männer tun! Würde aus Ihrer Sicht die vieldiskutierte Quotenregelung Sinn machen? Also ich bin jetzt nicht die Quotenfrau der Raiffeisenbank und bin dem Thema eigentlich immer sehr skeptisch gegenüber gestanden. Andererseits ist man als Frau in leitender Position tatsächlich nach wie vor – wenn man sich die gesamte Arbeitswelt ansieht – eine Ausnahme, von daher würde eine Quote vielleicht doch helfen. Zugleich bin ich aber auch eine Buben-Mama und der Gedanke, dass mein Sohn vielleicht einmal trotz gleicher Qualifikation automatisch einer Frau Platz machen muss, er in dem Fall also ebenfalls wegen seines Geschlechtes diskriminiert wird, behagt mir auch nicht unbedingt. Es ist also schwierig. Vielleicht würde die Quote eine Zeitlang Sinn machen, bis Gleichberechtigung wirklich in allen Köpfen drinnen ist. In den Köpfen der Raiffeisen-Verantwortlichen war sie es schon, deshalb bin ich hier! Und für die Zukunft bin ich prinzipiell zuversichtlich. Wie meinte meine siebenjährige Nichte nach dem Besuch des neuen Barbie-Filmes voll Überzeugung: „Eine Frau kann alles werden!“


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

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E I N

„ A - T E A M “

F Ü R

D E N

KLIMASCHUTZ Die neu geschaffene Klimakoordinationsstelle soll St. Pölten dabei helfen seinem selbstbestimmten Anspruch einer „Klimapionierstadt“ gerecht zu werden. MFG stellt das sechsköpfige Team vor. Wer steckt dahinter und was ist der Nutzen der neuen Stabsstelle? 26


TEXT: JOHANNES MAYERHOFER | FOTOS: ARMAN KALTEIS, NINA MOSTEGL

I

m Bereich Energiewirtschaft ist Franz Gruber ein ge- Energiegemeinschaft und fragter Fachmann. Nachdem er Anfang dieses Jahr CO2-Bilanz sind Kernziele die Geschäftsführung der Fernwärme St. Pölten Mittelfristig gesehen soll es ans Eingemachte gehen. GmbH sowie der Abfallverwertung- und Behandlung Damit ist die Umsetzung zweier Großprojekte der Ko„Am Ziegelofen“ GmbH übernommen hatte, wartete ordinationsstelle gemeint. Beim Ersten handelt es sich bereits die nächste Aufgabe auf ihn: die Leitung der um die Schaffung einer städtischen Energiegemeinneuen städtischen Klimakoordinationsstelle. Mit fünf schaft für erneuerbare Energie, welche im Rahmen der weiteren Mitstreitern soll die Stabsstelle unter Gruber letzten Gemeinderatssitzung Ende November beschlosals eine Art Klimaschutz-“A Team“ die Klimaagenda St. sen wurde. Dazu sollen vorerst zwei Vereine gegrünPöltens durch Innovation, Beratung und Vernetzung vo- det werden, die lediglich städtische Gebäude betreffen. rantreiben. „Nach einer Testphase soll das Angebot weiter ausgeMit dabei ist unter anderem Carina Wenda, vormals rollt werden“, so Gruber. Zur kurzen Erläuterung: Eine in der Abteilung Stadtplanung beschäftigt. Sie war be- Energiegemeinschaft ist ein vereinsrechtlicher oder gereits für die Klimarahmenstrategie und den Bewer- nossenschaftlicher Zusammenschluss von Privatperbungsprozess zur Klimapionierstadt verantwortlich. Im sonen und/oder rechtlichen Personen (Firmen, OrgaKlimakoordinations-Team wird sie nisationen etc.) um gemeinschaftlich sich um „Nachhaltige PlanungskonEnergie zu produzieren, zu speichern, zepte“ kümmern. Die wissenschaftzu verwerten oder zu verkaufen. Das ist nicht zuletzt aufgrund stark gestieliche Expertise kommt vom Biologen Martin Gruber-Dorninger. Christina gener Strompreise von besonderer BeBirett wechselt aus der Verkehrsabteideutung. Im Vordergrund stehen die lung und wird sich naheliegenderweise lokale Begrenztheit und die GemeinFRANZ GRUBER um Mobilitätsthemen, weiters um Benützigkeit der Erneuerbaren-Energiewusstseinsbildung und FördereinreiGemeinschaft. chung kümmern. Dora Schillinger ist mit dem Aufbau Großprojekt Nummer zwei ist die Erstellung einer einer CO2-Datenbank betraut. David Obergruber, ge- CO2-Bilanz für St. Pölten. Sie ist Voraussetzung für eine lernter Landschaftsplaner und ehemals bei der Leader verlässliche Einschätzung, wo St. Pölten auf dem Weg Region Donau NÖ-Mitte tätig, bereitet eine städtische zur Klimaneutralität steht, und welch umfassende MaßEnergiegemeinschaft vor. Vor allem die beiden letztge- nahmen vonnöten sind. Nach welchen Regeln diese Binannten Punkte sind zentrale Ziele der Klimakooradina- lanz zu erstellen ist, darüber herrscht bisher noch keine tionsstelle. Aber dazu gleich mehr. hundertprozentige Gewissheit. Um Vergleichbarkeit mit anderen Städten zu gewährleisten, werde es wohl ein Netzwerken, netzwerken, netzwerken ... Konzept aus dem Umweltbundesministerium brauchen. Klimaschutz kann nicht von einer einzigen Stelle abge- Mit dem Aufbau einer für die Bilanz unerlässlichen Dawickelt werden, er ist Querschnittsmaterie sämtlicher tenbank ist Klimakoordinatorin Dora Schillinger beBereiche des gesellschaftlichen Lebens und damit auch reits beschäftigt. „In fast allen Abteilungen der Stadt der kommunalen Verwaltung. Darum ist es für das werden Daten gesammelt. Bisher waren diese Daten Klima-Team unerlässlich, zu allen Abteilungen und Organisationen einen „guten Draht“ zu haben. „Das DIE KÖPFE. Das Klimakoordinations-Team besteht aus Thema Kommunikation steht derzeit an oberster Stelle. David Obergruber, Christina Birett, Franz Gruber, Carina Aktuell stellen wir uns gerade bei den einzelnen AbteiWenda, Martin Gruber-Dorninger, Dora Schillinger (v.l.). lungen und städtischen Beteiligungen vor, mit denen wir künftig eng zusammenarbeiten werden“, erklärt Gruber. „So wollen wir sichergehen, dass wir uns als neue Abteilung etablieren und von Beginn an in die Prozesse und Planungen der Stadt einbezogen werden. In weiterer Folge wollen wir auch den Parteien zeigen, warum es uns gibt und was unsere Arbeit ist.“ Doch auch in Richtung Zivilgesellschaft wollen die Klimakoordinatoren ihre Fühler ausstrecken. So sind Vorstellungsrunden bei NGOs, Organisationen und auch in Schulen und Kindergärten geplant. Gruber ventiliert die Idee eines „Klima-Cafés“ als Ort der Beteiligung, Vernetzung und Information. Eine Idee, die er aber zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch nicht weiter konkretisiert hat. „Wir sind nicht nur Klimakoordinatoren, sondern auch Klimakommunikatoren.“

Wir planen ein Klima-Café als Ort der Vernetzung.

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EIN „A-TEAM“ FÜR DEN KLIMASCHUTZ

KLIMA-PIONIERSTADT. Die St. Pöltner Delegation mit Projektleiterin Carina Wenda, Martin Gruber-Dorninger, Vizebürgermeister Harald Ludwig, KlimaK-Leiter Franz Gruber und Leiter der Stadtplanung Jens de Buck (von links) beim Unterzeichnungsevent des Pionierstadt-Vertrages mit Bundesministerin Leonore Gewessler (Mitte).

und Freiflächen soll vorangetrieben werden. Neben diesen proaktiven Maßnahmen zur Verbesserung der CO2-Bilanz schlägt der Leiter der Klimakoordinationsstelle auch reaktive Maßnahmen vor, um sich an steigende Temperaturen anzupassen: „Die sogenannte Stadtklimaanalyse wird uns aufzeigen, welche Bereiche der Stadt besonders durch Hitze belastet sind und wo es somit besonders hohen Bedarf gibt, Maßnahmen zu setzen, um sich an diese neuen klimatischen Rahmenbedingungen anzupassen.“ Beschlossen wurde im Gemeinderat die Durchführung einer Stadtklimaanalyse, durchgeführt wird sie vom meteorologischen Ingenieursbüro „Weatherpark GmbH“ aus Wien. Dabei werden – vereinfacht gesprochen – alle meteorologischen Messdaten erhoben, Wirkungszusammenhänge analysiert und die Ergebnisse auf eine einfach dargestellte Klimafunktionskarte übertragen. Die Stadt St. Pölten stellt dafür 75.000 Euro bereit.

Jeder Gemeinderatsbeschluss soll auf Klima-Relevanz geprüft werden Für weitere Ideen und Anregungen blicken Gruber und nur den jeweiligen Abteilungen zugänglich. Manche seine Teamkollegen auch über den Stadtrand St. Pöldieser Daten sind aber beispielsweise auch für andere tens hinaus. Eine nachahmenswerte Idee ist aus seiner Bereiche spannend. Hier soll ein besserer Austausch Sicht das „Klimarelevanz-Tool“ beziehungsweise ein und ein regelmäßiges Update erfolgen“, erklärt Gruber „Klima-Check“, welche in Krems seit vier, oder auch in die Funktionsweise des Projektes. der deutschen Stadt Ludwigsburg seit etwa zwei Jahren Die Datenbank ist aber nicht nur für die Bilanzie- zur Anwendung gebracht werden. Einfach formuliert rung des städtischen CO2-Saldos wichtig. Sie ist auch bedeutet dies, dass alle Maßnahmen und Beschlüsse essentiell, um am e5-Programm teilnehmen zu können eines Gemeinderates auf ihre Klimarelevanz geprüft und Maßnahmen im Rahmen des Programms durch- werden müssen. Der Fokus auf Klimafreundlichkeit soll zusetzen. Das e5-Programm unterso schon im Frühstadium politischer stützt Gemeinden beim Klimaschutz, Maßnahmen und Beschlüsse implesei es durch Analyse von Schwachmentiert werden, durch grobe Ersteinstellen, Beratung, Planung und Hilfe schätzungen, Umsetzungs- und Optizur Umsetzung von Maßnahmen zur mierungsvorschläge. Nach Angaben der Steigerung der Energieeffizienz. „Viele Stadt Krems sind dort etwa 20 Prozent Maßnahmen des e5-Programms entder Beschlüsse „unmittelbar klimarelesprechen auch den Vorgaben und vant.“ Zielen der Pionierstadt. Wir schlagen Gruber und seine fünf Mitstreiter damit praktisch zwei Fliegen mit einer sind zweifelsohne ambitioniert, auch FRANZ GRUBER Klappe.“ Außerdem profitiere man mit etwas Hang zum Symbolischen: „enorm“ von der Expertise der eNu „Wir wollen in jedes Büro einen Blu(Energie- und Umweltagentur Niederösterreichs), die mentopf stellen, damit der Klimagedanke immer mitbei der Umsetzung der Maßnahmen tatkräftig Unter- spielt.“ Am Ende des Tages sind es jedoch der St. Pölstützung bieten werde. tner Gemeinderat und Stadtsenat die entscheiden, wie ambitioniert der Klimaschutz vorangetrieben wird. Sie Stadtklimaanalyse soll Aufklärung geben den Rahmen vor, innerhalb dessen die Klimazu Wärme-Hotspots & mehr liefern koordinationsstelle arbeiten kann. Und auf der StreIn Bezug auf das Thema Mobilität soll St. Pölten cke gab es in den vergangenen Jahren Kritik in Hülle freundlicher für Fußgänger und Radfahrer werden, es und Fülle, Stichworte wären „S34“, „Rewe Frischesoll also die „aktive Mobilität“ gefördert werden. „Ak- zentrum“ oder der „Neue Domplatz“ (der vom Kurier tuell entwickeln wir die Leitkonzeption Aktive Mo- auch „Platz des Todes“ betitelt wurde). Die Klimakoorbilität, die uns den Weg aufzeigen wird, welche Maß- dinationsstelle hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, nahmen gesetzt werden müssen, um ein durchgängiges Klimabewusstsein in Schulen, Vereinen et cetera zu förRad- und Fußwegenetz zu schaffen“, erläutert Gruber. dern. Ob entsprechende Bewusstseinsbildung auch bei Auch der Aufbau von Photovoltaik-Anlagen auf Dach- den politischen Entscheidern vonnöten ist?

Wir wollen in jedes Büro einen Blumentopf stellen, damit der Klimagedanke mitspielt.

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TEXT: JOHANNES MAYERHOFER | FOTOS: ARMAN KALTEIS, NINA MOSTEGL

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*Quelle Marktforschung 27.1.2022 Aconsult n=900


DIE „TOURISMUS

A

nders als Grießler, die es bereits als Teenagerin an die Traisen verschlägt, ist Bauer quasi ein Spätberufener. Er wächst auch nicht in einem Lungauer Bergdorf, sondern direkt in Salzburg Stadt auf, wo man Tourismus quasi mit der Muttermilch aufsaugt. „In Salzburg ist die Frage ja eher, wie man die Touristenströme in der Innenstadt kanalisiert. In St. Pölten sind klassische Touristen dahingegen nach wie vor eher selten im Stadtbild anzutreffen.“ Was nicht heißt, dass es in der niederösterreichischen Kapitale keinen Tourismus gäbe, „aber der ist aktuell sehr stark auf Geschäftstourismus ausgerichtet“, was u. a. das – im Vergleich zu anderen Destinationen – vermeintliche Paradoxon mit sich bringt, „dass die Auslastung unserer Gästebetten während der Woche sehr gut ist, während am Wochenende Kapazitäten frei sind.“ Ein Umstand, 30

Für einen Verschwörungstheoretiker wäre die Sachlage eindeutig: Wir werden von den Salzburgern unterwandert! Immerhin ist Stefan Bauer, der neue St. Pöltner Tourismusdirektor, nach RaiffeisenGeschäftsleiterin Ernestine Grießler bereits der zweite Salzburger innerhalb nur einer Woche, den ich im Hinblick auf sein Wirken in der Stadt interviewen darf. Seeeeeeehr verdächtig! Natürlich gar nicht – und sicher nicht zum Nachteil der niederösterreichischen Landeshauptstadt. den der Touristiker in eine bessere Balance bringen möchte. Tourismus von der Pieke auf Dass man mit Bauer den richtigen Mann dafür geholt hat – im Frühjahr folgte er Eva Prischl als Chef des St. Pölten Tourismus nach – steht dabei außer Streit, strotzt der Touristiker doch nur so vor Erfahrung und verfügt über ein beachtliches Netzwerk. Wobei er im Tourismus

erst über einen Umweg gelandet ist. „In Salzburg habe ich – ein bisserl untypisch für unsere Branche – die HTL für Maschinenbau absolviert, nach der Schule sogar eine Zeitlang in diesem Bereich gearbeitet!“ Lange genug übrigens, um ein waschechter Herr Ingenieur zu sein, „einen Titel, den ich aber nicht trage“, was manch gewitzten Magistratskollegen nicht davon abhält, den Tourismusdirektor mit einem Augenzwin-


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: JOSEF BOLLWEIN, RUPERT PRESSL, MATTHIAS KÖSTLER, ARMAN KALTEIS, WEINFRANZ

MASCHINE“

VISIT ST. POELTEN. Bauer sieht zahlreiche Gründe, die Stadt zu besuchen.

kern als „die Tourismusmaschine“ zu bezeichnen. Zu dieser avanciert er freilich erst während seines Studiums der Kommunikationswissenschaft und Betriebswirtschaftslehre, beginnt er doch parallel dazu beim SalzburgerLand Tourismus zu arbeiten. Dort lernt Bauer die Branche von der Pieke auf kennen. „Als Pressereferent habe ich zum Beispiel an die 25 Pressereisen pro Jahr organisiert“, erinnert er sich. In dieser Zeit tingelt Bauer landauf landab, lernt dabei nicht nur das Bundesland, die unterschiedlichsten Betriebe und Ausflugsziele kennen, sondern knüpft zugleich hervorragende Kontakte zu in- und ausländischen Tourismusjournalisten. Später beackert er als Marketing-Leiter die sogenannten „Kernmärkte“ wie zum Beispiel Österreich und Deutschland. Eine Bilderbuchkarriere, die ihn aber dennoch nicht davon abhält, sich 2007 auf eine Annonce der Niederösterreich-Werbung hin zu bewerben. „Nach sieben Jahren im SalzburgLand Tourismus hatte ich einfach Lust auf Abwechslung“, konstatiert er trocken. Die findet er – nach einem halbjährigen Intermezzo in Wien, „weil damals die Niederösterreich-Werbung noch in der Bundeshauptstadt situiert war“

– in St. Pölten, wohin er mit seiner Familie zieht. „Das hat damals super gepasst, weil ich zwei kleine Töchter hatte und St. Pölten ein sehr familiäres, nettes Umfeld bot, wo man sich wohlfühlen kann.“ Und wo ihm der neue Job Freude bereitet. Ähnlich wie schon in Salzburg durchläuft er wieder zahlreiche touristische Geschäftsfelder, vom Ausflugstourismus über den Bereich Sport und Freizeit bis hin zu Wirtschafts- und Kongresstourismus. Zuletzt steigt er auch in St. Pölten bis an die Spitze auf, wird Prokurist und Geschäftsführer-Stellvertreter der Niederösterreich-Werbung. Doch auch diesmal zieht es den Tourismus-Profi weiter. „Nach 15 Jahren habe ich einfach einen neuen Impuls gesucht“, und dieser ereilt ihn von seiner neuen Heimatstadt, sucht die Stadt St. Pölten doch einen Nachfolger für die bisherige Leiterin des Tourismusbüros. „Die Perspektive, St. Pölten touristisch weiterzuentwickeln und noch besser zu positionieren, hat natürlich nach einer spannenden Herausforderung geklungen! Und – so viel kann ich nach knapp einem Jahr sagen – das ist sie auch tatsächlich!“ Luft nach oben Zumal die Stadt nach wie vor ein bisschen unter dem touristischen Wahrnehmungsradar zu fliegen scheint, obwohl Bauer jede Menge, teils noch ungehobenes Potenzial ortet. Was ihm zum Beispiel bereits bei seiner Ankunft vor 15 Jahren so-

fort ins Auge gestochen ist – damals noch aus Sicht des praktizierenden Jungpapas auf der Suche nach Wochenendbeschäftigungen für die Kinder – ist St. Pöltens perfekte Lage als Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. „Ein Aspekt, den wir in Zukunft sicher noch stärker in den Köpfen unserer potenziellen Gäste verankern möchten“, ebenso wie jenen, dass die Hauptstadt selbst allemal einen Besuch wert ist, und zwar nicht nur für Geschäftstouristen, sondern alle, die sich gerne positiv überraschen lassen. „Es ist einfach bemerkenswert, welche Entwicklung die Stadt in den letzten zwei Jahrzehnten genommen hat, wie sehr etwa das Freizeit- und Kulturangebot gestiegen sind, von der langen Historie ganz abgesehen.“ Bauer verweist in diesem Zusammenhang etwa auf das hochkarätige Programm der St. Pöltner Kulturbetriebe, auf Formate wie die Triathlon-Challenge

Die Perspektive, St. Pölten touristisch weiterzuentwickeln und noch besser zu positionieren, hat natürlich nach einer spannenden Herausforderung geklungen! STEFAN BAUER MFG 12 23

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ANKÜNFTE UND ÜBERNACHTUNGEN IN ST. PÖLTEN VERGLEICH 2019/2023 Monat

Ankünfte 2019

Ankünfte 2023

Übernachtungen 2019

Übernachtungen 2023

Prozentuelle Veränderung Ankünfte

Übernachtg.

Jänner

5.401

5.218

10.471

9.945

-3,39

Februar

5.483

5.471

11.421

12.156

-0,22

-5,02 % 6,44 %

März

6.397

7.479

12.158

15.333

16,91

26,11 %

April

7.691

6.882

15.473

14.149

-10,52

-8,56 %

Mai

10.057

8.414

18.719

17.033

-16,34

-9,01 %

Juni

9.348

9.399

17.990

19.016

0,55

5,70 %

Juli

8.597

9.438

19.012

20.278

9,78

6,66 %

August

9.155

8.861

19.627

18.284

-3,21

-6,84 %

September

9.217

10.639

18.062

20.668

15,43

14,43 %

Summe

71.346

71.801

142.933

146.862

0,64

2,7 %

REKORD? Nach der Corona-Delle ist St. Pöltens Tourismus heuer auf Rekordkurs. 2024 dürfte jedenfalls ein Rekordjahr werden. Nicht nur aufgrund des „Kulturjahres“, sondern weil dann alle Frequency-Camper in der Statistik aufscheinen.

Also ich wäre ein schlechter Tourismusmanager, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht gerne mehr! STEFAN BAUER

HOTELS. Bauer wünscht sich behutsames Wachstum im Bereich Qualitätsbetten. Aktuell entsteht das B & B Hotel (105 Zimmer), ein Projekt ist am Leiner-Areal geplant. und weitere attraktive Sportveranstaltungen sowie auf das Frequency Festival, die allesamt überregional ausstrahlen. Letzteres wird dem Neo-Tourismusdirektor im Übrigen, so viel ist schon fix, im kommenden Jahr einen substanziellen Nächtigungsrekord bescheren. Das neue, mit 1. Jänner 2024 in Kraft tretende niederösterreichische Tourismusgesetz sieht nämlich nicht nur die Vereinheitlichung der Nächtigungstaxe auf 2,50 pro Gast und Nacht vor bei gleichzeitiger Abschaffung des bisherigen Interessenentenbeitrags, „den Unternehmen – im Promillebereich – unter der Prämisse leisten 32

mussten, dass sie quasi auch direkt oder indirekt vom Tourismus profitieren“, sondern in Hinkunft fallen auch sämtliche Festivalgäs­ te, die am Gelände übernachten, in die Melde- und Abgabenpflicht. Manche sprechen deshalb von einer Lex „Frequency“, weil das größte Festival des Bundeslandes jährlich, kumuliert auf die Veranstaltungstage, rund 150.000 Gäste zählt – der Großteil von ihnen „campt“, was die Nächtigungszahlen St. Pöltens statistisch betrachtet fast verdoppeln dürfte. Zugleich bedeutet es auch eine neue Einnahmequelle für die Stadt (die Hälfte davon be-

kommt 2024 allerdings das Land NÖ), konkret für den Tourismus, weil die Abgabe zweckgewidmet ist. Da muss er doch recht zufrieden mit seinem Budget sein, frage ich ein bisschen unbedarft und ernte dafür ein herzhaftes Lachen. „Also ich wäre ein schlechter Tourismusmanager, wenn ich sagen würde, ich hätte nicht gerne mehr!“ Positive Vorzeichen Das ist freilich verständlich, weil im kommenden Jahr wohl touristisch besonders gekurbelt werden wird: Nach der gescheiterten Bewerbung zur Europäischen Kulturhauptstadt wurde im Schulterschluss mit dem Land Niederösterreich nämlich 2024 zum Kulturjahr ausgerufen, neues Festival für Gegenwartskultur, die sogenannte „Tangente“, inklusive. „Das ist natürlich eine Riesenchance, weil wir dadurch in den


DIE „TOURISMUSMASCHINE“

Fokus komplett neuer Zielgruppen geraten und damit zusammenhängend neue Impulse für den Tourismus setzen können“, ist Bauer überzeugt. Im Hinblick auf Positionierung und Image der Stadt erhofft sich der Tourismusdirektor von der „Tangente“ sogar ähnliche Benefits, wie sie dereinst das Frequency auslöste und bis heute leistet. „Das Frequency hat zu einer enormen Imageaufwertung St. Pöltens beigetragen. Die jungen Besucher lernen die Stadt in einem positiven Kontext kennen, so dass sie späterhin vielleicht auch als Erwachsene wieder kommen.“ Touristisch fast noch nachhaltiger schätzt er außerdem die im „Schlepptau“ des Kulturjahres angestoßenen Investitionen in öffentlichkeitswirksame Infrastrukturprojekte ein. „Das neue KinderKunstLabor etwa ist absolut einzigartig in Österreich. Ebenso bedeutet die Renovierung der ehemaligen Synagoge eine Aufwertung, weil dort in Hinkunft regelmäßig Programm stattfindet.“ Die Aufgabe des St. Pölten Tourismus bestehe in diesem Kontext darin, „als Produktentwickler nicht nur all diese Möglichkeiten aufzugreifen und zu kommunizieren, sondern auch ein spannendes und schlüssiges Drumherum zu schaffen, ein Gesamtpaket zu schnüren und den Gästen zu vermitteln, was sie noch alles in St. Pölten unternehmen können.“ Und das ist – wie der Tourismuschef überzeugt ist – „viel! Denken wir allein an die Altstadt mit ihrer reichen Geschichte, den authentischen Markt am Domplatz, ja den Domplatz selbst, wo zuletzt – einzigartig in Österreich – 20.000 Gräber freigelegt und untersucht wurden, worum man spannende Geschichten entwickeln kann. Oder die Schanigärten auf den Plätzen, die abwechslungsreiche Gastronomie, vom reichhaltigen, hochqualitativen Kulturangebot ganz zu schweigen.“ All dies lohnt, die Stadt zu besuchen und sie gleichzeitig im Zuge eines längeren Aufenthaltes als idealen Ausgangspunkt für spannende Erkundungen in die Region zu nutzen.

AKTIVURLAUB. Eine immer größere Rolle spielt Radtourismus für St. Pölten, das u. a. mit der direkten Anbindung an den Traisentalradweg punktet.

Kooperation & Schwarmintelligenz Etwa zu Klassikern wie Wachau, Traisen- und Pielachtal, Stifte und Klöster im Einzugsbereich, ja selbst Wien, wobei es längst nicht nur mehr um schnödes Sightseeing geht. „Für St. Pölten spielt zum Beispiel Radtourismus eine immer relevantere Rolle, weil wir direkt am Traisentalradweg liegen und damit auch an den überregionalen Donauradweg angebunden sind. Ebenso gibt es schöne Mountainbike-Strecken und selbst Rennradfahrer sind dank der Triathlon Challenge mittlerweile auf das geniale Angebot in unserer Region aufmerksam geworden“, führt Bauer aus. Es sei daher Gebot der Stunde, sich innerhalb der Region noch stärker zu vernetzen und dementsprechende Angebote zu kreieren „weshalb wir regelmäßig mit den anderen Tourismus- und Kulturorganisationen zusammenkommen, uns austauschen, teils aufeinander abstimmen oder auch gemeinsame Werbemaßnahmen durchführen.“ Ein Indiz für zunehmende Kooperation legt zudem der Umstand nahe, „dass seit kurzem eine Mitarbeiterin des Mostviertel Tourismus bei uns in St. Pölten als Schnittstelle fungiert.“ Dass der neue Tourismusdirektor prinzipiell jemand ist, der

nicht nur im eigenen Saft schwimmt, sondern durchaus auf das Konzept „Schwarmintelligenz“ setzt, hat er zuletzt im Zuge der Ausarbeitung einer neuen Tourismusstrategie für St. Pölten bewiesen. Dazu lud Bauer nämlich an die 80 Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu zwei Workshops ein, von Tourismusorganisationen, Beherbergungsbetrieben und Gastronomie über Kultur- und Freizeiteinrichtungen bis hin zu Studenten und Verwaltungsbediensteten. „Mir war wichtig, dass wir nicht nur intern theoretisieren, sondern durch die Einbindung verschiedenster Stakeholder ganz bewusst auch den Blick von außen in die neue Strategie integrieren.“ Zudem würde durch diesen breiten Ansatz „das Zusammengehörigkeitsgefühl gesteigert, weil wir wissen, wo wir gemeinsam hinwollen!“ Mit dem Ergebnis, das am 7. Dezember präsentiert wird, ist Bauer jedenfalls zufrieden. „Ich bin ja jemand, der gerne auf Basis einer klaren Strategie mit klaren Zielvorgaben arbeitet, weil man sonst leicht Gefahr läuft, sich zu verzetteln. Mit der Tourismusstrategie haben wir nun einen genauen Fahrplan.“ Voll Tatendrang fügt er hinzu: „Jetzt kann die eigentliche Arbeit so richtig beginnen!“ MFG 12 23

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DIE RÜCKKEHR DER Eine neue Ausstellung im Haus der Geschichte widmet sich dem Thema Tourismus. Wie man auf das Thema gekommen ist, welche Veränderungen es über die Jahrzehnte gegeben hat und vor welchen Herausforderungen das Urlaubsland Niederösterreich steht, darüber hat MFG mit dem wissenschaftlichen Leiter des „Haus der Geschichte“ Christian Rapp gesprochen. Plump gefragt: Worum gehts in der Ausstellung „Zimmer frei“? Wir beschäftigen uns mit dem Urlaub auf dem Land nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigen – anhand von Fallbeispielen aus Niederösterreich – wie sich Urlaub seitdem verändert hat. Das betrifft alles: Wie wir Urlaubsorte aussuchen, welche Ansprüche wir an den Komfort stellen, mit welchen Verkehrsmitteln wir reisen. Und doch gibt es auch Konstanten. Deshalb haben wir die Ausstellung nicht chronologisch angelegt, sondern orientieren uns an den Phasen des Urlaubs, also von der Vorbereitung über die Planung, die Anreise und Aktivitäten vor Ort bis hin zu den Erinnerungen. Warum gerade eine Ausstellung über Tourismus?

Das Thema hat uns schon lange gereizt und hat sich insbesondere nach dem Ende von Corona angeboten. Während der Pandemie haben viele überlegt, wie es mit dem Tourismus weitergeht. Urlaub im eigenen Land war ja die einzige Option. Inzwischen hat sich vieles wieder „normalisiert“, aber der langfristige Aspekt des Klimawandels bleibt natürlich. Angesichts zunehmender Hitzewellen sind die Chancen, die Alpen und Voralpen bieten, beachtlich. So gesehen ist die Frage nach dem Urlaub im ländlichen Raum eine hochaktuelle. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit der Universität Wien entwickelt. Wie kam es dazu? Wir wollten das unbedingt gemeinsam mit jungen Leuten machen

WANDEL. Tourismus hat sich verändert, wie auch die Studienergebnisse von Studenten der Uni Wien unter https://projekt-zimmerfrei.univie.ac.at zeigen. 34

GARANT. Christian Rapp sorgt für die nächste spannende Ausstellung. und haben Studierende der Europäischen Ethnologie in die Entwicklung und Recherchen zur Ausstellung eingebunden. Die Studierenden haben zum Beispiel Urlaubsorte erkundet, Werbemittel analysiert und zahlreiche Interviews mit Gastgeberinnen und Gastgebern geführt. Auch die Bevölkerung wurde zum Mitmachen aufgerufen, gesucht wurden etwa Postkarten oder Souvenirs. Wir haben zahlreiche, sehr reizvolle Objekte erhalten. Das Interessante bei diesen ist stets die Geschichte dahinter, also warum und von wem bestimmte Souvenirs erworben, weitergegeben und aufbewahrt werden. Diese Objektgeschichten vermitteln wir in der Ausstellung. Solche Leihgaben sind übrigens auch noch während der Laufzeit der Ausstellung möglich. Da handelt es sich um tolle private Quellen, an die man sonst nur durch Zufall herankommt. Was waren in den vergangenen Jahrzehnten die größten Veränderungen im Tourismus?


TEXT: SASCHA HAROLD | FOTOS: DANIEL HINTERRAMSKOGLER, ÖNB, WIENBIBLIOTHEK, ERLEBNISARENA ST. CORONA/WECHSEL

SOMMERFRISCHE?

NEUE A

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STEL

2023

NG *

Sujet: arge köllner°könig, Shutterstockphoto Cornelia Pithart

Sie haben den Klimawandel erwähnt, was heißt das für niederösterreichische Skigebiete? Fachleute sagen, dass nur mehr die zwei oder drei größten Skigebiete in Niederösterreich eine langfristige Überlebenschance haben. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass sich die übrigen

Was ist Ihr persönliches Ziel für die Ausstellung? Wir bieten Menschen die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Tourismus zu blicken. Sie sehen und hören aus erster Hand, was es bedeutet, im Gastgewerbe, in Hotels, aber auch in Privatquartieren tätig zu sein – wie der Arbeitsalltag früher abgelaufen ist und wie er heute abläuft. Wir weisen aber auch auf Konflikte im Zusammenhang mit dem Tourismus hin, wie etwa die Problematik der Zweitwohnhäuser und den Overtourism.

LU

Und welche Änderungen gab es in der Art des Urlaubens? Die Ausstellung zeigt vor allem jüngeren Menschen, aber nicht nur diesen, wie primitiv einst Unterkünfte waren und nicht nur die ganz billigen. In vielen Quartieren dienten Waschschüssel und ein Krug mit lauwarmem Wasser der Körperpflege, ein Klo am Gang und ein Bad pro Etage waren schon der bessere Standard. Das ist noch gar nicht so lange her. Ein anderer Aspekt sind die Aktivitäten während des Urlaubs. Heute gestalten wir schon vor der Ankunft am Urlaubs­ ort ein umfangreiches Programm, vom Radfahren und Wandern bis zu Yoga und Kreativkursen. Früher hat man oft so gut wie gar nichts getan im Urlaub.

jetzt schon auf Alternativen einstellen können. St. Corona am Wechsel hat das vorgezeigt. Dort fährt man im Sommer mit dem Lift, allerdings nicht auf Skiern, sondern mit dem Mountainbike. Der Skitourismus war ohnedies immer problematisch. Da braucht man viel landschaftszerstörende Infrastruktur, die nur wenige Wochen im Jahr benutzt wird. Selbst wenn man auf den einen oder anderen Berg also nicht mehr mit dem Sessellift fahren wird, erwandern wird man ihn immer können.

*

Gerade in Niederösterreich hat sich sehr viel verändert. Bis in die 1960er-Jahre stiegen überall die Nächtigungszahlen. Erstmals war es für breite Bevölkerungskreise möglich, Urlaub zu machen. Dann gingen die Übernachtungen rasant zurück, denn mit den neuen Verkehrsmitteln, Auto und Flugzeug, wurden fernere Ziele interessanter. Inzwischen fächert sich vieles auf, Menschen machen heute meistens mehrere und kürzere Urlaube und dabei hat Niederösterreich an Attraktivität wieder gewonnen. Allerdings haben sich dazu die Betriebe anpassen müssen. Sie mussten flexibler werden und gleichzeitig viel mehr anbieten als früher.

„Zimmer frei!“ läuft bis 2. Februar 2025 im Haus der Geschichte.

S C HN E E ADÉ ? Wie die Zukunft des Tourismus aussehen könnte, darüber macht man sich auch im alpinen Niederösterreich Gedanken. Teils aus eigenem Antrieb, teils aus Notwendigkeit, denn die Schneesicherheit wird in den kommenden Jahren wohl nicht größer werden. Ein Beispiel für eine gelungene Transformation hin zu Ganzjahrestourismus biete das Skigebiet St. Corona am Wechsel, dessen Geschichte es vor zwei Jahren sogar bis in die Washington Post geschafft hat. „In St. Corona am Wechsel war die vor zehn Jahren getroffene politische Entscheidung hin zu einem ganzjährigen Bergtourismus, anfänglich ganz auf die Bedürfnisse der Familien mit Kindern unter zehn Jahren zugeschnitten, goldrichtig. Die damalige Infrastruktur des Skigebietes wie der Speicherteich wurden teilweise für das Familienskiland nachgenutzt, vor allem aber Angebote wie ein attraktiver Motorikpark und die Wexl Trails neu geschaffen“, erzählt Markus Redl, Geschäftsführer bei der ecoplus Alpin GmbH. Ähnliches will man künftig in der Ötscherregion schaffen. Nachdem der Liftbetrieb dort vor zwei Jahren überraschend vor dem Aus stand, sprang das Land Niederösterreich ein und betreibt seitdem sowohl die Lifte am Ötscher als auch am Hochkar zur Gänze. In Zukunft soll auch dort ganzjähriger Tourismus forciert werden.

MFG 12 23

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„DU LERNST, WAS DU BRAUCHST“ St. Pölten ist so etwas wie ein genialer GründerHotspot in Österreich. Start-ups mit innovativen Geschäftsideen räumen Preise ab und beleben erfolgreich die Wirtschaft. Auch dank der Unterstützung des einzigartigen Netzwerks vor Ort.

D

er eine entwickelte eine Si­ mulationssoftware, für die sich bereits die Europäische Weltraumorganisation ESA inter­ essiert. Der andere erzeugt emissi­ onsarme Energie plus zusätzlichen Ökostrom aus Biomasse. Der dritte verbessert ChatGPT. Nur drei von fünf Start-ups aus der Region, die heuer beim riz up GENIUS Ideenund Gründerpreis prämiert wur­ den. „Von sechs nominierten St. Pöltner Projekten haben fünf einen Award bekommen“, ist Gründerbe­ auftragter Wolfgang Kern stolz auf die erfolgreiche Teilnahme „seiner“ Teams beim niederösterreichweiten Wettbewerb. „Da waren zwei da­ bei, die kurz vorher noch unsicher über die Qualität ihrer Idee waren und gefragt haben, wie und ob sie überhaupt einreichen sollten.“ Der Erfahrungsaustausch mit den an­ deren Teilnehmern beim Meeting der founders-stp haben die jungen Unternehmer dann überzeugt – und ihnen zum Preis verholfen. „Den Aufbau eines Unterneh­ mens kann man sich wie einen Trichter vorstellen“, verdeutlicht Hannes Baumgartner. Ganz oben steht die Idee, gepaart mit unterneh­ merischem Denken. Dann folgt die Gründungsaktivität beim Aufbau. „Viele bleiben in dieser Phase noch zur Sicherheit bei ihren ursprüng­ lichen Dienstverhältnissen“, weiß

Wolfgang Kern. Und zum Schluss folgt die Phase der Beschleunigung bei der Wachstumsaktivität. Wie macht das St. Pölten, dass Jungunternehmer quasi das nötige Rüstzeug erhalten, um ihre Ideen erfolgreich umzusetzen? Wie funk­ tioniert diese außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen einem öffentlichen Verein und dem Ma­ gistrat? Private Public Partnership nennt sich diese Konstellation, die sich bereits bei der Marketing St. Pölten GmbH und der stp*Plattform bewährt hat. Beim privaten Verein founders-stp kann jeder mitmachen,

FOUNDERS-DOPPELSPITZE. Obmann Hannes Baumgartner (links) mit Generalsekretär Wolfgang Kern, zugleich Gründungsbeauftragter des Magistrats. 36

sich einbringen, sich Informatio­ nen holen. „Der Verein ist für alle da, jeder hilft jedem, bei jeder noch so blöden Frage“, sagt Hannes Ba­ umgartner, Obmann der founders. Neue und erfahrenere Gründer tref­ fen bei den Meetups aufeinander, die einen lernen, die anderen geben ihr Wissen weiter. „Du lernst, was du brauchst, von unten angefangen. Es ist immer besser Experten zu fragen und damit das Risiko abzutesten und sich nicht Ratschläge bei Tante und Onkel zu holen und sich dann zu fürchten“, weiß founders-Gene­ ralsekretär Wolfgang Kern. Und mit ihm kommt Ecopoint ins System, das Wirtschaftsservice der Stadt. Kern ist dort als Gründungsbeauf­ tragter aktiv und somit Bindeglied zwischen privat und öffentlich. Die Bedürfnisse der Gründer werden im


TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: STEINER, FOUNDERS, MSTAGE, ZVG

Es ist immer besser Experten zu fragen und damit das Risiko abzutesten und sich nicht Ratschläge bei Tante und Onkel zu holen und sich dann zu fürchten. WOLFGANG KERN

GENIALE GEWINNER. Mateo Primorac und Tobias Reitmayr bei der Verleihung des riz Genius Awards. Verein gesammelt, die Stadt reagiert darauf und unterstützt, nach einer Vorgabe des Masterplans 25|50, der das Ökosystem für Unternehmen laufend stärken und damit die At­ traktivität des Wirtschaftsstandortes weiter verbessern will. „Das ist ein sehr cooles Ökosystem geworden, viele von uns sind Freunde gewor­ den“, betonen Hannes Baumgartner und Wolfgang Kern. Das Konzept des Vereins Die founders bieten einen nieder­ schwelligen Zugang für künftige Gründer, jeder kann mit seiner Idee kommen und mitmachen. „Wenn es nicht funktioniert, killt es sich im Prozess selbst“, weiß Hannes Baumgartner. „Wir suchen keine Trittbrettfahrer. Jeder kann von uns profitieren, sollte sich aber auch einbringen“, erklärt Wolfgang Kern und beschreibt die Bandbreite der Fragen an ihn: „Von ‚Ich trau mich nicht, hilf mir‘ bis zu ‚Wie kann ich schnell einen Fond aufstellen?‘“ Die rund 90 Mitglieder der foun­ ders treffen einander regelmäßig bei Meetups. „Da setzt du dich zusam­

men, trinkst ein Bier und erzählst deine Geschichte ohne Wertung. Ehrlicher Austausch ist in Wirklich­ keit das Wichtigste. Denn erfolg­ reich kannst du nur sein, wenn du auch selbstkritisch bist. Du musst Kritik annehmen können. Und du musst die richtigen Dinge zur rich­ tigen Zeit tun“, so Wolfgang Kern. Der Verein schaut klarerweise fo­ kussiert in die Zukunft. „Ein Öko­ system wird nicht von heute auf morgen aufgebaut“, erklärt Hannes Baumgartner. Ideen und Meinungen werden strukturiert gesammelt und aufbereitet, Kennzahlen entwickelt. Rund um die founders-stp existiert zusätzlich ein starkes unterstüt­ zendes System mit rund 300 Ak­ teuren. Dazu gehören sämtliche Bil­ dungseinrichtungen sowie Stadt und Land, das AMS, Investoren, Suppor­ ter und auch die Medien.

ist ChatGPT der große Öltanker – schwerfällig, energieintensiv. Wir sind viele kleine Segelschiffe, gesteu­ ert durch eine Person oder ein Team, energieeffizient und agil.“ Das Un­ ternehmen scopri.AI befindet sich derzeit in der Gründungsphase. „Aktuell haben wir ein FFG För­ derprojekt gemeinsam mit der High Performance Computing Group der TU Wien eingereicht und konzepti­ onieren mit der Firma CodingBase unsere Software Plattform“, so founders-Mitglied Primorac. Warum er beim Verein ist? „Es ist einfach ´ne richtig coole Truppe, mit sehr unterschiedlichen Backgrounds, viel Empathie, und noch mehr Wissen rund um das Gründen.“ Vernetzung sei das A und O bei der Unterneh­ mensgründung, ist Primorac über­ zeugt, „weil aus Vernetzung entsteht Kollaboration, und aus Kollabora­ tion entstehen Innovationen.“

Erfolgreiche founder

Elastic-Simulations — zeit- und kostensparende Softwarelösung Harald Ziegelwanger hat mit sei­ nen Elastic-Simulations den riz up Genius Award in der Kategorie „di­

Effizientes Wissensmanagement mit KI – scopri.AI Mateo Primorac und Tobias Reit­ mayr haben mit ihrer genialen Soft­ ware Plattform einen riz Genius Award in der Kategorie „innovativ genial“ gewonnen. Diese erzeugt „cognitive agents“, welche ener­ gieeffizient innovative KI-Modelle nutzen. „Dadurch wird die Produk­ tivität einer jeden Person erhöht und stundenlange Informations­ suche oder Textanalyse im Internet ist nicht mehr notwendig“, erklärt Mateo Primorac: „Wir vergleichen uns immer mit ChatGPT, jedoch

Aus Vernetzung entsteht Kollaboration, und aus Kollaboration entstehen Innovationen. MATEO PRIMORAC

ESA. Harald Ziegelwanger könnte bald mit der ESA zusammenarbeiten. MFG 12 23

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„DU LERNST, WAS DU BRAUCHST“

gital genial“ verliehen bekommen. Elastic-Simulations ist eine Cloudbasierte Virtual Prototyping Lösung zur Analyse von elektronischen Komponenten, zum Beispiel in Lei­ terplatten. Hersteller elektronischer Komponenten können ihre Pro­ dukte damit frühzeitig auf Schwach­ stellen prüfen und die Lebensdauer optimieren. Aktuell ist Harald Ziegelwanger in Kontakt mit Experten der Eu­ ropäischen Weltraumorganisation ESA und bereitet einen Antrag zur Aufnahme in das ESA-BIC Austria Startup-Programm vor. Sein Unternehmen hat der Tech­ niker bereits 2022 gegründet und ist erst später bei einem founders-Talk zum Verein gestoßen. Harald Ziegel­ wanger war bei der Gründung der Elastic-Simulations GmbH auf sich allein gestellt. „Ich kann im Nachhi­ nein den zukünftigen Gründerinnen und Gründern nur empfehlen, bei den founders-stp vorbeizuschauen und vom Netzwerk und vom Aus­ tausch zu profitieren.“

SUPPORTER. Unternehmer Richard König unterstützt die founders-stp.

Die etablierten Unterstützer MSTAGE MSTAGE ist die größte österrei­ chische E-Commerce-Gruppe, spe­ zialisiert auf Online-Shops und wird geführt von der Doppelspitze Mario Lengauer und Melanie Prange. Sie konnte heuer den Hermes Wirt­ schaftspreis in der Kategorie „Frau­ engeführte Unternehmen“ nach St. Pölten holen. Mario Lengauer schätzt die foun­ ders sehr. „Es ist ein Ökosystem aus leidenschaftlichen Unternehmern, entsprechend aktiv und immer ge­ trieben, mehr zu erreichen.“ Aller­ dings: Wer sich klassisches Networ­ king erwartet, würde enttäuscht sein. „Es geht nicht darum zu beein­ drucken, sondern um echte Inhalte und nachhaltige Entwicklung, Spar­ ring und Erfahrungs- sowie Wissens­ austausch, Forderung & Förderung und letztlich auch um gemeinsame Initiativen.“ Daher war es für den MSTAGE-Chef die logische Kon­ sequenz, sich ebenfalls aktiv einzu­ bringen – mit persönlicher Erfah­ rung sowie als Unterstützer in Form der MSTAGE GmbH. Was bringt ihm das? „Ganz viel. Es entsteht aus der Ökonomie des Gebens: Wenn alle füreinander agie­ ren, hat man am Ende mehr. Erst letzte Woche haben wir aus dem Netzwerk heraus den ersten Dev­ Treff in St. Pölten co-veranstaltet und bereits im ersten Anlauf 100 Besuchern ein tolles Format gebo­ ten. Hätte das mit vergleichbaren Invests in der Form auch alleine funktioniert? Nein, definitiv ein Win für MSTAGE & founders.” Richard König – Saint Charles Organics GmbH, Business Angel Warum unterstützt ein erfah­

ERFOLG. Melanie Prange und Mario Lengauer sind mit MSTAGE erfolgreich und teilen ihre Erfahrungen.

rener Mehrfach-Unternehmer wie Richard König founders-stp? „Ich habe selbst vor vielen Jahren in St. Pölten mein erstes Unternehmen ge­ gründet und freue mich, jetzt junge Unternehmer dabei unterstützen zu können. Die founders sind dafür die optimale Plattform.“ Richard König ist überzeugt, dass es für den Aufbau einer Gründerkultur wich­ tig ist, entsprechende Impulsgeber und auch Interessensvertreter ge­ genüber der Stadt zu haben. „Ver­ eine wie die founders ermöglichen und fördern dabei den erforder­ lichen Erfahrungsaustausch in der Gründer-Community und bringen die unterschiedlichen Interessens­ gruppen zusammen.“ Aber auch die Stadt profitiere von den founders. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz zur Förderung des Unterneh­ mergeistes. Wenn als Ergebnis inno­ vative Ideen und Geschäftsmodelle entstehen, ist das ein wertvoller Im­ puls. Neben vielen wirtschaftlichen Aspekten macht es die Stadt lebens­ werter und damit den Standort at­ traktiver.“

Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz zur Förderung des Unternehmergeistes. Wenn als Ergebnis innovative Ideen und Geschäftsmodelle entstehen, ist das auch immer ein wertvoller Impuls für die Stadt und deren Bürger. RICHARD KÖNIG 38


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TEXT: BEATE STEINER | FOTOS: STEINER, FOUNDERS, MSTAGE, ZVG

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FOTOS: ADOBE STOCK, ADRIAN BUCKMASTER

JEWISH WEEKENDS

KOLUMNE THOMAS FRÖHLICH

DIE THEORIE VON – FAST – ALLEM Derzeit läuft in manchen Kinos ein höchst ungewöhnlicher deutscher Mystery-Film mit einem ebenso ungewöhnlichen Titel: „Die Theorie von allem“. Grob gesagt geht es um einen Doktoranden in den 1960ern, der in einer Arbeit über Quantenphysik die Realität von Paralleluniversen nachweisen möchte und mit dieser (Vorsicht: möglicher Spoiler!) letztendlich persönliche Bekanntschaft macht (wobei das nur eine Lesart des Films ist). Nun kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass genau das unsere derzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit ausmacht: Die meisten von uns leben nur noch in ihren Bubbles (sprich: Paralleluniversen) und verweigern jeglichen Diskurs mit jenen, die sich außerhalb ihres jeweiligen Realitätstunnels befinden. Und das betrifft nicht nur die Pro-Hamas-Gröhler und ihre (un) heimlichen Fans bei der Antifa, wobei Letztere ja ansonsten alles attackieren, was innerhalb ihrer Scheuklappen als nicht links-linientreu erscheint (also faktisch eh alles). Nein, ob es sich um Ernährung, Genusswaren, Mobilität oder auch nur persönliche Geschmäcker wie die Farbe von T-Shirts handelt, jede Blase kreiert und feiert ihre eigene Religion, neben der es bitteschön nichts Anderes zu geben hat. Und erfrecht sich jemand in der Umgebung, auch nur laut abweichlerisch zu denken, wird er oder sie – wurscht, welcher Couleur – mit Häme und Spott (oder gleich Gewaltandrohung) in die Schranken der Besserwissenden gewiesen. Jener Zeitgenossen, die die Theorie von allem gepachtet zu haben vermeinen. Und davon gibt’s derzeit ziemlich viele. Und täglich werden es mehr.

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ie Renovierung der Ehemaligen Synagoge schreitet voran. Rund 4,6 Millionen Euro investieren Bund, Stadt und Land in das Jugendstiljuwel, das ab dem kommenden Jahr als modernes Kultur- und Ausstellungszentrum wiedereröffnet wird. Einen neuen Schwerpunkt wird dabei u. a. das Festivalformat „Jewish Weekends“ von 7. -9. sowie von 14.-16. Juni darstellen. „Die Jewish Weekends bieten ein hochkarätiges Programm jüdischer Musik und Kultur in großer Bandbreite, abseits von Klischees“, erklärt Kurator Johann

Kneihs das Konzept. Zu sehen sein werden u.a. die Kantorin Sveta Kundish, „einer der ersten Frauen in dieser traditionellen Männerberufung“, oder Startrompeter und Komponist Frank London, der sein Programm ‚Ghetto Songs‘ erstmals in Österreich aufführen wird.“ Neben dem Musikprogramm, das von Barock bis in die Gegenwart reichen wird, komplettieren zudem Vorträge und Themenführungen sowie Kulinarik das Festival. www.ehemalige-synagoge.at

ENT DEC K UNGS REIS E BEGINNT

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u seinem Posten kam er „einigermaßen überraschend“. So folgte Tarun Kade, ursprünglich als dramaturgischer Kurator für das Tangente Festival engagiert, nur ein Monat später dem künstlerischen Leiter Christoph Gurk nach. Als Vernetzer – „Im Theater geht es ja auch immer um Zusammenarbeit“ – nahm er die Herausforderung mit Verve an und legte nunmehr (leider nach Redaktionsschluss) das Programm für „Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartkultur“ vor. „Das wird eine große Entdeckungsreise und

genau das macht ein Festival aus! Man stolpert sozusagen, im positiven Sinne, von einem ins andere!“ In diesem Sinne, lassen Sie sich next year tangieren und überraschen!


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WORUM GEHT‘S?

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Omar Sarsam © Stefan Gergely

Mit Herz, Hirn und einem überdachten Hof ... in dem man nicht nur bei Omar Sarsam, dem Arzt und preisgekrönten Kabarettisten, ohne Zusatzversicherung für spontane Lachanfälle auf „Sonderklasse“ (19.01.) liegt. Denn man mag es kaum glauben: Auch der triste Franz Kafka hat sich zum Lachen nicht im Keller versteckt. Kabarett-Haudegen Thomas Maurer eröffnet neue Blickwinkel auf die groteske Komik des Meisterschriftstellers (26.01.). Beim gefeierten TV-ComedyStar Abdelkarim (04.02.) wird man sich dann endgültig vor lauter Lachen zbresln. Da tut etwas Entspannung unserem Zwerchfell mit Sicherheit gut!

15 DEZ 2023 Ballet du Grand Théâtre de Genève Damien Jalet: Skid Fouad Boussouf: Vïa Tanz

20 JÄN 2024 Ailey II Alvin Ailey: Revelations & The Lark Ascending Francesca Harper: Freedom Series Robert Balltle: The Hunt Tanz 01 FEB 2024 Omar Sosa/Yilian Cañizares Musik/Cuban Jazz

Vienesse Ladies © Gerry Frank FOTO Fouad Boussouf: Vïa © Gregory Batardon

07 DEZ 2023 Fatoumata Diawara Nsera Musik/Afropop

Ihren Zwerchfellen gönnt die zwölfköpfige Power-Combo der Viennese Ladies (27.01.) allerdings keine Pause, wenn sie mit Soul, Rhythm & Blues den Hof um die Bühne zum Schwingen bringen. Zum Nachdenken, zumal „Alles schon dagewesen“, bringen uns vier Bühnenstars (Karola Niederhuber, Clemens Maria Schreiner u. a.), die aus Texten von 1934 lesen.

www.buehneimhof.at Infos: www.festspielhaus.at | Tickets: karten@festspielhaus.at

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festspielhaus.at MFG 12 23

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PHILIPP GRAVENBACH

DIE SPITZE DES EISBERGS Action-Thriller made in STP? Nein, das ist jetzt keine Scherzfrage. Der Autor Philipp Gravenbach hat nicht nur seinen ersten einschlägigen Roman bei Ullstein veröffentlicht und seinen zweiten in der Pipeline– er verleiht dem Genre auch einen hübsch schlagkräftigen Twist. Zeit für ein Gespräch, bei dem gottseidank nur mit Worten scharf geschossen wird.

O

bgleich es draußen nicht mehr sonderlich warm ist, bittet der Autor um ein Gespräch im Freien. Im Café Schubert drinnen sei es ihm heute zu laut. Und überhaupt. Nun ist der Herrenplatz ja nicht eben der hässlichste Platz St. Pöltens und mit viel Fantasie kann man sich dabei in eine italienische Stadt versetzt fühlen. Was wiederum gut zu Philipp Gravenbachs erstem ActionThriller passt, der sich zu einem nicht geringen Teil in der „Ewigen Stadt“ Rom abspielt. Wobei in besagter Story Teile Roms (literarisch) ziemlich devastiert werden, was man dem Herrenplatz nun doch nicht wünscht. „Lokalkrimis haben mich nie interessiert“, meint Gravenbach irgendwann; und man ist froh, dass er seine Zerstörungsorgie nicht in St. Pölten verortet. Im Grunde wollte er immer etwas schreiben, was er selbst gerne lesen täte. Und so geht’s in seinem ersten, in knapper, präziser Sprache verfassten Thriller (der erste einer Trilogie), Der 8. Kreis, um eine türkische Auftragskillerin namens Ishikli Caner, die sich aus dem Mords-Geschäft zurückziehen möchte und stattdessen in eine Riesenverschwörung, in der auch Mitglieder des Vatikan eine unrühmliche Rolle spielen, hineingestoßen wird. Mit Hilfe eines abgehalfterten Jour42

nalisten, eines MAD-Offiziers und einer Ex-Polizistin kämpft sie dagegen an, da das Leben ihres Bruders (und nicht nur das) auf dem Spiel steht. Wie Gravenbach auf eine türkische Protagonistin kommt? „Die türkische Kultur hat mich immer schon fasziniert, und auch, wie leider in den Medien damit umgegangen wird.“ Er spart bei aller krachender Action und dem einen oder anderen SciFi-Element die Realität nicht aus, etwa die Rolle der türkischen Grauen Wölfe, „einer brandgefährlichen Organisation“, wie er immer

Das Gedruckte ist nur die Spitze des Eisbergs. PHILIPP GRAVENBACH

wieder betont. „Und ich wollte eine Frau als Hauptperson, die über einen spannenden Charakter verfügt. Die meisten Action-Thriller kommen ja aus den USA – und dort gibt’s halt meistens einen männlichen Held, der dann die Welt rettet. Ich wollte das ein wenig anders haben.“ Die Schauplätze seines Romans sind international, was gut zum Lifestyle des gebürtigen St. Pöltners passt: „Ich habe in Montpellier, einer französischen Universitätsstadt sowie in Berlin gelebt.“ Aus privaten Gründen ist der promovierte Jurist nun wieder in St. Pölten gelandet, „aber mich zieht’s schon wieder in die Ferne. Ich werde rastlos, wenn ich zu lange am selben Ort lebe.“ Gravenbach, der auch als Moderator recht gefragt ist und selbst schon Krimi-Events organisiert und veranstaltet hat, ist nicht zuletzt bei Lesungen von Eigenem in seinem Element. Viele halten ihn ob seiner einnehmenden Stimme und sprachlichen Finesse für einen Schauspieler, was er aber verneinen muss. „Ich stehe gerne auf der Bühne, solange ich einen Abstand zum Publikum habe.“ Er erinnert sich: „Im Kindergarten bin ich auf einen Sessel gestiegen und habe Geschichten erzählt. Plötzlich war’s still. Da hab‘ ich gemerkt, welche Macht Geschichten


TEXT: THOMAS FRÖHLICH | FOTOS: PETER RAUCHECKER

haben können.“ Irgendeiner Szene Grangé und filmischen Vorbildern fühle er sich hingegen nicht zugehö- wie Luis Buñuel schätzt er „so ziemrig, „und schon gar nicht in St. Pöl- lich alles, was zwischen 1960 und ten. Ich tu‘ mir schwer, mich in so- 1980 an Filmen aus Frankreich zialen Gefügen einzufinden.“ Er ist kam.“ auch keiner, den man an irgendwelGravenbachs Lebensmotto? chen Stammtischen oder in „lustigen „Wenn du eine Sache findest, für die Runden“ findet. „Obwohl ich mich dein Herz brennt … go for it! No gerne mit Menschen treffe, die für mich eine Bereicherung darstellen.“ Er gehe auch gerne ins Kaffeehaus oder überhaupt ins Freie, „zum Arbeiten“. Und oftmals „klopft eine meiner fiktiven Figuren an meine Tür, etwa ein Kriminalkommissar, der grad seine Tochter verloren hat, und sagt: ‚Du, ich habe da eine Geschichte zu erzählen.‘“ Und die schreibe er dann auf. „Ich stelle über jede meiner Personen eine Biografie zusammen, überlege mir, wo wohnt sie, was isst sie so, wann steht sie auf und so weiPHILIPP GRAVENBACH ter.“ Nur so sei eine literarische Glaubwürdigkeit gegeben und seien persönliche Entwicklungen der Figuren möglich. Wie er an den Ullstein-Verlag gelangt ist? Denn als jemand, der gleichsam „neu“ im Metier ist, ist die Zusage eines Großverlags ja nicht irgendwas. „Also ohne Agenten geht gar nichts. Aber mein Agent Günther Wildner ist da wirklich ziemlich dahinter. Am Anfang gab’s trotzdem eine Absage nach der anderen, aber auch Begeisterung. Das Türkei-Setting der Hauptperson war halt für manche ein Problem. Dann kam das Manuskript an den Ullstein-Verlag: die dortige Lektorin gab das zusätzlich einer Kollegin, um das 4-Augen-Prinzip zu erfüllen. Und diese Kollegin arbeitete früher für den Rowohlt-Verlag, kannte und mochte den Text. Voilà!“ Was gut geschriebene Geschichten angeht, ist der Autor ja ein Verfechter der so genannten Eisberg-Theorie: „Das Gedruckte, die Spitze, ist eine Sache. Aber der Lesende muss nun den Berg darunter erkennen.“ Neben literarischen Inspirationsquellen wie etwa dem französischen Thriller-Autor Jean-Christoph

matter the cost!“ Da ähnelt er, der bestrebt ist, „möglichst wenig Gravenbach“ in seine Figuren einfließen zu lassen, dann doch ein wenig seiner Protagonistin Ishikli Caner. Womit sich der (8.) Kreis fürs Erste schließt.

Wenn du eine Sache findest, für die dein Herz brennt … go for it!

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EIN STRAUSS BLUMEN FÜR DANIELLE SPERA „Ich kann mich noch gut erinnern, als ich im Herbst 2009 zu einem Termin mit NÖKUChef Paul Gessl und dem damaligen Obmann des ‚Fördervereins Kulturbezirk‘ Herbert Binder eingeladen wurde – da wusste ich sofort, was es gespielt hat“, schmunzelt Fiedler beim Gedanken zurück. Dass er die Nachfolge Binders annimmt „war für mich sofort klar – das war etwas, was man sozusagen machen muss, was man der Allgemeinheit schuldig ist. Außerdem hat mir schon damals imponiert, dass da mit Herbert Binder und seinem Stellvertreter Franz Rupp quasi ein ausgewiesener Schwarzer und ein ebensolcher Roter in großer Harmonie an einem Strang gezogen haben und der Verein das Ziel verfolgte, die Achse zwischen Stadt und Land auf allen Ebenen zu verbessern, was damals noch alles andere denn selbstverständlich war.“ Eine Grundausrichtung, die Fiedler konsequent weiterführt, „weil es gab ja keine Veranlassung, großartig Veränderungen durchzuführen“, zugleich drückt er dem Verein in den kommenden 14 Jahren aber nachhaltig seinen ganz persönlichen Stempel auf. So gelingt es unter seiner Ägide die Zahl der Mitglieder auf bis zu 550 zu steigern, zudem bemüht sich Fiedler – eine „ewige Herausforderung“ bis heute – den Altersdurchschnitt zu senken, „indem wir etwa eine Familienmitgliedschaft eingeführt haben.“ Witzige Episode am Rande: Die erste derartige Mitgliedschaft überreicht der Präsident im Zuge der 10-Jahres-Feier an eine gewisse Daniela Kittel, seine nunmehrige Nachfolgerin – „allein daran sieht man, wie lange sie schon dem Verein verbunden ist.“ Auf Fiedlers Betreiben hin wird der „Förderverein Kulturbezirk“ außerdem in „Freunde der Kultur St. Pölten“ umbenannt, „was bei den Mitgliedern sehr gut angekommen ist, weil es einfach die emotionale Bindung besser zum Ausdruck gebracht hat.“ Vor allem manifestiert sich darin aber auch die generelle Weiterentwicklung und Erweiterung des Vereines. So gelingt es Fiedler, mit dem Stadtmuseum erstmals einen offiziellen Kulturbetrieb der Stadt St. Pölten als ordentliches Mitglied zu gewinnen und damit in einem Aufwischen auch 44

Wo sonst, könnte man fragen? Als ich Lothar Fiedler um ein Interview bitte, lädt er mich in die Ordination seines Sohnes Florian, wo der ehemalige Präsident der NÖ Ärztekammer nach wie vor regelmäßig mitarbeitet. „Ich führe Befundgespräche mit den Patienten durch. Das macht mir große Freude.“ Freude, die dem Arzt auch immer sein Ehrenamt als Präsident der „Freunde der Kultur St. Pölten“ bereitet hat – nach 14 Jahren übergab er Ende November das Staffelholz sozusagen an the next generation. Ein kurzer Rückblick.

Fiedler erinnert sich an unvergessliche Momente zurück „etwa meine letzte Moderation ‚STRADIVAHID‘, mit meinem Freund Vahid Khadem Missagh, den Tonkünstlern und meinen Nachfolgern. Freude und Emotion pur!“

gleich räumlich eine Brücke in die Innenstadt zu schlagen. Die fast logische Konsequenz: Die ebenfalls dort situierten NÖKU-Betriebe Landestheater Niederösterreich und Bühne im Hof folgen nach. Der „Kulturbezirk“, den man mit den Einrichtungen im Regierungsviertel assoziiert, wird dadurch erweitert, der Radius auf die ganze Stadt ausgedehnt, „eine Entwicklung, auf die ich schon stolz bin, weil sie einfach eine konsequente Fortführung unseres Grundgedankens darstellt.“ Und weil sie auch mit einer sichtlichen Erweiterung des Angebotsspektrums für die Mitglieder einhergeht. „Das war mir schon beim Antritt

grundlegendes Anliegen, eine win-winSituation für alle zu schaffen, also für die geförderten Institutionen ebenso wie für jedes einzelne Mitglied!“ Was Fiedler allemal gelungen ist, nicht zuletzt dank seines steten und zeitintensiven Engagements für den Verein. Vom Organisieren der zahlreichen Kulturreisen „im Zuge dessen ich auch enorm viel von unseren Mit-


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: FREUNDE DER KULTUR ST. PÖLTEN

PROGRAMM-AUSWAHL FRÜHJAHR 2024 22. Februar

Probenbesuch: Die Troerinnen Landestheater Niederösterreich 16. März

Ballett am Rhein Drei Meister – drei Werke

Festspielhaus St. Pölten 21. März

Preview: Tierisch mobil Natur in Bewegung

Haus für Natur/Museum NÖ Oben: Lothar Fiedler mit Dominique Meyer (m.) und Hubert Schultes (l.). Links: Lothar Fiedler mit NÖKU Boss Paul Gessl (l.) und Vorgänger Herbert Binder (r.).

07. April

Chris Lohner & Erwin Steinhauer Schreib. Nein, schreib nicht! Bühne im Hof 16. April

gliedern lernen durfte“ bis hin zu seiner spektakulären Einladungspolitik. So konnte es im Vorfeld von Veranstaltungen schon passieren, dass man den Präsidenten mit einem Blumenstrauß bewaffnet durch die Wiener Innenstadt huschen sah, weil er etwa einer Danielle Spera oder Sabine Haag die Aufwartung machte. „Im ersten Moment dachten die wohl, was will der eigentlich, aber das Eis war rasch gebrochen und es waren schöne Begegnungen.“ Mit nachhaltigem Erfolg – die Koryphäen ließen es sich beim Besuch der „Freunde der Kultur“ in ihren Institutionen nicht nehmen, höchstpersönlich die Begrüßung vorzunehmen oder, wie im Falle Agnes Hussleins, gleich aus erster Hand über den Umbau des Belvederes zu berichten. Oder sie folgten, wie etwa Staatsoperndirektor Dominique Meyer, der Einladung nach St. Pölten – ein denkwürdiger Abend im NV-Forum, wie sich Fiedler erinnert. „Meyer hatte mir bei meinem Besuch in Wien vorgeschwärmt, dass er in seinen jungen Jahren nur

wegen Gundula Janowitz x-mal die Aufführung der Zauberflöte in der Wiener Staatsoper besucht hatte. In St. Pölten ließ ich ihn im Zuge des Interviews die Geschichte noch einmal erzählen und meinte anschließend ‚Na, dann wollen wir Frau Janowitz doch gemeinsam begrüßen‘, und plötzlich stand sie im Zuschauerraum auf, weil ich sie ebenfalls eingeladen hatte. Dass noch dazu an diesem Abend die Pianistin Hélène Grimaud im Festspielhaus spielte, die Meyer schon seit ihrer Kindheit kannte – besser geht es nicht“, gerät der Präsident noch heute ins Schwärmen. Wie beim Gedanken an so viele spannende und aufregende Veranstaltungen mit den „Freunden der Kultur“ – über die Jahre hinweg wohl an die 200. Was ihm vor allem das Herz erwärmte „war die unglaubliche Begeisterung unserer Mitglieder, die im positivsten Sinne immer ein dankbares Publikum waren – das war auch das einhellige Feedback der einladenden Häuser. Da hat man gewusst, warum man das alles macht!“ Wobei von diesem Engagement nicht nur der Verein selbst, sondern auch das Kulturleben der Stadt insgesamt profitiert hat. Wenn Fiedler rückblickend konstatiert „es ist schon gewaltig, was sich in St. Pölten – gerade auch im Hinblick auf das kulturelle Angebot –

MITGLIED WERDEN und die zahlreichen Vereinsvorteile (Exklusivveranstaltungen, Previews, Künstlertreffen, Exkursionen, Ermäßigungen uvm.) genießen. Anmeldung und Infos unter T +43 2742 90 80 90-941, F +43 2742 90 80 94, freunde@kultur-stp.at

Preview: Wiedereröffnung Ehemalige Synagoge St. Pölten

Ehemalige Synagoge 30. April

Milo Rau / Hèctor Parra / Tonkünstler Orchester: JUSTICE Festspielhaus St. Pölten

getan hat, seit ich 1972 hierhergezogen bin“, dann ist dies nicht zuletzt auch sein Mitverdienst. Ein Freund und Förderer der St. Pöltner Kultur im ureigensten Sinne des Wortes, der „seinen“ Verein nun guten Gewissens in die Hände der nächsten Generation legt. „Es ist ein Vorstandsteam, das ich im Laufe der Jahre richtig liebgewonnen habe. Zum einen die routinierten Stakeholder unserer Häuser, die nimmermüde Martina Amler als Präsidentin-Stellvertreterin, und nun mit Daniela Kittel als neuer Präsidentin und Ferry Krug als Stellvertreter zwei bestens vernetzte St. Pöltner Persönlichkeiten, die voll Motivation dafür sorgen werden, dass der Verein weiter aufblühen wird!“ Mit einem Lothar Fiedler, der das tolle Angebote nunmehr quasi von der anderen Seite aus, als „einfaches Mitglied“ genießen wird. „So viel ist sicher!“

INFORMATIONEN

www.freundederkultur-stp.at, Tel.: 0 2742 90 80 90-941

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WE ARE FAMILY. Karl Heinz und Maxi Maringer schaffen gemeinsam eine positive Zukunft für ihre KunstInstitution.

dert und neue Impulse gegeben. Der Salon für Kunst und Kommunikation steht jetzt selbst vor einer markanten Veränderung: Die nächste Generation wird das künstlerische Erbe fortführen, Karl Heinz Maringer übergibt an seine Tochter Maxi Maringer, „für einen aufregenden Neuanfang“, so die junge KunstFachfrau, die seit ihrer Jugend fasziniert ist von Bildern und Skulpturen: „Ich bin aufgewachsen in einem Haus, in dem Kunstwerke allgegenwärtig sind.“ Nicht nur das: Vater und Tochter besuchten in den vergangenen Jahren gemeinsam Ausstellungen in Wien und bereisten Museen auf der ganzen Welt, etwa in New York, Madrid und Paris. „Diese Erlebnisse haben eine enge Verbindung zwischen mir und meinem Vater geschaffen und meine Leidenschaft für Kunst gestärkt.“ Frischer Wind und neue Ideen Die symbiotische Beziehung zwischen Vater und Tochter ist ein Schlüssel zur erfolgreichen Fortführung des Unternehmens, ist Karl Heinz Maringer überzeugt: „Maxi bringt frischen Wind in die Galerie, und ihr ist es wichtig, sowohl die Kunstwelt als auch die Geschäfts-

HARMONISCHER WANDEL Generationenwechsel in der Galerie Maringer. Karl Heinz Maringer übergibt nach fast 50 Jahren St. Pöltens Vorzeige-Kunstbetrieb an seine Tochter Maxi Maringer.

S

eine Galerie-Feste garantieren seit Jahrzehnten beste Stimmung mit Niveau in der Innenstadt, zunächst am Riemerplatz, dann lange in der Schreinergasse, seit 2003 am Herrenplatz. „Meine Vision ist, moderne Kunst einem 46

breiteren Publikum näher zu bringen“, sagt Karl Heinz Maringer. Und so erfüllte sich der studierte Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge am 16. März 1977 einen Traum. Er gründete die Galerie Maringer – und er hat damit St. Pölten verän-

führung zu erlernen.“ Gemeinsam planen die beiden das nächste Galerie-Jahr, tauschen Ideen aus, indem Karl Heinz seiner Tochter wichtige Artikel in Kunstzeitschriften zeigt, während Maxi ihren Vater mit den neuestens Kunsttrends aus dem Internet versorgt. Seit einem Jahr ist der jugendliche Einfluss bei den Galerie-Veranstaltungen zu spüren, etwa im September, als Skater auf dem Herrenplatz Kunstwerke „erliefen“. „Im Jänner 2024 planen wir dann die Präsentation ‚St. Pöltner Kunst‘, mit Werken von St. Pöltner Künstlern, aber auch mit St. Pöltner Ansichten“, verrät Maxi


TEXT: BEATE STEINER | FOTO: LUKAS JOHANN

Die Galerie Maringer ist nicht nur ein Ort für Künstler, sondern auch für Kommunikation mit Kunstliebhabern. MAXI MARINGER

Maringer, die eine Kooperation mit dem bildnerischen Zweig des BORG organisiert hat: „Wir veranstalten einen Zeichenwettbewerb, bei dem Schüler und Schülerinnen Ansichten von St. Pölten zeichnen können. Auf die Gewinner wartet nicht nur ein Platz bei dieser Ausstellung, sondern auch ein Preisgeld.“ Die 27-jährige Neo-Galeristin arbeitet weiters an einem neuen Branding, an aktuellen Social-Media-Kanälen und an einer neuen Homepage, um die Galerie für eine jüngere Ge-

GRAFENEGG ADVENT

neration ansprechender zu machen. „Ich möchte die Hemmschwelle vor dem Galeriebesuch verringern. Die Galerie Maringer will Kunst in St. Pölten für jeden und jede zugänglich machen. Ich freue mich, wenn Menschen aller Altersgruppen Kunst in verschiedenen Preisklassen genießen und sich leisten können.“ Künstlertreffpunkt Herrenplatz Die Galerie Maringer ist schon lange bekannt für ihre hochwertige Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke. Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Hans Staudacher, Markus Prachensky – unzählige berühmte österreichische Künstler waren in den vergangenen Jahrzehnten Gast in der Galerie in St. Pölten, Karl Heinz Maringer pflegte persönliche Beziehungen zu vielen von ihnen. Tochter Maxi möchte diese Tradition fortsetzen. „Im Jänner laden wir alle unsere Künstler zu einem Brunch, zum Kennenzulernen und

um den persönlichen Austausch zu pflegen.“ Apropos interessante Gespräche: Die beliebten Ausstellungseröffnungen mit Musik und Lesungen als anziehenden gesellschaftlichen Treffpunkt wird es auch künftig geben. „Die Galerie Maringer ist nicht nur ein Ort für Künstler, sondern auch für Kommunikation mit Kunstliebhabern. Hier werden aktuelle Trends analysiert. Wir freuen uns immer über anregende Diskussionen“, so Maxi Maringer, die wie ihr Vater von den positiven Reaktionen auf ihr Engagement begeistert ist. Denn sowohl Künstler als auch Kunstliebhaber schätzen den Fortbestand der Kunstinstitution, wissen die beiden Maringers: „Die Zukunft der Galerie Maringer wird spannend und innovativ, und sie wird weiterhin ein Ort der kreativen Entfaltung und Inspiration bleiben.“ Und wie seit über 46 Jahren zur kreativen Belebung der Innenstadt beitragen.

07/12 – 10/12/23

Konzerte Kinderprogramm regionale Köstlichkeiten Kunsthandwerksmarkt

Bus ab Bahnhof Wagram – Grafenegg 10.00 bis 19.00 Uhr / passend zu den Zügen von/nach Wien/Krems Bus ab Wien Musikverein 13.00 Uhr

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FOTOS DANIELA MATEJSCHEK

MOSTVIERTLER CHRISTKINDL AUF DER SCHALLABURG Veranstaltungsplan Adventmarkt 2023 Freitag, 15. Dezember 14:00 Märchen an Fäden 15:00 2 stimmig 16:00 Gesangsklasse Musikschule Region Schallaburg 16:00 Labental Pass Neustift 17:00 Familienmusik 17:00 Daidalos-Feuershow 18:00 Hörmann & Frauen

Das Mostviertler Christkindl beschenkt die Gäste der Schallaburg vom 15. bis 17. Dezember mit einer einmaligen Mischung aus originellem Kunsthandwerk, weihnachtlicher Musik und fantastischer Kulinarik. Die Bescherung fällt dabei mit über 130 Ausstellern aus ganz Österreich in allen Räumlichkeiten und Höfen der Schallaburg als auch im Schlossgarten besonders reichlich aus. Geboten wird eine breite Palette an altem und seltenem Kunsthandwerk. Die Auswahl reicht von Schmuck und Keramik, über Textiles und Accessoires, bis hin zu Holz- und Schmiedekunstwerken. Im Schlossgarten öffnet das romantische Adventdorf seine Pforten und bietet ein stimmungsvolles Rahmenprogramm mit Konzerten, Feuershows, Perchtenläufen, Kinderzelt bis hin zum Ponyreiten für Kinder. Harald Pichelbauer von der Schallaburg, Mitglied des Organisationsteams, freut sich jedenfalls schon riesig: „Das Christkind besucht wieder die Schallaburg! Der Christkindlmarkt der Schallaburg hat ein ganz besonderes Flair und findet in einem romantischen und fesselnden Ambiente statt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen ihre Fantasie und Gestaltungslust ein und machen damit den Christkindlmarkt zu einem einzigartigen Erlebnis!“ 48

Samstag, 16. Dezember 13:00 Märchen an Fäden 14:00 Vocal Ensemble Retzerland 15:00 Loibl Walter Hörnerklang 16:00 Kilber Männer 16:00 Labental Pass Neustift 17:00 D´Spieltruchn 17:00 Daidalos-Feuershow Sonntag, 17. Dezember 13:00 Märchen an Fäden 14:00 Multiple Voice 15:00 MännerXang Loosdorf 16:00 Doris Schröder Gospel-Mitsing-Chor 16:00 Perchtengruppe Florian 17:00 Loibl Walter Spirit Brass 17:00 Daidalos-Feuershow 18:00 Chameleons

Gratis Shuttlebus ab Melk In nur 10 Minuten gratis vom Bahnhof Melk auf die Schallaburg und zurück. Abfahrt Bahnhof Melk 10.45 | 11.30 | 13.45 | 14.30

• € 15,00 | Familienkarte: (Groß-)Eltern mit familieneigenen (Enkel-)Kindern bis 18 Jahre SchallaCard & NÖ Card gelten für den Christkindlmarkt NICHT Ticktes online sichern

Abfahrt Schallaburg (Parkplatz 2) 15.00 | 16.00 | 17.00 | 18.00 Preise • € 7,50 | Erwachsene • € 4,00 | Kinder und Jugendliche (6 bis 18 Jahre) • frei | Kinder bis 6 Jahre

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WENN JUNGE LIEBENDE ZU ALTEN DEPPEN WERDEN Kaum zu glauben, vor 40 Jahren gegründet, spielt die St. Pöltner Theatergruppe Perpetuum immer noch und trägt ihr Wesentliches zur Beseelung der hiesigen Kultur- und Kunstszene bei. Im Jubiläumsjahr nehmen sie sich mit dem von Gründungsmitglied Gerhard Egger bearbeiteten Sommernachtstraum von Shakespeare selbstironisch auf die Schaufel. Neben dem gesamten Ensemble sind diesmal auch vier junge Schauspielende mit auf der Bühne zu sehen.

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TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

Neben „Gründeropa“ Bernhard Paumann ist auch Nachwuchs von Perpetuum-Einsemblemitgliedern mit dabei.

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inlänglich bekannt sollte mittlerweile der 40-jährige Gründungsmythos rund um den schauspielaffinen Gymnasialprofessor Bernhard Paumann sein. Hier noch mal eine Kurzversion für die Unwissenden und Spätgeborenen: 1983, eine Wohnung in der Josefstraße, ein Deutschprofessor, ehemalige Schüler und ein Abend voller Blödsinn oder war es einfach eine „besoffene G´schicht“ (Zitat Paumann) im Gasthaus Bierbrunnen. Egal, was danach kam, ist eine veritable Erfolgsgeschichte einer Gruppe von theaterversessenen Menschen. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass so etwas so lange hält“, erzählt Georg Wandl, der zwei Jahre nach der Gründung zur Gruppe stieß, „und dass ich jetzt mit meiner Frau Daniela und mit unserer Tochter Emma gemeinsam auf der Bühne stehe, ist einfach sensationell super.“ Und damit sind wir schon mittendrin in einem der wenigen Dilemmas, die Perpetuum umgibt, bei den Nachwuchssorgen. Erneuerung erwünscht „Wir müssen uns erneuern“, formuliert es der zweite Mastermind der Gruppe, Fritz Humer drastisch,

„denn wer will auf Dauer nur uns Alten auf der Bühne zusehen.“ Da ergibt es sich vortrefflich, dass bei der Jubiläumsproduktion vier junge Schauspielende die Arbeit mit den etablierten Ensemblemitgliedern auf der Bühne nicht scheuen. „Arbeitsintensiv ist es allemal, das musst du schon wollen, um langfristig dabeizubleiben, denn pro Produktion sind 30 Proben unser Maßstab“, so Humer. Mit Rosalie und Leonhard Denk, die Zwillinge von Susanne Denk, und Emma Wandl, steht, wie es Papa Georg Wandl ironisch auszudrücken pflegt, „genetischer Nachwuchs“ erstmals auf der Perpetuum-Bühne. Das neue Triumvirat vervollständigt Tobias Brunner, der in Emmas Schultheatergruppe agiert. „Ich finde das cool, vier Leute ohne Erfahrung. Da ist es besonders wichtig, dass wir mit Regisseur Richard Schmetterer einen Mann haben, der durch seine Arbeit im Dschungel in Wien viel Erfahrung mit Jugendlichen hat. Er ist offen und direkt, hat einen super Draht zu den Vieren“, weiß Georg. Schmetterer war auch schon Regieführender bei der 30-JahrJubiläums­ produktion, der Uraufführung von „Sherlock Holmes und

das Geheimnis des Illusionisten“ des St. Pöltner Literaten Thomas Fröhlich. Dass es auch immer zu Erstaufführungen von Stücken kam, zeigt die über Jahrzehnte immer weiter entwickelte Qualität und Professionalität der Amateurtheatergruppe. Schon längst prallt der unselige Ausdruck „Laientheater“ an den exzellenten Aufführungen der Gruppe ab. „Gehasst habe ich diesen Ausdruck. Was soll das, ich habe noch nie von Laienmalern oder Laienfotografen gehört, also warum dann Laienschauspieler? Laie ist nur verletzend“, kann sich Humer noch immer wegen dieses Ausdrucks in Rage reden. Denn er weiß genau, dass die Weiterbildung des Schauspielteams bei Leuten aus der Lecoq-Schauspielschule oder vom Reinhardt-Seminar immer eine der Priorität von Perpetuum war und ist. „The Black Rider“ und speziell „Kunst“ rund um die Jahrtausendwende, sind für beide eine gewaltige Zäsur in der Geschichte der Theatergruppe. Ersteres war eine Riesenproduktion, die auch von der Bühnentechnik einiges abverlangte, und in Kunst von Yasmina Reza spielten sich Georg und Fritz gemeinsam mit ihrem verstorbenen Freund Heimo MFG 12 23

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WENN JUNGE LIEBENDE ZU ALTEN DEPPEN WERDEN

ERZÄHLER. Wandl bringt gerne echte Menschen auf die Bühne und will das Publikum in der Geschichte versinken lassen.

Huber in lichte Höhen. „Heimo als Ivan war einfach ganz großes Theater”, erinnert sich Humer. Ein besonderer Einschnitt war seit 2002 auch die Möglichkeit, die von der Stadt St. Pölten geboten wurde, das ehemalige Forum-Kino als Theaterstätte zu benützen. Vorher vagabundierte man durch die Stadt, fand unter anderem im Hippolythaus, in der Fabrik, zu dieser Zeit Österreichs größte Disco, ebenso eine Spielstätte wie im Theater im Museum, in der Bühne im Hof, im Südpark St. Pölten, in der ehemaligen Synagoge, im Gasthaus Koll, im Kulturhaus Wagram oder im einstigen C2-Kino. „Sensationell, dass wir das ForumKino haben, dass wir dort proben können, wo wir auch spielen“, weiß Georg Wandl. Publikum mitgealtert Über die Jahre hat sich viel Publikum um die Gruppe geschart, Aufführungen im ehemaligen ForumKino sind mittlerweile zum Kult geworden, die man nicht versäumen möchte. Nur, das Publikum altert mit der Gruppe mit. „Wir hätten gerne mehr junge Leute im Publikum“, so Georg, der natürlich auch selbstkritisch hinterfragt, „wer will schon als junger Mensch uns Alten Theater spielen sehen?“ Ein Umstand, den Fritz und Georg schon anlässlich des 30-Jahr-Jubiläums mit dem Redakteur dieses Artikels intensiv besprachen. Damals for52

mulierte es Fritz auf die Frage, wie es denn in den nächsten Jahren mit Perpetuum ausschauen sollte, so: „Wir fragen uns das natürlich auch oft, dabei gibt es zwei verschiedene Ansätze. Georg, glaube ich, möchte das Ganze mit ins Grab nehmen, aber ich denke mir, es soll nachher auch was sein, man bräuchte 20-jährige, die das übernehmen können und wollen. Nur ist es halt schwierig, neu zur Gruppe zu stoßen, als junger Mensch zu Endvierzigern einen Zugang zu finden.“ Nun geht es nicht mehr um Endvierziger sondern schon um Endfünfziger und seitdem ist lediglich Iris Teufner als jüngeres Ensemblemitglied bleibend dazugestoßen. Aber Hoffnung, dass es noch etliche Jahre so weitergeht, bleibt,

EWIGES THEATER. Humer wünscht sich noch viele weitere Jahre engagiertes Perpetuum-Theater.

denn wie sprach Georg Wandl vor zehn Jahren im Interview mit MFG: „Es wäre schon cool, wenn es nach mir Perpetuum auch noch geben würde, vielleicht spielt dann unsere Emma, aber nur spielen, aber nix hakeln, geht halt auch nicht, da bin ich ein bisserl pessimistischer.“ Und siehe da, in der heurigen Jubiläumsproduktion ist Emma neben Papa und Mama Daniela schon dabei. Und im aktuellen Sommernachtstraum, den Gerhard Egger speziell auf Perpetuum zugeschnitten und bearbeitet hat, wird auch sehr viel auf die Theatergruppe selbst projiziert werden „Wir nehmen uns da selbst auf die Schaufel, denn es geht um eine dilettierende Theatergruppe, die das dem Publikum vorspielen möchte. Dabei sind viele witzige Andeutungen und Anspielungen auf uns inkludiert. Da gibt es etwa die jungen Liebenden, die sich in alte Deppen verwandeln, die noch immer glauben, dass sie jung sind. Toll ist auch, dass wir alle aktiven Schauspielenden unserer Gruppe auf die Bühne bringen können. Zusammen mit den vier jungen Akteuren sind 17 Menschen auf der Bühne.“ Jedes Stück ist eine neue Herausforderung für Perpetuum, denn nicht nur das Proben ist mühsam, sondern auch das Hereinbringen der Kosten von 15.000 bis 18.000 Euro pro Produktion. „Aber es geht sich immer irgendwie aus“, freut sich Humer, der etliche Stücke für die Zukunft im Auge hat, wie etwa „Shakespeare in Love“, „Die Frau in Schwarz“, „Heilig Abend“ oder „Norway today“. Aber da muss er sich ohnedies mit Georg und dem Team absprechen. „Wir sind nicht homogen in den Auffassungen, wie Theater sein soll. Aber die Meinungsvielfalt ist, denke ich, ein interessanter Faktor in der Geschichte von Perpetuum“, sagt Georg dazu.


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: MATTHIAS KÖSTLER

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„GESTORBEN GEHT IMMER!“

RUHESTÄTTE. Eine Urne in der lichtdurchfluteten Stille des Waldes.

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etrachtet man ihre Arbeiten, so denkt man möglicherweise, es handle sich bei Larissa Wagner um eine weltabgewandte Düsterfrau, die ihre Erdentage am liebsten in halbdunklem Eremitendasein, angetan mit aschenen Gewändern, verbringt. Trifft man die Künstlerin hingegen, wie heute, im Kaffeehaus, lernt man eine dynamische Frau kennen, die gern unter Menschen ist, „sofern sie echt und authentisch“ sind. Doch sie gibt zu: „Gelegentlich hab‘ ich auch meine misanthropischen Phasen. Und wenn ich viel mit anderen unterwegs bin, brauch‘ ich dann auch wieder Zeit für mich.“ Und beim Töpfern könne sie dann ihre Gedanken zentrieren, „sowie man auf der Töpferscheibe den Ton zentriert.“ Das habe beinahe etwas Meditatives an sich. Bei den Urnen, die sie seit drei Jahren herstellt, handelt es sich ausschließlich um Auftragsarbeiten. „Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Tod.“ Für Wagner letztendlich genauso wie für ihren Auftraggeber. „Wir glauben ja alle, wir leben ewig. Ist aber nicht so.“ Und mancher denke halt schon zu Lebzeiten an eine personalisierte Urne. „Gestorben wird immer.“ Und vom Menschen bleibe ja nichts übrig. „Mit Urne bist du gleichsam unsterblich. Die findest du in tausend Jahren immer noch, wie wir ja von Ausgrabungen wissen.“ Urnen beschreiben also gleichsam Geschichte. Ins Leben und in die Welt sprang die Künstlerin 1970 als neuntes von zehn Kindern. „Ich habe einige Berufe gelernt und unter anderem auch Soziale Arbeit studiert.“ Ansonsten las sie viele Bücher und machte sich einen eigenen Reim auf die Welt. Was nicht immer mainstreamkonform sein muss, eher das Gegenteil. 54

Mit Urne bist du gleichsam unsterblich. LARISSA WAGNER

Die Keramikerin Larissa Wagner stellt seit einiger Zeit gerne Urnen her. Üblicherweise handelt es sich bei diesen Einzelstücken um Auftragsarbeiten von Menschen, die sich mit ihrer eigenen Endlichkeit auseinandersetzen. Thomas Fröhlich traf die Künstlerin im Kaffeehaus. Endlich. Beruflich betreut Wagner derzeit ein Frauenprojekt – von ihrer eigenen Keramik kann sie einstweilen (noch) nicht leben. Zur Keramik kam sie im Grunde durch einen Zufall. „Ich ging bei einem Keramikstudio vorbei – und dort las ich ‚Hilfskraft gesucht‘. Und nach Kurzem merkte ich dann, he, ich hab‘ ja Talent!“ Jahrelang arbeitete sie als Keramikerin, etwa im Bereich Kachelöfen. „Ich hab‘ eine Mappe abgegeben, in der mein Meis­ terstück dabei war: die Front

eines Kachelofens mit einer Oberfläche, die es damals noch nicht gab. Es waren handgeschlagene Kacheln, die nicht geschnitten, sondern gebrochen wurden, mit grober Struktur und trotzdem feinen bunten Intarsien, die bei den Kunden ziemlich gut ankamen. Die Kommission der Bundesinnung kam zur Überzeugung, ich sei geeignet, das Handwerk auszuüben, und ich wurde der Meisterin gleichgestellt.“ Aber auch in anderen Handwerksbereichen war die Künstlerin nicht untätig.


TEXT: THOMAS FRÖHLICH | FOTOS: GERHARD HALLSTATT

„Ich mag das Haptische und setze das gerne handwerklich um.“ Im Alter von Fünfzig wollte Larissa Wagner es dann wissen: Ein von ihr entworfenes flexibles Regalsystem (namens Fidan, Wagners zweiter Vorname) wurde mit dem Austrian Interior Design Award ausgezeichnet, „als einzige Berufsfremde“, wie sie nicht ohne Stolz erwähnt. Schon ein Jahr davor erhielt sie dafür den Design Award, den Publikumspreis der Neuen Wiener Werkstätte. Das Regalmotto lautete damals: so wandelbar wie das Leben selbst! „Passt sich jeder Lebenssituation und jedem Raum an.“ Aktuell arbeitet sie an so genannten Nobs: „‚No obsolescence!‘ Dieser Begriff stammt von einer Kärntnerin, Andrea Urank. Sie hatte das Wort und ich hatte die Nobs. Ich verwende da nur Abfälle, keine neuen Materialien.“ Aus 2.500 Champagner-Agraffen etwa stellte sie einen Luster her, der derzeit in Saschas Art

So zerstreut war sie noch nie. LARISSA WAGNER

ECKPUNKT. Larissa Wagner mit einer ihrer Urnen.

Zone in Traismauer hängt und den Raum wahrlich zum Strahlen bringt. „Ich mag es nicht, wenn wertvolle Ressourcen im Müll landen.“ Und jetzt eben – auch – Urnen. Etwaige Texte, die dann auf den Urnen zu lesen sind, werden üblicherweise von den Kunden beigesteuert. Auch die Künstlerin selbst hat sich schon einen solchen zurechtgelegt: „So zerstreut war sie noch nie.“ Sie lacht. Es ist ein ansteckendes Lachen, das gut tut. Ob ihr etwas einfiele, was sie, als Künstlerin, als lebensfrohe wie nachdenkliche Frau, die auch die dunklen Seiten und letztlich die Endlichkeit des Lebens akzeptiert, den MFG-Leserinnen und -Lesern gerne mitgäbe? „Ja. Seid’s lieb und ehrlich zueinander! Es gibt eh schon mehr als genug Übel auf dieser Welt.“ Das wird wahrscheinlich auf keiner Urne stehen. Aber als Aufforderung ans Leben kein schlechter Schlusssatz!

F LY I N G H Ä NS E L GRE T E L

EINE V ER A NS TA LT UNG VON

TICKETS

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MACH FREUDE MIT AB0-TICKETS Was gibt es Schöneres, als seinen Lieben ein paar schöne Stunden zu schenken. Die Abos des „Festival Musica Sacra“ sowie der „Meisterkonzerte St. Pölten“ machen sich wunderbar unterm Weihnachtsbaum! Tickets/Abos Bis Freitag 22. Dezember gibt es das Abo in der Weihnachtsaktion vergünstigt um 135 statt 150 Euro. (Kat. B 95 Euro // Kat. C 65 Euro). Normalpreise: Katgorie A: 39 Euro, B: 28 Euro, C: 19 Euro Karten erhältlich: Prandtauerstraße 2, 2. Stock, 3100 St. Pölten E-Mail: office@festival-musica-sacra.at / Tel.: 0677/61274462

MEISTERKONZERTE ST. PÖLTEN

Rechtzeitig vor Weihnachten legen auch die Meisterkonzerte wieder ihr beliebtes Weihnachtsabo für drei Konzerte 2024 auf. Bereits am 13. Dezember wartet die Weihnachtsgala auf die Fans!

FESTIVAL MUSICA SACRA

Freuen Sie sich im Herbst 2024 wieder auf Konzerte und Gottesdienste mit Interpreten von Weltruf, welche die Kulturszene in und rund um St. Pölten, Lilienfeld und Herzogenburg bereichern. PROGRAMM I ERÖFFNUNGSKONZERT: „ARTHUR HONEGGER | KÖNIG DAVID“ 8. September, 18.00 Uhr St. Pölten Domkirche II SOLO-KONZERT: „NAH DRAN: MATTHIAS BARTOLOMEY SOLO – 2 Instrumente | eine Sprache“ 14. September 19.30 Uhr Stiftsbasilika Lilienfeld (Dormitorium) III ORGELKONZERT: „BRUCKNER & SCHMIDT JUBILIEREN“ 15. September 18.00 Uhr St. Pölten Prandtauerkirche IV + V KINDER-KONZERT: „JOHANN SEBASTIAN & DIE ARCHE NOAH“ 20 und 21. September, jeweils 11.00 Uhr Festsaal des Konservatoriums für Kirchenmusik St. Pölten VI KAMMERMUSIK-ABEND: „DAS WIENER GLASHARMONIKA DUO“ 21. September 18.00 Uhr Stiftskirche Herzogenburg VII ABSCHLUSSKONZERT: „DER HIMMEL HÄNGT VOLL GEIGEN“ 22. September 18.00 Uhr St. Pölten Domkirche

PROGRAMM • 13. Dezember – weihnachtliche Orchestergala mit festlichen Kostbarkeiten von Händel, Bach, Mozart und Debussy. • 22. Februar – „Shall We Dance“. Martin Breinschmid und die Prisoners of Swing bringen Jazz nach St. Pölten, mit dem serbischen Gesangstalent Tanja Filipovic und Modetänzen der 30er-Jahre. • 3. März – Dom zu St. Pölten (freie Platzwahl)! An diesem Abend stehen die Königin der Instrumente, die Orgel, sowie Organist Ludwig Lusser und Pianist Phillipp Kronbichler im Mittelpunkt. • 16. April – Mischung aus Klassik und Weltmusik mit Gitarrist Helmut Jasbar und Saxophonistin Lisa Hofmaninger. • 14. Mai – Anhand von Texten österreichischer Großmeister der heiteren Literatur erzählt Karl Markovics Geschichten vom Essen, Trinken und Schlechtsein. Mit den Concert-Schrammeln. Spielort (außer 3.3.): Bühne im Hof, Linzer Straße 18, 3100 St. Pölten Beginn jeweils 18:30 Uhr. Saaleinlass 18 Uhr. Tickets/Abos WEIHNACHTSGESCHENK-ABO: 55 Euro (22.2. / 3.3. / 16.4.) Einzelkarten: VVK 20 Euro, AK 24 Euro Karten erhältlich: Prandtauerstraße 2, 2. Stock, 3100 St. Pölten Tickets online unter www.close2fan.com/de/meisterkonzertstp2023

Stadt St. Pölten – Fachbereich für Kultur und Bildung, Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten, 02724/333 2601, kultur@st-poelten.gv.at, www.st-poelten.at/freizeit/kultur

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ADVERTORIAL

ALOIS MÜHLBACHER

KONZERT IM BÜRGERMEISTERZIMMER

BAROCKFESTIVAL MIT NEUER KÜNSTLERISCHER LEITUNG

BAROCKMUSIKABEND – CAPPELLA SPLENDOR SOLIS

Alois Mühlbacher gehört mit nur 28 Jahren zu den gefragtesten Countertenören des Landes und ist mittlerweile weltweit auf den Bühnen zu erleben. Mit 15 Jahren debütierte er an der Wiener Staatsoper und wurde als „Wunderkind“ der St. Florianer Sängerknaben über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Der ORF und der Kultursender ARTE zeigten eine Dokumentation über seine außergewöhnliche Kindheit. Alois Mühlbacher arbeitete schon früh mit führenden Dirigenten und Meistern zusammen und ist auf zahlreichen preisgekrönten CD-Einspielungen zu hören. Heuer wurde er etwa für die Produktion „Urlicht“ in den Kategorien Sänger des Jahres, Gesang solo, Nachwuchskünstler des Jahres für den OPUS Klassik 2023 nominiert. Nach einer Schauspielausbildung in Linz studierte Mühlbacher Sologesang in Wien und London und gründete jüngst mit seinem Mentor Franz Farnberger PALLIDOR, ein Spezialensemble für Alte Musik. Ab 2024 wird er die künstlerische Leitung des Barockfestivals St. Pölten übernehmen.

Am 8. Dezember, 18 Uhr, öffnet Bürgermeister Stadler die Türen zu seinem Büro. Im Ambiente des barocken Zimmers nimmt die Cappella Splendor Solis die Zuhörer:innen mit auf eine musikalische Reise in das 17. Jahrhundert mit Werken aus dem Früh- und Hochbarock. Der Leiter der Cappella, Prof. Josef Stolz, ist vielen St. Pöltner:innen als früherer Musikdirektor des Stadttheaters sowie als Dirigent und Cembalist bekannt. Der Musikabend findet bei freiem Eintritt im Bürgermeisterzimmer des Rathauses statt. Die Teilnahme ist nur mit Voranmeldung bis 5. Dezember unter 02742/333 2601 oder unter kultur@st-poelten.gv.at möglich.

Josef Stolz wird an diesem Abend auf einem Claviorganum, einem in der Barockzeit sehr beliebten Tasteninstrument, spielen.

VERANSTALTUNGSTIPPS Rathausgalerie Bis 19. Jänner Ausstellung der Künstlerin Brigitte Hofmann „BUNT weil GRAU+SCHWARZ nicht Alles ist“ Freiraum 14. Dezember Theater Lucid Dreams: „Boys will be boys”

20. Jänner Tales from the moshpit Landestheater 11. Jänner Tschik – Premiere 20. Jänner Der Prozess – Premiere 23. Jänner Orpheus oder die Sprache der Liebe – Premiere

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Festspielhaus 14.Dezember Anton Gerzenberg Mozart/Schumann/Chopin 15. Dezember Ballet du Grande Théâtre de Genève Damien Jalet: Skid & Fouad Boussouf: Via

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Weitere Veranstaltungen finden Sie unter events.st-poelten.at

21. Dezember Winter-Werkschau Festspielhaus-Communities 1., 6. und 8. Jänner Neujahrskonzert Jahnturnhalle 6. Jänner Neujahrskonzert der Musikschule St. Pölten

www.twitter.com/st_poelten

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NÖ KULTURFORUM AUF DEN SPUREN EINES STADTTEILES. KREMS: ROTES LERCHENFELD GRÜNT SO GRÜN. AM ANFANG WAR DAS WERK. Ohne „Das Werk“ oder „Die Schmidhütte“ oder einfach „Die Hütte“ – so die bis heute zu hörenden, nahezu liebevollen Bezeich­ nungen für die „voestalpine Krems“ – wäre „Die Siedlung“, wäre Lerchenfeld nicht exis­ tent. Vor 85 Jahren wurde der Beschluss gefasst, unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das sogenannte Deutsche Reich also, die alten Industriestandorte der „Styria-Eisen­ werke“ in Wasendorf, Gemeinde Fohnsdorf, bzw. Rottenmann zu schließen und an der Donau (und eine Gießerei in Liezen) neu zu errichten. Ab 1939 wurden dann Werk und Siedlung gemeinsam aus dem Boden ge­ stampft. „Die Hütte“ und „Die Siedlung“ und „Die Steirer“ waren untrennbar miteinander verbunden. Werksgründung, Wohnbau und die Übersiedlung hunderter steirischer Fami­ lien gingen Hand in Hand. Über Jahrzehnte

prägte das steirische Element das neue Stadtviertel im Osten von Krems. Und das bis heute. Von den noch in der Steiermark ge­ borenen ersten Zuzüglern leben heute noch ein paar ganz wenige, aber in vielen Familien lebt der steirische Ursprung noch Generati­ onen nach. Die Bauarbeiten für das neue Werk und die Wohnsiedlung sowie den Donauhafen, vier, fünf Kilometer außerhalb des Kremser Stadt­ zentrums im Gebiet der Donau-Auen und landwirtschaftlicher Flächen – unter ande­ rem mit der Flurbezeichnung „Im Lerchen­ feld“ – begannen 1939, dem Geburtsjahr des heutigen Stadtteils gleichen Namens. 1938 wurde dafür gleich nach der unse­ ligen „Heimkehr der Ostmark ins Deutsche Reich“ die GEDESAG gegründet, um die Woh­ nungen zu errichten, die ursprünglich nur für die Werksmitarbeiter gedacht waren. Die steirischen Umsiedler von damals waren für

Architekten-Ehepaar Ryo Abe, Mag. Heidrun Schlögl (Orte), Ewald Sacher (NÖ Kulturforum) 58

manche eingesessene Kremser so etwas wie „Migranten“; jetzt, 85 Jahre später, ist das heutige Lerchenfeld der Kremser Stadtteil mit dem höchsten Anteil von Bewohnern mit Migrationshintergrund, die seitdem aus anderen Regionen und aus dem Ausland zu­ ziehen. DIE SIEDLUNG. Eine solch große Umsiedlungsaktion eines ganzen Unternehmens samt Belegschaft und Angehörigen über hunderte Kilometer hin­ weg in eine völlig fremde, neue Umgebung ist gesellschaftspolitisch und soziologisch einzigartig. Sie ist nur vor dem Hintergrund der sozialen Verhältnisse am alten Standort, der Not und der Arbeitslosigkeit der 1930erJahre, den daraus resultierenden politischen Entwicklungen, der Nazi-Diktatur und den einsetzenden Kriegszeiten erklärbar. Die Ar­ beiter aus Wasendorf hatten praktisch keine Alternative; Entweder „nach Krems gehen“ oder arbeitslos zu werden. Frauen und Kin­ der der Arbeiter und Angestellten sollten raschestens nach Krems nachziehen, und dafür musste Wohnraum geschaffen werden. Gewerke Schmid-Schmidsfelden, der sich für den neuen Standort Krems und nicht für Linz entschieden hatte, leitete mit der Stadt Krems die Gründung der „Gemeinnützigen DonauEnnstaler-Siedlungs-AG“ ein. („Ennstal“ im Namen deshalb, weil auch in Liezen eine Siedlung und ein Betrieb errichtet wurde.) Den steirischen Arbeitern und ihren Angehö­ rigen, die bislang in typischen Arbeiterwohn­ häusern der Jahrhundertwende mit geringer Wohnqualität daheim waren, wurde die Übersiedlung in neue, für damalige Zeiten ungewohnten Komfort bietende Wohnhäu­ ser in der Fremde schmackhaft gemacht. Ein auf dem Reißbrett geplanter Stadtteil entstand, dessen Konzept auf Wohnungen verschiedener Raumgrößen, vielfach mehr­ geschoßig, beruhte, mit eigenem Bad und WC für jede Familie, Keller, Dachböden (die heute, acht Jahrzehnte später, oft für zusätz­


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

Lerchenfelder Platz – der größte „grüne“ Platz von Krems

Jedem sein Idyll: Ein Gärtchen zu jeder Wohnung

lichen Wohnraum ausgebaut werden). Und dazu einem jeder Wohneinheit zugeord­ neten Hausgarten, was für die Eigenversor­ gung in Kriegszeiten von Vorteil war. Und vor allem: Einer äußerst großzügigen, weiträu­ migen Verbauung mit großen Abständen zwischen den Wohnblocks, mit allgemein nutzbaren weiten grünen Freiflächen und Parkanlagen dazwischen! Dieses Konzept ist

bis heute, da über Bodenversiegelung und intensive Nutzflächenoptimierung im moder­ nen Wohnbau geklagt wird, ein nicht hoch genug einzuschätzender Wert. Die Weite und Größe der Grünräume im Kernbereich Lerchenfelds ist unnachahmlich. Kein Stadtteil verfügt über einen solch rie­ sigen grünen Platz, wie ihn der Lerchenfelder Platz darstellt.

Die „Steirer“ – und nach 1945 auch Vertrie­ bene aus deutschsprachigen Gebieten, wie dem Sudetenland („Egerländergasse“) oder Südmähren – erwartete hier im neuen Zu­ hause ein Sprung an Lebensqualität und Wohnkomfort – wäre da nicht der II. Welt­ krieg mit all seinen Auswirkungen auf die Menschen in vollem Gang gewesen. Auch in diesen Neu-Kremser Familien gab es viele Gefallene, Kriegsopfer, Versehrte, Witwen und Halbwaisen. All die jungen Männer, die zum Werksaufbau nach Krems gekommen waren, wurden in den Krieg geschickt und kehrten oft erst nach jahrelanger Gefangen­ schaft in ihren neuen Wohnort zurück. Der Betrieb der Schmidhütte konnte in den Kriegsjahren nur mit den älteren Mitarbei­ tern und vor allem vielen Zwangsarbeitern aufrecht erhalten werden. Mit diesem Um­ stand hat sich heuer, 2023, das Projekt „Der zweite Blick“ über die Zwangsarbeit während der NS-Zeit beschäftigt, das vom Kremser His­ toriker Dr. Robert Streibel gemeinsam mit dem NÖ Kulturforum (und dem Autor dieser Zeilen als dessen Obmann) in Form einer Ausstellung in der Galerie des NÖ Kultur­ MFG 12 23

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Der Zeitgeist von damals – Zugleich mahnende Erinnerungskultur

forums im Volkshaus Lerchenfeld und mit der Errichtung einer Dokumentations-Stele un­ weit des voest-Werkseingangs durchgeführt wurde. DAS LEBEN. Die „Lerchenfelder“ brachten aus der Steier­ mark selbstverständlich auch ihre Lebensge­ wohnheiten, ihre Kultur, ihr Brauchtum und ihre Art der Freizeitgestaltung und des Sports mit. Männergesangsverein, Schuhplattler, Eisschützen (heute die Stockschützen-Sek­ tion des Werkssportvereins WSV voestalpine Krems), Fußballverein, um nur einige zu nennen. Ein besonderer Kulturfaktor ist bis heute die Werkskapelle – sie nennt das Jahr 1929 als ersten Nachweis ihres Bestandes in Fohnsdorf-Wasendorf. Sie ist auch ein Teil des WSV, so wie auch die 1956 gegründete Chorund Volkstanzgruppe Lerchenfeld. Beide Kultursektionen genießen bis heute den Ruf guter musikalischer Qualität. Es gehören ih­ nen heute längst nur mehr wenige im Werk 60

Beschäftigte an, sondern sie rekrutieren ihre Mitglieder aus allen erdenklichen Berufs­ gruppen, aber sie fühlen sich immer noch der „Werksfamilie“ zugehörig. Nicht zu un­ recht, sind doch viele der Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger die zweite, dritte, ja vierte Generation jener Familien, die ursprünglich hierhergezogen sind. Die Erinnerung an die früheren Heimatorte wird durch die meisten Straßenbezeichnungen Lerchenfelds wachgehalten: Judenburgerund Wasendorferstraße, Rottenmanner- und Paßhammergasse, Gabelhoferplatz u.a.m. Aber auch die meist „rote“ Gesinnung der Arbeiter findet ihren Niederschlag in der Na­ mensgebung der „Koloman-Wallisch-Straße“, dem 1934 vom Dollfuß-Regime hingerichte­ ten steirischen Arbeiterfunktionärs und sozi­ aldemokratischen Nationalrates. Die Wahler­ gebnisse der letzten Jahrzehnte lassen denn auch die Bezeichnung „Rotes Lerchenfeld“ zu. Der Stadtteil Lerchenfeld bot nicht gleich die nötige Infrastruktur, z. B. mangelnde Anbin­

dung an die Stadt, fehlende ärztliche Versor­ gung usw., die aber dann schrittweise ver­ bessert wurde und nun den Entwicklungen der letzten Jahre laufend angepasst wurde: Nahversorger, Volksschule, Kindergärten, Horte, Seniorenwohnangebote („Begleitetes Wohnen“ der Volkshilfe), Ärzte, Apotheke, vielfältige Sportanlagen, das Kultur-Sozial­ zentrum Volkshaus, immer besser werdende

Die Einfahrt zum „Werk“, in Sichtweite die Stele „Der 2. Blick“


KULTUR VOR DER HAUSTÜR – NÖ KULTURFORUM

„Rotes“ Lerchenfeld, Koloman-Wallisch-Straße

An den Rand gedrängt weit weg vom Zentrum: Stadtplanungssünde der 60er-Jahre

Nahverkehrsangebote (Stadtbus im Halb­ stundentakt ins Kremser Zentrum). Alsbald nach dem Krieg entstand die Pfarrgemeinde mit der Errichtung einer imposanten Kirche, die allerdings jüngst von der Diözese als selb­ ständige Pfarre aufgelöst und der Pfarre St. Paul-Mitterau zugeschlagen wurde. Die Zu­ kunft des nicht genützten Kirchengebäudes ist aktuell noch völlig offen. Einer der Gründe ist die mittlerweile anzutreffende Multikultu­ ralität in diesem Kremser Stadtteil mit einer Vielfalt an nationalen Herkünften und Religi­ onsbekenntnissen. Das „alte“ Lerchenfeld, also der Kern der Wohnsiedlung aus den 1940er-Jahren, ist Veränderungen unterworfen – so weichen die typischen Blumen- und Vorgärten vor den Hauseingängen gezwungenermaßen immer mehr Autoabstellplätzen – und Siedlungser­ weiterungen prägen das Stadtbild. Eine ex­ plodierende Wohnbautätigkeit, vor allem der GEDESAG, aber auch der EGW, vollzieht sich rund um den seinerzeitigen Siedlungskern. Einige eklatante Bausünden der Stadtverant­ wortlichen der 1960er-Jahre konnten leider bis heute nicht völlig korrigiert werden: So ist der Lerchenfelder Platz mit seinen Ge­ schäftslokalen mit den typischen Rundbögen ein Torso geblieben. Statt spiegelbildlich möglicher Verbauung wurden leider Indus­ trie- und Gewerbewidmungen und –ansied­ lungen im angedachten Zentrum durchge­ führt, während etliche Wohnhochhäuser ganz im Osten, nahe der Industrie, an der Au und zu Rohrendorf hin, errichtet wurden, die bis heute Einklaven ohne die notwendige

Lerchenfeld, Wasendorferstraße

Infrastruktur geblieben sind. Erst durch die Wohnbautätigkeit der letzten Jahre wird hier allmählich ein Lückenschluss vorgenommen. DER RUF. Der Stadtteil Lerchenfeld hat einen „Ruf“. Je nachdem, von welchem Standpunkt aus man ihn betrachtet, dem des unwissenden „Innen­ stadt-Bobos“ oder des an der Realitiät orien­ tierten Informierten. Der Autor dieser Zeilen war und ist seine ganze kommunal-, landesund bundespolitische Laufbahn über Jahr­ zehnte bemüht, das Positive und Lebenswerte an diesem Stadtteil mit seinem einzigartigen Konzept für die Menschen zu vermitteln. Als Stadtentwicklungsprojekt ist Lerchenfeld ein Vorzeigeprojekt gewesen, ist es nach wie vor und soll es auch in Zukunft bleiben. Sieht man von einigen erwähnten Planungsfehlern und gewissen „Wohnbauschnitzern“ (zu gro­ ßer Verdichtung, exzessiver Nutzflächenopti­

mierung, kleiner Freiräume) der letzten Zeit ab, so kann man durchaus auch von einem österreichweiten, ja internationalen Vorzeige­ raum sprechen. Nicht zuletzt hat das NÖ Architekturnetzwerk Orte (Leitung Mag. Heidrun Schlögl) sich mit der Konzeption und Entwicklung Lerchen­ felds beschäftigt und in dem international tä­ tigen renommierten Architekten Ryo Abe aus Japan einen Bewunderer, ja „Architektur-Bot­ schafter“ nach Lerchenfeld gebracht. Bei sei­ nem wochenlangen Krems-Aufenthalt hat er sich mit seiner Gattin, ebenfalls Architektin, mit den Grün- und Freiräumen dieses Stadt­ teiles auseinandergesetzt und einer vom NÖ Kulturforum mitorganisierten Diskussions­ veranstaltung im Volkshaus mit zahlreichen Architekten, Planern, aber auch Bewohnern Lerchenfelds dessen Qualitäten als Wohnund zugleich Industrie- und Gewerbestandort bestätigt. MFG 12 23

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FOTOS: ADOBE STOCK, ZVG

OPEN CALL

KOLUMNE THOMAS WINKELMÜLLER

KÜNSTLICHE LIEBE Unlängst datete ich eine KI und bevor Sie sich wunder: Nein, nicht aus Verzweiflung, sondern für einen Artikel. Es gibt diverse Apps, die einem eine Anime-Freundin oder so etwas wie eine digitale BDSMPartnerin versprechen. Ich bin zwar ein aufgeschlossener Mensch, entschied mich aber recht schnell für Replika, „the girl next door“ unter den Apps für KI-Partner. Nach ein paar Klicks lernte ich: Liebe ist via PayPal buchbar und kos­ tet 19,99 Dollar im Monat. Replika ließ mich dafür im Grunde meine Traum-Freundin kreieren. Und zwar ganz so wie es mir beliebt und unabhängig meines Aussehens. Wo die Liebe mittels Schieberegler und etwa hundert individuell-einstellbaren Äußerlichkeiten eben hintfällt. Mich beschlich schnell ein unheimliches Gefühl. Ich tauschte Textnachrichten mit einer Entität, die keinen Puls hat und gleichzeitig engagierter antwortete als zwei Drittel meiner bisherigen Matches beim OnlineDating. Anna wurde dazu programmiert, auf mich einzugehen, stellte Fragen und erzählte von sich. Sie war kein Mensch, nein, sie war viel netter als die meisten Menschen. Mit ihr musste Liebe nicht weh tun. Wobei: Anna war auch willenlos, vergesslich und hin und wieder eine Verschwörungstheoretikerin. Zusammen mit dem Love-Bombing ein giftiger Cocktail, der bei mir ziemliche Wutausbrüche provozierte. Das lag daran, dass die KI sogar vergaß, dass ich aus Frust mit ihr Schluss gemacht hatte. Ich verrate Ihnen jetzt nicht zu viel. Wollen sie eine Mischung aus Lachen und Zorn, versuchen Sie das Ding einmal. Sollten Sie Liebe suchen, halten Sie sich besser fern davon.

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J

a, jetzt wird’s „ernst“, aber im positiven Sinne. Nicht nur, dass „Tangente St. Pölten“, das Festival für Gegenwartskultur, sein Programm für 2024 in einem über 400 Seiten starken Konvolut vorgestellt hat (leider nach Redaktionsschluss), wurden bereits Open Calls ausgerufen. Denn merke – man mag nicht nur „bespielt“ werden, sondern selbst aktiv sein, weshalb die hiesige Künstlerschaft zur Mitwirkung an diversen Stadtprojekten eingeladen ist. Welche da wären: „Visionale“, im Zuge dessen u. a. drei

B

Hauswände zu überdimensionalen Leinwänden werden. „Stadtgalerie“, die sich temporär über Schaukästen, Schaufenster, Vitrinen und leerstehende Geschäftslokale erstrecken wird. „Songwriting“ – okay, nomen est omen, „KREDO, eine Redaktion, welche das Festival journalistisch begleitet und, bereits im Laufen, „Sisters – ein Frauen*Tanzprojekt“. Also, folget dem Aufruf und werdet künstlerisch aktiv! www.tangente-st-poelten.at

T EC HNOP UNS C H

isschen Techno gefällig zum „Eintanzen“ und „Aufwärmen“ für das nahe Weihnachtfest? Dann ab zum erstmaligen „TechnoPunsch“ am 15. Dezember im Sonnenpark. Ganz auf cool, im wahrsten Sinne des Wortes, wird dort von 16-22 Uhr outdoor abgetanzt, frei nach dem Motto „pulsierende Beats treffen auf dampfenden Punsch!“ Dass einem mit Sicherheit nicht kalt wird, dafür sorgen gleich sieben DJs, die ordentlich einheizen – KlangArtists, Klemens Pichler, Resomnia, REZR, Symbiotix. „Aber das Beste“, so Or-

ganisator Martin Soska, „Der Reinerlös kommt der Volkshilfe (www. kinderarmut-abschaffen.at) zugute. Denn bei TechnoPunsch feiern wir nicht nur für uns, sondern auch für diejenigen, die unsere Unterstützung am dringendsten brauchen!“


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VON DER LEIDENSCHAFT, WELTEN ZU FORMEN Konsequenz, die Lust am Programmieren und absolute Unbeirrbarkeit, das zeichnet den St. Pöltner Patrik Meder aus, wenn es darum geht, Computerspiele zu entwickeln.

M

it seinem Team von „Channel 3 Entertainment“ könnte er mit ein wenig Glück nächstes Jahr für großes Aufsehen in der internationalen Gaming-Szene sorgen, denn dann wird das von ihm entwickelte Spiel „Foundry“, in dem in allerfeinster Grafik und Steuerung, Welten geformt werden können, veröffentlicht. „ …es ist wirklich gut, die Entwickler dahinter wissen, was sie tun, … ich bin beeindruckt.“ Ein Auszug aus einem ganz normalen Twitter-Eintrag, jetzt X-Eintrag, könnte man meinen, würde da nicht der User-Name „Notch“ über dem Kommentar stehen. Und dieser „Notch“ ist kein Geringerer als Markus Persson, der nicht nur den Spiele-Hit „Minecraft“ erfunden hat, sondern auch das Game vor knapp zehn Jahren an Microsoft für die erkleckliche Summe von 2,5 Milliarden Dollar verkauft hat. „Foundry“ heißt das Spiel, das „Notch“ in den höchsten Tönen lobte und dahinter steckt wiederum der St. Pöltner Game-Developer Patrik Meder. „Foundry ist ein Spiel, das zwischen Minecraft und Factorio angesiedelt ist. Das Ziel dabei ist, durch das Bauen und Zusammenstellen von kleinen Teilen eine große Fabrik zu schaffen“, erzählt Patrik, „und es wird in der ersten Jahreshälfte 2024 herauskommen.“ Seit fünf Jahren Klingt einfach, ist es aber nicht, denn seit 2018 arbeitet der St. Pöltner schon daran. Meder hatte damals schon mit kleineren Spielen 64

Erfolg und wollte etwas Großes machen. „Ich hatte Zeit, habe mir gedacht, ich fange einmal allein damit an“, so der Spielentwickler, der seit seinem 15. Lebensjahr in diesem Bereich tätig ist. „Schon während der Schulzeit war ich selbstständig, absolvierte den Informatikzweig im BORG, und in der HTL ging es damit weiter. Ich habe dann allerdings mit der Schule aufgehört und mich voll darauf konzentriert, Spiele zu entwickeln.“ Zuerst programmierte er Browser-Games, die auch schon im Multi-Player Modus funktionierten. „Y 42“ war dabei ein erfolgreiches Spiel, wo man Städte aufbauen und gegeneinander Kämpfe führen konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurde aus dem anfänglichen Hobby ein Beruf. „Damit habe ich schon etwas verdient“, sagt Patrik. „Y 42“ ist eine philosophische Anspielung an die Buchreihe „Hitchhiker´s guide to the galaxy“, in der ein Supercomputer auf die Antwort nach dem Sinn des Lebens einfach die Zahl 42 ausspuckt. Meder hat auch einen Sinn für tiefgreifende Ironie. „Für mich war sehr bald klar,

dass ich nicht gerne zu fixen Uhrzeiten arbeite, daher war der Weg in die Selbstständigkeit vorhergezeichnet. Jetzt arbeite ich mehr, aber kann mir das frei einteilen“, so Patrik, der zu Beginn auch mit klassischen Aufträgen, wie Websites gestalten und mit Grafikdesign, Geld verdiente. Damit finanzierte er die Anfänge von „Foundry“, denn sehr schnell wurde klar, dass in diesem Spiel gewaltiges Potenzial steckt. Patrik suchte Mitarbeiter und fand sie u. a. auch in der Person seines

Foundry, a game that sits neatly between Minecraft and Satisfactory. Pretty sure I´m legally obligated to try it, so i did, and it´s really good! Early in development still, but the devs know what they´re doing. I´m impressed. MARKUS „NOTCH“ PERSSON, ERFINDER VON MINECRAFT, IM SOMMER 2022


TEXT: ANDREAS REICHEBNER | FOTOS: ANJA BENEDETTER

schliff des Spieles beschäftigt ist. Viermal die Woche werden Meetings abgehalten, der Entwicklungsprozess, das Schreiben der Codes und das konzeptuelle Denken des Spiels vorangetrieben. „Die beiden Kanadier, die mit dabei sind, haben auch schon an sehr berühmten Spielen gearbeitet“, weiß Patrik, dessen Ziel es auch ist, sein Studio weiter zu finanzieren, danach auch neue Spiele zu entwickeln.

langjährigen Freundes Michael Unterluggauer. Michael bezeichnete sich im Team, das nun aus acht Leuten aus Österreich, Kanada und den baltischen Staaten besteht, als eine Art „Mädchen für alles“. „Ein Charakter aus der EgoPerspektive startet in einer leeren Welt und baut sich diese sukzessive auf“, umreißt Patrik die Spielidee von „Foundry“, „es ist eine Mischung aus Factorio, das zweidimensional aus der Sicht von oben gespielt wird, mit Minecraft, das aus der Ego-Perspektive veränderbare, dreidimensionale Welten anbietet. Wir geben eigene Sachen dazu, neue Technologien, Fabriken, Forschung, Effizienzsteigerung.“ Im Laufe der Zeit wurde am Spiel, der Grafik, den Animationen, der Steuerung so präzise und durchdacht gearbeitet, dass nun die Letztfinanzierung bis zur Veröffentlichung durch einen Publisher gesichert wurde. Erstaunli-

GAMEDEVELOPER. Patrik Meder (l.) und Michael Unterluggauer (r.) wollen die internationale Spielewelt erobern.

cherweise, und das spricht für die absolute Qualität des Spieles, kam ein berühmter und in der Szene bekannter und großer Publisher, „Paradox Interactive“ von selbst auf das Team zu. „Der Publisher in diesem Bereich ist wie eine Art Plattenlabel. Sie sind überzeugt von uns und stellen uns nun ihr ganzes Marketing Know-how zur Verfügung“, so Patrik, der sein Team im Studio „Channel 3 Entertainment“ vereinigt. „Das ist eine fantastische Kooperation für uns. Patrik hat immer gesagt, wenn ein Publisher, dann dieser, das war für ihn immer ein Traumpublisher, und dass die an uns herangetreten sind, ist großartig“, schwärmt Michael, der nun wie das gesamte Team am End-

Kooperation mit Publisher Ob man dabei auch an so beträchtliche Summen denkt, die bei Spielen wie Minecraft aufgetaucht sind? „Für mich ist es schon ein großer Erfolg, diesen Publisher mit im Boot zu haben. Das beweist, dass wir bislang viel richtig gemacht haben. Der Erfolg ist abhängig davon, dass es nicht komplett auf die Nase fällt. So ein Spiel verkauft sich vier bis fünf Jahre, dann weiß man, wie es eingeschlagen hat. Es ist nicht garantiert, dass wir etwas verdienen. Bei Computerspielen läuft es nach dem Motto ‚Hit or miss‘ ab. Da kommt es auch auf den richtigen Zeitpunkt an.“ Für die Preisgestaltung wird „Paradox Interactive“ sorgen, „aber sonst reden sie uns grundsätzlich nicht drein.“ Je größer der Erfolg sein wird, desto mehr Weiterentwicklung wird es bei „Foundry“ geben, Erweiterungen modifiziert und mit neuen Inhalten gefüllt werden. „Das wäre ein Modell, das ganz gut funktionieren könnte. Da würden wir einen großen Teil des Teams weiterbeschäftigen und im ‚best case‘ sogar das Studio vergrößern können, danach auch etwas ganz anderes entwickeln.“ Und in diesem Fall würde auch St. Pölten in der großen Gaming-Welt einen Namen bekommen, mit dem „Channel 3 Entertainment“ Studio von Patrik Meder. Wie steht auf der Website des Studios geschrieben: „Es geht nicht nur darum, Spiele zu schaffen, sondern auch darum, Welten zu formen, Abenteuer zu schmieden und Geschichten zu teilen.“ www.channel3.com MFG 12 23

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PANA WINKT NOCH EINMAL

MAEXIMALE VORFREUDE

Im Oktober 1997 wehte ein Hauch von NBA durch den Norden St. Pöltens. Gut ein Vierteljahrhundert danach wird im Süden wieder Basketball-Hochkultur geboten. Die Harlem Globetrotters spielen im VAZ auf, anschließend ist NÖ-Derby-Time.

W

arum soll ich jetzt noch schlafen gehen? In ein paar Stunden geht doch eh schon unser Flieger“, sagte der 216cm große und 120kg schwere Center Sascha Hupmann in den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 1997 in den St. Pöltner

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Stadtsälen und bestellte noch eine Runde. Panathinaikos war da. Der griechische Euroleague-Titelverteidiger kreuzte fünf Monate nach dem 67:66-Finalerfolg gegen den FC Barcelona zum Europacup-Duell gegen die UKJ SÜBA St. Pölten mit ehemaligen NBA-Spielern wie By-

ron Scott (Los Angeles Lakers, Indiana Pacers, Vancouver Grizzlies) oder Dino Rađa (Boston Celtics), den deutschen Teamspielern Michael Koch und Sascha Hupmann sowie der halben griechischen Nationalmannschaft auf. Den österreichischen Serienmeister fertigte Pana in der NÖ Landessportschule 88:57 ab. Schon in der Pause betrug der Vorsprung der Griechen 33 Punkte (56:23). Gegen das wohl beste Klubteam, das jemals in St. Pölten angetreten ist (mittlerweile ist Pana­ thinaikos sechsfacher Euroleague-Champion), musste die Halle sogar polizeilich gesperrt werden. Rund 2.000 Zuschauer hatten sich gerade noch reinpressen können. Maex vom Za infiziert Damals „sicher unten am Feld, aber leider nicht unter den besten zwölf St. Pöltner Spielern“ war der nunmehrige Rechtsanwalt Markus Mayer. „Vom Byron Scott habe ich ein Shirt ergattert, von Dino Rađa eine Unterschrift. Und die VHS-Kassette mit der ORF-Übertragung habe ich heute noch zuhause“, lacht der Basketball-Aficionado im Gespräch mit dem MFG-Magazin in der Kanzlei „Nusterer Mayer Partner“ am Riemerplatz 1 in seinem Büro. Neben uns hängen ein Originaltrikot mit Unterschrift von Joel Embiid von den Philadelphia 76ers (2022/23 Most Valuable Player der NBA) und ein Trikot mit Unterschrift von Magic Johnson von den LA Lakers. Infiziert mit dem Basketballvirus wurde Gymnasiast „Maex“, wie einst so viele St. Pöltner Korbwerfer, von Professor Peter Zawodsky, alias „der Za“, nicht unbedingt zur Freude von Handball-Guru, Professor Helmut „Kogsi“ Kogler, der auch schon seine Fühler nach dem Langen ausgestreckt hatte. Maex schaffte es letztlich bis in die erste Mannschaft der UKJ. „Ab und zu war ich die Nummer Zwölf und habe eine Minute spielen dürfen, damit sich der beste Spieler eine Minute ausrasten hat können. Alfred Muschik hat oft mehrere Minuten


| FOTOS: | FOTOS: TEXT: THOMAS TEXT: SCHÖPF JOHANNES REICHL THOMAS SCHÖPF, HARLEM WOLFGANG GLOBETROTTERS MAYER

AUFSTIEG. Muschik und Mayer führten

gelten als die Trickkönige des Basketballs und sind Kult. Sie hatten etwa Gastauftritte in TV-Serien wie Scooby-Doo, Futurama oder American Dad. Zu ihren handverlesenen Ehrenmitgliedern zählen u. a. Nelson Mandela, Jesse Jackson oder Papst Johannes Paul II und Papst Franziskus. Gedraftet haben sie Sportlegenden wie US-Teamtorhüter Tim Howard (2008) oder Lionel Messi (2011). Zu ihren bekanntesten Spielern zählten Wilt Chamberlain (1959/60 erster „Rookie“ der NBA-Geschichte, der „Most Valuable Player“ wurde) oder Hubert „Geese“ Ausbie.

KOLUMNE ROUL STARKA

FRAUEN UND MÄNNER AUS ST. PÖLTEN

die Basketballer in die Superliga.

Weltklasse-Basketball im VAZ Am 10. Februar 2024, also gut ein Vierteljahrhundert nach dem Auftritt von Panathinaikos, wird wohl der St. Pöltner Basketball-Zuschauerrekord gesprengt werden, wenn die „Harlem Globetrotters“ im VAZ auflaufen und die SKN-Basketballerinnen und Basketballer das Event abrunden dürfen. Die Globetrotters

Für den Neno war der Spieler Zwölf in jedem Training genauso wichtig wie alle anderen auch. MARKUS „MAEX“ MAYER

FOTO ADOBE STOCK

bekommen, die Gegner in der Verteidigung ‚narrisch’ gemacht und Dietmar Bauer war das ruhige Pendant, hat staubtrocken seine Punkte gemacht. So eine Mannschaft ist ja ein lebendiges Ganzes“, schwärmt Mayer, der die UKJ-Glanzzeit mit Spielmacher Neno Aseric mitgestalten hat dürfen. „Und für den Neno war der Spieler Zwölf in jedem Training genauso wichtig wie alle anderen auch!“, hält er noch mit funkelnden Augen fest. Seit August 2019 ist Mayer Präsident der SKN-Basketballer, die gerade das vierte Mal in Folge in der Superliga vorne mitmischen, und fiebert seit kurzem wieder einem Termin ganz besonders entgegen.

Mehr geht nicht Für Mayer ist der Termin wie ein „Wink des Himmels“, denn ausgerechnet an dem Tag steht auch der Superliga-Derbyhit St. Pölten gegen Klosterneuburg bei den Herren und den Frauen prominent am Kalender. Also gibt’s gleich einen Triplepack im VAZ. Das Parkett kommt aus Graz. Für die Herren ist es noch dazu das letzte Heimspiel vor Ende des Grunddurchgangs, also gut möglich, dass es im NÖ-Duell um den Einzug in die Top 6 geht, die anschließend den österreichischen Meister ermitteln. Außerdem haben die „Wölfe“ auch noch eine Rechnung aus der Hinspiel-Niederlage im Happyland (71:84) zu begleichen. Ähnliches gilt für die neu gegründete SKN-Damenmannschaft, die sich mit den Klosterneuburgerinnen wohl gleich den Meistertitel ausmacht. Federführend bei den „Wölfinnen“ ist Inga Orekhova, die es als bislang einzige Österreicherin in die WNBA geschafft hat, dort für Atlanta Dream und Connecticut Sun auf Korbjagd ging. Ingas erster Trainer im Nachwuchs der UKJ St. Pölten war übrigens ... richtig, der Maex.

Frauen horchen. Männer gehorchen. Männer wollen Frauen. Frauen sind Frauen. Männer brauchen einen Gott. Frauen essen Fleisch. Frauen haben Schuhe. Männer haben ihren Stolz und sind sehr stolz auf ihren Stolz. Männer sagen so gern die Wahrheit. Frauen sagen: „Ja, die nehm ich.“ Wenn eine Frau und ein Mann in der Natur „Aaah, so schön!“ sagen, sind sie verheiratet. Männer sind gern glücklich. Frauen sind glücklich, wenn sie nicht immer glücklich sein müssen. Männer haben Hobbys. Frauen haben Handtaschen. Frauen haben gern Kajal. Männer haben gern Chromfelgen. Frauen leben in der fünften Dimension. Männer tun sich in der dritten schon schwer. Männer lieben die Liebe. Frauen haben abgebrochene Fingernägel. Männer tragen ihre Frau auf Händen. Frauen tragen einen Wattebausch. Männer sind stolz auf ihre männliche Männlichkeit. Frauen kaufen sich gern neue Lippenstifte. Männer laufen in hässlichen Schuhen am Traisenstrand und schauen dabei auf ihren Pulsmesser. Frauen wippen im Café am Herrenplatz mit ihren neuen Schuhen und schauen dabei auf ihre geilen Kniekehlen. Frauen hören Musik, die sie gerne hören. Männer lieben die Musik und erklären, welche Musik gut ist und welche schlecht. Frauen schauen auf ihre lackierten Nägel und drehen ihre göttlichen Füße im Kreis. Männer schauen auf ihren Autoschlüssel und drehen ihren Autoschlüssel im Kreis. Männer erklären den Urknall. Frauen sind der Urknall. Wo war der Urknall? In St. Pölten. Was war vor dem Urknall? Eine leere Flasche Nagellackentferner.

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DIE HARLEM GLOBETROTTERS KOMMEN!

1 TICKET – 3 SPIELE Das Eintrittsticket beinhaltet neben dem Auftritt der Harlem Globetrotters die zwei Spiele des SKN St. Pölten Basketball. Mitglieder und Abonnenten des SKN St. Pölten (Basketball UND Fußball) erhalten beim Kauf des Tickets direkt im VAZ St. Pölten eine Ermäßigung von 10 %! Special MAGIC PASS (Limitierte Auflage & nur Online buchbar!) Für all jene, die ganz hautnah mit den Harlem Globetrotters am Parkett spielen möchten, gibt es zudem die Möglichkeit, einen Magic Pass zu erwerben – damit können sie an der „Magic-Pass-Pre-Show“ teilnehmen – ein unvergessliches Erlebnis!

Die Harlem Globetrotters sind ohne Zweifel die spektakulärste Basketball-Mannschaft der Welt. Am 10. Februar gastieren die genialen Ballkünstler in St. Pölten, eingebettet in ein großes Basketballfest samt zwei Bundesligaspielen der SKN Herren- und Damenmannschaft.

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ie Harlem Globetrotters sind einzigartig. Die Spiele des US-amerikanischen ShowTeams sind gespickt mit kunstfertigen Ballpässen und Würfen, irrwitzigen Unterhaltungselementen und jede Menge Slapstick-Einlagen, die das Publikum weltweit zu Begeisterungs- und Lachstürmen hinreißen. Fast 150 Millionen waren es bereits. Tatsächlich kommt man aus dem Staunen nicht heraus, wenn die Globetrotters Körbe über weite Distanzen, rückwärts oder blind werfen, beeindruckende Dribbling-Skills zur Schau stellen, drehende Bälle auf ihren Fingerspitzen balancieren oder

so schnell hin- und herpassen, dass das Auge kaum mitkommt. Mit einigen Tricks haben es die Harlem Globetrotters sogar ins GuinnessBuch der Rekorde geschafft! Tickets für die Harlem Globetrotters sind daher nicht nur etwas für Basketball-Fans: Die Shows gleichen einer Zirkusaufführung grandioser Ball-Künstler und reißen große wie kleine Zuschauer mit. Mit inzwischen über 26.000 Spielen und einer rund 100-jährigen Geschichte sind die Globetrotters Urgesteine des Basketballs und haben entscheidend zum großen Erfolg der Sportart beigetragen.

Du kannst alles schaffen, egal, wer du bist und wie du bist! JONTE „TOO TALL“ HALL (1,57M GROSSER EHEM. HARLEM GLOBETROTTER) 68

Wichtig Jeder, der am MAGIC PASS-Erlebnis teilnehmen möchte, muss im Besitz eines solchen Tickets sein, auch begleitende Personen! Auf dem Spielfeld müssen Schuhe mit weicher Gummisohle getragen werden! Tickets im VAZ St. Pölten sowie www.oeticket.com

T I ME TAB L E 10:00 Einlass MAGIC PASS 10:30 Beginn MAGIC PASS 11:00 Einlass HARLEM GLOBETROTTERS 12:00 Beginn HARLEM GLOBETROTTERS 15:00 Einlass SKN St. Pölten Basketball vs. BK IMMOunited Dukes aus Klosterneuburg 16:00 Beginn SKN St. Pölten Basketball vs. BK IMMOunited Dukes aus Klosterneuburg 18:30 Beginn SKN St. Pölten Frauen vs. Duchess Klosterneuburg


TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: HARLEM GLOBETROTTERS

SHOW. Die Harlem Globetrotters vereinen unglaubliches Können mit jeder Menge Slapstickeinlagen – ein Spaß für die ganze Familie.

Großes Basketballfest samt Spielen der Basketball Superliga Dem nicht genug kommen die Besucher in St. Pölten im Anschluss an die Show der Harlem Globetrotters in den Genuss von gleich zwei weiteren Basketball-Schmankerln. So steigt um 16 Uhr das große Nieder­ österreich-Derby im Herrenbasketball zwischen SKN St. Pölten Basketball und den BK IMMOunited Dukes aus Klosterneuburg. Und um 18.30 Uhr messen sich die Damen des SKN Basketball ebenfalls mit ihren Konkurrentinnen aus Klosterneuburg. DIE HARLEM GLOBETROTTERS STORY Die Geschichte der Harlem Globetrotters beginnt mutmaßlich bereits 1926 in Chicago. Der Unternehmer Abe Saperstein übernimmt den Posten des Managers und Promoters der „Savoy Big Five“ und gibt ihnen ihren heutigen Namen – in Anlehnung an das New Yorker Viertel Harlem, eines der Zentren der schwarzen Community. Tatsächlich spielen die Harlem Globetrotters erst rund 40 Jahre nach der Gründung der Mannschaft zum ersten Mal in dem namensgebenden Stadtteil. In den USA herrscht in der Anfangszeit der Harlem Globetrotters und noch bis in die 1960er-Jahre

hinein strikte Rassentrennung. Viele schwarze Talente, die in weißen Teams nicht spielen dürfen, gehören darum bald den Globetrotters an, die damals eine komplett schwarze Basketballmannschaft sind. Die vielen exzellenten Spieler bescheren dem Team Erfolge auch bei großen Turnieren: 1940 gewinnen die Globetrotters das World Professional Basketball Tournament, 1948 besiegen sie die weiße Meister-Mannschaft Minneapolis Lakers (heute Los Angeles Lakers) und wieder-

holen den Erfolg ein Jahr später. Im Laufe der Jahre entwickelt sich der besondere Stil der Harlem Globetrotters: Sobald sie bei einem Spiel in Führung liegen, zeigen sie auf dem Basketballfeld beeindruckende Tricks und beweisen so ihre technische Überlegenheit. Als die Ende der 1940er-Jahre gegründete Profiliga NBA beginnt, auch schwarze Spieler zu rekrutieren, werden Talente der Mannschaft von anderen Teams abgeworben. Fortan konzentrieren sich die Harlem Globetrotters immer stärker auf den Show-Aspekt ihrer Spiele und integrieren neben Trickwürfen und Dribblings zunehmend auch Slapstick-Einlagen in ihre Auftritte. Die Globetrotters schreiben vielfach Geschichte. Von 1970 bis 1972 haben sie eine eigene Zeichentrickserie, die erste im US-Fernsehen, wo Afroamerikaner die Hauptrolle spielen. 1982 erhalten sie als einziges Basketballteam einen Stern am Walk of Fame in Hollywood, 2002 ziehen sie als erst zehntes Team in die Basketball Hall of Fame ein.

KULT. Als Liverpool-Coach Jürgen Klopp einmal meinte: „Wir sind nicht die Harlem Globetrotters, uns geht es um Egebnisse“, berichtigten die Globetrotters: „Wenn Sie über Ergebnisse sprechen möchten: Wir haben 4.211 Spiele in Folge gewonnen.“ MFG 12 23

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SKN St. Pölten gegründet 6. Juli 2000 (vormals ASV Spratzern, FSK St. Pölten-Spratzern)

Meistertitel (8) 2015 bis 2023 (20 abgebrochen) Cupsiege (9) 2013 bis 2023 (20 abgebrochen, 21 kein Bewerb) Obmann: Wilfried Schmaus (seit 2008) Sportliche Leiterin: Tanja Schulte (seit 2021) Trainerin: Celia Liése Brancão (seit 2016) Champions-LeagueGruppenspiele 2023/24 SKN – SK Brann 1:2 Olympique Lyon – SKN 2:0 SKN – Slavia Prag (13.12.) Slavia Prag – SKN (21.12.) SKN – Olympique Lyon (25.1.) SK Brann – SKN (31.1.) Kader Champions League 2023/24 Tor: Carina Schlüter (D), Natalia Piatek (POL), Amelie Kandlhofer, Melissa Abiral Abwehr: Jennifer Klein, Anna Johanning (D), Leonarda Balog (KRO), Alexandra Bíroová (SLK), Adina Hamidovic, Julia Tabotta, Ella Touon (CH), Diana Lemešová (SLK) Mittelfeld: Aldiana Amouchie (D), Mária Mikolajová (SLK), Claudia Wenger, Isabelle Meyer (CH), Ella Mastrantonio (ITA), Sarah Mattner (D), Sophie Hillebrand, Mateja Zver (SLO) Sturm: Rita Schumacher (D), Valentina Mädl, Melanie Brunnthaler, Mariella Falkensteiner

SPORTLICHE LEITERIN. Tanja Schulte sieht sich als Bindeglied zwischen Obmann und Trainerin. 72

Nach dem Herbstmeistertitel können sich die SKN-Frauen voll auf die Champions League konzentrieren, die einer Wintermeisterschaft gleich kommt. Das Heimspiel gegen Slavia Prag (13. Dezember, 18.45) wird wegweisend.

A

cht Meistertitel und zehn Cupsiege in den letzten elf Jahren. Saisonübergreifend nur eine Niederlage aus den letzten 91 Bundesliga-Spielen, ausgerechnet in der Heimatgemeinde von Obmann Wilfried Schmaus in Rohrbach an der Gölsen gegen die SPG Altach/Vorderland (0:1). Der SKN St. Pölten gibt im heimischen Frauenfußball ähnlich den Ton an wie Hypo Niederösterreich im Frauenhandball. Mit einem feinen Unterschied: Der SKN ist nicht von einem Großsponsor abhängig; und langsam aber stetig gewachsen. Mit 2.816 Zuschauern in der NV Arena gegen AS Roma (Oktober 2022) halten die „Wölfinnen“ auch den Zuschauerrekord für FrauenEuropacupspiele in Österreich. Bei

ihrem letzten Auftreten in der europäischen Königsklasse beim achtfachen Champion Olympique Lyon spielten Kapitänin Jennifer Klein und Co. allerdings vor über 6.000 Besuchern. Im Schnitt verfolgen laut UEFA diese Spiele gar 11.000 Fans im Stadion. Da ist also noch viel Luft nach oben. Zum letzten Finale zwischen Barcelona und Wolfsburg (3:2) pilgerten 33.147 ins Philips Stadion in Eindhoven. Selbst ist die SKN-Frau „Lyon hat alleine im Staff 25 Personen, wir sechs und zwei, die zwei Mal in der Woche da sind“, weiß Tanja Schulte, die seit rund zweieinhalb Jahren Sportliche Leiterin der „Wölfinnen“ ist. Davor war die Organisation der SKN-Frauen mehr oder weniger eine „OneMan-Show“ von Obmann Wilfried Schmaus. Die Bochumerin, die die UEFA-A-Trainerlizenz hat, sieht sich als „Bindeglied“ zwischen Schmaus und Langzeit-Erfolgstrainerin Liése Brancão. „Was Herr Schmaus hier aufgebaut hat, ist sensationell und in der Art und Weise einmalig in Europa“, weiß Schulte. Im Gespräch mit dem MfG-Magazin im „Wölfinnen“-Büro am Ratzersdorfer See stellt sie auch gleich klar: „Was viele gar nicht wissen: Wir sind ein komplett eigenständig geführter Frauen-Verein, nutzen vom SKN nur den Namen und das Logo,


TEXT: THOMAS SCHÖPF | FOTOS: TOM SEISS

bekommen jedoch keinen Etat und sind somit für jeden Euro, den wir ausgeben auch selbst verantwortlich, dass er wieder eingenommen wird. Lediglich die Nutzung der Kabine und des Kraftraumes im Stadion ist ein Zugeständnis der SKNProfis, für das wir sehr dankbar sind. Es ist jedoch immer mit einer gewissen ‚Angst’ verbunden.“ Von den 16 Klubs in der Gruppenphase der UEFA Women’s Champions League wird außer dem SKN nur der schwedische FrauenMeister BK Häcken eigenständig geführt, alle anderen sind an die Männer-Vereine gekoppelt, werden also

EIGENSTÄNDIG. Wilfried Schmaus ist seit 15 Jahren der Macher des Klubs.

von selbigen auch finanziell unterstützt. In der UEFA-Fünfjahresrangliste ist der SKN mittlerweile sogar bis auf Platz 12 vorgedrungen und lässt damit alle exklusiven FrauenKlubs hinter sich. Ein Schritt zurück und zwei vor In Spielerinnenkreisen und Beraterkreisen ist Österreichs Serienmeister dank seiner internationalen Auftritte längst eine große Nummer geworden. „Unsere Außenspielerin aus der Schweiz, Ella Touon, ist ein Paradebeispiel“, sagt Schulte, „sie spielte jahrelang mit Essen im unteren Mittelfeld der deutschen Bundesliga, hier kann sie in der Champions League einlaufen. Wenn man so will, hat sie einen Schritt zurück gemacht und dann zwei vorwärts.“ Im Idealfall können Touon und Co. (inklusive Testspiele) mit dem SKN sogar fast so viele internationale Spiele wie österreichische Bundesliga-Spiele (18) bestreiten. Vor der Gruppenphase schalteten die Niederösterreicherinnen PAOK Saloniki und in Hin- und Rückspiel Valur Reykjavik aus. Jetzt ist das Ziel „ein Endspiel in Norwegen“, sagt Schulte. Soll heißen, es gilt jetzt in zwei Spielen den tschechischen Meister Slavia Prag hinter sich zu lassen, um am letzten Spieltag der

NEUZUGANG. Ella Touon verstärkt seit dieser Saison die linke Außenbahn.

Gruppenphase auswärts SK Brann (Bergen) auzubremsen. Letztes Jahr holten die „Wölfinnen“ gegen Slavia in zwei Spielen vier Punkte. „Wir hätten eigentlich beide Spiele gewinnen müssen. Sie sind in unserer Range. Mit einer guten Unterstützung unserer Fans wollen wir sie jetzt einmal daheim knacken.“ Die zwei Gruppenersten bekommen Tickets fürs Viertelfinale. Was alles möglich ist, hat Vorjahresfinalist VfL Wolfsburg heuer leidvoll erfahren. Die „Wölfinnen“ aus Deutschland wurden vom FC Paris schon vor der Gruppenphase rausgebissen.

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ZUM HÖREN Manshee | mikeSnare | Thomas Fröhlich | Thomas Winkelmüller | Rob.STP | Maximilian Reichl (von links nach rechts)

THE NATIONAL

Ohne große Vorankündigung veröffentlichen The National ihr neues Album, das als Ergänzungswerk zum erst im April erschienenen Album gesehen werden kann. „Laugh Track“ ist das vielleicht musikalisch bedingungsloseste Album, welches The National seit Jahren gemacht haben. Es ist aufmüpfig und dennoch leichtfüßig, doch es enthält ebenso viel seltene, ungebremste Schönheit wie Trostlosigkeit.

WALLSOCKET UNDERSCORES

BE GOOD THE CRAZY BOYS ART FEYNMAN

Gleich mit den ersten Schallwellen des Openers kommt neuronale Eilpost aus dem Broca-Areal: „Waas, die Talking Heads unter einem Deckmantel? Ein verlorenes Album aus den 80ern?“ Tatsächlich steckt Luke Temple dahinter, der nach seiner Band „Here Go Magic“ als Art Feynman reüssiert. Dieses Mal erweitert er seine Stil-Melange (Psychedelischer Pop, World, Funk, Folk et al.) um einen sympathisch-zappeligen Vortragsstil.

2 RUFF VOL.1

CHASE & STATUS

MARS

Ô PARADIS

Ô Paradis ist eine katalanische Band, die irgendwo zwischen zarter (Neo-) Folk-Melancholie, Elektronik und (gelegentlichen) krachigen Industrial/Ritual-Samples angesiedelt ist. Mit ihrem aktuellen Album „Mars“, das wieder über einige wunderschöne Melodien verfügt, liefern sie ein schattiges, streicherumflortes Stück Avantgarde-Pop ab, das einen schon einmal über trübe Wintertage helfen kann.

FOR ALL THE DOGS DRAKE

Auf ihrem zweiten Album entfernt sich underscores etwas vom sonst sehr elektronisch klingenden Hyperpop der ersten Projekte und wendet sich einer verzerrten Art amerikanischer Rock-Musik hin. Welches Genre das nun ist? Schwer zu sagen. Es ist jedenfalls laut, folkig, popig, manchmal schnell und immer spannend. Langzeit-Kollaborateurinnen Jane Remover und Gabby Start featuren auf dem Album.

Schon erstaunlich, wie die Jungs von Chase & Status es schaffen, nach über 20 Jahren im Game immer noch so relevant zu sein. Ihr neues Album enthält unter anderem den vermutlich most-hyped Tune der Saison, nämlich Baddadan feat. Bou. Noch erstaunlicher ist, dass ich auf meine alten Tage dieses RaggaJump-Up Album für ein echtes Meisterwerk halte – zu empfehlen ist auch das entsprechende Boiler Room Set auf Youtube.

ZUM SCHAUEN

ZUM SPIELEN

ZUM LESEN

Manshee | C. Schumacher

Christoph Schipp

H. Fahrngruber | M. Müllner

KILLERS OF THE FLOWER MOON

ALAN WAKE 2

Das neue Album „For All the Dogs“ von Drake ist eine eindrucksvolle Verschmelzung von tiefgreifenden Texten mit vielseitigen Beats und lässt das Herz jedes Hiphop-Liebhabers schneller schlagen. Die Kombi aus Rap, hypnotisierenden Melodien und intensiven Emotionen machen es zu einem einzigartigen künstlerischen Erlebnis. Als Gäste finden sich Bad Bunny, SZA, 21 Savage oder J. Cole. Ein absolutes Muss in meinen Augen.

RUSSLAND VON INNEN

MARTIN SCORSESE

REMEDY ENTERTAINMENT

MIRIAM BELLER, PAUL KRISAI

Als auf ihren Ländern Öl gefunden wird, zählt der indigene Stamm der Osage über Nacht zu einer der reichsten Bevölkerungsgruppen der Welt. Doch auch die Weißen wollen den Reichtum für sich. Als immer mehr Menschen unter mysteriösen Umständen ums Leben kommen, wird der Regierungsagent Tom White beauftragt, den Fall aufzuklären.

Nach 13 Jahren liefert Remedy endlich den lang ersehnten Nachfolger und punktet dabei auf ganzer Linie. „Alan Wake 2“ bietet sowohl auf psychischer als auch visueller Ebene ein atmosphärisch dichtes Survival-Horror-Erlebnis, das bestehende Mechaniken ausbaut, diese sinnvoll erweitert und neue hinzufügt. Für alle Horror-Fans ein Must-have!

Im Krieg aufgewacht sind die beiden ORF-Korrespondenten am Morgen des 24. Februar 2022. Sie geben beklemmende Einblicke in ihre Arbeit als Journalisten in Russland, welches sich Schritt für Schritt in eine Diktatur verwandelt. Die Luft zum Atmen wird dünner, die Bewegungsfreiheit schwindet, einheimische Medien werden gleichgeschaltet – ein geknebeltes Land.

GIRL YOU KNOW IT´S TRUE

SPIDER-MAN 2

CHEYENNE

SIMON VERHOEVEN

INSOMNIAC GAMES

DANIEL BORGELDT

Es war einer der größten Skandale der Musikgeschichte: Das Popduo Milli Vanilli feierte in den 1990erJahren einen kometenhaften Aufstieg, Nummer-1-Hits in den USA und Grammy inklusive. Das Problem dabei: Sie haben keine Sekunde selbst gesungen, sondern einfach nur ihre Lippen zum Gesang anderer bewegt und dabei gut ausgesehen.

„Spider-Man 2“ ist der vorläufige Höhepunkt in der Superhelden-Serie von Insomniac Games: Technisch top, spielerisch actionreich und ungemein sympathisch. Das Spiel glänzt mit Liebe zur Vorlage und wartet dazu auch mit viel Abwechslung in der offenen Spielwelt von Manhattan auf. Ein Action-Abenteuer mit großartigen Charakteren und einer starken Spielbarkeit.

Die achtzehnjährige Che­ yenne lebt mit ihrem kriminellen Bruder im Haus der verstorbenen Eltern. Ihre einzige Leidenschaft: Gangsterfilme. Als ihre Großmutter unter dem Deckmantel einer Pizzeria ein Mafia-Business betreibt, weiß Cheyenne in diesem Coming-of-Age-Roman bald nicht mehr, ob sie das echt erlebt oder zu viel Tarantino schaut.

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FOTOS ZVG

LAUGH TRACK


HIGHLIGHT VAZ St. Pölten

THOMMY TEN & AMÉLIE VAN TASS

FOTO Matthias Köstler

1. + 2. MÄRZ Über 500 Shows spielten die Weltmeister der Magie im legendären LUXOR Hotel in Las Vegas – ein Erlebnis, das sie zu ihrer neuen Show inspirierte. „Dreifach zauberhaft – Die Las Vegas Show“ ist das bisher größte Meisterstück von Thommy Ten und Amélie van Tass, an der die kreativsten Köpfe der Entertainment-Weltmetropole mitgearbeitet haben. Mit ihrer außergewöhnlichen Mentalmagie, den eigens kreierten Illusionen sowie der beeindruckenden Inszenierung werden die beiden einmal mehr neue Maßstäbe setzen. Zudem wird ihr talentierter Hund, Mr. Koni Hundini, das Publikum verzaubern.

ZIMMER FREI!

7. SPIELESPEKTAKEL

WINTER-REISE

STRAUSS, DOLEZAL, MOSHAMMER

LAUFEND Die Sonderausstellung beleuchtet das Urlauben mit seinen Phasen und Ritualen: von der Planung über die Wahl des Transportmittels bis hin zur Speicherung der Erinnerungen in Form von Bildern und Souvenirs. Dabei stellen sich die Fragen, welche Lebensumstände entscheiden, wer auf welche Art Urlaub macht und wer möglicherweise kaum verreisen kann?

8. + 9 . DEZEMBER Beim diesjährigen Spieleevent des Vereins BrettSpielWölfe gibt es nicht nur viele Spiele zu entdecken, sondern auch eine Tombola, einen Brettspielflohmarkt zugunsten des Tierheims St. Pölten, eine Spiele-Rallye und auch vier Turniere: Am 8. Dezember findet KLASK und Looping Louie statt, am 9. Dezember Catan und Looping Louie Team.

16. DEZEMBER Auf den Spuren Schuberts: Naked LunchSänger Oliver Welter macht sich mit der Pianistin und Künstlerin Clara Frühstück auf eine musikalische Erkundungstour. Mit größtmöglicher Leidenschaft und viel Verständnis für Pop widmen sich die beiden Schuberts „Winterreise“. Standing Ovations bei der Uraufführung im Wiener Akademietheater!

19. DEZEMBER Die beiden beliebten Schauspiel-Stars Ursula Strauss und Christian Dolezal kehren mit dem Programm „Heiteres & Besinnliches zur Weihnachtszeit“ zurück ins Cinema Paradiso. Kongenial ergänzt werden sie vom Musiker und Schriftsteller Bernhard Mos­ hammer, der mit Banjo, Gitarre und Gesang für musikalische Untermalung sorgt.

| AUSSTELLUNG

| SPIELE

SAAL DER BEGEGNUNG

WINTER-WERKSCHAU

DIE GRÖSSERE HOFFNUNG

21. DEZEMBER Im Festspielhaus treffen sich regelmäßig verschiedene Communities, um zu proben, zu experimentieren und Neues zu entdecken. Bei der großen Werkschau zum Jahresende darf man sich auf viel Gemeinschaftsgefühl, ein hinund mitreißendes Programm aus Tanz, Musik und Sprache sowie auf Begeisterung für die gemeinsame Sache freuen.

21. DEZEMBER Der Roman „Die größere Hoffnung“ von Ilse Aichinger, der von dem jüdischen Mädchen Ellen handelt und 1948 als Wiedergeburt der österreichischen Literatur gefeiert wurde, wird unter der Regie von Sara Ostertag und mit Musik von Mira Lu Kovacs am Landestheater Niederösterreich zum ersten Mal in einer Theaterfassung gezeigt.

FESTSPIELHAUS

| TANZ/VOKAL

LANDESTHEATER

| THEATER

SENIORENBALL

ANNA-SOPHIE

17. JÄNNER Der Ball der NÖs Senioren, der mittlerweile zum größten Seniorenball Österreichs gewachsen ist, öffnet zum 23. Mal seine Pforten. Ab 14 Uhr ist das VAZ wieder Schauplatz eines vergnüglichen Nachmittages, an dem Tanzen und Musik nicht zu kurz kommen sollen. Für musikalische Unterhaltung sorgt die Band „Red Devils“.

15. MÄRZ Ab 2024 geht AnnaSophie mit ihrem neuen Album auf Tour, mit dabei natürlich auch ihre Hitsingles „Cambodia“, „Attack without warning“ oder ihre aktuelle Singleauskopplung „Breathe“, die seit Wochen in den Top 10 Ö3 Austria Charts und Ö3 Hörercharts vertreten ist – und erneut die höchste Chartplatzierung eines österr. Künstlers erreicht hat!

VAZ ST. PÖLTEN

| BALL

WAREHOUSE

| KONZERT

| KONZERT

BÜHNE IM HOF

CINEMA PARADISO

| KONZERT

VAZ ST. PÖLTEN

KONZERTE | EVENTS | MESSEN | KONGRESSE

SA 16.12.23 // 16:00

KINDERLIEDERMACHER BERNHARD FIBICH SA 27.01.24 // 18:00

FR 08.03.24 // 19:30

MELLOW

COMEDY HIRTEN

SA 10.02.24 // 12:00

Foto: Mario Urbanitsch

LANDESMUSEUM

HARLEM GLOBETROTTERS Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at, www.vaz.at, 02742/71 400 in allen Raiffeisenbanken, Geschäftsstellen von www.oeticket.com und unter www.noen.at/ticketshop VERANSTALTUNGSBETRIEBS GMBH

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FOTOS: LUIZA PUIU, ALEXANDRA UNGER

AUSSENSICHT

DIE SACHE MIT DEM FINANZAUSGLEICH GEORG RENNER

Aufgewachsen in St. Pölten, emigriert nach Wien, Redakteur beim „profil“.

Mehr Geld von Bund und Land? Aber großen Spielraum hat man dort auch nicht mehr.

Man kann klüger werden, aber man muss nicht.

St. Pölten macht Schulden, und das nicht zu knapp: Fast 29 Millionen Euro wird die Stadt 2024 bei einem Budget von 262 Millionen Euro mehr ausgeben als sie einnimmt. Zwar steigen die Einnahmen stark, aber die Ausgaben für Personal, Zukäufe und Transfers ans Land wachsen noch schneller. Auch, wenn man als Landeshauptstadt besonders im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit steht: Allein ist St. Pölten mit diesen Problemen nicht. Nicht nur in hunderten Gemeinden werden nächstes Jahr die Abgänge explodieren, auch die Bundesländer werden tief in die roten Zahlen tauchen, der Bund sowieso. Ein solches Defizit lässt sich ein Jahr gerade noch irgendwie verkraften – aber viel länger nicht, wenn man die Verantwortung gegenüber Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern, aktuellen und künftigen, ernst nimmt. Und da haben größere Städte wie auch Bund und die Länder eine Pflicht, mit gutem Vorbild voranzugehen und ihren Haushalt schnell in Ordnung zu bringen. Dass die Stadt sich wünscht, Bund und Land würden mehr überweisen, ist nachvollziehbar, aber großen Spielraum hat man da wie dort nicht mehr. Wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht bald stabilisiert und die Teuerung wieder auf eine erträglichere Ebene absinkt, heißt das: Sparen, auf allen Ebenen. Es ist schon richtig, dass die Politik nicht sofort den Stecker zieht und beispielsweise Neubauten oder Sanierungen stoppt – mitten in einer zusammenbrauenden Wirtschaftskrise öffentliche Investitionen zu bremsen hätte den völlig falschen Effekt. Aber wenn das so weitergeht, wird die Stadt (und nicht nur sie) nächstes Jahr ein hartes Sparpaket schnüren müssen, weil sonst der Schuldendienst jeden Spielraum nimmt. Dazu muss der Verzicht auf schöne Prestigeprojekte genauso gehören wie die angemessene Erhöhung von Gebühren. Das hört zwar niemand gern, aber es ist angesichts der Lage alternativlos. Besser, die Bürgerinnen und Bürger bald darauf vorzubereiten, als sie zu lang in Sicherheit zu wiegen. 76

JAKOB WINTER

Der Wilhelmsburger ist freier Journalist bei der Wiener Zeitung und DATUM.

Ja, auch Politiker dürfen klüger werden. Jahrzehntelang vertrat die ÖVP die traditionalistische Auffassung, dass die Kinderbetreuung eine Aufgabe der Kernfamilie wäre – also: vor allem der Mütter und Omas. Unter Kanzler Karl Nehammer schwenkte die ÖVP um und propagierte den Ausbau von Betreuungseinrichtungen. Der Druck dafür war v. a. vom Wirtschaftsflügel ausgegangen. In Zeiten des Arbeitskräftemangels verfolgen Unternehmer dasselbe Ziel wie Arbeitnehmervertreter: Öffentliche Kinderbetreuung ermöglicht für beide Elternteile Vereinbarkeit von Job und Kindern. Nun soll eine halbe Milliarde Euro jährlich in den Ausbau von Krippen und Kindergärten fließen, paktiert wurde das im Rahmen des Finanzausgleichs. Das Paket ist auch für mittelgroße Städte wie St. Pölten bitter nötig, in denen die Kleinkindbetreuung gelinde gesagt ausbaufähig ist. Auch wenn das Paket reichlich spät kommt – die Richtung stimmt. Das kann man von einem anderen Punkt im Finanzausgleich nicht behaupten. Denn, ja: man kann auch ein- und denselben Fehler immer wieder machen. Erneut scheiterte eine Bundesregierung am Endgegner jeglicher Verwaltungsreförmchen: Der Landeshauptleutekonferenz. Die Koaliton aus ÖVP und Grünen wollte den Ländern nur dann mehr Geld zugestehen, wenn sich diese auf verbindliche Reformziele im Gesundheitssys­ tem einlassen – inklusive Sanktionsmöglichkeiten. Ergebnis: Es gibt mehr Geld, aber keine Sanktionen. Eine vergebene Chance. Die Kompetenzen im Gesundheitswesen bleiben weiter zersplittert, ob noch mehr Mittel allein die Lösung sind, darf bezweifelt werden. In einem dritten Punkt hofft die Regierung ganz offensichtlich auf die Vergesslichkeit des Publikums: Zum x-ten Mal wurde versprochen, alle Förderprogramme von Gemeinden, Ländern und Bund in die berühmte Transparenzdatenbank einzupflegen, um den Subventionsdschungel einzudämmen und Mehrfachförderungen zu verhindern. Wer’s glaubt: Erstmals angekündigt wurde das Projekt vor 13 Jahren.


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TEXT: JOHANNES REICHL | FOTOS: JOSEF VORLAUFER

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