Riegersburger Vulkan Juni 2015

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46 Geschichte

w nidergehaut, verprent und in der pluethund dienstparkait gebracht müessen werden..“

ge Werkzeug erhielt Stadl auf seine Bitte von den Verordneten aus den Radkersburger Vorräten.

Das fürchterliche Elend dieser Zeit spiegelt am besten ein erhaltener Brief der Riegersburger Burgfrau Barbara von Stadl an Magdalena von Eibiswald wieder: „…ist Ein solher schrökhen und forcht pei den leiden das nit müglich zuesagen ist gleich woll khain wuntter den die ganz Zeit herumb Ein solches Erschröckhliches prenen plintern und Rauben von den gottlosen Dirkhen Heiduckhen dorfern und gehultigen gelöst Wolhe so Überauß grossen schaten gedan Mit Wöckhfierung viller Hunttert sellen auch fill daussent Haubt fiech und Ross das ich dier Mein liebste Frau Maimb khain Zall Wais zuschreiben..“

Niedergang des Hauses und Verkauf der Riegersburg

Am 30. September 1605 brachen die Hajduken und die mit ihnen verbündeten Tataren und Türken abermals in das Raabtal ein. Eine starke Abteilung der Rebellen wagte sich bis in die Nähe der Riegersburg. Hans von Stadl sandte seinen Sohn Georg Ehrenreich zu den Verordneten der steirischen Landschaft mit der Bitte, ihm ein Fähnlein geworbener Knechte zur Verteidigung der Burg zu schicken. Die Verordneten verwiesen Stadl an den für Truppenverlegungen zuständigen Landesfürsten. „Gott gebe seine Gnade, dass die Feinde so lange stille halten, bis Reiter und Fußvolk in Anzug sind“ erwiderte Stadl. Damals flüchteten tausende Bauern nach Riegersburg. Stadl zeigte sich außerstande, sie alle aufzunehmen. Er fürchtete die gereizte Stimmung unter den Untertanen, deshalb ließ er am Fuß der Festung ein Flüchtlingslager errichten. Um sie vor feindlichen Angriffen zu schützen, ließ er um das Lager eine Schanze errichten, deren Ausmaße man noch heute anhand von Geländestufen im Vorfeld des Eselsteiges erahnen kann. Das für den Bau der Schanze notwendi-

Die kostspieligen Rechtshändel um die grabnerische Erbschaft, der Ausgleich mit dem Halbbruder Gottfried, die Vormundschaftsabrechnung mit seinem Vetter Hans Andree, der gewaltige Ausbau der Riegersburg und vor allem die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen der Kuruzzeneinfälle des Jahres 1605 führten bald zum wirtschaftlichen Niedergang der Familie Stadl und zur Anhäufung eines gewaltigen Schuldenberges.

Erbauung des untern alten Schloß in den nächst folgenden drey Jahren aus meinem Gut 3000 fl., jedes Jahrs 1000 fl. hergeben werden, damit dasselb gleichfalls zu einer tauglichen Wohnung, doch nit zur Vestung, dem obrigen schädlich zu seyn zuegericht werden, und jeder Bruder absonderlich bewohnt seyn möge…“ Das Hauptschloss sollte also an seinen älteren Sohn Georg Ehrenreich fallen, welcher seinem Bruder Carl innerhalb von drei Jahren 3.000 fl. zum Wiederaufbau des alten, damals schon verfallenen unteren Schlosses auszahlen soll. Allerdings soll die untere Burg nicht zur Festung ausgebaut werden, damit sie der oberen Burg nicht Schaden zufügen kann.

Am 7. Juni 1594 verfasste Hans von Stadl sein Testament. In der Einleitung zu seinem letzten Willen betonte Stadl, dass er im Sinne des evangelischen Glaubens getauft, erzogen und unterwiesen wurde. Sein Körper soll in der Riegersburger Pfarrkirche St. Martin, seinem Stande gemäß, beigesetzt werden. Hier soll ihm seine Frau Barbara ein Epitaph, gleich rechts neben dem seines Vaters, errichten lassen. Auf demselben soll ausdrücklich vermerkt werden, dass „ich das Schloß Rieggerspurg, zeit des 80 Jahrs meiner Inhabung mit neuen Gebäuen Stattlichen erhebt, und wie der Augenschein ausweist, zuegericht habe…“

1617 verstarb der älteste Sohn Georg Ehrenreich. Ein Jahr später lag auch der Vater Hans im Sterben. Bei einem Aufenthalt im oststeirischen Birkfeld war Stadl schwer erkrankt. Die Verordneten der steirischen Landschaft übten nun scheinbar starken Druck auf den Todkranken aus, sie erinnerten ihn immer wieder an seine hohen Steuerschulden, und drängten zum Verkauf von Riegersburg. Tatsächlich stimmte Hans von Stadl, von seiner Krankheit gezeichnet und möglicherweise nicht mehr Herr seiner Sinne, zwei Tage vor seinem Tod diesem Verkauf zu, die Riegersburg ging um 115.000 fl. an den katholischen Freiherrn Georg Christoph von Urschenbeckh.

Als Universalerben setzte Hans von Stadl seine beiden Söhne Georg Ehrenreich und Carl ein. Beide sollen bis zur Erreichung der Volljährigkeit in der neu ausgebauten Hochburg wohnen, „da aber zween Brüder in einem Schloß beysammen zu wohnen, sich nit allzeit vergleichen können, so ist mein Will und Meinung, dass mein älterer Sohn Georg Ehrenreich … das Oberschloß, so statlich erbaut ist, gleichwohl bewohnen soll, aber beynebens sollen auch zu

Längst sind die großartigen kulturellen Leistungen des Hans von Stadl für die Riegersburg in Vergessenheit geraten und die Jahrhunderte haben einen Mantel des Schweigens über sein Werk ausgebreitet. All seinen Ruhm, der Bauherr von Riegersburg zu sein, hat seine Nachfolgerin Catharina Elisabeth von Galler geerbt. Mögen diese wenigen Zeilen ein Lichtstrahl sein, weisend auf das Werk einer wichtigen historischen Persönlichkeit unserer Geschichte.


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