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MAGDEBURG KOMPAKT

GESICHTER & GESCHICHTEN

9-2014

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Seit 25 Jahren sitzt Henry Wilke im selben Büro. Von hier aus hat er seinen Lebensweg bestimmt (großes Foto). Der erste Verkaufspavillon befand sich in den ursprünglichen Räumen des 1989 eröffneten Auto-, Wasch- und Pflegedienstes (kl. Foto, Mitte). Im Basislager vor der Besteigung des Peak Island (6.198 m) in Nepal (kl. Foto unten). Foto: Peter Gercke/ privat

von Nissan. Die haben länger hingehört und vielleicht gesagt, dass man Menschen mit Unternehmungsgeist eine Chance geben müsse. Jedenfalls hatte Henry Wilke am 1. Juli 1990 einen Händlervertrag in der Tasche und begann am Königsweg einen neuen Weg zu gehen. „Damals war der Nachholbedarf riesig. In kurzer Zeit beschäftigte ich zehn Mitarbeiter, um die Nachfrage leisten zu können“, berichtet der Autofachmann. 1991 entstand auf dem Grundstück der Schwiegereltern eine Lackiererei. Mit dem wirtschaftlichen Schwung ließ er den ersten Verkaufspavillon in Ottersleben Frankefelde errichten, genau an der Stelle, wo der Königsweg abzweigt. Alles, was dann unternehmerisch folgte, findet eine Erklärungsmöglichkeit in Geradlinigkeit und Verlässlichkeit von Henry Wilke. Sein Grundsatz lautet: „Für mich gilt das gesprochene Wort.“ Er will sich verlassen, genauso wie er für andere verlässlich sein will. Deshalb existiert seit 1998 eine weitere Niederlassung am Silberbergweg und seit 2004 eine Mazda-Vertretung an der Körbelitzer Straße in Rothensee. Es ist keine Selbstverständlichkeit, für 30 Mitarbeiter Verantwortung zu tragen, in Ottersleben – am Ort der Wurzeln – für Events wie das mittlerweile 18 Jahre lang existierende Tennisturnier „Ottersleben Open“ mit Live-Musik-Fest zu organisieren sowie vie-

len Vereinen und sozialen Einrichtungen Unterstützung zu gewähren. Von Januar 2012 bis Ende 2013 hatte Henry Wilke mit seiner zweiten Ehefrau Sybille am Elbbahnhof ein Reihenhaus bezogen. „Ich bin mit der Hektik dort nicht klargekommen“, begründet Wilke seine Rückkehr nach Ottersleben. Die Wurzeln liegen hier scheinbar tiefer, als er es vielleicht selbst wahrhaben wollte. Vielleicht besitzt Ottersleben sogar eine besondere Macht. Auf jeden Fall hat Henry Wilke diese Magie beeinflusst, in seinen Entscheidungen und auf seinem Königsweg. Das Leben hat ihm einige Brüche und Rückschläge abverlangt. Da war nicht nur der Zusammenbruch der ersten Unternehmensidee zu DDR-Zeiten, sondern auch eine bittere Krankheit. Zu „Glanzzeiten“ wog der 1,74 Meter große Mann mal 97 Kilogramm. Heute sind es keine 77 mehr. Einen 6.000er hat er ohne Höhenerfahrung mit Bergführern in Nepal bestiegen. Aber eine der größten Herausforderungen liegt noch vor ihm. Ab September wird Sohn Marko Wilke das Unternehmen übernehmen. Den Sprössling hat er in die USA zum Studium geschickt. Der Nachfolger hat andere Ideen als der Vater und er wird beweisen

wollen, dass er den guten Namen Wilke in Magdeburg mit derselben Strahlkraft am Leben hält. Das Loslassen des eigenen Lebenswerkes ist für den 53jährigen Senior bestimmt nicht einfach. Aber er geht auch diesen Königsweg. Marko Wilke lebt ebenso in Ottersleben. Damit können zumindest schon einmal die Wurzeln wirken. Henry Wilke wäre nicht Henry Wilke, wenn er nicht sehr genau wüsste, dass man für die eigenen Ziele einen Königsweg voranstellen muss und dass es nur die eigenen Schritte sind, die zum Ziel führen. Die Autohäuser abzugeben, heißt für den Ottersleber nicht, sich zur Ruhe zu setzen. Für ihn gibt es quasi mit einer neuen Aufgabe eine Art Rückbesinnung: Mit dem „Karosserie & Lackcenter Wilke“ kehrt Henry Wilke irgendwie auch zu den Anfängen seines Weges zurück. Es ist nur ein weiterer Abschnitt auf dem persönlichen Königsweg, um Spuren hinterlassen zu können, die man in der Stadt schwer übersieht. Spuren hinterlassen, kann aber nur, wer sich wie Henry Wilke auf die Kraft seiner Wurzeln besinnen kann.


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