Patient im Mittelpunkt

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PATIENT IM MITTELPUNKT

Zukunft Gesundheitsversorgung und Patientensicherheit

„Wir müssen die Digitalisierung als Zugewinn sehen!“

Dr. Johannes Wimmer im Interview.

Seite 06

NICHT

VERPASSEN:

Mixed Reality

Digital vernetzt durch die Operation

Seite 10

KHZG
Titelbanner Patientenportal Druck.pdf 1 02.03.22 16:37 EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET
READY

VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT IN DIESER AUSGABE

Katja Wilksch

Unser Gesundheitsdenken ist stärker denn je, warum aber fällt es uns dann so schwer, hier auch Platz für Digitalisierung zu lassen?

IN DIESER AUSGABE

04

360° Patientensicherheit Aktionsplan für eine bessere medizinische Versorgung

08

Elektronische Patientenakte Arztbesuch auf Augenhöhe

Digital gesünder?

Braucht man das? Das ist eine Frage, die oft fällt, wenn es um neue Technologien geht. Auch im Gesundheitswesen herrscht noch immer viel Skepsis gegenüber der Digitalisierung. Frei nach dem Motto: Deutschland habe doch eines der besten Gesundheitssysteme weltweit – also warum sollten wir etwas ändern müssen?

Sebastian Zilch Geschäftsführer Bundesverband GesundheitsIT – bvitg e. V.

WKey Account Manager Health: Katja Wilksch Geschäftsführung: Richard

Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director), Franziska Manske (Head of Editorial & Production), Henriette Schröder (Sales Director) Designer: Ute Knuppe Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@mediaplanet.com

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Alle Artikel mit der Kennung „in Zusammenarbeit mit“ sind keine neutrale Mediaplanet-Redaktion.

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ir alle haben in den vergangenen Monaten erlebt, dass auch unser Gesundheitssystem an seine Grenzen gelangen kann. Gerade die digitalen Versäumnisse vergangener Jahrzehnte wurden dabei mehr als ersichtlich: Oft fehlte es an verlässlichen Daten und die Politik musste ihre Entscheidungen nicht selten auf Basis von Schätzungen und Prognosen fällen. Mehr Digitalisierung war folgerichtig eine der Kernempfehlungen eines Ende Januar veröffentlichten Berichts des COVID19-Expert*innenrats der Bundesregierung.

Corona könnte dabei nicht einmal die größte Belastungsprobe gewesen sein. Landflucht, eine immer älter werdende Gesellschaft und Fachkräftemangel sind schon heute ganz reale Herausforderungen, die sich eher noch weiter verschärfen werden.

Bei der Lösung kann die Digitalisierung eine Schlüsselrolle einnehmen. Digitale Anwendungen

sind dabei alles andere als Science-Fiction, sondern im Gegenteil schon heute erlebbar: von der digitalen Terminvergabe über Videosprechstunden bis hin zu Apps auf Rezept, die Patientinnen und Patienten unterstützen, gesund zu werden und zu bleiben.

Bald werden wir auch ganz selbstverständlich in der Arztpraxis ein elektronisches Rezept für Medikamente ausgestellt bekommen sowie auf wichtige Diagnosen und Befunde jederzeit mit einer elektronischen Patientenakte zugreifen können. Ganz zu schweigen davon, dass IT schon heute im Hintergrund für einen reibungslosen Ablauf in Gesundheitseinrichtungen sorgt und dabei hilft, medizinisches Personal zu entlasten.

Die Mehrwerte sind also da, jetzt gilt es sie nur zu vermitteln und zu nutzen und weitere Potenziale zu erschließen. Damit es bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen eines Tages nicht mehr heißt: Braucht man das? Sondern: Wie konnten wir nur ohne?

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Please recycle

Fallbeispiel: Depression

Warum eine patientenzentrierte Wahrnehmung so wichtig ist.

Die Corona-Pandemie und das zunehmend unsichere Weltgeschehen stellt Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, vor immense Herausforderungen. Denn: Unter einer Depression vergrößert sich alles Negative im Leben und wird ins Zentrum gerückt. Sorgen und Ängste scheinen ins Unüberwindbare zu wachsen.

Fast 20 Prozent aller Menschen sind von einer Depression betroffen. Neun von

Jede*r Fünfte erkrankt an Depression.

zehn Suiziden unter jungen Erwachsenen werden mit Depression in Verbindung gebracht. Aus Angst vor Vorurteilen und Stigmatisierung vermeiden Menschen, die mit einer Depression leben, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Depressionen betreffen aber auch das Umfeld der erkrankten Menschen wie Familie, Freunde und auch Arbeitskollegen. Auch diese gilt es zu unterstützen und ihnen langfristig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Trotz der großen Zahl an Menschen, die direkt oder

Zu selten wird offen über Depression gesprochen.

Text Luke Schröder

indirekt von Depressionen betroffen sind, scheint die Depression immer noch ein Tabuthema zu sein und nicht als Krankheit wahrgenommen zu werden. Umso dringlicher scheint es, die Erkrankung weiter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und Betroffene Patient*innen in den Mittelpunkt zu stellen. Ziel sollte es sein, über die Erkrankung mit ihren möglichen „schlimmen“ Konsequenzen in der Gesellschaft aufzuklären. Die Erkrankung ernst nehmen, und

Die Erkrankung wird oft zu spät erkannt und damit zu spät behandelt.

im zweiten Schritt die Ernsthaftigkeit der Erkrankung zu vermitteln, um so Betroffenen einen offenen Umgang zu ermöglichen, damit schnell Hilfe aufgesucht und auch eine Therapie vermittelt werden kann. Ist die Angst, von Angesicht zu Angesicht über das Leiden zu sprechen, zu groß, gibt es immer mehr Möglichkeiten, auch auf digitalem Weg Gehör zu finden, um frühzeitig und offen über Depression reden zu können. Denn nur wer sich rechtzeitig austauscht und informiert, dem kann besser und schneller geholfen werden.

„Stell dich nicht so an“ hat mich nur noch mehr runtergezogen.

Die Erkrankung Depression wird immer noch verharmlost, verleugnet und versteckt. Die Folgen sind fatal. Doch wir können etwas dagegen tun. Wir können uns #GemeinsamGegenDepression stellen und off en über das Thema reden. Infos, Hilfe und Andys Geschichte unter www.gemeinsam-gegen-depression.de

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360° Patientensicherheit

Seit über 15 Jahren setzt sich das Aktionsbündnis Patientensicherheit als Netzwerkorganisation, gebildet aus Akteuren aus der gesamten Bandbreite des deutschen Gesundheitssystems, für die Erhöhung von Patientensicherheit ein.

Das Ziel: gemeinsam für mehr Patientensicherheit! (#togetherpatientsafetyfirst.)

Dabei widmet sich das Bündnis der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Das Aktionsbündnis

Patientensicherheit ist seit seiner Gründung

Motor für dieses Thema in Deutschland.

Text Aktionsbündnis Patientensicherheit

Auf die WHO und deren „Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit 2021–2030“ konzentriert das Aktionsbündnis Patientensicherheit seine Kommunikation und seine Veranstaltungen im Jahr 2022. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit will als das Organ in Deutschland, das für eine Erhöhung von Patientensicherheit steht, dabei unterstützen, wenn Deutschland sich an den

Dr. Ruth Hecker

Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit

globalen Zielen messen lassen muss. Vor allem aber könnten der Aktionsplan und damit losgetretene Prozesse endlich dazu führen, das Thema Patientensicherheit in Deutschland nachhaltig umzusetzen.

Erst zum vergangenen „Welttag der Patientensicherheit“ betonte das Aktionsbündnis Patientensicherheit, dass die Maßnahmen in Deutschland, um Qualität der medizinischen Versorgung in Deutschland zu erhöhen, nicht ausreichten. So erläuterte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Dr. Ruth Hecker, dass das schwächste Glied im Gesundheitswesen, der Patient oder die Patientin, aufgrund der Komplexität des Gesundheitswesens und im Streit der unterschiedlichen Interessengruppen um ihre jeweilige Aufmerksamkeit auf der Strecke bleibe. Und damit seine oder ihre bedarfsgerechte und sichere Versorgung. „Sicherheitskultur ist der Dreh- und Angelpunkt, auch eines der Ziele innerhalb des Globalen Aktionsplans für Patientensicherheit 2021–2030 und zentral für eine gute Patientenversorgung“, ist Dr. Ruth Hecker überzeugt. „Wenn wir mehr Sicherheitskultur fördern und fordern, wird das, was bei unseren Patientinnen und Patienten ankommt, besser sein.“ Und weiter: „Die

Sicherheitskultur ist nicht da, wo sie sein müsste. Ich möchte, dass wir uns alle für die Patientensicherheit starkmachen und dass das Kriterium Patientensicherheit überall einen höheren Stellenwert bekommt. Dafür müssen wir ehrlich miteinander umgehen, wenn es darum geht, Bedingungen oder Fehler in der medizinischen Versorgung anzusprechen, und versuchen, Lösungen zu erarbeiten. Die Person, die Probleme anspricht, sollte dies ganz frei tun können. Es soll eine Kultur geprägt werden, in der wir bewusst mit Risiken umgehen, um so für mehr Sicherheit für Mitarbeitende und Patienten zu sorgen.“

Constantin Grosch, stellvertretender Vorsitzender des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, zeigte kürzlich auf, dass in der Planung für die nächste Legislaturperiode Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitswesen so gut wie keine Erwähnung fanden. Auch das Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen und die Nutzen für Patient*innen seien zu wenig, betonte der Verein. Die elektronische Patientenakte etwa sei nicht einfach handhabbar und im Moment nur geeignet für „fitte und gebildete Menschen“, sagte Constantin Grosch.

Im Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit der WHO seien sieben strategische Handlungsfelder mit 35 konkreten Zielen enthalten, die bis 2030 angegangen werden sollen, erklärte

APS-Generalsekretär Prof. Dr. Reinhard Strametz. „Deutschland als Mitgliedsland der WHO wird in Zukunft von der Weltgemeinschaft daran gemessen werden, wie weit es auf dem Weg zu der Eliminierung vermeidbarer Schäden in der Gesundheitsversorgung gekommen ist. Wir haben neun Jahre Zeit, zu beweisen, dass Deutschland wirklich eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat. Und gemessen wird richtigerweise an der Patientensicherheit“, erläuterte Strametz.

Neben dem Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit der WHO sind Themen, die im besonderen Fokus für das Aktionsbündnis Patientensicherheit stehen: Infektionsprävention (Deutschland erkennt Sepsis), die Implementierung von APSHandlungsempfehlungen oder auch Digitalisierung.

APS-JAHRESTAGUNG 2022

Die 16. APS-Jahrestagung findet vom 12. bis 13. Mai statt und ist als reine Präsenzveranstaltung geplant. Das Motto lautet: „360° Patientensicherheit. Think global, act local!“ Das dazugehörige Programm orientiert sich an den sieben strategischen Zielen des Globalen Aktionsplans für Patientensicherheit 2021–2030 der WHO.

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Für mehr Kerzen auf der Geburtstagstorte

Wann ist eine Erkrankung selten? Dann wenn sie nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betrifft, so die Definition der EU. Darunter fallen über 7.000 verschiedene Krankheiten wie Gerinnungs- oder Stoffwechselstörungen. So ist die Gesamtzahl der Betroffenen in Deutschland sehr hoch: Vier Millionen Menschen – mehr als Berlin Einwohner hat. Wie die Forschung im Kampf gegen Seltene Erkrankungen hilft.

Text Nina von Reden

Mit Machine Learning und Künstlicher

Intelligenz können wir Anzeichen Seltener Erkrankungen schneller erfassen und bestimmen“, sagt Heidrun Irschik-Hadjieff. Sie ist die Deutschland-Chefin von Takeda, einem der weltweit führenden forschenden biopharmazeutischen Unternehmen. „Mediziner sehen solche Krankheitsbilder vielleicht nur ein- oder zweimal in ihrem Berufsleben. Es ist herausfordernd, Symptome von rund 7.000 verschiedenen Erkrankungen im Kopf zu behalten. Eine KI kann hier unterstützen.“ Die Digitalisierung spielt für Takeda eine wichtige Rolle in der Forschung. Sie ermöglicht beispielsweise eine frühzeitige Diagnose, um rechtzeitig eine entsprechende Therapie einleiten zu können.

Forschung verlängert Leben

Die Statistik ist keine Freundin der Seltenen Erkrankungen: In 95 Prozent aller Fälle gibt es keine Therapie, über die Hälfte der Symptome beginnt in der Kindheit und drei von 10 betroffenen Kindern erleben ihren fünften Geburtstag nicht. „Dieser Status quo ist nicht akzeptabel. Wir müssen dafür sorgen, dass mehr

Kerzen auf der Geburtstagstorte stehen“, so Heidrun Irschik-Hadjieff. Takeda sieht große Chancen im Bereich der Gentherapie, bei maßgeschneiderten Therapien und im Ausbau der Screening-Möglichkeiten. Dafür braucht es innovative und technisch fortschrittliche Lösungen, um enorme Datenmengen zu analysieren – etwa bei moderner Gensequenzierung.

Mut zu ungewöhnlichen Wegen

Bei den Seltenen Erkrankungen verfolgt Takeda einen patientenzentrierten und

interdisziplinären Ansatz. Die Initiative „SE! Stark Engagiert.“ soll den schwierigen Weg bis zur richtigen Diagnose und Behandlung verkürzen. Takeda will Wissen fördern und die Sensibilität für unspezifische Symptome und Muster im Krankheitsverlauf erhöhen. In einer Ideenwerkstatt entwickelten Mediziner und Psychotherapeuten, Digitalexperten, Kommunikatoren und Kreative gemeinsam mit direkt und indirekt betroffenen Menschen zukunftsweisende Ideen. Eine davon ist eine Kampagne auf der Online-Plattform TikTok.

„Wir machen die Seltenen Erkrankungen sichtbarer“, sagt Heidrun Irschik-Hadjieff. „Gerade jungen Menschen sind Aufklärung und Inklusion wichtig. Wir sind aufgeschlossen für Neues und gehen selbstbewusst dorthin, wo sie sich aufhalten.“

Mit seinem Engagement möchte Takeda in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und der Bevölkerung das richtige Klima schaffen, um Lösungen im Kampf gegen Seltene Erkrankungen zu finden.

Mehr Informationen unter : takeda.de

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit TAKEDA PHARMA VERTRIEB GMBH & CO. KG entstanden.
EXA/DE/CORP/0152 FOTO: GETTY IMAGES
Für mehr Kerzen auf der Geburtstagstorte – Takedas Initiative für Seltene Erkankungen

Zugewinn Digitalisierung

Dr. Johannes Wimmer ist ein bekannter Mediziner mit eigenem Youtube-Kanal und Fernseharzt, dem Zuschauer vertrauen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Patient*innen zu verbessern.

Text Merima Pasic

Sie haben sich das Thema der bestmöglichen Arzt-Patienten-Kommunikation zur Aufgabe gemacht. Warum ist Ihnen dies im Vergleich zu manch anderen Kollegen so wichtig?

Wir wissen, dass die ArztPatienten-Kommunikation wichtig ist für den Behandlungserfolg und die Therapieadhärenz, also ob ein Patient beispielsweise seine Medikamente nimmt oder nicht. Auch Studien belegen diesen Effekt. Ich glaube, die Bedeutung der ArztPatienten-Kommunikation ist mittlerweile bei vielen Ärzten angekommen, auch wenn es schon komisch klingt, dass Ärzte hier noch Nachhilfe brauchen. Selbst Akteure wie die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Ärztekammern haben die Relevanz erkannt und Leitfäden und Informationen zusammengestellt. Was mich von vielen Kolleginnen und Kollegen unterscheidet, ist, dass ich die Digitalisierung für einen riesigen Zugewinn bei der Arzt-PatientenKommunikation halte. Leider löst das Wort Digitalisierung bei vielen Medizinern immer noch Spasmen aus.

Freuen Sie sich, wenn ein via Google informierter Patient zu Ihnen kommt, oder ist die Flut an Information ein Gräuel? Was halten Sie hier noch für gesund? Ja! Das ist doch als ein riesiger Gewinn zu sehen, der Patient interessiert sich für seine Gesundheit und schaut auch selbst, was er tun kann. Da ist ein Mensch, der Eigeninitiative zeigt, das müssen Ärzte doch unterstützen. Die Patienten können ja nun mal

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FOTO: MEDSERVATION PETER LUND

rein gar nichts dafür, dass im Internet so viel Schrott zu finden ist. Aber der Arzt, der den Patienten abstraft, weil er sich für seine eigene Gesundheit engagiert, ist offenbar nicht über die Denke des Halbgottes in Weiß aus der Schwarzwaldklinik hinweggekommen.

Wo und vor allem wie sollte sich ein mündiger Patient denn Ihrer Meinung nach über seine Krankheit informieren?

Ein großes Problem sind die vielen unseriösen Informationsangebote im Internet. Davon sollte man sich nicht beeinflussen lassen, auch wenn die dort angebotenen Infos, Lösungen und Therapien oft verführerisch klingen. Seriöse Quellen sind professionelle Fachmedien, Seiten von Patientenverbänden, aber auch geförderte Angebote, wie zum Beispiel der www. krebsinformationsdienst.de oder www.Patienten-Information.de. Foren sollte man grundsätzlich mit Vorsicht genießen, dort erstellen Laien oft echte HorrorDiagnosen. Pharma-Seiten, z. B. von Medikamenten, sollte man sehr bewusst konsumieren, und nicht vergessen, dass hier auch kommerzielle Interessen eine Rolle spielen.

Welches Ziel verfolgen Sie selbst mit Ihrer Arbeit und Ihrer Onlineplattform doktorwimmer.de?

Auf meiner Website schaffe ich seriöse Inhalte, die leicht verständlich sind, aber trotzdem fundiert und vertrauenswürdig. Ich erkläre die Themen ganz bewusst mit einfachen Worten und anschaulichen Beispielen,

so, als würde ich tatsächlich mit meinem Gegenüber sprechen. Auf Augenhöhe, empathisch und manchmal auch mit einer Prise Humor. Medizin ist spannend und der menschliche Körper faszinierend – genau das möchte ich mit den Menschen teilen. Auf meiner Website, auf Instagram, Facebook und neuerdings auch auf der Plattform TikTok, wo ich auch junge Menschen erreichen kann.

Ich als Otto Normalpatient freue mich sehr darüber, dass wir beim Thema Digitalisierung endlich aus den Puschen kommen. Worauf freuen Sie sich als Mediziner dabei besonders?

Wir machen momentan größere Schritte als jemals zuvor, das ist hervorragend. Aber man sollte dann auch wirklich innovativ sein und nicht eine Online-Terminvergabe, die es für Tischreservierungen so schon seit über zehn Jahren gibt, als „hottest shit on the market“ abfeiern. Mit anderen Worten, alles, was es jetzt gibt, einfach irgendwie per Internet anzubieten, löst nicht die Probleme. Wir brauchen smarte Lösungen, die medizinisches Personal und Patienten besser zusammenbringen, statt nach dem Motto „Stellen Sie sich in drei Wochen wieder vor“, das kann drei Wochen zu spät oder komplett unnötig sein. Wenn ich als Patient aber Lösungen habe, die mich und meine Ärzte in dem Moment, wo ich sie wirklich brauche, ohne unnötig verstopfte Wartezimmer zusammenbringen, dann sind wir in der modernen Medizin angekommen.

Werden verschreibbare Apps oder die elektronische Patientenakte zum Beispiel etwas beim Thema Therapietreue ändern? Es gibt Schätzungen der WHO, dass rund die Hälfte aller Medikamente, die chronisch Kranken verschrieben werden, nie eingenommen werden. Das kann ich absolut nachvollziehen, denn Sie entscheiden ja jeden Morgen am Frühstückstisch, ob Sie das Medikament nun nehmen oder nicht. Und da gibt es viele Dinge, die einen nun einmal davon abhalten, die Tablette einzunehmen. Es kann also fast nur besser werden. Tatsächlich zeigen mittlerweile viele Studien, dass digitale Tools die Adhärenz verbessern können.

Können Sie verstehen, warum manche Kollegen vor den Veränderungen „Angst“ haben? Ja, klar. Vor lauter Arbeit, Dokumentationsirrsinn und Bürokratie kann ich im Alltag solche Zukunftsgedanken gar nicht fassen. Ich traue mich ja gar nicht, daran zu denken, wie es wäre, wenn ich morgens in die Klinik komme, nicht zehn Papierakten auf mich warten würden und ich nicht mit der Erkenntnis in den Tag starten müsste, dass ich das heute doch eh alles nicht schaffen werde.

Ein Bild der Idealvorstellung in naher Zukunft, sagen wir 2025: Was sollte sich und kann sich bis dahin im Bereich der medizinischen Versorgung ändern?

Ich hoffe, dass sich die Kommunikation verbessert.

Hier liegt der größte Mehrwert in einer zielgerichteten und weniger verschwenderischen Medizin. Sowohl intern als auch extern. Mit intern meine ich die Datenbanken. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie häufig ich einen Patienten zum Beispiel nach einer bestehenden Impfung gefragt habe und ein Schulterzucken als Antwort bekam. Ich hoffe, dass wir im Jahre 2025 nicht immer noch verzweifelt nach unseren Impfpässen suchen müssen, sondern eine zentrale und gut funktionierende Datenbank für die medizinische Vorgeschichte unserer Patienten haben. Bei der externen Kommunikation hoffe ich darauf, dass wir Mediziner eine noch klarere und verständlichere Art finden, mit unseren Patienten zu sprechen, und dann für sie da sein können, wenn sie uns wirklich brauchen. Die Kommunikation muss den Patienten einbeziehen. Aufklärung und Motivation sind grundlegender Teil einer jeden Behandlung.

WEITERE INFORMATIONEN

zu aktuellen Projekten und Themen von Dr. Johannes Wimmer finden Sie auf Facebook: facebook.com/doktor johanneswimmer

Instagram: instagram.com/doktorjohanneswimmer/

TikTok: tiktok.com/@dr.wimmer

doktorwimmer.de

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Souverän mit der ePA: Arztbesuche auf Augenhöhe

Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) können Versicherte wichtige medizinische Informationen unkompliziert elektronisch speichern und einsehen sowie ihren Behandelnden zugänglich machen – die bisherige Zettelwirtschaft entfällt. Damit leistet die ePA einen wichtigen Beitrag für eine moderne und bessere Patientenversorgung. Die gematik als Spezifikatorin der ePA gewährleistet die Funktionalität und Sicherheit der Anwendung.

Alle Daten einfach verfügbar und stets im Blick: Die elektronische Patientenakte (ePA) ist ein großer Schritt für die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens. Bereits seit einem Jahr, seit Januar 2021, müssen die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten die ePA zur Verfügung stellen. Privat Versicherten soll in Zukunft auch eine ePA zur Verfügung stehen können. Seit Mitte des letzten Jahres können Ärzt*innen, Zahnärzt*innen und Psychotherapeut*innen erstmals medizinische Daten in die ePA einstellen.

Alle Gesundheitsdaten an einem Ort

Die ePA bündelt künftig alle Gesundheitsdaten einer oder eines Versicherten an einem Ort. Für die Ärzt*innen bedeutet das einen Zugang zu relevanten Dokumenten, wenn die oder der Versicherte dies wünscht. Vor allem das Besorgen alter

Arztbriefe und Befunde in Papierform entfällt. Diagnosen und Dokumente aus Untersuchungen anderer Fachkolleg*innen liegen direkt vor. Das macht unnötige Doppeluntersuchungen überflüssig, erhöht die Sicherheit der Behandlungen und bringt mehr Zeit für das Wesentliche: die ärztliche Versorgung. Und für die Patientin bzw. den Patienten bietet die ePA eine Möglichkeit

der Rundumdokumentation der eigenen Gesundheitsinformationen.

Einfache Nutzung via App oder PC

Und so funktioniert es: Versicherte müssen die App ihrer Krankenkasse auf ihr Smartphone oder Tablet laden bzw. den entsprechenden Desktop-Client installieren und einen Registrierungs- und Authentisierungsprozess durchlaufen, um darüber ihre Gesundheitsdaten zu verwalten. Darüber können dann die Berechtigungen auf die Informationen innerhalb der ePA ausgesteuert werden – also welche Institution auf welche Inhalte wie lange zugreifen darf. Alternativ kann auch der Zugriff auf die ePA in der Praxis oder im Krankenhaus jederzeit mit der elektronischen Gesundheitskarte und der dazugehörigen PIN erlaubt werden. Die Verwendung der elektronischen Patientenakte ist freiwillig, sie kann jederzeit gelöscht werden.

In der ePA können medizinische Dokumente wie Arztbriefe, Befunde oder Laborergebnisse erfasst werden, seit Anfang dieses Jahres auch Mutterpass, Impfpass, Zahnbonusheft und das Kinderuntersuchungsheft. Geführt wird die ePA von den Versicherten selbst: Sie entscheiden, ob sie die ePA nutzen wollen, welche Dokumente dort eingestellt werden und wer wie lange Zugriff auf ihre

Lena Dimde Produktmanagerin für die elektronische Patientenakte bei der gematik GmbH

Gesundheitsdaten erhält. Die Datennutzung in der ePA können sie in einem Protokoll nachlesen. Ärztinnen und Ärzte können bei erteiltem Zugriff Dokumente einstellen, einsehen und lokal in ihrem Praxisverwaltungssystem abspeichern.

Behandlungen auf Augenhöhe

Neben der breiten Funktionalität steht die elektronische Patientenakte vor allem für einen Paradigmenwechsel im Arzt-Patienten-Verhältnis: Die Patientinnen und Patienten werden noch mehr als bisher in ihre Behandlung einbezogen. Die ePA kann dabei als Werkzeugkasten verstanden werden, der das Anamnesegespräch stützen kann und dadurch eine Behandlung auf einer breiten Informationsbasis ermöglicht.

Grundlage dafür, dass eine Versicherte bzw. ein Versicherter die ihr oder ihm bereitgestellte App auch wie intendiert nutzen kann, ist eine Steigerung der digitalen Gesundheitskompetenz der bzw. des Versicherten.

Mehr Informationen unter: gematik.de/anwendungen/ e-patientenakte

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Text Lena Dimde
FOTO: GEMATIK GMBH
QUELLE: GEMATIK GMBH

Wieder gut schlafen dank App auf Rezept – geht das?

In Deutschland leiden sechs bis zehn Prozent der Erwachsenen unter chronischen Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnie). Die empfohlene erste Behandlungsmethode bei Insomnie ist die kognitive Verhaltenstherapie (KVT-I). Obwohl die KVT-I bekanntermaßen sehr wirksam ist, erhält aktuell nur ein Bruchteil der Betroffenen diese Form der Behandlung. Grund dafür ist vor allem der Mangel an Fachpersonen, die Betroffenen die KVT-I vermitteln können.

Das Leipziger Unternehmen mementor hat nun eine App als relevante Alternative entwickelt. Möglich ist das auf Grundlage des Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), das im Dezember 2019 in Kraft getreten ist.

Aufgrund der nachgewiesenen hohen Wirksamkeit

links:

Modulansicht der DiGA somnio rechts: Individuelle Auswertung im somnio-Schlaftagebuch

wurde die App somnio als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen. Als erste DiGA zur Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen kann somnio von allen Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen

als App auf Rezept verschrieben werden. Die Kosten von somnio werden von allen gesetzlichen und den meisten privaten Krankenkassen übernommen.

Weitere Informationen: somn.io Dr. Noah Lorenz mementor DE GmbH

Veranstaltungstipp:

Am 2. Juni organisiert das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg in Kooperation mit der Urania Berlin eine Veranstaltung zum Thema „Der Patient im Gesundheitswesen von morgen“. Inhaltlich soll es dabei um aktuelle Entwicklungen und künftige Perspektiven für die Hauptstadt Berlin im Bereich des Gesundheitswesens gehen. Geplant ist ein Impulsvortrag mit anschließender Podiumsdiskussion. In dieser werden Themen wie Prävention statt „Reparaturmedizin“, Vermittlung von Gesundheitskompetenz in Zeiten von „Doktor Google“ und

somnio setzt die Inhalte der kognitiven Verhaltenstherapie bei Insomnie digital um und setzt dort an, wo die herkömmliche Versorgung an ihre Grenzen stößt. In 12 aufeinander aufbauenden Modulen lernen Nutzer*innen, angeleitet von einem digitalen Schlafexperten, wirksame Methoden kennen, um Schlafstörungen nachhaltig zu reduzieren.

Der Weg zur App ist einfach: Betroffene sprechen ihre Ein- und Durchschlafstörungen und somnio als Behandlungsoption beim Arzt oder Psychotherapeuten an. Die behandelnde Fachperson stellt ein Kassenrezept mit der Verordnung von somnio aus. Das Rezept wird bei der Krankenkasse eingereicht, die einen Freischaltcode generiert und diesen der versicherten Person zusendet. Nach erfolgter Registrierung mit Freischaltcode kann mit dem Programm gestartet werden. Guter Schlaf ist erlernbar. Gute Nacht!

DER PATIENT IM GESUNDHEITSWESEN VON MORGEN

Gesundheitsapps sowie die Vernetzung im Gesundheitswesen für eine bedarfsgerechte Versorgung eine zentrale Rolle spielen. Die Veranstaltung richtet sich sowohl an die Fachöffentlichkeit als auch an Interessierte aus der breiten Bevölkerung. Sie ist als Präsenzveranstaltung in der Urania Berlin geplant und wird am 02.06.2022 von 17:30 bis 19:00 Uhr stattfinden.

urania.de/der-patient-im-gesundheitswesen-vonmorgen

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit mementor DE GmbH entstanden.
Text Dr. Noah Lorenz
FOTO: SOMNIO

OP-Planung mit 3-D-Bildern

Prof. Dr. med. Stephan Lang, Direktor, und Prof. Dr. med. Stefan Mattheis, stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Hals-NasenOhrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universitätsmedizin Essen, zum Einsatz von Mixed-Reality-Lösungen im klinischen Alltag.

Text Prof. Dr. med. Stefan Mattheis und Prof. Dr. med. Stephan Lang

Seit 2015 entwickelt sich die Universitätsmedizin Essen zum Smart Hospital, treibt seitdem die Digitalisierung erfolgreich voran. Seit etwa einem Jahr fungiert die Universitätsmedizin Essen sogar als Leitbild für die Digitalisierung von Krankenhäusern in NRW. Es

Prof. Dr. med. Stefan Mattheis

Stv. Direktor

Klinik für HNO, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsmedizin Essen

gibt viele Beispiele dafür, wie mithilfe digitalisierter Prozesse und durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz die Abläufe, Diagnostik, Therapie und die Versorgung der Patienten verbessert werden konnten. Ein Meilenstein ist das komplett digital ausgestattete OP-Zentrum der Kliniken für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Augenheilkunde. Alle Phasen einer Operation – von der Planung über die Vorbereitung bis zur

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit CUREOSITY GMBH entstanden.

Die Zukunft der Rehabilitation

Eine Sekunde kann ein Leben verändern – ob durch einen Unfall oder einen Schlaganfall können die Folgen ein Leben lang spürbar sein.

Prof. Dr. med. Stephan Lang

Direktor Klinik für HNO, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsmedizin Essen

Durchführung des Eingriffs – sind digital miteinander vernetzt und teilweise automatisiert. Damit eröffnen sich Möglichkeiten, die man bislang nur aus Zukunftsszenarien kannte. Das gilt zum Beispiel im Hinblick auf die Visualisierung konkreter Befunde mittels Mixed Reality. Gerade bei komplexen Tumoren der Schädelbasis, seltenen Tumoren des Nasenrachenraums oder Gefäßfehlbildungen ist eine individuelle

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Operationsplanung von großer Bedeutung. Dank fortschrittlichster Technik in den neuen Operationsräumen lässt sich diese nunmehr mit einer exzellenten Präzision durchführen: Ursprünglich zweidimensionale Schnittbilder der krankhaften Struktur, die mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erstellt wurden, werden zunächst in dreidimensionale Sequenzen transformiert. In einem zweiten Schritt erfolgt eine 3-D-Visualisierung der entsprechenden Befunde und deren Lagebeziehung zu vitalen anatomischen Strukturen durch eine auf dieses Gebiet zugeschnittene Software. Die Befunde werden jedoch nicht nur am Bildschirm beurteilt,

sondern lassen sich auf hochmoderne Mixed-Reality-Brillen übertragen. Durch die Mixed-RealityBrille betrachtet lassen sich die Bilder drehen, sodass die Möglichkeit besteht, sie von allen Seiten zu evaluieren und die spätere Operation so nah wie möglich an der

Realität zu planen. Das stellt eine hilfreiche Ergänzung zur herkömmlichen OPPlanung dar. Die Technik unterstützt den Operateur dabei, im Vorfeld festzulegen, wie einzelne OP-Schritte konkret im späteren chirurgischen Eingriff erfolgen sollen. Dies unterstützt die

Die Gründer von CUREosity haben selbst Angehörige von Schwerstbetroffenen und setzten es sich deshalb aus persönlicher Motivation zum Ziel, Therapie neu zu denken. Im herkömmlichen Setting der Rehabilitation wirkt Therapie oft ermüdend und frustrierend, sowohl für Patienten als auch Therapeuten. Es mangelt an Zeit und Ressourcen. Darum bietet CUREosity Patienten und Therapeuten ein neuartiges, klinikerprobtes und motivierendes Therapiesystem basierend auf Virtual Reality (VR), das neue Möglichkeiten innerhalb der Therapie eröffnet. Auf Knopfdruck können die Patienten in

verschiedenste, faszinierende Welten eintauchen, auf den Ringen des Saturns Meteore einfangen oder mit einem Delfin interaktiv Wasserball spielen. Auf spielerische Art und Weise werden die sensomotorischen und kognitiven Fähigkeiten trainiert, die Akzeptanz sowie die Bereitschaft zur Therapie werden gefördert. Durch innovative Therapiefunktionen wie Sonifikation, Spiegeltherapie, präzises Hand- und Bewegungstracking ohne Motion Sickness, effiziente Tools zur Anpassbarkeit, Automatisierung sowie Reporting setzt CUREO den neuen Standard der VR-Therapie. Viele führende, internationale Kliniken haben CUREO

An der Universitätsmedizin Essen kommen bei der Operationsplanung Mixed-RealityBrillen zum Einsatz.

Durchführung der Operation und kann dazu beitragen, das Operationsrisiko zu minimieren.

Lösungen wie diesen gehört definitiv die Zukunft. Sie verbessern aber nicht nur die Patientenversorgung, sondern auch die Ausbildung künftiger Medizinerinnen und Mediziner. Denn die Simulation von Organwelten und die virtuelle Darstellung anatomischer Gegebenheiten ist eine hochinnovative Möglichkeit, mögliche Operationen am realitätsnahen Modell zu erlernen.

Kontaktfreie Therapie durch die Remote-Funktion zwischen dem Headset des Patienten und dem Steuertablett des Therapeuten.

bereits in den Therapiealltag integriert.

CUREO bietet einen neuen Ansatz in der Rehabilitation, der die Bedürfnisse von Patienten in den Mittelpunkt stellt,

die Anforderungen von Therapeuten sowie Kliniken einbezieht und Therapie zum Erlebnis werden lässt

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Thomas Saur
Text
FOTO: UNIVERSITÄTSKLINIKUM ESSEN FOTOS: CUREOSITY GMBH

MedTech-Innovationstransfer beschleunigen

Die Welt der Medizintechnologien ist faszinierend: Kardiologische Implantate bringen schwache Herzen zurück in Rhythmus. Die Endoprothetik ermöglicht wieder schmerzfreie Bewegung für die Gelenke. Robotische Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit während einer Operation. Hygieneprodukte und Impfausrüstung helfen bei der Bekämpfung von Pandemien. Die Bandbreite an Medizintechnologien ist riesig. Zusätzlich unterstützen Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger die Patient*innen beim Einsatz von Medizintechnologien auch ambulant. Text Dr. Marc-Pierre Möll

In den letzten Jahrzehnten sind auf dem Gebiet der Medizintechnologien beeindruckende Fortschritte gemacht worden. Hinzu kommt, dass sich der Gesundheitsbegriff erweitert hat: Es geht nicht nur um lebensrettende Therapien, sondern auch um Lebensqualität. Und MedTech hilft auch chronischen Patient*innen, wie alle anderen Menschen zu leben. Kurz gesagt: Moderne Medizintechnologien verbessern unsere Lebensqualität, sie retten und erhalten Leben.

Innovationstreiber brauchen Unterstützung Politik und Gesellschaft konnten sich in der Corona-Krise auf die MedizintechnikBranche verlassen: von der intensivmedizinischen Betreuung, der ambulanten Versorgung durch Homecare-Versorger und Sanitätshäuser und der gesteigerten

Produktion von Spritzen und Hygieneprodukten bis hin zu den logistischen Leistungen des medizinischen Fachund Großhandels. Jetzt müssen wir die mittelständisch geprägte Medizintechnik-Branche bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen besser unterstützen. Der Koalitionsvertrag bietet gute Ansätze, um den Mittelstand zu stärken, Bürokratie abzubauen und Innovationen zu fördern. Dafür müssen nun die konkreten Schritte folgen, um die Versorgung der Patient*innen in Deutschland mit modernen Medizintechnologien auch in Zukunft zu sichern. Insbesondere die kleineren und mittleren Unternehmen müssen als Innovationstreiber besser unterstützt werden.

Der BVMed spricht sich daher unter anderem für eine „Initiative MedTech 2030“, für eine Beschleunigung des Innovationstransfers und für eine bessere Nutzung

Dr. MarcPierre Möll Geschäftsführer und Vorstandsmitglied BVMed –Bundesverband Medizintechnologie

der Gesundheitsdaten für die Forschung und Versorgung aus. Denn Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche!

Innovationen schneller einführen Gemeinsames Ziel aller Beteiligten muss es sein, Innovationen, die medizintechnischen und ökonomischen Fortschritt bieten, schneller in den Gesundheitsmarkt einzuführen. Dabei müssen die langfristigen Einsparpotenziale durch moderne MedTech-Verfahren in die Überlegungen und in die Kostenübernahme für medizintechnologische Produkte einbezogen werden. Die schnellere Einführung von Innovationen hat ökonomische Vorteile: Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden führen zu einer Reduzierung

von Fehlzeiten, verkürzen die Genesungszeiten der Patient*innen und ermöglichen es ihnen daher, schneller wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Dies hilft den Menschen und stellt auch einen Gewinn für die Volkswirtschaft insgesamt dar.

Dieser Wert von Innovationen muss aus Sicht des BVMed stärker in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt werden. Der Einsatz von Innovationen der Medizintechnologie wird jedoch oft dadurch erschwert, dass die meist höheren Initialkosten isoliert betrachtet werden, nicht jedoch die Nutzen- und Kosteneffekte über den Gesamtverlauf einer Behandlung oder Krankheit.

Der BVMed wirbt deshalb für eine „Gesamtbetrachtung von Behandlungsprozessen“. Das nennen wir „Valuebased Healthcare“.

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Digitalisierung und Patientenzentrierung –geht das Hand in Hand?

In der Medizin geht es immer um die Patienten –wirklich?

Patientenzentrierung ist schwer zu greifen, weil es in der Medizin ja letztendlich immer um die Menschen geht, die behandelt und idealerweise geheilt werden. Allerdings wird das Individuum dabei nur sehr selten ganzheitlich betrachtet. Ein Patientenportal kann diese Problematik lösen. Zum einen haben alle Behandler – egal ob Ärzteschaft oder Pflege – über das Patientenportal jederzeit und an jedem Ort exakt dieselben Informationen zu einem Patienten oder einer Patientin. Zum anderen werden Patientinnen und Patienten bereits vor der eigentlichen Aufnahme mit einem Patientenportal zu Hause abgeholt, mit umfassenden Informationen zu ihrer Erkrankung oder Behandlung versorgt, können in den direkten Kontakt mit den Behandlern treten und werden selbst über die Entlassung hinaus engmaschig betreut – etwa im Hinblick auf etwaige Hilfsmittel sowie ambulante oder stationäre Folgebehandlung. Das hebt die stationäre Versorgung auf eine ganz neue Stufe und legt den Fokus dahin, wo er hingehört: auf die Patientinnen und Patienten.

Patientendaten als medizinisches Hilfsmittel

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist elementar, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. In Deutschland und Europa gibt es großartige technische Möglichkeiten und Kompetenzen, die durch das Fehlen von flächendeckenden Standards für eine einheitliche Teleinformatikinfrastruktur und Datenübertragung ausgebremst werden. Für Patienten hingegen ist Zeit das höchste Gut und der Patient sollte bei allen Debatten im Mittelpunkt stehen. Mit einem pragmatischen Vorgehen und einer Einigung auf landes-/europaweite Standards könnte der vermeintliche Widerspruch zwischen Patientendatensicherheit und Digitalisierung gelöst werden. So sollten Patientendaten nicht als Ware gesehen werden, sondern als medizinisches Hilfsmittel, welches zu einer optimalen Versorgung beiträgt. Dafür arbeiten wir kontinuierlich mit Kliniken, Therapeuten und Patienten zusammen, um maßgeschneiderte CUREO-Lösungen z.B. für den Export von Therapiedaten und die Anbindung an das Krankenhausinformationssystem anbieten zu können.

Das Potenzial der Digitalisierung für mehr Patientenzentrierung ist enorm

Jeder Patient soll die Chance haben, von Anfang an die im Einzelfall am besten geeignete Therapie zu erhalten – ohne Zeitverlust und unnötiges Ausprobieren unterschiedlicher Therapieansätze. Das gemeinsame Ziel aller Akteur*innen im Gesundheitswesen muss sein, die optimalen Resultate für Betroffene zu erzielen. Die Digitalisierung ist dabei nicht mehr – und nicht weniger – als Mittel zum Zweck. Wir sind gut beraten, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um Betroffene bestmöglich zu informieren und zu unterstützen, um datenbasierte Therapieentscheidungen treffen und transparent nachvollziehen zu können, wie Therapien im Versorgungsalltag wirken. Die Voraussetzungen dafür sind – neben einer realistischen Balance aus Datenschutz und erlaubter Datennutzung – eine strukturierte Erfassung von Versorgungsdaten in guter Qualität, der gleichberechtigte Zugang forschender Akteure dazu und nicht zuletzt eine ITInfrastruktur, die die Interoperabilität von Daten und Systemen gewährleistet.

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Admir Kulin Geschäftsführer m.Doc GmbH Andreas Gerber Vorsitzender der Geschäftsführung Janssen-Cilag Deutschland

Startlinie

Die Digitalisierung der Kliniken nimmt Fahrt auf. Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) mit einer Förderung von 4,3 Milliarden Euro war der Startschuss, den auch der VKD seit Jahren gefordert hat. Während Smartphones zum Alltag gehören, sind Kliniken noch in der Basisdigitalisierung, scannen Papierakten oder bauen das WLAN aus, das es privat schon vor 20 Jahren gab.

Start in Zeitlupe

Nach Verabschiedung des KHZG im September 2020 haben viele Kliniken sofort losgelegt und ihre Projekte priorisiert. Frist zur Einreichung beim Land war September 2021. Unter anderem geht es um

n digitale Pflege- und Behandlungsdokumentation möglichst ohne Medienbrüche mit Bereitstellung just in time auch für andere Leistungserbringer in der Klinik, n digitale, klinische Entscheidungsunterstützung im Behandlungsprozess,

Marathonlauf zum Smart Hospital

n Arrivalboards: Daten des Rettungsdienstes sollen vor der Patientenaufnahme im Schockraum der Kliniken verfügbar sein. Freie Kapazitäten der Kliniken sollen digital transparent gemacht werden. n Erhöhung der Patientensicherheit durch digitales Medikationsmanagement, n Ausbau telemedizinischer Anwendungen für Patienten.

Nach Weiterleitung der Projekte vom Land zum Bund kann dieser jetzt abschließend entscheiden. Danach müssen die Projekte ausgeschrieben und mit Kooperationspartnern vereinbart werden. Dies dürfte sich bis Ende 2022 hinziehen. Wenn alles gut läuft, können die Kliniken im ersten Halbjahr 2023 starten. Damit sind zwei Jahre verstrichen.

Marathonlauf mit Sturzgefahr

Ab 2025 drohen den Kliniken allerdings schon Strafzahlungen von bis zu zwei Prozent ihrer Erlöse, wenn sie die ITStandards des KHZG nicht einhalten. Dabei werden nicht alle Kliniken ihre Projekte

gefördert bekommen. Zwei Prozent sind schon ein Absturz, da die Klinikfinanzierung ohnehin auf Kante genäht ist. Insbesondere wird die gesetzliche Zuständigkeit der Länder zur Zahlung der Investitionskosten nicht eingehalten. Die Lücke hat sich allein in den letzten zehn Jahren um weitere 40 Milliarden Euro vergrößert.

anderem in die Digitalisierung investieren (RND 27.09.2019). Ähnliche Summen kennt man für die Krankenhausversorgung der Bevölkerung nicht. Dabei sagen wir immer: Gesundheit ist das höchste Gut. Aber man ist ja schon mit Applaus zufrieden.

Die Verknappung auf dem Fachkräftemarkt durch die massiv gestiegene Nachfrage wird zu vermehrten Abwerbungen der ohnehin raren IT- und Technikexperten im Krankenhausumfeld führen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt der klinischen Lösungsanbieter sehr begrenzt ist. Hier muss mit Ressourcenengpässen und Nichteinhaltung von Terminen auch bei Auftragnehmern gerechnet werden.

Wie viel Zukunft bleibt?

Man kennt das aus der Vernachlässigung von Schulen, Bundeswehr oder Deutscher Bahn. Die Deutsche Bahn darf bis 2030 allerdings über 80 Milliarden Euro in die Sanierung ihres Netzwerks und 40 Milliarden Euro unter

Als VKD appellieren wir an den Gesetzgeber, die Fristen zu strecken und die bestehenden Handlungszwänge der Praxis zu berücksichtigen. Zudem setzt eine nachhaltige Digitalisierung nach internationalen Vergleichen eine weitere Förderung von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr über die nächsten fünf Jahre voraus.

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Dr. Josef Düllings Präsident des VKD –Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands e. V. Text Dr. Josef Düllings, VKD-Präsident FOTO:
ILLUSTRATION: PROSTOCKSTUDIO/SHUTTERSTOCK
VKD/LOPATA

Sicher chatten mit dem Arzt

Weniger Telefonanrufe in der Praxis, weniger Faxen, trotzdem enger in Kontakt – was passiert, wenn Ärzte und Patienten über einen Messenger kommunizieren, erklären die Gründer von medflex Martin Drees und Felix Rademacher.

Was war der Auslöser für Sie, medflex zu entwickeln?

Rademacher: In der Medizin wird oft noch kommuniziert wie vor 50 Jahren, viel läuft über Telefon und Fax weil moderne, sichere Lösungen für Ärzte fehlen. Das ist wenig effizient für beide Seiten: Patienten hängen ewig in der Warteschleife, das Praxisteam leidet unter dem Dauer-Telefonklingeln und weiß morgens nie, wie voll die Praxis heute werden wird. Um eigene Befunde zu erhalten, müssen Patienten in die Praxis kommen oder einen frankierten Rückumschlag schicken – das muss einfach besser laufen, finden wir.

Und dann haben Sie medflex entwickelt?

Drees: Ja, und unsere internen Umfragen zeigen: 83 Prozent der Patienten, die medflex nutzen, rufen weniger in der Arztpraxis an. 81 Prozent finden, dass sie ihren Arzt dank medflex besser erreichen können. Terminanfragen, das Ausfüllen von Anamnesebögen, die Übermittlung von Befunden, Nachfragen zur Medikamenteneinnahme oder Rückfragen zu bestehenden Beschwerden

Veranstaltungstipp:

nach dem Praxisbesuch lassen sich schneller und effizienter über unseren datensicheren Messenger klären. Im Schnitt sparen Praxen sogar 2,5 Minuten, wenn Sie Anfragen per Messenger statt per Telefon beantworten. Da kommt im Laufe des Tages einiges zusammen.

Was ist Ihre Vision für ein modernes Gesundheitswesen?

Drees: Dass Ärzte weniger Zeit mit administrativen

DIGITALE TRANSFORMATION IN KRANKENHÄUSERN

Vom 18.05. bis 19.05.2022 findet der Kongress Krankenhausführung und digitale Transformation im Parkhotel Bad Kreuznach statt. Verantwortlich für die Organisation ist das Eco System ENTSCHEIDERFABRIK, das seit 2006 mit Krankenhausentscheidern die Chancen der digitalen Transformation umsetzt. Auf dem Kongress werden Digitalisierungs- und Schwerpunktthemen in Vorträgen und Workshops behandelt. Dabei stehen am ersten Kongresstag die fünf Digitalisierungsthemen von

Aufgaben verbringen und mehr für die Behandlung haben. Mit medflex können sich Ärzte mit Kollegen digital vernetzen und Befunde, Laborwerte oder Röntgenbilder austauschen und per Chat besprechen. Und sie können diese Dokumente dem Patienten digital senden, ohne Fax und Porto. Mit medflex sparen Ärzte und Patienten Zeit und Wege und bleiben dennoch enger in Kontakt –z. B. durch kurze Textnachrichten zum Genesungsverlauf. Oft hört der Arzt nach dem Praxisbesuch nichts mehr vom Patienten. Oder per Telenachsorge über unsere Videosprechstunde, z. B. nach einer Klinikentlassung für Patienten, die zeitnah keinen Facharzt zur Weiterbehandlung finden, was zum immer größeren Problem wird.

Mehr Informationen zum Programm unter: medflex.de

Hinweis: Patienten können sich nur auf Einladung ihres Arztes registrieren

2021, deren Ergebnisse und acht Workshops zu daraus resultierenden Schwerpunktthemen im Vordergrund. Am zweiten Kongresstag finden vier deutschsprachige und eine internationale Session statt, an denen unter anderem amerikanische Partnerkliniken teilnehmen. Begleitet wird der Kongress von einer Industrieausstellung und Abendveranstaltungen. Weitere Informationen finden Sie hier: entscheiderfabrik.com/kh-fuehrung-digitale-transformation-2022

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit MEDFLEX GMBH entstanden.
FOTO: MEDFLEX GMBH
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