MFG - Das Magazin / Ausgabe 13

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G MF

DAS MAGAZIN

URBAN: Hร FN IS DULI KULTUR: MANISCHE STARS SZENE: URBAN WAR FORMS SPORT: DER STIER VON BERLIN


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Warum nicht?

von Johannes Reichl

Okay, okay. Auch wenn ich

Auf „statesman“, freilich ohne elderly, macht der

Sie schon damit anöde,

Bürgermeister. Lieb, wie da alle anhimmelnd zu ihm

aber die Wahlkampfplakate

emporblicken. Und hab ich da gar von der Dame

muss ich einfach behandeln. Ich verspreche aber,

(und auch dem Herren - huch!) einen schmachten-

dass das für heuer das letzte Mal ist. Kann ich auch

den Blick gesehen? Vielleicht sind die beiden aber

leicht – ist ja Wahlkampf, und da darf man bekannt-

auch nur scharf auf das weinrote BOSS Polo des

lich alles versprechen, ohne es zu halten. Ist quasi

Bürgermeisters – das nennt man Understatement.

das „Hugal(ele) für Politiker“. Außerdem orientier ich

Oder es schauen alle nur deswegen rauf, weil der

mich als autoritätshöriger Mensch (bin ja immerhin

Bürgermeister so groß ist?! Was mich verwirrt: die

Österreicher!) immer an den großen Vorbildern -

SPÖ, diese Schlingel auch, verstecken sich doch

immerhin hat unser lieber Herr Bundeskanzler anno

glatt hinter einem Personenwahlkampf, wo doch

dazumal auch versprochen, in Opposition zu gehen,

die ÖVP auf ihrer Homepage klipp und klar erklärt:

wenn er Dritter wird. Jaja, wir vergessen schnell!

„Bei dieser Wahl geht es nicht um den Bürgermeis-

out of africa Hans Geißlhofer - kein 68‘er Fossil

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„St. Pölten. Da sind wir uns einig!“

weil alle glauben, die Fellners treten an. „Ich habe

Omnipräsent im Stadtbild ist Nationalrat Anton

einen Traum“, haben sie wissen lassen. Das teilen

Heinzl. Und wir erfahren, was er alles hat: Herz (ha-

sie im übrigen mit ihren theoretischen Kunden: „Ich

ben wir auch). Handschlag (haben wir auch). Heinzl

habe einen Traum – dass ‚Österreich’ heut endlich

(okay, man kann nicht alles haben). Sein VP Gegen-

im Postkastl liegt.“ Oder „Ich habe einen Traum,

über, Dr. Alfred Brader, wiederum scheint - seitdem

dass ich beim Trafikanten um 6.15 Uhr noch eine

er die Kommunalpolitik verlassen hat - doch glatt

der zwei Ausgaben bekomm, sofern er überhaupt

um Jahre jünger geworden zu sein, oder hat man es

beliefert wurde.“

nur beim Retouchieren ein bissl übertrieben? Ganz auf bescheiden machen wie immer „Die Grü-

Okay, jetzt aber zu den Plakaten. Ich bin mir selbst

nen“. Silvia Buschenreiter schaukelt sich auf einem

auf die Schliche gekommen – ich gestehe. Erinnern

grünen Mund (?) durchs Leben und frohlockt „Bes-

Sie sich noch, wie ich alter Schulmeister empfahl,

ser grün“ Aha!

dass zum Slogan „Taten statt Worte“ ein Kugel-

Ganz persönlich gefallen mir ja die Plakate von Her-

schreiber kein ideales Bildvehikel ist? Gut, nun hab

mann Nonner am besten! Der hat den Zeitgeist mit

ich ein Foto gesehen, wo die Men in Black plötzlich

dem 80’er Retrostyle voll getroffen. Alle Achtung.

Bauhandschuhe tragen – und dazu Hemden! Das ist

Und Botschaften braucht das Land: Römerstadt,

auch nicht besser! Mittlerweile glaub ich ja, es liegt

Biogasanlage, Sommeroperette, Radwege – das

am Slogan: Bei „Taten statt Worte“ fällt mir nämlich

geht unter die Haut, ebenso wie die Stuntbilder.

immer der Name der letzten Drahdiwaberl-Tournee

Beim Anblick von Nonner am Rad hat man Angst,

„Torte statt Worte“ ein (und die sind mit der ÖVP

dass er gleich vom LKW dahinter platt gewalzt wird.

schwer unter einen Hut zu bringen), oder aber ich

Action wie aus Hollywood - Wahnsinn! Nonner hat

reime in Gedanken einfach weiter: „Taten statt

im übrigen auch den ultimativen Slogan des Wahl-

Worte, Kuchen statt Torte“ Kurzum: Es liegt an mir!

kampfes geliefert. Warum? „Warum nicht?“

KULTUR

Starmania Von Funk und Fernsehen kaputt gemacht Gründe zum Feiern Fest, Spiel & Haus

ter!“ Ach so, nicht?! Naja, dann aber wenigstens um Prinzipiell haben es die Parteien ja heuer schwer,

URBAN Häfn is duli Küss di Hand her Kerkermeister

32

SZENE Pauli Vs Meph Vertrag-ts euch wieder! Thomsn‘s High School Braucht uns STP noch?

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SPORT Zu Gast bei Freunden Materazzi trifft Zizou

IMPRESSUM Blattlinie: Das unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten Herausgeber: Bernard und René Voak MBA Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Telefon: 02742 / 71400330, Fax: 02742 / 71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Mag. Johannes Reichl Anzeigenleitung & Administrative Geschäftsführung: Mag. (FH) Michael Müllner, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Tel.: 02742/71400-330; Email: michael.muellner@dasmfg.at Anzeigenservice: NGL mediamondial (Greis Langer Nestelberger OEG), Schillerplatz 1/1/6, 3100 St. Pölten, Tel.: 02742/71191-20, Email: greis@ngl-mediamondial.com Redaktionsteam: Florian Kogler, Mathias Kirner, Renate Lameraner, Althea Müller, Michael Müllner, Rosa, Thomas Schöpf, Eva Seidl, Matthias Steinperl, Katharina Vrana, Tobias Zuser; in Zusammenarbeit mit www.joynt.at Kolumnisten: Hebi, Althea Müller, Thomas Karl, Rosa, Christoph Wagner, Tobias Zuser Kritiker: Judith Goritschnig, Wolfgang Hintermeier, Peter Kaiser; Johannes Maria Knoll, Dali Koljanin, David Meixner, Manuel Pernsteiner, Robert Stefan, Alexander Terrer, René Voak Leiter der Bildredaktion: Hermann Rauschmayr Cover: Hermann Rauschmayr, Christoph Schipp Art Director & Layout: REBELTECH, Dipl.-Ing. (FH) Christoph Schipp Lektorat: Frau Lehrer Reichl, Renate Rattenberger Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH; Herstellungs-, Verlagsort: St. Pölten; Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich. Internet: http://www.dasmfg.at Offenlegung nach § 25 Medien-Gesetz: Medieninhaber: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Veranstaltungen. Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich.

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Sambo tanzt Samba In den Niederungen der Regionalliga

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URBAN

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

In der 20 Jahre nach der Landeshauptstadter-

In der die „Logik“ der Politiker immer undurch-

hebung noch immer von Berührungsängsten die

sichtiger wird. So bat MFG die Fraktionsführer,

ten und Werbefuzzi die Hitze zu Kopf gestiegen

Rede ist. So mutmaßte Landeshauptmann Dr. Er-

anstatt des „lustigen“ Polit-Spiels des gegensei-

ist. Wie anders sind sonst einige unappetittliche

win Pröll in einem Interview, dass das St. Pöltner

tigen Anpatzens doch einmal drei positive Eigen-

und pietätlose Ausrutscher zu erklären!

Stadtoberhaupt „Berührungsängste“ zu ihm

schaften über die Mitstreiter zu sagen, außer-

So stieg ein Redakteur in einen Artikel über den

habe. Das verwundert freilich, wenn man weiß,

dem über sich selbst auch drei negative.

tragischen Unfall jener 16 jährigen, die bei einer

dass Mag. Matthias Stadler schon zu seinem

Nette Geste, denken wir. Doch dann erfahren

Juxfahrt aus einem Einkaufswagerl gefallen war

Amtsantritt vor zwei Jahren sämtlichen Landes-

wir plötzlich, dass man(n) sich beim Parteienge-

und wenige Tage später den dabei erlittenen

räten einen Antrittsbesuch abgestattet hat und

spräch (!) geeinigt hat, nicht darauf zu antwor-

Verletzungen im Krankenhaus erlag mit der Flos-

oft gesehener Gast auf „Landesveranstaltungen“

ten, was – jetzt wirds ganz grotesk – mit dem

kel: „Übermut tut selten gut!“ ein. Das ist weder

ist.

ohnedies nicht zustandegekommenen Fairness-

witzig, schon gar nicht stilistisch gut, sondern

Gerüchten zufolge wartet er auch schon seit ei-

abkommen begründet wird.

einfach nur zynisch und eiskalt.

nigen Monaten auf einen Termin beim Landes-

Das wirft zwei Fragen auf: a) tun sich die Män-

Ebensowenig kann man über die aktuelle Wer-

hauptmann – bislang ohne Erfolg. Ob vielleicht,

ner schwer, anderen auch Positiv-Eigenschaften

belinie der Fa. Hornbach anlässlich ihres 10

gerade umgekehrt, gar Landeshauptmann Dr.

zuzugestehen - was sehr schwach ist, oder b)

jährigen Bestehens in Österreich lachen. Zwei

Pröll Berührungsängste hat? Immerhin vermisste

schwer, an sich selbst auch Negatives einzuge-

Hände mit 10 Fingern werden in die Höhe ge-

man ihn schmerzlich bei der offiziellen Feier zu

stehen... – was nicht minder schwach ist.

streckt, einige davon freilich amputiert. Jaja,

20 Jahre Landeshauptstadt im Juli.

Einzig Silvia Buschenreiter war „Manns“ genug

Heimwerken ist gefährlich, da landet man

Egal, wer nun die Berührungsängste hat, sie sind

zu antworten und belegte einmal mehr, dass das

schnell in der Kreissäge. Wahnsinnig lustig. Es

unbegründet. So würden wir uns wünschen,

Hamlet-Zitat aus Shakespeare‘s gleichnamigem

täte not, an die Wirkung seiner Arbeit auf Betrof-

dass Landeshauptmann und Bürgermeister ge-

Drama „Schwachheit, dein Name ist Weib!“ end-

fene und Angehörige zu denken, und sich dann

meinsam beim nächsten Hauptstadtball eintan-

gültig auf die Männer umgemünzt werden muss.

vermeintliche Wuchteln zu verkneifen.

zen und damit eine neue Ära einläuten!

Bravo Frau Stadtrat!

LESERFORUM

Leider kann nur ein Teil der Leserbriefe veröffentlicht werden. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe direkt an: MFG-Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten, e-mail: leserbriefe@dasmfg. at oder direkt unter www.dasmfg.at

So was auch - da haben wir doch letztes Mal glatt den Landeshauptmann interviewt. Keine Angst, wir werden auch weiterhin quer durch den Gemüsegarten Persönlichkeiten ganz persönlich zeigen. Das Riesenpröllinterview dämpft meine Euphorie über mfg ein wenig.

ka

Gratulation einmal mehr zu Eurer Arbeit. Das

Gibt es noch ein pröllfreies Medium in Niederösterreich?

Paul

Das Cover ist der Hammer!! Weiter so!!

Joe

Pröll-Interview ist der Wahnsinn! Schön, dass es solch einen Journalismus noch gibt!!! Willkommen liebe Festivalgäste!

VERBOTEN IST

I. Exzessives und lautes Lustigsein II. Mutwilliges kotieren, urinieren und speiben in die Blumenkisterl III. Beischlaf auf offener Straße IV. Abfackeln von Autos, Toi Tois und Gartenzwergen V. Gifteln, haschen und dealen Besuchen Sie uns bald wieder! 0100 Cover1.indd 1

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Bernd

Ich bin froh, dass Hermann Rauschmayr bei seiner einmonatigen Schnitzelkur so gut abge-

MFG

DAS MAGAZIN

Danke für die echt coolen Beiträge über die

schnitten hat. Damit brauch ich kein schlechtes

Musik. Es ist immer gut zu wissen, was los ist in

Gewissen mehr haben, wenn ich mir was Pa-

der Stadt. Thanx and keep on writing !

niertes reinzieh! In diesem Sinne Mahlzeit!

Kathy P

Leo

FESTIVAL: NUKeleare BedrohUNg? URBAN: this laNd is my laNd KULTUR: eiN ForUm Fürs theater SPORT: Was liegt, das picKt 12.06.2006 20:27:53

05.09.2006 20:06:50

Fotos: Rauschmayr, photocase, zVg, wagner steinperl

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In der bei den heißen Sommertemperaturen offensichtlich dem einen oder anderen Journalis-


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URBAN

kraut & RübeN Ein Öster-Ei – noch dazu ein ungenießbares und obwohl noch gar nicht Ostern ist – hat die neue Tageszeitung Österreich dem VAZ gelegt. So machte sie einen Artikel mit dem Titel „Einsturzgefahr“ auf und meinte damit das gesamte Haus. Klassischer Fall von Kraut und Rüben durcheinander gebracht. Faktum ist (jetzt kommt das Kraut): a) Die festen Hallen des VAZ sind so hart angerührt wie Trapattonis italienischer Beton – kurzum sind tip top! b) Das VAZ legt heuer seine bislang erfolgreichste Saison vor (über 400.000 Besucher) und hat schon Buchungen bis ins Jahr 2008. Ebenfalls Faktum ist, ABER... (jetzt kommen die Rüben): a) Die 2.000 qm große (Zelt)halle C schreit nach Ersatz und ist kaum mehr vermietbar. b) Damit gibts Mietentgang (man kann nicht alles annehmen, weil Fläche fehlt, die jetzt kleiner ist, als zu Beginn der Übernahme durch die Privatfirma NXP. c) erste Messerveranstalter (die viel Fläche brauchen), sind deshalb weggebrochen. d) man braucht also Ersatz! ABER: Niemandem fällt à la Asterix im VAZ der Himmel auf den Kopf.

Fotos: Rauschmayr, photocase, zVg, wagner steinperl

Goldjungen

im Westen nichts neues

Wenige Wochen nach der »Squadra Azzura« war es

Seit 2003 ist das St. Pöltner Buskonzept auf dem Ta-

nun die Agentur Wagner Steinperl, die sich über ei-

pet. Aus den derzeit 950.000 Bus-Jahreskilometern

nen großen Titel in Deutschland freuen durfte. Kon-

sollen1,65 Millionen werden. In föderalistischer Tra-

kret war es der „iF communication design award

dition wollten Stadt, Land und Bund je ein Drittel der

2006“, wo die „Buben“ aus Wagram einen fetten

Mittel beisteuern. Bis jetzt ist laut Stadtrat Gunacker

goldenen Pokal abholen durften. Und das aus 1.240

nur die Stadt bereit, auch wirklich Geld in die Hand

Beiträgen aus 23 Ländern (darunter so unbekannte

zu nehmen. Denn während St. Pölten Investitionen

Namen wie Adidas, MTV, Volkswagen etc.) Grund:

tätigt (neues Logo, dynamische Informationstafeln,

die Website plusjus.at.

Subvention erdgasbetriebener Busse), bleibe es

Bei der Werbegala auf dem Cebit-Messegelände

andernorts bei Willenserklärungen. Im Verkehrsmi-

Hannover lobte die Jury „die Originalität und das

nisterium beteuert man gegenüber MFG, dass der

Design der Site“, Moderatorin Bettina Cramer (Sat1)

Bund jedenfalls sein vereinbartes Schaufelchen bei-

lobte den Dialekt, Wagner Steinperl wiederum die

tragen möchte. Aber alles hänge vom neuen „Nah-

Jury und das anschließende Fest. Seit über 50 Jah-

verkehrsfinanzierungsgesetz“ ab. Das Match scheint

ren ist der iF design award ein weltweit anerkanntes

sich auf schwarz-oranges Ministerium gegen rote

Markenzeichen, wenn es um ausgezeichnete Gestal-

Länder (und Städte?) zuzuspitzen. Interessant ist

tung geht. Die Marke iF hat sich als Symbol für her-

in diesem Zusammenhang auch die Forderung von

ausragende Designleistungen etabliert, der iF com-

Vizebürgermeister Sassmann, in St. Pölten plus Um-

munication design award ist einer der wichtigsten

land ein Schnellbahnsystem im 20-Minuten-Takt ein-

internationalen Kommunikationspreise. Respekt!

zurichten. Egal wie – Öffis müssen endlich her!

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Wir lesen Zeitung, wir gehen ins Wirtshaus, wir parken. Das bedeutet, dass wir diesbezüglich alle Fachleute sind. Der Wahlkampf in den nächsten Wochen dürfte dies aufgreifen. Schon in der Vergangenheit segneten uns ja die Gemeindeväter/mütter mit weitsichtigen Entschlüssen, etwa jenem, den Rathausplatz lediglich in einer einzigen Ebene zu unterkellern. Die zweitstärkste Partei lässt sich da nicht lumpen und plädiert für eine Parkraumbewirtschaftung, bei der man von insgesamt 168 Wochenstunden nur in ganzen 34 überhaupt was zahlen muss. Das Land hält mit: Schon lange liegen fertige Pläne genehmigt(!) in der Schublade, die Regierungsviertel-Garagen in Richtung zumutbarer

K

Park as Park can von Hebi Orientierung für Nichtpfadfinder zu adaptieren, aber nach wie vor wollen Gerüchte nicht verstummen, dass irgendwo unter den hoheitlichen Baulichkeiten Skelette verirrter Waldviertler dahin modern sollen … Geheimtipps gibt´s auch für Parkraum-Suchende: Ganz unter uns – gleich gegenüber dem Hallenbad versteckt sich die im Rahmen einer Rätsel-Rallye entwickelte Zufahrt zum öffentlichen, meist halb leeren Parkplatz hinter den Stadtsälen. Und nach wie vor existieren auch Status-Unterschiede. Motto: “Alle Parker sind gleich, nur manche sind gleicher als gleich“. Nach einem Tonkünstler-Konzert im Festspielhaus etwa haben sich die Besucher in der abendlich ohnehin kostenlosen „Kulturgarage“ eine Viertelstunde lang ruckerlweise im beißenden Auspuffgestank abzuquälen, weil die Schranken für jedes Fahrzeug einzeln geöffnet werden müssen. Gibt aber die Landesregierung ein Fest, dann sind nachher alle Schranken offen …

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URBAN

HÄFN IS DULI

„am letzten Tag zerbricht man die Zahnbürste, in der Hoffnung, dass man nicht mehr zurückkommt.“

Draußen ziehen graue Wolken am verwaschenen Himmel vorbei. Der Regen prasselt in den Innenhof. Ein Wetter, bei dem man gerne drinnen bleibt. Freilich nur, wenn man nicht schon drinnen ist und der Ausblick durch Gitterstäbe getrübt wird. Justizanstalt St. Pölten. Von J. Reichl, M. Müllner, Fotos: H. Rauschmayr Wir schauen in die Linse der Überwachungs-

Aus dem Provisorium ist dann ein fixer Job ge-

fahr sofort eingesperrt.“ Dies erklärt zum Teil,

kamera von St. Pöltens wohl bestgesicherter

worden, weil „es von der Karriere her interes-

warum der Ausländeranteil von ehemals 30%

Adresse: Andreas Hofer Straße 3. Der Türöffner

sant war und ein spannendes Betätigungsfeld

auf über 50% explodiert ist. Eine andere Ursa-

schnarrt, im nächsten Moment begrüßt uns

darstellt.“ Seit 10 Jahren ist Mörwald nun Direk-

che vermutet Direktor Mörwald in der Ostöff-

Christian Wolf von der Torwache. „Zum Direktor

tor der Justizanstalt St. Pölten, die 1903 als rich-

nung. „Heut haben wir auch Leute aus Georgien,

möchten wir!“ Ein kurzes Telefonat, dann weist

terliches Gefangenenhaus eröffnet wurde. „Bei

Aserbaidschan, Russland etc.“

uns Kerberos den Weg.

uns wird die Untersuchungshaft sowie Verwal-

27 Sprachen kursieren aktuell in der Haftanstalt,

Im Stiegenhaus des Verwaltungstrakts huschen

tungs- und Freiheitsstrafen bis zu 18 Monaten

die Verständigung ist nicht immer einfach. „Es

wir an grau uniformierten Beamten vorbei.

vollzogen.“ In St. Pölten sitzen also zum Gutteil

geht, weil die Notwendigkeiten des Zusam-

Nicht Polizisten, sondern die Justizwache führt

– ausgenommen die Untersuchungshaft – wie

menlebens vieles von selbst lösen. Wenn ein

hier das Regiment. Das heißt andere Uniformen

es so schön heißt, die „kleinen Fische.“

Häftling etwas braucht, passt er sich schnell

und andere Keks, wie die Dienststerne mitunter

an. Wenn umgekehrt wir etwas von ihm wissen

der uns in ein karges Besprechungszimmer mit

WEGEN ÜBERFÜLLUNG NICHT GESCHLOSSEN

einer großen Luftaufnahme des Gebäudekom-

Freilich – auch kleine Fische brauchen Platz,

hohe Ausländeranteil im übrigen nachvollzieh-

plexes bittet, hat schon zwei davon - ein Herr

und der ist knapp bemessen. So ist das auf 250

bar: Wörterbücher boomen!

Oberstleutnant also. Seit 27 Jahren ist der ge-

Insassen ausgelegte Gefängnis hoffnungslos

bürtige Kremser dabei. Wie man auf einen sol-

überbelegt. Gibt es also mehr Kriminelle als

chen Beruf verfällt, immerhin zählt Gefängnisdi-

früher? Jein: Faktum ist, dass mehr Menschen

23 Stunden hinter schwedischen gardinen

rektor ja nicht zu klassischen Kinderwünschen á

eingesperrt werden – die Sinnhaftigkeit scheint

Die Überbelegung bringt natürlich handfeste

la Astronaut oder Feuerwehrmann: „Mein Vater

aber nicht immer gegeben, wie DSA Peter

– negative – Auswirkungen. So sind die zwei

war Justizwachebeamter. Als ich nach der Ma-

Schaff bemängelt. „Ausländer werden etwa we-

Freizeiträume längst zu Hafträumen umfunk-

tura nicht wusste, was ich machen soll, meinte

gen jedem Pimperldelikt, und seien es nur zwei

tioniert worden, die Freizeitaktivitäten daher

er, ich könnte ja derweil in die Justiz gehen.“

Packerl Rasierklingen, aufgrund von Fluchtge-

auf ein gesetzliches Mindestmaß zurückge-

bezeichnet werden. Direktor Günther Mörwald,

wollen, geht das schon etwas schwerer“, muss Mörwald lächeln. Auch in der Bibliothek ist der

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URBAN HÄFN IS DULI DSA Peter Schaff vom sozialen Dienst begleitet die Häftlinge von ihrem ersten Tag in der Anstalt bis zu ihrer Entlassung. Ihm – wie auch den anderen Sozialarbeitern - obliegt mit die Prüfung, ob jemand als Freigänger ge-

fast schlimmer als die fünf Monate beim ersten Mal.“

eignet ist, er soll psychisch anfällige und gefährdete Personen erkennen, er soll

SECHS PERSONEN HAUSHALT

vor allem die Weichen für die Reintegration im Leben danach stellen, weshalb

Mehr Leute auf selbem Raum heißt logischer-

Schaff im Kontakt mit anderen Institutionen wie Emmaus, Neustart, Schuld-

weise mehr pro Zelle. Auf den drei Abteilungen

nerberatung, Sachwalterschaft AMS, Firmen etc. ist. Insgesamt betreut Peter Schaff an die 100

gibt es in der Regel „Sechs-Personen-Haus-

Häftlinge, pro Tag kommen rund 15 zu ihm in den „Sozialen Dienst“.

halte“, wie es Direktor Mörwald formuliert.

Hat sich das Klientel verändert? Schon. Früher gab es mehr „Altbekannte“, die immer wieder gekommen sind, und es gab das

Um Aggressionspotentiale von vornherein zu

Phänomen der „Vererbung“, das heißt, wir hatten den Großvater ebenso zu „Gast“ wie sein En-

gung – soweit möglich - harmonisch zu gestal-

kerl, weil die Jungen schwer aus einem Milieu rausgekommen sind. Eine einschlägige Adresse

ten. „Die Untersuchungshaft, wo viele ja zum

war diesbezüglich das Einquartierungshaus. Heute ist das besser, weil das Sozialnetz dichter

ersten Mal hier sind, ist ein sensibler Bereich.

ist, die Jungen besser in die Gesellschaft integriert werden.

Untersuchungshäftlinge werden deshalb nicht

Und deliktmäßig – gibt’s da Verschiebungen? Was eindeutig ärger geworden ist in jüngerer Vergangenheit sind Delikte unter Alkohol- und

mit Strafgefangenen oder Schwerverbrechern

Drogeneinfluss, Affektgeschichten, wo sich die Leute zum Teil nachher nicht mal mehr daran

möglich zu Jugendlichen.“

erinnern.

Die Leute müssten sich untereinander eben ar-

Ein Thema ist die berühmte Seife in der Dusche. Gibt’s sexuelle Übergriffe? Die gibt es bestimmt, da bin ich überzeugt. Aber in St. Pölten ist es wahrscheinlich eher mini-

rangieren, wobei das Zusammenleben der Häft-

mal, weil hier kurze Haftstrafen verbüßt werden. Bei langen Haftstrafen hingegen ist das ein

personal „erstaunlich reibungslos verläuft.“ Ein

großes Problem. Aber wenn zwei in der Zelle zusammenlegen und das freiwillig ausleben, dann

Eindruck, den auch Schaff bestätigt. „Klischees

ist das okay. Was solls - das ist wie draußen.

von der unmenschlichen Justiz und Zellen-Ca-

Offiziell Sex im Häfn, wie jüngst vorgeschlagen, was zu heftigen Debatten führte? Warum nicht? Ich weiß von einem Freund, Betreuer einer geschlossenen psychischen Anstalt,

pos sind amerikanische Gschichterln. Sicher

dass die mit ihren Patienten auch Ausflüge ins Bordell gemacht haben. Die Leute waren da-

sen – diesen Eindruck hab ich schon, aber große

nach entspannter, das Aggressionspotential geringer. Das Grundbedürfnis kann man ja nicht

Spannungen, die kriegt man nicht mit. Das ma-

wegreden.

chen sich die Herren wohl untereinander aus.

Wie würden Sie Gefängnis-Welt beschreiben? Im Grunde ist es eine Gesellschaft wie draußen. Es gibt Herz, Schmerz, stinknormale Bedürf-

Prinzipiell sind die Leute sehr anpassungsfähig,

reduzieren, bemüht man sich die Zusammenle-

zusammengelegt. Jugendliche legen wir wenn

linge untereinander, aber auch mit dem Wach-

gibt es eine starke Hierarchie unter den Insas-

und es verbindet sie das kriminelle Element.

nisse, wie etwa das Essen, wo sich schon mal einer mokiert, dass heut das Kraut zu süß war. Es ist eine abgeschottete Welt im Kleinen. Ein gutes Papperl, frische Wäsche sind wichtig. Im Film „Die Verurteilten“ werden manche alte Häftlinge gezeigt, die sich draußen nicht mehr zurechtfinden, wieder zurückwollen – ist das aus dem Leben gegriffen? Absolut. Manche finden „Häfn is duli“, das heißt soviel wie „Häfn is super“, auch wenn sie das nie zugeben würden. Der Häfn ist ihr Leben. Hier sind sie Menschen, haben ihre Menschenwürde, ihre Aufgabe, werden verpflegt, während sie draußen vielleicht Sandler sind, wie ein Fußabstreifer behandelt werden. Hier sind sie alte Hasen, welche die Jungen einführen in den Gefängnisalltag. Wir haben Häftlinge, die sind schon seit 20 Jahren immer wieder bei uns, Männer, die extra im Gerichtssprengel ein Delikt begehen, um ja nur wieder hier inhaftiert zu werden. Jene, die die Überfuhr verpasst haben, sind aber keine Jungen, sondern ältere Insassen! Sie leben ja in St. Pölten. Wie ist das, wenn Sie ehemalige Klienten treffen? Da hab ich kein Problem damit. Im Interspar seh ich zum Beispiel viele. Manche deuten unauffällig, andere kommen auf mich zu und fragen lauthals: „Griaß die, wia laufts im Häfn?“, so dass sich die Leut umdrehen und mich komisch anschauen. Das macht mir nichts aus. Wenn sie dann erzählen, sie haben eine Frau, Kinder, Wohnung, dann sag ich: „Super, des taugt mir. Haben der Aufenthalt und die Arbeit doch was bewirkt.“ Ich freu mich wirklich über jeden einzelnen, der nicht mehr kommt!

„Die Menschenwürde ist eine Verpflichtung. Ich denke da liegen wir nicht schlecht!“

schraubt, und das sieht gesetzlich eine Stunde

lige Häftling Anton (Name verändert!) zugibt.

Sie wissen, dass sie sozusagen auf Gedeih und

pro Tag im Hof vor. Den Rest sitzen jene, die

„Das Schlimmste ist einfach die Tatsache, dass

Verderb aufeinander angewiesen sind.“ Auch

nicht das Glück haben in einem der Betriebe

du 23 Stunden pro Tag in einer kleinen Zelle ein-

Anton hält manche Darstellung in den Medien

zu arbeiten, in der Zelle! 23 Stunden am Tag,

gesperrt bist. Man kommt ja nur zum Spazieren-

für überzogen. „Das Bild, das man von TV-Re-

unterbrochen nur vom Essenfassen, Duschen,

gehen für eine Stunde raus. Du kannst dir gar

portagen kennt, kann man nicht mit St. Pölten

Besuchen, Terminen beim Sozialarbeiter etc.

nicht vorstellen, wie schnell diese eine Stunde

vergleichen - St. Pölten ist ja nicht Stein!“

„Die langen Einschlusszeiten sind bei kurzen

vergeht! Bei meiner ersten Haft durfte ich arbei-

Haftstrafen wie in St. Pölten zum Glück nicht so

ten - das war sehr wichtig, denn somit vergeht

WENN ES „BRÖSEl“ GIBT

tragisch. Anderswo ist das ein Riesenproblem“,

die Zeit. Beim zweiten Mal hingegen bekam ich

Wenn es aber doch zu „Bröseln“ kommt, wie

erläutert Mörwald. Aber selbst kurze Zeit ohne

keine Beschäftigung. Die Haft dauerte zwar nur

wird dann vorgegangen? „Wenn uns jemand

Nichtstun nagt an der Psyche, wie der ehema-

ein Monat, war aber aufgrund des Nichtstuns

was zusteckt, dann reagieren wir auf elegante

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URBAN Ich habe viel geschrieben

teren Männern in einer Zelle auf

man muss sich arrangieren. Na-

nen Monat, wars besser. Drei Tage

Der 22 jährige St. Pöltener Anton

146m³. Die Insassen waren bunt

türlich gibt es auch heiße Diskussi-

nach der Entlassung habe ich eine

(Name geändert) wurde wegen

gemischt, ich hatte nur Öster-

onen mit den Zellenkollegen über

Berufsausbildung begonnen. Ich

versuchten schweren Raubs mit

reicher, alle so zwischen 20 und 25

Gott und die Welt.

habe den Eindruck, dass ich ziem-

17 Jahren zu 20 Monaten bedingt

Jahre alt.

lich schnell wieder im Sattel war.

verurteilt, davon saß er fünf Monate unbedingt in St. Pölten ab. Der

Was macht man den Tag über? Bei meiner 1. Haft hab ich in der

Wie war der Tag eingeteilt? Man steht gegen 7:00 Uhr auf, ein Mal täglich wird die Zelle ge-

zwei bis drei Wochen helfen mir

zweite Zwischenfall ereignete sich

Wäscherei gearbeitet, auch in der

reinigt, gelegentlich gibt’s einen

auch sehr, mein Freundeskreis ist

mit 19 Jahren, infolge wurde er zu

Anstaltsküche als Kartoffelschä-

Gesprächstermin beim sozialen

gleich geblieben. Familiär hab ich

einem Monat unbedingt verurteilt.

ler. Die Qualität des Essens ist

beziehungsweise psychologischen

nur zu meiner Oma Kontakt, die ist

Wie war das, als du zum 1. Mal ins Gefängnis gekommen bist? Ich war schockiert – fühlte mich

nicht sonderlich, aber im Großen

Dienst, oder man geht zum Arzt.

immer zu mir gestanden. Von mei-

und Ganzen geht’s so. Die Arbeit

Um 11:00 Uhr tritt man auf den

nen Eltern hab ich schon jahrelang

selbst war eine Ablenkung! Beim

Gang und holt sich von dort das

nichts mehr gehört.

völlig hilflos. Du kannst ja nicht mal

2. Mal hatte ich ja keine, das war

Essen in die Zelle. Circa um 18:00

vor die Türe gehen. Man ist auf die

schlimm, weil die Zeit nicht ver-

Uhr passiert das gleiche mit dem

Zellenkollegen angewiesen, die dir

geht.

Abendessen. Schrecklich ist, dass

Wie ist das, wenn man rauskommt? Der letzte Tag ist geil. Man sagt

erklären, was hier läuft. Und we-

Ich habe viel geschrieben, Briefe,

man nur zwei Mal die Woche du-

dann, dreh dich ja nicht um, weil

gen jedem Scheiß muss man den

persönliche Notizen. Manchmal

schen darf. Außer man arbeitet,

wenn du dich umdrehst, dann

so genannten „11‘er-Zettel“ aus-

13, 14 Seiten auf einmal, alles, was

dann kann man täglich!

kommst du wieder. Beim ersten

füllen, egal ob man einen Sozialar-

mich bedrückt hat. Viele Häftlinge

Mal hab ich mich umgedreht, beim

beiter sehen will, oder telefonieren

machen Muskelaufbau oder zeich-

muss. Gewöhnungsbedürftig!

nen, das ist auch eine Methode,

Nutzt man die Zeit zum Nachdenken über sein Leben? Nach der fünfmonatigen Haft

Wie wars in der Zelle? Ich war bei meiner zweiten Strafe

um sich zu beschäftigen. Der Fern-

hatte ich überhaupt keinen Plan,

bricht am letzten Tag seine Zahn-

seher ist ebenfalls wichtig, da geht

wie’s danach weitergehen soll.

bürste, in der Hoffnung, dass man

ein Monat lang mit sieben wei-

die Fernbedienung im Kreis und

Beim zweiten Mal, nach dem ei-

nie wieder ins Gefängnis muss.

Die Gespräche mit Neustart alle

zweiten Mal, dann nicht mehr. Es gibt auch so ein Ritual, man zer-

Weise. Nicht sofort, sondern erst nach ein paar

aus? „Einzelhaft heißt Tag und Nacht von den

Die Beamten beschreibt der ehemalige Häftling

Tagen, damit derjenige, der geplaudert hat,

anderen getrennt im Einzelhaftraum. Gegen

als durchaus umgänglich. „Wie man in den Wald

nicht Probleme bekommt.. Dann holen wir uns

den Willen des Betroffenen.“ Von einem an-

ruft, so kommt’s zurück - sie sind ja auch nur

den Störenfried, legen Leute in andere Zellen

geblichen „Bunker“, der auch außerhalb des

Menschen. Zu mir waren sie immer korrekt, ich

um usf.“, erklärt hierzu Schaff.

Häfens als Gerücht kursiert, erfahren wir nichts.

hab ihnen aber auch keinen Anlass gegeben. Ich

Geht es hart auf hart, ist etwa Gewalt im Spiel,

Auch Anton weiß nicht, ob er wirklich existiert.

hab mir immer gesagt: Die können nichts da-

dann „gibt es eine Palette von exekutiven Mög-

„Den legendären ‚Bunker’ kenn ich nur aus Er-

für, dass du da bist. Vom Hören-Sagen weiß ich

lichkeiten, vom Pfefferspray bis zum Schuss-

zählungen. Ich hab nie jemanden getroffen, der

aber, dass sie schon ein ordentliches Programm

waffengebrauch, wobei stets der Grundsatz der

wirklich drin war. Angeblich ist es ein Beton-

fahren können, wenn es nötig ist.“ Auch Sozial-

Verhältnismäßigkeit gilt“, so Direktor Mörwald.

block als Einzelzelle im Halbdunkeln, einmal

arbeiter Schaff stellt den Kollegen ein gutes

Im Anschluss kann es dann eine Anzeige, Geld-

täglich gibt’s einen Häfen Wasser und einen Laib

Zeugnis aus. „Es gibt immer was zu verbes-

bußen bis hin zu „Trennung und Absonderung“

Brot, keine Matratze. Soweit die Erzählungen…

sern, aber ich denke von Menschenwürde und

kommen. Das heißt Einzelhaft. Wie sieht diese

Aber ob das stimmt, keine Ahnung.“

Sozialem ist es ganz okay bei uns. Der Umgang

„Im Grunde ist es eine Gesellschaft wie draussen. Eine Abgeschottete Welt im Kleinen.“

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URBAN hängt natürlich immer von der Situation ab, wie der Insasse selbst ist. Das ist wie draußen.“ Für Direktor Mörwald ist dies ein ganz wichtiger Punkt: „Wir sind betreuungsorientiert. Unsere Aufgabe und Einstellung ist es, den Vollzug so menschlich wie möglich zu gestalten - die Menschenwürde ist eine Verpflichtung. Ich denke, da liegen wir recht gut.“

WEIHNACHTSWICKLER FÜRS CHRISTKIND Im Anschluss bekommen wir eine Führung durchs Haus. Diese beginnen wir bei den zwei Besuchszimmern. Im ersten sind Besucher und Häftling durch eine Plexiglaswand mit Sprechöffnungen bis zur Decke hinauf getrennt. Körperkontakt ist nicht möglich. „Die Leute haben es sich selbst verbaut“, erläutert diesbezüglich Schaff, „weil früher immer etwas hineingeschmuggelt wurde. So ist das nicht mehr möglich.“ Auch Geschenkpakete sind aus dem selben Grund im übrigen nicht mehr gestattet. Die Insassen kaufen ihre Ware im eigenen ADEG Markt direkt in der Anstalt. Der zweite Raum ist freundlicher: Tische, Stühle, Kaffeeautomat – keine Wände. Hier kommt man in den Genuss des „gelockerten“ Besuches, also etwa bei guter Führung. „Da kann man sein Kind umarmen, der Frau ein Busserl geben“, führt Direktor Mörwald aus. Während der U-Haft ist Besuch zweimal wöchentlich erlaubt, während der Strafhaft nur ein Mal, wobei maximal drei Personen pro Besuch gestattet sind. Durch ein Tor gelangen wir in einen großen Hof, der geradeaus zu den Zellentrakten führt. Wir biegen aber durch ein weiteres Tor rechterhand ab. Dahinter empfangen uns Grünflächen und ein Gewächshaus – wir sind in der Gärtnerei gelandet. Hier werden – je nach Saison – Tomaten, Paprika, Kraut und anderes Gemüse angebaut, das direkt im Gefängnis verkocht wird. Weiters

derzeit aber nur ein Wunsch. Arbeitslosigkeit

heute finden hier die Gottesdienste für ver-

züchtet man Ziersträuche, Buxbäume, Blumen,

macht auch vorm Häfn nicht Halt.

schiedene Konfessionen statt, zu Weihnachten

bindet Adventkränze und Gestecke, welche in

kommt immer der katholische Bischof auf Be-

der Haftanstalt, aber auch in anderen Gerichten,

2./3. ZELLENTRAKT

Kasernen usf. zum Einsatz kommen. „Insgesamt

Wir kehren in den ersten Hof zurück und gehen

tungen werden geboten. Jedes Vierteljahr zu-

an die 40.000 Pflanzen“, wie der Betriebsleiter

in den Zellentrakt. Bevor es durch eine Schleuse

mindest eine Freizeitveranstaltung, so verlangt

Manfred Hartmann ausführt.

die Stiegen hinaufgeht, werfen wir zunächst

es der Gesetzgeber. Für Zerstreuung soll auch

Im angrenzenden Gebäudetrakt sind wir in den

rechterhand einen Blick ins Wachzimmer, wo

die Bibliothek sorgen, die über 7.000 Bände be-

Unternehmensbetrieben gelandet. Im ersten

Bezirksinspektor Gerhard Haslauer gerade die

herbergt. Alle 14 Tage können die Häftlinge bis

Raum stehen neue Räder, welche die Häftlinge

zahlreichen Monitore der Überwachungska-

zu fünf Bücher entlehnen, welche ihnen per Wä-

für einen Sportartikelhersteller zusammenge-

meras im Auge behält. Ein Schlüsselkasten er-

gelchen in die Zelle gebracht wird.

baut haben. Im nächsten sind an die 15 Herren

weckt unsere Neugierde: Jeder Wachbeamte

Wir kommen – es ist 11 Uhr – an einer Gulasch-

gerade damit beschäftigt, Weihnachtswickler

hat hier seine Utensilien, von den Handschellen

kanone vorbei, wo gerade Häftlinge um ihr

für unsere Christbäume herzustellen.

bis zur Dienstwaffe, verstaut – letztere wird im

Essen anstehen. Mit den vollen Tellern gehen

Desweiteren gibt es noch eine Tischlerei, eine

übrigen nur während des Nachtdienstes und bei

sie zurück in die Zelle, wo gegessen wird. Wir

Schlosserei sowie Wirtschaftsbetriebe, also Kü-

Ausführungen getragen.

folgen einem der Herren in sein „Domizil“. Die

che und Wäscherei, wo die Häftlinge arbeiten.

Wir marschieren weiter, gelangen in den Ge-

Hafträume sind einfach ausgestattet. Betten,

Theoretisch sollten ca. 80% der Strafgefange-

fängnistrakt, machen kurz halt im Mehrzweck-

Kasten, Spind,

nen und 25% der Untersuchungshäftlinge Be-

raum, welcher frappant an eine Kapelle - die

Warmwasser sowie ein eigens abgemauertes

schäftigung finden, aufgrund der Überbelegung

er ursprünglich wohl auch war - erinnert. Noch

Klo – eine Errungenschaft, wie Schaff erläutert,

such. Aber auch Musik und Theaterveranstal-

Waschmuschel mit Kalt- und

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10

URBAN

weil „früher die Toilette nur durch einen Vorhang

Zuletzt machen wir noch Halt in der Ordination,

Als wir nach gut drei Stunden aus der Justiz-

getrennt war. Da gab es null Intimsphäre“.

wo uns Bezirksinspektor Josef Fischer begrüßt.

anstalt heraustreten, atmen wir tief durch.

Auch ein Fernseher findet sich, 23 Programme

Heute ist gerade der Zahnarzt im Haus, die prak-

Schön, wieder draußen zu sein – in Freiheit.

können empfangen werden. Von manchen Leu-

tische Ärztin kommt zwei mal die Woche ins

Der Gedanke, Jahre hier verbringen zu müssen

ten draußen oft als „Luxus“ kritisiert, hat das

Haus. Muss ein Häftling operiert werden, wird

– unvorstellbar. Von wegen „denen geht’s ja

Fernsehen in der Anstalt selbst durchaus, wenn

er in eine geschlossene Abteilung des Kremser

wie im Urlaub.“ Es ist eine Strafe. Der Himmel

schon nicht therapeutische, so doch jedenfalls

Krankenhauses überstellt, für HIV-Patienten gibt

ist aufgebrochen, Sonnestrahlen kitzeln auf der

positive Effekte gezeitigt. „Das ist zwar nicht

es im Wiener AKH eine eigene Abteilung. Der

Nase. Wären wir ein Häftling, der gerade entlas-

der Stein der Weisen, es hat aber definitiv zur

Rest, insbesondere die Medikamentausgabe,

sen wird, so würden wir jetzt wahrscheinlich

Beruhigung beigetragen“, bestätigt diesbezüg-

läuft direkt in der Justizanstalt ab, wobei insbe-

unsere Zahnbürste zerbrechen und dann, ohne

lich Direktor Mörwald.

sondere der organisatorische Aufwand für Subs-

uns noch einmal umzudrehen, fortgehen. Ritu-

Geduscht wird in großen Sanitärräumen auf je-

titutions-Präparate für Suchtkranke gestiegen

ale, die eine Wiederkehr verhindern sollen. Nur

der Abteilung – Arbeiter jeden Tag, die anderen

ist, wie Bezirksinspektor Josef Fischer erläutert.

der Minderheit gelingt dies. Die Rückfallsrate ist

zwei Mal in der Woche.

relativ hoch.

THE DAYS AFTER Wenn man wie Anton bedingt entlassen wurde, ordnet manchmal der Richter die Bewährungshilfe an. Als aufsuchende und nachgehende Beratungshilfe bedeutet sie sehr viel Aufwand für NEUSTART, eine Institution, welche den Entlassenen über relativ lange Zeit, oft über Jahre hinweg, begleitet und auf seine Festigung im Leben sowie Resozialisierung abzielt. Die Einstellung der Entlassenen dazu ist sehr unterschiedlich, wie Leiterin Magdalena Pernerstorfer verrät. „Manche sind zugänglich, manche empfinden die Bewährungshilfe als lästig - immerhin muss man unter diesem gesetzlichen Zwang Vertrauen zu einem Sozialarbeiter aufbauen.“ Alternativ dazu bietet NEUSTART auch die Haftentlassenenhilfe auf freiwilliger Basis an. Ein zunehmend bedeutender Aspekt ist auch der außergerichtliche Tatausgleich beziehungsweise die Diversion, die besonders bei Jugendlichen oft erfolgreich angewendet wird und als Chance für Verdächtige gesehen werden kann, sich mit seinem Opfer auseinanderzusetzen. „Voraussetzung dafür ist, dass die Opferinteressen gewahrt bleiben und natürlich Einsicht des Täters sowie seine Bereitschaft, eine gemeinnützige Leistung zu erbringen“, so Pernerstorfer. Ein weiterer Bereich ist die Verbrechensopferhilfe, die von der Bewährungshilfe stark getrennt ist. Die Prozessbegleitung bereitet Opfer auf die Verhandlung vor, man berät psychosozial und juristisch, informiert, was während des Prozesses eigentlich passiert. Laut der Leiterin von Neustart ist es wichtig, dass auch die Opfer vorbereitet werden, damit sie nicht vom Anwalt des Täters „zerpflückt“ werden bzw. auf das „Wiedersehen“ mit dem Täter vorbereitet sind. Auf Anwälte kommt es überhaupt oft sehr entscheidend an. Anton: „Mein Pflichtverteidiger war eine Nuss. Der hat in der ganzen Verhandlung einen Satz gesagt, nämlich seinen Namen und seinen Stand. Daraus hab ich gelernt - bei der zweiten Verhandlung hab ich mir vorher um EUR 22,60 bei Donauland den Strafrechts-Codex gekauft und mich selber informiert.“

ÜÜ

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höhepunkte

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10

XXXXXX

Out of Africa „Können wir uns schon am frühen Vormittag

freilich keinen adeligen Sproß. „Die Mutter war

Lebenswelt durchschimmern. „Dort war schon

treffen? Weil am Nachmittag würd’ ich gern in

a Bessere. Sie hat – mein Vater war ein fescher

ein ganz eigenes Klima. Alles war so gespreizt,

die Berge.“ Hans Geißlhofer schaufelt sich Zeit

Kerl – sozusagen unter ihrem Stand geheiratet.

auch die Mutter, wenn sie dort war. Aber für uns

für das frei, was er bei seinen Heimaturlauben

Das hat man sie unterschwellig schon immer

Kinder wars trotzdem eine Hetz, weil wir im Be-

am liebsten tut: wandern. „Wenn ich hier bin,

spüren lassen.“ Dabei waren die Kupelwiesers

trieb mitgeholfen haben, Traktor gefahren sind,

zieht es mich - oft nehm ich meinen siebenjäh-

seit Hans Urgroßvater Karl Kupelwieser, Gatte

Heu gewendet oder die Kuhställe ausgemistet

rigen Sohn mit - ins Alpenvorland. Dann fahren

von Bertha Wittgenstein (der Tante des Phi-

haben.“

wir mit dem Lift auf den Ötscher und genießen

losophen Ludwig Wittgenstein), schon zuvor

die Landschaft.“

als Grundbesitzer ‚vertreten’. So gehörte dem

JÜDISCHE WURZELN

Können wir! Und so sitzen wir, wenige Tage vor

Geschlecht das Gut Kyrnberg, zudem Flächen

Was innerhalb der Familie ebenfalls „verschwie-

Geißlhofers Rückfahrt nach Senegal bei Herbst-

in Heuberg, wo später die Landwirtschaftliche

gen“ wurde, ist die jüdische Herkunft. „Unsere

temperaturen im Hochsommer im cinema pa-

Fachschule entstehen sollte.

Familie galt während des NS-Regimes als jü-

radiso und plaudern über Geißlhofers ereignis-

Wenn auch kaum ausgesprochen, war die

disch versippt und hat nur mit Müh und Not

reiches Leben, das 1950 in Lunz am See seinen

adelige Herkunft für die Geißlhofer Kinder auf

diese Jahre überlebt.“ Dr. Christoph Lind vom

Anfang nahm.

subkutane Weise doch stets präsent. So stan-

Institut für Geschichte der Juden schreibt dies-

den im Hause etwa Möbel von der berühmten

bezüglich in seinem Buch „... sind wir doch in

ehemaligen Jet-Set Insel Brijuni, welche Paul

unserer Heimat als Landmenschen aufgewach-

Der Geburtsort ist ein „exquisiter“ – Schloss

Kupelwieser als Aussteiger (nachdem er zuvor

sen“, dass das Gut Kyrnberg „wie der Bürger-

Seehof in Lunz/See, was schon auf die adeligen

die Witkowitzer Werke in Tschechien geleitet

meister von Phyra mitteilte ‚[...] wahrscheinlich

Vorfahren aus dem Geschlecht der Kupelwie-

hatte) gekauft, von der Malaria befreit und zum

beschlagnahmt und als Staatsvermögen von

ser, welchem die Mutter entstammt, verweist.

elitären Urlaubsdomizil - das in die Geschichte

einem Verwalter namens Rivag oder so ähnlich

Aufgewachsen ist der Sproß, in dessen Adern

als österreichische Riviera eingehen sollte - aus-

verwaltet wurde.’ Die Bezirkshauptmannschaft

somit „blaues Blut“ fließt, allerdings in Auern/

gebaut hatte. Nach dem 1. Weltkrieg wurde die

fand schließlich heraus, dass das Anwesen im

Phyra auf einem 500 Jahre alten Bauernhof. „Ich

Insel von den italienischen Faschisten konfis-

April 1939 an den Gau Niederdonau ‚verkauft’

bin sozusagen Tarzan, der im Schloss geboren

ziert, später residierte dort Jugoslawiens Mar-

worden war. Ob das Gut ‚arisiert’ wurde, lässt

wurde und dann bei den ‚Wilden’ gelandet ist“,

schall Tito. Den Kindern wurde die Herkunft der

sich mangels entsprechender Unterlagen nicht

meint Geißlhofer lachend. Die Mutter hatte ei-

Möbel nie näher dargelegt. Aber auch die Som-

mehr rekonstruieren. Der ‚Erwerb’ von Kyrn-

nen Grundbesitzer aus der Region geheiratet,

meraufenthalte in Lunz/See ließen die adelige

berg durch Niederdonau ermöglichte der Be-

BLAUES BLUT

Fotos: zVg

„Kenn ich Sie nicht aus dem Fernsehen?“ Diese Frage muss sich Hans Geißlhofer – zurecht – des Öfteren „gefallen“ lassen, zählt der in Pyhra aufgewachsene, heute 56jährige doch zu den renommiertesten Entwicklungshelfern Europas. Wir nutzten seinen Kurzaufenthalt in der alten Heimat zu einem Plausch über blaues Blut, 68’er Visionen und Herausforderungen der Entwicklungshilfe. Von Johannes Reichl

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URBAN zirkshauptmannschaft St. Pölten und dem Land

Gehst mit demonstrieren? 2. Schauen wir uns

rika. Heute ist Kuba aber wieder zu einem dritte

Niederösterreich jedenfalls, nach 1945 diesen

einen Sexfilm an? 3. Gehst mit zum Guru der

Weltland geworden. Den Leuten geht die Propa-

Besitz als ‚österreichisch’ auszuweisen und ihn

Beatles, Maharishi, nach Indien meditieren? Das

ganda auf die Nerven, wenngleich Castro noch

dadurch vor einer Beschlagnahme durch die

war in ungefähr das Umfeld. Ich war einer von

immer eine Ikone ist. Es ist aber kein besonders

Sowjetunion als ‚deutsches Eigentum’ zu be-

der politisch interessierten Sorte, stand auch

totalitäres Regime im eigentlichen Sinne, wie

wahren.“ Wie die Anführungszeichen nahe le-

den Kommunisten nahe, war aber nie bei der

gern dargestellt wird, und es ist auch nicht so

gen, scheint der Historiker am freiwilligen „Ver-

KPÖ. Damals hat irgendwie jeder geglaubt, er ist

einfach. Natürlich wollen die Jungen mehr Frei-

kauf“ durchaus seine Zweifel zu hegen.

ein kleiner Marx oder Engels und wir können die

heit, aber man muss schon abwägen, wieviel

Der 1950, sozusagen nachgeborene Geißlho-

Welt retten.“

lässt man zu, ohne die Errungenschaften zu zer-

fer wurde mit seiner jüdischen Vergangenheit

Dieser Idealismus führte soweit, dass Geißlhofer

stören. Freiheit und Demokratie um jeden Preis,

und damit zusammenhängend Antisemitismus

– im übrigen an der Seite eines gewissen Peter

während gleichzeitig die Leute verhungern,

jedenfalls erst in seiner Gymnasialzeit konfron-

Pilz – sich der sogenannten „Kubabrigade“ an-

bringt das Land nicht weiter. Ebensowenig - wie

tiert, was ihn wie aus heiterem Himmel traf. „Im

schloss, um die Revolution vorort aktiv zu un-

eine spanische EU Politikerin vor kurzem öffent-

Gymnasium haben sie mich mit ‚Jud, Jud’ ge-

terstützen. Und aktiv hieß genau das: „Als wir

lich wünschte - der Tod Castros. Castro stirbt

hänselt, und ich hab mich überhaupt nicht aus-

auf Kuba ankamen, meinten die Genossen dort:

sowieso, aber das löst ja noch keine Probleme.“

gekannt, weil das in unserer Familie nie ange-

Kommunisten haben wir genug – wir brauchen

Der Kuba-Aufenthalt war für Geißlhofers wei-

sprochen worden war. In der Bevölkerung war

Experten!’ Und so haben wir gearbeitet: am

teren Lebensweg jedenfalls ein entscheidender

die jüdische Herkunft unserer Familie hingegen

Bau, auf den Feldern. Ich kann mich noch gut an

Wendepunkt, ein „Energieschub“, wie er es

offensichtlich sehr wohl noch verankert.“ Heute

einen uralten, schweren Presslufthammer erin-

heute ausdrückt, weil es der schleichende Be-

bemüht sich Geißlhofer deshalb über diesen As-

nern. Wenn der ins Erdreich einfuhr, blieb er oft

ginn

pekt der Familienhistorie und über das Schick-

hängen, sodass mir ein starker Kubaner helfen

Heute könnte man ihn sogar als „Star“ der Bran-

sal der Kupelwiesers während des NS-Regimes

musste, ihn wieder herauszuziehen.“

che bezeichnen, immerhin machte er bereits für

Aufschluss zu gewinnen, weshalb er während

Was Geißlhofer faszinierte, wie er sich erinnert,

ARTE Dokus über Senegal mit, und war des öf-

seiner Österreich-Aufenthalte auch viel Zeit in

war das Exotische, war die Sonne, war Kuba als

teren im ORF z.b. in ZIB 2 und in Orientierung,

verschiedensten Archiven verbringt.

Dritte Welt Land „das für mich fast schon ein

wenn es um CARITAS Projekte ging.

LIEBER FIDEL

bisschen wie Afrika war.“ Mit kindischen Kämp-

seiner

Entwicklungshilfe-Karriere

war.

fer-Fantasien manch Studienkollegen hatte er

IMMER WIEDER AFRIKA

Nach der Matura am St. Pöltner Gymnasium

hingegen nichts am Hut. „Als in Chile geputscht

Begonnen hat alles 1977, als Geißlhofer für zwei

begann Geißlhofer im legendären 68’er Jahr ein

wurde, meinten manche ‚Jetzt gehen wir dort-

Jahre nach Kamerun ging. Danach verschlug es

Studium der Kulturtechnik an der BOKU Wien,

hin als

Guerillakämfer!“ Da hab ich nur den

ihn zur UNO nach Guinea Bissau , anschließend

sattelte später dann aber auf Raumplanung und

Kopf geschüttelt. In Wahrheit waren wir doch

folgte bereits Senegal, von wo er dann später

Raumordnung um. Die 68’er Bewegung erfasste

alle verwöhnte bürgerliche Bürscherl, die vom

auch für den Aufbau der Entwicklungswerkstatt

den jungen Mann, der sich in linkskatholischen

Kämpfen keine Ahnung hatten.“

Österreich Projekte plante, und wo er schließ-

Kreisen bewegte und etwa mit dem späteren

Heute beurteilt Geißlhofer Kuba und Fidel

lich eine neue Heimat finden sollte. Heute lebt

EU-Kommissar Franz Fischler im Katholischen

Castro differenziert. „Die Revolution damals war

er mit seiner Familie – seine Gattin ist Senega-

Studentenheim Zimmer

an Zimmer wohnte,

einzigartig, auch was zuwege gebracht wurde

lesin – in Dakar.

voll und ganz. „Damals standen immer drei

– Gesundheitsversorgung für alle, Bildung für

Nachdem Österreich ab 1994 im Zuge der „be-

Fragen unter den Studenten zur Disposition. 1.

alle. Das war ein Quantensprung in Südame-

rühmten“ Sparpakete den Rechenstift auch bei

Fotos: zVg

Kuba-Brigade: „Die Genossen meinten: Kommunisten haben wir genug, wir brauchen Experten!“

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14 Meine schönsten Urlaubserlebnisse: Ich war mit dem Auto in Süditalien. In Neapel fahren ganz viele andere Autos und sie schauen alle aus wie zerknülltes Stanniolpapier. Und sie hupen dauernd. Am Anfang hab ich mich geschreckt, weil bei uns heißt das ja: „Bist deppat!“ Dort aber heißt es „Achtung, jetzt komme ich!“. Wer am meisten hupt und sich nicht fürchtet, hat immer Vorrang. Ampeln und Verkehrsschilder zählen sowieso elf. Aber die Mopeds sind die Ärgeren. Da sitzen ganze Familien drauf: Vorne steht ein kleiner Knirps zwischen den Beinen des Papas und hinten sitzt die Mama mit Baby. Und die pressen zwischen den Stanniolkugeln durch, da braucht man den Ellbogen nicht lässig beim Autofenster raushalten. Später war ich weiter unten, in Tarent. Die Häuser der Altstadt am Hafen sind ganz schimmlig und stehen schief. Damit sie nicht umfallen, sind so Metallstangen zwischen den Mauern eingeklemmt. Bei uns würde der Bagger kommen, aber

K

UNTERBELICHTET von Christoph Wagner

dort hängt voll viel Wäsche zwischen den Häusern. Auf einer Mauer war ein großes Schild mit Sternen. Draufgestanden ist was von „EU“, „rinnovare“, „2000-2006“. Das wird eng. Für viele Jugendliche dort ist es das eh schon, weil 60 Prozent haben keine Arbeit. Beim Rauffahren bin ich einmal kurz stehen geblieben und ins Meer gehüpft. Wie ich wieder zum Auto komme, war das Schloss kaputt und das Geldbörsel weg. (Ja, ja: Warum lässt er denn sein Börsel im Auto? Weil es nicht schwimmen kann!) Bei der Polizei sind dann fünf Carabinieri herum gestanden. Sie weder Deutsch noch Englisch, ich kein Italienisch. „It happend outside on the beach!“ Keine Chance. Es hat gedauert. unterbelichtet@kstp.at

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URBAN der ohnedies nicht hochdotierten Entwicklungshilfe

durch hat man aber auch viel Zeit, nachzudenken,

ansetzte, verschlug es Geißlhofer zwischenzeit-

neue Ideen zu entwickeln. Hier hingegen hetzt man

lich zurück nach Österreich, wo er für die Caritas

durchs Leben, ohne innezuhalten.“

Innsbruck tätig war. Seit 2003 ist er für MISEREOR

Letztlich entspringt Geißlhofers Engagement nicht

Deutschland im Einsatz, sozusagen wieder „an vor-

nur – wie man es gerne klischeehaft wünscht -

derster Front“.

philanthropischen Beweggründen, sondern durch-

Dabei, so versichert Geißlhofer, kollidiere das Bild

aus auch Pragmatismus und dem Wunsch nach

eines Entwicklungslandes, so wie wir es uns vor-

Selbstverwirklichung. „Ich hab heut nicht mehr den

stellen, häufig mit der Realität. „In Dakar etwa gibt

68’er Wahn, als wir glaubten, wir könnten die Welt

es an jeder Ecke Internet-Cafés, hundert mal mehr

im Handumdrehen verändern. Die Weltsituation ist

als bei uns.“ Wogegen es nach wie vor anzukämp-

nach wie vor katastrophal, es gibt hunderte Kriege,

fen gelte, seien teils überbordende Bürokratie (und

die Wüstenbildung schreitet voran, die Umwelt-

Korruption) der Verwaltungsebenen sowie – dies bei

verschmutzung ist noch immer nicht im Griff etc.

Gott keine afrikanische Eigenart - die Trägheit und

Aber für mich persönlich brauch ich einfach diese

bis zu einem gewissen Grade Feigheit der Apparate.

‚Droge’, um die legendäre Kupelwieser’sche Kreati-

„Es gibt soviel Gewohnheitsrechte, Häuptlinge – so

vität auszuleben. NGO’s bieten dazu eine Gelegen-

wie das bei uns in etwa manche Bürgermeister

heit, und du kannst dies mit Hilfe für eine gute Sa-

sind – die ja nur nix ändern möchten. Das ist müh-

che koppeln. Ein Sinnproblem hatte ich deshalb nie,

sam - aber man kann schon etwas weiterbringen.“

wie viele andere in der ersten Welt.“

Auch, und dies ist nach wie vor eines der größ-

Nach gut zwei Stunden blickt Geißlhofer auf die

ten Probleme, hinsichtlich der Besitzverhältnisse oder zumindest der Nutzungsrechte von Land. Der neueste Trend ist diesbezüglich Landvermessung mittels GPS und Google Earth. Der Blick von oben macht vielen Bauern bewusst, wo Grundstücksgrenzen tatsächlich verlaufen, wo etwas sinnvoll anzubauen ist, insbesondere warum auch Aufforstungen nottun, um ein weiteres Voranschreiten der Wüste, damit verbundes „Versalzen“ der Böden sowie weitere Bodenerosion, also letztlich die Zerstörung an sich fruchtbaren Bodens zu verhindern. Partizipative Planung nennt man das. Geißlhofer als gelernter Raumplaner ist damit sozusagen in sein ureigenstes Element zurückgekehrt. Natürlich gilt es auch, die Menschen zu ‚Unabhängigkeit’ und ‚Eigenständigkeit’ zu animieren. „Früher bauten die Menschen im Senegal für die Europäer Erdnüsse an – riesige Monokulturen, welche über kurz oder lang zur Unfruchtbarkeit der Böden führten und wenig

„Wir werden die Weltprobleme nicht in den Griff bekommen, wenn wir nur quantitativ denken.“

Geld brachten. Heute bemüht man sich verstärkt,

Uhr. Mittagszeit – der Berg ruft. Noch einmal Luft

die am Markt deutlich teurer zu verkaufende, re-

schnappen in den Bergen der Alpen, bevor es zu-

sistentere, salztolerantere und damit nachhaltigere

rück in die Wüste Afrikas geht! Ein Pendler zwischen

Cashewnuss anzubauen. Dies könnte in kurzer Zeit

Welten, die enger verbunden sind, als wir denken.

Wohlstand sichern.“

„Dritte und erste Welt greifen ineinander. Ich hatte

Entwicklung sei durchaus konstatierbar und mög-

zuletzt eine Dame aus Berlin zu Gast. Die meinte

lich, freilich müsse man sich in der ersten Welt end-

angesichts der Straßenkinder, welche die Fenster-

lich von dem Gedanken verabschieden, mit Geld

scheiben der Autos putzten: ‚Aber, das ist ja bei uns

alleine ein Allheilmittel parat zu haben. „Wir werden

in Berlin auch schon genauso! Die Welt entwickelt

die Weltprobleme nicht in den Griff bekommen,

sich – so oder so!“ Wir alle sind gefordert, sie in die

wenn wir immer nur quantitativ denken. Gefragt

„richtige“ Richtung zu lenken, in allen Teilen der

sind qualitativ gute Ideen, Mut, Neues auszuprobie-

Erde. Und mag die Vision der 68’er Generation von

ren, Risiken einzugehen. Wenn das fehlt, kann ich

der „besseren Welt für alle“ auch naiv erscheinen

noch so viel Geld reinstecken – es wird nichts brin-

angesichts der kalten und brutalen Realität, so ist

gen. Das ist, wie wenn man den Leuten einen Radio

sie als Fluchtpunkt unseres Denkens und Strebens

schenkt, aber keine Bedienungsanleitung dazu, wie

dennoch nach wie vor von alternativloser Gültigkeit,

sie ihn benützen müssen.“

die einzig gültige und trostspendende, möchten wir

Gerade hinsichtlich der Kreativität stelle sich ein

nicht gänzlich resignieren. Man muss, so betrach-

vermeintlicher Nachteil Afrikas und grundsätzlicher

tet, sein Ziel nicht immer erreichen, um dennoch

Unterschied zu unserem way of life bisweilen als

anzukommen, einen Sinn zu finden – Hans Geißlho-

Vorteil heraus. „Es gibt sehr viele Leerläufe. Da-

fer exerziert es mit Bravour vor.

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Kulturimage: das Stadtfest als Bühne Budgetzahlen machen deutlich: Kulturpolitik fristet in St. Pölten ein kümmerliches Dasein, eigenständige kulturelle Akzente werden kaum noch gesetzt. Was völlig untergeht, ist die Entwicklung eines unverwechselbaren kulturellen Corporate Designs. Zeit, die Weichen neu zu stellen. Stadtentwicklung verlangt ein ganzheitliches Bild der NÖ Landeshauptstadt. Und wie könnte sie sich selbst besser in den Köpfen der Menschen verankern, als wenn sie eine unverwechselbare kulturelle Identität hat? Die Bühne für diesen unverwechselbaren Auftritt haben wir auch! Das Hauptstadtfest eignet sich bestens, der Stadt ein individuelles kulturelles Gesicht zu geben: Aus dem mannigfaltigen, hochkarätigen Potenzial der Künstler aus Stadt und Region schöpfen. Visionen sind hier gefragt, die über den Anspruch, der bisher gestellt wurde, hinausgehen müssen, will man mit Wien, Linz usw. mithalten.

Die Grünen fordern die Installierung eines Kulturbeirates VertreterInnen von Kunst- und Kulturinitiativen, Vereinen, Kunst- und Kulturinstitutionen und der / die Vorsitzende im Kulturausschuss bilden einen repräsentativen Querschnitt der Kunst- und Kulturschaffenden der Stadt, die Sitzungen sind öffentlich. Aufgaben: Beratung des Kulturaus-

Advert o rial

schusses bzw. Gemeinderats; Stellungnahmen zu Kulturpolitik und Kulturförderung; Entwicklung von kulturellem Leitbild und Zielsetzungen; Stellungnahmen zu Richtlinien; Bestellung von Jurymitgliedern zur Vergabe der städtischen Kulturpreise; Mitsprache bei kulturellen Vorhaben der Stadt, Stellungnahme zum Abschluss von Verträgen über die kulturelle Zusammenarbeit zwischen der Stadt, Land und Bund.

KURSPROGRAMM

September 2006 bis Jänner 2007 VOLKSHOCHSCHULE der Landeshauptstadt St. Pölten 3100 St. Pölten, Kranzbichlerstr. 18 Tel. 02742/72146 oder 02742/333-2651 DW, Fax 02742/72146 E-Mail: helmut.wagner@st-poelten.gv.at, Website: www.vhs-stpoelten.at

Berufsreifeprüfung Sprachen Computerkurse Gesundheit Hobby Kreativität Das Programm wird gratis und unverbindlich zugesendet.

GEMEINDERATSWAHL ST.PÖLTEN:

Tom Hornek

Kultursprecher Die Grünen St. Pölten

BESSER GRÜN. Zeit zum Umdrehen: St. Pölten braucht neue Ideen. Was Sie tun können: Am besten Sie wählen am 8. Oktober Grün. ATGAMS

P.S.: Unsere Vorschläge finden Sie auf unserer Website: www.die-gruenen.cc.

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URBAN

JOB HOPPER - Top or Flop?

BEZEICHNUNG: Bankangestellte / Sekretariat (Bank-Tussal) TÄTIGKEIT: Sachen tippen, E-Mails lesen und zwischendurch auf Ebay surfen VERDIENST: ach, geht so VORTEILE: 16 Monatsgehälter, Klimaanlage, schönes Büro, diverse Gutscheine NACHTEILE: ab und zu Langeweile, und 60 mickrige Minuten reichen ja wohl kaum für das 4-Gänge-für-50-Cent-Kantinenmenü GEEIGNET FÜR: alle, die viel Glück und/oder einen Schieber haben

BEZEICHNUNG: Band-Promoter (Pe-Er-Ler) TÄTIGKEIT: zu später Stunde zur Party des angesagtesten Independent-Labels kommen, mit den Plattenbossen Wodka-pur-Brüderschaft trinken und ganz lässig mit drei neuen Aufträgen in der Tasche heimgehen VERDIENST: je nach Kundschaft – die Burgenländer Punks zahlen halt nicht so gut wie Sony Music VORTEILE: Konzerteinladungen, gratis CDs und das uneingeschränkte Recht, die Kulturfritzen diverser Medien zu belästigen NACHTEILE: Generve von Ticket- & CD-Schnorrern & Pimperlbands

BEZEICHNUNG: PersönlicheR AssistentIn (Leibeigener / Mausi) TÄTIGKEIT: einem meist gleichermaßen begabten wie komplexbeladenen, normalerweise im Kreativ-, Kunst- oder Medienfeld tätigen Menschen williger Fußabtreter, privater Beichtstuhl sowie verlässliche Klagemauer sein VERDIENST: überdurchschnittlich gut – eine Seele hat schließlich ihren Preis VORTEILE & NACHTEILE: man lernt, mit Pillen, Psychospielchen und Perversionen umzugehen

BEZEICHNUNG: Immobilienmakler (Windiga Hund) TÄTIGKEIT: Türschlösser aufsperren, Phrasen dreschen, zaubern (aus einem Kellerloch wird „der asketische Individualraum“, Lehmboden verwandelt sich in „naturbelassene Gegebenheiten“) und dafür fette Provisionen kassieren VERDIENST: fette Provisionen VORTEILE: fette Provisionen NACHTEILE: irgendwie hasst dich einfach jeder (sogar deine Oma ein bisschen)

BEZEICHNUNG: Kindermädchen (Nanny) TÄTIGKEIT: aktiv und dabei völlig hilflos an der Erziehung fremder Kinder mitwirken VERDIENST: abzüglich der Kosten für Sprit, Medikamente und diverse chemische Reinigungen reicht’s noch für ein paar verzweifelt gekaufte G&U-Familienratgeber VORTEILE: man lernt alles über Nintendogs, Spongebob und Lilo&Stitch NACHTEILE: dein Boss ist 1 Meter 30 groß und findet dein Essen prinzipiell scheiße

BEZEICHNUNG: Stagehand (Kawe-Roin-Ziaga) TÄTIGKEIT: variiert je nach Band und Laune zwischen coolem Rumstehen am Bühnenrand, gemäßigtem Equipmentauf- und abbau mit bewusst gelangweiltem Blick sowie wieselflinkem Hin- und Hergerenne mit Ameisen im Arsch KOHLE: auf jeden Fall genug für ein bisschen Gelage nach jeder Show VORTEILE: je wilder das Aussehen, desto besser NACHTEILE: du kriegst meistens nur das, was die Musiker übrig lassen

BEZEICHNUNG: Buchhalterin (Engel in Grau) TÄTIGKEIT: alle mit pünktlichen Gehaltsüberweisungen glücklich machen, den Steuerberater sekkieren, soweit als möglich das Finanzamt dissen NETTO-GEHALT: wäre man nicht so korrekt, könnt’s theoretisch noch mehr sein VORTEILE: Chefs wie Kollegen haben keinen Schimmer von deinen Buchungssätzen – Macht, Ansehen und himmlische Ungestörtheit sind dein! NACHTEILE: Alpträume, in Bergen veralteter Umsatzsteuervoranmeldungs-Formulare zu ersticken

BEZEICHNUNG: Bardame (Könarin) TÄTIGKEIT: keinen Alkohol an Jugendliche und Betrunkene ausschenken VERDIENST: kommt aufs Trinkgeld, sprich aufs Taschengeld der Teens und den Trunkenheitsgrad der Allgemeinheit an VORTEILE: die Burschen lieben dich als Quelle des Smalltalks und Seidls NACHTEILE: die Mädels hassen dich dafür GEEIGNET FÜR: trinkfeste Nachteulen mit stabiler Psyche und viel Geduld

Fotos: zVg, photocase

Um irgendwann den persönlichen Traumjob zu finden, bleibt oft nur der Sprung ins bitterkalte Eiswasser unterschiedlicher Berufserfahrungen. Um nun allen Unschlüssigen die Qual der Arbeitsmarkt-Wahl zu erleichtern, haben wir deshalb einige Berufe aus der schier grenzenlosen Sphäre des mehr oder weniger ehrlichen Broterwerbs zusammengewürfelt, um sie exklusiv (!) und (!) garantiert (!) selbst (!) getestet (!) ins korrekte Licht zu rücken... Von Althea Müller

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URBAN

Parallel-universum

Von Althea Müller

MÄDELSABEND

MÄNNERABEND

Treffen um 16 Uhr 30

Gemeinsames Wegräumen der Gläser

Gemeinsames Kochen (sorgsam abgewägte Kohlehydrate mit fettfreiem Pesto und Salat), Be-

Genug Bier in die Couch-Runde werfen und

und Teller Herzliche

Verabschiedung

(Umarmung

sprechung der aktuellen Job- und Gesundheits-

und Bussis) um 20 Uhr, bei gleichzeitiger

zustände

Verabredung für den nächsten Tag zum Ma-

Decken des Esstisches, Hinzustellen einer Ka-

Treffen um 18 Uhr 30

rionnaud-Shoppen

raffe energetischen Wassers

Fernseher aufdrehen, rauchen Wortkarges Kommentieren von „Immer wieder Jim“ und „King Of Queens“ Lachen (über nichts Bestimmtes) Nächste Runde Bier aus Küche holen, rauchen

Genussvolles Essen, plaudern

Zwei Sackerl Hofer-Partymix auf die Couch

Gemäßigtes Öffnen einer Rotweinflasche, tratschen

knallen (allgemeiner Jubel) Umschalten auf die rtl II-News mit der geilen

Erzählungen über neueste Selbstfindungs-, Kreativ- und Job-Seminare

Moderatorin Sich räuspern, Bier trinken, rauchen

Abräumen des Tisches, Übersiedlung auf die Couch

„Na?“ und/oder „Sunst?“ fragen Gespräch abbrechen, um Sechsertragerl aus

Öffnen einer zweiten Flasche Wein, vorausschauendes Hinzustellen von zwei Liter Leitungswasser

Küche zu holen „Eh wurscht“ und/oder „Passt scho Oida“ sagen

Gespräch über derzeitige und vergangene Liebesbeziehungen

Übers Stammbeisl reden, Bier trinken Fernseher einfach laufen lassen, gemeinsam

Gemeinsames Abwägen diverser Beziehungen, (ver)zweifeln

ins Stammbeisl rübergehen Wodka saufen, die Kellnerin angraben, ein Bre-

Heulen wie ein Schlosshund (bzw. trösten)

zel essen, Tequila bechern

Schimpfen wie ein Rohrspatz (bzw. anspornen)

Verabschiedung (sprich: den Kumpel mit dem

Ikeatorte anschneiden, ganz aufessen, endlich

Kopf auf der Bar liegen lassen und nach Hause

wieder klar sehen

wanken) um 3 Uhr morgens

ohne uns wäre es finster & still Fotos: zVg, photocase

• im Innsbrucker Tivoli Stadion • im VAZ St. Pölten • beim Nuke und House of Riddim Festival • bei Ihrem Business-Event

NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH Ton - Licht - Multimedia - Bühnen Tel. +43 (0) 2742-71400 - 210 www.nxp.at office@nxp.at

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mfg machts möglich - Zizou & Materazzi an einem tisch

Zu Gast bei Freunden

Was vor wenigen Wochen noch undenkbar schien, wurde exklusiv für unser Sportmagazin Realität: Die Streithanseln des Jahres setzten sich an einen Tisch und brachen das Schweigen. Von Matthias Steinperl Gleich zu Beginn möchte ich mich im Namen aller Leserinnen und Leser für Ihr Kommen bedanken.

schweigsam. Liegt es vielleicht daran, dass sich so vieles aufstaut und dann irgendwann entlädt?

ben, dass ihr Weltmeister werden könnt, oder?

Zinedine Zidane: Bitte, ungern.

ZZ: Vielleischt.

ZZ: Brasilien. Gewonnen, nicht gespielt.

MM: Ist ja auch egal. Ich glaub ja, dass sowieso

MM: Ah ja! Gegen die Speckbären mit der den-

Sie hab ich eigentlich gar nicht gemeint. Nein, Scherzerl.

nix rauskommen würde, wenn er redet. Ich hin-

talen Zweidrittel-Mehrheit im Gsicht. Tolle Leis-

gegen möchte hiermit erstmals die Gelegenheit

tung, gegen die gewinnen.

Marco Materazzi: Jetzt fängt der Austernschlür-

ergreifen, dir zu gratulieren was du bis heute

fer schon wieder an. Aber wie schon in Berlin,

nicht getan hast: und zwar zu deinem spitzen-

Herr Zidane, wollen Sie oder soll ich?

so lass ich mich auch heute nicht aus der Fas-

mäßigen Abgang, Alter. Die Karriere so knapp

ZZ: Eine rünterauen?

sung bringen. Außerdem möchte ich als Zeichen

vor Schluss noch zum Kippen zu bringen, das

der Versöhnung den ersten Schritt tun und habe

zeichnet den wahren Actionhelden aus.

Nein. Antworten.

ein kleines Geschenk für den Vize mitgebracht:

ZZ: So. Aber jetzt...

ZZ: Dudu.

Bitte setzen Sie sich doch, Herr Zidane!

Sitzen bleiben. Stimmt, was Herr Materazzi sagt? Ich meine das mit der Gratulation.

ZZ: Bon.

ZZ: Hm.

Gut. Ich ergreife jetzt das Wort vor allem deshalb, weil wir unserem Publikum zwei Teilnehmer an der Diskussion versprochen haben. Jedenfalls: Eine Schwalbe, die zwar keinen Sommer, aber dafür ein Viertelfinale (gegen Australien) macht,

Außerdem habts eh recht brav gespielt. Gegen Argentinien.

ZZ: So. Aber jetzt...

MM: Was hm? Na gratulierst mir halt, nau. Ich

So kennt man Zizou. Wortkarg und

mein, ihr werdet ja nicht wirklich geglaubt ha-

Fotos: zVg

original sizilianische Brustkaramellen.

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INTERNATIONAL ist aber auch nicht gerade etwas für die Annalen des Sports außer vielleicht mit einem »n«.

Ist das wirklich wahr mit Ihrer Schwester?

MM: Und? Weltmeister? Wer?

MM: Ganz was Neues. Klar ist das wahr, dass

ZU DEN PERSONEN

ZZ: Kein Kommentar. sie auf eine Vergangenheit im horizontalen Ge-

Weil wir gerade beim Thema Niveau sind: Glauben die Herren nicht, dass solche Vorfälle das Vorurteil vom unintelligenten Fußballer bekräftigen?

werbe verweisen kann. Und nur weil sie mit

ZZ: Darf isch?

gen ist.

dem Ottfried Fischer zusammen ist, macht’s jetzt auf Schnuckimausi. Obwohl ich bin ja froh, dass mir nicht der Fischer an die Brust gesprun-

MM: Sicher.

MM: Also. Da teile ich ausnahmsweise einmal

Das nächste Großereignis findet mit der EM in Österreich statt. Welcher ist Ihrer Meinung nach der beste österreichische Spieler?

die Meinung vom Weltmeister der Schmerzen.

ZZ: Didulica.

Die Zeiten des dummen Kickers sind lange

MM: Da muss ich jetzt nachdenken.

ZZ: Nein. MM: Jetzt ich? ZZ: Oui.

ZINÉDINE YAZID ZIDANE (* 23. Juni 1972 in Marseille), von der FIFA bisher dreimal als Weltfußballer des Jahres ausgezeichnet (1998, 2000, 2003). Vereine bisher: AS Cannes, Girondins Bordeaux, Juventus Turin Seit 2001 Real Madrid

schon vorbei. Da haben den Spöttern schon z.B. die Herren Ogris oder Pecl den Wind aus den

Oje. Ich stell einstweilen die nächste Frage: Wie sehen Sie unsere Chancen?

Segeln genommen. Oder die neuen Denkschu-

ZZ: Dabei sein ist nischt alles.

len eines Mario Haas, eines Pepi Schickelgruber

MM: Wenn ihr Brasilien oder die »Grind Nation«

oder bei uns eines Franz Totti.

in der Gruppe habt, ist durchaus ein vierter Platz

die »Philosophen« rund um die Kapazitäten wie

drin. In der Gruppe.

Zu den ausgefassten Strafen. Ihre Stellungnahme dazu? ZZ: Liberté, Fraternité, Scheißegalité.

Aber wir sind im Gegensatz zu euch wenigstens schon qualifiziert.

MM: Das glaub ich. Das war ja der Witz über-

ZZ: Jetzt aber...

haupt. Den da sperren, das ist wie einen Ko-

MM: Auf ihn!

mapatienten unter Hausarrest stellen. Und ich

(Ein paar Augenblicke später)

kann jetzt zwei Mal zuschauen, nur weil ich die

ZZ: Simma wieder gut, Marco?

Wahrheit über seine Schwester gesagt habe.

MM: Aber nur, wennst mir vorher als Entschuldi-

Das nächste Mal nehm ich die Schwiegermutter

gung die Nummer von deiner Schwester...

da krieg ich von der FIFA maximal eine Viertel-

ZZ: Jetzt aber...

stunde.

MM: Hilfe! Hört mich denn keiner?!

WIRKLICH ALLES Hier noch einmal die

MArco Materazzi (* 19. August 1973 in Lecce) ist auch ein ganz Großer, zumindest körperlich gesehen mit seinen 193 Zentimetern. Vereine bisher: FC Messina, Marsala, Trapani, AC Perugia . Carpi, AC Perugia, FC Everton, AC Perugia Seit 2001 Inter Mailand

Gelb-Rot und achtmal Gelb)

wichtigsten Zahlen der WM in Deutschland als besonderes Service für jene, die die Zahlen vielleicht schon vergessen haben:

Costinha aus Portugal darf auf 4 Gelbe und 1 Rote stolz sein

Die Kasse der Fahnen-Herstellerfirmen hat

Weltmeister: Italien

ordentlich gescheppert: mehr als 20 Millionen Euro Umsatz bei 5 Millionen verkauften Stück

Nicht Weltmeister: U.a. Frankreich, Brasilien, Deutschland, Trinidad & Tobago

Erstmals seit 1982 kamen alle Halbfinalis-

Das schnellste Tor: nach 67 Sekunden

ten (Italien, Frankreich, Deutschland, Portu-

durch den Ghanaer Asamoah Gyan im Spiel

gal) aus Europa.

gegen Tschechien.

Schnitt von 2,3 Toren pro Spiel (der zweitniedrigste der WM-Geschichte)

Schweiz: Als einzige in der Vorrunde ohne Gegentor und in der k.o.-Runde als erste Mannschaft bei einer WM ohne Gegentor

Fotos: zVg

15 Millionen Fan-Meilen-Besucher

ausgeschieden. Bei der EM 2008 gibts aber vor eigenem Pu-

Portugal – Niederlande: 20 Karten (viermal

blikum neues Spiel, neues Glück!

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URBAN

We were Mods!

1981: Die WHO spielen in Wien und das ModRevival schwappt von England bis nach St.Pölten

Ein kleiner Haufen Eingeschworener mit „Popper-Haarschnitt”, 60-ies Anzügen, Parkas und Vespas - bestehend aus Kicks, Bela, Hasi, Vogo, Proschi, Tommi, Stefan S., Albert C., Johanna P., Claudia J., Quenda P., Babsi Z. trifft sich wöchentlich bei der „Meli” in der Fuhrmannsgasse. Von Dietmar Haslinger, Foto: Hermann Rauschmayr Wir träumen von England und Quadrophenia

mit ausgestreckten Bein an!) Somit hatten wir

120 kmh-Marke nähern!

raubt uns den Schlaf. Es spricht sich herum,

sogar unser eigenes kleines Brighton (Aus-

Der Kontakt sowohl zu den Kremser Mods/Pop-

dass die „coolen Typen” auf ihren Rollern nicht

schreitungen in den 60-ies zwischen Rockern

per/Italo-freaks als auch zu den Wiener Mods

beißen und die Gruppe wächst bis Jahresende

und Mods). Gegenüber vom FE Kreidler, Zaps

wird intensiviert, im September sorgen die

beträchtlich. Kurt H., Düsi, Susi S., Annette G.,

und Puch Cobras, die „Rover-Partie”, auch an

Wiener dann auch für die ersten gröberen Aus-

Schneps, Gerhard O., Zandi, Flashy Fred und

die 100 Leute, dazu noch „normalsterbliche”

schreitungen mit massivem Polizei-Einsatz.

mehr schließen sich an. Legendäre Partys fol-

Herbst 1982: Wir taumeln zwischen Krem-

gen, bunte Pillen werden geworfen, Cola-Rum

ser Pulverturm-Partys, Fahrten in verschie-

ist auch ok und The Jam, The Who, Police und

denste Kinos um Quadrophenia zu sehen und

The Clash sind unsere Helden. Die Mod-Ideale

uns zu prügeln, Haus-Partys bei Bela und un-

werden mit dem „No Future” der Punks ver-

serem neuen „Club” beim Graf von einem Hoch

mengt und ergeben unsere eigene Philosophie.

ins nächste! Was für ein Leben! Kicks und Punk-

1982: Am outfit wird hart gearbeitet, edle

girl Cola sind das schrillste Paar der Stadt, wir

Anzüge, tolle Schuhe, echte Parkas... und am

alle ohnehin cooler als cool und„My Generation”

wichtigsten .... jeder muss eine Vespa haben!

noch immer die Hymne.

Übers Jahr Dazugestoßene verscherbeln ihre

1983: Wie lange kann so eine große Gang

Zündapps und Mofas, und diverse alte Männer,

existieren? Erste Rückzugs-Gefechte von Bela

sowie Erd und Hentschl reiben sich die Hände,

und Kicks, die noch immer die Fahne der Mods Eislutschende im 100-er Bereich, meistens gab

die VESPA. Zu viele Mitäufer? Oder doch nicht?

Sommer 1982: Die ersten „Jungen” stoßen

es kein vor und zurück beim Treff beim Som-

Warum fahren jetzt auch „Normalos” eine Vespa

dazu, der „FE” wird Sommer-Hauptquartier, es

merbad. Ein wahrer „summer of love” den es so

und tragen Parka? Dürfen die das? Ach herrlich,

tummeln sich zu Spitzen-Zeiten mehr als 100

zuvor und danach (außer `83) nie mehr gegeben

wie blöd wir waren!

Gleichgesinnte aus unserem Haufen beim alten

hat in St.Pölten!

Noch ein „summer of love”, diesmal noch grö-

Fedrizzi. Gleich anschließend die Mitglieder des

Die Vespas werden emsig frisiert, 75 ccm, 102

ßer, noch mehr Leute. Nach damaligen Angaben

Motorradclubs „Morak”, die zuerst mal mit uns

ccm und die Verwegensten bauen gleich ganze

sollen 1983 knapp über 150 Vespas in Besitz von

„Schlitten fahren” (die Moraks verfolgten uns

Lang-Hub-Motoren mit 138ccm in die kleinen

St. Pöltner Jugendlichen gewesen sein! Wow!

mit ihren fetten Bikes und schoben den Vespas

Roller, die sich, noch ohne Sturzhelmpflicht, der

Beim „FE” herrscht Ausnahmezustand.

die ganze Gruppierung. Sommer

Fotos: zVg, hasi, didi, andi

hoch halten, alle anderen eint nun eigentlich

denn der Fuhrpark wächst ebenso rasant wie

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URBAN Eine große Sternfahrt wird angedacht ... dann gep... fast alle sind gekommen... auf nach Krems ... was für ein Anblick!!! Vespas, Vespas, Vespas ... die komplette St.Pöltner und Kremser Szene, einige Mods aus Wien ... 200 ausgelassene Kids machen sich auf nach Ottenschlag, wo wir ein eingezäuntes Areal zur Verfügung gestellt bekommen haben. Dann neigt sich der Sommer zu Ende und irgendwie haben viele unbewusst dieses Gefühl „das wars”, die meisten werden oder sind bereits 18, der Führerschein wird gemacht und die Vespa verklopft ... BEKLOPFT, wie sich heutzutage herausstellt! Aber irgendwie ging es weiter ... von den „Alten” legten 1984 zwar die meisten den Parka ab, aber das „Mod”-Lebensgefühl blieb. „MOD” ist ja nur eine Abkürzung für modern ... und nach diesem modernen Lebensgefühl, flippiger und hipper Mode, neuesten Musik-Trends lebten und leben doch einige von uns weiter und brausen auf neuen Grantourismos durch die Urbanität. Manch andere haben ihr bestes Stück niemals hergegeben (wie klug!) oder eine alte Vespa erworben und lassen mit ihren Schmuckstücken jetzt das Herz aller wahren Mods höherschlagen!

Rocker Didi Prochaska

Soda, das war’s dann wieder mitm Sommer. Ein paar JuliWochen lang durfte man schwitzen wie Sau und schlaflos in PöltenLand sein, und jetzt sitzt man also wieder mit drei Kapuzingern übereinander rum, hat blauviolette Lippen und trinkt Tee. „Das ist ja echt interessant, dass du mal über’s Wetter schreibst“, zieht mich my best friend Sil charmant auf, während sie sich Cognac in ihren dampfenden Kakao gießt. Eine Kerze taucht Sil’s Küche in ein heimeliges Licht. Es ist ein Abend Mitte August, irgendwö in NiederÖ, und es riecht nach Kastanien und Tannenzweigen. Aber keine Sorge - das macht einen nicht wahnsinnig, woher denn? „Ach ja“, seufze ich somit zufrieden, während ich mir meinen Schal enger um den Hals wickle (teils, um mich zu wärmen, teils auch, um mich, nur so ein bisschen,

K

lant ... und findet statt: Erster Treffpunkt in St.Pölten

Rocker Andi Reichebner

CHICKEN

Fotos: zVg, hasi, didi, andi

von Althea Müller

Dass es heute noch bei etwas rustikaleren Motorradtreffen den sportiven Wettbewerb des „Vespaweitwerfens“ gibt, zeigt deutlich, wie das Verhältnis der echten Biker zu den Vespafahrern, insbesondere den „Mods“ bis heute ausschaut. Weil Vespas eben Roller und keine Motorräder und somit was für Weicheier sind! Harte Hunde tragen Leder und keine Pseudo-Parker und fahren richtige Bikes und keine kreischenden Blechschüsseln! Wobei man jetzt wieder differenzieren muss – „Rocker“ waren wir auch keine. Also solche mit schweren Chopper und klassischem Harley-Outfit. Wir waren ein aufstrebender Motorradklub namens „MORAK“, der bald zum zweitgrößten Motorradclub in Österreich wuchs. Und unser Kleinkrieg mit den „blöden Buben“ von den „Mods“ begann erst, als sich diese just und provokanterweise „unseren“ Treffpunkt beim „Fe“ beim Kaltbad (heute Bachinger) auch als den ihren erkoren. Da begann unser neues Hobby: Vespajagen! Besonders Ernstl Nowak beherrschte mit seiner SR diesen Sport exzellent. Nachfahren auf der Jahnstraße, Fuß aufs Vespatrittbrett und Vollgas bis der Vespa-Motor seinen Geist aufgab! „Morak-Sport-Vespamord!“ war unser Motto. Aber heute, zweieinhalb Jahrzehnte später, lachen wir gottseidank gemeinsam darüber…

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„Plattmachen“ – Rollo von Bob, der Baumeister, hätte es nicht anders formuliert – war der erste Gedanke beim Auftauchen einer „Vepsn“, in den Tagen als sich frisch gekampelte, in feinstes Tuch gewickelte Jungmenschen, kurz „Mods“ genannt, auf den St.Pöltner Straßen tummelten. Für unser eins reichten ja Jeans, eine alte Triumph-Lederjacke und ein „Hobel“, der nicht in jeder Kurve den Kontakt mit dem Boden suchte. Kurz, wir waren die Rocker, ungebügelt und krawattenlos. Und wer den Kultfilm „Quadrophenia“ beäugt hatte, musste als Rocker die Mods einfach sekkieren. Obwohl es damals auch den hartgesottensten Bikern einleuchten musste: am Ende machen die sich ohnehin selbst fertig – „i hope i die, before i get old.“ „Plattmachen“ - das einspurige Programm. Aber wen? Edgar, Kicks, Hasi oder den Werner, die sich da im obersten Drehzahlbereich abmühten, das Weite zu suchen? Waren ja alles gute Jungs, so wie ihre bevorzugte Musik. Keine guten Voraussetzungen für den aggressionsbereiten Rocker vom Motorradclub „Caprifischer“! Also, was tun? Her mit der St. Pöltner Lösung: Vor dem Fe den wilden Rocker markieren, nachher bei der Meli eine heiße Schokolade schlürfen und warten bis eins der Mods-Mädchen genug hat, sich auf einer Vespa ihren A... wund zu reiben.“

zu erwürgen), „bald isses wieder soweit, Nikolo, Weihnachten, scheee!“ – „Und was wünscht du dir vom Christkind?“ fragt Sil und schießt mit tödlich scharfen Dartspfeilen auf das sommerlich illustrierte Augustblatt ihres Wandkalenders. „Einen kleinen Igel, den ich Igor nenne und zum Weitstreckenläufer ausbilde.“ – „Den schenk ich dir sicher nicht“, poltert Sil, „oder weißt du nicht, dass Igel Läuse und so haben? Wie wär’s mit einem Humanic-Gutschein?“ Überzeugt bin ich nicht. Ich will was mit Herz, im wahrsten Sinne. „Ein Eichhörnchen?“, frage ich zaudernd. „Von mir aus, ja. Außer, wir fetzen uns vorher wieder. Dann kriegst du höchstens dessen Eingeweide, verpackt in schwarzer Seide“, sagt Sil, weil sie ziemlich böse ist. Also. Ich glaub, heuer pfeif ich sowieso auf Geschenke. Echt. So ernsthaft, wie ich den Sommer 2006 genossen habe.

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URBAN

Oft ist es so, dass man nach vielen Jahren jemanden wieder sieht, den man zwar nicht gut kennt, und sich dennoch Gedanken darüber macht, warum sich dieser jemand so sehr verändert hat. Nun, und weil Rosa ihre Gedanken unbedacht gerne mal laut ausspricht, ohne sich dessen bewusst zu sein, und ihr Gegenüber just in diesem unbedachten Moment sehr hellhörig war, befand ich mich in einer

K

Situation, aus der ich mich nicht mehr befreien konnte. Es blieb nur eines: Mit Pauken und Trompeten, volle Kraft voraus! „Also, mein Lieber. Ich finde, du hast dich in den letzten fünf Jahren ganz schön verändert!“ Er: „Ach ja, wie meinst du das?“ Den Zwi-

Die Sack-Story

„Eines der wichtigsten Güter ist nicht Geld, sondern Zeit“, so das Credo des Lions Club St. Pölten. Dennoch: Das Resultat wohltätig eingesetzter Zeit ist u.a. Geld für soziale Zwecke. Geld, das beim Lions-Flohmarkt erarbeitet wird, der an seinem 34. Jahrestag erstmalig im VAZ stattfindet. Von Matthias Kirner

Wohl von beiden – Zeit und Geld – zuwenig hat Eli-

und mehr. Dann geht es los: Samstag Früh wird das

sabeth, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern

Publikum die Verkaufshalle stürmen, darunter Floh-

im Volksschulalter. Alleine die Grundausstattung an

marktprofis, Adabeis und Menschen, die sich den

Schulmaterial für einen Tafelklässler kostet laut Ar-

Einkauf bei H&M nicht leisten können. Bis zu 130

beiterkammer im Schnitt 125 Euro. Für zwei Kinder

Ehrenamtliche werden damit beschäftigt sein, die

sind 250 Euro somit nicht zu niedrig angesetzt. Der

gesammelte Ware zu verkaufen.

Lions Club sieht es als seine Aufgabe, in solchen Si-

Auch Elisabeth wird mit ihren Kindern kommen.

tuationen nicht Leistbares durch finanzielle Unter-

Ihr Blick könnte auf die Bluse mit Blumenmuster-

stützung leistbar zu machen.

fallen. Feine Qualität, Größe passt. Nur das Mus-

Die Reise des Sackes

ter: Es verleiht der Bluse Tarnanzugqualitäten vor Omas Wohnzimmertapete. Aber wenn schon nicht

Anna hat zwar auch wenig Zeit, aber dafür genug

für Elisabeth, für die Kids wird der Flohmarkt heuer

Geld. Geld, das jedenfalls für eine stetig anwach-

eine Fundgrube in Sachen Spielzeug, Bücher und

sende Garderobe reicht. Und Anfang September ist

Gewand sein. Gewand, das die von den Lions ge-

es wieder mal genug, der Kleiderschrank droht zu

sponserte Ausrüstung für den Schulstart ergänzt.

zerbersten. Was zwar noch gut ist, aber nicht mehr

Auf den Preis wird man sich schnell einigen. Und so

getragen wird, kommt in einen der 14.000 Spen-

so schließt sich der Kreislauf.

Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut von Rosa

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densäcke, die der Lions Club jährlich austeilt. Mit im Sack eine Bluse mit schickem Blumenmuster. Am 23.09. wird der vollgefüllte Sack als einer von rund 10.000 vor der Haustüre abgestellten von den Lions wieder abgeholt werden. Nachdem die Säcke Stück für Stück eingesammelt wurden, beginnt das Aussortieren. Vier Tage lang werden die gespendeten Waren fein säuberlich getrennt. Kleidung, Bücher, Sportgeräte, Elektronik

INFOBOX Lions Club-Flohmarkt am 30.9. und 1.10.06, jeweils 09:00-16:00 Uhr im VAZ Einsammlung der gefüllten Spendensäcke am 23.09. ab 08:00 Uhr Infotelefon: 0664/7655200 www.lions-stpoelten.at/flohmarkt.php

Fotos: zVg, rauschmayr

schentext schenken wir uns … Jedenfalls kam er zum Schluss, dass „Nein, Rosa. Ich habe mich nicht verändert. Ich war immer schon so. Du hast nur eine andere Seite an mir kennen gelernt!“ Ach? Kann ich dich denn wieder umdrehen, stehst du für mich Kopf? Was, wenn ich diese Seite an dir nicht mag? Kann sich das Blatt noch wenden? Nach Ecken und Kanten, Höhen und Tiefen, Inneres und Äußeres müssen es jetzt auch noch Seiten sein? Das nervt schön langsam. Kann nicht irgendwann mal was einfach rund gehen? Das lässt sich doch auch viel besser umarmen! Aber bitte. Ihr Männer macht es Rosa nicht immer einfach. Sollt ihr sie haben, eure Seiten. Ich für mich jedenfalls werde mir ein Eselsohr in dieses Kapitel hineinknicken, damit ich das nächste Mal weiß, an welcher eurer Seiten ich gerade angelangt bi n.

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SCHRÄG GEDACHT

von Thomas Karl

1) Sich über etwas lustig machender Kärntner 2) Lapidare Feststellung, dass Sinatra nicht da ist 3) Reigen in G-Dur (polnisch) 4) Westdeutsches Anlageproblem. Was tun wir mit den ... 5) Genug (italienisch)

Wolfgang Ambros gastiert Am 21. 10. mit neuer CD im Gepäck im VAZ

Im April dieses Jahres sang er noch im Goldenen

neuen Albums „Steh Grod“. Die Kritik zeigte sich

Saal des Wiener Konzerthauses Lieder des legen-

angetan: „Das Album folgt den Spuren des Le-

dären Hans Moser. Jetzt ist er wieder in sein urei-

bens...sie ist die Aufarbeitung des Älterwerdens

genstes Genre zurückgekehrt – Pop/Rock. Wolf-

(‚Tendenz zur Demenz‘, ‚Challenge 50 plus‘), ver-

gang Ambros, Godfather der österreichischen

sprüht ehrlichen Zorn (‚Lügner‘) und ist gutmütig

Austropop-Szene und mittlerweile Österreichs

im Abgang (‚Zufrieden mit der Welt‘).“

längstdienender Liedermacher von Format, prä-

Kurzum

sentiert neben seinen All-Time-Hits wie Schifoan,

Untiefen des eigenen Ichs . Am 21. Oktober live im

Zentralfriedhof, Da Hofa etc. Songs seines brand-

VAZ St. Pölten.

die

Reise

Stiller Wirbel

Legende

in

die

ZIC ZAC In so geballter Ladung hat

die Buchseiten, wenn vom

man St. Pöltens Kultur-

21. bis 28. Oktober der

veranstalter noch selten

Blätterwirbel in St. Pölten

auf einem Platz beiein-

Einzug hält. Unterschied-

ander gesehen, wie an-

lichste

lässlich der Präsentation

Veranstaltungen

des „neuen“ zic>zac< im

an mehreren Veranstaltungsorten in ganz St. Pölten

Landesmuseum.

statt. Eröffnet wird am 21. Oktober mit der Thomas-

des Fördervereins Kulturbezirk, verwies auf die ur-

Bernhard-Premiere „Am Ziel“ mit Maresa Hörbiger

sprüngliche Entstehung des Kulturkalenders, wel-

(Regie Wolfgang Hübsch). Neben Lesungen von be-

cher vor vier Jahren als eines der ersten Ergebnisse

kannten Literaturgrößen wie Cornelia Froboess,

der auf Anregung des Fördervereins eingerichte-

Marlene Steeruwitz, Michael Köhlmeier, Franzobel u.

ten stadt- und landübergreifenden Arbeitskreise

a. findet auch das Finale des NÖ Literaturkarussells

aus der Taufe gehoben worden war. In kompakter

im Rahmen des Blätterwirbels statt. Regionale Auto-

Weise sei damit präsent geworden, wie vielfältig,

rinnen und Autoren lesen in diesem von „Kreativ in

attraktiv und umfangreich das Kulturangebot St.

Niederösterreich“ und „Institut neue Impulse durch

Pöltens inzwischen ist. Zudem manifestiere sich

Kunst und Pädagogik“ organisierten Wettbewerb

im zic>zac< die konstruktive Zusammenarbeit zwi-

um den Sieg. Die Veranstaltung soll frischen Wind in

schen Stadt und Land, ebenso werde evident, dass

die Lesegewohnheiten bringen und neue Wege zur

die Kulturinstitutionen nicht konkurrieren, sondern

Literatur eröffnen. Dazu sollen auch ein Abend mit

vielmehr ergänzen und alle auf ihre Weise - seien

jungen osteuropäischen Autoren und eine „Litera-

Dkfm. Herbert Binder, Obmann

es etwa das VAZ St. Pölten oder das Festspielhaus

tursportveranstaltung“ namens „Poetry Slam“ bei-

- ein jeweils anderes, wichtiges Spektrum im Ge-

tragen.

samt-Kulturmosaik abdecken. Im Anschluss prä-

Die ausführliche Programmbroschüre kann beim

sentierte Helmut Niessl, Chef von Heavy Design,

Landestheater Niederösterreich (Tel.: 02742/908060-

die Neuerungen im Detail. Den zic>zac< gratis per

55 oder E-Mail: karten@landestheater.net) bestellt

Post zuschicken lassen kann. Anzufordern unter:

werden.

hildegard.unger@st-poelten.gv.at

2223 Lions_SC Kultur.indd 3

8) Etwas nicht abschließen, nordwestburgenländisch 9) Schweizerisches Zwischenleintuch 10) Ostdeutscher Ausdruck für Januar 11) Ungeheizter Flur (südtirolisch)

Frischer Wind weht durch

zum Thema Buch finden

Fotos: zVg, rauschmayr

einer

7) Oberösterreichisches Gotteshaus aus dem „süßen Brei“

12) Oberösterreichischer Umschlagplatz für den Erwerb von Insekten aller Art 13) Anhöhe für den steirischen Nachwuchs 14) Tiroler Ausdruck für alten Plunder 15) Trotz der Überfüllung der Strände gibt es in diesem italienischen Badeort auch noch Liegestühle 16) Oberösterreichische Astronomen 1) Ferlacher 2) Frankfurt 3) Gdansk 4) Geldern 5) Genua 6) Göteborg 7) Grieskirchen 8) Halbturn 9) Interlaken 10) Jena 11) Kaltern 12) Kefermarkt 13) Kindberg 14) Kramsach 15) Lignano 16) Mondseer

STEH GROD

6) Lapidares Leihansuchen Schillers an seinen großen Kollegen (schwedisch)

05.09.2006 21:16:13


3

Geschenke-Regen

Was macht eine Stadt zu einer Hauptstadt? Eine Institution wie das Festspielhaus, das im September in seine 10. Saison startet. Zehn Jahre, in welchen man rund 500.000 Menschen begeistern konnte und das Haus als eines der renommiertesten seiner Art in Österreich positionierte. Gleich zu Beginn der Saison löst das

des 70jährigen Virtuosen folgend - von

evident: So meinte der derzeit wahre King

Festspielhaus mit Purcells Oper „Dido &

seinem Geburtsort Buenos Aires über Is-

of Pop Robbie Williams bei seinem Wiener

Aeneas“ am 13./14. Oktober auch sein

rael und Deutschland bis nach New York,

Konzert gegenüber einer Fangruppe aus

Versprechen nach mehr Musiktheater ein

Shanghai und ein utopisches Bagdad führt.

Brasilien: „Aber warum kommt ihr zu Rob-

– und dies auf höchstem Niveau, landete

Musikalisch zelebriert Feidman einmal

bie Williams nach Wien. Robbie Williams

Starchoreografin Sasha Waltz mit ihrer ers-

Tango, dann wieder Jazz und Blues, im-

kommt doch zu euch nach Rio!“ Nicht allen

ten Operninszenierung, welche sie mit 12

mer wieder aber die Klezmer-Musik seiner

Orten, genauer – wenigen - wird das Privi-

Tänzern ihres Ensembles sowie 51 Musi-

bessarabischen, jüdischen Vorfahren. „Für

leg zuteil, Weltstars begrüßen zu dürfen. St.

kern, Solisten und Choristen auf die Bühne

mich ist es egal, ob es Mozart, Schubert,

Pölten zählt dazu, und dies im Bereich der

brachte, einen durchschlagenden Erfolg. So

Gershwin oder Piazzolla ist. Mein Vater war

E-Musik, der Tanz- und Ballettszene, des

jubelte Volker Hagedorn in der ZEIT unter

mein Lehrer. Er sagte: Lass die Musik spre-

Musiktheaters dank des Festspielhauses!

dem Titel „Neobarocke Wasserspiele - Die

chen!“, bekannte Feidmann gegenüber der

Die

Champions-League

Starchoreografin Sasha Waltz springt kopf-

Zeitung PNP, und genau so versteht er sein

drückt sich in St. Pölten die Türklinke in die

über in Purcells Oper“ folgendermaßen:

Spiel: „Instrumente sagen immer die Wahr-

Hand. Ein wahrer Geschenke-Regen anläss-

„Die 41-jährige Choreografin Sasha Waltz,

heit. Die Klarinette ist ein Mikrofon meiner

lich des 10 jährigen Jubiläums stellt dies

gefeiert als Entgrenzerin des Tanztheaters,

Seele. Ich spiele nicht Klarinette, ich bin

einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis.

startet mit einem Hechtsprung in ihre erste

ein Sänger.“ Niemand singt so gut wie er

Oper, und der Schwung hält an wie auch

auf der Klarinette, und niemand vermag es

Am 23. September gibt sich der gemeinhin

die Sinnenlust, mit der sich im brodelnden

authentischer als Feidmann, musikalisch

als „Musikclown“ apostrophierte Hans Lib-

Wasser eine wachsende Zahl von Tritonen

für die deutsch-jüdische Aussöhnung zu

berg, welcher es gekonnt versteht, Musik

nebst Zivilisten in voller Montur tummelt.“

stehen, wofür er bereits mit dem Interna-

von höchster Qualität mit intelligenter Ko-

Der Hechtsprung ins Wasser, soviel sei ver-

tionalen Brückenpreis für Völkerverständi-

mik und Slapstick zu würzen, in St. Pölten

raten, ist hier wörtlich zu verstehen!

gung ausgezeichnet wurde.

Inser

Hass, Rache sind seine Themen nicht, viel-

die Ehre. So urteilte etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung über den Universal-

Eine Woche später lädt das Festspielhaus

mehr Aussöhnung

künstler: “Hans Liberg ist ein Jongleur

am 20./21. Oktober bereits zum nächsten

sind alle nur eine Familie. Musik führt alle

und Vergebung: „Wir

mit klingenden Kegeln auf dem Hochseil

„Kracher“. Der weltberühmte Klarinettist

zusammen. Wir sind geboren, zusammen-

zwischen Ernst und Unterhaltung mit ge-

- und nicht erst, seitdem er für die Film-

zuleben, das ist alles. Trotz aller schlimmen

nialem Timing und dem Raumempfinden

musik zu Steven Spielbergs Schindlers

Ereignisse an den Krisenherden dieser

eines Telezooms.“ In seiner „Symphonie Li-

Liste mit dem Oscar ausgezeichnet wurde

Welt.“

bergique“ wird er dies – begleitet von den

- Giora Feidmann gastiert mit „Nothing But

Tonkünstlern NÖ – gekonnt unter Beweis

Music“, einer theatralisch-musikalischen

Ein starker Start in eine starke Saison im

stellen.

Reise, welche u.a. - den Lebensstationen

Festspielhaus – und das ist erst der Anfang!

Infos: www.festspielhaus.at

Foto: Bolesch

künstlerische

feidm

© Philippe Hurlin

Vielleicht macht ein Vergleich die Relevanz

$

MFG0506

2425 Festspielhaus.indd 2

06.09.2006 12:04:04


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Nothing but Music: GIORA FEIDMAN Giora Feidman Klarinette; Ora Bat Chaim u. a. Musik; Sergei Abir Arrangements; Enrique Ugarte Musikalische Leitung; Stephan Barbarino Regie;

Foto: Bolesch

Verena Weiss Choreografie

>> Fr 20. Okt, anschlieĂ&#x;end: Party

Karten & Info: +43(0)2742/90 80 80-222 | karten@festspielhaus.at | www.festspielhaus.at Eine Produktion von Art Bureau Mßnchen, Seinodernichtsein Mßnchen und Grand ThÊâtre de la Ville de Luxembourg mit Unterstßtzung der PrÊsidence luxembourgeoise du Conseil de Union europÊenne in Koproduktion mit Stiftung Neues Stadttheater und Landesauditorium Bozen und Festspielhaus St. PÜlten

2425 Festspielhaus.indd 3

05.09.2006 21:11:01


26

STARMANIA

Von Funk & Fernsehen kaputt gemacht

Deutschland sucht den Superstar ist Kinderfasching! Starmania, das ist Brutalität! MFG begleitete Judl durch die Casting-Hölle. Ein Bericht über Schweiß, Tränen, Hoffen, Bangen sowie zerplatzten Träumen, die im Rinnstein enden. Von Johannes Reichl Fotos: Hermann Rauschmayr

Vorabend : In D urchbruch ...

der

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Judl

träumt

schon

vom

grossen

...und

da von , als S tar T itelblatt des berühmtesten M agaz ins der Welt zu z ieren ! das

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D och was ist das ? D ie deutl ich jüngere K onkurrenz lässt s ie erschaudern . O b S ie m it den Jungen noch m ithalten kann ?

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2627 starmania.indd 2

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05.09.2006 21:46:14


27

STARMANIA

...doch

ihr

„schni schnappi “ trag

zeugt nicht

Die Stun de der Wahrheit kommen . Ju dl singt , wa s hält ...

die

Vollen

Bei schna

ü ber jury

ds!

Zeug

ist ge da s

...un d der A bstur z in s Bo denlo se ! Die ser R ück schlag ist nicht zu verkraften . „Du Wa s

bist rau s“ ist die brutale blei bt , sin d

T ränen ...

E nt schei

dung

.

EXKLUSIVINTERVIEW

EN DE

Judith Goritschnig, alias Sista Sonic, alias Gitsche, alias Griaschdi – St. Pöltens heißester und stimmgewaltigster Import aus Oschttirol – hat sich mit rund 2.500 anderen Leuten dem Casting zu Starmania gestellt. Nachdem sie die niederösterreichische Vorrunde im Hotel Metropol überstanden hat, war bei der zweiten in Wien leider (oder Gott sei Dank?!) Schluss. Gitsche, du bist im Showbiz ein „alter Hase“. Warum hast du bei Starmania mitgemacht?

Wie hast du dir die Zeit bis zum Auftritt totgeschlagen?

situation ist. Du gehst rein, die Jury sitzt

Ich hab mich in die Hotelbar gesetzt und mir

herum stehen zig Kameras, und du stellst

Gitsche (lachend): 1. Weils ihr gesagt habt,

fünf Bier reingeknallt. Quasi eine gediegene

dich – wie instruiert – auf den markierten

wir machen eine lustige Story drüber. 2. Weil

Hopfenmassage für meine Stimmbänder.

Punkt am Boden, sagst deinen Namen und

dir gegenüber, keiner redet ein Wort, rund-

singst einfach drauf los. Das ist schon eine

ich ja noch nie etwas Aufregendes erlebt

ganz eigenartige Situation.

Abenteuern schrie und 4. weil ich einfach

Das hat offensichtlich funktioniert, immerhin bist du weitergekommen unter die letzten 156 von 2500.

Markus Spiegels Brillenputztuch sein wollte!

Ganz ehrlich – ich hab mir 0 Chancen aus-

Anastacias „I’m outter love“ und als zweites

gerechnet, weil ich von der Stimme, vom

eine Ballade, „Bridge over troubled water“.

Wie war das, als du hingekommen bist zum Casting? Kindergarten?

Alter und vom Körperlichen her nicht wirk-

Danach hat Spiegel das erste und einzige

lich dem entsprech’, was die bei Starmania

Mal den Mund aufgemacht: „Wir sehen uns

Zuerst hatte ich schon die Befürchtung, dass

suchen. Ich hab einfach drauf losgesungen

in der zweiten Runde.“

ich mindestens um 10 Jahre älter bin als alle

und war dann selbst einigermaßen über-

anderen – aber dann hab ich den De Icco

rascht. Ich dachte nur: Okay, dann gibt’s von

gesehen, da war ich wieder beruhigt. Im

dieser Komödie eben einen zweiten Teil.

Da war dann ja leider Endstation. Probierst du’s bei der nächsten Staffel wieder?

stehender betrachten würd, hätt ich gesagt:

Wie läuft das ab? Warst du nervös?

(lacht) Keine Ahnung, ob’s noch eine gibt.

Echt cool, dass die sich das in ihrem Alter

Es war wirklich tough, auch für mich als

Aber hey - ich hab gehört, der Fendrich plant

noch traut. Die anderen waren ja alle Teens!

alter Hase, weil das eine richtige Prüfungs-

eine Castingshow...

hab und meinen Enkeln einmal was Cooles erzählen muss. 3. Weil mein Tagebuch nach

Prinzip wars okay. Wenn ich mich als Außen-

2627 starmania.indd 3

Was hast du gesungen?

05.09.2006 21:48:13


28

NÖ KULTURFORUM ADVERTORIAL

Abschied von der Bequemlichkeit

Bild links: Walter Neumaiers raumgreifende Installation Bild rechts: Ein Herrschertrohn inmitten urbaner Subkultur samt einige der Erbauer: v.l.n.r.: Skender, Aslan, Marianne und Martin

„Spielzimmer“ - ein Kunstprojekt in Traisen, gesponsert vom NÖ. Kulturforum: Eine künstlerische Intervention soll einer Gemeinde Anlass geben, ihr Selbstverständnis zu überdenken. Der 4.000 Einwohner Ort Traisen ist nicht lieb-

Mit dem Projekt stößt man beim Traisner Bür-

ment, mehr nicht.

lich. Traisen ist eine wohlhabende Industrie-

germeister Herbert Thumpser und beim Kultur-

Passanten kommen, bleiben

siedlung mit langer Tradition. Sehr viel Positives

referenten Alfred Czerny sofort auf Interesse.

das Gespräch zu suchen, andere gehen gleich

passiert hier, Offenheit und Entwicklung. Das

Den Künstlern wird der ehemalige Kindergarten

wieder oder kommen lieber gar nicht erst. Das

Bild des verkehrsgeplagten Orts verändert sich

(daher auch der Titel „Spielzimmer“) im Zen-

Projekt ist eine permanente Gratwanderung.

stetig. Manche müssen ihre alt eingesessenen

trum des Ortes zur Verfügung gestellt. Um die

Der Sache wird hier sehr viel Bewunderung ent-

Geschäfte sperren, andere – wie ein auf inter-

Finanzierung kümmert sich das NÖ Kulturforum.

gegengebracht, dort ein Kopfschütteln.

nationale Speisen spezialisierter Türke – trauen

„Dank an dessen Obmann, Landtagspräsident

sich neues Geschäftsrisiko zu. Die Abhängigkeit

Ewald Sacher, für auch so viel ideelle Unterstüt-

von den ansässigen Industriebetrieben erhöht

zung in dieser Sache!“, so die Organisatoren

Im Kindergartensessel sinnieren Mit seiner Arbeit gelingt Walter Neumaier eine

viele hier meinen. Und so scheint die Diskussion

Im Spielzimmer experimentieren

um Fremdenfeindlichkeit zur Ersatzdebatte für

Zu Beginn gibt es nur sehr vage Vorstellungen

am Dachboden. Zunächst arbeitet er ausschließ-

soziale Fairness und Perspektive geworden zu

über die Arbeit. Die künstlerischen Projekte

lich mit hier Gefundenem und gibt der Situation

sein.

sollen sich aus der Auseinandersetzung

mit

später durch hinzugefügte, sehr persönliche

dem Ort, lokalen Ereignissen, Geschichte und

Dinge neue Bedeutungsebenen. Besucher stö-

Geschichten, mit auch sozialen Konfliktlinien

bern neugierig herum, setzen sich auf „ihre“

realisieren. Die drei Künstler okkupieren das

alten Kindergarten-Sessel, erkennen auf den

Schon zum zweiten Mal trifft in dieser Region

ihnen zur Verfügung gestellte alte Haus. Es soll

unzähligen, an Wäscheleinen gehängten Fotos

jene Gruppe von Künstlern zusammen, die In-

ein Refugium entstehen, das für Erfahrungen,

bekannte Traisner, schwelgen in sentimentaler

teresse an ortspezifischer Kleinarbeit findet

Identitäten und Äußerungen offen ist. Leute sol-

Erinnerung.

(erstes Projekt: „Aktionsraum Lilienfeld“ 2004,

len sich treffen, mitreden, mitmachen, Spaß und

Der lange Zeit in Argentinien und im Kongo

die Bravda 1/2 2005 hat darüber berichtet):

Interesse entwickeln, sich am Entstehen einer

gewesene Oswald Stimm stellt sich teils sehr

Marianne Plaimer, die in Traisen aufgewach-

Sache beteiligen. Von vornherein will man die

ernsthaften Diskussionen mit Besuchern. Man-

sene Ideengeberin und Organisatorin dieser

Zusammenarbeit mit jungen Leuten, die von der

che, wie er sagt, erfreuten ihn, andere beun-

Arbeit, Oswald Stimm, Wiener Objektkünstler

Mobilen Jugendarbeit Traisen „Südrand“ betreut

ruhigten ihn. Abseits aller Konventionen wolle

und fanatischer Besucher der Region und Wal-

werden, vorantreiben, mit Jugendlichen, die

er nach Berührungspunkten suchen, im Über-

ter Neumaier, allseits bekannter Querschädel.

zwischen 13 und 23 Jahren sind. Die Mitarbei-

schreiten der eigenen kulturellen Grenzen eine

Die drei Künstler wollen unter persönlichen und

ter dieses Vereins identifizieren sich sichtlich

gemeinsame Sprache finden. Oft führt Stimms

sozialen Gesichtspunkten die Gemeinde Traisen

sofort mit der Idee. Von da an kommt es zu

künstlerische Vorgehensweisen zu einer Distan-

„analysieren“ und ihre Statements für die vier-

einer freundschaftlichen und produktiven Zu-

ziertheit, die er ganz schnell durch seine zutiefst

zehntägige Dauer der Arbeit aktiv in das Leben

sammenarbeit. Erwartungen gibt es keine. Das

liebenswürdige Art wettzumachen scheint. Es

der Menschen einfügen.

„Spielzimmer“ wird ein spannendes Experi-

ist ein spannender Fluss, ein Austausch

anteil ist vergleichsweise hoch – zu hoch, wie

Eine Gemeinde „Analysieren“

sehr direkte Partizipation der Besucher. Er installiert seine raumgreifende begehbare Arbeit

Fotos: zVg, gartler

die spürbare Verunsicherung. Der Ausländer-

eine Weile, um

MFG0906

2829 Kulturforum.indd 2

05.09.2006 22:24:09


NÖ KULTURFORUM ADVERTORIAL den ausrangierten Sofas sitzen die jungen Leute

Am Herrscherthron diskutieren

oft stundenlang, reden über Gemeinsames, diskutieren über Familientraditionen und ihren

Sehr zögerlich tasten sich Jugendliche heran

Bruch damit. Vorhandene Aggressionen werden

– zunächst in Begleitung mit den Mitarbeitern

spürbar – manchmal. Meistens macht es Spaß.

der Mobilen Jugendarbeit. Doch schließlich

Durch die Nähe der künstlerischen Arbeiten am

scheint es, als verlagerten sie ihren Treffpunkt

Leben des Orts und durch das Aufgreifen von

ins „Spielzimmer“. Marianne Plaimer stellt nur

konkreten Geschichten ergibt sich die Mög-

einen Rahmen für das Entstehen einer Sache

lichkeit von tiefgründiger Auseinandersetzung.

zur Verfügung. Räume im ersten Stock des

Es ist eine Kunst gemacht worden, die keinen

Hauses, billige Materialen wie Abfallkartons,

ästhetischen Anspruch erhebt, sondern die zum

Sprays, Alufolie und Leuchtstoffröhren, einen

Dialog über bestehende Verhältnisse auffordert.

CD-Player, ein Notebook. Kosovo-Albaner kom-

Die Künstler stellen letztlich keine großen Ein-

men, Kroaten, Tschetschenen und Österreicher.

sichten bereit - nur soviel, dass eine chaotische

Die Jugendlichen schaffen eine eigenwillige

Kombination von Kulturen, Subjektivem und Kol-

Raumsituation großstädtischer Subkultur. Der

lektivem ganz plötzlich und sehr konsequent al-

Herrscherthron inmitten des Zimmers sieht aus

len Tendenzen der Vereinfachung und Bequem-

wie eine Bastelarbeit aus Abfallmaterialien. Auf

lichkeit Widerstand leistete.

DenkMAL statt Arbeit

Ein Ausstellungsprojekt des NÖ Kulturforums, das zu denken gibt, startet am 25. September von St. Pölten aus durch Niederösterreich. Ein Auftrag des NÖ Kulturforums an Ulrich Gan-

Landtagspräsident Ewald Sacher die Konzeption

der Welt. Alle diese Hallen und Fabriken werden

sert, ao. Universitätsprofessor an der Akademie

und Absicht erläutern. Prof. Gansert: „Die lange

heute teils anders genutzt oder stehen leer.

für bildende Kunst, durch Fotografie Bewusst-

und dichte Industrietradition Niederösterreichs

Tausende Arbeitsplätze sind durch scheinbar

sein über die Arbeitssituation von heute zu

ist heute an zahlreichen Denkmälern abzulesen.

unwägbare Entwicklungen verloren gegangen.

schaffen, wurde als Fotoausstellung realisiert

Gebäudekomplexe und Anlagen waren einst Ort

Dies ist die bittere Kehrseite der Ästhetik des

und wird in den nächsten Monaten durch Nie-

intensiver Arbeit und liegen heute anders ge-

Verfalls. Bilder ehemaliger Arbeitsstätten müs-

derösterreich gehen.

nutzt oder als romantisch-verwilderte Stätten in

sen NÖ nachdenklich machen und auch als

In einer Startveranstaltung am 25. 9. um 18.30

der Landschaft. Für den am Thema der mensch-

Anstoß zu Neubeginn und Aufbruch verstanden

Uhr im SPÖ-NÖ-Haus in St. Pölten wird der

lichen Arbeit Interessierten sind sie Gegenstand

werden.“, so der Professor.

Anstoß gegeben, sich mit dem Thema „Arbeit/

unendlichen

schöpferische

„Ein Auftrag, den wir als NÖ Kulturforum aufgrei-

KEINE Arbeit“ auseinander zusetzen. LHStv. Hei-

Arbeit war und ist das Movens der Weiterent-

fen und thematisieren, um die Politik zum Han-

demaria Onodi wird die Ausstellung eröffnen,

wicklung der Gesellschaft und der Verwandlung

deln zu bringen“, fügt Ewald Sacher hinzu.

Interesses.

Die

KULTUR KRITISCH (Auszug aus der Rede von

nur Durchschnitt.

ja auch politischer Kultur – dem Umgang mit

Durchschnitt im Finanziellen – und im Inhalt-

Macht?

Landtagspräsident

lichen?

Ewald

Ein Kulturverständnis im Sinne des Umgangs

Fotos: zVg, gartler

Sacher, Vorsitzender des NÖ Kulturforums, anläss-

Versuchen

Begriffsbestimmung

mit den Menschen, den Künstlern, den Intel-

lich der Budgetdebatte im

– worin besteht für das „Kulturland Niederös-

lektuellen im Land unter der Enns, im Land, in

niederösterreichischen

terreich“ die Kultur? Wo stehen wir? Gibt es

dem des Landesfürsten Sonne nicht unterge-

Landtag.)

den vielzitierten niederösterreichischen Kul-

hen darf, muss heißen, Freiräume zu sichern,

turbegriff?

Unabhängigkeit zu gewährleisten, Selbstän-

Kultur kostet Geld. Unkultur kostet viel mehr.

Versteht Niederösterreichs Politik

digkeit zu garantieren.

Niederösterreich sieht sich als Kulturland, das

a) den Kulturbegriff ausschließlich im Sinne

sich dafür im Landesbudget 2007 116 Mio.

menschlicher

künstlerischen

Nicht gesprochene Anmerkung: So wie sich

Euro leisten wird. Das entspricht 2 Prozent

Schaffens, von der bildenden Kunst bis zur

die niederösterreichische Politik der Kultur

des Gesamtbudgets und bedeutet eine Er-

Musik?

annimmt (und bedient), sollte man unentwegt

höhung des Voranschlages um 8 Mio. Euro

b) den Kulturbegriff im Sinne von Kulturland-

auf der Hut sein. Umso mehr, als man da sehr

gegenüber 2005. Doch ein Wermutstropfen

schaft, Kulturumwelt, vom Menschen gestal-

gut auch einen anderen Kulturbegriff umzu-

mischt sich da hinein: Im Bundesländerver-

tet?

setzen versteht: den der meisterhaften „Orga-

gleich sind die niederösterreichischen Kultur-

c) den Kulturbegriff im Sinne gesellschaftlicher

nisation von Kultur“, von „Kulturbetrieb“, den

ausgaben pro Kopf leider nicht top, sondern

Kultur, der Kultur des Umgangs miteinander,

man im Griff hat ...

wir

eine

Kreativität,

0906 MFG

2829 Kulturforum.indd 3

05.09.2006 22:25:12


30 Man kann es drehen und wenden wie man will, dennoch schwingt bei jeder überregionalen medialen Erwähnung unserer Landeshauptstadt ein bitterer Beigeschmack mit, quasi ein herablassendes Lächeln eines „höheren Mediums“! Nur wo genau ersäuft die angestrebte Ernsthaftigkeit (Hauptstadtfest 2006 hierbei ausgeklammert), die dieser Stadt im Rest des Landes scheinbar nicht wirklich zugestanden wird? Na gut, wenn man schon die Public Relations auf unantastbaren Tatsachen aufbaut („Mitten in Europa“ ist nicht gerade eine erbrachte Leistung, auf die man nun unbedingt stolz sein muss) hat man des Pudels Kern eigentlich schon in der Hand. Neue Parole: „Meister der Unauffälligkeit“. Das Motto: „Bloß nichts riskieren!“ Auch in die eigenen Bürger setzt man allem Anschein nach nicht allzu viel Vertrauen:

SZENE rück. Das BarRock öffnet (außer

K

an den Ruhetagen Sonntag und Montag), immer um 11:00 Uhr und bietet als gemütliches Beisl vorrangig chillige Atmosphäre und Klänge zwischen Jimmy Hendrix und Red Hot Chilli Peppers, garniert mit Wuzzler, Spielautomaten, Essen, spontan per

AUFSPERRSTUNDE

Megaphon verkündeten Happy Hours und Zeitschriften. Geplant

Samstag und vor Feiertagen ist

sind auch unplugged Live-Gigs

alle

geöffnet, wahrscheinlich wird

– Bands bitte melden!

Genehmigungen (und vorange-

es sich so einpendeln, dass es

Zwei wertvolle Bereicherungen

henden baulichen Maßnahmen)

ab 01:00 Uhr so richtig losgeht“,

im Fortgeh-Universum, die nach

beisammen hatte. Seit Septem-

mein Christian Lakatos, der ge-

einem gepflegten „Ziaga“ durch

ber steht dem tiefgründigen Par-

meinsam mit den Kuhbus-Män-

die Innenstadt schreien, denn

tygeschehen der elektronischen

nern Peter Wallner und Franz

mehr Angebot führt zu mehr

Musik (ein fixer DJ-Pool sorgt für

König den Club betreibt.

Nachfrage: Als am 1. Septem-

DnB, House, Techno) nichts mehr

Stefan Weiss ist STP-Veteran.

ber

im Wege. Außer der Türsteher,

Mit dem Mayday küsste er da-

und

18 Jahre muss man sein, weil:

mals die Fortgehszene wach,

hatte der Club Maquie – tradi-

„Wir werden auch nicht jünger

nach einigen Jahren in Wiener

tionellerweise der gelungene

und wollen uns gern mit Leu-

Neudorf, wo er das Backstage

Ausklang eines anstrengenden

ten unseres Alters umgeben“,

betrieb, kommt er nun auch als

Club-Abends – seinen stärksten

erklären die Betreiber. „Freitag,

Lokalbetreiber in die Heimat zu-

Freitag seit Monaten…

Lange hat es gedauert, bis das „Klub

Vorsicht!“-Team

BITTE MELTING DICH!

BarRock,

Klub

Warehouse

Vorsicht!

aufsperrten

nachhilfe

B-SEITEN

Nicht nur, dass TÜV-geprüfte Rutschen wieder unspektakulär werden (bevor sich noch mehr verletzen, die die Sicherheitsvorkehrungen anders interpretieren), ein St. Pöltner Minigolfer muss sich gar nur mit einer 17er Runde begnügen. Loch 7 ist dann für den Publikumsbetrieb doch eine Spur zu gefährlich (wenn auch das harmlose Wespennest zwei Bahnen vorher eine schmerzhaftere Erscheinung versprüht). Dabei waren wir doch Dank göttlicher Fügung schon so hoch im Kurs! Wieviel Priesterseminare verschaffen einem Städtchen denn schon weltweite Aufmerksamkeit?! Also: Wo bleiben die Skandälchen? Vielleicht ein umgedrehter Hubschrauber am Rathausplatz? Eine Nitsch-Orgie vorm Dom? Oder ein gewagt künstlerisch-architektonischer Bahnhof? Aber nein, dann reden sie wahrscheinlich wieder über uns... Gehen wir lieber zum Feuerwehrfest! „Da sind wir uns einig!“

Melting Pot geht in die fünfte Episode! Am 16. De-

Allerlei Wissenswertes liefert auf witzig spritzige

zember wird das bewährte Rezept wieder im VAZ St.

Weise (wagner steinperl machens möglich) der neue

Pölten und Warehouse auf sechs Floors aufgetischt!

FH Guide. So erfahren wir etwa, dass in St. Pölten

Und rein kommen nur 100%-ige Publikumslieblinge.

mit Euros bezahlt wird und gleich deren Wechsel-

Bis 15. Oktober können sich interessierte Künst-

kurs “1 österr. Euro entspricht etwa einem deut-

ler noch so richtig schön herausputzen. Aus über

schen Euro bzw. 100 deutschen Cent.“ Hinsichtlich

65 Künstlern wählte man letztes Jahr, im nächsten

der ärztlichen Versorgung empfiehlt man „am bes-

MFG (erscheint am 21. Oktober) werden die teilneh-

ten ist es überhaupt gesund zu bleiben“, zudem

menden Künstler vorgestellt! Ab 16. Oktober voten

wird man aufgeklärt: „Fahrräder und Motorräder

dann hunderte Besucher in den Kategorien „Band“,

dürfen - ebenso wie Koffer und diverses Handge-

„DJ“, „Soundsystem“, „Visual Artists“ und „Specials“

päck - kostenlos abgestellt werden.“ Auch auf die

ihre Top 3. Wöchentliche Zwischenstände zeigen

Beislszene wird Bezug genommen: „Neben den viel-

die Gunst der Partymasse und treiben die Span-

fältigen Möglichkeiten des ‚Frühschoppings‘ kriegt

nung am Sonntagabend auf den Wochenhöhepunkt.

man in St. Pölten prinzipiell alles“, und man wird so-

Am Voting-Ende stehen die glorreichen Artists fest

gar mit einem kleinen Sprachführer versorgt. „moan

und vermischen sich mit tausenden Besuchern ein-

- morgen, nawend - abend, owa schnö - bitte, umme

drucksvoll zu einer vorweihnachtlichen Leistungs-

- links, do umme - rechts, schelwe - Kopfschmerzen,

schau der regionalen Jugendkultur. Das schmeckt!

Raffn - Autoreifen...“ Der FH-Guide ist Pflicht!

Fotos: rauschmayr, photocase

von Tobias Zuser

MFG0306

3031 Szene_SPK.indd 2

05.09.2006 21:22:05


Neuerรถffnung der

Domgasse 10, 3100 St.Pรถlten Fotos: rauschmayr, photocase

27.09.2006

ab 13:30 Uhr 3031 Szene_SPK.indd 3

05.09.2006 21:22:56


32

SZENE

„Es hat definitiv keinen Deal gegeben“ MEPH

„MEPH hat einen deal gebrochen!“ PAULI

Urban War Forms

Wird aus „drum and bass“ bald „destroy and battle“? Zwei Veranstalter sind sich nicht einig, wem die Marke „Urban Art Forms“ zusteht. Die elektronische Szene ist in Aufruhr, die beiden warlords im Gespräch. Im Juli 2004 startete Urban Art Forms im Ware-

ban Art Forms ist Christian „Meph“ Lakatos,

treiber Norbert „Pauli“ Bauer und Lakatos sind

house mit Body & Soul und Aphrodite. Seitdem

der die lokalen Szenemenschen in das Kollektiv

gescheitert, beide haben mittlerweile Anwälte

etablierte sich die Marke im Drum’n’Bass-Be-

formte. Umstritten ist jetzt die Rolle der Ware-

eingeschalten. Spannende Zeiten in der elek-

reich auch über St. Pöltens Grenzen hinaus,

house Event Service GmbH – für die Lakatos

tronischen Szene stehen uns offensichtlich ins

beispielsweise im Rahmen des Urban Art Forms

anfangs gearbeitet hat. Es geht um die Frage,

Haus. Fix scheint einstweilen nur: Die UAF-Crew

Festival, das 2005 das erste Mal in Kooperation

wem zum einen die Marke, zum anderen, wem

wird im Warehouse so schnell keinen Platten-

mit Wiesen dort stattfand und heuer erfolgreich

die Gewinne aus der Party- und Festivalschiene

teller mehr bedienen! Die Kontrahenten im Ge-

ins zweite Jahr ging. Die zentrale Figur bei Ur-

zustehen. Gespräche zwischen Warehouse-Be-

spräch mit MFG.

NORBERT „PAULI“ BAUER

Worum dreht sich euer Streit?

Was ist dann passiert?

Meph kann ruhig unter der Marke Urban Art Forms

Meph hat einen Deal gebrochen.

Es gab nur einen mündlichen Vertrag, er meinte

weitermachen, damit habe ich kein Problem. Es

Er war Mitarbeiter der Warehouse

den schriftlichen machen wir später, denn ich

geht aber darum, dass die Warehouse Events Ser-

Event Service GmbH, dabei war

könne ihm ja vertrauen. Vor dem Urban Art Forms

vice GmbH zu dem kommt, was ihr zusteht, eben

eine seiner Tätigkeiten der Aufbau

Festival im August wollte ich die Vereinbarung auf

das Geld aus den Veranstaltungen. Und das wird

der Marke Urban Art Forms und

Papier festhalten, da änderte Meph plötzlich seine

durch die Markenrechte gesichert.

Kann es passieren, dass Meph unter einer anderen Marke weitermacht? Beziehungsweise würdest du unter der Marke Urban Art Forms auch ohne Meph veranstalten?

sein vereinbartes Entgelt hat er natürlich trotzdem

„Es besteht die Gefahr, dass ich als „bad guy“ dargestellt werde. Kennt man die Hintergründe wird meine Motivation verständlich.“

bekommen. Das war ja auch okay, immerhin ging

Meinung und bestand darauf, dass ihm 100 Pro-

ner anderen Marke weitermacht, beispielsweise

es darum, gemeinsam eine Marke aufzubauen.

zent zustehen. Nach einem langen, fruchtlosen

gab es ja jetzt schon Partys unter anderem Na-

Als Meph dann als Mitarbeiter ausgeschieden

Gespräch habe ich meinen Anwalt eingeschaltet.

men, etwa „Reload“. Ich wünsche mir, dass Meph

ist haben wir vereinbart, dass der Gewinn aus

Was soll mit der Marke Urban Art Forms passieren? Du willst ja, dass die Markenrechte auf die Warehouse Event Service GmbH übertragen werden?

seine erfolgreiche Arbeit mit Urban Art Forms fort-

sem Namen. Gerade in der Anfangsphase waren einige sehr verlustreiche Veranstaltungen dabei, das Minus hat immer das Warehouse geschluckt,

den UAF-Veranstaltungen geteilt wird. Diese Vereinbarung wurde von ihm auch in mehreren Gesprächen wiederholt so bestätigt.

-IRKO +REIN

+!

Natürlich kann es passieren, dass Meph unter ei-

setzt, gerne auch im Warehouse. Mir geht es nur darum, dass die Warehouse GmbH das bekommt, was ihr laut unserer fairen Vereinbarung zusteht.

&RIED

Fotos: zVg, rauschmayr

die Durchführung von Veranstaltungen unter die-

!B

MFG0906

3233 Urban war forms.indd 2

05.09.2006 21:35:38


33

SZENE Falls Meph und du nicht mehr zusammenarbeiten – wird es dann weiterhin hochkarätige DnB-Acts im Warehouse geben?

beim ErĂśffnungswochenende mit Ed Rush gese-

jetzt natĂźrlich die Gefahr, dass ich als „bad guy“

hen, oder am 7. Oktober, da holen wir in Koopera-

dargestellt werde. Wenn man aber die Hinter-

tion mit restart.tc Teebee nach St. PĂślten!

grßnde kennt wird meine Motivation verständlich.

Dem Publikum sind HintergrĂźnde egal, die wĂźn-

Wie reagiert die Szene auf euren Streit?

Ich bin auch zuversichtlich, dass sich schnell eine

schen sich hochkarätige Acts. Also bekom-

Urban Art Forms wird immer mit Meph verbun-

Klärung ergibt.

men sie weiterhin die besten KĂźnstler aus dem

den, die Leute fragen sich, was ich eigentlich will,

Wer hat Urban Art Forms erfunden?

Drum’n’Bass-Sektor, soviel ist fix. Das hat man

womit ich meine AnsprĂźche begrĂźnde. Da besteht

Meph sicher nicht!

CHRISTIAN „MEPH“ LAKATOS

Worum geht es in eurem Rechtsstreit?

Und Pauli argumentiert, dass Urban Art Forms von ihm erfunden wurde?

Forms beteiligt wird. Warum auch? Das ganze

Norbert Bauer glaubt, dass wenn

Das ist ja das Absurde. Wie kommt er darauf?

hab ich als Privatperson getragen, auch wenn es

Veranstaltungen

Wer hat es denn erfunden?

um das Festival ging, das ich in Kooperation mit

laufen, er irgendwelche Rechte

Sensikru, Mixed Buisness und Reload haben sich

Wiesen gemacht habe. Ich hab 2005 ja auch das

daran hat. Bisher kann man noch

entschlossen gemeinsame Projekte unter den Na-

Minus getragen.

nicht von einem Rechtsstreit sprechen, da bisher

men Urban Art Forms durchzufĂźhren. Es hat aber

nur Anwälte Briefe geschrieben haben. Mich scho-

auch schon davor „Mixed Business – Urban Art

ckiert jedenfalls, dass Pauli und ich ganz normal

Forms“ geheiĂ&#x;en.

gesprochen haben, während er scheinbar bereits in dem er die aus der Luft gegriffene Behauptung

Kannst du dir vorstellen, wie eine Einigung in dieser Sache ausschauen kÜnnte? Du wirkst ja persÜnlich sehr verärgert.

Es gab also auch nie die Absicht, dass du Urban Art Forms aufbaust und dafßr Support von der Warehouse Event Service GmbH erhältst?

aufstellt, er hätte Urban Art Forms erfunden.

Urban Art Forms ist auf meinen Namen patentiert

Dass du dort angestellt warst, während Urban Art Forms aufgebaut wurde?

Und was wird gefordert?

und somit gesichert. Aus juristischer Sicht besteht

Ja, da hab ich aber fĂźrs Warehouse gearbeitet,

im

Warehouse

geplant hat, mir einen Anwaltsbrief zu schicken,

Von Dritten wurde mir erzählt, dass Pauli Geld abschÜpfen will. Es macht in Wahrheit auch nur so Sinn. Was will er denn mit der Marke Urban Art Forms machen? Er hatte mit der Organisation nie

„Die Farce bei der Geschichte: Was soll er mit Urban Art Forms machen?“

Projekt ist von uns aufgebaut worden, das Risiko

Welchen Support?

das ist ein Unterschied. Die Veranstaltungen im Warehouse waren Kooperationen, aber es wßrde ja auch keiner auf die Idee kommen, dass Pauli Boom-A-Rang oder die R’n’R Highschool gehÜrt.

was zu tun, er kĂśnnte damit ja gar nichts durch-

aufgrund der vorliegenden Tatsachen fĂźr mich kei-

fĂźhren. Das ist die Farce bei der Geschichte, was

nerlei Handlungsbedarf. Das ärgerliche an der Sa-

Glaubst du wird es im Warehouse weiterhin D’n’B geben?

soll er damit machen? Er will nur Geld abschĂśp-

che ist, dass eine mehrjährige Partnerschaft und

Ja, das Warehouse hat sein Stammpublikum, das

fen, von etwas mit dem er nichts zu tun hat.

Freundschaft bestanden hat, die klarerweise jetzt

wird weiterhin kommen, warum auch nicht, nur

Womit begrĂźndet er das?

mit einem Schlussstrich beendet wurde. Ich bin

wir werden dort eben nichts mehr machen. Prinzi-

Er beruft sich darauf, dass die ersten Veranstal-

der letzte, mit dem man sich nicht zusammenre-

piell geht es darum, die Szene am Leben zu halten

tungen auf Warehouse angemeldet waren – was

den kann, wenn begrĂźndete AnsprĂźche bestehen.

und nicht mit Ed Rush um 5 Euro Preisdumping

klar ist, da es sich um Kooperationen gehandelt

Bei einem Festival ist es klar, dass viele Leute mit-

zu betreiben um sie umzubringen, weil sich das

hat. Meine Juristen sind sich darin einig, dass das

arbeiten, aber mit einem Anwaltsbrief so was ins

andere Veranstalter nicht leisten kĂśnnen.

mit den Markenrechten nichts zu tun hat. Somit

Laufen zu bringen ist einfach nur eine Frechheit.

Wie ist die Stimmung in der Szene?

blicke ich auch zuversichtlich auf einen mĂśglichen

Klarerweise polarisiert, aber es gibt fĂźr uns keinen

Hand, alle Kooperationen mit Warehouse werden

Hat es je einen Beteiligungs-Deal zwischen Warehouse und Urban Art Forms gegeben?

gecancelt. Die Urban Art Forms Crew nimmt‘s per-

Es hat definitiv keinen Deal gegeben, wonach die

anstaltungen.

sĂśnlich, wir legen im Warehouse nicht mehr auf.

Warehouse Event Service GmbH an Urban Art

Rechtsstreit. Die Konsequenz daraus liegt auf der

+!"!,% 5.$ ,)%"% &RIEDRICH 3CHILLER

konzentrieren uns lieber auf unsere nächsten VerMehr zum Thema: www.joynt.at

!B / KT

!B / KT

-IRKO 2OGGENBOCK #HARLOTT +REINER (ANNES 4HANHEISER

Grund zusätzliche Spannungen zu erzeugen. Wir

30)%,:%)4

!"/..%-%.4

Fotos: zVg, rauschmayr

4

!- :)%,

4HOMAS "ERNHARD WWW LANDESTHEATER NET

3233 Urban war forms.indd 3

+ATRIN 3TUmESSER -ARESA (ĂšRBIGER

05.09.2006 21:36:54


ADVERTORIAL W-HOUSE CLUB FESTIVAL

Mit der neuen Saison darf man sich auch auf eine neue Live-Schiene freuen: Das „Warehouse Club Festival“ bietet in regelmäßigen Abständen qualitative Bands zu großartigen Preisen. Den

ausgezeichnet mit dem goldenen edmund stoiber siegel für angepasste kanaken!

Anfang machen die Salzburger „Roia“ am 28. September, deren Song „Suicide Butterfly“ auch FM4 Hörern geläufig sein sollte: Stimmungsvolle elektronische Pop-Musik - rund um das perfekte Sänger-Paar Dorian Wimmer und Nina

Kabarett muss wie ein Schlag in die Fresse sein

Hochrainer. In St. Pölten wird auch Matthias Jakisic (Ballycotton, FSHW, Jig) zu sehen sein, der bei Live-Auftritten für gewöhnlich an der Violine aushilft. Außerdem mit dabei: Die Ska-Truppe „PBH Club“ und das Frequency-geprüfte Beat-

Sechs Jahre war er mit Hitler’s „Mein Kampf“

cken“ handelt, ausgeteilt wird in alle Rich-

auf Tour, garniert mit persönlichen Erzäh-

tungen und das nicht zu knapp und vor allem

boxing-Projekt „Mauf“. Und das alles für gerade

lungen über die gelebte Integration und ihre

in bewährt kräftig-deftiger Manier. Vor allem

mal 6 Euro (MegaCard-Members 5 Euro)!

scheinbar unüberwindbaren Hürden. Na-

aber handelt es sich bei „Hitler Kebab“ um

türlich stürmten Neonazis seine Lesung. In

ein erstaunlich gut verdauliches, kabarettis-

seinem Programm „Hitler Kebab“ (im April

tisches Highlight und Bühnenschmankerl in-

auf CD erschienen) nimmt Somuncu sich

mitten aktueller Debatten um Gesinnungstest

gehörig selbst auf die Schaufel. Dabei kom-

und Integration. Hörproben findet man bei

men sowohl seine deutschen, als auch seine

www.somuncu.de – besonders empfehlens-

türkischen Landsleute voll auf ihre Kosten,

wert die Passage, als er in einem Restaurant einen Tisch auf den Namen Hitler reserviert:

Mund. Ob es sich um „Stringtangatragende

„Wieviele Personen?“ – „Vorläufig tausend!“

Kopftuchnazis“, oder um „dumpfe Naziba-

– „Wieviel Uhr?“ – „19:33 Uhr!“

Warehouse Charts

1

2 3 4 5 6 7 8 9 10

Muse Starlight Billy Talent Red Flag Jan Delay Klar Panic At The Disco! I Write Sins Not Tragedies Mediengruppe Telekommander Bild Dir Deine Meinung The Killers When You Were Young Roia Suicide Butterfly Kasabian Empire Jellybeat Happy Girl The Strokes You Only Live Once

HEAD TO HEAD

Samsara beendet am 23. 09. die Sommerpause und meldet sich „Head To Head“ zurück! Die DJs Marcato, Lagun, Kajola, Manoo, Leila604, Nono, Quidam und Gi_o werden sich ab 22 Uhr bis in die Morgenstunden duellieren - und dabei wird natürlich nur live aufgelegt! Das ganze zum Special-Wiedersehens-Preis von nur 6 Euro (MegaCard-Members 5 Euro)! Chill Area und neue Deko by Sunshine Explosion inklusive.

Fotos: zVg monkeymusic / Universal, Warehouse, , somuncu.de

September 2006

denn Somuncu nimmt sich kein Blatt vor den

MFG0306

3435 W-House.indd 2

05.09.2006 21:29:54


35

SZENE

Campusradio schwingt dich ein! Die Urlaubszeit geht zu Ende, die Anzeichen, dass es langsam aber sicher herbstlt, kann man leider beim besten Willen nicht mehr übersehen, und so kann man allmählich auch nicht mehr ignorieren, dass das nächste Schul- bzw. Studienjahr vor der Türe steht. Um euch für diese schwierige Zeit, in der

den euch „Pocket Rocket“ und „Dedicated

man mit der einen Gehirnhälfte quasi noch

to“ gehörig einheizen.

am Strand liegt, und sich mit der anderen

An den zahlreichen weiteren Events arbei-

über bevorstehende Prüfungen und Tests

ten wir noch, wir können aber jetzt schon

ärgert, ein paar Anreize zu geben, präsen-

versichern, dass für Abwechslung gesorgt

tieren wir die Zuckerl für den kommenden

wird. Wie beinahe schon Tradition, wird wie-

Herbst:

der für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Wie ihr sicher schon wisst, eröffnete mit

Ungefähr Ende Oktober wird auch der neue

1. September in der St. Pöltner Innenstadt

Sendeplan stehen. Viele neue Sendungsma-

ein neues Szene-Lokal. Der „Klub Vorsicht!“

cherInnen werden euch mit feiner Musik

Natürlich wird auch Campus Radio 94,4 die

und Sendungen zu den verschiedensten

Gelegenheit nicht ungenützt lassen, um für

Themen unterhalten.

euch neue Party-Highlights zu organisieren.

Bereits ab 7 Uhr in der Früh werden wieder

In der ehemaligen Charlybar wird es einmal

die Frühaufsteher unter unseren Modera-

im Monat eine „Campus Radio Electronic

toren für euch im Studio sein und Musik-

Night“ geben, wo alle Fans, die von unseren

wünsche entgegennehmen, um euch mit

immer wieder neuen Party-Locations be-

bester Laune zu versorgen.

geistert waren, voll auf ihre Rechnung kom-

In diesem Sinne, Campus Radio 94.4

men.

wünscht euch einen guten Start ins Winter-

Bereits am 12. Oktober laden wir euch auch

semester und vergesst nicht: Monoton war

schon wieder in den Freiraum ein. Dort wer-

gestern! Von Campusradio-Team

mobil bin ich ja jetzt! Hallo Matthias, alles bestanden? Matthias: Was bestanden? Den Führerschein natürlich! Matthias: (lacht) Klar, alles Roger! Und wie war dein Kurs so? Matthias: War echt okay, gar nicht so schwer. Hab ein tolles Programm hinter mir. Die Leute beim SAUER sind ganz gut drauf! Und der Major, mein Fahrlehrer, hat mich da toll durchmanövriert. Zuin der Porschestraße und dann auch im Verkehr. So war dann auch die Prüfung ziemlich stressfrei... Dann wünsch ich dir noch viele unfallfreie Kilometer und viel Spaß beim Fahren! Matthias: Vielen Dank, den werd ich haben! Danke auch noch mal an das ganze Team beim SAUER! Apropos: Matthias ist der junge Mann am Sauer-Sujet rechts im Bild.

3435 W-House.indd 3

www.sauer.at | info@sauer.at | Tel. 02742 / 266 88 Fahrschule Sauer / Inhaber Richard Mader

Advertorial

Fotos: zVg monkeymusic / Universal, Warehouse, , somuncu.de

erst bei den Stunden am Übungsplatz

05.09.2006 21:31:16


XX

SZENE

„youngster hat uns den arsch gerettet“

Thomsn’s Highschool

Die Rock’n’Roll Highschool gilt als Inbegriff heimischer Rock-Kultur. Im November steht das 5-JahresJubiläum an. Dabei war die Zukunft der Highschool alles andere als sicher. Gründer Thomsn im Portrait. Von Michael Müllner, Fotos: Hermann Rauschmayr „Es war ja nichts da, darum haben

mal gab es im Bolero (Löwenkeller)

aufgelegt und Partys geschmissen.

roots“! Zudem treten wir als Agen-

wir selber die Partys gemacht, die

die „Skank’n’Twist Nights“, Thomsn

Es kam der Vorwurf, dass wir zu-

tur auf, werden unser Know-How im

uns gefehlt haben“, erklärt Thomsn

gilt als Freund der Idee eines „Par-

viel machen. Auch neue Konzepte

Bereich von Produktionsabwicklung

die Beweggründe seiner ersten Ver-

tykonzeptabends“. Das Team wird

standen zur Diskussion. Außerdem

und Bandbetreuung auch anderen

anstalter-Gehversuche. „Wenn ich

größer, veranstaltet unter dem Na-

muss man sagen, dass seit unserer

Veranstaltern anbieten. Personell

mit etwas unzufrieden bin, dann

men in verschiedenen Locations

Anfangszeit heute viel mehr ange-

gibt es auch Veränderungen, Matt

muss ich es ändern. Nur sudern,

und Orten. Bandcare und Catering

boten wird. Im Batcave spielt man

Demon ist nicht mehr dabei, dafür

rumsitzen und schnorren – das sind

sind der Highschool wichtig, kennt

‚unsere Musik’ genauso, wie bei

gibt es einen „neuen“ Matthias.

für mich die echten Pseudos!“

man die Unannehmlichkeiten des

jedem Schülerball Skabands ver-

Thomas Kern, so sein bürgerlicher

Bandlebens auf Tour aus eigener

pflichtet werden.“ Im Dezember

Name, begann im Alter von 10 Jah-

Erfahrung – als Konsequenz eilt der

2005 schlitterte die Highschool in

ren bei privaten Feiern aufzulegen.

exzellente Ruf dem Veranstalterkol-

eine veritable Sinn- und Finanzkrise:

Mit der Zeit war der Moment ge-

lektiv auch im Ausland voraus. 2004

„Uns drohte der finanzielle Kollaps!“

kommen, selber zu veranstalten

wird ein Verein gegründet.

In Folge wurden Live-Gigs zurückge-

und Thomsn suchte sich gleich

Thomsn: „Die Leute glauben immer,

schraubt, die ausgebrannten Mem-

gesinnte Freunde: „Anfangs haben

wir machen nur Punk. Das kommt

ber beschränkten sich aufs Aufle-

mir Grisu oder Kathi geholfen Ge-

vielleicht daher, dass die Personen

gen bei anderen Partys.

tränke zu schleppen, die Konzerte

teilweise von der Punkband Skep-

hab ich eigentlich großteils allein

tic Eleptic her bekannt sind. Aber in

organisiert.“ Unter der Ära von „The

Wahrheit haben wir immer unter-

finanzieller kollaps drohte

Cave“-Betreiber Andi Lang gab es

schiedliche Musikrichtungen ver-

„Als wir erfahren haben, dass wir

im Ober-Grafendorfer Club die erste

anstaltet.“ Auf dem eigenen Label

den Youngster of Arts bekommen,

Party unter dem Namen „Rock’n’Roll

„Rock’n’Roll Highschool Records“

haben wir uns riesig gefreut. Mit

Highschool“: „Andi war mal in den

werden zwei Sampler veröffentli-

einem Mal gab es wieder eine Per-

Stadtsälen, bei einer Pauli-Party, da

cht, drauf sind Bands der rund 30

spektive zum Weitermachen. Man

hab ich aufgelegt. Ihm hat’s getaugt,

Partys, welche die Highschool pro

muss sagen, dass uns der Preis den

so kam es zur Highschool im Cave“.

Jahr veranstaltet, Bands die aus

Arsch gerettet hat.“ Den wahren

Rasch entwickelte man sich von

allen Kontinenten nach Österreich

Wert der R’n’R Highschool-Crew er-

geholt wurden. Mit den Samplern

kennt man aber erst jetzt: „Wir woll-

wird auch das Ziel verfolgt die un-

ten den Preis nicht annehmen, ohne

geheure Bandbreite der Highschool

weiterzumachen. Es wäre einfach

festzuhalten.

gewesen, damit die Rechnungen zu

Auflegerei-Partys („Ich find’s immer blöd dafür Geld zu verlangen,

bezahlen und aufzuhören. Aber es

‚Play’ drücke.“) zum Experten für

BRaucht uns STP NOCH?

Live-Konzerte, etwa die New Yorker

Dann kommt die Krise. „Wir haben

wird eine Partylinie in verschie-

Krackheadz im Underground. Zwei

in sehr vielen Lokalen und Clubs

denen Locations sein – „back to the

dass ich als DJ oben steh und auf

soll weitergehen, mit einem neuen Konzept.

Rock’n’Roll

Highschool

Grisu H Kathi Katze H Matthias H Mots H R uth T ho msn H U schi DAS JUBILÄUM A m 24. N ove mber stei gt die 5Jahres -Feier der R oc k’n ’R oll H ighschool im Warehouse mit eine m grandiosen A us klan g einer be we genden , halben D e kade Ju gend kul tur . E inen A bend dara uf, also a m 25. N ove mber wird das neue Pr oje kt präsentier t ! DER FILM „R oc k’n ’R oll H ighschool “1979, R e gie A llan A r kush , handel t von der V ince L ombardi H ighschool , in der sich die S chüler mehr um R n R , als um den U nterricht scheren . E ine neue D ire ktorin will S chall pla tten verbrennen um so ihren Willen zu brechen , mit H il fe der R a mones (die den S oundtra c k besteuern !) besetzen die S chüler die H ighschool . Linktipp: www.rnr-highschool.com

Fotos: rauschmayr, zvg

RNR BRAUCHT DAS LAND!

DIE NEUE CREW

MFG0906

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05.09.2006 20:35:09


37

SPORT

Der Weltmeister in der Regionalliga

Mit Sambo Choji kickt erstmals seit Mario Kempes wieder ein Weltmeister in St. Pölten. An der Seite von prominenten Kollegen wie Nwanko Kanu oder Celestine Babayaro (beide spielen jetzt in der englischen Premier League) holte er 1993 mit Nigerias U17-Auswahl den Titel in Japan. In der österreichischen Regionalliga will sich der nunmehr 29-Jährige freilich nicht lange aufhalten. Von Thomas Schöpf Die Vorzeichen vor seinem Heimdebüt hätten

gezogen habe, hat das leider verhindert.“ So

besser nicht sein können: Erster gegen Letzter,

sei eben das Fußballer-Leben. Ajax holte sich

die Torfabrik SKN St. Pölten gegen die Schieß-

seinen Kollegen und Freund Nwankwo Kanu

bude Kremser SC am Voith Platz. Doch Sambo

und Choji landete etwas später in Saarbücken:

Choji war kein Tor vergönnt, das Derby geriet

„Kaiserslautern hätte mich auch wollen, aber

zur müden Nullnummer. Choji lief nachher dennoch zu den Fanklubs hinter dem Nordtor und zu einem Grüppchen auf der Längs-Seite und

„Ein kleiner Klub ist nicht klein, wenn das Umfeld Stimmt!“

Fotos: rauschmayr, zvg

klatschte ab. „Die Fans hätten sich ein Tor so sehr verdient“, erzählt er tags darauf bei einer

mein damaliger Berater hat eine Million Mark

(wie er sagt) „Apfelschorle“ am Rathausplatz,

Vermittlungsprämie verlangt.“ Jetzt wird er von

„sie haben uns so gut unterstützt.“ Die Bruch-

Guido Nikolay beraten, dessen renommierte

bude Voith-Platz und die schüttere Kulisse stört

Agentur („soccer and more“) prominente Kicker

Choji (bei Pirouzi Teheran kickte er oft vor über

wie zum Beispiel den deutschen WM-Recken

100.000 Zuschauern) keineswegs. „Ein kleiner

Per Mertesacker betreut. Der Wechsel zum SKN

Klub ist nicht klein, wenn das Umfeld stimmt“,

war freilich kurios. Choji war mit Kroatiens Vi-

sagt Choji fast schon ein wenig philosophisch.

zemeister NK Rijeka im Trainingslager in Öster-

lange vergeblich um eine Lösung. „Am Schluss

Deswegen hat er sich nach seinem Iran-Aben-

reich und verletzte sich just als Nikolay schon

habe ich das selber geregelt“, so Choji und er-

teuer („Dort habe ich einmal acht Monate lang

zur Vertrags-Anfertigung herbei geflogen kam.

läutert nicht wie. Nur so viel: „In Nigeria ist eine

kein Geld bekommen.“) in die Niederungen der

Der sportliche Leiter des SKN, Markus Kernal

andere Welt. Da versucht immer jeder was für

österreichischen Regionalliga begeben. „Hier

(früher Kollege von Choji in Saarbrücken), er-

sich raus zu holen.“ Er selbst will hier sportlich

gibt es super Trainingsbedingungen, gut ausge-

fuhr vom geplatzten Transfer und meldete sich

das Maximum raus holen und „vielleicht län-

bildete junge Spieler und der Klub hat ein lang-

gleich. „Erst dachte ich, er macht einen Scherz“,

ger bleiben, wenn wir aufsteigen.“ Schließlich

fristiges Konzept“, weiß Choji, der jahrelang für

sagt Choji, „dann habe ich mir aber alles in Ruhe

möchte er seiner Familie eine gute Zukunft si-

den 1. FC Saarbrücken in Deutschland kickte

angesehen.“ Denn welcher Profi-Verein nimmt

chern. Sohn Johann Yve (5) beginnt in Nigeria

und einmal beinahe bei Ajax Amsterdam gelan-

schon einen verletzten Spieler …

bald mit der Schule. „Das war damals auch mein

det wäre.

Mittlerweile ist er längst fit und die Spielbe-

Glück, dass mich meine Familie zur Schule schi-

„Das war, als ich mit Nigeria U17-Weltmeister

rechtigung aus Nigeria da. Funktionäre seines

cken konnte und zu Greater Tomorrow“, weiß

geworden bin (Anm.: 1993), aber eine Achil-

Stammvereins Greater Tomorrow hatten eine

Choji, „sonst hätte ich meinen Traum, Fußballer

lessehnenverletzung, die ich mir im Finale zu-

Ablöse rausholen wollen. Der SKN bemühte sich

zu werden, nie verwirklichen können.“

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38

KRITIKEN

Zum Hören

Manshee, mikeSnare, Knolli, R ené Voak, R ob.ST P, G itsche (von links nach rechts)

„WENIGER IST MEHR“ haben sich Kante gedacht und „nur“ sieben Songs auf ihr neues Album gepackt. Wie schafft man es, mit so wenig viel zu erzeugen?! Ganz einfach – Kante singen nicht nur, nein sie bauen eine bedrohliche Kulisse auf und verbannen den Zuhörer dorthin! Ihre Stärke ist ihr Sinn für Dramatik. „Ein Sturm ist im Kommen / Es könnte jeden Moment passieren“ Bleibt nur zu hoffen, aus Kantes Songwelt wieder zu entkommen...

mia. Zir kus

michael franti Yell

Herr Franti sucht das Glück: Ein gefälliges (und stellenweise etwas un- bzw. fremdinspiriertes) Potpourri aus Reggae, Pop, Folk soll als Transportmedium für die Texte des medienkritischen Pazifisten fungieren. Zwischen politischer Message sind geschickt einige Partynummern eingeschoben. Das riecht zwar etwas nach dem Kniefall vor Massengeschmack und Radiotauglichkeit, der rascheren Verbreitung von Frantis Message kann es nur gut tun.

Zum Schauen

Zum Spielen

Matthi as G l asner

Alexander T errer

THE ship

OUTERLIGHT

Theo (Jürgen Vogel) hat in seiner Vergangenheit drei Frauen vergewaltigt und gequält. Nach neunjährigen Haft schwört er, keiner Frau mehr Gewalt anzutun! Doch als er eine zaghafte Beziehung zur labilen Nettie eingeht, scheint sein perverser Trieb stärker. Ein Film wie ein Faustschlag ins Gesicht – brutal, provokant aber glaubwürdig!

Hinter „The Ship“ verbirgt sich ein etwas anderer FPS als gewohnt. Bis zu 32 Spieler werden vom unbekannten Mr. X auf eine Kreuzfahrt eingeladen. Auf dem Schiff beginnt aber ein heimliches Morden unter den Spielern, und nur wer als letzter übrig bleibt, darf als Gewinner jede Menge Geld mitnehmen. Mit Freunden übers Internet machts am meisten Spaß!

Miami Vice

spore

Holt eure weißen Zuhälterhaferl hervor, lasst die Brusthaare aus dem weit aufgeknöpften rosa Hemd hervorblitzen, zwängt euch in die weiße Bundfaltenhose, lasst einen Dreitagesbart stehen und setzt coole Sonnenbrillen auf. Die 80’er waren so geschmacklos, dass sie schon wieder genial waren – und Miami Vice war Manifest dafür schlechthin. Sunny Crockett (Colin Farrell) und Ricardo Tubbs (Jamie Foxx) sind zurück – yes!

Im August hat wieder einmal die Games Convention in Leipzig stattgefunden. Auch diesmal verzeichnete die Messe einen Anstieg der Besucherzahlen auf 183.000. Als bestes PS Spiel wurde „Spore“ ausgezeichnet. Eine Evolutions-Aufbausimulation aus dem Hause MAXIS, den Machern von vielen bekannten Titeln wie SimCity oder The Sims. Leider müssen wir noch etwas geduldig sein – als Releasetermin wurde 2. Halbjahr 2007 genannt.

Mich ael M ann

MAXIS

ance

Mit seinem zweiten Soloalbum führt uns der Hamburger Alleskönner auf ganz neue Pfade. „Reggae ist tot, jetzt ist Funk dran!“ Dieses Intro macht deutlich, worum es Herrn Eißfeldt geht: bodenständige Tanzmusik mit fetten Bläsersätzen, viel Wah Wah und glitzernder Discokugel. Songs wie „Plastik“ oder „Ahn ich gar nicht“ lassen kein Tanzbein ruhig. Mehr Groove auf Platte (und auch live) geht fast gar nicht mehr. Let´s dance!!!

Alicia keys

L P?

Die zwei Neuseeländer lassen klare und tiefe Synth-Flächen auf knackige Beats und Jungle-lastige Basslines treffen. Die Harmonien erinnern teilweise an drum‘n‘bass Klassiker der späten 90‘er. Trotzdem klingt das Ganze unverbraucht. Saftig beginnt das Album mit „Broken Eyes“ und begründet sofort den Albumtitel. Aber auch bei „Fly Away Home“ und „Say Your Words“ hört man mal was anderes als die üblichen ausgereizten 2step-Beats.

Der Frei Wille

mercedes d

concord dawn?

C h aos b y design

Menschen, Liebe, Sensationen. Das Berliner Quintett liefert einmal mehr schrille Popsongs, die die eigenen Moleküle zum Pulsieren und die Herzen zum Tanzen bringen. Mia. präsentieren sich dieses Mal allerdings vielseitiger und abwechslungsreicher denn je, wobei sie selbst die Stars in der „Manege sind. Guter Elektrogitarrenpop, der glücklich macht! Anspieltipps: 03, 04, 09

Manshee, D ali Koljanin

jan delay

F ire

un plugged

Wer Alicia Keys in die Schublade der klebrig-süßen SoulMaische der amerikanischen R’n’B-Zuckerlpopwelt abschieben möchte, dem knallt sie mit ihrem Unplugged-Album gehörig einen vor den Latz! Wir sprechen hier von einem von weltmeisterlichen Musikern betriebenen Pop-Jazz-Rock-Wunderwerk samt Gänsehaut-Chor und Stargästen von Maroon 5-Sänger Adam Levine bis Legenden-Sohn Damian Marley. Anspieltipp: Streets of New York!

Zum Lesen

Peter Kaiser, Wolfgang H intermeier

Günther grass

d as T reffen in

T elgte

Mitten in den Wirren und Grausamkeiten des 30 jährigen Krieges, versammeln sich Gryphius, Grimmelshausen, Dach, Angelus Silesius und Konsorten zu barockem Schmause und um das Unglück der teutschen Lande zu beklagen. Fleischliches Treiben mit den Mägden wechselt mit geistvollen Diskursen zur Lage der teutschen Nation und Sprache.

Walter moers

St adt der

träu menden

B ücher

Die Reise des Lindwurms Hildegunst von Mythenmetz nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher und ins unterirdische Labyrinth lässt keinen kalt. Hier erfährt man, wie vielfältig, aber auch gefährlich Bücher wirklich sein können, der Leser wird sich wohl nie wieder in eine alte Bibliothek wagen. Sprachwitz, Ideenreichtum und die originellen Zeichnungen des Autors ergeben ein tolles Gesamtkunstwerk. Käptn Blaubär lässt grüßen.

Foto: zVg, Egon, Somuncu.de, Festspielhaus, Hollywood Megaplex, Piper, Maxis, Spiegel Edition, Outerlight, chorus sine nomen, fmservice, EMI, rororo, Goldmann, EA, warner music, Sony

kante

die tiere sind unruhig

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VERANSTALTUNGEN

01.09.2006

16:42 Uhr

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HIGHLIGHT

VAZ St. Pölten, www.vaz.at BAU AKTIV Die Fachmesse für „Bauen - Wohnen - Leben heute“ bietet nicht nur einen Überblick was Planung, Finanzierung, Baustoffe, Innengestaltung im modernen Design, Accessoires, Energiesysteme, etc. betrifft, es steht auch ein Expertenteam bereit, welches Ihnen zahlreiche Tipps zum Thema Renovieren, Sanieren und Ausbauen geben kann und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie selbst können ebenfalls beim attraktiven Rahmenprogramm tätig werden. Dieses umfasst Workshops, prominente Gäste, ein Wett-Mauern und tolle Preise! www.bau-aktiv.at 15.-17. September

IMPFFORUM

Das 5. Österreichische Impfforum findet am 7. Oktober von 9-17 Uhr im VAZ St. Pölten statt. Dort werden Risiken durch Impfungen behandelt und es wird auch über die immer häufigeren Impfschäden informiert. Nähere Infos zum „Impfforum“ mit Anita Petek-Dimmer, Dr. Johann Loibner, Dr. August Zöbl, einigen Betroffenen auf www.aegis.at. VAZ st . GH PölKoll ten

körper

06.10.

Petsc h moser

Lange Zeit war es ruhig um die vier Wiener von Petsch Moser, doch von ihren Live-Qualitäten haben sie nichts eingebüßt, wie sie mit ihrer lautstarken HerbstTour unter Beweis stellen werden. Gestartet wird diese am 6. Oktober im Warehouse, den Support geben die Indie-Deutsch-Rock-Veteranen von The Fictionplay mit ihrer wilden Mischung aus RnR. wa rehouse

rock

VERLOSUNG

Einsendungen an: verlosung@dasmfg.at 10.10.

Rebekka Ba kken

Rebekka Bakken: eine sehr charismatische Norwegerin, die mit ihrer außergewöhnlichen Stimme und ihren Songwriter-Qualitäten nun zu einer festen Größe neben Stars wie Norah Jones avanciert ist. Mit etwas Glück erlebst du sie live in Wien, denn MFG verlost 1 x 2 Karten! Konze rt ha us

Pop

27.09.

Serda r Somunc u

Mit dem aktuellen Programm „Hitler Kebab“ gastiert der deutsch-türkische Schauspieler in St. Pölten. Somuncu liest Ausschnitte aus seinem gerade erschienen Buch „Getrennte Rechnungen“ und schafft den Spagat zwischen Genie und Wahnsinn! MFG verlost 3 x 2 Tickets! Kabarett

wa rehouse

13.09.

u2

Aufgepasst, liebe U2 Fans! Das langersehnte Fanteil „ZOO TV“ erscheint nun endlich am 15. September auf DVD! Doch bereits am 13. findet eine Präsentation der DVD im Hollywood Megaplex statt. Beginn ist 20:30 Uhr, seid dabei! MFG verlost 20 x 2 Tickets! DVD

07.10.

mega plex

dese rt music

Die Tonkünstler unter Kristjan Järvi, Chorus sine nomine und Bariton Adrian Eröd präsentieren zeitgenössische Kompositionen. Steve Reichs beeindruckende Klangflächen sind Namensgeber dieses Konzertes der Extraklasse. MFG verlost 3 x 2 Tix! e-Musik

22.09.

Jazz fest ival Marianne Mendt präsentiert das 2.MM-Jazzfestival. Dabei darf man sich auf Flip

Philipp & Ed Partyka Dectet „Get happy with Ed“, Uwe Urbanowski „Strings and Fingers“, Ines Reiger Quintett „Angel Eyes“, die MMBand und ausgewählte Talente der MM-Nachwuchsförderung freuen! Beginn 19 Uhr. Egon

jazz

Viel Vergnügen

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07.10.

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23.09.

HÖFefest

Das Höfefest findet nun schon zum 13. Mal statt und auch heuer wird Kunst und Literatur von zahlreichen Künstlern in nicht weniger als 14 Höfen dargeboten. Unter anderem zu sehen: Theater im Bahnhof, Christina Zurbrügg, Peter Matic & Paul Gulda, C. Brezovsky & Rens Newland Band und transparadiso. Das Höfefest findet bei jedem Wetter statt! c ity

Kultur

21.10.

WOLFGANG AMBROS

30.10.

CHIPPENDALES

16.12.

MELTING POT

26.01.

STEHAUFMANDLN

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LEI DREI Tickets im VAZ St. Pölten, ticket@nxp.at; www.vaz.at; 02742/71400, Raiffeisenbanken, Bank Austria-Creditanstalt, Verkaufsstellen von Ö-Ticket, Vertriebsstellen der Austria Ticket Online, Trafiknet-Trafiken mit ATO-Anschluss

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v.l. Dir. Wilhelm Gelb, Ernestine Swoboda, Vzbgm. Susanne Kysela, Josef Rammel, LH-Stv. Heidemaria Onodi, Anton Damböck, Abg.z.NR Anton Heinzl und Bgm. Mag. Matthias Stadler bei der Generalversammlung im 85. Jahr der Wohnungsgenossenschaft St. Pölten am 27. August 2006.

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