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Individuelle Hilfe

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„Wir wollen individuell helfen“

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Chronisch kranke Kinder haben es im Leben meist viel schwerer als gleichaltrig Gesunde. Die Anforderungen an die Familien sind hoch. Der Verein Sonnenblume hat es sich zum Ziel gesetzt, diesen Kindern finanziell zu helfen. Die marie hat mit der Obfrau des Vereins, Manuela Ortner, gesprochen.

Text: Daniel Furxer, Foto: Verein Sonnenblume

Fabienne (Name geändert) ist sechs Jahre alt und hat eine angeborene Behinderung, die ihre Mobilität stark einschränkt. Für eine bessere Fortbewegung haben die Eltern einen Reha-Buggy angeschafft, der 2500 Euro kostet. 2000 Euro hat die öffentliche Hand (Gesundheitskassa, Pensionsversicherung, Land Vorarlberg und die Unterstützungsfonds) übernommen, der Verein Sonnenblume hat die restlichen 500 Euro gezahlt. „In diesem Fall ist es so, dass die öffentliche Hand den Großteil der Kosten übernommen hat und wir die Differenz finanziert haben“, so Obfrau Manuela. „In anderen Fällen zahlt die öffentliche Hand nichts oder nur einen kleinen Teil und wir übernehmen einen größeren Teil. Wir wollen Familien unterstützen, die dringend Heil- und Hilfsmittel brauchen, sich diese aber nicht immer leisten können.“ 40 bis 70 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 21 Jahren werden jährlich vom Verein unterstützt, mit einem durchschnittlichen Spendenvolumen von rund 70.000 Euro. Das zeigt, dass pro Kind meist größere Beträge ausgezahlt werden. „Natürlich muss zuerst der rechtliche Rahmen der Hilfen durch die öffentliche Hand ausgeschöpft werden, dann können die Eltern bei uns einen Antrag stellen“, erklärt Ortner. Es werden dabei auch Heilmittel finanziert, die zum Beispiel von der Gesundheitskassa nicht anerkannt sind, etwa homöopathische Medikamente oder Spezialbehandlungen wie eine Delfintherapie. Es kommt vor, dass das Kind einen Reha-Aufenthalt bezahlt bekommt, nicht aber die Mutter, die ihr Kind begleitet. Auch in diesen Fällen steuert der Verein Sonnenblume einen Betrag bei.

Ob ein Kind Unterstützung braucht, ist sehr unterschiedlich. „Es gibt Kinder mit chronischen Erkrankungen, die kommen in ihrem Leben sehr gut zurecht, andere brauchen aber viel Hilfe. Das ist sehr individuell“, so Ortner. Leon (Name geändert) benötigte eine Reittherapie in der Camargue, die der Verein mit 1000 Euro unterstützt hat. „Die Bedürfnisse und Anforderungen dieser Kinder sind so verschieden, dass wir jede Anfrage im Detail anschauen.“ Auch Umbaumaßnahmen im Haus, wenn zum Beispiel eine Spezialbadewanne benötigt wird, werden durch Spenden mitfinanziert.

Der Verein Sonnenblume, der 1999 gegründet wurde, setzt sich aus zwei Diplomierten Kinderkrankenschwestern, einer Physiotherapeutin und einem Kinderarzt zusammen, die die eingelangten Fälle gut beurteilen können. Außerdem werden sie von einer Grafikerin und einer betroffenen Mutter unterstützt. Die Spenden für den Verein kommen dabei 1:1 den chronisch kranken Kindern zugute, weil die gesamte Administration innerhalb des Vereins ehrenamtlich erfolgt. Rund 300 Mitglieder unterstützen den Verein jährlich mit einem Mitgliedsbeitrag von 10 Euro. Viele Kleinspender ermöglichen, dass es den Kindern besser geht.

Oft finden unterm Jahr auch karitative Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Entenrennen oder der Verkauf von Keksausstechern statt. Der Erlös wird dann dem Verein gespendet. „2020 hatten wir das erste Mal die Situation, das keine einzige Veranstaltung dieser Art stattfinden konnte,“ bedauert Ortner. „Gerade für unser Sommercamp können wir immer wieder Firmen gewinnen, die uns helfen“, so Manuela Ortner. Das Sommercamp in Hard gibt es bereits seit fünf Jahren. Hier treffen sich chronisch kranke Kinder und Jugendliche, um miteinander zu reden, zu spielen und eine unbeschwerte Woche unter Gleichaltrigen zu erleben. Sei dies bei einem Ausflug in den Skylinepark, beim Grillen ums Lagerfeuer oder beim Eis essen im Eissalon. „Für die Eltern und für die Kinder bedeutet dieses Sommercamp sehr viel. Ursprünglich wollten wir es nur einmal veranstalten. Aber die Nachfrage das Jahr darauf war so groß, dass es mittlerweile eine Dauereinrichtung geworden ist.“

Für die Zukunft wünscht sich Manuela Ortner, dass sich die Kinder weiterentwickeln können und vor allem auch mehr Chancen haben, ein inklusives Leben zu führen. Und dass der Verein Sonnenblume noch lange helfen kann.

Mehr Informationen zum Verein Sonnenblume: www.sonnenblume.or.at