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Vier Ideen für die mobile Zukunft

Vier Ideen für eine Mobilität der Zukunft

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Um die Klimaziele zu erreichen und die CO2-Werte dramatisch zu senken, ist es notwendig, dass sich unsere Mobilität ändert. Vorarlberg hat mit dem Ausbau von Bus und Bahn schon eine Vorreiterrolle inne und weist nach Wien das dichteste Netz an Öffis auf. „Ein Mix von verschiedenen Angeboten ist erforderlich, damit andere Verkehrsmittel als das Auto attraktiv werden“, betont Martin Reis, Bereichsleiter für Mobilität beim Energieinstitut Vorarlberg. Mittelfristig plant das Land Vorarlberg den motorisierten Individualverkehr auf ein Drittel des jetzigen Wertes zu reduzieren. Ein ambitioniertes Ziel. Gelegenheiten zum Umstieg gibt es mittlerweile einige. Vier Beispiele sollen zeigen, wie der Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad noch leichter erfolgen kann.

Text: Daniel Furxer, Fotos: Land Vorarlberg, Lukas Hämmerle, Fairvelo, Blum

Elektro-Lastenräder zum Ausleihen

Lastenräder kommen auch in Vorarlberg immer mehr in Mode. Aber nicht jede oder jeder kann oder will sich eines leisten. Darum bietet Eric Poscher-Mika, Geschäftsführer von „Vorradeln“ ab Februar 2022 mit „Fairvelo" ein Sharing-Angebot für Leihräder an. Begonnen wird in den Städten Bregenz, Dornbirn, Feldkirch sowie in Rankweil. Alleine in Dornbirn wäre ein Ausbau bis zu 14 Leihlastenrädern möglich, so Eric Poscher-Mika. Die Verleihkosten für die ersten beiden Stunden betragen je zwei Euro, ab der dritten Stunde kostet es nur noch je einen Euro. Das Gute daran: Die Lastenleihräder können auf einer Online-Plattform gebucht werden. Diesen Service macht die Firma zemtu.com möglich, die auch schon für Caruso Carsharing die Plattform programmiert hat. Wenn ein Fahrrad einen Defekt hat, kann es bei lokalen Fahrradpartnern repariert werden. „Es gibt für jeden Weg das passende Verkehrsmittel“, davon ist Eric Poscher-Mika überzeugt. Elektro-Lastenräder sind ein sinnvolles Vehikel, um mit Kindern einen Ausflug zu machen oder auf kurzen Wegen einen Einkauf zu tätigen. „Gerade in Innenstädten, die verkehrsberuhigt sind, eignet sich ein Lastenrad auch für Geschäftsinhaber*innen, um ihre Ware von A nach B zu transportieren“, so Eric Poscher-Mika. Ziel von Fairvelo ist ein Netz an Verleihstationen aufzubauen, um möglichst viele Nutzer zu erreichen.

Eine Fahrrad-Schnellstraße in Vorarlberg? In Kürze sollte das schon Realität sein. „Studien in Städten wie Kopenhagen, wo das Rad sehr viel genutzt wird, zeigen, dass es intuitiv, einfach und sicher sein soll, das Fahrrad zu nützen“, erklärt Martin Reis, Bereichsleiter für Mobilität beim Energieinstitut Vorarlberg. Genau eine solche Lösung ist nun mit zwei Radschnellverbindungen in Vorarlberg geplant. Eine soll von Götzis über Koblach nach Rankweil führen, die andere die Hofsteiggemeinden besser mit Lustenau verbinden. Diese werden so gebaut, dass sie vier Meter breit sind, nur von Fahrrädern und Fußgänger*innen benützt werden dürfen und wenn möglich kreuzungsfrei sind. Sollten sie doch eine andere Straße queren, so hat dort das Fahrrad gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmer*innen Vorrang. Im Abschnitt zwischen Klaus und Koblach ist sogar ein Radtunnel geplant. Der Vorteil der neuen Radstrecken: Allein bei der Radschnellverbindung Götzis-Rankweil können potenziell über 60.000 Menschen ihre regionalen Arbeitsplätze in 20 Minuten mit dem Rad erreichen. Und das ohne Umwege oder gefährliche Kreuzungen. „Gerade für Pendler mit einem E-Bike, mit dem man Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h erreicht, ist dies dann eine attraktive Möglichkeit wesentlich sicherer und einfacher zur Arbeit zu fahren“, bekräftigt Reis. >>

„Gerade in Innenstädten, die verkehrsberuhigt sind, eignet sich ein Lastenrad auch für Geschäftsinhaber*innen, um ihre Ware von A nach B zu transportieren."

Sicher und einfach zur Arbeit.

© Miro Kuzmanovic

Sicheres und schnelles Vorankommen durch Radschnellverbindungen

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10 | Firma Blum – Mobilitätskonzept für Mitarbeiter*innen

Auch der eigene Arbeitgeber kann einem den Umstieg schmackhaft machen. Geht es nach den Koordinatorinnen für Mobilität, Katharina Schön und Malena Albrecht, sollen 60 Prozent der Mitarbeiter*innen in den nächsten Jahren nachhaltige Verkehrsmittel nutzen, um zur Arbeit zu kommen. Momentan sind es 38 Prozent bzw. 2500 der 6600 Mitarbeiter*innen. Um dieses Ziel zu erreichen, übernimmt die Firma Blum die Kosten für die V-Mobil Jahreskarte für Bus und Bahn. Mit dem Jobrad-Programm bezuschusst Blum, zusätzlich zur staatlichen Förderung, die Neuanschaffung von Fahrrädern. Außerdem können Mitarbeitende, die nachhaltig zur Arbeit anreisen, Umweltpunkte sammeln und gegen Prämien eintauschen. „All diese Maßnahmen erfordern ein Miteinander. Im Gegenzug zu den Fördermaßnahmen verzichten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren Anspruch auf einen Parkplatz“, betont Malena Albrecht. „Wir wollen die Straßen freimachen für alle, die keine Alternative zum Auto haben und langfristig die Anzahl der Parkplätze je Mitarbeitenden reduzieren“, so Albrecht. Ein innovativer Vorschlag, um neuem Straßenbau entgegenzuwirken. „Wir wollen die Straßen freimachen für alle, die keine Alternative zum Auto haben und langfristig die Parkplätze je Mitarbeitenden reduzieren."

„Wir möchten, dass Menschen in jeder Lebenssituation das Fahrrad nutzen können."

© Lukas Hämmerle

Marktgemeinde Lustenau – Spezialräder und Fahrradstraßen

Ältere Menschen oder Menschen mit körperlicher Einschränkung müssen nicht auf die Mobilität mittels Fahrrad verzichten. Wer sich auf einem Zweirad unsicher fühlt, kann auf ein Dreirad oder Therapierad umsteigen. Die Marktgemeinde Lustenau fördert den Kauf mit 400 Euro, wenn es ein normales Rad ist, und mit 600 Euro, wenn es einen Elektroantrieb hat. „Wir möchten vor allem, dass die Menschen in jeder Lebenssituation das Fahrrad nutzen können. Daher haben wir unsere Förderung für Fahrradanhänger und Lastenräder ausgeweitet und Dreiräder und Therapieräder ins Mobilitätsförderprogramm aufgenommen, erklärt Mathias Blaser, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses. Testfahrer wie Klaus Pieper (Foto) sind vom Fahrrad und dem Fahrspaß, der damit verbunden ist, begeistert. Zusätzlich wurden zwei Fahrradstraßen in Lustenau ausgebaut. Die Umgestaltung der Grütt- und der Sandstraße ermöglicht den Radfahrenden schnelles und sicheres Vorankommen. Es gilt Tempo 30, Fahrräder dürfen nebeneinander fahren und der Autoverkehr ist den Anrainern vorbehalten. Die Durchfahrt durch eine Fahrradstraße ist für PKWs und LKWs nicht erlaubt. Die Straßen sind somit verkehrsberuhigt und schaffen ein Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und öffentlichem Verkehr. „Damit bevorzugen jetzt zwei Fahrradstraßen den sanften Radverkehr auf wichtigen Verbindungsachsen durch Lustenau. Weitere, sorgfältig geplante und ansprechend gestaltete Fahrradachsen werden folgen“, so Mathias Blaser.

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