Jahresbericht 2014

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Ein- & Ausblick

Hinzu kommt: Je nach Zusammensetzung und Struktur des Stiftungskapitals (das können etwa auch Immobilien bzw. Grundstücke sein) sind die Voraussetzungen, welche Rendite bei vernünftigem Risiko erzielt werden kann, unabhängig von der Zinsentwicklung unterschiedlich. Im Falle der Manfred Lautenschläger-Stiftung ist es übrigens so, dass das Kapital aus Aktien der MLP AG besteht, der Ertrag entspricht also der Höhe der Dividende. 2015 lag die Dividendenrendite bei ziemlich genau 4% (ohne Berücksichtigung der Kapitalertragssteuer).

Blue Chips oder, noch erlesener, DividendenAristokraten, bieten neben einer regelmäßigen hohen Ausschüttung in der Regel auch vergleichsweise stabile Kurse. Diese Unternehmen sind jedoch rar gesät. Für die Auszahlung gibt es zudem keine Garantie – jedes Unternehmen kann die Dividende senken oder theoretisch gar streichen. Die zwischenzeitlich aufgekommene Devise „Dividenden sind die neuen Zinsen“ ist also mit Vorsicht zu behandeln und streng genommen unzutreffend, der dahinter stehende Gedanke im Übrigen ja auch nicht neu.

Ein vergleichsweise guter Wert, das gilt jedoch auch nur mit Einschränkungen. Dazu weiter unten mehr.

Auch gilt es zu beachten, dass die Dividendenrendite der Dax-30 Konzerne zuletzt bei 2,35% lag, der langjährige Durschnitt bei rund drei Prozent (so der Börsen-Blogger Gereon Kruse in „Die ZEIT“, 7. Mai 2015). Und: Erwirtschaftet man diese mit einem gemanagten Fonds, will dieser auch mit Gebühren bezahlt werden. Geht man von Gebühren in Höhe von - sicherlich nicht unüblichen – 2 bis 2,5% aus, verbleibt unter Umständen auch nicht mehr viel mehr als bei fest angelegtem Geld.

Was ist zu tun? Abwarten? Oder sich anpassen und anders als bisher anlegen? Staatsanleihen sind schon länger nicht mehr der sichere Hafen für konservative Investoren. Entweder bringen sie hohe Risiken bis hin zu einem möglichen Totalausfall mit sich, oder sie werfen, wenn sie von „sicheren“ Staaten wie der Bundesrepublik ausgegeben werden, im mittel- und kurzfristigen Bereich schlimmstenfalls sogar negative Renditen ab.

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Die Folge: Stiftungsvermögen werden tendenziell breiter gestreut, es lässt sich ein Umdenken bei der Auswahl der Investments feststellen. 2015 werden inländische Aktien durchschnittlich den größten Anteil im Portfolio der Stiftungen einnehmen, und auch ausländische Aktien nehmen an Bedeutung zu. („Investmentstrategien deutscher Stiftungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld“) „Investitionen in Sachwerte haben zugenommen: Aktien werden oftmals nicht mehr als Spekulationsobjekt, sondern als unternehmerische Beteiligung und somit als Sachanlage gesehen. Immobilieninvestments haben zugenommen - und Goldbestände wurden tendenziell aufgestockt.“ (Markus Praxmarer, Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank, Februar 2013 im Manager Magazin).

Speziell aufgelegte Stiftungsfonds, deren Gebühren in der Regel niedriger liegen, haben einen defensiven Charakter, was dazu führt, dass das Risiko bei der Anlage zwar minimiert, ihre Performance dafür oft, schenkt man entsprechenden Untersuchungen Glauben, nicht gerade berauschend ist. Freilich gibt es auch hier Ausnahmen, dennoch dürfte es wenig sinnvoll sein, das Geld ohne Beratung einfach in einen beliebigen Stiftungsfonds zu investieren. Große Stiftungen haben daher in der Regel eine eigene Vermögensverwaltung (oder bauen eine solche auf), die professionell arbeitet. Im großen Unterbau des gesamten Stiftungswesens, den vielen mittleren und kleinen, spielt die professionelle Kapitalanlage jedoch kaum eine oder gar keine Rolle. Diese Stiftungen stehen derzeit sicherlich vor einer noch größeren Herausforderung.

Aber auch Aktien alleine sind kein Allheilmittel. Klar, dividendenstarke Titel, sogenannte

Zudem will bedacht sein, dass auch von der Höhe und Struktur des Kapitals einer Stif-


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