Marien konkret Nr. 61

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Unternehmensmagazin

61 | Fr端hling 2011

M AR I E N KON K R E T

St. Marien-Krankenhaus Siegen, GSS Gesundheits-Service Siegen und MVZ Medizinisches Versorgungszentrum am St. Marien-Krankenhaus Siegen

1861 - 2011 150 Jahre St. Marien-Krankenhaus Siegen

Eine bewegte und bewegende Geschichte 10 Ausrichtung

Neuer Konvent in Siegen

12 Schwerpunkt

150 Jahre gesunde Entwicklung

26 Strategie

Den richtigen Pfad finden


I N H A LT

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Grußwort

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Ein Unternehmen im Aufbruch

10 Neuer Konvent in Siegen 12 150 Jahre gesunde Entwicklung 14 Weiterbildung mit hohem Niveau 16 Flohzirkus gastiert in Siegen 18 Blick in die Zukunft 20 Krankenhaus probt den Ernstfall 22 Risiko Röntgen 24 Primum non nocere 26 Den richtigen Pfad finden 29 Nachgefragt 30 Service-Seite 32 Großes Rätsel 34 150 Jahre Baustelle 38 Personalnews

Impressum: Herausgeber: St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH, Kampenstraße 51, 57072 Siegen, Siegen - HRB 3188, USt.-IdNr.: DE176257881, Geschäftsführer: Christoph Rzisnik und Hans-Jürgen Winkelmann, Vorsitzender des Verwaltungsrats: Bruno Sting. Referat Kommunikation & Marketing: Christian Stoffers (V.i.S.d.P.). Druck: Vorländer, Siegen. Satz & Layout: Christian Stoffers. Druckvorstufe: conception, Siegen. Leserbriefe, Bildbeiträge und Anmerkungen an die Redaktion „Marien konkret“ adressieren. Die Redaktion behält sich die Veröffentlichung und Kürzungen eingereichter Unterlagen vor. Beiträge für die „Marien konkret“ 2/2011 können bis zum 15. Mai 2011 eingereicht werden. „Marien konkret“ (vorher INTERN) Nr. 61, März - Mai 2011. ISSN 1863-9356.

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EDITORIAL

15o Jahre für eine gesunde Zukunft Das große Jubiläum unseres Unternehmens ist bei allen angekommen! Das ist das erste Fazit, das wir nach drei Monaten durchaus ziehen können: Die ausgezeichneten Vorträge der „Marien Akademie“, die feierliche Aktienmesse und die Eröffnung der Historienausstellung liegen hinter uns und haben bereits jetzt Zeichen gesetzt. Die Präsentation unserer Festschrift, die auf knapp 200 Seiten die bewegte und bewegende Geschichte unseres Unternehmens nachzeichnet, kam gut an, die Nachfrage ist ungebrochen hoch. Und die eigentlichen Höhepunkte wie das Pontifikalhochamt und der Festakt am 6. Mai sowie der große „Tag der offenen Tür“ am 10. Juli stehen noch vor uns… Trotz der berechtigten Freude über 150 Jahre erfolgreiche Unternehmensentwicklung müssen wir aber auch die Entwicklungen im Krankenhausbereich weiter sehr kritisch und aufmerksam begleiten. Das Jahr 2011 wird für alle 2.082 Krankenhäuser in Deutschland ein schwieriges Jahr, welches besondere Anstrengungen abverlangt. Wir haben abermals einem hohen Kostendruck standzuhalten, der durch die Tarifentwicklungen sogar noch deutlich stärker wirkt, als in den Vorjahren. Erlöszuwächse können auf der anderen Seite nur sehr begrenzt erreicht werden, da vereinbarte Mehrleistungen zugunsten der Krankenkassen mit 30% rabattiert werden müssen. Zudem droht die personelle Situation sich zu verschärfen. Der Ärztemangel, der unser Krankenhaus bislang nicht im Griff hatte, droht sich massiv auf den ländlichen Raum und insbesondere auch im Bereich der niedergelassenen Ärzte unserer Region auszuwirken. Dabei hat die Politik zumindest erkannt, dass die Lösung des Problems nur gemeinsam mit den Krankenhäusern gelingen kann. Hierzu müssen die Sektorengrenzen im Sinne einer vernünftigen, patientenorientierten Versorgung weiter abgebaut werden

und ärztliche Berufswege und Tätigkeitsbereiche weiter flexibilisiert werden. Der generelle Fachkräftemangel, insbesondere im Pflegebereich, ist ebenfalls schon deutlich zu spüren und wird sich in wenigen Jahren zu einem der Hauptproblemfelder für die Krankenhäuser entwickeln. Wir müssen hier proaktiv alles tun, um die kommenden Jahre beherrschbar zu machen und tun dies auch: In unserem Unternehmen haben wir ein neues Personalentwicklungskonzept implementiert, welches in vielerlei Bereichen auf eine sukzessive Verbesserung der Aus- und Weiterbildung sowie der Umfeldbedingungen für unsere Mitarbeiter abzielt. Trägerübergreifend laufen aktuell Planungen zu einem gemeinsamen Siegener Ausbildungsinstitut für Gesundheitsberufe und mit den niedergelassenen Partnern betreiben wir einen Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin. Als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Marburg investieren wir erheblich in die Ausbildung der Medizinstudenten und damit auch in die Standortattraktivität Siegens. Unser Unternehmen steht seit 150 Jahren für die Sicherung der medizinischen und pflegerischen Versorgung in unserer Region und als stabiler und wichtiger Arbeitsplatzgarant für inzwischen 1.700 Menschen und deren Familien. Wir bieten ein nachweislich hohes Niveau an medizinischer Versorgung. Die Menschen in Siegen-Wittgenstein und darüber hinaus schätzen die Leistungen der hier Arbeitenden und vertrauen ihnen. Damit dies auch so bleibt, werden wir uns auf Ebene unserer Interessensvertretungen für eine Politik stark machen, die unsere zukünftige Entwicklung positiv unterstützt und bereit ist, mit uns in die Gestaltung der Versorgung unserer Region zu investieren. Ihnen allen wünschen wir ein weiterhin unvergessliches und erfolgreiches Jubiläumsjahr 2011.

Christoph Rzisnik

Hans-Jürgen Winkelmann

Geschäftsführer

Geschäftsführer M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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NACHRICHTEN

Unverzichtbarer Betandteil der Notfallkette der Region Südwestfalen.

Ein Unternehmen im Aufbruch Bei der St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH und ihren Tochtergesellschaften gibt es immer etwas Neues, seien es Erfolge oder der medizinisch-technische Fortschritt, Auftritte auf Messen und Veranstaltungen oder Projekte. Auf den folgenden Seiten sind die wichtigsten Nachrichten in konzentrierter Form wiedergegeben.

Aus dem Morgenland Einen besonderen Besuch statteten Anfang des Jahres die Sternsinger

und gleichzeitig Spenden für Not leidende Kinder sammeln. Begrüßt wurden sie von Pflegedirektorin Juliane Schneider.

Die Praxis des Notfalldienstes Siegen befindet sich im B-Flügel des St. Marien-Krankenhauses Siegen (ehemaliges Klausurgebäude) und

Notfalldienstpraxis gestartet

von St. Michael dem Krankenhaus ab. Die Sternsinger möchten den Menschen Gottes Segen bringen 4

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Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger in SiegenWittgenstein ist eine der zentralen Aufgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Seit dem 1. Februar kann die Arztrufentrale telefonisch über 0180-50 44 100 (0,14 Euro/Min aus Festnetz, max 0,42 Euro/Min für Mobilfunk) erreicht werden.

ist über einem separaten Eingang direkt aus dem Parkhaus erreichbar.


NACHRICHTEN

Schülerprojekte schneller aufs Blatt bringen

Sehr dankbar zeigte sich Schulleiterin Anja Koch von der Hammerhütter Grundschule über eine Sachspende des St. Marien-Krankenhauses Siegen, die ihr und Carmen Denis, Vorsitzende des Elternvereins, im Dezember übergeben wurde. Der katholischen Bekenntnisschule der Stadt Siegen wurde von Michael Wörster und Wolfgang Ax, beide St. Marien-Krankenhaus Siegen, acht neuwertige Drucker überreicht. Die Drucker werden in den Klassenzimmern eingesetzt und unterstützen damit den Unterricht der Schule, die die Kinder früh an moderne Medien wie dem Internet heranführen möchte. „Die Schülerinnen und Schüler können nun ihre im Internet gewonnenen Recherche-Ergebnisse direkt im Klassenzimmer ausdrucken. Auch lassen sich Schülerprojekte schneller ‚aufs Blatt bringen‘“, sagte Anja Koch bei der Übergabe.

Und wieder ein Kran „Ein Krankenhaus ohne Kran ist ein totes Krankenhaus“, ist ein geflügeltes Wort in der KrankenhausSzene. Auch in 2011 wurde am St. MarienKrankenhaus einer aufgebaut.

Bücher für Pflegekreis In einem Projekt hat der Kurs 04 der Krankenpflegeschule im St. Marien-Krankenhaus alte Medizinschränke für eine Museumsausstellung aufbereitet. Das Projekt wurde durch ein Sponsoringkonzept unterstützt, die Spendensumme letztendlich nicht komplett ausgegeben. Ein Restbetrag wurde nun in Form von Fachbüchern zur Unterstützung des Pflegekreises Wilnsdorf eingesetzt. Diese geben den Helferinnen des Pflegekreises die Möglichkeit, sich auf aktuellstem Stand über Alterserkrankungen zu informieren, um eine sichere Alltagsbegleitung der hilfebedürftigen Menschen zu ermöglichen. Stellvertretend für den Kurs 04 waren Sina Klein und Stefan Moos bei der Übergabe der Fachbücher anwesend.

Mobiles Internet Die Zukunft im Internet ist mobil. Schon seit dem Sommer 2010 bietet das St. Marien-Krankenhaus Siegen eine mobile Variante seiner Internetpräsenz in Form einer App an – die Marien konkret berichtete. Ende Dezember ging auch die komplette Website in einer mobilen Variante an den Start. Die neuen Services erleichtern den mobilen Zugriff auf aktuelle Patienten- und Unternehmensinformationen. Bei Usern mit einem Handy wird dieses automatisch erkannt und eine für dieses Gerät optimierte Seite angezeigt. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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NACHRICHTEN

Wohlfühltag für Patientinnen

Profis für die Praxis

Die Diagnose einer Krebserkrankung bedeutet für viele Menschen einen tief greifenden Einschnitt im Leben, der mit vielfältigen Belastungen und Veränderungen verbunden ist. Die Psychosoziale Krebsberatungsstelle des Caritasverbandes Siegen-Wittgenstein hat Anfang des Jahres zu einem Wohlfühltag in die Räume der Krankenpflegeschule im St. MarienKrankenhaus Siegen eingeladen. Diplom-Psychlogin Dr. Christine Gudelius und Musiktherapeutin Beate Hoffmann gestalteten einen Wohlfühltag für krebserkrankte Frauen. Die Beratungsstelle bietet Informationen, Beratung und Begleitung für Betroffene, Angehörige und nahe stehende Personen in allen Phasen der Erkrankung an. Kontaktadresse im Internet unter: www.caritas-siegen.de/Krebsberatung.

Am St. Marien-Krankenhaus Siegen bekamen jetzt 14 Praxisanleiterinnen im Sozial- und Gesundheitswesen in feierlichem Rahmen ihre Zertifikate und Abschlusszeugnisse. Im Hörsaal begrüßten Pflegedirektorin Juliane Schneider und Schulleiter Klaus Stinner dazu zahlreiche Gäste aus den verschiedenen Einrichtungen. Die Teilnehmerinnen kamen aus allen Bereichen des Krankenhauses sowie aus Wohn- und Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten. Die Struktur der Weiterbildung wurde im Jahr 2010 verändert und in einem neuen System mit insgesamt elf zweitägigen Modulen durchgeführt. Dies bietet sowohl

Hilfe für Kinderhospizverein Im Dezember wurde von der Krankenpflegeschule eine Spende in Höhe von 536 Euro an Hubertus Sieler vom Deutschen Kinderhospizverein e.V. übergeben. Der 1990 gegründete Verein begleitet Familien mit Angeboten sowohl für das kranke Kind als auch für Eltern und Geschwister. Stellvertretend für den Kurs 04 waren Sina Klein, Stefan Moos und Anna Clemens, als Projektleiter Hartmut Goubeaud bei den Spendenübergaben anwesend. 6

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den Einrichtungen, als auch den Teilnehmerinnen eine spürbar höhere Flexibilität, z.B. können Module separat absolviert und abgeschlossen werden. Elke Borchers, Dipl.-Med.-Pädagogin und Kommunikationstrainerin, ist seit Januar verantwortliche Ansprechpartnerin für den Bereich der Praxisanleiter. In den vergangenen zehn Jahren hat die Krankenpflegeschule im St. Marien-Krankenhaus Siegen mehr als 100 Praxisanleiter ausgebildet. Davon sind aktuell mehr als 50 im Krankenhaus und mehr als 20 in den Wohn- und Pflegeeinrichtungen des GSS (Gesundheits-Service Siegen) tätig und stärken die Ausbildung im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege. „Die Nachfrage seitens der Mitarbeiter ist weiterhin enorm hoch. Dabei orientiert sich der Bedarf jeweils an den ständig wechselnden Rahmenbedingungen“, sagt Hartmut Goubeaud aus dem Zentralen Dienst Personal und zieht eine positive Bilanz unter zehn Jahren Praxisanleitung im St. Marien-Krankenhaus. Die Mischung aus „alten Hasen“ und frischen Nachwuchskräften, intensiv gelebte Seminare und eine tolle Arbeitsatmosphäre seien die Merkmale der Weiterbildung.


NACHRICHTEN

Pflegemuseum in Haus St. Klara Aus privaten Sammlungen ist für acht Wochen ein Pflegemuseum in Haus St. Klara in Friesenhagen entstanden. Unter den Ausstellungsstücken in der Friesenhagener Einrichtung finden sich wahre Schmuckstücke aus gut 1 1/2 Jahrhunderten Medizin und Pflege im ländlichen Raum. Zu sehen sind u.a. Pflegebetten, Laborgeräte, Bücher und Verbandsmaterial. Glanzstück ist dabei die komplette Landarztpraxis „Dr. Tewes“ aus den 50er Jahren. „Mit der Präsentation möchten wir die Entwicklung der Pflege sichtbar machen, die letzten Endes den Bewohnern zu Gute kommt“, so Heimleiterin Gabriele Vaccalluzzo.

Online-Schnitzeljagd

„Alte Hasen“ und Nachwuchskräfte sorgen für eine zielorientierte Praxisanleitung in Siegen.

Was hat eine Beckenbogensenkung mit dem linken Zeigefinger zu tun? Auf den Seiten der Kliniken befinden sich die Teile des Online-Gewinnspiels des St. Marien-Krankenhauses. Mit dem Gewinnspiel zum Jubiläumsjahr 2011 möchte das Krankenhaus auf die Vielfalt seiner Leistungen aufmerksam machen. Insgesamt acht Buchstaben gilt es zu finden, um hieraus schließlich das Lösungswort zu formen. Hat man dieses richtig gebildet und dann per Mail (info@marienkrankenhaus.com) bis zum 15. April 2011 an das Referat Kommunikation & Marketing gesendet, so wird durch das Los unter allen richtigen Einsendern entschieden, wer den tollen Hauptpreis gewinnt. Weitere Informationen im Internet unter marienkrankenhaus.com.

Musikcafé in Niederfischbach Regelmäßig lädt Maria Bauseler zum Musikcafé ins Restaurant der Wohn- und Pflegeeinrichtung „Haus Mutter Teresa“ ein. In gemütlicher Runde werden alte und neue Schlager, Stimmungs- und Volkslieder gespielt und verlocken so manchen zum Mitsingen und Schunkeln. Im Januar erfreuten die Musikanten Walter Lepschy (Zither) und Josef Bergmann (Akkordeon) als Special Guests die Zuhörer mit ihren Melodien.

Facebook, Twitter & Co. Das St. Marien-Krankenhaus Siegen startete vor zwei Jahren als erstes Krankenhaus in Deutschland mit einer eigenen Twitter-Seite. Im letzten Jahr begann dann auch das Facebook-Fieber. Mittlerweise wird dort die Seite des Krankenhauses 20.000mal im Monat aufgerufen und ergänzt das Web 2.0-Angebot des Unternehmens optimal. Dennoch werden stetig weitere Multiplikatoren gesucht, die der „gefällt mir“ Community beitreten und das virtuelle Angebot in ihrem Umfeld bekannt machen. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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NACHRICHTEN

Neue Imagebroschüre

Ende Februar wurde die neue Konzern-Imagebroschüre für die St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH herausgegeben. Die Broschüre gibt Aufschluss über das kompetente Leistungsspektrum des integrierten Gesundheitsunternehmens mit Standorten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Tabus brechen Tod und Organspende sind immer noch Tabuthemen. Viele Menschen haben Angst vor dem Tod und wollen aus verschiedenen Gründen lieber nicht darüber nachdenken, was nach dem Tod mit ihren Organen geschieht. Mit einer Ausstellung im Foyer des Hauses wollte das St. Marien-Krankenhaus Siegen gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation auf die Dringlichkeit von Organspenden hinweisen. Über 14.000 chronisch kranke Menschen warten derzeit auf ein Spenderorgan. Demgegenüber können nur 4.000 Organe jährlich aufgrund des Mangels an Organspenden transplantiert werden. In Nordrhein-Westfalen befinden sich mehr als 2.500 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste. Nur rund 730 Patienten konnte bislang geholfen werden. Derzeit können pro Organspende durchschnittlich drei Organe transplantiert werden. Auch wenn in Deutschland täglich zwölf Transplantationen durchgeführt werden, versterben täglich drei Patienten, weil ein lebenswichtiges Organ nicht

rechtzeitig zur Verfügung steht. Die genannten Zahlen führen deutlich vor Augen: Die Anzahl der Menschen, die verzweifelt auf ein Organ warten, ist deutlich größer als die Anzahl verwendbarer Spenderorgane. „Organe werden dringend gebraucht, um Leben zu retten. Um mehr Menschen helfen zu können, sind mehr Organspender nötig“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer der St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH. Obwohl in der bundesdeutschen Bevölkerung eine generell hohe Akzeptanz für Organspenden festgestellt werden kann, besitzen nur die wenigsten einen Spenderausweis. Fortschritte in der Medizin ermöglichen den Transplantierten eine immer bessere Lebensqualität. So kann die Niere eines 65-jährigen Verstorbenen einem Dialysepatienten wieder ein fast normales Leben schenken. Manchen chronisch kranken Menschen werden durch eine Transplantation vorher undenkbare Situationen wie Fernreisen oder Schwangerschaften wieder möglich gemacht.

Jetzt geht´s los! St. Marien-Krankenhaus Siegen startet mit 150 Läufern Die Vorbereitungen für den 8. Siegerländer Firmenlauf am 17. Juni haben begonnen. Bereits bei der Pressekonferenz in Anwesenheit von Pflegedirektorin Juliane Schneider und Petra Gahr war eine deutliche Aufbruchstimmung zu spüren – Jetzt geht´s los! Auch für das St. Marien-Krankenhaus bedeutet der diesjährige Firmenlauf eine besondere Herausforderung. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums möchte das Unternehmen mindestens 150 Mitarbeiter beim Firmenlauf 2011 anmelden. Die ersten Einsteiger haben mit der Vorbereitung begonnen, u.a. der neue Kurs der Krankenpflegeschule mit Leiterin Patricia Mehring. 8

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Jeder kann beim Firmenlauf mitmachen. Der Spaß an dem großen Laufevent steht im Vordergrund,

nicht nur schnelle Läufer sind gefragt, auch die Nordic-Walker sind besonders angesprochen.


NACHRICHTEN

Neue Parkplätze Direkt neben dem Ambulanten onkologischen Zentrum in der Siegener Nordstraße laufen aktuell Baumaßnahmen zur Schaffung neuen Parkraums. Durch die laufende Baumaßnahme wird die Parkplatzsituation des Zentrums in bester Stadtlage deutlich verbessert. Auch Mitarbeiter des St. Marien-Krankenhaus Siegen profitieren von dieser Maßnahme, sind doch eine Reihe von Parkplätzen für sie vorgesehen. Auch wird der Lieferverkehr, für den die Zufahrt über die Nordstraße eine wahre Prüfung fahrerischen Geschicks war, besser fließen.

Ethik-Café eröffnet

„Extrablatt“ zum Jubiläum „Die Einlösung der Aktie übernimmt der große Zahlmeister des Himmels und der Erde.“ So steht es auf der Gründungsaktie des St. Marien-Krankenhauses Siegen. Aus bescheidenen Anfängen heraus ist im Laufe der Jahre ein großes kirchliches Gesundheitsunternehmen mit 1.700 Mitarbeitern an unterschiedlichen Standorten geworden, welches heute aus der Versorgung der Region Siegen-Wittgenstein nicht mehr wegzudenken ist. Mit einer Sonderbeilage (80.000 Exemplare) würdigte Anfang März die Siegener Zeitung die bewegte und bewegende Geschichte des St. Marien-Krankenhauses und zeichnete die Geschichte dieser Siegener Institution nach.

Im Februar fand zum ersten Mal ein Ethik-Café im St. MarienKrankenhaus Siegen statt. Mit dem Ethik-Café soll ein Rahmen geschaffen werden, in dem ein offener Austausch über ethische Fragestellung möglich ist. In Form eines zwanglosen Treffens ist das Ethik-Café offen für alle Interessenten und soll der Auseinandersetzung mit ethischen Fragen dienen. Themen können von allen Teilnehmenden eingebracht werden und beschränken sich nicht unbedingt auf den Bereich der medizinischen Ethik. Das Ethik-Café findet an jedem ersten Dienstag im Monat statt.

Krankenhaushygiene im Fokus Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen hat ihre Bereitschaft bekräftigt, den Schutz der Patienten vor Krankheitserregern zu verbessern und den Hygiene-Aktionsplan von Gesundheitsministerin Barbara Steffens unterstützen zu wollen. Zu den von Steffens angestrebten Maßnahmen gehören die Aufklärung der Bevölkerung mit Kampagnen zu den Themen „persönliche Hygiene“, „Krankenhaushygiene“ und „Antibiotika-Einsatz“. Auch ist der flächendeckende Ausbau eines Frühwarnsystems ebenso geplant wie die Förderung der Aus- und Weiterbildung rund um das Thema Hygiene für alle im Bereich von Medizin und Pflege tätigen Beschäftigten. Zur Umsetzung des Aktionsplans Hygiene will die Landesregierung in diesem Jahr eine Million Euro bereitstellen. Im St. Marien-Krankenhaus Siegen sind Aktionen zur Aufklärung und Information sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen im Bereich der Hygiene schon länger an der Tagesordnung. In diesem Jahr wird der „2. Aktionstag Patientensicherheit“ am 16 .Juni und der „Tag der Hände“ am 26. Oktober durchgeführt. Zudem werden viele Veranstaltungen im aktuellen Fortbildungskalender angeboten. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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AUSRICHTUNG

Neuer Konvent in Siegen St. Joseph-Schwestern haben nun offizielle Niederlassung im St. Marien-Krankenhaus Siegen

Die Herzlichkeit der Ordensschwestern aus Indien wirkte einfach ansteckend: Mit einem fröhlichen Festgottesdienst in der Kapelle des St. Marien-Krankenhauses und anschließendem Empfang wurde die Niederlassung – der St. JosephSchwestern offiziell eröffnet. Den Festgottesdienst, bei dem auch der neue Krankenhauspfarrer Tade-

usz Senkowski offiziell eingeführt wurde – leitete Pfarrer Wolfgang Winkelmann. Die Freude über den im St. Marien-Krankenhaus Siegen beheimateten neuen Konvent, der gut ein Jahr nach der Auflösung des Konvents der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vincenz von Paul zu Paderborn von Erz-

Die Verbindung von Ordensschwestern mit der Stadt Siegen und den kranken und pflegebedürftigen Menschen fällt mit der Krankenhausgründung zusammen: Denn seit Eröffnung des St. MarienKrankenhauses im Jahr 1861 leisteten die Vincentinerinnen aus dem Mutterhaus in Paderborn hier schon ihren Dienst am Nächsten. Im vergangenen Jahr verabschiedete das St. Marien-Krankenhaus Siegen mit Schwester Luciosa, Schwester Albita, Schwester Berthilde und Schwester Reinharda die letzten Vincentinerinnen. Gut zehn Monate später konnte ein neuer Konvent eröffnet werden. 10

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bischof Hans-Josef Becker eingesetzt wurde, bezog sich auch auf die Glaubensimpulse, die sich die Mitarbeiter und Patienten von den Schwestern und Seelsorger erhoffen. Tadeusz Senkowski zitierte daher in seiner Ansprache auch den Ordensgründer Vincenz von Paul mit den Worten „Seid gut und man wird euch glauben“, die für ihn und die Ordensschwestern den Auftrag für den Dienst am Mitmenschen bildeten. „Wir freuen uns ganz besonders, dass die indischen Schwestern bei uns sind“, sagt Pflegedirektorin Juliane Schneider. „Erst im vergangenen Jahr haben uns die ‚Vincentinerinnen‘ nach fast 150jähriger segensreicher Zusammenarbeit verlassen. Wir hoffen, dass die St.-Joseph-Schwestern


AUSRICHTUNG

noch recht lange in unserem Krankenhaus wirken“, so die Pflegedirektorin weiter. Denn „durch die Schwestern werden die Werte unseres Hauses greifbarer“. Nach intensiven Kontakten und Gesprächen ergab sich die Möglichkeit, dass vier indische Ordensschwestern der Kongregation vom Heiligen Joseph aus Kerala, die seit mehreren Jahren schon im St. Marien-Krankenhaus Siegen tätig sind, als offizielle Niederlassung anerkannt wurden. Gleichzeitig bot sich die Chance, wieder einen Krankenhauspfarrer einzusetzen, der sich hauptamtlich um die Kranken im St. Marien-Krankenhaus Siegen kümmert. Pfarrer Tadeusz Senkowski wirkte zuvor 16 Jahre als Gemeindepfarrer in Mastholte, die nun in den Pastoralverbund Riedberg Süd aufgegangen ist. „Aufgrund der segensreichen Erfahrungen des Wirkens von Ordensschwestern seit 150 Jahren ist es dem St. Marien-Krankenhaus Siegen ein großes Anliegen, wieder eine Kommunität mit Ordensschwestern zu etablieren“, sagen die Geschäftsführer Christoph Rzisnik und Hans-Jürgen Winkelmann. „Die Ordensschwestern bringen sich in die etablierte Krankenpflege ein und bereichern darüber

„Den Schwestern ist es zu verdanken, dass während ihres Wirkens der christliche Gedanke auf den Fluren des Krankenhauses nicht nur deutlich sichtbar, sondern auch stets spürbar war“, würdigte Weihbischof Hubert Berenbrinker im vergangenen Jahr das Wirken der Schwestern im St. Marien-Krankenhaus Siegen. „Mit den Kranken unter einem Dach verbrachten sie viel Zeit und legten durch ihr Dasein Zeugnis ab: Es gibt mehr als das irdische Leben - Gott und den Himmel. Ihr Vermächtnis ist der Dienst aus Liebe zu Gott und den Menschen.“

hinaus das spirituelle Leben in unserem Krankenhaus. Mit Pfarrer Tadeusz Senkowski wird zudem die Seelsorge im Krankenhaus

deutlich verstärkt, so dass wir unserem Auftrag als katholisches Krankenhaus besser erfüllen können.“

Neuer Krankenhauspfarrer: Tadeusz Senkowski

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Christian Janusch/SiegerlandKurier

SCHWERPUNKT

150 Jahre gesunde Entwicklung St. Marien-Krankenhaus Siegen präsentiert Festschrift

Zum Start ins Jubiläumsjahr präsentierte Bruno Sting, Vorsitzender des Verwaltungsrats, und die „Projektgruppe 150 Jahre“ die Festschrift, die auf fast 200 Seiten einen umfassenden Rückblick auf die anderthalb Jahrhunderte umfassende Geschichte des ältesten Krankenhauses der Stadt Siegen bietet. Eineinhalb Jahre haben der Historiker Dr. Michael Römling, Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann und Pressesprecher Christian Stoffers sowie weitere Mitarbeiter in alten Akten und Archiven gestöbert, ehemalige Mitarbeiter befragt und Geschichten und Anekdoten aus 150 Jahren St. Marien-Krankenhaus Siegen zusammengetragen. 12

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Unmögliches möglich gemacht Als im Jahre 1861 vor den Toren der Stadt Siegen ein Hospital der katholischen Kirchengemeinde St. Marien errichtet wurde, konnte niemand ahnen, dass hieraus im Laufe der kommenden anderthalb Jahrhunderte ein Unterneh-

Dr. Michael Römling, Historiker

men mit vielfältigen Leistungen entstehen würde, das heute mit seinen über 1.700 Mitarbeitern einen festen und unverzichtbaren Bestandteil im Gesundheitswesen der Region Südwestfalen spielt. Die Festschrift reduziert die Geschichte des St. Marien-Krankenhauses Siegen nicht auf die Vorgeschichte der heutigen Akutmedizin, sondern beleuchtet die einzelnen Entwicklungsphasen dieser besonderen Siegener Institution, die 1861 das erste moderne Krankenhaus in Siegen war, aus dem Blickwinkel moderner Krankenhaus- und Medizingeschichte. Jenseits der bekannten Erzählungen, wie der Gründung durch die Ausgabe einer Aktie,


SCHWERPUNKT

der Behandlung der Patienten in der Bunkeranlage des Krankenhauses nach der verheerenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg oder den oft bemühten Anekdoten unterschiedlicher Epochen des Krankenhauses, werden auch für Siegen und seine Sozialgeschichte neue Ergebnisse präsentiert, die sich auf eine fast anderthalb Jahre dauernde Arbeit in unterschiedlichen Archiven Südwestfalens stützen. Der Blick gilt der Herausbildung der medizinischen Abteilungen aus einer reinen Allgemeinmedizin zu einem modernen Klinikum mit elf Fachabteilungen, die den Bedürfnissen einer stark industriell geprägten Region nachkommen. Eingegangen wird unter anderem auf die Anfänge der Chirurgie und Gynäkologie oder die Herausbildung der Inneren Medizin und Radiologie. Auch die Zeit des Nationalsozialismus kommt nicht zu kurz: Der von Pfarrer Wilhelm Ochse getragene Widerstand genauso wie die Anpassung von Ärzten an das herrschende System. Gleichfalls wird der mühsame Neuanfang nach 1945 beleuchtet, der eng mit dem Namen Wilhelm Hundt verbunden ist. Blickt man zurück auf 150 Jahre Krankenhausversorgung, zu der

Vor den Toren der Stadt: St. Marien-Krankenhaus um 1880 die Festschrift einlädt, so kann man einen ununterbrochenen Wandel erkennen: Zu nennen sind da der medizinische Fortschritt genauso wie der Wertewandel und die demografische Herausforderung. Kaum ein anderer Ausschnitt der Gesellschaft ist derart geprägt von rasantem Fortschritt aber auch von permanenten gesetzlichen Änderungen. Das St. Marien-Krankenhaus Siegen kann daher an seinem 150. Geburtstag auf bewegte und bewegende Jah-

St. Marien-Krankenhaus nach Luftangriff

re zurückblicken, bei denen der Mensch immer im Mittelpunkt des Handelns stand.

Großes Programm Mit der Veröffentlichung der Festschrift, die zum Preis von 5 Euro an der Information des Krankenhauses erhältlich ist, startete das Haus eine ganze Reihe von Veranstaltungen und Feiern anlässlich des 150-jährigen Bestehens. Am 22. Februar eröffnete im Kapellenfoyer die Ausstellung „Unsere Fachdisziplinen im Wandel der Zeit“. Am selben Tag fand die feierliche Aktienmesse statt, die an den Verkauf der Aktien zur Finanzierung des Krankenhausbaus erinnert. Den Höhepunkt des Jubiläums wird ein Pontifikalhochamt mit Erzbischof Becker und dem Chor von Peter und Paul am Freitag, 6. Mai, sowie ein Tag der Offenen Tür am Sonntag, 11. Juli, bilden. Ein Fest für die Mitarbeiter am 23. September, ein Medizinerabend für geladene Gäste am 5. Oktober sowie der Tag der Ausbildung am 20. Oktober werden schließlich die Festlichkeiten abrunden.

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SCHWERPUNKT

Weiterbildung mit hohem Niveau Prof. Frank Willeke und Dr. Alois Franz sorgen für erfolgreichen Start der Marien Akademie Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des St. Marien Krankenhauses Siegen wurde im Januar die Marien Akademie von Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann eröffnet. Die erfolgreiche Auftaktveranstaltung widmete sich dem fachübergrei-

Prof. Frank Willeke führt in das Thema ein 14

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fenden Thema Leistenschmerz. So waren der Einladung circa 80 Mediziner aus über zehn verschiedenen Fachrichtungen gefolgt, um intensiv Diagnostik und Therapie der Leistenschmerzen zu diskutieren.

Erstuntersuchung von besonderer Bedeutung Dr. Mathias Buschhaus, Weiterbildungsbeauftragte des Ärztevereins, zeigte die große Wichtigkeit der Hausärzte in der Erstuntersuchung der Patienten mit Leistenschmerzen auf. Die vielfältigen Ursachen im orthopädischen und unfallchirurgischen Bereich wurde von Dr. Alois Franz, Chefarzt der Orthopädie und Sporttraumatologie am St.

Marien Krankenhaus Siegen kommentiert: „Die sorgfältige Untersuchung des Hüftgelenkes ist in der Abklärung von anderen Ursachen eine besonders wichtige Untersuchung“, führte Dr. Franz aus. Bei Hüftgelenksarthrose klagt der Patient beispielsweise über einen

Niedergelassene Ärzte diskutieren gemeinsam mit Klinikern


SCHWERPUNKT

Chirurgischen Klinik des St. Marien Krankenhauses. Die Besonderheit der ersten Marien Akademie waren dann schwierige Fälle, die von den Moderatoren, einzelnen Experten und dem Publikum zur Diskussion vorgestellt wurden. Die Vielfältigkeit der Krankheitsbilder konnte hier durch Experten aus der Radiologie, Gynäkologie, Urologie und Inneren Medizin ergänzt werden.

Fast 80 Teilnehmer sorgen für einen erfolgreichen Start der Akademie typischen Anlaufschmerz, der sich bei längerem Gehen bessert. Ruheschmerz ist selten, die Beschwerden können sich einseitig oder beidseitig bemerkbar machen. Demgegenüber leidet der Patient bei Hüftgelenksarthritis schon in Ruhe unter Schmerzen, und beim Gehen wird der Schmerz schlimmer bis unerträglich. Doch können auch Degenerationen der Wirbelsäule, Veränderungen der Gefäße, Erkrankungen im Genitalbereich und nicht zuletzt der Leistenbruch verantwortlich für die Schmerzen sein. „Während ein Leistenbruch häufig auch vom Patienten selbst festgestellt wird, können Beschwerden durch kleine Leistenbrüche eine sehr schwierige Diagnose darstellen“, sagt Prof. Frank Willeke, Chefarzt der

Dr. Alois Franz moderiert Falldiskussionen

Vis-à-vis mit der Medizingeschichte Schrittmacher, Geburtszange und Endoskope: Seit März zeigt die Ausstellung „Unsere Fachdisziplinen im Wandel der Zeit“ die Entwicklung der medizinischen Versorgung im St. Marien-Krankenhaus Siegen und erzählt die 150-jährige Geschichte des ersten modernen Siegener Krankenhauses. Die Ausstellung wurde von Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses Siegen, eröffnet. Hellmann, Reipen, Flosdorf und Geller waren im 19. und frühen 20. Jahrhundert Pioniere in der stationären medizinischen Versorgung Siegens. Die Ausstellung als medizin- und pflegehistorische Sammlung zeigt, wie ausgehend von der Allgemeinmedizin die Spezialisierungen und Differenzierungen die Entwicklung des St. Marien-Krankenhauses Siegen prägten. Chefarzt Prof. Dr. Frank Willeke und Pflegedirektorin Juliane Schneider haben gut sechs Monate an der Ausstellung gearbeitet und Material gesammelt. Ergänzt wird die Sammlung durch Tafeln, die den BesuchernPersönlichkeiten aus gut 150 Jahren Medizingeschichte näherbringen. Die Ausstellung befindet sich im Kapellenfoyer des Krankenhauses und ist noch bis Mai zu sehen.

Dr. Peter Flosdorf - erster Chirurg im St. Marien-Krankenhaus M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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REPORT

Flohzirkus gastiert in Siegen Kindertagespflege am St. Marien-Krankenhaus eröffnet den, während ihre Eltern ihrem Beruf im St. Marien-Krankenhaus Siegen nachgehen können. „Wir wollen unseren Mitarbeitern ermöglichen, Beruf und Familie zu vereinbaren“, so die Geschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann und Christoph Rzisnik bei der Vorstellung der Einrichtung.

Ein klares Bekenntnis zur Familienfreundlichkeit nannte Pflegedirektorin Juliane Schneider am Dienstag die Eröffnung der Kindertagespflegestätte am St. Marien-Krankenhaus Siegen. Die neue, in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Siegen betriebene Einrichtung bietet Platz Pfarrer Winkelmann segnet neue Einrichtung

Sabine Schneider, Betreuerin

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für die zeitgleiche Betreuung von neun Kindern und ist gerade zwei Gehminuten vom Hauptgebäude des Krankenhauses entfernt. „Flohzirkus“ heißt die Einrichtung, in der die Kleinkinder betreut wer-

Gabriele Lixfeld, Betreuerin


REPORT

derbetreuung deutlich gemacht, was sich schließlich auch in den Anmeldezahlen widerspiegele.

Kinder sollen sich heimisch fühlen

Machte sich für Flohzirkus stark: Personalleiter Hubert Berschauer (rechts im Bild)

Steigerung der Attraktivität Die Initiative hat neben der Familienfreundlichkeit auch einen wirtschaftlichen Hintergrund. In Zeiten eines zunehmenden Fachkräftemangels in Medizin und Pflege kann mit betrieblicher Kinderbetreuung die Attraktivität als Arbeitgeber deutlich gesteigert werden. Die Kindertagespflegestätte ist dabei ein Pfund, mit dem auch nach außen – insbesondere bei potenziellen medizinischen Mitarbeitern – geworben werden könne. Bewerber, die sich für eine Tätigkeit im St. Marien-Krankenhaus Siegen interessieren, fragten schon jetzt gezielt danach, stellt Personalleiter Hubert Berschauer fest. Man begegne natürlich auch der internen Nachfrage: Eine Mitarbeiter-Befragung beim St. Marien-Krankenhaus Siegen habe einen hohen Bedarf gerade beim Thema Kleinkin-

Die offizielle Eröffnung der Einrichtung war auch mit der Einsegnung durch Pfarrer Wolfgang Winkelmann verbunden. In seiner kurzen Ansprache erinnerte er an Jesus, der die Kinder zu sich rief, woraus sich auch ein besonderer Auftrag des katholischen Krankenhauses für die Kinder herleiten ließe. Sie sollen sich dann im neuen Flohzirkus am St. MarienKrankenhaus Siegen auch heimisch fühlen, wünschen sich die beiden Betreuerinnen Gabriele Lixfeld und Sabine SchneiderHeinrich. Weitere Informationen zum Flohzirkus sind unter www.marienkrankenhaus.com zu finden. Eine Broschüre kann beim ZD Personal angefordert werden.

Krankenhaus zeigt Herz Ende Februar präsentiert sich das St. Marien-Krankenhaus Siegen auf der Messe „Gesundheit Siegen 2011“ mit vielen Aktionen und Vorträgen als integriertes Gesundheitsunternehmen. Die Messe fand in der Siegerlandhalle statt. Zu den Schwerpunkten gehören die Kardiologie, die Gefäßchirurgie und die Orthopädie sowie die Rehabilitation. Besondere Attraktionen am Stand sind ein begehbares Herzmodell und ein AgeExplorer, mit dem man die Schwierigkeiten des Alters am eigenen Leib erfahren kann. Die aktuelle Fitness kann mit einem Body-Analyser bestimmt werden. Der Dank der Organisatoren der Gesundheitheit Siegen 2011 gilt insbesondere den Oberärzten Dr. Hans-Peter Hobbach und Dr. Christian Eberle sowie den Chefärzten Prof. Frank Willeke und Dr. Heinrich Franz für die Bereicherung des Veranstaltungsprogramm durch äußerst informative Vorträge.

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POLITIK

Blick in die Zukunft Landesgruppe des Verbands der Krankenhaus-Direktoren veranstaltete Zukunftsworkshop

Die Landesgruppe NordrheinWestfalen des Verbands der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) veranstalte Mitte Januar in Paderborn einen Zukunftsworkshop. „Die Ziele des zweitägigen Workshops bestanden darin, gemeinsam Herausforderungen sowohl auf Verbands- als auch auf Einrichtungsebene zu identifizieren und dann Veränderungsmöglichkeiten zu benennen, und

Prof. Andreas Goldschmidt letztlich mögliche Wege zu deren Umsetzung zu finden“, so Dr. Josef Düllings Landesvorsitzender VKDNRW und Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH Paderborn.

& Führung“ und „Politik & Lobbyarbeit“ aufzuarbeiten. „Dabei standen konkrete Ansätze, die auf der Erfahrung der letzten Jahre beruhen, im Vordergrund“, sagt Hans-Jürgen Winkelmann, VKDVorstand und verantwortlich für den Bereich „Tagungen“. Prof. Dr. Andreas Goldschmidt, Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Universität Trier, skizzierte die Führungsebene im

Strukturen verändern

Hans-J. Winkelmann moderiert 18

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Hochkarätige Referenten und Arbeitsgruppenleiter unterstützen die Workshop-Teilnehmer dabei, die Themenfelder „Management

VKD-Präsident Heinz Kölking


POLITIK

Krankenhaus und identifizierte die fehlende Beteiligung des Managements am Unternehmen als einen Faktor für ineffektive Strukturen. Gleichfalls plädierte er für ein Qualitätsmanagement in Maßen. Der Pflege bescheinigte Prof. Goldschmidt ein gutes, organisationsbezogenes Denken, weshalb diese neben dem ärztlichen und kaufmännischen Bereich Platz in den oberen Managementebenen finden müsse. Gestützt wurden seine Ansätze von Peter Asché, Kaufmännischer Direktor des Universitätsklinikums Aachen, der den Vergütungsstrukturen breiten Raum beimaß. Als besondere Herausforderung strich er die Befristung der Arbeitsverträge von Krankenhaus-Managern heraus, die von dem Einzelnen ein hohes Maß an Flexibilität aber auch Mobilität abverlange.

Sorgte für kontroverse Diskussion: Jens Spahn

Gesundheitspolitik im Fokus Der Zukunftsworkshop hatte neben der Bearbeitung von betriebswirtschaftlichen Fragestellungen auch das Ziel, eine kritische, konstruktive Auseinandersetzung gegenüber der Politik zu fördern.

Gottesdienst für Verstorbene Die Seelsorgenden im St. Marien-Krankenhaus versuchen besonders Menschen am Lebensende und deren Angehörigen hilfreich zur Seite zu stehen. Mit dem eingetretenen Tod endet in der Regel ihre Begleitung. Alle weiteren Schritte gehen eigentlich in die Obhut der Gemeindepfarrerinnen und -pfarrer über. Dennoch nehmen Seelsorgende im St. Marien-Krankenhaus immer wieder wahr, dass Trauernde den Kontakt zu der Krankenhausseelsorge suchen, auch wenn nicht immer gleich klar ist, was sie eigentlich zu finden hoffen. Mit der Gestaltung des Abschieds vom Verstorbenen können die Seelsorgerinnen und Seelsorger des St. Marien-Krankenhauses Siegen eine Handreichung bieten. Diese erspart zwar nicht den persönlichen Schmerz, hilft aber dabei, ihn zu durchleben. „In unserem kulturellen Umfeld gibt es nur noch wenig Restbestände einer Trauerkultur, die sich im Wesentlichen auf die Zeit kurz vor bis kurz nach der Bestattung beschränken“, so die Seelsorger im St. Marien-Krankenhaus Siegen. „Bestattung und Trauer sind zunehmend weniger eine öffentliche Angelegenheit. Isolierung, Vereinzelung und Vereinsamung von Trauernden sind immer häufiger anzutreffen. Geht dem biologischen Sterben oftmals ein soziales Sterben voran, so ereilt Trauernde manches Mal ein soziales Sterben im Nachhinein.“

Heinz Kölking, Präsident des VKD und Geschäftsführer Diakoniekrankenhaus Rotenburg/Wümme gGmbH, beschrieb daher in seinem Vortrag die aktuelle Arbeit und die Zukunftsperspektiven des Verbandes, die von den Anwesenden geteilt wurden. Intensiver wurden demgegenüber gesundheitspolitische Fragestellungen diskutiert. Im Mittelpunkt stand dabei das Referat von Jens Spahn, MdB und Gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er stellte die Grundzüge der aktuellen Gesundheitspolitik vor, der teilweise energisch widersprochen wurde.

Fortsetzung in Köln Dr. Düllings stimmte schließlich mit den meisten Beteiligten darin überein, dass der Zukunftsworkshop eine ideale Ergänzung zur Frühjahrstagung der Landesgruppe sei, die am 13. und 14. April in Köln stattfinden wird. Das Thema der Frühjahrstagung lautet: „Führung im Unternehmen Krankenhaus – Werteorientierung versus Ökonomisierung“. Hochkarätige Referenten werden dabei die Schwerpunktthemen des Zukunftsworkshops erweitern.

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AKTION

St. Marien-Krankenhaus probt den Ernstfall Anfang Januar fand eine Stabsübung im St. Marien-Krankenhaus Siegen statt. Diese Übung wurde von der Krankenhaus-Einsatzleitung durchgeführt und durch Beobachter der Feuerwehr Siegen und Katastrophen-Experten begleitet. Ziel einer solchen Übung ist die Überprüfung und Optimierung der Handlungsabläufe und Maßnahmen des St. Marien-Krankenhauses außerhalb des Regelbetriebes wie zum Beispiel hier bei einem Band.

Generalrevision des Alarmplans Gemeinsam mit einem Katastrophen-Experten wurden vor der Übung der Alarmplan und die Strukturen der KrankenhausEinsatzleitung analysiert und an20

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Krankenhaus gut gerüstet schließend überarbeitet. In diesem Zusammenhang wurden z.B.

für das St. Marien-Krankenhaus Siegen und die angeschlossenenen Wohn- und Pflegeeinrichtungen des GSS Gesundheits-Service Siegen so genannte Hamburger Rettungstücher angeschafft, die eine schnelle Evakuierung von bettlägigen Patienten und Bewohnern ermöglichen. Am Ende der „Generalrevision“ des Arlarmplans und Krankenhaus-Einsatzleitung wurde für Januar eine Stabsübung angesetzt, um die internen Abläufe zu prüfen. Patienten und Besucher waren von der Stabsübung nicht betroffen. Auch die Abläufe in den weiteren Abteilungen und Stationen sowie der Operationsbereich des St. Marien-Krankenhauses Siegen wurden von der Maßnahme nicht beeinträchtigt.


AKTION

Retter rücken von neuer Wache aus an

Fiktives Szenario Sofort nach Alarmierung wurden die Maßnahmen anhand entwickelter Checklisten ergriffen. Diese sind für einen solchen Fall im Notfallplan für sogenannte interne und externe Schadenslagen genau definiert. Nach Einschätzung der Lage wurde die Krankenhaus-Einsatzleitung einberufen, die Maßnahmen bei dem fiktiven Schadensereignis ergriff. Zur Krankenhaus-Einsatzleitung gehören die beiden Geschäftsführer, der Ärztliche Direktor, die Pflegedirektorin, der Technische Leiter und weitere Mitarbeiter des Krankenhauses. Basis der Übung ist der im St. Marien-Krankenhaus Siegen entwickelte Alarmplan. In ihm ist detailliert festgelegt, was im Ernstfall zu tun ist.

ben koordinieren. Die Feuerwehr rückte fiktiv innerhalb weniger Minuten mit ihren Löschzügen und dem Rettungsdienst an. Aufgabe der Krankenhaus-Einsatzleitung war es dann, anhand vorgegebener Szenarien Handlungsanweisungen herauszugeben und die Feuerwehr zu unterstützen. „Durch die Übung konnten wir die Zusammenarbeit bei der Bewältigung einer solchen Situation erfolgreich trainieren und damit

die Sicherheit im Krankenhaus verbessern“, erklärt Christoph Rzisnik, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses Siegen und fügt hinzu: „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Nun wissen wir, dass unser Konzept gut funktionieren wird. Wo sich Handlungsbedarf gezeigt hat, werden wir den Alarm- und Evakuierungsplan entsprechend optimieren.“ Durch einen neutralen Beobachter wurde der Ablauf im Detail notiert. Die beteiligten Mitarbeiter des Krankenhauses evaluierten im Anschluss an die Übung gemeinsam mit Mitarbeitern der Feuerwehr den Einsatz. Nach Einschätzung des Beobachters und der Feuerwehr, haben die Klinikmitarbeiter gute Arbeit geleistet. Weitere Informationen zum Alarmplan und zur Krankenhaus-Einsatzleitung sind im Intranet hinterlegt.

Zusammenarbeit mit Feuerwehr „Das war die erste Übung seit Entwicklung des neuen Alarmplans und wir waren sehr gespannt, wie die Übung ablaufen wird“, so Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. MarienKrankenhauses Siegen. Nach der Alarmierung am frühen Nachmittag wurde die Krankenhaus-Einsatzleitung per Telefon informiert und musste die im Alarmplan festgelegten Aufga-

Fiktives Szenario abgearbeitet M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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EXPERTENBERICHT

Risiko Röntgen? Moderne bildgebende Diagnostik für sämtliche Abteilungen des St.-Marien-Krankenhauses Siegen einschließlich der abteilungsspezifischen Ambulanzen leistet das Institut für Diagnostische Radiologie unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Dipl.-Inf. Wolfram Dölken.Für die Untersuchungen steht eine hochwertige apperative Ausstattung zur Verfügung. Für die Marien konkret befasste sich Dr. Dölken mit dem Thema „Strahlenexposition und Strahlenschutz“. Der Mensch hat keine Sinnesorgane, mit denen energiereiche Strahlen wie z.B. Röntgenstrahlen wahrgenommen werden können. Röntgenstrahlung kann man weder fühlen bzw. tasten, riechen oder schmecken. Durch die Umwelt ist jeder Mensch unabhängig von zivilisatorischen Einflüssen einer natürlichen Strahlenexposition ausgesetzt: kosmische Strahlung, terrestrische Strahlung, Strahlung durch radioaktive Stoffe in der Nahrung und der Atemluft. Für die Medizin gilt der Grundsatz, dass jede zusätzliche Strahlenexposition entweder vermieden oder möglichst gering zu halten ist. Bei der Anwendung radiologischer Untersuchungsverfahren auf den Menschen ist immer eine NutzenRisiko-Betrachtung vorzunehmen. Die Indikationsstellung für eine radiologische Untersuchung hat Folgendes zu berücksichtigen:

UÊ Welche diagnostische Frage soll beantwortet werden?

UÊ Welche Untersuchungsmethode liefert am ehesten die Antwort?

UÊ Ist eine Untersuchungsmetho-

de, die eine Strahlenexposition mit sich bringt, erforderlich oder gibt es alternative Methoden mit ausreichender Aussagekraft? UÊ Welchen Nutzen hat der Patient bei welchem Risiko? Ohne erkennbaren Nutzen ist kein Risiko akzeptierbar. Die zunehmend differenzierten Therapiemöglichkeiten in der Medizin erfordern eine zunehmend genaue Darstellung und Analyse der pathologischen Gegebenheiten im 22

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Chefarzt Dr. med. Wolfram Dölken greift auf modernes PACS zu. menschlichen Körper, um das beste bzw. richtige Therapieverfahren auswählen zu können. Gibt es keine Alternative zu einer Untersuchungsmethode mit einer Strahlenexposition, so ist diese Exposition möglichst gering zu halten bei ausreichender Aussagekraft des Untersuchungsergebnisses. Das heißt auch insbesondere, dass der aktuelle Stand der Technik für die Untersuchung zu verwenden ist. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht die ausschlaggebenden Argumente für die Durchführung radiologischer Untersuchungen verbunden mit einer Strahlenexposition sein. Wie für alle Situationen in der Natur gilt der Satz, dass keine Wirkung ohne eine Nebenwirkung

auftritt (englisch: „There is no free meal in the world“). Die negative, schädliche Wirkung der Strahlung beruht auf der im Körper absorbierten (aufgenommenen) Energie. Es gibt prinzipiell zwei Arten von Schädigungen. Diese können bei einer Strahlenexposition allerdings immer gleichzeitig bzw. gemeinsam auftreten:

Präzisionsarbeit im Institut


EXPERTENBERICHT

Deterministische Strahlenschäden: Das Auftreten eines solchen Schadens ist ab einer bestimmten Dosis sicher. Die Art und Ausprägung der Schädigung wird jedoch durch die aufgenommene Energiemenge bestimmt. Das Auftreten des Schadens erfolgt meist in überschaubarem zeitlichen

Zusammenhang mit der Exposition (Stunden bis Tage). Als bekanntestes Beispiel aus dem alltäglichen Leben ist hier der Sonnenbrand zu nennen. Ein solcher tritt bei entsprechender Exposition sicher auf und ist in seinem Ausmaß abhängig von der Intensität der Sonnenstrahlen und der Dauer des Sonnenbads. Weitere mögliche deterministische Schäden sind der graue Star oder Haarausfall bzw. Durchfallerkrankung nach ausgedehnter Strahlenexposition. Bei extremen Fällen (z.B. Reaktorunfall) kann der Tod als finaler Schaden eintreten. Deterministische Schäden werden als Folge radiologischer Diagnostik bei den dabei erfolgten Expositionen nicht erreicht. In Einzelfällen sind Verbrennungen bei langen Durchleuchtungszeiten im Rahmen the-

rapeutischer Eingriffe beobachtet worden. Stochastische Strahlenschäden (zufallsgesteuerte Strahlenschäden): Hier ist das Auftreten eines Schadens nicht sicher anzunehmen. Vielmehr tritt der Schaden mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit entweder auf oder er passiert überhaupt nicht. Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens hängt direkt von der eingestrahlten Dosis ab. Bei den folgenschweren Schäden handelt es sich um solche an der Erbgutsubstanz (DNA) in den menschlichen Zellen. Der Mensch verfügt aber über Reparaturmechanismen in seinen Zellen, so dass ca. 99% dieser Schäden im Körper selbst direkt repariert werden können. Diese Reparaturmechanismen werden durch niedrige Strahlenexpositionen z.B. die oben genannte Umweltexposition stimuliert. Versagen die natürlichen Reparaturmechanismen, kann es zu unkontrolliertem Wachstum bzw. zur Krebsentstehung beim Menschen kommen. Schädigungen der Erbsubstanz können an zukünftige Generationen weitergegeben werden. Die Zeit bis zum Auftreten von Krebs

Krebsrisiko aufweisen. Das Risiko variiert von 1 Krebserkrankung auf 10 Millionen Untersuchungen (Gruppe 1) bis zu 1 Krebserkrankung auf 100.000 Untersuchungen (Gruppe 7). Setzt man das allgemeine Krebsrisiko eines Menschen auf 25% an (jeder vierte Mensch erleidet in seinem Leben eine Krebserkrankung), so erhöht sich beispielsweise das statistische Risiko eines Patienten, dem die Lunge geröntgt wurde (Gruppe 3), von 25,0% auf 25,001%. Die wichtigste ärztliche Strahlenschutzmaßnahme ist somit die Unterlassung unnötiger Röntgenuntersuchungen und das Ausweichen auf Methoden, die nicht auf dem Einsatz ionisierender Strahlen beruhen. Als sinnvolle Veranschaulichung der Strahlenexposition, die mit der Durchführung einer Röntgenuntersuchung verbunden ist, hat sich die Angabe des entsprechenden Zeitintervalls für die natürliche Strahlenexposition in der Umwelt bewährt. So entspricht die Dosis einer Lungenaufnahme der Dosis der natürlichen Strahlenexposition von 3 Tagen, die einer Röntgenuntersuchung der Lendenwirbelsäule derjenigen von ca.

Moderne Diagnostik im St. Marien-Krankenhaus variiert je nach Empfindlichkeit der Organsystem zwischen 15 und 40 Jahren. Radiologische Untersuchungen werden in Risikogruppen eingestuft, die ein bestimmtes

7 Monaten, die einer CT-Untersuchung je nach Körperregion und Untersuchungstechnik derjenigen von ca. 1- 4 Jahren. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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FOCUS

„Primum non nocere“ Patientensicherheit im Fokus

„Primum non nocere“ (zuerst einmal nicht schaden), so steht es im hippokratischen Eid. Der damit angesprochene Aspekt der Patientensicherheit hat im Jahr 2010 in der öffentlichen Wahrnehmung und bei den medizinischen Fachgesellschaften weiter zugenommen. So sind die Ereignisse der Uniklinik Mainz oder der „Hygieneskandal“ in München noch im Gedächtnis. Darüber hinaus wird die Qualität deutscher Krankenhäuser im Internet immer transparenter. So stehen zum Beispiel auf der Seite qualitätskliniken.de u.a. auch Informationen zur Pati24

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entensicherheit für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Unser Krankenhaus hat frühzeitig begonnen, Maßnahmen zur Verbesserung zu etablieren. Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über diese Aktivitäten des Jahres 2010.

Karl-Hermann Menn, Risikomanagement

Meldesystem „CIRS“ Unser CIRS (Critical Incident Reporting System = ZwischenfallMeldesystem) wurde bereits 2008 für das gesamte Haus umgesetzt. Über das Intranet können alle Mitarbeiter Zwischenfälle melden, bei denen es beinahe zu einem Schaden für den Patienten gekommen ist. Die Anonymität der Meldung ist sicher gestellt. Berichtet werden kann z.B. über falsche oder nicht korrekt dosierte Medikamente, über defekte Geräte, fehlende Informationen oder nicht optimale Kommunikation.


FOCUS

In 2010 wurden 47 Meldungen dokumentiert, 22 wurden durch Mitarbeiter des ärztlichen Dienstes, 16 durch Mitarbeiter der Pflege eingegeben. Das Auswertungsteam analysiert alle Meldungen und erarbeitet gemeinsam mit den Kollegen vor Ort – soweit möglich – Verbesserungen. So konnten aufgrund einer CIRS-Meldung einige Maßnahmen – beispielsweise die Überarbeitung der Ausgabe von Blutkonserven im Labor und die Reorganisation der Logistik von Blutprodukten – umgesetzt werden. Mit durchschnittlich vier Meldungen pro Monat ist die Nutzung des CIRS sicherlich noch zu verbessern. Wichtig wird für 2011 somit sein, den Nutzen unseres CIRS immer wieder zu verdeutlichen. Entscheidend ist immer nur der Sachverhalt und nicht die dabei involvierten Personen: Aus Zwischenfällen zu lernen. Weitere Informationen stehen im Intranet unter dem Bereich Dokumente/ CIRS zur Verfügung.

Aktionstag Patientensicherheit Am 14. Juli 2010 haben wir erstmals einen „Aktionstag Patientensicherheit“ durchgeführt. 70% aller an diesem Tag anwesenden Mitarbeiter haben uns zwei Fragen zur Patientensicherheit beantwortet. Informationsstände bzw. Videos in der Cafeteria und in der Eingangshalle rundeten den Tag ab. Ziel des Tages war, möglichst viele Mitarbeiter für die Wichtigkeit einer sicheren Behandlung zu sensibilisieren. Ein „Aktionstag Patientensicherheit“ wird zukünftig jährlich stattfinden. So ist für 2011 der 16. Juni bereits fest eingeplant. An diesem Tag wird es Aktionsstände in der Eingangshalle des Krankenhauses geben. Im Hörsaal sind Vorträge zum Thema Patientensicherheit mit Prof. Dr. med. Walter Popp, Krankenhaushygiene Uniklinik Essen als Hauptredner geplant.

OP-Checkliste Mit der OP-Checkliste werden wichtige Sicherheitskriterien rund um eine OP abgefragt. Kernpunkt ist der Team-Time-Out, einem kurzen Innehalten und Besinnen auf die wesentlichen sicherheitsrelevanten Aspekte, um alle an der Operation beteiligten Personen auf den gleichen Informationsstand zu bringen. Studien zum Einsatz der OP-Checkliste belegen eine deutliche Reduzierung der Komplikationsrate und der Mortalitätsrate. Die OP-Checkliste wird bislang nicht bei allen Operationen angewendet, bei der dies sinnvoll ist. Zielsetzung für 2011 ist, die Umsetzung der OP-Checkliste in allen Kliniken zu verbessern.

M&M-Konferenzen 2010 fanden zwei interdisziplinäre Mortalitäts- oder Morbiditätskonferenzen (M&M-Konferenzen) statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Willeke werden Behandlungsverläufe von Patienten mit komplexem bzw. negativem Verlauf abteilungsoffen analysiert und Verbesserungsmaßnahmen diskutiert. Dies findet in einer wertfreien und objektiven Art und Weise ohne Schuldzuweisungen statt. Die Durchführung der M&M-

Konferenzen soll in 2011 weiter etabliert werden.

Medikationsfehler Durch eine Vielzahl an Studien ist belegt, dass bis zu 10% aller stationären Patienten eine schwere unerwünschte Medikamentennebenwirkung erleiden. Dies war Anlass genug, sich etwas intensiver mit der Problematik zu beschäftigen. So wurde in der Klausurtagung der Pflege und weiteren Konferenzen das Thema bearbeitet. Hierdurch ergaben sich erste Erkenntnisse über Verbesserungspotenziale. Des Weiteren wurden Erhebungen über Vorfälle auf den Stationen durchgeführt. Im Januar 2011 starteten Kurvenlesungen zum Medikamenteneinsatz in Zusammenarbeit der Apotheke und des Referates Risikomanagement. Diese gemeinsame Aktion wird im I. Quartal weiter geführt. Eine regelmäßige Kurvenlesung durch die Apotheke ist geplant.

Hinschauen erwünscht M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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S T R AT E G I E

Den richtigen Pfad finden Medizin und Ökonomie bei Pfadentwicklung in Einklang bringen

Die Anzahl der Behandlungsfälle pro Krankenhaus wird künftig steigen. Hinzu kommt, dass Patienten durch medizinisch-technischen Fortschritt älter werden, so dass ein steigender Anteil älterer und multimorbider Patienten in den bestehenden Versorgungsnetzen verbleibt. Kliniken wie das St. Marien-Krankenhaus Siegen stehen nun vor der Aufgabe, Prozesse zu optimieren, um den Vorgaben der Kostenträger, aber auch den schneller werdenden, komplexen Patientenbewegungen gerecht zu werden. Die zunehmende Emanzipation des Patienten verlangt dabei zusätzlich eine höhere Transparenz der Prozesse und somit eine wesentliche Verbesserung der Integration von Patienten und 26

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Angehörigen in den Behandlungsablauf. Um diesen wachsenden Anforderungen Rechnung zu tragen, stand das St. Marien-Krankenhaus Siegen vor der zentralen Aufgabe, Behandlungspfade zu entwickeln. Eine pfadabhängige Leistungserbringung bedeutet dabei, dass alle am Behandlungsprozess beteiligten Akteure klare Vorgaben darüber erhalten, wann und in welcher Reihenfolge die

Christoph Nöll, Leiter Controlling

Untersuchungen und die Behandlungen durchzuführen sind. Diese haben letztendlich für den Patienten den Vorteil, dass er zu jedem Zeitpunkt des Verlaufs seiner Behandlung deren Stand abschätzen kann („monitoring“). „Mithilfe des IWIG-Instituts konnten daraus fünf Behandlungspfade mit dem IWIG-Prozessmodell abgebildet werden, was einem Patientenpotenzial von 3.000 Fällen oder 15 % des gesamten stationären Behandlungsspektrums entspricht“, sagt Christoph Nöll, Leiter des Controllings.

Pfadimplementierung Damit mit der Entwicklung von klinischen Behandlungspfaden


S T R AT E G I E

begonnen werden konnte, waren zunächst die ent- Chirurgie. Aufgrund dieser Oriensprechenden organisatorischen Voraussetzungen zu tierung wurde sowohl die Berückschaffen. Hierzu gehörten beispielsweise die Bildung sichtigung der verschiedenen Ervon zwei Teams und die Benennung eines Modera- wartungshaltungen von Patienten tors. Christoph Nöll, Leiter des Controllings im St. und medizinisch-pflegerischen Marien-Krankenhaus Siegen, hat diese Funktion bei Behandlungsteams gewährleistet der Pfadentwicklung inne. Das erste Team besteht aus als auch eine Überprüfung der dem Controlling und dem Medizin-Controlling sowie Ergebnisse durch aussagekräftige der OP-Leitung und OP-Anästhesie. Das zweite Team Kennzahlen erleichtert. Auch ersetzt sich jeweils aus fordert die Weitereinem Oberarzt der entwicklung von Behandlungspfade erfassen Abteilung, einem KrankenhausproPatienten-potenzial von 3.000 Fällen Assistenzarzt, der zessen die Koooder 15 % des gesamten Stationsleitung und peration aller Be– je nach Abteilungsteiligten bei der Behandlungsspektrums. profil – aus weiteren Entwicklung zielgeMitarbeitern anderichteter Prozessrer Professionen zusammen. Als besonders vorteil- abläufe wie auch bei der Umsethaft hat es sich erwiesen, dass die Erstellung und die zung von Behandlungspfaden in Kostenbetrachtung des Pfades vom gleichen Perso- die Praxis. Ziel ist, Behandlungsnenkreis vorgenommen werden. Hierdurch konnte prozesse durch interdisziplinäre gewährleistet werden, dass der Prozess schon vor und interprofessionelle Kooperader wirtschaftlichen Bewertung bekannt und vor tion so zu gestalten, dass die Erallem auch verstanden ist. Durch die dezentrale Pfa- gebnisqualität verbessert und die darbeit innerhalb der einzelnen Kliniken des St. Ma- Verweildauer gleichermaßen rerien-Krankenhauses wurden die einzelnen Prozess- duziert werden. schritte im Team diskutiert und so für alle Beteiligten Klinische Behandlungspfade ertransparenter. möglichen eine Standardisierung Die so entwickelten klinischen Behandlungspfade der Arbeitsabläufe und eine bruchwurden, entsprechend ihrer Definition und in Anleh- lose Versorgung von Patienten nung an das Prozessmanagement, immer ausgehend über die Grenzen der Kliniken vom erwünschten Ergebnis aufgebaut – z.B. Prozes- hinweg. Sie wirkten sich posisoptimierung bei Schilddrüsenoperationen in der tiv auf die Kostenstruktur innerhalb des Krankenhauses aus und schaffen damit die Voraussetzung für ein integriertes Management der Prozesse, mit dessen Hilfe Definition Kostensenkungen und QualitätsEin klinischer verbesserungen verbunden waren. BehandlungsDie im St. Marien-Krankenhaus pfad ist ein implementierten BehandlungsBeschreibungspfade bilden damit die organimodell als Norm satorische Grundlage für alle am für einen AblaufBehandlungsprozess Beteiligten. plan zur DurchNeben dem Ablauf und der Reiführung einer henfolge der Prozeduren sind medizinischen mit dem Behandlungspfad auch Behandlung in die zu erreichende Zwischenziele einem Krankenfestgelegt. Durch die Ermittlung haus. von Behandlungspfaden und den damit zusammenhängenden Teilprozessen von der Aufnahme bis zur Entlassung des Patienten ist es möglich, sowohl den Ablauf als auch die Kosten transparent zu machen und zu kalkulieren. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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NACHGEFRAGT

Darmkrebs: Der Tod auf leisen Sohlen Über 70.000 Menschen erhalten in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Darmkrebs. Andrea H. war eine von ihnen. Sie hat Marien konkret ihre Geschichte erzählt: Bereits zwei Todesfälle hat es bei dieser Erkrankung schon gegeben. Familiäre Vorbelastung ist das größte Risiko für eine Erkrankung. Bislang dachte sie, sie sei gesund. Doch dann wäre sie fast gestorben. „Wissen Sie denn nicht, dass Sie Krebs haben?“ Die Frage versetzt sie in eine Schockstarre. Jetzt weiß ich, dass ich sterben werde. Nach einem kurzen, harten und doch aussichtslosen Kampf. Ich kenne diesen Gegner. Er hat schon meine Mutter und meine Oma besiegt. Ihnen allen blieb nach der Diagnose nur noch wenige Tage Zeit. Meine Großmutter war mit 61 Jahren plötzlich verstorben. Mutter war 57 Jahre alt, als sie mit schlimmen Schmerzen in die Klinik musste. Die Ärzte öffneten ihren Bauch – und konnten nichts mehr für sie tun. Der Darmkrebs hatte schon gestreut. Mich würde die Geißel verschonen, war ich mir sicher. Schließlich lebte ich absolut gesund. Ich achtete auf meine Ernährung, nahm

an sämtlichen Firmenläufen teil, wanderte viel mit meinem Mann, vermied großen Stress und hatte Idealgewicht. Mir ging es gut. Auch sonst war mein Leben in Balance. Ich liebte meinen Mann, hatte tolle Kinder, einen guten Freundeskreis und war stolz auf unser kleines Haus mit Blick auf Siegen. Ich war unbekümmert. Mir ging es richtig gut.

Ganz ruhig! Gerade war ich von einer Woche Urlaub auf Fuerteventura zurück. Seitdem unsere Kinder aus dem Haus sind, gönnten ich mir mit meinem Mann diese kleine Auszeit – unsere „Rauszeit“, wie wir sie nannten. Erholt und braungebrannt war ich auf dem Weg zur Arbeit, als ich diesen Druck spürte, der mich dringend aufs Klo zwang. Hoffentlich hatte ich mir auf der Insel kein Virus eingefangen! Doch es wurde schlimmer: ein Blutschwall. Ich traute meinen Augen nicht, als sich das Wasser in der Toilette rot färbte. „Ganz ruhig“, ermahnte ich mich selbst, „du meldest Dich krank und fährst direkt zum Arzt. Halb so wild! Du hättest doch sonst Schmerzen.“

Mein Arzt guckte ernst, als ich ihm von dem Blut erzählte und schickte mich gleich zu einem Spezialisten. Dieser untersuchte mich zwei Tage und überwies mich schließlich ins Darmzentrum.

Ich aber doch nicht! Da bin ich nun. Und als ich meinen behandelnden Arzt frage, wie es nun weitergehen wird und ob er schon wisse, was mit mir los sei, stellt er etwas verwundert diese Frage: „Wissen Sie denn nicht, dass Sie Krebs haben?“ Nein, das weiß ich nicht, schreit es in mir. Es kann – nein das darf auch gar nicht sein! Andere Menschen haben Krebs. Ich aber doch nicht! Ich bin doch gesund! Am nächsten Tag, ich bin immer noch Zuschauer meines eigenen Lebens, schieben mich Schwestern in den OP. Ich weiß: Das ist meine einzige Chance. Ich werde kämpfen! Die Operation dauert lange. Erst am nächsten Tag wache ich auf der Intensivstation auf. Die Ärzte haben den Tumor entfernt, „in letzter Sekunde“, wie sie sagen. Er hatte noch nicht gestreut. Ich kann wieder ganz gesund werden. M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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PA N O R A M A

Entgiften angesagt

Im Frühling wollen viele ihren Winterspeck loswerden. Dabei ist oft von Entgiften und Entschlacken die Rede. Doch Experten sind uneins, ob der Körper überhaupt Schlacken bildet. Unter Schlacken verstehen Heilpraktiker Kristalle und Säuren, die sich im Bindegewebe und Zwischenknorpelgewebe ablagern und für Müdigkeit, Rheuma, Muskelverhärtung, Übersäuerung, Antriebslosigkeit sowie Hautprobleme sorgen. Die Naturheilkunde sagt, dass diese Gifte – dazu zählen Konservierungs- und Zusatzstoffe, Pestizid- und Düngerreste und Konsumgifte wie Alkohol oder Nikotin – durch die Ernährung oder die Umwelt in unseren Körper gelangen. Weil der Körper die Entgiftung alleine nicht schaffe, solle man ihn durch Kuren, Tee oder Kräuter unterstützen, sagen Anhänger der Schlacken-Theorie. Doch auch die Naturheilkunde greift nicht zu radikalen Maßnahmen wie dem Nullfasten oder auslaugenden Endlos-Kuren. Denn schon wenige Maßnahmen können reichen: Ideal zum Entschlacken sind laut Naturkundlern zum Beispiel Bitterstoffe wie frischer Bärlauch. Brennnessel soll die Nierenventile zur Ausscheidung öffnen. Auch Löwenzahn und Gänseblümchen wird eine reinigende Wirkung nachgesagt.

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Aufs Quitschen hören Von Mitte April bis Johanni ist Spargelsaison in Deutschland. Spargel aus Griechenland oder Marokko gibt es sogar meist schon Ende März im Supermarkt. Dann ist es wieder an der Zeit, die Lieben mit köstlichen Menüs zu überraschen. Marien konkret rät: Beim Spargelkauf sollten Sie an den Stangen schnuppern. Guter Spargel riecht ausschließlich nach Spargel, mit leicht erdigen Anklängen – auf keinen Fall aber säuerlich: Dann ist er zu alt. Die Spitzen sollten fest geschlossen sein. Grünspargel dage-

gen verströmt einen ausgeprägten Gemüseduft nach frischen Erbsen. Die Stangen sollten am unteren Ende nicht vertrocknet oder verfärbt sein und sich nur schwer verbiegen lassen. Frischer Spargel zeigt beim Druck mit dem Fingernagel auf die Schale nur leichten Widerstand und quietscht, wenn man die Stangen aneinander reibt.

Alles Bio – oder was? Ob Äpfel, Fleisch oder Brot: Mit den Etiketten „Bio“ oder „Öko“ schmücken sich immer mehr Produkte. Aber was bringen sie dem Verbraucher und der Umwelt? Sogar in den Supermärkten findet man mittlerweile eine große Auswahl an Bio-Produkten: Ob Obst, Milchprodukte, Brot oder Fleisch – wer einkauft, hat die Qual der Wahl und fragt sich immer wieder: Wo liegt nun der Unterschied – außer im Preis? Wer kontrolliert eigentlich, ob sich ein Produkt zu Recht „Bio“ nennt? Es gilt: Ein Lebensmittel, das aus mehreren Zutaten besteht, darf nur bei 95 % Öko-Anteil den

„Bio“-Zusatz tragen. Grundsätzlich entsprechen die EU-Vorgaben denen des wohlbekannten, wabenförmigen deutschen BioSiegels. Der Unterschied: Die Kennzeichnung mit dem deutschen Siegel war bisher freiwillig, das neue EU-Siegel dagegen ist verpflichtend. Und: Auf dem EUSiegel steht, woher das Produkt kommt. Private Labels – zum Beispiel Demeter oder Naturland – haben zusätzliche Kriterien und somit höhere Standards. Sie arbeiten etwa ohne Gentechnik, chemische Düng- und Pflanzenschutzmittel oder achten besonders auf gute Arbeitsbedingungen.


PA N O R A M A

Obst & Diabetes Ein Obstsaft oder ein schönes Stück Wassermelone ist gerade an heißen Tagen eine wohltuende Erfrischung. Doch das bedeutet nicht, dass Diabetiker von jeder Sorte auch beliebig viel essen dürfen. Denn Obst enthält Zucker: zum einen Fructose, also Fruchtzucker, zum anderen Traubenzucker. Und Honig besteht sogar bis zu 80 Prozent aus Trauben- und Fruchtzucker. Der übliche weiße Kristallzucker ist chemisch ein Zweifachzucker, bestehend aus einem Molekül Traubenund einem Molekül Fruchtzucker – ohne jegliche Vitamine. Fruchtzucker hat nur ein Molekül. Da er im Körper langsamer verarbeitet wird, eignet er sich angeblich besonders für Diabetiker.

Der Schwindel beginnt mit dem Etikett Was tatsächlich in den Lebensmitteln enthalten ist, steht oft nur kleingedruckt auf den Produkten. Doch wer sich die Mühe macht, das Kleingedruckte zu entziffern und zu interpretieren, erkennt: Die Nestlé-Frühstücksflocken „Fitness Fruits“, die fit und schlank machen sollen, bestehen zu einem Viertel aus Zucker. Sie sind also mehr eine Süßigkeit als ein Fitnessprodukt und machen nicht schlank sondern dick. Die „Yogurette“ mit dem „joghurtleichten“ Image enthält tatsächlich mehr Fett und Kalorien als durch-

schnittlich andere Vollmilchschokolade. Wenn sich der Verbraucher bei der „Du darfst pikanten Geflügel-

leberwurst“ vorstellt, er isst Geflügel, verspeist er eigentlich zu einem Drittel Schweineleber. Wir wünschen „Guten Appetit!“

Gesunde Scharfmacher Chili-Schoten heizen so richtig ein! Verantwortlich für den wärmenden Effekt der feurigen Schoten sind Scharfstoffe, der wichtigste davon ist Capsaicin. Dieser Stoff reizt die Schmerzrezeptoren. Diese geben ans Gehirn weiter: Achtung, die Zunge ist verbrannt! Das stimmt ja eigentlich nicht, aber trotzdem werden als Reaktion auf das falsche Feuer schmerzlindernde Endorphine ausgeschüttet. Der Kreislauf kommt auf Hochtouren

und es wird einem ganz schön warm. Wenn man ordentlich zugegriffen hat, kann diese Wirkung über Stunden anhalten, denn die Schärfemoleküle werden auf den Schleimhäuten regelrecht verankert. Und so lange ist einem mollig warm zumute. Übrigens: Mit Wasser kann man den inneren Brand nicht löschen. Der Schärfestoff Capsaicin löst sich besser in fetthaltigen Getränken wie Milch auf.

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PA N O R A M A

Steuer

Gebiet zum Bebauen

Landkreis in Japan

glätten, planieren

USSchauspieler †, Spencer

poetisch: flaches Wiesengelände

5

Sohn Jakobs (A.T.) Abzug bei Barzahlung

türk. Großgrundherr zu sehr später Stunde

überlieferte Erzählung

Bergspitzen (franz.)

Ruinenstätte am Nil

englischer Männername Schreibflüssigkeit

2

Kornreinigungs- Halbaffe maschine

Lehrer Beethovens

dumm, albern britischer Rockstar † (John)

Gebirge in Böhmen

1

Kletterpflanze

nicht häufig, rar verschwunden

markig

Abk.: Europarat

Stadt in Estland ungebraucht

Insel der griech. Zauberin Circe

letzte Ruhestätte

4

nordischer Donnergott

Vorname d. Schauspielers Barker † Abk.: Bruttoumsatz

Flächenmaß

Benennung Hühnerprodukt

Fernschreibsystem (Kw.)

Leichtmetall

Telefonate

chinesischer Dichter † 1931

Seufzer der Erleichterung int. Kfz-K. Burkina Faso

eine Backware

überlegen, grübeln

Apfelwein (franz.)

Ausruf der Bewunderung

britische Rockgruppe (Kw.)

europäischer Hauptstädter

biblischer Ort in Galiläa

sinnhafter Spruch

8

Leichtmetall (Kurzwort)

Südosteuropäerin

südam. Volkstanz

Geflügel Zündschnur

byzantinische Kaiserin † 1050

Stadt in Lettland

scheues Männer- Heringsfisch Waldtier name

eigentlicher Name Atatürks

spanischer Artikel

persische Sprache

europäische Halbinsel

bayrisch: nein normal

Liebe Leserinnen und Leser, das Lösungswort in diesem Rätsel ist diesmal ein gesellschaftliches Phänomen. Bitte die Lösung aufschreiben und bis zum 15. Mai 2011 an die Redaktion der Marien konkret (St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH, Referat Unternehmenskommunikation, Kampenstr. 51, 57072 Siegen) senden. Unter allen fristgemäß vorliegenden Einsendungen mit richtigem Lösungswort wird ein Überraschungspreis verlost. Gewinnerin des letzten Rätsels ist Frau Brigitte Pohl, Netphen Es wird keine Gewähr übernommen und der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Auflösung erfolgt in der nächsten Ausgabe. Wir wünschen viel Glück! Ihre Redaktion 32

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Flugzeugstart

Staat in Südwestafrika

franz. Männername

chemische Waffe

Staat im Himalaja

aus dem Stand (2 W.)

alte Bez. für August

medizinisch: Lendenmuskel

achtbar

abwärts, hinunter Radspeichenkranz

Figur in ‚König Lear‘

abschließend

Nagetier

dringlich

Lagergefäß für Getränke

Vulkan auf St. Lucia (Karibik) kastenloser Inder

alltäglich militärischer Stützpunkt

Zwillingsbruder Jakobs

Reich des Gog (A.T.)

7

peruan. Provinzhauptstadt

Weltfußballbund (Abk.)

süddeutsch: Mädchen

Grundstoffteilchen

Oper von Puccini

3

Abk.: im Auftrag

Scheelsucht

Zustrom

Lösungswort:

Abk.: Company

nervöses Muskelzucken Sprengstoff (Abk.)

Abk.: Durchführung

Leguanart

Sänger der 60er (Billy) †

junger Stier

Prophet im A.T.

angerichtete Speisen

ehem. deutsche Münze (Abk.)

Rufname d. Schauspielers Lingen

Einzigkeit

Stoffdruckform

Seeotter

6

Speisefisch

ein Zwirn

französisch: Eisen

Titelgestalt bei Goethe

USKomiker (Jerry)

Verzeichnis der Heiligen

Lyriker

schicksalhaft

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PA N O R A M A

150 Jahre Baustelle Das St. Marien-Krankenhaus Siegen feiert im Jahr 2011 sein 150-jähriges Bestehen. Für die Jubiläumsfestschrift recherchierte Dr. Michael Römling in den Archiven und hat dabei erstaunliche Entdeckungen gemacht. In Auszügen veröffentlicht die Marien konkret die Ergebnisse seiner Nachforschungen. Im Laufe des Jahres 1857 schrieb Pfarrer Friedrich Adam Krengel zahllose Briefe an Siegener Bürger, Industrielle, Aristokraten und sogar gekrönte Häupter im Ausland, um für den Bau eines katholischen Krankenhauses in Siegen zu werben. Er brachte so die ersten 2.600 Taler für das spätere St. MarienKrankenhaus Siegen zusammen. Doch war damit Krengels Tatendrang noch nicht erschöpft und er verlegte sich auf eine neue Methode – er ließ Aktien über 5 Silbergroschen drucken. Die Aktion zog sich fast vier Jahre lang hin und als die Taler eintrafen, war sein Krankenhaus bereits in Betrieb. Der Betrieb des St. Marien-Krankenhauses begann im Mai 1861 mit bescheidenen elf Betten. Nach dem Jahreswechsel konnte vermeldet werden, dass in den ersten acht Monaten insgesamt 42 Kranke von einem Arzt und zwei Ordensschwestern behandelt worden waren. Acht dieser Patienten waren nach Unfällen eingeliefert worden, die anderen litten unter Typhus, Tuberkulose, Lungenentzündung und Auszehrung. Sechs von ihnen starben. Die durchschnittliche Verweildauer lag damals bei 31 Tagen – viermal so lange wie heute. Obwohl diese

Krankenhaus 1918 34

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Bauland vor den Toren der Stadt

Zahlen nicht gerade auf eine Überbelegung des Hauses schließen lassen, wurde bereits im Februar 1862 eine Erhöhung der Bettenzahl angekündigt. Ein Kostenvoranschlag listet dabei sehr genau

auf, wie das zu bauende Krankenhaus beschaffen sein sollte: Im Erdgeschoss ein Krankensaal für sechs Patienten, eine Schlafkammer und ein Gemeinschaftszimmer für die Schwestern und zwei weitere Einzelzimmer für Kranke, dazu eine Empfangsstube, drei Zimmer zur Unterbringung von Waisenkindern und eine Stube für das Dienstmädchen. Im Obergeschoss war ein weiterer Saal für sechs Kranke vorgesehen sowie zwei weitere Zimmer für jeweils vier Kranke und sechs Einzelzimmer, zwei Schwesternstuben und die Kapelle. Die Dachstube war als eine Art einfache Isolierstation gedacht. Der Keller beherbergte


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schließlich die Küche und einen Waschraum, ein Kohlengelass, einen Stallraum für zwei Kühe, eine Badestube und eine Totenkammer mit Vorraum für Sektionen. Im Oktober 1869 wurde das neue Haus mit seinen 30 Betten bezogen.

Kaiserreich In den folgenden Jahren quartierte sich die Moderne nach und nach im St. Marien-Krankenhaus ein. Von den vielen Neuerungen der Wilhelminischen Zeit erfährt man in den Chroniken des Krankenhauses oft nur zwischen den Zeilen: Ein Ökonomiegebäude, Wasserklosetts, ein Krankenwagen, eine Klingelanlage und elektrische Beleuchtung, eine Zentralheizung, eine neue Leichenhalle mit Sezierraum und ein Röntgengerät geistern durch die Akten. 1905 fiel dann die Entscheidung für den Anbau eines neuen Flügels an der Südseite, der als Quer-

riegel nach Westen ausgerichtet sein sollte und dem Krankenhaus aus der Luft die Form eines spiegelverkehrten „L“ gab. Die Konzeption entsprach damals den modernsten Standards der Krankenhausarchitektur: Das Erdgeschoss sollte die Isolierstation mit separatem Eingang und drei Krankenzimmern, Schwesternzimmer, Küche und Nebenzimmer beherbergen. Der erste Stock gehörte der Chirurgie, die ein Operationszimmer mit Erker erhielt, das aus Gründen der Hygiene abgerundete Ecken bekommen und mit Emailleklarfarbe gestrichen werden sollte. Auf der gleichen Etage waren ein Verbandszimmer, ein Röntgenraum, ein Schrankzimmer und ein Ärztezimmer vorgesehen. Im zweiten Stock schließlich wurden weitere Krankenzimmer und ein Schwesternzimmer untergebracht. Der spätere Einbau eines Aufzugs wurde ins Auge gefasst. Schließlich waren im Keller neben der Heizung und dem Kohlenlager Räumlichkeiten für eine Badeabteilung geplant. Nach Errichtung des Flügels schnellten die Patientenzahlen steil nach oben und hatten sich bis 1910 bereits auf etwa 1200 im Jahr verdreifacht. Für das Wohl dieser Patienten sorgten neben vier Ärzten inzwischen 16 Schwe-

stern. Es dauerte nicht lange, dann war auch der neue Flügel nicht mehr ausreichend. 1912 wurde im Nordosten noch ein kleiner Anbau mit zwei Tagesräumen angesetzt, und im Folgejahr begannen die Planungen für den zweiten Erweiterungsbau an der Nordseite des Altbaus. Ziel war vor allem eine Erhöhung der Zahl der Krankenbetten auf etwa 150, aber auch eine Verlegung der Kapelle und des Operationsraums. Auch Aufzüge wurden eingeplant. Am 12. November, während in Flandern der Bewegungskrieg in den Schützengräben erstarrte, wurde in Siegen der Rohbau abgenommen. Die Baumaßnahme konnte jedoch erst

Krankenhaus um 1930 im Jahr 1916 abgeschlossen werden.

Zwischen den Kriegen

Bau des Bunkers

Nur wenige Monate nach dem Ende des Weltkriegs wurde Modernisierung des Operationsbereiches und die Anschaffung eines Röntgentherapiegerätes beschlossen. Ende der 1920er plante man bereits ein neues Erweiterungsprojekt. Was das Marienkrankenhaus danach noch an moderner Ausstattung zu bieten hatte, beleuchtet schlaglichtartig eine Baubeschreibung aus einer lokalen Zeitung aus dem Mai 1930: Bei M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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dem imaginären Rundgang durch den Neubau, zu dem der Artikel seine Leser einlädt, passiert man im Zwischengeschoss Einrichtungen zur Hydrotherapie, ein Dampfbad und ein Warmluftbad sowie ein elektrisches Lichtbad, Fangobäder und ein Inhalatorium. Im ersten Obergeschoss erwartete neben der Röntgenanlage auch eine Höhensonne und eine Diathermie-Anlage die Patienten. Abgesehen davon hatten alle Krankenzimmer warmes Wasser und Radio und einige sogar Telefonanschluss. Die Schwestern wurden nicht mehr über Klingeln, sondern über eine Lichtrufanlage ans Krankenbett geholt, und natürlich gab es Aufzüge für Betten und Speisen und eine Zentralheizung für das ganze Haus.

das Nützliche, dann das Angenehme“. Die Mittel kamen zum großen Teil aus verschiedenen Aufbaufonds des im August 1946 aus der Taufe gehobenen Landes Nordrhein-Westfalen. Allerdings war Geld in dieser in die Tauschwirtschaft zurückgebombten Gesellschaft nur die eine Seite der Medaille, denn das Baumaterial war so knapp, dass die Baufirmen die Beschaffung den

Erste Modernisierungswelle Anfang 1961 waren auch die konkreten Bauplanungen für den ersten von vorerst drei Bauabschnitten so weit gediehen, dass ein Bauförderungsantrag gestellt werden konnte. Der erste Bauabschnitt sah ein neues Bettenhaus und einen so genannten Verkehrsturm als Drehscheibe für Betten, Personal und Besucher vor, wo-

Zerstörung und Wiederaufbau Am 16. Dezember 1944 brach in Siegen die Hölle los. Um genau 14:59 Uhr warfen 92 Lancaster-Bomber insgesamt knapp 500 Tonnen Bomben ab. Nach wenigen Minuten waren sie wieder verschwunden, während die Stadt langsam Feuer fing. Am Ende des Tages waren weite Teile der Altstadt zerstört, 350 Siegener tot und etwa 500 weitere verletzt. Und während das St. Marien-Krankenhaus mit seinem großen Luftschutzbunker kein einziges menschliches Opfer zu beklagen hatte, war der seit 1869 errichtete und immer wieder erweiterte Bau von einem Tag auf den anderen Geschichte. Lediglich der Nordanbau von 1930 war so glimpflich davongekommen, dass er noch zu retten war. Benutzbar war auch er vorläufig nicht mehr. Organisatorisch ist der Wiederaufbau mit dem Namen des Rendanten Wilhelm Hundt verbunden. Die Prioritäten vergab er nach dem Prinzip „zuerst das Notwendige, dann 36

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Großbaustelle in den 1960er Jahren Bauherren überließen und ihrerseits nur die Arbeitskräfte stellten. Und dennoch lief 1947 der Aufbau des Nordflügels und des Mittelbaus mit Höchstgeschwindigkeit. Im Juli 1948 konnten in den wiederhergestellten Gebäudeteilen 300 Betten eingerichtet werden, während 180 zunächst im Bunker verblieben. Es dauerte noch bis 1950, bis auch der am stärksten zerstörte Südflügel wiederum in Angriff genommen werden konnte, und bis 1956, bis die letzten Kriegsschäden beseitigt waren.

durch die Gebäudefront zur Kampenstraße hin ein ganz neues Gesicht bekam und außerdem nach Süden hin verlängert wurde. Das achtstöckige Bettenhaus schloss sich dabei so an den Altbau an, dass der Grundriss der Anlage praktisch zu einem spiegelverkehrten F erweitert wurde; der Verkehrsturm wurde nach Abriss der alten baulichen Verbindung zwischen dem Altbau und dem Südflügel an die Nahtstelle zwischen diese und das Bettenhaus gesetzt. In einem zweiten Bauabschnitt wurde dann ein neuer Be-


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Aufgerissenes Krankenhaus (2003) handlungsbau einschließlich einer komplett neuen Hauptküche quer vor den Verkehrsturm gesetzt, so dass der Altbau fast ganz verdeckt wurde und der ganze Komplex bis an die Kampenstraße heranrückte. Der dritte Bauabschnitt umfasste schließlich die Anpassung des Altbaus an die neuen Gebäudeteile.

Zweite Modernisierungswelle Die zweite große Modernisierungswelle des Krankenhauses nach dem Zweiten Weltkrieg ist eng mit den Personen Dieter Korn, ab 1980 Nachfolger von Wilhelm Hundt und erster Geschäftsführer der 1988 gebildeten Krankenhaus GmbH, sowie Fritz A. Autsch, Vorsitzender des Verwaltungsrats, verbunden, die die Geschicke des Hauses über drei Jahrzehnte prägten. Angesichts der reinen Größe des Baus und der neuen Anforderungen an Energieeinsparung und Umweltschutz nahmen die Sanierungskosten immer größere Anteile im Rahmen von Umbau und Modernisierung des Krankenhauses ein. 1982 erfolgte die Erweiterung des OP-Bereichs, die erst 1984 abgeschlossen war und in dessen Folge die Entbindungsräume ins 8. Obergeschoss des Behandlungsbaus verlegt wurden. 1985 war es dann Zeit für ein großes bauliches Gesamtkonzept, das dem Eigentümer zur Diskussi-

on vorgelegt wurde. Dabei musste mit einem Auge in die Vergangenheit und mit einem in die Zukunft geblickt werden. Bis Mitte der 90er Jahre konnte dann die Modernisierung der Heizungsanlage, der Küche und der Aufzüge abgeschlossen werden. Danach stand ab 1997 die Erweiterung des Hauptbettentraktes an. Es entstand ein großzügiger Anbau mit 147 Betten, wobei sämtliche Patientenzimmer erstmalig mit einer Nasszelle ausgestattet waren. Kaum war dieser Anbau abgeschlossen (2001), standen schon die Sanierung des älteren Bettentraktes und damit die fast vollständige Modernisierung der „patientenbezogenen“ Bereiche auf dem Programm. Alle Zimmer des Bettentraktes wurden mit einer Nasszelle versehen, wobei hierfür die Wand des Gebäudes aufgebrochen und, mehr als zwei Meter weiter in Richtung Patientengarten, neu hochgezogen wurde. Als besonders innovatives Element wurde bei dieser im Jahr 2005 abgeschlossenen Baumaßnahme eine Fotovoltaikanlage installiert, die dem „Neuen Bettenhaus“ sein charakteristisches Aussehen verlieh. Im Oktober 2006 begann dann die dritte Bauphase, die den Untersuchungs- und Behandlungsbereich

umfasste. Nach dreijähriger Bauzeit konnte zuerst das neue Foyer des Krankenhauses und die zentrale Notaufnahme fertiggestellt werden. Im Juli 2008 folgte dann der neue Zentral-OP mit insgesamt acht Operationssälen, dessen Kapazitäten für 12.000 Patienten im Jahr genügen. Es folgten die Fertigstellung des neuen Kreißsaals und die Eröffnung der ZentralEndoskopie.

Zukunft gestalten Und schon steht das nächste große Bauprojekt, verbunden mit Christoph Rzisnik und Hans-Jürgen Winkelmann als dritte Geschäftsführer-Generation des Krankenhauses nach dem Zweiten Weltkrieg, auf dem Programm. Seit 2010 wird der D-Trakt saniert, mit dem Ziel, gehobenen modernen Patientenkomfort bieten zu können. Auch ist geplant, die Lücke zwischen den beiden nach Westen zeigenden Gebäudetrakten durch einen neuen Flügel zu schließen, so dass dazwischen ein Innenhof entsteht und das spiegelverkehrte F gewissermaßen zum spiegelverkehrten P wird. (Zusammenstellung aus der Festschrift 150 Jahre St. MarienKrankenhaus Siegen)

St. Marien-Krankenhaus Siegen (2010) M A R I E N KONKRET | 6 1 | 1 1

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PERSONALNEWS

PersonalNEWS Geburten:

Tätig als:

Datum:

Name:

Brück, Melanie Neuser, Daniela Korstian, Nina Korstian, Dominik Diehl, Jessica Kring, Marie-Stella Höfer, Sonja Weigand, Ilona

Krankenschwester Krankenschwester Krankenschwester Assistenzarzt Med. Klinik II Ges.- und Krankenpflegerin Assistenzärztin Chirurgie Verw.-Angestellte Verw.-Angestellte

24.11.2010 16.11.2010 08.12.2010 08.12.2010 01.11.2010 04.01.2011 01.01.2011 28.12.12010

Paula Mathilda Antonia Antonia Marie Sophie Nathanael Josias Fabienne Paul Vincent

Heiraten:

Tätig als:

Name neu:

Datum:

Radic, Susane Dr. Beatrice Köhler Nikolay, Nicole Mengel, Alexandra Schulte-Lenhard, Corinna Ninnemann, Maria Isabel

Krankenschwester Oberärztin Orthopädie Ges.- und Krankenpflegerin Krankenschwester Arzthelferin MTRA Röntgendiagnostik

Tvarog Dr. Krempel Schäfer Reisch-Mengel Schubert Koppen

03.12.2010 28.11.2010 01.10.2010 15.12.2010 02.10.2010 05.10.2010

Neueintritte:

Tätig als:

Datum:

Aydemir, Selma Dr. Schulz, Detlev Peter, Miriam Ickowiak, Katja Surauf, Edda Schwester Mary Joseph Tezeeh, Patrick A. Höfeld, Hanna Hebel, Julia Schöneberg, Stefan Bruch, Katharina Glitzenhirn, Sabrina Moschkau, Frederike Moses, Bernd Schlemper, Stephanie Schmidt, Sonja Blecker, Kornelia Wengenroth, Gisela Haupt, Stefan Heinz, Carola Zivkovic, Dominik Hartmann, Benedikt Lixfeld, Gabriele Schneider-Heidrich, Sabine Müller, Sabine Giezek, Karin Ray, Christian Oberlüneschloß, Franziska

Assistenzärztin Gynäkologie Assistenzarzt Med. Klinik II Arzthelferin Sekr. Orthopädie MTRA Strahlentherapie Reinigungskraft MVZ Kreuztal Krankenschwester Assistenzarzt Med. Klinik I Assistenzärztin Med. Klinik II Praktikantin HMT Pflegefachkraft HMT Azubi Altenpflege HSR Pflegefachkraft HSR Pflegehilfskraft HSR Hauswirtschaftl. Mitarb. HSR Verw.-Mitarb. HSR Pflegehilfskraft HSR Mitarbeiterin GüD MHW Betreuungsdienst MHW Architekt Verw.-Angestellte Verw.-Angestellter Praktikant CMC Kinderbetreuung - Flohzirkus Kinderbetreuung - Flohzirkus Arzthelferin ZNA Mitarbeiterin Küche FSJ-Praktikant Praktikantin Flohzirkus

01.01.2011 01.01.2011 01.01.2011 01.01.2011 01.01.2011 17.01.2011 01.02.2011 01.02.2011 13.12.2010 01.02.2011 01.10.2010 16.01.2011 15.01.2011 15.01.2011 27.01.2011 15.11.2011 01.01.2011 01.02.2011 01.10.2010 01.12.2010 01.11.2010 01.10.2010 01.12.2010 01.12.2010 01.02.2011 01.02.2011 01.02.2011 14.02.2011

Weiterbildungen als Fachgesundheits- u. Krankpflegerin für Intensiv u. Anästhesie Wurm, Miriam; Hahn, Dagmar; Grelck, Melanie; Mosch, Tanja; Althaus, Saskia und Porcu, Romina.

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Marien konkret 62 I 11 Lassen Sie sich in der nächsten Ausgabe folgende Fragen beantworten:

UÊ UÊ UÊ UÊ UÊ

Welches Highlights hatte der Frühling? Wie war der Festakt? Was erwartet mich im Sommer? Wie ist der Stand bei den aktuellen Baumaßnahmen? Was passiert am Tag der offenen Tür?

62|11 In der letzten Marien konkret hatte sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Die übernommen Schülerinnen und Schüler wurden nicht vollständig aufgenommen. Daher finden hier die komplette Aufstellung: Hesse, Sarah Niesar, Sara Klöckner, Katharina Heidingsfelder, Johanna Geweiler, Christina Koch, Franziska Seelbach, Jennifer Klein, Simone Quast, Carolin Längler, Ann-Kathrin Doß, Steven Pastor, Steffen Schneider, Menie Tasser, Isabella Ax, Jennifer

Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpfleger Ges.-und Krankenpfleger Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin Ges.-und Krankenpflegerin

Station A3 Station A5 Station A5 Station A3 Springer Springer Zentral OP Zentral OP Station A0 Station A4 Station A7 Station A7 Station A7 Station A7 HKL

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Ausschreibung

Katholischer Sozialpreis 2011 in der Region Siegen-Wittgenstein Die Katholische Sozialstiftung Siegen-Wittgenstein verleiht erstmals den Katholischen Sozialpreis Siegen-Wittgenstein für herausragendes soziales Engagement. Ausgezeichnet werden Personen und Organisatoren, die sich mit den besonderen Situationen oder Problemen Not leidender oder sozial benachteiligter Menschen in der Region SiegenWittgenstein intensiv beschäftigen. Der Preis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert und möchte zu den wichtigsten Auszeichnungen kirchlicher Einrichtungen in Südwestfalen werden. Teilnahmebedingungen: � Zugelassen sind innovative, begonnene jedoch nicht abgeschlossene Projekte von Einzelpersonen, von Katholischen Institutionen und Gruppierungen sowie von Vereinen mit kirchlichem Bezug. � Eingereicht werden kann jeweils nur ein Projekt, wobei die Bewerbungsunterlagen vollständig unter Berücksichtigung des Formblatts sowie der unter www.katholische-sozialstiftung.de getroffenen Ausführungen sein müssen. � Eingangsbestätigungen können nur per E-Mail verschickt werden. Für die Rücksendung der Unterlagen bitten wir um entsprechende Frankierungen. Einsendeschluss ist der 1. August 2011.

Zur Bewerbung kann das entsprechende Formblatt abgerufen werden unter: www.katholischesozialstiftung.de oder unter: 0271 / 231-2102. Vollständige Unterlagen bitte an folgende Adresse: Kath. Sozialstiftung Siegen-Wittgenstein - Sozialpreis 2011 Kampenstraße 51 57072 Siegen


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