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Der Cabrio-Kommissar

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Er ist freundlich, ruhig, hilfsbereit, fährt fürs Leben gerne Cabrio, ist Mordermittler im Ruhestand und Autor des jüngst erschienenen lokalen Buch-Bestsellers „Tatort Vorarlberg“: Norbert Schwendinger (61) aus Dornbirn.

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Text: Gernot Hämmerle, Fotos: Frank Andres

Wenn das Wetter passt und sich eine Gelegenheit bietet, dann holt Norbert Schwendinger sein 23 Jahre altes, rotes BMW-Z3-Cabrio aus der Garage seines Einfamilienhauses am Zanzenberg und fährt eine Runde. Allein oder mit seiner Lebensgefährtin. Oder mit einem seiner Enkel. Je nachdem, wer gerade Lust und Zeit hat. „Mir hätte ein Cabrio immer schon recht gut gefallen“, sagt Norbert Schwendinger im Gespräch mit der marie. Gegönnt hat er sich sein Traumauto aber erst mit Mitte 40. „Im Jahr 2003 hatte ich einen schweren Autounfall. Da war ich ziemlich lange im Krankenstand und habe mir gedacht: Eigentlich ist das Leben zu kurz, dass man sich nichts gönnt. Und nachdem ich einigermaßen wieder auf den Beinen war, habe ich mir dann das Cabrio gekauft.“

Tatort Vorarlberg

Norbert Schwendinger hat die Polizeiarbeit von der Pike auf gelernt: Zunächst als Sachbearbeiter auf dem Polizeiposten, danach in der Abteilung Raub und Diebstahl, und im Jahr 2008 wurde er schließlich Chefinspektor des Morddezernates. Seit vorigen Sommer ist Norbert Schwendinger im Ruhestand. Die Zeit hat er bislang genützt, um sein erstes Buch zu schreiben: „Tatort Vorarlberg – Wahre Kriminalfälle“. Dabei gewährt er spannende Einblicke hinter die Kulissen der Mordermittler.

Dass er ein IT-Freak ist, war bei seiner Arbeit als Polizist sicherlich kein Nachteil. „Man muss aber als Polizist kein ITFreak sein, dafür haben wir ja Spezialisten.“ Daheim schlüpft er gerne in die Rolle des Handwerkers, arbeitet im Garten oder „ums Haus herum“, trifft sich mit Bekannten und Freunden.

„Genau da fängt der Großbetrieb für die Polizei an“

Doch auch privat lässt ihn das Thema Mordermittlung nicht ganz los. Sonntagabend ist der „Tatort“ im Fernsehen ein Pflichttermin. „Am besten gefallen mir Boerne und Thiel (Anm.: Tatort Münster), aber auch die Tatort-Folgen aus München und Köln schau ich mir besonders gerne an.“ Ein Krimi im Fernsehen hat mit der Realität meistens relativ wenig zu tun. Schwendinger: „Das muss er auch nicht. Ein Fernsehkrimi muss unterhaltsam sein. Ein simples Beispiel: Ein Kommissar im Fernsehen hat nie einen Kuli in der Hand, mit dem er sich Notizen macht. Entweder ist er so ein Genie, dass er sich alles merkt oder es steht im Drehbuch drinnen. Darum muss er es sich nicht aufschreiben. Oder: Mit der Festnahme ist die Arbeit im Fernsehen immer beendet. Die Ermittler gehen zum Wurststand und essen eine Wurst und trinken ein Bierchen. Die Realität ist ganz anders. Genau da fängt der Großbetrieb für die Polizei an. Mit den ganzen Einvernahmen, Terminen, zeitgerechte Einlieferung in die Justizanstalt und so weiter und so fort.“

Wenn nachts das Handy läutet

Norbert Schwendinger beschreibt sich selbst als „sehr hilfsbereit, als ruhenden Pol und guten Koordinator“. Und tatsächlich erlebt man ihn niemals hektisch. Auch bei noch so kniffligen oder brutalen Mordfällen wirkte er bei seiner Arbeit oder in Interviews immer ruhig. Mit den unregelmäßigen Arbeitszeiten während seiner Zeit als Mordermittler lernte er gut umzugehen. „Obwohl du frei hast, hast du nie hundertprozentige Freizeit. Du bist immer auf Abruf. Mich hat das nicht so gestresst. Ich weiß aber, dass andere Kollegen dadurch sehr gestresst sind. Es ist sicher nicht einfach, wenn es in der Nacht passiert, dass das Handy läutet und natürlich auch die Partnerin aus dem Schlaf geschreckt wird, dann heißt das meistens nichts Gutes, weil dann ist im Normalfall auch der nächste Tag erledigt. Das ist jetzt einer der großen Pluspunkte in der Pension, dass ich weiß, das passiert mir nicht mehr, dass ich in der Nacht angerufen werde. Früher war das halt doch relativ oft der Fall.“

Der Goldmord in Tirol

Die aufsehenerregendsten Fälle seiner Laufbahn waren wohl der Fall Cain, bei dem ein kleiner Junge von seinem Vater zu Tode geprügelt wurde, und der brutale Messer-Mord an der BH Dornbirn. Die größte Herausforderung sei aber wohl der „Goldmord“ in Tirol im Jahr 2012 gewesen. Damals hat ein Polizist eine Bankangestellte betäubt und auf bestialische Art und Weise umgebracht. Die Beute: 8 Kilogramm Gold. „Gegen einen Polizisten in den eigenen Reihen wegen Mordes zu ermitteln, das war schon etwas Besonderes.“ Das Ministerium hat die Tiroler Ermittler vom Fall abgezogen, weil der Polizist versucht hatte, einen Tiroler Polizeikollegen zu erschießen. Deshalb wurde dann auch ein unbefangenes Ermittlerteam – mit Norbert Schwendinger an der Spitze – eingesetzt. Norbert Schwendinger gelang es, den Mord und den Mordversuch restlos aufzuklären. „Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein paar Wochen später hat er sich in der Justizanstalt erhängt.“

Seit Norbert Schwendinger in Pension ist, ist er froh, dass er mit dem tagesaktuellen Geschehen nichts mehr befasst ist. Wenn ihn die „Sehnsucht“ nach Mordermittlungen packt, kann er ja jederzeit einen Krimi im Fernsehen anschauen. Ansonsten genießt er es, spontan einen Ausflug in seinem Cabrio machen zu können, und nachts nicht mehr wegen eines Mordes aus dem Schlaf gerissen zu werden.

Buchtipp:

Norbert Schwendinger:

TATORT Vorarlberg. Wahre

Kriminalfälle, 216 Seiten, ISBN 978-3-903240-20-9 EUR 26 Euro, edition v

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DORNBIRN Elektrotechniker, Werkenlehrerin, Näherinnen, Schlosser, Mechaniker stehen am 18. November von 17:30 bis 20:30 Uhr zur Verfügung. Schlachthausstraße 7c, juliane.alton@gruene.at oder 0664 3951323. www.reparaturcafedornbirn.at

BREGENZ Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr in der Remise der Integra-Fahrradwerkstatt, Vorklostergasse 51. Nächster Termin: 7. November. Roswitha Steger, T 0650/264 74 46 oder lebensraum@lebensraum-bregenz.at.

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RANKWEIL Jeden 1. Freitag im Monat, von 14 bis 16:30 Uhr in der Werkstätte der Lebenshilfe, Köhlerstraße 14. Elektrokleingeräte werden von ihren Besitzern unter fachkundiger Hilfestellung instand gesetzt. Nächster Termin: 6. November

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THÜRINGEN

Jeden 1. Samstag 8:30 bis 12 Uhr, Werkstraße 32.

Nächster Termin: 7. November Norbert Burtscher, T 0664/3410517 | 15

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