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Einmal Ausdauer, immer Ausdauer

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Der Name Bruno Greber steht für Bewegung. Waren es in den jungen Jahren des Bregenzerwälders die Ski, der Fußball oder die Heugabel, kam vor 25 Jahren der Ausdauersport und mit ihm der Staufenlauf, den er ins Leben rief und zehn Jahre veranstaltet hat. Heute ist Bruno Greber Obmann des Kneipp Aktiv-Clubs in Dornbirn und engagiert sich für die fünf Säulen der Gesundheit.

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Text: Christina Vaccaro, Fotos: Johannes Blacha, Kneipp Aktiv-Club Dornbirn

„Die Work-Life-Balance und

das alles, das hat der Kneipp.“

Ich war ein sehr quirliges Kind“, erinnert sich Bruno Greber. In der Großfamilie mit acht Kindern und einer Landwirtschaft war Bewegung ein fester Bestandteil des Alltags. Im Winter auf den Ski, spielte Bruno ein bisschen Fußball, sofern das Wetter gut war und man nicht zufällig zuhause Heuen musste. Nach der Schule ergreift der junge Bregenzerwälder den körperlich fordernden Beruf des Steinmetz und war im Winter als Skilehrer am Arlberg unterwegs.

Doch im Alter von 32 Jahren zieht sich Greber bei einem Autounfall einen Oberschenkelhalsbruch zu. Zunächst im Gips ist er danach noch lange außer Gefecht und kann nicht Auto fahren. Die einzige Möglichkeit ins Dorf zu kommen ist das Fahrrad des Bruders. Eine sportliche Wende. Greber: „Hätte ich schnell den Ausdauersport an mich heranbringen versucht, hätte es nicht funktioniert – aber so musste ich tagtäglich Rad fahren, bis es mir Spaß gemacht hat. Mit der Kondition kommt die Freude.“

Bruno Greber geht zu einer großen Firma, in der er mehrere Abteilungen durchäuft, bevor er in den Verkauf in die Schweiz wechselt. Auf einmal wird Bewegung ein Ausgleich zur Arbeit – ein Ausgleich, den er als junger Vater in die Zeit mit seinem Kind einbindet: Sohnemann im Kinderwagen, er mit den Laufschuhen am Joggen. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie ein Freund zu mir meinte, ich sei ohnehin immer am Rennen, da könnten wir auch gleich auf einen Marathon trainieren.“ Nach seinem ersten Marathon in Wien hatte Greber im Gegensatz zu allen anderen Muskelkater im rechten Arm, weil es der erste Lauf ohne Kinderwagen war.

Faszination Bewegung

Rennradeln in Mallorca, Skitouren auf dem Mont Blanc, Bergsteigen am Matterhorn – Bewegung wird sein Leben. Was beim Rennrad die lautlose Geschwindigkeit, beim Skitouren die unbefahrenen Hänge sind, ist beim Bergwandern das Gipfelglück nach geschafftem Aufstieg mit Blick in verschiedenste Täler.

Natürlich kann man es auch mit der Bewegung übertreiben. Hier kommt der Kneipp Aktiv-Club ins Spiel. Zum Kneippen kam Greber, „wie die Jungfrau zum Kind. Ich wusste gar nicht, was das Kneippen wirklich ist. Wie viele andere dachte ich, dass Kneippen bedeutet, den großen Zeh ins Wasser zu halten. Durch meine Lebenspartnerin Andrea, die seit Jahren Sitzgymnastikgruppen des Clubs leitet, habe ich erfahren, was alles dahinter steckt.“

Fünf Säulen

Die berühmten Wasseranwendungen des Sebastian Kneipp sind nur ein Aspekt seiner Gesundheitslehre. Ernährung, Bewegung, Heilkräuter und Lebensfreude sind ebenfalls darin enthalten. In jedem Bereich ist der Kneipp Aktiv-Club aktiv. Allein in Dornbirn mit seinen 700 Mitgliedern werden 25 Bewegungsgruppen in allen Facetten angeboten. Von der Fastenwoche nach TCM bis zum Besuch im buddhistischen Kloster Letzehof – das Programm ist in allen Säulen sehr vielfältig.

Der Bereich Bewegung ist das ganze Jahr aktiv, angelehnt ans Schuljahr mit Extraangeboten wie Fit in acht Wochen mit abschließender Wanderung über Dornbirns Berge. Manche kann der Kneipp Aktiv-Club dazu motivieren, etwas Neues auszuprobieren – ganz im Sinne der fünf Säulen. „Ich bin beispielsweise nie in der Halle, was ein Manko und meine Schwäche ist – ich sollte mehr für meine Beweglichkeit tun. Doch ich gehe es an und es wird besser“, so der Obmann.

Vor zweieinhalb Jahren, als Greber das Amt übernahm, machte er sich daran, das öffentliche Wahrnehmungsbild zu überarbeiten. Homepage und Jahresprogramm wurden neu gestaltet und in ein zeitgerechtes Bild gerückt, Outdoor-Gruppen zu den bestehenden Bewegungsgruppen aufgenommen. „Im Grunde wurde das Kneippen bei der jungen Generation durch fernöstliche Geschichten verdrängt, die mehr Sexappeal hatten. Doch die Work-Life-Balance und das alles, das hat der Kneipp“, so Greber, der sich am Zuwachs erfreut. Viele Leute würden sich wieder – ähnlich wie bei Lebensmitteln und anderem – auf das Regionale besinnen. Wodurch sich der Kneipp Aktiv-Club hervorhebt, ist die Erkundung alter, vergessener Pfade rund um Dornbirn, was viele anspricht, die nicht alleine auf Erkundungstour gehen. Dass der Kneipp Aktiv-Club seinen festen Platz in der Dornbirner Gesellschaft hat, hätten sie erst in der Corona-Pandemie erlebt, so der Obmann. „Für viele ist es der einzige fixe Anlaufpunkt in der Woche, für andere ein Ergänzungsprogramm. Mit diesen fünf Säulen kann sich jeder holen, was er braucht.“

Bruno mit Partnerin Andrea und Hund Miro

Maß halten und gesellig sein

In einer Zeit, in der sich gefühlt nicht nur die Einkommensschere auftut, sondern auch die Gesellschaft in totale Sportmuffel und Super-Athleten aufspaltet, scheinen Ausgewogenheit und ein Maßhalten wichtiger denn je. Doch zurück zu Bruno Greber. Es drängt sich die Frage auf, ob er selbst das Maßhalten lernen musste oder er es von Anfang an so gehalten hat. Die Antwort kommt prompt: „Ich bin viele viele Tode gestorben bei über 30 Marathons, x Bergläufen, Rad- sowie Skitourenrennen. Bei einem Mountainbikerennen mit Startpositionierung nach Selbsteinschätzung, die völlig daneben lag, musste ich nach wenigen Kilometern im Flachen vom Fahrrad absteigen.“ Der 57-Jährige lacht heute darüber, weist auf die vielen Trainingspläne hin, die man früher nicht zur Verfügung hatte und heute mit einem Klick herunterladen kann. Im Ausdauersport brauche jeder Muskel, so Greber, sieben Jahre bis er seine Höchstleistung bringt, egal ob man mit 18 oder 90 Jahren beginnt. „Viele möchten zu viel zu schnell. Man sollte den Trainingsumfang von Jahr zu Jahr nicht um mehr als zehn Prozent steigern. Ansonsten besteht die Gefahr eines Übertrainings bis hin zum Ermüdungsbruch.“

Verletzungen sind freilich ein eigenes Thema beim Sporteln. Bruno Greber kommt, einmal nachgezählt, auf 15 Brüche, Verletzungen der Achillessehne und der Knie. Seit knapp zehn Jahren hat er eine künstliche Hüfte. Sein Motto – „Nit lugg lo! Bei vielen Bekannten sehe ich, dass die letzten Jahre vor der Pensionierung die schwierigsten sind. Doch wer hier nachlässt, fängt auch in der Pension nicht mehr an. Was mich am meisten freut: Ich habe von diesen Verletzungen keine Altlasten.“

Ankündigung: Ab September starten die Kurse wieder. Datum und Treffpunkt werden zeitgerecht im Gemeindeblatt und auf www.dornbirn.kneippbund.at veröffentlicht.

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