Jahresbericht 2018
Liebe Leserin, lieber Leser, auch im Jahr 2018 war es der Anspruch der Manfred Lautenschläger-Stiftung, bei den geförderten Projekten Kontinuität und Mut zu Neuem zu vereinen. Gerade als überwiegend lokal aktive und wirkende Stiftung scheint es uns wichtig, sowohl „große“, prestigeträchtige Leuchtturmprojekte als auch die „kleineren“, aber ebenso wichtigen Initiativen zu unterstützen. Beispielhaft für Letzteres stellen wir Ihnen auf den folgenden Seiten die Projekte „Fitte Frösche“, „Theaterlabor“ sowie ein Projekt im Flüchtlingszentrum im PHV vor. Sie verdeutlichen, wie in unterschiedlichen Themengebieten, mit unterschiedlichen Ansätzen, Kinder und Jugendliche unterstützt und gefördert werden können. Als gutes Beispiel für eine sinnvolle Kontinuität lassen sich vermutlich die Preise heranziehen, die die Stiftung unterstützt. Sie haben sich in ihrem jeweiligen Bereich deutschlandweit, und zum Teil auch international, einen Namen gemacht. Dass auch in dieser Kategorie ein Fortschritt durch Mut zu Neuem möglich ist, zeigt der erstmals vergebene „Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs“, der den etablierten „LautenschlägerForschungspreis“ auf sinnvolle Weise ergänzt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Ihre
Catharina Seegelken Geschäftsführerin
Markus Lautenschläger Geschäftsführer
Inhalt GRUSSWORT von Catharina Seegelken und Markus Lautenschläger
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NEU 2018 Kochen mit den fitten Fröschen Projekt des Theaterlabors „TEST: DEMOKRATIE“ Pflegepreis Uniklinikum Heidelberg
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AUS UNSEREN PROJEKTEN Tanzbiennale
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EINMALIGE FÖRDERUNG Unterwegstheater – 30.000 Euro zum 30-jährigen Jubiläum
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PREISE Lautenschläger-Forschungspreis James W.C. Pennington Award AutorenPreis des 35. Heidelberger Stückemarkts
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STIFTUNGSJAHR IN ZAHLEN
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AUSBLICK 2019 Frühe Entwicklungshilfe für Flüchtlingskinder im PHV
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KURATORIUMSMITGLIEDER
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Kochen mit den fitten Fröschen
Mit Hilfe der Initiative „Fitte Frösche” sollen die Kinder des Heidelberger Stadtteils Emmertsgrund lernen, wie man mit einfachen Mitteln und mit wenigen günstigen Produkten ein gesundes Essen zubereiten kann, statt allzu oft etwa zu Tütensuppen mit Geschmacksverstärkern zu greifen oder eine der üblichen Fast Food-Ketten zu besuchen. Mit der spielerischen Vermittlung gesunder Ernährung und musikalischer Früherziehung und Bewegung führen die beiden Pädagoginnen Marina Bathauer und Kristina Messmer jeden Montag von 17:00 bis 18:30 Uhr Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren in dieses Konzept ein. Denn auch wenn die meisten Kinder mitbekommen haben, dass es ungesund ist, Fertigprodukte oder Fast Food zu konsumieren, so sind die Langzeitfolgen für sie schwer greifbar. Zudem wird in den Elternhäusern häufig aus Zeitmangel nicht frisch gekocht
und viele Eltern denken noch immer, Fertiggerichte zuzubereiten sei kostengünstiger, als selbst zu kochen. Das Team der Fitten Frösche möchte genau hier ansetzen und die Kinder, aber auch die Eltern, zum Umdenken bewegen und dabei generationsübergreifend dem Essen zu mehr Wertschätzung verhelfen. Das Team besteht aus den bereits genannten pädagogischen Kräften, Marina Bathauer und Kristina Messmer, die im Emmertsgrund wohnen und die über viele Jahre in diversen Fortbildungsmaßnahmen zusätzlich qualifiziert wurden und unterschiedliche AGs an der Schule leiten, sowie dem Kaufmann Alexander Messmer. „Dort, wo wir wohnen, fühlen wir uns wohl und möchten unsere Mitmenschen und vor allem die Kinder fördern!” Kristina Messmer bringt den Kindern, angelehnt an das Konzept und die Fortbildung der bekannten Köchin Sarah Wiener, die
Fotos: Messmer
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Unterschiede zwischen den Gemüse- und Obstsorten bei und bereitet gemeinsam mit ihnen verschiedene Gerichte zu. Daneben werden alle Knigge-Regeln beachtet. Damit werden die Kinder nicht nur von Fernsehen und Computer weggeholt, sondern sie erfahren spielerisch wertvolle Inhalte, von denen nicht nur sie selbst, sondern auch die Eltern und Geschwister profitieren. „Wir haben einige Eltern, die auf uns zugekommen sind und uns erzählt haben, wie ihre Kinder sie immer wieder korrigieren, wie man das Besteck richtig zu halten hat. Oder sie werden zu neuen Kochideen animiert und die Kinder helfen beim Zubereiten viel mehr mit. Unsere Gerichte kommen so gut an, dass wir die Rezepte sogar an die Eltern weitergeben, weil die Kinder davon schwärmen, wie lecker sie sind.”
Backphasen Tanzschritte und unterschiedliche Kinderlieder aus unterschiedlichen Ländern und verschiedene Musikinstrumente (teilweise werden Obst und Gemüse benutzt) kennen. Die „Fitten Frösche“ überzeugen mit dieser Kombination aus unmittelbarer Unterstützung von Kindern und Jugendlichen vor Ort mit einem kreativen Konzept. Aus diesem Grund unterstützt die Manfred LautenschlägerStiftung diese Initiative seit 2018 für drei Jahre mit einem Betrag von 10.750 Euro. Catharina Seegelken
Zusammen mit Marina Bathauer wird den Kindern aber auch Bewegung und Rhythmus ans Herz gelegt. Sie lernen in Koch- und
Foto: Rothe
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Projekt des Theaterlabors „TEST: DEMOKRATIE“
Wie funktioniert Demokratie im Alltag? Im Theaterlabor des „Jungen Theaters Heidelberg | Theater und Orchester Heidelberg“ forschen Heranwachsende gemeinsam mit Künstlern aus Heidelberg zu verschiedenen Themen. Vom 26. bis 29. März 2018 gab es für Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren ein ganz besonderes Angebot des Theaterlabors: Die Organisatoren luden sie in Zusammenarbeit mit der Theodor-HeussRealschule dazu ein, unter dem Motto „Test: Demokratie“ das Verständnis von Demokratie intensiver unter die Lupe zu nehmen.
Vier Tage lang, immer von 10 bis 16 Uhr, verwandelten sich die Kinder und Jugendlichen in Forscher, die gemeinsam mit Künstlern aus verschiedenen Bereichen auf Entdeckungsreise gingen: Wie funktioniert Demokratie im Alltag? Wie kann ich meiner Meinung Gehör verschaffen? Braucht es neue Regeln für unser Zusammenleben? Fünf Experimente standen dabei zur Auswahl, wobei jedes einen besonderen künstlerischen Schwerpunkt setzte, um das Thema „Demokratie“ zu erforschen: Musik, Street-Art, Performance, Tanz oder Text. Thematisch wurden dabei verschiedene Fragestellungen behandelt, etwa „Demokratie auf der Straße“ unter Anleitung eines Schauspielers, „Demokratie im Ohr“ unter der Federführung von Musikern oder „Demokratie in Bewegung“, durchgeführt von Tänzern und Choreografen. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung unterstützte dieses spannende Projekt, um einen niedrigen Teilnehmerbetrag von 20 Euro pro Person zu ermöglichen. Bei der Eröffnung der Veranstaltung sprach Markus Lautenschläger ein kurzes Grußwort und konnte sich in der Folge davon überzeugen, mit welcher Begeisterung und Kreativität die Teilnehmer des Theaterlabors zu Werke gingen. Zudem zeigte sich, wie wichtig solche vermeintlich „kleinen“ Projekte vor Ort sind und dass es beileibe keine Plattitüde ist, wenn immer wieder zu hören ist, dass Kinder und Jugendliche bereits in diesem Alter sehr kritisch und tiefgründig über grundlegende Fragen nachdenken. Markus Lautenschläger
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Fotos: Rothe
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Pflegepreis Uniklinikum Heidelberg
Der Fachkräftemangel im Pflegeberuf ist ein häufig beschriebenes Phänomen. Einige der Gründe, die dazu führen, sind der geringe Verdienst, die schwere körperliche Arbeit, Schichtdienste, aber auch ein Mangel an Wertschätzung des Berufsstandes im Allgemeinen. Die Pflegedirektion des Universitätsklinikums Heidelberg arbeitet in einem Strategieprojekt (der Heidelberger Expertise in der Pflege) gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Weiterentwicklung des Pflegedienstes. Es ist erklärtes Ziel, weiterhin kompetente Pflegekräfte zu gewinnen und die bereits angestellten Kräfte an das Klinikum zu binden. Dafür werden verschiedene Ansätze verfolgt und Maßnahmen ergriffen, wie die Vermittlung von Führungsgrundsätzen und Coachings für Führungskräfte, aber auch die Themen Arbeitssicherheit, Gesundheit und Arbeitsumgebung, Marketing sowie Ergebnisqualität stehen bei verschiedenen Maßnahmen im Fokus.
Der Pflegepreis der Universitätsklinik soll die Ergebnisqualität erhöhen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Er honoriert die aktive Mitgestaltung sowie die Umsetzung innovativer Ansätze im Arbeitsalltag. Pflegekräfte des Klinikums werden ermutigt, mit ganz konkreten und allgemein übertragbaren Konzepten einen Beitrag dazu zu leisten, ihre Arbeit effektiver zu gestalten und die Patientensicherheit und –zufriedenheit zu erhöhen. Der Pflegepreis wird seit 2017 jährlich verliehen und prämiert die drei besten Ideen mit einem Preisgeld, welches zur Gestaltung von Teamevents verwendet werden soll. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung stellt dieses Preisgeld und möchte so das Universitätsklinikum Heidelberg dabei unterstützen, dem Fachkräftemangel im Pflegeberuf entgegenzuwirken
Platz 1 ging an das Team des Zentral-OPs in der Kopfklinik
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Catharina Seegelken
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Der erste Platz (dotiert mit 2.000 Euro) ging an das Team des Zentral-OPs in der Kopfklinik. Das eingereichte Projekt möchte Angehörige von OP-Patienten besser „up to date“ halten, da das Warten für die Angehörigen mit sehr viel Stress, Sorgen und Ängsten verbunden ist. Dies führt häufig zu mehrfachem Nachfragen nach dem Stand der Dinge, was wiederum Auswirkungen auf das Pflegepersonal hat. Die Idee: Mithilfe eines automatisierten „Pager-System“ können Angehörige von Patienten leichter auf dem Laufenden gehalten werden, was diese, aber auch das Pflegepersonal entlastet. Den zweiten Platz und damit 1.000 Euro sicherte sich die Station K1 Neurologie in der Kinderklinik mit ihrem Projekt „Ausbildungseinheit im stationären Bereich“. Hierbei werden die Auszubildenden im besonderen Maße individuell (eine Anleiterin/ein Anleiter betreut zwei Auszubildende) und praxisnah in der eigenständigen und selbstverantwortlichen Patientenversorgung gefördert. Durch das Projekt gewinnen die Auszubildenden an Selbstsicherheit und Erfahrung, was wiederum zu einer besseren Patientenversorgung, aber auch geringeren Abbruchquote in den Ausbildungen führt. Über den dritten Platz (und ein Preisgeld von 500 Euro) freute sich das Team der Stationen J3 (Wirbelsäulenchirurgie) und J2 (Unfallchirurgie/Alterstraumatologie) in der Orthopädie mit dem Projekt „Betreuung und Pflege von an Demenz erkrankten Patienten“. Sie entwickelten mit der „Demenzkiste“ eine effiziente und wirksame Form der Beschäftigung dementer Patientinnen und Patienten, die sich zugleich gut in den Alltag auf den Stationen einbinden lässt. Die Kiste beinhaltet unterschiedliche Gegenstände, die helfen, die Patientinnen und Patienten zu beschäftigen und damit zugleich das Pflegepersonal entlastet. In der Kiste finden sich alte Portemonnaies mit Münzen, Holzspielzeug, Kreuzworträtsel, Tageszeitungen, aber auch Ausmalbücher oder Spielkarten.
Platz 2: Station K1 Neurologie in der Kinderklinik
Platz 3: Stationen J3 und J2 in der Orthopädie der Universitätsklinik Heidelberg
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Aus unseren Projekten
Tanzbiennale
Das Theater und Orchester Heidelberg und das UnterwegsTheater haben es sich zur Aufgabe gemacht, den zeitgenössischen Tanz in in Heidelberg und allgemein in BadenWürttemberg zu fördern und gründeten zu diesem Zweck eine einmalige Kooperation eines Stadttheaters mit einer Institution der freien Szene – die TANZallianz. Diese Kooperation begeisterte Manfred Lautenschläger spontan und so wurde er Förderer der ersten Stunde der von der
v.l.n.r.: Jai Gonzales, Bernhard Fauser, Nanine Linning, Holger Schultze
TANZallianz ausgerichteten Tanzbiennale. Der Etat von 150.000 Euro wird jeweils zu einem Drittel von der Stadt Heidelberg, dem Land Baden-Württemberg und der Manfred Lautenschläger-Stiftung gestellt. Seit 2014 präsentiert die Tanzbiennale alle zwei Jahre sowohl internationale Gastspiele wie auch in Baden-Württemberg produzierte Choreografien. 2018 wurde mit der „Late Nite“ ein neues Format eingeführt, das ganz explizit junge Choreografinnen und Choreografen des Bundeslandes Baden-Württemberg fördern soll, die es ansonsten angesichts etablierter Player oftmals schwer haben, sichtbar zu werden. Umrahmt wird das Festival von Filmen, Diskussionen, Workshops und Partys.
Fotos: Sebastian Bühler
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Catharina Seegelken
Einmalige Förderung
UnterwegsTheater – 30.000 Euro zum 30-jährigen Jubiläum Die Manfred Lautenschläger-Stiftung hatte bereits des Öfteren Berührungspunkte mit dem Heidelberger UnterwegsTheater – in der Regel, wenn die Hebelhalle zum Schauplatz des Bundesjugendballetts wurde oder im Zuge der Kooperation mit dem Stadttheater bei der Tanzbiennale. Dieses Mal jedoch gab es keinen Projektantrag und auch keine Kooperation mit einem anderen Haus. Die Tatsache, dass Jai Gonzales und Bernhard Fauser trotz einiger Hürden und Widrigkeiten ihr 30-jähriges Jubiläum feierten, rief spontan Anerkennung und Respekt bei Stifter Manfred Lautenschläger hervor. Er beschloss daher, das mit einer nicht zweckgebundenen Zuwendung zum Ausdruck zu bringen und spendete für jedes Jahr des Bestehens 1.000 Euro, also insgesamt 30.000 Euro.
Dr. h. c. Manfred Lautenschläger und Bernhard Fauser Foto: Eisnecker
Dies nutzen Fauser und Gonzales einerseits, um einen lang ersehnten Wunsch zu erfüllen – nämlich L-E-V zurück nach Heidelberg zu bringen. Waren sie bei ihrem ersten Besuch in Heidelberg noch weniger bekannt, so ist diese Kompanie inzwischen unter anderem mit dem Fedora - Van Cleef & Arpels Prize for Ballet ausgezeichnet worden. Ihre Aufführung von „Love Chapter 2“ sollte 2018 ihre einzige Station in Deutschland werden. Andererseits kam es zu einer Wiederaufnahme der von Jai Gonzales choreografierten Jubiläumsproduktion „Weiterlaufen“, deren Titel man wohl als Aufruf zu weiteren Jahrzehnten des Tanzes mit dem UnterwegsTheater verstehen darf. Catharina Seegelken
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Preise
Lautenschläger-Forschungspreis und Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs Der Lautenschläger-Forschungspreis der Universität Heidelberg existiert seit 2001 und wird alle zwei Jahre an herausragende, aktiv forschende Wissenschaftler verliehen. Der Preis ist mit 250.000 Euro dotiert. Das Preisgeld soll dem Preisträger bei der Durchführung oder Vollendung eines Projektes helfen und dabei besonders zur Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern im Rahmen dieses Projektes beitragen. Sowohl anwendungsbezogene Forschung als auch Grundlagenforschung werden gefördert. Aufgrund seiner Bedeutung, der Höhe des Preisgeldes und seinem langen Bestehen kann der Forschungspreis als ein besonderes “Leuchtturmprojekt” der Manfred LautenschlägerStiftung bezeichnet werden. Mit dem Preis werden international anerkannte Wissenschaftler der Universität Heidelberg sowie renommierte ausländi-
Frau des verstorbenen Karlheinz Meier nimmt Preis entgegen.
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sche Wissenschaftler ausgezeichnet, die der Universität Heidelberg in wissenschaftlicher Kooperation verbunden sind. Der Preis kann an Wissenschaftler aller Bereiche verliehen werden, Naturwissenschaften und Medizin werden ebenso wie Geistes- und Gesellschaftswissenschaften berücksichtigt. 2018 wurde der Experimentalphysiker Prof. Dr. Karlheinz Meier, der wenige Tage nach Bekanntgabe der Auszeichnung verstarb, posthum mit dem Lautenschläger-Forschungspreis geehrt. Das Preisgeld erhielt seine Arbeitsgruppe am Kirchhoff-Institut für Physik. Im Rahmen der festlichen Preisverleihung am 7. Dezember 2018 in der Alten Aula würdigte Manfred Lautenschläger den Preisträger Karlheinz Meier als „international herausragenden Wissenschaftler“. Auch die Persönlichkeit des Preisträgers hob Lautenschläger hervor: „Mit den Fragestellungen, die den Ausnahmephysiker faszinierten, bewegte er sich stets an den Grenzen des bis dahin Bekannten und für technisch machbar Gehaltenen. Dabei scheute er nie das Risiko, mit seinen Ideen anzuecken.“ Über den Preisträger: Karlheinz Meier wurde 1992 auf eine Professur für Experimentalphysik an die Universität Heidelberg berufen, an der er im Jahr 1999 das Kirchhoff-Institut für Physik gründete. Zuvor hatte er auf dem Gebiet der Elementarteilchenphysik am Deutschen ElektronenSynchrotron (DESY) in Hamburg und am europäischen Forschungszentrum CERN in Genf gearbeitet. In Heidelberg wandte sich der Physiker vor rund 15 Jahren einem neuen Arbeitsgebiet zu: den Prinzipien der Informationsverarbeitung des Gehirns und der Frage, wie diese auf neuartige Computerarchitekturen übertragen werden können.
Preise
Dafür entwickelte er mit BrainScaleS ein fundamental neues Computersystem. Der neuromorphe BrainScaleS-Chip stellt ein physikalisches Abbild seines biologischen Vorbilds, des Gehirns, dar und realisiert dessen Zellen, Verbindungen und Kommunikation durch analoge und digitale Schaltungen unter Verwendung moderner Mikroelektronik. Aufgebaut und in Betrieb genommen wurde das System im Rahmen des Human Brain Project. Prof. Meier war Mitbegründer dieses von der Europäischen Union geförderten Flaggschiff-Projekts. Erstmals wurde 2018 auch der Lautenschläger-Forschungspreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs verliehen, welcher mit 25.000 Euro dotiert ist und zur nachhaltigen Förderung exzellenter Nachwuchswissenschaftler beitragen soll. Dieser Preis kann an Habilitanden, Nachwuchsgruppenleiter und Juniorprofessoren, die herausragende wissenschaftliche Leistungen und besonders innovative Forschungsansätze vorweisen können, verliehen werden. Das Preisgeld soll die jungen Forscherinnen und Forscher in ihrer persönlichen wissenschaftlichen Entwicklung fördern sowie ihre Forschungstätigkeit unterstützen. Bei der „Premiere” des Preises wurde Dr. Claudia Backes ausgezeichnet. Über die Preisträgerin: Sie arbeitet seit 2015 an der Universität Heidelberg und leitet am PhysikalischChemischen Institut eine Nachwuchsforschergruppe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Emmy Noether-Programms gefördert wird. Mit der Erforschung von Nanomaterialien widmet sie sich einem hochaktuellen Arbeitsgebiet. Mithilfe spezieller Verfahren
Dr. Claudia Backes nimmt erstmalig verliehenen Lautenschläger-Forschungspreis für Nachwuchswissenschaftler entgegen. Fotos: Rothe
blättert die Wissenschaftlerin aus Schichtkristallen verschiedener chemischer Zusammensetzungen dünne Lagenpakete ab, um so neue ultradünne Nanomaterialien zu erzeugen. Die neugewonnenen zweidimensionalen Materialien untersucht sie mit Methoden der Spektroskopie und der Mikroskopie, um ihre spezifischen Eigenschaften im Hinblick auf elektrische, optische und elektrochemische Einsatzmöglichkeiten zu optimieren. Dr. Backes wurde 2017 als hervorragende Nachwuchswissenschaftlerin an der Universität Heidelberg mit dem Klaus-Georg und Sigrid Hengstberger-Preis ausgezeichnet. Markus Lautenschläger
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Preise
James W.C. Pennington Award
Der Religionshistoriker Eddie S. Glaude Jr., Professor an der Princeton University (USA), wurde am 19. Juni 2018 im Heidelberg Center for American Studies mit dem James W.C. Pennington Award der Universität Heidelberg ausgezeichnet. Prof. Glaude hat an der Princeton University die William S. Tod Professur für Religion und afroamerikanische Studien inne und ist Direktor des Center for African American Studies. Er zählt zu den führenden Experten für afroamerikanische Religionsgeschichte und befasst sich in seinen Forschungsarbeiten u. a. mit der Bürgerrechtsbewegung, dem (sogenannten) Black Nationalism und der gegenwärtigen US-amerikanischen Politik. Der Preis, der vom Heidelberg Center for American Studies (HCA) und der Theologischen Fakultät vergeben wird, ist nach dem amerikanischen Pfarrer und ehemaligen Sklaven James W.C. Pennington (1807–1870) benannt. Dieser erhielt 1849 die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg und war damit der erste Afroamerikaner, dem dieser Titel von einer europäischen Univer-
Fotos: Douglas Favero
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sität verliehen wurde. Mit dem, 2018 zum siebten Mal vergebenen, James W.C. Pennington Award werden herausragende Wissenschaftler geehrt, die zu Themen forschen, die für Pennington von besonderer Bedeutung waren: Sklaverei, Emanzipation, Frieden, Bildung, gesellschaftliche Reformen, Bürgerrechte, Religion und interkulturelle Verständigung. Verbunden mit dem Preis ist ein einmonatiger Forschungsaufenthalt in Heidelberg. Der Preis bündelt mit der Auszeichnung akademischer Exzellenz, der Stärkung der internationalen Wahrnehmung der Universität Heidelberg und den Themengebieten, zu denen die ausgezeichneten Wissenschaftler forschen, vieles, was den Förderschwerpunkten der Manfred Lautenschläger-Stiftung entspricht. Aus diesen Gründen fördert die Stiftung den Preis seit seinem Bestehen und spendet die Mittel für das Preisgeld, den Forschungsaufenthalt der jeweiligen Preisträger sowie die Durchführung der Preisverleihung.
Markus Lautenschläger
Preise
AutorenPreis des 35. Heidelberger Stückemarkts
Der AutorenPreis ist ein Dramatikerpreis für noch nicht uraufgeführte deutschsprachige Theaterstücke und der Hauptpreis des Theaterfestivals Heidelberger Stückemarkt. Aus den Einsendungen nominieren die Festivalleitung und die Dramaturgen des Theaters und Orchesters Heidelberg bis zu sieben Dramentexte, die in szenischen Lesungen vorgestellt werden. Eine Jury aus Theatermachern und Bühnen-autoren vergibt dann den Preis, zudem eröffnet die Premiere eines nominierten Stücks stets den Stückemarkt im folgenden Jahr. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird durch die Manfred Lautenschläger-Stiftung zur Verfügung gestellt. Am letzten Abend des 35. Heidelberger Stückemarkts wurde Ulrike Syha für ihr Stück „Drift“ mit dem AutorenPreis ausgezeichnet. Das Stück, das das Leben in der Provinz thematisiert, erinnerte die Jury mit seinem Humor an den Schweizer Theatermann und „Langsamkeitskünstler“ Christoph Marthaler. Der AutorenPreis hat sich in der deutschsprachigen Theaterlandschaft als einer der wichtigsten Preise für Nachwuchsautoren etabliert und wird somit weit über Heidelberg hinaus wahrgenommen und beachtet. Das Preisgeld eröffnet außerdem den ausgezeichneten Autoren die Möglichkeit, mehr Zeit dem Schreiben neuer Stücke zu widmen und ihr Talent weiter zu entwickeln und entfalten. Markus Lautenschläger
Fotos: Sebastian Bühler
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Stiftungsjahr in Zahlen
Verteilung der Spendengelder nach Fรถrderschwerpunkte
6% 13 %
42 % 19 %
5% 15 % Kinder und Jugendliche Wissenschaft und Forschung Toleranz und Integration
Verteilung der gefรถrderten Projekte auf Fรถrderschwerpunkte
Regionale Fรถrderungen Preise und Stipendien Allgemeine Spenden
16 % 31 % 13 %
12 % 12 %
16
16 %
Ausblick 2019
Frühe Entwicklungshilfe für Flüchtlingskinder im PHV Geflüchtete, die sich in Baden-Württemberg um Asyl bemühen, kommen seit Dezember 2014 im Heidelberger Patrick-Henry-Village (PHV), eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes, an. Unter den Geflüchteten befinden sich auch viele Kinder, ihre Anzahl ist schwankend. Wenn auch alle Seiten sehr bemüht sind, möglichst zeitnah eine dezentrale Unterbringung zu organisieren, befinden sich die zum größten Teil traumatisierten Kinder teilweise Wochen oder sogar Monate in dieser Einrichtung. Das Projekt „Frühe Entwicklungshilfen für Flüchtlingskinder“ am Institut für Psychosoziale Prävention konnte in der Pilotphase unter der Leitung von Prof. Dr. Holm-Hadulla einen bedeutsamen Beitrag zur psychosozialen Betreuung neu eingetroffener Flüchtlingskinder leisten. Dies geht in erster Linie auf die Mitarbeit von Psychologiestudierenden als wissenschaftliche Hilfskräfte zurück. Die Hilfskräfte arbeiten in der Kinderbetreuung des PHV und sind dabei für die hauptamtlichen Mitarbeiter/-innen von European Homecare eine wichtige Unterstützung. Trotz einiger personeller Wechsel im Laufe des Jahres (durch Neuanstellungen, Studienabschlüsse etc.) bestand das Team der Hilfskräfte stets aus ca. 7 bis 8 Studierenden. Durch die Mitwirkung der Hilfskräfte konnte eine ganztägige Betreuung von montags bis freitags, jeweils vor- und nachmittags, gewährleistet werden. Abgesehen davon, dass die wissenschaftlichen Hilfskräfte eine wichtige fachliche Unterstützung darstellen, sind sie zudem auch in die konzeptuelle Gestaltung der Kinderbetreuung eingebunden und konnten hier wichtige, kreative Impulse geben.
2018 gelang es Frau Professor Sabina Pauen zudem, dass die „Frühen Entwicklungshilfen für Flüchtlingskinder“ auch in die Lehre am Psychologischen Institut einbezogen wird. Die Hilfskräfte wurden im Jahr 2018 durch zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Instituts betreut (Sophie Hauschild bis Ende September 2018, Theresa Elsässer ab Oktober 2018, beides Psychologinnen M.Sc.) und erhielten regelmäßige Angebote zum Erfahrungsaustausch und zur Supervision. Neben ihrem wichtigen Beitrag zur Unterhaltung der Kinderbetreuung waren die Hilfskräfte im Wintersemester 2018/19 auch in die Durchführung eines Seminars des Psychologischen Instituts eingebunden. Die Hilfskräfte trugen hier dazu bei, dass Studierende der Psychologie einen Einblick in die PHV-Kinderbetreuung erhielten und dabei theoretisches Wissen mit konkreten praktischen Erfahrungen verknüpfen konnten. Im Jahr 2019 wird diese Arbeit mit Unterstützung der Manfred LautenschlägerStiftung und von Herrn Wolfgang Marguerre fortgesetzt und erweitert.
Catharina Seegelken
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Kuratoriumsmitglieder
Kuratoriumsmitglieder der Manfred Lautenschl채ger-Stiftung
Angelika Lautenschl채ger (Vorsitz)
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Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Markus B체chler
Prof. Dr. Dr. h. c. Detlef Junker
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Paul Kirchhof
Dr. Volker Then
Romani Rose
J체rgen Dernbach
Dr. Matthias Zimmermann
Sascha Spartaru
Impressum Herausgeber:
Manfred Lautenschläger-Stiftung gGmbH Zeppelinstraße 151 69121 Heidelberg
Geschäftsführer:
Catharina Seegelken Markus Lautenschläger
Redaktion:
Catharina Seegelken Markus Lautenschläger
Gestaltung, Satz, Layout:
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Tel. +49 (0)6221 54 50-89 www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechter.