Soziale Verantwortung

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SOZIALE VERANTWORTUNG

Und die Frage: Wie wollen wir leben?

NICHT VERPASSEN:

Viva con Agua Warum ein engagiertes Leben ein gutes Leben ist – sechs Persönlichkeiten berichten.

Seite 12-13

Milky Chance Wie die international erfolgreiche Band ihre Arbeit nachhaltig gestaltet und damit ihren CO2-Abdruck senkt.

Seite 14-15

Victoria van Violence

Die bekannte Aktivistin schreibt über ihren veganen Alltag.

Seite 22

Mit dir. Für alle.

Gegen soziale Kälte.

www.soziale-kaelte.de #gegensozialekaelte

„ Wir wirken an einer sozialeren Politik und einer sozialeren Gesetzgebung mit.

„ Wir setzen uns dafür ein, soziale Missstände in der Gesellschaft aufzuheben.

„ Wir wirken durch unsere Gemeinschaft gegen Vereinsamung.

„ Wir beraten und vertreten unsere Mitglieder in allen Bereichen des Sozialrechts.

Sozialverband Deutschland

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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET

Christoffel Blindenmission Wie Blindheit und Sehbehinderungen weltweit verhindert werden können.

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Gemeinsam gegen Einsamkeit Wärme durch Gemeinschaft als Mittel gegen soziale Kälte und Pandemiesorgen – so gelingt es.

Eigenständig Verantwortung übernehmen.

Gemeinsam handeln.

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Hoffnung schenken

Kinder sind seit Menschengedenken in den häufigsten Fällen diejenigen, die am meisten unter Krisen leiden. Das darf nicht sein!

Senior Project Manager: Sarra Gläsing Geschäftsführung:

Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director), Franziska Manske (Head of Editorial & Production),

Henriette Schröder (Sales Director) Designer: Ute Knuppe

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Coverbild: Viva con Agua/Milky Chance

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Please recycle

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit GAiN entstanden.

FOTO:

Raissa aus Israel ist 93 Jahre alt. Sie sagt: „Ich bin dankbar, dass mein Kopf gut funktioniert, er ermöglicht mir Ausflüge in meiner Fantasie, auch wenn mein Körper schwach ist.“

Liebe Leserinnen, liebe Leser, ein Jahr voller unerwarteter Ereignisse und vieler Herausforderungen neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, welches uns gezeigt und gelehrt hat, wie wichtig es ist aufeinander Acht zu geben, sich zu unterstützen und gemeinsam stark zu sein. Die Corona-Umstände haben uns allen viel abverlangt. Jeder von uns muss momentan mit Einschränkungen leben. Die wohlmöglich Schlimmste von allen: Der Verzicht auf soziale Kontakte und die fehlende Nähe zu unseren Liebsten.

Den kranken Großeltern, denen wir nicht beistehen können. Die lang geplante Hochzeit mit allen Freunden und Verwandten, die nicht stattfinden konnte. Die Familie im Kreissaal oder aber auch die fehlende Möglichkeit des Abschiednehmens.

Ungeachtet dessen, sollten wir dem Jahr 2020 jedoch nicht nur schlechtes abgewinnen, sondern auch das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren und vor allem dankbar sein. Dankbar dafür, dass es uns Lesern dieser Ausgabe verhältnismäßig gut geht, im Vergleich zu vielen anderen Menschen dieser Welt, die jeden Tag um genug zu Essen und das Überleben bangen.

Dankbar dafür, dass wir es auch wieder gemeinsam aus der Krise schaffen werden. Denn eines ist gewiss: Nach jedem Sturm folgt auch wieder Sonnenschein! Gerade Krisensituationen zeigen uns immer wieder, wie wertvoll und notwendig es ist Verantwortung zu übernehmen, als Gesellschaft gemeinsam an einem Strang zu ziehen und wieviel wir dadurch erreichen können.

Daher möchte ich mit dieser Ausgabe einen besonderen Fokus auf die Helden

des Alltags legen. Nämlich auf diejenigen, die sich Tag für Tag für unser aller Wohl einsetzen und sich für eine bessere Gesellschaft engagieren. Diejenigen, die von Herzen geben!

Wir sollten unserem Umfeld und den Menschen, mit denen wir uns umgeben öfter mal Danke sagen, mehr Wertschätzung aussprechen und nicht alles für selbstverständlich nehmen. Öfter mal die Mama anrufen und fragen, wie es ihr geht. Dem besten Freund sagen, wie gern wir ihn haben oder auch dem Partner einmal mehr sagen, wie sehr wir ihn lieben.

Soziale Verantwortung fängt bei jedem Einzelnen von uns an und wirklich jeder kann etwas zum Gemeinwohl beitragen. Dazu braucht es nicht einmal Geld, sondern vielmehr den Willen Gutes tun zu wollen.

Jeder hat die Möglichkeit, sich auch ohne viel Aufwand für die Gesellschaft einzusetzen und Verantwortung für sein eigenes Handeln zu tragen. Das fängt allein damit an, einem älteren Menschen in der Bahn den Sitzplatz anzubieten oder seinen Müll nicht einfach auf die Straße zu werfen.

Vor allem heißt Verantwortung aber jetzt auch: Abstand wahren, auf Hygiene achten und – da wo es eng wird – eine Alltagsmaske tragen.

Ich hoffe, dass der ein oder andere Leser durch diese Ausgabe dazu animiert wird, seine Berufung in einem Ehrenamt zu finden, dieses Jahr vielleicht lieber zu Spenden anstatt zu Schenken oder sich über soziale oder nachhaltige Projekte in seiner Umgebung zu informieren.

Aber vor allem hoffe ich, dass Sie gesund bleiben und trotz der Lage eine schöne Weihnachtszeit im engsten Kreis der Familie verbringen können.

Am Ende des Lebenskonzerts

Holocaustüberlebende in Israel brauchen Hilfe

Raissa kommt aus der Ukraine. Als Kind hat sie dort Schlimmes erlebt: Bombenhagel, Flucht, Hunger und Kälte. Trotz allem geht die ehemalige Pianistin auch am Ende ihres Lebens noch aufrecht. Sie versucht, die Schrecken des Alters nicht zu ernst zu nehmen. Gründe dafür hätte sie genügend. Das Leben in Israel ist nicht immer das, was sich die eingewanderten Holocaustüberlebenden erträumten. Viele müssen am Ende ihrer Tage wieder um das tägliche Überleben kämpfen. Ihre Rente ist gering, die Anerkennung als unterstützungswürdige Holocaustüberlebende gelingt nicht allen, die Mieten und die Lebensmittel sind teuer.

Das lohnt sich nicht mehr!

Raissa hatte schon ihre Koffer gepackt und freute sich auf ihre neue günstigere Sozialwohnung. Wenige Tage vor dem Umzug ruft die Behörde bei ihr an: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Sie die beantragte Sozialwohnung nicht erhalten können.“ Raissa fragt zurück: „Ja, aber warum denn nicht?“ Die Behörde: „Na ja, äh, Sie sind in einem Alter, in dem es sich ja nicht mehr lohnt, äh ...“ So lebt sie eben weiter auf wenigen Quadratmetern, deren Miete einen großen Teil ihres kleinen Finanzbudgets verschlingt. Am Ende des Monats überlegt Raissa oft, ob sie sich die nötigen Medikamente für

ihre Gicht- und Arthrosebeschwerden leisten oder sich doch lieber einmal ein ordentliches Stück Fleisch oder eine MusikCD kaufen soll. Musik war immer Raissas Leidenschaft. Auch bei den wöchentlichen Treffen der Holocaustüberlebenden hat sie lange Klavier gespielt, bis ihre Gicht zu stark wurde. Die Treffen müssen in Zeiten von Corona leider ausfallen und werden sehnlichst vermisst.

Wie Patenschaften helfen Immer wenn Sébastien von GAiN vorbeikommt, freut sich Raissa riesig. Und das liegt nicht nur an dem Lebensmittelgutschein, den er mitbringt. Raissa ist dankbar, weil sie durch das Patenschaftsprogramm Hilfe und Aufmerksamkeit erhält. Viele andere Holocaustüberlebende sind einsam, auf sich allein gestellt und leben in unglaublicher Armut. Patenschaften helfen dabei, diesen alten Menschen ihre Sorge um Essen, Medizin und Hilfsmittel abzunehmen. Noch sind 189.500 Holocaustüberlebende in Israel am Leben, 45.000 unter ihnen gelten als arm. Jetzt ist die Gelegenheit, ihnen ihre letzten Tage zu erleichtern. Patenschaften helfen dabei. Patenschaften@GAiN-Germany.org

Weitere Informationen: GAiN-Germany.org

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Sarra Gläsing
Global Aid Network (GAiN) gGmbH ist ein weltweit tätiges Mitmach-Hilfswerk, das viele Ehrenamtliche ermutigt, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen.
Key Account Sustainability & Social Responsibility, verantwortlich für den Inhalt dieser Ausgabe
CLAUDIA DEWALD
IN DIESER AUSGABE
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FOTO: GREGOR ERDMANN

3. DEZEMBER: Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung – jedes Jahr am 3. Dezember – sollen die Menschen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden, die mit einer Behinderung leben müssen. Auch die DAHW, Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, möchte anlässlich dieses Tages die öffentliche Wahrnehmung und die Anerkennung von Menschen mit Behinderung fördern und deren Beiträge wie auch das Erreichte feiern.

Text DAHW

Der Intention der Vereinten Nationen, die 1993 diesen weltweiten Gedenk- und Aktionstag ins Leben gerufen hat, kann sich die DAHW nur anschließen. Die Aufklärung der Bevölkerung und das Thema „Integration von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft“ ist heute aktueller denn je. Die Gleichberechtigung und die volle Teilhabe am Gesellschaftsleben für benachteiligte Menschen ist ein Ziel, an dem auch die DAHW, Deutsche Lepraund Tuberkulosehilfe, in ihren Hilfsprojekten arbeitet.

Für ein Leben in Würde

Laut Studien der Weltgesundheitsorganisation WHO leben 15 Prozent aller Menschen weltweit mit Behinderungen. Rund vier Millionen Menschen leiden infolge einer

Lepra-Erkrankung an einer Behinderung. Ihr größtes Ziel ist es, selbstbestimmt und in Würde leben zu können – genauso wie Menschen ohne Behinderung. Aus der Lepra-Arbeit kennt die DAHW das Leid von Menschen mit Behinderung nur zu genau. Sogar in Ländern mit hohem Bildungsstand und funktionierenden Sozialsystemen ist es schwierig, den Betroffenen eine normale Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben zu ermöglichen. So bekommt der Begriff Inklusion für Leprakranke eine besondere Bedeutung. Inklusion beschreibt das Recht auf Teilhabe in der Gesellschaft für alle Menschen und übersetzt Zugehörigkeit. Inklusion verwirklichen, das bedeutet: Jeder Mensch wird akzeptiert und ist gleichberechtigt, dabei ist es ganz normal, verschieden zu sein.

Zusammen mit 178 Ländern hat sich auch Deutschland für eine „inklusive Entwicklung“ verpflichtet, indem die entsprechende Resolution ratifiziert wurde. Inklusion ist gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Mit der Vorstellung der nachhaltigen Entwicklungsziele (auf englisch Sustainable Development Goals, SDG; fünf der insgesamt 17 Ziele beziehen sich direkt auf Menschen mit Behinderung), wurde übereingestimmt, niemanden zurückzulassen. In den weltweiten Umsetzungen dieses Ziels, müssen Menschen mit Behinderung als das wahrgenommen werden, dass sie sind – effektive Anwälte des Wandels, deren Beiträge enorme Leistungen und Vorteile erbringen.

Über die DAHW:

Im Jahr 1957 in Würzburg von einem Journalisten als Lepra-Hilfswerk gegründet, unterstützt die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e. V. heute rund 80 Programme und Projekte in mehr als 20 Ländern, um armutsbedingte und vernachlässigte Krankheiten in Afrika, Asien und Lateinamerika zu bekämpfen und die Gesundheits- und Lebenssituation der betroffenen Menschen langfristig zu verbessern. Dazu fördert DAHW die Forschung sowie die Ausund Weiterbildung von Fachpersonal und Gemeindehelfer*innen, liefern medizinisches Gerät und andere Materialien, sind in der Fallfindung, Diagnose und Behandlung von Betroffenen aktiv sowie in der Aufklärung, Stigma-Bekämpfung und dem Empowerment (Ermächtigung) von Menschen mit Behinderung.

dahw.de

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit DAHW DEUTSCHE LEPRA- UND TUBERKULOSEHILFE entstanden.
FOTO: SIEGFRIED HERRMANN

DIE INKLUSIONSARBEIT DER DAHW

Empowerment von Menschen mit Behinderung auf drei Ebenen

Die eigenen Interessen gegenüber anderen Menschen, Gemeinschaften und Gesellschaften eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt vertreten zu können – das ist das Ziel von Empowerment, der Selbstermächtigung von benachteiligten Menschengruppen.

Zu diesen benachteiligten Menschengruppen zählen auch die 1,5 Milliarden Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen, die den Vereinten Nationen (UN) zufolge auf der Erde

leben. Die 2008 in Kraft getretene UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung sichert auch ihnen die volle Integration und Teilhabe am Leben ihrer Gemeinschaften zu. Doch nach wie vor bestehen vielfältige Barrieren.

Um sie abzubauen und das nachhaltige Entwicklungsziel der Agenda 2030 der vollen Partizipation aller Menschen zu erreichen, darf Behinderung nicht mehr länger als ein Problem des Individuums verstanden werden, sondern

vielmehr als Folge von umweltbedingten und sozialpolitischen Umständen, die Bedürfnisse und Belange von Menschen mit Behinderung nicht gleichberechtigt und inklusiv berücksichtigen. Dieser Perspektivwechsel ist heute die Grundlage aller Programme und Projekte der DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, und das Empowerment von Menschen mit Behinderung auf drei Ebenen ein zentrales Element (siehe Grafik).

... auf individueller Ebene

... auf individueller Ebene

Die Begünstigten unserer Inklusionsprojekte erhalten individuelle Hilfe zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage und für (mehr) Mobilität und Unabhängigkeit, beispielsweise durch die Ausstattung mit Rollstühlen oder Krücken, die Finanzierung von Rehabilitationsmaßnahmen oder wiederherstellenden Operationen, den Bau von barrierefreien Toiletten und Wasserstellen oder durch die Vermittlung von Behindertenausweisen.

Die Begünstigten unserer Inklusionsprojekte erhalten individuelle Hilfe zur Sicherung ihrer Lebensgrundlage und für (mehr) Mobilität und Unabhängigkeit, beispielsweise durch die Ausstattung mit Rollstühlen oder Krücken, die Finanzierung von Rehabilitationsmaßnahmen oder wiederherstellenden Operationen, den Bau von barrierefreien Toiletten und Wasserstellen oder durch die Vermittlung von Behindertenausweisen.

... auf kommunaler Ebene

... auf kommunaler Ebene

Seit Jahren verfolgen wir in unseren Inklusionsprojekten den Ansatz der gemeindenahen inklusiven Entwicklung (Community Based Inclusive Develeopment, CBID), um das Selbstbewusstsein der Menschen mit Behinderung zu stärken.

... auf staatlicher Ebene

... auf staatlicher Ebene

Seit Jahren verfolgen wir in unseren Inklusionsprojekten den Ansatz der gemeindenahen inklusiven Entwicklung (auf englisch Community Based Inclusive Develeopment, CBID), um das Selbstbewusstsein der Menschen mit Behinderung zu stärken. Wir unterstützen sie beim Aufbau und der Arbeit von Selbstvertretungsorganisationen, die sich für die eigenen Rechte in ihren Gemeinschaften, Gemeinden und Gesellschaften einsetzen.

Wir unterstützen sie beim Aufbau und der Arbeit von Selbstvertretungsorganisationen, die sich für die eigenen Rechte in ihren Gemeinschaften, Gemeinden und Gesellschaften einsetzen.

Als Expert*innen für Inklusion und Entwicklungszusammenarbeit betreiben wir Lobbying und Advocacy, um auf globaler (WHO, UN), europäischer (EU) und nationaler (BMZ, Gesundheitsministerien) Ebene die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung im sozialen Kontext, im Gesundheits­ und Wirtschaftssektor sichtbar zu machen, auf politische Prozesse Einfluss zu nehmen und strukturelle Veränderungen voranzutreiben.

Als Expert*innen für Inklusion und Entwicklungszusammenarbeit betreiben wir Lobbyarbeit, um auf globaler (WHO, UN), europäischer (EU) und nationaler (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gesundheitsministerien) Ebene die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung im sozialen Kontext, im Gesundheits- und Wirtschaftssektor sichtbar zu machen, auf politische Prozesse Einfluss zu nehmen und strukturelle Veränderungen voranzutreiben.

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75 Prozent weltweit

Blindheit und Sehbehinderungen sind häufig vermeidbar

Christoffel-Blindenmission weist auf Mangelversorgung hin

Weltweit leben 253 Millionen Menschen mit schweren Sehbehinderungen oder sind blind. Für 75 Prozent von ihnen – das sind 190 Millionen Frauen, Männer und Kinder – Ihre Behinderung wäre vermeidbar oder könnte behandelt werden. Darauf weist die Christoffel-Blindenmission (CBM) am heutigen Welttag der Menschen mit Behinderungen hin. Doch mangelnde Gesundheitsversorgung verhindert oftmals Vorsorge und Behandlung.

Grauer Star und nicht ausgeglichene Sehfehler gehören zu den häufigsten Ursachen von Blindheit und starken Sehbehinderungen. Bei Grauem Star, auch Katarakt genannt, ist die Linse getrübt. Sie kann mit einer einfachen Operation durch eine künstliche Linse ersetzt werden. Betroffene können so ihr Augenlicht wiedererlangen. Eine Brille oder eine Lupe kann

denen helfen, die starke Sehfehler haben. Andere Ursachen wie Diabetische Retinopathie und Grünen Star können Augenärzte nicht heilen, aber – frühzeitig erkannt – gut behandeln und damit den Sehverlust stoppen. Vorsorge und Behandlung schenken also Augenlicht.

In Entwicklungsländern jedoch können sich viele Menschen einen Arztbesuch nicht leisten, weil sie zu arm sind. Außerdem fehlt es gerade in ländlichen Regionen oft an medizinischem Personal. Kurz gesagt: Armut führt zu Blindheit. Die CBM arbeitet daran, diese Wirkungskette zu durchbrechen. Dafür stärkt sie aktiv lokale Strukturen und sorgt für eine bessere Gesundheitsversorgung in den ärmsten Regionen der Welt.

Das Ein Solche zahlbar: Operation besonderes spendet Mehr Spendenkonto: IBAN:
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Blind, weil der Arztbesuch zu teuer ist

Ziel: bessere medizinische Versorgung in Entwicklungsländern

Dr. Rainer Brockhaus ist Vorstand der Christoffel-Blindenmission (CBM)

Warum sind immer noch so viele Menschen unnötig blind?

Brockhaus: Millionen von Menschen sind blind oder stark sehbehindert, weil sie arm sind und in einem Entwicklungsland leben. Sie können sich einen Besuch beim Arzt schlicht und ergreifend nicht leisten. Hinzu kommt, dass es in vielen Regionen der Welt Augenärzte oft nur in den größeren Städten gibt, wo die Landbevölkerung kaum hinkommen kann.

Die CBM bekämp schon seit Jahrzenten vermeidbare Blindheit. Was tun Sie konkret?

Brockhaus: Die einfachste und wirkungsvollste Hilfe ist die Finanzierung von Augenbehandlungen. In unseren Partnerkrankenhäusern in Entwicklungsländern erhalten auch arme Patienten die notwendige medizinische Hilfe. Dank der CBM-Spenderinnen und -Spender haben wir beispielsweise schon 15 Millionen Operationen am Grauen Star ermöglicht und Menschen so ihr Augenlicht wiedergeschenkt.

Außerdem finanzieren wir sogenannte Außeneinsätze: Hier fahren Ärztinnen und Ärzte aus den Krankenhäusern regelmäßig in abgelegene Regionen, um die Menschen dort zu untersuchen und Augenprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Nicht zuletzt engagiert sich die CBM bei der Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal in Entwicklungsländern.

Was möchten Sie mit Ihrem Engagement erreichen und was erho en Sie sich für die Zukun ?

Brockhaus: Langfristiges Ziel muss eine flächendeckende medizinische Versorgung in jedem Land der Welt sein, die für alle zugänglich ist und die sich jeder leisten kann. Um das zu erreichen, ist auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit gefragt. Sie muss sich noch mehr als bisher für die Stärkung von Gesundheitssystemen in armen Ländern einsetzen. Nur so schaffen wir es, dass kein Mensch mehr durch eine vermeidbare starke Sehbehinderung dauerhaft beeinträchtigt ist oder gar unnötig erblindet.

Zwei Tage, die das Leben verändern

Ein Geschenk: Lydia Maundé aus Malawi bekommt ihr Augenlicht zurück

Lydia Maundé steht vor der großen Tafel an der Wand. Doch obwohl die Zeichen des Sehtests direkt vor ihrem Gesicht sind, kann die Frau aus Malawi sie nicht erkennen. Die 56-Jährige ist fast blind. Sie kann nur noch hell und dunkel unterscheiden. Seit fünf Jahren.

Organisiert wurde der Sehtest von einem lokalen Projektpartner der Christoffel-Blindenmission (CBM) und die Mitarbeiter geben der Frau Hoffnung: Sie hat Grauen Star und mit einer Operation kann sie ihr altes Leben wiederbekommen. Lydia Maundé war zu diesem Zeitpunkt bei allem auf Hilfe angewiesen. Sie konnte nicht mehr selbst kochen. Auch an die Landwirtschaft , die ihr zuvor ein kleines Einkommen sicherte, war schon lange nicht mehr zu denken. Doch sie wusste nicht, warum sie nichts mehr sehen konnte. Die nächste Augenklinik ist 70 Kilometer entfernt und der Frau fehlte schlicht das Geld, um dorthin zu kommen oder eine Behandlung zu zahlen.

Kleiner Eingri , große Wirkung

Mit etwas Hilfe der CBM ist das aber kein Problem: Wenige Tage nach dem Sehtest holt sie ein Wagen des Projektpartners und bringt sie ins Krankenhaus. Die Frau schwankt zwischen Angst und Zuversicht: „Ich glaube, dass eine Operation das Beste für mich ist“, sagt sie noch vor dem Operationssaal sitzend und will doch umdrehen, als die Tür aufgeht und sie an der Reihe ist. Die Ärztin kann die Kleinbäuerin aber überzeugen, dass alles gut wird und tauscht bei dem kurzen Eingriff die eingetrübte Linse des rechten Auges gegen eine künstliche aus. Eine Nacht noch muss sich die Patientin gedulden. Als der Verband auf dem ersten Auge entfernt wird, ist ein Moment Stille. Dann bricht Lydia Maundé in Lachen aus. Freude und Ungläubigkeit stehen ihr ins Gesicht geschrieben. Sie kann wieder sehen. Jetzt kann sie die Operation am zweiten Auge gar nicht abwarten. Der Eingriff ist bereits am Nachmittag und nach einer weiteren Nacht in der Klinik wird sie wieder nach Hause gebracht. Mühelos steigt sie, zwei Tage nachdem der Geländewagen sie abgeholt hat, aus dem Auto und läuft zu ihrem Haus. „Ich bin so froh, meine Enkel sehen zu können und endlich wieder unabhängig zu sein“, freut sie sich. Kurz darauf hat sie auch schon eine ihrer Ziegen auf dem Arm und ist umringt von ihren Enkeln und dem halben Dorf.

Das beste Weihnachtsgeschenk

Ein selbstständiges Leben führen. Alleine einkaufen gehen. Das Enkelkind wiedersehen. Solche Erfahrungen und Momente erscheinen unbezahlbar. Doch Augenlicht ist bezahlbar: In den von der CBM geförderten Projekten in Entwicklungsländern kostet eine Operation am Grauen Star im Schnitt nur 30 Euro. Wer dieses Weihnachten ein ganz besonderes Geschenk machen will, schenkt einem armen Menschen das Sehen und spendet eine Augen-OP.

Mehr Informationen unter www.cbm.de/bestegeschenk

Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20 · BIC: BFSWDE33XXX

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Sei gut, Mensch!

Die Studentin, die für die alte Nachbarin einkauft, der Kollege, der seine Mutter pflegt, die Freiwilligen, die ein Zeltlager organisieren: Jeder kennt sie. Personen, die sich auf die eine oder andere Weise für andere einsetzen. Jedes Gemeinwesen lebt von Menschen, die bereit sind sich zu engagieren.

Seit einigen Jahren werden engagierte Menschen immer häufiger verächtlich als „Gutmenschen“ bezeichnet. Sie gelten als naiv und weltfremd, übertrieben tolerant und hilfsbereit. Dieses gute Verhalten durch den Begriff „Gutmensch“ herabzusetzen und die Engagierten auf diese Weise geringzuschätzen, ist nicht akzeptabel. Die Aufforderung „Sei gut, Mensch!“ lädt alle ein, aktiv zu werden. Das heißt, Menschen beizustehen, ganz konkret und auch politisch, die Unterstützung brauchen. Und sich entschieden gegen Herabsetzung und Diffamierung guten Handelns zu wehren. Nicht umsonst wurde „Gutmensch“ 2015 zum Unwort des Jahres gewählt. Die Caritas will ausdrücklich nicht den moralischen Zeigefinger heben, sondern das gesellschaftliche Miteinander in den Mittelpunkt rücken. Dieses Miteinander gelingt nur mit der Unterstützung jedes Einzelnen. Jede und jeder Einzelne kann etwas tun, um die Zivilgesellschaft zu stärken.

Viele Menschen fühlen sich angesichts der Digitalisierung, Globalisierung und Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Veränderungen in ihrer Arbeits- und Lebenswelt verunsichert und orientierungslos. Die Sorgen um die eigene Existenz führen bisweilen dazu, dass die Bereitschaft zur Toleranz abnimmt. Für viele Menschen liegt die Lösung darin, sich von anderen abzugrenzen. Für das Miteinander einer Gesellschaft ist dies schwierig. Es braucht Menschen und Akteure, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine aktive Zivilgesellschaft stark machen. Einer dieser „Gutmenschen“ ist Klaus B., der sich in einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung engagiert. Da wird gemeinsam gekocht, aber auch draußen mit einer Trommelgruppe im Wald geprobt. Er ist einer, der sich solidarisch zeigt mit Menschen, die Unterstützung benötigen.

Es gibt deutschlandweit viele Haupt- und Ehrenamtliche, die dies tun. In Organisationen wie der Caritas, aber auch in kleineren Vereinen und Initiativen. Indem sie sich mutig gegen Ausgrenzung und Diffamierung stellen, positionieren sie sich auch bewusst politisch. Sie sind weder leichtgläubig noch naiv. Ganz im Gegenteil, es sind Menschen, die anpacken und ihre Zeit und Aufmerksamkeit für andere einsetzen. Die Caritas will Haltung zeigen. Ein guter Mensch zu sein und Nächstenliebe zu leben darf nicht verunglimpft werden. Nur gemeinsam mit vielen können wir alle den Zusammenhalt stärken.

Sei gut, Mensch!

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 8 FOTO: DCV/JULIA STEINBRECHT, KNA
Sei gut, Mensch! Die ganze Geschichte: SeiGutMensch.de Jemand, der für Vielfalt trommelt. Gutmensch ANZEIGE Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit CARITAS entstanden.

Wärme durch Gemeinschaft als Mittel gegen soziale Kälte und Pandemiesorgen

Es wird immer kälter in Deutschland, aber muss es auch so bleiben? Wer bei dieser Formulierung nur an den einkehrenden Winter denkt, übersieht eines der größten Probleme unserer Gesellschaft: die soziale Kälte. Während der graue, nasskalte, dunkle November ohnehin schon auf die Gemüter der Menschen schlägt und Auslöser von Novemberdepressionen werden kann, kommt durch Lockdown-Maßnahmen und seit Monaten andauernde Kontaktbeschränkungen ein weiterer Aspekt zum Thema Einsamkeit hinzu. Doch kalt war es in Deutschland schon vor der Pandemie.

Das öffentliche Leben ist lahmgelegt, viele Menschen sind gezwungen, in ihren vier Wänden zu bleiben und sich abzuschotten, um eine Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Während im Sommer zumindest Treffen im Freien meist in irgendeiner Form noch erlaubt waren, wird es nun bei kälteren und ungemütlicheren Bedingungen immer schwerer, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.

Doch nicht erst die anhaltende Pandemie hat in Deutschland für immer weiter ansteigende Einsamkeit, soziale Kälte und Ungerechtigkeit gesorgt. Seit Jahren geht die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander. Trotz internationaler Bewegungen für Gerechtigkeit und Feminismus und gegen Rassismus werden Frauen, ethnische Minderheiten und sozialschwache Gesellschaftsgruppen benachteiligt und teilweise vergessen.

In einem Land, in dem noch immer 25 Prozent der Beschäftigen Mindestlohn erhalten, Frauen für die gleiche Arbeit oft noch immer weniger verdienen oder Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt noch immer benachteiligt werden, muss man auch heute noch von einer Gesellschaftsstruktur der Kontraste sprechen.

Allein und einsam durch die Pandemie Gerade die aktuelle Pandemie durch SARS-CoV-2 hat aufgezeigt, wie wenig auf essenzielle Teile der Gesellschaft geachtet wird. Medizinisches Personal wie Pflegekräfte sind ein Rückgrat der aktuellen Virusbekämpfung. Sie pflegen die Alten, stellen sich in erster Linie dem Virus und isolieren sich aus Schutz von ihrer Familie. Und trotzdem ist die Vergütung und Überlastung von Pflegekräften noch immer mangelhaft. Pflegende Angehörige werden kaum unterstützt,

und ohnehin werden immer mehr ältere Menschen in die Altersarmut gedrängt.

So sitzen nun in ganz Deutschland Menschen isoliert von der Außenwelt, allein mit ihren finanziellen und zwischenmenschlichen Sorgen in ihren Wohnungen oder ihren Zimmern im Pflegeheim. Selbst medizinische Dienste werden aktuell nur selten persönlich ausgeübt. Alleinerziehende, die nach wie vor oftmals finanziell deutlich

schlechter dastehen als Menschen, die in einer Familienform leben, haben durch geschlossene Schulen und Kitas kaum Zeit, Geld zu verdienen, ohne die Erziehung ihrer Kinder zu vernachlässigen.

Gemeinschaft durch Ehrenamt

Die Kontaktbeschränkungen sorgen somit in weiten Teilen der Bevölkerung für eine Potenzierung der ohnehin anhaltenden sozialen Ungerechtigkeiten. Einsamkeit verbreitet sich und isoliert Menschen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Um diese Herausforderungen so gut es geht zu überstehen, braucht es ehrenamtliches Engagement.

In vielen kleinen Ortsverbänden, von Privatpersonen oder den großen Verbänden gibt es dafür glücklicherweise immer mehr Angebote, einsame Menschen zu betreuen, überlastete Familien oder Alleinerziehende zu unterstützen und gemeinsam einen Weg durch die Krise zu finden.

9 Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info Gemeinsam gegen Einsamkeit. www.sovd.de #gegensozialekaelte © Daisy Daisystock.adobe.com Jetzt ehrenamtlich engagieren! Sozialverband Deutschland
Lukas Knochel
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FÜR DEN GUTEN SWAG

Ein engagiertes Leben ist ein erfülltes Leben. Gleichzeitig sollen Aktivismus und Engagement Spaß machen, um positiven gesellschaftlichen Wandel nicht mit dem erhobenen Zeigefinger herbeizuführen. Viva con Agua nennt diesen Ansatz „All Profit“, denn alle sollen etwas vom Engagement haben: Von den Engagierten selbst, bis zu den Menschen die durch die Wasserprojekte von Viva con Agua unterstützt werden. Dieser Gedanke überzeugt. Immer mehr Menschen setzen sich für die Vision „Wasser für alle“ ein. Was motiviert diese Menschen soziale Verantwortung zu übernehmen?

FÜR EINE WELT OHNE DURST!

Viva con Agua setzt sich für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und – in Zeiten von Corona besonders wichtig – für Hygienemaßnahmen für alle Menschen ein.

JULE DOHRMANN

Ehrenamt, soziales Engagement, Freiwilligenarbeit. Begriffe, die mir zum ersten Mal in amerikanischen Serien begegneten, meist für College-Bewerbungen oder die Optimierung des Lebenslaufs. Aber darum soll es hier nicht gehen. Dies ist kein Plädoyer für Altruismus, sondern eine Liebeserklärung an alle Menschen, die soziale Verantwortung übernehmen. Die sich mit ihren Mitmenschen und für die Umwelt einsetzen, die laut sind und nicht nachgeben. Die Welt ist nicht gerecht, Ressourcen sind nicht fair verteilt und jeden Tag fliehen Millionen Menschen vor Krieg und Armut. Ich kann meine Augen nicht mehr davor verschließen, ich kann meine Empathie nicht abschalten, ich kann nicht zusehen, wenn Ungerechtigkeit ignoriert wird, und ich kann nicht darauf warten, dass sich etwas ändert, während ich selbst nichts verändere.

Seit zehn Jahren gibt es das Menschenrecht auf Wasser. Aber die bloße Existenz dieses Menschenrechts bedeutet nicht, dass dies auch für jeden Menschen auf der Welt Realität ist. Viva con Agua hat mir gezeigt, dass ich etwas verändern kann, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, dass ich andere Menschen mit Freude und Spaß für ein existenzielles Menschenrecht begeistern kann. Durch Musik, Kunst und Sport werden besondere Verbindungen mit Menschen weltweit geschaffen, und zusammen können wir so die Vision „Wasser für alle“ unterstützen. Dies ist eine Liebeserklärung an alle Menschen, die sich zusammen mit mir für den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen einsetzen, die Viva con Agua unterstützen und sich auch in Pandemiezeiten nicht unterkriegen lassen, die mit Freude und Energie diesen Verein unterstützen und nicht aufgeben, bis der letzte Brunnen gebohrt und das letzte Klo gebaut ist.

Wer schon einmal bei einer Aktion von Viva con Agua dabei war, merkt schnell: Dieser gemeinnützige Verein und sein internationales Netzwerk stecken voller guter Laune, voller motivierter und engagierter Menschen, voller Musik und Leidenschaft. Auf über 200 Musikfestivals und etlichen Konzerten ziehen ehrenamtliche Supporter mit ihren Tonnen und Fahnen los und sammeln Spenden in Form von Becherpfand. Die Ehrenamtlichen organisieren Floßrennen, Tischtennisturniere oder Flohmärkte, es

Was bedeutet soziale Verantwortung für mich? Die Politik und die Bildungssysteme überall auf dem Planeten versäumen es, uns über den wahren Zustand der Welt aufzuklären. Sie scheitern daran, Stigmata zu überwinden, unsere Diversität zu repräsentieren und die Menschheit zu vereinen.

Viele Menschen beziehen ihre Nachrichten ausschließlich über soziale Medien. Das bedeutet, dass sie in hohem Maße durch Algorithmen gefiltert werden. Die Dokumentation „The Social Dilemma“ hat kürzlich wieder einmal die kollektive Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie wir alle in unseren eigenen Blasen stecken. COVID-19 hat uns den realen Kontakt genommen und uns noch mehr isoliert. Kunst kann die fehlende Verbindung sein, eine Brücke zwischen diesen Blasen, denn jeder konsumiert Kunst. Künstler haben die Möglichkeit, übergreifend Informationen zu verbreiten. Deswegen steckt meine Message in allem, was ich tue.

Warum mache ich Kunst? Weil ich Angst überwinden will – meine eigene und die der anderen. Ich glaube, dass Angst die Wurzel alles Bösen in der Welt ist. Jede falsche Entscheidung, jeder Krieg lässt sich auf jemanden zurückführen, der Angst hatte. Ich versuche, mutig zu sein, indem ich mich verletzlich mache, in meiner Kunst und auf allen meinen Plattformen. Verletzlichkeit kreiert Empathie und Verbindung – und das braucht unsere Welt. Ich spüre die Verantwortung, nicht nur künstlerisch tätig zu sein, sondern auch über Themen zu sprechen, die mir wichtig sind: Menschenrechte, Gleichberechtigung, (Female) Empowerment, Klimawandel, Homophobie, Rassismus, Nachhaltigkeit. Ich bin in vielerlei Hinsicht privilegiert, also versuche ich, mein Privileg und meine Plattform zu nutzen, um Grenzen zu verschieben.

gibt Sofakonzerte, Kunstausstellungen und Sportevents. Die Aktionen sind so bunt wie die Organisation selbst, denn Viva con Agua verfolgt einen besonderen Ansatz: Engagement soll Spaß bringen – und jeder soll von seinem Engagement profitieren können.

Bei all der Lebensfreude, die Viva con Agua ausstrahlt, steht eine Sache stets im Mittelpunkt: Wasser. Der Grundgedanke WASSER FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER begleitet die Arbeit

von Viva con Agua seit der Gründung im Jahr 2006 bei allen Projekten und Aktionen. Durch die auf freudvolle Weise gesammelten Spenden konnten bisher bereits drei Millionen Menschen in den Projektgebieten (z. B. in Uganda, Mosambik, Nepal, Indien oder Äthiopien) erreicht werden. Es profitieren also alle: diejenigen, die sich engagieren, genauso wie die Menschen in den Projektländern, deren Lebenssituation sich durch den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer

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MOGLI
FOTOS: VIVA CO AGUA

ROGER REKLESS

Soziale Verantwortung bedeutet für mich in erster Linie eine Erkenntnis. Die Erkenntnis, dass man mit seinen Handlungen in seinem Rahmen tatsächlich Dinge verändern kann und dafür auch Verantwortung trägt. Große Veränderungen in der Welt beginnen im kleinen Kreis. Es ist wie der Stein, der ins Wasser geworfen wird. Eine punktuelle Aktion kann weite Kreise ziehen. Das bedeutet auch, zu begreifen, dass man Teil von etwas Größerem ist. Man ist Teil einer Gesellschaft und kann einen Beitrag leisten, damit sich diese als Gemeinschaft betrachtet. Gesellschaft würde ich in diesem Zusammenhang sogar als die globale Gesellschaft der Menschheit verstehen. In dem Moment, in dem ich mich als Teil von allem begreife, werde ich meinem eigenen Verhalten noch mehr Gewicht beimessen.

Wer soziale Verantwortung übernimmt, hat verstanden, dass das eigene Verhalten und die eigene Einstellung die Gemeinschaft beeinflusst und dass die soziale Verantwortung darin besteht, diesen Einfluss positiv gestalten und die Gemeinschaft weiterbringen zu wollen. Das schließt den Erhalt und den achtsamen Umgang mit unserer Umwelt ein, da sie die Existenz der Gemeinschaft erst ermöglicht.

All das bedeutet Arbeit – und individuellen Einsatz, denn diese Erkenntnis ist noch lange nicht so weit verbreitet, wie sie sein sollte. Ich bin bereit dafür. Ich arbeite stetig an mir selbst, um der Verantwortung gerecht zu werden, die diese Erkenntnis mit sich bringt. Und ich nutze meine Kunst in all ihren Ausprägungen dazu, sie sichtbar zu machen.

Grundversorgung deutlich verbessert. Viva con Agua bezeichnet sich deshalb selbst als ALL-Profit-Organisation.

Doch die Ausbreitung der Corona-Pandemie ist aktuell nicht nur für uns eine extreme Herausforderung. Gerade in anderen Teilen der Erde können die Folgen von COVID-19 die Gewährleistung des Menschenrechts auf Wasser gefährden. Deshalb ist in dieser aktuellen Notsituation Prävention wichtig. Wasser-, Sanitär- und Hygienemaßnahmen können helfen, Menschen in Ländern wie

ANNA GREBHAHN

Ich engagiere mich, weil ich Verantwortung übernehmen möchte für meine Generation und alle, die nach mir leben. Mir erscheint eine nachhaltige Entwicklung und somit intra- und intergenerationale Gerechtigkeit als das Wichtigste, an dem wir hier auf der Welt gemeinsam arbeiten können. Und hey – wir leben doch alle gemeinsam hier! Also sollten wir uns auch umeinander sorgen und versuchen, Gerechtigkeit zu schaffen, mindestens in Bezug auf grundlegende Rechte wie den Zugang zu Wasser und Sanitäranlagen. Insbesondere der Zugang zu Wasser ist schließlich die Grundlage für das Leben an sich.

Soziale Verantwortung zu übernehmen, bedeutet für mich persönlich, auf mehr Gerechtigkeit hinzuarbeiten. Und wisst ihr was? Bei Viva con Agua macht das auch noch richtig viel Spaß, weil wir Aktivismus mit den schönsten Dingen im Leben wie Musik, Kunst oder Sport verbinden.

Nepal oder Uganda gesund zu halten, sie zu schützen und dadurch die lokalen Gesundheitssysteme zu unterstützen.

Aktuell haben weltweit 579 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und rund zwei Milliarden Menschen leben ohne sanitäre Grundversorgung. Diese Menschen will Viva con Agua erreichen – und nutzt dafür die universellen Sprachen Musik, Kunst und Sport. In Deutschland genauso wie in den Projektländern.

MIKA ECKHARDT

Für mich sind viele elementare Dinge absolut selbstverständlich: Wasser kommt aus dem Hahn, wenn ich mal muss, gehe ich ein paar Meter auf die nächste Toilette und danach wasche ich mir die Hände. Mit Seife. Weil das aber nicht überall auf unserer Erde so ist, spüre ich die Verantwortung, mein Privileg zu nutzen und mich für eine Veränderung einzusetzen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der die Menschen nicht nur ihr eigenes Wohl vor Augen haben und in der soziales Engagement ein genauso alltägliches Phänomen wie Erwerbsarbeit ist. Auf dem Weg dahin halte ich es für wichtig, dass alle, die dasselbe Ideal einer gerechten Weltgemeinschaft verfolgen, mit gutem Beispiel vorangehen. Viva con Agua bietet mir die Möglichkeit, dieses Engagement freudvoll auszuleben, indem beispielsweise das Spendensammeln nicht durch Bilder von Leid und Armut geprägt ist, sondern von der positiven Energie von Festivals und Konzerten. Ich kann also Aktionen, die mit viel Spaß und guter Stimmung verbunden sind, mit dem Engagement für eine bessere Zukunft verknüpfen. Außerdem steht hinter Viva con Agua ein riesiges Netzwerk an inspirierenden Menschen und Organisationen. Teil dieses Netzwerks zu sein, bedeutet auch, dass ich überall in Deutschland und Umgebung, aber auch beispielsweise in Uganda, Nepal oder Malawi Menschen kennenlernen kann, die dieselben Werte und Ziele verfolgen.

Viva con Agua und sein internationales Netzwerk profitieren vom Engagement vieler Unterstützer. Wer sich einbringen will, kann das auf verschiedene Weise tun. Dank der ausgegliederten Social-Business-Unternehmen Viva con Agua Wasser GmbH, Goldeimer gGmbH und die Viva con Agua Arts gGmbH ist es jedem möglich, die Vision WASSER FÜR ALLE – ALLE FÜR WASSER im Alltag mit dem Kauf von sozialem Mineralwasser, sozialem Klopapier oder Kunstwerken zu supporten. Zudem kann sich jeder im Pool der

Ehrenamtlichen registrieren, bei Konzerten oder Festivals dabei sein, Fördermitglied werden oder eine eigene Spendenaktion aufziehen. Die Möglichkeiten, sich im Vivacon-Agua-Kosmos zu engagieren, sind quasi unbegrenzt – be part of the family!

SPENDENKONTO:

Empfänger: Viva con Agua

IBAN: DE58 2005 0550 12681 351 81

BIC: HASPDEHHXXX

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FOTO: PHILIPP WULK
„Musik für Mensch und Umwelt“

Milky Chance ist eine international erfolgreiche Band, die erkannt hat, welche Auswirkungen die Musikbranche auf die Umwelt und den Klimawandel hat. Mit dem Ziel, der Klimaneutralität so nah wie möglich zu kommen und ihren CO2-Abdruck zu senken, gestalten sie ihre Arbeit nun Stück für Stück nachhaltiger und umweltbewusster. Im Interview erzählen sie, welche Veränderungen sie bereits vorgenommen haben und wie ihre Zukunftspläne aussehen.

Als Band unterstützt ihr soziale Projekte, wie zum Beispiel Viva con Agua, doch was genau bedeutet für euch soziale Verantwortung?

Wir alle sind Teil einer Gesellschaft, die nur gut funktionieren kann, wenn wir solidarisch miteinander leben und füreinander einstehen. Soziale Verantwortung zu übernehmen, heißt für uns als Band, Sprachrohr zu sein. Reichweite schafft Verantwortung. Deshalb empfinden wir es als Notwendigkeit, Organisationen wie z. B. Viva con Agua oder SOS Mediterranée in ihrer Arbeit zu unterstützen und ihnen Gehör zu verschaffen.

Ihr engagiert euch für mehr Nachhaltigkeit in der Musikbranche – zwei Sachen, die nicht häufig in einem Satz fallen. Wie passt das zusammen und inwiefern setzt ihr das bereits bei euch um? Welche Änderungen habt ihr vorgenommen und was steht bei euch noch auf dem Plan? Wir finden, dass das eigentlich ziemlich gut zusammenpasst. Wir stecken doch alle im Zwiespalt, wenn es um Nachhaltigkeit geht, egal ob als Individuum oder als Gesellschaft. Keine Branche ist bisher 100 Prozent nachhaltig, aber alle sollten darauf hinarbeiten es zumindest annähernd zu

jeden Konzertbesucher einen Setzling in einem Aufforstungsprojekt finanzieren. Wir sind außerdem vom Konzept „Think globally – act locally“ überzeugt, weshalb gerade die Unterstützung von lokalen Organisationen für uns wichtig ist. Auf der „Mind the Moon“-Tour durch Europa im Frühjahr haben wir mit verschiedenen kleinen NGOs Aktionen geplant und z. B. einen Nachmittag lang mit den Trash Heroes in Zürich Müll gesammelt. Die Tour selbst nachhaltiger zu gestalten, ist natürlich auch Teil davon. Unsere Lichtshow besteht z. B. ausschließlich aus energiesparenden LEDs und wir schicken mittlerweile unseren Green Rider vorab an die Veranstalter, in dem wir z. B. um das Aufstellen von Wasserspendern bitten oder auf die Nutzung von Ökostrom hinweisen usw. Wir sind trotzdem noch ziemlich am Anfang unseres Prozesses und haben auch schon einige Rückschläge einstecken müssen, bleiben aber dran und haben schon einen Haufen an Ideen, die wir noch umsetzen wollen.

Wie sind eure Insider-Erfahrungen, was das Nachhaltigkeitsbewusstsein bei Musikern und Veranstaltern betrifft? Ist das unter Branchenkollegen ein häufiges und verbreitetes Thema oder habt ihr vielleicht sogar schon einmal nachteilige Erfahrungen gemacht, was das Booking betrifft?

werden, dazu gehört natürlich auch die Musikindustrie. Es ist klar, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher, etwas muss sich endlich ändern. Wir glauben, dass die Musikbranche dabei ein Vorreiter und Teil der Lösung sein kann – und muss. Der allererste Schritt war für uns, die Klimakrise auch als solche zu benennen und zum Thema z. B. in Interviews zu machen. Wir haben dann versucht, unseren eigenen Negativbeitrag zu verstehen, also, wie groß ist eigentlich der Fußabdruck, den wir als Band hinterlassen? Dazu haben wir uns Hilfe geholt und unsere Nachhaltigkeitsmanagerin an Bord geholt. Wir waren uns außerdem direkt einig, dass wir unseren Prozess so transparent wie möglich auf unserem Blog teilen wollen, damit andere davon profitieren können. So richtig konkret wurde es dann z. B. mit der Umsetzung von SecondhandMerchandise, wo wir unseren Fans angeboten haben, ihre alten Shirts vor Ort bei den Konzerten per Siebdruck bedrucken zu lassen. Ein großer Teil der CO2Bilanz eines Konzerts entsteht aus der Anreise der Fans, weshalb wir als Kompensation unsere Tickets-for-Trees-Initiative gestartet haben, indem wir für

Zumindest in unserem engeren Kreis haben wir das Gefühl, dass das Bewusstsein für das Thema da ist und auch schon einige coole Projekte umgesetzt werden. Vor allem bei Festivals gibt es ja schon einige tolle Beispiele, wie einfach die CO2Bilanz drastisch gesenkt werden kann. Gerade im Gespräch mit anderen Künstler(inne)n haben wir gemerkt, dass man sich gerne gegenseitig hilft und Erfahrungen miteinander austauscht. Benachteiligung beim Booking haben wir bisher nicht erlebt.

Bereiche wie Touring und Veranstaltung müssen ganz neu gedacht werden. Auch ihr seid berufsbedingt viel unterwegs. Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, auf ÜberseeKonzerte und das Fliegen zu verzichten, um eine bessere Ökobilanz zu erzielen?

Klar haben wir darüber nachgedacht, ob es nicht am sinnvollsten wäre, ganz aufs Touren oder zumindest das Fliegen zu verzichten. Nun leben unsere Fans aber auf der ganzen Welt, und darauf zu verzichten unsere Musik live mit ihnen zu teilen, ist für uns undenkbar. Wir beschäftigen uns mit dem Thema Nachhaltigkeit ja mit dem Ziel, weiterhin die Möglichkeit zu haben, Konzerte zu spielen und das zu tun, was wir lieben. Eine nachhaltige Musikbranche muss nicht zwingend von großflächigem Verzicht geprägt sein. Es gibt viele Wege, die Ökobilanz einer Tour zu verbessern, ohne auf internationale Touren gänzlich zu verzichten, z. B. durch effiziente Routenplanung oder „Slow Tourism“. Sobald

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Milky Chance in Lissabon zum Start der „tickets for trees“ Initiative, „Mind the Moon“-Tour 2020
Clemens beim Globalen Klimastreik von Fridays for Future 2019
FOTO: ANTHONY MOLINA
FOTO: DANNY JUNGSLUND

man sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird außerdem schnell klar, dass es z. B. sehr viel schädlicher wäre, wenn man die Fans dazu drängen würde, zu uns zu reisen anstatt andersrum.

Wie sieht es mit eurer Merchandise-Produktion aus?

Woher kommen eure Sachen, woraus werden sie hergestellt und von wem sind sie gemacht?

Neben unserem SecondhandMerchandise-Projekt haben wir uns dazu entschlossen, für unsere Europa-Tour 2020 eine reduzierte Auswahl an Merch-Artikeln herstellen zu lassen, zwei Shirts, Hoodie und eine Wasserflasche. Die Textilien wurden aus GOTS- und Öko-Tex-zertifizierter Biobaumwolle, vegan und fair hier in Europa produziert. Wir haben außerdem einen Teil der Einnahmen an gute Zwecke wie Viva con Agua gespendet. Wir mussten uns allerdings leider sehr ärgern, als die Shirts dann einzeln in Plastik verpackt bei uns ankamen, aber auch solche Rückschläge gehören eben zum Lernprozess dazu. Nächstes Mal stellen wir sicher, dass auf so was komplett verzichtet wird.

Welche Verantwortung trägt die Musikbranche und welchen Beitrag kann diese eurer Meinung nach leisten, um nachhaltiger zu werden?

Die Musikbranche hat unserer Meinung nach eine besondere

Rolle, weil sie zum einen großes Gehör bekommt und es zum anderen schafft, Themen emotional zu transportieren. Musik ist immer schon Teil von sozialen Bewegungen gewesen. Das ist nichts Neues. Genauso wenig wie die Klimakrise ein neues Thema ist. Die Dringlichkeit und Dimension dieser Krise war jedoch nie so groß wie jetzt, weshalb wir auch die Musikbranche – so wie alle Industrien – in der Verantwortung sehen, jede Möglichkeit zu nutzen, diese Krise nicht komplett eskalieren zu lassen.

Wer ist für euch ein Vorbild im Bereich Nachhaltigkeit?

Vor allem unser nahes Umfeld, Familie und Freunde inspirieren uns dazu, nachhaltiger zu leben. Es motiviert auch zu sehen, wie viel sich schon verändert hat. Im Großen und Ganzen ist aber die Bewegung an sich unser Vorbild, mit allem, was dazugehört, seien es „Fridays for Future“-Demonstrationen mit Tausenden Teilnehmern oder sei es zu sehen, wie das Thema auch in der Weltpolitik langsam ankommt.

Wie steht ihr zu dem Gedanken, mit der Produktion von CDs und Platten aufzuhören und alles komplett auf digitale Wege umzustellen und anzubieten?

Das ist sowieso die Zukunft, aber es steht auch gar nicht fest, dass die digitale Umstellung unbedingt so viel klimafreundlicher

ist. Die Energie zum Betreiben von Servern oder die Herstellung von Smartphones sind auch ressourcenintensiv. Wir fragen uns, ob eine nachhaltig hergestellte Platte vielleicht sogar klimafreundlicher wäre, als ein Album etliche Male zu streamen. Das wäre doch mal ein interessantes Thema für eine Studie.

Die Corona-Krise macht auch vor der Musikbranche nicht halt. Viele Ländergrenzen sind geschlossen, Veranstaltungen und Reisen untersagt. Stattdessen gibt es Angebote für digitale Live-Konzerte. Wie habt ihr diese Veränderungen erlebt und könnt ihr eventuell positive Dinge aus dieser Zeit beibehalten? Seht ihr vielleicht sogar neue Möglichkeiten für mehr Nachhaltigkeit dadurch? Als Band wünschen wir uns nichts mehr zurück, als wieder auf die Bühne gehen und live spielen zu dürfen. Für uns sind Streaming-Konzerte keine Dauerlösung, sondern die Begegnung auf Konzerten und Festivals ist von unschätzbarem Wert für Kunst und Kultur.

Zu Beginn der Pandemie hatten wir noch größere Hoffnungen, dass diese Krise zumindest eine Chance für die Debatte um das Klima sein könnte. Mittlerweile müssen wir aber zugeben, etwas ernüchtert von den Entwicklungen zu sein. Wir sind auch enttäuscht darüber, wie wenig

Wert auf die Veranstaltungsbranche und die die in ihr tätig sind, gelegt wird. Wir würden uns z. B. wünschen, dass Unternehmen nur dann vom Staat gerettet werden, wenn sie sich z. B. Auflagen einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung verschreiben. Die Corona-Krise scheint leider nicht das große Wachrütteln bewirkt zu haben, welches wir für die Klimakrise dringend brauchen. Immerhin haben wir aber nun die Gewissheit, dass sich Dinge ändern können, wenn es zwingend erforderlich ist.

Second-hand Merchandise durch Siebdruckverfahren, „Mind the Moon“Europa-Tour 2020 Milky Chance bei einer CleanupAktion mit den Trash Heroes in Prag, „Mind the Moon“Europa-Tour 2020

@milkychance_ official milkychange.com

Menschenleben retten ist Pflicht

Fast jeden Tag ertrinken Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer. In diesem Jahr sind im zentralen Mittelmeer bereits mindestens 720 Kinder, Frauen und Männer ertrunken, die Dunkelziffer liegt weit höher.

Klaus Vogel, Kapitän der Handelsschifffahrt und Historiker, hat vor fünf Jahren die zivile Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE gegründet:

„Es ist unmenschlich und skandalös, schutzsuchende Menschen im Mittelmeer wissentlich ertrinken zu lassen. Wir wollen keine derart tödliche europäische Außengrenze. Denn auf dem Mittelmeer wird Recht gebrochen. Das ist inakzeptabel und Europa unwürdig.“

Die Pflicht, Schiffbrüchige auf See zu retten, ist im Völkerrecht verankert. Doch die zivilen Seenotrettungsorganisationen wurden 2020 durch die Festsetzung ihrer Rettungsschiffe viele Monate lang davon abgehalten, Menschen aus Seenot zu retten. Auch SOS MEDITERRANEE konnte über vier Monate lang nicht mit ihrem Rettungsschiff, der Ocean Viking, in den dringend notwendigen Einsatz fahren.

„Rettungsschiffe wie die Ocean Viking können der humanitären Katastrophe auf dem Mittelmeer begegnen“, sagt Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS MEDITERRANEE Deutschland. „Unsere Arbeit ist unverzichtbar, denn die staatliche europäische Seenotrettung wurde aus politischen Gründen Schritt für Schritt eingestellt. So werden die vielzitierten Werte Europas zur Makulatur.“ Denn statt selbst zu retten, bezahlt die EU Libyen, mit ihrer Küstenwache die flüchtenden Menschen abzufangen. Sie werden nach Libyen in Internierungslager zurückgebracht – in den Kreislauf aus Gewalt und Ausbeutung. „Das ist Völkerrechtsbruch, keine Rettung!“, empört sich Verena Papke. Das zentrale Mittelmeer ist zur tödlichsten Fluchtroute der Welt geworden. Und auch im Winter fliehen verzweifelte Menschen weiter in überbesetzten, seeuntauglichen Booten und geraten in Seenot. „Nahrung und Wasser sind meist nach 24 Stunden verbraucht“, berichtet Verena Papke. „Die leistungsschwachen Motoren versagen, Wasser dringt ein, die Menschen sind stark unterkühlt und in der langen Dunkelheit orientierungslos und in Todesangst.“

An Land wird bei Unfällen vom Rettungsteam nicht gefragt, ob jemand den Unfall selbst verschuldet hat, woher ein Unfallopfer kommt oder wohin es will. Nichts anderes tun die zivilen

Seenotretter: Sie sind die Sanitäter des Mittelmeeres, sie retten Menschenleben, weil die Staaten sich aus ihrer Verantwortung gezogen haben. Seit ihrer Gründung 2015 hat SOS MEDITERRANEE 31.799 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Für diese Arbeit ist die gemeinnützige Nichtregierungsorganisation auf die Unterstützung der Zivilgesellschaft angewiesen. Auf Menschen, die ihre humanitären Werte nicht über Bord

gehen lassen wollen. Die Hilfsorganisation SOS MEDITERRANEE finanziert ihr Schiff und ihre Arbeit über Spenden.

Helfen Sie mit, Kinder, Frauen und Männer im Mittelmeer vor dem Ertrinken zu retten. Spenden Sie jetzt!

SOS MEDITERRANEE

IBAN: DE 04 1005 0000 0190 4184 51 BIC: BELADEBEXXX

Stichwort: Hilfe für Menschen in Seenot

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ANTHONY
FOTOS:
MOLINA
ANNA PSAROUDAKI
FOTO: Text
Petra Krischok
Artikel ist in Zusammenarbeit mit SOS MEDITERRANEE entstanden.
Dieser

Kinder verdienen es, Kinder zu sein

Kilometerweit barfuß durch triste Landschaften laufen, um zur Schule zu kommen. Du weißt noch nicht mal, ob es heute Abendessen gibt, wenn du den zweistündigen Fußmarsch zurückgeschafft hast. Doch du weißt trotzdem, dir geht es besser als so vielen anderen Kindern in deinem Heimatland. Im Hinterkopf immer die Gedanken an die beste Freundin, die letzte Woche an den Folgen einer Durchfallerkrankung verstorben ist und schmerzlich vermisst wird.

Was klingt wie ein dramatischer Anfang eines Kinofilms, ist in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern Alltag für die Kinder. Die Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland gibt an, dass täglich 31.000 Kinder an den Folgen von Armut und Unterernährung sterben.

Millionen von Kindern wird ihre Kindheit genommen. Sie werden Opfer von Krieg, Prostitution, Kinderarbeit oder Sextourismus. Auch schlechte Hygienebedingungen und der Mangel an ärztlicher Grundversorgung sorgen immer noch dafür, dass Lungenentzündungen und Durchfallerkrankungen weltweit zu Millionen vermeidbaren Todesfällen bei Kindern führen.

Hin und wieder branden politische Debatten in Europa oder Nordamerika auf, wie den Kindern geholfen werden

könnte, wenn große Katastrophen passiert sind oder Krankheiten ausbrechen. Meist nur ein kurzweiliger Scheinwerfer auf ein andauerndes Problem.

Kinder aus den ärmsten Regionen der Welt haben weder Zugang zu Bildung noch zu ärztlicher Versorgung. Von Freizeit ganz zu schweigen. Die Eltern müssen unterstützt werden, damit die ganze Familie über die Runden kommt. Es bleibt kein Platz dafür, den Gedanken an eine schulische Ausbildung zu verschwenden.

Die Wege sind zu weit, die Zeit ist zu kostbar. Es ist einer dieser viel beschriebenen Teufelskreise, aus denen nur die wenigsten der Kinder rauskommen.

Umso wichtiger sind die gemeinnützigen Organisationen, Projekte und auch einzelne Bemühungen, für Veränderung zu sorgen und zu helfen. Es kann ganze Generationen verändern, wenn Schulen gebaut werden, ja schon allein, wenn eine grundlegende medizinische Versorgung aufgebaut wird. Effektiv sind die, die nachhaltig helfen. Wird die direkte Versorgung von Kindern mit weitreichenden Projekten zu Herausforderungen wie Klimawandel, Armut und Ressourcenverbrauch vereint, können Kinder über Generationen hinweg gerettet werden. Alle Kinder verdienen es, Kinder zu sein!

Mein Arzt kommt aus Deutschland
German Doctors helfen ehrenamtlich
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Armutsregionen.
in
Ohne Ihre Spende geht es nicht: www.german-doctors.de
Maurice Ressel FOTO: LUCIAN COMAN/SHUTTERSTOCK
©
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Text Lukas Knochel

Gemeinsam Hoffnung schenken

Was lehrt uns die weltweite Corona-Pandemie? Im besten Fall einander zu helfen, wenn es drauf ankommt. Denn aktuell bedroht uns alle – ob in Europa, Asien oder Afrika – dieselbe Gefahr. Wenn wir also nur eines aus dieser Ausnahmesituation lernen, sollte es Solidarität sein. Als ein Zeichen von Empathie und Mitmenschlichkeit, als Botschaft des Zusammenhalts ist sie unverzichtbar für unsere Gesellschaft.

Seit Menschengedenken sind Kinder diejenigen, die am meisten unter Krisen leiden. Aktuell wachsen abertausende Mädchen und Jungen in Flüchtlingslagern auf. Unter ihnen auch Kinder, die Krieg und Gewalt erfahren haben. Viele mussten den Verlust naher Angehöriger oder Freunde miterleben und tragen seither selbst Verletzungen und unsichtbare Narben im Inneren. Wie Hilfsorganisationen berichten, lebte im Jahr 2019 fast jedes fünfte Kind in einem Konfliktgebiet. Ihr Alltag findet zwischen Gewalt, Armut und Krankheiten statt. Corona-Vorschriften wie Abstandhalten und regelmäßiges Händewaschen sind für sie fernab der Realität. Hier fehlt es schon an Seife und fließendem Wasser oder gar einer sicheren Mahlzeit am Tag. Was hingegen vorhanden ist, sind Existenzängste. Diese Kinder brauchen dringend Schutz und Sicherheit. Doch ohne Hilfe schafft es keines von ihnen, selbstbestimmt und gesund aufzuwachsen. Mancherorts sprechen wir schon heute von einer verlorenen Generation. Aber die Lage ist nicht hoffnungslos: Denn Kinder sind stark. Sie sind resilient. Sie können schwere Schicksalsschläge verkraften, wollen leben und lernen und haben Wünsche für ihre Zukunft. Vorausgesetzt, dass wir sie sehen, ihnen zuhören und ihnen Vertrauen schenken. Dieses Vertrauen in ihre Fähigkeit, das Leben zu meistern, ist für Kinder Ansporn und Starthilfe

zugleich. Und: Es ist ein Zeichen von Mitmenschlichkeit. Für jene, die unverschuldet in Kriege, Armut oder andere Krisen geboren werden. Denn jedes Kind hat das Recht auf Zukunft, egal, wo es geboren wird. Schauen wir also hin. Geben wir den Kindern die so dringend benötigte Hilfe und den Schutz, damit sie ihr Potential entfalten können.

Hier ist auch die Unterstützung von Unternehmen und Privatpersonen, die aktiv werden und sich für Verbesserungen einsetzen wollen, wichtig. „Gerade in

besonderen Zeiten wie diesen fühlen sich Unternehmen unter Umständen unsicher aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Doch in der Corona-Krise gibt es viele Kinder, die dringend unsere Unterstützung benötigen“, weiß Tobias Volker Knaup, Jungunternehmer aus Darmstadt. Mit vereinten Kräften ist es möglich, dafür zu sorgen, dass Mädchen und Jungen in Geborgenheit aufwachsen und Zusammenhalt spüren. Dafür, dass sie wieder träumen und unbeschwert wünschen können.

IHR UNTERNEHMEN FÜR KINDER IN NOT

Spenden statt schenken –Ihre Weihnachtsspende 2020

Kinder in Not haben existenzielle Sorgen. Ihr größter Wunsch? Oft einfach ein Dach über dem Kopf, nicht mehr hungern müssen, wieder in die Schule gehen können. Wir wollen, dass Kinder frei von Existenzängsten aufwachsen, dass sie viele Wünsche und Träume haben können – für sich und für ihre Familien. Mit der Teilnahme an der

Aktion Weihnachtsspende helfen Sie, Kinder so gut zu versorgen, dass sie wieder träumen und viele fantasievolle und kindliche Wünsche haben können. Gerade jetzt in Zeiten von Corona brauchen Kinder weltweit ganz besonders unsere Unterstützung. Ihre Unternehmensspende kann Kinderwünsche retten!

SPENDEN SIE JETZT:

IBAN: DE92 1002 0500 0003 2929 12

Stichwort: Aktion Weihnachtsspende oder online unter: www.savethechildren.de/weihnachtsaktion

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© Francesco Alesi Save the Children ANZEIGE Text Lukas Knochel
SAVE THE
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CHILDREN

COVID-19: Friedensarbeit in fragilen Staaten muss weitergehen

In Krisen- und Konfliktregionen besteht die Gefahr, dass sich Konflikte durch die Pandemie verschärfen.

Text Martina Rieken, Koordinatorin Öffentlichkeitsarbeit Konsortium Ziviler Friedensdienst

Die Corona-Pandemie trifft die Gesellschaften fragiler Staaten besonders hart. Die Gesundheitsversorgung steht vor dem Kollaps. Schwierige Lebensbedingungen begünstigen die Ausbreitung des Virus und führen zu einer Zunahme sozialer Spannungen und häuslicher Gewalt. Konflikte werden durch Versorgungsengpässe, Einkommensverluste und Ängste verschärft. Manch autoritäres Regime missbraucht die präventiven Maßnahmen gegen das Virus, um Meinungsfreiheit und Menschenrechte weiter einzuschränken. All das bildet einen gefährlichen Nährboden für Gewalt. Gerade jetzt ist es also wichtig, die Friedensarbeit fortzuführen und lokalen Partnern zur Seite zu stehen – um Konflikte zu entschärfen, Unruhen vorzubeugen und Menschenrechte zu schützen. Lokale zivilgesellschaftliche Organisationen leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, die Folgen der Pandemie

abzufedern. Sie setzen sich auch unter eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten für die Rechte verletzlicher Gruppen ein. Vielerorts füllen sie staatliche Versorgungslücken, etwa bei der gesundheitlichen Aufklärung. Auch die Arbeit des Zivilen Friedensdienstes (ZFD), einem Programm für Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen, geht weiter. ZFD-Fachkräfte unterstützen ihre Partnerorganisationen dabei, die Friedensarbeit anzupassen und aufrecht zu erhalten, häufig durch mobile und virtuelle Kommunikationswege.

In Timor-Leste informiert die Organisation Ba Futuru die Bevölkerung über COVID-19-Gefahren und -Schutzmaßnahmen. „Wir arbeiten sonst viel im direkten Kontakt mit unseren Zielgruppen und sind dafür im ganzen Land unterwegs“, sagt ZFD-Fachkraft André de la Chaux. „Solche Veranstaltungen sind aber derzeit nicht erlaubt. Deshalb sind wir auf virtuelle Möglichkeiten

umgestiegen.“ Trotz der Ungewissheit, die mit der Pandemie einhergeht, ist er im Land geblieben. Als Medienpädagoge bringt er für die Umstellung auf digitale Inhalte das nötige Handwerkszeug mit. „Für meine direkten Kolleginnen und Kollegen erstelle ich kleine TutorialVideos, die erläutern, wie sie diverse

Programme und Apps im Homeoffice einsetzen können. Auch eine kleine ELearning-Einheit zum Thema Fake und Hoax News ist in Planung.“ Auch das Ausmaß häuslicher Gewalt ist vielerorts explodiert. In Bolivien herrschen strenge Ausgangssperren. Besonders Frauen und Kinder sind ihren Peinigern so oft schutzlos ausgeliefert. ZFD-Partner Centro Juana Azurduy (CJA) steht ihnen trotz aller Einschränkungen bei. Das Team aus Juristinnen und Psychologinnen hat Notrufnummern eingerichtet. Es berät Betroffene – seit Oktober auch wieder im Büro – und bringt Straftaten zur Anzeige. Um das Schweigen über die Gewalt zu brechen, klärt CJA über die sozialen Medien und einen eigenen Radiosender auf. Zusammen mit anderen Organisationen fordert CJA die Regierung regelmäßig auf, Frauen, Jugendliche und Kinder während der Ausgangssperre besser vor Gewalt zu schützen.

Zum Beispiel mit Street-Art von Omar

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Chimère
sensibilisieren. Friedensarbeit unter Corona-Bedingungen? Das geht! Warum das den Frieden fördert und Gewalt vorbeugt? Mehr erfahren und weitere Beispiele: www.ziviler-friedensdienst.org/corona-pandemie © Omar Chimère Diaw Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit ZIVILER FRIEDENSDIENST entstanden. Die Organisation Ba Futuru setzt schon immer auf kreative Wege. In Zeiten von COVID-19 allerdings vor allem im virtuellen Raum FOTO: BA FUTURU
Diaw, dessen Graffiti in Guinea für COVID-19

Dieser

Mit Gemüse gut gewappnet

FOTO: WELTHUNGERHILFE/GLINKSI

Unermüdlich lockerte Zia Gul Erde und legte frische Beete an, als sie in ihren neuen Beruf als Gemüselandwirtin startete. Vor einem Jahr hatte die 50-Jährige eine Schulung der Welthungerhilfe besucht und Saatgut erhalten. Schon wenige Monate später sah Zia Gul die Resultate in ihrem Küchengarten: frische Tomaten, Auberginen, Paprika, Zwiebeln und Kräuter. Damals konnte sie nicht ahnen, welchen Lohn sie im darauffolgenden Jahr für ihre Mühe erhalten würde.

Corona brachte Hunger

Während Zia Gul im Frühjahr wieder mit dem Gemüseanbau begann, erreichten beunruhigende Nachrichten ihr kleines Dorf in der afghanischen Provinz Herat. Zehntausende WanderarbeiterInnen, die jahrelang im Iran gelebt hatten, überquerten die Grenze. Im Nachbarland

war das Corona-Virus ausgebrochen. Es ging schnell, bis auch in Herat die ersten Infektionen gemeldet wurden. Angst breitete sich aus, denn eine gute Krankenversorgung gibt es hier nicht. Das Stadtzentrum, Schulen und Regierungsgebäude schlossen.

Für tausende Menschen in Afghanistan bedeuten die Folgen der Pandemie nun Arbeitslosigkeit, oft sogar Hunger. Lebensmittelpreise schießen in die Höhe und Importe bleiben aus. Auch in Zia Guls Dorf standen plötzlich viele ohne Arbeit und ohne jedes Einkommen da. „Wir sollten in unseren Häusern bleiben, damit wir uns nicht anstecken. Es verbreiteten sich Gerüchte über das Virus, niemand wusste, was der Wahrheit entsprach.“

Genügend Essen dank Gemüsegarten

Etwas Verlässliches gab es jedoch: Zia

Projektteilnehmerin Zia Gul bei der Kräuterernte in ihrem Gemüsegarten.

Guls Gemüsegarten. Er bot und bietet der zehnköpfigen Familie in dieser unsicheren Situation genügend und dazu gesundes Essen – außergewöhnlich schon zu normalen Zeiten. Denn über 40 Prozent der Bevölkerung in Afghanistan können sich nicht ausreichend und ausgewogen ernähren, bis zu 26 Prozent der Kinder zeigen Anzeichen von Mangelernährung. Im vergangenen Herbst konnte Zia Gul vom verkauften Gemüse sogar etwas Geld sparen. Auch das hilft der Familie jetzt aus der Not. „Niemand hätte ahnen können, dass uns solch ein Virus treffen würde. Aber dank des Gartens waren wir so gut auf die Krise vorbereitet, wie es überhaupt möglich ist“, sagt Zia Gul. „Meine Arbeit ist zu Hause, also bin ich nicht arbeitslos geworden. Meine Kinder können nicht zur Schule – dafür helfen sie mir jetzt mit der Ernte“, lächelt Zia Gul.

WELTHUNGERHILFE

Als eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland setzt sich die Welthungerhilfe seit ihrer Gründung dafür ein, dass alle Menschen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Hunger und Armut haben. Sie leistet Unterstützung im Katastrophenfall. Darüber hinaus ermöglicht sie gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen in fast 40 Ländern Menschen, ihr Leben dauerhaft zu verbessern. Um ihre Arbeit erfolgreich zu verwirklichen, ist die Welthungerhilfe auf die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern angewiesen.

LOREM IP SUM DOLOR SIT ADUNT

Neben einer klassischen Spende gibt es auch die Möglichkeit, die Welthungerhilfe testamentarisch zu bedenken. Mit schon einem Prozent Ihres Nachlasses können Sie in den Projekten Großes bewirken und über den Tod hinaus den Ärmsten der Armen Hoffnung schenken. Fordern Sie unverbindlich den kostenlosen Testamentsratgeber an.

Marc Herbeck

Telefon 0228 – 22 88 602 marc.herbeck@welthungerhilfe.de www.welthungerhilfe.de/vererben

19 Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info ANZEIGE WERTE WEITER REICHEN © Felschen Welthungerhilfe Stiftung Welthungerhilfe Friedrich-Ebert-Straße 1 53173 Bonn Telefon 0228 2288-600 Unser kostenloser Testamentsratgeber gibt Ihnen Anregungen zur Testamentsgestaltung. www.welthungerhilfe.de/vererben 1% Bereits mit einem Prozent Ihres Nachlasses können Sie Großes bewirken. Zukunft gestalten Bedenken Sie die Welthungerhilfe in Ihrem Testament und sichern Sie so die Lebensgrundlage vieler Menschen in Not.
Für tausende Menschen in Afghanistan bedeuten die Folgen der Corona-Pandemie Arbeitslosigkeit, oft sogar Hunger. Die 50-Jährige Zia Gul hatte Glück: Weil sie im letzten Jahr mit Unterstützung der Welthungerhilfe einen Gemüsegarten angelegt hat, haben sie und ihre Familie auch in dieser unsicheren Zeit genug zu Essen. Artikel ist in Zusammenarbeit mit WELTHUNGERHILFE entstanden.

Engagierte Unternehmen und Organisationen stellen sich vor

OEKO-TEX®– aus Verantwortung für eine nachhaltige(re) Zukunft

Mit ihrer fast 30-jährigen Erfahrung ist die in der Schweiz ansässige OEKO-TEX® Association weltweit führend darin, es Konsumenten und Unternehmen zu ermöglichen, unseren Planeten durch verantwortungsvolles Handeln zu schützen. Bestehend aus 18 unabhängigen Mitgliedsinstituten und Kontaktbüros in weltweit über 60 Ländern, bietet OEKO-TEX® standardisierte Lösungen, mit denen Kunden aus dem Textil-, Mode- und Leder-Bereich ihre Herstellungsprozesse optimieren können und somit dazu beitragen, hochwertige und nachhaltige Produkte auf den Markt zu bringen. Aktuell nutzen über 16.000 Hersteller, Marken und Handelsunternehmen in mehr als 100 Ländern die Standards von OEKO-TEX®. Ihre Labels wie der STANDARD 100 sowie der LEATHER STANDARD by OEKO-TEX® stehen für eine hohe Produktsicherheit und garan-

tieren, dass alle Bestandteile eines Textilbzw. Lederproduktes auf Schadstoffe überprüft worden und somit humanökologisch unbedenklich sind. Somit dienen die OEKO-TEX® Labels Millionen Menschen rund um den Globus nicht nur als Orientierung für ihre Kaufentscheidungen, sondern bieten ebenfalls Vertrauen und Transparenz. Die Mission der Association ist es, Vertrauen in Textilien und Leder sowie deren Produktion zu schaffen und damit Verbrauchern und Unternehmen ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten. Zum Produktportfolio der 1992 gegründeten OEKO-TEX® Association gehören drei Produktlabel und Zertifizierungen, eine Zertifizierung für Produktionsstätten, ein Analysetool für Produzenten sowie eine Zertifizierung für Chemikalien. Mit dem jüngsten Zugang MADE IN GREEN by OEKO-TEX®, bietet der Zertifizierer seit 2015 ein nachverfolgbares

Label, das Textilien und Lederwaren kennzeichnet, die nicht nur in umweltfreundlichen Betrieben unter sozial verantwortlichen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden, sondern zusätzlich auch auf Schadstoffe überprüft und somit nicht gesundheitsschädlich sind. Das MADE IN GREEN by OEKO-TEX® Label vereint die Zertifizierung nach dem bekannten Label STANDARD 100 sowie STeP by OEKO-TEX®, einem Zertifizierungssystem für Produktionsstätten. Dank eines QR-Codes bzw. einer eindeutigen, individuellen Produkt-ID können Konsumenten direkt zurückverfolgen, in welchen Ländern und Produktionsbetrieben der gekennzeichnete Artikel produziert wurde. So erhält der Verbraucher unmittelbar und direkt vor Ort alle detaillierten Informationen zu einem Artikel und kann sich so vergewissern, dass er nachhaltig und fair konsumiert.

Gemeinsam vorsorgen. Besser helfen. Der Katastrophe immer eine Spende voraus!
Text

Gemeinsam vorsorgen. Besser helfen.

Der Katastrophe immer eine Spende voraus!

Spendenkonto:

D62 3702 0500 0000 1020 30

Jetzt Förderer werden unter:

Aktion-Deutschland-Hilft.de

Aktion Deutschland Hilft gibt es seit fast zwei Jahrzehnten – und ich erinnere mich an die Gründung, als wäre es gestern gewesen. Inzwischen haben sich unserem Bündnis 23 Hilfsorganisationen angeschlossen. Die Idee ist dieselbe geblieben: Jede Bündnisorganisation leistet genau die Hilfe, die sie am besten leisten kann. Und jede kann ihr ganz besonderes Wissen einbringen.

Seit 2001 konnten wir rund 2.400 Hilfsprojekte in 130 Ländern umsetzen und damit das Leid von Millionen Menschen lindern. Das tun wir bis heute. Wir helfen nach Tsunamis, Erdbeben und Wirbelstürmen, wir stehen Familien auf der Flucht ebenso zur Seite wie hungernden Kindern, Frauen und Männern.

Doch wir helfen den Menschen nicht nur in der akuten Not nach einer Katastrophe. Ein wichtiger Bestandteil unserer weltweiten humanitären Hilfe ist es, durch Katastrophenvorsorge-Projekte Leid zu verhindern, noch bevor es geschieht. Naturkatastrophen nehmen weltweit zu. Teils ist das dem Klimawandel geschuldet. Die ärmsten Länder leiden oft am meisten unter den Folgen. Umso wichtiger ist es, Menschen in Risikogebieten besser auf Naturkatastrophen vorzubereiten – damit Erdbeben, Tsunamis, Stürme oder Dürren nicht zu humanitären Katastrophen werden.

Es gibt viele Beispiele für Katastrophenvorsorge. Erdbebensicheres Bauen rettet Leben. Getreidespeicher wappnen gegen Hunger. Hygieneprojekte bekämp -

fen Seuchen wie Corona. Schulungen helfen Kleinbauern, sich besser auf Dürren vorzubereiten. Und: Sie ist effizient. Jeder Euro, der in Vorsorgeprojekte fließt, spart später Geld beim Wiederaufbau und der akuten Nothilfe. Die aktuelle Pandemie hat uns allen gezeigt, wie Katastrophen von einem Tag auf den anderen alles verändern können. Keiner weiß, wann die nächste passiert. Doch wenn sie passiert, müssen wir bereit sein. Lassen Sie uns gemeinsam schneller sein als die Katastrophe. Ihre Spende von heute kann morgen Leben retten!

Übrigens: Eine regelmäßige Spende gibt uns mehr Planungssicherheit für unsere weltweiten Hilfsprojekte. Und Sie helfen immer genau dort, wo Hilfe am schnellsten gebraucht wird!

Libanon am Abgrund –Hilfe für die Opfer der Explosionskatastrophe

Am 4. August brach über Beirut die Katastrophe herein. Eine der größten nichtnuklearen Explosionen der Menschheitsgeschichte riss die Stadt in Trümmer. Die Folge: Rund 200 Tote, über 6.500 Verletzte, mehr als 300.000 Obdachlose. Der Libanon, schon vorher geschwächt durch Politik- und Wirtschaftskrise, steht am Abgrund. Viele Libanesen haben sich schon vor der Explosion die Frage gestellt: Gehen oder Bleiben? Der Druck zu Neuanfang im Ausland hat sich weiter verstärkt. Das gilt auch für die Angehörigen der christlichen Gemeinde in Beirut. Das christliche Viertel liegt nahe am Hafen, dem Explosionsort. Es ist darum besonders schwer getroffen.

Kirchliche Anlaufstellen sind für die Menschen da Doch es gibt vereinzelte Lichtblicke in Beiruts Trümmerfeld. Neben zahlreichen Hilfsorganisationen sind die kirchlichen Mitarbeiter vor Ort und versorgen die Menschen so gut sie können. Eine von ihnen ist Schwester Rita. Sie arbeitet im „Schutzzentrum für Mütter und Kinder“. Ihre Einrichtung hat vor der Explosion etwa 120 Familien betreut, jetzt sind es 500. Es gibt eine Suppenküche und eine Ausgabestelle für Nothilfepakete. Darin sind zum Beispiel Konserven, Hygieneartikel und andere Kleinigkeiten für den persönlichen Bedarf. Tausende Menschen sind darauf angewiesen. Nun, zu Beginn des Winters, stehen im Schutzzentrum und den be-

nachbarten Häusern dringende Reparaturen an – Dächer müssen abgedichtet, neue Fenster eingesetzt werden. „Die Lage ist dramatisch, weil die meisten Menschen nichts haben. Aber wir halten zusammen“, sagt Schwester Rita. Doch ohne Unterstützung aus dem Ausland geht es nicht.

Helfen Sie den Überlebenden der Explosionskatastrophe im Libanon!

• 25 Euro füllen ein Nothilfepaket für eine Familie für einen Monat.

• 50 Euro unterstützen die Hilfe von Schwester Rita für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder.

• 250 Euro helfen, Wohnungen und öffentliche Einrichtungen im christlichen Viertel Beiruts instandzusetzen.

Alle Informationen über MADE IN GREEN by OEKO-TEX® und STANDARD 100 by OEKO-TEX® finden Sie hier

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Manuela Roßbach geschäftsführende

Vorständin von Aktion Deutschland Hilft

KIRCHE IN NOT

LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509

0300 0002 1520 02

BIC: GENODEF1M05

Online-Spende: spendenhut.de Verwendungszweck: Libanon

kirche-in-not.de

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Explosion im Beiruter Hafenviertel.
FOTO: KIRCHE IN NOT
Text Tobias Lehner
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„Influencer sind wir alle!“

Ich habe jetzt auch mal diese vegane Wurst gekauft und du hast Recht, die schmeckt fast wie die Leberwurst, die ich schon immer esse. Hat nur weniger Fett und ist gesünder.“, entgegnete mir mein Opa neulich am Esstisch.

Mein Opa isst nun also auch mal die vegane Wurst, weil sie ihm genauso schmeckt und für ihn ein gesundheitliches Plus hat. Thema war die besagte vegane Wurst einige Monate zuvor und wurde damals noch vehement abgelehnt. Veganismus ist oftmals noch ein schwieriges Thema. Vegane Ernährung wird mit Mangelerscheinungen, geschmacklosen Tofu-Klumpen und Körnern gleichgesetzt. Aber die Zeiten sind definitiv vorbei – spätestens seit mein Opa sich genüsslich die vegane Leberwurst auf seine Stulle schmiert. Und damit ist er nicht alleine. Letztes Jahr lag der Absatz veganer Produkte weit höher als in den Jahren davor. Im Jahr 2019 wurden 1,22 Milliarden Euro Umsatz mit veganen und vegetarischen Lebensmitteln erzielt. Zum Vergleich waren es 2017 noch rund 736 Millionen Euro. Auch die Zahl der Veganer:innen steigt stetig. Laut aktuellen Studien leben in Deutschland zwischen 1,13 und 2,6 Millionen Menschen vegan. Zum Vergleich: Noch 2008 gaben bei der Nationalen Verzehrsstudie II weniger als 80.000 Menschen an, sich vegan zu ernähren.

Veganismus hat angesichts des Klimawandelns, steigender Bevölkerungszahlen und anderen Faktoren eine unbedingte Daseinsberechtigung.

Denn häufig können pflanzliche Lebensmittel ressourcenschonender produziert werden, sparen CO2 und Wasser ein. Es ist übrigens ein moderner Mythos, dass für den Tofu Burger Regenwälder abgeholzt werden. Denn tatsächlich landet das meiste weltweit angebaute Soja in den Futtertrögen. 70 bis 75 Prozent der weltweiten Sojaernte sind für die industriellen Fleischproduktion bestimmt. Tatsächlich stammen die Sojabohnen für den menschlichen Verzehr überwiegend aus Europa und Kanada und für das Tofuwürstchen wird somit kein Regenwald abgeholzt.

1,3 Rund

Millionen Menschen in Deutschland leben vegan oder verzichten weitgehend auf tierische Produkte. Rund 8 Millionen Menschen in Deutschland leben bereits vegetarisch.

„Aber wenn du jetzt nur noch diese Wurst isst, musst du aufpassen, dass du keine Mangelerscheinungen bekommst“, feixt meine Oma lachend Richtung Opa. Ein Thema, mit dem VeganerInnen sich immer wieder konfrontiert sehen und das man durchaus (unabhängig der eigenen Diät) immer Ernst nehmen sollte. Tatsächlich ist es so, dass über die vegane Ernährung oftmals nicht genug Vitamin B12 aufgenommen wird. Dieses kann man aber sehr leicht supplementieren. Das ist dann aber häufig das Totschlagargument gegen den Veganismus – Stichwort: unnatürlich! Eigentlich könnten wir B12 über Obst und Gemüse aufnehmen, denn die Böden waren mal voll mit den Bakterien, die B12 produzieren. Durch ausgelaugte Böden und einer sterileren Umwelt können wir B12 aber nicht mehr über diesen natürlichen Weg bekommen. Das

gilt übrigens für Tiere genauso, denn das B12, das man über Fleisch zu sich nimmt, wird häufig auch einfach supplementiert.

„Übrigens, die Schwarzwälder Kirschtorte eben war auch vegan!“, überrascht meine Mutter den halben Tisch. „Das glaube ich nicht!“, entgegnet mein Opa schon fast entsetzt. „Hättest du das vorher gesagt, hätte ich wohl nicht probiert. Die war aber echt lecker. Machst du die nochmal?“ Essgewohnheiten sind letztlich auch nur Gewohnheiten. Häufig spielen unsere Gedanken und Emotionen dabei eine wichtige Rolle. Im Bezug auf pflanzliche Kost muss man sich vielleicht manchmal überraschen lassen, auch mal etwas Neues ausprobieren und andere Wege einschlagen. Denn das Schöne dabei ist, vegane Ernährung tut wirklich niemandem weh – weder Tier, noch Mensch.

@victoria vanviolence

victoriavanviolence.com

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Victorias Patenschwein Tinkerbell im Tierheim Berlin

Betörender Duft zu allen Gelegenheiten – Kuchen bringt Menschen aller Generationen zusammen, verzaubern unsere Geschmacksknospen und sind mit zahlreichen Erinnerungen verbunden. Ob es das wohlgehütete Familienrezept, der zeitlose Klassiker oder die neueste, gerade angesagte Trendkreation ist, ein Fest oder Geburtstag ohne Torten und Cupcakes ist für die meisten Menschen völlig undenkbar.

Tierliebe fängt beim Essen an

Bis heute ist es für die meisten Menschen selbstverständlich, beim Backen tierische Zutaten zu verwenden. Schließlich sind die Rezepte erprobt und das Ergebnis schmeckt einfach köstlich. Jeder hat mindestens einen Lieblingskuchen und freut sich jedes Jahr erneut auf die traditionellen Weihnachtsplätzchen – und genau das soll auch so bleiben. Aber tatsächlich gibt es heute genügend Gründe, den Konsum

Backen mit Herz

Wer kann ihr schon widerstehen, der süßen Verführung? Wenn es in der Küche nach frischem Gebäck duftet, läuft uns allen das Wasser im Munde zusammen. Süßes schmeichelt der Seele und tut einfach gut. Mit ein paar Tricks ist es dabei ganz einfach, sich für die Tiere in der Landwirtschaft starkzumachen.

Text Verena Jungbluth, Chefredakteurin | Leitung Veganismus beim Deutschen Tierschutzbund

tierischer Produkte zu hinterfragen. Denn genau jetzt in diesem Moment leiden Milliarden Tiere, verschwinden Arten und ächzt die Erde unter unserem Raubbau an der Natur. Unsere Ernährungs- und Lebensweise hat direkte Auswirkungen auf die Tiere sowie Menschen weltweit, die Umwelt, das Klima, die globalen Ressourcen und die gesamte biologische Vielfalt. In der heutigen Produktion unserer Lebensmittel liegen die größten Tierschutzprobleme unserer Zeit. Eier, Milch, Käse, Fleisch und Fisch sind nicht nur Lebensmittel. Es sind Teile oder Produkte von Tieren, die einmal geatmet, deren Herzen geschlagen haben – und das in einem System, das ihre Bedürfnisse völlig missachtet. Dabei liegt es in der Macht jedes Einzelnen, etwas dagegen zu tun und ein Zeichen zu setzen – durch einzelne vegane Mahlzeiten oder eine gänzlich pflanzliche Lebensweise. Denn Tierschutz beginnt in unserem Alltag und Tierliebe fängt beim Essen an.

Weil jede Mahlzeit zählt

Auf pflanzliche statt tierische Zutaten zu setzen, bedeutet nicht, auf kulinarische Vielfalt oder Geschmackserlebnisse zu verzichten. Im Gegenteil: Neben unzähligen herzhaften Gerichten sind auch Kuchen und Torten im Handumdrehen ohne tierische Zutaten zubereitet. Denn so vielfältig wie die Rezeptkreationen sind auch die pflanzlichen Alternativen für Milch, Sahne, Butter und Ei. Von Hafer-, Soja- und Mandel- über Reis- und Cashewbis hin zu Kokos- oder Haselnussdrinks – die pflanzlichen Milchalternativen bestechen allein schon durch ihre Bandbreite. Unabhängig von der individuellen Geschmacksnote eignen sie sich durch die Bank weg wunderbar als Milchersatz in Kaffee oder im Müsli und ersetzen die Kuhmilch im Kuchenteig einwandfrei. Darüber hinaus gibt es verschiedene Barista-Editionen, die sich wunderbar aufschäumen lassen und so auch den Cappuccino oder Latte macchiato völlig tierleidfrei auf die

Kaffeetafel bringen. Ergänzt wird die Drinkpalette durch Sahnealternativen, die sich wunderbar für Cremes und den Teig oder – wenn sie als aufschlagbar gekennzeichnet sind – als Sahnehaube für den Kuchen eignen. Auch vegane Margarine gibt es in zahlreichen Varianten, und eingeweichte Leinsamen, Fruchtmus, Sojamehl oder Ei-Ersatzpulver ersetzen die Eier im Kuchenteig tadellos. Es gibt heute keinen Grund mehr, die pflanzlichen Produkte nicht einfach mal auszuprobieren. Es ist an der Zeit, dass jeder zumindest einmal darüber nachdenkt, ob es denn wirklich immer das Ei oder die Kuhmilch sein muss und ob ein Kuchen, den jeder im Handumdrehen auch vegan zubereiten kann, es wirklich wert ist, dass dafür Tiere leiden und sterben müssen. Für uns ist es doch ein Leichtes, mal etwas Neues auszuprobieren, die so beliebten alten Rezepte kreativ abzuwandeln und einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu wagen. Für die Tiere geht es um ihr Leben.

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FOTO: FEDOROVACZ/SHUTTERSTOCK
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND entstanden.

WAHRHEIT ODER FAKE?

Die digitale Welt verändert unseren Alltag – und auch die Arbeit von Amnesty International. Mitarbeiter Sam Dubberley analysiert Videos und Fotos, um Menschenrechtsverbrechen aufzudecken.

SAM DUBBERLEY

„Wir sehen täglich Bilder des Schreckens. Um Traumatisierungen vorzubeugen, werden unsere Ehrenamtlichen fortlaufend von uns betreut.“

Achtzehn Gefangene knien im Wüstensand, die Hände gefesselt, die Köpfe in schwarze Säcke gehüllt.

Männer mit Maschinenpistolen treten heran und erschießen die Gefangenen. Bilder des Schreckens. Im Sommer 2017 tauchte dieses Video auf und verbreitete sich blitzschnell im Netz. Wer hatte es hochgeladen? Wer sind die Gefangenen, wer die Mörder? Zeigen die Bilder tatsächlich eine Hinrichtung oder ist die Szene gestellt?

„Solche Videos sind für unsere Arbeit ungemein wichtig geworden“, sagt Sam Dubberley. Der gebürtige Brite arbeitet in Berlin für das internationale Krisenteam. „Viele Amnesty-Berichte sind durch gepostete Bilder und Videos überhaupt erst möglich geworden. Aber wir hinterfragen alles.“

Verbrechen dokumentieren mit einem Klick

Dank Smartphone mit Kamera können potenziell Menschen weltweit journalistisch arbeiten. In Ländern ohne freie Presse ist das besonders wichtig: Nur ein Klick – und ein Verbrechen ist dokumentiert. Ein weiterer Klick – und es ist online. Aber genauso schnell kann auch eine Fälschung in Umlauf gebracht werden. Dubberley hat deshalb ein Netzwerk zur Überprüfung digitaler Bilder ins Leben gerufen. Das Digital Verification Corps (DVC) umfasst

derzeit 120 Ehrenamtliche, Studierende an Universitäten in vier Kontinenten. Er bildet die jungen Menschen aus, damit sie für Amnesty Bildmaterial im Internet sichten und herausfinden, was auf den Videos und Fotos tatsächlich zu sehen ist. „Viele Täuschungen können ganz schnell aufgedeckt werden: Jemand postet ein Video und behauptet, es zeige ein Selbstmordattentat in Syrien. Wir finden dann aber heraus, dass das Video bereits vor drei Jahren erschien und aus dem Irak stammt“, erklärt Dubberley.

Besondere Kennzeichen helfen, eine Aufnahme zu lokalisieren: „Wir sehen zum Beispiel im Hintergrund eine auffällige Moschee oder eine merkwürdige Anordnung von Bäumen. Danach können wir auf Satellitenbildern suchen, um den Ort einer Aufnahme genau zu bestimmen.“

Hinrichtungsvideo schreibt Rechtsgeschichte

Amnesty kann Opfern von Menschenrechtsverletzungen nur dann glaubhaft eine Stimme verleihen, wenn die Informationen auch stimmen. Das ist umso wichtiger, als Machthaber immer häufiger dazu übergehen, unbequeme Nachrichten als Fake News zu denunzieren, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Das Hinrichtungsvideo mit den 18 Gefangenen konnte dank digitaler Recherchearbeit verifiziert werden und hat Rechtsgeschichte geschrieben. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat erstmals einen Haftbefehl aufgrund eines Internet-Clips erlassen.

Nur mit Ihrer Unterstützung funktioniert unser Einsatz! Stärken Sie unsere Arbeit für die Menschenrechte auch in Zukunft und bedenken Sie Amnesty in Ihrem Testament. Vielen Dank.

Bestellen Sie unseren kostenfreien Ratgeber zur Nachlassplanung unter: www.amnesty.de/inzukunft

MENSCHENRECHTE

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