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Demokratie auf der Insel

Café Fuerte, eine der interessantesten Theatergruppen des Landes, feiert Mitte September in Hittisau ihr zehnjähriges Bestehen. In ihrer Jubiläumsproduktion „Tintenfischen“ dreht sich alles um das Thema Demokratie. „Eine Politsatire mit Fischgeruch“ nennen Regisseurin Danielle FendStrahm und Autor/Schauspieler Tobias Fend ihr Stück im Untertitel und beschreiben es als „eine Inselkomödie mit einem Hauch von Apokalypse“.

Text: Brigitta Soraperra, Fotos: Laurenz Feinig (rechts), Ronja Svaneborg (unten)

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Es begann während der Pandemie, alle wollten ständig die Demokratie retten, sowohl die politischen Parteien als auch die Bevölkerung – und dies auf beiden Seiten mit durchaus fragwürdigen Methoden“, erzählt Tobias Fend. Das habe ihn hellhörig gemacht. Zugleich beobachtete er, dass demokratische Bewegungen wie die Volksabstimmung in Ludesch aufgehoben wurden. Zudem waren Korruptionsgeschichten mit der ÖVP-Inseratenaffäre auch in Vorarlberg angekommen. Das alles sind in seinen Augen demokratiepolitisch höchst fragwürdige Vorgänge. „Wenn ein Thema von mehreren Seiten auf mich zukommt, bewegt mich das und dann möchte ich darüber schreiben“, so Tobias Fend, der im neuen Stück wie in allen Café Fuerte-Produktionen auch als Schauspieler auf der Bühne stehen wird. „Für mich ist die Kommunalpolitik, die Dorfstruktur, ein Hebel, um das Thema in einer theatralischen Realität zu verankern“, sagt der Theatermacher zu seiner Herangehensweise. Eine reine Politsatire wäre ihm aber zu wenig gewesen, „und eine Dorfkomödie wollte ich nicht schreiben, also ist es eine Inselkomödie geworden“, lacht Tobias Fend, der mit seiner Lebens- und Arbeitspartnerin Danielle FendStrahm in der kleinen Bregenzerwälder Gemeinde Hittisau lebt. Die Insel als Grundlage und szenische Versuchsanordnung sehen beide inhaltlich als Gewinn. „Oft verhalten sich Kommunen, Länder, Kantone oder Staaten wie Inseln. Sie wollen Probleme alleine oder isoliert lösen. Das funktioniert in vielen Fällen nicht“, sagen sie. Außerdem könne die Vorstellung, eine Insel der Seligen zu sein, auch ein trügerisches Selbstbild sein.

Café Fuerte ist dafür bekannt, im Freien oder an besonderen Orten zu spielen. „Tintenfischen“ wird in einem Zelt aufgeführt und damit in einem Ambiente von Volksfesten und Volksversammlungen.

Café Fuerte: „Tintenfischen. Politsatire mit Fischgeruch“ von Tobias Fend Premiere: 16. September, Ortszentrum Hittisau, 20 Uhr Weitere Vorstellungen bis 2. Oktober in Hittisau, Riezlern, Feldkirch und Trogen (CH) Infos und Karten unter www.cafefuerte.at Andererseits steht das Zirkuszelt aber auch „für Unterhaltung, Spaß und das Eintauchen in eine andere Welt“, wie die Theatermacher betonen. Beides passe wunderbar zum Stück. Für die Darsteller:innen sei es herausfordernd, „eine Manege zu bespielen, bei der das Publikum auf allen Seiten sitzt“, erklärt Regisseurin Danielle Fend-Strahm. Ihre Theatergruppe ist zwar für den sehr körperlichen Einsatz und choreographischen Spielstil bekannt, in diesem Zelt-Umfeld müssen aber neue szenische Lösungen gefunden werden. Für das Publikum wird spannend sein, wie die Bewohner:innen der Inselgemeinde Tintenberg reagieren, wenn das Wahrzeichen der Insel, der besonders bei den Jugendlichen beliebte Krakenstein, der Erweiterung einer Ketchup-Fabrik weichen soll. Die Fabrik ist für die Insel wirtschaftlich sehr bedeutend, wie die Bürgermeisterin betont, die das Projekt unbedingt umsetzen will. Und natürlich sind auch alle Verantwortlichen der Industrie ihrer Meinung. Wird „Ich fände es toll, wenn sich im Publikum möglichst viele Menschen in ihrem es den Bewohner:innen gelingen, neue Formen demokratiepolitischen Handelns zu finden, die für alle passen? politischen Verständnis ertappt fühlen.“ „Ich fände es toll, wenn sich im Publikum mögTobias Fend lichst viele Menschen in ihrem politischen Verständnis ertappt fühlen“, sagt Tobias Fend. Es gehe nicht nur um Kritik an den Entscheidungstragenden, sondern auch um das Bewusstsein für die Eigenverantwortung, denn „weder die Politik noch die Bevölkerung werden die Krisen dieser Zeit alleine lösen können“.

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