Luft & Lunge

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Weshalb sich Burak für einen offenen Umgang mit der seltenen Erkrankung entschieden hat, erklärt er im Interview.

PAH - Wenn die Lunge unter Druck gerät Vanessa gibt Einblicke in ihr Leben mit der pulmonal arteriellen Hypertonie.

Prävention So schützen Sie sich im Herbst und Winter vor Atemwegserkrankungen.

& LUNGE

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT

DIESER AUSGABE SEPTEMBER 2025

IN DIESER AUSGABE

08

Gulaim Steinrötter

Jeder Atemzug bedeutet Leben. Ist dieser beeinträchtigt, leidet die Lebensqualität. Umso wichtiger ist es, Lungenerkrankungen frühzeitig zu erkennen und neue Therapiewege zu beschreiten.

ALLERGISCHES ASTHMA

Wie eng Allergien und Asthma miteinander verwoben sind, erklärt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e. V.

NEUE WEGE IN DER PNEUMOLOGIE

Chancen

für Millionen Betroffene

DAS POTENZIAL DER ATEMTHERAPIE

Claudia Maradof und Sabine Huiss stellen das ganzheitliche Verfahren zur bewussten Wahrnehmung und Verbesserung der Atmung vor.

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GENANALYSE BEI LUNGENKREBS

Das Patientennetzwerk zielGENau e. V. unterstützt Betroffene dabei, ihre Krankheit und Therapieoptionen besser zu verstehen.

Industry Development Managerin Healthcare: Gulaim Steinrötter Geschäftsführung: Jakob Söderbaum (CEO) Henriette Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director Business Development), Lea Hartmann (Head of Design), Cover: Burak & Laura ©Privat

Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com

Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“ gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Schätzungen zufolge leiden rund 15 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen. Besonders bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist die Dunkelziffer hoch. In den kommenden Jahren ist zudem mit einem weiteren Anstieg dieser Erkrankungen zu rechnen, was durch den wieder zunehmenden Tabakkonsum unter Jugendlichen, die möglichen gesundheitlichen Risiken des Vapings und die Folgen des Klimawandels begünstigt wird.

Die vorliegende Publikation widmet sich ver schiedenen Schwerpunktthemen wie unter anderem der Prävention, die aufzeigt, wie wichtig Impfungen für Menschen mit Atemwegs- und Lungenerkrankungen gerade in den Herbst- und Wintermonaten sind.

Dass die Behandlung von Lungen- und Atemwegserkrankungen nicht nur aus Medikamenten besteht, verdeutlicht der Beitrag zur Atemtherapie. Auch nicht-medikamentöse Verfahren wie Schulungen, Rauchent wöhnungsprogramme, Rehabilitationsmaßnahmen und körperliche Aktivierung spielen eine zentrale Rolle. Spezifische atemtherapeutische Techniken können darüber hinaus Atemnot lindern und das Abhusten von Sekret erleichtern und somit die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern.

Menschen betreffen. Hervorgehoben werden die pulmonal arterielle Hypertonie (PAH) und die Mukoviszidose. Bei Mukoviszidose hat sich die Prognose in den letzten Jahrzehnten dramatisch verbessert: Lag die Lebenserwartung in den 1980er-Jahren noch bei rund 25 Jahren, so beträgt sie heute fast 70 Jahre. Dieser Erfolg ist vor allem hochwirksamen Medikamenten zu verdanken, welche die Funktion des defekten CFTR-Proteins zumindest teilweise wiederherstellen können.

“PRÄVENTION

KOMMT VOR THERAPIE UND WENN EINE THERAPIE ERFORDERLICH IST, DANN SOLLTE SIE PROAKTIV ERFOLGEN.“

Die Therapie des allergischen Asthmas hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert: Neben hochwirksamen inhalativen Medikamenten stehen heute moderne Biologika sowie eine optimierte spezifische Immuntherapie zur Verfügung.

Neue, gezielte Therapien für bestimmte genetische Varianten des Lungenkarzinoms eröffnen inzwischen vielen Betroffenen bessere Perspektiven – allerdings nur, wenn das Tumorgewebe zuvor entsprechend analysiert wurde. Das Lungenkarzinom gehört zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen.

Darüber hinaus werden seltene Lungenerkrankungen vorgestellt; mehr als 100 gibt es. Darunter versteht man Krankheitsbilder, die weniger als fünf von 10.000

Prof. Dr. Claus Franz Vogelmeier Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung e. V.

Die Beiträge dieser Ausgabe verdeutlichen die große Bedeutung von Lungen- und Atemwegserkrankungen und zeigen gleichzeitig die Fortschritte, die in der Prävention und Therapie bereits erreicht wurden. Darüber hinaus lässt sich aus meiner Sicht eine allgemein gültige Erkenntnis ableiten: Prävention kommt vor Therapie und wenn eine Therapie erforderlich ist, dann sollte sie proaktiv erfolgen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.lungenstiftung.de

BURAK ÜBER SEIN LEBEN MIT MUKOVISZIDOSE:

“Man muss das Beste aus der Situation machen und offen damit umgehen.“

In Deutschland kommt etwa eines von 2.500 bis 3.500 Neugeborenen mit Mukoviszidose auf die Welt – einer seltenen Erkrankung, bei der sich zäher Schleim an den Organen bildet. Auch Burak wurde schon als Baby mit der Stoffwechselerkrankung diagnostiziert. Sein ältester Bruder Yilmaz ist an der Krankheit gestorben. Im Interview spricht der 30-Jährige mit uns über seine Diagnose, seinen Alltag und darüber, was er anderen Betroffenen mitgeben möchte.

Lieber Burak, wann und wie wurde bei dir die Diagnose Mukoviszidose gestellt?

Ich wurde bereits kurz nach der Geburt mit der Krankheit diagnostiziert. Bei meinem ältesten Bruder Yilmaz wurde Mukoviszidose ebenfalls festgestellt – allerdings erst etwa sechs Monate nach seiner Geburt. Damals fiel auf, dass er viel hustete und ein „salziges Aroma“ hatte. Ein Schweißtest bestätigte dann den Verdacht. In den 90er-Jahren war Mukoviszidose noch nicht so bekannt, heute gehört die Un tersuchung fast schon zur Routine.

Wie sind deine Eltern mit der Diagnose umgegangen?

Natürlich fragt man sich als Eltern zuerst: „Warum passiert das ausgerechnet unserem Kind?“ Aber da die Diagnose bei meinem Bruder bereits bekannt war, konnten meine Eltern bei mir gefasster reagieren. Wir waren außerdem in einer sehr guten Klinik, in der sie umfassend aufgeklärt wurden.

Gab es einen Schlüsselmoment, in dem du die seltene Erkrankung erstmals verstanden hast?

ins Schwimmbad. Natürlich muss man aufpassen, sich nicht anzustecken, aber ich bin sehr dankbar, dass unsere Eltern versucht haben, unser Leben so normal wie möglich zu gestalten.

Du gehst offen mit deiner Erkrankung um und versuchst, die Menschen unter anderem auf Instagram über Mukoviszidose aufzuklären. War dir das schon immer ein Anliegen und was möchtest du anderen Betroffenen mitgeben?

Das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich meine Erkrankung beim Sport. Ich hatte einfach weniger Ausdauer als andere Kinder, habe ständig gehustet und hatte viel schleimigen Auswurf – das war bei den anderen nicht so. Außerdem hatten die meisten Kinder deutlich mehr Freizeit, während ich inhalieren oder zur Physiotherapie musste.

Musstest du als Kind oder Jugendlicher aufgrund der Erkrankung auf etwas verzichten und wenn ja, worauf?

Meine Mutter war zum Glück sehr entspannt im Umgang mit uns. Daher musste ich nicht auf vieles verzichten. Es gibt aber andere Eltern, die extrem vorsichtig mit Keimen sind – deren Kinder dürfen zum Beispiel nicht

Als ich 20 Jahre alt war, wurde ich das erste Mal gefragt, ob ich mir eine Lungentransplantation vorstellen könnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich kaum mit dem Verlauf meiner Erkrankung auseinandergesetzt – ich war ja damit aufgewachsen und hatte alles mitgemacht.

“DAS

ERSTE MAL BEWUSST WAHRGENOMMEN HABE ICH MEINE ERKRANKUNG BEIM SPORT. ICH HATTE EINFACH WENIGER AUSDAUER ALS ANDERE KINDER, HABE STÄNDIG GEHUSTET UND HATTE VIEL SCHLEIMIGEN AUSWURF.“

Diese Frage war für mich der Moment, in dem mir klar wurde: Jetzt muss ich mich intensiver damit beschäftigen.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Mukoviszidose e. V. entstanden.

MUKOVISZIDOSE – EINE SELTENE ERKRANKUNG

Schätzungen zufolge sind in Europa rund 50.000 Menschen von der Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Davon leben etwa 8.000 in Deutschland. Die häufigsten Symptome sind Nährstoffmangel, Verdauungsbeschwerden, Wachstumsstörungen, wiederkehrende schwere Infekte der Atemwege sowie Entzündungen der Leber. Auch bei den Angehörigen hinterlässt die Krankheit tiefe Spuren.

Als der kleine Theo vor zwei Jahren zur Welt kam, war die Diagnose Mukoviszidose für die Familie ein großer Schock. Theos Mutter verlor sich in endlosen negativen Berichten im Internet und geriet in eine Abwärtsspirale. Sie war überzeugt, ihr Kind zu verlieren. Immer wieder stellte sich die Frage: Warum Theo? Warum wir?

“LEBEN

Doch Theo zeigte von Anfang an, wie stark er ist. Heute –fast zwei Jahre später – geht es ihm gut. Sein Alltag ist zwar geprägt von Inhalationen, Medikamenten und

viel Disziplin. Doch er entwickelt sich altersgerecht, ist fröhlich und voller Abenteuerlust. Halt, Hoffnung und Zuversicht schenkte der Familie von Anfang an der Mukoviszidose e. V. – durch Informationen, Angebote und den Austausch mit anderen Betroffenen.

Bitte helfen auch Sie Kindern wie Theo mit Ihrer Spende! „Leben mit Mukoviszidose heißt kämpfen – ein kleiner Beitrag von Ihnen schenkt Mut, Kraft und ein Stück Normalität“, so Theos Mutter.

Der Bundesverband Mukoviszidose e. V. setzt sich seit 60 Jahren für die Belange von Menschen mit Mukoviszidose wie Theo und ihren Angehörigen ein und vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er leistet mit seinen Angeboten Hilfe zur Selbsthilfe, bietet Unterstützung in Notsituationen und ist ein kompetenter Ansprechpartner für Betroffene und ihre Familien.

Viele leben mit Mukoviszidose, gehen aber nicht offen damit um, oder versuchen, die Krankheit in den Hintergrund zu rücken – bei mir war das anfangs genauso. Ich lebte in meiner kleinen Bubble. Als ich mich entschieden habe, öffentlich darüber zu sprechen, bekam ich auf einmal unglaublich viele Informationen, vor allem durch den Austausch mit anderen Betroffenen. Ich habe so viel über meine eigene Krankheit gelernt. Wenn sich jetzt Betroffene oder Eltern von Betroffenen mit Fragen an mich wenden, habe ich das Gefühl, unterstützen und etwas zurückgeben zu können – das bedeutet mir sehr viel.

Inwiefern beeinträchtigt das Wissen um deine genetisch bedingte Erkrankung die Themen Kinderplanung und Kinderwunsch?

Meine Ehefrau hat einen großen Kinderwunsch, und es hat mich immer etwas traurig gemacht, dass ich ihr diesen vielleicht nicht erfüllen kann. Etwa 90 Prozent der Männer mit Mukoviszidose sind unfruchtbar oder können die Krankheit vererben.

Zum Glück kann man sich heute bei humangenetischen Einrichtungen testen lassen, ob man die Erkrankung weitervererben könnte, was sowohl meine Partnerin als auch ich gemacht haben. Das Ergebnis: Unsere Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Mukoviszidose zu bekommen, liegt bei nur 0,02 Prozent. Zu wissen, dass wir gute Chancen auf eine gesunde Familie haben, ist natürlich sehr motivierend.

Was hilft dir am meisten, mit der Erkrankung zu leben und sie zu akzeptieren?

Ich musste erst einmal akzeptieren, dass ich meine Situation nicht ändern kann. Viele Menschen kämpfen lange mit der Akzeptanz ihrer Krankheit – aber erst, wenn man seine Umstände annimmt, kann man das Beste daraus machen. Mir hilft vor allem das Wissen, dass ich mit der Erkrankung nicht allein bin.

Der Austausch mit anderen Betroffenen und die Unterstützung durch Familie und Freunde geben mir viel Kraft. Kommunikation ist das A und O – man darf sich nicht isolieren. Gemeinsam lässt sich vieles besser tragen.

Spendenkonto:

Bank für Sozialwirtschaft Köln

IBAN: DE 64 3702 0500 0007 0888 07

BIC: BFSWDE33XXX www.muko.info

Text Frank Gundel

„IMMER IN BEWEGUNG BLEIBEN –WENN AUCH IN KLEINEN SCHRITTEN!“

Vanessa hat ihren eigenen Weg gefunden, mit der schweren Krankheit Lungenhochdruck umzugehen. Dazu gehört regelmäßige Bewegung. „Leichte Spaziergänge und muskelaufbauende Übungen haben mir Kraft zurückgegeben.“ Die 41-Jährige beweist bei ihrem Bewegungsprogramm eine bewundernswerte Konsequenz. Zugleich achtet sie auf die Signale ihres Körpers. Wenn es im Sommer heiß ist, geht sie früh morgens spazieren und ruht sich anschließend aus. „Ich habe mir Routinen erarbeitet, halte Pausen ein.“

Vanessa lebt mit Mann und Tochter bei Rastatt in Baden-Württemberg. Die Diagnose hereditäre pulmonale arterielle Hypertonie (hPAH) erhielt sie 2010. Damals, während ihrer Schwangerschaft, litt sie zunehmend an Kurzatmigkeit, das Treppensteigen fiel ihr schwer, sie schlief viel. „Ich hatte kaum noch Herzpumpfunktion.“ Ihre Gynäkologin wies sie in eine Klinik ein; auf der Intensivstation wurde sie in ein medikamentöses Koma versetzt. Ihre Tochter kam per Notkaiserschnitt zur Welt. Anschließend wurde sie ins Universitätsklinikum Heidelberg verlegt. Professor Ekkehard Grünig, Leiter des dortigen Zentrums für Pulmonale Hypertonie, bestand darauf, dass sie ihr Kind zuvor zwei Mal sah. „Er hatte recht. Die Bindung an meine Tochter trieb mich an zu überleben.“

Eine besondere Herausforderung bestand für Vanessa darin, „damit umzugehen, nicht die Mutter zu sein, die ich mir vorgestellt hatte“. Sie war auf Unterstützung bei der Kinderbetreuung angewiesen, sodass sie und ihr Mann Elternassistenz bekamen, bis ihre Tochter sieben Jahre alt war. Unterdessen litt sie darunter, dass sich die Aufmerksamkeit immer zuerst auf sie als schwer Erkrankte richtete – auch bei Anlässen, bei denen es eigentlich ums Kind ging. „Lungenhochdruck hat nicht nur medizinische Aspekte. Die Krankheit wirkt sich auf die ganze Familie und auf alle Lebensbereiche aus.“ Vanessa ist es ein besonderes Anliegen, diese Schwierigkeiten öffentlich anzusprechen: Auf ihrem Instagram-Account @phschnecke teilt sie Eindrücke aus ihrem Alltag als relativ junge PH-Patientin und Mutter. Sie selbst hat gelernt, Unterstützung von ihrem Mann und ihren Eltern anzunehmen, sich mit ihrer inzwischen 14-jährigen Tochter darüber zu verständigen, inwieweit diese bei einem eventuellen Notfall einbezogen werden

will, und im Übrigen „das Thema Krankheit auch mal auszuklammern“.

Auch medizinisch hat sich die Situation von Vanessa stabilisiert. Jahrelang galt sie als Kandidatin für eine Lungentransplantation; mittlerweile steht sie nur noch passiv auf der Warteliste.

Nach wie vor ist sie in Heidelberg in Behandlung und bekommt Medikamente. Sie war in eine Studie zu einem 2024 zugelassenen Medikament einbezogen und nimmt nun an einer Follow-up-Studie zu den Langzeitwirkungen teil.

“DIE BINDUNG AN MEINE TOCHTER TRIEB MICH AN ZU ÜBERLEBEN.“

Vanessa Antritter

Gleich nach ihrer Diagnose 2010 trat Vanessa einem Selbsthilfeverein bei. „Der Austausch mit Gleichgesinnten hat mir gerade am Anfang viel gebracht.“

Auf ihrem Instagram-Account @phschnecke teilt sie Eindrücke aus ihrem Alltag als PH-Patientin und Mutter.

PULMONALE HYPERTONIE E. V. GEMEINNÜTZIGER

Die pulmonale Hypertonie (PH) ist eine seltene, tückische Krankheit, bei der die Lunge und das Herz betroffen sind.

Die Blutgefäße der Lunge sind stark verengt, wodurch der Blutdruck in den Lungengefäßen zwischen rechter und linker Herzkammer ansteigt. Dies führt zu einer Durchblutungsstörung der Lunge, zu einer verschlechterten Sauerstoffaufnahme und zu einer zunehmenden Überlastung der rechten Herzkammer bis hin zum Herzversagen. Menschen mit dieser Krankheit sind chronisch kurzatmig und körperlich wenig belastbar. Während noch bis vor wenigen Jahren eine Transplantation der Lunge oder von Herz und Lunge als nahezu einzige Therapieoption betrachtet wurde, lässt sich heute durch einige andere, wirkungsvolle Therapieoptionen die Lebensqualität von PH-Patienten verbessern. Eine Heilung der Krankheit ist allerdings bis heute nicht möglich. Die Ursachen von Lungenhochdruck sind nur unzureichend bekannt.

Der gemeinnützige Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e. v. (ph e. v.) hat einen Informationsdienst zum Krankheitsbild Lungenhochdruck für Betroffene, Angehörige und Inter-

essierte eingerichtet. Er gibt Informationen über Symptome und Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie weiter und vermittelt Kontakte zu spezialisierten Ärzten und Kliniken. Der Verein gibt Rat und Hilfe bei Fragen zur sozialen Versorgung, Schule, Ausbildung und Beruf. Am 31. März 2001 wurde durch den Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e. v. die René Baumgart-Stiftung gegründet. Durch die Förderung der klinischen Forschung im Krankheitsbild pulmonale Hypertonie möchte die Stiftung dazu beitragen, die Ursachen von Lungenhochdruck zu ergründen und neue Kenntnisse über die Krankheit zu erlangen.

Der pulmonale hypertonie e. v. veranstaltet bundesweite Patiententreffen mit Angehörigen. Auch die Homepage des Vereins (www.phev.de) bietet viele Informationen und Service-Angebote. Der Verein ist bundesweit tätig und pflegt internationale Kontakte zu PH-Organisationen. Landesverbände bestehen in fast allen Bundesländern oder sind entsprechend koordiniert.

Weitere Informationen unter www.phev.de und www.rene-baumgart-stiftung.de

Die pulmonale arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene Form des Lungenhochdrucks. Dieser entsteht, weil sich durch fortschreitende Gefäßveränderungen die kleinen Lungenarterien verengen. Dadurch muss die rechte Herzhälfte stärker pumpen, um das Blut in die Lunge zu transportieren, und der Blutdruck im Lungenkreislauf steigt.

Betroffen sind hauptsächlich Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren. Die Diagnose ist schwierig, weil die Symptome wie Kurzatmigkeit, Müdigkeit, geschwollene Füße, Schmerzen in der Brust oder Kreislaufprobleme mit denen anderer Herz- und Lungenerkrankungen verwechselt werden. Weil der chronisch erhöhte Blutdruck im Lungenkreislauf zugleich die rechte Herzhälfte belastet, führt PAH nicht nur zu eingeschränkter körperlicher Aktivität, sondern auch zu Rechtsherzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzversagen und einer reduzierten Lebenserwartung. Ursache ist eine Fehlsteuerung in den kleinen Lungenarterien.

Seit September 2024 ist der Wirkstoff Sotatercept zur Behandlung zugelassen, der per Spritze unter die Haut verabreicht wird. Dessen Wirksamkeit wurde zuvor in der internationalen klinischen Studie STELLAR an stabilen Patientinnen und Patienten untersucht. Jetzt belegt die Nachfolgestudie ZENITH den Nutzen des Medikamentes auch bei PAH-Betroffenen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium mit einem hohen Risiko, innerhalb eines Jahres zu versterben.

Maßgeblich beteiligt an beiden Studien ist Prof. Dr. Marius Hoeper, kom missarischer Direktor der Klinik für Pneumologie und Infektiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) am Standort BREATH Hannover.

„Sotatercept eröffnet uns die Möglichkeit, die Erkrankung auf völlig neue Weise zu kontrollieren – sogar bei den Patientinnen und Patienten, die bisher trotz maximaler Therapie als austherapiert galten“, betont Professor Hoeper.

Lungenhochdruck Pulmonale Hypertonie?

Selbstbetroffene helfen Ihnen weiter!

F o t o moT giFlei

Text Sibylle Orgeldinger

GESUND BLEIBEN IN DER KALTEN JAHRESZEIT: Prävention

schützt vor Infektionskrankheiten

Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen sinken und das Immunsystem besonders gefordert ist, steigt die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Grippe, RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) oder Pneumokokken-Infektionen sind für alle Betroffenen eine Belastung, aber besonders für vulnerable Gruppen können sie lebensbedrohlich werden.

Warum sind wir im Herbst und Winter anfälliger für Infekte?

In der kalten Jahreszeit verbringen wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen, die oft schlecht belüftet sind. Gerade im Arbeitsalltag befindet man sich häufig in Kontakt mit vielen anderen Menschen und teilt sich die ohnehin nicht optimale Atemluft. Viren wie Influenza (Grippe), RSV oder Pneumokokken verbreiten sich so besonders leicht über Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen. Auch eine Schmierinfektion über verunreinigte Hände und Oberflächen ist möglich.

Hinzu kommt: Bei niedrigen Temperaturen und trockener Heizungsluft trocknen die Schleimhäute in Nase und Rachen schneller aus, was es dem Abwehrsystem erschwert, Erreger abzuwehren. Auch die kürzeren Tage mit deutlich weniger Sonnenlicht tun ihr Übriges, da der Vitamin-D-Spiegel sinken kann – ein weiterer Risikofaktor für Infekte, da der Körper das Sonnenvitamin benötigt, um das Immunsystem auf Trab zu halten.

Atemwegsinfektionen sind keinesfalls harmlos Atemwegserkrankungen wie Grippe, RSV und Pneumokokken-Infektionen sind keine harmlosen Erkältungen. Sie können schwere Verläufe verursachen – mit hohem Fieber, Gliederschmerzen, Atemnot und im schlimmsten Fall Lungen- oder Hirnhautentzündungen. Das RSV kann besonders für Säuglinge und Kleinkinder, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Insbesondere Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD oder Asthma haben ein hohes Risiko für Komplikationen oder einen schweren Verlauf. Pneumokokken sind ebenfalls für ältere Menschen ab 60 Jahren und vorerkrankte Menschen gefährlich. Ihr Immunsystem reagiert oft weniger effektiv auf Erreger und bestehende Vorerkrankungen können das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich erhöhen.

Der beste Schutz: Hygiene und Impfungen Ein bewährter Schutz vor vielen Erregern ist gute Hygiene: Häufiges und gründliches Händewaschen, Husten und Niesen in die Armbeuge sowie regelmäßiges Lüften reduzieren das Ansteckungsrisiko erheblich.

Zudem spielen Impfungen eine zentrale Rolle. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Menschen ab 60 Jahren sowie chronisch Erkrankten, medizinischem Personal und Schwangeren eine Grippeschutzimpfung. Die PneumokokkenImpfung wird für Menschen ab 60 Jahren und chronisch Erkrankten empfohlen. Zudem gibt es verschiedene Impfstoffe gegen eine RSV-Infektion: Einer davon ist bereits für Neugeborene und Säuglinge zugelassen. Zwei weitere Präparate kommen bei Menschen ab 75 Jahren bzw. bei Menschen zwischen 60 und 74 Jahren mit bestimmten Vorerkrankungen zum Einsatz.

“VIREN

WIE INFLUENZA (GRIPPE), RSV ODER PNEUMOKOKKEN VERBREITEN SICH BESONDERS LEICHT ÜBER TRÖPFCHENINFEKTION BEIM HUSTEN,

des Körpers. Zudem ist der Abbau von Stress ein wichtiger Faktor, da chronischer Stress das Immunsystem schwächen kann. Außerdem sind auch bei kühlem Wetter Spaziergänge an der frischen Luft wichtig – für das Wohlbefinden und zur Unterstützung der Vitamin-D-Bildung. Ein starker Herbst und Winter beginnt also mit frühzeitiger Prävention. Wer sich durch Hygienemaßnahmen, Impfungen und einen gesunden Lebensstil schützt, senkt nicht nur das Risiko für Atemwegsinfekte wie Grippe, RSV oder Pneumokokken – sondern schützt auch seine Mitmenschen. Denn Gesundheitsvorsorge ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

NIESEN ODER SPRECHEN.“

Seit dem letzten Jahr steht erstmals auch ein mRNAImpfstoff gegen RSV zur Verfügung. Diese neue Technologie ist ein Meilenstein in der Medizin.

Was kann ich selbst für mein Immunsystem tun? Neben Impfungen und Hygiene ist ein gesunder Lebensstil eine wichtige Grundlage für starke Abwehrkräfte. Eine ausgewogene, vitaminreiche Kost mit viel frischem Obst, Gemüse und gesunden Fetten stärkt die körpereigene Abwehr. Regelmäßige Bewegung regt den Stoffwechsel an und trainiert das Immunsystem. Ausreichend und erholsamer Schlaf ist essenziell für die Regeneration

HYGIENE

Um sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen, sollte man während der Grippesaison besonders darauf achten, sich regelmäßig und richtig die Hände zu waschen. Gleichzeitig sollte darauf geachtet werden, dass man mit den Händen nicht die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase berührt. Große Menschenmengen sollten in dieser Zeit gemieden werden. Auch im eigenen häuslichen Umfeld sollte der Kontakt zu Erkrankten auf ein Minimum reduziert werden.

RISIKOGRUPPEN

Senioren, Schwangere und Menschen mit einer chronischen Erkrankung haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der

Gesund bleiben, unabhängig leben:

WARUM IMPFUNGEN DIESEN HERBST WICHTIG SIND

Reisen ohne Sorgen, Zeit mit den Enkelkindern genießen, aktiv am sozialen Leben teilnehmen –Impfschutz macht möglich, was wirklich zählt. Mit dem Herbst steigt zwar das Risiko für Atemwegserkrankungen, doch dank moderner Impfstoffe können wir uns effektiv schützen.

Impfungen haben in den vergangenen 50 Jahren weltweit mindestens 154 Millionen Leben gerettet – eine beeindruckende Bilanz, die zeigt, wie wirksam diese Präventionsmaßnahme ist.1 Umso bedenklicher ist es, dass die Impfbereitschaft in Deutschland sinkt. In der Saison 2023/2024 fiel beispielsweise die GrippeImpfquote bei den über 60-Jährigen unter 50 Prozent – weit entfernt von der WHO-Empfehlung von 75 Prozent.2

„Dass sich immer weniger Menschen impfen lassen, ist eine besorgniserregende Entwicklung", betont Prof. Dr. Jörg Schelling, Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin, München. „Umso wichtiger ist es, den eigenen Schutz jetzt zu prüfen.“ Mit dem Herbst steigt das Risiko, an Atemwegsinfektionen wie COVID-19 oder dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) zu erkranken.3 Besonders RSV wurde lange unterschätzt, obwohl es bei Senioren* schwere Lungenentzündungen verursachen kann.4

„Das Risiko für schwere Verläufe steigt vor allem mit dem Alter. Umso wichtiger ist ein wirksamer Schutz für diese Gruppen“, erklärt Prof. Dr. Christoph Spinner, Infektiologe am TUM Klinikum München. Die Impfung von Erwachsenen ist eine wichtige Schutzmaßnahme: Sie verringert das Risiko schwerer Erkrankungen und unterstützt ein gesundes, sorgenfreies Leben für ältere Menschen.5,6

“SPRECHEN SIE JETZT MIT

IHREM HAUSARZT ÜBER IHREN INDIVIDUELLEN IMPFSCHUTZ!“

Impfstoffe auf dem Vormarsch: Schutz für Menschen mit erhöhtem Risiko

Besonders für ältere Erwachsene stehen immer mehr Impfstoffe zur Verfügung. Neben den bewährten Impfungen gegen Grippe und COVID-19 gibt es nun auch RSV-Impfungen für Menschen im fortgeschrittenen Alter. Impfungen beugen nicht nur Krankheiten vor, sie erhalten Lebensqualität und Unabhängigkeit. So können sie dazu beitragen, unbeschwert zu reisen, Zeit mit Familie und Freunden ohne Angst vor einer möglichen Ansteckung zu verbringen, aktiv zu bleiben als auch Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.6,7

„Impfungen tragen nicht nur zur Krankheitsprävention bei – sie können helfen, das Risiko schwerer Verläufe zu verringern und so Lebensqualität im Alter zu erhalten“, so Spinner.

Konkret: Was empfiehlt die STIKO? Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für die kommende Saison8:

• RSV-Impfung: Für alle ≥ 75 Jahren; 60–74-Jährige mit Grunderkrankung oder in Pflegeeinrichtungen

• Grippe-Impfung: Für alle ≥ 60 Jahren; Risikopatienten mit Grunderkrankung ≥ 6 Monate; Bewohner von Pflegeeinrichtungen; Schwangere; Personen mit beruflichem Infektionsrisiko oder engem Kontakt zu Risikopersonen

• COVID-19-Auffrischung: Für alle ≥ 60 Jahren; Risikopatienten mit Grunderkrankung ≥ 6 Monate; Bewohner von Pflegeeinrichtungen; Schwangere; Personen mit beruflichem Infektionsrisiko

Das Praktische: Alle drei Impfungen sind Kassenleistungen und lassen sich häufig in einem einzigen Arzttermin kombinieren – ein Besuch, dreifacher Schutz.

Verschiedene Impfstofftypen für individuelle Bedürfnisse

Heute stehen verschiedene bewährte Impfstofftechnologien zur Verfügung: von proteinbasierten Vakzinen, über Vektor- und Lebendimpfstoffe bis hin zu mRNAImpfstoffen.9 mRNA-Impfstoffe enthalten den Bauplan für ein Virusprotein, den die Körperzellen kurzzeitig umsetzen, bevor die mRNA wieder vollständig abgebaut wird.9

Welcher Impfstoff im Einzelfall am besten geeignet ist, entscheidet der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Patienten.

Jetzt handeln: Der Herbst kann kommen „Sich impfen zu lassen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für die eigene Gesundheit und die unserer Gesellschaft", betont Schelling. „Der Herbst ist die ideale Zeit, den Impfschutz gegen Atemwegsinfektionen zu überprüfen und aufzufrischen.“

DE-MRNA-2500007 | 09/2025

RSV VERSTEHEN. RISIKO ERKENNEN. IMPFSCHUTZ PRÜFEN.

Scannen Sie den QR-Code und erfahren Sie, ob eine Impfung für Sie empfohlen wird.

Referenzen

Weltgesundheitsorganisation (WHO). Online verfügbar unter: https://www.who.int/news/item/24-04-2024-global-immunization-efforts-havesaved-at-least-154-million-lives-over-the-past-50-years. Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

2 Robert Koch-Institut (RKI). Online verfügbar unter: https://www.gbe.rki.de/DE/Themen/GesundheitsfoerderungPraeventionUndVersorgung/GesundheitsfoerderungundPraevention/VorsorgeUndFrueherkennung/ Influenzaimpfung/influenzaimpfung_node.html?darstellung=0&kennzahl=1&zeit=2 023&geschlecht=0&standardisierung=0 Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

3 Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW). Online verfügbar unter: https://hundertprozent.bghw.de/herbstzeit-ist-erkaeltungszeit . Letzter Zugriff am: 20.08.2025.

4 National Institutes of Health (NIH). Online verfügbar unter: https://newsinhealth.nih.gov/2021/09/recognizing-rsv Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

5 Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Online verfügbar unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/impfungen/ schutzimpfungen.html Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

6 Frühwein, M. (2023). Online verfügbar unter: https://aerztliches-journal.de/2023/12/07/impfpraeventable-atemwegserkrankungen/ Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

7 Slevogt, H. (2024). Pneumo News 16, 3–4. Online verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s15033-024-4072-0 Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

8 Robert Koch-Institut (RKI). Online verfügbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=11 Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

9 Robert Koch-Institut (RKI). Online verfügbar unter: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/COVID-19/FAQ_Liste_Impfstofftypen.html. Letzter Zugriff am: 27.08.2025.

ALLERGIEN UND ASTHMA: EINE WECHSELBEZIEHUNG?!

Allergisches Asthma ist eine spezifische Form des Asthma bronchiale, bei dem allergische Reaktionen – meist auf Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare – zur Entzündung und Verengung der Atemwege führen. Im Gegensatz zu anderen Formen von Asthma (zum Beispiel nicht-allergischem Asthma) sind die Auslöser gut zu diagnostizieren und können entsprechend gezielt behandelt werden.

Wer ist besonders gefährdet?

Menschen mit familiärer Vorgeschichte von Allergien (zum Beispiel Asthma bronchiale, Heuschnupfen, Neurodermitis) tragen ein erhöhtes Risiko, ebenfalls allergisches Asthma zu entwickeln. Darüber hinaus erhöht zum Beispiel eine nicht behandelte Pollenallergie oder eine Hausstaubmilbenallergie das Risiko deutlich – insbesondere bei ganzjähriger Exposition.

“ALLERGIEN UND ASTHMA SIND ENG MITEINANDER VERWOBEN: ALLERGISCHE REIZE KÖNNEN ASTHMA AUSLÖSEN UND VERSTÄRKEN. MENSCHEN MIT FAMILIÄRER VERANLAGUNG ODER BESTEHENDER ALLERGIE TRAGEN EIN BESONDERS HOHES RISIKO.“

• Hausstaubmilbenallergiker hingegen erleben Symptome meist ganzjährig, doch im Herbst und Winter können Symptome stärker werden: Die trockene, aufgeheizte Luft lässt Milbenpartikel stärker zerfallen. Dadurch werden Allergene als Feinstaub aufgewirbelt – das erhöht die Belastung.

Empfehlungen für Patientinnen und Patienten

1. Langfristige Therapie: Asthma erfordert eine dauerhafte Therapie –regelmäßig eingenommen, vermindern entsprechende Medikamente die Entzündungen und erweitern die Bronchien.

2. Notfall- oder Bedarfsmedikation: Zusätzlich zur Basismedikation sollten Betroffene einen individuellen Notfallplan haben – inklusive schnell wirkender Sprays (zum Beispiel Beta-2-Agonisten), die im akuten Anfall zur schnellen Linderung führen.

3. Selbstmanagement stärken: Teilnahme an Asthmaschulungen oder Selbstlerntools (zum Beispiel www.asthma-campus.de), Führen eines Asthmatagebuchs, Peak-Flow-Messungen zuhause und Wissen über Warnzeichen (nächtlicher Husten, Räuspern, Atemnot bei Belastung) sind essenziell.

Sonja Lämmel

Diplom-Oecotrophologin, Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V.

Ist es an bestimmte Jahreszeiten gekoppelt?

Allergisches Asthma kann sowohl saisonal als auch ganzjährig auftreten – abhängig vom jeweiligen Allergieauslöser:

Wer auf Pollen reagiert, kämpft hauptsächlich im Frühling und Sommer mit Beschwerden – je nach persönlicher Sensibilisierung. Die Pollensaison stellt für Betroffene eine besondere Herausforderung dar.

4. Allergenkontrolle: Antiallergische Medikamente (Antihistaminika, Nasensprays, ggf. Kortison-Nasensprays) wirken ergänzend. Dabei sind antiallergische Nasensprays den abschwellenden "Schnupfensprays" vorzuziehen, da letztere eher schädlich sind bei längerer Anwendung.

Kann man schweres Asthma verhindern? Ja – durch frühzeitige und zielgerichtete Maßnahmen lässt sich eine Progression zu schwerem Asthma oft verhindern:

• Allergenkarenz: Meiden des Allergens, wo möglich – zum Beispiel durch Encasings, Matratzenhygiene bei Hausstaubmilben.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Pneumo Factory UG entstanden.

PNEUMO FACTORY – NEUE WEGE

FÜR MENSCHEN MIT CHRONISCHER LUNGENERKRANKUNG

Text Katharina Lassmann

Kurzatmigkeit, Erschöpfung und ein Alltag mit Einschränkungen – so erleben viele Menschen ihre chronische Lungenerkrankung. Dazu gehören beispielsweise die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die Lungenfibrose oder die seltene Alpha-1Antitrypsinmangel (AATD)-bedingte COPD. Gleichzeitig ist die Versorgungslage schwierig: Rehaplätze sind knapp, wohnortnahe Angebote selten und pneumologisch erfahrene TherapeutInnen nicht für alle erreichbar.

Vor diesem Hintergrund haben die beiden Wissenschaftlerinnen Dr. Tessa Schneeberger und Dr. Inga Jarosch, beide mit langjähriger Erfahrung in der pneumologischen Forschung und Versorgung, die Pneumo Factory gegründet. Ihr Ziel: innovative Konzepte entwickeln, die Betroffene unterstützen, wo klassische Strukturen an ihre Grenzen stoßen.

Eines dieser Konzepte ist PROMISE – ein innovatives Programm für PatientInnen mit AATD-bedingter COPD, ermöglicht durch die Unterstützung von CSL Behring.

Über 16 Wochen werden die Teilnehmenden in digitalen Live-Sitzungen von erfahrenen TherapeutInnen begleitet. Das digitale Konzept überwindet so Barrieren, die viele Betroffene bislang vom Zugang zu wirksamen Angeboten ausgeschlossen haben.

Bewegungs- und Atemtraining, kombiniert mit praxisnahen Alltagstipps, lassen sich so direkt in den Lebensrhythmus integrieren. Zwischen den gemeinsamen Terminen setzen die Teilnehmenden das Gelernte eigenständig fort - unterstützt von einem motivierten Team und mit dem Ziel, die Lebensqualität zu verbessern.

Die Ergebnisse sind ermutigend: Die wissenschaftliche Auswertung von PROMISE zeigt, dass die körperliche Belastbarkeit und die Lebensqualität verbessert werden können. Für viele bedeutet das, wieder aktiver am Alltag teilnehmen zu können. So zeigt PROMISE, wie wissenschaftlich fundierte, neu gedachte Konzepte PatientInnen erreicht, die bisher keinen Zugang zu wirksamen Therapieangeboten hatten.

• Hyposensibilisierung (Immuntherapie): Eine behandlungsorientierte Maßnahme, die verhindern kann, dass aus einer Allergie ein allergisches Asthma wird – besonders bei Pollen- oder Hausstaubmilbenallergien. Sie kann nicht nur Symptome lindern, sondern auch die Krankheitsentwicklung modifizieren.

• Co-Faktoren minimieren: Adipositas, Reflux, Nasennebenhöhlenentzündungen, Schlafapnoe –diese Begleiterkrankungen können den Schweregrad erhöhen und gehören frühzeitig erkannt und behandelt.

Fazit

Allergien und Asthma sind eng miteinander verwoben: Allergische Reize können Asthma auslösen und verstärken. Menschen mit familiärer Veranlagung oder bestehender Allergie tragen ein besonders hohes Risiko. Je nach Allergen ergeben sich saisonale oder ganzjährige Belastungen. Eine Kombination aus antientzündlicher Basismedikation, Notfallplan, sinnvoller Allergenvermeidung, professioneller Schulung und gegebenenfalls Hyposensibilisierung kann einem ernsten Verlauf effektiv vorbeugen. Asthma kann so gut kontrolliert werden, dass sich schwere Verläufe vermeiden lassen – mit Wissen, Strategie und Begleitung durch Fachkräfte wie den DAAB.

Informieren Sie sich bei der Online-Allergiewoche vom 27. - 31.10.2025 zum Thema „Neue Behandlungsmöglichkeiten bei Asthma bronchiale“. Kostenfrei registrieren unter: www.online-allergietag.de

Interessierte PatientInnen können sich direkt anmelden unter: www.pneumo-factory.de

Text Sonja Lämmel
„JEDER

MENSCH HAT SEINEN GANZ INDIVIDUELLEN ATEMRHYTHMUS UND

KANN VON IHM PROFITIEREN“

Die Atemtherapie ist ein ganzheitliches Verfahren zur bewussten Wahrnehmung und Verbesserung der Atmung. Sie kann helfen, körperliche und seelische Spannungen zu lösen, die Lungenfunktion zu stärken und das Wohlbefinden zu fördern. Eingesetzt wird sie unter anderem bei Atemwegserkrankungen, Stress oder psychosomatischen Beschwerden. Wir sprachen mit Claudia Maradof und Sabine Huiss, erste und zweite Vorsitzende von ATEM – Der Berufsverband, über das Potenzial der Atemtherapie.

Was genau ist eine Atemtherapie? Für viele ist die Atemtherapie unbekanntes Terrain, obwohl sie in Deutschland schon vor rund 100 Jahren entwickelt wurde. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz, um den Atemvorgang für Menschen erlebbar und spürbar zu machen. Es gibt grundsätzlich zwei Formen, wie wir mit unseren Klientinnen und Klienten arbeiten: Entweder liegen die Klientinnen und Klienten auf einer Liege und wir arbeiten mit unseren Händen am Menschen oder wir leiten Bewegungsabläufe im Sitzen, Stehen und Gehen an, die die Klientin oder der Klient dann selbst durchführt.

Es geht bei beiden Formen um Impulse, die durch Dehnung, Empfindung und Andruck entstehen und die Atmung im ganzen Körper erlebbar machen können. Grundsätzlich geht es dabei immer um die bewusste Wahrnehmung und Aktivierung der natürlichen Atmung, für die jeder Mensch einen ganz eigenen Rhythmus hat.

Für wen eignet sie sich besonders gut?

Die Atemtherapie eignet sich grundsätzlich für jeden Menschen. Zum Beispiel wenn man präventiv etwas gegen Stress tun möchte, zur Stressbewältigung oder bei psychosomatischen Beschwerden; wenn man in einen Ruhemodus kommen und die eigene innere Kraft wiederfinden möchte. Das begleiten wir mit unserer Arbeit in der Atemtherapie. Besonders gut kann sie auch bei Atemwegser krankungen unterstützend zum Einsatz kommen.

das körperliche Spüren der Atmung den mentalen Load in den Hintergrund und findet so wieder in einen Zustand der Ruhe, Energie und Leichtigkeit. Dabei spielt auch der Vagusnerv, der für Ruhe und Entspannung zuständig ist, eine große Rolle. Er wird vom Ein- und Ausatem stimuliert und kann durch bestimmte Atemübungen aktiviert werden.

Wie unterscheidet sich die Atemtherapie für Betroffene mit Asthma von der für Patienten mit COPD?

Bei beiden Erkrankungen haben Betroffene oft das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. In ihrer Not ziehen sie krampfhaft immer mehr Luft ein und das wichtige Ausatmen kommt zu kurz. Der Gasaustausch - Sauerstoff einatmen und Kohlendioxid ausatmen - ist nicht mehr in Balance und führt zu weiteren Symptomen. Der wesentliche Unterschied in den Erkrankungen ist, dass Asthma häufig anfallartig bei den Betroffenen auftritt. Grundsätzlich ist die Erkrankung reversibel bzw. gut behandelbar.

Bei der COPD hingegen ist das Problem eine schleichende, fortschreitende Schädigung des Lungengewebes. COPD kann aufgehalten werden, ist jedoch nicht reversibel. Wir erleben in Gesprächen oftmals, dass die Betroffenen aufgrund der unterschiedlichen Diagnosen und erwartbaren Folgen der jeweiligen Erkrankung vom Mindset her unterschiedlich aufgestellt sind.

“WIR LEGEN IN UNSERER ARBEIT UNSER AUGENMERK DARAUF, DASS BETROFFENE IHRE ATMUNG BESSER WAHRNEHMEN KÖNNEN, UM MIT ANFÄLLEN BESSER UMGEHEN ZU KÖNNEN UND NICHT IN EINEN PANIKMODUS ZU VERFALLEN.“

Welche positiven Auswirkungen hat die Atemtherapie – auf die Atmung, Lunge und den ganzen Körper?

Der Grundgedanke der Atemtherapie ist es, die Menschen darin zu unterstützen, ihren Atem frei fließen zu lassen und den eigenen Körper spürbar zu machen, seinen eigenen Atemrhythmus kennenzulernen und damit zu arbeiten. Eine Neurologin, mit der wir vor einiger Zeit zusammengearbeitet haben, sagte: „Man kann nicht gleichzeitig spüren und denken.“ Das machen wir uns zunutze. Sobald wir uns erlauben, ins Spüren zu kommen, können wir in eine geistige Ruhe kommen. Haben Menschen das erlebt, können sie sich zum Beispiel auch in akuten Stress-Situationen durch spezielle Atemübungen selbst helfen. Man stellt also durch

In der Atemtherapie arbeiten wir bei beiden Erkrankungen mittels bestimmter Griffe und Techniken daran, das Ausatmen zu erleichtern. Wir nehmen den Fokus weg von der Lunge und vom Luft ‚holen‘ und unterstützen stattdessen eine ganzkörperliche Wahrnehmung und einen leichteren Atem. Dies ist auch der Unterschied zu den atemtherapeutischen Angeboten in der Physiotherapie, die sich eher auf die mechanischen Aspekte der Atemmuskulatur fokussieren. Wir legen in unserer Arbeit unser Augenmerk darauf, dass Betroffene ihre Atmung besser wahrnehmen können, um mit Anfällen besser umgehen zu können und nicht in einen Panikmodus zu verfallen.

Eine Atemtherapie kann helfen, die Atemmuskulatur wieder geschmeidiger zu machen, die Sauerstoffaufnahme beim Einatmen zu verbessern und das Ausatmen zu erleichtern. Die positiven Auswirkungen lassen sich hier ganz konkret durch eine Messung der Sauerstoffsättigung im Blut nachweisen: Nach einer Behandlung haben unsere Klientinnen und Klienten in der Regel einen höheren Wert als vor der Sitzung, die Herzfrequenz ist gesunken, es kann mehr Ruhe einkehren und der Atem fühlt sich leichter an. Zudem kann die Atemtherapie gerade bei COPD-Betroffenen dazu beitragen, dass sie einen besseren Umgang mit dieser irreversiblen Erkrankung finden können.

Kann die Atemtherapie auch von meinem Lungenfacharzt verordnet werden? Atemtherapie ist keine Kassenleistung. Sie kann ärztlich verschrieben werden, aber dazu sollte jeder Klient mit seiner Krankenversicherung abklären, ob die Kosten übernommen werden. Man kann aber auch erst mal eine Stunde nehmen, um für sich auszutesten, ob das Angebot etwas für einen sein könnte. Gerade für Menschen mit Atemwegserkrankungen kann die Atemtherapie eine wohltuende Unterstützung sein.

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ZWEITE CHANCE DURCH GENANALYSE:

WIE MODERNE DIAGNOSTIK LUNGENKREBSPATIENTEN HILFT

Alexandra Menke war 53 Jahre alt, als bei einem MRT Hirnmetastasen entdeckt wurden und sie die Diagnose „nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom (NSCLC)“ erhielt. Im Interview erzählen sie und Nicoline Ehrhardt vom Patientennetzwerk zielGENau e. V., wie molekulare Diagnostik neue Wege für Betroffene eröffnet.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie jetzt an Ihre Diagnose „nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom“ im Jahr 2022 zurückdenken?

Alexandra Menke (AM): Es begann ganz plötzlich mit einem hängenden Augenlid. Mein Hausarzt vermutete eine Nervenreizung, doch ein Kopf-MRT veranlasste er trotzdem. Die bittere Wahrheit: zwei Hirnmetastasen. Die weitere Diagnostik führte zur Diagnose „Lungenkrebs im Stadium IV“. Ich war nach der Diagnose einfach nur geschockt. Ich fühlte mich so gesund, lebte bewusst, rauchte nicht. Ich hatte doch keine Risikofaktoren. Genau das ist das Problem: Niemand rechnet damit, dass es einen selbst treffen könnte. Ich musste lernen, dass tatsächlich jeder Lungenkrebs bekommen kann.

“MEIN ONKOLOGE KONNTE EINE ZIELGERICHTETE THERAPIE EINLEITEN, DIE AUS DER REGELMÄßIGEN EINNAHME EINES MEDIKAMENTS BESTEHT.“

Nicoline Ehrhardt (NE): Das für Patientinnen und Patienten wichtige Stich-wort ist Biomarker-Testung. Dabei wird Tumorgewebe oder Blut auf bestimmte genetische oder molekulare Merkmale untersucht, um die passende Krebstherapie zu finden. Dies gilt heute nicht mehr nur Patientinnen und Patienten im fortgeschrittenen Stadium, sondern auch für operable Patientinnen und Patienten.

Das nNGM ist ein deutschlandweites Netzwerk von spezialisierten Zentren, die eine umfassende genomische Analyse, das sogenannte Next Generation Sequencing (NGS), durchführen. Aus den Ergebnissen dieser Testung lassen sich individuell zugeschnittene Therapien für den nicht-kleinzelligen Lungenkrebs ableiten. Neben qualitativ hochwertiger Diagnostik und Therapieempfehlung ist das Besondere an diesem Konzept, dass Pantinnen und Patienten für Biopsie und Behandlung in einer Klinik in Wohnortnähe bleiben können.

Würden Sie diese Art der Diagnostik jedem empfehlen?

Die Recherche im Internet brachte mich zu zielGENau e. V. – dort fand ich nicht nur wertvolle Infos zu Arztgesprächen, Studien und Medikamenten, sondern auch echte Unterstützung. Der Austausch mit anderen Betroffenen – und sei es in Form einer virtuellen Umarmung – hilft enorm.

NE: Wir sind alle selbst von verschiedenen Treibermutation betroffen und wissen daher, wie schwer es ist, qualitativ hochwertige Informationen zur Erkrankung zu erhalten.

“PATIENTEN

SOLLTEN SICH IMMER ERKUNDIGEN, OB EINE BIOMARKERTESTUNG ERFOLGT IST, UND AUCH, WIE GETESTET WURDE.“

Wann und wie haben Sie das erste Mal von der Möglichkeit der molekularen Diagnostik erfahren und was kann man sich darunter vorstellen?

AM: Mein Krankenhaus ist Partner des Nationalen Netzwerks Genomische Medizin (nNGM), dadurch erhielt ich als Patientin Zugang zu moderner molekularer Diagnostik und habe auch zu diesem Zeitpunkt das erste Mal davon gehört. Bei mir wurde ein ROS1-positiver Lungenkrebs festgestellt – eine sehr seltene Genfusion. Mein Onkologe konnte auf Grundlage der Ergebnisse eine zielgerichtete Therapie einleiten, die aus der regelmäßigen Einnahme eines Medikaments besteht. Ich lebe nun seit mittlerweile drei Jahren mit der Erkrankung.

NE: Unbedingt. Jedoch werden noch immer Lungenkrebspatienten gar nicht oder nicht ausreichend getestet. Patientinnen und Patienten sollten sich immer erkundigen, ob eine Biomarker-Testung erfolgt ist, und auch, wie getestet wurde. Wenn Unklarheiten bestehen, empfehlen wir, eine Zweitmeinung einzuholen. Gleiches gilt auch für den Fall eines Progresses in höheren Stadien der Erkrankung oder eines Rezidivs nach erfolgreicher Operation.

Wie sind Sie zum Patientennetzwerk zielGENau e. V. gekommen und was war Ihre Motivation, sich dort zu engagieren?

AM: Vor meiner Diagnose als Patientin mit einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom war die ROS1-Translokation für mich völlig unbekannt.

Wir unterstützen Patientinnen und Patienten dabei, ihre Krankheit und Therapieoptionen besser zu verstehen. Dazu bieten wir Beratung, Webinare, Veranstaltungen und den Austausch in mutationsspezifischen OnlineGruppen. Zusätzlich ist einer unserer Schwerpunkte die Förderung der patientenzentrierten Forschung.

Das Netzwerk zielGENau e. V. ist ein bundesweites Patientennetzwerk für personalisierte Lungenkrebstherapie.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.zielgenau.org

Text Katharina Lassmann
Nicoline Ehrhardt
Alexandra Menke

LUNGENKREBS IN DEUTSCHLAND

Jährlich erkranken hierzulande rund 56.500 Menschen an Lungenkrebs – Männer häufiger als Frauen. Lungenkrebs zählt zu den gefährlichsten Krebsarten und ist eine der häufigsten Krebs-Todesursachen.

“FORSCHENDE ARBEITEN BESTÄNDIG DARAN, NEUE WIRKSTOFFE UND BEHANDLUNGSMETHODEN ZU ENTWICKELN.“

Diese Fakten sollten Sie kennen: von den aktuellen Erkrankungs- und Sterbezahlen über Risikofaktoren und Symptome bis hin zu neuen Therapieansätzen und dem geplanten Früherkennungsprogramm.

• Bei Männern ist Lungenkrebs nach Prostatakrebs der zweithäufigste Krebs, mit rund 34.000 Erkrankten. Bei Frauen ist Lungenkrebs nach Brustkrebs und Darmkrebs der dritthäufigste Krebs, mit rund 22.500 Erkrankten.

• Das Fachwort für Lungenkrebs lautet Bronchialkarzinom. Fachleute unterscheiden zwischen nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) und kleinzelligem Lungenkrebs (SCLC).

• Frauen sind im Mittel 69 Jahre und Männer 70 Jahre alt, wenn Ärzte bei ihnen die Krankheit feststellen.

• Absolut betrachtet gibt es immer mehr Betroffene mit Lungenkrebs. Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Menschen ein höheres Alter erreichen, in dem eine Krebserkrankung wahrscheinlicher wird.

• Ohne den Faktor “Alter" ergibt sich ein anderes Bild: Die Zahl der erkrankenden Männer nimmt seit einigen Jahren leicht ab, die der Frauen hingegen nimmt zu. Experten gehen davon aus, dass das am veränderten Rauchverhalten liegt.

• Bei Männern ist das Bronchialkarzinom mit rund 28.000 Verstorbenen pro Jahr die häufigste KrebsTodesursache. Bei Frauen ist es die zweithäufigste Krebs-Todes-ursache, etwa 17.000 Frauen sterben jedes Jahr am Bronchialkarzinom.

• Grundsätzlich gilt: Je früher Lungenkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Da sich Lungenkrebs jedoch bei den meisten Betroffenen erst spät mit Symptomen bemerkbar macht, entdecken Ärztinnen und Ärzte ihn häufig erst im fortgeschrittenen Stadium. Dann ist die Prognose in der Regel schlecht.

• Symptome von Lungenkrebs sind beispielsweise Husten, Gewichtsverlust, Luftnot oder Schmerzen in der Brust oder den Knochen. Vor allem Menschen, die ein hohes Risiko für Lungenkrebs haben, sollten daher wichtige Warnzeichen kennen und bei anhaltenden Beschwerden zum Arzt gehen.

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Praxisgemeinschaft für Zelltherapie Duderstadt GmbH & Co. KG entstanden.

IMMUNTHERAPEUTISCHE BEHANDLUNG VON KREBSPATIENTEN:

DENDRITISCHE ZELLTHERAPIE UND CHECKPOINTINHIBITOREN

Das Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle sowohl bei der Krebsentstehung als auch für den Verlauf einer Krebserkrankung. Therapien, die einen Einfluss auf das Immunsystem und auf immunologische Prozesse einer anti-Tumorantwort haben, nehmen daher einen immer größer werdenden Stellenwert bei der Behandlung von Krebserkrankungen ein. Im Mittel punkt der in der Praxisgemeinschaft für Zelltherapie (PGZ) durchgeführten immunologischen Krebstherapien steht die zelluläre spezifische Immuntherapie auf Basis dendritischer Zellen.

Grundlage hierfür ist die seit 1999 erfolgte Zusammenarbeit mit Prof. Peters (ehemals Universität Göttingen, Abt. Immunologie), der einer der Mitent decker der Genese der dendritischen Zellen aus Monozyten ist. Die dendritischen Zellen werden aus den Monozyten des Patienten in größerer Anzahl im Labor generiert. Zurückgeführt in den Körper sollen sie die tumorspezifische Immunantwort und im Idealfall eine systemische Immunität durch Aktivierung tumorspezifischer Immunzellen induzieren.

erfolgt an immunologischen Checkpoints, unter denen der PDL-1/PD-1 Pathway derzeit einer der wichtigsten Ansatzpunkte für eine Immuntherapie mittels der gegen PD-1 oder PDL-1 gerichteten monoklonalen Antikörper (Checkpointinhibitoren) ist.

“EINE WIRKSAME ANTI-TUMOR-IMMUNANTWORT ERFORDERT SOWOHL DIE

HEMMUNG SOLCHER INHIBITORISCHER SIGNALE ALS AUCH DIE

AKTIVIERUNG TUMORSPEZIFISCHER, IM IDEALFALL ZYTOTOXISCHER IMMUNZELLEN. DAHER SIND KOMBINATIONEN EINER DENDRITISCHEN ZELLTHERAPIE MIT CHECKPOINTINHIBITOREN IN VIELEN FÄLLEN SINNVOLL.“

Forschende arbeiten beständig daran, neue Wirkstoffe und Behandlungsmethoden zu entwickeln. Und das immer wieder mit Erfolg – beispielsweise haben Immuntherapien und zielgerichtete Therapien bei der Behandlung von Lungenkrebs in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Dadurch haben Ärztinnen und Ärzte mehr Therapiemöglichkeiten und können besser auf individuelle Erkrankungssituationen eingehen.

Bislang gibt es in Deutschland noch kein gesetzliches Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm. Aber an der Einführung eines Lungenkrebs-Screenings arbeiten Fachleute und Gesetzgeber aktuell.

Quellen: https://www.krebsinformationsdienst.de/lungenkrebs, https://www.krebsinformationsdienst.de/lungenkrebs/ symptome-und-frueherkennung

Eine wirksame anti-Tumor-Immunantwort erfordert sowohl die Hemmung solcher inhibitorischer Signale als auch die Aktivierung tumorspezifischer, im Idealfall zytotoxischer Immunzellen. Daher sind Kombinationen einer dendritischen Zelltherapie mit Checkpointinhibitoren in vielen Fällen sinnvoll. Neben der systemischen Gabe der Chekpointinhibitoren kann durch die Blockade des PDL-1 auf dendritischen Zellen mittels eines anti-PDL-1 Antikörpers das o.a. immunsuppressive Signal ebenfalls verhindert bzw. abgeschwächt werden. Auch die Kombination mit dem gegen CTLA-4 gerichtete monoklonale Antikörper Ipilimumab kann ein inhibitorisches Signal abschwächen und somit die Immunantwort verstärken. Dies konnte von unserer Gruppe am Beispiel des Pankreaskarzinoms gezeigt werden.*

Nesselhut et al.: Dendritic

Leiter der Praxisgemeinschaft für Zelltherapie Duderstadt

In klinischen Studien und Fallberichten konnte gezeigt werden, dass eine spezifische Immuntherapie mit dendritischen Zellen selbst in fortgeschrittenen Stadien wirksam sein kann und zum Teil eine lang anhaltende Stabilisierung mit Verlängerung des Gesamtüberlebens erzielt werden kann. Ein Tumor hat jedoch eine Vielzahl von Mechanismen entwickelt, wodurch er sich dem Angriff durch das Immunsystem entzieht. Die Kontrolle der Immunantwort

Von aktivierten T-Zellen wird der Rezeptor PD-1 (Programmed Death Receptor-1) exprimiert. PD-1 bindet an PDL-1 auf dendritischen Zellen und PDL-1 exprimierenden Tumorzellen, wodurch es zu einem immunsuppressiven Signal kommt und die aktivierten T-Zellen in die Apoptose gehen. Ein weiterer therapeutisch wichtiger Checkpoint in der Krebstherapie stellt der Rezeptor CTLA-4 (Cytotoxic T-Lymphocyte Antigen 4) auf immunsuppressiven T-regulatorischen Zellen dar. CTLA-4 interagiert mit bestimmten Signalen auf antigenpräsentierenden Zellen, wodurch eine Immunantwort reguliert und abgeschwächt wird.

Praxisgemeinschaft für Zelltherapie (PGZ)

Hinterstr. 53, 37115 Duderstadt info@immune-therapy.net | Tel.: 0049 (0) 5527 9971 20

Sprechzeiten Montag - Freitag von 8 bis 16 Uhr (u. n. Vereinbarung)

Weitere Informationen finden Sie unter: www.immune-therapy.net

Text Dr. Thomas Neßelhut
Dr. Thomas Neßelhut
GmbH
Bild: Herstellung dendritischer Zellen für die Krebstherapie im Reinraumlabor der PGZ

Halsschmerzen im Anflug?

Bekämpft Viren* und Bakterien Entzündungshemmend Schmerzlindernd

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